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Germar Rudolf Kardinalfragen an Deutschlands ... - Weltordnung.ch

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<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, Jahrg<strong>an</strong>g 1964, gehört heute zu den weltweit<br />

bek<strong>an</strong>ntesten Holocaust-Revisionisten. In dem vorliegenden<br />

Werk bes<strong>ch</strong>reibt er, was ihn, den einst f<strong>an</strong>atis<strong>ch</strong> Holocaust-<br />

Gläubigen, dazu bewog, seinen Glauben zu hinterfragen und<br />

si<strong>ch</strong> dem Revisionismus zuzuwenden, obwohl er damit seine<br />

erfolgverspre<strong>ch</strong>ende Karriere als Wissens<strong>ch</strong>aftler <strong>an</strong> einem<br />

Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut zerstörte. Zudem begründet er, warum<br />

der Revisionismus wi<strong>ch</strong>tig ist, wieso er im Gegensatz zur etablierten<br />

Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ung für si<strong>ch</strong> be<strong>an</strong>spru<strong>ch</strong>en k<strong>an</strong>n,<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> zu sein, und warum jede staatli<strong>ch</strong>e und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Verfolgung der Revisionisten mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidrig<br />

ist.<br />

Darüber hinaus enthält dieses Sammelwerk eine Reihe<br />

von Beiträgen, in denen <strong>Rudolf</strong> nü<strong>ch</strong>tern über die selbst erlebte<br />

staatli<strong>ch</strong>e und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Verfolgung beri<strong>ch</strong>tet,<br />

über Strafprozesse, Medien-Hetzkampagnen, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Ausgrenzung und die Verni<strong>ch</strong>tung seiner bürgerli<strong>ch</strong>en<br />

Existenzgrundlage. Das Bu<strong>ch</strong> wird abgerundet dur<strong>ch</strong> einen<br />

Überblick über Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.<br />

Neben einigen hervorste<strong>ch</strong>enden Beispielen der Verfolgung<br />

friedfertiger politis<strong>ch</strong>er und historis<strong>ch</strong>er Dissidenten wird die<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage von Zensur und Verfolgung Andersdenkender<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ebenso bes<strong>ch</strong>rieben wie die historis<strong>ch</strong>e<br />

Entwicklung der si<strong>ch</strong> immer totalitärer gebärenden deuts<strong>ch</strong>en<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong>gezei<strong>ch</strong>net.<br />

ISBN 978-1-902619-09-9<br />

9 781902 619095<br />

90000><br />

Castle Hill Publishers<br />

PO Box 118<br />

Hastings, TN34 3ZQ<br />

Great Britain<br />

GERMAR<br />

RUDOLF<br />

AN DEUTSCHLANDS<br />

POLITIKER<br />

KARDINALFRAGEN<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

<strong>Kardinalfragen</strong><br />

<strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Aufforderung zur Wiederherstellung<br />

der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

Castle Hill Publishers


KARDINALFRAGEN AN DEUTSCHLANDS POLITIKER


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

<strong>Kardinalfragen</strong><br />

<strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Aufforderung zur Wiederherstellung<br />

der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

Castle Hill Publishers<br />

PO Box 118, Hastings TN34 3ZQ, Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

März 2005


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>:<br />

<strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Aufforderung zur Wiederherstellung der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

März 2005<br />

Hastings (East Sussex): Castle Hill Publishers<br />

PO Box 118, Hastings TN34 3ZQ, UK<br />

ISBN: 1-902619-09-9<br />

Dies ist eine stark überarbeitete Fassung des Bu<strong>ch</strong>es:<br />

Stiftung Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek (Hg.):<br />

<strong>Kardinalfragen</strong> zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

Eine Sammlung kontroverser Stellungnahmen von <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> alias<br />

Ernst Gauss zum herrs<strong>ch</strong>enden Zeitgeist in Wissens<strong>ch</strong>aft, Politik, Justiz und<br />

Medien<br />

Stiftung Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek<br />

Postbus 60, B-2600 Ber<strong>ch</strong>em 2, Belgien<br />

ISBN 90-73111-20-X<br />

© <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, 1996, 2004<br />

Gesetzt in der / Set in Times New Rom<strong>an</strong>.<br />

www.vho.org/D/kadp<br />

Falls diese Seite zensiert wird, versu<strong>ch</strong>en es mittels www.<strong>an</strong>onymizer.com


Inhalt<br />

Zur Einführung .............................................................................................7<br />

Vom Eros der Erkenntnis oder: Wie wird m<strong>an</strong> zum Revisionisten? ..........15<br />

Über die Naivität eines Jungrevisionisten oder: re<strong>ch</strong>t haben und re<strong>ch</strong>t<br />

bekommen sind zwei Paar S<strong>ch</strong>uhe .............................................................35<br />

Über den S<strong>ch</strong>utz der Mens<strong>ch</strong>enwürde ........................................................59<br />

Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse ......................................................69<br />

Pawlow läßt grüßen!.................................................................................135<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft? Einige Hilfestellungen zur<br />

Unters<strong>ch</strong>eidung von guter und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Wissens<strong>ch</strong>aft ..........................143<br />

Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute.........................................................................167<br />

Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en ................................................................................199<br />

Remers Kommentare zum <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten oder: Wie einfa<strong>ch</strong> es ist, im<br />

freiesten Staat der deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te 14 Monate unfrei zu sein...............199<br />

Deuts<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>tsurteil: Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Werk wird verbr<strong>an</strong>nt! ............232<br />

Mehr Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en ............................................................................236<br />

In der Bundesa<strong>ch</strong>t – Die Entre<strong>ch</strong>tung unliebsamer Bürger ......................245<br />

Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat .........................................................................265<br />

Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>............................................283<br />

“Hier öffnen die Toten den Lebenden die Augen” – Eintrag von<br />

Bundespräsident Rom<strong>an</strong> Herzog <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> des 50. Jahrestages der<br />

Befreiung des KL Aus<strong>ch</strong>witz am 27.1.1995 in Aus<strong>ch</strong>witz/Birkenau.......304<br />

Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>............................................................................313<br />

Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl… viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d......357<br />

Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>? Die Zerstörung von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten unter<br />

dem Einfluß von Kriegspropag<strong>an</strong>da .........................................................377<br />

Naht ein deuts<strong>ch</strong>er Bürgerkrieg? ..............................................................417<br />

Personenverzei<strong>ch</strong>nis .................................................................................423<br />

5


“Dem Begriff ‘Tabu’ wäre wohl am besten entspro<strong>ch</strong>en,<br />

indem m<strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>t über ihn spri<strong>ch</strong>t.”<br />

Steph<strong>an</strong> Rudas 1<br />

Zur Einführung<br />

Der Titel dieses Bu<strong>ch</strong> weist daraufhin, daß es si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> bestimmte Ver<strong>an</strong>twortungsträger<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ri<strong>ch</strong>tet, denn die in diesem Bu<strong>ch</strong> niedergelegten<br />

Sa<strong>ch</strong>verhalte weisen auf politis<strong>ch</strong>-gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fehlentwicklungen<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d hin, für die letztendli<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>en Politiker die Ver<strong>an</strong>twortung<br />

tragen.<br />

Nun k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> freili<strong>ch</strong> argumentieren, in einer Demokratie trage letztli<strong>ch</strong><br />

das Volk die Ver<strong>an</strong>twortung. I<strong>ch</strong> werde mi<strong>ch</strong> hier aber ni<strong>ch</strong>t der Illusion<br />

hingeben, daß die Erlaubnis, einmal in vier Jahren ein Kreuz<strong>ch</strong>en bei jenen<br />

Parteien ma<strong>ch</strong>en zu dürfen, die einem als einzig wählbar zuvor dur<strong>ch</strong> endlose<br />

Medienkampagnen eingebleut wurden, irgend etwas mit demokratis<strong>ch</strong>er,<br />

ver<strong>an</strong>twortungsbewußter Mitbestimmung zu tun hätte. Das Wahlverhalten<br />

des deuts<strong>ch</strong>en Wählers zeigt offenkundig, daß er si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong><br />

dressieren läßt. Daß das Wort “freie Wahl” etwas mit freiem Wählen zu tun<br />

hat, hat Otto Normalverbrau<strong>ch</strong>er offenbar bis heute ni<strong>ch</strong>t begriffen. Er läßt<br />

si<strong>ch</strong> statt dessen vor jeder “Wahl” mit allerlei Greuelpropag<strong>an</strong>da gegen alle<br />

alternativen Parteien, die dem Establishment zuwider sind, ins Bockshorn<br />

jagen.<br />

Da das politis<strong>ch</strong>e Establishment im Verbund mit den Massenmedien dafür<br />

sorgt, daß immer die glei<strong>ch</strong>e politis<strong>ch</strong>e Kaste in Amt und Würden gewählt<br />

wird, tut m<strong>an</strong> gut dar<strong>an</strong>, genau dieser Kaste die Ver<strong>an</strong>twortung für<br />

die hier offengelegten M<strong>an</strong>gelers<strong>ch</strong>einungen deuts<strong>ch</strong>er Re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>keit<br />

<strong>an</strong>zulasten. Das deuts<strong>ch</strong>e Volk hat als das <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e “Tätervolk” über die<br />

1<br />

Steph<strong>an</strong> Rudas, “Sti<strong>ch</strong>worte zur Sozialpsy<strong>ch</strong>ologie der Tabus”, in: Peter Bettelheim, Robert<br />

Streibel (Hg.), Tabu und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Zur Kultur des kollektiven Erinnerns, Picus-<br />

Verlag, Wien 1994, S. 17.<br />

7


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

letzten 60 Jahre genügend Prügel erhalten. Da muß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

dreins<strong>ch</strong>lagen.<br />

I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e mir au<strong>ch</strong> keine Illusionen darüber, daß Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds staatstragende<br />

Politiker taubstumm sind, wenn es um die in diesem Bu<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gespro<strong>ch</strong>enen<br />

Probleme geht. Dies au<strong>ch</strong> und vor allem deshalb, weil dieses<br />

Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von einer prominenten, <strong>an</strong>gesehenen Persönli<strong>ch</strong>keit des öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Lebens Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds verfaßt wurde, sondern von einem Außenseiter<br />

und Einzelgänger, um es sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auszudrücken. Wie si<strong>ch</strong> aus diesem Bu<strong>ch</strong><br />

ergibt, bezei<strong>ch</strong>nen mi<strong>ch</strong> ver<strong>an</strong>twortungstragende deuts<strong>ch</strong>e Politiker im<br />

Glei<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ritt mit Justiz und Medien als etwas g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres – aber das herauszufinden<br />

sowie die Gründe dafür zu begreifen, überlasse i<strong>ch</strong> dem Leser.<br />

Um es auf den Punkt zu bringen, oder mehr no<strong>ch</strong>: um es provokativ zu<br />

formulieren, sei die These dieses Bu<strong>ch</strong>es hier prägn<strong>an</strong>t zusammengefaßt:<br />

Der heutige Staat Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ist eine Gesinnungsdiktatur,<br />

in der jährli<strong>ch</strong> etwa zehntausend politis<strong>ch</strong>e Dissidenten strafverfolgt<br />

werden, und wo mehrere hundert politis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gene hinter S<strong>ch</strong>loß und<br />

Riegel sitzen, und zwar einzig und alleine deshalb, weil sie friedli<strong>ch</strong>e Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

auf friedli<strong>ch</strong>e Weise äußerten, die den Herrs<strong>ch</strong>enden ni<strong>ch</strong>t in den<br />

Kram passen.<br />

Sol<strong>ch</strong> eine These ist freili<strong>ch</strong> vollkommener Unsinn, wird der deuts<strong>ch</strong>e<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsbürger entrüstet ausrufen, denn s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> weiß jeder, daß in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te gewährt werden und die Re<strong>ch</strong>tstaatli<strong>ch</strong>keit<br />

ho<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ätzt und gepflegt wird.<br />

Um Ihnen diese Illusion mit einer mä<strong>ch</strong>tigen Ladung unwiderlegbarer<br />

Beweise auszutreiben, dazu soll dieses Bu<strong>ch</strong> dienen.<br />

Um die Diskrep<strong>an</strong>z zwis<strong>ch</strong>en Selbstverständnis und Realität der heutigen<br />

deuts<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft zu verstehen, muß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> mit Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Tabus<br />

ausein<strong>an</strong>dersetzen, die es verhindern, daß m<strong>an</strong> das wahrnimmt, was<br />

na<strong>ch</strong> eigenem Wuns<strong>ch</strong>denken ni<strong>ch</strong>t wahr sein darf. Um si<strong>ch</strong> mit einem Tabu<br />

ausein<strong>an</strong>derzusetzen, muß m<strong>an</strong> es bre<strong>ch</strong>en. Lassen Sie mi<strong>ch</strong> also als<br />

Einleitung zu diesem Bu<strong>ch</strong> das deuts<strong>ch</strong>e Tabu s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin bre<strong>ch</strong>en, damit<br />

wir <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend eine breite Palette seiner Auswirkungen <strong>an</strong>alysieren können.<br />

Was ist ein Tabu? Lesen Sie no<strong>ch</strong> einmal das dieser Einleitung vor<strong>an</strong>gestellte<br />

Motto. Ein wahrli<strong>ch</strong> effektives Tabu verhindert es zuallererst, daß<br />

m<strong>an</strong> es ein sol<strong>ch</strong>es zu nennen wagt, denn Tabus sind etwas Ar<strong>ch</strong>ais<strong>ch</strong>es,<br />

etwas, das einer aufgeklärten, toler<strong>an</strong>ten Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t geziemt. Und<br />

ein Tabu als sol<strong>ch</strong>es zu bezei<strong>ch</strong>nen, kommt deshalb einer Anklage dieser<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft glei<strong>ch</strong>, primitiv, unaufgeklärt, unterdrückeris<strong>ch</strong> zu sein. Letzt-<br />

8


Einführung<br />

li<strong>ch</strong> ist das Beim-Namen-Nennen eines Tabus zuglei<strong>ch</strong> der Bru<strong>ch</strong> desselben,<br />

also genau jener Tabubru<strong>ch</strong>, den die Gesells<strong>ch</strong>aft bestraft, die dieses<br />

Tabu hegt.<br />

Was ist also nun das Tabu der westli<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften im allgemeinen<br />

und Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds im besonderen? Über was wagen Sie si<strong>ch</strong>, als der aufgeklärte<br />

Bürger Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds, ni<strong>ch</strong>t öffentli<strong>ch</strong> in einer Weise zu äußern, die<br />

der Erwartungshaltung dieser Gesells<strong>ch</strong>aft widerspri<strong>ch</strong>t?<br />

Die Lösung zu finden ist einfa<strong>ch</strong>, und i<strong>ch</strong> meine hier jetzt ni<strong>ch</strong>t die Lektüre<br />

dieses Bu<strong>ch</strong>es, das si<strong>ch</strong> fast auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> mit dem deuts<strong>ch</strong>en Großtabu<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin befaßt. Nein, die Lösung liegt offen zutage für jeden, der<br />

nur sehen will. M<strong>an</strong> frage si<strong>ch</strong> nur, wel<strong>ch</strong>e Ereignisse in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />

Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d dazu führten, daß Personen des öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Lebens massiv <strong>an</strong>gegriffen wurden, ihre Stellung verloren oder gar vor dem<br />

Strafri<strong>ch</strong>ter l<strong>an</strong>deten, weil sie eine Ansi<strong>ch</strong>t äußerten, die genau jenes Tabu<br />

berührten.<br />

Das – vor Veröffentli<strong>ch</strong>ung dieses Bu<strong>ch</strong>es – letzte Beispiel in der Serie<br />

sol<strong>ch</strong>er Vorfälle war der Fall des Bundestagsabgeordneten Martin Hohm<strong>an</strong>n,<br />

der in einer Rede darüber na<strong>ch</strong>geda<strong>ch</strong>t hatte, ob Juden in der modernen<br />

europäis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> einmal Täter waren und ni<strong>ch</strong>t nur Opfer.<br />

2 Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Das Thema JUDE und alles,<br />

was damit zusammenhängt, ist das Tabu.<br />

S<strong>ch</strong>on beim S<strong>ch</strong>reiben dieses Satzes, beim Bru<strong>ch</strong> dieses Tabus, sträuben<br />

si<strong>ch</strong> selbst mir, na<strong>ch</strong> all den Jahren des Umg<strong>an</strong>gs mit Tabus, no<strong>ch</strong> immer<br />

alle Haare, und i<strong>ch</strong> bin si<strong>ch</strong>er, daß dem dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Leser beim Lesen<br />

dieser Zeilen mä<strong>ch</strong>tig unwohl ist. Hätte i<strong>ch</strong> nur irgendein <strong>an</strong>ders Wort<br />

als JUDE ges<strong>ch</strong>rieben, d<strong>an</strong>n würde si<strong>ch</strong> keiner aufregen.<br />

Haben Sie si<strong>ch</strong> jemals gefragt, wel<strong>ch</strong>e Dressur Sie selbst unbewußt über<br />

si<strong>ch</strong> ergehen haben lassen, daß Sie sol<strong>ch</strong> starke emotionale Reaktionen<br />

entwickeln konnten, die si<strong>ch</strong> nun wohl gegen mi<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>ten, nur weil i<strong>ch</strong> das<br />

unsagbare Wort s<strong>ch</strong>rieb?<br />

Oder meinen Sie, dies sei kein Tabu? D<strong>an</strong>n darf i<strong>ch</strong> fragen: Würden Sie<br />

es wagen, in der Öffentli<strong>ch</strong>keit in kritis<strong>ch</strong>em Tone darüber zu spre<strong>ch</strong>en,<br />

wel<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Einfluß Juden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d hatten und haben, und<br />

was Sie dar<strong>an</strong> auszusetzen haben – falls Sie etwas dar<strong>an</strong> auszusetzen haben?<br />

Das Thema ist tabu, da mit Si<strong>ch</strong>erheit gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> tödli<strong>ch</strong> für jeden,<br />

der es <strong>an</strong>faßt: Wenn Sie es denno<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, d<strong>an</strong>n könnten Sie si<strong>ch</strong><br />

2<br />

Vgl. die Wiedergabe seiner Rede und der si<strong>ch</strong> daraus ergebende “Sk<strong>an</strong>dal” in VffG<br />

7(3&4) (2003), S. 417-421.<br />

9


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

s<strong>ch</strong>neller, als Sie glauben, vor einem Strafri<strong>ch</strong>ter wiederfinden. So einfa<strong>ch</strong><br />

ist das.<br />

Wie war das do<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> mit den in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d gar<strong>an</strong>tierten Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten?<br />

Aber das ist ja eine Ausnahme, werden Sie sagen. Na<strong>ch</strong> allem, was passiert<br />

ist, darf m<strong>an</strong> Juden eben ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>greifen. Aber den Einfluß jeder <strong>an</strong>dere<br />

Gruppe darf m<strong>an</strong> <strong>an</strong>greifen, gell? Zur Abwe<strong>ch</strong>slung werden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

also ni<strong>ch</strong>t Juden ins Gefängnis geworfen, sondern “nur” Judenkritiker.<br />

Aber keine Angst, dieses Thema wird in diesem Bu<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t aufgegriffen.<br />

Es ist nur zwis<strong>ch</strong>en den Zeilen ein Thema, und zwar in dem Sinne,<br />

daß dieses Bu<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> über weite Berei<strong>ch</strong>e mit einem Gebiet bes<strong>ch</strong>äftigt, das<br />

Grundvoraussetzung dafür ist, daß das Thema JUDE überhaupt erst ein Tabu<br />

geworden ist: Das Dogma, daß Juden die Opfer s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin sind; daß sie<br />

die moralis<strong>ch</strong> Guten s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin sind; daß jeder, der die Guten <strong>an</strong>greift, automatis<strong>ch</strong><br />

böse sein muß. Und warum gibt es dieses Dogma? Wegen eines<br />

no<strong>ch</strong> größeren Tabus, auf dem das der JUDEN s<strong>ch</strong>ier uners<strong>ch</strong>ütterli<strong>ch</strong> ruht:<br />

der HOLOCAUST, jenes Ereignis, das die Juden zu den Opfern s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin<br />

ma<strong>ch</strong>te, zu Opfern des s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin Bösen, wodur<strong>ch</strong> sie als Opfer des Bösen<br />

quasi zum s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin Guten av<strong>an</strong>cierten. So zumindest die l<strong>an</strong>dläufige<br />

Ansi<strong>ch</strong>t.<br />

Nun wird der eine oder <strong>an</strong>dere Leser erwidern, der Holocaust sei do<strong>ch</strong><br />

gar kein Tabu, da er do<strong>ch</strong> in der deuts<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft allgegenwärtig sei.<br />

Es ist wahr, es gibt kein <strong>an</strong>deres ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Thema, das in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

öfter beh<strong>an</strong>delt wird als dieses. Aber das beweist ni<strong>ch</strong>t, daß es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

um ein Tabu h<strong>an</strong>delt. Au<strong>ch</strong> Juden sind ja kein Tabu <strong>an</strong> si<strong>ch</strong>, sondern ledigli<strong>ch</strong><br />

die Kritik <strong>an</strong> ihnen. Und so ist es au<strong>ch</strong> mit dem Holocaust. Während<br />

m<strong>an</strong> <strong>an</strong> Juden no<strong>ch</strong> zu einem bestimmten Grade Kritik üben k<strong>an</strong>n, ohne<br />

mä<strong>ch</strong>tigen Ärger zu bekommen, wagen Sie es einmal, am Holocaust Kritik<br />

zu üben. M<strong>an</strong> darf dur<strong>ch</strong>aus bezweifeln, ob mit den Juden oder zumindest<br />

mit bestimmten Juden immer alles g<strong>an</strong>z in Ordnung ist, aber m<strong>an</strong> versu<strong>ch</strong>e<br />

nur einmal, das glei<strong>ch</strong>e mit dem Holocaust oder au<strong>ch</strong> nur mit bestimmten<br />

Aspekten des Holocaust zu ma<strong>ch</strong>en: Stellen Sie si<strong>ch</strong> mal auf einen öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Platz und halten Sie eine Rede, in der Sie den Holocaust <strong>an</strong>zweifeln.<br />

Es dürfte nur re<strong>ch</strong>t kurze Zeit dauern, bis Sie lernen, wo das wirkli<strong>ch</strong>e Tabu<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds liegt. Wenn Sie nämli<strong>ch</strong> auf Ihrem Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t bestehen,<br />

zweifeln zu dürfen und diese Zweifel öffentli<strong>ch</strong> äußern zu dürfen, d<strong>an</strong>n<br />

werden Sie eben zw<strong>an</strong>gsweise gesiebte Luft atmen. Und in dieser Frage<br />

gibt es keine Kompromisse und kein Pardon.<br />

10


Einführung<br />

Aber ist ni<strong>ch</strong>t die erste Lektion der S<strong>ch</strong>recken des Holocaust, daß alles<br />

get<strong>an</strong> werden muß, um eine Wiederholung zu verhindern, wofür das ewige<br />

Erinnern erste Voraussetzung ist und das Leugnen der erste S<strong>ch</strong>ritt hin auf<br />

eine Wiederholung?<br />

I<strong>ch</strong> weiß, wie s<strong>ch</strong>wierig es ist, si<strong>ch</strong> von den psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Fesseln zu<br />

lösen, mit denen wir in der deuts<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>kriegsgesells<strong>ch</strong>aft aufgezogen<br />

wurden. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te daher hier zwei Hilfestellungen geben.<br />

Stellen Sie si<strong>ch</strong> vor, Sie kommen mit einem Raums<strong>ch</strong>iff von einem <strong>an</strong>deren<br />

Pl<strong>an</strong>eten. Sie studieren die vers<strong>ch</strong>iedenen mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften.<br />

Sie stellen fest, daß die westli<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften hohe Ideale bezügli<strong>ch</strong><br />

der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te haben, merken d<strong>an</strong>n aber, daß es da eine Ausnahme<br />

gibt bezügli<strong>ch</strong> einer bestimmten Minderheit und eines historis<strong>ch</strong>en Ereignisses,<br />

das diese Minderheit betraf.<br />

Den Außerirdis<strong>ch</strong>en gegenüber behaupten die Erdenbewohner folgendes:<br />

Um zu verhindern, daß diese Minderheit wiederum verfolgt wird und daß<br />

wiederum Bü<strong>ch</strong>er verbr<strong>an</strong>nt werden, müsse m<strong>an</strong> eben diesmal <strong>an</strong>dere Minderheiten<br />

verfolgen und <strong>an</strong>dere Bü<strong>ch</strong>er verbrennen.<br />

Wie würden Sie als Erdenbewohner den Außerirdis<strong>ch</strong>en gegenüber diesen<br />

offenbar paradoxen Sa<strong>ch</strong>verhalt re<strong>ch</strong>tfertigen?<br />

Die objektive Antwort darauf liegt in der zweiten Hilfestellung verborgen,<br />

die i<strong>ch</strong> Ihnen hier geben will. Lassen Sie uns dazu die ebenso “entrückte”<br />

Position eines beoba<strong>ch</strong>tenden Fors<strong>ch</strong>ers einnehmen, der die Dynamik<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Gesells<strong>ch</strong>aften untersu<strong>ch</strong>t. Der Osnabrücker Soziologieprofessor<br />

Robert Hepp hat zur Frage der Tabus “primitiver” wie “forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>er”<br />

Gesells<strong>ch</strong>aften gefors<strong>ch</strong>t und experimentiert, um beide mitein<strong>an</strong>der<br />

verglei<strong>ch</strong>en zu können. Hier ist zusammengefaßt, was er dabei<br />

herausgefunden hat: 3<br />

“Gelegentli<strong>ch</strong>e Experimente, die i<strong>ch</strong> in Seminaren <strong>an</strong>gestellt habe,<br />

haben mi<strong>ch</strong> davon überzeugt, daß es si<strong>ch</strong> bei ‘Aus<strong>ch</strong>witz’ tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> um<br />

eines der wenigen Tabus im strengen ethnologis<strong>ch</strong>en Sinn h<strong>an</strong>delt, die es<br />

in unserer ‘tabufreien Gesells<strong>ch</strong>aft’ no<strong>ch</strong> gibt. […] Während sie auf <strong>an</strong>dere<br />

Stimuli überhaupt ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>spra<strong>ch</strong>en, reagierten ‘aufgeklärte’ mitteleuropäis<strong>ch</strong>e<br />

Studenten, die keine Tabus mehr kennen wollten, auf die<br />

Konfrontation mit ‘revisionistis<strong>ch</strong>en’ Texten über die Gaskammern in<br />

Aus<strong>ch</strong>witz genau so ‘elementar’ (au<strong>ch</strong> mit verglei<strong>ch</strong>baren physiologis<strong>ch</strong>en<br />

Symptomen) wie Mitglieder primitiver polynesis<strong>ch</strong>er Stämme auf<br />

3 Robert Hepp in: Rolf-Josef Eibi<strong>ch</strong>t, Hellmut Diwald, Grabert, Tübingen 1995, Fußnote<br />

46, S. 140 (vho.org/D/diwald/hepp.html).<br />

11


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

eine Tabuverletzung reagierten. Sie gerieten förmli<strong>ch</strong> ‘außer si<strong>ch</strong>’ und<br />

waren offenbar weder bereit no<strong>ch</strong> fähig, über die dargebotenen Thesen<br />

nü<strong>ch</strong>tern zu diskutieren. Für den Soziologen ist das eine sehr wi<strong>ch</strong>tige<br />

Erfahrung, denn in den Tabus eines Volkes gibt si<strong>ch</strong> zu erkennen, was<br />

ihm heilig ist. Sie verraten freili<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>, wovor es si<strong>ch</strong> für<strong>ch</strong>tet. […] Eine<br />

‘moderne’ Gesells<strong>ch</strong>aft reagiert auf Tabubrü<strong>ch</strong>e oder Tabuverletzungen<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>ders als eine ‘primitive’: sie werden allgemein<br />

als ‘Frevel’ oder ‘Greuel’ empfunden und rufen spont<strong>an</strong> ‘Abs<strong>ch</strong>eu’ und<br />

‘Entsetzen’ hervor. Am Ende wird der Missetäter isoliert, von der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

ausges<strong>ch</strong>lossen und seinerseits ‘tabuisiert’.”<br />

Und genau da liegt die Begründung, die m<strong>an</strong> dem außerirdis<strong>ch</strong>en Besu<strong>ch</strong>er<br />

gegen müßte: Minderheiten müssen verfolgt und deren Bü<strong>ch</strong>er verbr<strong>an</strong>nt<br />

werden, weil diese ein Tabu gebro<strong>ch</strong>en haben. Dies bedarf keiner<br />

weiteren Begründung. Die Außerirdis<strong>ch</strong>en würden daraufhin wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Rasse als primitiv <strong>an</strong>sehen, was <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse<br />

Prof. Hepps ja leider ni<strong>ch</strong>t zu bestreiten ist.<br />

Aber wie isoliert und tabuisiert m<strong>an</strong> nun eine Minderheit in einer “modernen”<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft, daß ihre bloße Erwähnung bei den meisten Abs<strong>ch</strong>eu,<br />

Entsetzen, Greuel hervorruft? Wie errei<strong>ch</strong>t m<strong>an</strong> im “modernen” Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d,<br />

daß fast jeder zustimmt, diese Minderheit gehöre verfolgt, zensiert,<br />

und in Kerker geworfen?<br />

G<strong>an</strong>z einfa<strong>ch</strong>. Im Mittelalter gab m<strong>an</strong> sol<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en den Namen<br />

“Hexe“, und alles <strong>an</strong>dere ergab si<strong>ch</strong> von selbst. Daß diese Mens<strong>ch</strong>en keine<br />

Hexen waren, wurde ni<strong>ch</strong>t bek<strong>an</strong>nt, denn das Thema war ja Tabu, die Opfer<br />

tabuisiert.<br />

Heute nennt m<strong>an</strong> sol<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en “Nazis”, und exakt die glei<strong>ch</strong>en psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en<br />

Me<strong>ch</strong><strong>an</strong>ismen der automatis<strong>ch</strong>en und allgemein akzeptierten<br />

und unterstützen Ausgrenzung und Verfolgung setzen ein.<br />

Bin i<strong>ch</strong> also gegen die Bestrafung von Nazis?<br />

Gegenfrage: Sind Sie gegen die Bestrafung von Hexen?<br />

Was i<strong>ch</strong> mit der Gegenfrage <strong>an</strong>zudeuten versu<strong>ch</strong>e, ist der Umst<strong>an</strong>d, daß<br />

die Frage fals<strong>ch</strong> gestellt ist. Kein Mens<strong>ch</strong> verdient es, verfolgt oder bestraft<br />

zu werden, nur weil m<strong>an</strong> ihm ein Etikett <strong>an</strong>heftete.<br />

Die Frage ist also ni<strong>ch</strong>t, ob i<strong>ch</strong> gegen die Bestrafung von Mens<strong>ch</strong>en bin,<br />

die Verbre<strong>ch</strong>en beg<strong>an</strong>gen haben – ob der ideologis<strong>ch</strong>e Hintergrund des<br />

Verbre<strong>ch</strong>ens nun Hexerei, S<strong>ch</strong>warze Magie, Teufels<strong>an</strong>betung oder Nationalsozialismus<br />

ist, spielt dabei gar keine Rolle –, sondern die Frage ist, ob<br />

jem<strong>an</strong>d, der “Hexe“ oder “Nazi” gen<strong>an</strong>nt wird, überhaupt ein Verbre<strong>ch</strong>en<br />

beg<strong>an</strong>gen hat.<br />

12


Einführung<br />

Die heutige deuts<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft hat inzwis<strong>ch</strong>en einen Punkt errei<strong>ch</strong>t,<br />

wo die Bes<strong>ch</strong>neidung von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten s<strong>ch</strong>on allein damit gere<strong>ch</strong>tfertigt<br />

wird, weil si<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsbes<strong>ch</strong>neidung gegen “Nazis” ri<strong>ch</strong>tet.<br />

Das wird d<strong>an</strong>n von der Öffentli<strong>ch</strong>keit eiligst allgemein akzeptiert. Da fragt<br />

d<strong>an</strong>n keiner mehr, ob die so bes<strong>ch</strong>impften, rufgemordeten, zu Aussätzigen<br />

erklärten Mens<strong>ch</strong>en überhaupt etwas get<strong>an</strong> haben, das eine sol<strong>ch</strong>e Bestrafung<br />

re<strong>ch</strong>tfertigte.<br />

Darum geht es in diesem Bu<strong>ch</strong>. Es zeigt in vielen Facetten den Me<strong>ch</strong><strong>an</strong>ismus<br />

auf, mit dem völlig uns<strong>ch</strong>uldige Mens<strong>ch</strong>en in dieser Gesells<strong>ch</strong>aft zu<br />

Aussätzigen erklärt, mundtot gema<strong>ch</strong>t, mit Rufmord fertig gema<strong>ch</strong>t, vor<br />

Geri<strong>ch</strong>t gezerrt, in S<strong>ch</strong>auprozessen abgeurteilt, bestraft, eingesperrt, berufli<strong>ch</strong><br />

ruiniert und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ausgegrenzt werden unter dem Applaus<br />

der Medien und allgemeiner gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Genugtuung, wieder einmal<br />

einen gefährli<strong>ch</strong>en Hexenmeister (oder “Nazi”) erfolgrei<strong>ch</strong> zur Strecke gebra<strong>ch</strong>t<br />

zu haben.<br />

Ob ein einziger deuts<strong>ch</strong>er Politiker je begreifen wird, auf wel<strong>ch</strong> monströsem,<br />

gesinnungsterroristis<strong>ch</strong>en Pfad si<strong>ch</strong> diese deuts<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft befindet?<br />

Im Namen der über hunderttausend Deuts<strong>ch</strong>en, die in den letzten zehn<br />

Jahren wegen friedli<strong>ch</strong>er Meinungsäußerungen strafverfolgt wurden – die<br />

Beweise dazu finden Sie in diesem Bu<strong>ch</strong> –, mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> die Hoffnung ni<strong>ch</strong>t<br />

aufgeben, daß eines Tages wieder Li<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>eine in meinem Vaterl<strong>an</strong>d, das<br />

ins dunkelste Mittelalter zurückzufallen droht.<br />

Viellei<strong>ch</strong>t k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n eines Tages wieder aus meinem erzwungenen<br />

Exil als freier M<strong>an</strong>n na<strong>ch</strong> Hause zurückkehren…<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Chicago, den 6. Februar 2004<br />

P.S.: Viele der in den Fußnoten <strong>an</strong>gegebenen revisionistis<strong>ch</strong>en Quellen<br />

sind im Internet einsehbar, viele davon auf meiner Webseite www.vho.org.<br />

Wo bek<strong>an</strong>nt, habe i<strong>ch</strong> die bei Drucklegung gültige Adresse <strong>an</strong>gegeben. Internetadressen<br />

für Beiträge in der Zeits<strong>ch</strong>rift Vierteljahreshefte für freie<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung wurden ni<strong>ch</strong>t einzeln aufgeführt. Sie können online<br />

unter www.vho.org/VffG eingesehen werden. Falls die bundesdeuts<strong>ch</strong>e<br />

Zensur verhindert, daß Sie diese Seite errei<strong>ch</strong>en können, versu<strong>ch</strong>en Sie es<br />

mit Anonymisierungsdiensten wie www.<strong>an</strong>onymizer.com.<br />

13


Bayeris<strong>ch</strong>e Nostalgie<br />

Nur tote Fis<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>wimmen immer mit dem Strom.<br />

Vom Eros der Erkenntnis<br />

oder: Wie wird m<strong>an</strong> zum Revisionisten?<br />

Während meiner gymnasialen Oberstufenzeit Anf<strong>an</strong>g der a<strong>ch</strong>tziger Jahre<br />

entwickelte i<strong>ch</strong> eine Vorliebe für alles, was aus Bayern kam: den Fußball<br />

von Bayern Mün<strong>ch</strong>en, die Lederhosen, den Dialekt und natürli<strong>ch</strong> für die<br />

bayeris<strong>ch</strong>e Partei, die CSU. I<strong>ch</strong> wurde damals zu einem Fr<strong>an</strong>z-Josef-<br />

Strauß-F<strong>an</strong> – m<strong>an</strong> möge es mir verzeihen –, und zwar neben politis<strong>ch</strong>en<br />

Gründen vor allem aus der Vorliebe für das urtümli<strong>ch</strong> urig Bayeris<strong>ch</strong>e, für<br />

das der Übervater Strauß eine Art Symbol war.<br />

I<strong>ch</strong> trat damals in die Junge Union ein, wirkte in ihr allerdings nur re<strong>ch</strong>t<br />

kurz, da i<strong>ch</strong> mit meinem Umzug <strong>an</strong> meinen Studienort Bonn im Jahr 1983<br />

vorerst alles politis<strong>ch</strong>e Engagement hinter mir ließ.<br />

Der Herbst des Jahres 1983, mein Studienbeginn in Bonn, war geprägt<br />

von den letzten Ausläufern der Anti-Na<strong>ch</strong>rüstungs-Demonstrationen und<br />

von den Diskussionen um den bevorstehenden Mikrozensus. 1 I<strong>ch</strong> engagierte<br />

mi<strong>ch</strong> damals intensiv für die Position der damals no<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t fris<strong>ch</strong> gekürten<br />

Wenderegierung der Union.<br />

Einen herben Dämpfer erhielt mein Engagement allerdings dur<strong>ch</strong> den<br />

von Strauß eingefädelten Milliardenkredit für die DDR, einen Deal, der allen<br />

von Strauß bis dahin ho<strong>ch</strong>gehaltenen Prinzipien widerspra<strong>ch</strong>, die da vor<br />

allem lauteten, daß mit den totalitären Ma<strong>ch</strong>thabern im Osten nur d<strong>an</strong>n Ges<strong>ch</strong>äfte<br />

gema<strong>ch</strong>t werden dürfen, wenn eine entspre<strong>ch</strong>ende Gegenleistung zu<br />

1<br />

Ironis<strong>ch</strong>erweise besteht die heutige Bundesregierung aus jenen, die in den 70er und 80er<br />

Jahren gegen all dies demonstrierten, und wie kaum <strong>an</strong>ders zu erwarten war, ist deren<br />

heutige Politik no<strong>ch</strong> weitaus s<strong>ch</strong>limmer als das, wogegen sie damals protestierten: Sie<br />

führten Kriege gegen Serbien und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> und sie zerstören zunehmend die Bürgerre<strong>ch</strong>te<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.<br />

15


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

erwarten sei. Gegenleistungen st<strong>an</strong>den damals aber völlig in den Sternen,<br />

und der Abbau der Selbsts<strong>ch</strong>ußautomaten <strong>an</strong> der Grenze wurde begleitet<br />

dur<strong>ch</strong> den Aufbau eines zweiten Grenzzaunes im L<strong>an</strong>desinneren, wodur<strong>ch</strong><br />

die Grenze sogar no<strong>ch</strong> undur<strong>ch</strong>dringli<strong>ch</strong>er wurde. Aus der heutigen Perspektive<br />

ist meine damalige Kritik mehr als gere<strong>ch</strong>tfertigt gewesen, aber<br />

damals war sie die Meinung einer ausgegrenzten und belä<strong>ch</strong>elten Minderheit<br />

– es war “eine singuläre Meinung”.<br />

Das erste Mal im Gefängnis<br />

1984 überredete mi<strong>ch</strong> ein Bundesbruder der katholis<strong>ch</strong>en deuts<strong>ch</strong>en Studentenverbindung<br />

AV Tuisconia Königsberg zu Bonn, der i<strong>ch</strong> damals<br />

fris<strong>ch</strong> beigetreten war, ihn im Februar bei einer Reise in die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei<br />

zu begleiten. Besagter Bundesbruder war Student der katholis<strong>ch</strong>en<br />

Theologie und engagierte si<strong>ch</strong> für die unterdrückte katholis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e in<br />

der damals no<strong>ch</strong> stalinistis<strong>ch</strong>en CSSR. Außerdem stammten seine Eltern<br />

aus dem Sudetenl<strong>an</strong>d, wo er no<strong>ch</strong> heute Bek<strong>an</strong>nte hat. Für deren Re<strong>ch</strong>te als<br />

deuts<strong>ch</strong>e Minderheit setzte er si<strong>ch</strong> ebenfalls ein, neben seinem Engagement<br />

für die Re<strong>ch</strong>te der Sudetendeuts<strong>ch</strong>en allgemein.<br />

Bei dieser Fahrt wurde mit Wissen und Unterstützung der katholis<strong>ch</strong>en<br />

Kir<strong>ch</strong>e versu<strong>ch</strong>t, theologis<strong>ch</strong>e und politis<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er sowie einen Fotokopierer<br />

für eine katholis<strong>ch</strong>e Gemeinde in Prag einzus<strong>ch</strong>muggeln. Nebenbei<br />

bemerkt: Unter politis<strong>ch</strong>er Literatur verstehe i<strong>ch</strong> hier z.B. eine ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Ausgabe von George Orwells 1984, das in der CSSR verboten war. Während<br />

die Bü<strong>ch</strong>er ihren Bestimmungsort f<strong>an</strong>den, wurde der Fotokopierer <strong>an</strong><br />

der Grenze entdeckt und mein Bundesbruder, ein weiterer Begleiter und i<strong>ch</strong><br />

geradewegs na<strong>ch</strong> Pilsen ins Gefängnis gesteckt. Na<strong>ch</strong> zwei Wo<strong>ch</strong>en des<br />

B<strong>an</strong>gens und ohne Kontakt zur Außenwelt, während der i<strong>ch</strong> zweimal verhört<br />

wurde, eröffnete m<strong>an</strong> mir, daß i<strong>ch</strong> ausreisen dürfe, während mein<br />

Bundesbruder zu einem Jahr Haft verurteilt wurde und 10 Monate bis<br />

Weihna<strong>ch</strong>ten im Gefängnis sitzen mußte, bis au<strong>ch</strong> er na<strong>ch</strong> Intervention von<br />

Bundesaußenminister Gens<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong> Hause durfte.<br />

Re<strong>ch</strong>t statt Gewalt<br />

Bei m<strong>an</strong><strong>ch</strong> <strong>an</strong>derem hätte dieses Erlebnis viellei<strong>ch</strong>t dazu geführt, in Zukunft<br />

die Finger von bris<strong>an</strong>ten Themen zu lassen. Bei mir jedo<strong>ch</strong> war es<br />

umgekehrt, denn wenn m<strong>an</strong> mir na<strong>ch</strong> meiner Überzeugung ein Unre<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>-<br />

16


Vom Eros der Erkenntnis<br />

tut, d<strong>an</strong>n neige i<strong>ch</strong> dazu, sol<strong>an</strong>ge zu kämpfen, bis das Unre<strong>ch</strong>t wiedergutgema<strong>ch</strong>t<br />

wurde.<br />

I<strong>ch</strong> habe damals die dunkelsten Seiten der kommunistis<strong>ch</strong>en Diktatur<br />

kennengelernt und mir im Gefängnis ges<strong>ch</strong>woren, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der<br />

Freilassung dafür engagieren werde, sol<strong>ch</strong>erlei Unre<strong>ch</strong>t zu bekämpfen.<br />

In den darauffolgenden etwa 1½ Jahren habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> vor allem im Vertriebenenberei<strong>ch</strong><br />

engagiert, und zwar erstens, weil mein Vater aus S<strong>ch</strong>lesien<br />

stammt, zweitens wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das Vorbild des oben erwähnten<br />

Bundesbruders und drittens aus der Überzeugung heraus, daß die Vertreibung<br />

und Entre<strong>ch</strong>tung der Ostdeuts<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> die kommunistis<strong>ch</strong>en Diktaturen<br />

in der CSSR, in Jugoslawien, in Polen und in der UdSSR eines der<br />

größten Verbre<strong>ch</strong>en der Mens<strong>ch</strong>heitsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist, das m<strong>an</strong> weder vergessen,<br />

verdrängen no<strong>ch</strong> verharmlosen, gutheißen oder na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> für Re<strong>ch</strong>tens<br />

erklären darf. M<strong>an</strong> erkennt die Parallelen zu den Argumenten, die immer<br />

wieder bezügli<strong>ch</strong> der Judenverfolgung vorgebra<strong>ch</strong>t werden.<br />

Der Anf<strong>an</strong>g politis<strong>ch</strong>en Denkens<br />

Das Jahr 1985 war für mi<strong>ch</strong> geprägt von zwei Ereignissen:<br />

Erstens wurde in diesem Jahr die sogen<strong>an</strong>nte Lex Engelhard 2 bes<strong>ch</strong>lossen,<br />

wona<strong>ch</strong> das Abstreiten, Verharmlosen oder Re<strong>ch</strong>tfertigen der Gewaltverbre<strong>ch</strong>en<br />

der NS-Diktatur und aller <strong>an</strong>deren Gewaltherrs<strong>ch</strong>aften zum Offizialdelikt<br />

erklärt wurde. Die Diskussion drehte si<strong>ch</strong> damals in erster Linie<br />

um die sogen<strong>an</strong>nte “Aus<strong>ch</strong>witzlüge”. Teile der Union – vor allem aus dem<br />

Vertriebenenberei<strong>ch</strong> – forderten damals, daß dieser Paragraph des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />

au<strong>ch</strong> konsequent auf die Verharmloser oder Re<strong>ch</strong>tfertiger der<br />

Verbre<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>derer Diktaturen <strong>an</strong>gewendet werden müsse, so zum Beispiel<br />

auf die Verharmloser oder Re<strong>ch</strong>tfertiger der Vertreibungsverbre<strong>ch</strong>en <strong>an</strong> den<br />

Deuts<strong>ch</strong>en.<br />

I<strong>ch</strong> nahm damals <strong>an</strong> dieser Diskussion regen Anteil auf Seiten dieses<br />

häufig als “Stahlhelmfraktion” verunglimpften Flügels der Union. I<strong>ch</strong> hatte<br />

damals bereits intensiv zu spüren bekommen, daß einem als in den Bel<strong>an</strong>gen<br />

der Vertriebenen Engagierten immer wieder das Argument entgegengehalten<br />

wird, daß m<strong>an</strong> besonders als Vertriebener oder allgemein als<br />

Deuts<strong>ch</strong>er kein Re<strong>ch</strong>t auf die Gewährung der sonst na<strong>ch</strong> dem Völkerre<strong>ch</strong>t<br />

viellei<strong>ch</strong>t zustehenden Ansprü<strong>ch</strong>e habe.<br />

2 Na<strong>ch</strong> dem damaligen Justizminister ben<strong>an</strong>nt.<br />

17


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Immerhin habe Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d unter Hitler den Krieg gewollt und begonnen<br />

und in diesem Krieg dur<strong>ch</strong> die Verni<strong>ch</strong>tung bzw. Verni<strong>ch</strong>tungsabsi<strong>ch</strong>t<br />

gegenüber den Juden und den Slawen so viel S<strong>ch</strong>uld auf si<strong>ch</strong> geladen, daß<br />

das d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> von den Ostvölkern <strong>an</strong> uns beg<strong>an</strong>gene Unre<strong>ch</strong>t als Sühne <strong>an</strong>zusehen<br />

sei. Dies habe m<strong>an</strong> um des lieben Friedens willen hinzunehmen. So<br />

werden die Verbre<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>derer Völker und Staaten <strong>an</strong> uns mit unseren tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

oder <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en aufgere<strong>ch</strong>net. Das ist gängige Praxis, es gehört<br />

hierzul<strong>an</strong>de zum guten Ton. Do<strong>ch</strong> wehe, m<strong>an</strong> dreht den Spieß um, und<br />

re<strong>ch</strong>net die – tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en oder vermeintli<strong>ch</strong>en – deuts<strong>ch</strong>en Verbre<strong>ch</strong>en mit<br />

denen <strong>an</strong>derer Völker auf! Das ist selbstverständli<strong>ch</strong> verboten!<br />

Damit m<strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t versteht: Weder die eine no<strong>ch</strong> die <strong>an</strong>dere Re<strong>ch</strong>nung<br />

ist moralis<strong>ch</strong> oder politis<strong>ch</strong> zu re<strong>ch</strong>tfertigen. I<strong>ch</strong> habe mi<strong>ch</strong> daher nie<br />

zu sol<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>enexempeln hinreißen lassen. Es bleibt aber das Faktum<br />

bestehen, daß in unserer Gesells<strong>ch</strong>aft in diesen Dingen mit zweierlei Maß<br />

gemessen wird, und das wird m<strong>an</strong> ja wohl no<strong>ch</strong> sagen dürfen.<br />

S<strong>ch</strong>on damals also habe i<strong>ch</strong> gemerkt, daß das fortwährende Vorhalten<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er oder <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>er deuts<strong>ch</strong>er Verbre<strong>ch</strong>en dazu benutzt wird, um<br />

unerwüns<strong>ch</strong>te Diskussionen über die Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>sprü<strong>ch</strong>e des eigenen Volkes<br />

oder Teile desselben zu unterbinden.<br />

Keine Zweifel am Unbezweifelbaren<br />

Es hätte si<strong>ch</strong> mir damals die Mögli<strong>ch</strong>keit geboten, mi<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> auf den<br />

St<strong>an</strong>dpunkt des Abstreitens der tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en oder <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en deuts<strong>ch</strong>en<br />

Verbre<strong>ch</strong>en zu stellen, um dadur<strong>ch</strong> die Diskussionsunterbindung zu dur<strong>ch</strong>bre<strong>ch</strong>en.<br />

Dieser Weg war für mi<strong>ch</strong> aber allein s<strong>ch</strong>on deshalb ni<strong>ch</strong>t g<strong>an</strong>gbar,<br />

weil i<strong>ch</strong> grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gegen meine eigenen Überzeugungen argumentieren<br />

und h<strong>an</strong>deln k<strong>an</strong>n. I<strong>ch</strong> war nämli<strong>ch</strong> von der Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

über die Judenverni<strong>ch</strong>tung überzeugt. Damit verbot si<strong>ch</strong><br />

dieser Weg; er kam mir no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal als theoretis<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit in<br />

den Sinn. Der einzig g<strong>an</strong>gbare Weg war die Einnahme des St<strong>an</strong>dpunktes,<br />

daß m<strong>an</strong> kein Unre<strong>ch</strong>t mit einem <strong>an</strong>deren Unre<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tfertigen k<strong>an</strong>n, daß<br />

aus Unre<strong>ch</strong>t niemals Re<strong>ch</strong>t werden k<strong>an</strong>n. Das trifft auf die NS-Judenverfolgung<br />

genauso zu wie auf die Vertreibung der Deuts<strong>ch</strong>en.<br />

18


Kurs gegen die Winde des Zeitgeistes<br />

Vom Eros der Erkenntnis<br />

Das zweite für mi<strong>ch</strong> prägende Ereignis des Jahres 1985 war mein Beitritt<br />

zu den Republik<strong>an</strong>ern. I<strong>ch</strong> erhielt dur<strong>ch</strong> mein Engagement innerhalb der<br />

S<strong>ch</strong>lesis<strong>ch</strong>en Jugend zu dieser Partei Kontakt. Damals war sie no<strong>ch</strong> völlig<br />

unbek<strong>an</strong>nt und galt als konservativ patriotis<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t hingegen als re<strong>ch</strong>tsradikal.<br />

I<strong>ch</strong> erfuhr, daß diese Partei aus einer Abspaltung von der CSU entst<strong>an</strong>den<br />

war, und zwar bedingt dur<strong>ch</strong> die Unzufriedenheit einiger CSU-<br />

Mitglieder mit der Vermittlung des Milliardenkredits <strong>an</strong> die DDR dur<strong>ch</strong><br />

Fr<strong>an</strong>z-Josef Strauß. Die Partei präsentierte si<strong>ch</strong> mir als eine Art bundesweite<br />

CSU – minus den Kno<strong>ch</strong>enerwei<strong>ch</strong>ungsers<strong>ch</strong>einungen gegenüber dem<br />

Ostblock und minus einer <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> damals CSU-parteiintern s<strong>ch</strong>on festzustellenden<br />

Ämterpatronage und Korruption.<br />

Anf<strong>an</strong>gs da<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong>, daß dies genau jene Partei sei, die i<strong>ch</strong> l<strong>an</strong>ge gesu<strong>ch</strong>t<br />

hatte, zumindest was das deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>dpolitis<strong>ch</strong>e Engagement <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gte.<br />

Allein die Art der Beh<strong>an</strong>dlung des Ausländerthemas stieß mi<strong>ch</strong> damals bei<br />

den Republik<strong>an</strong>ern ab, da i<strong>ch</strong> als gläubiger und praktizierender Katholik<br />

sehr empfindli<strong>ch</strong> auf jede Instrumentalisierung des Themas reagierte, die<br />

mir von ausländerfeindli<strong>ch</strong>en Intentionen getragen s<strong>ch</strong>ien.<br />

Ein <strong>an</strong>tifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>er Rückzieher<br />

Das Jahr 1986 war wiederum von zwei Ereignissen geprägt.<br />

Zunä<strong>ch</strong>st war da die Erkenntnis, daß es si<strong>ch</strong> bei den Republik<strong>an</strong>ern, zumindest<br />

was den Kreisverb<strong>an</strong>d Bonn-Siegburg <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gte, wohl in erster<br />

Linie um eine Ansammlung von hard-core-Vertriebenen h<strong>an</strong>delte. Auf der<br />

einzigen Mitgliederversammlung, bei der i<strong>ch</strong> teilnahm, mußte i<strong>ch</strong> vernehmen,<br />

daß m<strong>an</strong> dort über ni<strong>ch</strong>ts Wi<strong>ch</strong>tigeres zu diskutieren vermo<strong>ch</strong>te als<br />

über die Frage, ob und inwieweit Westpreußen eigentli<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong> sei und<br />

ob m<strong>an</strong> darauf Gebiets<strong>an</strong>sprü<strong>ch</strong>e erheben könne. Dieses völlige Entrücktsein<br />

von der politis<strong>ch</strong>en Realität und das Ni<strong>ch</strong>terkennen des politis<strong>ch</strong> Notwendigen<br />

in einer Zeit, in der alle Welt die Wiedervereinigung von BRD<br />

und DDR in Frage stellte, hat für mi<strong>ch</strong> zu dem Ents<strong>ch</strong>luß beigetragen, diese<br />

Partei wieder zu verlassen.<br />

Auss<strong>ch</strong>laggebend für den Austrittsbes<strong>ch</strong>luß war s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> die Erkenntnis,<br />

daß in dieser Partei ni<strong>ch</strong>t wenige ehemalige NPDler Mitglied waren,<br />

mit denen i<strong>ch</strong> auf keinen Fall etwas zu tun haben wollte. Na<strong>ch</strong> einem halben<br />

Jahr Mitglieds<strong>ch</strong>aft bin i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n Anf<strong>an</strong>g/Mitte 1986 wieder aus der<br />

Partei ausgetreten.<br />

19


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Das zweite Ereignis, von dem i<strong>ch</strong> hier beri<strong>ch</strong>ten mö<strong>ch</strong>te, spielte si<strong>ch</strong> im<br />

J<strong>an</strong>uar 1986 ab, und zwar <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> des Rei<strong>ch</strong>sgründungskommerses des<br />

Vereins Deuts<strong>ch</strong>er Studenten in Fr<strong>an</strong>kfurt (VDSt). I<strong>ch</strong> wurde zu dieser<br />

Ver<strong>an</strong>staltung von einem Herrn mitgenommen, den i<strong>ch</strong> in Bonn bei den<br />

Republik<strong>an</strong>ern kennengelernt hatte. Der VDSt Fr<strong>an</strong>kfurt ist eine national<br />

orientierte Studentenverbindung, was i<strong>ch</strong> allerdings erst während der Ver<strong>an</strong>staltung<br />

erfuhr. Vor oder na<strong>ch</strong> dieser Ver<strong>an</strong>staltung hatte i<strong>ch</strong> ein ausführli<strong>ch</strong>es<br />

Streitgesprä<strong>ch</strong> mit einem Studenten, der <strong>an</strong>gab, daß er Mitglied der<br />

NPD sei. Thema war die NS-Judenverni<strong>ch</strong>tung. Er stellte si<strong>ch</strong> damals auf<br />

den St<strong>an</strong>dpunkt, daß die etablierte Darstellung überhaupt ni<strong>ch</strong>t stimme und<br />

daß es in Wirkli<strong>ch</strong>keit gar ni<strong>ch</strong>t 6 Mio. Opfer gegeben habe, sondern hö<strong>ch</strong>stens<br />

3 Mio. Mi<strong>ch</strong> hat diese Art der Argumentation damals in hö<strong>ch</strong>stem<br />

Maße abgestoßen, und i<strong>ch</strong> will erklären, warum.<br />

Abstoßendes Zahlenjonglieren<br />

Zunä<strong>ch</strong>st einmal ist da die Abs<strong>ch</strong>eu gegen eine Argumentationsweise, irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

Zahlen kleinre<strong>ch</strong>nen zu wollen, obwohl es auf die letztli<strong>ch</strong><br />

wahre Zahl der Opfer gar ni<strong>ch</strong>t so sehr <strong>an</strong>kommt, sondern auf den hinter<br />

einer Tat stehenden Vorsatz. Na<strong>ch</strong> meiner damaligen Auffassung lautete<br />

der eben, daß Hitler die Juden ausrotten wollte und alles unternahm, dies<br />

dur<strong>ch</strong>zuführen. Da kommt es d<strong>an</strong>n nur no<strong>ch</strong> sekundär auf das Wie und<br />

Wieviel <strong>an</strong>.<br />

Sod<strong>an</strong>n aber war aus der Art, wie der Kommilitone argumentierte, klar<br />

zu erkennen, daß er starke politis<strong>ch</strong>e Motive für seine Darstellungsweise<br />

hatte. Er spra<strong>ch</strong> klar von der Instrumentalisierung der Aus<strong>ch</strong>witzkeule gegen<br />

die politis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te und besonders gegen seine Partei. Diese Vermengung<br />

von politis<strong>ch</strong>en Zielvorstellungen und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Argumentation<br />

hat in mir für erhöhte Skepsis gesorgt. I<strong>ch</strong> wollte ihm gar ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

unvoreingenommen zuhören, da i<strong>ch</strong> ihm ni<strong>ch</strong>t vertrauen wollte. I<strong>ch</strong> unterstellte<br />

ihm unausgespro<strong>ch</strong>en, daß er dur<strong>ch</strong> sein politis<strong>ch</strong>es Engagement gar<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr fähig oder willens sei, zwis<strong>ch</strong>en wahr und fals<strong>ch</strong>, gere<strong>ch</strong>tfertigt<br />

und ungere<strong>ch</strong>tfertigt zu unters<strong>ch</strong>eiden.<br />

I<strong>ch</strong> weiß heute ni<strong>ch</strong>t mehr, was eigentli<strong>ch</strong> genau seine Argumente waren<br />

und wel<strong>ch</strong>e Thesen er damals exakt vertrat. Viellei<strong>ch</strong>t tue i<strong>ch</strong> ihm unre<strong>ch</strong>t,<br />

aber bei mir ist nur der bittere Na<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>mack der politis<strong>ch</strong>en, voreingenommenen<br />

Zielgeri<strong>ch</strong>tetheit seiner Thesen hängengeblieben. Mag sein, daß<br />

dieser Eindruck nur deshalb entst<strong>an</strong>d, weil i<strong>ch</strong> damals der Überzeugung<br />

war, daß alle NPDler Extremisten mit unredli<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>ten seien. Mag al-<br />

20


Vom Eros der Erkenntnis<br />

so sein, daß ni<strong>ch</strong>t der NPDler eine den Blick verzerrende Brille aufhatte,<br />

sondern daß i<strong>ch</strong> alles, was er sagte, dur<strong>ch</strong> meine Voreingenommenheit ihm<br />

gegenüber verzerrt sah. Diese Frage wird si<strong>ch</strong> heute ni<strong>ch</strong>t mehr klären lassen.<br />

Politik verhindert Zweifel<br />

Was können wir heute aus dem damaligen Ereignis lernen? Obwohl i<strong>ch</strong><br />

damals intensiv mit einem Abstreiter oder “Verharmloser” des Holocaust<br />

zusammentraf und mir der Realität des politis<strong>ch</strong>en Mißbrau<strong>ch</strong>s der Aus<strong>ch</strong>witzkeule<br />

gegen die politis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te bzw. gegen re<strong>ch</strong>ts Eingeordnete<br />

dur<strong>ch</strong>aus bewußt war, hat dies denno<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dazu geführt, daß i<strong>ch</strong> Zweifel<br />

<strong>an</strong> der Wahrheit der herkömmli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung der NS-Judenverfolgung<br />

bekam. Der Grund dafür liegt darin, daß i<strong>ch</strong> Thesen, die aus offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

politis<strong>ch</strong>en Motiven vorgetragen werden, ni<strong>ch</strong>t ernst nehmen<br />

konnte und k<strong>an</strong>n.<br />

In den darauffolgenden Jahren habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in erster Linie meinem<br />

Studium gewidmet, das 1986 in den s<strong>ch</strong>wierigen Teil des Hauptstudiums<br />

mit <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließender Diplomprüfung übergeg<strong>an</strong>gen war. In dieser Zeit habe<br />

i<strong>ch</strong> alle politis<strong>ch</strong>en Aktivitäten zurückgefahren, habe mi<strong>ch</strong> aus der Vertriebenenarbeit<br />

und au<strong>ch</strong> aus der Studentenverbindung mehr und mehr zurückgezogen,<br />

und zwar ni<strong>ch</strong>t nur aus Arbeitsüberlastung im Studium, sondern<br />

au<strong>ch</strong>, weil i<strong>ch</strong> mir meine Hörner in den Jahren zuvor ein wenig abgestoßen<br />

hatte und mir ni<strong>ch</strong>ts mehr <strong>an</strong> z.T. realitätsfernem und überwiegend vergebli<strong>ch</strong>em<br />

Engagement lag. Zwis<strong>ch</strong>enzeitli<strong>ch</strong> haben einige Bundesbrüder und<br />

i<strong>ch</strong> erwogen, wieder in die Junge Union einzutreten, jedo<strong>ch</strong> unterblieb dieser<br />

S<strong>ch</strong>ritt aus reinem Zeitm<strong>an</strong>gel.<br />

Türken in die Gaskammer?<br />

Die nä<strong>ch</strong>ste Zäsur stellt das Jahr 1989 dar, als i<strong>ch</strong> gerade meine Diplomprüfungen<br />

abgelegt hatte und somit wieder über freie geistige Kapazitäten<br />

verfügte. Au<strong>ch</strong> in diesem Jahr waren es zwei Ereignisse, die mi<strong>ch</strong> besonders<br />

prägten.<br />

Da war zunä<strong>ch</strong>st die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, bei dem die<br />

Republik<strong>an</strong>er ihren berühmt-berü<strong>ch</strong>tigten ersten Einzug in ein Parlament<br />

hielten. I<strong>ch</strong> war wie alle völlig überras<strong>ch</strong>t von diesem Wahlergebnis, da i<strong>ch</strong><br />

den Kontakt zu dieser Partei praktis<strong>ch</strong> g<strong>an</strong>z verloren hatte, wußte jedo<strong>ch</strong> im<br />

21


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit, was die Republik<strong>an</strong>er waren und<br />

was ni<strong>ch</strong>t. Die unmittelbar mit dem Wahlsieg einsetzende Medienhetze gegen<br />

diese Partei bra<strong>ch</strong>te mi<strong>ch</strong> in Rage. Bezei<strong>ch</strong>nend für diese Hetze war die<br />

Frage eines Journalisten am Wahlabend, geri<strong>ch</strong>tet <strong>an</strong> den seinerzeitigen<br />

Berliner Vorsitzenden der Partei, Bernhard Andres, ob die Republik<strong>an</strong>er<br />

mit den Türken das ma<strong>ch</strong>en wollten, was mit den Juden gema<strong>ch</strong>t habe. Da<br />

hat bei mir der Spaß aufgehört. Mit dem Augenblick st<strong>an</strong>d für mi<strong>ch</strong> fest,<br />

daß i<strong>ch</strong> jetzt aus purem Trotz und aus reiner demokratis<strong>ch</strong>er Solidarität den<br />

Republik<strong>an</strong>ern wieder beitreten würde, au<strong>ch</strong> wenn mir bei ihnen einiges<br />

ni<strong>ch</strong>t gefiel. M<strong>an</strong> mag zu den einzelnen Positionen der Partei stehen, wie<br />

m<strong>an</strong> will. Sol<strong>an</strong>ge jedo<strong>ch</strong> diese Partei wegen Verfassungskonformität zugelassen<br />

ist, gilt au<strong>ch</strong> ihr gegenüber der Grundsatz der Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlung mit<br />

den <strong>an</strong>deren politis<strong>ch</strong>en Parteien.<br />

Was si<strong>ch</strong> allerdings seither abgespielt hat, hat ni<strong>ch</strong>ts mehr mit Demokratie<br />

zu tun. Regelmäßig werden die Versammlungen dieser Partei gestört<br />

oder gar verboten, obwohl ein Grundre<strong>ch</strong>t bei uns die Versammlungsfreiheit<br />

gewährleistet. Da werden im öffentli<strong>ch</strong>en Rundfunk und in den Printmedien<br />

Anweisungen gegeben, daß über diese Partei grundsätzli<strong>ch</strong> nur negative<br />

Ereignisse beri<strong>ch</strong>tet werden dürfen, was si<strong>ch</strong> wohl kaum mit den<br />

ethis<strong>ch</strong>en Normen und bei den öffentli<strong>ch</strong>en Anstalten mit ihrer re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Pfli<strong>ch</strong>t zur wahrheitsgemäßen Beri<strong>ch</strong>terstattung vereinbaren läßt.<br />

Da grenzen die etablierten Parteien die Republik<strong>an</strong>er selbstherrli<strong>ch</strong> aus<br />

dem sogen<strong>an</strong>nten demokratis<strong>ch</strong>en Verfassungsbogen aus, dabei sind do<strong>ch</strong><br />

gerade sie es, die den Republik<strong>an</strong>ern ihre verfassungsmäßigen Re<strong>ch</strong>te auf<br />

Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlung, auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit vorenthalten.<br />

Berufsverbot wegen Verfassungstreue<br />

Einer meiner engen Freunde, ein l<strong>an</strong>gjähriges Mitglied der CDU, hatte<br />

jüngst sein Studium zum Verwaltungsfa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n abges<strong>ch</strong>lossen und bef<strong>an</strong>d<br />

si<strong>ch</strong> in der Probezeit seiner Anstellung in der Stadtverwaltung einer sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />

Großstadt. Da begab es si<strong>ch</strong>, daß er von seinem Vorgesetzten, einem<br />

CDU-Mitglied, die Weisung erhielt, er solle den in dieser Stadt gepl<strong>an</strong>ten<br />

L<strong>an</strong>desparteitag der Republik<strong>an</strong>er verbieten lassen. Da er als Angestellter<br />

des Öffentli<strong>ch</strong>en Dienstes besonders verpfli<strong>ch</strong>tet ist, die Grundsätze der<br />

Verfassung zu wahren, hat er si<strong>ch</strong> geweigert, dieser Anweisung Folge zu<br />

leisten, denn immerhin seien die Republik<strong>an</strong>er eine zugelassene Partei, der<br />

bisher weder Verfassungswidrigkeit no<strong>ch</strong> eine undemokratis<strong>ch</strong>e Konstitution<br />

na<strong>ch</strong>gewiesen werden konnte. Wegen dem Grundsatz der Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>d-<br />

22


Vom Eros der Erkenntnis<br />

lung politis<strong>ch</strong>er Parteien, dem Re<strong>ch</strong>t auf Versammlungsfreiheit sowie au<strong>ch</strong><br />

wegen der Pfli<strong>ch</strong>t demokratis<strong>ch</strong>er Parteien, regelmäßig Mitgliederversammlungen<br />

dur<strong>ch</strong>zuführen, dürfe m<strong>an</strong> dieser Partei also ihre Mitgliederversammlungen<br />

gar ni<strong>ch</strong>t verbieten.<br />

Als Folge dieser Gehorsamsverweigerung wurde meinem Freund klar<br />

gema<strong>ch</strong>t, daß er die Probezeit ni<strong>ch</strong>t überstehen würde. Um einer Kündigung<br />

in der Probezeit zu entgehen, errei<strong>ch</strong>te mein Freund, daß er einen<br />

Auflösungsvertrag zu einem Zeitpunkt na<strong>ch</strong> der Probezeit erhielt. Sein <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließender<br />

Versu<strong>ch</strong>, diesen Vertrag arbeitsgeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>zufe<strong>ch</strong>ten, s<strong>ch</strong>eiterte<br />

natürli<strong>ch</strong>. Bei uns werden also diejenigen, die si<strong>ch</strong> für die Einhaltung<br />

der Verfassung einsetzen, auf die Straße gesetzt, diejenigen aber, die die<br />

Verfassung fortwährend bre<strong>ch</strong>en, haben die Ma<strong>ch</strong>t und die Pfründe, und<br />

unsere Medien applaudieren dazu.<br />

Verwerfli<strong>ch</strong>e deuts<strong>ch</strong>e Einheit<br />

I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> einen weiteren Grund nennen, warum i<strong>ch</strong> 1989 wieder<br />

zu den Republik<strong>an</strong>ern stieß. Meine Überzeugung, daß m<strong>an</strong> <strong>an</strong> der Einheit<br />

des deuts<strong>ch</strong>en Vaterl<strong>an</strong>des festhalten solle, hat si<strong>ch</strong> zu keiner Zeit geändert.<br />

Die SPD hat Mitte der siebziger Jahre die Wiedervereinigung als Ziel deuts<strong>ch</strong>er<br />

Politik aufgegeben, die GRÜNEN waren s<strong>ch</strong>on immer für die Spaltung.<br />

Die FDP folgte Mitte der 80er Jahre, und gegen Ende der 80er Jahre<br />

wurden au<strong>ch</strong> in der Union die Stimmen immer lauter, die Wiedervereinigung<br />

auf den S<strong>an</strong>kt Nimmerleinstag zu vers<strong>ch</strong>ieben. I<strong>ch</strong> erinnere in diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g nur <strong>an</strong> den Kommentar von Dr. Helmut Kohl über das<br />

Thesenpapier des CDU-MdB Bernhard Friedm<strong>an</strong>n zur Deuts<strong>ch</strong>en Einheit –<br />

i<strong>ch</strong> glaube, es war im Jahre 1987 –, das er als “blühenden Unsinn” bezei<strong>ch</strong>net<br />

hatte. Die Union war es, die na<strong>ch</strong> der sogen<strong>an</strong>nten Wende 1983 alle Institutionen<br />

abs<strong>ch</strong>affte, die die deuts<strong>ch</strong>e Einheit vorbereiten sollten. Der linke<br />

CDU-Flügel um Rita Süßmuth, Heiner Geißler und Norbert Blüm propagierte<br />

g<strong>an</strong>z offen die Zweistaatli<strong>ch</strong>keit, und im Sommer 1989 ergriff der<br />

Bundesvorst<strong>an</strong>d der Jungen Union die Initiative, die Wiedervereinigung als<br />

politis<strong>ch</strong>es Ziel aus dem Programm der Union zu strei<strong>ch</strong>en – wenige Monate<br />

vor dem Mauerfall!<br />

Heute, da die Deuts<strong>ch</strong>e Einheit hergestellt ist, muß m<strong>an</strong> rückblickend<br />

über alle etablierten Parteien ein verni<strong>ch</strong>tendes Urteil fällen, was ihre politis<strong>ch</strong>e<br />

Kompetenz <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt. Von heutiger Warte aus betra<strong>ch</strong>tet waren die<br />

Republik<strong>an</strong>er die einzige Partei unter den damals im Gesprä<strong>ch</strong> befindli<strong>ch</strong>en,<br />

die die historis<strong>ch</strong>en und politis<strong>ch</strong>en Kräfte ri<strong>ch</strong>tig einges<strong>ch</strong>ätzt hatte,<br />

23


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

au<strong>ch</strong> wenn sie na<strong>ch</strong>her von den Wendehälsen der Vereinigung ausgebootet<br />

wurden. Und i<strong>ch</strong> war in dieser Partei, weil alle <strong>an</strong>deren Parteien das in der<br />

Präambel des Grundgesetzes niedergelegte Staatsziel der Wiedervereinigung<br />

auf geradezu verfassungswidrige Weise preisgegeben hatten oder<br />

do<strong>ch</strong> auf dem besten Wege dahin waren.<br />

Bezei<strong>ch</strong>nend übrigens, daß meine damalige Parteimitglieds<strong>ch</strong>aft bei den<br />

Republik<strong>an</strong>ern, die übrigens im Sommer 1991 endete, jüngst vom L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t<br />

Stuttgart – in voller Kenntnis des hier Dargestellten! – als Indiz für<br />

meine politis<strong>ch</strong>e Verblendung gewertet wurde. Das Engagement für die<br />

Einhaltung verfassungsmäßiger politis<strong>ch</strong>er Vorgaben wird also heute für<br />

verwerfli<strong>ch</strong> gehalten. Dies bedarf keines weiteren Kommentars.<br />

Aufbru<strong>ch</strong>stimmung…<br />

Die jungen Mens<strong>ch</strong>en, die damals in diese Partei strömten, wollte etwas<br />

für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Einheit tun, denn das war in fast allen <strong>an</strong>deren Parteien<br />

unmögli<strong>ch</strong> geworden. In dieser Partei kamen ehemalige Mitglieder aus der<br />

CDU, der SPD, der FDP sowie aus re<strong>ch</strong>ten Splitterparteien zusammen mit<br />

vielen Mens<strong>ch</strong>en, die no<strong>ch</strong> nie in einer Partei waren. Es war ein kunterbunter<br />

Haufen, was in der Partei zu einem heillosen Chaos führte. Unter uns<br />

Studenten in Fr<strong>an</strong>kfurt, wo i<strong>ch</strong> damals meine Diplomarbeit <strong>an</strong>fertigte und<br />

d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> meinen Wehrdienst ableistete, war dieses “Leipziger Allerlei” jedo<strong>ch</strong><br />

sehr fru<strong>ch</strong>tbar. Wir hatten in dem fris<strong>ch</strong> gegründeten Republik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulverb<strong>an</strong>d ein ehemaliges Mitglied der FDP, eines der SPD,<br />

eines von der ÖDP, drei Ex-Mitglieder der Union und viele erstmals aktiv<br />

Gewordene. In dieser Zeit strömten so viele neuartige Ideen auf uns ein, es<br />

wurde soviel kontrovers diskutiert wie nie zuvor.<br />

In dieser Fr<strong>an</strong>kfurter Zeit, die im Oktober 1990 endete, habe i<strong>ch</strong> etwa<br />

200 Bü<strong>ch</strong>er gelesen, vor allem während meines “Gammeldienstes” in der<br />

Bundeswehr, re<strong>ch</strong>te wie linke Bü<strong>ch</strong>er und natürli<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e aus der politis<strong>ch</strong>en<br />

Mitte oder gänzli<strong>ch</strong> ohne politis<strong>ch</strong>en Hintergrund. Es war si<strong>ch</strong>er eine<br />

der s<strong>ch</strong>önsten Zeiten, die i<strong>ch</strong> bisher erlebt habe. Es war eine intellektuelle<br />

Aufbru<strong>ch</strong>sstimmung.<br />

…ins Abseits<br />

Zerbro<strong>ch</strong>en ist unser Wille zum Engagement für diese Partei <strong>an</strong> dem<br />

Umst<strong>an</strong>d, daß die Partei sowohl <strong>an</strong> der Basis als au<strong>ch</strong> <strong>an</strong> der Spitze extrem<br />

24


Vom Eros der Erkenntnis<br />

akademikerfeindli<strong>ch</strong> war. Wir haben uns auf Versammlungen von <strong>an</strong>deren<br />

Mitgliedern als grüne akademis<strong>ch</strong>e Eierköpfe bes<strong>ch</strong>impfen lassen müssen,<br />

und au<strong>ch</strong> die Torpedierung der Arbeit unseres Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulverb<strong>an</strong>des dur<strong>ch</strong><br />

die Parteispitze hat s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> dazu geführt, daß wir uns zurückzogen. Da<br />

si<strong>ch</strong> die Partei ab 1990 in erster Linie damit bes<strong>ch</strong>äftigt hat, si<strong>ch</strong> in interne<br />

Streitereien zu verwickeln, und da jede Initiative für inhaltli<strong>ch</strong>e Arbeit von<br />

hämis<strong>ch</strong>en Kommentaren begleitet wurde, bin i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n im Sommer 1991,<br />

etwa 9 Monate na<strong>ch</strong> meinem Umzug na<strong>ch</strong> Stuttgart, wieder ausgetreten.<br />

Ein sozialistis<strong>ch</strong>er KL-Insasse,…<br />

Nun zurück zur Frage, wie i<strong>ch</strong> zum Revisionisten wurde. Ohne Zweifel<br />

wurde i<strong>ch</strong> gerade in der Anf<strong>an</strong>gszeit meines zweiten Engagements für die<br />

Republik<strong>an</strong>er immer wieder mit der Instrumentalisierung der Aus<strong>ch</strong>witzkeule<br />

konfrontiert, diesmal sozusagen gegen meine damalige Partei und<br />

somit gegen mi<strong>ch</strong> selbst. I<strong>ch</strong> habe vorhin die sk<strong>an</strong>dalöse Frage des Journalisten<br />

na<strong>ch</strong> der Berlinwahl erwähnt, mit der den Republik<strong>an</strong>ern immerhin<br />

unterstellt wurde, sie wollten die Türken vergasen. Hätte es ni<strong>ch</strong>t nahe gelegen,<br />

wenn i<strong>ch</strong> in diesem Augenblick das Thema “Abstreiten des Holocaust”<br />

aufgegriffen hätte?<br />

I<strong>ch</strong> hatte s<strong>ch</strong>on im Frühjahr 1989 eine Gelegenheit dazu, denn einer meiner<br />

Freunde, der kurz zuvor von der FDP zu den Republik<strong>an</strong>ern übergetreten<br />

war, griff das Thema bei einer unserer vielen Diskussionen auf. Aber<br />

m<strong>an</strong> frage mi<strong>ch</strong> bitte ni<strong>ch</strong>t mehr, wie wir darauf kamen. Jedenfalls empfahl<br />

er mir die Lektüre des Bu<strong>ch</strong>es Was ist Wahrheit von dem fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tslehrer<br />

Paul Rassinier. Dieses Bu<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n als das erste vollrevisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Bu<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>tet werden und beh<strong>an</strong>delt die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Judenverni<strong>ch</strong>tung<br />

aus dem Blickwinkel eines ehemals von den Nationalsozialisten in<br />

mehrere KLs vers<strong>ch</strong>leppten Mitgliedes der fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Résist<strong>an</strong>ce.<br />

Beste<strong>ch</strong>end <strong>an</strong> diesem Bu<strong>ch</strong> ist zunä<strong>ch</strong>st das S<strong>ch</strong>icksal des Autors. Da er<br />

als Mitglied der Résist<strong>an</strong>ce in mehreren KLs interniert und ein prononcierter<br />

Linker war, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ihm s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terdings ni<strong>ch</strong>t vorwerfen, er wolle irgend<br />

jem<strong>an</strong>den oder irgend etwas weißwas<strong>ch</strong>en oder hinter seinem Engagement<br />

verberge si<strong>ch</strong> irgendeine politis<strong>ch</strong>e Ambition. I<strong>ch</strong> habe das in sehr<br />

sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>em und ausgewogenem Ton ges<strong>ch</strong>riebene Bu<strong>ch</strong> damals gelesen,<br />

m<strong>an</strong> hat darüber diskutiert, und das war es au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on. Wenn zu irgendeinem<br />

Zeitpunkt bei mir eine politis<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e für ein Engagement für den<br />

Holocaust-Revisionismus gegeben gewesen wäre, so damals, als i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />

intensiv für die Republik<strong>an</strong>er in die Ausein<strong>an</strong>dersetzung warf. Aber na<strong>ch</strong><br />

25


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

der Lektüre dieses Bu<strong>ch</strong>es ging von mir keine Initiative aus, mi<strong>ch</strong> dem<br />

Thema näher zu widmen, etwa dur<strong>ch</strong> die Kenntnisnahme weiterer revisionistis<strong>ch</strong>er<br />

oder au<strong>ch</strong> etablierter Literatur oder gar dur<strong>ch</strong> die Aufnahme eigener<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen.<br />

…ein neutraler S<strong>ch</strong>weizer…<br />

Der Antrieb für mein d<strong>an</strong>n im Herbst 1989 beginnendes Interesse für die<br />

Holocaust-Problematik kam aus einer g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren Ecke, die mit Politik<br />

nur sekundär und mit den Republik<strong>an</strong>ern gar ni<strong>ch</strong>ts zu tun hatte. Im Herbst<br />

1989 kaufte i<strong>ch</strong> mir nämli<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> Der Nasenring. Im Dicki<strong>ch</strong>t der<br />

Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung des S<strong>ch</strong>weizer Politologen Dr. Armin Mohler. 3<br />

Bereits die Neuauflage seines ersten Bu<strong>ch</strong>es zum Thema Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung<br />

hatte i<strong>ch</strong> Mitte der 80er Jahre ges<strong>ch</strong>enkt bekommen.<br />

Es h<strong>an</strong>delte si<strong>ch</strong> bei diesem ersten Bu<strong>ch</strong> um eine Arbeit, die von einem<br />

halboffiziellen Institut der Bundesrepublik in Auftrag gegeben worden war<br />

und in der untersu<strong>ch</strong>t wurde, ob und wenn, d<strong>an</strong>n wie der ursprüngli<strong>ch</strong> rein<br />

moralis<strong>ch</strong>e Impetus der deuts<strong>ch</strong>en Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung im Laufe<br />

der Zeit zu einer Waffe in der alltägli<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

verkommen ist.<br />

Daß die Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung für unsaubere Intrigen mißbrau<strong>ch</strong>t<br />

wird, liegt offen auf der H<strong>an</strong>d. Aus meinem eigenen Erleben mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong><br />

hier nur <strong>an</strong> drei herausragende Fälle erinnern, nämli<strong>ch</strong> <strong>an</strong> den von H<strong>an</strong>s<br />

Filbinger, Philipp Jenninger und Werner Höfer. M<strong>an</strong> mag allen drei Persönli<strong>ch</strong>keiten<br />

vorwerfen, was m<strong>an</strong> will, aber die Art und Weise, wie m<strong>an</strong> letztli<strong>ch</strong><br />

mit ihnen umspr<strong>an</strong>g, läßt den Verda<strong>ch</strong>t aufkommen, daß die Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung<br />

von vielen heute als Waffe im politis<strong>ch</strong>en Intrigenkampf<br />

gegen unliebsame inner- wie außerparteili<strong>ch</strong>e oder au<strong>ch</strong> berufli<strong>ch</strong>e<br />

Konkurrenten mißbrau<strong>ch</strong>t wird.<br />

Die Frage, inwieweit das Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild, das si<strong>ch</strong> hinter der Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung<br />

verbirgt, überhaupt korrekt ist, wird von Mohler in der<br />

zweiten Auflage seines ersten Bu<strong>ch</strong>es nur peripher beh<strong>an</strong>delt. Sein neues,<br />

von mir im Herbst 1989 erworbenes Bu<strong>ch</strong> zu diesem Thema geht sehr ausführli<strong>ch</strong><br />

auf diese Frage ein, und damit verquickt natürli<strong>ch</strong> auf die Frage<br />

der Bere<strong>ch</strong>tigung des historis<strong>ch</strong>en Revisionismus, was mir freili<strong>ch</strong> erst mit<br />

der Lektüre klar wurde.<br />

3 Heitz & Höffkes, Essen 1989.<br />

26


Vom Eros der Erkenntnis<br />

Daß i<strong>ch</strong> dieses Bu<strong>ch</strong> erwarb, lag, wohlgemerkt, ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> seinem Inhalt,<br />

den i<strong>ch</strong> ja vorher ni<strong>ch</strong>t k<strong>an</strong>nte, sondern <strong>an</strong> meinem s<strong>ch</strong>on Mitte der 80er<br />

Jahre geweckten Interesse <strong>an</strong> den Ausführungen dieses na<strong>ch</strong> meiner Auffassung<br />

von einer neutralen Position aus s<strong>ch</strong>reibenden S<strong>ch</strong>weizer Politologen.<br />

…und ein unpolitis<strong>ch</strong>er Amerik<strong>an</strong>er…<br />

Er beri<strong>ch</strong>tet nun in dem erstgen<strong>an</strong>nten Bu<strong>ch</strong> von einem Guta<strong>ch</strong>ten, das<br />

von dem amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Te<strong>ch</strong>niker Fred Leu<strong>ch</strong>ter <strong>an</strong>gefertigt worden sei<br />

und in dem dieser Te<strong>ch</strong>niker aufgrund des Fehlens von Spuren des damals<br />

in den vermeintli<strong>ch</strong>en Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> verwendeten<br />

Giftgases zu dem S<strong>ch</strong>luß gel<strong>an</strong>gt sei, es habe die Mens<strong>ch</strong>envergasungen gar<br />

ni<strong>ch</strong>t gegeben. Hier haben wir nun die Essenz der Faktoren, die bei mir zusammenkommen<br />

mußten, damit i<strong>ch</strong> den Ents<strong>ch</strong>luß faßte, der Sa<strong>ch</strong>e auf den<br />

Grund zu gehen: der Beri<strong>ch</strong>t eines von mir für politis<strong>ch</strong> neutral gehaltenen<br />

Autors vom Guta<strong>ch</strong>ten eines als unpolitis<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>riebenen unparteiis<strong>ch</strong>en<br />

Amerik<strong>an</strong>ers über eine Disziplin, zu der i<strong>ch</strong> gerade meine Diplomprüfung<br />

abgelegt hatte.<br />

…führen zur Bereits<strong>ch</strong>aft zu zweifeln<br />

Fazit: I<strong>ch</strong> war nur bereit, meine vorgefaßte Meinung über die Ri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

der etablierten Holocaust-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung in Zweifel zu ziehen, weil<br />

mir von politis<strong>ch</strong> absolut unverdä<strong>ch</strong>tigen Personen Argumente nahegebra<strong>ch</strong>t<br />

wurden, die i<strong>ch</strong> aufgrund meiner Fa<strong>ch</strong>kompetenz überprüfen konnte.<br />

Der Leu<strong>ch</strong>ter-Beri<strong>ch</strong>t, von dem gerade die Rede war, hat mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

überzeugen können, denn er enthielt Ungenauigkeiten und fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Flü<strong>ch</strong>tigkeitsfehler,<br />

was i<strong>ch</strong> in einem Leserbrief, abgedruckt in der Jungen Freiheit<br />

irgendw<strong>an</strong>n im Jahr 1990, ausführli<strong>ch</strong>er dargelegt habe. Aber er hat in<br />

mein Herz den Sta<strong>ch</strong>el des Zweifels gesenkt. Und was das bedeutet hat,<br />

mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>folgend erläutern, denn darin liegt der tiefste Grund meines<br />

Engagements.<br />

Können nur Idioten zweifeln?<br />

Wie allgemein bek<strong>an</strong>nt sein dürfte, ma<strong>ch</strong>t es keine der Weltreligionen ihren<br />

Anhängern zum Vorwurf, wenn sie <strong>an</strong> ihrem Glauben zweifeln sollten.<br />

27


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Der Zweifel, so lehren uns die Religionen, ist mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> und daher tolerierbar.<br />

Wer zweifelt, der ist ni<strong>ch</strong>t deswegen s<strong>ch</strong>uldig.<br />

Als i<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den Leu<strong>ch</strong>ter-Beri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>fing zu zweifeln, ob die überkommene<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über den Holocaust ri<strong>ch</strong>tig sei, fühlte i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>uldig, denn in unserer Gesells<strong>ch</strong>aft werden wir<br />

von Kindesbeinen <strong>an</strong> dazu erzogen, daß die Darstellungen über den Holocaust<br />

ni<strong>ch</strong>ts als die reine Wahrheit sind und daß es si<strong>ch</strong> bei jenen, die zweifeln<br />

oder gar abstreiten, nur um böse oder irre Mens<strong>ch</strong>en h<strong>an</strong>deln k<strong>an</strong>n: Extremisten,<br />

Nazis, Judenhasser, Volksverhetzer, S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>sinnige, Verblendete,<br />

Idioten usw. usf.<br />

Nun war dur<strong>ch</strong> ein rein <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>es Argument ein Zweifel geweckt worden,<br />

und er war ni<strong>ch</strong>t dadur<strong>ch</strong> auszumerzen, indem i<strong>ch</strong> ihn zu verdrängen<br />

oder zu vergessen su<strong>ch</strong>te, denn das gel<strong>an</strong>g ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> zweifelte, fühlte mi<strong>ch</strong><br />

deswegen s<strong>ch</strong>uldig und wußte denno<strong>ch</strong>, daß es ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig sei, si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>uldig<br />

zu fühlen.<br />

Vom Leitstern zur Sterns<strong>ch</strong>nuppe<br />

Denn was für die Religionen gilt, die von ihren Angehörigen Gehorsam<br />

und die Unterwerfung unter bestimmte Dogmen erwarten, aber eben keine<br />

S<strong>ch</strong>uldgefühle bei Zweifeln, muß natürli<strong>ch</strong> erst re<strong>ch</strong>t für wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e,<br />

hier <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>-historis<strong>ch</strong>e Fragen gelten, denn die Wissens<strong>ch</strong>aft kennt keine<br />

Dogmen, kennt keinen Zw<strong>an</strong>g zum Gehorsam und keine Bestrafung für<br />

den, der der herrs<strong>ch</strong>enden Auffassung widerspri<strong>ch</strong>t.<br />

Warum also, so fragte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, wa<strong>ch</strong>t unsere Gesells<strong>ch</strong>aft über das Holocaust-Dogma<br />

s<strong>ch</strong>ärfer, als es jede Religion über ihre Dogmen tut? Der<br />

Grund dafür liegt wohl darin, daß diese unsere Gesells<strong>ch</strong>aft den Holocaust<br />

als einen ihrer moralis<strong>ch</strong>en Hauptstützpfeiler <strong>an</strong>sieht. Daß dem tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

so ist, habe i<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedentli<strong>ch</strong> ausgeführt, so etwa im Bu<strong>ch</strong> Grundlagen<br />

zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. 4 Tatsa<strong>ch</strong>e ist also, daß unsere “Eliten” fast dur<strong>ch</strong>gängig<br />

der Auffassung sind, daß das Wohl und Wehe dieser Republik davon abhängt,<br />

daß die bisher gängigen Darstellungen über den Holocaust ri<strong>ch</strong>tig<br />

sind. Ein Indiz dafür ist u.a. au<strong>ch</strong>, daß wir alle in dieser Republik in dem<br />

4<br />

Ernst Gauss (Hg.) (=G. <strong>Rudolf</strong>), Grabert, Tübingen 1994, S. 36f., 406<br />

(www.vho.org/D/gzz/2.html); vgl. engl.: G. <strong>Rudolf</strong>, Dissecting the Holocaust, 2. Aufl.<br />

Theses & Dissertations Press, Chicago, IL, 2003, S. 49-53<br />

(www.vho.org/GB/Books/dth/fndintro.html).<br />

28


Vom Eros der Erkenntnis<br />

Glauben erzogen werden, als sei der Holocaust der moralis<strong>ch</strong>e Leitstern unseres<br />

Weltbildes, <strong>an</strong> dem si<strong>ch</strong> alles auszuri<strong>ch</strong>ten habe.<br />

Das war unreflektiert au<strong>ch</strong> meine Meinung bis zu dem Zeitpunkt, als mir<br />

Zweifel <strong>an</strong> der Ri<strong>ch</strong>tigkeit des Holocaust-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes kamen. Und in<br />

dem Augenblick, wo der Zweifel da ist, wird ein jeder mit der Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

konfrontiert, daß der Leitstern unseres Weltbildes si<strong>ch</strong> als Sterns<strong>ch</strong>nuppe<br />

erweisen k<strong>an</strong>n, daß alles, was bisher als grundlegend ri<strong>ch</strong>tig gegolten hat,<br />

plötzli<strong>ch</strong> verkehrt sein k<strong>an</strong>n.<br />

Die Beweggründe<br />

Hier nun haben wir die Beweggründe, warum i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> dem Revisionismus<br />

gewidmet habe:<br />

1. I<strong>ch</strong> fühlte mi<strong>ch</strong> wegen meiner Erziehung allein deshalb s<strong>ch</strong>uldig, weil<br />

i<strong>ch</strong> Zweifel hatte, was i<strong>ch</strong> auf keinen Fall als ri<strong>ch</strong>tig akzeptieren konnte.<br />

I<strong>ch</strong> wußte, daß in einer Gesells<strong>ch</strong>aft, die ihren Mitgliedern S<strong>ch</strong>uldgefühle<br />

allein deshalb auferlegt, weil sie Zweifel haben, irgend etwas ni<strong>ch</strong>t<br />

ri<strong>ch</strong>tig läuft. Hierzul<strong>an</strong>de wird m<strong>an</strong> in dieser und fast nur in dieser Frage<br />

ni<strong>ch</strong>t zu einem kritis<strong>ch</strong>en Staatsbürger erzogen, der dazu <strong>an</strong>gehalten<br />

wird, alles zu hinterfragen, was do<strong>ch</strong> sonst als hohes Ideal <strong>an</strong>gepriesen<br />

wird. Bezügli<strong>ch</strong> des Holocaust wird m<strong>an</strong> vielmehr zu einem unkritis<strong>ch</strong>en,<br />

dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>uldgefühle einges<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terten, m<strong>an</strong>ipulierbaren Untert<strong>an</strong>en<br />

erzogen. Das hat mi<strong>ch</strong> damals geärgert, und es ärgert mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> heute.<br />

Ärger führt bei mir über den Trotz geradewegs zur Gegenwehr gegen<br />

den Grund des Ärgernisses. So ist mein Charakter.<br />

2. Dur<strong>ch</strong> den Zweifel <strong>an</strong> dem uns eingeredeten Leitstern unseres Weltbildes<br />

drohte meine gesamte Weltsi<strong>ch</strong>t aus den Fugen zu geraten. I<strong>ch</strong> war mir<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr si<strong>ch</strong>er, wo oben und unten, was ri<strong>ch</strong>tig und fals<strong>ch</strong> ist, wer<br />

lügt und wer die Wahrheit sagt. Die ewig aktuelle Frage na<strong>ch</strong> Gut und<br />

Böse wurde in mir neu gestellt. Zur Beurteilung so vieler Fragen ist die<br />

Frage, wo bezügli<strong>ch</strong> des Holocaust die Wahrheit liegt, ni<strong>ch</strong>t gerade die<br />

unwi<strong>ch</strong>tigste. Deshalb wußte i<strong>ch</strong>, daß i<strong>ch</strong> meine Selbstsi<strong>ch</strong>erheit über die<br />

ri<strong>ch</strong>tige Si<strong>ch</strong>t der Dinge in der Welt nur dadur<strong>ch</strong> zurückgewinnen konnte,<br />

wenn i<strong>ch</strong> für mi<strong>ch</strong> g<strong>an</strong>z persönli<strong>ch</strong> herausf<strong>an</strong>d, wo denn nun die<br />

Wahrheit liegt. Oder, kurz ausgedrückt: I<strong>ch</strong> wollte meine Zweifel beseitigen,<br />

so oder so.<br />

3. Es gibt kein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Thema, das so tief im Bewußtsein der<br />

Mens<strong>ch</strong>en ver<strong>an</strong>kert ist und bei dem alle Andersdenkenden von den<br />

herrs<strong>ch</strong>enden S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten so gnadenlos verfolgt werden wie das revisioni-<br />

29


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

stis<strong>ch</strong>e. Ein Agnostiker wird als Gesprä<strong>ch</strong>spartner ernst genommen, ein<br />

Holocaustzweifler hingegen wird aus der Gesells<strong>ch</strong>aft sofort ausgestoßen,<br />

verfemt, gemieden, ja verfolgt. Das mag für die meisten ein Grund<br />

sein, vom Thema die Finger zu lassen, meist indem sie si<strong>ch</strong> einreden, daß<br />

das Thema im Prinzip für die heutigen Probleme unwi<strong>ch</strong>tig sei. Für mi<strong>ch</strong><br />

aber ist diese drakonis<strong>ch</strong>e Verfolgung der beste Beweis dafür, daß dies<br />

das wi<strong>ch</strong>tigste Thema überhaupt ist. So fällt es mir z.B. in der Rolle des<br />

advocatus diaboli lei<strong>ch</strong>t, jede Diskussion über gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e oder politis<strong>ch</strong>e<br />

Probleme dur<strong>ch</strong> die Anwendung der Fas<strong>ch</strong>ismus- bzw. Aus<strong>ch</strong>witzkeule<br />

in ein absurdes Theater zu verw<strong>an</strong>deln, wie es seit Jahrzehnten<br />

bei uns in Medien und Politik praktiziert wird. Beispiele aus<br />

dem realen politis<strong>ch</strong>en Leben hierzu könnten Bü<strong>ch</strong>er füllen. Eine umfassende,<br />

kritis<strong>ch</strong>e und <strong>an</strong> der Wahrheit ausgeri<strong>ch</strong>tete Fors<strong>ch</strong>ung ist daher<br />

gerade in diesem Berei<strong>ch</strong> aus wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, politis<strong>ch</strong>en und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Gründen überaus wi<strong>ch</strong>tig. 5<br />

4. Wenn i<strong>ch</strong> von meinem Naturell her eines auf den Tod ni<strong>ch</strong>t ausstehen<br />

k<strong>an</strong>n, d<strong>an</strong>n ist dies eine ungere<strong>ch</strong>te Beh<strong>an</strong>dlung. Die Beh<strong>an</strong>dlung des<br />

Revisionismus und seiner Anhänger in Wissens<strong>ch</strong>aft, Öffentli<strong>ch</strong>keit, Politik<br />

und Justiz ist aber eine der großen, zum Himmel s<strong>ch</strong>reienden Ungere<strong>ch</strong>tigkeiten<br />

weltweit.<br />

Beinahe ausgebremst…<br />

Bis zum Beginn meines Promotionsstudieng<strong>an</strong>ges im Herbst 1990 habe<br />

i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n ledigli<strong>ch</strong> zwei Bü<strong>ch</strong>er zum Thema gelesen, nämli<strong>ch</strong> Wilhelm<br />

Stägli<strong>ch</strong>s Bu<strong>ch</strong> Der Aus<strong>ch</strong>witz Mythos und das Bu<strong>ch</strong> von Kogon et al. Nationalsozialistis<strong>ch</strong>e<br />

Massentötungen dur<strong>ch</strong> Giftgas.<br />

Neben der Lektüre dieser Bü<strong>ch</strong>er habe i<strong>ch</strong> Informationen über den sogen<strong>an</strong>nten<br />

Zündel-Prozeß gesammelt, um herauszufinden, wel<strong>ch</strong>e Argumente<br />

denn dort ausgetaus<strong>ch</strong>t wurden. I<strong>ch</strong> habe in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g wohl<br />

im Winter 1989/1990 erfahren, daß es si<strong>ch</strong> bei Zündel, der den Leu<strong>ch</strong>ter-<br />

Report in Auftrag gegeben hatte, um einen Bewunderer Hitlers h<strong>an</strong>delt.<br />

I<strong>ch</strong> erinnere mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> genau, daß diese Erkenntnis auf mi<strong>ch</strong> wie ein<br />

S<strong>ch</strong>lag in die Magengrube wirkte, mußte i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> nun damit re<strong>ch</strong>nen, daß<br />

der Leu<strong>ch</strong>ter-Report eventuell do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t die unabhängige Arbeit eines un-<br />

5<br />

Vgl. hierzu au<strong>ch</strong> meinen Beitrag “Wissens<strong>ch</strong>aft und ethis<strong>ch</strong>e Ver<strong>an</strong>twortung”, in: Andreas<br />

Molau (Hg.), Opposition für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Druffel-Verlag, Berg am Starnberger See<br />

1995, S. 260-288 (www.vho.org/D/Beitraege/Ethik.html).<br />

30


Vom Eros der Erkenntnis<br />

politis<strong>ch</strong>en amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Te<strong>ch</strong>nikers war, sondern ledigli<strong>ch</strong> das Instrument<br />

eines deuts<strong>ch</strong>-k<strong>an</strong>adis<strong>ch</strong>en Neonazis. Aber dur<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Erwägungen<br />

waren die von Leu<strong>ch</strong>ter ins Feld geführten Argumente ni<strong>ch</strong>t aus dem Weg<br />

zu räumen und damit au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t meine Zweifel <strong>an</strong> dem überkommenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild.<br />

Mit <strong>an</strong>deren Worten: Zu diesem Zeitpunkt setzte si<strong>ch</strong> bei mir die Erkenntnis<br />

dur<strong>ch</strong>, daß ein Sa<strong>ch</strong>argument au<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n ein Sa<strong>ch</strong>argument bleibt<br />

und als sol<strong>ch</strong>es von einem Wissens<strong>ch</strong>aftler zur Kenntnis genommen werden<br />

muß, wenn es von jem<strong>an</strong>dem stammt, der dieses Argumente aus irgendeiner<br />

politis<strong>ch</strong>en Kalkulation heraus <strong>an</strong>führt.<br />

…und d<strong>an</strong>n do<strong>ch</strong> mit S<strong>ch</strong>wung weiter<br />

Mit eigenen Fors<strong>ch</strong>ungen auf diesem Gebiet beg<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> zu Anf<strong>an</strong>g des<br />

Jahres 1991, und zwar aus reiner privater Neugierde zunä<strong>ch</strong>st ledigli<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong><br />

der Frage, ob das si<strong>ch</strong> im Mauerwerk wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> bei Blausäurebegasungen<br />

mit Zyklon B bildende Farbpigment Eisenblau eine genügend<br />

hohe L<strong>an</strong>gzeitstabilität besitzt, um heute no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>weisbar zu sein.<br />

Na<strong>ch</strong>dem dies bejaht war, ging es mir um die Frage, ob und wenn, d<strong>an</strong>n<br />

wie und unter wel<strong>ch</strong>en Bedingungen si<strong>ch</strong> dieses Farbpigment in Mauerwerken<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Zusammensetzungen überhaupt bilden k<strong>an</strong>n.<br />

Ein im Revisionismus Engagierter hatte im Jahr 1990 meinen oben erwähnten<br />

Leserbrief in der Jungen Freiheit gelesen und mir daraufhin na<strong>ch</strong><br />

Rückspra<strong>ch</strong>e Adressen von Personen und Institutionen zukommen lassen,<br />

die <strong>an</strong> den Ergebnissen meiner Fors<strong>ch</strong>ungen interessiert sein könnten. Daraus<br />

entwickelte si<strong>ch</strong> der Kontakt zu Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Hajo Herrm<strong>an</strong>n, dem<br />

Verteidiger Otto Ernst Remers. Es wäre damals dur<strong>ch</strong>aus no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong><br />

gewesen, daß es zu einer Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

gekommen wäre. Allerdings hat dies nie auf meine S<strong>ch</strong>reiben reagiert,<br />

da es si<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>-naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Seiten des Problems interessiert.<br />

Na<strong>ch</strong>dem mein Engagement für den Revisionismus dur<strong>ch</strong> den Kontakt<br />

zu Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>wälten ernsthaftere Formen <strong>an</strong>nahm, ents<strong>ch</strong>ied i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n<br />

im Sommer 1991, aus der Partei der Republik<strong>an</strong>er auszutreten. Die Gründe<br />

für diese Ents<strong>ch</strong>eidung habe i<strong>ch</strong> zuvor bereits ausgeführt. Als zusätzli<strong>ch</strong>er<br />

und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auslösender Beweggrund kam nun no<strong>ch</strong> hinzu, daß i<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t wollte, daß mein Engagement für den Revisionismus dur<strong>ch</strong> meine<br />

Mitglieds<strong>ch</strong>aft in einer Partei politis<strong>ch</strong> interpretiert werde und daß meine<br />

31


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Tätigkeit auf diesem Gebiet in Konflikt gerate mit irgendwel<strong>ch</strong>en<br />

politis<strong>ch</strong>en Wüns<strong>ch</strong>en oder Vorstellungen einer Partei.<br />

Bl<strong>an</strong>kes Entsetzen…<br />

Einen weiteren Punkt mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> mitteilen, der für das Verständnis<br />

meines Engagements viellei<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> hilfrei<strong>ch</strong> ist. Bis zu meiner ersten Reise<br />

dorthin hatte i<strong>ch</strong> keine exakten Vorstellungen über den Zust<strong>an</strong>d der<br />

ehemaligen Krematorien in Aus<strong>ch</strong>witz-Birkenau, so daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wußte,<br />

inwiefern es überhaupt sinnvoll ist, dort te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e oder <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

zu ma<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> habe mi<strong>ch</strong> daher vor der ersten Reise sehr ausführli<strong>ch</strong><br />

auf das vorbereitet, was i<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> eventueller materieller Überreste<br />

z.B. von Gaskammern erwarten müßte, wenn die allgemein akzeptierten<br />

Beri<strong>ch</strong>te über die Massenvergasungen in Birkenau ri<strong>ch</strong>tig sein sollten.<br />

So war mir zum Beispiel klar, daß die Decken der gemeinhin als Gaskammern<br />

bezei<strong>ch</strong>neten Lei<strong>ch</strong>enkeller der Krematorien II und III drei oder vier<br />

Lö<strong>ch</strong>er aufweisen mußten, dur<strong>ch</strong> die das Zyklon B in die Kammer ges<strong>ch</strong>üttet<br />

worden sein soll, wenn m<strong>an</strong> den Zeugen Glauben s<strong>ch</strong>enken will.<br />

Als i<strong>ch</strong> am 16. August 1991 auf der zwar eingestürzten, aber no<strong>ch</strong> zusammenhängend<br />

erhaltenen und teilweise auf den Stützpfeilern ruhenden<br />

Decke des gewöhnli<strong>ch</strong> als Gaskammer bezei<strong>ch</strong>neten Lei<strong>ch</strong>enkellers 1 des<br />

Krematoriums II von Birkenau st<strong>an</strong>d – in ihr sollen die meisten Massenmorde<br />

des Dritten Rei<strong>ch</strong>es überhaupt stattgefunden haben – und als von<br />

eben diesen Lö<strong>ch</strong>ern ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> nur der Hau<strong>ch</strong> einer Spur zu finden war,<br />

habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ernsthaft gefragt, ob i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> in einer Welt von lauter<br />

Irren lebe. I<strong>ch</strong> kam mir auf das S<strong>ch</strong>ändli<strong>ch</strong>ste betrogen vor, betrogen von<br />

einer Justiz, die es nie für nötig gehalten hat, die materiellen Spuren am<br />

vermeintli<strong>ch</strong>en Tatort einer te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>-sa<strong>ch</strong>verständigen Prüfung zu unterziehen;<br />

betrogen von allen Politikern dieser Welt, die es ebenso bis heute<br />

versäumt haben, au<strong>ch</strong> nur eine winzige offizielle Untersu<strong>ch</strong>ungskommission<br />

auf die Beine zu stellen, die die Sa<strong>ch</strong>beweise zur Erkundung der Wahrheit<br />

zusammenträgt; betrogen von den ungezählten Holocaust-Historikern,<br />

die es bis heute ni<strong>ch</strong>t für nötig gehalten haben, <strong>an</strong> den vermeintli<strong>ch</strong>en Orten<br />

des Verbre<strong>ch</strong>ens in Aus<strong>ch</strong>witz und <strong>an</strong>derswo jene Untersu<strong>ch</strong>ungen zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

die Althistoriker und Paläontologen seit Jahrhunderten <strong>an</strong> den Ruinen<br />

und sonstigen Überresten alter Siedlungsstätten unternehmen; betrogen von<br />

den Naturwissens<strong>ch</strong>aftlern und Ingenieuren dieser Erde, die alle mögli<strong>ch</strong>en<br />

Erzählungen von Zeugen akzeptieren, ohne auf die Idee zu kommen, si<strong>ch</strong><br />

32


Vom Eros der Erkenntnis<br />

die materiellen Reste des vermeintli<strong>ch</strong>en Verbre<strong>ch</strong>ens oder die Zeugenaussagen<br />

darüber nur einmal etwas genauer und fa<strong>ch</strong>kritis<strong>ch</strong> <strong>an</strong>zusehen.<br />

…führt zum Zusammenbru<strong>ch</strong> eines Weltbildes<br />

An diesem 16. August ist für mi<strong>ch</strong> eine Welt zusammengebro<strong>ch</strong>en, und<br />

i<strong>ch</strong> habe mir in der Sekunde, als i<strong>ch</strong> das sah, ges<strong>ch</strong>woren, alles zu unternehmen,<br />

um diesen Fragenkomplex einer wahrheitsgemäßen Klärung zuzuführen.<br />

Diese meine Haltung wird m<strong>an</strong> nur d<strong>an</strong>n ändern, wenn m<strong>an</strong> meine<br />

Zweifel <strong>an</strong> dem überkommenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild, die heute zur Gewißheit<br />

geronnen sind, dur<strong>ch</strong> überzeugende wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Argumente in einem<br />

fairen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Diskurs allgemein bestätigt oder widerlegt. Niemals<br />

aber wird Gewalt mi<strong>ch</strong> von meinen Überzeugungen abbringen. Im<br />

Gegenteil: Sie festigt in mir die Überzeugung, daß i<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>t habe, denn nur<br />

der, dem die Argumente ausgeg<strong>an</strong>gen sind, muß zur Gewalt greifen.<br />

Eros der Erkenntnis<br />

Mit der Zeit freili<strong>ch</strong> kam zu den oben erwähnten Beweggründen no<strong>ch</strong><br />

ein weiterer hinzu, nämli<strong>ch</strong> das, was i<strong>ch</strong> den Eros der Erkenntnis nenne.<br />

Wer si<strong>ch</strong> Wissens<strong>ch</strong>aftler nennt und ni<strong>ch</strong>t weiß, was das ist, der ist in meinen<br />

Augen kein ri<strong>ch</strong>tiger Wissens<strong>ch</strong>aftler. Die Aufregung, bei ents<strong>ch</strong>eidenden<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungen und Entdeckungen dabei zu sein; der<br />

Ansporn, Dinge vor<strong>an</strong>zutreiben, von denen m<strong>an</strong> weiß, daß sie neuartig und<br />

auf ihre Weise revolutionär sind; das Bewußtsein, <strong>an</strong> vorderster Front zu<br />

stehen und mitzubestimmen, wohin das S<strong>ch</strong>iff der Erkenntnis fährt; das<br />

sind Dinge, die muß m<strong>an</strong> gefühlt haben, um na<strong>ch</strong>vollziehen zu können, was<br />

das heißt: Eros der Erkenntnis.<br />

33


“Jede Zeit hat ihr Tabu. Au<strong>ch</strong> wir Fors<strong>ch</strong>er müssen das<br />

Tabu unserer Zeit a<strong>ch</strong>ten. Wir Deuts<strong>ch</strong>e dürfen dieses Thema<br />

[die Massenverni<strong>ch</strong>tung der Juden] ni<strong>ch</strong>t aufgreifen, das<br />

müssen <strong>an</strong>dere tun. Wir müssen akzeptieren, daß wir<br />

Deuts<strong>ch</strong>e weniger Re<strong>ch</strong>te haben als die <strong>an</strong>deren.”<br />

Arndt Simon, Ges<strong>ch</strong>äftsführender Direktor am Max-<br />

Pl<strong>an</strong>ck-Institut für Festkörperfors<strong>ch</strong>ung, Stuttgart, gegenüber<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, 3. Mai 1993<br />

Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

oder: re<strong>ch</strong>t haben und re<strong>ch</strong>t bekommen<br />

sind zwei Paar S<strong>ch</strong>uhe<br />

Eine flü<strong>ch</strong>tige Bek<strong>an</strong>nts<strong>ch</strong>aft<br />

Im Februar 1991 f<strong>an</strong>d in Bad Kissingen ein Seminar einer sudetendeuts<strong>ch</strong>en<br />

Jugendorg<strong>an</strong>isation statt, zu der i<strong>ch</strong> eine Einladung erhalten hatte,<br />

obwohl i<strong>ch</strong> kein Mitglied war. I<strong>ch</strong> nahm <strong>an</strong> dieser Ver<strong>an</strong>staltung teil und<br />

lernte dort gegen Ende des Seminars einen etwa glei<strong>ch</strong> alten Teilnehmer<br />

kennen. Dieser s<strong>ch</strong>lug mir na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luß des Seminars vor, vor der Abreise<br />

no<strong>ch</strong> kurz bei dem in Bad Kissingen wohnhaften Wehrma<strong>ch</strong>ts-<br />

Generalmajor a.D. Otto Ernst Remer vorbeizus<strong>ch</strong>auen.<br />

I<strong>ch</strong> wurde darüber aufgeklärt, daß Remer jene Person sei, die den Puts<strong>ch</strong><br />

vom 20. Juli 1944 niederges<strong>ch</strong>lagen hatte, und daß Remer bis heute seinen<br />

damaligen Ansi<strong>ch</strong>ten treu geblieben sei. Es h<strong>an</strong>dele si<strong>ch</strong> bei dem <strong>an</strong>visierten<br />

Besu<strong>ch</strong> quasi um eine Art Museumsbesu<strong>ch</strong> bei einem lebenden politis<strong>ch</strong>en<br />

Fossil. Dadur<strong>ch</strong> neugierig gema<strong>ch</strong>t, stimmte i<strong>ch</strong> zu und ging mit.<br />

Die Wohnstube des Ehepaars Remer wirkt auf einen Jüngling aus bürgerli<strong>ch</strong>em<br />

Haus, der den Antifas<strong>ch</strong>ismus mit der Muttermil<strong>ch</strong> aufgenommen<br />

hatte und ihm erst spät entwöhnt worden war, s<strong>ch</strong>aurig: Hitlerbüste,<br />

Ehrenabzei<strong>ch</strong>en der Wehrma<strong>ch</strong>t und allerlei “Flügelliteratur” ließen mir ein<br />

paar Grusels<strong>ch</strong>auer über den Rücken laufen. Na<strong>ch</strong> einer Führung dur<strong>ch</strong> die<br />

Wohnung dur<strong>ch</strong> Frau Remer bekamen wir s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einen Video-<br />

35


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

film gezeigt, der den 20. Juli 1944 aus der Si<strong>ch</strong>t Remers zeigt. Dermaßen<br />

“aufgeklärt” begaben wir uns etwa na<strong>ch</strong> einer Stunde auf den Heimweg. 1<br />

Zeugenfreiheit<br />

Als i<strong>ch</strong> im Sommer 1991 vom Verteidiger Otto Ernst Remers gebeten<br />

wurde, für ein Strafverfahren gegen seinen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten ein Guta<strong>ch</strong>ten über<br />

die “Gaskammern” von Aus<strong>ch</strong>witz zu erstellen, war mir also dur<strong>ch</strong>aus klar,<br />

für wel<strong>ch</strong>en M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten i<strong>ch</strong> aktiv werden würde. Mir war die Gefahr bewußt,<br />

daß die politis<strong>ch</strong>en Meinungen und Aktivitäten Remers auf “seinen”<br />

Guta<strong>ch</strong>ter abfärben könnten, wenn dieser zu einem politis<strong>ch</strong> unkorrekten<br />

Ergebnis kommt. Warum i<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong> aktiv wurde, läßt si<strong>ch</strong> wie folgt begründen:<br />

In einem Re<strong>ch</strong>tsstaat darf ein Zeuge, also au<strong>ch</strong> ein sa<strong>ch</strong>verständiger<br />

Zeuge, niemals strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> für das bel<strong>an</strong>gt werden, was er na<strong>ch</strong> bestem<br />

Wissen und Gewissen vor Geri<strong>ch</strong>t äußert bzw. was er zum Zwecke der<br />

Vorlage vor Geri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> S<strong>ch</strong>riftsätzen erstellt.<br />

Au<strong>ch</strong> zivilre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> einen Guta<strong>ch</strong>ter nur d<strong>an</strong>n bel<strong>an</strong>gen, wenn<br />

m<strong>an</strong> ihm na<strong>ch</strong>weisen k<strong>an</strong>n, daß er bei der Erstellung seines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

grob fahrlässig die Regeln und Gesetzmäßigkeiten seines Fa<strong>ch</strong>es verletzt<br />

hat und wenn aufgrund dieses M<strong>an</strong>gels irgend jem<strong>an</strong>dem ein S<strong>ch</strong>aden <strong>an</strong><br />

Leib und/ oder Seele entst<strong>an</strong>den ist.<br />

Wenn also der Guta<strong>ch</strong>ter in akribis<strong>ch</strong>er Kleinarbeit alle ihm errei<strong>ch</strong>bar<br />

ers<strong>ch</strong>einenden Quellen auswertet und na<strong>ch</strong> bestem Wissen und Gewissen<br />

sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t interpretiert, so wäre selbst für den Fall, daß das Ergebnis des<br />

1<br />

Übrigens können si<strong>ch</strong> die Eheleute <strong>an</strong> dieses zufällige Zusammentreffen naturgemäß genauso<br />

wenig erinnern wie <strong>an</strong> die zwei d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> stattgefundenen Zusammenkünfte, bei denen<br />

i<strong>ch</strong> immer nur als unbek<strong>an</strong>nte, unwi<strong>ch</strong>tige Person zu einer größeren Ansammlung von<br />

Mens<strong>ch</strong>en stieß (Sommer 1991: Bei der Rückkehr von meiner ersten Aus<strong>ch</strong>witz-Reise<br />

begleite i<strong>ch</strong> Karl Philipp, der mi<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Aus<strong>ch</strong>witz <strong>ch</strong>auffiert und mir dort assistiert hatte,<br />

bei einem Kurzbesu<strong>ch</strong> <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> eines Empf<strong>an</strong>gs zum 80. Geburtstag Remers. Herbst<br />

1992: Gemeinsames Abendessen der Verteidigung na<strong>ch</strong> meinem verhinderten Auftritt als<br />

Guta<strong>ch</strong>ter während des Prozesses gegen Remer). Erst bei der Reise des Stuttgarter L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>ts<br />

na<strong>ch</strong> Sp<strong>an</strong>ien zur Vernehmung des Ehepaars Remer im J<strong>an</strong>uar 1995 im Zuge<br />

meines späteren Strafverfahrens aufgrund der Kommentare, die Remer meinem Guta<strong>ch</strong>ten<br />

beigefügt hatte, ohne mi<strong>ch</strong> zu informieren, haben mi<strong>ch</strong> die Eheleute Remer persönli<strong>ch</strong><br />

kennengelernt. Do<strong>ch</strong> selbst damals in Sp<strong>an</strong>ien mußten sie erst fragen, wer i<strong>ch</strong> denn sei.<br />

Sie lernten mi<strong>ch</strong> erst einigermaßen gut kennen, na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> Anf<strong>an</strong>g 1996 na<strong>ch</strong> Sp<strong>an</strong>ien<br />

geflohen war, wo i<strong>ch</strong> etwa vier Monate l<strong>an</strong>g in einer Gegend wohnte, die ca. 80 km westli<strong>ch</strong><br />

von Remers Wohnsitz im Exil gelegen war.<br />

36


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

Guta<strong>ch</strong>tens irrtümli<strong>ch</strong>erweise fals<strong>ch</strong> wäre, dem Guta<strong>ch</strong>ter keine grobe Fahrlässigkeit<br />

zuzus<strong>ch</strong>reiben.<br />

Daraus resultiert, daß er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> gegen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bena<strong>ch</strong>teiligungen,<br />

die si<strong>ch</strong> aus der Erstellung eines evtl. politis<strong>ch</strong> unkorrekten Guta<strong>ch</strong>tens<br />

ergeben könnten, zivilre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wehren k<strong>an</strong>n, denn einem – hier<br />

sa<strong>ch</strong>verständigen – Zeugen darf eben au<strong>ch</strong> gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> kein Na<strong>ch</strong>teil<br />

daraus entstehen, daß er na<strong>ch</strong> bestem Wissen und Gewissen sein Guta<strong>ch</strong>ten<br />

erstellte.<br />

Insofern sah i<strong>ch</strong> den Stürmen, die auf mi<strong>ch</strong> zuzukommen drohten, gelassen<br />

entgegen, da<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong>, daß am längeren Hebel sitzt, wer das Re<strong>ch</strong>t<br />

auf seiner Seite hat…<br />

Offener Re<strong>ch</strong>tsbru<strong>ch</strong> der deuts<strong>ch</strong>en Justiz<br />

Für deuts<strong>ch</strong>e Strafgeri<strong>ch</strong>te gilt der Holocaust als offenkundige Tatsa<strong>ch</strong>e.<br />

Dies bedeutet, daß ein mit diesem Thema befaßtes Geri<strong>ch</strong>t keinen Beweis<br />

mehr erheben muß, sondern von der Wahrheit der herrs<strong>ch</strong>enden Auffassung<br />

ausgeht. Dies bedeutet au<strong>ch</strong>, daß Beweis<strong>an</strong>träge, die der herrs<strong>ch</strong>enden Auffassung<br />

widerspre<strong>ch</strong>en, von Geri<strong>ch</strong>ten aufgrund des §244 Abs. 3 der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Strafprozeßordnung abgelehnt werden. Es gibt jedo<strong>ch</strong> drei Ausnahmen,<br />

wo Beweise ni<strong>ch</strong>t wegen Offenkundigkeit abgelehnt werden können:<br />

a) Wenn Beweismittel vorgelegt werden, die den bisher bei deuts<strong>ch</strong>en<br />

Geri<strong>ch</strong>ten vorgelegten Beweisen <strong>an</strong> Beweiskraft überlegen sind.<br />

b) Wenn in der Öffentli<strong>ch</strong>keit ein merkli<strong>ch</strong>er Widerspru<strong>ch</strong> gegen die für<br />

offenkundig era<strong>ch</strong>tete Ansi<strong>ch</strong>t besteht. 2<br />

c) Wenn geeignete Beweismittel bereits während der Verh<strong>an</strong>dlung im<br />

Geri<strong>ch</strong>tssaal vorh<strong>an</strong>den bzw. <strong>an</strong>wesend sind, die na<strong>ch</strong> §245 StPO<br />

ni<strong>ch</strong>t wegen Offenkundigkeit abgelehnt werden können. 3<br />

Da in Strafverfahren gegen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdissidenten weder die Ri<strong>ch</strong>ter<br />

no<strong>ch</strong> die Staats<strong>an</strong>wälte jemals Beweis<strong>an</strong>träge zum Holocaust stellen – für<br />

diese ist ja längst alles offenkundig erwiesen – blieb es Aufgabe der Verteidiger,<br />

sol<strong>ch</strong>e Beweis<strong>an</strong>träge zu stellen und dafür zu sorgen, daß die ent-<br />

2<br />

Zu den ersten beiden Punkten vgl. OLG Düsseldorf, Az. 2 Ss 155/91 - 52/91 III; BVerfG<br />

Az. 2 BrR 367/92; OLG Celle, Az. 3 Ss 88/93, Monatszeits<strong>ch</strong>rift für Deuts<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t<br />

(MDR), 48(6) (1994) S. 608.<br />

3<br />

Vgl. Detlef Burhoff, H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> für die strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Hauptverh<strong>an</strong>dlung, 4. Aufl., Verlag<br />

für die Re<strong>ch</strong>ts- und Anwaltspraxis, Recklinghausen 2003, 676<br />

(www.burhoff.de/haupt/inhalt/praesentes.htm).<br />

37


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

spre<strong>ch</strong>enden Beweismittel bei der Verh<strong>an</strong>dlung au<strong>ch</strong> im Geri<strong>ch</strong>tssaal <strong>an</strong>wesend<br />

waren.<br />

Aus diesem Grunde wurde i<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Ende 1991 und 1994 insgesamt<br />

sieben Mal auf Initiative vers<strong>ch</strong>iedener Strafverteidiger per Geri<strong>ch</strong>tsvollzieher<br />

als sa<strong>ch</strong>verständiger Zeuge zu diversen Strafprozessen gegen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdissidenten<br />

geladen. 4 In fünf der sieben Fällen jedo<strong>ch</strong> lehnten die<br />

beteiligten Ri<strong>ch</strong>ter den Beweis<strong>an</strong>trag zu meiner Anhörung wegen Offenkundigkeit<br />

des Holocausts ab, also unter krassem Bru<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>en Verfahrensre<strong>ch</strong>ts.<br />

Ledigli<strong>ch</strong> in einem Ausnahmefall wurde i<strong>ch</strong> wenigstens zu meiner<br />

Person und Qualifikation gehört. Das Geri<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>ied aber, daß meine<br />

Ausbildung zum Diplom-Chemiker ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>e, über <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Fragen<br />

sa<strong>ch</strong>kundig zu urteilen. Dazu bedürfe es mindestens der Promotion. I<strong>ch</strong><br />

wurde daher als “völlig ungeeignetes Beweismittel” abgelehnt. 5 Eine sol<strong>ch</strong>e<br />

Ablehnung ist sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gesehen natürli<strong>ch</strong> grober Unfug, denn die Ausbildung<br />

zum Diplom-Chemiker in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d gilt gemeinhin als ähnli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>wierig wie die Erl<strong>an</strong>gung einer Promotion in <strong>an</strong>deren Fä<strong>ch</strong>ern, was sogar<br />

das erkennende Geri<strong>ch</strong>t zugab, und die Abfassung einer Doktorarbeit<br />

fügt dieser Ausbildung ledigli<strong>ch</strong> eine Fa<strong>ch</strong>arbeit in einem eng definierten<br />

Spezialgebiet zu, vertieft aber ni<strong>ch</strong>t mehr die <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Allgemeinbildung.<br />

Mit dieser Ents<strong>ch</strong>eidung widerspra<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> geltender Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung,<br />

na<strong>ch</strong> der ein Zeuge d<strong>an</strong>n als sa<strong>ch</strong>verständig gilt, wenn er für das<br />

betreffende Gebiet eine abges<strong>ch</strong>lossene Ausbildung hat oder eine ähnli<strong>ch</strong>e<br />

qualifizierende Berufserfahrung und wenn ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen werden<br />

k<strong>an</strong>n, daß si<strong>ch</strong> der Guta<strong>ch</strong>ter zur vorgelegten Beweisfrage sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> überhaupt<br />

äußern k<strong>an</strong>n. 6 Die Ausbildung zum Diplom-Chemiker ist daher völlig<br />

hinrei<strong>ch</strong>end, um im hier beh<strong>an</strong>delten Fall die Definition des sa<strong>ch</strong>verständigen<br />

Zeugen zu erfüllen. Meine Ablehnung als “gänzli<strong>ch</strong> ungeeignetes Beweismittel”<br />

war daher ebenfalls ein krasser Re<strong>ch</strong>tsbru<strong>ch</strong>.<br />

Während der Vorbereitung des Strafverfahrens gegen den S<strong>ch</strong>weizer Revisionisten<br />

Dr. Max Wahl in Mün<strong>ch</strong>en empfing mi<strong>ch</strong> der mit der Verteidigung<br />

beauftragte Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Klaus Göbel am 22. Juli 1992 in seiner<br />

4 Ernst Zündel, Amtsgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en, Dezember 1991; Udo Walendy, L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Bielefeld,<br />

Februar 1992; Gerd Honsik, Oberl<strong>an</strong>desgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en, März 1992; David Irving,<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en, Mai 1992; Alfred Dets<strong>ch</strong>er, Amtsgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en, Juli 1992; Dr.<br />

Max Wahl, L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en, Juli 1992; Otto Ernst Remer, L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>weinfurt,<br />

September 1992; Arthur Vogt, L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Nürnberg, März 1994.<br />

5 Na<strong>ch</strong> §245 Abs. 2, StPO; im Verfahren gegen O.E. Remer, L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>weinfurt, Az.<br />

1 KLs 8 Js 10453/92; ähnli<strong>ch</strong> im Verfahren gegen A. Vogt, LG Nürnberg, März 1994.<br />

6 BGHSt 14, 339, 341; vgl. www.burhoff.de/rspr/texte/l_00033.htm<br />

38


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

K<strong>an</strong>zlei, um meinen Auftritt als Guta<strong>ch</strong>ter zu bespre<strong>ch</strong>en. Er teilte mir dabei<br />

mit, daß es keinerlei Aussi<strong>ch</strong>t gebe, daß i<strong>ch</strong> oder irgendein <strong>an</strong>derer<br />

sa<strong>ch</strong>verständiger Zeuge jemals in Sa<strong>ch</strong>en Holocaust gehört werden würde.<br />

Er sagte dies, weil er kurz zuvor mit dem Ri<strong>ch</strong>ter telefoniert hatte, der den<br />

Fall seines M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten zu ri<strong>ch</strong>ten habe. Dieser habe ihm gesagt, daß es<br />

Anweisungen von g<strong>an</strong>z oben gebe, na<strong>ch</strong> denen alle Beweis<strong>an</strong>träge abzulehnen<br />

seien, die Zweifel am Holocaust untermauern, selbst wenn dies ein<br />

offener Bru<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ts wäre.<br />

Dazu paßt meine eigene Erfahrung in einem <strong>an</strong>deren Fall, wo der Ri<strong>ch</strong>ter<br />

offenbar ni<strong>ch</strong>t darüber informiert war, wie er auf einen im Geri<strong>ch</strong>tssaal präsenten<br />

Sa<strong>ch</strong>verständigen zu reagieren habe. Mit dem Antrag der Verteidigung<br />

auf meine Anhörung konfrontiert, geriet er s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t in P<strong>an</strong>ik. Er unterbra<strong>ch</strong><br />

kurzerh<strong>an</strong>d die Verh<strong>an</strong>dlung und eilte aus dem Geri<strong>ch</strong>tssaal, um<br />

am nä<strong>ch</strong>stbesten Telefon eine Nummer mit der Vorwahl 0228 zu wählen,<br />

wie mir ein Zus<strong>ch</strong>auer beri<strong>ch</strong>tete, der dem aus dem Geri<strong>ch</strong>tssaal stürzenden<br />

Ri<strong>ch</strong>ter gefolgt war. 0228 ist die Vorwahl für Bonn, der damaligen Hauptstadt<br />

der BRD. Den Rest k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> zehn Fingern abzählen.<br />

Mein im Frühjahr 1994 erfolgter vorerst letzter Auftritt als Guta<strong>ch</strong>ter<br />

stellte si<strong>ch</strong> als besonders dramatis<strong>ch</strong> heraus. I<strong>ch</strong> wurde während der Hauptverh<strong>an</strong>dlung<br />

gegen Arthur Vogt vor dem L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Nürnberg von Vogts<br />

Verteidiger Major a.D. Hajo Herrm<strong>an</strong>n als sa<strong>ch</strong>verständiger Zeuge geladen,<br />

um evtl. vor Geri<strong>ch</strong>t über die Frage der Bildung und Na<strong>ch</strong>weisbarkeit von<br />

Cy<strong>an</strong>idverbindungen in den “Gaskammern” von Aus<strong>ch</strong>witz zu referieren,<br />

also entspre<strong>ch</strong>end den Ergebnissen meines Guta<strong>ch</strong>tens. Als Herr Herrm<strong>an</strong>n<br />

einen diesbezügli<strong>ch</strong>en Beweis<strong>an</strong>trag während der Hauptverh<strong>an</strong>dlung vorlegte,<br />

wurde i<strong>ch</strong> von Ri<strong>ch</strong>ter Peter Stockhammer gefragt, ob i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong><br />

entspre<strong>ch</strong>end dem gestellten Beweis<strong>an</strong>trag äußern wollte. Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong><br />

dies bejaht hatte, ma<strong>ch</strong>te mi<strong>ch</strong> Ri<strong>ch</strong>ter Stockhammer darauf aufmerksam,<br />

daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit derartigen Äußerungen strafbar ma<strong>ch</strong>en könne, da i<strong>ch</strong><br />

d<strong>an</strong>n ja die Thesen des Angeklagten A. Vogt über die Ni<strong>ch</strong>texistenz der<br />

Gaskammern in Aus<strong>ch</strong>witz unterstützten würde. Ri<strong>ch</strong>ter Stockhammer<br />

ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend gar ni<strong>ch</strong>t erst die Mühe, mi<strong>ch</strong> zu meiner Person<br />

und Qualifikation <strong>an</strong>zuhören, und lehnte mi<strong>ch</strong> unter Bru<strong>ch</strong> geltender Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung<br />

sofort als “völlig ungeeignetes Beweismittel” ab. 7<br />

Somit wurde erstmals von einem deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>t ausgespro<strong>ch</strong>en, daß<br />

ein Guta<strong>ch</strong>ter zum Thema Holocaust immer zu einem vorgegebenen Er-<br />

7 Vgl. dazu au<strong>ch</strong> Karl Salm, “Der Justizsk<strong>an</strong>dal im Fall Thomas-Dehler-Stiftung”, Staatbriefe<br />

6(2,3-4,6) (1995) (www.vho.org/D/Staatsbriefe/Salm6_2-4-6.html).<br />

39


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

gebnis kommen muß, wenn er si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t strafbar ma<strong>ch</strong>en will. Was aber<br />

bedeutet dies für den Wert aller bisher abgegebenen, ledigli<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>en<br />

Sa<strong>ch</strong>verständigenguta<strong>ch</strong>ten, wenn die Guta<strong>ch</strong>ter nie eine <strong>an</strong>dere Wahl hatten,<br />

als die Vorgaben der alliierten und bundesdeuts<strong>ch</strong>en Politik zu erfüllen?<br />

8<br />

Als Tüpfel<strong>ch</strong>en auf dem i wirkte da die Ents<strong>ch</strong>eidung des Bundesgeri<strong>ch</strong>tshofes,<br />

der all diese flagr<strong>an</strong>ten Re<strong>ch</strong>tsbrü<strong>ch</strong>e in Baus<strong>ch</strong> und Bogen für<br />

re<strong>ch</strong>tsgültig erklärte, und zwar au<strong>ch</strong>, daß Beweis<strong>an</strong>träge wegen Offenkundigkeit<br />

des Holocaust abgelehnt werden können, wenn deren Inhalt gar<br />

ni<strong>ch</strong>ts mit dem Holocaust zu tun hat. Darunter fallen sämtli<strong>ch</strong>e Anträge, mit<br />

denen das Geri<strong>ch</strong>t gebeten wurde festzustellen, ob die <strong>an</strong>gebotenen Beweismittel<br />

– darunter u.a. mein Guta<strong>ch</strong>ten – allen bisher vor deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten<br />

erhobenen Beweisen überlegen sind (worunter si<strong>ch</strong> keine Sa<strong>ch</strong>guta<strong>ch</strong>ten<br />

befinden) oder ob es in der deuts<strong>ch</strong>en Öffentli<strong>ch</strong>keit einen merkli<strong>ch</strong>en<br />

Widerspru<strong>ch</strong> zur Offenkundigkeit des Holocausts gibt.<br />

Weder die Frage der Beweiskraft eines Beweismittels no<strong>ch</strong> die Frage, ob<br />

ein Widerspru<strong>ch</strong> als merkli<strong>ch</strong> gelten k<strong>an</strong>n oder ni<strong>ch</strong>t, k<strong>an</strong>n freili<strong>ch</strong> unter<br />

Hinweis auf die Offenkundigkeit des Holocausts ents<strong>ch</strong>ieden werden. Aber<br />

der BGH entblödete si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, die Ablehnung dieser Beweis<strong>an</strong>träge wegen<br />

Offenkundigkeit des Holocaust abzusegnen. 9 Wenige Jahre später ging die<br />

bundesdeuts<strong>ch</strong>e Strafjustiz sogar zur offenen Verfolgung von Strafverteidigern<br />

über, die es wagen, überhaupt revisionistis<strong>ch</strong>e Beweis<strong>an</strong>träge zu stellen.<br />

10 Jetzt bri<strong>ch</strong>t m<strong>an</strong> also ni<strong>ch</strong>t nur das Re<strong>ch</strong>t, indem m<strong>an</strong> zulässige Beweismittel<br />

unterdrückt, sondern zusätzli<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong>, daß m<strong>an</strong> das Stellen<br />

von Beweis<strong>an</strong>trägen selbst unter Strafe stellt.<br />

Für mi<strong>ch</strong> war s<strong>ch</strong>ockierend, zu sehen, wie deuts<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>ter glei<strong>ch</strong> serienweise<br />

und für alle Welt si<strong>ch</strong>tbar das Re<strong>ch</strong>t bra<strong>ch</strong>en, und zwar offenkundig<br />

unter Anweisung von oben, was nur unter Verletzung der Unabhängigkeit<br />

der Justiz ges<strong>ch</strong>ehen konnte und k<strong>an</strong>n. S<strong>ch</strong>ockierend war au<strong>ch</strong>, wie die<br />

jeweils über diese Fälle beri<strong>ch</strong>tenden Medien – Massenmedien wie au<strong>ch</strong><br />

Fa<strong>ch</strong>medien – diesen Sk<strong>an</strong>dal einfa<strong>ch</strong> unter den Teppi<strong>ch</strong> kehrten.<br />

8<br />

Az. 6/38 Ns 341 Js 31951/92, vgl. Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung, 17.3.1994, S. 52.<br />

9<br />

BGH, Az. 1 StR 193/93.<br />

10<br />

Sigmund P. Martin, “Volksverhetzung – Leugnen des Holocaust dur<strong>ch</strong> Verteidigerh<strong>an</strong>deln”,<br />

Juristis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulung, 11/2002, S. 1127f., im Fall gegen RA Jürgen Rieger; basierend<br />

auf BGH, Az. 5 StR 485/01; vgl. Neue Juristis<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>rift 2002, S. 2115;<br />

Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung, 2002, S. 539; vgl. au<strong>ch</strong> BGH, 1 StR 502/99, im Fall gegen RA<br />

Ludwig Bock, siehe Rudi Zornig, “Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt wegen Stellung von Beweis<strong>an</strong>trag verurteilt”,<br />

VffG 3(2) (1999), S. 208f.<br />

40


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

Belustigend war <strong>an</strong>dererseits, wie ein einfa<strong>ch</strong>er, junger Chemiestudent<br />

mit seinem St<strong>an</strong>dard-Fa<strong>ch</strong>wissen das Justizsystem einer g<strong>an</strong>zen Nation in<br />

helle P<strong>an</strong>ik versetzen k<strong>an</strong>n. I<strong>ch</strong> fühlte damals, daß i<strong>ch</strong> dem System des institutionalisierten<br />

Re<strong>ch</strong>tsbru<strong>ch</strong>s zur Unterdrückung der Meinungs- und<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit gefährli<strong>ch</strong> war, und i<strong>ch</strong> genoß diese mir zugemessene<br />

Bedeutung, ni<strong>ch</strong>t wissend, was no<strong>ch</strong> auf mi<strong>ch</strong> zukommen würde…<br />

Darf m<strong>an</strong> Guta<strong>ch</strong>ten publizieren?<br />

Von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> war gepl<strong>an</strong>t, daß das aus dem Auftrag von Remers Anwalt<br />

entstehende Guta<strong>ch</strong>ten irgendw<strong>an</strong>n publiziert werden sollte. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

unterzei<strong>ch</strong>nete i<strong>ch</strong> sogar einen Vertrag, der vorsah, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> als<br />

Gegenleistung für die Bezahlung aller dur<strong>ch</strong> die Erstellung des Guta<strong>ch</strong>tens<br />

entstehenden Kosten verpfli<strong>ch</strong>tete, dieses Guta<strong>ch</strong>ten na<strong>ch</strong> Fertigstellung zu<br />

veröffentli<strong>ch</strong>en. Geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>verständigenguta<strong>ch</strong>ten werden zwar ni<strong>ch</strong>t<br />

oft publiziert, aber bei Themen von gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>em Interesse ges<strong>ch</strong>ieht<br />

dies dur<strong>ch</strong>aus öfter. So wurden z.B. in einigen Verfahren gegen <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e<br />

NS-Verbre<strong>ch</strong>er zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Guta<strong>ch</strong>ten eingeholt, die d<strong>an</strong>n später einem<br />

breiten Publikum aus volkspädagogis<strong>ch</strong>en Gründen nähergebra<strong>ch</strong>t<br />

werden sollten. Der Fr<strong>an</strong>kfurter Aus<strong>ch</strong>witz-Prozeß ist hierfür ein Paradebeispiel.<br />

Die dafür erstellten Guta<strong>ch</strong>ten von Wissens<strong>ch</strong>aftlern des Instituts<br />

für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te wurden später in einem Sammelb<strong>an</strong>d veröffentli<strong>ch</strong>t. 11<br />

Mein Guta<strong>ch</strong>ten wurde daher bereits im Frühjahr 1992 für eine Veröffentli<strong>ch</strong>ung<br />

vorbereitet. Hierzu wurde die ursprüngli<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>tsfassung<br />

dur<strong>ch</strong> umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>e inhaltli<strong>ch</strong>e Ergänzungen und ein besseres Layout erweitert.<br />

Im Sommer 1992 zeigten sowohl das Verlagshaus Ullstein-L<strong>an</strong>gen<br />

Müller als au<strong>ch</strong> von Hase & Köhler reges Interesse <strong>an</strong> dem Projekt. Während<br />

Dr. Fleißner wegen der Bris<strong>an</strong>z des Themas trotz prinzipieller Zustimmung<br />

re<strong>ch</strong>t ras<strong>ch</strong> kalte Füße bekam, legte mir der Verlag von Hase &<br />

Köhler umgehend einen unters<strong>ch</strong>riftsreifen Vertrag vor. Der hatte allerdings<br />

den Haken, daß er keine Klausel enthielt, die bestimmte, bis zu wel<strong>ch</strong>em<br />

Zeitpunkt das Bu<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>einen mußte. Auf diese Weise hätte m<strong>an</strong><br />

mi<strong>ch</strong> also vertragli<strong>ch</strong> binden und so die Veröffentli<strong>ch</strong>ung auf den S<strong>an</strong>kt<br />

Nimmerleinstag vers<strong>ch</strong>ieben können. Auf mein Drängen hin, dies zu ändern,<br />

verlor der Verlag sein Interesse.<br />

11 H. Bu<strong>ch</strong>heim u.a., Anatomie des SS-Staates, Walter, Freiburg 1964.<br />

41


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Warten auf den Doktorhut<br />

Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß das Guta<strong>ch</strong>ten aus Angst der Verleger vor gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

und strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Repressionen ni<strong>ch</strong>t in einem großen bürgerli<strong>ch</strong>en<br />

Verlag zu publizieren war, wies darauf hin, daß das Thema selbst<br />

d<strong>an</strong>n zu heiß war, wenn es in trockener wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Weise dargebra<strong>ch</strong>t<br />

wird. Auf Anraten vers<strong>ch</strong>iedener Personen ents<strong>ch</strong>loß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> daher,<br />

die Veröffentli<strong>ch</strong>ung des Guta<strong>ch</strong>tens in einem politis<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>gesiedelten<br />

Verlag bis na<strong>ch</strong> Erhalt meines Doktorhutes aufzus<strong>ch</strong>ieben, um diesen<br />

ni<strong>ch</strong>t zu gefährden.<br />

In der europäis<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>ten Szene stellte si<strong>ch</strong> im Laufe des Jahres 1992<br />

allerdings eine immer größer werdende Ungeduld ein, erwartete m<strong>an</strong> do<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> mein Guta<strong>ch</strong>ten offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> einen ents<strong>ch</strong>eidenden Beitrag zum<br />

Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> des historis<strong>ch</strong>en Revisionismus.<br />

Vers<strong>ch</strong>iedentli<strong>ch</strong> fingen einzelne Personen bereits <strong>an</strong>, die in Zukunft<br />

dur<strong>ch</strong>zuführende Publikation g<strong>an</strong>z konkret vorzubereiten. I<strong>ch</strong> habe diesem<br />

Treiben damals mit gemis<strong>ch</strong>ten Gefühlen zugesehen, mußte i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> immer<br />

wieder darauf hinweisen, daß bis zum re<strong>ch</strong>tmäßigen Erhalt meines<br />

Doktortitels no<strong>ch</strong> viele Monate ins L<strong>an</strong>d ziehen könnten.<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>nete i<strong>ch</strong> Anf<strong>an</strong>g 1992 damit, daß i<strong>ch</strong> im Herbst 1992 im<br />

Besitz des heißersehnten Titels sein könnte. Aufgrund von Arbeitsüberlastungen<br />

seitens meines Doktorvaters Prof. von S<strong>ch</strong>nering vers<strong>ch</strong>ob si<strong>ch</strong><br />

dieser Termin aber immer wieder um einige Monate. So wartete i<strong>ch</strong> allein<br />

fünf Monate, bis Prof. von S<strong>ch</strong>nering im Februar 1993 endli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>fing, das<br />

M<strong>an</strong>uskript meiner Doktorarbeit Korrektur zu lesen.<br />

Diverse Verbreitungsaktivitäten<br />

Mit dem deuts<strong>ch</strong>-k<strong>an</strong>adis<strong>ch</strong>en Revisionisten und Hitler-Verehrer Ernst<br />

Zündel bin i<strong>ch</strong> in dieser Zeit in Konflikt geraten, da er im Sommer 1992<br />

Kopien der veralteten Geri<strong>ch</strong>tsfassung des Guta<strong>ch</strong>tens vom Februar 1992<br />

ohne mein Wissen verteilte. Im November 1992 ging er sogar so weit, diese<br />

veraltete Fassung ohne mein Wissen ins Englis<strong>ch</strong>e zu übersetzen und die<br />

Frage na<strong>ch</strong> einem Ersatz für seine Übersetzungskosten in Höhe von<br />

$10 000 <strong>an</strong>zureißen.<br />

Wesentli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>genehmer verhielt si<strong>ch</strong> ein Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt in Österrei<strong>ch</strong>, Dr.<br />

Herbert S<strong>ch</strong>aller. Er fragte mi<strong>ch</strong> im Februar 1993 immerhin vorher, ob er<br />

von meinem Guta<strong>ch</strong>ten etwa 100 Exemplare zur diskreten Verteilung in der<br />

High Society Österrei<strong>ch</strong>s haben könne. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte i<strong>ch</strong><br />

42


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

alle Exemplare des Guta<strong>ch</strong>tens fotokopiert und per H<strong>an</strong>d mit Farbfotos versehen,<br />

was ein ungeheurer Arbeitsaufw<strong>an</strong>d war. I<strong>ch</strong> erklärte Dr. S<strong>ch</strong>aller<br />

daher, daß es mir jetzt, da si<strong>ch</strong> mein Doktorvater nun endli<strong>ch</strong> meiner Arbeit<br />

<strong>an</strong>genommen hatte, ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> sei, 100 Exemplare meines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

<strong>an</strong>zufertigen und ihm zukommen zu lassen. I<strong>ch</strong> willigte aber ein, daß er von<br />

dem ihm bereits vorliegenden Exemplar Kopien <strong>an</strong>fertigen und diese verteilen<br />

könne, vorausgesetzt, diese Verteilung ges<strong>ch</strong>ehe genauso diskret, wie<br />

sie bisher dur<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> selbst in etwa 50 Fällen erfolgt sei: ohne kommentierende<br />

Begleits<strong>ch</strong>reiben und ohne begleitende öffentli<strong>ch</strong>e Propag<strong>an</strong>da.<br />

Soweit mir bek<strong>an</strong>nt ist, hat Dr. S<strong>ch</strong>aller seine etwa 100 Exemplare tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

im Februar oder März 1993 hergestellt und verteilt. Von seiner<br />

diskreten Aktion dr<strong>an</strong>g bis zum heutigen Tage, da diese Zeilen veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

werden, keine Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit.<br />

Remers Nase im Wind<br />

Das S<strong>ch</strong>icksal wollte es, daß Dr. Herbert S<strong>ch</strong>aller na<strong>ch</strong> dem Düsseldorfer<br />

Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Hajo Herrm<strong>an</strong>n zweiter Strafverteidiger von Otto Ernst Remer<br />

war. Es k<strong>an</strong>n daher ni<strong>ch</strong>t überras<strong>ch</strong>en, daß Remer und seine Freunde<br />

von Dr. S<strong>ch</strong>allers Aktivitäten erfuhren und si<strong>ch</strong> geda<strong>ch</strong>t haben: Was der<br />

k<strong>an</strong>n, das können wir s<strong>ch</strong>on l<strong>an</strong>ge. I<strong>ch</strong> wurde d<strong>an</strong>n kurz darauf tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

von Dritten und ohne Remers Wissen darüber informiert, daß Remer mein<br />

Guta<strong>ch</strong>ten zu veröffentli<strong>ch</strong>en gedenke. Er und seine Frau gingen davon aus,<br />

daß sie mit der geleisteten Zahlung für das Guta<strong>ch</strong>ten au<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>t hatten,<br />

dieses ohne meine Zustimmung zu veröffentli<strong>ch</strong>en. Da Otto Ernst Remer<br />

na<strong>ch</strong> den mir damals gegebenen kargen Informationen die Aktion in<br />

Österrei<strong>ch</strong> exakt zu kopieren geda<strong>ch</strong>te, sah i<strong>ch</strong> keinen Anlaß, dieser Entwicklung<br />

größere Aufmerksamkeit zu s<strong>ch</strong>enken. I<strong>ch</strong> ging naiverweise davon<br />

aus, daß Remer si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> die glei<strong>ch</strong>en Regeln halten würde, wie sie von<br />

Dr. S<strong>ch</strong>aller eingehalten wurden: Versendung des unveränderten Guta<strong>ch</strong>tens,<br />

keine Begleits<strong>ch</strong>reiben mit inhaltli<strong>ch</strong>en Aussagen, keine öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Propag<strong>an</strong>da. Aber diese meine Annahme war, wie si<strong>ch</strong> zeigen sollte, keine<br />

Selbstverständli<strong>ch</strong>keit.<br />

Die Werbetrommel<br />

Im März 1993 kündigte Remer mit einem reißeris<strong>ch</strong>en Ankündigungss<strong>ch</strong>reiben<br />

<strong>an</strong>, in einem Akt der Notwehr jenes Entlastungsbeweismittel pu-<br />

43


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

blizieren und verbreiten zu wollen, dessen Vorlage vor Geri<strong>ch</strong>t ihm mit der<br />

allseits bek<strong>an</strong>nten Offenkundigkeitsformel verwehrt worden war. Damit<br />

hatte O.E. Remer bereits die erste unabdingbare Regel zum S<strong>ch</strong>utze meiner<br />

Doktorarbeit gebro<strong>ch</strong>en, nämli<strong>ch</strong> keine begleitende öffentli<strong>ch</strong>e Propag<strong>an</strong>da<br />

zu ma<strong>ch</strong>en. Davon ausgehend, daß dieses S<strong>ch</strong>reiben nur in Remers Unterstützerkreis<br />

kursierte, ma<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mir keine großen Sorgen. Als i<strong>ch</strong> Ende<br />

März allerdings vom Westdeuts<strong>ch</strong>en Rundfunk aus Köln einen Anruf mit<br />

dem Hinweis erhielt, bei der Universität Köln seien ebenfalls derartige<br />

Werbeblätter aufgetau<strong>ch</strong>t, änderte si<strong>ch</strong> die Lage. Kurz darauf war au<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on das M<strong>an</strong>agement des Instituts Fresenius, das meine Mauerproben aus<br />

Aus<strong>ch</strong>witz <strong>an</strong>alysiert hatte, am Telefon und erkundigte si<strong>ch</strong> bei mir, was<br />

denn der Inhalt des Guta<strong>ch</strong>tens sei. Es wurde <strong>an</strong>gedeutet, daß m<strong>an</strong> erwäge,<br />

gemeinsam mit mir re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ritte gegen Remer einzuleiten. Eine Stunde<br />

d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> drohte mir der Anwalt des Instituts Fresenius aber bereits selbst<br />

mit re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ritten. Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> hatte Remer s<strong>ch</strong>on im Vorfeld erfolgrei<strong>ch</strong><br />

den Elef<strong>an</strong>ten im Porzell<strong>an</strong>laden gespielt.<br />

Die Zwickmühle<br />

Meine Situation stellte si<strong>ch</strong> prekär dar: I<strong>ch</strong> hatte im Auftrage der Verteidigung<br />

eines M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten ein Guta<strong>ch</strong>ten zu dessen Verteidigung erstellt. Das<br />

Ergebnis des Guta<strong>ch</strong>tens war potentiell geeignet, diesen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten bezügli<strong>ch</strong><br />

der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Strafbarkeit einiger seiner Tatsa<strong>ch</strong>enbehauptungen<br />

zumindest partiell zu entlasten. Dieses Guta<strong>ch</strong>ten geda<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> zudem in einigen<br />

Monaten na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luß meiner Doktorarbeit selbst zu publizieren.<br />

Nun ging also jener M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t selbst dazu über, das Guta<strong>ch</strong>ten zu einem für<br />

mi<strong>ch</strong> ungünstig frühen Zeitpunkt und – was das eigentli<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>limme war –<br />

mit ungesundem Pressewirbel zu verbreiten. Sollte i<strong>ch</strong> nun gegen ihn, dem<br />

i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> mit meiner Arbeit juristis<strong>ch</strong> helfen wollte, selbst juristis<strong>ch</strong><br />

vorgehen? Sollte i<strong>ch</strong> juristis<strong>ch</strong> gegen etwas vorgehen, was i<strong>ch</strong> wenige Monate<br />

später – wenn au<strong>ch</strong> mit weniger oder do<strong>ch</strong> <strong>an</strong>derem Wirbel – selbst zu<br />

tun geda<strong>ch</strong>te? 12<br />

12<br />

Mein Zögern, in dieser Sa<strong>ch</strong>e massiv gegen Remer vorzugehen, wurde später vom Geri<strong>ch</strong>t<br />

als Indiz für meine Komplizens<strong>ch</strong>aft mit Remer gewertet.<br />

44


Das Additiv<br />

Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

Die Geri<strong>ch</strong>tsfassung meines Guta<strong>ch</strong>tens vom Winter 1992/1993 hatte<br />

genau 114 Seiten DIN A4. So unwi<strong>ch</strong>tig, wie dies zu sein s<strong>ch</strong>eint, so hatte<br />

es do<strong>ch</strong> fatale Auswirkungen. Denn da Remer mein Guta<strong>ch</strong>ten in einer<br />

Auflage von einigen Tausend Exemplaren verteilen wollte, wurde es ni<strong>ch</strong>t<br />

etwa fotokopiert, sondern gedruckt. Beim Offset-Druck wird jedo<strong>ch</strong> grundsätzli<strong>ch</strong><br />

ein Vielfa<strong>ch</strong>es von 8 DIN A4-Blättern bedruckt, also entweder 112<br />

Seiten oder 120. Das Ergebnis war, daß in der gedruckten Fassung meines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens se<strong>ch</strong>s Seiten weiß geblieben wären. Um den leeren Raum zu<br />

nutzen, ents<strong>ch</strong>ieden si<strong>ch</strong> Remer und seine Freunde spont<strong>an</strong>, meinem Guta<strong>ch</strong>ten<br />

ein einseitiges Vorwort sowie einen fünfseitigen Artikel hinzuzufügen,<br />

der bereits einige Monate zuvor in Remers Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenblatt Remer<br />

Depes<strong>ch</strong>e ers<strong>ch</strong>einen war. 13 Es h<strong>an</strong>delte si<strong>ch</strong> dabei um einen Beri<strong>ch</strong>t des im<br />

September 1992 dur<strong>ch</strong>geführten Strafverfahrens gegen Remer vor dem<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>weinfurt aus der Si<strong>ch</strong>t Remers. Da i<strong>ch</strong> selbst <strong>an</strong> dem Verfahren<br />

teilgenommen hatte, k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> bestätigen, daß si<strong>ch</strong> die darin dargelegten<br />

Vorgänge tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> so zugetragen haben, eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> des pathetis<strong>ch</strong>en<br />

Tones, mit dem Remers Verteidiger für die Freiheit ihres M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten<br />

stritten.<br />

I<strong>ch</strong> erfuhr erst im April 1993 von der Hinzufügung dieser Zusätze, als<br />

das Werk vom Drucker zurückgekommen war und die Verteilung im<br />

Freundeskreis Remers beg<strong>an</strong>n. Allerdings interessierte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> damals<br />

ni<strong>ch</strong>t für den Inhalt dieser Zusätze, insbesondere ni<strong>ch</strong>t, ob der Inhalt der<br />

Kommentare strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> relev<strong>an</strong>t war oder ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> überflog das Vorwort<br />

Remers nur flü<strong>ch</strong>tig und nahm von dem Prozeßberi<strong>ch</strong>t im Anh<strong>an</strong>g<br />

keinerlei Notiz. I<strong>ch</strong> war zwar verstimmt, daß Remer mein Guta<strong>ch</strong>ten unautorisiert<br />

textli<strong>ch</strong>, also inhaltli<strong>ch</strong> erweitert hatte. I<strong>ch</strong> ging aber selbstverständli<strong>ch</strong><br />

davon aus, daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für etwas zur Ver<strong>an</strong>twortung gezogen<br />

werden konnte, von dessen Entstehung i<strong>ch</strong> keine Kenntnisse hatte, ges<strong>ch</strong>weige<br />

denn, daß i<strong>ch</strong> mein Einverständnis dazu geben hätte oder gar dar<strong>an</strong><br />

beteiligt gewesen wäre. Warum sollte i<strong>ch</strong> mir also Sorgen darüber ma<strong>ch</strong>en,<br />

ob der Inhalt von Remers Kommentaren strafbar ist? So ges<strong>ch</strong>ah es,<br />

daß i<strong>ch</strong> Remers Zusätze, für die i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n später bestraft wurde, erst während<br />

meines deswegen eingeleiteten Strafprozesses Ende 1994, also 1¾<br />

Jahre na<strong>ch</strong> deren Publikation, zum ersten Mal überhaupt dur<strong>ch</strong>las.<br />

13 Remers Text ist ab S. 216 in diesem Bu<strong>ch</strong> abgedruckt,.<br />

45


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Die heiße Kartoffel<br />

Im Frühjahr 1993 jedenfalls ma<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mir nur um meine Doktorarbeit<br />

Sorgen, und dies au<strong>ch</strong> nur wegen einer Passage in Remers Kommentaren,<br />

die mir mein Doktorvater unmittelbar na<strong>ch</strong> Erhalt des Druckwerks unter die<br />

Nase hielt. In dem erwähnten Beri<strong>ch</strong>t über Remers Strafverfahren wird<br />

meine Person nämli<strong>ch</strong> im Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut gen<strong>an</strong>nt,<br />

was zur Folge hatte, daß Medien, Wissens<strong>ch</strong>aft, Justiz und Politik<br />

beim Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut Sturm liefen und meinen Kopf forderten. Auf<br />

Druck des Instituts konsultierte i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> einen Fa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n für Urheberre<strong>ch</strong>t.<br />

Der ma<strong>ch</strong>te mir aber klar, daß “seriöse” Anwälte derartig heiße<br />

politis<strong>ch</strong>e Kartoffeln aus Überzeugung und um des eigenen Rufes willen<br />

ni<strong>ch</strong>t übernehmen. Außerdem sei ohnehin zweifelhaft, ob i<strong>ch</strong> gegen Remer<br />

überhaupt eine H<strong>an</strong>dhabe hätte, da das Urheberre<strong>ch</strong>t des Guta<strong>ch</strong>tens wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

auf ihn übergeg<strong>an</strong>gen sei, da er es ja wohl na<strong>ch</strong> meinen eigenen<br />

Angaben bestellt und bezahlt habe.<br />

Die zentrale Frage na<strong>ch</strong> dem Urheberre<strong>ch</strong>t des Guta<strong>ch</strong>tens ist im übrigen<br />

bis heute ungeklärt. Das Ehepaar Remer stellte si<strong>ch</strong> immer auf den St<strong>an</strong>dpunkt,<br />

es habe das Urheberre<strong>ch</strong>t zum Guta<strong>ch</strong>ten dur<strong>ch</strong> die Bezahlung erworben,<br />

so daß es damit habe ma<strong>ch</strong>en können, was es wollte. So stellte es<br />

zumindest Frau Remer dar, als i<strong>ch</strong> 1996 na<strong>ch</strong> meiner Flu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Sp<strong>an</strong>ien<br />

mit dem Ehepaar Remer erstmals in ein persönli<strong>ch</strong>es Gesprä<strong>ch</strong> kam. Zwar<br />

hatte i<strong>ch</strong> im Herbst 1991 wie erwähnt einen Vertrag unters<strong>ch</strong>rieben, in dem<br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> zur Veröffentli<strong>ch</strong>ung des Guta<strong>ch</strong>tens verpfli<strong>ch</strong>tete, aber leider ist<br />

mir meine Kopie in Folge der vielen Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen und Umzüge<br />

abh<strong>an</strong>den gekommen, und au<strong>ch</strong> das Ehepaar Remer konnte das S<strong>ch</strong>reiben<br />

na<strong>ch</strong> seiner Flu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Sp<strong>an</strong>ien ni<strong>ch</strong>t mehr finden, so daß der genaue Inhalt<br />

dieses Dokuments ni<strong>ch</strong>t mehr festgestellt werden k<strong>an</strong>n. Urheberre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Fragen wurden meiner Erinnerung na<strong>ch</strong> darin aber ni<strong>ch</strong>t beh<strong>an</strong>delt.<br />

Übrigens haben die Eheleute Remer stills<strong>ch</strong>weigend akzeptiert, daß i<strong>ch</strong><br />

seit Juni 1993 ohne Rücksi<strong>ch</strong>tnahme auf sie eigenmä<strong>ch</strong>tig darüber bestimme,<br />

wo, w<strong>an</strong>n und auf wel<strong>ch</strong>e Weise mein Guta<strong>ch</strong>ten in den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Spra<strong>ch</strong>en ers<strong>ch</strong>eint (deuts<strong>ch</strong>, englis<strong>ch</strong>, fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>, niederländis<strong>ch</strong>).<br />

Zigtausend DM für die Katz<br />

Dermaßen im Regen stehend habe i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n ab Mitte April 1993 direkt<br />

versu<strong>ch</strong>t, Herrn Remer zum Einlenken zu bewegen. Anf<strong>an</strong>g Mai gel<strong>an</strong>g es<br />

mir s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>, O.E. Remer <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der gegen mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>rollenden Repres-<br />

46


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

salien dazu zu bewegen, seine Verteilungsaktion abzubre<strong>ch</strong>en. Paradoxerweise<br />

hatte er bis dahin z.B. im Bundestag nur Abgeordnete der Grünen,<br />

der PDS und der SPD mit seinem Guta<strong>ch</strong>ten beliefert. Die einzigen Parteien,<br />

in denen viellei<strong>ch</strong>t mit viel Glück der eine oder <strong>an</strong>dere Abgeordnete <strong>an</strong>spre<strong>ch</strong>bar<br />

gewesen wäre, CDU/CSU und FDP, waren von Remer no<strong>ch</strong><br />

kaum beliefert worden. Dur<strong>ch</strong> mein Eins<strong>ch</strong>reiten sind sie bis heute im wesentli<strong>ch</strong>en<br />

“unwissend” geblieben.<br />

Jenseits aller strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fragen von Remers kommentierenden Ausführungen<br />

mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> hier einige inhaltli<strong>ch</strong>e Anmerkungen <strong>an</strong>bringen. Zunä<strong>ch</strong>st<br />

einmal sind diese Kommentare in einem Spra<strong>ch</strong>stil abgefaßt, die jedem<br />

gutbürgerli<strong>ch</strong>en Antifas<strong>ch</strong>isten – und das dürften 95% der Bevölkerung<br />

sein – das Blut in der Adern erstarren läßt. Es war also damit zu re<strong>ch</strong>nen,<br />

daß diese Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens bei der Mehrzahl aller Adressaten<br />

ungelesen in den Papierkorb w<strong>an</strong>dern würde.<br />

Ni<strong>ch</strong>t genug damit, hat O.E. Remer aber au<strong>ch</strong> inhaltli<strong>ch</strong> dafür gesorgt,<br />

daß <strong>an</strong>nähernd alle seine Adressaten diese Fassung soglei<strong>ch</strong> dem Feuer<br />

übergeben müssen, wenn sie einen Funken Stolz besitzen. In seinem auf der<br />

vorderen Ums<strong>ch</strong>lagsinnenseite abgedruckten Vorwort greift er nämli<strong>ch</strong> die<br />

führenden deuts<strong>ch</strong>en Politiker, Medienleute und Juristen massiv mit den<br />

Worten <strong>an</strong>, diese Lügner gehörten aus ihren Pfründenburgen verjagt.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig jedo<strong>ch</strong> hat Remer diese Fassung des Guta<strong>ch</strong>tens gerade <strong>an</strong><br />

jene führenden Politiker, Medienleute und Juristen vers<strong>an</strong>dt und wohl<br />

ernsthaft geglaubt, er könne damit irgend etwas in seinem Sinne bewirken.<br />

Es ist nur zu selbstverständli<strong>ch</strong>, daß die Versendung eines S<strong>ch</strong>riftstückes, in<br />

dem die Adressaten beleidigt und bedroht werden, seinen Zweck verfehlen<br />

muß. Remers Notwehraktion hat ihn si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> viele zigtausend DM gekostet<br />

– alles für die Katz.<br />

Die Masken fallen<br />

Anf<strong>an</strong>g 1992 hatte Dr. Dieter Bartling, ein ehemaliger Direkter von<br />

Merck Darmstadt, mit mir Kontakt aufgenommen, da ihn meine guta<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e<br />

Tätigkeit interessierte. Dr. Bartling war es au<strong>ch</strong>, der mi<strong>ch</strong> im Sommer<br />

1992 zu Herrn Fleißner na<strong>ch</strong> Mün<strong>ch</strong>en begleitete, um dort zu eruieren, ob<br />

es mögli<strong>ch</strong> sei, mein Guta<strong>ch</strong>ten dur<strong>ch</strong> ihn veröffentli<strong>ch</strong>en zu lassen. Aus<br />

Sorge um meinen Doktortitel riet mir Herr Dr. Bartling au<strong>ch</strong>, meinen Doktorvater<br />

Prof. Dr. H<strong>an</strong>s Georg von S<strong>ch</strong>nering so früh wie mögli<strong>ch</strong> über<br />

meine private Tätigkeit zu unterri<strong>ch</strong>ten, und er bot si<strong>ch</strong> <strong>an</strong>, dies selbst zu<br />

tun. Als i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der Sommerpause im August 1992 wieder <strong>an</strong> meinen Ar-<br />

47


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

beitsplatz ins Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut kam, entwickelte si<strong>ch</strong> im Büro meines<br />

Doktorvaters ein kleines Drama, da Prof. von S<strong>ch</strong>nering <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts meines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens offenbar völlig ungehalten war. Er meinte, er würde es am liebsten<br />

verbrennen, wenn er es damit aus der Welt s<strong>ch</strong>affen könnte, und er<br />

warf mir vor, vers<strong>ch</strong>iedene Argumente in meinem Guta<strong>ch</strong>ten verna<strong>ch</strong>lässigt<br />

oder ausgeblendet zu haben, was ein Beweis unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens<br />

sei. Zudem riet er mir na<strong>ch</strong>drückli<strong>ch</strong>st, in Zukunft jede weitere guta<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e<br />

Tätigkeit zu unterlassen. Na<strong>ch</strong>folgend habe i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n die von Prof.<br />

S<strong>ch</strong>nering <strong>an</strong>geführten Argumente dur<strong>ch</strong> eingehende Studien geprüft und in<br />

der neuen Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens berücksi<strong>ch</strong>tigt bzw. mit umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>en<br />

Beweisen widerlegt.<br />

Als d<strong>an</strong>n gegen Ende April 1993 Remers Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

au<strong>ch</strong> auf den S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>en diverser Professoren am Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut<br />

l<strong>an</strong>dete, ging mein Doktorvater förmli<strong>ch</strong> in die Luft. Während einer Unterredung<br />

am 3.5.1993 ma<strong>ch</strong>te er mir erneut Vorwürfe wegen meiner <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

Ausblendung gegenläufiger Argumente, worauf i<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> vorbereitet<br />

war. I<strong>ch</strong> erwiderte ihm, daß er hier einfa<strong>ch</strong> im Unre<strong>ch</strong>t sei und daß i<strong>ch</strong> ihm<br />

die Unterlagen, die dies bewiesen und die in meinem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong> lägen,<br />

sofort geben würde. Er ließ mi<strong>ch</strong> aber mit dem Hinweis abblitzen, daß ihn<br />

das jetzt ni<strong>ch</strong>t interessiere. I<strong>ch</strong> s<strong>an</strong>dte ihm daher kurzents<strong>ch</strong>lossen diese Unterlagen<br />

per Eins<strong>ch</strong>reiben zu, worauf er na<strong>ch</strong> Erhalt der Sendung völlig außer<br />

si<strong>ch</strong> geriet. Er meinte in Anwesenheit von Prof. Simon, dem damaligen<br />

fris<strong>ch</strong> gekürten Ges<strong>ch</strong>äftsführenden Direktor des Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institutes,<br />

daß es eine Unvers<strong>ch</strong>ämtheit sei, ihm diese Unterlagen, die ihn ni<strong>ch</strong>t interessierten,<br />

per Eins<strong>ch</strong>reiben zuzusenden, da er dadur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

habe, diese Sendung abzulehnen. Er warf mir die geöffnete Sendung<br />

vor die Füße und führte aus, daß er das von mir beigelegte S<strong>ch</strong>reiben aus<br />

Dokumentationsgründen behalten werde, daß er aber einen Teufel tun werde,<br />

die Dokumente au<strong>ch</strong> nur zur Kenntnis zu nehmen.<br />

Da entlarvte si<strong>ch</strong> mein Doktorvater selbst als das, was er mir vorwarf zu<br />

sein: ein unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er, emotional argumentierender Dogmatiker,<br />

der es auf geradezu hysteris<strong>ch</strong>e Weise ablehnte, von gegenläufigen Argumenten<br />

Kenntnis zu nehmen.<br />

I<strong>ch</strong> wurde von beiden Professoren <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend aufgefordert, mi<strong>ch</strong> von<br />

der Aktion Remers sowie von der von ihm herausgegebenen Version aufgrund<br />

der Remers<strong>ch</strong>en Kommentare zu dist<strong>an</strong>zieren. Auf mein Na<strong>ch</strong>fragen,<br />

ob si<strong>ch</strong> diese Dist<strong>an</strong>zierung au<strong>ch</strong> auf den Inhalt meines Guta<strong>ch</strong>tens beziehen<br />

solle, <strong>an</strong>twortete mir Prof. Simon ausdrückli<strong>ch</strong> mit nein.<br />

48


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

Prof. Simon bat mi<strong>ch</strong> kurz d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> zu einem Gesprä<strong>ch</strong> unter vier Augen,<br />

während dessen er si<strong>ch</strong> für das unmögli<strong>ch</strong>e Benehmen meines Doktorvaters<br />

ents<strong>ch</strong>uldigte. Er zeigte zudem Verständnis dafür, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> als Mitglied<br />

der jüngeren Generation dar<strong>an</strong> gema<strong>ch</strong>t hätte, den Holocaust-Komplex<br />

unvoreingenommen zu untersu<strong>ch</strong>en. Er führte u.a. sinngemäß aus, daß<br />

<strong>an</strong> meinem Guta<strong>ch</strong>ten im Prinzip ni<strong>ch</strong>ts auszusetzten sei, wenn m<strong>an</strong> von<br />

zwei Dingen absehen würde. Erstens dürfte i<strong>ch</strong> Gaskammern ni<strong>ch</strong>t in Anführungszei<strong>ch</strong>en<br />

setzen, wie i<strong>ch</strong> es dur<strong>ch</strong>weg in meinem Guta<strong>ch</strong>ten get<strong>an</strong><br />

hatte. Dies würde <strong>an</strong>deuten, daß i<strong>ch</strong> voreingenommen <strong>an</strong> dieses Guta<strong>ch</strong>ten<br />

her<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen wäre, da diese Anführungezei<strong>ch</strong>en bereits einen Zweifel<br />

formulierten. Zweitens dürfte i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu so weitrei<strong>ch</strong>enden S<strong>ch</strong>lußfolgerungen<br />

nur aufgrund von Zeugenaussagen kommen, da i<strong>ch</strong> aus eigener Erfahrung<br />

wissen müsse, wie unzuverlässig Zeugenaussagen seien.<br />

Beide Argumente sind freili<strong>ch</strong> völlig haltlos, denn erstens habe i<strong>ch</strong> in<br />

meinem Guta<strong>ch</strong>ten selbst dargelegt, warum ein um Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit bemühter<br />

Autor den Begriff “Gaskammer” immer d<strong>an</strong>n in Anführungsstri<strong>ch</strong>er setzen<br />

muß, wenn von Mens<strong>ch</strong>engaskammern die Rede ist: Der Begriff Gaskammer<br />

war zur Kriegszeit ein Fa<strong>ch</strong>begriff für Sa<strong>ch</strong>entlausungskammern. Da<br />

au<strong>ch</strong> diese in meinem Guta<strong>ch</strong>ten abgeh<strong>an</strong>delt werden, waren Begriffsverwe<strong>ch</strong>selungen<br />

abzusehen. I<strong>ch</strong> habe daher in einem Kapitel zu Beginn des<br />

Guta<strong>ch</strong>tens Begriffsdefinitionen gegeben, bei denen die Mens<strong>ch</strong>engaskammern,<br />

ein Vulgärbegriff, grundsätzli<strong>ch</strong> in Anführungszei<strong>ch</strong>en gesetzt<br />

werden, um sie vom Fa<strong>ch</strong>begriff Gaskammer abzuheben.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> muß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> vergegenwärtigen, daß au<strong>ch</strong> eine Studie, wel<strong>ch</strong>e<br />

die Existenz der Mens<strong>ch</strong>engaskammern als gegeben postuliert, ni<strong>ch</strong>t<br />

weniger voreingenommen wäre. Daß diese These heute die Regel ist,<br />

nimmt ihr ni<strong>ch</strong>ts von ihrer Voreingenommenheit. Außerdem sollte m<strong>an</strong> bei<br />

einem Guta<strong>ch</strong>ten in einem Strafprozeß na<strong>ch</strong> alter Re<strong>ch</strong>tstradition davon<br />

ausgehen, daß bis zum Beweis des Gegenteils der Angeklagte uns<strong>ch</strong>uldig<br />

ist, daß also der untersu<strong>ch</strong>te Gegenst<strong>an</strong>d erst d<strong>an</strong>n zur Tatwaffe Gaskammer<br />

ohne Anführungszei<strong>ch</strong>en wird, wenn die Tat damit bewiesen ist. Setze<br />

i<strong>ch</strong> die Tat mit diese Tatwaffe hingegen als gegeben voraus, so signalisiere<br />

i<strong>ch</strong>, daß die Tat s<strong>ch</strong>on bewiesen ist und daß es keiner Untersu<strong>ch</strong>ung mehr<br />

bedarf. D<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> mir das Guta<strong>ch</strong>ten au<strong>ch</strong> sparen.<br />

Au<strong>ch</strong> hier wird daher <strong>an</strong>ders herum ein S<strong>ch</strong>uh daraus: Wer Gaskammer,<br />

verst<strong>an</strong>den als Mens<strong>ch</strong>engaskammer, von Anbeginn einer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Untersu<strong>ch</strong>ung <strong>an</strong> ohne Anführungsstri<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>reibt, vergreift si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

nur <strong>an</strong> der Fa<strong>ch</strong>terminologie, sondern au<strong>ch</strong> <strong>an</strong> unseren re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en<br />

Prinzipien.<br />

49


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Auf die Feststellung Prof. Simons bezügli<strong>ch</strong> der Unzuverlässigkeit von<br />

Zeugenaussagen brau<strong>ch</strong>t m<strong>an</strong> eigentli<strong>ch</strong> mit nur einem Wort zu <strong>an</strong>tworten,<br />

und das habe i<strong>ch</strong> damals au<strong>ch</strong> get<strong>an</strong>: Eben.<br />

Es ist s<strong>ch</strong>on erstaunli<strong>ch</strong>, daß ein Professor Zeugenaussagen zum Zwecke<br />

einer mögli<strong>ch</strong>en Entlastung ablehnt, weil sie unzuverlässig seien, daß er die<br />

glei<strong>ch</strong>en unzuverlässigen Aussagen aber s<strong>ch</strong>weigend und unreflektiert akzeptiert,<br />

wenn das Ergebnis eine Belastung darstellt. Die glei<strong>ch</strong>en unzuverlässigen<br />

Zeugenaussagen, die i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als Indizien für meine kritis<strong>ch</strong>e<br />

Analyse historis<strong>ch</strong>er Behauptungen benutzen darf, wurden seit Jahrzehnten<br />

als Hauptbeweise benutzt, um Hunderte von Mens<strong>ch</strong>en zum Tode<br />

und Tausende zu z.T. l<strong>an</strong>gen Haftstrafen zu verurteilen, um ein g<strong>an</strong>zes<br />

Volk zu entre<strong>ch</strong>ten und um eine g<strong>an</strong>ze Nation für Jahrzehnte in A<strong>ch</strong>t und<br />

B<strong>an</strong>n zu s<strong>ch</strong>lagen. Prof. Simon ist si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t klar darüber, wie unzuverlässig<br />

diese Zeugenaussagen sind. Er meint, sie würden nur in einigen Details,<br />

die i<strong>ch</strong> z.T. in meinem Guta<strong>ch</strong>ten zu Rate gezogen habe, irren. Sie irren<br />

(oder lügen?) aber in einem Ausmaß, das m<strong>an</strong> erst erkennen k<strong>an</strong>n, wenn<br />

m<strong>an</strong> seine S<strong>ch</strong>euklappen ablegt und die Aussagen mit wa<strong>ch</strong>em Verst<strong>an</strong>d im<br />

Original liest. Wie aber soll i<strong>ch</strong> dies einem Professor Simon beibringen<br />

können, der es z.B. ablehnte, ein Exemplar meines Bu<strong>ch</strong>es Vorlesungen<br />

über Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von mir als Ges<strong>ch</strong>enk <strong>an</strong>zunehmen? Au<strong>ch</strong> Prof. Simon<br />

sperrt si<strong>ch</strong> gegen unliebsame Argumente.<br />

Warum diese Herren Professoren si<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> weigern, entspre<strong>ch</strong>end<br />

ihrem St<strong>an</strong>deseid die Wahrheit zu bekennen – denn das ist die Bedeutung<br />

des Wortes Professor –, hat Prof. Dr. Arndt Simon <strong>an</strong> jenem denkwürdigen<br />

3. Mai 1993 mir gegenüber wie folgt dargelegt:<br />

“Jede Zeit hat ihr Tabu. Au<strong>ch</strong> wir Fors<strong>ch</strong>er müssen das Tabu unserer<br />

Zeit a<strong>ch</strong>ten. Wir Deuts<strong>ch</strong>e dürfen dieses Thema [der Massenverni<strong>ch</strong>tung<br />

der Juden] ni<strong>ch</strong>t aufgreifen, das müssen <strong>an</strong>dere tun. Wir müssen akzeptieren,<br />

daß wir Deuts<strong>ch</strong>e weniger Re<strong>ch</strong>te haben als die <strong>an</strong>deren.”<br />

Diese Äußerung ist eine intellektuelle B<strong>an</strong>krotterklärung ohneglei<strong>ch</strong>en.<br />

Wenige Jahre später äußerte si<strong>ch</strong> die Sekretärin von Prof. Simon in dieser<br />

Sa<strong>ch</strong>e gegenüber meiner Ex-Frau, die damals als einfa<strong>ch</strong>e Angestellte<br />

am Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut tätig war. Sie führte aus, daß Prof. Simon si<strong>ch</strong> sehr<br />

wohl bewußt sei, wel<strong>ch</strong>es Spiel m<strong>an</strong> ihm gegen seinen Willen aufgezwungen<br />

habe, jedo<strong>ch</strong> könne er aus opportunistis<strong>ch</strong>en Gründen ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>ders, als<br />

seine Karriere und den Ruf der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft vor die Einhaltung<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Prinzipien zu stellen.<br />

50


Arglos in die Fänge der Justiz<br />

Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> Remers Aktion unterbunden hatte, nahmen die juristis<strong>ch</strong>en<br />

Dinge ihren Lauf. I<strong>ch</strong> ging weiterhin davon aus, daß m<strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für<br />

etwas bel<strong>an</strong>gen könne, was i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t get<strong>an</strong> hatte. Aber die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

mußte ermitteln, da die meisten derjenigen, denen Remer ein Guta<strong>ch</strong>ten<br />

zuges<strong>an</strong>dt hatte, gegen ihn und gegen mi<strong>ch</strong> Straf<strong>an</strong>zeige erstattet<br />

hatten: Die Gesells<strong>ch</strong>aft Deuts<strong>ch</strong>er Chemiker, viele Staats- und Oberstaats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aften,<br />

Ri<strong>ch</strong>ter und Präsidenten <strong>an</strong> L<strong>an</strong>des- und Oberl<strong>an</strong>desgeri<strong>ch</strong>ten,<br />

linke Parteifraktionen aus vers<strong>ch</strong>iedenen Parlamenten, Professoren vers<strong>ch</strong>iedenster<br />

Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen von Universitäten aus dem g<strong>an</strong>zen Bundesgebiet<br />

usw. usf., gekrönt von ständigen Anfragen aus Tel Aviv, die bis heute<br />

ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>lassen. Bei sol<strong>ch</strong> erlau<strong>ch</strong>ten Anzeigeerstattern brau<strong>ch</strong>t m<strong>an</strong> eigentli<strong>ch</strong><br />

keinen Prozeß mehr zu führen, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> klein beigeben.<br />

Aber i<strong>ch</strong> da<strong>ch</strong>te, daß ni<strong>ch</strong>t wahr sein könne, was in einem Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

ni<strong>ch</strong>t wahr sein darf, und bes<strong>ch</strong>loß, mi<strong>ch</strong> bis zum Letzten zu verteidigen.<br />

Seltsamerweise wurde die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft nur gegen mi<strong>ch</strong> rege tätig.<br />

M<strong>an</strong> ermittelte zwar au<strong>ch</strong> gegenüber Remer, do<strong>ch</strong> sah m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ver<strong>an</strong>laßt,<br />

bei ihm Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong>zuführen. M<strong>an</strong> bes<strong>ch</strong>ränkte si<strong>ch</strong><br />

bei ihm darauf, die Akten von links na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts zu s<strong>ch</strong>ieben. Mi<strong>ch</strong> hingegen<br />

su<strong>ch</strong>te m<strong>an</strong> in den darauffolgenden Jahren dreimal heim und nahm mit,<br />

was ni<strong>ch</strong>t niet- und nagelfest war. Offenbar ers<strong>ch</strong>ien der deuts<strong>ch</strong>en Justiz<br />

Remer ni<strong>ch</strong>t mehr als gefährli<strong>ch</strong>e Person. Das Problem Remer würde si<strong>ch</strong>,<br />

so wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ihre Hoffnung, biologis<strong>ch</strong> lösen. Mir jedo<strong>ch</strong> meinte m<strong>an</strong><br />

na<strong>ch</strong>helfen zu müssen.<br />

Das Ende der Illusionen<br />

Der si<strong>ch</strong> von Ende 1994 bis Mitte 1995 hinziehende Prozeß zerstörte in<br />

mir alle Reste bis dahin no<strong>ch</strong> gehegter Illusionen über unseren Re<strong>ch</strong>tsstaat.<br />

I<strong>ch</strong> habe dies in einem <strong>an</strong>deren Beitrag in diesem B<strong>an</strong>d eingehend ges<strong>ch</strong>ildert:<br />

“Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat”. Die Generalbundes<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft stellte<br />

am 19.1.1996 fest, daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t etwa für mein Guta<strong>ch</strong>ten, sondern für<br />

ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres als für die Kommentare Remers 14 Monate hinter Gitter zu<br />

gehen habe. Der Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof s<strong>ch</strong>loß si<strong>ch</strong> dieser Forderung mit Bes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 7.3.1996 <strong>an</strong> (Az.: 1 StR 18/96). Zu diesen Kommentaren Remers<br />

stellte das L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart in seinem Urteil fest (Az. 17 KLs<br />

83/94, S. 115):<br />

51


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Obwohl in Vor- und Na<strong>ch</strong>wort [13] den Juden ni<strong>ch</strong>t ausdrückli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gelastet<br />

wird, sie hätten die Darstellungen über den Holocaust insbesondere<br />

um ihres politis<strong>ch</strong>en und materiellen Vorteiles willen erfunden,<br />

hatte die Remer-Fassung des ‘Guta<strong>ch</strong>tens’ zur Überzeugung der Kammer<br />

den Zweck, dies zu suggerieren und damit feindselige Emotionen<br />

gegen die Juden zu s<strong>ch</strong>üren. Dies folgt s<strong>ch</strong>on daraus, daß der Leser, die<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Behauptungen des ‘Guta<strong>ch</strong>tens’ vorausgesetzt, unter <strong>an</strong>derem<br />

auf Grund der tendenziösen Ausführungen und der Diktion zu<br />

dem S<strong>ch</strong>luß kommen mußte und sollte, daß die überlebenden Juden als<br />

die wi<strong>ch</strong>tigsten Zeugen des Ges<strong>ch</strong>ehens, die Hinterbliebenen als die unmittelbar<br />

Betroffenen und die jüdis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>er die Beri<strong>ch</strong>te über den<br />

Holocaust bewußt wahrheitswidrig gefäls<strong>ch</strong>t haben müssen.”<br />

Remers Ausführungen sind also sogar na<strong>ch</strong> Aussage des Geri<strong>ch</strong>t für si<strong>ch</strong><br />

genommen gar ni<strong>ch</strong>t strafbar, wohl aber könnten sie im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

meinem Guta<strong>ch</strong>ten den geneigten Leser dur<strong>ch</strong> das “Lesen zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Zeilen” mit <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließender selbständiger Denktätigkeit <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> zu feindli<strong>ch</strong>er<br />

Stimmung gegen Juden verleiten, und das ist ja wirkli<strong>ch</strong> moralis<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t vertretbar, denn es dürfte jedem einleu<strong>ch</strong>ten, daß m<strong>an</strong> gefälligst ein<br />

Freund “der Juden” zu sein hat.<br />

Somit wurde i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur für eine Tat bestraft, die i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beg<strong>an</strong>gen<br />

hatte, sondern für eine, die niem<strong>an</strong>d beg<strong>an</strong>gen hatte. Die Tat wurde vom<br />

Geri<strong>ch</strong>t vielmehr frei erfunden – m<strong>an</strong> las sie zwis<strong>ch</strong>en die Zeilen hinein!<br />

Wenn Remer si<strong>ch</strong> wenigstens seiner Kommentare enthalten hätte und i<strong>ch</strong><br />

für mein Guta<strong>ch</strong>ten und ni<strong>ch</strong>t für seine Kommentare verurteilt worden wäre,<br />

so hätte es wenigstens einen Sinn gehabt.<br />

Im Exil<br />

Am 7. Mai 1996 beg<strong>an</strong>n vor dem S<strong>ch</strong>öffengeri<strong>ch</strong>t am Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen<br />

das Strafverfahren gegen mi<strong>ch</strong> und <strong>an</strong>dere wegen der Herausgabe<br />

des Bu<strong>ch</strong>es Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te (Az. 4 Gs 173/95). Das vom<br />

S<strong>ch</strong>öffengeri<strong>ch</strong>t verhängbare Strafmaß liegt zwis<strong>ch</strong>en einem Jahr und vier<br />

Jahren Freiheitsstrafe. Da i<strong>ch</strong> bereits mit einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung<br />

re<strong>ch</strong>tskräftig verurteilt worden war, war ni<strong>ch</strong>t damit zu re<strong>ch</strong>nen,<br />

daß das Strafmaß für mi<strong>ch</strong> diesmal unter zwei Jahren ausfallen würde – ohne<br />

Bewährung. Zudem ist die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Tübingen in diesem Verfahren<br />

der Generalstaats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Stuttgart beri<strong>ch</strong>tspfli<strong>ch</strong>tig, und wer<br />

weiß, wem diese wiederum beri<strong>ch</strong>tspfli<strong>ch</strong>tig ist. Das Verfahren hängt also<br />

g<strong>an</strong>z weit oben:<br />

52


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

“Auf dem Spiel steht das [un]moralis<strong>ch</strong>e Fundament dieser Republik”<br />

14<br />

“Alle Demokratien haben eine Basis, einen Grundstein. Für Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong><br />

ist das 1789, für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d Aus<strong>ch</strong>witz.” 15<br />

In seinem Urteilsspru<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>loß d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> das Tübinger Amtsgeri<strong>ch</strong>t,<br />

daß das Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einzuziehen, also zu verni<strong>ch</strong>ten,<br />

und Verleger und Autoren zu bestrafen seien. Und dies, obwohl si<strong>ch</strong><br />

prominente deuts<strong>ch</strong>e Historiker in Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>ten dafür ausgespro<strong>ch</strong>en<br />

hatten, daß dieses Bu<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en St<strong>an</strong>dards genüge und daher<br />

Autoren, Herausgeber, Verleger, Vertreiber, Drucker und Bezieher den<br />

S<strong>ch</strong>utz des Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts auf Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft und Freiheit der<br />

Meinungsäußerung genießen müssen. 16 Es half ni<strong>ch</strong>ts:<br />

“Der Ni<strong>ch</strong>tjude muß brennen!”<br />

Gegen mi<strong>ch</strong> als flü<strong>ch</strong>tigen Herausgeber wurde Haftbefehl erlassen. 17<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts all dessen mag m<strong>an</strong> mir verzeihen, wenn i<strong>ch</strong> samt Familie ins<br />

demokratis<strong>ch</strong>e Exil abgew<strong>an</strong>dert bin. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> hat m<strong>an</strong> als junger, tatkräftiger<br />

Familienvater besseres zu tun, als gesiebte Luft zu atmen. 18<br />

Späte Einsi<strong>ch</strong>ten<br />

Heute, fünf Jahre na<strong>ch</strong> diesen Ereignissen, weiß i<strong>ch</strong>, daß es gerade die<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, seriösen Arbeiten revisionistis<strong>ch</strong>er Natur sind, die vom<br />

Establishment als existenzbedrohend aufgefaßt werden, denn im Gegensatz<br />

zu niveauarmen Pamphleten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> eine sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Arbeit ni<strong>ch</strong>t mit<br />

S<strong>ch</strong>impforgien bekämpfen, sondern müßte sie ernst nehmen. Patrick Bahners<br />

hat diesen St<strong>an</strong>dpunkt des Establishments in der Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine<br />

Zeitung klar ausgedrückt: 19<br />

14<br />

Die Zeit, 31.12.1993, S. 51.<br />

15<br />

Bundesaußenminister Jos<strong>ch</strong>ka Fis<strong>ch</strong>er in der Süddeuts<strong>ch</strong>en Zeitung, laut Rheinis<strong>ch</strong>er<br />

Merkur, 16.4.1999.<br />

16<br />

Ri<strong>ch</strong>ter Burkhardt Stein, Az. 4 Gs 173/95; vgl. weiter hinten in diesem B<strong>an</strong>d (S. 232);<br />

siehe au<strong>ch</strong> Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n, “Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te: Guta<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e Stellungnahme”,<br />

VffG 1(3) (1997), S. 205ff.<br />

17<br />

Vgl. das S<strong>ch</strong>reiben meines Verteidigers Thomas Mende, 20.5.1996<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos7_d.pdf).<br />

18<br />

Meine damalige Frau hat mi<strong>ch</strong> Anf<strong>an</strong>g 1999 leider mit den Kindern verlassen und Anf<strong>an</strong>g<br />

2000 die S<strong>ch</strong>eidung eingerei<strong>ch</strong>t, die d<strong>an</strong>n im August 2000 wirksam wurde.<br />

19<br />

“Objektive Selbstzerstörung” Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung, 15.8.1994, S. 21.<br />

53


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Der Staat s<strong>ch</strong>ützt die Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft. Er erkennt den Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

ni<strong>ch</strong>t am ri<strong>ch</strong>tigen Ergebnis, sondern <strong>an</strong> der korrekten<br />

Form. […] Aber es wird übersehen, daß die hetzeris<strong>ch</strong>e Absi<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t allein<br />

<strong>an</strong> Formfehlern zu erkennen ist, die die Biertis<strong>ch</strong>rede vom wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Vortrag unters<strong>ch</strong>eidet. Im Gegenteil ist die formvollendete<br />

Hetze besonders perfide. […] Aber für den Überlebenden von Aus<strong>ch</strong>witz<br />

k<strong>an</strong>n es kaum eine gemeinere Beleidigung geben, als wenn ihm ein Experte<br />

mit s<strong>ch</strong>einlogis<strong>ch</strong>en Begründungen darlegt, er sei ja nie in Lebensgefahr<br />

gewesen.<br />

Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der Staat wird hier verhöhnt. Wenn Deckerts [revisionistis<strong>ch</strong>e]<br />

‘Auffassung zum Holocaust’ ri<strong>ch</strong>tig wäre, wäre die Bundesrepublik<br />

auf eine Lüge gegründet. Jede Präsidentenrede, jede S<strong>ch</strong>weigeminute,<br />

jedes Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbu<strong>ch</strong> wäre gelogen. Indem er den Judenmord leugnet,<br />

bestreitet er der Bundesrepublik ihre Legitimität.”<br />

Der Demagoge Bahners geht bei seinen Ausführungen allerdings von<br />

fals<strong>ch</strong>en Prämissen aus.<br />

Erstens ma<strong>ch</strong>t Bahners ni<strong>ch</strong>t klar, wor<strong>an</strong> eine hetzeris<strong>ch</strong>e Absi<strong>ch</strong>t denn<br />

sonst erk<strong>an</strong>nt werden k<strong>an</strong>n, wenn ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Formfehlern.<br />

In unserer Verfassung steht nun einmal, daß die Wissens<strong>ch</strong>aft ohne<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkung frei ist, und die Feststellungen des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>tes<br />

haben bekräftigt, daß die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit alleine von der äußeren<br />

Form abhängt und ni<strong>ch</strong>t vom Inhalt. Diese Ents<strong>ch</strong>eidung steht in Übereinstimmung<br />

mit allen wesentli<strong>ch</strong>en wissens<strong>ch</strong>aftstheoretis<strong>ch</strong>en Erkenntnissen.<br />

Wenn Bahners <strong>an</strong>derer Meinung ist, so ist diese verfassungs- und<br />

mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidrig.<br />

Zweitens gibt es keinen Experten, der behauptet, die Überlebenden von<br />

Aus<strong>ch</strong>witz seien “ja nie in Lebensgefahr gewesen.” Bahners wärmt hier die<br />

wohlkalkulierte Unwahrheit auf, die revisionistis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>er würden das<br />

Lager Aus<strong>ch</strong>witz als ein Erholungslager ohne Risiko für Leib und Leben<br />

der Gef<strong>an</strong>genen präsentieren und au<strong>ch</strong> sonst die NS-Judenverfolgung als in<br />

jeder Hinsi<strong>ch</strong>t harmlos für die Juden hinstellen. Zudem ist seine Verwendung<br />

des Begriffes “s<strong>ch</strong>einlogis<strong>ch</strong>” ni<strong>ch</strong>ts als billige, unfundierte Polemik.<br />

Entweder weiß Bahners ni<strong>ch</strong>t, wovon er s<strong>ch</strong>reibt – und d<strong>an</strong>n sollte er die<br />

H<strong>an</strong>d von der Tastatur lassen – oder er hetzt mit Lügen gegen Andersdenkende,<br />

und dafür sollte si<strong>ch</strong> die Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung als seriöse<br />

Tageszeitung zu s<strong>ch</strong>ade sein.<br />

Drittens ist Bahners Auffassung, die Legitimität der Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d gründe si<strong>ch</strong> auf der unums<strong>ch</strong>ränkten Anerkennung der etablierten<br />

Auffassung von der NS-Judenverfolgung und -verni<strong>ch</strong>tung, absurd<br />

54


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

und grundfals<strong>ch</strong>. Wäre die Bundesrepublik tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auf diesem zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Detail aufgebaut, so wäre es wahrli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t um sie bestellt,<br />

da jeder Staat früher oder später zusammenbre<strong>ch</strong>en muß, wenn si<strong>ch</strong> seine<br />

Existenz allein auf eine strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vorges<strong>ch</strong>riebene Si<strong>ch</strong>tweise der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

stützt.<br />

Freili<strong>ch</strong> sind die formellen Grundlagen der Legitimität unserer Republik<br />

g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere: Mens<strong>ch</strong>en- und Völkerre<strong>ch</strong>te, Zustimmung des Volkes zum<br />

Staat, Internationale Anerkennung, politis<strong>ch</strong>e, historis<strong>ch</strong>e und kulturelle<br />

Identität und Kontinuität mit deuts<strong>ch</strong>en Vorgängerstaaten. M<strong>an</strong> darf si<strong>ch</strong><br />

daher dem strengen Urteil Bahners und vieler seiner Zeitgenossen ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließen.<br />

Pseudojuristis<strong>ch</strong>e Verrenkungen<br />

Daß si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Justiz in Zukunft der Meinung Patrick Bahners <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließen<br />

wird, besonders die revisionistis<strong>ch</strong>en Arbeiten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Natur seien volksverhetzend und müßten daher verbr<strong>an</strong>nt werden, hat das<br />

Justizministerium Baden-Württemberg jüngst klar gema<strong>ch</strong>t. In seiner Antwort<br />

auf eine Kleine Anfrage bezügli<strong>ch</strong> der Bes<strong>ch</strong>lagnahmung wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

revisionistis<strong>ch</strong>er Bü<strong>ch</strong>er im Grabert-Verlag führte es aus: 20<br />

“Selbst wenn es si<strong>ch</strong> im konkreten Fall um ein Werk der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

oder Fors<strong>ch</strong>ung h<strong>an</strong>delt, sind Eingriffe verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen.<br />

Zwar enthält Artikel 5 Abs. 3 Satz 1 GG keinen ausdrückli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>r<strong>an</strong>kenvorbehalt. Es ist jedo<strong>ch</strong> in der verfassungsgeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt, daß au<strong>ch</strong> bei Freiheitsre<strong>ch</strong>ten, die ohne ausdrückli<strong>ch</strong>en<br />

Gesetzesvorbehalt gewährleistet sind, S<strong>ch</strong>r<strong>an</strong>ken bestehen.<br />

Derartige S<strong>ch</strong>r<strong>an</strong>ken können si<strong>ch</strong> zum einen aus den Grundre<strong>ch</strong>ten Dritter,<br />

aber au<strong>ch</strong> aus <strong>an</strong>deren verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ützten Gütern ergeben.<br />

In diesen Fällen muß ein verhältnismäßiger Ausglei<strong>ch</strong> der gegenläufigen,<br />

glei<strong>ch</strong>ermaßen verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ützten Interessen mit<br />

dem Ziel ihrer Optimierung gefunden werden. Hierbei hat eine fallbezogene<br />

Abwägung im Einzelfall stattzufinden, wobei dem Grundsatz der<br />

Verhältnismäßigkeit besondere Bedeutung zukommt (BVerfGE 67, 213,<br />

228; 77, 240, 253; 81, 278, 292f.; 83, 130, 143) Bei Bea<strong>ch</strong>tung dieser<br />

20 Dr. Ulri<strong>ch</strong> Goll, Az. 4104 – III/185, 23.9.1996; vgl. dazu IDN, “‘Appell der 500’ vor<br />

L<strong>an</strong>dtag”, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart 44(4) (1996), S. 9f.<br />

(vho.org/D/DGG/ IDN44_4.html); VHO, “Zur Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d”,<br />

VffG 1(1) (1997), S. 34-37.<br />

55


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Anforderungen im Einzelfall sind entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Maßnahmen au<strong>ch</strong> mit der Wissens<strong>ch</strong>afts- oder Fors<strong>ch</strong>ungsfreiheit vereinbar.”<br />

Die Ausführungen des Justizministers, au<strong>ch</strong> ein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Werk<br />

könne bes<strong>ch</strong>lagnahmt werden, wenn dadur<strong>ch</strong> die Grundre<strong>ch</strong>te <strong>an</strong>derer verletzt<br />

würden, ist grundfals<strong>ch</strong>, die dazu her<strong>an</strong>gezogenen Urteile des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>tes<br />

irreführend. Zwar ist es ri<strong>ch</strong>tig, daß kein Grundre<strong>ch</strong>t<br />

unbes<strong>ch</strong>ränkt gewährleistet wird, sondern daß bei Konflikten mit <strong>an</strong>deren<br />

Grundre<strong>ch</strong>ten na<strong>ch</strong> dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit ein optimaler Interessenausglei<strong>ch</strong><br />

gefunden werden muß. Allerdings k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> diese Grundre<strong>ch</strong>tsbes<strong>ch</strong>ränkung<br />

bezügli<strong>ch</strong> der Freiheit von Wissens<strong>ch</strong>aft und Fors<strong>ch</strong>ung<br />

niemals darauf beziehen, wel<strong>ch</strong>e Thesen aufgestellt werden und zu<br />

wel<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsergebnissen m<strong>an</strong> kommt.<br />

Ledigli<strong>ch</strong> die Art, mit der gefors<strong>ch</strong>t wird, ist Bes<strong>ch</strong>ränkungen unterworfen,<br />

etwa indem zu Fors<strong>ch</strong>ungszwecken keine Methoden <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt werden<br />

dürfen, die die Grundre<strong>ch</strong>te Dritter unzulässig eins<strong>ch</strong>ränken (Beispiel:<br />

Mens<strong>ch</strong>enversu<strong>ch</strong>e, Umweltgefährdung). Wird der Wissens<strong>ch</strong>aft jedo<strong>ch</strong><br />

verboten, Thesen aufzustellen oder bestehende Thesen einem Widerlegungsversu<strong>ch</strong><br />

zu unterziehen – und seien diese Versu<strong>ch</strong>e und deren Ergebnisse<br />

no<strong>ch</strong> so umstritten –, oder wird ihr verboten, gewisse Argumente <strong>an</strong>zuführen<br />

oder zu bestimmten Ergebnissen zu kommen, und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>, ihre<br />

Ergebnisse dur<strong>ch</strong> Publikation der im wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Diskurs unersetzbar<br />

wi<strong>ch</strong>tigen Kritik dur<strong>ch</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit auszusetzen, so hebt m<strong>an</strong> das<br />

Grundre<strong>ch</strong>t auf Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit vollständig auf, denn die kritis<strong>ch</strong>e<br />

Prüfung bestehender Theorien und Paradigmen dur<strong>ch</strong> strenge Widerlegungsversu<strong>ch</strong>e<br />

sowie deren Veröffentli<strong>ch</strong>ung ist der Kern der Wissens<strong>ch</strong>aft,<br />

ja der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Erkenntnis s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin. 21<br />

Bei alledem bleibt mir zudem absolut rätselhaft, wie eigentli<strong>ch</strong> die Würde<br />

eines Mens<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> jem<strong>an</strong>den verletzt werden k<strong>an</strong>n, der ledigli<strong>ch</strong> eine<br />

bestimmte historis<strong>ch</strong>e These vertritt. Um klarzuma<strong>ch</strong>en, was i<strong>ch</strong> meine,<br />

mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> hier einmal die Dinge für den “Normalbürger” quasi auf den<br />

Kopf stellen: Setzen wir do<strong>ch</strong> einmal als reine Denkübung voraus, der Holocaust<br />

habe eben ni<strong>ch</strong>t so stattgefunden wie immer behauptet. Wäre d<strong>an</strong>n<br />

ni<strong>ch</strong>t festzustellen, daß die immerwährende Verbreitung der d<strong>an</strong>n als “Lüge”<br />

bzw. “Unwahrheit” zu bezei<strong>ch</strong>nenden Holocaust-Propag<strong>an</strong>da die Würde<br />

jedes SS-M<strong>an</strong>nes, jedes Waffen-SS- und Wehrma<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>gehörigen, ja je-<br />

21 Vgl. Karl R. Popper, Objektive Erkenntnis, 4. Aufl., Hoffm<strong>an</strong>n & Campe, Hamburg 1984.<br />

56


Über die Naivität eines Jungrevisionisten<br />

des Deuts<strong>ch</strong>en verletzt? Die Antwort auf diese Frage hängt eben ni<strong>ch</strong>t davon<br />

ab, wie die These lautet, sondern ob die historis<strong>ch</strong>e These ri<strong>ch</strong>tig ist.<br />

Aber selbst wenn si<strong>ch</strong> eine These als fals<strong>ch</strong> erweisen sollte, so ist dies<br />

immer no<strong>ch</strong> kein Grund, Mens<strong>ch</strong>en deshalb strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zu verfolgen.<br />

Fehler zu ma<strong>ch</strong>en ist nämli<strong>ch</strong> etwas sehr Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es, ja geradezu Unvermeidli<strong>ch</strong>es.<br />

Au<strong>ch</strong> Historiker ma<strong>ch</strong>en immer wieder Fehler, m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal<br />

irrtümli<strong>ch</strong>, m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal fahrlässig, m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal viellei<strong>ch</strong>t sogar vorsätzli<strong>ch</strong>. So<br />

m<strong>an</strong><strong>ch</strong>er mag si<strong>ch</strong> oder seine Angehörigen oder Vorfahren dur<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e<br />

Fehler verunglimpft, beleidigt oder in Ehre und Würde verletzt sehen. Häufig<br />

viellei<strong>ch</strong>t sogar s<strong>ch</strong>on d<strong>an</strong>n, wenn derartige Fehler nur subjektiv empfunden,<br />

objektiv aber gar ni<strong>ch</strong>t gegeben sind. Würde si<strong>ch</strong> also ni<strong>ch</strong>t immer<br />

irgend jem<strong>an</strong>d in seiner Würde verletzt sehen, sobald ein Historiker den<br />

Mund aufma<strong>ch</strong>t oder einen Stift in die H<strong>an</strong>d nimmt? Gehörte d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t<br />

konsequenterweise jeder Historiker vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt, das d<strong>an</strong>n festzustellen<br />

hätte, ob er Fehler gema<strong>ch</strong>t hat und ob jem<strong>an</strong>d in seiner Würde verletzt<br />

wurde? Und wenn m<strong>an</strong> meint, dafür Freiheitsstrafen ausspre<strong>ch</strong>en zu<br />

müssen, gehörten d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t alle Historiker, die Fehler ma<strong>ch</strong>ten – und wer<br />

ma<strong>ch</strong>t das ni<strong>ch</strong>t – grundsätzli<strong>ch</strong> in Gefängnisse, immer und überall? Oder<br />

ist dieses in der Würde Verletzt-Sein-Können ein Sonderre<strong>ch</strong>t der “Holocaustopfer”?<br />

Dürfen Juden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d weiterhin sonderbeh<strong>an</strong>delt werden?<br />

I<strong>ch</strong> meine nein.<br />

Wenn allerdings statt der Historiker unsere Strafgeri<strong>ch</strong>te <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, über<br />

die Ri<strong>ch</strong>tigkeit historis<strong>ch</strong>er Thesen zu ents<strong>ch</strong>eiden – und mit wel<strong>ch</strong>em<br />

Re<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>ränken sie si<strong>ch</strong> dabei eigentli<strong>ch</strong> auf den Holocaust? –, d<strong>an</strong>n ist<br />

es endgültig aus mit dem Re<strong>ch</strong>tsstaat. Es ist daher festzustellen, daß es nie<br />

die Würde eines Mens<strong>ch</strong>en verletzten k<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> eine bestimmte historis<strong>ch</strong>e<br />

These vertritt.<br />

Die Konsequenzen<br />

Die oben aufgezeigte Auffassung des Justizministeriums ist also klar<br />

verfassungswidrig, und es steht zu hoffen, daß si<strong>ch</strong> das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

in der in Sa<strong>ch</strong>en Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in unbestimmter<br />

Zukunft hoffentli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>stehenden Ents<strong>ch</strong>eidung dementspre<strong>ch</strong>end<br />

äußern wird. Das ist freili<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Lage der Dinge ni<strong>ch</strong>t zu erwarten, denn<br />

bereits in einem ni<strong>ch</strong>t unähnli<strong>ch</strong>en Fall einer bundesdeuts<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>erver-<br />

57


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

brennung Anf<strong>an</strong>g der 80er Jahre hat das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong><br />

g<strong>an</strong>z im Sinne der obigen Darstellung des Justizministers geäußert. 22<br />

Demna<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>t umhin festzustellen, daß in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d gegenwärtig<br />

folgende Situation herrs<strong>ch</strong>t:<br />

1. Bezügli<strong>ch</strong> der Kernberei<strong>ch</strong>e des Holocaust – Gaskammern, Verni<strong>ch</strong>tungsintention<br />

und -dur<strong>ch</strong>führung – darf unter Straf<strong>an</strong>drohung nur ein<br />

bestimmtes Ergebnis herauskommen.<br />

2. Die wi<strong>ch</strong>tigste Voraussetzung freier Wissens<strong>ch</strong>aft ist damit aufgehoben:<br />

Jede These muß au<strong>ch</strong> strengsten Widerlegungsversu<strong>ch</strong>en unterworfen<br />

werden können, muß in Theorie und Praxis zumindest prinzipiell widerlegbar<br />

sein. Kein Ergebnis wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Fors<strong>ch</strong>ung darf vorges<strong>ch</strong>rieben<br />

werden (Art. 3(3) Grundgesetz).<br />

3. Die grundsätzli<strong>ch</strong>e Würde des Mens<strong>ch</strong>en, die ihn vom Tier abhebt, liegt<br />

aber zentral darin, daß er den äußeren S<strong>ch</strong>ein ni<strong>ch</strong>t als Sein hinzunehmen<br />

brau<strong>ch</strong>t, sondern daß er zweifeln k<strong>an</strong>n und seinen Zweifeln dur<strong>ch</strong> geistige<br />

Tätigkeit (Fors<strong>ch</strong>en) Abhilfe vers<strong>ch</strong>affen k<strong>an</strong>n. Diese Mens<strong>ch</strong>enwürde<br />

ist hier aber gänzli<strong>ch</strong> aufgehoben (Art. 1 Grundgesetz).<br />

Es bliebe d<strong>an</strong>n nur no<strong>ch</strong> die Frage offen, wie m<strong>an</strong> es mit dem Artikel<br />

20(4) des Grundgesetzes hält:<br />

“Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben<br />

alle Deuts<strong>ch</strong>en das Re<strong>ch</strong>t zum Widerst<strong>an</strong>d, wenn <strong>an</strong>dere Abhilfe ni<strong>ch</strong>t<br />

mögli<strong>ch</strong> ist.”<br />

22<br />

In Sa<strong>ch</strong>en Wilhelm Stägli<strong>ch</strong>, Der Aus<strong>ch</strong>witz-Mythos, Grabert, Tübingen 1979<br />

(www.vho.org/D/dam): BVerGE 1 BvR 408f./83, wiedergegeben in Wigbert Grabert, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbetra<strong>ch</strong>tung<br />

als Wagnis, Grabert, Tübingen 1984, S. 287ff.<br />

58


“Die Würde des Mens<strong>ch</strong>en ist un<strong>an</strong>tastbar. Sie zu a<strong>ch</strong>ten<br />

und zu s<strong>ch</strong>ützen ist Verpfli<strong>ch</strong>tung aller staatli<strong>ch</strong>en Gewalt.<br />

Das Deuts<strong>ch</strong>e Volk bekennt si<strong>ch</strong> darum zu unverletzli<strong>ch</strong>en<br />

und unveräußerli<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten als Grundlage jeder<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aft, des Friedens und der<br />

Gere<strong>ch</strong>tigkeit in der Welt.”<br />

Grundgesetz der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Artikel 1<br />

Über den S<strong>ch</strong>utz der Mens<strong>ch</strong>enwürde<br />

Dem Revisionismus Freiheit gewähren?<br />

Die Holocaust-Revisionisten meinen, daß sie die tradierte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

über die Verni<strong>ch</strong>tung der Juden während des Dritten Rei<strong>ch</strong>es<br />

widerlegen und nehmen für si<strong>ch</strong> in Anspru<strong>ch</strong>, daß ihre Arbeiten den Normen<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aft entspre<strong>ch</strong>en. Gesetzt den Fall, dies entspri<strong>ch</strong>t den<br />

Tatsa<strong>ch</strong>en, d<strong>an</strong>n können si<strong>ch</strong> die Revisionisten auf den S<strong>ch</strong>utz dur<strong>ch</strong> das<br />

deuts<strong>ch</strong>e Grundgesetz berufen, das in seinem Artikel 5 Absatz 3 die Freiheit<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aft unums<strong>ch</strong>ränkt s<strong>ch</strong>ützt.<br />

Von bestimmter Seite wird nun immer wieder eingeworfen, daß Arbeiten,<br />

die im Ergebnis die gezielt und industriell dur<strong>ch</strong>geführte Verni<strong>ch</strong>tung<br />

der europäis<strong>ch</strong>en Juden dur<strong>ch</strong> die Nationalsozialisten – kurz: den Holocaust<br />

– g<strong>an</strong>z oder teilweise leugnen bzw. zu widerlegen tra<strong>ch</strong>ten, grundsätzli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sein können, denn bei Einhaltung wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Arbeitsweisen müsse m<strong>an</strong> automatis<strong>ch</strong> zu dem Ergebnis kommen, daß die<br />

weithin akzeptierte Darstellung des Holocaust der historis<strong>ch</strong>en Wahrheit<br />

entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Verfaßt im Februar 1995; entnommen den Staatsbriefen 5/95, Verlag Castel del Monte,<br />

Postfa<strong>ch</strong> 14 06 28, 80456 Mün<strong>ch</strong>en, S. 17-20; lei<strong>ch</strong>t modifiziert als Geleitwort ers<strong>ch</strong>ienen<br />

in: Herbert Verbeke (Hg.), Aus<strong>ch</strong>witz: Nackte Fakten, Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek, Postbus<br />

60, B-2600 Ber<strong>ch</strong>em 2, 1995, S. 9-17.<br />

59


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Andere wiederum werfen ein, daß selbst d<strong>an</strong>n, wenn diese Arbeiten die<br />

formellen Kriterien der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit erfüllen, ihnen der S<strong>ch</strong>utz des<br />

Grundgesetzes ni<strong>ch</strong>t zuteil werden könne. Begründet wird dies damit, daß<br />

der Holocaust offenkundig ges<strong>ch</strong>ehen sei und daß jede <strong>an</strong>dersartige Behauptung<br />

eine Verletzung der Mens<strong>ch</strong>enwürde der Holocaust-Opfer, ihrer<br />

Na<strong>ch</strong>kommen und Angehörigen sowie aller jüdis<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en allgemein<br />

darstelle. Damit würden dur<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Arbeit die Grundre<strong>ch</strong>te Dritter<br />

massiv verletzt. Da die Mens<strong>ch</strong>enwürde grundsätzli<strong>ch</strong> höher einzustufen sei<br />

als die Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft, müsse es der Wissens<strong>ch</strong>aft verboten werden,<br />

derartige Thesen zu vertreten. Immerhin würde allein s<strong>ch</strong>on die These,<br />

es habe den Holocaust, also die gezielte, pl<strong>an</strong>volle Verni<strong>ch</strong>tung der Juden<br />

im Dritten Rei<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t gegeben, den indirekten Vorwurf implizieren, irgend<br />

jem<strong>an</strong>d hätte die Holocaust-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten willentli<strong>ch</strong> erfunden – also<br />

erlogen – und <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend mögli<strong>ch</strong>erweise zur Gewinnung von materiellen<br />

und ma<strong>ch</strong>tpolitis<strong>ch</strong>en Vorteilen mißbrau<strong>ch</strong>t. Dies sei aber auf die Würde<br />

jedes sol<strong>ch</strong>ermaßen Bes<strong>ch</strong>uldigten ein Angriff, der ni<strong>ch</strong>t geduldet werden<br />

könne. Na<strong>ch</strong>folgend mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> diese Thesen etwas eingehender betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Ergebnisoffenheit und Revision: Grundlagen der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

Zunä<strong>ch</strong>st liegt den oben bes<strong>ch</strong>riebenen Auffassungen die Überzeugung<br />

zugrunde, die Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft sei ein niedriger einzus<strong>ch</strong>ätzendes<br />

Gut als die Würde des Mens<strong>ch</strong>en. Allein diese These ist aber s<strong>ch</strong>on überaus<br />

zweifelhaft, denn die Wissens<strong>ch</strong>aft ist ni<strong>ch</strong>t bloß ein Spielzeug weltabgew<strong>an</strong>dter<br />

Fors<strong>ch</strong>er. Im Gegenteil: Sie ist ni<strong>ch</strong>t nur die hö<strong>ch</strong>ste Ausformung<br />

der Aktivitäten unseres Erkenntnisapparates, sondern in des Wortes allgemeiner<br />

Bedeutung vielmehr die Grundlage jeder mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Erkenntnis,<br />

die über die au<strong>ch</strong> Tieren zur Verfügung stehende Erkenntnisfähigkeit hinausrei<strong>ch</strong>t.<br />

Sie ist die Grundlage jedes mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Lebens und H<strong>an</strong>delns,<br />

das si<strong>ch</strong> spezifis<strong>ch</strong> vom Leben und H<strong>an</strong>deln der Tiere unters<strong>ch</strong>eidet. M<strong>an</strong><br />

k<strong>an</strong>n somit dur<strong>ch</strong>aus s<strong>ch</strong>lußfolgern, daß die Wissens<strong>ch</strong>aft in des Wortes<br />

umfassender Bedeutung erst den Mens<strong>ch</strong> zum Mens<strong>ch</strong>en gema<strong>ch</strong>t und ihm<br />

seine vom Tier abhebende höhere Würde verliehen hat. Die Freiheit der<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft hängt also unlösbar mit der Würde des Mens<strong>ch</strong>en zusammen.<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erkenntnisse dienten s<strong>ch</strong>on immer der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Ents<strong>ch</strong>eidungsfindung auf individueller wie auf politis<strong>ch</strong>er Ebene, denn da-<br />

60


Über den S<strong>ch</strong>utz der Mens<strong>ch</strong>enwürde<br />

für hat die Natur den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Trieb zum Wissen-S<strong>ch</strong>affen ja erfunden.<br />

Um realitätskonforme, also ri<strong>ch</strong>tige Ents<strong>ch</strong>eidungen fällen zu können,<br />

ist die Wahrhaftigkeit wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Erkenntnisse notwendige Voraussetzung.<br />

Die Wahrheit als einzige Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur der Wissens<strong>ch</strong>aft heißt: Jeder <strong>an</strong>dere<br />

Einfluß auf den Wahrheitsfindungsprozeß, ob wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er oder<br />

politis<strong>ch</strong>er Natur, muß ausges<strong>ch</strong>lossen werden. Ferner muß si<strong>ch</strong>ergestellt<br />

werden, daß alle wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnisse unbehindert veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

und verbreitet werden können, denn nur dur<strong>ch</strong> den unbehinderten<br />

Wettstreit wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Meinungen in öffentli<strong>ch</strong>en Foren k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong>ergestellt<br />

werden, daß si<strong>ch</strong> die überzeugendsten, weil realitätskonformsten<br />

Meinungen au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>setzen. Das heißt auf unseren Fall übertragen aber<br />

ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres, als daß es keinen Grund geben k<strong>an</strong>n, eine den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Normen entspre<strong>ch</strong>end entst<strong>an</strong>dene Meinung auf irgendeine Weise zu<br />

unterdrücken.<br />

In Übereinstimmung mit den jahrtausendealten Grundsätzen der Erkenntnistheorie<br />

und mit Prof. Dr. H<strong>an</strong>s Mohr 1 stelle i<strong>ch</strong> fest, daß “Freiheit<br />

der Fors<strong>ch</strong>ung” au<strong>ch</strong> und zuvorderst bedeutet, daß prinzipiell jedes Fors<strong>ch</strong>ungsziel<br />

gewählt werden k<strong>an</strong>n. Irgendein “Index verbotenen Wissens”<br />

oder ein “Katalog tabuisierter Fors<strong>ch</strong>ungsziele” sind mit dem Selbstverständnis<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aft unverträgli<strong>ch</strong>, weil Erkenntnis unter allen Umständen<br />

besser ist als Ignor<strong>an</strong>z.<br />

Genauso unverträgli<strong>ch</strong> mit dem Selbstverständnis und der Würde der<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft ist es, wenn ihr von den Hütern des Zeitgeistes irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

Ergebnisse vorges<strong>ch</strong>rieben oder <strong>an</strong>dere verboten werden sollen. Die freie<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft muß darauf bestehen, daß jede Wissens<strong>ch</strong>aft zuallererst unvoreingenommen<br />

und somit ergebnisoffen zu sein hat. Wissens<strong>ch</strong>aft, die<br />

diesen Namen verdient, darf kein Ergebnis ihrer Fors<strong>ch</strong>ung von vornherein<br />

auss<strong>ch</strong>ließen.<br />

In Übereinstimmung mit Prof. Walter Nagl 2 gilt es festzuhalten, daß jede<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Disziplin bezügli<strong>ch</strong> ihrer Paradigmen ein gewisses konservatives<br />

Beharrungsvermögen besitzt, das dur<strong>ch</strong> die Kampagnen der Political<br />

Correctness mitunter massiv gestützt wird. Die Überwindung alter,<br />

überholter Erkenntnisse dur<strong>ch</strong> neuere gelingt meist erst d<strong>an</strong>n, wenn genügend<br />

Fors<strong>ch</strong>er in die glei<strong>ch</strong>e Bres<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>lagen. In Übereinstimmung mit<br />

1<br />

Natur und Moral, Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong>gesells<strong>ch</strong>aft, Darmstadt 1987, S. 41; vgl. das<br />

Zitat im vorliegenden Bu<strong>ch</strong>, S. 111.<br />

2<br />

Gente<strong>ch</strong>nologie und Grenzen der Biologie, Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong>gesells<strong>ch</strong>aft, Darmstadt<br />

1987, S. 126; vgl. das Zitat im vorliegenden Bu<strong>ch</strong>, S. 81.<br />

61


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

den Erfahrungen Jahrtausende währender Wissens<strong>ch</strong>aft bleibt aber au<strong>ch</strong><br />

wahr, daß kein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Paradigma – weder in den Natur- no<strong>ch</strong> in<br />

den Gesells<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften – einen universalen Anspru<strong>ch</strong> auf ewige<br />

Gültigkeit erheben k<strong>an</strong>n. Vielmehr ist es sogar die Pfli<strong>ch</strong>t des Wissens<strong>ch</strong>aftlers<br />

und au<strong>ch</strong> Laien, ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> <strong>an</strong> <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> endgültig bewiesene,<br />

offenkundige Tatsa<strong>ch</strong>en zu glauben, au<strong>ch</strong> wenn es so in den Lehrbü<strong>ch</strong>ern<br />

dargestellt wird, sondern diese vermeintli<strong>ch</strong>en Tatsa<strong>ch</strong>en immer wieder kritis<strong>ch</strong><br />

zu hinterfragen. 3<br />

Das gilt natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für die Fors<strong>ch</strong>ungen um den Holocaust-Komplex.<br />

In Übereinstimmung mit dem Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tler Prof. Dr. Peter Steinba<strong>ch</strong><br />

mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> zudem feststellen, daß unser Grundgesetz die Freiheit der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Fors<strong>ch</strong>ung ohne Wenn und Aber s<strong>ch</strong>ützt und im Grunde die<br />

Unbef<strong>an</strong>genheit, Thesen- und Ergebnisoffenheit dieser Fors<strong>ch</strong>ung will. 4<br />

Gerade in den Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften und in der öffentli<strong>ch</strong>en Verbreitung<br />

ihrer Ergebnisse gibt es nun das Phänomen, das Eckhard Fuhr bezügli<strong>ch</strong><br />

des Umg<strong>an</strong>gs mit unbequemen Wissens<strong>ch</strong>aftlern hierzul<strong>an</strong>de allgemein<br />

als systematis<strong>ch</strong>e Verlogenheit <strong>ch</strong>arakterisiert hat: 5 Ni<strong>ch</strong>t der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

überprüfbare Wahrheitsgehalt der Äußerung eines Wissens<strong>ch</strong>aftlers ist<br />

maßgebend für das Urteil von Medien und Politikern, sondern die Frage<br />

na<strong>ch</strong> der politis<strong>ch</strong>en Opportunität.<br />

Mit Rücksi<strong>ch</strong>t auf den Zeitgeist und in Angst um die öffentli<strong>ch</strong>e Verfolgung<br />

dur<strong>ch</strong> die mediale und politis<strong>ch</strong>e Inquisition sehen si<strong>ch</strong> viele Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

gezwungen, einen Kompromiß einzugehen und ihre Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse<br />

<strong>an</strong> diesen politis<strong>ch</strong>en Vorgaben auszuri<strong>ch</strong>ten. Dieses von der<br />

Öffentli<strong>ch</strong>keit erzwungene Vers<strong>ch</strong>weigen der vollen Wahrheit oder sogar<br />

die Propagierung einer halben oder gar g<strong>an</strong>zen Lüge dagegen ist das Verderbli<strong>ch</strong>ste,<br />

was der Wissens<strong>ch</strong>aft widerfahren k<strong>an</strong>n. Dur<strong>ch</strong> ein sol<strong>ch</strong>es<br />

Verhalten wird ni<strong>ch</strong>t nur das Ansehen der Wissens<strong>ch</strong>aft zerstört, sondern<br />

zudem unserem Volk und der gesamten Mens<strong>ch</strong>heit unermeßli<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>aden<br />

zugefügt.<br />

Mit Prof. Dr. Christi<strong>an</strong> Meier gilt es festzuhalten, daß die Wahrheit, sofern<br />

sie den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Regeln gemäß eruiert wurde, niemals gefährli<strong>ch</strong><br />

ist. 6 Vielmehr ist die Halbwahrheit und Lüge gerade in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

gefährli<strong>ch</strong> für die Zukunft des Zusammenlebens der<br />

Völker.<br />

3 Ebenda, S. 127.<br />

4 ARD-Tagesthemen, 10. 6. 1994; vgl. das Zitat auf S. 98.<br />

5 Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung, 23. 12. 1994, S. 1.<br />

6 In. Beri<strong>ch</strong>te und Mitteilungen der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft, Heft 3/84, S. 231.<br />

62


Über den S<strong>ch</strong>utz der Mens<strong>ch</strong>enwürde<br />

Bezügli<strong>ch</strong> unseres Themas heißt dies konkret: Egal wel<strong>ch</strong>e Anf<strong>an</strong>gsthese<br />

die Revisionisten au<strong>ch</strong> stellen und zu wel<strong>ch</strong>en Ergebnissen ihre Arbeiten<br />

au<strong>ch</strong> kommen: Diese Arbeiten sind frei und dürfen in keiner Weise einges<strong>ch</strong>ränkt<br />

werden, wenn sie den Normen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Arbeiten genügen.<br />

Die Pönalisierung eines bestimmten Ergebnisses wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Arbeiten würde zuglei<strong>ch</strong> die Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft und damit die Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

als G<strong>an</strong>zes töten. Mit dem Tod der Wissens<strong>ch</strong>aft aber stirbt ein<br />

wesentli<strong>ch</strong>er Best<strong>an</strong>dteil der Mens<strong>ch</strong>enwürde mit ab.<br />

Die Eins<strong>ch</strong>ränkung der Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> daher nie auf<br />

die Anf<strong>an</strong>gsthesen oder gar auf die Ergebnisse einer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Arbeit beziehen. Einges<strong>ch</strong>ränkt ist die Wissens<strong>ch</strong>aft vielmehr nur bezügli<strong>ch</strong><br />

der Methoden zur Gewinnung ihrer Erkenntnisse. So sind etwa Untersu<strong>ch</strong>ungen,<br />

bei denen das seelis<strong>ch</strong>e oder körperli<strong>ch</strong>e Wohl von Lebewesen<br />

aufs Spiel gesetzt wird, ni<strong>ch</strong>t vom Grundgesetz gedeckt.<br />

Da es in der Wissens<strong>ch</strong>aft keine endgültigen oder gar offenkundigen<br />

Wahrheiten gibt, k<strong>an</strong>n es diese au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in bezug auf die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen der Ges<strong>ch</strong>ehnisse während des Dritten Rei<strong>ch</strong>es geben.<br />

Und au<strong>ch</strong> bei diesem Thema gehört es zu den Grundpfli<strong>ch</strong>ten der Wissens<strong>ch</strong>aft,<br />

ihre eigenen alten Ergebnisse kritis<strong>ch</strong> zu betra<strong>ch</strong>ten und notfalls<br />

zu revidieren. Revisionismus ist ein unverzi<strong>ch</strong>tbarer Best<strong>an</strong>dteil jeder Wissens<strong>ch</strong>aft.<br />

Zur Freiheit der Meinungsäußerung<br />

Die Äußerungsfreiheit einer Meinung zu s<strong>ch</strong>ützen, die ohnehin der gängigen<br />

Meinung der Obrigkeit entspri<strong>ch</strong>t, ist in keinem Staat eine Kunst.<br />

Dieses Kriterium erfüllen selbst die grausamsten Diktaturen. Ein mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

geprägter Staat zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> aus, daß er gerade<br />

au<strong>ch</strong> jenem die Freiheit der Meinungsäußerung zugesteht, der eine Meinung<br />

vertritt, die der der Obrigkeit zuwiderläuft. Das Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t auf<br />

freie Meinungsäußerung ist ein Abwehrre<strong>ch</strong>t des Bürgers gegen Eingriffe<br />

des Staates: 7<br />

“Von ihrer historis<strong>ch</strong>en Entwicklung her besteht die Funktion der<br />

Grundre<strong>ch</strong>te zunä<strong>ch</strong>st darin, Abwehrre<strong>ch</strong>te des Bürgers gegen staatl.<br />

Ma<strong>ch</strong>tentfaltung zu sein (BVerfGE 1, 104). Dies ist na<strong>ch</strong> der Re<strong>ch</strong>tspre-<br />

7<br />

K. H. Seifert, D. Hömig (Hg.), Grundgesetz für die Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, 2. Aufl.,<br />

Nomos, Baden-Baden 1985, S. 28f.<br />

63


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

<strong>ch</strong>ung au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> ihre primäre und zentrale Wirkungsdimension<br />

(BVerfGE 50, 337).”<br />

Eine Meinung, die der gängigen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdarstellung des Holocaust<br />

zuwiderläuft, stellt für si<strong>ch</strong> genommen weder die formellen Grundlagen unseres<br />

Staates, wie etwa die Grundre<strong>ch</strong>te, die Volkssouveränität, die Gewaltenteilung<br />

oder die unabhängige Justiz no<strong>ch</strong> die formelle Legitimität seiner<br />

Mä<strong>ch</strong>tigen in Frage, so daß eine sol<strong>ch</strong>e Meinung eigentli<strong>ch</strong> toleriert werden<br />

müßte. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> gibt es kaum einen <strong>an</strong>deren Berei<strong>ch</strong>, in dem unser<br />

Staat repressiver gegen unerwüns<strong>ch</strong>te Meinungen vorgeht als bezügli<strong>ch</strong><br />

des Holocaust, denn: 8<br />

“Auf dem Spiel steht das moralis<strong>ch</strong>e Fundament unserer Republik.”<br />

Das Re<strong>ch</strong>t auf freie Meinungsäußerung k<strong>an</strong>n bei uns nur d<strong>an</strong>n einges<strong>ch</strong>ränkt<br />

werden, wenn dur<strong>ch</strong> seine Ausübung die Grundre<strong>ch</strong>te Dritter bes<strong>ch</strong>nitten<br />

werden. Wer behauptet, der Holocaust habe ni<strong>ch</strong>t so, wie bisher<br />

dargestellt, oder gar überhaupt ni<strong>ch</strong>t stattgefunden, dem wird de facto die<br />

freie Meinungsäußerung verwehrt. Als Grund wird <strong>an</strong>gegeben, daß dur<strong>ch</strong><br />

diese Behauptung die Würde der damals verfolgten und umgekommenen<br />

Juden ebenso verletzt würde wie au<strong>ch</strong> die ihrer heutigen Na<strong>ch</strong>kommen sowie<br />

der gesamten Bevölkerungsgruppe der Juden.<br />

M<strong>an</strong> mag diese Praxis im Sinne eines ausgedehnten Opfers<strong>ch</strong>utzes für<br />

die direkten Opfer eines Verbre<strong>ch</strong>ens akzeptieren, um sie vor Verleumdungen<br />

zu s<strong>ch</strong>ützen. So würde zum Beispiel jeder akzeptieren, daß einer Frau,<br />

die vergewaltigt wurde, ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>gesagt werden darf, sie habe diese Vergewaltigung<br />

nur erfunden, um si<strong>ch</strong> bei dem nun re<strong>ch</strong>tskräftig verurteilten<br />

Vergewaltiger zu rä<strong>ch</strong>en oder um Wiedergutma<strong>ch</strong>ung zu ers<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en.<br />

Analoges muß m<strong>an</strong> jedem jüdis<strong>ch</strong>en Mitbürger zugestehen, dessen damalige<br />

Peiniger ebenso re<strong>ch</strong>tskräftig verurteilt wurden. Es ist jedo<strong>ch</strong> meines Era<strong>ch</strong>tens<br />

ni<strong>ch</strong>t g<strong>an</strong>z einsi<strong>ch</strong>tig, warum au<strong>ch</strong> die Verw<strong>an</strong>dten der Opfer bzw.<br />

sogar alle Mitglieder derselben Glaubensgruppe den glei<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz genießen<br />

sollen wie das Opfer selbst.<br />

In jedem Fall aber müßte demjenigen, der die Behauptung aufstellt, das<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e oder vermeintli<strong>ch</strong>e Verbre<strong>ch</strong>en habe es gar ni<strong>ch</strong>t gegeben, Gelegenheit<br />

gegeben werden, den Na<strong>ch</strong>weis für seine Behauptungen <strong>an</strong>zutreten.<br />

Alles <strong>an</strong>dere wäre unre<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>. Um zu klären, ob die aufgestellte<br />

Behauptung ri<strong>ch</strong>tig ist, muß m<strong>an</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong>führen.<br />

8 DIE ZEIT, 31. 12. 1993, S. 51.<br />

64


Über den S<strong>ch</strong>utz der Mens<strong>ch</strong>enwürde<br />

Eine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Arbeit, die zu dem Ergebnis kommt, daß es den<br />

Holocaust ni<strong>ch</strong>t gegeben hat, würde niem<strong>an</strong>den in seiner Würde unzulässig<br />

beeinträ<strong>ch</strong>tigen können, denn kein Ergebnis einer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeit<br />

darf verboten werden. Eine sol<strong>ch</strong>e Arbeit müßte also in einem Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

als Beweis zugelassen werden, damit ein Angeklagter seine umstrittene<br />

Meinung unter Beweis stellen k<strong>an</strong>n.<br />

Streitpunkt Offenkundigkeit<br />

Der §244, Absatz 3, der deuts<strong>ch</strong>en Strafprozeßordnung ermögli<strong>ch</strong>t es<br />

den Geri<strong>ch</strong>ten, Beweis<strong>an</strong>träge wegen Offenkundigkeit (des Gegenteils der<br />

Beweisbehauptung) abzulehnen. Dieses Instrument erlaubt es bundesdeuts<strong>ch</strong>en<br />

Geri<strong>ch</strong>ten, Dinge, die s<strong>ch</strong>on unzählige Male vor Geri<strong>ch</strong>t bewiesen<br />

wurden und die in der Öffentli<strong>ch</strong>keit allgemein als wahr <strong>an</strong>genommen werden,<br />

ni<strong>ch</strong>t immer wieder beweisen zu müssen. Gegen diesen Paragraphen,<br />

der si<strong>ch</strong> gegen Prozeßvers<strong>ch</strong>leppungstaktiken wendet, ist im Prinzip ni<strong>ch</strong>ts<br />

einzuwenden. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Einer Frau, die bereits<br />

zehnmal na<strong>ch</strong>weisen mußte und konnte, daß sie tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vergewaltigt<br />

wurde, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>t zumuten, daß sie dies immer wieder vor aller Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

beweisen muß, nur weil einmal wieder einer auf die Idee kam,<br />

ihr Opfertum <strong>an</strong>zuzweifeln. Diese Offenkundigkeit s<strong>ch</strong>ließt freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

aus, daß denno<strong>ch</strong> unter bestimmten Umständen die Beweisaufnahme neu<br />

eröffnet werden muß. Die Justiz hat vielmehr klargestellt, daß ihre Offenkundigkeiten<br />

ni<strong>ch</strong>t ewig dauern, sondern daß es bestimmte Fälle gibt, bei<br />

denen sie aufgehoben werden müssen. Es sind g<strong>an</strong>z konkret drei Fälle, bei<br />

denen die deuts<strong>ch</strong>e Justiz Beweis<strong>an</strong>träge ni<strong>ch</strong>t wegen Offenkundigkeit ablehnen<br />

darf:<br />

1. Wenn Beweismittel vorgelegt werden, die den bisher bei deuts<strong>ch</strong>en<br />

Geri<strong>ch</strong>ten vorgelegten Beweisen <strong>an</strong> Beweiskraft überlegen sind.<br />

2. Wenn in der Öffentli<strong>ch</strong>keit ein merkli<strong>ch</strong>er Widerspru<strong>ch</strong> gegen die für<br />

offenkundig era<strong>ch</strong>tete Ansi<strong>ch</strong>t besteht. 9<br />

3. Wenn geeignete Beweismittel bereits während der Verh<strong>an</strong>dlung im<br />

Geri<strong>ch</strong>tssaal vorh<strong>an</strong>den bzw. <strong>an</strong>wesend sind, die na<strong>ch</strong> §245 der Straf-<br />

9<br />

Zu den ersten beiden Punkten vgl. OLG Düsseldorf, Az. 2 Ss 155/91 - 52/91 III; BVerfG<br />

Az. 2 BrR 367/92; OLG Celle, Az. 3 Ss 88/93, Monatszeits<strong>ch</strong>rift für Deuts<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t<br />

(MDR), 48(6) (1994) S. 608.<br />

65


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

prozeßordnung ni<strong>ch</strong>t wegen Offenkundigkeit abgelehnt werden dürfen.<br />

10<br />

Die Erfahrungen zeigen nun allerdings, daß es gerade die von der<br />

staatstragenden, zumeist links geprägten Elite aufgezogene mediale Inquisition<br />

ist, die einen merkli<strong>ch</strong>en Widerspru<strong>ch</strong> in der Öffentli<strong>ch</strong>keit verhindert.<br />

Dies wäre ni<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>limm, wenn m<strong>an</strong> wenigstens vor Geri<strong>ch</strong>t die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

hätte, den Na<strong>ch</strong>weis zu führen, daß m<strong>an</strong> in der Tat Beweismittel<br />

hat, die den bisher vor deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten vorgelegten Beweisen <strong>an</strong> Beweiskraft<br />

überlegen sind, oder aber sol<strong>ch</strong>e Beweismittel, die bereits im Geri<strong>ch</strong>tssaal<br />

bie der Verh<strong>an</strong>dlung vorliegen bzw. <strong>an</strong>wesend sind. Leider hat<br />

m<strong>an</strong> seit Anf<strong>an</strong>g der 1990er Jahre erleben müssen, daß alle Geri<strong>ch</strong>te in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d au<strong>ch</strong> jene Beweis<strong>an</strong>träge wegen Offenkundigkeit ablehnen,<br />

bei denen die Beweismittel bereits im Geri<strong>ch</strong>tssaal präsent waren oder wo<br />

der Beweis<strong>an</strong>trag ledigli<strong>ch</strong> zum Inhalt hatten, zu überprüfen, ob die neuen<br />

Beweismittel den alten <strong>an</strong> Beweiskraft überlegen sind.<br />

Die Beweiskraft eines <strong>an</strong>gebotenen Beweismittels ist aber ohne Zweifel<br />

niemals offenkundig. Denno<strong>ch</strong> hat der Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof die Praxis genehmigt,<br />

präsente Beweismittel und Anträge auf Prüfung der Beweiskraft<br />

wegen Offenkundigkeit des Holocaust (sic!) abzulehnen, und zwar mit der<br />

Begründung, daß dies s<strong>ch</strong>on immer so gema<strong>ch</strong>t worden sei. 11 Damit hat die<br />

bundesdeuts<strong>ch</strong>e Justiz der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d die Offenkundigkeit<br />

des Holocaust de facto zu einem unabänderli<strong>ch</strong>en Dogma erhoben.<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te hierzul<strong>an</strong>de<br />

Die radikalste Position ist jene, die dem Revisionismus grundsätzli<strong>ch</strong> die<br />

Freiheit versagt, da er mit seinen Thesen prinzipiell die Würde der Juden<br />

<strong>an</strong>greife. Hierzu mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> einige Fragen in den Raum stellen:<br />

Wessen Mens<strong>ch</strong>enwürde ist mehr einges<strong>ch</strong>ränkt: Die Würde eines Mens<strong>ch</strong>en,<br />

dessen Opfertum bestritten wird, oder die Würde eines Mens<strong>ch</strong>en,<br />

der womögli<strong>ch</strong> irrtümli<strong>ch</strong> als Täter gebr<strong>an</strong>dmarkt wird?<br />

Wessen Würde ist mehr verletzt: Die des Mens<strong>ch</strong>en, dem na<strong>ch</strong>gesagt<br />

wird, es habe sein Opfertum erlogen, oder die des Wissens<strong>ch</strong>aftlers, dem<br />

10 Vgl. Detlef Burhoff, H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> für die strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Hauptverh<strong>an</strong>dlung, 4. Aufl., Verlag<br />

für die Re<strong>ch</strong>ts- und Anwaltspraxis, Recklinghausen 2003, 676<br />

(www.burhoff.de/haupt/inhalt/praesentes.htm).<br />

11 Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof, Az. 1 StR 193/93.<br />

66


Über den S<strong>ch</strong>utz der Mens<strong>ch</strong>enwürde<br />

na<strong>ch</strong>gesagt wird, er habe ein pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Lügengebäude erri<strong>ch</strong>tet?<br />

Die deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te s<strong>ch</strong>ützen die Würde jedes Juden, dem im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit dem Holocaust vorgeworfen wird, er habe gelogen, vor<br />

allen erdenkli<strong>ch</strong>en Angriffen. Im Sinne eines ausgedehnten Opfers<strong>ch</strong>utzes<br />

sind viele bereit, das zu akzeptieren. Indem unsere Geri<strong>ch</strong>te mit ihrer verabsolutierten<br />

Offenkundigkeit jedo<strong>ch</strong> alle Entlastungsbeweise abwehren,<br />

unterlassen bzw. unterbinden sie aber zuglei<strong>ch</strong> alles, was z.B. die Würde<br />

des Wissens<strong>ch</strong>aftlers s<strong>ch</strong>ützen könnte, dem vorgeworfen wird, er habe ein<br />

pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Lügengebäude erri<strong>ch</strong>tet.<br />

Hat aber ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> der Wissens<strong>ch</strong>aftler das glei<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>t auf den<br />

S<strong>ch</strong>utz seiner Würde wie jeder unserer jüdis<strong>ch</strong>en Mitbürger? Gälte es also<br />

d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t, seine Argumente wenigstens vor Geri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>zuhören und abzuwägen?<br />

Die deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te s<strong>ch</strong>ützen die Würde der tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en oder vermeintli<strong>ch</strong>en<br />

Opfer des Holocaust vor allen erdenkli<strong>ch</strong>en Angriffen. Indem<br />

sie mit einer verabsolutierten Offenkundigkeit alle Entlastungsbeweise abwehren,<br />

unterlassen bzw. unterbinden sie zuglei<strong>ch</strong> alles, was die Würde des<br />

verurteilten SS-M<strong>an</strong>nes wiederherstellen könnte.<br />

Hat der verurteilte SS-M<strong>an</strong>n überhaupt eine Würde, die es zu s<strong>ch</strong>ützen<br />

gilt? Diese Frage wird si<strong>ch</strong> so m<strong>an</strong><strong>ch</strong>er Zeitgenosse stellen, und der Umst<strong>an</strong>d,<br />

daß mögli<strong>ch</strong>erweise viele diese Frage spont<strong>an</strong> mit Nein be<strong>an</strong>tworten<br />

würden, zeigt, daß der Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlungsgrundsatz vor dem Gesetz in den<br />

Vorstellungen vieler Bürger längst aufgehoben wurde. Ja, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>: Die<br />

Würde des Juden ist genauso s<strong>ch</strong>ützenswert wie die des SS-M<strong>an</strong>nes.<br />

Die deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te s<strong>ch</strong>ützen die Würde der Angehörigen der tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

oder vermeintli<strong>ch</strong>en jüdis<strong>ch</strong>en Opfer vor allen erdenkli<strong>ch</strong>en Angriffen.<br />

Sie unterlassen bzw. unterbinden aber zuglei<strong>ch</strong> alles, was die Würde<br />

derjenigen wiederherstellen könnte, denen na<strong>ch</strong>gesagt wird, sie seien<br />

Mitglieder einer verbre<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>en Org<strong>an</strong>isation gewesen. Sie unterlassen<br />

alles, die Würde des normalen Wehrma<strong>ch</strong>tsoldaten wiederherzustellen, dem<br />

na<strong>ch</strong>gesagt wird, er habe mit seinem Dienst das Morden ermögli<strong>ch</strong>t und<br />

verlängert.<br />

Die deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te s<strong>ch</strong>ützen die Würde der Angehörigen der gesamten<br />

jüdis<strong>ch</strong>en Volksgruppe vor allen erdenkli<strong>ch</strong>en Angriffen. Sie unterlassen<br />

bzw. unterbinden aber zuglei<strong>ch</strong> alles, was die Würde des als Tätervolk<br />

gebr<strong>an</strong>dmarkten gesamten deuts<strong>ch</strong>en Volkes wiederherstellen könnte.<br />

Der deuts<strong>ch</strong>e Staat und in ihm die deuts<strong>ch</strong>e Justiz nehmen jede Verletzung<br />

der Würde des deuts<strong>ch</strong>en Volkes und jedes seiner Mitglieder hin oder<br />

67


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

verletzen diese Würde selbst und unterbinden alles, was diese Würde<br />

s<strong>ch</strong>ützen könnte. Begehen dieser Staat und diese Justiz damit ni<strong>ch</strong>t einen<br />

massiven Bru<strong>ch</strong> des Art. 1 Abs. 1 GG, in dem die Würde des Mens<strong>ch</strong>en als<br />

unverletzli<strong>ch</strong> gar<strong>an</strong>tiert wird und der den Staat dazu verpfli<strong>ch</strong>tet, alles in<br />

seiner Ma<strong>ch</strong>t Stehende zu tun, um die Würde jedes Mens<strong>ch</strong>en zu s<strong>ch</strong>ützen?<br />

Vergehen si<strong>ch</strong> der Staat und in ihm die Justiz ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> dem in Artikel 3<br />

Abs. 1 und 3 unserer Verfassung niedergelegten Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlungsgrundsatz,<br />

indem sie re<strong>ch</strong>tmäßig die Würde jedes jüdis<strong>ch</strong>en Mitbürgers s<strong>ch</strong>ützen,<br />

den S<strong>ch</strong>utz der Würde der Deuts<strong>ch</strong>en im allgemeinen sowie der SS-Leute,<br />

Waffen-SS- und Wehrma<strong>ch</strong>tsoldaten im besonderen jedo<strong>ch</strong> verna<strong>ch</strong>lässigen<br />

oder gar unterbinden?<br />

Verweigern dieser Staat und in ihm die Justiz ni<strong>ch</strong>t allen, die einem naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Weltbild <strong>an</strong>hängen, die Freiheit zum Bekenntnis zu<br />

dieser Welt<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>auung, wie sie im Art. 4 Abs. 1 unseres Grundgesetzes<br />

niedergelegt ist? Immerhin zwingt m<strong>an</strong> uns, <strong>an</strong> gewisse Zeugenberi<strong>ch</strong>te zu<br />

glauben, die einer kritis<strong>ch</strong>en naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung<br />

ni<strong>ch</strong>t st<strong>an</strong>dhalten. 12<br />

Verweigern dieser Staat und in ihm die Justiz ni<strong>ch</strong>t unter Bru<strong>ch</strong> der Art.<br />

5 Abs. 1 GG jedem, seine Meinung über die si<strong>ch</strong> aus seinem naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Weltbild ergebenden Dinge im Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Holocaust<br />

kundzutun?<br />

Und verweigern dieser Staat und in ihm die Justiz ni<strong>ch</strong>t unter Bru<strong>ch</strong> des<br />

Art. 5 Abs. 3 GG jedem Fors<strong>ch</strong>er, Wissens<strong>ch</strong>aftler und Lehrer, sein Re<strong>ch</strong>t<br />

auf eine unvoreingenommene, ergebnisoffene Wahrheitssu<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong>zusetzen<br />

und seine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Meinung kundzutun?<br />

Dur<strong>ch</strong> die Abwehr aller mögli<strong>ch</strong>en Entlastungsbeweise vergehen si<strong>ch</strong><br />

dieser Staat und in ihm die Justiz perm<strong>an</strong>ent <strong>an</strong> der überwiegenden Mehrheit<br />

seines Staatsvolkes dur<strong>ch</strong> den Bru<strong>ch</strong> der Artikel 1, 3, 4 und 5 des<br />

Grundgesetzes. Es wäre <strong>an</strong> der Zeit, diese Praxis zu ändern, wenn m<strong>an</strong> diesem<br />

Staat ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>sagen soll, er verhalte si<strong>ch</strong> grob mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidrig.<br />

12<br />

Vgl. dazu z.B. G. <strong>Rudolf</strong>, Vorlesungen über den Holocaust, Castle Hill Publishers, Hastings<br />

2005 (vho.org/D/vuedh); Jürgen Graf, Aus<strong>ch</strong>witz. Tätergeständnisse und Augenzeugen<br />

des Holocaust, Neue Visionen Verlag, Würenlos 1994 (vho.org/D/atuadh).<br />

68


“Niem<strong>an</strong>d s<strong>ch</strong>afft größeres Unre<strong>ch</strong>t als der, der<br />

es in Formen des Re<strong>ch</strong>ts begeht.”<br />

Plato, 427-347 v.Chr.<br />

Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Über die Erkenntnisfähigkeit des Mens<strong>ch</strong>en<br />

Na<strong>ch</strong>folgend sei ein wenig über einen der unbestritten größten Philosophen<br />

unserer Zeit referiert. Karl Raimund Popper gehört in unserer Zeit zu<br />

einem der <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntesten Erkenntnistheoretiker. Mit seinem Werk Objektive<br />

Erkenntnis hat er die Erkenntnistheorie au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Wissens<strong>ch</strong>aften<br />

im allgemeinen enorm vor<strong>an</strong>gebra<strong>ch</strong>t. 1 Popper unterteilt unsere Welt in<br />

drei vonein<strong>an</strong>der unabhängige Teile: Die Welt eins, die Welt zwei und die<br />

Welt drei. Als Welt eins versteht er die real existierende Welt um uns herum,<br />

die i<strong>ch</strong> fort<strong>an</strong> Realität nennen mö<strong>ch</strong>te. Als Welt zwei bezei<strong>ch</strong>net Popper<br />

das, was jedes Lebewesen ledigli<strong>ch</strong> für die Realität hält, was d<strong>an</strong>k des<br />

m<strong>an</strong>gelhaften Erkenntnisapparates ni<strong>ch</strong>t etwa identis<strong>ch</strong> ist mit der Realität,<br />

sondern ledigli<strong>ch</strong> ein verzerrtes Abbild derselben. Es gibt daher so viele<br />

Welten zwei, na<strong>ch</strong>folgend als Wirkli<strong>ch</strong>keiten bezei<strong>ch</strong>net, wie es erkennende<br />

Lebewesen gibt. Die Erkenntnisfähigkeit jedes Lebewesens, also au<strong>ch</strong><br />

des Mens<strong>ch</strong>en, ist aus zweierlei Gründen bes<strong>ch</strong>ränkt. Erstens behindern<br />

seine bes<strong>ch</strong>ränkten Sinne ihn dar<strong>an</strong>, alle Eigens<strong>ch</strong>aften seiner Umwelt vollständig<br />

zu erfassen, und zweitens verhindert seine biologis<strong>ch</strong>e Prägung ge-<br />

Ein Vorläufer dieses Beitrages entst<strong>an</strong>d im Frühjahr 1995 im Verlauf des Verfahrens gegen<br />

mi<strong>ch</strong> wegen der von Generalmajor a.D. Remer verbreiteten kommentierten Fassung meines<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Guta<strong>ch</strong>tens. Er war ursprüngli<strong>ch</strong> als S<strong>ch</strong>lußwort in diesem Verfahren geda<strong>ch</strong>t,<br />

wurde jedo<strong>ch</strong> Wo<strong>ch</strong>en vor Prozeßende von der Polizei bei einer erneuten Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung<br />

bes<strong>ch</strong>lagnahmt und dem Geri<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on im voraus zur Kenntnis gebra<strong>ch</strong>t, so daß es<br />

d<strong>an</strong>n von mir nur partiell verlesen wurde. Diese lei<strong>ch</strong>t revidierte Fassung ohne direkten Bezug<br />

zu obigem Verfahren und unter Hinzufügung des ersten Abs<strong>ch</strong>nittes entst<strong>an</strong>d zwis<strong>ch</strong>en<br />

November 1995 und August 1996 und wurde im J<strong>an</strong>uar 2005 aktualisiert.<br />

1<br />

4. Aufl., Hoffm<strong>an</strong>n und Campe, Hamburg 1984.<br />

69


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

netis<strong>ch</strong>er wie psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Natur, daß er die gewonnenen Umwelteindrücke<br />

vollständig und unvoreingenommen verarbeitet. Es ist daher prinzipiell<br />

unmögli<strong>ch</strong>, Si<strong>ch</strong>erheit darüber zu erl<strong>an</strong>gen, ob ein Lebewesen, also au<strong>ch</strong><br />

der Mens<strong>ch</strong>, die Realität vollkommen, also wahrhaftig, erfaßt hat. Au<strong>ch</strong><br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Hilfsmittel errei<strong>ch</strong>en dies ni<strong>ch</strong>t, denn um festzustellen, ob und<br />

inwieweit diese Hilfsmittel die Realität weiter und korrekter erfassen als<br />

unsere Sinne, sind wir wiederum auf unsere Sinne und auf unser vorurteilbehaftetes<br />

Interpretationsvermögen <strong>an</strong>gewiesen. Was wir registrieren, ist<br />

ein Abbild der Realität dur<strong>ch</strong> den Filter unserer m<strong>an</strong>gelhaften Sinne und im<br />

Zerrspiegel unserer Psy<strong>ch</strong>e, ist die Wirkung der Realität auf unseren Körper,<br />

ist unsere jeweils individuelle Wirk-li<strong>ch</strong>keit. Während es nur eine Realität<br />

gibt, gibt es so viele Wirkli<strong>ch</strong>keiten, wie es Lebewesen gibt. Zwar<br />

k<strong>an</strong>n es sein, daß wir zufällig oder dur<strong>ch</strong> systematis<strong>ch</strong>es Wissen-S<strong>ch</strong>affen<br />

über einen Teilberei<strong>ch</strong> der Realität die Wahrheit erfaßt haben. Aufgrund<br />

der Einsi<strong>ch</strong>t in die Mängel unseres Erkenntnisapparates können wir dessen<br />

aber nie letztendli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er sein.<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts dieser Tatsa<strong>ch</strong>e ist es prinzipiell unmögli<strong>ch</strong>, für irgendeine<br />

These über die Realität den endgültigen, abs<strong>ch</strong>ließenden Wahrheitsbeweis<br />

zu führen, da wir niemals si<strong>ch</strong>er sein können, alle Eigens<strong>ch</strong>aften der Realität<br />

erk<strong>an</strong>nt und korrekt interpretiert zu haben. In seiner radikalen Ausformung<br />

führt dieses Malheur, ni<strong>ch</strong>t mehr zwis<strong>ch</strong>en intuitiv als fals<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesehenen<br />

und mögli<strong>ch</strong>erweise oder offenkundig ri<strong>ch</strong>tigen Aussagen über die<br />

Realität unters<strong>ch</strong>eiden zu können, zum Irrationalismus. Die Aussage eines<br />

Wahnsinnigen über einen Aspekt der Realität würde mithin den glei<strong>ch</strong>en<br />

(nämli<strong>ch</strong> keinen) Wahrheits<strong>an</strong>spru<strong>ch</strong> erheben können wie die eines weisen<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftlers. Popper hat dieses Induktionsproblem dahingehend gelöst,<br />

indem er zwar zustimmt, daß m<strong>an</strong> den Wahrheitsbeweis einer These letztli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t erbringen könne, sehr wohl aber den Beweis seiner Fals<strong>ch</strong>heit. 2<br />

Somit gelte eine These über die Realität so l<strong>an</strong>ge als wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> wahr,<br />

als es ni<strong>ch</strong>t gelungen sei, sie zu widerlegen. Es sei somit zwar mögli<strong>ch</strong>, daß<br />

eine bisher unwiderlegte These die Wahrheit über die Realität aussage, m<strong>an</strong><br />

könne si<strong>ch</strong> dessen aber nie si<strong>ch</strong>er sein. Um die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit der<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeit einer These zu testen, sei die immer wieder versu<strong>ch</strong>te Widerlegung,<br />

das Argumentieren gegen die Ri<strong>ch</strong>tigkeit bestehender Thesen, das<br />

Alpha und Omega in der Wissens<strong>ch</strong>aftstheorie wie au<strong>ch</strong> in der praktis<strong>ch</strong>en<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft. So s<strong>ch</strong>reibt Popper auf Seite 82:<br />

2 Ebenda, S. 7f.<br />

70


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

“Die Methode der Wissens<strong>ch</strong>aft ist die Methode der kühnen Vermutungen<br />

und der erfinderis<strong>ch</strong>en und ernsthaften Versu<strong>ch</strong>e, sie zu widerlegen.”<br />

Und eine Seite weiter:<br />

“Wir können uns nie absolute Si<strong>ch</strong>erheit vers<strong>ch</strong>affen, daß unsere<br />

Theorie ni<strong>ch</strong>t hinfällig ist. Alles, was wir tun können, ist, na<strong>ch</strong> dem<br />

Fals<strong>ch</strong>heitsgehalt unserer besten Theorien zu fahnden. Das tun wir, indem<br />

wir sie zu widerlegen versu<strong>ch</strong>en, das heißt, indem wir sie im Li<strong>ch</strong>te<br />

unseres g<strong>an</strong>zen objektiven Wissens und mit aller Erfindungskraft streng<br />

prüfen.”<br />

Verbieten zu wollen, eine vermeintli<strong>ch</strong> beste Theorie “mit aller Erfindungskraft”<br />

“zu widerlegen versu<strong>ch</strong>en”, heißt demna<strong>ch</strong>, die Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

selbst aufzuheben.<br />

Um Theorien kritisieren zu können, ist es notwendig, die Theorien wie<br />

natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ihre Kritik in eine Form zu bringen, die sie objektiv na<strong>ch</strong>vollziehbar<br />

ma<strong>ch</strong>t, also in Form von Spra<strong>ch</strong>e oder S<strong>ch</strong>rift. Diese eindeutig<br />

niedergelegten, objektivierten Theorien über unsere Welt, seien sie ri<strong>ch</strong>tig<br />

oder fals<strong>ch</strong>, sowie deren Widerlegungsversu<strong>ch</strong>e bilden als Summe Poppers<br />

Welt drei.<br />

Konkret meint Popper, daß der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en den Mens<strong>ch</strong>en und<br />

den Tieren darin bestehe, daß der Mens<strong>ch</strong> bewußt auf Fehlersu<strong>ch</strong>e ist, um<br />

die Fehler zu beseitigen:<br />

“Der Hauptunters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en Einstein und einer Amöbe (wie sie<br />

von Jennings bes<strong>ch</strong>rieben wird) ist der, daß Einstein bewußt auf Fehlerbeseitigung<br />

aus ist. Er versu<strong>ch</strong>t, seine Theorien zu widerlegen: Er verhält<br />

si<strong>ch</strong> ihnen gegenüber bewußt kritis<strong>ch</strong> und versu<strong>ch</strong>t sie daher mögli<strong>ch</strong>st<br />

s<strong>ch</strong>arf, ni<strong>ch</strong>t vage zu formulieren. Dagegen k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> die Amöbe<br />

ni<strong>ch</strong>t kritis<strong>ch</strong> gegenüber ihren Erwartungen oder Hypothesen verhalten,<br />

weil sie si<strong>ch</strong> ihre Hypothesen ni<strong>ch</strong>t vorstellen k<strong>an</strong>n: Sie sind ein Teil von<br />

ihr. (Nur objektive Erkenntnis ist kritisierbar; subjektive wird es erst,<br />

wenn sie objektiv wird, und das tut sie, wenn wir sie ausspre<strong>ch</strong>en, besonders<br />

wenn wir sie aufs<strong>ch</strong>reiben oder drucken.)” (S. 25)<br />

Mit <strong>an</strong>deren Worten: Der einzige qualitative Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Mens<strong>ch</strong>en und den Tieren liegt darin, daß der Mens<strong>ch</strong> seine Theorien über<br />

die Realität dur<strong>ch</strong> Nieders<strong>ch</strong>reiben objektivieren k<strong>an</strong>n. Das Tier k<strong>an</strong>n seine<br />

genetis<strong>ch</strong>en Prädispositionen, seine Gefühle und mögli<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> Ged<strong>an</strong>ken<br />

hingegen ni<strong>ch</strong>t für <strong>an</strong>dere na<strong>ch</strong>vollziehbar niederlegen.<br />

Der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en subjektiver und objektiver Erkenntnis ist na<strong>ch</strong><br />

Popper weitrei<strong>ch</strong>end, denn:<br />

71


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Subjektive Erkenntnis unterliegt ni<strong>ch</strong>t der Kritik. Natürli<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n sie<br />

auf vers<strong>ch</strong>iedene Weise abgeändert werden – etwa dur<strong>ch</strong> Auss<strong>ch</strong>altung<br />

(Tötung) ihres Trägers. Die subjektive Erkenntnis k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> entwickeln<br />

oder mittels der Darwins<strong>ch</strong>en Methode der Mutation und Auslese der<br />

Org<strong>an</strong>ismen eine bessere Anpassung erl<strong>an</strong>gen. Im Gegensatz dazu k<strong>an</strong>n<br />

si<strong>ch</strong> die objektive Erkenntnis verändern und entwickeln dur<strong>ch</strong> die Auss<strong>ch</strong>altung<br />

(Tötung) der spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> formulierten Vermutung: Der ‘Träger’<br />

der Erkenntnis k<strong>an</strong>n am Leben bleiben – ist er selbstkritis<strong>ch</strong>, so<br />

k<strong>an</strong>n er sogar seine eigene Vermutung fallenlassen.<br />

Der Unters<strong>ch</strong>ied ist, daß spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> formulierte Theorien ‘kritis<strong>ch</strong><br />

diskutiert’ werden können.” (S. 67)<br />

Die Fehlerelimination ges<strong>ch</strong>ieht daher dur<strong>ch</strong> systematis<strong>ch</strong>e rationale Kritik<br />

bestehender Theorien und ni<strong>ch</strong>t mehr dur<strong>ch</strong> die Tötung von Lebewesen.<br />

Daß dies den Erkenntnisforts<strong>ch</strong>ritt gig<strong>an</strong>tis<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>leunigt, erklärt den Erfolg<br />

des modernen Mens<strong>ch</strong>en.<br />

Und weiter: Wer verbietet, daß Mens<strong>ch</strong>en ihre Theorien über diese Welt<br />

dur<strong>ch</strong> Nieders<strong>ch</strong>rift objektivieren können, der raubt ihnen ihre Mens<strong>ch</strong>enwürde,<br />

der drückt sie herab auf das Niveau von Amöben.<br />

Weiter s<strong>ch</strong>reibt Popper auf Seite 71, daß im Gegensatz zur Amöbe, die<br />

ni<strong>ch</strong>t irren will, da dies mögli<strong>ch</strong>erweise ihren Tod bedeutet, der Fors<strong>ch</strong>er<br />

gerade auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Fehlern ist,<br />

“in der Hoffnung, aus ihrer Entdeckung und Elimination etwas zu lernen.<br />

Die Methode der Wissens<strong>ch</strong>aft ist die kritis<strong>ch</strong>e Methode.”<br />

Die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den Fehlern in unseren Theorien zu verhindern, also die<br />

Immunisierung bestehender Theorien gegen Kritik, lehnt Popper selbstverständli<strong>ch</strong><br />

strikt ab, da sie jeden weiteren Erkenntnisforts<strong>ch</strong>ritt verhindert.<br />

Hingegen k<strong>an</strong>n er der zähen Verteidigung bestehender Theorien mit wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Mitteln dur<strong>ch</strong>aus Positives abgewinnen, da sie verhindern<br />

k<strong>an</strong>n, daß alte Theorien zu früh verdrängt werden. (S. 30f.)<br />

Na<strong>ch</strong> Poppers Meinung ist die kritis<strong>ch</strong>e Diskussion bestehender Theorien<br />

das Vernünftigste s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin, etwa indem er ausführt:<br />

“[…] i<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n mir ni<strong>ch</strong>ts ‘Vernünftigeres’ vorstellen als eine gut geführte<br />

kritis<strong>ch</strong>e Diskussion.” (S. 22, ähnli<strong>ch</strong> auf S. 124)<br />

Und:<br />

“[…] die kritis<strong>ch</strong>e Diskussion konkurrierender Theorien, die für eine<br />

gute Wissens<strong>ch</strong>aft kennzei<strong>ch</strong>nend ist, […]” (S. 81)<br />

Was er und mit ihm die Gemeins<strong>ch</strong>aft aller “guter” Wissens<strong>ch</strong>aftler von<br />

strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> tabuisierten Fors<strong>ch</strong>ungsfeldern und von verbotenen Theorien<br />

72


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

bzw. dur<strong>ch</strong> Verbote immunisierte Theorien halten würde, dürfte somit<br />

glasklar sein.<br />

Interess<strong>an</strong>t ers<strong>ch</strong>einen mir in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g au<strong>ch</strong> Poppers Ausführungen<br />

über den Beginn wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Methodenbildung im <strong>an</strong>tiken<br />

Grie<strong>ch</strong>enl<strong>an</strong>d, S. 361:<br />

“In Babylon, bei den Grie<strong>ch</strong>en, bei den neuseeländis<strong>ch</strong>en Maoris, bei<br />

allen Völkern, die si<strong>ch</strong> das Weltges<strong>ch</strong>ehen mythologis<strong>ch</strong> zu erklären versu<strong>ch</strong>en,<br />

werden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten erzählt, die vom Ursprung der Welt h<strong>an</strong>deln<br />

und die ihre Struktur aus ihrem Ursprung verstehen wollen. Diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

werden zur Tradition, die in eigenen S<strong>ch</strong>ulen gepflegt wird. Sie<br />

sind oft der Besitz einer besonderen Klasse, der Priester oder Medizinmänner,<br />

die über die Traditionen wa<strong>ch</strong>en. Sie ändern si<strong>ch</strong> nur wenig –<br />

hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Ungenauigkeit der Überlieferung, dur<strong>ch</strong> Mißverständnisse,<br />

und m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal dur<strong>ch</strong> Hinzufügung von neuen Mythen, die<br />

von Propheten oder Poeten erfunden werden.<br />

Das Neue, das die grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Philosophie dem hinzufügt, s<strong>ch</strong>eint mir<br />

nun ni<strong>ch</strong>t so sehr in dem Ersatz der Mythen dur<strong>ch</strong> etwas mehr ‘Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es’<br />

zu liegen, sondern eher in einer neuen Einstellung gegenüber<br />

den Mythen; daß si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n deren Charakter zu ändern beginnt,<br />

s<strong>ch</strong>eint mir eine Folge dieser neuen Einstellung zu sein.<br />

Die neue Einstellung ist die der Kritik. An Stelle einer dogmatis<strong>ch</strong>en<br />

Überlieferung der Lehre (bei der alles Interesse auf die Bewahrung der<br />

authentis<strong>ch</strong>en Tradition geri<strong>ch</strong>tet ist) tritt ihre kritis<strong>ch</strong>e Diskussion. M<strong>an</strong><br />

stellt Fragen, m<strong>an</strong> bezweifelt die Glaubwürdigkeit, die Wahrheit der<br />

Lehre.<br />

Zweifel und Kritik wird es si<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>on früher gegeben haben. Das<br />

Neue ist jedo<strong>ch</strong>, daß der Zweifel und die Kritik zur S<strong>ch</strong>ultradition werden.<br />

An Stelle der traditionellen Überlieferung des Dogmas tritt eine<br />

Tradition höherer Ordnung; <strong>an</strong> Stelle der traditionellen Theorie – des<br />

Mythos – tritt die Tradition, Theorien (die zunä<strong>ch</strong>st kaum etwas <strong>an</strong>deres<br />

sind als Mythen) kritis<strong>ch</strong> zu diskutieren; und im Verlaufe dieser kritis<strong>ch</strong>en<br />

Diskussion wird d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> die Beoba<strong>ch</strong>tung als Zeuge <strong>an</strong>gerufen.”<br />

Wem es <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der historis<strong>ch</strong>en Parallelen zu den heutigen Prozessen<br />

gegen die Revisionisten ni<strong>ch</strong>t mulmig wird, mit dem ist kein erkenntnistheoretis<strong>ch</strong>er<br />

Blumentopf zu gewinnen.<br />

Aus dem oben Gesagten geht hervor, daß das Re<strong>ch</strong>t auf einen Zweifel <strong>an</strong><br />

dem, was uns der S<strong>ch</strong>ein unserer Sinne vorgaukelt, also das Inbetra<strong>ch</strong>tziehen<br />

einer <strong>an</strong>deren, zweiten Mögli<strong>ch</strong>keit als die des S<strong>ch</strong>eines, die Grundlage<br />

73


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Würde ausma<strong>ch</strong>t. Der nä<strong>ch</strong>ste S<strong>ch</strong>ritt hin zu einer den<br />

Mens<strong>ch</strong>en vom Tier abhebenden Würde ist der Versu<strong>ch</strong>, den Zweifeln<br />

dur<strong>ch</strong> Objektivierung von Theorien und deren Kritik zu begegnen.<br />

Wer Zweifel verbietet, der raubt dem Mens<strong>ch</strong>en seine Würde.<br />

Wer die Objektivierung und Kritik wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Theorien, also z.B.<br />

den Druck, die öffentli<strong>ch</strong>e Verbreitung wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Theorien bzw.<br />

die öffentli<strong>ch</strong>e Kritik <strong>an</strong> verbreiteten Theorien verbietet, der vergeht si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t minder grundlegend <strong>an</strong> der Würde des Mens<strong>ch</strong>en, verstößt also gegen<br />

die UN-Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskonvention, die Europäis<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>arta<br />

und den Artikel 1 des bundesdeuts<strong>ch</strong>en Grundgesetzes.<br />

Über erkenntnisleitende Interessen bei Historikern<br />

Jeder Fors<strong>ch</strong>er und Wissens<strong>ch</strong>aftler hat selbstverständli<strong>ch</strong> seine g<strong>an</strong>z individuellen<br />

politis<strong>ch</strong>en und welt<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>en Vorstellungen. Au<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts<br />

der oben <strong>an</strong>geführten Mängel mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Erkenntnisfähigkeit ist<br />

daher nie völlig auszus<strong>ch</strong>ließen, daß diese Vorstellungen auf seine Fors<strong>ch</strong>ungen<br />

Einfluß nehmen, genauso wie es ni<strong>ch</strong>t auszus<strong>ch</strong>ließen ist, daß die<br />

Ergebnisse bzw. Erkenntnisse seiner Fors<strong>ch</strong>ung Einfluß auf seine welt<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>en<br />

Perspektiven nehmen. Anderes zu fordern hieße, den Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

zu einer gefühllosen Mas<strong>ch</strong>ine zu degradieren, die außer ihrem<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt ni<strong>ch</strong>ts sonst in der Welt registriert. Gerade bei den offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

politis<strong>ch</strong> relev<strong>an</strong>ten Wissens<strong>ch</strong>aften wie der Politologie, der<br />

Soziologie oder der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft, k<strong>an</strong>n niem<strong>an</strong>d von si<strong>ch</strong> behaupten,<br />

er würde völlig unvoreingenommen <strong>an</strong> seine Materie gehen, denn<br />

allein s<strong>ch</strong>on sein dur<strong>ch</strong> Familie, S<strong>ch</strong>ule, Studium und Beruf erworbenes<br />

Vorwissen sowie die in jeder Gesells<strong>ch</strong>aft dominierenden Wertvorstellungen<br />

über das jeweilige Fors<strong>ch</strong>ungsobjekt beeinflussen die Perspektive jedes<br />

Fors<strong>ch</strong>ers.<br />

Unvoreingenommen <strong>an</strong> die Epo<strong>ch</strong>e des Dritten Rei<strong>ch</strong>es her<strong>an</strong>zutreten<br />

hieße für einen Historiker z.B., daß er zu Beginn seiner Fors<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong>aus<br />

offen lassen müßte, ob es si<strong>ch</strong> bei dem damaligen politis<strong>ch</strong>en System<br />

mit seinem historis<strong>ch</strong>en Wirken um eine positive oder negative Größe h<strong>an</strong>delt.<br />

Dies um so mehr, als diese moralis<strong>ch</strong>e Wertung ein au<strong>ch</strong> unter Historikern<br />

mitunter umstrittenes Ausgreifen auf ethis<strong>ch</strong>e und damit philosophis<strong>ch</strong>e<br />

Berei<strong>ch</strong>e der Wissens<strong>ch</strong>aft darstellt. Do<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>er Historiker würde<br />

heute beim Ausg<strong>an</strong>gspunkt seiner Untersu<strong>ch</strong>ungen bezügli<strong>ch</strong> des Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong>es ohne inhaltli<strong>ch</strong>e und moralis<strong>ch</strong>e Vor-Urteile sein?<br />

74


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Gerade bezügli<strong>ch</strong> des Dritten Rei<strong>ch</strong>es herrs<strong>ch</strong>t besonders, aber ni<strong>ch</strong>t nur,<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d die Auffassung vor, m<strong>an</strong> dürfe si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in Einzelaspekten<br />

zu einer Verständli<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>ung oder gar Re<strong>ch</strong>tfertigung des damaligen<br />

Ges<strong>ch</strong>ehens hinreißen lassen. Die moralis<strong>ch</strong>e Entrüstung und der<br />

na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong>e Widerst<strong>an</strong>d bzw. die präventive Abs<strong>ch</strong>reckung gegen eine<br />

eventuelle Wiederkehr des damaligen S<strong>ch</strong>reckens müßte immer im Vordergrund<br />

stehen.<br />

Der Historiker Dr. Rainer Zitelm<strong>an</strong>n hat in dem Bu<strong>ch</strong> Die S<strong>ch</strong>atten der<br />

Verg<strong>an</strong>genheit 3 erläutert, warum diese Einstellung zu unserer Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

und diese Auffassung der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft fals<strong>ch</strong> ist. Sie sollen hier<br />

sinngemäß wiedergegeben und ergänzt werden. Wie in jeder Wissens<strong>ch</strong>aft,<br />

so liegt es au<strong>ch</strong> in der Aufgabe der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft, die Wahrheit<br />

herauszufinden oder si<strong>ch</strong> ihr do<strong>ch</strong> so gut wie mögli<strong>ch</strong> zu nähern. Behindert<br />

wäre die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> der Wahrheit ohne Zweifel dur<strong>ch</strong> emotionale Bef<strong>an</strong>genheit<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aftler. Deshalb aber zu fordern, daß Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

emotionslos sein müssen, ist unmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, da mens<strong>ch</strong>enunmögli<strong>ch</strong>, und<br />

würde in <strong>an</strong>deren Berei<strong>ch</strong>en von der Gesells<strong>ch</strong>aft au<strong>ch</strong> niemals akzeptiert<br />

werden, etwa bei der Frage der Tierversu<strong>ch</strong>e. Si<strong>ch</strong>ergestellt werden muß<br />

vielmehr einerseits, daß die Wissens<strong>ch</strong>aftler trotz ihrer Emotionen die Prinzipien<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens ni<strong>ch</strong>t verletzen. Andererseits ist dafür<br />

Sorge zu tragen, daß keine Seite der <strong>an</strong>deren ihre Emotionalität zum Vorwurf<br />

ma<strong>ch</strong>t oder dies gar zum Anlaß genommen wird, eine bestimmte<br />

Gruppe von Wissens<strong>ch</strong>aftlern aus dem Diskurs auszugrenzen, sol<strong>an</strong>ge die<br />

Kriterien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens eingehalten werden. Im wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Diskurs hat das Argument zu interessieren und ni<strong>ch</strong>t der emotionale<br />

Hintergrund.<br />

Dr. Zitelm<strong>an</strong>n zieht einen Verglei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en dem Wahrheitsfindungsprozeß<br />

vor Geri<strong>ch</strong>t und in der Wissens<strong>ch</strong>aft. In beiden Berei<strong>ch</strong>en ist unter<br />

Umständen eine starke emotionale Voreingenommenheit zu finden, sei es<br />

hier auf Seiten der Anklage und der Verteidigung, sei es dort zwis<strong>ch</strong>en<br />

zwei um “ihre” Wahrheit ringenden Gruppen von Wissens<strong>ch</strong>aftlern. Gerade<br />

diese gefühlsmäßige Aufladung einer sol<strong>ch</strong>en Ausein<strong>an</strong>dersetzung sorgt dafür,<br />

daß beide Seiten – Ankläger und Angeklagte – allen Einsatz bringen,<br />

um ihre Si<strong>ch</strong>t der Dinge dur<strong>ch</strong>zusetzen. Erst ein sol<strong>ch</strong> starkes Engagement<br />

führt dazu, daß alle mögli<strong>ch</strong>en entlastenden wie belastenden Argumente in<br />

die jeweilige Waags<strong>ch</strong>ale geworfen werden. Oder <strong>an</strong>ders ausgedrückt:<br />

3<br />

In: Uwe Backes, Eckhard Jesse, Rainer Zitelm<strong>an</strong>n, Die S<strong>ch</strong>atten der Verg<strong>an</strong>genheit, Propyläen,<br />

Berlin 1990, S. 32.<br />

75


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Wenn beide Seiten kein moralis<strong>ch</strong>es Engagement für ihre Sa<strong>ch</strong>e aufbringen,<br />

so bliebe wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> viel Beweismaterial im Dunkeln und m<strong>an</strong><br />

käme der Wahrheit ni<strong>ch</strong>t sehr nahe. Moralis<strong>ch</strong>es Engagement k<strong>an</strong>n also<br />

au<strong>ch</strong> positive Seiten haben, sofern es der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitsweise<br />

ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>adet und <strong>an</strong>dere Meinungen ni<strong>ch</strong>t unterdrückt.<br />

Was würde es nun bedeuten, wenn es einer der beiden Parteien im Widerstreit<br />

der Ansi<strong>ch</strong>ten vor Geri<strong>ch</strong>t oder vor den Gremien der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

verboten wäre, ihre Argumente vorzubringen? Käme m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n der Wahrheit<br />

näher? Wohl kaum. Eher dürfte das Gegenteil ri<strong>ch</strong>tig sein, denn die<br />

Grundvoraussetzung für wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Arbeiten ist, daß jede These<br />

prinzipiell falsifizierbar sein muß (Popper), d.h., daß die Mögli<strong>ch</strong>keit ihrer<br />

Widerlegung dur<strong>ch</strong> sti<strong>ch</strong>haltige Gegenargumente gegeben sein muß. Es ist<br />

daher für jede Wissens<strong>ch</strong>aft, die zu mögli<strong>ch</strong>st realitätsnahen Ergebnissen<br />

kommen will, unabdingbare Voraussetzung, daß jede These und Gegenthese<br />

aufgestellt und jedes Ergebnis einer Untersu<strong>ch</strong>ung prinzipiell mögli<strong>ch</strong><br />

sein muß, sofern die Prinzipien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens eingehalten<br />

werden. So und ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>ders ist die in unserem Grundgesetz, Artikel 5, Absatz<br />

3, niedergelegte Freiheit von Fors<strong>ch</strong>ung und Wissens<strong>ch</strong>aft zu verstehen.<br />

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, ein Wissens<strong>ch</strong>aftler oder<br />

eine S<strong>ch</strong>ule von Wissens<strong>ch</strong>aftlern könne die Wahrheit allein erkunden.<br />

Dies wird nur in Einzelfällen mögli<strong>ch</strong> sein. Es muß vielmehr si<strong>ch</strong>ergestellt<br />

werden, daß jeder Wissens<strong>ch</strong>aftler seine Ergebnisse ungehindert veröffentli<strong>ch</strong>en<br />

und verbreiten k<strong>an</strong>n, denn nur dur<strong>ch</strong> den freien, unbehinderten Wettstreit<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Meinungen in öffentli<strong>ch</strong>en Foren k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong>ergestellt<br />

werden, daß si<strong>ch</strong> die überzeugendste, weil realitätskonformste Meinung<br />

au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>setzen k<strong>an</strong>n.<br />

Daß es si<strong>ch</strong> bei der Betra<strong>ch</strong>tung der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Dritten Rei<strong>ch</strong>es jetzt<br />

und in absehbarer Zukunft au<strong>ch</strong> um ein sehr emotional aufgeladenes Thema<br />

h<strong>an</strong>delt, wird niem<strong>an</strong>d bezweifeln. Dr. Zitelm<strong>an</strong>n hat seine Abh<strong>an</strong>dlung zu<br />

dem hier beh<strong>an</strong>delten Thema gerade deshalb ges<strong>ch</strong>rieben, weil das oben<br />

erwähnte Bu<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> vielen umstrittenen Themenberei<strong>ch</strong>en des Dritten Rei<strong>ch</strong>es<br />

widmet. Zitelm<strong>an</strong>n vertritt die Auffassung, daß es au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> des<br />

Dritten Rei<strong>ch</strong>es mögli<strong>ch</strong> sein muß, entlastendes Material zu diskutieren.<br />

Wenn einem d<strong>an</strong>n der Vorwurf entgegenhalle, m<strong>an</strong> würde NS-Apologie betreiben,<br />

so gehe dieser Vorwurf erstens in seiner Paus<strong>ch</strong>alität fehl, und<br />

zweitens bleibe es au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> des Dritten Rei<strong>ch</strong>es eine Tatsa<strong>ch</strong>e, daß<br />

die Wahrheit si<strong>ch</strong> im wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnisprozeß nur d<strong>an</strong>n dur<strong>ch</strong>setzen<br />

k<strong>an</strong>n, wenn es au<strong>ch</strong> der Verteidigung erlaubt ist, alles mögli<strong>ch</strong>e Ent-<br />

76


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

lastungsmaterial vorzulegen. Daher gehe der Vorwurf, m<strong>an</strong> wolle si<strong>ch</strong> als<br />

deuts<strong>ch</strong>er oder gar als konservativer Historiker ja nur von gewissen Makeln<br />

befreien, selbst d<strong>an</strong>n fehl, wenn m<strong>an</strong> bisweilen sein Fors<strong>ch</strong>ungss<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>t<br />

auf entlastende Argumente lege. Auss<strong>ch</strong>laggebend für die Bewertung<br />

einer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aussage k<strong>an</strong>n daher ni<strong>ch</strong>t ein evtl. vorh<strong>an</strong>denes<br />

moralis<strong>ch</strong>e Urteil des Wissens<strong>ch</strong>aftlers über seinen Fors<strong>ch</strong>ungsgegenst<strong>an</strong>d,<br />

sondern vielmehr allein die Sti<strong>ch</strong>haltigkeit seiner Argumente sein.<br />

I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te hier sogar no<strong>ch</strong> einen S<strong>ch</strong>ritt weiter gehen, als es Dr. Zitelm<strong>an</strong>n<br />

tat: Gerade das Thema der Verfolgung der europäis<strong>ch</strong>en Juden im<br />

Dritten Rei<strong>ch</strong> ist das am meisten mit Emotionen aufgeladene Thema, das es<br />

in unserer Zeit überhaupt gibt. Dieser Emotionalität k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> gerade im<br />

Anblick der 50-Jahr-Feiern um die Befreiungen der vers<strong>ch</strong>iedensten KLs<br />

niem<strong>an</strong>d entziehen.<br />

Wie sieht es nun hier mit der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Freiheit derjenigen aus,<br />

die si<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> dieses Themas ents<strong>ch</strong>ieden haben oder denen unterstellt<br />

wird, für die “deuts<strong>ch</strong>e Seite” au<strong>ch</strong> oder vorwiegend entlastendes Material<br />

vorzulegen? Sie werden geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgt, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ausgegrenzt<br />

und teilweise in ihrer bürgerli<strong>ch</strong>en Existenz verni<strong>ch</strong>tet. Das wäre allgemein<br />

bek<strong>an</strong>nt, wenn die Presse die Hintergründe offenlegen würde. Aber dies<br />

soll hier ni<strong>ch</strong>t weiter beleu<strong>ch</strong>tet werden. Es geht mir um die Beh<strong>an</strong>dlung<br />

dieser Mens<strong>ch</strong>en im Kreise der Wissens<strong>ch</strong>aft.<br />

Definition der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

Bevor i<strong>ch</strong> hierzu Einzelheiten ausführe, mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> kurz ums<strong>ch</strong>reiben,<br />

was eigentli<strong>ch</strong> die Prinzipien der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitsweise sind, von<br />

denen i<strong>ch</strong> bereits öfter spra<strong>ch</strong>. Hierzu mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> zuerst das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

spre<strong>ch</strong>en lassen:<br />

“Der S<strong>ch</strong>utz des Grundre<strong>ch</strong>ts auf Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit hängt weder<br />

von der Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Methoden und Ergebnisse ab no<strong>ch</strong> von der Sti<strong>ch</strong>haltigkeit<br />

der Argumentation und Beweisführung oder der Vollständigkeit<br />

der Gesi<strong>ch</strong>tspunkte und Belege, die einem wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Werk<br />

zugrunde liegen. Über gute und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Wissens<strong>ch</strong>aft, Wahrheit und<br />

Unwahrheit von Ergebnissen k<strong>an</strong>n nur wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> geurteilt werden<br />

[...] Die Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit s<strong>ch</strong>ützt daher au<strong>ch</strong> Mindermeinungen sowie<br />

Fors<strong>ch</strong>ungs<strong>an</strong>sätze und -ergebnisse, die si<strong>ch</strong> als irrig oder fehlerhaft<br />

erweisen. Ebenso genießt unorthodoxes oder intuitives Vorgehen den<br />

S<strong>ch</strong>utz des Grundre<strong>ch</strong>ts. Voraussetzung ist nur, daß es si<strong>ch</strong> dabei um<br />

77


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft h<strong>an</strong>delt; darunter fällt alles, was na<strong>ch</strong> Inhalt und Form als<br />

ernsthafter Versu<strong>ch</strong> zur Ermittlung der Wahrheit <strong>an</strong>zusehen ist. [...]<br />

Einem Werk k<strong>an</strong>n allerdings ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on deshalb die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

abgespro<strong>ch</strong>en werden, weil es Einseitigkeiten und Lücken aufweist<br />

oder gegenteilige Auffassungen unzurei<strong>ch</strong>end berücksi<strong>ch</strong>tigt. [...]<br />

Dem Berei<strong>ch</strong> der Wissens<strong>ch</strong>aft ist es erst d<strong>an</strong>n entzogen, wenn es den<br />

Anspru<strong>ch</strong> von Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit ni<strong>ch</strong>t nur im einzelnen oder na<strong>ch</strong> der<br />

Definition bestimmter S<strong>ch</strong>ulen, sondern systematis<strong>ch</strong> verfehlt. Das ist<br />

insbesondere d<strong>an</strong>n der Fall, wenn es ni<strong>ch</strong>t auf Wahrheitserkenntnis geri<strong>ch</strong>tet<br />

ist, sondern vorgefaßten Meinungen oder Ergebnissen ledigli<strong>ch</strong><br />

den Ans<strong>ch</strong>ein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Gesinnung oder Na<strong>ch</strong>weisbarkeit verleiht.<br />

Dafür k<strong>an</strong>n die systematis<strong>ch</strong>e Ausblendung von Fakten, Quellen,<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten und Ergebnissen, die die Auffassung des Autors in Frage stellen,<br />

ein Indiz sein. Dagegen genügt es ni<strong>ch</strong>t, daß einem Werk in innerwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Kontroversen zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen inhaltli<strong>ch</strong>en<br />

oder methodis<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tungen die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit bestritten<br />

wird.” 4<br />

Wohlgemerkt: Eine mögli<strong>ch</strong>erweise irrige Arbeit eines Vertreters einer<br />

Minderheitenmeinung k<strong>an</strong>n weder wegen ihres mögli<strong>ch</strong>en Irrtums no<strong>ch</strong><br />

wegen ihrer Minderheiteneigens<strong>ch</strong>aft die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit abgespro<strong>ch</strong>en<br />

werden. Erst z.B. die systematis<strong>ch</strong>e Ausblendung gegenläufiger Fakten,<br />

Quellen, Ansi<strong>ch</strong>ten und Ergebnisse k<strong>an</strong>n ein Indiz für den unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Charakter einer Arbeit sein.<br />

Die Selbstdefinition der Wissens<strong>ch</strong>aft ist dagegen wesentli<strong>ch</strong> strenger.<br />

Sie stellt folgende weitrei<strong>ch</strong>endere Forderungen auf:<br />

1. Jede Behauptung oder S<strong>ch</strong>lußfolgerung einer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeit<br />

muß für Dritte na<strong>ch</strong>vollziehbar sein, und zwar entweder dur<strong>ch</strong> eigene logis<strong>ch</strong>e<br />

und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gesetzmäßige Beweisführungen oder dur<strong>ch</strong><br />

die Fundierung mittels <strong>an</strong>derer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Arbeiten.<br />

2. Zu dem beh<strong>an</strong>delten Themenkomplex müssen zumindest die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Gegenmeinungen diskutiert und ihre Publikationsstellen<br />

<strong>an</strong>geführt sein.<br />

4 Urteil des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>ts vom 11.1.1994, Az. 1 BvR 434/87, S. 16f.<br />

78


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Über die Unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit von Fa<strong>ch</strong>historikern<br />

Prof. Ernst Nolte deutet in seinem Bu<strong>ch</strong> Streitpunkte auf Seite 9 <strong>an</strong>, 5 daß<br />

die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit der Kontroverse um die “Endlösung” no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

gesi<strong>ch</strong>ert sei, wobei er die Bemühung um Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit auf etablierter<br />

Seite ni<strong>ch</strong>t immer mit Erfolg gekrönt sieht (S. 319). I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te dies<br />

na<strong>ch</strong>folgend illustrieren.<br />

34 fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>e Historiker<br />

Es seien nun einige Beispiele <strong>an</strong>geführt, die aufzeigen, wie die etablierte<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft auf Repräsent<strong>an</strong>ten zu reagieren pflegt, die in Sa<strong>ch</strong>en Holocaust<br />

eine <strong>an</strong>dere Meinung vertreten.<br />

Als Ende der siebziger Jahre der fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>e Professor für Text- und<br />

Dokumentenkritik Dr. Robert Faurisson über die vielen widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Zeugenaussagen hinaus materielle Beweise und Sa<strong>ch</strong>guta<strong>ch</strong>ten über die<br />

Existenz der NS-Gaskammern in einer Publikation in den fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en<br />

Medien forderte, <strong>an</strong>tworteten ihm 34 der führenden Historiker Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>s<br />

am 21.2.1979 in Le Monde wie folgt:<br />

“M<strong>an</strong> darf si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fragen, wie ein Massenmord mögli<strong>ch</strong> war. Er<br />

war te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, weil er stattgefunden hat. Dies ist der obligatoris<strong>ch</strong>e<br />

Ausg<strong>an</strong>gspunkt jeder historis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung zu diesem Thema.<br />

Diese Wahrheit wollen wir einfa<strong>ch</strong> in Erinnerung rufen: Es gibt keine<br />

Debatte über die Existenz der Gaskammern, und es darf au<strong>ch</strong> keine geben.”<br />

Hier haben wir einen klassis<strong>ch</strong>en Fall der Voreingenommenheit: Das,<br />

was bewiesen werden soll, wird als bereits bewiesen vorausgesetzt, und<br />

über <strong>an</strong>derslautende Argumente wird erst gar ni<strong>ch</strong>t diskutiert; mehr no<strong>ch</strong>:<br />

es darf darüber ni<strong>ch</strong>t diskutiert werden. Die etablierten fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Holocaust-Fors<strong>ch</strong>er<br />

haben si<strong>ch</strong> bis heute <strong>an</strong> ihre Grundsätze gehalten und diskutieren<br />

keines der revisionistis<strong>ch</strong>en Argumente. Damit verstoßen sie perm<strong>an</strong>ent<br />

gegen eines der zentralen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Prinzipien, nämli<strong>ch</strong> die<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten Gegenmeinungen <strong>an</strong>zuführen und zu diskutieren.<br />

Bei uns in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verhält si<strong>ch</strong> der größte Teil des Fors<strong>ch</strong>erestablishments<br />

ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>ders.<br />

5 Propyläen, Berlin 1993.<br />

79


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Eugen Kogon, Herm<strong>an</strong>n L<strong>an</strong>gbein, Adalbert Rückerl<br />

Als Reaktion auf die seinerzeitige Initiative von Prof. Faurisson bildete<br />

si<strong>ch</strong> in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> ein internationales Gremium, das Beweise für die Existenz<br />

der gezielten industriellen Verni<strong>ch</strong>tung der Juden unter dem Hitlerregime<br />

sammeln und veröffentli<strong>ch</strong>en sollte. Ergebnis dieser Initiative,<br />

von der die Revisionisten und besonders natürli<strong>ch</strong> Prof. Faurisson ausges<strong>ch</strong>lossen<br />

blieben, war ein Bu<strong>ch</strong>, das in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d unter dem Titel Nationalsozialistis<strong>ch</strong>e<br />

Massentötungen dur<strong>ch</strong> Giftgas ers<strong>ch</strong>ien. Als Herausgeber<br />

fungieren so ziemli<strong>ch</strong> alle wi<strong>ch</strong>tigen Persönli<strong>ch</strong>keiten der internationalen<br />

etablierten Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ung, allen vor<strong>an</strong> die Ex-Kommunisten Herm<strong>an</strong>n<br />

L<strong>an</strong>gbein und Eugen Kogon sowie der damalige Leiter der Zentralstelle<br />

zur Erfassung nationalsozialistis<strong>ch</strong>er Gewaltverbre<strong>ch</strong>en in Ludwigsburg,<br />

Adalbert Rückerl. 6 Wenn gefragt wird, warum i<strong>ch</strong> hier erwähne, daß<br />

zwei der drei Hauptherausgeber Kommunisten sind, so bitte i<strong>ch</strong> um etwas<br />

Geduld. Später wird der roten Faden erkennbar, der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> unser Thema<br />

zieht.<br />

Interess<strong>an</strong>t ist <strong>an</strong> diesem Bu<strong>ch</strong>, daß in dem Vorsp<strong>an</strong>n unter dem Titel<br />

Über dieses Bu<strong>ch</strong> offen gesagt wird, daß dieses ers<strong>ch</strong>eine, um revisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Tendenzen wirksam zu bekämpfen. Dafür sei es notwendig, ein für allemal<br />

die Wahrheit unwiderlegbar festzus<strong>ch</strong>reiben. In der Einleitung auf<br />

Seite 11 erfährt der Leser d<strong>an</strong>n, daß alle diejenigen, die si<strong>ch</strong> der Auffassung<br />

der Herausgeber und Autoren dieses Bu<strong>ch</strong>es über den Holocaust ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließen<br />

wollen, Re<strong>ch</strong>tfertiger der nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Theorie und<br />

Praxis seien, die Re<strong>ch</strong>tfertigungspropag<strong>an</strong>da, ja re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e und<br />

neonazistis<strong>ch</strong>e Agitation betreiben. Es wird also allen, die <strong>an</strong>derer Meinung<br />

sind, rundweg die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit abgespro<strong>ch</strong>en. Fatal <strong>an</strong> diesem<br />

Bu<strong>ch</strong> ist nun zweierlei:<br />

1. In der Wissens<strong>ch</strong>aft gibt es zwar den Begriff der Wahrheit, jedo<strong>ch</strong> weiß<br />

m<strong>an</strong> s<strong>ch</strong>on seit der <strong>an</strong>tiken Philosophie, daß die letztendli<strong>ch</strong>e Erkenntnis<br />

der Wahrheit dem Mens<strong>ch</strong>en aufgrund seines bes<strong>ch</strong>ränkten Erkenntnisapparates<br />

ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist. Niem<strong>an</strong>d sollte daher für si<strong>ch</strong> be<strong>an</strong>spru<strong>ch</strong>en,<br />

die alleinige und unums<strong>ch</strong>ränkt gültige Wahrheit zu besitzen. Es<br />

muß daher unterbleiben, ein einmal von der Mehrheit der Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

für wahr Gehaltenes auf ewig fests<strong>ch</strong>reiben zu wollen, denn wenn die<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eines bewiesen hat, d<strong>an</strong>n die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß<br />

au<strong>ch</strong> die über l<strong>an</strong>ge Zeiträume für gesi<strong>ch</strong>ert gehaltenen Erkenntnisse si<strong>ch</strong><br />

im Li<strong>ch</strong>te neuerer Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse als fals<strong>ch</strong> herausstellen können.<br />

6 Fis<strong>ch</strong>erverlag, Fr<strong>an</strong>kfurt/Main 1983.<br />

80


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Wie viele wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Theorien und Vorstellungen sind s<strong>ch</strong>on auf<br />

der Müllhalde der Wissens<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te gel<strong>an</strong>det? Da m<strong>an</strong> weiß, daß<br />

keine Erkenntnis umfassend und endgültig ist, bedeutet dies für die Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

vor allem, daß sie immer selbstkritis<strong>ch</strong> ihre eigenen Ergebnisse<br />

wiederbetra<strong>ch</strong>ten (lateinis<strong>ch</strong>: revidere) und überprüfen sollte. Die Kritik<br />

und Hinterfragung, ja Infragestellung alter, für wahr gehaltener Paradigmen<br />

ist ein Grundbest<strong>an</strong>dteil der Wissens<strong>ch</strong>aft. Der Biologe Prof. Dr.<br />

Walter Nagl hat diesen Umst<strong>an</strong>d für die Naturwissens<strong>ch</strong>aften wie folgt<br />

festgehalten: 7<br />

“Die Naturwissens<strong>ch</strong>aft ist eine äußerst konservative und dogmatis<strong>ch</strong>e<br />

Sa<strong>ch</strong>e. Jede Bestätigung eines Paradigmas ist willkommen, jede<br />

Neuerung wird l<strong>an</strong>ge abgelehnt; die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Wahrheit wird vom<br />

Instinkt des Erhaltens (eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Selbsterhaltung !) übertroffen.<br />

Daher setzen si<strong>ch</strong> neue Erkenntnisse meist erst d<strong>an</strong>n dur<strong>ch</strong>, wenn genügend<br />

viele Fors<strong>ch</strong>er in die glei<strong>ch</strong>e Bres<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>lagen: d<strong>an</strong>n kippt<br />

das Ged<strong>an</strong>kensystem um, es kommt zu einer ‘wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Revolution’,<br />

ein neues Paradigma tritt <strong>an</strong> die Stelle des alten. [...]<br />

Fazit: Kein S<strong>ch</strong>üler, kein Student, aber au<strong>ch</strong> kein Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

oder Laie soll <strong>an</strong> endgültig bewiesene Tatsa<strong>ch</strong>en glauben, au<strong>ch</strong> wenn<br />

es so in den Lehrbü<strong>ch</strong>ern dargestellt wird.”<br />

Soweit Prof. Nagl. Was er als Selbstverständli<strong>ch</strong>keit für die Naturwissens<strong>ch</strong>aften<br />

festgehalten hat, gilt natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> und sogar no<strong>ch</strong> in wesentli<strong>ch</strong><br />

größerem Maße für die Gesells<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften, in denen<br />

si<strong>ch</strong> aufgrund des hier deutli<strong>ch</strong> stärkeren Einflusses politis<strong>ch</strong>er<br />

Wuns<strong>ch</strong>vorstellungen wesentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neller fehlerhafte Paradigmen eins<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en.<br />

Was ist also unter diesem Blickwinkel von dem Willen der<br />

obigen Autoren zu halten, ihre <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Wahrheit unwiderlegbar festzus<strong>ch</strong>reiben?<br />

Es h<strong>an</strong>delt si<strong>ch</strong> hierbei ni<strong>ch</strong>t um einen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en,<br />

sondern um einen von politis<strong>ch</strong>en Wuns<strong>ch</strong>vorstellungen geleiteten Anspru<strong>ch</strong>.<br />

2. Die Unterstellung der Autoren des obigen Bu<strong>ch</strong>es, daß jeder, der bezügli<strong>ch</strong><br />

des Holocaust eine <strong>an</strong>dere Meinung habe, ein Anhänger oder do<strong>ch</strong><br />

Apologet des NS-Regimes sei und re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e bzw. neonazistis<strong>ch</strong>e<br />

Propag<strong>an</strong>da betreibe, also auf jeden Fall unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sei,<br />

wird ni<strong>ch</strong>t mit Beispielen belegt. No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal Namen der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

Neonazis werden gen<strong>an</strong>nt, so daß die Unterstellungen der Autoren<br />

7<br />

Gente<strong>ch</strong>nologie und Grenzen der Biologie, Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong>gesells<strong>ch</strong>aft, Darmstadt<br />

1987, S. 126f.<br />

81


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

völlig unfundiert in der Luft hängen. Ein Bu<strong>ch</strong>, das vorgibt, die Vorstöße<br />

des Revisionismus endgültig zu widerlegen, es aber ni<strong>ch</strong>t für nötig hält<br />

zu erwähnen, wer denn die Revisionisten sind, wo sie ihre Argumente<br />

niedergelegt haben und wel<strong>ch</strong>er Art diese sind, verstößt gegen eines der<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten Prinzipien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens, nämli<strong>ch</strong>, wenigstens<br />

die wi<strong>ch</strong>tigsten Meinungen und Argumente, die den eigenen entgegenlaufen,<br />

<strong>an</strong>zuführen. Daß diese revisionistis<strong>ch</strong>en Argumente wi<strong>ch</strong>tig<br />

sind, wird dur<strong>ch</strong> die einleitenden Worte zugegeben, denn dieses Bu<strong>ch</strong> sei<br />

gerade zum Zweck der Widerlegung bzw. Bekämpfung dieser Argumente<br />

ers<strong>ch</strong>ienen.<br />

Daß diese Art der Ausblendung und Bes<strong>ch</strong>impfung <strong>an</strong>derer Meinungen<br />

in den offiziellen Holocaust-Darstellungen g<strong>an</strong>g und gäbe ist, hat s<strong>ch</strong>on<br />

Ernst Nolte in seinem Bu<strong>ch</strong> Streitpunkte 5 auf S. 9 festgestellt:<br />

“Obwohl i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> also dur<strong>ch</strong> den ‘Revisionismus’ weit mehr herausgefordert<br />

fühlen mußte als die deuts<strong>ch</strong>en Zeithistoriker, bin i<strong>ch</strong> bald zu<br />

der Überzeugung gel<strong>an</strong>gt, daß dieser S<strong>ch</strong>ule in der etablierten Literatur<br />

auf unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Weise begegnet wurde, nämli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> bloße<br />

Zurückweisung, dur<strong>ch</strong> Verdä<strong>ch</strong>tigungen der Gesinnung der Autoren und<br />

meist s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> Tots<strong>ch</strong>weigen.”<br />

Daß dieses Tots<strong>ch</strong>weigen ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> der m<strong>an</strong>gelnden Kompetenz der Revisionisten<br />

liegt, führt Prof. Nolte <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle, auf S. 304, <strong>an</strong>:<br />

“denn dieser radikale Revisionismus ist weit mehr in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> und<br />

in den USA begründet worden als in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, und es läßt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

bestreiten, daß seine Vorkämpfer si<strong>ch</strong> in der Thematik sehr gut auskennen<br />

und Untersu<strong>ch</strong>ungen vorgelegt haben, die na<strong>ch</strong> Beherrs<strong>ch</strong>ung des<br />

Quellenmaterials und zumal in der Quellenkritik diejenigen der etablierten<br />

Historiker in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d vermutli<strong>ch</strong> übertreffen.”<br />

Bezügli<strong>ch</strong> der Tendenz, die revisionistis<strong>ch</strong>en Argumente totzus<strong>ch</strong>weigen<br />

oder nur gegen sie zu polemisieren, mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>folgend einige Beispiele<br />

<strong>an</strong>führen.<br />

Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

Im Frühjahr 1991 hatte i<strong>ch</strong> eine englis<strong>ch</strong>e Studie über die L<strong>an</strong>gzeitstabilität<br />

von Eisenblau ausfindig gema<strong>ch</strong>t. 8 Eisenblau ist ein Blaupigment, das<br />

si<strong>ch</strong> im Zweiten Weltkrieg als Folge der Anwendung von Zyklon B in großen<br />

Mengen in den Wänden der Entlausungskammern von Aus<strong>ch</strong>witz ge-<br />

8 J.M. Kape, E.C. Mills, Tr<strong>an</strong>s. Inst. Met. Finish., 35 (1958), S. 353-384; ebenda, 59<br />

(1981), S. 35-39.<br />

82


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

bildet hat. In den Wänden der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>engaskammern findet<br />

m<strong>an</strong> das Pigment allerdings ni<strong>ch</strong>t. Die bisweilen geäußerte These, das Pigment<br />

seit dur<strong>ch</strong> Umwelteinflüsse zerstört worden, wurde dur<strong>ch</strong> die von mir<br />

gefundene Studie widerlegt. I<strong>ch</strong> informierte damals alle mögli<strong>ch</strong>en, mir bis<br />

zu diesem Zeitpunkt zumeist unbek<strong>an</strong>nten Personen und Institutionen von<br />

dieser Studie, und zwar mit der Bitte um Rückmeldung bei näherem Interesse.<br />

Unter diesen Adressaten bef<strong>an</strong>d si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das Mün<strong>ch</strong>ner halboffizielle<br />

Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Es hat auf diese Zusendung ni<strong>ch</strong>t reagiert,<br />

obwohl i<strong>ch</strong> gerade von dort einen aktiven Diskussionsbeitrag erhofft hatte.<br />

Au<strong>ch</strong> auf alle späteren Zusendungen, z.B. der vers<strong>ch</strong>iedenen Guta<strong>ch</strong>tenversionen,<br />

hat es nie reagiert. Mein Anwalt hat Ende 1993 dort <strong>an</strong>gefragt, wie<br />

m<strong>an</strong> zu dem von mir verfaßten „Guta<strong>ch</strong>ten über die Bildung und Na<strong>ch</strong>weisbarkeit<br />

von Cy<strong>an</strong>idverbindungen in den ‘Gaskammern’ von Aus<strong>ch</strong>witz“<br />

stehe. 9 Hellmuth Auerba<strong>ch</strong>, einer der exponiertesten Mitarbeiter<br />

des Instituts, <strong>an</strong>twortete am 21.12.1993 wie folgt:<br />

“Seitens des Instituts für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist zu diesem Guta<strong>ch</strong>ten keine<br />

Stellungnahme erfolgt. Es erübrigt si<strong>ch</strong> u. E. au<strong>ch</strong>, auf die diversen Versu<strong>ch</strong>e<br />

von ‘revisionistis<strong>ch</strong>er’ Seite, die Massenvergasungen in Aus<strong>ch</strong>witz<br />

abstreiten zu wollen, im einzelnen einzugehen. Die Tatsa<strong>ch</strong>e dieser Vergasungen<br />

ist offenkundig und erst wieder vor kurzem dur<strong>ch</strong> die in einem<br />

Moskauer Ar<strong>ch</strong>iv aufgefundenen Akten der Bauleitung der Waffen-SS<br />

und Polizei in Aus<strong>ch</strong>witz bestätigt worden (siehe die Publikation von<br />

Je<strong>an</strong>-Claude Pressac: Les Crématoires d’Aus<strong>ch</strong>witz. La ma<strong>ch</strong>inerie du<br />

meurtre de masse. – Editions CNRS, Paris 1993).” 10<br />

Au<strong>ch</strong> das eigentli<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> arbeitende Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

setzt also das, was erst des Beweises bedarf – hier die Fals<strong>ch</strong>heit<br />

meines Guta<strong>ch</strong>tens –, als offenkundig und damit bereits als bewiesen voraus<br />

und verweigert jede Diskussion über gegenläufige Argumente. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

muß verwundern, daß si<strong>ch</strong> diese Wissens<strong>ch</strong>aftler des Instituts für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

hinter der juristis<strong>ch</strong>en Formel der “Offenkundigkeit” verbergen,<br />

obwohl ihnen klar sein müßte, daß es eine sol<strong>ch</strong>e Formel in der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

ni<strong>ch</strong>t gibt und au<strong>ch</strong> niemals geben k<strong>an</strong>n.<br />

I<strong>ch</strong> werde später auf Pressacs neuestes Bu<strong>ch</strong>, das Herr Auerba<strong>ch</strong> als Widerlegung<br />

meines Guta<strong>ch</strong>tens <strong>an</strong>führt, no<strong>ch</strong> eingehen, mö<strong>ch</strong>te hier aber be-<br />

9<br />

Rüdiger Kammerer, Armin Solms (Hg.), Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Cromwell Press, London<br />

1993; in 2. Auflage: G. <strong>Rudolf</strong>, Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Castle Hill Publishers, Hastings<br />

2001.<br />

10<br />

Dt.: Die Krematorien von Aus<strong>ch</strong>witz. Die Te<strong>ch</strong>nik des Massenmords, Piper, Mün<strong>ch</strong>en<br />

1994.<br />

83


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

reits vorauss<strong>ch</strong>icken, daß mein Guta<strong>ch</strong>ten und das letzte Bu<strong>ch</strong> von Pressac<br />

praktis<strong>ch</strong> keine Berührungspunkte besitzen. Pressac versu<strong>ch</strong>t, <strong>an</strong> H<strong>an</strong>d von<br />

Dokumenten und Zeugenaussagen die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Arbeitsweise der<br />

Krematorien zu rekonstruieren, ohne dabei die von ihm zitierten Dokumente<br />

und Aussagen einer te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en und naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kritik zu<br />

unterziehen. Genau diese Kritik aber ist gerade das zentrale Anliegen meines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens. Pressacs Bu<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n daher s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin ni<strong>ch</strong>t gegen mein<br />

Guta<strong>ch</strong>ten ins Feld geführt werden.<br />

Ist es ni<strong>ch</strong>t entlarvend, wenn das <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> auf zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>em Feld<br />

führende Institut unserer Republik bezügli<strong>ch</strong> meines Guta<strong>ch</strong>tens auf die Offenkundigkeit<br />

verweist bzw. auf eine Publikation, die mit meinem Guta<strong>ch</strong>ten<br />

praktis<strong>ch</strong> keine Berührungspunkte hat? 11<br />

Daß das Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> alle seiner Auffassung gegenläufigen<br />

Argumente ignoriert, hat es bewiesen, als es die Annahme des<br />

zuges<strong>an</strong>dten Typoskriptes des Bu<strong>ch</strong>es Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te 12<br />

verweigerte. I<strong>ch</strong> habe den Vorabdruck zu diesem Bu<strong>ch</strong> dem Institut zuges<strong>an</strong>dt,<br />

um von dort fru<strong>ch</strong>tbare Kritik und eventuell einige Ri<strong>ch</strong>tigstellungen<br />

zu erhalten. Dieses Angebot zur wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Diskussion hat das Institut<br />

ausges<strong>ch</strong>lagen und si<strong>ch</strong> damit selbst als voreingenommen und unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

entlarvt.<br />

Prof. Gerhard Jags<strong>ch</strong>itz<br />

Ein einziges Mal wurde bisher in einem Verfahren gegen einen Revisionisten<br />

ein Guta<strong>ch</strong>ten zur Widerlegung der Ansi<strong>ch</strong>ten des Angeklagten erbra<strong>ch</strong>t,<br />

und zwar dur<strong>ch</strong> den Wiener Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tler Prof. Gerhard Jags<strong>ch</strong>itz<br />

im Verfahren gegen Gerd Honsik. Dieses Guta<strong>ch</strong>ten über die Frage<br />

der Existenz von Mens<strong>ch</strong>engaskammern in Aus<strong>ch</strong>witz k<strong>an</strong>n jedo<strong>ch</strong> einen<br />

seriösen Wissens<strong>ch</strong>aftler ni<strong>ch</strong>t überzeugen, was i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>folgend erklären<br />

werde.<br />

Bezügli<strong>ch</strong> der Frage, ob ein behauptetes historis<strong>ch</strong>es Ereignis tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

stattgefunden haben k<strong>an</strong>n, muß zunä<strong>ch</strong>st allgemein festgehalten werden: Zu<br />

jeder Zeit k<strong>an</strong>n in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te nur das passiert sein, was mit den Naturgesetzen,<br />

mit dem zum untersu<strong>ch</strong>ten Zeitpunkt te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>en und<br />

11<br />

Für eine detailliertere Analyse der fals<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten von Hellmuth Auerba<strong>ch</strong> zum Revisionismus<br />

vgl. “Institut für Zeitlegenden” in G. <strong>Rudolf</strong>, Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen, Castle Hill Publishers,<br />

Hastings 2005.<br />

12<br />

Ernst Gauss (Hg. =<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>), Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Ein H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> über<br />

strittige Fragen des 20. Jahrhunderts, Grabert, Tübingen 1994.<br />

84


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

mit den allgemeinen Gesetzen der Logik in Übereinstimmung zu bringen<br />

ist. Erst d<strong>an</strong>n kommt die Aufgabe der Historiker ins Spiel zu überprüfen, ob<br />

das Bezeugte oder Beurkundete mit dem <strong>an</strong>derweitig gefestigten historis<strong>ch</strong>en<br />

Kontext in Deckung zu bringen ist oder ni<strong>ch</strong>t.<br />

Gerade bezügli<strong>ch</strong> der Frage, ob die bezeugten, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> aufwendigen<br />

Massenmorde in Aus<strong>ch</strong>witz und <strong>an</strong>derswo überhaupt mögli<strong>ch</strong> waren, also<br />

passiert sein können, sind daher zuallererst die Te<strong>ch</strong>niker und Naturwissens<strong>ch</strong>aftler<br />

gefragt, wenn es darum geht, den Rahmen des Mögli<strong>ch</strong>en abzugrenzen<br />

und die Zeugenaussagen und au<strong>ch</strong> Dokumente auf ihre inhaltli<strong>ch</strong>e<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeit hin zu überprüfen. Das betrifft sowohl die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Vergasungen und die Übereinstimmung der Aussagen<br />

mit den materiellen Befunden heute als au<strong>ch</strong> die Frage, ob die bezeugte<br />

Spurenbeseitigung – hier dur<strong>ch</strong> Kremierung der Lei<strong>ch</strong>en – mögli<strong>ch</strong> war.<br />

Wie k<strong>an</strong>n ein Historiker, der keinerlei Sa<strong>ch</strong>kenntnisse in te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en oder<br />

naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Disziplinen hat, zu der Erstellung eines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

in diesen Fragen überhaupt geeignet sein? Na<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t wäre<br />

Prof. Jags<strong>ch</strong>itz wegen erwiesener Inkompetenz na<strong>ch</strong> §244 StPO als gänzli<strong>ch</strong><br />

ungeeignetes Beweismittel abzulehnen gewesen.<br />

Ein Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>ten muß au<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d derart gestaltet sein, daß<br />

jede darin enthaltene S<strong>ch</strong>lußfolgerung na<strong>ch</strong>vollziehbar sein muß. Prof. Jags<strong>ch</strong>itz<br />

kommt in seinem Guta<strong>ch</strong>ten zu dem S<strong>ch</strong>luß, daß etwa nur 1 /3 aller<br />

von ihm geprüften Zeugenberi<strong>ch</strong>te glaubhaft sei. M<strong>an</strong> mö<strong>ch</strong>te es ihm<br />

dur<strong>ch</strong>aus glauben, jedo<strong>ch</strong> ist ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>vollziehbar, wel<strong>ch</strong>e Zeugenaussagen<br />

der Herr Professor meint, wo diese einzusehen sind und vor allem:<br />

na<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>en Kriterien er diese auf ihre Glaubhaftigkeit überprüft hat. Ruft<br />

m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> nun no<strong>ch</strong> in Erinnerung, daß es zur Aussagenkritik in diesen<br />

ho<strong>ch</strong>te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Angelegenheiten der naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Kompetenz bedarf, so k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nur s<strong>ch</strong>ließen, daß Prof. Jags<strong>ch</strong>itz<br />

entweder gewürfelt hat oder daß er diese Überprüfung ni<strong>ch</strong>t selbst vornahm,<br />

sondern <strong>an</strong>deren Fa<strong>ch</strong>leuten überließ. D<strong>an</strong>n wäre er aber verpfli<strong>ch</strong>tet<br />

gewesen, diese fremden Erkenntnisse als sol<strong>ch</strong>e auszuweisen, z.B. in Form<br />

von Subguta<strong>ch</strong>ten, was er aber unterließ. Daß er ni<strong>ch</strong>t allein gearbeitet haben<br />

k<strong>an</strong>n, ergibt si<strong>ch</strong> bereits aus dem Umst<strong>an</strong>d, daß viele der von ihm <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong><br />

geprüften Aussagen hö<strong>ch</strong>stwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> in <strong>an</strong>deren Spra<strong>ch</strong>en –<br />

hebräis<strong>ch</strong>, russis<strong>ch</strong>, polnis<strong>ch</strong>, ungaris<strong>ch</strong>, fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong> usw. – vorliegen, die<br />

Herr Prof. Jags<strong>ch</strong>itz ni<strong>ch</strong>t beherrs<strong>ch</strong>t. Gerd Honsik hat zudem kürzli<strong>ch</strong> darauf<br />

hingewiesen, daß Prof. Jags<strong>ch</strong>itz in Zusammenarbeit mit dem Geri<strong>ch</strong>t<br />

das Wortlautprotokoll des von ihm vorgetragenen Guta<strong>ch</strong>tens <strong>an</strong> einigen<br />

85


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Stellen verändert hat. 13 Träfe das zu, so wäre dies ein Fall von Dokumentenfäls<strong>ch</strong>ung.<br />

Aber allein s<strong>ch</strong>on der Umst<strong>an</strong>d, daß er als eigene Erkenntnis<br />

ausgibt, was niemals von ihm stammen k<strong>an</strong>n, überführt ihn, bewußt in Kauf<br />

genommen zu haben, vorsätzli<strong>ch</strong> ein unvollständiges Guta<strong>ch</strong>ten mit fals<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>lußfolgerungen abzugeben.<br />

Daß Prof. Jags<strong>ch</strong>itz in seinem Guta<strong>ch</strong>ten fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> überfordert war, ergibt<br />

si<strong>ch</strong> aus dem Beitrag von Werner Radema<strong>ch</strong>er in dem Bu<strong>ch</strong> Grundlagen<br />

zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te über den Fall Lüftl, der eigentli<strong>ch</strong> ein Fall Jags<strong>ch</strong>itz ist. 14<br />

Anh<strong>an</strong>d dieser rein formellen Argumente mag jeder selbst beurteilen, ob<br />

das Guta<strong>ch</strong>ten von Prof. Jags<strong>ch</strong>itz überzeugen k<strong>an</strong>n.<br />

Bei alledem hat si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Prof. Jags<strong>ch</strong>itz ents<strong>ch</strong>ieden gewehrt, si<strong>ch</strong> mit<br />

Fa<strong>ch</strong>leuten in eine Diskussion einzulassen, die eine ihm gegenläufige Meinung<br />

vertreten. 15 Er verletzt also fortwährend eines der wi<strong>ch</strong>tigsten Prinzipien<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit.<br />

Prof. Wolfg<strong>an</strong>g S<strong>ch</strong>effler<br />

Im Herbst 1991 f<strong>an</strong>d in Nürnberg eine Tagung der liberalen Thomas-<br />

Dehler-Stiftung statt. Dort hatte i<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit, einige Worte mit<br />

Werner Wegner zu we<strong>ch</strong>seln, der sogar in der Justiz als te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Holocaust-Fa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt wird, so z.B. dur<strong>ch</strong> das Oberl<strong>an</strong>desgeri<strong>ch</strong>t Celle<br />

in seinem Bes<strong>ch</strong>luß vom 13.12.1993. 16 Herr Wegner, ein Sozialoberrat a.D.<br />

im Alter von etwa 90 Jahren, dem mithin jede te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e oder naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Fa<strong>ch</strong>kompetenz abgeht, 17 arbeitet seit vielen Jahren <strong>an</strong> einem<br />

Mammutwerk über Aus<strong>ch</strong>witz. In ihm wollte er ursprüngli<strong>ch</strong> die Argumente<br />

beider Seiten <strong>an</strong>führen und diskutieren, also gemäß wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Normen arbeiten. Herr Wegner beri<strong>ch</strong>tete mir nun, daß zu seinem Leidwesen<br />

Prof. Wolfg<strong>an</strong>g S<strong>ch</strong>effler das Lektorat über sein Bu<strong>ch</strong> führe und ihm<br />

13<br />

Wie Gerd Honsik mir mitteilte, gibt es dokumentaris<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>weis dafür, daß dem Guta<strong>ch</strong>ter<br />

Prof. Jags<strong>ch</strong>itz das Protokoll seiner Zeugenaussage zur Korrektur zugestellt wurde.<br />

M<strong>an</strong> muß si<strong>ch</strong> dies vergegenwärtigen: hier wurde einem Zeugen erlaubt, seine eigene<br />

Aussage na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> zu “korrigieren”! Das Protokoll selbst enthalte seltsame Brü<strong>ch</strong>e im<br />

Verh<strong>an</strong>dlungsfluß, etwa indem Antworten auf Fragen des Angeklagten fehlen und statt<br />

dessen mit einem g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren Verh<strong>an</strong>dlungsgegenst<strong>an</strong>d fortgefahren wird.<br />

14<br />

“Der Fall Lüftl oder: Die Justiz zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te”, in: E. Gauss, aaO. (Anm. 12), S. 41-<br />

60<br />

15<br />

Sowohl Herr Dipl.-Ing. Walter Lüftl als au<strong>ch</strong> meine Wenigkeit boten Herr Prof. Jags<strong>ch</strong>itz<br />

unseren Rat unentgeltli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>, was dieser aber auss<strong>ch</strong>lug.<br />

16<br />

Az. 3 Ss 88/93, vgl. Monatszeits<strong>ch</strong>rift für Deuts<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t, 1994, S. 608.<br />

17<br />

Vgl. dazu “Ein Sozialoberrat s<strong>ch</strong>reibt Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te” in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 11).<br />

86


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

vorges<strong>ch</strong>rieben habe, daß alle Teile, in denen die Argumente der Revisionisten<br />

<strong>an</strong>geführt und diskutiert würden, gestri<strong>ch</strong>en werden müssen, da es<br />

ni<strong>ch</strong>t zu vertreten sei, daß die Revisionisten dur<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong> ein Bu<strong>ch</strong> zitier-<br />

und damit sozusagen hoffähig gema<strong>ch</strong>t werden würden.<br />

I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te den Kern dieses Vorg<strong>an</strong>gs herauss<strong>ch</strong>älen: Der Amateurhistoriker<br />

Wegner beabsi<strong>ch</strong>tigte, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sauber vorzugehen; er wurde<br />

aber vom Fa<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aftler Prof. S<strong>ch</strong>effler dar<strong>an</strong> gehindert, diese Absi<strong>ch</strong>t<br />

zu verwirkli<strong>ch</strong>en. Dazu ein Hinweis: Es war Prof. S<strong>ch</strong>effler, der vor<br />

knapp 10 Jahren in einem Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>ten den vermeintli<strong>ch</strong> unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Charakter des Bu<strong>ch</strong>es Der Aus<strong>ch</strong>witz Mythos von Dr. Wilhelm<br />

Stägli<strong>ch</strong> meinte, bewiesen zu haben. 18<br />

Prof. Wolfg<strong>an</strong>g Benz<br />

Prof. Benz hat 1991 ein vom Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te betreutes Bu<strong>ch</strong><br />

über die Anzahl der Holocaust-Opfer herausgegeben unter dem Titel Dimension<br />

des Völkermords. 19 Dieses Bu<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ien 8 Jahre na<strong>ch</strong> Ers<strong>ch</strong>einen<br />

eines revisionistis<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>es zum glei<strong>ch</strong>en Thema. 20 In der Einleitung<br />

geht Prof. Benz relativ ausführli<strong>ch</strong> auf Tendenzen ein, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

über den Holocaust zu revidieren. Gegen diese Tendenzen ri<strong>ch</strong>te<br />

si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> seinen Worten das von ihm herausgegebene Bu<strong>ch</strong>. Wenn es<br />

den Anspru<strong>ch</strong> auf Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit erheben will, so muß es zumindest<br />

die wi<strong>ch</strong>tigsten Argumente der Revisionisten auf bevölkerungsstatistis<strong>ch</strong>em<br />

Feld erwähnen und diskutieren. Aber weit gefehlt: das Bu<strong>ch</strong> von W.N.<br />

S<strong>an</strong>ning mit der Fülle seiner Argumente wird nirgends diskutiert. Ledigli<strong>ch</strong><br />

einer der vielen Autoren dieses Sammelb<strong>an</strong>des erwähnt S<strong>an</strong>ning in einer<br />

Fußnote und unterstellt, S<strong>an</strong>ning habe methodis<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong> gearbeitet und sei<br />

daher zu fals<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lüssen gekommen. Niem<strong>an</strong>d aber ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> in dem<br />

Bu<strong>ch</strong> die Mühe, diese Behauptung zu beweisen. Fazit: Das Bu<strong>ch</strong> von Prof.<br />

Benz ist allein s<strong>ch</strong>on aus diesem formalen Grunde als unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

abzulehnen. Wohlgemerkt: Das heißt ni<strong>ch</strong>t, daß seine S<strong>ch</strong>lußfolgerungen<br />

fals<strong>ch</strong> sein müssen!<br />

Sehr aufs<strong>ch</strong>lußrei<strong>ch</strong> ist, daß in seinem Bu<strong>ch</strong> von der friedliebenden Sowjetunion<br />

die Rede ist, wenn au<strong>ch</strong> in etwas <strong>an</strong>deren Worten, und daß ohne<br />

18<br />

Grabert, Tübingen 1979; zum Einziehungsverfahren vgl.: Wigbert Grabert (Hg.), Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbetra<strong>ch</strong>tung<br />

als Wagnis, Grabert, Tübingen 1984.<br />

19<br />

Oldenbourg, Mün<strong>ch</strong>en 1991.<br />

20<br />

Walter N. S<strong>an</strong>ning, Die Verni<strong>ch</strong>tung des osteuropäis<strong>ch</strong>en Judentums, Grabert, Tübingen<br />

1983.<br />

87


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Quellenkritik die Ergebnisse der stalinistis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>auprozesse von Charkow<br />

und Krasnodar aus dem Jahre 1943 als Beweise <strong>an</strong>geführt werden. Autoren,<br />

die offenbar von der Re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>keit stalinistis<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>auprozesse<br />

ausgehen, müssen si<strong>ch</strong> fragen lassen, ob sie ni<strong>ch</strong>t selbst in geistiger Nähe<br />

zum Stalinismus stehen, ein System, das das Blut von ungezählten Millionen<br />

Opfern <strong>an</strong> seiner Fahne kleben hat. 21<br />

Damit m<strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fals<strong>ch</strong> versteht: I<strong>ch</strong> spre<strong>ch</strong>e Herrn Benz ni<strong>ch</strong>t die<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit ab, weil er vermutli<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong> auf der äußersten Linken<br />

steht, denn au<strong>ch</strong> Wissens<strong>ch</strong>aftler dürfen ihre g<strong>an</strong>z private politis<strong>ch</strong>e<br />

Meinung haben. Do<strong>ch</strong> es geht ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>, daß – wie oben dargelegt – die<br />

Prinzipien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens massiv verletzt werden. Es sollte<br />

zudem jeden na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong> stimmen, daß es gerade linksstehende Kräfte<br />

sind, die in unserem L<strong>an</strong>d das wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bild vom Holocaust prägen<br />

und alle <strong>an</strong>deren Meinungen mit allen mögli<strong>ch</strong>en unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Methoden unterdrücken.<br />

Daß Prof. Benz tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>an</strong>dere Beweggründe hat als die Annäherung<br />

<strong>an</strong> die ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Wahrheit, beweist eine jüngst ers<strong>ch</strong>ienene Streits<strong>ch</strong>rift<br />

gegen den Revisionismus, in der es heißt: 22<br />

“Motive und Anliegen der Autor/inn/en und Herausgeber/in lassen<br />

si<strong>ch</strong> in zwei Punkten zusammenfassen:<br />

die Ins<strong>ch</strong>utznahme der Opfer des Nationalsozialismus vor Verunglimpfung<br />

und Beleidigung, wie sie die ‘revisionistis<strong>ch</strong>e’ Leugnung der NS-<br />

Verbre<strong>ch</strong>en darstellt, und<br />

die Immunisierung der jüngeren Generation gegen re<strong>ch</strong>tsextreme Propag<strong>an</strong>da<br />

und Verhetzung.”<br />

Beide politis<strong>ch</strong> motivierten, also grob unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Punkte setzen<br />

voraus, daß die Thesen der Revisionisten fals<strong>ch</strong> sind, denn die Wahrheit<br />

k<strong>an</strong>n weder verunglimpfen oder beleidigen no<strong>ch</strong> verhetzen. Die<br />

Fals<strong>ch</strong>heit der revisionistis<strong>ch</strong>en Thesen jedo<strong>ch</strong> vor der Diskussion s<strong>ch</strong>on<br />

als Faktum hinstellen k<strong>an</strong>n nur, wer si<strong>ch</strong> im alleinigen Besitz der Wahrheit<br />

glaubt.<br />

21<br />

Vgl. au<strong>ch</strong>: <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, “Statistis<strong>ch</strong>es über die Holocaust-Opfer. W. Benz und W.N.<br />

S<strong>an</strong>ning im Verglei<strong>ch</strong>”, in: Ernst Gauss (Hg.), aaO. (Anm. 12), S. 141-168.<br />

22<br />

Brigitte Bailer-Gal<strong>an</strong>da, Wolfg<strong>an</strong>g Benz, Wolfg<strong>an</strong>g Neugebauer (Hg.), Wahrheit und Aus<strong>ch</strong>witzlüge.<br />

Zur Bekämpfung revisionistis<strong>ch</strong>er Propag<strong>an</strong>da, Deuticke, Wien 1995, S. 8.<br />

Zur Kritik vgl. den Beitrag “Lüge und Aus<strong>ch</strong>witz-Wahrheit” in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm.<br />

11).<br />

88


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Prof. Eberhard Jäckel<br />

Prof. Eberhard Jäckel hat vor zwei Jahren in deuts<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e die Enzyklopädie<br />

des Holocaust 23 herausgegeben, in der keine revisionistis<strong>ch</strong>en Argumente<br />

erwähnt oder diskutiert werden. Prof. Jäckel war der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

Ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>e bei der Herstellung des Filmes Der Tod ist ein Meister<br />

aus Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, der u.a. am 2. Mai 1990 gesendet wurde. Unglückseligerweise<br />

wurde in diesem Film eine Bildfäls<strong>ch</strong>ung eingebaut. 24 Obwohl<br />

Prof. Jäckel darauf hingewiesen wurde, hat er es bis heute ni<strong>ch</strong>t für nötig<br />

gehalten, diesen Punkt irgendwo aufzugreifen. Prof. Jäckel hielt 1992 einen<br />

Vortrag in Böblingen <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> der Eröffnung einer dem S<strong>ch</strong>icksal der Anne<br />

Fr<strong>an</strong>k gewidmeten Ausstellung, <strong>an</strong> der i<strong>ch</strong> teilnahm. Darin erwähnte er<br />

au<strong>ch</strong>, daß es besonders im Ausl<strong>an</strong>d Akademiker gebe, die den Holocaust<br />

leugnen. Während des si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> den Vortrag <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließenden Sektempf<strong>an</strong>gs<br />

fragte i<strong>ch</strong> Prof. Jäckel, wo m<strong>an</strong> die Argumente dieser ausländis<strong>ch</strong>en Akademiker<br />

na<strong>ch</strong>lesen könne, denn daß sie intelligente Argumente besäßen,<br />

müsse m<strong>an</strong> bei Akademikern do<strong>ch</strong> wohl voraussetzen. Die Antwort von<br />

Prof. Jäckel war bezei<strong>ch</strong>nend. Na<strong>ch</strong> l<strong>an</strong>gem Na<strong>ch</strong>bohren meinerseits und<br />

Hin- und Herwinden seinerseits empfahl er mir, die Nationalzeitung zu lesen,<br />

oder, so s<strong>ch</strong>ob er flink na<strong>ch</strong>, besser solle i<strong>ch</strong> sie ni<strong>ch</strong>t lesen. Ja, Sie haben<br />

ri<strong>ch</strong>tig gelesen: Er empfahl mir die Nationalzeitung, also die Lektüre<br />

der re<strong>ch</strong>ten Regenbogenpresse. Die Regenbogenpresse ist freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t der<br />

Ort, wo m<strong>an</strong> sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e und umfassende Infomationen über ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Streitfragen finden k<strong>an</strong>n, und das weiß Prof. Jäckel au<strong>ch</strong>.<br />

I<strong>ch</strong> habe diese Begebenheit wie folgt gewertet: Entweder mö<strong>ch</strong>te Prof.<br />

Jäckel ni<strong>ch</strong>t, daß jem<strong>an</strong>d die Argumente der Revisionisten zur Kenntnis<br />

nimmt, was der Beweis für seine unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Intentionen wäre.<br />

Oder aber er kennt die revisionistis<strong>ch</strong>en Publikationen ni<strong>ch</strong>t. Wie aber will<br />

ein Fa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n für Holocaust-Fragen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> arbeiten und argumentieren,<br />

wenn er die Argumente der Gegenseite ni<strong>ch</strong>t kennt?<br />

Daß Prof. Jäckel politis<strong>ch</strong>e Motive dafür haben könnte, ihm unbequeme<br />

Argumente auszublenden und totzus<strong>ch</strong>weigen, hat er selbst im Sommer<br />

1994 im Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Meinungsprozeß gegen Günter Deckert<br />

<strong>an</strong>gedeutet. Er äußerte si<strong>ch</strong> in einer Fernsehsendung 25 dahingehend, daß der<br />

Nazismus in Anbetra<strong>ch</strong>t seiner Greueltaten (bzw. die von Jäckel vertretene<br />

23 Argon, Berlin 1993.<br />

24 Vgl. dazu die Diskussion in G. <strong>Rudolf</strong>, Vorlesungen über den Holocaust, Kapitel 3.9.<br />

(“Lei<strong>ch</strong>enberge”), Castle Hill Publishers, Hastings 2005.<br />

25 Wortwe<strong>ch</strong>sel in Südwest 3 am 14.8.1994 um 22 50 Uhr.<br />

89


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Si<strong>ch</strong>tweise derselben) eine wunderbare Waffe gegen die politis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te<br />

sei, so daß von dort keine Gefahr drohen könne. Wohlgemerkt: Er spra<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t von einer Gefahr dur<strong>ch</strong> Neonazis oder dur<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tsextremisten, sondern<br />

von einer Gefahr von der politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten generell. Da eine pluralistis<strong>ch</strong>e<br />

Demokratie nur funktionieren k<strong>an</strong>n, wenn es sowohl re<strong>ch</strong>te als<br />

au<strong>ch</strong> linke politis<strong>ch</strong>e Parteien gibt, muß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> fragen, wer Professor<br />

Jäckel dazu autorisiert hat, alles, was politis<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts steht, als Gefahr zu<br />

bezei<strong>ch</strong>nen. Gefahr für was, so fragt m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong>? Gemeint sein k<strong>an</strong>n hier<br />

wohl nur die Gefahr für die zur Zeit bestehende Domin<strong>an</strong>z der politis<strong>ch</strong>en<br />

Linken, der si<strong>ch</strong> Prof. Jäckel wohl verbunden fühlt. Damit hat Prof. Jäckel<br />

ni<strong>ch</strong>t nur zugegeben, daß er die Existenz einer politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten für unerwüns<strong>ch</strong>t<br />

hält, sondern daß ihn sein Amt glückli<strong>ch</strong>erweise in die Lage versetzt,<br />

seine Erkenntnisse zur Unterdrückung einer politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten zu<br />

instrumentalisieren. Benötigt m<strong>an</strong> no<strong>ch</strong> mehr Beweise für die Zielgeri<strong>ch</strong>tetheit<br />

der Fors<strong>ch</strong>ung der beamteten Holocaust-Wissens<strong>ch</strong>aftler?<br />

Übrigens hat si<strong>ch</strong> in jüngster Zeit eine der ersten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeiten<br />

Eberhard Jäckels als grundlegend fals<strong>ch</strong> erwiesen. Im Jahr 1958 veröffentli<strong>ch</strong>te<br />

Jäckel in den Vierteljahrsheften für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te (Nr. 4) eine<br />

dokumentenkritis<strong>ch</strong>e Analyse der Stalinrede vom 19. August 1939, in der<br />

Stalin vor dem Politbüro der UdSSR seine Strategie zur Entfesselung eines<br />

neuen Weltkrieges und zur Unterwerfung g<strong>an</strong>z Europas dargelegt hatte.<br />

Diese Rede war im Herbst 1939 in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> publiziert worden und rief<br />

ein Dementi Stalins hervor. Jäckel versu<strong>ch</strong>te na<strong>ch</strong>zuweisen, daß diese Rede<br />

ni<strong>ch</strong>t e<strong>ch</strong>t und also gar ni<strong>ch</strong>t gehalten worden sei. Jüngst jedo<strong>ch</strong> ist es russis<strong>ch</strong>en<br />

Fors<strong>ch</strong>ern gelungen, den Dokumentenbeweis dafür zu bringen, daß<br />

Stalin diese Rede tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit dem in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> publizierten Inhalt am<br />

19.8.1939 hielt. Somit steht Prof. Jäckel heute als ein Historiker dar, der<br />

zumindest bezügli<strong>ch</strong> des Komplexes “Zweiter Weltkrieg” die propag<strong>an</strong>distis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>mutzarbeit der Sowjetkommunisten übernommen hat, was ihm<br />

si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t gerade zum Ruhme gerei<strong>ch</strong>t. 26<br />

Prof. Jehuda Bauer<br />

Nun mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> das Augenmerk auf einen der profiliertesten Vertreter<br />

der etablierten Holocaust-Historiker werfen, auf Jehuda Bauer, Professor<br />

für Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ungen <strong>an</strong> der Hebrew-Universität in Jerusalem.<br />

26<br />

Vgl. dazu den Beitrag von Wolfg<strong>an</strong>g Strauß, “Der Zweite Weltkrieg beg<strong>an</strong>n am 19. August<br />

(1)”, Staatsbriefe 2-3/1996, Verlag Castel del Monte, Postfa<strong>ch</strong> 14 06 28, 80456<br />

Mün<strong>ch</strong>en, S. 6-11.<br />

90


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Als Herausgeber der englis<strong>ch</strong>en Originalfassung der Enzyklopädie des Holocaust<br />

hat er natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> – wie na<strong>ch</strong> ihm Prof. Jäckel – alle gegenläufigen<br />

Argumente totges<strong>ch</strong>wiegen.<br />

Ents<strong>ch</strong>eidend ist aber wohl eher sein Verhalten gegenüber ihm bisher<br />

sehr wohlgesonnenen Diskussionspartnern, wenn diese mit ihm in einen<br />

Ged<strong>an</strong>kenaustaus<strong>ch</strong> unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung revisionistis<strong>ch</strong>er Argumente<br />

treten wollen. Der Berliner Jude Horst Lummert, mit dem i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> Mitte<br />

der 1990er Jahre freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> verbunden fühlte, hat diese Erfahrung<br />

ma<strong>ch</strong>en müssen, wie er in seiner S<strong>ch</strong>rift Kuckuck dokumentiert hat. 27 Prof.<br />

Bauer führte in seinem letzten Brief <strong>an</strong> Herrn Lummert vom 2.3.1994 als<br />

Grund, warum er die Korrespondenz mit ihm einstelle, kurz aus:<br />

“Mit Neo-Nazis und Revisionisten lasse i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> prinzipiell in keine<br />

Diskussionen ein.”<br />

Damit ist bewiesen, daß Prof. Jehuda Bauer einem der wi<strong>ch</strong>tigsten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Prinzipien zuwiderh<strong>an</strong>delt und seinen Status als Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

aufgegeben hat.<br />

Übrigens war es genau dieser abrupte Abbru<strong>ch</strong> der Korrespondenz, der<br />

Herrn Lummert dazu bewogen hat, den immer diskussionswilligen, ja geradezu<br />

diskussionswütigen Revisionismus ernst zu nehmen und die etablierte<br />

Historikers<strong>ch</strong>aft der unheilbaren Voreingenommenheit und somit Unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

zu bezi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Das glei<strong>ch</strong>e Erlebnis hatte au<strong>ch</strong> der amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>e Jude David Cole, der<br />

damals seine Freunde von der Anti-Defamation-League 28 dazu bewegen<br />

wollte, die Argumente der Revisionisten endli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Arbeiten zu widerlegen, um damit dem “Spuk” ein Ende zu bereiten. M<strong>an</strong><br />

ma<strong>ch</strong>te ihm klar, daß m<strong>an</strong> die revisionistis<strong>ch</strong>en Publikationen ni<strong>ch</strong>t nur<br />

ni<strong>ch</strong>t im Hause zu haben wüns<strong>ch</strong>e, sondern daß sol<strong>ch</strong>e Literatur au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

mit der Feuerz<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>gepackt, ges<strong>ch</strong>weige denn diskutiert werden dürfte.<br />

So etwas ma<strong>ch</strong>t den Normalbürger skeptis<strong>ch</strong>, um ni<strong>ch</strong>t zu sagen: Wer si<strong>ch</strong><br />

derart gegen unerwüns<strong>ch</strong>te Argumente wehrt, läßt den Verda<strong>ch</strong>t aufkommen,<br />

daß er diese Argumente ni<strong>ch</strong>t zu entkräften in der Lage ist, und nährt<br />

damit den Sta<strong>ch</strong>el des Zweifels und das Feuer des Revisionismus. Dieses<br />

27<br />

Feder 4/5, Sommer/Herbst 1994, S. 22.<br />

28<br />

Die Anti-Defamation-League ist eine jüdis<strong>ch</strong>e Org<strong>an</strong>isation, die u.a. Antisemitismus und<br />

Revisionismus bekämpft. Kritis<strong>ch</strong>e Stimmen sagen ihr allerdings na<strong>ch</strong>, sie arbeite selbst<br />

au<strong>ch</strong> mit Mitteln der Diffamierung.<br />

91


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Erlebnis war Anlaß für David Cole, si<strong>ch</strong> dem Revisionismus zuerst skeptis<strong>ch</strong>,<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> aber mit wa<strong>ch</strong>sender Begeisterung zu nähern. 29<br />

Prof. Deborah E. Lipstadt<br />

Ein besonders interess<strong>an</strong>ter Fall ist die amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>e Professorin für jüdis<strong>ch</strong>e<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ungen Deborah E. Lipstadt. Sie hat<br />

in ihrem Bu<strong>ch</strong> Betrifft: Leugnen des Holocaust einerseits zu erkennen gegeben,<br />

daß sie mit unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Emotionen <strong>an</strong> ihre Arbeit her<strong>an</strong>geht.<br />

So wirft sie des öfteren ni<strong>ch</strong>tdeuts<strong>ch</strong>en Revisionisten vor, sie seien<br />

deuts<strong>ch</strong>freundli<strong>ch</strong>, wobei sie diese Einstellung offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> negativ wertet<br />

und sie in einem Atemzug nennt mit <strong>an</strong>deren, glei<strong>ch</strong>falls negativ bewerteten<br />

vermeintli<strong>ch</strong>en Einstellungen der Revisionisten, wie Antisemitismus,<br />

Rassismus und Re<strong>ch</strong>tsextremismus. 30 Dem amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Leser mögen<br />

diese Passagen ni<strong>ch</strong>t weiter aufgefallen sein. In der deuts<strong>ch</strong>en Übersetzung<br />

aber wirken sie äußerst befremdli<strong>ch</strong>, bekommt m<strong>an</strong> do<strong>ch</strong> den Eindruck, als<br />

vertrete die Autorin die Auffassung, nur ein deuts<strong>ch</strong>feindli<strong>ch</strong>er Mens<strong>ch</strong> sei<br />

ein guter Mens<strong>ch</strong>.<br />

Prof. Lipstadt führt weiterhin aus, daß sie die Wa<strong>ch</strong>haltung der Erinnerung<br />

<strong>an</strong> die Einzigartigkeit des Holocaust gerade in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d für außerordentli<strong>ch</strong><br />

wi<strong>ch</strong>tig hält:<br />

29<br />

Vgl. seine Video-Dokumentation über Aus<strong>ch</strong>witz:<br />

www.vho.org/GB/c/DC/gcgvcole.html.<br />

30<br />

Rio Verlag, Züri<strong>ch</strong> 1994:<br />

S. 92: “Mit dem f<strong>an</strong>atis<strong>ch</strong>en Ehrgeiz eines Konvertiten we<strong>ch</strong>selte er [Prof. Harry Elmer<br />

Barnes] zur isolationistis<strong>ch</strong>en, deuts<strong>ch</strong>freundli<strong>ch</strong>en Seite des politis<strong>ch</strong>en Spektrums über<br />

und verblieb dort bis <strong>an</strong> sein Lebensende.”<br />

S. 107: “Die Wurzeln von Barnes Ans<strong>ch</strong>auungen über den Holocaust sowie über seine<br />

Haltung zu Israel rei<strong>ch</strong>en über seine eingefleis<strong>ch</strong>te Germ<strong>an</strong>ophilie und sein revisionistis<strong>ch</strong>es<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsverständnis hinaus; sie sind bei seinem Antisemitismus zu su<strong>ch</strong>en.”<br />

S. 111: “Er [Prof. Austin J. App] hegte eine ausgespro<strong>ch</strong>ene Vorliebe für die Deuts<strong>ch</strong>en<br />

und Nazideuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.”<br />

S. 112: “Barnes liebte die Deuts<strong>ch</strong>en, war aber kein Fas<strong>ch</strong>ist.”<br />

S. 157: “Trotz seiner vermeintli<strong>ch</strong> unvoreingenommenen Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit dominieren<br />

in [Prof. Arthur R.] Butz’ Bu<strong>ch</strong> die traditionellen <strong>an</strong>tisemitis<strong>ch</strong>en Ressentiments und Vers<strong>ch</strong>wörungstheorien<br />

wie au<strong>ch</strong> die germ<strong>an</strong>ophile Haltung, die m<strong>an</strong> aus den Pamphleten<br />

der Holocaust-Leugner kennt;”<br />

S. 170: “Die meisten [Historiker], die über seine Existenz [die des Institute for Historical<br />

Review] Bes<strong>ch</strong>eid wußten, straften es als ein Sammelbecken für Holocaust-Leugner, Neonazis,<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>df<strong>an</strong>atiker, re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tete Extremisten, Antisemiten, Rassisten und<br />

Vers<strong>ch</strong>wörungstheoretiker mit Vera<strong>ch</strong>tung.”<br />

92


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

“Wenn das L<strong>an</strong>d [Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d] selbst einem ‘Verrohungsprozeß’ zum<br />

Opfer fiele und si<strong>ch</strong> der Holocaust ni<strong>ch</strong>t von <strong>an</strong>deren tragis<strong>ch</strong>en Ereignissen<br />

abhebt, s<strong>ch</strong>windet Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds moralis<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung, alle<br />

aufzunehmen, die innerhalb seiner Grenzen Zuflu<strong>ch</strong>t su<strong>ch</strong>en.” 31<br />

Was – außer politis<strong>ch</strong>en Motiven – könnte eine amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsprofessorin<br />

dazu ver<strong>an</strong>lassen, in einem Bu<strong>ch</strong> über den Revisionismus<br />

ohne Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Thema offenbar davon auszugehen,<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d sei moralis<strong>ch</strong> verpfli<strong>ch</strong>tet, jeden Flü<strong>ch</strong>tling aufzunehmen?<br />

Und was s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ver<strong>an</strong>laßt diese Akademikerin <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der These<br />

z.B. eines Prof. Ernst Nolte, daß au<strong>ch</strong> der Nationalsozialismus historisiert,<br />

d.h. ohne moralis<strong>ch</strong>e Vorbehalte wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t werden müsse,<br />

32 diese Thesen ni<strong>ch</strong>t nur zu verwerfen, sondern si<strong>ch</strong> zu einer Aufseherin<br />

über die deuts<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft aufs<strong>ch</strong>wingen zu wollen, die sol<strong>ch</strong>e<br />

Thesen zu unterdrücken tra<strong>ch</strong>tet, indem sie ausführt: 33<br />

“Wir haben ni<strong>ch</strong>t studiert und gefors<strong>ch</strong>t, um Wa<strong>ch</strong>frauen und -<br />

männern glei<strong>ch</strong> am Rhein zu stehen. Do<strong>ch</strong> uns bleibt ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres übrig.”<br />

In der Tat: ein seltsames Verständnis von Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit!<br />

Der Revisionismus – eine Qu<strong>an</strong>tité négligeable?<br />

Nun könnte m<strong>an</strong> behaupten, daß die revisionistis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule eine derart<br />

unbedeutende Minderheit darstellt, daß es dur<strong>ch</strong>aus kein Zei<strong>ch</strong>en von Unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

ist, wenn m<strong>an</strong> die Argumente und Publikationen dieser<br />

qu<strong>an</strong>tité négligeable einfa<strong>ch</strong> ignoriert.<br />

D<strong>an</strong>n darf m<strong>an</strong> aber die Frage <strong>an</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit stellen, warum seit<br />

einigen Jahren in immer steigendem Maße in den Medien von Verfolgungen<br />

gegen Revisionisten die Rede ist, von neuen <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Widerlegungen<br />

ihrer Argumente, au<strong>ch</strong> von der Notwendigkeit, dem Vergessen, Verdrängen<br />

oder gar Leugnen vermeintli<strong>ch</strong> offenkundiger historis<strong>ch</strong>er Tatsa<strong>ch</strong>en<br />

dur<strong>ch</strong> Gedenktage, dur<strong>ch</strong> “Aufklärungsaktionen”, dur<strong>ch</strong> neue Museen<br />

etc. entgegenzuwirken, insbesondere in diesem Jahr, 50 Jahre na<strong>ch</strong> der Befreiung<br />

von Aus<strong>ch</strong>witz? Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> wohl deshalb, weil es im Un-<br />

31<br />

Ebenda, S. 260.<br />

32<br />

Vgl. Ernst Nolte, Das Vergehen der Verg<strong>an</strong>genheit, Ullstein, Fr<strong>an</strong>kfurt/Main 1987; ders.,<br />

Der europäis<strong>ch</strong>e Bürgerkrieg 1917 – 1945, Propyläen, Berlin 1987; ders., Streitpunkte,<br />

aaO. (Anm. 5).<br />

33<br />

AaO. (Anm. 30), S. 269.<br />

93


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

tergrund eine unübersehbare Bewegung gibt, eben diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

zu revidieren! Frau Bailer-Gal<strong>an</strong>da, Prof. Wolfg<strong>an</strong>g Benz und Wolfg<strong>an</strong>g<br />

Neugebauer s<strong>ch</strong>reiben daher bezügli<strong>ch</strong> des Gewi<strong>ch</strong>ts revisionistis<strong>ch</strong>er<br />

Thesen mit fals<strong>ch</strong>en Worten ri<strong>ch</strong>tig: 22<br />

“Eine immer stärker werdende, au<strong>ch</strong> vor S<strong>ch</strong>ulen ni<strong>ch</strong>t haltma<strong>ch</strong>ende<br />

re<strong>ch</strong>tsextreme Propag<strong>an</strong>da zur Leugnung der NS-Verbre<strong>ch</strong>en ließ die<br />

l<strong>an</strong>ge Zeit praktizierte Ignorierung [sic!] dieses ‘Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionismus’<br />

seitens der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t länger zu.”<br />

I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te <strong>an</strong> H<strong>an</strong>d nur eines Beispieles zeigen, daß die revisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Historikers<strong>ch</strong>ule ni<strong>ch</strong>t nur keine verna<strong>ch</strong>lässigbare R<strong>an</strong>ders<strong>ch</strong>einung, sondern<br />

daß sie tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die einzige wirkli<strong>ch</strong> vor<strong>an</strong>treibende wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Kraft ist, die si<strong>ch</strong> den Forderungen der Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung heute<br />

stellt, was ja Prof. Nolte in seinem Bu<strong>ch</strong> Streitpunkte 5 sehr deutli<strong>ch</strong> ausgeführt<br />

hat. Uns dient dazu das bereits oben erwähnte letzte Bu<strong>ch</strong> von Je<strong>an</strong>-<br />

Claude Pressac. 10 Über dieses Bu<strong>ch</strong> wurden in den letzten 18 Monaten so<br />

viele Rezensionen ges<strong>ch</strong>rieben wie wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> über kein zweites.<br />

Die Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung bespra<strong>ch</strong> es glei<strong>ch</strong> zweimal, nämli<strong>ch</strong><br />

am 14.10.1993 und am 16.8.1994. D<strong>an</strong>eben seien die Bespre<strong>ch</strong>ungen in<br />

folgenden Zeitungen erwähnt: Die Welt, 27.9.1993; Welt am Sonntag,<br />

3.10.1993; tageszeitung, 21.3.1994; Focus, 25.4.1994; Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung,<br />

29.4.1994; Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten, 18.6.1994; Die Zeit, 18.3.1994;<br />

Junge Freiheit, 7.10.1994. All diese Medien präsentieren uns das Werk von<br />

Pressac als eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> orientierte, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im rein Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

verbleibende Studie auf hohem wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Niveau, <strong>an</strong>gelegt und<br />

dazu geeignet, die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Argumente der<br />

vermeintli<strong>ch</strong> ignor<strong>an</strong>ten und neonazistis<strong>ch</strong>en Revisionisten bzw. Aus<strong>ch</strong>witz-Leugner<br />

zu widerlegen. Wohlgemerkt: Kaum einem Thema wird<br />

eine größere Wi<strong>ch</strong>tigkeit beigemessen als der Widerlegung revisionistis<strong>ch</strong>er<br />

Argumente! Das k<strong>an</strong>n wohl kaum dar<strong>an</strong> liegen, daß m<strong>an</strong> die revisionistis<strong>ch</strong>en<br />

Argumente für verna<strong>ch</strong>lässigbar hält.<br />

Wie jedo<strong>ch</strong> sieht es mit der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit von Pressacs Bu<strong>ch</strong> aus?<br />

Mit der Einbeziehung von Gegenmeinungen z.B. ist es bei Pressac ni<strong>ch</strong>t<br />

weit her. Obwohl Pressac vorgibt, die Argumente der Revisionisten zu widerlegen<br />

– und die Medien, Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tler und die Justiz fallen in diesen<br />

K<strong>an</strong>on ein –, blendet Pressac in seinem Werk systematis<strong>ch</strong> alle Fakten,<br />

Quellen, Ansi<strong>ch</strong>ten und Ergebnisse aus, die seine Auffassung in Frage stellen.<br />

Kein revisionistis<strong>ch</strong>es Werk wird gen<strong>an</strong>nt, auf kein einziges revisionistis<strong>ch</strong>es<br />

Argument wird eingeg<strong>an</strong>gen. Da Pressac gerade wegen der Revi-<br />

94


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

sionisten und gegen sie in Stellung gebra<strong>ch</strong>t wird, gibt allein s<strong>ch</strong>on dieser<br />

Befund formaler Unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit seinem Werk den Todesstoß.<br />

M<strong>an</strong> wäre geneigt, über die systematis<strong>ch</strong>e Ausblendung gegenläufiger<br />

Meinungen großzügig hinwegzusehen, wenn der Autor wenigstens dem im<br />

Titel seines Bu<strong>ch</strong>es niedergelegten Anspru<strong>ch</strong> gere<strong>ch</strong>t werden würde, nämli<strong>ch</strong>,<br />

eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> fundierte Abh<strong>an</strong>dlung zur Frage der Krematorien in<br />

Aus<strong>ch</strong>witz zu liefern. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> enthält sein Werk keine einzige<br />

Quelle aus einer te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>veröffentli<strong>ch</strong>ung und kein einziges Ergebnis<br />

eigener oder fremder te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Studien. 34 Aus unerfindli<strong>ch</strong>en<br />

Gründen wurde Je<strong>an</strong>-Claude Pressac in den Medien für seine <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e<br />

Widerlegung revisionistis<strong>ch</strong>er Argumente auf te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>em Gebiet ho<strong>ch</strong>gelobt...<br />

Die Vielzahl der Veröffentli<strong>ch</strong>ungen beweist aber, daß es gerade die<br />

Thesen und Methoden der Revisionisten sind, die die Fragestellungen und<br />

Arbeitsweisen der heutigen Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ung und die Themen der Medien<br />

bestimmen – au<strong>ch</strong> wenn die Öffentli<strong>ch</strong>keit von diesem si<strong>ch</strong> hinter den<br />

Kulissen abspielenden Kampf nur dur<strong>ch</strong> die öffentli<strong>ch</strong>e Anpreisung der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

Widerlegungen revisionistis<strong>ch</strong>er Argumente erfährt.<br />

Robert Redeker bes<strong>ch</strong>rieb diesen Umst<strong>an</strong>d in der fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en, von<br />

Claude L<strong>an</strong>zm<strong>an</strong>n herausgegebenen philosophis<strong>ch</strong>en Monatss<strong>ch</strong>rift Les<br />

Temps Modernes, Ausgabe 11/93, unter dem Titel “La Catastrophe du<br />

Révisionnisme” wie folgt:<br />

“Der Revisionismus ist keine Theorie wie jede <strong>an</strong>dere, er ist eine Katastrophe.<br />

[...] Eine Katastrophe ist ein Epo<strong>ch</strong>enwe<strong>ch</strong>sel. [...] Der Revisionismus<br />

markiert das Ende eines Mythos. [...] er zeigt das Ende unseres<br />

Mythos <strong>an</strong>.” 35<br />

In der Ausgabe 12/93 führte er diese Ged<strong>an</strong>ken mit der Übers<strong>ch</strong>rift “Le<br />

Révisionnisme invisible” fort:<br />

“Weit davon entfernt, die Niederlage der Revisionisten zu besiegeln,<br />

bestätigt das Bu<strong>ch</strong> von Herrn Pressac Die Krematorien von Aus<strong>ch</strong>witz.<br />

Die Te<strong>ch</strong>nik des Massenmordes ihren paradoxen Triumph: Die s<strong>ch</strong>einbaren<br />

Sieger (diejenigen, die das Verbre<strong>ch</strong>en in seinem g<strong>an</strong>zen s<strong>ch</strong>reck-<br />

34<br />

Für eine detailliertere Kritik <strong>an</strong> Pressacs unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Methoden vgl. den Beitrag<br />

“Vom Paulus zum Pseudo-Saulus” in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 11) sowie Herbert Verbeke<br />

(Hg.), Aus<strong>ch</strong>witz: Nackte Fakten, Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek, Ber<strong>ch</strong>em 1995<br />

(vho.org/D/<strong>an</strong>f).<br />

35<br />

“Le révisionnisme n’est pas une théorie comme les autres, il est une catastrophe. [...] Une<br />

catastrophe est un <strong>ch</strong><strong>an</strong>gement d’époque. [...] Le révisionnisme marque la fin d’une mystique<br />

[...] il indique le terminus de notre mystique.”<br />

95


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

li<strong>ch</strong>en Umf<strong>an</strong>g bestätigen) sind die Besiegten, und die s<strong>ch</strong>einbaren Verlierer<br />

(die Revisionisten und mit ihnen die Verneiner) setzen si<strong>ch</strong> endgültig<br />

dur<strong>ch</strong>. Ihr Sieg ist unsi<strong>ch</strong>tbar, aber unbestreitbar. [...] Die Revisionisten<br />

stehen im Zentrum der Debatte, setzen ihre Methoden dur<strong>ch</strong>, befestigen<br />

ihre Hegemonie.” 36<br />

Claude L<strong>an</strong>zm<strong>an</strong>n ist ni<strong>ch</strong>t irgend jem<strong>an</strong>d. Er ist einer der großen grauen<br />

Eminenzen der etablierten fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ung und des<br />

fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Holocaust-Business. Und au<strong>ch</strong> seine Zeits<strong>ch</strong>rift Les Temps<br />

Modernes ist ni<strong>ch</strong>t irgendeine Zeits<strong>ch</strong>rift, sondern vielmehr eine der führenden<br />

philosophis<strong>ch</strong>en Zeits<strong>ch</strong>riften unserer Zeit.<br />

Demna<strong>ch</strong> steht fest, daß die revisionistis<strong>ch</strong>en Thesen und Arbeitsweisen<br />

also ni<strong>ch</strong>t etwa verna<strong>ch</strong>lässigbar, sondern offenbar die zentrale Herausforderung<br />

für die etablierte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft sind. Somit muß m<strong>an</strong> der<br />

etablierten Holocaust-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft, die die Argumente und Veröffentli<strong>ch</strong>ungen<br />

der Revisionisten ausblendet, jede Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit abspre<strong>ch</strong>en.<br />

Das gilt somit für Prof. Jehuda Bauer, für Prof. Benz, für Prof.<br />

S<strong>ch</strong>effler, für Prof. Jäckel, für Prof. Jags<strong>ch</strong>itz, für Herrn Auerba<strong>ch</strong> sowie<br />

für das Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und für alle, die auf eine ähnli<strong>ch</strong>e Weise<br />

die Argumente der Revisionisten ignorieren.<br />

Über die Notwendigkeit des Revisionismus<br />

I<strong>ch</strong> habe bereits in dem eing<strong>an</strong>gs zitierten Artikel über die Notwendigkeit<br />

revisionistis<strong>ch</strong>er Bestrebungen im wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Betrieb allgemein<br />

gespro<strong>ch</strong>en und verweise diesbezügli<strong>ch</strong> neben Popper vor allem au<strong>ch</strong><br />

auf das illustrative Zitat von Prof. Nagl auf Seite 81 meiner Ausführungen.<br />

Lassen Sie mi<strong>ch</strong> hierzu no<strong>ch</strong> einige Stimmen zitieren. Der Bonner Politologe<br />

Prof. H<strong>an</strong>s-Helmuth Knütter s<strong>ch</strong>reibt hierzu in seinem Bu<strong>ch</strong> Die Fas<strong>ch</strong>ismus-Keule:<br />

37<br />

36 “Loin de signer la défaite des révisionnistes, le livre de M. Pressac Les crématoires<br />

d’Aus<strong>ch</strong>witz. La ma<strong>ch</strong>inerie du meurtre de masse en consacre le paradoxal triomphe: les<br />

apparents vainqueurs (ceux qui affirment le crime d<strong>an</strong>s son étendue la plus ballucin<strong>an</strong>te),<br />

sont les défaits, et les apparents perd<strong>an</strong>ts (les révisionnistes, confondus avec les négationnistes)<br />

s’imposent définitivement. Leur victoire est invisible, mais incontestable. [...]<br />

Les révisionnistes se placent au centre du débat, imposent leur méthode, m<strong>an</strong>ifestent leur<br />

hégémonie.”<br />

37 Ullstein, Berlin 1993, S. 154.<br />

96


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

“Der Historikerstreit hat uns gelehrt, daß die Weltbilder si<strong>ch</strong> verändern<br />

müssen, denn ohne stetige Überprüfung und Revision der gängigen<br />

Erkenntnisse gäbe es keinen Forts<strong>ch</strong>ritt, herrs<strong>ch</strong>te Stagnation.”<br />

Der Salzburger Universitätsdozent Dr. Heinz Magenheimer, Angehöriger<br />

der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en L<strong>an</strong>desverteidigungsakademie, s<strong>ch</strong>rieb jüngst in der<br />

Jungen Freiheit über neueste revisionistis<strong>ch</strong>e Tendenzen einiger Historiker<br />

38 bezügli<strong>ch</strong> des Feldzuges gegen die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg:<br />

39<br />

“Daß alle diese Autoren mit dem Prädikat ‘Revisionismus’ leben müssen,<br />

ist letztli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts Na<strong>ch</strong>teiliges. Jede der Wahrheit verpfli<strong>ch</strong>tete Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung<br />

muß den Zweifeln <strong>an</strong> überlieferten Thesen nähren,<br />

muß ständig Überprüfungen vornehmen, muß bereit sein, au<strong>ch</strong> zu korrigieren.<br />

In diesem Sinne ist ‘Revisionismus’ das Salz in der Wahrheitsfindung.”<br />

Prof. Nolte sieht auf Seiten der “radikalen” Revisionisten Verdienste für<br />

die Wissens<strong>ch</strong>aft: 40<br />

“In jedem Fall muß aber den radikalen Revisionisten das Verdienst<br />

zuges<strong>ch</strong>rieben werden – wie Raul Hilberg es get<strong>an</strong> hat, – dur<strong>ch</strong> ihre<br />

provozierenden Thesen die etablierte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung zur Überprüfung<br />

und besseren Begründung ihrer Ergebnisse und Annahmen zu<br />

zwingen.”<br />

Denn, so auf Seite 309:<br />

“[…] die Fragen na<strong>ch</strong> der Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen, der<br />

Beweiskraft von Dokumenten, der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keit bestimmter<br />

Vorgänge, der Glaubwürdigkeit von Zahlen<strong>an</strong>gaben, der Gewi<strong>ch</strong>tung<br />

der Umstände sind ni<strong>ch</strong>t nur zulässig, sondern wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> unumgängli<strong>ch</strong>,<br />

und jeder Versu<strong>ch</strong>, bestimmte Argumente und Beweise dur<strong>ch</strong><br />

Tots<strong>ch</strong>weigen oder Verbote aus der Welt zu s<strong>ch</strong>affen, muß als illegitim<br />

gelten.”<br />

Somit müssen alle juristis<strong>ch</strong>en Maßnahmen gegen den Revisionismus als<br />

Ans<strong>ch</strong>lag gegen die Wissens<strong>ch</strong>aft gewertet und als mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidrig<br />

bekämpft werden.<br />

38<br />

Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n, Stalins Verni<strong>ch</strong>tungskrieg, Verlag für Wehrwissens<strong>ch</strong>aften, Mün<strong>ch</strong>en<br />

1995 (7. Auflage, Herbig, Mün<strong>ch</strong>en 2001); Walter Post, Unternehmen Barbarossa, Mittler,<br />

Hamburg 1995; Viktor Suworow, Der Tag M, Klett Cotta, Stuttgart 1995.<br />

39<br />

16.2.1996, S. 7.<br />

40<br />

Ernst Nolte, Streitpunkte, aaO. (Anm. 5), S. 316.<br />

97


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Über linke, re<strong>ch</strong>te und sa<strong>ch</strong>dienli<strong>ch</strong>e Motive<br />

Die Revisionisten werden allenthalben irgendwel<strong>ch</strong>er re<strong>ch</strong>ter bis re<strong>ch</strong>tsextremer,<br />

politis<strong>ch</strong> verwerfli<strong>ch</strong>er Motive verdä<strong>ch</strong>tigt. Warum werden eigentli<strong>ch</strong><br />

all die etablierten Autoritäten ni<strong>ch</strong>t gefragt, wel<strong>ch</strong>e Ziele sie mit<br />

ihrer offenkundig unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ung errei<strong>ch</strong>en wollen? Wenn<br />

m<strong>an</strong> die Revisionisten wegen dieser Fragen vor allen mögli<strong>ch</strong>en Tribunalen<br />

aushor<strong>ch</strong>en will, warum stehen d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> diese Herren vor einem<br />

Tribunal? Wenn s<strong>ch</strong>on Wissens<strong>ch</strong>aftler auf eventuelle politis<strong>ch</strong>e Intentionen<br />

ihrer Fors<strong>ch</strong>ung verhört werden sollen, so sollte dies für alle Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

gelten. Daß es genügend Verda<strong>ch</strong>tsmomente gibt, daß die etablierten<br />

Holocaust-Wissens<strong>ch</strong>aftler starke politis<strong>ch</strong>e (und zwar linke) Motive<br />

für ihre Fors<strong>ch</strong>ungen haben, habe i<strong>ch</strong> hier <strong>an</strong> den Beispielen von Prof. Jäkkel<br />

und Prof. Benz dargelegt. Daß die fast einhellige und unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Ausblendung gegenläufiger Argumente dur<strong>ch</strong> alle etablierten Holocaust-Fors<strong>ch</strong>er<br />

(mit Ausnahme von Prof. Ernst Nolte und Dr. Joa<strong>ch</strong>im<br />

Hoffm<strong>an</strong>n 38 ) ebenfalls politis<strong>ch</strong>e Motive hat, liegt auf der H<strong>an</strong>d. Wenn die<br />

Öffentli<strong>ch</strong>keit si<strong>ch</strong> einer Untersu<strong>ch</strong>ung von deren Motiven vers<strong>ch</strong>ließt und<br />

nur die Offenlegung der Motive der Revisionisten <strong>an</strong>strebt, so muß hier gefragt<br />

werden, wel<strong>ch</strong>e politis<strong>ch</strong>en Motive denn die Öffentli<strong>ch</strong>keit hat, nur<br />

eine Seite zu verdä<strong>ch</strong>tigen, der <strong>an</strong>deren aber Narrenfreiheit zu gewähren.<br />

Prof. Peter Steinba<strong>ch</strong><br />

Als Prof. Peter Steinba<strong>ch</strong> im letzten Jahr massiv <strong>an</strong>gegriffen wurde, weil<br />

er das S<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>t seiner Darstellung des Widerst<strong>an</strong>des im Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong> auf die Kommunisten gelegt hatte, verteidigte er seine subjektive<br />

Si<strong>ch</strong>tweise mit folgenden Worten: 41<br />

“Das Grundgesetz s<strong>ch</strong>ützt wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung und will im<br />

Grunde die Unbef<strong>an</strong>genheit dieser Fors<strong>ch</strong>ung. Das gilt in g<strong>an</strong>z besonderer<br />

Weise für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, in der es ja ni<strong>ch</strong>t darum geht, einen roten<br />

Faden auszuzei<strong>ch</strong>nen und verbindli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en, sondern in der es darum<br />

geht, Angebote für die Ausein<strong>an</strong>dersetzung zu bieten. Das muß in einer<br />

pluralistis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft vielfältig und kontrovers sein.”<br />

Seine Konzentration auf die Darstellung des kommunistis<strong>ch</strong>en Widerst<strong>an</strong>des<br />

im Dritten Rei<strong>ch</strong> sieht er also als Angebot zu einer Ausein<strong>an</strong>dersetzung,<br />

ni<strong>ch</strong>t als dogmatis<strong>ch</strong> zu akzeptierende Wahrheit. Prof. Steinba<strong>ch</strong> gehört<br />

übrigens au<strong>ch</strong> zu den hiesigen Holocaust-Experten und ergänzt unser<br />

41 ARD-Tagesthemen, 10. Juni 1994, 22 30 Uhr.<br />

98


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Bild von den links bis linksextrem orientierten Wissens<strong>ch</strong>aftlern in diesem<br />

Berei<strong>ch</strong>.<br />

Jeder in diesem L<strong>an</strong>d – mi<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>lossen – akzeptiert diesen Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

und seine Arbeit, obwohl er die politis<strong>ch</strong>en Motive derer ni<strong>ch</strong>t<br />

problematisiert, in deren Namen 70 Millionen Mens<strong>ch</strong>en zu Tode gekommen<br />

sind. Der Grund für diese Toler<strong>an</strong>z ist g<strong>an</strong>z einfa<strong>ch</strong>: Sol<strong>an</strong>ge si<strong>ch</strong> Prof.<br />

Steinba<strong>ch</strong> <strong>an</strong> die Prinzipien der Wissens<strong>ch</strong>aft hält, ist seine Gesinnung und<br />

seine eventuelle Fors<strong>ch</strong>ungsintention völlig irrelev<strong>an</strong>t.<br />

Prof. Carl Degler<br />

Nun stellt si<strong>ch</strong> uns die Frage: Wel<strong>ch</strong>e Rolle spielt es eigentli<strong>ch</strong>, ob, und<br />

falls ja, wel<strong>ch</strong>es erkenntnisleitende Interesse hinter meinen Fors<strong>ch</strong>ungen<br />

steht?<br />

Der Ex-Präsident der Org<strong>an</strong>isation amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>er Historiker (OAH)<br />

Carl Degler gab diesbezügli<strong>ch</strong> laut Prof. Lipstadt<br />

“zu bedenken, daß ‘... wir alles gefährden, für das Historiker si<strong>ch</strong> engagieren’,<br />

wenn na<strong>ch</strong> den ‘Beweggründen’ hinter historis<strong>ch</strong>er Fors<strong>ch</strong>ung<br />

und ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Abh<strong>an</strong>dlungen gefragt werde.”<br />

42<br />

Dieser Auffassung tritt sogar Frau Prof. Lipstadt bei, die wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

bek<strong>an</strong>nteste Revisionismus-Gegnerin. 43<br />

Die Antwort auf die Frage der Relev<strong>an</strong>z erkenntnisleitender Interessen<br />

k<strong>an</strong>n daher nur lauten: Dies darf in einem Re<strong>ch</strong>tsstaat gar keine Rolle spielen.<br />

Ents<strong>ch</strong>eidend für die Frage der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit einer Arbeit darf<br />

ledigli<strong>ch</strong> die Frage sein, ob bei der Erstellung der Arbeit die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Arbeitsprinzipien bea<strong>ch</strong>tet wurden, ni<strong>ch</strong>t aber, ob die Resultate politis<strong>ch</strong><br />

erwüns<strong>ch</strong>t oder unerwüns<strong>ch</strong>t sind.<br />

Eros der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

Eine Motivation mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> erläutern, die viele Revisionisten trotz der<br />

si<strong>ch</strong> bietenden massiven Widerstände denno<strong>ch</strong> dazu <strong>an</strong>hält, ihre Fors<strong>ch</strong>ungen<br />

weiter vor<strong>an</strong>zutreiben. Bei den Revisionisten ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> nämli<strong>ch</strong> früher<br />

oder später eine gewisse Ho<strong>ch</strong>stimmung über folgenden Umst<strong>an</strong>d breit:<br />

Auf der einen Seite stehen die wenigen ständig von geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Verfolgung<br />

bedrohten, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ausgegrenzten und fin<strong>an</strong>ziell s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en<br />

42 AaO. (Anm. 30), S. 246.<br />

43 Ebenda, S. 249.<br />

99


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Revisionisten. Auf der <strong>an</strong>deren Seite steht dagegen eine Heers<strong>ch</strong>ar von Holocaust-Historikern<br />

samt ihren Helfershelfern <strong>an</strong> vielen Instituten der Welt<br />

mit den dahinter stehenden Politikern, ja g<strong>an</strong>zen Staaten, fast sämtli<strong>ch</strong>e<br />

Medien und mit Millionenbudgets. Und denno<strong>ch</strong>: Ist es ni<strong>ch</strong>t so, daß es die<br />

Revisionisten sind, die die Diskussionsthemen bestimmen, auf die die etablierte<br />

Holocaustfors<strong>ch</strong>ung d<strong>an</strong>n nur reagiert? Wer die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teren Argumente<br />

hat, wer si<strong>ch</strong> in Widersprü<strong>ch</strong>e verheddert hat, der k<strong>an</strong>n in der Tat<br />

besseren Argumenten gegenüber nur p<strong>an</strong>is<strong>ch</strong> reagieren, wie es die S<strong>ch</strong>weizer<br />

Weltwo<strong>ch</strong>e am 19.5.1994 tat, na<strong>ch</strong>dem in der S<strong>ch</strong>weiz die Kurzfassung<br />

meines Guta<strong>ch</strong>tens 44 zu kursieren beg<strong>an</strong>n: M<strong>an</strong> meinte, davor warnen zu<br />

müssen, si<strong>ch</strong> überhaupt mit revisionistis<strong>ch</strong>en Thesen ausein<strong>an</strong>derzusetzen:<br />

“Lassen Sie si<strong>ch</strong> auf keine Diskussion mit bekennenden Revisionisten<br />

ein! Wer die Ermordung von Juden in den Gaskammern des NS-Regimes<br />

negiert, lügt, k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong>, wie au<strong>ch</strong> das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t in<br />

Karlsruhe unlängst festgestellt hat, ni<strong>ch</strong>t auf die Meinungsfreiheit berufen.”<br />

M<strong>an</strong> bea<strong>ch</strong>te: In der S<strong>ch</strong>weiz beruft m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> auf Ents<strong>ch</strong>eidungen unseres<br />

Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>ts! M<strong>an</strong> versu<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t etwa, revisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Argumente zu widerlegen, sondern verleumdet die Revisionisten und warnt<br />

davor, si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Diskussionen selbst seine Meinung zu bilden. Das ist der<br />

übli<strong>ch</strong>e Stil der Medien. Au<strong>ch</strong> die Historik-Professoren stehen regelmäßig<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t da, wenn sie si<strong>ch</strong> mit Revisionisten <strong>an</strong>legen, so daß sie si<strong>ch</strong> in der<br />

Regel gar ni<strong>ch</strong>t erst in eine Diskussion einlassen.<br />

De omnibus dubit<strong>an</strong>dum est<br />

Was wollen die Revisionisten? Eigentli<strong>ch</strong> wollen sie nur errei<strong>ch</strong>en, daß<br />

au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Betra<strong>ch</strong>tung der Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>an</strong>gewendet wird, was<br />

sonst in der Wissens<strong>ch</strong>aft übli<strong>ch</strong> ist: die kritis<strong>ch</strong>e Wiederbetra<strong>ch</strong>tung und<br />

Überprüfung dessen, was uns als wahr überliefert wurde. Ja, m<strong>an</strong> muß sogar<br />

sagen, daß dieses ein Hauptkennzei<strong>ch</strong>en von Wissens<strong>ch</strong>aft ist: nämli<strong>ch</strong><br />

bisl<strong>an</strong>g Geglaubtes erneut einer kritis<strong>ch</strong>en Prüfung zu unterziehen und damit<br />

gegebenenfalls bisherige Erkenntnisse zu revidieren. Die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

Gegenthesen zu herrs<strong>ch</strong>enden Paradigmen formulieren und unter Beweis<br />

stellen zu können, ist daher s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin Voraussetzung wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Arbeitens. Indem uns gerade dies bezügli<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>eidender Berei<strong>ch</strong>e der<br />

44<br />

Rüdiger Kammerer, Armin Solms (Hg.), Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Erdruts<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das <strong>Rudolf</strong><br />

Guta<strong>ch</strong>ten, Cromwell Press, London 1993.<br />

100


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über das Dritte Rei<strong>ch</strong> verboten wird, ma<strong>ch</strong>t m<strong>an</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t etwa die Revisionisten zu Sonderlingen der Wissens<strong>ch</strong>aft, sondern<br />

hebt die Wissens<strong>ch</strong>aft <strong>an</strong> si<strong>ch</strong> auf, ma<strong>ch</strong>t quasi die Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

zu einem Ausnahmeberei<strong>ch</strong>, enthoben jeder Kritik und Revision.<br />

Prof. Nolte s<strong>ch</strong>rieb hierzu in seinem Bu<strong>ch</strong> Streitpunkte 5 auf Seite 308<br />

treffend:<br />

“Die verbreitete Meinung, daß jeder Zweifel <strong>an</strong> den herrs<strong>ch</strong>enden<br />

Auffassungen über den ‘Holocaust’ und die se<strong>ch</strong>s Millionen Opfer von<br />

vornherein als Zei<strong>ch</strong>en einer bösartigen und mens<strong>ch</strong>envera<strong>ch</strong>tenden Gesinnung<br />

zu betra<strong>ch</strong>ten und mögli<strong>ch</strong>st zu verbieten ist, k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts<br />

der fundamentalen Bedeutung der Maxime ‘De omnibus dubit<strong>an</strong>dum est’<br />

für die Wissens<strong>ch</strong>aft keinesfalls akzeptiert werden, ja sie ist als Ans<strong>ch</strong>lag<br />

gegen das Prinzip der Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit zurückzuweisen.”<br />

Daß mein Guta<strong>ch</strong>ten 8 und das Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te 12<br />

eingezogen wurden und daß gegen seinen Verleger, Herausgeber, die Autoren<br />

und Vertreiber Strafverfahren stattfinden, ist der Beweis dafür, daß dieser<br />

Ans<strong>ch</strong>lag bereits ges<strong>ch</strong>ehen ist. Da klingt es wie Hohn in den Ohren,<br />

wenn der Jurist und CDU-MdB Horst Eylm<strong>an</strong>n im FOCUS 38/1994, S. 76<br />

erklärt:<br />

“Die notwendige ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>äftigung mit dem<br />

Holocaust hat von der Neufassung des Paragraphen 130 StGB ni<strong>ch</strong>ts zu<br />

befür<strong>ch</strong>ten: Das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t würde der von Nolte befür<strong>ch</strong>teten<br />

Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Re<strong>ch</strong>ts auf Fors<strong>ch</strong>ungsfreiheit dur<strong>ch</strong> extensive<br />

Auslegung der Norm mit Ents<strong>ch</strong>iedenheit entgegentreten.”<br />

Das Zauberwort in Eylm<strong>an</strong>ns Ausführungen dürfte das Adjektiv “notwendig”<br />

spielen, daß unserer Justiz die willkürli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>tbefugnis gibt zu<br />

ents<strong>ch</strong>eiden, wel<strong>ch</strong>e ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>äftigung mit dem<br />

Holocaust notwendig ist und wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t. Wäre dem ni<strong>ch</strong>t so, so würde es<br />

wohl erst gar ni<strong>ch</strong>t zu Prozessen gegen Revisionisten kommen.<br />

Gute Gründe für Zweifel<br />

Im Versailler Vertrag wurde dem Deuts<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong> die Alleins<strong>ch</strong>uld am<br />

Ersten Weltkrieg zudiktiert. Ni<strong>ch</strong>t erst heute weiß m<strong>an</strong>, daß dies eine Lüge<br />

war, eine Zeitl<strong>an</strong>g am Leben erhalten dur<strong>ch</strong> die Ma<strong>ch</strong>t der Siegermä<strong>ch</strong>te.<br />

Getragen wurde diese Lüge au<strong>ch</strong> von den vielen Greuelges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten, die den<br />

Deuts<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>gedi<strong>ch</strong>tet worden waren: Von deuts<strong>ch</strong>en Soldaten abgehackte<br />

belgis<strong>ch</strong>e Kinderhände, abges<strong>ch</strong>nittene Frauenbrüste, Halsketten aus den<br />

Augäpfeln getöteter Zivilisten, Seife aus den Lei<strong>ch</strong>en gefallener Soldaten,<br />

101


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Massenvergasungen von Serben in Kir<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> Giftgas. 45 Heute erzählt<br />

m<strong>an</strong> uns, daß viele ähnli<strong>ch</strong> klingende Beri<strong>ch</strong>te aus der Zeit des Zweiten<br />

Weltkrieges – im Gegensatz zu den Lügen des Ersten Weltkrieges – wahr<br />

seien: Von SS-S<strong>ch</strong>ergen zers<strong>ch</strong>metterte Kinder, von Wa<strong>ch</strong>hunden zerfetzte<br />

Frauenleiber, Seife aus dem Fett ermordeter Juden, 46 Massenvergasungen<br />

in Gaskammern.<br />

Wir müssen uns aber au<strong>ch</strong> vor Augen halten, daß Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d den Zweiten<br />

Weltkrieg in jeder Hinsi<strong>ch</strong>t total verlor; daß unsere damaligen Feinde<br />

mit no<strong>ch</strong> weit größerem Haß über uns herfielen, als sie es 1918 taten; daß<br />

si<strong>ch</strong> gegen die Exzesse dieses Hasses zumindest bis 1949 keine deuts<strong>ch</strong>e<br />

Staatsgewalt, keine freie deuts<strong>ch</strong>e Presse, keine deuts<strong>ch</strong>e Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

wehren konnte; daß besonders die amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>e Besatzungsma<strong>ch</strong>t mit ihrem<br />

Reeducation-Programm gründli<strong>ch</strong> dafür sorgen wollte, daß kein deuts<strong>ch</strong>es<br />

Selbstbewußtsein mehr entstehen konnte, das für die Alliierten zu<br />

unbequemen Fragen hätte führen können. 47 Warum soll na<strong>ch</strong> dem Zweiten<br />

Weltkrieg alles, was unsere Feinde über uns beri<strong>ch</strong>ten, wahr sein? Hatten<br />

sie damals ni<strong>ch</strong>t unweit mehr Mögli<strong>ch</strong>keiten, Lügen in die Welt zu setzen<br />

und diese festzuzurren, als dies na<strong>ch</strong> dem Ersten Weltkrieg der Fall gewesen<br />

war? M<strong>an</strong> sollte dies zumindest ni<strong>ch</strong>t von vornherein auss<strong>ch</strong>ließen,<br />

denn die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te lehrt, daß der jeweilige Sieger diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te selten<br />

“objektiv” s<strong>ch</strong>reibt und daß dem Besiegten na<strong>ch</strong> der Niederlage dadur<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> weiteres Unheil droht. Gerade weil diese Mögli<strong>ch</strong>keit der Entstellung<br />

des Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes zumindest plausibel ist, sollte eine kritis<strong>ch</strong>e Wiederbetra<strong>ch</strong>tung,<br />

also Revision, der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung um Vorgänge im<br />

Dritten Rei<strong>ch</strong> Anliegen jedes Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tlers sein, der ernst genommen<br />

werden will.<br />

45<br />

Siehe die Reproduktion dieser Artikel in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 24), im Anh<strong>an</strong>g zur ersten<br />

Vorlesung; vgl. hierzu Arthur Ponsonby, Absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Lügen in Kriegszeiten, Stilke-<br />

Verlag, Berlin 1930; Reprint: Bu<strong>ch</strong>kreis für Gesinnung und Aufbau, Seeheim 1967;<br />

46<br />

Die Stories von Seife aus Judenfett werden heute allgemein als Erfindungen ohne Bezug<br />

zur Realität interpretiert; vgl. M<strong>an</strong>fred Köhler, “Der Wert von Aussagen und Geständnissen<br />

zum Holocaust”, in: Ernst Gauss, (Hg.), aaO. (Anm. 12), S. 97; Deborah E. Lipstadt,<br />

aaO. (Anm. 30), S. 105, 227.<br />

47<br />

C. von S<strong>ch</strong>renck-Notzing, Charakterwäs<strong>ch</strong>e, Stocker, Graz 2004; G. Fr<strong>an</strong>z-Willing, Umerziehung,<br />

Nation Europa, Coburg 1991.<br />

102


Judenfeinds<strong>ch</strong>aft versus Versöhnung<br />

Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Aus Erfahrung weiß i<strong>ch</strong>, daß si<strong>ch</strong> viele Ri<strong>ch</strong>ter und mit ihnen wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

die meisten Repräsent<strong>an</strong>ten des öffentli<strong>ch</strong>en Lebens ni<strong>ch</strong>t vorstellen<br />

können, daß die Änderung des Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes von der NS-Judenverfolgung<br />

im revisionistis<strong>ch</strong>en Sinne zu einer Verbesserung des deuts<strong>ch</strong>jüdis<strong>ch</strong>en<br />

Verhältnisses führen könne. M<strong>an</strong> neigt vielmehr zu der Ansi<strong>ch</strong>t,<br />

daß sol<strong>ch</strong>es nur zu negativen Gefühlen führen könne: Abneigung auf Seite<br />

der Deuts<strong>ch</strong>en gegen die Juden, da m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> betrogen und ausgebeutet<br />

vorkommen müsse; Abneigung gegen die Deuts<strong>ch</strong>en auf jüdis<strong>ch</strong>er Seite, da<br />

die Juden ihr S<strong>ch</strong>icksal ni<strong>ch</strong>t mehr gea<strong>ch</strong>tet sähen.<br />

Diese Auffassung setzt do<strong>ch</strong> wohl voraus, daß m<strong>an</strong> das gegenwärtige<br />

Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>en und Juden als frei von Abneigung, glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt<br />

und fru<strong>ch</strong>tbar <strong>an</strong>sieht. Wie wir alle wissen, k<strong>an</strong>n davon aber leider<br />

keine Rede sein, was hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> darin gründen dürfte, daß die Juden<br />

als ewige Ankläger den Deuts<strong>ch</strong>en als den ewig Angeklagten, S<strong>ch</strong>uldigen<br />

und Ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>en für den Holocaust gegenüberstehen. Dabei wird kein<br />

Zweifel dar<strong>an</strong> gelassen, daß au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> künftige Generationen in Haftung<br />

genommen werden sollen, wie wir immer wieder vernehmen müssen. Dieses<br />

Verhältnis muß auf Dauer zu Konflikten führen. I<strong>ch</strong> bin der Meinung,<br />

daß eine Rückkehr zu fru<strong>ch</strong>tbarem, glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigten Mitein<strong>an</strong>der nur dadur<strong>ch</strong><br />

zu errei<strong>ch</strong>en ist, daß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> bemüht zu klären, was zwis<strong>ch</strong>en 1933<br />

und 1945 den Juden tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von Deuts<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>get<strong>an</strong> wurde, im Gegensatz<br />

zu dem, was ungeklärt, übertrieben oder verfäls<strong>ch</strong>t wurde. Wenn vieles<br />

si<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Holocaust dabei als fals<strong>ch</strong> erweisen sollte, würde dies<br />

die historis<strong>ch</strong>e Belastung des deuts<strong>ch</strong>-jüdis<strong>ch</strong>en Verhältnisses ohne Zweifel<br />

vermindern.<br />

Das Anormale der heutigen deuts<strong>ch</strong>-jüdis<strong>ch</strong>en Beziehungen läßt si<strong>ch</strong> <strong>an</strong><br />

einem <strong>an</strong>deren Ereignis aufzeigen. Im Jahr 1995 jährt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur das<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges, sondern au<strong>ch</strong> zum 20. Mal das Ende des<br />

Vietnamkrieges. Anläßli<strong>ch</strong> dessen wurde im deuts<strong>ch</strong>en Fernsehen unlängst<br />

ein Beri<strong>ch</strong>t gebra<strong>ch</strong>t über eine Versöhnungsinitiative ehemaliger amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>er<br />

Vietnam-Offiziere mit damaligen Vietkong-Offizieren. M<strong>an</strong> su<strong>ch</strong>te<br />

gemeinsam na<strong>ch</strong> Massengräbern, in denen die Amerik<strong>an</strong>er in den se<strong>ch</strong>ziger<br />

und siebziger Jahren gefallene Vietkong-Soldaten vers<strong>ch</strong>arrt hatten. Anläßli<strong>ch</strong><br />

der Entdeckung eines sol<strong>ch</strong>en Massengrabes sagte ein Ex-Vietkongoffizier,<br />

daß m<strong>an</strong> unter die damaligen Ereignisse endli<strong>ch</strong> einen S<strong>ch</strong>lußstri<strong>ch</strong><br />

ziehen und die damals vorgekommenen Greuel vergessen solle; dies sei<br />

103


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Voraussetzung dafür, daß zwis<strong>ch</strong>en dem amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en und dem vietnamesis<strong>ch</strong>en<br />

Volk endli<strong>ch</strong> wieder normale Beziehungen entstehen könnten.<br />

Könnte m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> vorstellen, sol<strong>ch</strong>e Worte bei einer gemeinsamen Ver<strong>an</strong>staltung<br />

israelis<strong>ch</strong>er und deuts<strong>ch</strong>er Offiziere zu hören? Offenbar ni<strong>ch</strong>t. Wir<br />

hören bezügli<strong>ch</strong> des Holocaust immer nur, daß niemals ein S<strong>ch</strong>lußstri<strong>ch</strong> gezogen<br />

werden dürfe, daß es kein Vergeben und Vergessen geben könne.<br />

Hier dürfte do<strong>ch</strong> wohl mit zweierlei Maß gemessen werden, was mit der<br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en “Einzigartigkeit” der NS-Verbre<strong>ch</strong>en begründet wird.<br />

Erzeugt oder verhindert Erinnerung neues Leid?<br />

I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> etwas näher <strong>an</strong> die Wurzel des Problems her<strong>an</strong>gehen.<br />

Einige Revisionisten s<strong>ch</strong>lußfolgern aus ihrer These von der prinzipiellen<br />

Fals<strong>ch</strong>heit der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über den Holocaust, dahinter<br />

verberge si<strong>ch</strong> eine der größten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfäls<strong>ch</strong>ungen, mithin eines der<br />

größten Verbre<strong>ch</strong>en der Mens<strong>ch</strong>heitsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Die herrs<strong>ch</strong>ende Meinung<br />

ist wohl, diese Revisionisten verbreiteten diese Auffassung ledigli<strong>ch</strong>,<br />

um Haß gegen die Juden zu s<strong>ch</strong>üren. Die Wo<strong>ch</strong>enzeitung DIE ZEIT<br />

vom 31.12.1993 formulierte gar, daß im Endeffekt hinter den Thesen der<br />

Revisionisten der Wille stünde, einen (na<strong>ch</strong> Auffassung des Blattes zweiten)<br />

Völkermord <strong>an</strong> den Juden zu pl<strong>an</strong>en und dur<strong>ch</strong>zuführen. Personen<br />

mit ähnli<strong>ch</strong>er Auffassung halten bei uns die Posten in Justiz, Medien und<br />

Politik inne.<br />

Nun darf i<strong>ch</strong> den Spieß umdrehen und die glei<strong>ch</strong>e Argumentationsweise<br />

auf die Gegenseite <strong>an</strong>wenden.<br />

Deren These lautet, die Nationalsozialisten hätten aufgrund eines<br />

vorgefaßten Pl<strong>an</strong>es im Namen, mit Duldung und aktiver Unterstützung<br />

der Deuts<strong>ch</strong>en die Juden in ihrem Ma<strong>ch</strong>tberei<strong>ch</strong>, insbesondere dur<strong>ch</strong> ein<br />

industriell betriebenes Massenmordverfahren mittels Giftgas, so weit wie<br />

mögli<strong>ch</strong> ausgerottet und somit ein einzigartiges Verbre<strong>ch</strong>en in der<br />

Mens<strong>ch</strong>heitsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te beg<strong>an</strong>gen. Was passiert nun, wenn jem<strong>an</strong>d die<br />

wie au<strong>ch</strong> immer begründete Meinung verträte, jene These vom Judenmord<br />

sei am Ende des Zweiten Weltkrieges und d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> nur deshalb verbreitet<br />

worden, um Haß gegen die Deuts<strong>ch</strong>en zu s<strong>ch</strong>üren, um einen Völkermord<br />

<strong>an</strong> ihnen zu ermögli<strong>ch</strong>en und den dur<strong>ch</strong> Vertreibung, Bombenterror<br />

und in Gef<strong>an</strong>gens<strong>ch</strong>aft Verhungernlassen tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> erfolgten<br />

partiellen Völkermord <strong>an</strong> den Deuts<strong>ch</strong>en zu re<strong>ch</strong>tfertigen? Leute, die<br />

dies äußern, werden strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bel<strong>an</strong>gt.<br />

104


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Wie läßt si<strong>ch</strong> die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Unglei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlung dieser in ihrer Struktur<br />

glei<strong>ch</strong>en Argumentationen re<strong>ch</strong>tfertigen? Dies wird damit begründet, daß<br />

die offiziellen Holocaust-Darstellungen offenkundig ri<strong>ch</strong>tig, die Thesen der<br />

Revisionisten dagegen fals<strong>ch</strong> seien. M<strong>an</strong> muß si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> vor Augen führen,<br />

daß die Revisionisten in der Regel von der Ri<strong>ch</strong>tigkeit ihrer Thesen<br />

überzeugt sind, das heißt ni<strong>ch</strong>t bewußt die “Unwahrheit” äußern, also lügen.<br />

I<strong>ch</strong> behaupte also, daß in beiden oben skizzierten Fällen die jeweiligen<br />

Personen von der Ri<strong>ch</strong>tigkeit ihrer Auffassung subjektiv überzeugt sind.<br />

Sie müßten daher glei<strong>ch</strong> beh<strong>an</strong>delt werden.<br />

Wenn die Intention, die hinter der Verbreitung der für wahr era<strong>ch</strong>teten<br />

Auffassung steht, der Holocaust habe stattgefunden, ni<strong>ch</strong>t dem S<strong>ch</strong>üren<br />

von Haß und der Vorbereitung oder Re<strong>ch</strong>tfertigung von Völkermordverbre<strong>ch</strong>en<br />

<strong>an</strong> den Deuts<strong>ch</strong>en diente bzw. dient,<br />

wie k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n die Intention, die hinter der Verbreitung der ebenfalls<br />

für wahr era<strong>ch</strong>teten Auffassung steht, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über die<br />

Judenverni<strong>ch</strong>tung sei fals<strong>ch</strong>, dem S<strong>ch</strong>üren von Haß und der Vorbereitung<br />

eines Völkermordes <strong>an</strong> den Juden dienen?<br />

Das glei<strong>ch</strong>e gilt natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> umgekehrt:<br />

Wenn die Verbreitung der für wahr era<strong>ch</strong>teten Auffassung, der Holocaust<br />

habe stattgefunden, deshalb erwüns<strong>ch</strong>t ist, weil nur die immerwährende<br />

Erinnerung <strong>an</strong> dieses Verbre<strong>ch</strong>en die Wiederholung ähnli<strong>ch</strong>er Untaten<br />

in Zukunft auss<strong>ch</strong>ließen könne,<br />

d<strong>an</strong>n wirft dies die Frage auf, warum die Verbreitung der ebenfalls<br />

für wahr era<strong>ch</strong>teten Auffassung, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über die Judenverni<strong>ch</strong>tung<br />

sei fals<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t genauso erwüns<strong>ch</strong>t sein sollte, da m<strong>an</strong><br />

au<strong>ch</strong> hier argumentieren k<strong>an</strong>n, nur die immerwährende Erinnerung <strong>an</strong><br />

das Verbre<strong>ch</strong>en der Begründung und Aufre<strong>ch</strong>terhaltung eines fals<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes könne Wiederholungen in Zukunft auss<strong>ch</strong>ließen.<br />

An diesem Punkt können si<strong>ch</strong> unsere Juristen, Politiker und Medienleute<br />

do<strong>ch</strong> wohl nur mit folgendem behelfen: M<strong>an</strong> behauptet einfa<strong>ch</strong>, die Revisionisten<br />

wüßten, daß sie die Unwahrheit sagen, also lügen; lügen aber<br />

würde m<strong>an</strong> nur bei bösen Absi<strong>ch</strong>ten. Damit sei bewiesen, daß ni<strong>ch</strong>t die Su<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>er Wahrheit, sondern <strong>an</strong>tisemitis<strong>ch</strong>e Gesinnung das<br />

wahre Motiv der Revisionisten sei. Beweise dafür werden allerdings nie<br />

<strong>an</strong>geführt, denn es ließe si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> kaum na<strong>ch</strong>weisen, ob jem<strong>an</strong>d ein komplexes<br />

Meinungsbild wider besseres Wissen vertritt. Es ist daher eine außergewöhnli<strong>ch</strong>e<br />

Verblendung, wenn m<strong>an</strong> alle Andersdenkenden in puncto<br />

Holocaust als Lügner bezei<strong>ch</strong>net. M<strong>an</strong> ist entweder m<strong>an</strong>gels eigener Sa<strong>ch</strong>kunde<br />

ni<strong>ch</strong>t fähig oder aufgrund eigener unlauterer (politis<strong>ch</strong>er) Absi<strong>ch</strong>ten<br />

105


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

ni<strong>ch</strong>t bereit, dem <strong>an</strong>deren zuzuhören und in eine sa<strong>ch</strong>bezogene Diskussion<br />

einzutreten, um gegebenenfalls die eigenen (Vor-) Urteile zu revidieren.<br />

Zur Bewältigung na<strong>ch</strong> dem wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Sieg des Revisionismus<br />

Wenn si<strong>ch</strong> irgendw<strong>an</strong>n herausstellen sollte, daß die Thesen der Revisionisten<br />

ri<strong>ch</strong>tig sind, so würde si<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> derer, die das<br />

d<strong>an</strong>n überwundene Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild in die Welt gesetzt, aufre<strong>ch</strong>t erhalten<br />

und au<strong>ch</strong> mit Mitteln des Strafre<strong>ch</strong>ts verteidigt haben, die Frage na<strong>ch</strong> Motiv,<br />

persönli<strong>ch</strong>er Ver<strong>an</strong>twortung, S<strong>ch</strong>uld und Haftung stellen. Die mögli<strong>ch</strong>en<br />

Folgen für die Täter dürfen aber niem<strong>an</strong>den davon abhalten, Untaten<br />

aufzudecken. Unberührt davon bleibt selbstverständli<strong>ch</strong> die Erkenntnis, daß<br />

die Frage na<strong>ch</strong> Motiv, Ver<strong>an</strong>twortung, S<strong>ch</strong>uld und Haftung nie kollektiv,<br />

sondern immer nur für das Individuum gestellt und be<strong>an</strong>twortet werden<br />

darf. Wir folgen hierbei <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>-abendländis<strong>ch</strong>em und ni<strong>ch</strong>t alttestamentaris<strong>ch</strong>em<br />

Re<strong>ch</strong>tsverständnis.<br />

All dies darf selbstverständli<strong>ch</strong> die Einsi<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t verstellen, das selbst<br />

im Fall der Bestätigung revisionistis<strong>ch</strong>er Thesen für jeden denkenden Mens<strong>ch</strong>en<br />

folgendes unbestreitbar ist: Im deuts<strong>ch</strong>en Ma<strong>ch</strong>tberei<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ah Juden<br />

m<strong>an</strong>nigfa<strong>ch</strong>es Unre<strong>ch</strong>t in Form von Entre<strong>ch</strong>tung, Enteignung, Vertreibung,<br />

Deportation, Internierung und Zw<strong>an</strong>gsarbeit. Selbst na<strong>ch</strong> Meinung<br />

der Revisionisten gehen die Opfer von zumindest grob fahrlässig herbeigeführter<br />

Unterernährung, m<strong>an</strong>gelnder medizinis<strong>ch</strong>er und s<strong>an</strong>itärer Versorgung,<br />

Überarbeitung und au<strong>ch</strong> Mißh<strong>an</strong>dlung sowie Tötungen im Zuge drakonis<strong>ch</strong>er<br />

Bestrafungsaktionen oder summaris<strong>ch</strong>er Geiselers<strong>ch</strong>ießungen im<br />

Rahmen der Partis<strong>an</strong>enbekämpfung in die Hunderttausende. I<strong>ch</strong> habe dies<br />

bereits in der Einführung zu den Grundlagen so dargestellt und halte dar<strong>an</strong><br />

fest: Die kollektive Entre<strong>ch</strong>tung, Deportation und Internierung der Juden<br />

unter mens<strong>ch</strong>enunwürdigen Umständen, die vielfa<strong>ch</strong> zum Tode führten,<br />

bleibt ein Verbre<strong>ch</strong>en, g<strong>an</strong>z egal, ob es die Intention und Dur<strong>ch</strong>führung des<br />

te<strong>ch</strong>nisierten Massenmordes mittels Giftgas gegeben hat oder ni<strong>ch</strong>t. Daher<br />

wäre es unverständli<strong>ch</strong>, mir zu unterstellen, i<strong>ch</strong> wolle die Juden von Opfern<br />

zu Sündenböcken ma<strong>ch</strong>en: Sie bleiben im Ma<strong>ch</strong>tberei<strong>ch</strong> des Dritten Rei<strong>ch</strong>es<br />

selbstredend Opfer.<br />

106


Zur Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit der Revisionisten<br />

Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Unsere deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te pflegen ihre eigene Sa<strong>ch</strong>kunde zur Beurteilung<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit revisionistis<strong>ch</strong>er Publikationen bisweilen als<br />

ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end zu bewerten; vielmehr werden hierzu gelegentli<strong>ch</strong> Sa<strong>ch</strong>verständige<br />

gehört. Aus Erfahrung wissen wir, daß im Falle der Erstellung<br />

sol<strong>ch</strong>er Sa<strong>ch</strong>guta<strong>ch</strong>ten die zur Auswahl stehenden Sa<strong>ch</strong>verständigen etwa<br />

aus folgender Auswahl stammen würden, die seit Jahrzehnten die Inzu<strong>ch</strong>t<br />

zwis<strong>ch</strong>en der deuts<strong>ch</strong>en Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung und Justiz bestimmen:<br />

Prof. Benz, Prof. S<strong>ch</strong>effler, Prof. Jäckel, Prof. Jags<strong>ch</strong>itz, Prof. Steinba<strong>ch</strong>,<br />

Herr Auerba<strong>ch</strong> usw. Was von deren Unbef<strong>an</strong>genheit und Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

zu halten ist, habe i<strong>ch</strong> eben dargelegt. I<strong>ch</strong> jedenfalls würde Sa<strong>ch</strong>verständige<br />

ni<strong>ch</strong>t akzeptieren, denen m<strong>an</strong> mit guten Gründen Ignor<strong>an</strong>z und Arrog<strong>an</strong>z<br />

vorwerfen k<strong>an</strong>n.<br />

Zentral ginge es bei der Frage na<strong>ch</strong> der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit revisionistis<strong>ch</strong>er<br />

Arbeiten um die zwei Kardinalpunkte:<br />

1. Sind die darin aufgestellten Behauptungen und Beweisführungen mit<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Quellen belegt sowie in Übereinstimmung mit den<br />

Gesetzmäßigkeiten der jeweils betroffenen Disziplin?<br />

2. Werden die wi<strong>ch</strong>tigsten publizierten Gegenmeinungen zitiert und diskutiert?<br />

Am Beispiel meines Guta<strong>ch</strong>tens 8 sowie des von mir unter dem Pseudonym<br />

Ernst Gauss herausgegebenen Bu<strong>ch</strong>es Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

12 und dem vom Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te dagegen gestellten neuen Bu<strong>ch</strong><br />

von Je<strong>an</strong>-Claude Pressac 10 sei hier kurz aufgezeigt, wo das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />

Problem liegt. Bezügli<strong>ch</strong> beider oben <strong>an</strong>geführter Punkte brau<strong>ch</strong>en wir Revisionisten<br />

uns ni<strong>ch</strong>t nur ni<strong>ch</strong>t hinter dem von der Öffentli<strong>ch</strong>keit ho<strong>ch</strong>gelobten,<br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> streng wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Werk Pressacs zu verstecken,<br />

sondern i<strong>ch</strong> behaupte sogar, daß unsere Arbeiten bezügli<strong>ch</strong> beider Berei<strong>ch</strong>e<br />

dem Bu<strong>ch</strong> Pressacs weit überlegen sind.<br />

I<strong>ch</strong> darf dies kurz erläutern: 34<br />

1. Pressac führt bezügli<strong>ch</strong> der Te<strong>ch</strong>nik des Massenmordes in den Gaskammern<br />

und den Krematoriumsöfen keine einzige wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fa<strong>ch</strong>publikation<br />

<strong>an</strong> und unterläßt jedwede eigene Bere<strong>ch</strong>nung. In unserem<br />

Bu<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> zitieren wir in jedem Beitrag eine Unzahl der etablierten Literatur,<br />

diskutieren eine Unmenge der darin vorgebra<strong>ch</strong>ten Argumente,<br />

belegen unsere Thesen mit einer Vielfalt <strong>an</strong> Fa<strong>ch</strong>literatur und führen<br />

selbst na<strong>ch</strong>vollziehbare Bere<strong>ch</strong>nungen dur<strong>ch</strong>. In meinem Guta<strong>ch</strong>ten zitiere<br />

i<strong>ch</strong> ca. 100 Fa<strong>ch</strong>publikationen zur Chemie und Toxikologie von Blau-<br />

107


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

säure, zur Chemie der Cy<strong>an</strong>ide, zur Chemie und Physik der Baustoffe,<br />

zur Funktionsweise von Blausäurebegasungseinri<strong>ch</strong>tungen usw. D<strong>an</strong>eben<br />

findet m<strong>an</strong> ebenso einige Bere<strong>ch</strong>nungen, von denen bisher no<strong>ch</strong><br />

niem<strong>an</strong>d behauptet hat, sie würden den in Chemie und Physik geltenden<br />

Gesetzmäßigkeiten widerspre<strong>ch</strong>en.<br />

2. Pressac zitiert keine einzige gegenläufige Meinung und diskutiert kein<br />

gegenläufiges Argument. I<strong>ch</strong> dagegen habe mein Guta<strong>ch</strong>ten sogar <strong>an</strong><br />

Pressacs damaligem ersten Bu<strong>ch</strong> 48 ausgeri<strong>ch</strong>tet und habe seine Argumente<br />

immer wieder zum Thema ausführli<strong>ch</strong>er Erörterungen gema<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong><br />

habe mi<strong>ch</strong> ausführli<strong>ch</strong> und mehrfa<strong>ch</strong> mit den Einwänden von Dr. Josef<br />

Bailer und Dr. Georges Wellers bes<strong>ch</strong>äftigt, habe das Krakauer Gegenguta<strong>ch</strong>ten<br />

bespro<strong>ch</strong>en, die Argumente von Prof. Jags<strong>ch</strong>itz und Prof. Fleming<br />

thematisiert sowie die Ausführungen von Werner Wegner <strong>an</strong>ges<strong>ch</strong>nitten.<br />

49 Alles, was mir irgendwie <strong>an</strong> Gegenargumenten bek<strong>an</strong>nt war,<br />

habe i<strong>ch</strong> berücksi<strong>ch</strong>tigt. M<strong>an</strong> zeige mir nur eine im Frühjahr 1993 bek<strong>an</strong>nt<br />

gewesene wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Ansi<strong>ch</strong>t zur <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en, toxikologis<strong>ch</strong>en<br />

oder baute<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Seite des Gaskammerproblems, die i<strong>ch</strong> unerwähnt<br />

gelassen habe! Unser Sammelwerk Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

haben wir ebenfalls <strong>an</strong> der bestehenden Fa<strong>ch</strong>literatur ausgeri<strong>ch</strong>tet und<br />

die dort vorgebra<strong>ch</strong>ten Argumente immer wieder zum Thema ausführli<strong>ch</strong>er<br />

Erörterungen gema<strong>ch</strong>t.<br />

Na<strong>ch</strong> den Kriterien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Methodik k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> daher nur zu<br />

dem S<strong>ch</strong>luß kommen, daß unsere revisionistis<strong>ch</strong>en Arbeiten der Arbeit<br />

Pressacs weit überlegen sind. Nun frage i<strong>ch</strong>: Warum wurden und werden<br />

wir, die wir wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gearbeitet haben, immer wieder von neuem<br />

vor vers<strong>ch</strong>iedene Tribunale gezerrt? Warum wird ni<strong>ch</strong>t Je<strong>an</strong>-Claude Pressac,<br />

der na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> arbeitet, <strong>an</strong>geklagt? Analoges gilt<br />

für viele <strong>an</strong>dere revisionistis<strong>ch</strong>e Arbeiten im Verglei<strong>ch</strong> zu dem, was die<br />

Gegenseite zumeist zu Papier bringt.<br />

Zur Ri<strong>ch</strong>tigkeit unserer Thesen<br />

Erst na<strong>ch</strong> der Klärung der Frage, ob unsere Arbeiten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Kriterien entspre<strong>ch</strong>en, sollte m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> mit ihren Inhalten befassen, also mit<br />

48 Je<strong>an</strong>-Claude Pressac, Aus<strong>ch</strong>witz: Te<strong>ch</strong>nique <strong>an</strong>d Operation of the Gas<strong>ch</strong>ambers, Beate<br />

Klarsfeld Foundation, New York 1989.<br />

49 In der Erstausgabe des Guta<strong>ch</strong>ten, aaO. (Anm. 8), S. 101-108; vgl. dazu neuer allgemein<br />

in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 11).<br />

108


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

der Frage, ob die gewonnenen S<strong>ch</strong>lußfolgerungen ri<strong>ch</strong>tig sind oder ni<strong>ch</strong>t.<br />

Falls unsere Arbeiten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kriterien genügen, was unserer<br />

Auffassung na<strong>ch</strong> der Fall ist, d<strong>an</strong>n wäre die Frage na<strong>ch</strong> inhaltli<strong>ch</strong>er Ri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

jedo<strong>ch</strong> wegen der im Artikel 5 Absatz 3 des Grundgesetzes verbürgten<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit ni<strong>ch</strong>t von den dazu ohnehin inkompetenten Geri<strong>ch</strong>ten,<br />

sondern allein von Fa<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aftlern in wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> jahrel<strong>an</strong>gen<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten zu klären. 50<br />

Insofern gibt es ni<strong>ch</strong>t den geringsten Anlaß, vor dem Kadi au<strong>ch</strong> nur eine<br />

Minute mit inhaltli<strong>ch</strong>en Fragen zu vers<strong>ch</strong>wenden – g<strong>an</strong>z abgesehen davon,<br />

daß bundesdeuts<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>te unsere Anträge auf inhaltli<strong>ch</strong>e Überprüfung<br />

unserer Thesen ohnehin immer wegen Offenkundigkeit des Gegenteils unserer<br />

Behauptungen ablehnen.<br />

Zur Restriktion der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung<br />

Das zentrale Problem bei unserem Thema ist do<strong>ch</strong> wohl eher, daß m<strong>an</strong><br />

bezügli<strong>ch</strong> des Holocaust zu einem bestimmten vorgegebenen Ergebnis<br />

50<br />

Zur Frage der inhaltli<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tigkeit meines Guta<strong>ch</strong>tens hat si<strong>ch</strong> jüngst der Direktor der<br />

niederländis<strong>ch</strong>en Anne-Fr<strong>an</strong>k-Stiftung, H<strong>an</strong>s Westra, im belgis<strong>ch</strong>en Fernsehen wie folgt<br />

geäußert:<br />

H. Westra: “Eine viel gefährli<strong>ch</strong>ere Arbeit ist die <strong>Rudolf</strong> Expertise. Sie wurde beim Prozeß<br />

in Den Haag gegen Siegfried Verbeke vorgelegt. <strong>Rudolf</strong> ist ein junger Wissens<strong>ch</strong>aftler,<br />

der in einer hervorragend aufgema<strong>ch</strong>ten Arbeit mit Tabellen, Grafiken und so weiter<br />

zu beweisen versu<strong>ch</strong>t, daß die Gaskammern te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> unmögli<strong>ch</strong> waren.”<br />

Reporter: “Und stimmen diese wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Analysen?”<br />

H. Westra: “Diese wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Analysen sind perfekt. Was m<strong>an</strong> aber ni<strong>ch</strong>t kontrollierten<br />

k<strong>an</strong>n, ist, wie dieser <strong>Rudolf</strong> sie ausgearbeitet hat, wie er die Muster bekommen<br />

hat. Die Muster wurden unter fals<strong>ch</strong>en Angaben einem renommierten Labor <strong>an</strong>geboten.”<br />

BRT 1 (belgis<strong>ch</strong>es Fernsehen), P<strong>an</strong>orama, 27.4.1995.<br />

Hierzu folgendes: Mit “fals<strong>ch</strong>en Angaben” ist offenbar gemeint, daß i<strong>ch</strong> das Institut<br />

Fresenius über die Herkunft der Proben im unklaren ließ, um die unvoreingenommene<br />

Dur<strong>ch</strong>führung der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Analysen zu ermögli<strong>ch</strong>en. Dies ist in der Analytik dur<strong>ch</strong>aus<br />

übli<strong>ch</strong>. Falls m<strong>an</strong> meinen Angaben und denen der Zeugen über die Herkunft der Proben<br />

ni<strong>ch</strong>t vertraut, so bleibt es jederm<strong>an</strong>n unbenommen, selbst Proben zu nehmen und sie<br />

zu <strong>an</strong>alysieren. Ansonsten denke i<strong>ch</strong>, daß meine Arbeit aufgrund der Quellenfundierung<br />

jedem Fa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n na<strong>ch</strong>vollziehbar ist. Falls Herr Westra mit “fals<strong>ch</strong>en Angaben” gemeint<br />

haben sollte, daß i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der Auftragserteilung <strong>an</strong> das Institut Fresenius eine Probenspezifizierung<br />

na<strong>ch</strong>rei<strong>ch</strong>te, die auf Papier mit dem Briefkopf meines damaligen Arbeitgebers<br />

ohne dessen Wissen niedergelegt war, so mag dies zwar eine Inkorrektheit gegenüber<br />

meinem damaligen Arbeitgeber gewesen sein, jedo<strong>ch</strong> keinesfalls ein Umst<strong>an</strong>d, der für die<br />

Na<strong>ch</strong>vollziehbarkeit oder Seriosität meiner Arbeit relev<strong>an</strong>t ist. Vgl. hierzu: “Fäls<strong>ch</strong>erwerkstatt<br />

dpa”, in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 11).<br />

109


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

kommen muß, wenn m<strong>an</strong> vor staatli<strong>ch</strong>er und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Verfolgung<br />

si<strong>ch</strong>er sein will. Die Frage der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit wird nur als Feigenblatt<br />

vor dieses fragwürdige S<strong>ch</strong>auspiel gehalten. Ernst Nolte hat diese Fragwürdigkeit<br />

in seinem Bu<strong>ch</strong> Streitpunkte 5 ausformuliert. Er s<strong>ch</strong>reibt, es sei mit<br />

der Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft unvereinbar, Revisionisten allein wegen ihrer<br />

Abwei<strong>ch</strong>ung von der Mehrheitsmeinung zu verfolgen. In Übereinstimmung<br />

mit den Prinzipien der abendländis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aftstradition stellt er fest,<br />

daß Wissens<strong>ch</strong>aft die Freiheit haben muß, <strong>an</strong> allem Zweifel zu formulieren.<br />

Er steht damit ni<strong>ch</strong>t allein. Der Soziologe Arno Plack s<strong>ch</strong>reibt in seinem<br />

Bu<strong>ch</strong> Hitlers l<strong>an</strong>ger S<strong>ch</strong>atten, es sei mit der Tradition abendländis<strong>ch</strong>er Toler<strong>an</strong>z<br />

unvereinbar, mit Hilfe von Strafgesetzen für die “Wahrheit” von<br />

Meinungen zu sorgen. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sei die Anwendung des Strafre<strong>ch</strong>ts auf<br />

ni<strong>ch</strong>t konsensfähige Hypothesen ein Rücks<strong>ch</strong>ritt 51<br />

“hinter jene Aufklärung, aus deren Geist Voltaire einem Gegner im<br />

Meinungsstreit sagen konnte: ‘I<strong>ch</strong> mißbillige, was Sie sagen; aber i<strong>ch</strong><br />

werde bis zum letzten Atemzug dafür eintreten, daß Sie das Re<strong>ch</strong>t haben,<br />

es zu sagen.’ Aus sol<strong>ch</strong>er Haltung w<strong>an</strong>dte si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Martin Broszat, der<br />

l<strong>an</strong>gjährige Leiter des Instituts für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, s<strong>ch</strong>on gegen den ‘bloßen<br />

Ans<strong>ch</strong>ein einer strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Einengung der öffentli<strong>ch</strong>en, kritis<strong>ch</strong>en<br />

und ggf. au<strong>ch</strong> provozierenden Diskussion über die NS-Zeit’.<br />

Broszat sah in sol<strong>ch</strong>er Gesetzgebung eine Gerings<strong>ch</strong>ätzung der ‘freien<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, publizistis<strong>ch</strong>en und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kräfte’ in unserem<br />

L<strong>an</strong>d [...].”<br />

Es muß hier klar festgestellt werden, daß diejenigen, die der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

ihre Ergebnisse vors<strong>ch</strong>reiben, die Wissens<strong>ch</strong>aft töten. Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

ist nur d<strong>an</strong>n frei und k<strong>an</strong>n nur d<strong>an</strong>n zu Erkenntnissen gel<strong>an</strong>gen, die der<br />

Wahrheit mögli<strong>ch</strong>st nahe kommen, wenn sie völlig ergebnisoffen fors<strong>ch</strong>en<br />

k<strong>an</strong>n. Bezügli<strong>ch</strong> des Holocaust muß es also statthaft sein, ihn wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

zu bestätigen, als au<strong>ch</strong> ihn zu widerlegen.<br />

Zur Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft gehört s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>t zu irren,<br />

was m<strong>an</strong> allen Ni<strong>ch</strong>trevisionisten zugesteht. Wenn m<strong>an</strong> allerdings einem<br />

Revisionisten einen Fehler na<strong>ch</strong>weist, d<strong>an</strong>n wird er glei<strong>ch</strong> der Lüge oder<br />

des Betruges bezi<strong>ch</strong>tigt. Au<strong>ch</strong> in diesem Punkt muß m<strong>an</strong> konsequenterweise<br />

sogar no<strong>ch</strong> einen S<strong>ch</strong>ritt weiter gehen: Gerade die Irrtümer von Wissens<strong>ch</strong>aftlern<br />

waren häufig die Ursa<strong>ch</strong>e oder do<strong>ch</strong> der Ausg<strong>an</strong>gspunkt neuer<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Erkenntnisse, denn der Irrtum führt von den ausgetretenen<br />

Pfaden der etablierten Meinungen ab in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Neul<strong>an</strong>d,<br />

51 L<strong>an</strong>gen Müller, Mün<strong>ch</strong>en 1993, S. 307.<br />

110


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

das zu betreten bisher niem<strong>an</strong>d in den Sinn kam oder aber aufgrund irgendwel<strong>ch</strong>er<br />

Konventionen oder gar Repressalien niem<strong>an</strong>d gewagt hatte.<br />

Ein Irrtum k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> eben im Na<strong>ch</strong>hinein au<strong>ch</strong> als Korrektur zu einer bisher<br />

als allgemein für ri<strong>ch</strong>tig era<strong>ch</strong>teten, nur vermeintli<strong>ch</strong>en Wahrheit herausstellen.<br />

Der Biologe Prof. Dr. H<strong>an</strong>s Mohr hat in seinem Bu<strong>ch</strong> Natur und Moral<br />

zur Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit ausgeführt: 52<br />

“‘Freiheit der Fors<strong>ch</strong>ung’ bedeutet au<strong>ch</strong>, daß prinzipiell jedes Fors<strong>ch</strong>ungsziel<br />

gewählt werden k<strong>an</strong>n. Irgendein ‘Index verbotenen Wissens’<br />

oder ein ‘Katalog tabuisierter Fors<strong>ch</strong>ungsziele’ oder ein Fors<strong>ch</strong>ungsmoratorium<br />

sind mit dem Selbstverständnis und der Würde der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

deshalb unverträgli<strong>ch</strong>, weil wir unbeirrbar dar<strong>an</strong> festhalten müssen,<br />

daß Erkenntnis unter allen Umständen besser ist als Ignor<strong>an</strong>z.”<br />

Unser Gesetzgeber aber verfolgt das Ziel, Ergebnisse revisionistis<strong>ch</strong>er<br />

Fors<strong>ch</strong>ung auf den “Index des verbotenen Wissens” zu setzen, wie au<strong>ch</strong> die<br />

vom Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen verfügte und am 27.3.1995 erfolgte Bes<strong>ch</strong>lagnahmung<br />

des Bu<strong>ch</strong>es Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te unter Beweis gestellt<br />

hat. 53 Das Fors<strong>ch</strong>ungsziel, die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Hintergründe des behaupteten<br />

Massenmordes <strong>an</strong> den Juden zu untersu<strong>ch</strong>en, wurde somit sozusagen in den<br />

“Katalog verbotener Fors<strong>ch</strong>ungsziele” aufgenommen, und damit wurde<br />

praktis<strong>ch</strong> ein Fors<strong>ch</strong>ungsmoratorium, also ein Frageverbot, erlassen.<br />

Über singuläre Meinungen<br />

Bundesdeuts<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>te tendieren dazu, die vom öffentli<strong>ch</strong>en Konsens<br />

abwei<strong>ch</strong>ende Meinung der Revisionisten als singulär darzustellen, von deren<br />

Unri<strong>ch</strong>tigkeit die Revisionisten selbst Kenntnis haben. 54 So frug z.B.<br />

ein Ri<strong>ch</strong>ter in einem Prozeß gegen einen Revisionisten einen Zeugen, ob<br />

darüber geredet worden sei, “daß er [d.h. der Angeklagte] damit [mit seinen<br />

Thesen über Aus<strong>ch</strong>witz] gegen die historis<strong>ch</strong>e Wahrheit verstößt, daß er ei-<br />

52<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong>gesells<strong>ch</strong>aft, Darmstadt 1987, S. 41.<br />

53<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen, Az. 4 Gs 173/95; vgl. die Tagespresse vom 5.4.1995; siehe au<strong>ch</strong><br />

die Anklages<strong>ch</strong>rift gegen mi<strong>ch</strong> als Herausgeber, der das Tübinger Geri<strong>ch</strong>t inhaltli<strong>ch</strong> im<br />

wesentli<strong>ch</strong>en folgte: www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos6_d.pdf.<br />

54<br />

LG Stuttgart, Az. 17 KLs 83/94. Vgl. den Bef<strong>an</strong>genheits<strong>an</strong>trag der Verteidigung vom<br />

16.2.1995 sowie die Bestätigung des Vorsitzenden Ri<strong>ch</strong>ters Dr. Dietmar Mayer über den<br />

Inhalt seiner Frage in der Dienstli<strong>ch</strong>en Äußerung vom 16.2.1995, jeweils im Verfahrensakt.<br />

111


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

ne singuläre Meinung vertritt”. Unsere Geri<strong>ch</strong>te geben damit vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Dinge zu erkennen:<br />

Die historis<strong>ch</strong>e Wahrheit<br />

Die bundesdeuts<strong>ch</strong>en Strafgeri<strong>ch</strong>te lassen die Auffassung erkennen, es<br />

gebe eine letzte, für alle verbindli<strong>ch</strong>e Auffassung von der historis<strong>ch</strong>en<br />

Wahrheit, der si<strong>ch</strong> alle beugen müssen. Sie befinden si<strong>ch</strong> damit in Übereinstimmung<br />

mit der hö<strong>ch</strong>stri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung, die den pl<strong>an</strong>mäßigen,<br />

industriellen Massenmord <strong>an</strong> Millionen Mens<strong>ch</strong>en jüdis<strong>ch</strong>er Herkunft<br />

dur<strong>ch</strong> das Dritte Rei<strong>ch</strong> für offenkundig era<strong>ch</strong>tet, weshalb diesbezügli<strong>ch</strong>e<br />

Beweis<strong>an</strong>träge unzulässig seien.<br />

I<strong>ch</strong> habe bereits mehrfa<strong>ch</strong> ausgeführt, daß es in der Wissens<strong>ch</strong>aft keinen<br />

Anspru<strong>ch</strong> auf den Besitz der absoluten und endgültigen Wahrheit geben<br />

k<strong>an</strong>n und daß au<strong>ch</strong> der Staat dur<strong>ch</strong> Gesetzgebung und Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung<br />

hier<strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>ts zu ändern vermag. I<strong>ch</strong> als Wissens<strong>ch</strong>aftler fühle mi<strong>ch</strong> hingegen<br />

verpfli<strong>ch</strong>tet, jene <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Wahrheiten, die m<strong>an</strong> uns per Strafgesetz<br />

aufzwingen will, kritis<strong>ch</strong> zu hinterfragen, denn na<strong>ch</strong> meiner Überzeugung<br />

hat allein die Lüge das Strafgesetz nötig, um ihre Geltung zu behaupten.<br />

Die Wahrheit dagegen bedarf keines strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utzes. I<strong>ch</strong> bin gewiß,<br />

daß sie si<strong>ch</strong> im wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Diskurs von selbst dur<strong>ch</strong>setzen<br />

wird, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t hier und jetzt.<br />

Über die Pluralität singulärer Meinungen<br />

Ferner wird den Revisionisten immer wieder vorgeworfen, sie würden<br />

eine “singuläre Meinung” vertreten. I<strong>ch</strong> weiß ni<strong>ch</strong>t genau, was unter einer<br />

singulären Meinung zu verstehen ist. I<strong>ch</strong> gehe aber davon aus, daß gemeint<br />

ist, die revisionistis<strong>ch</strong>e Auffassung zum Holocaust würde der aller “ernst zu<br />

nehmenden” Historiker zuwiderlaufen. Bei diesen könnte es si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Auffassung<br />

unserer Geri<strong>ch</strong>te wohl vornehmli<strong>ch</strong> um die Herren Prof. Jehuda<br />

Bauer, Prof. Benz, Prof. S<strong>ch</strong>effler, Prof. Jäckel, Prof. Jags<strong>ch</strong>itz, Prof.<br />

Steinba<strong>ch</strong> oder Herrn Auerba<strong>ch</strong> h<strong>an</strong>deln. Sol<strong>ch</strong>e Historiker wie Prof.<br />

S<strong>ch</strong>lee, Prof. Haverbeck, Prof. Nolte und Prof. Diwald, deren Zitate si<strong>ch</strong><br />

auf der Rückseite meines Guta<strong>ch</strong>tens 8 befinden, zählen wohl ni<strong>ch</strong>t dazu.<br />

Au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t die Kollegen, die si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Aussage von Prof. Haverbeck über<br />

meine revisionistis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungstätigkeit freuen. Wohl au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t jene<br />

Kollegen, die na<strong>ch</strong> briefli<strong>ch</strong>er Aussage von Prof. Robert Hepp wissen, daß<br />

am herrs<strong>ch</strong>enden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild vieles faul ist, worunter m<strong>an</strong> au<strong>ch</strong> die Her-<br />

112


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

ren Prof. Werner Maser und den Leitenden Redakteur des Spiegel Fritjof<br />

Meyer zählen k<strong>an</strong>n (vgl. weiter unten).<br />

Zur Singularisierung pluraler Meinungen<br />

Warum aber vernimmt m<strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>t die Stimmen dieser plötzli<strong>ch</strong> im Plural<br />

auftretenden Singulare in der Öffentli<strong>ch</strong>keit? Dar<strong>an</strong> ist letztli<strong>ch</strong> der Gesetzgeber<br />

s<strong>ch</strong>uld! Die Herren Professoren haben nämli<strong>ch</strong> die glei<strong>ch</strong>e Angst wie<br />

ihre Kollegen vom Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut. Sie alle wissen, daß ihr Bekenntnis<br />

sie genau <strong>an</strong> denselben Ort führen würde, <strong>an</strong> dem i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> gerade befinde,<br />

nämli<strong>ch</strong> auf die Anklageb<strong>an</strong>k. Die seltsame deuts<strong>ch</strong>e Konstruktion der “Offenkundigkeit<br />

des Holocaust” hat nämli<strong>ch</strong> dazu geführt, daß selbst etablierte<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler, die wider den Sta<strong>ch</strong>el löcken, von gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Ausgrenzung, berufli<strong>ch</strong>er Existenzverni<strong>ch</strong>tung und strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Verfolgung<br />

bedroht sind. Prof. Diwald hat dies in seinem Bu<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d einig<br />

Vaterl<strong>an</strong>d wie folgt ums<strong>ch</strong>rieben:<br />

“Nun gibt es aus der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Dritten Rei<strong>ch</strong>es keinen Fragenkomplex,<br />

der si<strong>ch</strong> einer genauen Erfors<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e Historiker<br />

so heillos entzieht wie das grauenhafte S<strong>ch</strong>icksal der Juden während des<br />

Krieges. Das Bonner Grundgesetz gar<strong>an</strong>tiert zwar die Freiheit von Fors<strong>ch</strong>ung<br />

und Wissens<strong>ch</strong>aft. Eine Reihe von eins<strong>ch</strong>lägigen Urteilen und<br />

Verurteilungen empfiehlt jedo<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> weder dem Risiko auszusetzen,<br />

dur<strong>ch</strong> eine entspre<strong>ch</strong>ende Themenwahl die Freiheit jener Grundre<strong>ch</strong>te<br />

einer Probe aufs Exempel zu unterziehen, no<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> dem ni<strong>ch</strong>t minder<br />

großen Risiko auszusetzen, au<strong>ch</strong> nur <strong>an</strong>deutungsweise gegen das 21.<br />

Strafre<strong>ch</strong>ts-Änderungs-Gesetz vom 13. Juni 1985 zu verstoßen und eine<br />

Anklage wegen Beleidigung zu provozieren.<br />

Das bedeutet Tabuisierung gerade jenes Fragenkomplexes der Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung,<br />

der wie kein <strong>an</strong>derer im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der insgeheim<br />

na<strong>ch</strong> wie vor aufre<strong>ch</strong>terhaltenen These von der Kollektivs<strong>ch</strong>uld<br />

das deuts<strong>ch</strong>e Volk belastet wie kein <strong>an</strong>deres Ereignis. Gerade deshalb<br />

müßte ihm aber die größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Es ist das<br />

wi<strong>ch</strong>tigste deuts<strong>ch</strong>e Thema dieses Jahrhunderts, soweit es unser historis<strong>ch</strong>es<br />

Selbstverständnis betrifft.” 55<br />

Professor Dr. Robert Hepp s<strong>ch</strong>rieb 1995 in einem privaten Brief <strong>an</strong> meine<br />

Mutter:<br />

“Wenn es bei uns mit re<strong>ch</strong>ten Dingen zuginge, käme meines Era<strong>ch</strong>tens<br />

beim aktuellen Wissensst<strong>an</strong>d kein redli<strong>ch</strong>er Wissens<strong>ch</strong>aftler um die Ein-<br />

55 Ullstein, Fr<strong>an</strong>kfurt/Main 1990, S. 70.<br />

113


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

si<strong>ch</strong>t herum, daß die gängige Version von der systematis<strong>ch</strong>en Vergasung<br />

der Millionen Juden in den Verni<strong>ch</strong>tungslagern ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres als ein<br />

historis<strong>ch</strong>er Mythos ist. Was dem Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> der historis<strong>ch</strong>en Wahrheit<br />

derzeit entgegensteht, sind primär massive politis<strong>ch</strong>e Interessen, und<br />

zwar ni<strong>ch</strong>t einmal in erster Linie die der Juden oder des Staates Israel,<br />

sondern vor allem die unserer eigenen politis<strong>ch</strong>en Klasse, die ihre einzigartige<br />

politis<strong>ch</strong>e Impotenz seit nunmehr einem halben Jahrhundert<br />

mit der ‘Einzigartigkeit der deuts<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>uld’ legitimiert und selbstverständli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t zugeben k<strong>an</strong>n, daß sie si<strong>ch</strong> regelre<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> der Nase herumführen<br />

und für dumm verkaufen ließ.”<br />

M<strong>an</strong> könnte no<strong>ch</strong> weitere Persönli<strong>ch</strong>keiten zitieren. Da jedo<strong>ch</strong> jeder,<br />

dessen vom offiziellen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild abwei<strong>ch</strong>ende Meinung publik würde,<br />

unter den heutigen inquisitoris<strong>ch</strong>en Zuständen mit Repressalien re<strong>ch</strong>nen<br />

müßte, muß i<strong>ch</strong> dies unterlassen. M<strong>an</strong> wird si<strong>ch</strong> aber denno<strong>ch</strong> darauf vorbereiten<br />

dürfen, daß die Öffentli<strong>ch</strong>keit si<strong>ch</strong> einst no<strong>ch</strong> verwundert umsehen<br />

wird, wie plural die vermeintli<strong>ch</strong> singuläre revisionistis<strong>ch</strong>e Meinung tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

ist.<br />

Festzustellen ist, daß es außer den revisionistis<strong>ch</strong>en Streitern zur Zeit<br />

s<strong>ch</strong>einbar keinen einzigen Professor in des Wortes eigentli<strong>ch</strong>er Bedeutung,<br />

d.h. einen Bekennenden, gibt, der au<strong>ch</strong> im Hörsaal, in der Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

und den Medien zu seiner abwei<strong>ch</strong>enden Meinung stünde, und koste es Ansehen<br />

und Wohlst<strong>an</strong>d. Es s<strong>ch</strong>eint, daß der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Elite dur<strong>ch</strong><br />

die allgegenwärtige Gesinnungsdiktatur das Rückgrat gebro<strong>ch</strong>en wurde.<br />

Au<strong>ch</strong> der früher s<strong>ch</strong>on erwähnte Arno Plack s<strong>ch</strong>reibt in seinem Bu<strong>ch</strong> Hitlers<br />

l<strong>an</strong>ger S<strong>ch</strong>atten, daß die<br />

“eigentli<strong>ch</strong>e ‘Zielgruppe’ der Strafbarkeit einer ‘Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge’ [...]<br />

die beamteten deuts<strong>ch</strong>en Historiker [sind], die unter Bekenntniszw<strong>an</strong>g<br />

(‘Einmaligkeit!’) und Straf<strong>an</strong>drohung si<strong>ch</strong> klügli<strong>ch</strong> Zurückhaltung auferlegen:<br />

gerade vor ents<strong>ch</strong>eidenden Fragen. [...] Eine Justiz, die s<strong>ch</strong>on gegen<br />

[mögli<strong>ch</strong>erweise, Anm. G.R.] irrige Meinungen eins<strong>ch</strong>reitet, die<br />

ni<strong>ch</strong>t von einer Beleidigungsabsi<strong>ch</strong>t getragen sind, bleibt ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong><br />

wirkungslos. Sie festigt den ohnehin verbreiteten H<strong>an</strong>g, zu brennenden<br />

Fragen einfa<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>weigen; sie fördert die Bereits<strong>ch</strong>aft, bloße Lippenbekenntnisse<br />

des Erwüns<strong>ch</strong>ten zu leisten, und sie entfa<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> Zweifel<br />

am [s<strong>ch</strong>einbar, Anm. G.R.] unwiderlegli<strong>ch</strong> Faktis<strong>ch</strong>en bei allen denen,<br />

die gelernt haben: ‘Die Wahrheit setzt si<strong>ch</strong> immer dur<strong>ch</strong>’, und zwar von<br />

alleine. [...] S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> stimuliert sol<strong>ch</strong>e Justiz au<strong>ch</strong> zum Denunzieren.<br />

[...]<br />

114


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Die vornehmste Waffe im Meinungsstreit ist na<strong>ch</strong> den Grundsätzen eines<br />

liberalen Gemeinwesens ni<strong>ch</strong>t Verbot oder Strafe, sondern das Argument,<br />

die ‘Waffe Wort’, wie Lew Kopelew sagt. Wenn wir ni<strong>ch</strong>t den<br />

Glauben verlieren sollen, daß die Demokratie eine lebenskräftige Form<br />

der Gesells<strong>ch</strong>aft ist, d<strong>an</strong>n können wir ni<strong>ch</strong>t hinnehmen, daß sie einer<br />

[vermeintli<strong>ch</strong>en] Verharmlosung Hitlers si<strong>ch</strong> mit eben den Zw<strong>an</strong>gsmitteln<br />

erwehrt, deren si<strong>ch</strong> der Diktator selber nur zu selbstverständli<strong>ch</strong> bedient<br />

hat, um ihm widerstrebende Gesinnungen zu unterdrücken. [...] Mir<br />

s<strong>ch</strong>eint, sein [Hitlers] Ungeist, seine Abwehr von bloßen Zweifeln, seine<br />

Neigung, einfa<strong>ch</strong> zu verbieten, was ni<strong>ch</strong>t ins herrs<strong>ch</strong>ende System paßt,<br />

muß au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> in seinen Überwindern überwunden werden.” 56<br />

Hier hält Arno Plack der deuts<strong>ch</strong>en Justiz, die den Revisionismus verfolgt,<br />

den Spiegel vor, und na<strong>ch</strong> seiner Meinung ers<strong>ch</strong>eint darin ein Bild,<br />

das erstaunli<strong>ch</strong>erweise Züge aufweist, die ers<strong>ch</strong>reckend <strong>an</strong> die von Hitler,<br />

Freisler und Konsorten erinnern.<br />

Das einzige, was m<strong>an</strong> bis vor kurzem abseits von Ernst Nolte von den<br />

derart einges<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terten deuts<strong>ch</strong>en Historikern vernehmen konnte, war eine<br />

lateinis<strong>ch</strong>e Fußnote von Prof. Robert Hepp in seinem Beitrag zu einem<br />

Gedenkb<strong>an</strong>d <strong>an</strong> Prof. Hellmut Diwald: 57<br />

“Ego quidem illud iudaeorum gentis excidium, ratione institutum et in<br />

‘castris extinctionis’ gaso pernicioso methodice peractum, veram fabulam<br />

esse nego.”<br />

So tief sind wir also gesunken, daß deuts<strong>ch</strong>e Historiker aus Angst vor der<br />

allgegenwärtigen Gesinnungsdiktatur zur Verwendung der lateinis<strong>ch</strong>en<br />

Spra<strong>ch</strong>e in Fußnoten greifen!<br />

Es gibt allerdings Hoffnung, daß si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weitere Historiker ni<strong>ch</strong>t damit<br />

abfinden, ihre Prinzipien unter staatli<strong>ch</strong>em Druck aufgeben zu müssen.<br />

Der bis Mai 1995 am Militärges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsamt in Freiburg tätig<br />

gewesene Historiker Dr. Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n äußerte si<strong>ch</strong> in seinem<br />

Bu<strong>ch</strong> Stalins Verni<strong>ch</strong>tungskrieg deutli<strong>ch</strong> über die in unserem L<strong>an</strong>d herrs<strong>ch</strong>ende<br />

Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft: 58<br />

“Im Gegensatz zu Geist und Bu<strong>ch</strong>staben der grundgesetzli<strong>ch</strong> proklamierten<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit ist es heutzutage leider s<strong>ch</strong>on empfehlenswert,<br />

m<strong>an</strong><strong>ch</strong>e Passagen historiographis<strong>ch</strong>er Texte vor ihrer Veröffentli-<br />

56 AaO. (Anm. 51), S. 308ff.<br />

57 In: Rolf-Josef Eibi<strong>ch</strong>t (Hg.), Hellmut Diwald, Grabert, Tübingen 1994, S. 147.<br />

58 AaO. (Anm. 38), S. 16.<br />

115


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

<strong>ch</strong>ung auf einen mögli<strong>ch</strong>en ‘Straftatbest<strong>an</strong>d’ hin überprüfen zu lassen –<br />

ein fast entwürdigender Zust<strong>an</strong>d.”<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend greift er <strong>an</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen Stellen die von den Revisionisten<br />

begonnene Diskussion auf und bri<strong>ch</strong>t mit vielen liebgewordenen Tabus.<br />

59<br />

Ni<strong>ch</strong>t viel <strong>an</strong>ders Argumentiert der Hitler-Experte Prof. Dr. Werner Maser<br />

in seinem Anf<strong>an</strong>g 2004 ers<strong>ch</strong>ienenen Bu<strong>ch</strong> Fäls<strong>ch</strong>ung, Di<strong>ch</strong>tung und<br />

Wahrheit über Hitler und Stalin, 60 u.a. mit Hinweis auf die Verfolgungen,<br />

denen si<strong>ch</strong> Dr. Hoffm<strong>an</strong>n ausgesetzt sah, weil seine Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse<br />

bundesdeuts<strong>ch</strong>en Behörden ungelegen kamen:<br />

“Das S<strong>ch</strong>wert des Damokles s<strong>ch</strong>webt (ni<strong>ch</strong>t nur in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d) über<br />

Historikern, die umstrittene Phasen der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te so darstellen, wie sie<br />

‘wirkli<strong>ch</strong> gewesen sind’ – und die häufig selbst amtli<strong>ch</strong> kodifizierten<br />

ideologis<strong>ch</strong>en Vorgaben als Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfäls<strong>ch</strong>ungen identifizieren.”<br />

Revisionistis<strong>ch</strong>e Singularität im Trend der Fors<strong>ch</strong>ung<br />

M<strong>an</strong> könnte die Frage aufwerfen, was <strong>an</strong> den Aussagen z.B. meines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

eigentli<strong>ch</strong> singulär sein soll. Jedes Detail ruht auf vielfa<strong>ch</strong> zitierten<br />

und <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Quellen. Meine These, daß die Aussagen der Zeugen der<br />

Vorgänge des KL Aus<strong>ch</strong>witz unzuverlässig sind, wird von etablierten Fors<strong>ch</strong>ern<br />

wie Je<strong>an</strong>-Claude Pressac 61 oder Arno J. Mayer 62 bestätigt. Die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />

daß deswegen eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>-naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Kritik <strong>an</strong> ihnen<br />

erforderli<strong>ch</strong> ist, wurde in der Öffentli<strong>ch</strong>keit <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt, indem m<strong>an</strong> das<br />

Bu<strong>ch</strong> des Apothekers Pressac, also eines Ni<strong>ch</strong>tte<strong>ch</strong>nikers, als wi<strong>ch</strong>tige Ergänzung<br />

ho<strong>ch</strong>lobte (vgl. die oben <strong>an</strong>geführten Rezensionen).<br />

Daß der Trend der Fors<strong>ch</strong>ung bezügli<strong>ch</strong> des Holocaust dahin geht, viele<br />

Dinge zu korrigieren, ergibt si<strong>ch</strong> u.a. s<strong>ch</strong>on aus der fortwährenden Herabsetzung<br />

der Opferzahlen des KL Aus<strong>ch</strong>witz. Bezeugt ist hier eine Opferzahl<br />

von 4 Mio. zumeist in den Gaskammern ermordeten Mens<strong>ch</strong>en. Als i<strong>ch</strong><br />

mein Guta<strong>ch</strong>ten s<strong>ch</strong>rieb, hatte m<strong>an</strong> die Zahl der in Aus<strong>ch</strong>witz insgesamt zu<br />

Tode gekommenen Mens<strong>ch</strong>en bereits von 4 Mio. auf 1,5 Mio. herunterkorrigiert,<br />

wovon über 1 Million in den Gaskammern gestorben sein sollen, so<br />

au<strong>ch</strong> Pressac in seinem ersten Bu<strong>ch</strong>. 48 Je<strong>an</strong>-Claude Pressac, laut Justiz, Medien<br />

und Historikern stets eine zuverlässige Quelle hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des aktuel-<br />

59 Vgl. den letzten Abs<strong>ch</strong>nitt dieses Beitrages.<br />

60 Olzog, Mün<strong>ch</strong>en 2004, S. 220.<br />

61 AaO. (Anm. 10), S. 2.<br />

62 Why did the heavens not darken?, P<strong>an</strong>theon Books, New York 1988, S. 362ff.<br />

116


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

len Fors<strong>ch</strong>ungsst<strong>an</strong>des, spri<strong>ch</strong>t in seinem neuen Bu<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> von 470.000<br />

bis maximal 550.000 Gaskammer-Toten. 63 Fritjof Meyer, leitender Redakteur<br />

des Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenmagazins Der Spiegel, setzte diese Zahl im Jahr 2002<br />

auf etwa 350.000 Opfer herab. 64 Der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en den bezeugten 4<br />

Mio. Opfern und den heute als akzeptabel <strong>an</strong>gesehene Zahl von 350.000 –<br />

eine g<strong>an</strong>ze Zehnerpotenz! – ist wohl ni<strong>ch</strong>t zu verna<strong>ch</strong>lässigen und re<strong>ch</strong>tfertigt<br />

dur<strong>ch</strong>aus die Aussage, daß das damals Bezeugte na<strong>ch</strong> heute allgemein<br />

gängiger Meinung so ni<strong>ch</strong>t wahr sein k<strong>an</strong>n. Die S<strong>ch</strong>lußfolgerung meines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens lautet, daß es so oder au<strong>ch</strong> so ähnli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gewesen sein k<strong>an</strong>n.<br />

Wie glaubt m<strong>an</strong> eigentli<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>ließen zu können, daß <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts all der<br />

bisher s<strong>ch</strong>on erfolgten Korrekturen in Zukunft no<strong>ch</strong> weitere, unter Umständen<br />

umwälzende Änderungen <strong>an</strong> unserem Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild über Aus<strong>ch</strong>witz<br />

erfolgen werden? Die S<strong>ch</strong>lußfolgerungen meines Guta<strong>ch</strong>tens liegen also<br />

zumindest im Trend der Fors<strong>ch</strong>ung, sind mithin alles <strong>an</strong>dere als singulär.<br />

Jede Erkenntnis ist <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs singulär<br />

Au<strong>ch</strong> Friedri<strong>ch</strong> Graf Spee hat im 17. Jahrhundert in der Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

eine “singuläre Meinung” vertreten, indem er die Führung von Hexenprozessen<br />

als eine Unre<strong>ch</strong>tspraxis <strong>an</strong>pr<strong>an</strong>gerte. Es mag zwar no<strong>ch</strong> <strong>an</strong>dere gegeben<br />

haben, die derselben Meinung waren, aber Spee war der erste, der es<br />

wagte, diese Meinung – wenn au<strong>ch</strong> unter Pseudonym – öffentli<strong>ch</strong> kundzutun.<br />

Denno<strong>ch</strong> hat er mit seiner “singulären Meinung” Re<strong>ch</strong>t behalten. Können<br />

unsere Geri<strong>ch</strong>te auss<strong>ch</strong>ließen, daß si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die revisionistis<strong>ch</strong>e, vermeintli<strong>ch</strong><br />

“singuläre Meinung” letztendli<strong>ch</strong> als ri<strong>ch</strong>tig erweisen wird?<br />

Würde die deuts<strong>ch</strong>e Justiz zur Beurteilung dieser Frage überhaupt über die<br />

nötige Sa<strong>ch</strong>kunde verfügen?<br />

Aus forensis<strong>ch</strong>er Erfahrung weiß i<strong>ch</strong>, daß unsere Geri<strong>ch</strong>te demjenigen,<br />

dem sie eine “singuläre Meinung” zuweisen, folgli<strong>ch</strong> unterstellen (müssen?),<br />

er selber müsse aus dem au<strong>ch</strong> ihm bek<strong>an</strong>nten Umst<strong>an</strong>d der Singularität<br />

seiner Meinung mit Gewißheit s<strong>ch</strong>ließen, daß seine Meinung fals<strong>ch</strong> ist.<br />

Es ist zunä<strong>ch</strong>st verständli<strong>ch</strong>, daß ein ni<strong>ch</strong>t genügend Sa<strong>ch</strong>kundiger eine<br />

vermeintli<strong>ch</strong> singuläre Meinung für fals<strong>ch</strong> hält, au<strong>ch</strong> wenn ein sol<strong>ch</strong>es Vor-<br />

63<br />

AaO. (Anm . 10), S. 202. In der fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Originalausgabe ging er no<strong>ch</strong> von ca.<br />

730.000 Gaskammertoten aus, S. 147.<br />

64<br />

F. Meyer, “Die Zahl der Opfer von Aus<strong>ch</strong>witz – Neue Erkenntnisse dur<strong>ch</strong> neue Ar<strong>ch</strong>ivfunde”,<br />

Osteuropa. Zeits<strong>ch</strong>rift für Gegenwartsfragen des Ostens, Nr. 5, Mai 2002, S. 631-<br />

641. Der Artikel ist online erhältli<strong>ch</strong> unter<br />

www.vho.org/D/Beitraege/FritjofMeyerOsteuropa.html.<br />

117


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

urteil vom wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en St<strong>an</strong>dpunkt aus betra<strong>ch</strong>tet als unhaltbar gelten<br />

muß. Unsere Ri<strong>ch</strong>ter unterstellen den Revisionisten, daß ihre vermeintli<strong>ch</strong>e<br />

Kenntnis um die Singularität ihrer Meinung au<strong>ch</strong> für sie der Beweis<br />

dafür sein müsse, daß ihre Thesen fals<strong>ch</strong> seien. Die Justiz unterstellt daher<br />

den Revisionisten, sie würden ihre wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Thesen ni<strong>ch</strong>t etwa<br />

vertreten, weil sie ernsthaft von ihrer Ri<strong>ch</strong>tigkeit überzeugt sind, sondern,<br />

weil sie unter dem Deckm<strong>an</strong>tel <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>er Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit unredli<strong>ch</strong>e,<br />

nämli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>tisemitis<strong>ch</strong>e oder re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e politis<strong>ch</strong>e Ziele verfolgten.<br />

Ri<strong>ch</strong>tig ist, daß die Revisionisten die herrs<strong>ch</strong>enden Thesen selbstverständli<strong>ch</strong><br />

kennen und au<strong>ch</strong> wissen, daß diese von der erdrückenden Mehrheit<br />

der Historiker vertreten werden. Die Revisionisten meinen aber, darüber<br />

hinaus Wissen zu haben, das diese Thesen widerlegt oder für unzurei<strong>ch</strong>end<br />

ers<strong>ch</strong>einen läßt.<br />

Zu postulieren, singuläre Meinungen seien alleine s<strong>ch</strong>on wegen ihre Singularität<br />

als fals<strong>ch</strong> erwiesen und jeder, der sie denno<strong>ch</strong> vertritt, tue diese<br />

aufgrund böser Absi<strong>ch</strong>ten, ist jedo<strong>ch</strong> absurd und unhaltbar. Die Wissens<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

hat mehr als einmal bewiesen, daß “singuläre Meinungen”<br />

si<strong>ch</strong> im weiteren Verlauf der Dinge dur<strong>ch</strong>aus als ri<strong>ch</strong>tig erweisen können,<br />

ja mehr no<strong>ch</strong>: Jede wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erkenntnis war do<strong>ch</strong> wohl am<br />

Anf<strong>an</strong>g “singulär”. Ob und wie s<strong>ch</strong>nell si<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e neue Erkenntnis<br />

dur<strong>ch</strong>setzt, hängt – abgesehen von ihrer Ri<strong>ch</strong>tigkeit – vor allem au<strong>ch</strong> von<br />

der Aufnahmebereits<strong>ch</strong>aft der Öffentli<strong>ch</strong>keit ab. Die Bereits<strong>ch</strong>aft der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

wie der Medien, in Sa<strong>ch</strong>en Holocaust au<strong>ch</strong> unkonventionelle<br />

Thesen zu diskutieren, ist aber – neben der weitläufig vorzufindenden Voreingenommenheit<br />

– vor allem dur<strong>ch</strong> die strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Situation <strong>an</strong>nähernd<br />

auf Null reduziert.<br />

I<strong>ch</strong> behaupte, daß gerade die jüngsten revisionistis<strong>ch</strong>en Werke im Sinne<br />

des oben <strong>an</strong>geführten Urteils des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>tes den Normen<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens genügen, selbst wenn sie eine Minderheiten-<br />

oder gar eine singuläre Meinung darstellen sollten. Somit sollten diese Arbeiten<br />

jeder strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Ahndung entzogen sein.<br />

Das Ende der Offenkundigkeit?<br />

In Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

Na<strong>ch</strong> Auffassung unserer Geri<strong>ch</strong>te und des Gesetzgebers fällt die Offenkundigkeit<br />

des Holocaust d<strong>an</strong>n, wenn es in der Öffentli<strong>ch</strong>keit bzw. in der<br />

118


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft merkli<strong>ch</strong>en Widerspru<strong>ch</strong> gibt. Der <strong>an</strong>gesehene Historiker<br />

Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n, bis 1995 am dem Bundesverteidigungsministerium untergeordneten<br />

Militärges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsamt in Freiburg tätig, 65<br />

äußert si<strong>ch</strong> in seinem Bu<strong>ch</strong> Stalins Verni<strong>ch</strong>tungskrieg sehr deutli<strong>ch</strong> dahingehend,<br />

daß einiges am Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild des Holocaust ni<strong>ch</strong>t offenkundig ist.<br />

So spri<strong>ch</strong>t er von Greueltaten, “die auf deuts<strong>ch</strong>er Seite tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> oder<br />

au<strong>ch</strong> nur <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> verübt worden sind”. 66 Er nennt als Todesursa<strong>ch</strong>en der<br />

Konzentrationslager Treblinka, Sobibor, Belzec, Majd<strong>an</strong>ek und Aus<strong>ch</strong>witz<br />

“Verni<strong>ch</strong>tungsaktionen oder das Massensterben” (Hervorhebung dur<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong>), <strong>an</strong>statt des sonst übli<strong>ch</strong>en und 67 . Er erörtert, daß in den frühen Meldungen<br />

der Sowjetunion und in den Feststellungen des Internationalen Militärtribunals<br />

von Nürnberg nur untergeordnet von Vergasungen in Aus<strong>ch</strong>witz<br />

die Rede war. 68 Er spri<strong>ch</strong>t von “in Majd<strong>an</strong>ek <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> vorgenommenen<br />

Vergasungen”, 69 nennt die Praktiken des Internationalen Militärtribunals<br />

fragwürdig 70 und bezi<strong>ch</strong>tigt die Sowjetunion, das Internationale Militärtribunal<br />

dur<strong>ch</strong> vielfältige Dokumentenfäls<strong>ch</strong>ungen bezügli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>er<br />

deuts<strong>ch</strong>er Greueltaten irregeführt zu haben. 71 Er nennt die Gesamtopferzahl<br />

des Holocaust wie au<strong>ch</strong> speziell des Lagers Aus<strong>ch</strong>witz “eine Zahl<br />

der Sowjetpropag<strong>an</strong>da”, “dazu bestimmt, die Öffentli<strong>ch</strong>keit und vor allem<br />

das Denken in den <strong>an</strong>gelsä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Ländern zu beeinflussen”. 72 Er beh<strong>an</strong>delt<br />

den <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> 1941 dur<strong>ch</strong>geführten Massenmord deuts<strong>ch</strong>er Einsatzgruppen<br />

<strong>an</strong> den Juden von Kiew in der S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t von Babij jar unter dem<br />

Kapitel “Sowjetis<strong>ch</strong>e Untaten werden den Deuts<strong>ch</strong>en zuges<strong>ch</strong>rieben” und<br />

bemerkt dort lapidar, daß “eine Auswertung der zahlrei<strong>ch</strong>en Luftaufnahmen<br />

in unseren Tagen [...] <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>einend zu dem Ergebnis” geführt habe, “daß im<br />

Gegensatz zu den deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbaren umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>en Massengräbern des<br />

NKVD [...] das Gelände der S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t von Babij jar zwis<strong>ch</strong>en 1939 und<br />

1944, während der deuts<strong>ch</strong>en Besetzung, unversehrt geblieben ist”. 73 Er be-<br />

65<br />

J. Hoffm<strong>an</strong>n verstarb Anf<strong>an</strong>g 2002, vgl. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, “Dr. Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n”, VffG<br />

6(1) (2002), S. 99.<br />

66<br />

AaO. (Anm. 38), S. 150; vgl. Anm. 58.<br />

67<br />

Ebenda, S. 153.<br />

68<br />

Ebenda, S. 153-157.<br />

69<br />

Ebenda, S. 155.<br />

70<br />

Ebenda, S. 157.<br />

71<br />

Ebenda, S. 160, 179.<br />

72<br />

Ebenda, S. 161, ähnli<strong>ch</strong> auf S. 302f.<br />

73<br />

Ebenda, S. 185. Vgl. hierzu den Beitrag von John C. Ball, “Luftbildbeweise” und Herbert<br />

Tiedem<strong>an</strong>n, “Babi Jar: Kritis<strong>ch</strong>e Fragen und Anmerkungen”, in: Ernst Gauss, aaO. (Anm.<br />

119


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

zei<strong>ch</strong>net die 2,2 Millionen ungeklärter Fälle aus den ostdeuts<strong>ch</strong>en Vertreibungsgebieten<br />

“Opfer des <strong>an</strong>tideuts<strong>ch</strong>en Genocides”. 74 Er nennt die Maßnahmen<br />

des Si<strong>ch</strong>erheitsdienstes in den besetzten Ostgebieten “blindwütige[n],<br />

au<strong>ch</strong> Unbeteiligte in Mitleidens<strong>ch</strong>aft ziehende[n] Versu<strong>ch</strong>e zur<br />

Bekämpfung des in kalter Bere<strong>ch</strong>nung eröffneten völkerre<strong>ch</strong>tswidrigen Partis<strong>an</strong>en-<br />

und Freis<strong>ch</strong>ärlerkrieges” 75 und sieht in der ab 1943 vom Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Rei<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>lagenen Politik der glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigten Waffenbrüders<strong>ch</strong>aft<br />

zwis<strong>ch</strong>en der Wehrma<strong>ch</strong>t und der <strong>an</strong>tistalinistis<strong>ch</strong>en “Russis<strong>ch</strong>en Befreiungsarmee”<br />

den Beginn einer “Freunds<strong>ch</strong>aft des russis<strong>ch</strong>en und deuts<strong>ch</strong>en<br />

Volkes” mit Signalwirkung für die Zukunft. 76<br />

Daß Hoffm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts sol<strong>ch</strong>er revisionistis<strong>ch</strong>er Donners<strong>ch</strong>läge über<br />

den Holocaust-Revisionismus eine differenzierte Meinung vertritt, steht zu<br />

erwarten:<br />

“Das Aus<strong>ch</strong>witzproblem in allen seinen Aspekten ist in unseren Tagen<br />

im Inl<strong>an</strong>d und Ausl<strong>an</strong>d Gegenst<strong>an</strong>d einer intensiven, im allgemeinen mit<br />

Kenntnis und S<strong>ch</strong>arfsinn geführten publizistis<strong>ch</strong>en Debatte geworden,<br />

au<strong>ch</strong> wenn m<strong>an</strong><strong>ch</strong>e Kreise den gebotenen Rahmen in politis<strong>ch</strong>er Absi<strong>ch</strong>t<br />

eifernd übers<strong>ch</strong>reiten. Diese Ausein<strong>an</strong>dersetzung spielt si<strong>ch</strong> weniger in<br />

der ‘offiziellen’ Literatur als vielmehr in mehr abgelegenen Publikationen<br />

ab, und sie wird ni<strong>ch</strong>t wenig beeinträ<strong>ch</strong>tigt dur<strong>ch</strong> amtli<strong>ch</strong> dekretierte<br />

Denk- und Formulierungsverbote, über deren Einhaltung das politis<strong>ch</strong>e<br />

Denunzi<strong>an</strong>tentum argwöhnis<strong>ch</strong> wa<strong>ch</strong>t. Die hierin liegende Behinderung<br />

der freien Erörterung eines bedeutenden zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Problems,<br />

so mißli<strong>ch</strong> sie heute au<strong>ch</strong> m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal sein mag, wird auf die Dauer freili<strong>ch</strong><br />

keinen Best<strong>an</strong>d haben. Denn erfahrungsgemäß läßt si<strong>ch</strong> die freie<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Maßnahmen nur zeitweise<br />

behindern. Historis<strong>ch</strong>e Wahrheiten pflegen im Verborgenen fortzuwirken<br />

und si<strong>ch</strong> endli<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong> Bahn zu bre<strong>ch</strong>en. Im Hinblick auf das Aus<strong>ch</strong>witzproblem<br />

geht es im übrigen au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t um die ‘offenkundigen’<br />

Tatsa<strong>ch</strong>en einer grausamen Verfolgung und Verni<strong>ch</strong>tung der Angehörigen<br />

des jüdis<strong>ch</strong>en Volkes, die si<strong>ch</strong> jeder weiteren Diskussion entzieht,<br />

sondern es geht einzig und allein um die Frage des <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dten<br />

Tötungsme<strong>ch</strong><strong>an</strong>ismus und um die Frage, wie viele Mens<strong>ch</strong>en den Verfolgungen<br />

zum Opfer gefallen sind. Und in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> al-<br />

12), S. 235-248 bzw. 375-399. Die Ukrainis<strong>ch</strong>e Tageszeitung Kiever Abend soll si<strong>ch</strong> in<br />

einem Beri<strong>ch</strong>t vom 20.10.1995 diesen Fors<strong>ch</strong>ungsergebnissen <strong>an</strong>ges<strong>ch</strong>lossen haben.<br />

74<br />

AaO. (Anm. 38), S. 304.<br />

75<br />

Ebenda, S. 305.<br />

76<br />

Ebenda, S. 306f.<br />

120


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

lerdings wi<strong>ch</strong>tige Erkenntnisse ab, so daß m<strong>an</strong><strong>ch</strong>e Korrekturen gängiger<br />

Vorstellungen unumgängli<strong>ch</strong> werden dürften.” 77<br />

Zur quasi tabuisierten Diskussion über die Opferzahlen von Aus<strong>ch</strong>witz<br />

meint er: 78<br />

“Daß die Opferzahlen in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g eine Überhöhung erfuhren,<br />

blieb in der Ausein<strong>an</strong>dersetzung – und dies bis in die Gegenwart<br />

hinein – ohne Bel<strong>an</strong>g. Ja, heute gilt es s<strong>ch</strong>on fast als strafwürdig, wenn<br />

‘die Verluste unter den Juden als ungeheuer übertrieben dargestellt<br />

werden” 2) . Der Historiker wird hierdur<strong>ch</strong> freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wenig in Verlegenheit<br />

versetzt, denn auf der einen Seite sieht er si<strong>ch</strong> der politis<strong>ch</strong>en Justiz<br />

und einem entspre<strong>ch</strong>enden Spitzel- und Denunzi<strong>an</strong>tentum ausgesetzt,<br />

auf der <strong>an</strong>deren Seite steht er in einer berufsmäßigen Wahrheitspfli<strong>ch</strong>t,<br />

in der Verpfli<strong>ch</strong>tung nämli<strong>ch</strong> zu größtmögli<strong>ch</strong>er Zahlengenauigkeit [...].”<br />

Wenn m<strong>an</strong> nun no<strong>ch</strong> bedenkt, daß Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n einige Passagen<br />

seines Bu<strong>ch</strong>es auf strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Formulierungen überprüfen ließ und infolgedessen<br />

mögli<strong>ch</strong>erweise Änderungen vorgenommen hat, so wird m<strong>an</strong><br />

si<strong>ch</strong> ausmalen können, was Hoffm<strong>an</strong>n sonst no<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>rieben hätte, wenn<br />

es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d keine Zensur gäbe.<br />

Übrigens bes<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>t mi<strong>ch</strong> der dringende Verda<strong>ch</strong>t, daß aufgrund der<br />

oben zitierten Passagen aus Dr. Hoffm<strong>an</strong>ns Bu<strong>ch</strong> über Babi Jar die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

das Verfahren gegen den Autor des Beitrages über Babi Jar im<br />

Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eingestellt hat. 79 Die in der Anklages<strong>ch</strong>rift<br />

vorgebra<strong>ch</strong>te Ausrede, m<strong>an</strong> habe die Identität des Autors Dr. Herbert<br />

Tiedem<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t feststellen können, ist jedenfalls unwahr, hat m<strong>an</strong><br />

do<strong>ch</strong> bei mir bei allen drei Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen seine Adresse sowohl in<br />

den entspre<strong>ch</strong>enden Adreßdateien auf meinem Re<strong>ch</strong>ner als au<strong>ch</strong> ausgedruckt<br />

gefunden – g<strong>an</strong>z abgesehen von der entspre<strong>ch</strong>enden Korrespondenz.<br />

Der einzige Weg ist daher, die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft wegen Strafvereitelung<br />

im Amt <strong>an</strong>zuzeigen oder das gesamte Verfahren wegen des in Artikel 3<br />

Abs. 1 und 3 niedergelegten Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlungsgrundsatz vor Geri<strong>ch</strong>t niederzus<strong>ch</strong>lagen.<br />

Ähnli<strong>ch</strong>es gilt im übrigen au<strong>ch</strong> für die Fälle Carlo Mattogno und Fr<strong>an</strong>co<br />

De<strong>an</strong>a. Die Begründung der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft, der Beitrag enthalte keinen<br />

strafbaren Inhalt, k<strong>an</strong>n nur damit erklärt werden, daß m<strong>an</strong> die Ausein<strong>an</strong>der-<br />

77 Ebenda, S. 158.<br />

78 Ebenda, S. 302.<br />

79 Anklages<strong>ch</strong>rift der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft am Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen, Az. 15 Js 1535/95.<br />

121


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

setzung s<strong>ch</strong>eut, denn wie sind folgende Passagen <strong>an</strong>ders zu bewerten denn<br />

als Abstreiten der NS-Judenverni<strong>ch</strong>tung:<br />

“Folgli<strong>ch</strong> war die Kremierung aller Lei<strong>ch</strong>en der vermeintli<strong>ch</strong>en Vergasten,<br />

die laut Pressac in den Krematorien von Birkenau eingeäs<strong>ch</strong>ert<br />

worden sein sollen, s<strong>ch</strong>on in Anbetra<strong>ch</strong>t der dafür zur Verfügung stehenden<br />

Zeitsp<strong>an</strong>ne te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.” (S. 310)<br />

“Die Verbrennung der vermeintli<strong>ch</strong> Vergasten war also te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> eine<br />

Unmögli<strong>ch</strong>keit” (S. 312)<br />

“Folgli<strong>ch</strong> gab es in der Zeitsp<strong>an</strong>ne von März bis Oktober 1943 in Aus<strong>ch</strong>witz<br />

keine Massenmorde!” (S. 315)<br />

“Also war die Einäs<strong>ch</strong>erung der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Vergasungstoten au<strong>ch</strong><br />

im Jahr 1944 unmögli<strong>ch</strong>.” (S. 317)<br />

Wenn all diese Aussagen ni<strong>ch</strong>t strafbar sind, wie können d<strong>an</strong>n <strong>an</strong>dere<br />

bestreitende Aussagen strafbar sein?<br />

Und wenn d<strong>an</strong>n s<strong>ch</strong>on der Gesamteindruck der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft, wir<br />

hätten mit diesem Bu<strong>ch</strong> ein Gebäude des Zweifels erri<strong>ch</strong>ten wollen, ri<strong>ch</strong>tig<br />

ist, wieso sind d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> die Beiträge von Frau Weckert über die<br />

Gaswagen und von Herrn Ney Beweisführung über die Fäls<strong>ch</strong>ung des sogen<strong>an</strong>nten<br />

“W<strong>an</strong>nsee-Protokoll” Mosaiksteine im Gesamtbild des Zweifels?<br />

Wie hat m<strong>an</strong> folgende Aussage von Frau Weckert zu bewerten:<br />

“Insgesamt k<strong>an</strong>n den vorgelegten Beweismitteln keine Beweiskraft zugespro<strong>ch</strong>en<br />

werden, so daß die Behauptung, Deuts<strong>ch</strong>e hätten dur<strong>ch</strong><br />

‘Gaswagen’ Tausende von Mens<strong>ch</strong>en umgebra<strong>ch</strong>t, als Gerü<strong>ch</strong>t einzustufen<br />

ist.” (S. 212)<br />

Es bleibt der Eindruck zurück, daß die Justiz den Happen Grundlagen<br />

zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit Gewalt klein halten wollte, damit er besser zu verdauen<br />

ist. Eine <strong>an</strong>dere Erklärung will mir jedenfalls ni<strong>ch</strong>t einfallen.<br />

Große Aufmerksamkeit erhielt eine Anzeige, die die Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine<br />

Zeitung am 17.5.1996 auf Seite 12 unter dem Titel “Appell der 100 ·<br />

Die Meinungsfreiheit ist in Gefahr!” publizierte. Anläßli<strong>ch</strong> des Strafverfahrens<br />

gegen Verleger, Herausgeber und Autoren des Bu<strong>ch</strong>es Grundlagen zur<br />

Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te forderten 100 Personen, darunter Lehrstuhlinhaber, habilitierte,<br />

promovierte und graduierte Akademiker: 80<br />

80<br />

Die glei<strong>ch</strong>e Anzeige ers<strong>ch</strong>ien am 19.7.1996 in den Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten (S. 6) und der<br />

Stuttgarter Zeitung (S. 7) mit jeweils 500 sowie am 13.9.1996 im Westfalen-Blatt mit<br />

1.000 Unterzei<strong>ch</strong>nern. Zur Aufregung, die diese Anzeigen im linken Lager verursa<strong>ch</strong>ten,<br />

vgl. ARD-Tagesthemen vom 6. Juni 1996 und den Beitrag “Die Rolle der Presse im Fall<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>” in diesem B<strong>an</strong>d, S. 288; daß mein Bu<strong>ch</strong> Grundlagen (Anm. 12) der Aus-<br />

122


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

“Wir, die Unterzei<strong>ch</strong>neten, haben in letzter Zeit mit Besorgnis zur<br />

Kenntnis nehmen müssen, daß in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in zunehmendem Maße<br />

Sondergesetze und strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verfolgung gegen Verleger, Redakteure<br />

und Autoren – au<strong>ch</strong> gegen Wissens<strong>ch</strong>aftler – wegen deren begründeter<br />

Äußerungen zu bestimmten Fragen der Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eingesetzt<br />

werden. Insbesondere grenzt die seit einigen Jahren geübte juristis<strong>ch</strong>e<br />

Praxis, mit dem Prinzip der Offenkundigkeit alle seitens der Verteidigung<br />

vorgetragenen neuen Beweise für sol<strong>ch</strong>e Äußerungen ohne Beh<strong>an</strong>dlung<br />

abzulehnen, <strong>an</strong> Re<strong>ch</strong>tsbeugung, verstößt gegen die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

und ist eines freiheitli<strong>ch</strong>en demokratis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsstaates unwürdig.<br />

Dadur<strong>ch</strong> werden die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung und die öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Diskussion dieser gerade für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wi<strong>ch</strong>tigen Fragen unerträgli<strong>ch</strong><br />

eingeengt, und der notwendige Prozeß der Wahrheitsfindung<br />

wird verzögert oder g<strong>an</strong>z verhindert. Ohne zum Inhalt der strittigen Fragen<br />

Stellung nehmen zu wollen, weisen wir als ver<strong>an</strong>twortungsbewußte<br />

Staatsbürger in großer Sorge um die grundgesetzli<strong>ch</strong> gar<strong>an</strong>tierte Freiheit<br />

der Meinungsäußerung wie die der Fors<strong>ch</strong>ung und Lehre auf diese<br />

gefährli<strong>ch</strong>en Zustände hin und wenden uns <strong>an</strong> alle Ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>en und<br />

<strong>an</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit im In- und Ausl<strong>an</strong>d, dafür einzutreten, daß derartige<br />

Verletzungen sowohl der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te als au<strong>ch</strong> der freiheitli<strong>ch</strong>demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Grundordnung in Zukunft unterbleiben.”<br />

Prof. Maser, einer der weltweit <strong>an</strong>gesehensten und kompetentesten Hitler-Fors<strong>ch</strong>er,<br />

griff im Jahr 2004 viele revisionistis<strong>ch</strong>e Argumente auf und<br />

bestätigte sie. Er leitete seine Ausführungen mit folgender Aussage ein, die<br />

dem bundesdeuts<strong>ch</strong>en Dogma von der “Offenkundigkeit” einen s<strong>ch</strong>weren<br />

S<strong>ch</strong>lag versetzt: 81<br />

“Zwar gilt […] die Verni<strong>ch</strong>tung der Juden zu den am besten erfors<strong>ch</strong>ten<br />

Aspekten der Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te […], do<strong>ch</strong> das ist ni<strong>ch</strong>t der Fall. […]<br />

Do<strong>ch</strong> g<strong>an</strong>ze Territorien sind na<strong>ch</strong> wie vor terra incognita, ni<strong>ch</strong>t nur, […]<br />

sondern au<strong>ch</strong>, weil […] deuts<strong>ch</strong>e Historiker eine S<strong>ch</strong>eu <strong>an</strong> den Tag legen,<br />

si<strong>ch</strong> des grauenvollen Anliegens <strong>an</strong>zunehmen und womögli<strong>ch</strong> Details<br />

zu Tage zu fördern, die mit den seit Jahr und Tag multiplizierten<br />

Darstellungen ni<strong>ch</strong>t übereinstimmen.”<br />

löser dieser Anzeigenserie war, hat mir der Initiator der Anzeigen, Dr. Rolf Kosiek,<br />

s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> bestätigt, S<strong>ch</strong>reiben vom 17.11.2000 und 2.5.2001<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos19_d.pdf).<br />

81 W. Maser, aaO. (Anm. 60), S. 332.<br />

123


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Hier nun eine Auswahl von Ausdrücken, die Prof. Maser benutzt, um die<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vorges<strong>ch</strong>riebene Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfassung zum Holocaust<br />

zu bes<strong>ch</strong>reiben: 82<br />

“Übertreibungen”, “Lügen-‘Giftkü<strong>ch</strong>e’”, “F<strong>an</strong>tasiezahl”, “mit der<br />

Realität ni<strong>ch</strong>ts zu tun”, “Lügenpropag<strong>an</strong>da”, “verlogenen Stalins<strong>ch</strong>en<br />

Desinformationsmaßnahmen”, “maßlosen Übertreibungen”, “Aus<strong>ch</strong>witzpropag<strong>an</strong>da”,<br />

“Propag<strong>an</strong>daversionen übertrieben”, “Darstellungen<br />

über Vergasungen erfunden”, “wahrheitswidrige Propag<strong>an</strong>daversionen”,<br />

“sowjetis<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfäls<strong>ch</strong>ungen”, “Gegenpropag<strong>an</strong>da”,<br />

“die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te fäls<strong>ch</strong>end”<br />

Und hier nun einige Worte, die Prof. Maser benutzt, um einige der wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Augenzeugen bzw. deren Aussagen zum Holocaust zu <strong>ch</strong>arakterisieren:<br />

“Hören-Sagen-S<strong>ch</strong>ilderungen”, “Übertreibungen”, “verhinderter Poet’,<br />

“Propag<strong>an</strong>daversionen, Lügen und Fäls<strong>ch</strong>ungen”, “log […] maßlos”,<br />

“Die Zeugen […] beri<strong>ch</strong>teten […] unter dem psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en und physis<strong>ch</strong>en<br />

Druck der Vernehmer.”<br />

So k<strong>an</strong>n es ni<strong>ch</strong>t überras<strong>ch</strong>en, daß Prof. Maser am Ende seiner Ausführungen<br />

zum Holocaust s<strong>ch</strong>lußfolgert:<br />

“Und die Widersprü<strong>ch</strong>e [der offiziellen Holocaust-Version] waren in<br />

der Tat ni<strong>ch</strong>t selten eklat<strong>an</strong>t. (S. 350)<br />

Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> da ernsthaft davon spre<strong>ch</strong>en, der Holocaust sei “offenkundig”?<br />

Ausländis<strong>ch</strong>e Stimmen<br />

Ähnli<strong>ch</strong> verhält es si<strong>ch</strong> im Ausl<strong>an</strong>d. So publizierte die niederländis<strong>ch</strong>e<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulzeitung Intermediair am 15.12.1995 auf den Seiten 19-23 einen<br />

Artikel des Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>uldozenten Dr. Mi<strong>ch</strong>el Korzec, in dem dieser kurzerh<strong>an</strong>d<br />

die Ergebnisse des Revisionismus skizziert, die Anzahl der insgesamt<br />

in NS-Gaskammern getöteten Mens<strong>ch</strong>en auf 700.000 bis 800.000 reduziert<br />

und fordert, die Revisionisten sollten endli<strong>ch</strong> ernstgenommen und ihre Thesen<br />

sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> diskutiert werden.<br />

Anläßli<strong>ch</strong> der Ankündigung des britis<strong>ch</strong>en Premierministers John Major,<br />

m<strong>an</strong> werde in Großbrit<strong>an</strong>nien ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> dem Vorbild Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds oder<br />

Europas die Revisionisten strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgen, sondern au<strong>ch</strong> ihnen die<br />

82 Vgl. dazu meine Kritik: G. <strong>Rudolf</strong>, “Der Mut des si<strong>ch</strong>eren Ruhest<strong>an</strong>des”, VffG 8(3)<br />

(2004), S. 348-358.<br />

124


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Meinungsfreiheit zugestehen, s<strong>ch</strong>rieb der Kommentator Chaim Berm<strong>an</strong>t im<br />

Jewish Chronicle am 10.5.1996, S. 25,:<br />

“Der g<strong>an</strong>ze Prozeß der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung ist eine fortwährende<br />

Revision, ni<strong>ch</strong>t nur weil neue Fakten und Dokumente <strong>an</strong>s Li<strong>ch</strong>t kommen,<br />

sondern au<strong>ch</strong>, weil etablierte Fakten neu bewertet und interpretiert werden<br />

können, da jede Generation ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ereignisse aus einer <strong>an</strong>deren<br />

Perspektive sieht.<br />

Gesetze zu verl<strong>an</strong>gen, die die errungene Weisheit um den Holocaust<br />

für immer von diesem Prozeß ausnehmen sollen, läuft dem Diktat der<br />

Vernunft zuwider.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Gesetze sind prinzipiell fals<strong>ch</strong> und in der Praxis unwirksam<br />

und mögli<strong>ch</strong>erweise gefährli<strong>ch</strong>. […]<br />

Jeder Versu<strong>ch</strong>, die Arbeit der Revisionisten zu unterbinden, wird immer<br />

den Verda<strong>ch</strong>t fördern, m<strong>an</strong> habe etwas zu verbergen. Und ni<strong>ch</strong>ts,<br />

was die Revisionisten sagen könnten, wäre so s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> wie die Unterdrückung<br />

ihres Re<strong>ch</strong>ts, es sagen zu dürfen.”<br />

Simon Green reagierte auf diesen Kommentar in der glei<strong>ch</strong>en Zeitung<br />

am 31.5.1996 wie folgt:<br />

“Juden und Ni<strong>ch</strong>tjuden müssen si<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der<br />

Ablehnung eines Gesetzes gegen das Bestreiten des Holocaust die Frage<br />

stellen: Was ist das für eine Wahrheit, die ein Gesetz zu ihrer Verteidigung<br />

benötigt. Sol<strong>ch</strong> ein Gesetz wäre zweifellos eine Beleidigung der<br />

Opfer.<br />

Es gibt nur einen si<strong>ch</strong>eren Weg, die Behauptungen der Holocaust-<br />

Bestreiter ein für allemal zu zerstören. Und das ist die offene und öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Debatte zwis<strong>ch</strong>en Überlebenden und Bestreitern. D<strong>an</strong>n wäre die<br />

Wahrheit für alle Zukunft unbestreitbar und eine l<strong>an</strong>ge Tradition von<br />

Meinungsfreiheit, sowohl für Juden wie für Ni<strong>ch</strong>tjuden, würde gesi<strong>ch</strong>ert<br />

sein.<br />

Wovor für<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> die Mitglieder des Zentralrates des Yad Vashem<br />

Komitees?”<br />

Ähnli<strong>ch</strong>e Stimmen hört m<strong>an</strong> aus Italien. In einem mit dem Titel “Aufruf:<br />

Laizismus, Pressefreiheit, freie Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung” versehenen Appell<br />

w<strong>an</strong>dten si<strong>ch</strong> 20 Universitäts<strong>an</strong>gehörige, darunter 16 Professoren, in der<br />

linken italienis<strong>ch</strong>en Zeits<strong>ch</strong>rift La Lente di Marx, Ausgabe Juni/1995, mit<br />

folgendem Wortlaut <strong>an</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit:<br />

“Im Dezember 1994 erließ das fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>e Innenministerium ein für<br />

das gesamte nationale Territorium geltendes Verbot, ein vom deuts<strong>ch</strong>en<br />

[korrekt: S<strong>ch</strong>weizer] Autor Jürgen Graf stammendes Bu<strong>ch</strong> über den<br />

125


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

126<br />

Zweiten Weltkrieg zu verbreiten, weil es, so die Begründung, ‘den Holocaust<br />

leugne’. Wir wissen ni<strong>ch</strong>t, ob dies zutrifft, und wir wissen vor allem<br />

ni<strong>ch</strong>t, was mit der ‘Leugnung’ eines in seiner S<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>keit so offenkundigen<br />

Ges<strong>ch</strong>ehnisses wie der Ausrottung von Millionen mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er<br />

Wesen in den Nazikonzentrationslagern gemeint ist. Si<strong>ch</strong>er ist jedo<strong>ch</strong>,<br />

daß si<strong>ch</strong> diese Episode nahtlos in eine seit geraumer Zeit in Europa sehr<br />

aktuelle, beunruhigende Tendenz einreiht, nämli<strong>ch</strong> die, historis<strong>ch</strong>e<br />

Streitfragen vor Geri<strong>ch</strong>t zu ents<strong>ch</strong>eiden, wobei es zu un<strong>an</strong>nehmbaren<br />

Einmis<strong>ch</strong>ungen der Justiz und der Politik ins kulturelle und akademis<strong>ch</strong>e<br />

Leben dieses oder jenes L<strong>an</strong>des kommt. Damit geht oft eine lärmende,<br />

intellektuell hö<strong>ch</strong>st dürftige Medienkampagne einher.<br />

Sogar in Italien hat die ehemalige Berlusconi-Regierung letzten<br />

Herbst <strong>an</strong>gedroht, ein Gesetz zu verabs<strong>ch</strong>ieden, das ni<strong>ch</strong>t nur direkte,<br />

sondern au<strong>ch</strong> ‘indirekte’ <strong>an</strong>tisemitis<strong>ch</strong>e Propag<strong>an</strong>da verboten hätte.<br />

Letztere Formulierung ist bezei<strong>ch</strong>nenderweise so s<strong>ch</strong>wammig, daß sie<br />

wohl zu s<strong>ch</strong>reienden Irrtümern und zu unerträgli<strong>ch</strong>en Verstößen gegen<br />

die Meinungs- und Fors<strong>ch</strong>ungsfreiheit geführt hätte.<br />

Als Historiker wie au<strong>ch</strong> als italienis<strong>ch</strong>e und europäis<strong>ch</strong>e Bürger, die<br />

wir Wert auf die Re<strong>ch</strong>te der Minderheiten und Individuen legen, verleihen<br />

wir unserer Besorgnis über diese Tendenz Ausdruck. Sie steht in<br />

krassem Widerspru<strong>ch</strong> zu gewissen erfreuli<strong>ch</strong>en Öffnungen kultureller<br />

Art, die gegenwärtig im Staat Israel zu beoba<strong>ch</strong>ten sind (Kritik des Davidsmythos;<br />

Veröffentli<strong>ch</strong>ung und kritis<strong>ch</strong>e Analyse von Mein Kampf<br />

etc.). Hingegen vermögen wir keine Infragestellung, Kritik oder Bekämpfung<br />

dieser Tendenz seitens intellektueller, politis<strong>ch</strong>er und medialer<br />

Kräfte unseres L<strong>an</strong>des erkennen, weder seitens der konservativen und<br />

re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>teten, no<strong>ch</strong> seitens der demokratis<strong>ch</strong>en und linksgeri<strong>ch</strong>teten,<br />

für wel<strong>ch</strong>e der ‘Laizismus’ und die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Legitimität des<br />

‘Zweifels’ offenkundig nur no<strong>ch</strong> Gültigkeit haben, wenn es gegen den<br />

<strong>ch</strong>omeinistis<strong>ch</strong>en Ir<strong>an</strong> und die katholis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e geht (m<strong>an</strong> denke <strong>an</strong><br />

einige Polemiken der älteren und jüngeren Verg<strong>an</strong>genheit).<br />

Wir sind der Meinung, daß in Europa wie im Ir<strong>an</strong>, in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wie<br />

in Italien und Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung frei von jeden Ketten<br />

zu sein hat und daß die Freiheit der Verbreitung von Ideen voll und g<strong>an</strong>z<br />

zu gewährleisten ist. Deren Ri<strong>ch</strong>tigkeit k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> nämli<strong>ch</strong> nur in einer<br />

freien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Debatte erweisen und ni<strong>ch</strong>t aufgrund der Urteile<br />

irgendeines Geri<strong>ch</strong>ts oder der vordergründigen Hetzkampagnen<br />

dieses oder jenes Massenmediums.


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Wir sind s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> der Auffassung, daß die gere<strong>ch</strong>te Verteidigung<br />

der Werte der Demokratie und der Resistenza und die gere<strong>ch</strong>te Bekämpfung<br />

jegli<strong>ch</strong>er Form des Rassismus (Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Rassenhaß wird<br />

in unserem L<strong>an</strong>d wie au<strong>ch</strong> in <strong>an</strong>deren zu Re<strong>ch</strong>t verfolgt) keinesfalls als<br />

Vorw<strong>an</strong>d für freiheitsfeindli<strong>ch</strong>e Maßnahmen dienen oder mit sol<strong>ch</strong>en<br />

verwe<strong>ch</strong>selt werden darf, wel<strong>ch</strong>e letzten Endes au<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Werte treffen. Der Fall Ernst Nolte (auf die Ri<strong>ch</strong>tigkeit seiner Ideen gehen<br />

wir hier ni<strong>ch</strong>t ein; viele von uns verwerfen sie ents<strong>ch</strong>ieden und in ihrer<br />

vollen Kenntnis) ist in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t beispielhaft. Wir appellieren<br />

deshalb <strong>an</strong> die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aft, der wir <strong>an</strong>gehören, aber<br />

au<strong>ch</strong> <strong>an</strong> Politiker und Mediens<strong>ch</strong>affende, diesen Tendenzen entgegenzutreten<br />

und einer Entwicklung Einhalt zu gebieten, die, wo immer sie au<strong>ch</strong><br />

um si<strong>ch</strong> greift, die Pressefreiheit wie au<strong>ch</strong> die kulturelle Freiheit in den<br />

europäis<strong>ch</strong>en Ländern zu gefährden droht.”<br />

Es folgen die 20 Unters<strong>ch</strong>riften vers<strong>ch</strong>iedener italienis<strong>ch</strong>er Universitäts<strong>an</strong>gehöriger,<br />

darunter 16 Professoren.<br />

In Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> entst<strong>an</strong>d im April 1996 s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ein h<strong>an</strong>dfester Sk<strong>an</strong>dal<br />

aus einem jüngst publizierten Bu<strong>ch</strong> des l<strong>an</strong>desweit bek<strong>an</strong>nten Altkommunisten<br />

und Neumuslimen Roger Garaudy. 83 Er bestreitet darin mit revisionistis<strong>ch</strong>en<br />

Argumenten den NS-Massenmord <strong>an</strong> den Juden und wirft den Juden<br />

vor, sie würden mit der Inflation der Holocaust-Opferzahlen weltweite<br />

Sympathie und Unterstützung für Israel ers<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en. Na<strong>ch</strong>dem Garaudy<br />

von gewissen Kreisen massiv <strong>an</strong>gegriffen und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gezeigt<br />

wurde, unterstützte ihn im April 1996 der politis<strong>ch</strong> von der radikalen<br />

Linken stammende Armenseelsorger Henri Grouès, au<strong>ch</strong> bek<strong>an</strong>nt als<br />

“Abbé Pierre“. Abbé Pierre, als eine Art fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>e Mutter Theresa l<strong>an</strong>ge<br />

Zeit das soziale Gewissen Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>s, unterstützte in einem fünfseitigen<br />

Brief Garaudy mit der Forderung na<strong>ch</strong> einer offenen Diskussion der Holocaust-revisionistis<strong>ch</strong>en<br />

Thesen. 84 Als Abbé Pierre auf öffentli<strong>ch</strong>en Druck<br />

hin zeitweise seine Forderung zurückzog, s<strong>ch</strong>rieb die Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine<br />

Zeitung am 2. Mai 1996, S. 37, bezei<strong>ch</strong>nenderweise:<br />

83<br />

Les mythes fondateurs de la politique israélienne, Selbstverlag, 1996, erhältli<strong>ch</strong> bei: Librairie<br />

du Savoir, 5, Rue Malebr<strong>an</strong><strong>ch</strong>e, F-75005 Paris 5e.<br />

84<br />

Vgl. Robert Faurisson “Bil<strong>an</strong>z der Affäre Garaudy/Abbé Pierre”, VffG 1(1) (1997), S. 9-<br />

18; vgl. au<strong>ch</strong> die Aufregung in den Massenmedien: Le Monde, 21./22.4.1996, S. 9;<br />

L’Hum<strong>an</strong>ité, 23.4.1996, S. 8; Présent, 23.4.1996, S. 2; Pressemeldung Associated Press,<br />

23.4.1996; FAZ, 30.4.1996, S. 41; L’Evènement du jeudi, 2.-8.5.1996, S. 12f.; Le Monde,<br />

4.5.1996, S. 8; Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung, 4./5.5.1996, S. 6; Focus, 19/1996, S. 284.<br />

127


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“In einer Pressemitteilung vom 30. April heißt es, na<strong>ch</strong> l<strong>an</strong>gen Gesprä<strong>ch</strong>en<br />

mit dem Präsidenten des jüdis<strong>ch</strong>en Zentralrats und dem Oberrabbiner<br />

sehe er [Abbé Pierre] si<strong>ch</strong> zu einer Klarstellung genötigt. D<strong>an</strong>n<br />

folgt der komplette Widerruf aller zuvor von ihm verbreiteten Aussagen<br />

zum Fall Garaudy und zur Realität der Shoah. Es bedürfe keines weiteren<br />

Historikerkolloquiums mehr, um deren Wahrheit festzustellen. Garaudy<br />

habe si<strong>ch</strong> verpfli<strong>ch</strong>tet, alle Irrtümer zuzugeben, die ihm na<strong>ch</strong>gewiesen<br />

würden; halte er si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dar<strong>an</strong>, so werde er ihm sein Vertrauen<br />

entziehen. Von Tränen des reuigen Abbé (wie jüngst im Fall Br<strong>an</strong>do) ist<br />

bisl<strong>an</strong>g ni<strong>ch</strong>ts bek<strong>an</strong>nt. Ansonsten erinnert der Kasus – erst Sottisen,<br />

d<strong>an</strong>n Rückzug unter Druck – ,fatal <strong>an</strong> das S<strong>ch</strong>auspiel von Hollywood.<br />

Die Peinli<strong>ch</strong>keit trägt der Zus<strong>ch</strong>auer.”<br />

Mit dem Fall “Hollywood” bezieht si<strong>ch</strong> die FAZ auf Marlon Br<strong>an</strong>do, der<br />

kürzli<strong>ch</strong> die domin<strong>an</strong>te Rolle von Juden in Hollywood kritisierte, d<strong>an</strong>n aber<br />

auf Druck zurückwi<strong>ch</strong>. 85<br />

Abbé Pierre freili<strong>ch</strong> half dieser halbherzige Rückzug ni<strong>ch</strong>ts. Er sah si<strong>ch</strong><br />

weiterhin massiven Angriffen ausgesetzt, was ihn dazu verleitete, ni<strong>ch</strong>t nur<br />

weiterhin fest <strong>an</strong> der Seite seines Freundes Garaudy zu stehen, sondern die<br />

Zionisten wegen des massiven Mißbrau<strong>ch</strong>s ihres großen Einflusses auf die<br />

Politik und die Medien der Welt massiv <strong>an</strong>zugreifen. 86<br />

Der Umst<strong>an</strong>d, daß m<strong>an</strong> in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> nun konsequenterweise führende<br />

Persönli<strong>ch</strong>keiten der radikalen Linken und der katholis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e vor Geri<strong>ch</strong>t<br />

stellen und zu Gefängnisstrafen verurteilen müßte, hat inzwis<strong>ch</strong>en dazu<br />

geführt, daß von vielen Seiten die Aufhebung jenes Gesetzes gefordert<br />

wird, das die Freiheit der Meinungsäußerung eins<strong>ch</strong>ränkt. So s<strong>ch</strong>reibt zum<br />

Beispiel Georges André Chevallaz, Altpräsident der S<strong>ch</strong>weiz, im Journal<br />

de Genève, 2.5.1996:<br />

“Als Historiker bin i<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>üttert über diesen Geist des McCarthyismus<br />

und der Hexenjagd, jedesmal wenn der Holocaust t<strong>an</strong>giert wird.”<br />

Le Figaro zitiert am 3.5.1996 einen Abgeordneten der fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Nationalversammlung<br />

wie folgt:<br />

“Eine Art indirekten Druckes wurde auf die Parlamentarier [1990]<br />

ausgeübt: alle Deputierten, die dem [Antirevisionisten-]Gesetz ni<strong>ch</strong>t zu<br />

zustimmen würden, würden der Negierung verdä<strong>ch</strong>tigt. […] Einflußrei<strong>ch</strong>e<br />

Gruppen haben ein ungesundes Klima produziert […] Es h<strong>an</strong>delt<br />

85 “Empörung über Marlon Br<strong>an</strong>do“, Die Welt, 11.4.1996, S. 12.<br />

86 Vgl. Corriere della Sera, 31.5.1996, S. 8; Le Monde, 19.6.1996, S. 12; Présent,<br />

21.6.1996, S. 4.<br />

128


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

si<strong>ch</strong>, warf er ein, um ein Gesetz, daß eine offizielle Wahrheit einführt.<br />

Das ist eines totalitären Regimes würdig. Aber ni<strong>ch</strong>t einer Demokratie.”<br />

Der Jurist Prof. Fr<strong>an</strong>çois Terré äußert si<strong>ch</strong> in Le Figaro am 15.5.1996: 87<br />

“Dieser Text totalitären Geistes [des Gesetzes Gayssot gegen die Revisionisten]<br />

hat den Straftatbest<strong>an</strong>d des Bestreitens ges<strong>ch</strong>affen. Es obliegt<br />

dem Juristen, die Einhaltung der Grundfreiheiten zu überwa<strong>ch</strong>en,<br />

die dur<strong>ch</strong> das Gesetz Gayssot verletzt werden: Die Meinungsfreiheit und<br />

die freie Meinungsäußerung. […] Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te soll ni<strong>ch</strong>t vor den Tribunalen<br />

ihre Ri<strong>ch</strong>ter finden. […] Nun, wie soll m<strong>an</strong> die Anwendung des<br />

Gesetzes Gayssot verhindern, wenn die, die es vor seinem Inkrafttreten<br />

dur<strong>ch</strong> den Verfassungsrat (Der Präsident der Republik, der Präsident<br />

der Nationalversammlung und des Senats, 60 Deputierte und 60 Senatoren)<br />

hätten <strong>an</strong>nullieren können, dazu ni<strong>ch</strong>t den Mut gehabt haben. […]<br />

[M<strong>an</strong> solle den Europäis<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>tshof <strong>an</strong>rufen, um diesem] abs<strong>ch</strong>euli<strong>ch</strong>en<br />

Charakter eines Gesetzes, daß das Meinungsdelikt wieder einführt<br />

[ein Ende zu bereiten].”<br />

Joseph H<strong>an</strong>im<strong>an</strong>n meinte in der Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung am<br />

20.6.1996, S. 37, in einem Beri<strong>ch</strong>t über Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>s Probleme mit der freien,<br />

unbehinderten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung abs<strong>ch</strong>ließend, bezugnehmend auf<br />

eine Äußerung des fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Historikers Pierre Vidal-Naquet, der heute<br />

behauptet, er sei s<strong>ch</strong>on immer gegen dieses Gesetz gewesen: 88<br />

“Die Historiker hätten weiterzufors<strong>ch</strong>en und si<strong>ch</strong> von den S<strong>ch</strong>w<strong>an</strong>kungen<br />

der Tagesaktualität mögli<strong>ch</strong>st fernzuhalten. Daß im ideologis<strong>ch</strong><br />

nervösen Debattenklima Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>s das neue Gesetz ihnen diese Aufgabe<br />

offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gerade erlei<strong>ch</strong>tert, wird au<strong>ch</strong> für <strong>an</strong>dere Länder<br />

von Interesse sein.”<br />

Wel<strong>ch</strong>e Länder H<strong>an</strong>im<strong>an</strong>n damit wohl meint?<br />

Halten wir folgendes fest: Es gibt mittlerweile eine zwar no<strong>ch</strong> kleine,<br />

aber merkli<strong>ch</strong>e Anzahl von Historikern, die dem Holocaust-Revisionismus<br />

die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit zuerkennen oder si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> sogar beteiligen. Ferner<br />

gibt es in immer mehr europäis<strong>ch</strong>en Ländern kaum mehr zu übersehenden<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Widerspru<strong>ch</strong> gegen das Dogma der etablierten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsversion<br />

über die NS-Judenverni<strong>ch</strong>tung. Dieser Widerspru<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n<br />

87<br />

Die letzten drei Zitate sind entnommen Roger Garaudys Bros<strong>ch</strong>üre “Droit de réponse”,<br />

Selbstverlag, 1996, erhältli<strong>ch</strong> bei: Librairie du Savoir, 5, Rue Malebr<strong>an</strong><strong>ch</strong>e, F-75005 Paris<br />

5e.<br />

88<br />

Le Monde, 4.5.1996, S. 8. Prof. Pierre Vidal Naquet gehört zu den größten Feinden der<br />

Revisionisten.<br />

129


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

insbesondere in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> mit offenen Drohungen<br />

kleingehalten werden.<br />

Somit sind beide Grundvoraussetzungen erfüllt, die die bundesdeuts<strong>ch</strong>en<br />

Gesetzgeber und Juristen für erfüllt sehen wollen, bevor die Offenkundigkeit<br />

des Holocaust zerbri<strong>ch</strong>t: eine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Gegenmeinung und<br />

merkli<strong>ch</strong>er öffentli<strong>ch</strong>er Widerspru<strong>ch</strong>.<br />

Kontraproduktive Verbotspolitik<br />

“Eine These oder Erkenntnis ist ni<strong>ch</strong>t damit aus der Welt zu s<strong>ch</strong>affen,<br />

indem m<strong>an</strong> versu<strong>ch</strong>t, sie mit irgendwel<strong>ch</strong>en Mitteln zu unterdrücken oder<br />

gar zu verbieten. Sogar die Selbstbes<strong>ch</strong>eidung der Wissens<strong>ch</strong>aftler k<strong>an</strong>n<br />

hö<strong>ch</strong>stens zu einer Verzögerung, nie aber zum Stopp des Erkenntnisprozesses<br />

führen. Diesen Umst<strong>an</strong>d hat Friedri<strong>ch</strong> Dürrenmatt in Die Physiker<br />

treffend bes<strong>ch</strong>rieben. Der Erkenntnisprozeß läßt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> keine<br />

Ma<strong>ch</strong>t der Welt aufhalten. Daher muß dem klugen Politiker dar<strong>an</strong> gelegen<br />

sein, den Prozeß in einen Rahmen einzubinden, der seinen Vorstellungen<br />

und Zielen entspri<strong>ch</strong>t. Das s<strong>ch</strong>ließt au<strong>ch</strong> ein, daß die Politik ihre<br />

Zielvorstellungen wenigstens im groben na<strong>ch</strong> den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnissen<br />

ausri<strong>ch</strong>tet.<br />

Die Rolle des Wissens<strong>ch</strong>aftlers sollte dabei sein, die Politiker immer<br />

wieder <strong>an</strong> die obige Weisheit zu erinnern: Das Verbot stoppt die Erkenntnis<br />

ni<strong>ch</strong>t, sondern ma<strong>ch</strong>t sie nur für jene Gruppierungen interess<strong>an</strong>t,<br />

die gerne im Zwieli<strong>ch</strong>t des Halb- oder Illegalen arbeiten. Vor allem<br />

aber setzen si<strong>ch</strong> die Regierenden mit Verboten gegenüber der Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

vor dem Volk immer ins Unre<strong>ch</strong>t und verlieren dadur<strong>ch</strong> <strong>an</strong><br />

Glaubwürdigkeit, denn wer eine Diskussion verbietet, gerät s<strong>ch</strong>nell in<br />

den Verda<strong>ch</strong>t, etwas verbergen zu müssen oder in Argumentationsnot<br />

geraten zu sein.”<br />

Daß diese meine auf Seite 39 der Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te niedergelegte<br />

Ansi<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>aus konsensfähig ist, hat Martin Broszat, ehemals<br />

Leiter des Instituts für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der Novellierung des<br />

§194 StGB 1985 (sog. Lex Engelhard) zur Abwehr des Holocaust-<br />

Revisionismus deutli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t. In seinem Beitrag “Soll das Leugnen oder<br />

Verharmlosen nationalsozialistis<strong>ch</strong>er Judenmorde straffrei sein?” im von<br />

Herm<strong>an</strong>n Graul und Klaus-Dietmar Heuke herausgegebenen Sammelb<strong>an</strong>d<br />

Na<strong>ch</strong> Hitler (Mün<strong>ch</strong>en 1986) s<strong>ch</strong>rieb er:<br />

“Die Novellierung könnte den fatalen Eindruck erwecken, als gebe es<br />

eine staatli<strong>ch</strong>e judikative Kompetenz auf dem Gebiet historis<strong>ch</strong>er Tatsa-<br />

130


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

<strong>ch</strong>enfeststellungen, als seien die freien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en publizistis<strong>ch</strong>en<br />

und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kräfte in der Bundesrepublik, wozu keinerlei Anlaß<br />

besteht, ni<strong>ch</strong>t imst<strong>an</strong>de, Ehrli<strong>ch</strong>keit, Moralität und Anst<strong>an</strong>d in der<br />

Wiedergabe der Bewertung der Massenverbre<strong>ch</strong>en des NS-Regimes<br />

selbst dur<strong>ch</strong>zusetzen.”<br />

Mit wel<strong>ch</strong>em Feuer die staatli<strong>ch</strong>e Gewalt mit ihren Zensurmaßnahmen<br />

spielt, habe i<strong>ch</strong> auf den Seiten 406f. in den Grundlagen versu<strong>ch</strong>t deutli<strong>ch</strong><br />

zu ma<strong>ch</strong>en:<br />

“Wer die Legitimität der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d von der Ri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

oder Fals<strong>ch</strong>heit der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über ein Detail der<br />

Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te abhängig ma<strong>ch</strong>en will (und dies tun in letzter Zeit fast alle<br />

großen Medien und viele Politiker), der hat ni<strong>ch</strong>t nur ein völlig fals<strong>ch</strong>es<br />

Verständnis von den Grundlagen dieser Republik, die si<strong>ch</strong> eben<br />

ni<strong>ch</strong>t auf den Holocaust gründet, sondern auf die Zustimmung dur<strong>ch</strong> ihre<br />

Bürger und auf die unveräußerli<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en- und Völkerre<strong>ch</strong>te, sondern<br />

der begeht zuglei<strong>ch</strong> mehrere unverzeihli<strong>ch</strong>e Verbre<strong>ch</strong>en: Zunä<strong>ch</strong>st<br />

gibt er den tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Feinden dieser Republik eine einfa<strong>ch</strong>e H<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>weisung,<br />

wie sie unseren Staat zerstören können. Sod<strong>an</strong>n ist es<br />

<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> unver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong> und lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong>, das Wohl und Wehe<br />

eines Staates von einem ‘ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Detail’ abhängig zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Was soll denn dieser Staat ma<strong>ch</strong>en, wenn si<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> herausstellt,<br />

daß die Revisionisten re<strong>ch</strong>t haben? Soll er si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n selbst auflösen?<br />

Oder soll er die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft verbieten und alle Historiker in<br />

die Gefängnisse werfen? Hier erkennt m<strong>an</strong> sofort, auf wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>iefe<br />

Bahn m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> mit sol<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten begibt: Derjenige, der vorgibt,<br />

diese Republik dur<strong>ch</strong> eine rücksi<strong>ch</strong>tslose Verteidigung der herkömmli<strong>ch</strong>en<br />

Holocaustges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten s<strong>ch</strong>ützen zu wollen, wird im Ernstfall<br />

gezwungen sein, die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Pfeiler dieses Staates zu untergraben,<br />

die da sind: freie Meinungsäußerung, Freiheit der Fors<strong>ch</strong>ung. Lehre und<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft und die re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>e, unabhängige Justiz. Er wird somit<br />

vom vorgebli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>ützer der freiheitli<strong>ch</strong> demokratis<strong>ch</strong>en Grundordnung<br />

direkt zu ihrer größten Bedrohung.<br />

Daß diese Bedrohung mehr als real ist, haben die Reaktionen auf das<br />

berühmt-berü<strong>ch</strong>tigte M<strong>an</strong>nheimer Urteil gegen G. Deckert gezeigt. Einer<br />

der wi<strong>ch</strong>tigsten Grundsätze und Voraussetzungen eines Re<strong>ch</strong>tsstaates,<br />

nämli<strong>ch</strong> die Unabhängigkeit der Ri<strong>ch</strong>ter, wurde hier völlig außer Kraft<br />

gesetzt, indem zwei der drei Ri<strong>ch</strong>ter auf unabsehbare Zeit dur<strong>ch</strong> erzwungene<br />

Kr<strong>an</strong>kmeldungen für ihr Urteil bestraft wurden. Vorgeworfen wurde<br />

ihnen ni<strong>ch</strong>t nur, daß sie Deckert zu milde bestraft hätten, sondern<br />

131


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

au<strong>ch</strong>, daß sie die subjektive Tatseite Deckerts zu ausführli<strong>ch</strong> und wohlwollend<br />

beurteilt hätten. 89 War diese von der liberalen Politik der letzten<br />

Jahrzehnte eingeführte ausführli<strong>ch</strong>e und wohlwollende Wertung der subjektiven<br />

Tatseite bisher dur<strong>ch</strong>aus erwüns<strong>ch</strong>t, wenn es um die Aburteilung<br />

gewöhnli<strong>ch</strong>er Krimineller ging oder gar um linke politis<strong>ch</strong>e Delikte (gewaltsame<br />

Demonstrationen gegen industrielle Bauvorhaben), so gilt sie<br />

plötzli<strong>ch</strong> als Sk<strong>an</strong>dal, wenn sei einem Re<strong>ch</strong>ten zugute kommt. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

dur<strong>ch</strong>aus darüber streiten, ob die Übergewi<strong>ch</strong>tung der subjektiven<br />

Tatseite auf Kosten der Abs<strong>ch</strong>reckung in der modernen Justiz von Vorteil<br />

ist oder ni<strong>ch</strong>t. Was jedo<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong> stimmt, ist der nunmehr für jederm<strong>an</strong>n<br />

offenkundige Umst<strong>an</strong>d, daß bei Prozessen gegen die Abstreiter<br />

gewisser Aspekte der NS-Judenverfolgung ni<strong>ch</strong>t nur der objektive Tatbest<strong>an</strong>d,<br />

also die z.B. Frage, ob die Behauptungen des Angeklagten wahr<br />

oder fals<strong>ch</strong> sind, dur<strong>ch</strong> die Offenkundigkeitsformel s<strong>ch</strong>on vor Prozeßbeginn<br />

feststeht. Darüber hinaus soll nunmehr au<strong>ch</strong> der subjektive Tatbest<strong>an</strong>d<br />

von vornherein feststehen, wenn es na<strong>ch</strong> Meinung der Medien, Politiker<br />

und au<strong>ch</strong> vieler Juristen geht. Ein Holocaust-Revisionist hat<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> keine guten Charaktereigens<strong>ch</strong>aften zu haben, er hegt<br />

prinzipiell böse Absi<strong>ch</strong>ten und ist daher ohne Gnade und Barmherzigkeit<br />

zu verurteilen, so der Grundtenor der Medienreaktionen. Damit sind die<br />

Prozesse gegen Holocaust-Bestreiter de facto ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres als S<strong>ch</strong>auprozesse,<br />

deren Urteile in Wahrheit s<strong>ch</strong>on im voraus feststehen.<br />

Weiterhin sollte es <strong>an</strong> ein Wunder grenzen, wenn die Ri<strong>ch</strong>ter der Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d aus der Art, wie die Karriere ihrer Kollegen in<br />

M<strong>an</strong>nheim ein abruptes Ende f<strong>an</strong>d, ni<strong>ch</strong>t gelernt haben, daß sie Revisionisten<br />

ohne Gnade abzuurteilen haben, wenn sie ihren eigenen Kopf behalten<br />

wollen. Die vor einem Jahr no<strong>ch</strong> umstrittene Meinung von mir, 90<br />

daß es bei Prozessen gegen Revisionisten für die Ri<strong>ch</strong>ter immer au<strong>ch</strong><br />

darum gehe, wessen Kopf rollt – der des Angeklagten oder der des Ri<strong>ch</strong>ters<br />

–, hat somit eine volle Bestätigung erhalten, ja wurde sogar übertroffen:<br />

Zur Rettung seines Kopfes rei<strong>ch</strong>t es ni<strong>ch</strong>t, wenn der Ri<strong>ch</strong>ter den<br />

Angeklagten verurteilt, nein, er muß ihn zusätzli<strong>ch</strong> als Unmens<strong>ch</strong>en entlarven<br />

und mögli<strong>ch</strong>st hart bestrafen. 91<br />

89<br />

Vgl. die Tages- und Wo<strong>ch</strong>enpresse in den ersten Augustwo<strong>ch</strong>en 1994.<br />

90<br />

E. Gauss (=G. <strong>Rudolf</strong>), Vorlesungen über Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Grabert, Tübingen 1993, S.<br />

261.<br />

91<br />

Die Aufhebung der ri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>en Unabhängigkeit erk<strong>an</strong>nte au<strong>ch</strong> der Jurist Prof. Dr. Martin<br />

Kriele, “Ein Eingriff mit Präzedenzwirkung”, Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung,<br />

15.9.1994, S. 14; vgl. G. Herzogenrath-Amelung, VffG 6(2) (2002), S. 176-190.<br />

132


Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

Die von M. Köhler in diesem Bu<strong>ch</strong> in seinem Beitrag festgestellte Parallele<br />

zwis<strong>ch</strong>en den mittelalterli<strong>ch</strong>en Hexenprozessen und den heutigen<br />

Prozessen gegen vermeintli<strong>ch</strong>e damalige Täter und heutige Abstreiter<br />

hat si<strong>ch</strong> damit mehr als bewahrheitet. 92<br />

Aus der fals<strong>ch</strong>en Auffassung über die Grundlagen der freiheitli<strong>ch</strong> demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Grundordnung der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ergibt<br />

si<strong>ch</strong> aber no<strong>ch</strong> eine weitere Gefahr für diese Ordnung. Sie liegt in dem<br />

Umst<strong>an</strong>d, daß die Anhänger dieser fals<strong>ch</strong>en Auffassung au<strong>ch</strong> jene zu<br />

Staatsfeinden erklären, die diesem Staat und seinem Volk ni<strong>ch</strong>ts Böses<br />

wollen oder ihm gar zu dienen bereit sind – nur weil sie über gewisse<br />

zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Aspekte <strong>an</strong>dere Auffassungen hegen. Es werden mithin<br />

imaginäre Feinde ges<strong>ch</strong>affen, die eigentli<strong>ch</strong> gar keine sind. M<strong>an</strong> treibt<br />

loyale Staatsbürger dur<strong>ch</strong> die gegen sie laufende Hetze geradezu in eine<br />

Feindrolle hinein, s<strong>ch</strong>afft also erst den Feind, den m<strong>an</strong> zu bekämpfen<br />

vorgibt. Dieser selbstges<strong>ch</strong>affene Feind dient d<strong>an</strong>n als Re<strong>ch</strong>tfertigung,<br />

die in der Verfassung gar<strong>an</strong>tierten Grundre<strong>ch</strong>te wie oben bes<strong>ch</strong>rieben<br />

zusehends einzus<strong>ch</strong>ränken. Dieses Abdrängen eigentli<strong>ch</strong> gutwilliger<br />

Staatsbürger in eine ungewollte Feindrolle muß mit zunehmendem wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Erfolg des Revisionismus zu gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Polarisierungen<br />

führen, was dem inneren Frieden der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

ni<strong>ch</strong>t bekommt.<br />

Es ist daher <strong>an</strong> der Zeit, den sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Dialog zu<br />

su<strong>ch</strong>en und dem Holocaust ledigli<strong>ch</strong> jene Rolle als Mosaikstein eines<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes zuzuweisen, die ihm gebührt, um S<strong>ch</strong>aden vom Ansehen<br />

unseres Staates zu wenden.”<br />

92<br />

AaO. (Anm. 46), S. 94; vgl. W. Krets<strong>ch</strong>mer, “Der mittelalterli<strong>ch</strong>e Hexenprozeß und seine<br />

Parallelen in unserer Zeit”, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart 41(2)(1993) S. 25-<br />

28 (www.vho.org/D/DGG/Krets<strong>ch</strong>mer41_2.html).<br />

133


“Der S<strong>ch</strong>oß ist fru<strong>ch</strong>tbar no<strong>ch</strong>, aus dem das kro<strong>ch</strong>!”<br />

Berthold Bre<strong>ch</strong>t 1<br />

Pawlow läßt grüßen!<br />

Einer der wirksamsten Herrs<strong>ch</strong>aftste<strong>ch</strong>niken der sozialen Kontrolle ist<br />

die vereinfa<strong>ch</strong>te Darstellung der Realität in primitiven S<strong>ch</strong>warz-Weiß-<br />

Bildern: Wir, die Guten, und die, die Bösen. Das war s<strong>ch</strong>on so im Mittelalter,<br />

und das ist au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> so. Mein nunmehr fünfjähriger Aufenthalt<br />

in den USA hat mir dieses Herrs<strong>ch</strong>aftsprinzip so deutli<strong>ch</strong> vor Augen geführt<br />

wie nie zuvor: Wir, die guten, demokratis<strong>ch</strong>en, freiheitli<strong>ch</strong>en Amerik<strong>an</strong>er<br />

mit unserer Lieblingsminderheit, den armen Juden in der ewigen Opferrolle<br />

der Verfolgten und Bedrohten, und dort die Bösen, die bösen Araber,<br />

die Anti-Amerik<strong>an</strong>er, die Antizionisten, die Antisemiten.<br />

Während der mittelalterli<strong>ch</strong>en Hexenverfolgung oder bei der Verfolgung<br />

von “Konterrevolutionären” im kommunistis<strong>ch</strong>en Rußl<strong>an</strong>d lief dies ähnli<strong>ch</strong><br />

ab. Es bedurfte ni<strong>ch</strong>t viel, um zu errei<strong>ch</strong>en, daß g<strong>an</strong>z normale Mens<strong>ch</strong>en ihrer<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te beraubt und von ihrer Umwelt wie Untermens<strong>ch</strong>en<br />

oder gar wie Vieh beh<strong>an</strong>delt wurden: m<strong>an</strong> mußte sie nur als den leibhaftigen<br />

Teufel darstellen, als dämonis<strong>ch</strong>. Was si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>loß, war das<br />

Ausleben <strong>an</strong>trainierter Pawlows<strong>ch</strong>er Reflexe.<br />

Heute bedarf es nur weniger S<strong>ch</strong>lüsselwörter, um Gefühle des Ekels und<br />

der Abs<strong>ch</strong>eu in den meisten Mens<strong>ch</strong>en hervorzurufen und sie dazu zu verleiten,<br />

vors<strong>ch</strong>nelle S<strong>ch</strong>lüssel zu ziehen: das erste davon ist “Nazi”, das<br />

zweite ist “Holocaust-Leugner.”<br />

– “Nazis verdienen es, ausgegrenzt und verfolgt zu werden, und ihr<br />

Re<strong>ch</strong>t, ihre Meinung frei zu äußern und zu veröffentli<strong>ch</strong>en, sollte bes<strong>ch</strong>ränkt<br />

werden.”<br />

– “Und ‘Holocaust-Leugner,’ also Leute, die das Offenkundige bestreiten,<br />

sind bestenfalls dumm wie jene, die immer no<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> glauben,<br />

daß die Erde eine S<strong>ch</strong>eibe ist, oder sie leugnen wider besseres Wissen,<br />

1 Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, 1941.<br />

135


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

weil sie bösartige Absi<strong>ch</strong>ten haben. Sie sind daher bestenfalls entweder<br />

Verrückte und Idioten oder aber Antisemiten, Rassisten und Nazis.”<br />

Viele Mens<strong>ch</strong>en stimmen mit diesen Aussagen überein, und die meisten<br />

jener, die ni<strong>ch</strong>t g<strong>an</strong>z so weit gehen würden, bleiben denno<strong>ch</strong> ungerührt,<br />

wenn sie erfahren, daß ein “Nazi” oder ein “Leugner” entspre<strong>ch</strong>end verfolgt<br />

wird. Immerhin dürfen si<strong>ch</strong> jene, die Intoler<strong>an</strong>z predigen, ni<strong>ch</strong>t darüber<br />

bes<strong>ch</strong>weren, wenn sie selbst Ziel von Intoler<strong>an</strong>z werden, ri<strong>ch</strong>tig?<br />

Es gibt da aber ein s<strong>ch</strong>werwiegendes Problem: Wie definieren wir einen<br />

“Nazi”? Und was genau leugnet eigentli<strong>ch</strong> ein “Holocaust-Leugner”, wenn<br />

er überhaupt etwas leugnet?<br />

I<strong>ch</strong> bezweifle, daß wir uns darauf einigen könnten, was ein “Nazi” ist,<br />

aber einmal <strong>an</strong>genommen, wir könnten es, wie könnten wir herausfinden,<br />

ob jem<strong>an</strong>d dieser Definition entspri<strong>ch</strong>t, wenn kaum jem<strong>an</strong>d mit einer derart<br />

bezei<strong>ch</strong>neten Person Umg<strong>an</strong>g haben will (und g<strong>an</strong>z bestimmt ni<strong>ch</strong>t sol<strong>ch</strong>e<br />

Personen, die einen Ruf zu verlieren haben)? Wer würde si<strong>ch</strong> bereit finden,<br />

eine Person zu verteidigen, die fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>erweise als “Nazi” bezei<strong>ch</strong>net<br />

wird, wenn kaum jem<strong>an</strong>d einem Verteidiger einer sol<strong>ch</strong>en Person zuhören<br />

würde, und wenn das einzige wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>e Ergebnis einer sol<strong>ch</strong>en Verteidigung<br />

wäre, daß der Verteidiger selbst dur<strong>ch</strong> seinen Umg<strong>an</strong>g mit dem<br />

“Nazi” s<strong>ch</strong>uldig gespro<strong>ch</strong>en würde?<br />

Das glei<strong>ch</strong>e trifft im wesentli<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> auf “Holocaust-Leugner” zu, die<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> mit den “Nazis” zusammen in den glei<strong>ch</strong>en großen braunen<br />

Topf geworfen werden, g<strong>an</strong>z egal, was ihre tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

sind.<br />

Bereits die Verwendung des Begriffs “Holocaust-Leugner” ist eine moralis<strong>ch</strong>e<br />

Abwertung, die einer Beleidigung glei<strong>ch</strong>kommt, leitet si<strong>ch</strong> der Begriff<br />

Leugnen do<strong>ch</strong> von Lügen ab und impliziert, daß jem<strong>an</strong>d etwas wider<br />

besseres Wissen, also aus bösartigen Motiven heraus bestreitet. Ohne au<strong>ch</strong><br />

nur versu<strong>ch</strong>t zu haben, herauszufinden, was sol<strong>ch</strong> ein Mens<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

denkt, hat m<strong>an</strong> mit einer sol<strong>ch</strong>en Bezei<strong>ch</strong>nung bereits ein moralis<strong>ch</strong>es Unwert-Urteil<br />

gefällt, hat si<strong>ch</strong> bereits ein äußerst negatives Vorurteil tief ins<br />

Unterbewußtsein eingegraben.<br />

Daß die Vorstellungen darüber, was die Holocaust-Revisionisten abstreiten,<br />

in der Öffentli<strong>ch</strong>keit völlig abwegig sind, hat ni<strong>ch</strong>t zuletzt Patrick Bahners<br />

von der Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung bewiesen, als er meinte, die<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Revisionisten würden behaupten, die jüdis<strong>ch</strong>en Insassen<br />

136


Pawlow läßt grüßen!<br />

des KL Aus<strong>ch</strong>witz seien niemals in Lebensgefahr gewesen. 2 Sol<strong>ch</strong>e völlig<br />

abwegigen Behauptungen stammen ni<strong>ch</strong>t von den Revisionisten, sondern<br />

von ihren Feinden, die entweder völlig ungebildet sind und blindlings bösartige<br />

Erfindungen in die Welt setzen, oder aber bewußt und wider besseres<br />

Wissen Unwahrheiten verbreiten. Sie sind es daher, die die Wahrheit verleugnen,<br />

also wider besseres Wissen vers<strong>ch</strong>weigen oder verdrehen.<br />

Über Toler<strong>an</strong>z<br />

Das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn m<strong>an</strong> das Wort “Nazi”<br />

hört, ist, daß sie intoler<strong>an</strong>t sind. Intoler<strong>an</strong>z darf freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t toleriert werden.<br />

Wir sollten daher gegenüber Intoler<strong>an</strong>z intoler<strong>an</strong>t sein. Und weil wir<br />

dadur<strong>ch</strong> selbst intoler<strong>an</strong>t werden, müssen wir d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t konsequenterweise<br />

au<strong>ch</strong> gegen uns selbst intoler<strong>an</strong>t sein?<br />

Was genau ist Toler<strong>an</strong>z, und wo endet sie?<br />

Wel<strong>ch</strong>e Intoler<strong>an</strong>z ist notwendig, wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t tolerierbar?<br />

Toler<strong>an</strong>z ist die vereinbarte und daher zulässige Abwei<strong>ch</strong>ung von einer<br />

vereinbarten Norm. Und Intoler<strong>an</strong>z ist die notwendige H<strong>an</strong>dlung, um H<strong>an</strong>dlungen<br />

zu unterbinden, die über das vereinbarte Maß <strong>an</strong> maximal zulässiger<br />

Abwei<strong>ch</strong>ung hinausgehen. Tatsa<strong>ch</strong>e ist, daß die Begriffe Toler<strong>an</strong>z und Intoler<strong>an</strong>z<br />

nur Sinn ergeben, wenn wir zuerst eine Norm definieren und d<strong>an</strong>n<br />

eine maximal zulässige Abwei<strong>ch</strong>ung davon, denn das ist die Definition von<br />

Toler<strong>an</strong>z.<br />

Nun wollen wir drei der wi<strong>ch</strong>tigsten Normen mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Gesells<strong>ch</strong>aften<br />

aufzählen: “Wahrheit”, “Freiheit” und “Gere<strong>ch</strong>tigkeit”, von denen unsere<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft nur eine bestimmte maximale Abwei<strong>ch</strong>ung toleriert, ohne<br />

daß korrigierend eingegriffen wird.<br />

Über Wahrheit<br />

Freiheit und Gere<strong>ch</strong>tigkeit beh<strong>an</strong>deln wir später, denn “Wahrheit” – oder<br />

das, was wir für “wahr” halten – ist das wi<strong>ch</strong>tigste Objekt dieses Bu<strong>ch</strong>es.<br />

Im vorigen Kapitel habe i<strong>ch</strong> dargelegt, daß und warum die modernen westli<strong>ch</strong>en<br />

Gesells<strong>ch</strong>aften davon ausgehen, daß es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist, völlige Si<strong>ch</strong>erheit<br />

darüber zu haben, die absolute, unfehlbare und unwiderlegbare<br />

Wahrheit über irgend etwas zu wissen. Obwohl wir einen hohen Grad <strong>an</strong><br />

2<br />

P. Bahners, “Objektive Selbstzerstörung” Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung, 15.8.1994, S.<br />

21.<br />

137


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Gewißheit bezügli<strong>ch</strong> dessen erzielen können, was wir für wahr halten, so<br />

sollte do<strong>ch</strong> kein Mens<strong>ch</strong> jemals die Überhebli<strong>ch</strong>keit besitzen, zu glauben,<br />

er habe die absolute Wahrheit gefunden. Selbstverständli<strong>ch</strong> gehen wir in<br />

den meisten Situationen unseres Lebens davon aus, daß wir die Wahrheit<br />

100% kennen. Aber wäre es gere<strong>ch</strong>t, <strong>an</strong>dere dazu zu zwingen, <strong>an</strong> das zu<br />

glauben, was wir für wahr halten, nur weil wir meinen, mit 100% Si<strong>ch</strong>erheit<br />

die Wahrheit zu kennen? Dies ist eine weitere Norm der modernen Gesells<strong>ch</strong>aften:<br />

Wir dürfen niem<strong>an</strong>den dazu zwingen, das für wahr zu halten, was<br />

wir für wahr era<strong>ch</strong>ten.<br />

Unemotionale Beispiele<br />

Also gut. M<strong>an</strong> stelle si<strong>ch</strong> einen intelligenten, fleißigen, friedli<strong>ch</strong>en, vernünftigen<br />

jungen Wissens<strong>ch</strong>aftler vor, der während seiner privaten Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen<br />

zufällig Beweise dafür findet, die ihn dazu verleiten zu glauben,<br />

daß während der fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Revolution niemals Guillotinen benutzt<br />

wurden; daß die grausamen Beri<strong>ch</strong>te von Massen-Enthauptungen Erfindungwn<br />

der fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Königstreuen sind, die diese Greuelpropag<strong>an</strong>da<br />

als Teil ihrer psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Kriegführung gegen die Revolutionäre<br />

verbreiteten. Na<strong>ch</strong>dem er seine Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen abges<strong>ch</strong>lossen hat, veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

unser junger Wissens<strong>ch</strong>aftler seine Ergebnisse, begleitet von einem<br />

Vorwort eines politis<strong>ch</strong>en Außenseiters, der die Historiker, Politiker<br />

und Medien der Welt als inkompetente Narren bezei<strong>ch</strong>net, weil sie diese erfundenen<br />

Greuelges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten niemals kritis<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t hätten.<br />

Was würde ges<strong>ch</strong>ehen?<br />

Nun, wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t viel. Die der Unfähigkeit bezi<strong>ch</strong>tigten Historiker<br />

würden das Werk entweder ignorieren, oder wenn es das Wert wäre,<br />

so würden sie die darin enthaltenen Beweise entweder widerlegen oder aber<br />

als ri<strong>ch</strong>tig <strong>an</strong>zuerkennen haben. Jedenfalls würde niem<strong>an</strong>d vors<strong>ch</strong>lagen, den<br />

jungen Wissens<strong>ch</strong>aftler zu zwingen, <strong>an</strong> das zu glauben, was jeder <strong>an</strong>dere<br />

für wahr hält.<br />

Oder m<strong>an</strong> stelle si<strong>ch</strong> einen <strong>an</strong>deren Wissens<strong>ch</strong>aftler vor, der behauptet,<br />

ihm sei gelungen, die Massenmorde zu widerlegen, die die Horden<br />

Ds<strong>ch</strong>inghis-Kh<strong>an</strong>s beg<strong>an</strong>gen haben sollen. Ruft immer no<strong>ch</strong> niem<strong>an</strong>d na<strong>ch</strong><br />

dem Staats<strong>an</strong>walt wegen der Leugnung ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Tatsa<strong>ch</strong>en?<br />

138


Glei<strong>ch</strong>es Prinzip, <strong>an</strong>dere Reaktion<br />

Pawlow läßt grüßen!<br />

Nun stelle m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> einen intelligenten, fleißigen, friedli<strong>ch</strong>en, vernünftigen<br />

jungen Wissens<strong>ch</strong>aftler vor, der während seiner privaten Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen<br />

zufällig Beweise dafür findet, die ihn dazu verleiten zu glauben,<br />

daß während des Zweiten Weltkrieges niemals Mens<strong>ch</strong>engaskammern benutzt<br />

wurden; daß die grausamen Beri<strong>ch</strong>te von Massenvergasungen Erfindungen<br />

der alliierten Siegermä<strong>ch</strong>te sind, die diese Greuelpropag<strong>an</strong>da als<br />

Teil ihrer psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Kriegführung gegen die A<strong>ch</strong>senmä<strong>ch</strong>te verbreiteten.<br />

Na<strong>ch</strong>dem er seine Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen abges<strong>ch</strong>lossen hat, veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

unser junger Wissens<strong>ch</strong>aftler seine Ergebnisse, begleitet von einem Vorwort<br />

eines politis<strong>ch</strong>en Außenseiters, der die Historiker, Politiker und Medien<br />

der Welt als inkompetente Narren bezei<strong>ch</strong>net, weil sie diese erfundenen<br />

Greuelges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten niemals kritis<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t hätten.<br />

Obwohl i<strong>ch</strong> nur g<strong>an</strong>z wenige (unterstri<strong>ch</strong>ene) Worte ausgetaus<strong>ch</strong>t habe,<br />

um Ort und Zeit und Mordmethode zu verändern, liest si<strong>ch</strong> das in den Augen<br />

der meisten Mens<strong>ch</strong>en völlig <strong>an</strong>ders. Ni<strong>ch</strong>t, weil es <strong>an</strong>ders wäre, sondern<br />

weil in unseren Köpfen ein <strong>an</strong>trainierter Effekt zum Tragen kommt. Es<br />

bedarf nur eines Signalwortes, damit die allermeisten “modernen” Mens<strong>ch</strong>en<br />

plötzli<strong>ch</strong> wie Pawlows Hunde <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, ohne objektiv erkennbaren<br />

Grund wie wild zu bellen: “Nazi!”<br />

Was würde also in einem sol<strong>ch</strong>en Fall ges<strong>ch</strong>ehen? In Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d geht<br />

der junge Wissens<strong>ch</strong>aftler wegen Volksverhetzung ins Gefängnis.<br />

Toler<strong>an</strong>z auf dem Prüfst<strong>an</strong>d<br />

Hier haben wir einen Testfall für die zuvor definierte Toler<strong>an</strong>z. Wie war<br />

das glei<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>: “Wir dürfen niem<strong>an</strong>den dazu zwingen, das für wahr zu<br />

halten, was wir für wahr era<strong>ch</strong>ten”? Aber h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t um eine<br />

Ausnahme? Immerhin zeigt die deuts<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, zu wel<strong>ch</strong>en grausamen<br />

Extremen Mens<strong>ch</strong>en fähig sind, und deshalb muß alles, was zu einer<br />

Wiederholung dieser äußersten Grausamkeiten führen könnte, weit im voraus<br />

unterbunden werden.<br />

Aber ergibt eine sol<strong>ch</strong>e Aussage überhaupt einen Sinn? M<strong>an</strong> lese den<br />

letzten Satz des vorhergehenden Absatzes no<strong>ch</strong> einmal ruhig dur<strong>ch</strong>: Es<br />

wird darin <strong>an</strong>genommen, daß die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten über deuts<strong>ch</strong>e Grausamkeiten<br />

während des Zweiten Weltkrieges wahr sind, und ihre extreme Natur<br />

ma<strong>ch</strong>t sie dermaßen einzigartig, daß sie eine Ausnahme von unserer Toler<strong>an</strong>zregel<br />

gebieten. Freili<strong>ch</strong> glauben die meisten Mens<strong>ch</strong>en heutzutage, daß<br />

139


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

das, was m<strong>an</strong> uns über den Holocaust beri<strong>ch</strong>tet, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wahr ist. Dar<strong>an</strong><br />

zu glauben ist dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t unmoralis<strong>ch</strong>. Darf also plötzli<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> der<br />

Glaube <strong>an</strong> die unfehlbare Wahrheit einer Behauptung eine Re<strong>ch</strong>tfertigung<br />

dafür sein, Zweifel <strong>an</strong> dieser absoluten Wahrhaftigkeit zu verbieten? Und<br />

darf die extreme Natur des Geglaubten die Re<strong>ch</strong>tfertigung für diese Ausnahme<br />

von der zuvor aufgestellten Toler<strong>an</strong>zregel sein? Müssen wir glauben,<br />

weil das Behauptete extrem ist? In Verteidigung absurder, unlogis<strong>ch</strong>er,<br />

<strong>an</strong>ti-rationaler Kir<strong>ch</strong>endogmen wurde dem <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Apologeten Tertulli<strong>an</strong><br />

(200 n.Chr.) vorgeworfen, er vertrete die These: “Credo, quia absurdum<br />

est/I<strong>ch</strong> glaube, weil es absurd ist.” 3 Darf das im Zeitalter der Aufklärung<br />

dur<strong>ch</strong> ein “Credendum est, quia extremum est/M<strong>an</strong> muß glauben, weil<br />

es extrem ist” ersetzt werden? Hat unsere Gesells<strong>ch</strong>aft einen Rückfall von<br />

1.800 Jahren erlitten?<br />

Lassen Sie mi<strong>ch</strong> ein <strong>an</strong>deres Beispiel wählen, auf das heute niem<strong>an</strong>d<br />

mehr emotional reagiert, für das aber einst Mens<strong>ch</strong>en in großer Zahl auf<br />

den S<strong>ch</strong>eiterhaufen l<strong>an</strong>deten. Dies ma<strong>ch</strong>t deutli<strong>ch</strong>, wie ungeheuerli<strong>ch</strong> pervers<br />

die Logik ist, mit der hier argumentiert wird:<br />

Du mußt dar<strong>an</strong> glauben, daß die Erde fla<strong>ch</strong> ist, weil die Erde so einzigartig<br />

fla<strong>ch</strong> ist!<br />

M<strong>an</strong> bea<strong>ch</strong>te: Die von uns aufgestellten Regeln müssen allgemein <strong>an</strong>wendbar<br />

sein, sonst sind sie wertlos.<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Pfli<strong>ch</strong>t zur Ausnahme<br />

In Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d und in <strong>an</strong>deren europäis<strong>ch</strong>en Ländern werden heutzutage<br />

Personen, die die Wahrhaftigkeit der “Holocaust”-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te auf die eine<br />

oder <strong>an</strong>dere Weise bezweifeln, nur deshalb als “Nazis” bezei<strong>ch</strong>net, weil sie<br />

ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> ein Detail der Mens<strong>ch</strong>heitsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te glauben. Sie werden mit<br />

Geld- und Gefängnisstrafen belegt, ihre S<strong>ch</strong>riften werden eingezogen und<br />

verbr<strong>an</strong>nt. Niem<strong>an</strong>d wagt mehr, die erfolgrei<strong>ch</strong> als “Nazis” ausgegrenzten<br />

im Kampf um ihre Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te zu unterstützen. Denn den Nazis stehen<br />

ja keine Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te zu, gell?<br />

Na<strong>ch</strong>dem Deuts<strong>ch</strong>e den Holocaust beg<strong>an</strong>gen haben und all die <strong>an</strong>deren<br />

S<strong>ch</strong>recken des Zweiten Weltkrieges über die Welt bra<strong>ch</strong>ten, können wir uns<br />

da ni<strong>ch</strong>t auf eine etwas abgew<strong>an</strong>delte Norm einigen, die eine etwas enger<br />

3<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> hatte Tertulli<strong>an</strong> ges<strong>ch</strong>rieben: “credibile est, quia ineptum est”, was au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

viel besser ist; vgl. Timothy Barnes, Tertulli<strong>an</strong>. A Historical <strong>an</strong>d Literary Study, Oxford<br />

1971, S. 223, FN 4.<br />

140


Pawlow läßt grüßen!<br />

gezogene Linie der Toler<strong>an</strong>z hat, die etwa wie folgt lautet – i<strong>ch</strong> drücke es<br />

einmal so aus, damit Sie au<strong>ch</strong> hier die wahre “Logik” erkennen, die si<strong>ch</strong><br />

dahinter verbirgt:<br />

Weil Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in der Verg<strong>an</strong>genheit Minderheiten verfolgt, Dissidenten<br />

eingesperrt und Bü<strong>ch</strong>er verbr<strong>an</strong>nt hat, ist Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d heute verpfli<strong>ch</strong>tet,<br />

Minderheiten zu verfolgen, Dissidenten einzusperren und Bü<strong>ch</strong>er<br />

zu verbrennen!<br />

Und lassen Sie mi<strong>ch</strong> die enger definierte “Toler<strong>an</strong>z” au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> auf einer<br />

<strong>an</strong>deren Ebene klar ma<strong>ch</strong>en:<br />

Weil einige Personen in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d vor einigen Generationen Minderheiten<br />

verfolgt, Dissidenten eingesperrt und Bü<strong>ch</strong>er verbr<strong>an</strong>nt haben,<br />

müssen ihre Kinder, Enkel und Urenkel sowie au<strong>ch</strong> alle ni<strong>ch</strong>t mit diesen<br />

Personen verw<strong>an</strong>dten Deuts<strong>ch</strong>en heute dadur<strong>ch</strong> bestraft werden, daß ihre<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te erhebli<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ränkt werden!<br />

K<strong>an</strong>n irgend jem<strong>an</strong>d für diese Art der Sippen- und Kollektivbestrafung<br />

eine Re<strong>ch</strong>tfertigung <strong>an</strong>führen – außer Credendum est, quia extremum est?<br />

Intoler<strong>an</strong>z und Vorurteil<br />

Und als Revisionist darf i<strong>ch</strong> dem hinzufügen, daß die Holocaust-Behauptungen<br />

ni<strong>ch</strong>t nur extrem, sondern über weite Berei<strong>ch</strong>e zudem absurd sind,<br />

was inzwis<strong>ch</strong>en sogar von vielen etablierten Historikern zugegeben wird.<br />

Insofern ist festzustellen, daß die “moderne” Gesells<strong>ch</strong>aft in der Tat wieder<br />

da <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt ist, wo sie si<strong>ch</strong> einmal aufgema<strong>ch</strong>t hat, nämli<strong>ch</strong> im dunkelsten<br />

Altertum: Credendum est, quia absurdum et extremum est!<br />

Das soeben dargestellte Problem ist es, das dazu führt, daß Revisionisten<br />

von den Medien, Politikern und der Justiz wie Aussätzige beh<strong>an</strong>delt werden.<br />

Die überwiegende Mehrheit der Mens<strong>ch</strong>en ist dur<strong>ch</strong> das in ihren Köpfen<br />

per Medienpropag<strong>an</strong>da eingebleute S<strong>ch</strong>warz-Weiß-Bild von den guten<br />

Demokraten hier und den bösen Nazis dort dermaßen konditioniert, daß eine<br />

wie au<strong>ch</strong> immer bewerkstelligte Glei<strong>ch</strong>setzung einer dissidenten Minderheit<br />

mit den “Nazis” zu deren völliger sozialer Ausgrenzung führt. Das<br />

Vorurteil und die Intoler<strong>an</strong>z gegenüber Andersdenkenden feiert fröhli<strong>ch</strong>e<br />

Urstände. Ein Wort genügt – “Nazi” – und niem<strong>an</strong>d wagt es mehr, sein eigenes<br />

Hirn zu benutzen. Die zu einem pogromwilligen Lyn<strong>ch</strong>mob aufgepeits<strong>ch</strong>te<br />

rasende Meute <strong>an</strong>tifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>er Gutmens<strong>ch</strong>en aber s<strong>ch</strong>reckt d<strong>an</strong>n<br />

vor ni<strong>ch</strong>ts mehr zurück, die als leibhaftige Teufel wahrgenommenen Dissidenten<br />

zum S<strong>ch</strong>weigen zu bringen, koste es, was es wolle.<br />

141


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Wo liegt der Unters<strong>ch</strong>ied zum Hexenwahn im Mittelalter, zur Raserei<br />

des massen- und völkermordenden Kommunismus, zum rassistis<strong>ch</strong>en Antijudaismus<br />

der Nationalsozialisten? Es gibt keinen Unters<strong>ch</strong>ied. Der S<strong>ch</strong>oß<br />

ist in der Tat fru<strong>ch</strong>tbar no<strong>ch</strong>, aus dem das kro<strong>ch</strong>. Bloß trägt das Kind heute<br />

keinen Hitler-S<strong>ch</strong>nauzbart, sondern die Fratze des <strong>an</strong>tifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Gutmens<strong>ch</strong>en,<br />

einer Reinkarnation Stalins.<br />

M<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal hege i<strong>ch</strong> den Verda<strong>ch</strong>t, daß nur ein evolutionärer Qu<strong>an</strong>tensprung<br />

die Mens<strong>ch</strong>heit davor bewahren k<strong>an</strong>n, immer wieder die glei<strong>ch</strong>en<br />

Fehler zu begehen, die letztli<strong>ch</strong> in einer Selbstverni<strong>ch</strong>tung der Mens<strong>ch</strong>heit<br />

enden müssen. Der Mens<strong>ch</strong>, wie er heute besteht, s<strong>ch</strong>eint moralis<strong>ch</strong> und intellektuell<br />

überfordert zu sein, gegenüber radikalen, aber friedli<strong>ch</strong>en Dissidenten<br />

toler<strong>an</strong>t zu sein, die <strong>an</strong> den Dogmen und Tabus einer Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

rütteln.<br />

142


“Eine neue wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Wahrheit pflegt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in<br />

der Weise dur<strong>ch</strong>zusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden<br />

und si<strong>ch</strong> als belehrt erklären, sondern vielmehr dadur<strong>ch</strong>, daß<br />

ihre Gegner allmähli<strong>ch</strong> aussterben und daß die<br />

her<strong>an</strong>wa<strong>ch</strong>sende Generation von vornherein mit der<br />

Wahrheit vertraut geworden ist.”<br />

Max Pl<strong>an</strong>ck 1<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

Einige Hilfestellungen zur Unters<strong>ch</strong>eidung<br />

von guter und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

Pseudowissens<strong>ch</strong>aft als Vorwurf<br />

Der Bü<strong>ch</strong>erverbrennungsprozeß gegen das von mir unter dem Pseudonym<br />

Ernst Gauss herausgegebene Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te 2<br />

s<strong>ch</strong>lug <strong>an</strong>no 1996 so hohe Wellen, daß si<strong>ch</strong> sogar die ARD-Tagesthemen<br />

vom 6. Juni 1996 bemüßigt sahen, darüber zu beri<strong>ch</strong>ten. 3 Typis<strong>ch</strong> bei dieser<br />

Beri<strong>ch</strong>terstatung war die Wortwahl, mit der das von mir herausgegebene<br />

Bu<strong>ch</strong> beda<strong>ch</strong>t wurde: “pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Ma<strong>ch</strong>werk”, wobei der<br />

beri<strong>ch</strong>tende Journalist Stef<strong>an</strong> Rocker auf Ausführungen des in diesem Verfahren<br />

plädierenden Staats<strong>an</strong>waltes Bezug nahm. 4 Daß dem Bu<strong>ch</strong> von zwei<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Historikern Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit bes<strong>ch</strong>einigt worden war, die<br />

Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft aber im Gegenzug keinen Experten <strong>an</strong>führen konnte, der<br />

dem Bu<strong>ch</strong> diese Eigens<strong>ch</strong>aft abspra<strong>ch</strong>, wurde von den Tagesthemen geflissentli<strong>ch</strong><br />

überg<strong>an</strong>gen. Der Einziehungsbes<strong>ch</strong>luß gegen mein Bu<strong>ch</strong>, die Verurteilung<br />

meines Verlegers sowie der gegen mi<strong>ch</strong> vom Tübinger Geri<strong>ch</strong>t er-<br />

1<br />

Max Pl<strong>an</strong>ck, Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Selbstbiographie, Barth, Leipzig 1948, S. 22.<br />

2<br />

Vgl. hierzu den Beitrag “Deuts<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>tsurteil: Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Werk wird<br />

verbr<strong>an</strong>nt” in diesem B<strong>an</strong>d.<br />

3<br />

Vgl. den Beitrag “Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>” in diesem B<strong>an</strong>d. Die taz<br />

gab den Inhalt dieser Reportage am 10.6.1996 auf S. 14 wieder.<br />

4<br />

Vgl. dazu den kurzen Prozeßberi<strong>ch</strong>t in diesem B<strong>an</strong>d auf S. 235.<br />

143


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

lassene Haftbefehl 5 war dem Journalisten Beweis genug, daß Staats<strong>an</strong>walt<br />

und Ri<strong>ch</strong>ter besser wissen, was Wissens<strong>ch</strong>aft ist, als die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tssa<strong>ch</strong>verständigen.<br />

Wer will im obrigkeitshörigen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d s<strong>ch</strong>on dar<strong>an</strong> zweifeln?<br />

Au<strong>ch</strong> das Stuttgarter L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t, daß mi<strong>ch</strong> wegen meines Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>tens<br />

im Juni 1995 zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt hatte, 6 versu<strong>ch</strong>te<br />

die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit meiner Arbeiten in seiner Urteilsbegründung in<br />

ein zweifelhaftes Li<strong>ch</strong>t zu stellen, etwa dur<strong>ch</strong> Formulierungen vom Stil<br />

“s<strong>ch</strong>einbare Objektivität” (S. 239) bzw. “Ans<strong>ch</strong>ein von Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit” (S.<br />

26).<br />

Eine derartige Verunglimpfung der von Dissidenten verfaßten Arbeiten<br />

ist in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d leider kein Einzelfall. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wird dem Holocaust-<br />

Revisionismus von staatli<strong>ch</strong>en Stellen eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Justiz immer wieder<br />

vorgeworfen, es h<strong>an</strong>dele si<strong>ch</strong> bei ihm um eine Pseudowissens<strong>ch</strong>aft, die daher<br />

ni<strong>ch</strong>t den S<strong>ch</strong>utz des Grundgesetzes auf Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit genießen<br />

könne. Ein Blick in so ziemli<strong>ch</strong> alle Ausgaben der diversen Verfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>te,<br />

die von der Bundesprüfstelle gefällten Indizierungsbes<strong>ch</strong>lüsse<br />

sowie die diversen Strafurteile deuts<strong>ch</strong>er Geri<strong>ch</strong>te gegen Revisionisten<br />

bzw. deren Einziehungsbes<strong>ch</strong>lüsse gegen entspre<strong>ch</strong>ende Publikationen<br />

dürften dafür Beweis genug sein. 7<br />

M<strong>an</strong> muß jedo<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> ein wenig <strong>an</strong> der Oberflä<strong>ch</strong>e sol<strong>ch</strong>er Paus<strong>ch</strong>alverurteilungen<br />

kratzen, um festzustellen, daß es si<strong>ch</strong> dabei um ni<strong>ch</strong>ts<br />

weiter h<strong>an</strong>delt als um “pseudojuristis<strong>ch</strong>e Tots<strong>ch</strong>lagvokabeln”, wie es der<br />

Verteidiger meines Verlegers im Verfahren gegen mein Bu<strong>ch</strong> Grundlagen<br />

ausdrückte: M<strong>an</strong> frage s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t jene Person, die derartige Vorwürfe ma<strong>ch</strong>t,<br />

wie sie denn Wissens<strong>ch</strong>aft definiere und was Wissens<strong>ch</strong>aft von Pseudowissens<strong>ch</strong>aft<br />

unters<strong>ch</strong>eidet. Die überwiegende Mehrheit hat nämli<strong>ch</strong> keinen<br />

blassen S<strong>ch</strong>immer, wie Wissens<strong>ch</strong>aft definiert ist, ges<strong>ch</strong>weige denn, was<br />

der Begriff “Pseudowissens<strong>ch</strong>aft” bedeutet. No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal die Mehrheit<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aftler selbst hat si<strong>ch</strong> je Ged<strong>an</strong>ken darüber gema<strong>ch</strong>t, wie<br />

m<strong>an</strong> ihr H<strong>an</strong>dwerk formell definiert. So traurig dieser Umst<strong>an</strong>d ist, so bezei<strong>ch</strong>nend<br />

ist er für eine Gesells<strong>ch</strong>aft, die die Wissens<strong>ch</strong>aft bisweilen für<br />

5<br />

Vgl. das S<strong>ch</strong>reiben meines Verteidigers Thomas Mende, 20.5.1996<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos7_d.pdf).<br />

6<br />

LG Stuttgart, Az. 17 KLs 83/94 (www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos1_d.pdf).<br />

7<br />

Vgl. dazu die in der aktuellen Ausgabe des Periodikums der Bundesprüfstelle, BPjM Aktuell<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos78.html), ausgewiesenen Indizierungen<br />

sowie die Bu<strong>ch</strong>einziehungs- und Bes<strong>ch</strong>lagnahmebes<strong>ch</strong>lüsse wie im Internet aufgeführt:<br />

www.vho.org/censor/Censor.html.<br />

144


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

gottglei<strong>ch</strong> hält: unnahbar, un<strong>an</strong>zweifelbar, unfehlbar und undefinierbar.<br />

Dieser Umst<strong>an</strong>d spielt freili<strong>ch</strong> jenen Polemikern in die Hände, die mit eindrucksvollen<br />

S<strong>ch</strong>lagworten den Ruf unbeliebter Bürger ruinieren wollen.<br />

I<strong>ch</strong> habe bereits <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle in diesem Bu<strong>ch</strong> eine knappe Definition<br />

von Wissens<strong>ch</strong>aft und Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit gegeben (vgl. S. 77) und bin<br />

der Frage na<strong>ch</strong>geg<strong>an</strong>gen, ob die Revisionisten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sind oder<br />

ni<strong>ch</strong>t (S. 107). Na<strong>ch</strong>folgend mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> das Thema etwas ausweiten, und<br />

zwar erstens dur<strong>ch</strong> die Analyse vers<strong>ch</strong>iedener Kriterien, die die Unters<strong>ch</strong>eidung<br />

zwis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aft und Pseudowissens<strong>ch</strong>aft ermögli<strong>ch</strong>en,<br />

und zweitens <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einiger frappierender Beispiele von Unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

wi<strong>ch</strong>tiger Gegner des Revisionismus.<br />

Diagnose von Pseudowissens<strong>ch</strong>aft<br />

Zunä<strong>ch</strong>st müssen wir uns von der Vorstellung befreien, die Verfolgung<br />

bzw. Unterdrückung unerwüns<strong>ch</strong>ter wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Ansi<strong>ch</strong>ten sei ein<br />

Phänomen, das auf den ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Revisionismus bes<strong>ch</strong>ränkt ist. Mit<br />

der zunehmenden Institutionalisierung der Wissens<strong>ch</strong>aft in milliardens<strong>ch</strong>weren<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsgesells<strong>ch</strong>aften und -instituten, mit der zunehmenden<br />

Monopolisierung wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Veröffentli<strong>ch</strong>ung in streng hierar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong><br />

org<strong>an</strong>isierten Verlagen sowie mit der S<strong>ch</strong>affung ausgeklügelter bürokratis<strong>ch</strong>er<br />

Me<strong>ch</strong><strong>an</strong>ismen zur Zuweisung akademis<strong>ch</strong>er Titel und Posten<br />

erwu<strong>ch</strong>s ein System, das wesentli<strong>ch</strong> mehr auf Autoritäten, Konventionen<br />

und Paradigmen beruht als auf dem Genius des individuellen Wissens<strong>ch</strong>aftlers,<br />

der zwis<strong>ch</strong>en dem 15. und dem 19. Jahrhundert den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Betrieb beherrs<strong>ch</strong>te.<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g darf i<strong>ch</strong> aus einem Beitrag des am<br />

Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut für Astrophysik in Gar<strong>ch</strong>ing bei Mün<strong>ch</strong>en tätigen<br />

Astrophysikers Halton Arp zitieren, der aufgrund seiner dissidenten Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

zum Urknall S<strong>ch</strong>wierigkeiten mit seinem Berufsst<strong>an</strong>d bekam. In<br />

dem hier zitierten Beitrag sieht er den weltweiten Wissens<strong>ch</strong>aftsbetrieb auf<br />

dem Mars<strong>ch</strong> zur Dogmatisierung. Er führt aus: 8<br />

“Natürli<strong>ch</strong> gibt es sowohl in der Wissens<strong>ch</strong>aft als au<strong>ch</strong> in der Religion<br />

eine hinterfragende, fors<strong>ch</strong>ende Seite, die der Mens<strong>ch</strong>heit <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs wi<strong>ch</strong>tig<br />

war, aber was die meisten Mens<strong>ch</strong>en heute als fundamental ri<strong>ch</strong>tiges<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Wissen <strong>an</strong>sehen, k<strong>an</strong>n kaum von dem unters<strong>ch</strong>ieden<br />

8<br />

Halton Arp, “What Has Science Come to?”, Journal of Scientific Exploration, 14(3)<br />

(2000), S. 447–454.<br />

145


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

146<br />

werden, was Religionen vor einigen Jahrhunderten <strong>an</strong> Wahrheiten verbreiteten.<br />

Der tödli<strong>ch</strong>e Teil der letzteren waren Dogmen, die dur<strong>ch</strong> wiederholbare<br />

Experimente ni<strong>ch</strong>t gestützt werden konnten. Der s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>ste<br />

Aspekt der heutigen Wissens<strong>ch</strong>aft sind weitverbreitete Theorien, die<br />

längst dur<strong>ch</strong> Beoba<strong>ch</strong>tungen und Experimente widerlegt sind. In beiden<br />

Fällen werden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten dur<strong>ch</strong> Autoritäten vorges<strong>ch</strong>rieben und <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend<br />

dur<strong>ch</strong> erzieheris<strong>ch</strong>e, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und sozio-politis<strong>ch</strong>e Institutionen<br />

verteidigt. […]<br />

Der s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>ste Gesi<strong>ch</strong>tspunkt dessen, was aus der Wissens<strong>ch</strong>aft geworden<br />

ist, ist der vorsätzli<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>, Beweise zu verbergen, die dem<br />

gegenwärtigen Paradigma widerspre<strong>ch</strong>en. Die meisten Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

huldigen auf rituelle Weise der Ansi<strong>ch</strong>t, daß ‘m<strong>an</strong> eine Theorie niemals<br />

beweisen k<strong>an</strong>n, sondern nur widerlegen.’ In dur<strong>ch</strong>aus mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Weise<br />

h<strong>an</strong>deln sie jedo<strong>ch</strong> genau umgekehrt, indem sie s<strong>ch</strong>lußfolgern, daß<br />

‘eine Beoba<strong>ch</strong>tung, die dem widerspri<strong>ch</strong>t, was i<strong>ch</strong> als ri<strong>ch</strong>tig <strong>an</strong>sehe,<br />

fals<strong>ch</strong> sein muß.’<br />

Die Tradition der Beguta<strong>ch</strong>tung dur<strong>ch</strong> Fa<strong>ch</strong>kollegen von Artikeln, die<br />

in professionellen Zeits<strong>ch</strong>riften veröffentli<strong>ch</strong>t werden sollen, ist zu einer<br />

fast totalen Zensur verkommen. Ursprüngli<strong>ch</strong> konnte ein Rezensent dem<br />

Autor helfen, seinen Artikel zu verbessern, indem er auf Re<strong>ch</strong>enfehler,<br />

Quellenverweise, stilistis<strong>ch</strong>e Klarheit usw. verwies, aber heutzutage benutzen<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler, die in ihre eigenen Theorien verliebt sind, ihre<br />

Ernennung zu einem ‘Kollegen-Beguta<strong>ch</strong>ter’ dazu, sol<strong>ch</strong>e Artikel zurückzuweisen,<br />

die Ergebnisse enthalten, die ihren Steckenpferden zuwiderlaufen.<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n das Ausmaß der beteiligten Gefühle ermessen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

der Häufigkeit persönli<strong>ch</strong>er Angriffe in den <strong>an</strong> die Herausgeber<br />

ges<strong>an</strong>dten Beri<strong>ch</strong>ten (die von den Herausgebern im glei<strong>ch</strong>en Geiste <strong>an</strong><br />

die Autoren weitergegeben werden). Die einzigen mir bek<strong>an</strong>nten verglei<strong>ch</strong>baren<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzungen sind die leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kriege<br />

zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen religiösen Doktrinen verg<strong>an</strong>gener Jahrhunderte.<br />

Die Medien beri<strong>ch</strong>ten freili<strong>ch</strong> nur, was etablierte akademis<strong>ch</strong>e Zentren<br />

von si<strong>ch</strong> geben, die starke Fin<strong>an</strong>z- und Prestige-Interessen <strong>an</strong> der<br />

Aufre<strong>ch</strong>terhaltung des Status Quo haben. Das Ergebnis dessen ist, daß<br />

e<strong>ch</strong>te investigative Wissens<strong>ch</strong>aft heute zumeist eine Untergrund-Aktivität<br />

ist. Unabhängige, oft autonome Fors<strong>ch</strong>er veröffentli<strong>ch</strong>en in kleinen, privat<br />

fin<strong>an</strong>zierten Zeits<strong>ch</strong>riften in kleiner Auflage. Es ist s<strong>ch</strong>wer vorauszusagen,<br />

ob der Einfluß der ‘Großwissens<strong>ch</strong>aft’ über viele Generationen<br />

hinweg l<strong>an</strong>gsam erodieren wird, ähnli<strong>ch</strong> der mittelalterli<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e,<br />

oder ob es zu einer plötzli<strong>ch</strong>en Rebellion mit Sk<strong>an</strong>dalen und Korruption


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

kommen wird, über die von investigativen Journalisten beri<strong>ch</strong>tet werden<br />

wird. […]<br />

Die meisten Absolventen <strong>an</strong>gesehener Fors<strong>ch</strong>ungsabteilungen wurden<br />

leider inmitten eines fortwährenden Spektakels prominenter Persönli<strong>ch</strong>keiten<br />

erzogen, die ihre eigenen Ansi<strong>ch</strong>ten veröffentli<strong>ch</strong>en und zuglei<strong>ch</strong><br />

offenkundige, beoba<strong>ch</strong>tbare Gegenbeweise unterdrücken. Die für den<br />

Fors<strong>ch</strong>er vorteilhafteste Antwort ist ni<strong>ch</strong>t unbedingt die Antwort, die für<br />

die Gesells<strong>ch</strong>aft am vorteilhaftesten ist. Es gibt wohlbek<strong>an</strong>nte Abteilungen,<br />

die fast nur mit persönli<strong>ch</strong>en Angelegenheiten von akademis<strong>ch</strong>er<br />

Stellung und Konkurrenz bes<strong>ch</strong>äftigt sind, <strong>an</strong>statt mit dem wirkli<strong>ch</strong> Ents<strong>ch</strong>eidenden,<br />

nämli<strong>ch</strong> der professionellen Kompetenz. […]<br />

Andererseits versu<strong>ch</strong>te die Wissens<strong>ch</strong>aft, Ereignisse objektiv aufzuzei<strong>ch</strong>nen.<br />

Aber womögli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> ähnli<strong>ch</strong>e unterbewußte Annahmen<br />

[wie bei Religionen] ein und beeinflußten alle si<strong>ch</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließenden<br />

Interpretationen. Und hier wie da, als si<strong>ch</strong> die Wissens<strong>ch</strong>aft org<strong>an</strong>isierte,<br />

wurden Autoritäten mit jenen ‘Gesetzen’ in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t,<br />

für deren Entdeckungen sie gepriesen wurden.<br />

Die org<strong>an</strong>isierte Religion hat im Laufe der Jahrhunderte eine große<br />

Zahl von Mens<strong>ch</strong>en erfolgrei<strong>ch</strong> unter dem B<strong>an</strong>ner von ‘Glaube gegen<br />

Häresie’ umgebra<strong>ch</strong>t, obwohl es ihr wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> mehr um persönli<strong>ch</strong>en<br />

Profit und um Ma<strong>ch</strong>t ging. Die Wissens<strong>ch</strong>aft entwickelte si<strong>ch</strong> einige<br />

Jahrhunderte später in weniger blutrünstigen Gesells<strong>ch</strong>aften, aber sie<br />

hat viele neue Ideen und Entdeckungen verzögert oder abgewürgt und<br />

aus womögli<strong>ch</strong> den glei<strong>ch</strong>en Gründen viele Fehler beg<strong>an</strong>gen.”<br />

Wer si<strong>ch</strong> nur ein wenig im Internet umsieht, der wird dort finden, was<br />

<strong>an</strong>sonsten in den Massenmedien zumindest zur Zeit no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>wiegen<br />

wird: Die Theorie vom Urknall, die Auffassung über Raum und Zeit, das<br />

Verständnis von Gravitation, ja die gesamte Relativitätstheorie werden<br />

mittlerweile von vielen Wissens<strong>ch</strong>aftlern mit allerlei wohlfundierten Argumenten<br />

<strong>an</strong>gezweifelt und massiv <strong>an</strong>gegriffen. Unser gesamtes physikalis<strong>ch</strong>es<br />

Weltbild ist in den letzten Jahrzehnten ins S<strong>ch</strong>w<strong>an</strong>ken geraten – die<br />

“Großwissens<strong>ch</strong>aft” jedo<strong>ch</strong> weigert si<strong>ch</strong>, von diesen Dingen Kenntnis zu<br />

nehmen. 9<br />

Skepsis ist eine gute Eigens<strong>ch</strong>aft, insbesondere d<strong>an</strong>n, wenn eine Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

massiv von Personen und Institutionen beeinflußt wird, die keiner<br />

9<br />

Vgl. dazu G. <strong>Rudolf</strong>, “Von Rei<strong>ch</strong>sflugs<strong>ch</strong>eiben, Deuts<strong>ch</strong>er Physik und dem Perpetuum<br />

Mobile”, VffG 5(4) (2001), S. 459-463; C. Nordling, “Wissens<strong>ch</strong>aftler gegen Wissens<strong>ch</strong>aft”,<br />

VffG 8(1) (2004), S. 27-39.<br />

147


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Kontrolle unterliegen, was m<strong>an</strong> wohl über den Wissens<strong>ch</strong>aftsbetrieb wird<br />

sagen dürfen. Inzwis<strong>ch</strong>en org<strong>an</strong>isieren si<strong>ch</strong> sogar die Skeptiker, die ni<strong>ch</strong>t<br />

nur der Großwissens<strong>ch</strong>aft gegenüber kritis<strong>ch</strong> sein wollen, sondern au<strong>ch</strong> den<br />

Kleinwissens<strong>ch</strong>aftlern und Mö<strong>ch</strong>tegern-Wissens<strong>ch</strong>aftlern gegenüber kritis<strong>ch</strong><br />

sein müssen, die ja letztli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres sind als nur Mens<strong>ch</strong>en.<br />

In K<strong>an</strong>ada zum Beispiel gibt es eine “Skeptic Society”, die vorgibt,<br />

si<strong>ch</strong> den Paradigmen und Tabus des modernen Wissens<strong>ch</strong>aftsbetriebes<br />

skeptis<strong>ch</strong> zu nähern. Die S<strong>ch</strong>wierigkeit liegt darin, bere<strong>ch</strong>tige Angriffe auf<br />

bestehende Paradigmen von unbere<strong>ch</strong>tigten zu unters<strong>ch</strong>eiden. Die Trennungslinie<br />

ist naturgemäß vers<strong>ch</strong>wommen. Sie liegt dort, wo die Trennungslinie<br />

zwis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aft und Pseudowissens<strong>ch</strong>aft verläuft, was<br />

uns zu unserem Thema zurückbringt.<br />

In einem der Rundbriefe dieser k<strong>an</strong>adis<strong>ch</strong>en “Skeptic Society” untersu<strong>ch</strong>t<br />

ein Lee Moller, wel<strong>ch</strong>e Fragen helfen könnten, eine “Pseudowissens<strong>ch</strong>aft”<br />

zu entlarven, insbesondere au<strong>ch</strong>, um sie von einer “Vorwissens<strong>ch</strong>aft”<br />

(Protowissens<strong>ch</strong>aft) zu unters<strong>ch</strong>eiden, die si<strong>ch</strong> neu zu bilden und zu<br />

etablieren versu<strong>ch</strong>t. 10 I<strong>ch</strong> erlaube mir im folgenden, die von Lee Moller<br />

aufgeführten Fragen mit Bezug auf die Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ung sowohl für<br />

den Revisionismus als au<strong>ch</strong> die etablierte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft zu erörtern.<br />

11<br />

1. Hat es Forts<strong>ch</strong>ritte gegeben?<br />

Der Holocaust-Revisionismus hat ohne Zweifel gewaltige Forts<strong>ch</strong>ritte<br />

gema<strong>ch</strong>t. M<strong>an</strong> verglei<strong>ch</strong>e z.B. Rassiniers Übersi<strong>ch</strong>tswerk Was ist Wahrheit<br />

12 mit der englis<strong>ch</strong>en Neuauflage des Sammelb<strong>an</strong>des Grundlagen zur<br />

Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te; 13 oder die bei Emil Aretz 14 wiedergegebenen Kenntnisse zu<br />

10<br />

“BCS Debates a Qi Gong Master”, Rational Enquirer, 6(4) (1994), hgg. von der British<br />

Columbia Skeptics Society, http://psg.com/~ted/bcskeptics/ratenq/Re6.4-<br />

QigongDebate.html.<br />

11<br />

Mollers Frage Nr. 14 “Zeigt die Disziplin den ‘S<strong>ch</strong>eu-Effekt’, d.h. m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal funktioniert<br />

es und m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal ni<strong>ch</strong>t?” habe i<strong>ch</strong> hier ausgelassen, da sie hier ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>wendbar ist. Eine<br />

tabellaris<strong>ch</strong>e Aufführung der Antworten auf diese Fragen habe i<strong>ch</strong> bereits zuvor veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

in VffG 7(3&4) (2003), S. 403-405.<br />

12<br />

8. Aufl., Druffel-Verlag, Leoni 1982.<br />

13<br />

G. <strong>Rudolf</strong> (Hg.), Dissecting the Holocaust, 2. Aufl., Theses & Dissertations Press, Chicago,<br />

2003 (vho.org/GB/Books/dth).<br />

14<br />

Hexen-Einmal-Eins einer Lüge, Verlag Hohe Warte, Pähl/Obb. 1976.<br />

148


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

den Aus<strong>ch</strong>witzer Krematorien mit denen von Carlo Mattogno; 15 oder J.G.<br />

Burgs Ausführungen über Majd<strong>an</strong>ek 16 mit denen von J. Graf und C. Mattogno.<br />

17 M<strong>an</strong> erkennt daraus, daß der Revisionismus auf g<strong>an</strong>zer Ebene sowohl<br />

in der Breite wie in der Tiefe enorme Erkenntnisgewinne verzei<strong>ch</strong>nen<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Wenn m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> dagegen der Holocaust-Fors<strong>ch</strong>ung der etablierten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft<br />

zuwendet – forthin als “Holocaustismus” bezei<strong>ch</strong>net<br />

–, so stellt si<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st die Frage, was dort eigentli<strong>ch</strong> als “Forts<strong>ch</strong>ritt” zu<br />

bezei<strong>ch</strong>nen wäre. Der Holocaustismus hat ohne Zweifel viel Detailarbeit<br />

geleistet, was die Dokumentierung der Judenverfolgung im Dritten Rei<strong>ch</strong><br />

selbst <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt. Wenn es aber darum geht, seine These von der gepl<strong>an</strong>ten<br />

und industriellen Verni<strong>ch</strong>tung der Juden zu untermauern, so tritt er im wesentli<strong>ch</strong>en<br />

seit den Nürnberger Tribunalen auf der Stelle: na<strong>ch</strong> wie vor gibt<br />

es keine forensis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen, die diese These abstützen; na<strong>ch</strong> wie<br />

vor gibt es keine Dokumente, die diese These einw<strong>an</strong>dfrei untermauern;<br />

und na<strong>ch</strong> wie vor verläßt m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> fast auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf eine naturgemäß<br />

in ihrer Anzahl ni<strong>ch</strong>t wa<strong>ch</strong>sende Zahl von Aussagen, deren m<strong>an</strong>gelnde Zuverlässigkeit<br />

dur<strong>ch</strong> die forts<strong>ch</strong>reitende revisionistis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung immer<br />

deutli<strong>ch</strong>er dokumentiert wurde. M<strong>an</strong> mag hier Maurice Bardè<strong>ch</strong>es Nürnberg<br />

oder die Fals<strong>ch</strong>münzer 18 und Paul Rassiniers Die Lügen des Odysseus<br />

19 als erste Zeugen-Kritik betra<strong>ch</strong>ten, die, um den revisionistis<strong>ch</strong>en<br />

Forts<strong>ch</strong>ritt erneut hervorzuheben, mit Werken wie Roques’ Analyse des<br />

Gerstein-Geständnisses, 20 meiner Untersu<strong>ch</strong>ung des Wertes von Aussagen<br />

und Geständnissen zum Holocaust 21 und Grafs Analyse der Aussagen über<br />

Vergasungen in Aus<strong>ch</strong>witz 22 übertroffen wurden.<br />

15<br />

In G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 13), S. 373-412; Carlo Mattognos oftmals <strong>an</strong>gekündigtes zweibändiges<br />

Werk ist inzwis<strong>ch</strong>en beim Drucker!<br />

16<br />

J.G. Burg, Zionazi-Zensur in der BRD, Ederer, Mün<strong>ch</strong>en 1980 (www.vho.org/D/zz).<br />

17<br />

Carlo Mattogno, Jürgen Graf, KL Majd<strong>an</strong>ek. Eine historis<strong>ch</strong>e und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Studie, 2.<br />

Auflage, Castle Hill Publishers, Hastings 2004 (vho.org/D/Majd<strong>an</strong>ek).<br />

18<br />

M. Bardè<strong>ch</strong>e, Nürnberg oder die Fals<strong>ch</strong>münzer, Reprint, Verlag für g<strong>an</strong>zheitli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung<br />

und Kultur, Viöl 1992<br />

19<br />

R. Rassinier, Die Lüge des Odysseus, K.-H. Priester, Wiesbaden 1959.<br />

20<br />

Henry Roques, Die “Geständnisse” des Kurt Gerstein, Druffel, Leoni 1986.<br />

21<br />

M<strong>an</strong>fred Köhler (=G. <strong>Rudolf</strong>), “The Value of Testimony <strong>an</strong>d Confessions Concerning the<br />

Holocaust”, in G. <strong>Rudolf</strong> (Hg.), aaO. (Anm. 13), S. 85-131; aktualisierte Fassung des<br />

deuts<strong>ch</strong>en Beitrages in Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Grabert, Tübingen 1994, S. 61-98.<br />

22<br />

Jürgen Graf, Aus<strong>ch</strong>witz. Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust, Neue Visionen<br />

Verlag, Würenlos 1994 (vho.org/D/atuadh).<br />

149


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Mit <strong>an</strong>deren Worten: der Holocaustismus tritt in Sa<strong>ch</strong>en “Judenverni<strong>ch</strong>tung”<br />

auf der Stelle.<br />

2. Verwendet die Disziplin Fa<strong>ch</strong>begriffe, ohne sie klar zu definieren?<br />

Zumal es si<strong>ch</strong> weder beim Revisionismus no<strong>ch</strong> beim Holocaustismus um<br />

eigene Disziplinen h<strong>an</strong>delt, sollte m<strong>an</strong> eigentli<strong>ch</strong> meinen, daß diese Frage<br />

hier gar ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>wendbar ist, und für den Revisionismus trifft dies au<strong>ch</strong> ohne<br />

Zweifel zu.<br />

Wendet m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> allerdings dem Holocaustismus zu, so gilt es hier einen<br />

Berei<strong>ch</strong> auszuleu<strong>ch</strong>ten, der dur<strong>ch</strong>aus unter dieser Fragestellung beh<strong>an</strong>delt<br />

gehört, nämli<strong>ch</strong> die m<strong>an</strong>gelnde Definition des Begriffs “Mens<strong>ch</strong>engaskammer”<br />

sowie das Problem der sogen<strong>an</strong>nten Tarnspra<strong>ch</strong>e, also die Unklarheit<br />

der Interpretation bestimmter historis<strong>ch</strong>er Begriffe.<br />

Das erste <strong>an</strong>gespro<strong>ch</strong>ene Problem mag dem Leser seltsam vorkommen,<br />

denn s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wissen wir ja alle, was eine Mens<strong>ch</strong>engaskammer ist. Aber<br />

wenn i<strong>ch</strong> den Leser frage, wie ein sol<strong>ch</strong>es Ding definiert ist, wel<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften<br />

es hat, wo m<strong>an</strong> Baupläne dazu finden k<strong>an</strong>n, wo te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>reibungen,<br />

und Betriebs<strong>an</strong>leitungen, so wird das Problem viellei<strong>ch</strong>t<br />

deutli<strong>ch</strong>er. Der Holocaust steht und fällt mit der Mordwaffe “Massenverni<strong>ch</strong>tungs-Gaskammer”.<br />

Sie ist das Zentrum des te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en, industrialisierten<br />

Massenmordes, dessen die Nationalsozialisten <strong>an</strong>geklagt wurden<br />

und werden. In ihnen sollen Millionen von Mens<strong>ch</strong>en getötet worden sein.<br />

Der Bau von Anlagen, die in wenigen Jahren Millionen von Mens<strong>ch</strong>en töten<br />

können, muß Spuren hinterlassen: Entwürfe, Prototypen, Bes<strong>ch</strong>reibungen,<br />

Bau- und Betriebs<strong>an</strong>leitungen. Robert Faurisson hat es auf den Punkt<br />

gebra<strong>ch</strong>t: Bevor m<strong>an</strong> über den Holocaust spri<strong>ch</strong>t, muß m<strong>an</strong> seine Herausforderung<br />

<strong>an</strong>nehmen:<br />

“Zeige oder male mir eine Nazi-Gaskammer!”<br />

Alles, was der Holocaustismus <strong>an</strong>führen k<strong>an</strong>n, sind Baupläne normaler<br />

Räume sowie Zeugenaussagen, die in vers<strong>ch</strong>iedenem Ausmaß si<strong>ch</strong> unterein<strong>an</strong>der<br />

widerspre<strong>ch</strong>en, den Tatsa<strong>ch</strong>en widerspre<strong>ch</strong>en und dem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

und naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>en widerspre<strong>ch</strong>en. Aber eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong>vollziehbare Definition eines <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Massens<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>thauses, das<br />

in der Lage gewesen wäre, die behauptete industrialisierte Verni<strong>ch</strong>tung<br />

dur<strong>ch</strong>zuführen, hat bisher no<strong>ch</strong> niem<strong>an</strong>d zuwege gebra<strong>ch</strong>t. Wie hat es Halton<br />

Arp do<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> ausgedrückt?<br />

“[…] was die meisten Mens<strong>ch</strong>en heute als fundamental ri<strong>ch</strong>tiges wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Wissen <strong>an</strong>sehen, k<strong>an</strong>n kaum von dem unters<strong>ch</strong>ieden wer-<br />

150


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

den, was Religionen vor einigen Jahrhunderten <strong>an</strong> Wahrheiten verbreiteten.”<br />

Ähnli<strong>ch</strong> verhält es si<strong>ch</strong> mit <strong>an</strong>deren Begriffen, die der Holocaustismus<br />

einfa<strong>ch</strong> so in den Raum wirft, ohne sie überhaupt zu definieren, wie etwa<br />

der Umst<strong>an</strong>d, daß es Dokumente aus dem ehemaligen KL Aus<strong>ch</strong>witz gibt,<br />

in denen der Begriff “gasdi<strong>ch</strong>te Tür” auftau<strong>ch</strong>t. Der geneigte, hysterisierte<br />

Leser bekommt glei<strong>ch</strong> einen Herzkasperl, wenn er au<strong>ch</strong> nur das Präfix<br />

“Gas” im Zusammenh<strong>an</strong>g mit Aus<strong>ch</strong>witz hört, und genau auf diese Assoziation<br />

Gas – Gaskammer – Massenmord setzt der Holocaustismus bei seiner<br />

unkritis<strong>ch</strong>en Anhängers<strong>ch</strong>aft. Da kümmert m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n gar ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr darum herauszufinden, was denn dieser Begriff, wenn er in derartigen<br />

Dokumenten auftau<strong>ch</strong>te, überhaupt bedeutet haben k<strong>an</strong>n. Revisionisten haben<br />

gezeigt, daß es si<strong>ch</strong> dabei na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> eben ni<strong>ch</strong>t um te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> gasdi<strong>ch</strong>te<br />

und ausbru<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>ere, ja massenp<strong>an</strong>iksi<strong>ch</strong>ere Türen h<strong>an</strong>delte, die für<br />

eine Massenverni<strong>ch</strong>tungs-Gaskammer unerläßli<strong>ch</strong> gewesen wären. 23<br />

In einer geradezu tragikomis<strong>ch</strong>en Weise hat der Holocaustismus <strong>an</strong>dererseits<br />

die Gewohnheit, völlig harmlose St<strong>an</strong>dardbegriffe na<strong>ch</strong> Gutdünken<br />

bzw. gar entgegen der Beweislage umzudefinieren, um damit die eigenen<br />

Thesen zu unterstützen. Eine Sammlung dieser klassis<strong>ch</strong>en “Uminterpretation<br />

der Begriffe” frei na<strong>ch</strong> dem Motto, das ni<strong>ch</strong>t sein k<strong>an</strong>n, was ni<strong>ch</strong>t sein<br />

darf, ist das von Kogon und Kollegen herausgegebene Werk, Nationalsozialistis<strong>ch</strong>e<br />

Massentötungen dur<strong>ch</strong> Giftgas, 24 das in seiner Einleitung dem<br />

Leser erklärt, er müsse bestimmte Begriffe <strong>an</strong>ders verstehen, als sie überli<strong>ch</strong>erweise<br />

gemeint sind, um in den d<strong>an</strong>n aufgeführten Dokumenten etwas<br />

Kriminelles erkennen zu können. Es geht hier im wesentli<strong>ch</strong>en um Begriffe<br />

wie “Sonderbeh<strong>an</strong>dlung” “Sonderaktion”, “Umsiedlung”, “Evakuierung”<br />

usw., die laut Holocaustismus immer d<strong>an</strong>n Judenmord bedeutet haben sollen,<br />

wenn es den Herrs<strong>ch</strong>aften gerade in den Kram paßt. Diese These von<br />

der Tarnspra<strong>ch</strong>e wurde allerdings nie eindeutig untermauert, denn obwohl<br />

es ri<strong>ch</strong>tig ist, daß in m<strong>an</strong><strong>ch</strong>en deuts<strong>ch</strong>en Dokumenten Begriffe wie “Sonderbeh<strong>an</strong>dlung”<br />

eine von der Norm abwei<strong>ch</strong>ende üble Beh<strong>an</strong>dlung bedeuten<br />

konnten – spri<strong>ch</strong> Hinri<strong>ch</strong>tung – so ist es ebenso erwiesen, daß ein sol<strong>ch</strong>er<br />

Begriff genauso gut eine von der Norm abwei<strong>ch</strong>ende bevorzugte, also<br />

<strong>an</strong>genehme Beh<strong>an</strong>dlung bedeuten konnte. Der Revisionismus hat si<strong>ch</strong> dieser<br />

Frage in jüngster Zeit erstmals ausführli<strong>ch</strong>er gewidmet und <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ei-<br />

23<br />

Vgl. H<strong>an</strong>s Jürgen Nowak, Werner Radema<strong>ch</strong>er, “‘Gasdi<strong>ch</strong>te’ Türen in Aus<strong>ch</strong>witz”, VffG<br />

2(4) (1998), S. 248-261.<br />

24<br />

Eugen Kogon, Adalbert Rückerl, Herm<strong>an</strong>n L<strong>an</strong>gbein u.a., (Hg.), Nationalsozialistis<strong>ch</strong>e<br />

Massentötungen dur<strong>ch</strong> Giftgas, Fis<strong>ch</strong>er, Fr<strong>an</strong>kfurt/Main 1983.<br />

151


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

niger Beispiele aufgezeigt, wie Komplex das Problem derartiger Begriffe<br />

ist, die – zumindest was Aus<strong>ch</strong>witz <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt – na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> eben keine<br />

mörderis<strong>ch</strong>e Bedeutung haben. 25 Aus allgemeineren Untersu<strong>ch</strong>ungen zum<br />

Holocaust wird s<strong>ch</strong>nell klar, daß deuts<strong>ch</strong>e Dokumente dur<strong>ch</strong>aus “Umsiedlung”<br />

und “Evakuierung” meinten, wenn sie es sagten. 26<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts der Tatsa<strong>ch</strong>e, daß Begriffe wie “Sonderbeh<strong>an</strong>dlung” und<br />

“Umsiedlung” na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> vollkommen harmlose Bedeutungen hatten,<br />

fällt die gesamte Argumentation des Holocaustismus bezügli<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>er<br />

“Tarnbegriffe” aus logis<strong>ch</strong>en Gründen au<strong>ch</strong> in <strong>an</strong>derem Zusammenh<strong>an</strong>g in<br />

si<strong>ch</strong> zusammen: Wie hätte ein Befehlsempfänger im Dritten Rei<strong>ch</strong> wissen<br />

sollen, in wel<strong>ch</strong>em Fall er was unter einem sol<strong>ch</strong>en Begriff zu verstehen<br />

hatte? Befehle hätten nur d<strong>an</strong>n ri<strong>ch</strong>tig ausgeführt werden können, wenn in<br />

dem jeweiligen Befehl erläutert worden wäre, in wel<strong>ch</strong>em Sinne diese Ausdrücke<br />

gemeint waren. Damit aber hätte der Begriff aufgehört, getarnt zu<br />

sein.<br />

Die holocaustis<strong>ch</strong>e Tarnspra<strong>ch</strong>en-These ist daher ni<strong>ch</strong>ts als pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>arlat<strong>an</strong>erie.<br />

3. Muß m<strong>an</strong> na<strong>ch</strong>gewiesene physikalis<strong>ch</strong>e Gesetze aufgeben, um<br />

Lehrsätze einer Behauptung akzeptieren zu können?<br />

Die Grundlage des Holocaust-Revisionismus ist es gerade, daß er auf die<br />

Einhaltung na<strong>ch</strong>gewiesener physikalis<strong>ch</strong>er Gesetze besteht und all jene<br />

Zeugenaussagen verwirft, die diesen Aussagen flagr<strong>an</strong>t widerspre<strong>ch</strong>en.<br />

Im fundamentalen Gegensatz dazu steht der Holocaustismus, der auf Gedeih<br />

und Verderb darauf <strong>an</strong>gewiesen, je geradezu gezwungen ist, si<strong>ch</strong> auf<br />

jene Zeugenaussagen zu stützen, die mit ihren Aussagen grundlegenden<br />

Naturgesetzen und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten widerspre<strong>ch</strong>en. Hier Quellen<br />

aufzuführen, hieße, die gesamte revisionistis<strong>ch</strong>e Literatur Revue passieren<br />

zu lassen, denn das meiste davon ist eben gerade die Enthüllung physikalis<strong>ch</strong>-<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>-ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er<br />

Unmögli<strong>ch</strong>keiten in den Aussagen<br />

jener Zeugen, auf die si<strong>ch</strong> der Holocaustismus stützt. 27<br />

25<br />

Vgl. dazu C. Mattogno, Sonderbeh<strong>an</strong>dlung in Aus<strong>ch</strong>witz, Castle Hill Publishers, Hastings<br />

2003 (vho.org/D/sia).<br />

26<br />

Vgl. dazu C. Mattogno, J. Graf, Treblinka. Verni<strong>ch</strong>tungslager oder Dur<strong>ch</strong>g<strong>an</strong>gslager?<br />

Castle Hill Publishers, Hastings 2002 (vho.org/D/Treblinka).<br />

27<br />

Als Eing<strong>an</strong>gslektüre eignet si<strong>ch</strong> am besten G. <strong>Rudolf</strong>, Vorlesungen über den Holocaust,<br />

Castle Hill Publishers, Hastings 2005 (vho.org/D/vuedh).<br />

152


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

4. Fehlt es bei populären Darstellungen zum Thema <strong>an</strong> Quellen<strong>an</strong>gaben?<br />

Es ist leider ni<strong>ch</strong>t ungewöhnli<strong>ch</strong>, daß populäre Darstellungen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Themen bisweilen keine Quellen<strong>an</strong>gaben besitzen, obwohl dies<br />

beim Revisionismus in der Regel ni<strong>ch</strong>t der Fall ist.<br />

In dem Zusammenh<strong>an</strong>g ist wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> interess<strong>an</strong>t, darauf hinzuweisen,<br />

daß na<strong>ch</strong> Aussage des Politologen Prof. Dr. Norm<strong>an</strong> Finkelstein, der<br />

dur<strong>ch</strong> seine Studie zur Holocaust-Industrie berühmt wurde, der überwiegende<br />

Teil der Veröffentli<strong>ch</strong>ungen des Holocaustismus aus unhistoris<strong>ch</strong>er<br />

und unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Literatur bestehe. 28 Etwas vulgärerer ausgedrückt<br />

könnte m<strong>an</strong> au<strong>ch</strong> sagen, daß ein Großteil der Zigtausenden von Holocaust-<br />

Bü<strong>ch</strong>ern aus “Holo-Porn” besteht. Inwieweit m<strong>an</strong> diesen literaris<strong>ch</strong>en Unrat<br />

einer aus dem Zaum geratenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsreligion überhaupt in die Bewertung<br />

der Literatur des Holocaustismus einbeziehen will, muß jedem selbst<br />

überlassen bleiben.<br />

5. Ist das einzige <strong>an</strong>gebotene Beweismaterial <strong>an</strong>ekdotis<strong>ch</strong>er Natur?<br />

Anekdotis<strong>ch</strong>e Ausführungen revisionistis<strong>ch</strong>er Natur sind die Ausnahme.<br />

29 Im Gegensatz dazu jedo<strong>ch</strong> besteht die weit überwiegende Zahl aller<br />

Beweismittel für den Holocaustismus aus Anekdoten <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>er “Überlebender”.<br />

Forensis<strong>ch</strong>e, physis<strong>ch</strong>e Beweise fehlen völlig, und die Interpretation<br />

von Dokumenten hängt wiederum von <strong>an</strong>ekdotis<strong>ch</strong>en Aussagen ab. Insofern<br />

könnte m<strong>an</strong> dur<strong>ch</strong>aus sagen, daß das einzige <strong>an</strong>gebotene Beweismaterial<br />

des Holocaustismus in der Tat <strong>an</strong>ekdotis<strong>ch</strong>er Natur ist. Fr<strong>an</strong>szicek<br />

Piper, der Direktor des Aus<strong>ch</strong>witz-Museums und als sol<strong>ch</strong>er einer der wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Autoritäten des Holocaustismus, zieht si<strong>ch</strong> in seiner jüngsten Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit revisionistis<strong>ch</strong>en Argumenten völlig auf jene <strong>an</strong>ekdotis<strong>ch</strong>en<br />

Beweise zurück und proklamiert, daß sie jedwede te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Argumentation<br />

<strong>an</strong> Beweiskraft übertrumpften. 30<br />

28<br />

Vgl. Ri<strong>ch</strong>ard A. Widm<strong>an</strong>n “Holocaust-Literatur versus Holocaust-Wissens<strong>ch</strong>aft”, VffG<br />

2(4) (1998), S. 311f.<br />

29<br />

Dazu zählen das Erstlingswerk Rassiniers (vgl. Anm. 19) sowie jenes von Thies Christophersen<br />

(Die Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge, Kritik Nr. 23, Mohrkir<strong>ch</strong> 1973) und J.G. Burg (S<strong>ch</strong>uld und<br />

S<strong>ch</strong>icksal, Damm Verlag, Mün<strong>ch</strong>en 1962).<br />

30<br />

http://www.aus<strong>ch</strong>witz.org.pl/html/de/aktualnosci/news_big.php?id=569; vgl. C. Mattogno,<br />

“Über die Kontroverse Piper-Meyer: Sowjetpropag<strong>an</strong>da gegen Halbrevisionismus”,<br />

VffG 8(1) (2004), S. 68-76.<br />

153


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

6. Behaupten die Vertreter der Disziplin, wasserdi<strong>ch</strong>te Untersu<strong>ch</strong>ungen,<br />

die ihre These beweisen, seien dur<strong>ch</strong>geführt worden, und ein<br />

Betrug sei unmögli<strong>ch</strong> gewesen?<br />

Es wird zwar oft von f<strong>an</strong>atis<strong>ch</strong>en revisionistis<strong>ch</strong>en Anhängern – also<br />

ni<strong>ch</strong>t von “Vertretern” der Disziplin – behauptet, Guta<strong>ch</strong>ten wie das meinige<br />

31 seien “wasserdi<strong>ch</strong>t,” spri<strong>ch</strong> unwiderlegbar, wogegen i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> aber<br />

immer gewehrt habe, denn ni<strong>ch</strong>ts und niem<strong>an</strong>d ist unfehlbar. I<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong>,<br />

um bei meinem Beispiel zu bleiben, nie versu<strong>ch</strong>t zu beweisen, daß ein Betrug<br />

(etwa eine M<strong>an</strong>ipulation der Mauerproben) unmögli<strong>ch</strong> gewesen sei,<br />

denn eine sol<strong>ch</strong>e negative Beweisführung ist logis<strong>ch</strong> unmögli<strong>ch</strong>. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

unfundierte Betrugsverdä<strong>ch</strong>tigungen nur dadur<strong>ch</strong> abwehren, indem m<strong>an</strong><br />

<strong>an</strong>dere auffordert, die gema<strong>ch</strong>ten Untersu<strong>ch</strong>ungen zu wiederholen.<br />

Anders hingegen sieht es wieder einmal mit dem Holocaustismus aus.<br />

Insbesondere die geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen zum <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en “Holocaust”-Verbre<strong>ch</strong>en<br />

werden immer wieder als “wasserdi<strong>ch</strong>t” (offenkundigkeits-bildend)<br />

dargestellt, bei denen Betrug – etwa dur<strong>ch</strong> Zeugen oder<br />

dur<strong>ch</strong> alliierte Untersu<strong>ch</strong>ungskommissionen – und grundlegender Irrtum<br />

unmögli<strong>ch</strong> gewesen seien. Was k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on <strong>an</strong>deres hinter der strafbewehrten<br />

Erhebung eines bestimmten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes in den R<strong>an</strong>g absoluter<br />

“Wahrheit” verbergen als die Behauptung, die gema<strong>ch</strong>ten Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

zur Feststellung dieser “Wahrheit” seien wasserdi<strong>ch</strong>t? Und was k<strong>an</strong>n<br />

si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on <strong>an</strong>deres hinter der Straf<strong>an</strong>drohung verbergen, die in vielen Ländern<br />

Europas gegen jeden ausgespro<strong>ch</strong>en wird, der au<strong>ch</strong> nur zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Zeilen die Denkmögli<strong>ch</strong>keit offen läßt, jem<strong>an</strong>d könne in Sa<strong>ch</strong>en Holocaust<br />

gelogen oder betrogen haben, als die felsenfeste Überzeugung, daß ein Betrug<br />

unmögli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ehen sein könne?<br />

7. Wurden die Ergebnisse der erwähnten Untersu<strong>ch</strong>ungen erfolgrei<strong>ch</strong><br />

von <strong>an</strong>deren Fors<strong>ch</strong>ern wiederholt?<br />

Die revisionistis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungen werden in aller Regel von den Vertretern<br />

des Holocaustismus ignoriert, mit wenigen Ausnahmen. Der einzige<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lagabtaus<strong>ch</strong> von Untersu<strong>ch</strong>ungen und Gegenuntersu<strong>ch</strong>ungen<br />

erfolgte, na<strong>ch</strong>dem Fred Leu<strong>ch</strong>ter 32 erstmals <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Untersu-<br />

31<br />

G. <strong>Rudolf</strong>, Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, 2. Aufl. Castle Hill Publishers, Hastings 2001<br />

(www.vho.org/D/rga2).<br />

32<br />

Fred A. Leu<strong>ch</strong>ter, An Engineering Report on the alleged Execution Gas Chambers at<br />

Aus<strong>ch</strong>witz, Birkenau <strong>an</strong>d Majd<strong>an</strong>ek, Pol<strong>an</strong>d, Samisdat Publishers, Toronto 1988.<br />

154


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

<strong>ch</strong>ungen über Cy<strong>an</strong>idrückstände in den Gemäuern der als “Gaskammern”<br />

bezei<strong>ch</strong>neten Gebäude in Aus<strong>ch</strong>witz dur<strong>ch</strong>führte. Diese Ergebnisse wurden<br />

vom Krakauer J<strong>an</strong>-Sehn-Institut für Geri<strong>ch</strong>tstoxikologie na<strong>ch</strong> dessen Ansi<strong>ch</strong>t<br />

widerlegt, 33 was <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend wiederum von mir widerlegt wurden 34<br />

und so im wesentli<strong>ch</strong>en einer Rehabilitierung Leu<strong>ch</strong>ters nahe kam. Da der<br />

Krakauer Widerlegungsversu<strong>ch</strong> von besonderer Pik<strong>an</strong>terie ist, werde i<strong>ch</strong><br />

darauf im nä<strong>ch</strong>sten Unterabs<strong>ch</strong>nitt näher eingehen. Meine eigenen Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

wurden zwar bisweilen – mit zumeist oberflä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Argumenten<br />

– <strong>an</strong>gegriffen, aber bisher ni<strong>ch</strong>t widerlegt. 35<br />

8. Behaupten die Vertreter der Disziplin, sie würden übermäßig und<br />

unfair kritisiert?<br />

Die Revisionisten bes<strong>ch</strong>weren si<strong>ch</strong> bisweilen, daß m<strong>an</strong> sie ni<strong>ch</strong>t genügend(!)<br />

in der Sa<strong>ch</strong>e bea<strong>ch</strong>te und kritisiere. Die Vertreter des Holocaustismus<br />

reagieren darauf gelegentli<strong>ch</strong> dahingehend, daß sie eine Diskussion<br />

oder eine inhaltli<strong>ch</strong>e Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit revisionistis<strong>ch</strong>en Thesen<br />

verweigern, um, wie sie sagen, dem Revisionismus ni<strong>ch</strong>t den Ans<strong>ch</strong>ein zu<br />

geben, es h<strong>an</strong>dele si<strong>ch</strong> dabei um eine ernstzunehmende Position. 36 Revisionisten<br />

bes<strong>ch</strong>weren si<strong>ch</strong> allerdings au<strong>ch</strong> öfter über unsa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e, personenbezogene<br />

Kritik bzw. über politis<strong>ch</strong>e Verdä<strong>ch</strong>tigungen und massive Verbalinjurien.<br />

Kritik am Holocaustismus wird als obszön und illegal <strong>an</strong>gesehen und<br />

k<strong>an</strong>n, wie jeder Deuts<strong>ch</strong>e weiß, in l<strong>an</strong>gen Gefängnisstrafen enden. Die hinter<br />

diesem Kritikverbot stehende Behauptung ist ohne Zweifel die, daß eine<br />

sol<strong>ch</strong>e Kritik dermaßen unfair und übermäßig sei, daß m<strong>an</strong> gar meint, si<strong>ch</strong><br />

ihrer mit dem Strafre<strong>ch</strong>t erwehren zu müssen.<br />

33<br />

J. Markiewicz, W. Gubala, J. Labedz, Z Zagadnien Nauk Sadowy<strong>ch</strong>, Z XXX (1994) S.<br />

17-27 (www2.ca.nizkor.org/ftp.cgi/orgs/polish/institute-for-forensic-resear<strong>ch</strong>/postleu<strong>ch</strong>ter.report).<br />

34<br />

G. <strong>Rudolf</strong>, “Polnis<strong>ch</strong>e Wissens<strong>ch</strong>aft”, in: ders., Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen, Castle Hill Publishers,<br />

Hastings 2005 (vho.org/D/al).<br />

35<br />

Vgl. dazu neben dem in der vorhergehenden Anmerkung gen<strong>an</strong>nten Bu<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die neueste<br />

englis<strong>ch</strong>e Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens: The <strong>Rudolf</strong> Report, Theses & Dissertations<br />

Press, Chicago 2003 (vho.org/GB/Books/trr).<br />

36<br />

Besonders agressive in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t: Deborah E. Lipstadt, Betrifft: Leugnen des Holocaust,<br />

Rio Verlag, Züri<strong>ch</strong> 1994.<br />

155


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

9. Wird die Disziplin nur <strong>an</strong> Institutionen ohne Reputation gelehrt?<br />

Der Revisionismus wird wegen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Verfolgung überhaupt nirgends gelehrt. Es h<strong>an</strong>delt si<strong>ch</strong> bei ihm um eine<br />

reine Untergrunddisziplin. Sie fristet quasi ein Katakomben-Dasein.<br />

Der Holocaustismus dagegen wird <strong>an</strong> allen Institutionen mit der hö<strong>ch</strong>sten<br />

Reputation gelehrt, und zwar ni<strong>ch</strong>t etwa, weil diese Denks<strong>ch</strong>ule ein so<br />

hohes Ansehen genießt oder verleiht, sondern weil jeder S<strong>ch</strong>ule von Ansehen,<br />

die diese Thesen ni<strong>ch</strong>t lehren würde, s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ihr Ansehen verlöre. Die<br />

Lehre des Holocaustismus ist in vielen Ländern, sogar in vielen Staaten der<br />

USA, per Gesetz vorges<strong>ch</strong>rieben, die Lehre des Revisionismus dagegen<br />

dur<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>riebenes oder do<strong>ch</strong> zumindest unges<strong>ch</strong>riebenes Gesetz bei juristis<strong>ch</strong>er<br />

und/oder gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Straf<strong>an</strong>drohung verboten.<br />

Nun gerei<strong>ch</strong>t dieser Umst<strong>an</strong>d des Überall-Gelehrt-Werdens dem Holocaustismus<br />

dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t zur Ehre, denn dahinter steht ni<strong>ch</strong>t wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Überzeugungskraft, sondern s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t staatli<strong>ch</strong>-totalitärer oder do<strong>ch</strong><br />

zumindest sozio-dynamis<strong>ch</strong>-totalitärer Verfolgungsdruck.<br />

10. Sind die besten Texte der Disziplin zum Thema Jahrzehnte alt?<br />

“Beste” revisionistis<strong>ch</strong>e Texte als sol<strong>ch</strong>e gibt es praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, denn<br />

veraltete Bü<strong>ch</strong>er wurden immer wieder dur<strong>ch</strong> neue, bessere ersetzt. Allerdings<br />

gibt es au<strong>ch</strong> Texte, die in Verwendung bleiben, wie etwa Butz’ Jahrhundertbetrug,<br />

der erst jüngst in nur lei<strong>ch</strong>t revidierter englis<strong>ch</strong>er Auflage<br />

neu ers<strong>ch</strong>ien. 37<br />

Die Klassiker des Holocaustismus, wie z.B. Reitlinger 38 und Hilberg, 39<br />

sind Jahrzehnte alt und werden immer wieder neu aufgelegt. Neuere Veröffentli<strong>ch</strong>ungen<br />

ers<strong>ch</strong>einen entweder nur auf Spezialgebieten oder sind ni<strong>ch</strong>t<br />

besser als ihre Vorgänger.<br />

37 Arthur R. Butz, The Hoax of the Twentieth Century, Theses & Dissertations Press, Chicago<br />

2003 (vho.org/GB/Books/Hoax).<br />

38 Gerald Reitlinger, Die Endlösung, Colloqium, Berlin 1989.<br />

39 Raul Hilberg, Die Verni<strong>ch</strong>tung der europäis<strong>ch</strong>en Juden, 3 Bände, Fis<strong>ch</strong>er, Fr<strong>an</strong>kfurt/Main<br />

1993.<br />

156


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

11. Verwenden die Vertreter der Disziplin Tatsa<strong>ch</strong>en als Beweise,<br />

die zwar im wesentli<strong>ch</strong>en ri<strong>ch</strong>tig sind, aber mit der Materie ni<strong>ch</strong>ts zu<br />

tun haben?<br />

Derartige Vorwürfe wurden den Revisionisten no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal von ihren<br />

ärgsten Feinden gema<strong>ch</strong>t.<br />

Auf der Seite des Holocaustismus jedo<strong>ch</strong> gibt es vers<strong>ch</strong>iedene Berei<strong>ch</strong>e,<br />

in denen auf diese Weise argumentiert wird. Die erfundene “Tarnspra<strong>ch</strong>e”<br />

wurde bereits weiter oben beh<strong>an</strong>delt (Punkt 2). Die Uminterpretation harmloser<br />

Fakten in “kriminelle Spuren”, 40 die unbestrittene Tatsa<strong>ch</strong>e der Verfolgung<br />

und Deportation von Juden in Lager, der Erri<strong>ch</strong>tung von Krematorien<br />

in vielen Lagern, sowie das besonders gegen Kriegsende einsetzende<br />

Massensterben überall in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wird immer wieder als Beweis für<br />

einen gepl<strong>an</strong>ten Massenmord <strong>an</strong>geführt, ohne damit das Geringste zu tun zu<br />

haben. Ein <strong>an</strong>deres Beispiel ist das St<strong>an</strong>dardwerk von Hilberg, das die Verni<strong>ch</strong>tung<br />

der Juden zu beweisen versu<strong>ch</strong>t. Aber fast alle <strong>an</strong>geführten Argumente<br />

haben mit Verni<strong>ch</strong>tung ni<strong>ch</strong>ts zu tun. 41 Allgegenwärtig sind au<strong>ch</strong><br />

Hinweise auf “S<strong>ch</strong>uhe, Brillen, Prothesen, Koffer, Haare”, die immer wieder<br />

als Beweise für einen Massenmord <strong>an</strong>geführt werden, jedo<strong>ch</strong> mit der<br />

Materie ni<strong>ch</strong>ts zu tun haben und als Beweise völlig untaugli<strong>ch</strong> sind, denn<br />

sonst könnte m<strong>an</strong> bei jeder Altkleidersammlung behaupten, es habe ein<br />

Massenmord stattgefunden.<br />

12. Greifen die Vertreter der Disziplin bei Kritik auf persönli<strong>ch</strong>e Attacken<br />

zurück, <strong>an</strong>statt in der Sa<strong>ch</strong>e zu <strong>an</strong>tworten?<br />

Aufgrund des aggressiven Verhaltens der Gegenseite, die mit allen Mitteln<br />

versu<strong>ch</strong>t – und errei<strong>ch</strong>t –, daß die Existenz der Revisionisten zerstört<br />

wird (Verlust von Beruf, Familie, Freiheit, ja m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal sogar von Gesund-<br />

40<br />

Je<strong>an</strong>-Claude Pressac, Aus<strong>ch</strong>witz: Te<strong>ch</strong>nique <strong>an</strong>d Operation of the Gas<strong>ch</strong>ambers, Beate-<br />

Klarsfeld-Foundation, New York 1989; ders., Die Krematorien von Aus<strong>ch</strong>witz. Die Te<strong>ch</strong>nik<br />

des Massenmordes, Piper, Mün<strong>ch</strong>en 1994; zur Kritik siehe R. Faurisson, JHR, 11(1)<br />

(1991), S. 25ff.; ebenda, 11(2) (1991), S. 133ff. (frz.: vho.org/F/j/RHR/3/Faurisson65-<br />

154.html); F. A. Leu<strong>ch</strong>ter, The Fourth Leu<strong>ch</strong>ter Report, Samisdat Publishers Ltd., Toronto<br />

1991 (www.zundelsite.org/english/leu<strong>ch</strong>ter/report4/leu<strong>ch</strong>ter4.toc.html); Herbert Verbeke<br />

(Hg.), Aus<strong>ch</strong>witz: Nackte Fakten, Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek, Ber<strong>ch</strong>em 1995<br />

(vho.org/D/<strong>an</strong>f).<br />

41<br />

Vgl. J. Graf, Riese auf tönernen Füßen, Castle Hill Publishers, Hastings 1999<br />

(vho.org/D/Riese); ders., “Der unheilbare Autismus des Raul Hilberg”, VffG 7(1) (2003),<br />

S. 107-114.<br />

157


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

heit und Leben), kommt es auf Seiten der Revisionisten bisweilen zu persönli<strong>ch</strong>en<br />

Ausfällen und polemis<strong>ch</strong>en Attacken gegen ihre Gegner, was <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts<br />

des Verfolgungsdruckes und des Leidens, dem si<strong>ch</strong> die Revisionisten<br />

ausgesetzt sehen, ni<strong>ch</strong>t verwundern k<strong>an</strong>n und ihnen au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zum<br />

Vorwurf gema<strong>ch</strong>t werden sollte. Au<strong>ch</strong> wurde dur<strong>ch</strong> einen Revisionisten<br />

niemals au<strong>ch</strong> nur einem einzigen Mens<strong>ch</strong>en ein Haar gekrümmt oder<br />

sonstwie S<strong>ch</strong>aden zugefügt.<br />

Dagegen verunglimpfen die Vertreter des Holocaustismus ihre Kritiker<br />

auf das übelste, setzen sie gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Verfolgung aus, zerstören ihre<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Existenz, werfen sie ins Gefängnis und begehen Gewaltakte<br />

gegen sie bzw. heißen diese gut.<br />

13. Verweisen die Vertreter der Disziplin auf die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, na<strong>ch</strong><br />

dem Stil: dies ist seit l<strong>an</strong>gem bek<strong>an</strong>nt und muß daher wahr sein?<br />

Da die Thesen des Revisionismus offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> in der Bevölkerung im<br />

wesentli<strong>ch</strong>en völlig unbek<strong>an</strong>nt sind, wäre es lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>, derart zu argumentieren,<br />

und somit sind derartige Verweise eine seltene Ausnahme insbesondere<br />

aus der Frühzeit des Revisionismus.<br />

Dagegen ist das s<strong>ch</strong>ärfste S<strong>ch</strong>wert des Holocaustismus die heilige, gesetzli<strong>ch</strong><br />

festges<strong>ch</strong>riebene und strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>gesetzte Offenkundigkeit:<br />

Alles, so wird offiziell verkündet und mit aller staatli<strong>ch</strong>en und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Gewalt brutal dur<strong>ch</strong>gesetzt, sei seit Kriegsende jedem bek<strong>an</strong>nt und<br />

daher unumstößli<strong>ch</strong> wahr.<br />

14. Appellieren die Vertreter der Disziplin <strong>an</strong> Ph<strong>an</strong>tasie und begrenztes<br />

Wissen (“es gibt mehr Dinge unter Gottes Himmel als du dir jemals<br />

hättest träumen lassen …”)?<br />

Daß der Holocaust eine Mis<strong>ch</strong>ung aus gig<strong>an</strong>tis<strong>ch</strong>er Lüge und gig<strong>an</strong>tis<strong>ch</strong>em<br />

Irrtum sein könnte, ist für viele unvorstellbar – au<strong>ch</strong> für die meisten<br />

Revisionisten vor ihrer Bekehrung –, jedo<strong>ch</strong> berufen si<strong>ch</strong> die Revisionisten<br />

zur Erklärung des Phänomens ni<strong>ch</strong>t auf Ph<strong>an</strong>tasie oder begrenztes Wissen,<br />

sondern versu<strong>ch</strong>en dieses gesamtgesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Phänomen der Erhebung<br />

von Kriegsgreuelpropag<strong>an</strong>da in den St<strong>an</strong>d un<strong>an</strong>tastbarer (tabuisierter),<br />

strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ützter “Wahrheit” mit vielerlei Erklärungs<strong>an</strong>sätzen soziologis<strong>ch</strong>er<br />

und kriminologis<strong>ch</strong>er Natur verständli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Der Holocaustismus behauptet unvorstellbare und bisher in Mitteleuropa<br />

unbek<strong>an</strong>nte Grausamkeiten und beruft si<strong>ch</strong> dabei auf Zeugen, die unfaßbare<br />

Massenmorde <strong>an</strong> Juden beri<strong>ch</strong>ten. Eine rationale Annäherung <strong>an</strong> das The-<br />

158


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

ma wird in mehrfa<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t verhindert: erstens dadur<strong>ch</strong>, daß die erfolgrei<strong>ch</strong>e<br />

Vermittlung des absoluten Grauens einen psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Zust<strong>an</strong>d<br />

hervorruft, der einer Hysterie oder einem S<strong>ch</strong>ock glei<strong>ch</strong>t, während dessen<br />

die rationalen, eine Objektivierung ermögli<strong>ch</strong>enden Hirnfunktionen ausges<strong>ch</strong>altet<br />

werden, und zweitens natürli<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong>, daß die Angehörigen und<br />

Na<strong>ch</strong>fahren der Opfergruppe dieses totalen Horrors zu moralis<strong>ch</strong> un<strong>an</strong>greifbaren<br />

Personen erhoben werden und jede rationale, also zweifelnde<br />

Annäherung <strong>an</strong> dieses Thema unvermeidbar als Angriff auf den Status der<br />

vermeintli<strong>ch</strong>en Opfergruppe und deren moralis<strong>ch</strong>e Legitimität interpretiert<br />

wird, was den gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> tödli<strong>ch</strong>en Vorwurf des “Antisemitismus” geradezu<br />

heraufbes<strong>ch</strong>wört. Wer es also s<strong>ch</strong>afft, trotz Hysterisierungsbeeinflussung<br />

sein Hirn denno<strong>ch</strong> kritikfähig zu halten, erfährt sod<strong>an</strong>n die Angst<br />

vor Ausgrenzung und Verfolgung, wenn m<strong>an</strong> au<strong>ch</strong> nur Zweifel am Un<strong>an</strong>zweifelbaren<br />

zuläßt.<br />

Die gesamten von “Zeugen” beri<strong>ch</strong>teten Ereignisse in all ihrer te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

und naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Unmögli<strong>ch</strong>keit sind eben “Dinge unter<br />

Gottes Himmel, die m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> sonst nur alpträumen lassen k<strong>an</strong>n…”<br />

Die mystis<strong>ch</strong>e, un<strong>an</strong>tastbare, ni<strong>ch</strong>t hinterfragbare Natur des Holocaust<br />

wird sogar von vielen Koryphäen hervorgehoben, wie z.B. Raul Hilberg: 42<br />

“Dies [die Org<strong>an</strong>isation des Holocaust] ges<strong>ch</strong>ah daher ni<strong>ch</strong>t etwa<br />

dur<strong>ch</strong> die Ausführung eines Pl<strong>an</strong>es, sondern dur<strong>ch</strong> ein unglaubli<strong>ch</strong>es Zusammentreffen<br />

der Absi<strong>ch</strong>ten, ein übereinstimmendes Ged<strong>an</strong>kenlesen einer<br />

weit ausgreifenden [deuts<strong>ch</strong>en] Bürokratie.”<br />

Elie Wiesel: 43<br />

“Haltet die Gaskammern vor neugierigen Augen ges<strong>ch</strong>lossen und<br />

überlaßt sie der Vorstellung.”<br />

“M<strong>an</strong><strong>ch</strong>e Ereignisse ges<strong>ch</strong>ehen, sind aber ni<strong>ch</strong>t wahr. Andere sind<br />

wahr, finden aber nie statt.” 44<br />

Oder um hier no<strong>ch</strong> einmal die sensationelle Aussage von 34 führenden<br />

Historikern Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>s zu wiederholen: 45<br />

“M<strong>an</strong> darf si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fragen, wie ein Massenmord mögli<strong>ch</strong> war. Er<br />

war te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, weil er stattgefunden hat. Dies ist der obligatoris<strong>ch</strong>e<br />

Ausg<strong>an</strong>gspunkt jeder historis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung zu diesem Thema.<br />

Diese Wahrheit wollen wir einfa<strong>ch</strong> in Erinnerung rufen: Es gibt keine<br />

42 Newsday, Long Isl<strong>an</strong>d, New York, 23.2.1983, S. II/3.<br />

43 E. Wiesel, All Rivers Run to the Sea: Memoirs, B<strong>an</strong>d 1, Knopf, New York 1995, S. 74.<br />

44 Ders. Legends of Our Time, S<strong>ch</strong>ocken Books, New York, 1982, Einleitung, S. viii.<br />

45 Le Monde, 21.2.1979.<br />

159


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Debatte über die Existenz der Gaskammern, und es darf au<strong>ch</strong> keine geben.”<br />

15. Benutzt der Vertreter der Disziplin <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>kenntnisse<br />

aus <strong>an</strong>deren Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong>en, um seinen Behauptungen Gewi<strong>ch</strong>t zu<br />

verleihen?<br />

Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft ist per se eine interdisziplinäre Wissens<strong>ch</strong>aft,<br />

die keiner speziellen Vorkenntnisse bedarf, so daß sie allen offen ist.<br />

Referenzen zu Kenntnissen aus <strong>an</strong>deren Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong>en sind daher ni<strong>ch</strong>t unübli<strong>ch</strong>.<br />

Allerdings sind es besonders die Revisionisten, die auf Spezialwissen<br />

aus <strong>an</strong>deren Disziplinen zurückgreifen, jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>es,<br />

sondern auf tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> existierendes, da viele Revisionisten akademis<strong>ch</strong>e<br />

Grade in <strong>an</strong>deren Disziplinen haben, und das dadur<strong>ch</strong> erworbene Wissen<br />

wird bei ihren Fors<strong>ch</strong>ungen <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt.<br />

Es ist auffallend, daß si<strong>ch</strong> der Holocaustismus, wenn er auf <strong>an</strong>dere Disziplinen<br />

zurückgreift, auf S<strong>ch</strong>einexperten beruft: J.-C. Pressac als Apotheker<br />

wird als Krematoriumsfa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n vorges<strong>ch</strong>oben, 40 der Kulturhistoriker<br />

Prof. v<strong>an</strong> Pelt als Ar<strong>ch</strong>itekt, 46 und der Te<strong>ch</strong>niker Prof. Markiewicz mimt<br />

den Chemiker. 34<br />

Fälle von Pseudowissens<strong>ch</strong>aft<br />

Nun mag ein jeder für si<strong>ch</strong> selbst ents<strong>ch</strong>eiden, wer hier von den beiden<br />

Seiten mehr dazu neigt, einer pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en These <strong>an</strong>zuhängen:<br />

der Revisionismus oder der Holocaustismus.<br />

Na<strong>ch</strong>folgend mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf Erfahrungen stützen, die i<strong>ch</strong> selbst in<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzungen mit der <strong>an</strong>deren Seite gema<strong>ch</strong>t habe, und die dem<br />

Leser einen Einblick in die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>-moralis<strong>ch</strong>e Korruption jener<br />

gibt, die vorgeben, den Holocaustismus als Wissens<strong>ch</strong>aft zu betreiben. Die<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung um <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Gaskammern<br />

bietet si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur deshalb <strong>an</strong>, weil i<strong>ch</strong> darüber re<strong>ch</strong>t gut Bes<strong>ch</strong>eid<br />

weiß, sondern au<strong>ch</strong>, weil es eben bisher einzig auf diesem Gebiet zu<br />

einem lebhaftem, wenn au<strong>ch</strong> oft polemis<strong>ch</strong>en Austaus<strong>ch</strong> von Argumenten<br />

46<br />

Pelt Report, eingeführt im Verfahren Queen’s Ben<strong>ch</strong> Division, Royal Courts of Justice,<br />

Str<strong>an</strong>d, London, David John Cawdell Irving vs. (1) Penguin Books Limited, (2) Deborah<br />

E. Lipstadt, ref. 1996 I. No. 113; vgl. G. <strong>Rudolf</strong>, “Der Pseudo-Ar<strong>ch</strong>itekt”, in: ders., aaO.<br />

(Anm. 34).<br />

160


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

gekommen ist, es also zu einem <strong>an</strong>haltenden Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Zensur<br />

des Holocaustismus kam. 47<br />

1. Je<strong>an</strong> Claude Pressac<br />

Bereits auf den Seiten 94ff. und 107ff. dieses Bu<strong>ch</strong>es bin i<strong>ch</strong> detailliert<br />

auf den fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Aus<strong>ch</strong>witz-Fors<strong>ch</strong>er eingeg<strong>an</strong>gen, der von allen Medien<br />

als Aus<strong>ch</strong>witz-Fa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n und Widerleger revisionistis<strong>ch</strong>er Thesen<br />

über den Klee hinweg gelobt worden war, wobei allerdings geflissentli<strong>ch</strong><br />

übersehen wurde, daß Pressac eben alles <strong>an</strong>dere als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gearbeitet<br />

hat. Wenn jem<strong>an</strong>d behauptet, über die Te<strong>ch</strong>nik und Arbeitsweise industrieller<br />

Einri<strong>ch</strong>tungen zu s<strong>ch</strong>reiben, wie Pressac es wiederholt get<strong>an</strong> hat,<br />

es aber ni<strong>ch</strong>t fertigbringt, au<strong>ch</strong> nur eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Arbeit in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zu zitieren oder au<strong>ch</strong> nur eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Bere<strong>ch</strong>nung dur<strong>ch</strong>zuführen,<br />

wie es Pressac zuwege bra<strong>ch</strong>te, 48 so heißt das Urteil eben: “Thema<br />

verfehlt, se<strong>ch</strong>s! Setzen!” 49<br />

2. J<strong>an</strong> Markiewicz<br />

1988 veröffentli<strong>ch</strong>te Fred A. Leu<strong>ch</strong>ter seinen berühmten, aber vers<strong>ch</strong>rienen<br />

Leu<strong>ch</strong>ter Beri<strong>ch</strong>t, in dem vor allem <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Analysen von Gemäuerproben<br />

für Aufsehen sorgten. Leu<strong>ch</strong>ter hatte diese Proben auf Cy<strong>an</strong>ide untersu<strong>ch</strong>en<br />

lassen, also auf Verbindungen, die seiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> in Gemäuern<br />

zurückbleiben, wenn diese mit Blausäure in Berührung kommen.<br />

Während große Mengen Cy<strong>an</strong>ide in einer Probe gefunden wurde, die aus<br />

einer Anlage stammte, wo Blausäure ledigli<strong>ch</strong> zur Tötung von Läusen verwendet<br />

wurde – der eigentli<strong>ch</strong>e Anwendungszweck des Giftes –, bef<strong>an</strong>den<br />

si<strong>ch</strong> so gut wie keine Spuren von Cy<strong>an</strong>iden in den Proben, die von Räumen<br />

stammen, in denen Mens<strong>ch</strong>en umgebra<strong>ch</strong>t worden sein sollen. 32<br />

Leu<strong>ch</strong>ter zog denn au<strong>ch</strong> den naheliegenden S<strong>ch</strong>luß, daß d<strong>an</strong>n eben in<br />

diesen <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>engaskammern offenbar kaum oder keine Blausäure<br />

zum Einsatz kam.<br />

Aufgrund des sensationellen Charakters des Leu<strong>ch</strong>ter Beri<strong>ch</strong>ts und des<br />

dadur<strong>ch</strong> verursa<strong>ch</strong>ten großen Aufsehens sah si<strong>ch</strong> das Aus<strong>ch</strong>witz-Museum<br />

47<br />

Für eine Sammlung detaillierter erkenntnistheoretis<strong>ch</strong>er und inhaltli<strong>ch</strong>er Widerlegungen<br />

vers<strong>ch</strong>iedener exterminationistis<strong>ch</strong>er Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen vgl. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, Aus<strong>ch</strong>witz-<br />

Lügen, aaO. (Anm. 34).<br />

48<br />

Pressac ist mittlerweile verstorben, vgl. VffG 7(3&4) (2003), S. 406-415.<br />

49<br />

Vgl. dazu detailliert den Abs<strong>ch</strong>nitt “Vom Paulus zum Pseudo-Saulus” in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO.<br />

(Anm. 47); siehe au<strong>ch</strong> Herbert Verbeke (Hg.), aaO. (40).<br />

161


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

ver<strong>an</strong>laßt, selbst eine forensis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung der Gemäuer der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz dur<strong>ch</strong>zuführen. Eine erste sol<strong>ch</strong>e vorläufige<br />

Untersu<strong>ch</strong>ung wurde im September 1990 <strong>an</strong>gefertigt, war jedo<strong>ch</strong> offenbar<br />

ni<strong>ch</strong>t zur Veröffentli<strong>ch</strong>ung geda<strong>ch</strong>t, gel<strong>an</strong>gte sie do<strong>ch</strong> nur aufgrund<br />

einer Indiskretion <strong>an</strong> das Li<strong>ch</strong>t der Öffentli<strong>ch</strong>keit. 50<br />

Die Ergebnisse einer weitergehenden Studie wurden d<strong>an</strong>n s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

<strong>an</strong>no 1995 veröffentli<strong>ch</strong>t. 33 I<strong>ch</strong> habe die Arbeiten dieser polnis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

<strong>an</strong>derswo einer ausführli<strong>ch</strong>en Kritik unterzogen, 34 deren Ergebnis<br />

i<strong>ch</strong> hier zusammenfassen darf.<br />

Prof. Markiewicz und Kollegen w<strong>an</strong>dten bei ihren Untersu<strong>ch</strong>ungen absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

eine Analysenmethode <strong>an</strong>, mit der keine l<strong>an</strong>gzeitstabilen Cy<strong>an</strong>idverbindungen<br />

na<strong>ch</strong>weisbar sind. Sie taten dies, weil sie ni<strong>ch</strong>t verst<strong>an</strong>den,<br />

wie si<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Verbindungen aus Blausäure hätten bilden können,<br />

und weil sie auss<strong>ch</strong>ließen wollten, daß sie blaue W<strong>an</strong>dfarbe na<strong>ch</strong>weisen.<br />

Meine Erklärung der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Vorgänge, die zu dieser Bildung führen,<br />

sowie meine Beweise, die widerlegen, es habe <strong>an</strong> den fragli<strong>ch</strong>en Wänden<br />

blaue W<strong>an</strong>dfarbe gegeben, k<strong>an</strong>nten die Polen, aber sie ignorierten sie. Au<strong>ch</strong><br />

spätere Hinweise, wie sie selbst die Fals<strong>ch</strong>heit ihrer These überprüfen und<br />

das Farbproblem umgehen könnten, ignorierten sie. Sie gaben aber zu, daß<br />

der Zweck ihrer Fors<strong>ch</strong>ung war, aus politis<strong>ch</strong>en Erwägungen heraus die<br />

Revisionisten zu widerlegen. Mit <strong>an</strong>deren Worten: sie wollten ni<strong>ch</strong>t die<br />

Wahrheit herausfinden, sondern einer politis<strong>ch</strong>en Vorgabe genugtun.<br />

Prof. Markiewicz beging also aus politis<strong>ch</strong>en Gründen einen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Betrug.<br />

3. Josef Bailer<br />

Der nä<strong>ch</strong>ste Widerlegungsversu<strong>ch</strong> in Sa<strong>ch</strong>en Leu<strong>ch</strong>ter/<strong>Rudolf</strong> erfolgte<br />

dur<strong>ch</strong> den österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en org<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Chemiker Dr. Josef Bailer, der<br />

s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t und einfa<strong>ch</strong> und ohne jeden Beleg dogmatis<strong>ch</strong> behauptete, blaufärbende,<br />

stabile Eisency<strong>an</strong>idverbindungen könnten si<strong>ch</strong> bei Blausäurebegasungen<br />

in normalem Mauerwerk unmögli<strong>ch</strong> bilden. Seiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />

50<br />

J. Markiewicz, W. Gubala, J. Labedz, B. Trzcinska, Guta<strong>ch</strong>ten, J<strong>an</strong>-Sehn-Institut für Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>ten,<br />

Abteilung für Geri<strong>ch</strong>tstoxikologie, Krakau, 24. September 1990; ohne<br />

das Probeentnahmeprotokoll veröffentli<strong>ch</strong>t in: Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart,<br />

39(2) (1991), S. 18f. (vho.org/D/DGG/IDN39_2).<br />

162


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

stammen die hohen Cy<strong>an</strong>idwerte aus Entlausungs<strong>an</strong>lagen entweder von<br />

blauer W<strong>an</strong>dfarbe oder beruhen auf Meßfehlern. 51<br />

In einer separaten Veröffentli<strong>ch</strong>ung habe i<strong>ch</strong> Bailers These von der “Anstri<strong>ch</strong>farbe”<br />

ni<strong>ch</strong>t nur widerlegt, sondern ad absurdum geführt. 52 I<strong>ch</strong> hatte<br />

ihm meine Arbeiten zu dieser Frage zukommen lassen, in denen i<strong>ch</strong> die<br />

<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Vorgänge darlegte, die die Bildung stabiler, blaufärbender Eisency<strong>an</strong>idverbindungen<br />

erklären, und in denen i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>wies, warum die<br />

hohen Analyseergebnisse von Proben aus Entlausungskammern ihre Ursa<strong>ch</strong>e<br />

ni<strong>ch</strong>t in Analysefehlern oder dem Vorh<strong>an</strong>densein von W<strong>an</strong>dfarbe haben<br />

können. 53 Trotzdem wiederholte Dr. Bailer seine Behauptungen vier<br />

Jahre später unverändert und ohne auf meine Argumente einzugehen. 54<br />

Weil ni<strong>ch</strong>t sein k<strong>an</strong>n, was ni<strong>ch</strong>t sein darf, spielte Dr. Bailer die berühmten<br />

drei Affen. Das Ignorieren ents<strong>ch</strong>eidender zuwiderlaufender Argumente<br />

und die Verweigerung der Diskussion dieser Argumente jedo<strong>ch</strong> ist eines<br />

der wi<strong>ch</strong>tigsten Merkmale unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en bzw. pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Verhaltens.<br />

Ironis<strong>ch</strong>erweise sind seine Ausführungen Teil eines Sammelwerkes mit<br />

dem Titel Wahrheit und Aus<strong>ch</strong>witzlüge.<br />

4. James Roth<br />

Prof. Dr. James Roth von den Alpha Analytic Laboratories, Ashl<strong>an</strong>d,<br />

Massa<strong>ch</strong>usetts, hatte 1988 die von Leu<strong>ch</strong>ter in Aus<strong>ch</strong>witz genommenen<br />

Mauerproben der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en “Gaskammern” auf Rückstände des Giftgases<br />

Zyklon B untersu<strong>ch</strong>t (Eisency<strong>an</strong>ide). Prof. Dr. Roth wurde <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend<br />

im Verfahren gegen Ernst Zündel als sa<strong>ch</strong>verständiger Zeuge vernommen.<br />

Damals erklärte er unter Eid: 55<br />

51<br />

J. Bailer, “Der Leu<strong>ch</strong>ter-Beri<strong>ch</strong>t aus der Si<strong>ch</strong>t eines Chemikers”, in: Amoklauf gegen die<br />

Wirkli<strong>ch</strong>keit, Dokumentationszentrum des österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Widerst<strong>an</strong>des, Bundesministerium<br />

für Unterri<strong>ch</strong>t und Kultur (Hg.), Wien 1991, S. 47-52.<br />

52<br />

Für Details siehe G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 31), S. 168f.; vgl. au<strong>ch</strong> “Lüge und Aus<strong>ch</strong>witz-<br />

Wahrheit” in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 34).<br />

53<br />

Vgl. E. Gauss (= G. <strong>Rudolf</strong>), Vorlesungen über Zeitgs<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Grabert, Tübingen 1993, S.<br />

290-293; ders., “Chemis<strong>ch</strong>e Wissens<strong>ch</strong>aft zur Gaskammerfrage”, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

und Gegenwart, 41(2) (1993), S. 16-24 (vho.org/D/DGG/Gauss41_2).<br />

54<br />

J. Bailer, in: B. Bailer-Gal<strong>an</strong>da, W. Benz, W. Neugebauer (Hg.), Wahrheit und Aus<strong>ch</strong>witzlüge,<br />

Deuticke, Wien 1995, S. 112-118.<br />

55<br />

Barbara Kulaszka (Hg.), Did Six Million Really Die? Report on the Evidence in the C<strong>an</strong>adi<strong>an</strong><br />

“False News” Trial of Ernst Zündel - 1988, Samisdat Publishers Ltd., Toronto<br />

1992, S. 363 (im Protokoll 33-9291).<br />

163


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“In porösen Materialien wie Ziegelstein und Mörtel k<strong>an</strong>n das Eisenblau<br />

[recte: die Blausäure] ziemli<strong>ch</strong> tief eindringen, sol<strong>an</strong>ge die Oberflä<strong>ch</strong>e<br />

offen bleibt, aber mit der Bildung von Eisenblau ist es mögli<strong>ch</strong>, daß<br />

dies die Poren vers<strong>ch</strong>ließt und die Dur<strong>ch</strong>dringung stoppt.”<br />

Etwa 10 Jahre später geriet er allerdings in P<strong>an</strong>ik, als er vor laufender<br />

Kamera interviewt wurde: 56<br />

“Roth erklärt, daß Cy<strong>an</strong>id nur <strong>an</strong> der Oberflä<strong>ch</strong>e von Ziegelstein oder<br />

Verputz reagiert und ni<strong>ch</strong>t weiter als 10 Mikrometer, oder 0,01 mm, in<br />

das Material eindringt, was einem Zehntel der Dicke eines Haares entspri<strong>ch</strong>t<br />

[…]. Mit <strong>an</strong>deren Worten, wenn m<strong>an</strong> die Cy<strong>an</strong>idkonzentration<br />

einer Ziegelsteinprobe bestimmen mö<strong>ch</strong>te, so sollte m<strong>an</strong> repräsentative<br />

Proben von deren Oberflä<strong>ch</strong>e nehmen, 10 Mikrometer dick, und ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr.”<br />

Wie i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>derswo detailliert na<strong>ch</strong>wies, 57 sind die Aussagen, die Prof.<br />

Roth vor laufender Kamera ma<strong>ch</strong>te und mit denen er seinen eigenen unter<br />

Eid gema<strong>ch</strong>ten Ausführungen widerspra<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t nur unhaltbar, sondern geradezu<br />

lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>.<br />

Prof. Roth führte im besagten Interview au<strong>ch</strong> aus, wenn er gewußt hätte,<br />

wo Leu<strong>ch</strong>ters Proben herstammten, d<strong>an</strong>n hätten seine Analyseergebnisse<br />

g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders ausgesehen. 58 Dies beweist, daß Prof. Roth seine Analyseergebnisse<br />

willkürli<strong>ch</strong> festlegt, je na<strong>ch</strong>dem, ob ihm die Herkunft der zu untersu<strong>ch</strong>enden<br />

Proben gefällt oder ni<strong>ch</strong>t. Und dies wiederum beweist meine<br />

Ansi<strong>ch</strong>t, daß m<strong>an</strong> einem Analyseninstitut tunli<strong>ch</strong>st zu vers<strong>ch</strong>weigen hat,<br />

woher die zu <strong>an</strong>alysierenden Proben kommen und wel<strong>ch</strong>em Zweck die<br />

Analysen dienen.<br />

6. Ri<strong>ch</strong>ard Green<br />

Der promovierte Chemiker Ri<strong>ch</strong>ard Green gilt etwa seit dem Jahr 2002<br />

als der neue Held zur Widerlegung <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>er Argumente gegen die Gaskammern.<br />

59 Green vers<strong>ch</strong>wendet allerdings fast die Hälfte seiner Tinte dazu,<br />

mi<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong> und persönli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>zugreifen, und bringt es d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> fertig, mir vorzuwerfen, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> gegen seinen Rufmordversu<strong>ch</strong><br />

56<br />

Pelt Report, aaO. (Anm. 46), S. 307.<br />

57<br />

“Professor Meineid”, in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 34).<br />

58<br />

Errol Morris’ Dokumentarfilm, Mr. Death: The Rise <strong>an</strong>d Fall of Fred A. Leu<strong>ch</strong>ter, Jr.,<br />

uraufgeführt im J<strong>an</strong>uar 1999 während des Sund<strong>an</strong>ce Film Festivals in Park City (Utah,<br />

USA); eine lei<strong>ch</strong>t gekürzte, kommentierte Fassung wird kommerziell vertrieben.<br />

59<br />

So bezieht si<strong>ch</strong> Robert J. v<strong>an</strong> Pelt ihn in The Case for Aus<strong>ch</strong>witz. Evidence from the Irving<br />

Trial, Indi<strong>an</strong>a University Press, Bloomington/Indi<strong>an</strong>apolis 2002.<br />

164


Wissens<strong>ch</strong>aft oder Pseudowissens<strong>ch</strong>aft?<br />

verteidige. 60 Er gibt zwar zu, daß i<strong>ch</strong> mit meinen <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Argumenten<br />

im wesentli<strong>ch</strong>eN re<strong>ch</strong>t habe, ignoriert allerdings alle Argumente, die i<strong>ch</strong><br />

wiederholt <strong>an</strong>führte und die seine Ansi<strong>ch</strong>t widerlegen. Dr. Greens bodenlose<br />

Unaufri<strong>ch</strong>tigkeit k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>an</strong> zwei Beispielen erkennen:<br />

Green behauptet, in den Mauern der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>engaskammern<br />

hätten si<strong>ch</strong> keine l<strong>an</strong>gzeitstabilen Eisency<strong>an</strong>ide bilden können, denn dazu<br />

hätten die Mauern pH-alkalis<strong>ch</strong> sein müssen, was sie seiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t waren. Meine auf Fa<strong>ch</strong>studien gründenden Gegenargumente ignoriert<br />

er wiederholt und meint s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>, heute seien die Mauer pH-neutral. Daß<br />

der heutige Zust<strong>an</strong>d ni<strong>ch</strong>ts mit dem Zust<strong>an</strong>d 1943 zu tun hat, kümmert ihn<br />

ni<strong>ch</strong>t.<br />

Zudem verteidigt Green das zuvor dargelegte unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Verhalten<br />

der Krakauer Fors<strong>ch</strong>er, obwohl er zugeben muß, daß deren absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Wahl der fals<strong>ch</strong>en Analysenmethode unhaltbar ist.<br />

Alles, was Dr. Green als Ents<strong>ch</strong>uldigung dafür einfiel, war die Behauptung,<br />

niem<strong>an</strong>d sei mir eine Antwort s<strong>ch</strong>uldig, weil i<strong>ch</strong> ja s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> keinerlei<br />

Reputation hätte. Wenn ni<strong>ch</strong>ts mehr hilft, hilft eben nur no<strong>ch</strong> der Rückzug<br />

auf das Argument: “Aber <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Autoritäten sagen…”, und <strong>Germar</strong><br />

<strong>Rudolf</strong> ist eben das genaue Gegenteil einer <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Autorität.<br />

Warum ihm also Rede und Antwort stehen?<br />

Wie drückte es Halton Arp do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> so s<strong>ch</strong>ön aus?<br />

“In beiden Fällen [Religion wie Wissens<strong>ch</strong>aft] werden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

dur<strong>ch</strong> Autoritäten vorges<strong>ch</strong>rieben und <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend dur<strong>ch</strong> erzieheris<strong>ch</strong>e,<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und sozio-politis<strong>ch</strong>e Institutionen verteidigt.”<br />

Wer ist nun also wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> und wer pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>: Der<br />

Revisionismus oder der Holocaustismus?<br />

Der Leser wird das für si<strong>ch</strong> selbst ents<strong>ch</strong>eiden können. Wir Revisionisten<br />

haben es ni<strong>ch</strong>t nötig, <strong>an</strong>deren das Denken per Political Correctness oder sogar<br />

per Strafgesetz vorzus<strong>ch</strong>reiben.<br />

60 Vgl. dazu “Grün sieht Rot”, in G. <strong>Rudolf</strong>, aaO. (Anm. 34).<br />

165


Vorspiel<br />

“Das Bu<strong>ch</strong>, das in der Welt am ersten verboten zu werden<br />

verdiente, wäre ein Katalogus von verbotenen Bü<strong>ch</strong>ern.”<br />

Georg Christoph Li<strong>ch</strong>tenberg 1<br />

Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

Zensur ist in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds leider eher die Regel als die<br />

Ausnahme. Eingeführt wurde sie dur<strong>ch</strong> die katholis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e in Form des<br />

Indexes verbotener Bü<strong>ch</strong>er und der heiligen Inquisition. Es blieb jedo<strong>ch</strong><br />

dem berühmten Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Staatsm<strong>an</strong>n Metterni<strong>ch</strong> überlassen, das<br />

System der Unterdrückung der Meinungsfreiheit dur<strong>ch</strong> einen umfassenden<br />

Spitzel- und Überwa<strong>ch</strong>ungsapparat zu perfektionieren. Weder das deuts<strong>ch</strong>e<br />

Kaiserrei<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die Weimarer Republik waren im Umg<strong>an</strong>g mit unerwüns<strong>ch</strong>ter<br />

Literatur besonders zimperli<strong>ch</strong>. 2 Den s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>testen Ruf jedo<strong>ch</strong><br />

hat zweifellos das Dritte Rei<strong>ch</strong> erworben, das es fertig bra<strong>ch</strong>te, in den 12<br />

Jahren seines Bestehens etwa 10.000 Bü<strong>ch</strong>er zu indizieren. Diese Bü<strong>ch</strong>er<br />

wurden zwar ni<strong>ch</strong>t verbr<strong>an</strong>nt, vers<strong>ch</strong>w<strong>an</strong>den jedo<strong>ch</strong> aus den Verkaufsregalen<br />

und wurden in die Ar<strong>ch</strong>ive der Bibliotheken verb<strong>an</strong>nt. 3<br />

Weit weniger bek<strong>an</strong>nt ist die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß es gerade die alliierten “Befreier”<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds waren, die die größte Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tungsaktion in<br />

Szene setzten, die die Mens<strong>ch</strong>heit je zu Gesi<strong>ch</strong>t bekommen hat, und zwar<br />

1<br />

Sudelbü<strong>ch</strong>er, Heft G, S. 135.<br />

2<br />

Mehr dazu in: Claus Nordbru<strong>ch</strong>, Zensur in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d. Eine notwendige Best<strong>an</strong>dsaufnahme<br />

zur praktizierten Meinungsäußerungsfreiheit in der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

von den Anfängen bis heute, mit einem Vorwort von Prof. Dr. Klaus Hornung, Universitas,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 1998, 320 S.<br />

3<br />

Die Meinungen über die Anzahl gehen etwas ausein<strong>an</strong>der: na<strong>ch</strong> Dietri<strong>ch</strong> Strothm<strong>an</strong>n, Nationalsozialistis<strong>ch</strong>e<br />

Literaturpolitik, 3. Aufl., Bouvier, Bonn 1985, waren es etwa 12.500<br />

Bü<strong>ch</strong>er, na<strong>ch</strong> Dietri<strong>ch</strong> Aigner, Die Indizierung “s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en und unerwüns<strong>ch</strong>ten S<strong>ch</strong>rifttums”<br />

im Dritten Rei<strong>ch</strong>, B<strong>an</strong>d XI des Ar<strong>ch</strong>ivs für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Bu<strong>ch</strong>wesen, Bu<strong>ch</strong>händlervereinigung,<br />

Fr<strong>an</strong>kfurt/Main 1971 waren es deutli<strong>ch</strong> unter 10.000<br />

167


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

g<strong>an</strong>z abgesehen von den Millionen von Bü<strong>ch</strong>ern, die im alliierten Bombenhagel<br />

in Hunderten von Bibliotheken verbr<strong>an</strong>nten. Unter <strong>an</strong>derem 34.645<br />

Bu<strong>ch</strong>titel sowie paus<strong>ch</strong>al alle S<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>er der Jahre zwis<strong>ch</strong>en 1933 und<br />

1945 fielen der alliierten Ungnade zum Opfer und durften na<strong>ch</strong> dem Kriege<br />

ni<strong>ch</strong>t nur ni<strong>ch</strong>t mehr verkauft und gedruckt werden, sondern mußten ebenso<br />

aus den Ar<strong>ch</strong>iven vieler Bibliotheken vers<strong>ch</strong>winden. 4 Unter dem Titel Liste<br />

der auszusondernden Literatur veröffentli<strong>ch</strong>te die sowjetis<strong>ch</strong>e Besatzungsma<strong>ch</strong>t<br />

in den Jahren zwis<strong>ch</strong>en 1946 und 1952 vier derartiger Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tungslisten,<br />

von denen die ersten drei entspre<strong>ch</strong>end den Ausführungen<br />

in den Vorbemerkungen der Zensoren zum zweiten und dritten B<strong>an</strong>d au<strong>ch</strong><br />

in den westli<strong>ch</strong>en Besatzungszonen gültig wurden. 5 I<strong>ch</strong> habe die Liste dieser<br />

gig<strong>an</strong>tis<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tung im Internet veröffentli<strong>ch</strong>t. 6<br />

Das deuts<strong>ch</strong>e Grundgesetz<br />

Das deuts<strong>ch</strong>e Grundgesetz verbietet bek<strong>an</strong>ntli<strong>ch</strong> im Artikel 5, Absatz 1<br />

Satz 3 die Zensur. Absatz 2 des glei<strong>ch</strong>en Artikels jedo<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkt diese<br />

Zensurfreiheit unter <strong>an</strong>derem dur<strong>ch</strong> die Vors<strong>ch</strong>riften “allgemeiner” Gesetze.<br />

Somit k<strong>an</strong>n hier ein Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t zumindest theoretis<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong>e<br />

Gesetze wie etwa des Strafre<strong>ch</strong>ts aufgehoben werden. 7 Das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

hat diesbezügli<strong>ch</strong> festgestellt, daß unter “allgemeinen Gesetzen”<br />

sol<strong>ch</strong>e zu verstehen sind, die ni<strong>ch</strong>t eine bestimmte Meinung verhindern<br />

oder si<strong>ch</strong> gegen die Meinungsäußerung als sol<strong>ch</strong>e wenden. Zudem<br />

dürfen allgemeine Gesetze ein Grundre<strong>ch</strong>t nur d<strong>an</strong>n bes<strong>ch</strong>ränken, wenn sie<br />

dem S<strong>ch</strong>utz eines <strong>an</strong>deren Grundre<strong>ch</strong>tes dienen. Zwis<strong>ch</strong>en beiden mitein<strong>an</strong>der<br />

im Konflikt stehenden Grundre<strong>ch</strong>ten müsse na<strong>ch</strong> dem Grundsatz der<br />

Verhältnismäßigkeit eine Güterabwägung stattfinden. 8 Weitere Eins<strong>ch</strong>rän-<br />

4<br />

Vgl. Martin Lüders, “Die l<strong>an</strong>ge Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Zensur in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d: ‘Wo m<strong>an</strong> Bü<strong>ch</strong>er<br />

verbrennt...’”, in: Nation & Europa, 47(9) (1997), S. 5-13<br />

(www.vho.org/censor/Lueders.html).<br />

5<br />

Liste der auszusondernden Literatur, 4 Bd., Reprint Uwe Berg - Verlag und Antiquariat,<br />

Toppenstedter Reihe, Bd. 1-3 & 8, Toppenstedt 1983f.<br />

(www.vho.org/censor/Vorbemerkung.html)<br />

6<br />

www.vho.org/censor/tA.html.<br />

7<br />

Zwei äußerst empfehlenswerte neuere Arbeiten über die Zensur in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d: C. Nordbru<strong>ch</strong>,<br />

aaO. (Anm. 1); Jürgen S<strong>ch</strong>wab, Die Meinungsdiktatur. Wie “demokratis<strong>ch</strong>e” Zensoren<br />

die Freiheit bes<strong>ch</strong>neiden, Nation Europa Verlag, Coburg 1997, 338 S.<br />

8<br />

Die Ents<strong>ch</strong>eidungen des BVerfG wurden entnommen: Karl-Heinz Seifert, Dieter Hömig<br />

(Hg.), Grundgesetz für die Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, 2. Aufl., Nomos Verlagsgesells<strong>ch</strong>aft,<br />

Baden Baden, 1985.<br />

168


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

kungen der Meinungsfreiheit na<strong>ch</strong> Artikel 5 Absatz 2 GG dienen dem<br />

S<strong>ch</strong>utz der Jugend und der persönli<strong>ch</strong>en Ehre. Na<strong>ch</strong> Urteilen des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>tes<br />

verbietet es die zentrale Bedeutung des Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts<br />

auf Meinungsfreiheit, S<strong>ch</strong>riften einer Zensur zu unterziehen, wenn<br />

von ihnen ni<strong>ch</strong>t zumindest stets oder typis<strong>ch</strong>erweise Gefahren für die Jugend<br />

ausgehen.<br />

Bezügli<strong>ch</strong> der Verletzung der Ehre hat das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

festgestellt, daß eine sol<strong>ch</strong>e Verletzung im allgemeinen ni<strong>ch</strong>t vorliegt, wenn<br />

keine kränkende Ausdrucksweise Anwendung findet.<br />

Das Strafre<strong>ch</strong>t<br />

Das deuts<strong>ch</strong>e Strafgesetzbu<strong>ch</strong> (StGB) verfügt insbesondere in den Paragraphen<br />

185, 189 und 130f. über Instrumente, um Zensur auszuüben. Während<br />

die Paragraphen 185 und 189 (Beleidigung, Verunglimpfung des Andenkens<br />

Verstorbener) unter die Rubrik “Ehrverletzung” subsumiert werden<br />

können, fallen die Paragraphen 130f. (Volksverhetzung, Aufsta<strong>ch</strong>elung<br />

zum Haß) in einen gemis<strong>ch</strong>ten Berei<strong>ch</strong> von Ehrverletzung, Verletzung der<br />

Mens<strong>ch</strong>enwürde (Artikel 1 Grundgesetz) und Gefährdung des Öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Friedens.<br />

Obwohl die Geri<strong>ch</strong>te ursprüngli<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ieden, daß ein Angriff auf die<br />

Mens<strong>ch</strong>enwürde (Beleidigung, Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener,<br />

Volksverhetzung) nur bei Verwendung beleidigender oder herabsetzender<br />

Worte vorliege, hat die Geri<strong>ch</strong>tspraxis inzwis<strong>ch</strong>en die Trennlinie<br />

übers<strong>ch</strong>ritten, wo bereits gere<strong>ch</strong>tfertigte Kritik als Straftat gewertet wird.<br />

Au<strong>ch</strong> die Frage, w<strong>an</strong>n der “öffentli<strong>ch</strong>e Friede” bedroht ist, wird mehr<br />

und mehr willkürli<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ieden. Es ist hierfür ni<strong>ch</strong>t notwendig, daß der<br />

“öffentli<strong>ch</strong>e Friede” tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gestört wurde (etwa daß eine bestimmte<br />

Publikation Demonstrationen oder Aufstände hervorruft). Es rei<strong>ch</strong>t aus,<br />

wenn irgendeine Behörde meint, daß ein Szenarium denkbar wäre, bei dem<br />

friedensstörende H<strong>an</strong>dlungen passieren könnten, wenn eine bestimmte abwei<strong>ch</strong>ende<br />

Meinung in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verbreitet und bei einem bestimmten<br />

Teil der Bevölkerung für wahr gehalten würde. Diese Konstruktion k<strong>an</strong>n<br />

natürli<strong>ch</strong> für fast alle Meinungen verwendet werden, die von denen der jeweiligen<br />

Obrigkeit abwei<strong>ch</strong>en. Sie stellt damit ein perfektes Werkzeug zur<br />

Unterdrückung jeder wirkli<strong>ch</strong>en und grundsätzli<strong>ch</strong>en Opposition dar. 9<br />

9 Vgl. diesbezügli<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>ten von Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Dr. G. Herzogenrath-<br />

Amelung, VffG 6(2) (2002), S. 176-190.<br />

169


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Im Gefolge mit dieser geänderten Praxis, und um ihr Re<strong>ch</strong>nung zu tragen,<br />

wurde daher im Herbst 1994 das bundesdeuts<strong>ch</strong>e Strafgesetz geändert.<br />

Mit der Neufassung des Paragraphen 130 StGB im Herbst 1994 (die sogen<strong>an</strong>nte<br />

Lex Deckert) wurde daher unter <strong>an</strong>derem bestimmt, daß si<strong>ch</strong> strafbar<br />

ma<strong>ch</strong>t:<br />

“wer eine unter der Herrs<strong>ch</strong>aft des Nationalsozialismus beg<strong>an</strong>gene<br />

H<strong>an</strong>dlung der in § 220 a Abs. 1 [Völkermord] bezei<strong>ch</strong>neten Art in einer<br />

Weise, die geeignet ist, den öffentli<strong>ch</strong>en Frieden zu stören, öffentli<strong>ch</strong><br />

oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.”<br />

Damit haben wir genau jenen Fall, den das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t eigentli<strong>ch</strong><br />

ausges<strong>ch</strong>lossen hat: Hier wird eine einzige Meinung über ein Detail<br />

der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ledigli<strong>ch</strong> eines Regimes der Verg<strong>an</strong>genheit unter Strafe<br />

gestellt.<br />

Dieses im “S<strong>ch</strong>nellverfahren verabs<strong>ch</strong>iedete, unausgegorene” 10 “Sondergesetz<br />

gegen Meinungsfreiheit” 11 steht also s<strong>ch</strong>on unter diesem Aspekt betra<strong>ch</strong>tet<br />

im Verda<strong>ch</strong>t, verfassungswidrig zu sein. Dementspre<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>arf<br />

wird die Regelung in der deuts<strong>ch</strong>en juristis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>literatur <strong>an</strong>gegriffen.<br />

Sie stelle im Ergebnis “einen Ans<strong>ch</strong>lag auf die geistige Freiheit Andersdenkender<br />

dar.” 12 Es h<strong>an</strong>dele si<strong>ch</strong> um “geradezu den Musterfall einer Norm<br />

[...], die [...] gegen eine bestimmte inhaltli<strong>ch</strong>e Meinung geri<strong>ch</strong>tet ist.” 11<br />

“Die Legitimität der Vors<strong>ch</strong>rift ist zumindest zweifelhaft; bezweifeln<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> s<strong>ch</strong>on, ob eine Lüge überhaupt strafwürdiges Unre<strong>ch</strong>t ist, bezweifeln<br />

muß m<strong>an</strong>, ob das bloße Leugnen einer historis<strong>ch</strong>en Tatsa<strong>ch</strong>e<br />

ohne Agitations<strong>ch</strong>arakter gerade als Volksverhetzung erfaßt werden<br />

darf.” 13<br />

Der neu in das bundesdeuts<strong>ch</strong>e Strafre<strong>ch</strong>t eingeführte Begriff des “Leugnens”<br />

eines von Staats wegen für wahr era<strong>ch</strong>teten Sa<strong>ch</strong>verhalts wirft strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

kaum lösbare Probleme auf. Damit das Leugnen objektiv ein<br />

Straftatbest<strong>an</strong>d werden k<strong>an</strong>n, muß es vorsätzli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ehen, das heißt, der<br />

Täter muß wissen, daß er die Unwahrheit sagt, und der Ri<strong>ch</strong>ter muß dieses<br />

10<br />

Dreher/Tröndle, Strafgesetzbu<strong>ch</strong>, 47. Auflage, Rdnr. 18 zu §130.<br />

11<br />

Stef<strong>an</strong> Huster, “Das Verbot der “Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge”, die Meinungsfreiheit und das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t”,<br />

Neue Juristis<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>rift, 1995, S. 487ff., hier S. 489.<br />

12<br />

D<strong>an</strong>iel Beisel, “Die Strafbarkeit der Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge”, Neue Juristis<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>rift,<br />

1995, S. 997-1000, hier S. 1000.<br />

13<br />

Karl Lackner, Strafgesetzbu<strong>ch</strong>, 21. Auflage, Mün<strong>ch</strong>en 1995, Rdnr. 8a zu §130; die kritis<strong>ch</strong>en<br />

Stimmen zu diesem Paragraphen sind Legion, vgl.: H<strong>an</strong>s A. Stöcker, Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung,<br />

1995, 237-240; M<strong>an</strong>fred Brunner, Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung,<br />

17.8.1994; Ernst Nolte, ebenda, 8.9.1994; Ronald Dworkin, Tageszeitung, 17.5.1995;<br />

Horst Meier, Die Zeit, 15.9.1995; ders., Merkur, 12/1996, S. 1128-1131.<br />

170


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

Wissen beweisen, was <strong>an</strong> si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on fast unmögli<strong>ch</strong> ist. Um aber au<strong>ch</strong> und<br />

gerade den “Überzeugungstäter”, also jenen, der davon überzeugt ist, die<br />

Wahrheit zu sagen, bestrafen zu können, definiert die deuts<strong>ch</strong>e Justiz den<br />

Begriff des Vorsatzes in diesem Fall völlig neu: 14<br />

“Vorsatz k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n nur no<strong>ch</strong> Wissen darum sein, daß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> mit<br />

seiner Überzeugung im Widerspru<strong>ch</strong> zu dem befindet, was na<strong>ch</strong> ‘herrs<strong>ch</strong>ender<br />

Meinung’ für diese unbestreitbar eine historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>e ist.<br />

Ein re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>uldstrafre<strong>ch</strong>t steht damit freili<strong>ch</strong> am S<strong>ch</strong>eideweg<br />

[zum Willkürstrafre<strong>ch</strong>t]. So wie Aus<strong>ch</strong>witz immer ein Trauma der<br />

Deuts<strong>ch</strong>en bleiben wird, so ist ein sol<strong>ch</strong>es offenbar au<strong>ch</strong> die ‘Aus<strong>ch</strong>witzlüge’<br />

für das deuts<strong>ch</strong>e Strafre<strong>ch</strong>t.”<br />

Der neugefaßte §130 StGB umfaßt jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> weitergehende<br />

Bestimmungen. So stellt er ni<strong>ch</strong>t nur <strong>an</strong>dere Meinungen über bestimmte<br />

Aspekte der NS-Minderheitenverfolgungen unter Strafe, sondern in gewisser<br />

Weise alles, was als Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Haß gegen irgendwel<strong>ch</strong>e definierten<br />

Bevölkerungsgruppen aufgefaßt werden könnte. Es kommt dabei<br />

ni<strong>ch</strong>t darauf <strong>an</strong>, ob die Kritik bere<strong>ch</strong>tigt ist. Dur<strong>ch</strong> dieses Gesetz werden<br />

nur die Teile der Bevölkerung vor Beleidigung und Kritik ges<strong>ch</strong>ützt, die als<br />

“politis<strong>ch</strong> korrekt” <strong>an</strong>gesehen werden (Ausländer, Juden, Homosexuelle,<br />

aber ni<strong>ch</strong>t Deuts<strong>ch</strong>e, ehemalige deuts<strong>ch</strong>e Soldaten, Patrioten, Re<strong>ch</strong>te usw.).<br />

Der wi<strong>ch</strong>tigste deuts<strong>ch</strong>e Strafgesetzkommentar stellt dazu fest, daß dur<strong>ch</strong><br />

diese Novelle praktis<strong>ch</strong> jede Art der Kritik <strong>an</strong> irgendwie definierten Bevölkerungsgruppen<br />

zu einem Straftatbest<strong>an</strong>d werden könne, da das zu s<strong>ch</strong>ützende<br />

Re<strong>ch</strong>tsgut (Anti-Diskriminierungsgebot) in diesem Paragraphen zu<br />

allgemein gehalten sei. 15<br />

Zudem ermögli<strong>ch</strong>t der neue §130 StGB bereits die präventive Zensur<br />

dur<strong>ch</strong> Einziehung von S<strong>ch</strong>riften oder sonstigen Datenträgern, die erst für<br />

eine Verbreitung bestimmt sind und die na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t der Obrigkeit volksverhetzend<br />

sind oder eine potentielle Gefahr für den “öffentli<strong>ch</strong>en Frieden”<br />

darstellen können. Eine Verteilungsabsi<strong>ch</strong>t verbotener S<strong>ch</strong>riften ist na<strong>ch</strong><br />

Meinung der Justiz gegeben, wenn eine Person mehr als ein Exemplar von<br />

einem Datenträger besitzt.<br />

Dieses neue deuts<strong>ch</strong>e Gesetz ist ni<strong>ch</strong>t mit den internationalen Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsnormen<br />

vereinbar. Das wurde eingehend dur<strong>ch</strong> eine Doktorarbeit ge-<br />

14<br />

Theodor Leckner, in: S<strong>ch</strong>önke/S<strong>ch</strong>röder, Strafgesetzbu<strong>ch</strong>, 25. Auflage, Beck, Mün<strong>ch</strong>en<br />

1997, S. 1111.<br />

15<br />

Ebenda, S. 1103.<br />

171


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

zeigt, die si<strong>ch</strong> mit dieser Problemstellung befaßt hat. 16 Führende bundesdeuts<strong>ch</strong>e<br />

Politiker geben diese Tatsa<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> zu, ents<strong>ch</strong>uldigen sie aber mit<br />

den Besonderheiten der deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Die merkwürdige Logik<br />

geht in etwa so:<br />

Weil Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in der Verg<strong>an</strong>genheit Minderheiten verfolgt, Dissidenten<br />

eingesperrt und Bü<strong>ch</strong>er verbr<strong>an</strong>nt hat, ist Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d heute verpfli<strong>ch</strong>tet,<br />

Minderheiten zu verfolgen, Dissidenten einzusperren und Bü<strong>ch</strong>er<br />

zu verbrennen!<br />

Do<strong>ch</strong> selbst diese massive Ausdehnung der Zensur war der rot-grünen<br />

Bundesregierung unter K<strong>an</strong>zler S<strong>ch</strong>röder no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t hars<strong>ch</strong> genug. Anf<strong>an</strong>g<br />

2005 wurde daher der Bes<strong>ch</strong>luß gefaßt, den Straftatbest<strong>an</strong>d der Volksverhetzung<br />

auszuweiten: 17<br />

“Verherrli<strong>ch</strong>ung, Billigung und Re<strong>ch</strong>tfertigung der Nazi-Herrs<strong>ch</strong>aft<br />

sollen künftig als Volksverhetzung gelten und bestraft werden.”<br />

Au<strong>ch</strong> hier bezieht si<strong>ch</strong> die Straf<strong>an</strong>drohung nur auf Äußerungen zum NS-<br />

Regime. Unklar ist, was einer “Verherrli<strong>ch</strong>ung” glei<strong>ch</strong>kommt. Wird in Zukunft<br />

eine Äußerung bereits strafverfolgt, weil sie irgend etwas Positives<br />

über das Dritte Rei<strong>ch</strong> beinhaltet? Wird es also in Zukunft Pfli<strong>ch</strong>t sein, über<br />

die Zeit des Dritten Rei<strong>ch</strong>es nur S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes auszuführen? Bei Drucklegung<br />

dieses Bu<strong>ch</strong>es war der genaue Wortlaut der gepl<strong>an</strong>ten Gesetzesänderung<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bek<strong>an</strong>nt, 18 und erst die si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließende Re<strong>ch</strong>tspraxis<br />

wird zeigen, wie weitrei<strong>ch</strong>end das Gebot sein wird, diese Periode deuts<strong>ch</strong>er<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu dämonisieren – und damit das deuts<strong>ch</strong>e Volk selbst.<br />

Indizierungen<br />

Die erste Stufe deuts<strong>ch</strong>er Zensur ist die Indizierung z.B. eines Druckwerkes<br />

dur<strong>ch</strong> die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, BPjM. 19<br />

Diese Behörde wird aufgrund einer Bes<strong>ch</strong>werde einer <strong>an</strong>deren Behörde tätig,<br />

wie etwa eines Jugendamtes einer deuts<strong>ch</strong>en Stadt. Die Indizierung ei-<br />

16 Thomas W<strong>an</strong>dres, Die Strafbarkeit des Aus<strong>ch</strong>witz-Leugnens, Strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Abh<strong>an</strong>dlungen,<br />

neue Folge, B<strong>an</strong>d 129, Duncker & Humblot, Berlin 2000; vgl. Rezension von G. <strong>Rudolf</strong>,<br />

VffG, 5(1) (2001), S. 100-112.<br />

17 Der Spiegel, 8. März 2005 (www.spiegel.de/politik/deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d/0,1518,345292,00.html)<br />

18 Am 22.2.2005 beri<strong>ch</strong>tete der Spiegel no<strong>ch</strong>, es sei gepl<strong>an</strong>t, “die Billigung oder Verherrli<strong>ch</strong>ung<br />

von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen” des NS-Regimes strafbar zu ma<strong>ch</strong>en<br />

(www.spiegel.de/politik/deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d/0,1518,343013,00.html)<br />

19 Bis 2002 trug diese Behörde den Namen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende S<strong>ch</strong>rif-<br />

ten, BPjS.<br />

172


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

nes Medium führt dazu, daß dafür ni<strong>ch</strong>t mehr geworben werden darf und<br />

daß es ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e unter 18 Jahren veräußert oder ihnen sonstwie<br />

zugängli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t werden darf. Dies führt praktis<strong>ch</strong> dazu, daß das Medium<br />

in der Öffentli<strong>ch</strong>keit aufhört zu existieren, da m<strong>an</strong> auf legale Weise nur<br />

über private K<strong>an</strong>äle von dessen Existenz erfahren k<strong>an</strong>n – abgesehen von<br />

der dur<strong>ch</strong> die BPjM regelmäßig in ihrem Beri<strong>ch</strong>t publizierte Liste indizierter<br />

Werke. Diese Liste umfaßt inzwis<strong>ch</strong>en Tausende von Druckwerken,<br />

Film- und Tonträgern. 20 Diese Zensurlisten waren einst für jeden zugängli<strong>ch</strong>,<br />

aber seit etwa dem Jahr 2000 werden sie nur no<strong>ch</strong> <strong>an</strong> Bibliotheken<br />

sowie <strong>an</strong> den Groß- und Einzelh<strong>an</strong>del vergeben, und sogar die Bibliotheken<br />

bes<strong>ch</strong>ränken nun den Zugriff auf diese Listen, wodur<strong>ch</strong> die dur<strong>ch</strong> die Prüfstelle<br />

ausgeübte Zensur no<strong>ch</strong> undur<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>tiger wird. Diese Tendenz zum<br />

Verbergen der Zensurtätigkeit wurde mit der Gesetzesvers<strong>ch</strong>ärfung von<br />

2002 no<strong>ch</strong> verstärkt, da nun Medien, die als besonders s<strong>ch</strong>were Bedrohung<br />

für die geistige Entwicklung Jugendli<strong>ch</strong>er <strong>an</strong>gesehen werden, in geheimen,<br />

ni<strong>ch</strong>t-öffentli<strong>ch</strong>en Listen aufgeführt werden. 21<br />

Die Opfer dieser geheimen Zensur sind vor allem sol<strong>ch</strong>e Medien, deren<br />

Inhalt na<strong>ch</strong> Auffassung deuts<strong>ch</strong>er Geri<strong>ch</strong>te gegen deuts<strong>ch</strong>e Strafgesetze<br />

verstoßen (Verleumdung, Verunglimpfung Verstorbener, Aufsta<strong>ch</strong>elung<br />

zum Haß, Volksverhetzung), womit praktis<strong>ch</strong> die gesamte Palette politis<strong>ch</strong>er<br />

und ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Dissidentenliteratur erfaßt wird.<br />

Die Öffentli<strong>ch</strong>keit hat jetzt keine Mögli<strong>ch</strong>keit mehr zu erfahren, wel<strong>ch</strong>e<br />

Medien für illegal erklärt werden und wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t. Damit wird gegen das<br />

re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>e Grundprinzip verstoßen, daß Gesetze und Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung<br />

veröffentli<strong>ch</strong>t werden müssen, damit alle Bürger von ihnen Kenntnis erl<strong>an</strong>gen<br />

und si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>ten können. Die Bundesregierung hält ihre<br />

Ents<strong>ch</strong>eidungen geheim, und die Bürger, die verbotene Literatur verbreiten,<br />

verstoßen gegen das Gesetz, ohne überhaupt eine Ch<strong>an</strong>ce zu haben, dies zu<br />

verhindern. Das ist ein erstklassiges Beispiel für ein totalitäres Gesetz.<br />

20<br />

Das letzte mir bek<strong>an</strong>nt gewordene Gesamtverzei<strong>ch</strong>nis indizierter Bü<strong>ch</strong>er, Tas<strong>ch</strong>enbü<strong>ch</strong>er,<br />

Bros<strong>ch</strong>üren und Comics, St<strong>an</strong>d 30.4.1993, umfaßt etwa 2.500 Titel. Seither sind über 120<br />

hinzugekommen. Die Liste indizierter Videofilme ist <strong>an</strong>nähernd glei<strong>ch</strong> l<strong>an</strong>g. Hinzu kommen<br />

no<strong>ch</strong> mehrere hundert elektronis<strong>ch</strong>e Ton- und Datenträger. Die aktuellen Index-<br />

Listen werden im Periodikum der BPjM, BPjM aktuell, publiziert. Ein Bezug ist nur autorisierten<br />

Behörden mögli<strong>ch</strong>: Bundesprüfstelle, Postfa<strong>ch</strong> 26 01 21, D-53153 Bonn. I<strong>ch</strong> habe<br />

die letzte mir zugespielte Ausgabe von 2001 im Internet ausgehängt:<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos78.html<br />

21<br />

JuS<strong>ch</strong>G, §18, Abs. 2, S. 3&4; Bundesgesetzblatt 2002, I, S. 2730, 2003, I, S. 476, 3007,<br />

3076, www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung5/Pdf-Anlagen/jus<strong>ch</strong>g-st<strong>an</strong>d-01-04-<br />

04,property=pdf.pdf.<br />

173


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Während die Bundesprüfstelle vor allem zum S<strong>ch</strong>utz der Jugend vor<br />

Pornographie und Gewaltverherrli<strong>ch</strong>ung ges<strong>ch</strong>affen wurde, bes<strong>ch</strong>äftigte sie<br />

si<strong>ch</strong> seit ihrem Bestehen au<strong>ch</strong> zunehmend mit dem Kampf gegen politis<strong>ch</strong><br />

oder historis<strong>ch</strong> unbeliebte Literatur. Eckhard Jesse, Professor für Soziologie<br />

in Chemnitz, kritisierte bereits 1990, also zu einem Zeitpunkt no<strong>ch</strong> relativ<br />

gemäßigter Zensur, daß si<strong>ch</strong> die Bundesprüfstelle “in m<strong>an</strong><strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t<br />

als Einfallstor eines einseitigen Antifas<strong>ch</strong>ismus erwiesen” habe 22 und meinte:<br />

23<br />

“Mit den Prinzipien einer freiheitli<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft ist die Vorgehensweise<br />

der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende S<strong>ch</strong>riften jedenfalls<br />

nur s<strong>ch</strong>wer vereinbar, weil das ges<strong>ch</strong>riebene und gespro<strong>ch</strong>ene Wort<br />

in einer offenen Gesells<strong>ch</strong>aft prinzipiell ni<strong>ch</strong>t unter Kuratel gestellt werden<br />

darf.”<br />

“Die freiheitli<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft darf den freien Austaus<strong>ch</strong> der Ideen<br />

und St<strong>an</strong>dpunkte ni<strong>ch</strong>t ersticken oder unterdrücken.” 24<br />

Jesse findet es zwar bedauerli<strong>ch</strong>, daß in unserer Gesells<strong>ch</strong>aft das ges<strong>ch</strong>riebene<br />

Wort unter Kuratel gestellt wird, f<strong>an</strong>d jedo<strong>ch</strong> damals no<strong>ch</strong><br />

Trost: 25<br />

“Immerhin ist dur<strong>ch</strong> den Verzi<strong>ch</strong>t auf die Geheimhaltung der [Indizierungs-]Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

deren Überprüfung dur<strong>ch</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit und<br />

die Wissens<strong>ch</strong>aft mögli<strong>ch</strong>.”<br />

Leider hat die Gesetzesänderung von 2002 nun au<strong>ch</strong> mit dieser Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

S<strong>ch</strong>luß gema<strong>ch</strong>t.<br />

Dieses erstaunli<strong>ch</strong>e Eingeständnis mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidriger Zensurmaßnahmen<br />

unter der Herausgebers<strong>ch</strong>aft des Bundesverfassungss<strong>ch</strong>utzes wird<br />

viel zu wenig hervorgehoben.<br />

Die Zensurpraxis der Bundesprüfstelle wird besonders deutli<strong>ch</strong> vor Augen<br />

geführt dur<strong>ch</strong> das Vorgehen gegen das Bu<strong>ch</strong> Wahrheit für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d,<br />

das si<strong>ch</strong> – <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> auf unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Weise – mit der Kriegss<strong>ch</strong>uldfrage<br />

des Zweiten Weltkrieges befaßt. 26 Es wurde Ende der siebziger<br />

Jahre von der Bundesprüfstelle indiziert. 1994 erklärte das Bundesverfas-<br />

22<br />

Eckhard Jesse, “Streitbare Demokratie und ‘Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung’”, in: Bundesamt<br />

für Verfassungss<strong>ch</strong>utz (Hg.), Verfassungss<strong>ch</strong>utz in der Demokratie, Carl Heym<strong>an</strong>ns Verlag,<br />

Köln 1990, S. 304, vgl. S. 289.<br />

23<br />

Ebenda, S. 287.<br />

24<br />

Ebenda, S. 303.<br />

25<br />

Ebenda, S. 286.<br />

26<br />

Udo Walendy, Wahrheit für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, 3. Aufl., Verlag für Volkstum und Zeitge-<br />

s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Vlotho 1976.<br />

174


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

sungsgeri<strong>ch</strong>t diese Ents<strong>ch</strong>eidung für re<strong>ch</strong>tswidrig, 27 worauf die Bundesprüfstelle<br />

das Bu<strong>ch</strong> umgehend mit einer lei<strong>ch</strong>t umformulierten Begründung<br />

erneut indizierte. 28 Des Autors Einspru<strong>ch</strong> dagegen sowie seine Klage<br />

vor dem Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>t Köln waren erfolgrei<strong>ch</strong>. Laut Urteil hat es die<br />

Bundesprüfstelle versäumt zu beweisen, daß von dem Bu<strong>ch</strong> eine Gefährdung<br />

der Jugend ausgehe: 29<br />

“Die Bundesprüfstelle verkennt, daß gerade dur<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

der offenen Ausein<strong>an</strong>dersetzung zwis<strong>ch</strong>en unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Meinungen<br />

die Kritikfähigkeit der Jugendli<strong>ch</strong>en gestützt wird, was eine freie Diskussion<br />

erfordert. Hierzu bedarf es neben der Vermittlung des historis<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>ehens gerade der kritis<strong>ch</strong>en Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit abwei<strong>ch</strong>enden<br />

Meinungen. Hierdur<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n, was die Bundesprüfstelle in ihrer Abwägung<br />

überhaupt ni<strong>ch</strong>t eingestellt hat [...] die Jugend (mögli<strong>ch</strong>erweise)<br />

sehr viel wirksamer vor Anfälligkeiten für verzerrende Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdarstellungen<br />

ges<strong>ch</strong>ützt werden als dur<strong>ch</strong> eine Indizierung, die sol<strong>ch</strong>en<br />

Meinungen sogar bere<strong>ch</strong>tigte Anziehungskraft verleihen könnte.”<br />

Aus diesem Urteil wie aus dem vorausgeg<strong>an</strong>genen Urteil des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>tes<br />

geht allerdings au<strong>ch</strong> hervor, daß diese Grundsätze ni<strong>ch</strong>t<br />

gelten, wenn zum Beispiel die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über das S<strong>ch</strong>icksal der<br />

Juden im Dritten Rei<strong>ch</strong> in Frage gestellt wird. Hierdur<strong>ch</strong> werde ni<strong>ch</strong>t nur<br />

eine offenkundig wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong>e Meinung vertreten, sondern zudem<br />

der Nationalsozialismus verherrli<strong>ch</strong>t und die Juden in ihrer Gesamtheit<br />

verunglimpft. Dazu ist es ni<strong>ch</strong>t etwa nötig, daß eine sol<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift Juden<br />

verbal <strong>an</strong>greift oder si<strong>ch</strong> mit der nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Ideologie identifiziert.<br />

Selbst eine Sympathieerklärung für die Juden und eine Verdammung<br />

sonstiger nationalsozialistis<strong>ch</strong>er Verfehlungen hilft einem sol<strong>ch</strong>en Werke<br />

ni<strong>ch</strong>ts, wenn <strong>an</strong> nur einer Stelle offen die Faktizität von Teilberei<strong>ch</strong>en des<br />

Holocaust in Frage gestellt wird, die als ents<strong>ch</strong>eidend <strong>an</strong>gesehen werden.<br />

Das alleine rei<strong>ch</strong>t bundesdeuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten bereits als Beweis für eine<br />

Verherrli<strong>ch</strong>ung des NS-Systems und für eine Beleidigungsabsi<strong>ch</strong>t gegenüber<br />

Juden aus.<br />

Einsprü<strong>ch</strong>e gegen Indizierungen “holocaust-leugnender” Bü<strong>ch</strong>er waren<br />

bisher ohne jeden Erfolg, da deuts<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>te alle Beweis<strong>an</strong>träge in sol-<br />

27 Az. 1 BvR 434/87.<br />

28 JMS-Report, Februar 1/1995, S. 52ff.<br />

29 Az. 17 K 9534/94.<br />

175


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

<strong>ch</strong>en Verfahren ablehnen. 30 Die Dokumentationen diesbezügli<strong>ch</strong> sind allerdings<br />

bisher sehr bru<strong>ch</strong>stückhaft. So waren ältere Bü<strong>ch</strong>er, die die Aspekte<br />

der Judenverfolgung bzw. -ausrottung bestreiten, wie etwa Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />

Verfemung Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds, 31 Hexeneinmaleins einer Lüge, 32 Feuerzei<strong>ch</strong>en 33<br />

oder Die 2. Babylonis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gens<strong>ch</strong>aft, 34 bis Ende der 1990er Jahre<br />

ni<strong>ch</strong>t auf dem Index der Bundesprüfstelle zu finden. Eines der ersten vom<br />

Stile her gewiß wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> zu nennenden Bü<strong>ch</strong>er dieser Gattung hingegen,<br />

Der Jahrhundertbetrug, 35 wurde bereits im Frühjahr 1979 indiziert,<br />

also zwei Jahre na<strong>ch</strong> seinem Ers<strong>ch</strong>einen. 36<br />

Zumindest indirekt berühmt geworden ist eine S<strong>ch</strong>rift aus dem zuletzt in<br />

Dänemark <strong>an</strong>sässigen Kritik-Verlag. Dieser hatte Ende der siebziger Jahre<br />

eine Bros<strong>ch</strong>üre des Titels Die Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge publiziert, in dem ein ehemaliger<br />

deuts<strong>ch</strong>er Soldat seine Erlebnisse in Aus<strong>ch</strong>witz s<strong>ch</strong>ilderte, die den<br />

bek<strong>an</strong>nten Zeugenberi<strong>ch</strong>ten diametral entgegenstehen. 37 Der Titel der<br />

S<strong>ch</strong>rift wurde zumindest in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d Inbegriff für das, was m<strong>an</strong> <strong>an</strong>sonsten<br />

weniger polemis<strong>ch</strong> den “Holocaust-Revisionismus” nennt, also die<br />

Verfe<strong>ch</strong>tung der These, es habe im Dritten Rei<strong>ch</strong> keine Politik der Ausrottung<br />

von Juden gegeben. Ein Portrait des in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgten<br />

und ins Exil geflohenen Verfassers dieser Bros<strong>ch</strong>üre, Thies Christophersen,<br />

wurde von Amnesty International 1995 als Werbung für die<br />

Meinungsfreiheit eingesetzt, da au<strong>ch</strong> die umstrittensten aller Meinungen,<br />

nämli<strong>ch</strong> die Holocaust-Bestreitenden, den S<strong>ch</strong>utz des Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts auf<br />

freie Meinungsäußerung genießen müßten. 38 Die S<strong>ch</strong>rift wurde erst 1993<br />

indiziert, also 20 Jahre na<strong>ch</strong> ihrem Ers<strong>ch</strong>einen. 39<br />

30<br />

Die deuts<strong>ch</strong>e Strafprozeßordnung sieht in §244 die Mögli<strong>ch</strong>keit vor, Beweismittel abzulehnen,<br />

wenn der strittige Verh<strong>an</strong>dlungsgegenst<strong>an</strong>d offenkundig ist, was von den Geri<strong>ch</strong>ten<br />

bezügli<strong>ch</strong> des Holocaust grundsätzli<strong>ch</strong> vorausgesetzt wird.<br />

31<br />

Fr<strong>an</strong>z J. S<strong>ch</strong>eidl, Selbstverlag, 6 Bände, Wien 1968.<br />

32<br />

Emil Aretz, Verlag Hohe Warte, Pähl 1973.<br />

33<br />

Ingrid Weckert, Grabert, Tübingen 1981; 1995 eingezogen.<br />

34<br />

Steffen Werner, 2. Aufl., Grabert, Tübingen 1991; 1995 eingezogen.<br />

35<br />

Arthur R. Butz, Historical Review Press, Brighton 1976; in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d: Verlag für<br />

Volkstum und Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Vlotho 1976.<br />

36<br />

Gesamtverzei<strong>ch</strong>nis indizierter Bü<strong>ch</strong>er, Tas<strong>ch</strong>enbü<strong>ch</strong>er, Bros<strong>ch</strong>üren und Comics, St<strong>an</strong>d<br />

30.4.1993, S. 8: Indizierungs-Nr. E 2765, Bundes<strong>an</strong>zeiger Nr. 95 vom 22.5.1979.<br />

37<br />

Thies Christophersen, Die Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge, Kritik-Folge Nr. 23, Kritik Verlag, Mohrkir<strong>ch</strong><br />

1973.<br />

38<br />

Die linke Tageszeitung (Berlin) beri<strong>ch</strong>tet hierüber erstaunli<strong>ch</strong> fair, 12.12.1995.<br />

39 Bundes<strong>an</strong>zeiger vom 30.9.1994.<br />

176


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

Eine Änderung in der Ents<strong>ch</strong>eidungspraxis der Bundesprüfstelle seit der<br />

Vers<strong>ch</strong>ärfung des Strafre<strong>ch</strong>ts 1994 ist bisher ni<strong>ch</strong>t festgestellt worden und<br />

au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t unbedingt zu erwarten, da die Bundesprüfstelle na<strong>ch</strong> dem Gesetz<br />

zum S<strong>ch</strong>utz der Jugend (GjS) vorgeht und ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> dem Strafre<strong>ch</strong>t.<br />

Einziehungen bis 1994<br />

Die zweite Stufe deuts<strong>ch</strong>er Zensur, die sogen<strong>an</strong>nte Einziehung, wird in<br />

der Öffentli<strong>ch</strong>keit kaum registriert, und au<strong>ch</strong> der oben zitierte Prof. E. Jesse<br />

s<strong>ch</strong>eint sie entweder ni<strong>ch</strong>t zu kennen oder zu ignorieren. Die Einziehung<br />

eines Druckwerkes erfolgt auf Bes<strong>ch</strong>luß irgendeines Geri<strong>ch</strong>tes. Was mit<br />

den si<strong>ch</strong>ergestellten Exemplaren einer sol<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>rift ges<strong>ch</strong>ieht, ist ni<strong>ch</strong>t<br />

g<strong>an</strong>z klar, dürfte aber je na<strong>ch</strong> Polizeidienststelle unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> sein. Ein<br />

Verleger, der des öfteren von Bu<strong>ch</strong>einziehungsverfahren betroffen ist, beri<strong>ch</strong>tete<br />

in dem Zusammenh<strong>an</strong>g, ihm sei mitgeteilt worden, die Bü<strong>ch</strong>er<br />

würden unter polizeili<strong>ch</strong>er Aufsi<strong>ch</strong>t verbr<strong>an</strong>nt. 40 In einem Fall beri<strong>ch</strong>teten<br />

Pressestimmen davon, eingezogene S<strong>ch</strong>riften würden in Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen<br />

beseitigt. 41 Das ers<strong>ch</strong>eint folgeri<strong>ch</strong>tig, denn gefährli<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er<br />

müssen in den Augen der bundesdeuts<strong>ch</strong>en Behörden wie Drogen<br />

beh<strong>an</strong>delt werden: sie vergiften das Gehirn und ma<strong>ch</strong>en uns zu ni<strong>ch</strong>t<br />

“ri<strong>ch</strong>tig” funktionierenden Mitgliedern der Gesells<strong>ch</strong>aft. Daher muß die<br />

Tatwaffe – Droge oder Bu<strong>ch</strong> – dur<strong>ch</strong> Feuer verni<strong>ch</strong>tet werden (beim<br />

Bu<strong>ch</strong> gibt es no<strong>ch</strong> als Alternative den Reißwolf).<br />

Na<strong>ch</strong> Auskunft der Bundesregierung gibt es im Gegensatz zu den indizierten<br />

Werken keine Stelle, die eine wenigstens <strong>an</strong>nähernd vollständige<br />

Liste der eingezogenen Werke publiziert, und au<strong>ch</strong> die Einziehungsbes<strong>ch</strong>lüsse<br />

der Geri<strong>ch</strong>te werden nirgends publiziert. 42 Zwar ist jedes Geri<strong>ch</strong>t,<br />

das die Einziehung einer S<strong>ch</strong>rift bes<strong>ch</strong>ließt oder aufhebt, verpfli<strong>ch</strong>tet, das<br />

Bundeskriminalamt davon zu verständigen, das somit eine vollständige Liste<br />

besitzen müßte (es dient den Geri<strong>ch</strong>ten als Auskunftsstelle für bereits<br />

bestehende Einziehungsbes<strong>ch</strong>lüsse). Eine Publikation dieser Einziehungsbes<strong>ch</strong>lüsse<br />

erfolgt aber nur gelegentli<strong>ch</strong> in dem der Öffentli<strong>ch</strong>keit ni<strong>ch</strong>t oh-<br />

40<br />

Wigbert Grabert, Grabert Verlag, Tübingen, gegenüber dem Autor.<br />

41<br />

Abendzeitung (Mün<strong>ch</strong>en), 7./8. März 1998: “Die Restexemplare werden gegebenenfalls in<br />

einer Müllverbrennungs<strong>an</strong>lage verni<strong>ch</strong>tet.” (bezügl. R.J. Eibi<strong>ch</strong>t (Hg.), Hellmut Diwald)<br />

Vgl. Zur Zeit (Wien), Nr. 9/1998 (27. Febr. 1998): “Vor 65 Jahren ges<strong>ch</strong>ah sol<strong>ch</strong>es no<strong>ch</strong><br />

öffentli<strong>ch</strong>, heute wird dies klammheimli<strong>ch</strong> in einer Müllverbrennungs<strong>an</strong>lage erledigt.”<br />

42<br />

Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage im Bundestag, Bundestagsdrucksa<strong>ch</strong>e<br />

13/4222, 26.3.1996, S. 6.<br />

177


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

ne weiteres zugängli<strong>ch</strong>en Bundeskriminalblatt. 43 Wendet m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />

<strong>an</strong> das Bundeskriminalamt, um eine sol<strong>ch</strong>e Liste zu erhalten, so erhält m<strong>an</strong><br />

keine Antwort, was zu der Geheimniskrämerei bezügli<strong>ch</strong> der oben erwähnten<br />

Liste über “gefährli<strong>ch</strong>e” verbotene Medien paßt. 44 Also wird au<strong>ch</strong> hier<br />

die Öffentli<strong>ch</strong>keit völlig im Dunkeln gelassen, wel<strong>ch</strong>e Medien eingezogen<br />

sind und wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t. Wer es wagt, ein eingezogenes Werk zu importieren,<br />

zu exportieren, zu lagern, zu veröffentli<strong>ch</strong>en, <strong>an</strong>zupreisen, zu verbreiten<br />

oder zu verkaufen, findet si<strong>ch</strong> vor dem Kadi wieder und wird eines Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>ens<br />

<strong>an</strong>geklagt.<br />

Obwohl von Einziehungsverfahren au<strong>ch</strong> pornographis<strong>ch</strong>e oder gewaltverherrli<strong>ch</strong>ende<br />

Veröffentli<strong>ch</strong>ungen betroffen sind, sollen diese hier ni<strong>ch</strong>t<br />

besonders betra<strong>ch</strong>tet werden, da die Verni<strong>ch</strong>tung politis<strong>ch</strong>er oder ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Publikationen vom mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en St<strong>an</strong>dpunkt aus betra<strong>ch</strong>tet<br />

wesentli<strong>ch</strong> bris<strong>an</strong>ter ist.<br />

Bis zum Jahr 1994 war die Anzahl der eingezogenen S<strong>ch</strong>riften politis<strong>ch</strong>en<br />

oder historis<strong>ch</strong>en Inhalts übers<strong>ch</strong>aubar. In den siebziger Jahren waren<br />

davon vor allem Bü<strong>ch</strong>er betroffen, die für den damaligen linksextremen<br />

Terrorismus der Roten Armee Fraktion Verständnis aufbra<strong>ch</strong>ten oder in ihren<br />

Sympathiebekundungen sogar no<strong>ch</strong> weiter gingen. 45 Einen Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zwis<strong>ch</strong>en dem Verbot re<strong>ch</strong>ter oder ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionistis<strong>ch</strong>er Literatur<br />

und re<strong>ch</strong>tsextremen, gar staatsgefährdenden Gewalttaten hat es dagegen<br />

nie gegeben, und zwar allein s<strong>ch</strong>on deshalb, weil es in der deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

nie einen re<strong>ch</strong>tsextremen Terrorismus gegeben hat. Zudem argumentiert<br />

insbesondere der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionismus ni<strong>ch</strong>t primär politis<strong>ch</strong>.<br />

Hier sind es die gefür<strong>ch</strong>teten hypothetis<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Auswirkungen einer<br />

Änderung des Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes, die Anlaß zur staatli<strong>ch</strong>en Verfolgung<br />

geben. Der Osnabrücker Soziologie-Professor Robert Hepp führte dazu<br />

treffli<strong>ch</strong> aus: 46<br />

43<br />

Ri<strong>ch</strong>tlinien für das Strafverfahren und das Bußgeldverfahren Nr. 208, II + IV; na<strong>ch</strong>: Gerd<br />

Pfeiffer (Hg.), Karlsruher Kommentar zur Strafprozeßordnung, 3. Aufl., Beck, Mün<strong>ch</strong>en<br />

1993, S. 2174.<br />

44<br />

Eine inoffizielle, wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> äußerst unvollständige Liste ist im Internet zu finden,<br />

mit Links zu online erhältli<strong>ch</strong>en bes<strong>ch</strong>lagnahmten Werken:<br />

www.vho.org/censor/Censor.html.<br />

45<br />

Vgl. Klaus Wagenba<strong>ch</strong> (Hg.), Wieso Bü<strong>ch</strong>er? Wie und mit wel<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>ten überlebt<br />

m<strong>an</strong> gute Bü<strong>ch</strong>er, Zimmerbrände und deuts<strong>ch</strong>e Umgebung, Wagenba<strong>ch</strong>-Verlag, Berlin<br />

1994.<br />

46<br />

Robert Hepp in: Rolf-Josef Eibi<strong>ch</strong>t, Hellmut Diwald, Grabert, Tübingen 1995, S. 128,<br />

Fußnote 49, S. 141f. (vho.org/D/diwald/hepp.html).<br />

178


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

“M<strong>an</strong> brau<strong>ch</strong>t nur einmal in einem Ged<strong>an</strong>kenexperiment den g<strong>an</strong>zen<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Komplex ‘hinwegzudenken’, um sofort seine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terdings<br />

grundlegende Bedeutung für die gesamte ‘Na<strong>ch</strong>kriegsordnung’ zu erkennen<br />

49 .[…]<br />

49. Sti<strong>ch</strong>wortartig aufgelistet und ohne jeden Anspru<strong>ch</strong> auf Vollständigkeit<br />

ergäben si<strong>ch</strong> etwa die folgenden Konsequenzen:<br />

I. ) Das NS-Regime wäre gar ni<strong>ch</strong>ts Unverglei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es und Besonderes:<br />

– Die Staaten von halb Europa hatten damals ein ‘fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>es’<br />

oder ‘totalitäres’ Regime, darunter au<strong>ch</strong> alliierte. – Judenpogrome und<br />

Vertreibungen von Juden hat es au<strong>ch</strong> <strong>an</strong>derwärts immer mal wieder gegeben<br />

(Sp<strong>an</strong>ien, Rußl<strong>an</strong>d). – Au<strong>ch</strong> in alliierten Staaten wurden ethnis<strong>ch</strong>e<br />

Minderheiten (z. B. die Rußl<strong>an</strong>ddeuts<strong>ch</strong>en in der UdSSR, Deuts<strong>ch</strong>e in<br />

Polen) verfolgt, au<strong>ch</strong> zw<strong>an</strong>gsumgesiedelt. Sogar die Juden selber haben<br />

si<strong>ch</strong> später in Israel Massenvertreibungen und Umsiedlungen (von Eingeborenen!)<br />

zus<strong>ch</strong>ulden kommen lassen. – Au<strong>ch</strong> Rassismus war alliierten<br />

Staaten ni<strong>ch</strong>t fremd, z. B. den USA oder der Südafrik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Union, wo<br />

die S<strong>ch</strong>warzen eher no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter beh<strong>an</strong>delt wurden als die Juden<br />

na<strong>ch</strong> den Nürnberger Gesetzen (strikte Apartheid), und zwar au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> dem Kriege. – KZs gab es früher (im Burenkrieg), glei<strong>ch</strong>zeitig (in<br />

Amerika: US-Jap<strong>an</strong>er) und na<strong>ch</strong>her (KZs für PGs [Parteigenossen],<br />

Straflager und unmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>genenlager im Westen und Osten).<br />

II. ) Die Verbre<strong>ch</strong>en der Alliierten wären weit s<strong>ch</strong>limmer als die der<br />

Deuts<strong>ch</strong>en, und zwar a) während des Krieges: – die Flä<strong>ch</strong>enbombardierung<br />

der deuts<strong>ch</strong>en Städte; – Hiroshima und Nagasaki; – <strong>an</strong>dere im Unters<strong>ch</strong>ied<br />

zu den deuts<strong>ch</strong>en unbestraft gebliebene Kriegsverbre<strong>ch</strong>en; b)<br />

na<strong>ch</strong> dem Krieg: – die völkerre<strong>ch</strong>tswidrige Vertreibung von Millionen<br />

Deuts<strong>ch</strong>en aus ihrer Heimat; – hunderttausendfa<strong>ch</strong>e Morde und Vergewaltigungen<br />

während der Vertreibung und Besatzung; – politis<strong>ch</strong>e Justiz<br />

und Justizmorde (Lyn<strong>ch</strong>justiz, Nürnberg u. a. Verfahren vor Militärgeri<strong>ch</strong>ten);<br />

in vielen <strong>an</strong>deren Beziehungen (Säuberungen im öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Dienst, Berufsverbote, Enteignungen, Presse- und Bü<strong>ch</strong>erzensur, Gehirnwäs<strong>ch</strong>e<br />

etc.) haben die Alliierten als Besatzer im Osten und Westen<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds das totalitäre NS-Regime überboten.<br />

III. ) Wenn ‘Aus<strong>ch</strong>witz’ ein Mythos wäre, wäre jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur die<br />

These von der historis<strong>ch</strong>en ‘Unverglei<strong>ch</strong>barkeit’ des NS-Regimes und<br />

der ‘moralis<strong>ch</strong>en’ Überlegenheit der Sieger hinfällig, au<strong>ch</strong> das Prestige<br />

der Juden qua Opfer des größten Völkermordes der Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te wäre<br />

dahin, viele jüdis<strong>ch</strong>e Zeugen in KZ-Prozessen wären diskreditiert, der<br />

Holocaust-Kult mit seinen unzähligen Gedenkstätten und Riten profa-<br />

179


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

niert, das weltweite ‘Shoah-Business’ sabotiert und die Existenzgrundlage<br />

des Staates Israel ruiniert.<br />

IV. ) Insbesondere aber wäre die g<strong>an</strong>ze deuts<strong>ch</strong>e ‘Na<strong>ch</strong>kriegsordnung’,<br />

die letztli<strong>ch</strong> auf der rückhaltlosen Anerkennung der ‘unverglei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>uld’ unserer Altvorderen beruht, unterminiert. Alles, was den<br />

Deuts<strong>ch</strong>en in Ost und West in den verg<strong>an</strong>genen Jahrzehnten <strong>an</strong>get<strong>an</strong> und<br />

zugemutet wurde, wurde im Zweifelsfall mit dem Hinweis auf ‘Aus<strong>ch</strong>witz’<br />

ents<strong>ch</strong>uldigt: von der Zerstückelung und Besetzung ihres Vaterl<strong>an</strong>ds<br />

(samt der damit verbundenen Folgekosten) über die immensen direkten<br />

und indirekten Reparationsleistungen, Wiedergutma<strong>ch</strong>ungszahlungen<br />

und Kontributionen, die Vertreibung der Millionen L<strong>an</strong>dsleute<br />

aus ihrer <strong>an</strong>gestammten Heimat, die Abtretung eines Viertels des deuts<strong>ch</strong>en<br />

Rei<strong>ch</strong>gebiets und die Anerkennung der Na<strong>ch</strong>kriegsgrenzen, die<br />

bedingungslose ‘Einbindung’ in die NATO und die EG, die blinde Unterwerfung<br />

unter eine von den Siegern verordnete Verfassung mit ihren<br />

kuriosen Ausnahmebestimmungen, die Gehirnwäs<strong>ch</strong>e, die g<strong>an</strong>ze Generationen<br />

deformiert und desorientiert hat, die ‘Lufthoheit’ der Linken in<br />

der Politik und der lizenzierten ‘Antifas<strong>ch</strong>isten’ in den deuts<strong>ch</strong>en Medien<br />

und im ‘Kulturbetrieb’, die Beglückung mit der ‘Kultur der westli<strong>ch</strong>en<br />

Wertegemeins<strong>ch</strong>aft’ und neuerdings no<strong>ch</strong> die gezielte ‘Absüdung’ des<br />

deuts<strong>ch</strong>en Volkes, um von Kleinigkeiten wie der politis<strong>ch</strong>en Ra<strong>ch</strong>ejustiz<br />

der Sieger und ihrer Quislinge oder der fortdauernden Kriminalisierung<br />

und Verfolgung aller re<strong>ch</strong>ten politis<strong>ch</strong>en Bewegungen g<strong>an</strong>z zu s<strong>ch</strong>weigen.<br />

Wenn ‘Aus<strong>ch</strong>witz’, wie die Revisionisten behaupten, ein ‘Mythos’<br />

und eine ‘Lüge’, ni<strong>ch</strong>ts als ein Greuelmär<strong>ch</strong>en aus der Giftkü<strong>ch</strong>e der <strong>an</strong>gelsä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />

‘s<strong>ch</strong>warzen Propag<strong>an</strong>da’ wäre, wäre tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> der<br />

g<strong>an</strong>zen deuts<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>kriegspolitik ihr ‘moralis<strong>ch</strong>es Fundament’ entzogen.<br />

Die vielbewunderten Leistungen der Konkursverwalter des Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Rei<strong>ch</strong>es wären ni<strong>ch</strong>ts als eine einzige Erbärmli<strong>ch</strong>keit, wenn auf sie<br />

ni<strong>ch</strong>t ‘der s<strong>ch</strong>warze S<strong>ch</strong>atten von Aus<strong>ch</strong>witz’ fiele. Und all die ununterbro<strong>ch</strong>enen<br />

S<strong>ch</strong>uldbekenntnisse, Kniefälle und Demütigungen wären ein<br />

einziges würdeloses und verä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Theater. Die reumütigen Deuts<strong>ch</strong>en<br />

wären das Gespött der g<strong>an</strong>zen Welt. Kein dümmeres Volk auf Erden!”<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, wenn m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> diese Folgen vor Augen hält, so gibt es nur<br />

zwei Mögli<strong>ch</strong>keiten: Die Forderung na<strong>ch</strong> der Auflösung der Na<strong>ch</strong>kriegsordnung<br />

– mit der si<strong>ch</strong> daraus ergebenden erneuten feindli<strong>ch</strong>en Einkreisung<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds dur<strong>ch</strong> alle <strong>an</strong>deren Nationen der Welt – oder die gnadenlose<br />

Verfolgung all jener, die unerwüns<strong>ch</strong>te Wahrheiten <strong>an</strong>s Tagesli<strong>ch</strong>t bringen.<br />

180


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

Der spektakulärste Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tungsfall der 80er Jahre gegen ein revisionistis<strong>ch</strong>es<br />

Bu<strong>ch</strong> war si<strong>ch</strong>er die Einziehung des Bu<strong>ch</strong>es Der Aus<strong>ch</strong>witz-<br />

Mythos. Dem Autor des Bu<strong>ch</strong>es wurde aufgrund seiner holocaust-bestreitenden<br />

Thesen na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> der Doktortitel aberk<strong>an</strong>nt und seine Pension als<br />

ehemaliger Ri<strong>ch</strong>ter gekürzt. 47<br />

Interess<strong>an</strong>t sind au<strong>ch</strong> die Einziehungen der Bü<strong>ch</strong>er des unter dem Pseudonym<br />

J.G. Burg publizierenden revisionistis<strong>ch</strong>en Juden Joseph Ginsburg:<br />

Seine holocaust-bestreitenden Bü<strong>ch</strong>er fielen ebenfalls der deuts<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tung<br />

zum Opfer, obwohl ihm als Juden und in Anbetra<strong>ch</strong>t des<br />

Inhalts seiner S<strong>ch</strong>riften kein Antisemitismus na<strong>ch</strong>gesagt werden k<strong>an</strong>n. 48<br />

Die Bundesprüfstelle selbst hat in Sa<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>-historis<strong>ch</strong>er Veröffentli<strong>ch</strong>ungen<br />

bis zum Winter 1996 nur die Einziehung einiger Ausgaben<br />

der in der S<strong>ch</strong>weiz publizierten revisionistis<strong>ch</strong>en Zeits<strong>ch</strong>rift Eidgenoss aufgelistet.<br />

Die s<strong>ch</strong>on seit l<strong>an</strong>gem der Einziehung unterworfenen vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Ausgaben des revisionistis<strong>ch</strong>en Periodikums Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>en<br />

hingegen – herausgegeben vom glei<strong>ch</strong>en Autor, dessen Bu<strong>ch</strong> Wahrheit für<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d die Prüfstelle 20 Jahre l<strong>an</strong>g zu b<strong>an</strong>nen versu<strong>ch</strong>te – werden<br />

vers<strong>ch</strong>wiegen. 49 Erst im Frühjahr 1997 ergänzte die Bundesprüfstelle ihre<br />

Liste vor allem um vier Bü<strong>ch</strong>er des revisionistis<strong>ch</strong>en Autors Jürgen Graf,<br />

die allerdings bis auf einen Fall alle bereits vor Ende 1994 eingezogen<br />

worden waren und von denen eines bereits im Jahre 1995 wieder freigege-<br />

47<br />

Vgl. Wigbert Grabert (Hg.), Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbetra<strong>ch</strong>tung als Wagnis, Grabert, Tübingen 1984;<br />

siehe au<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart, “Bundesverwaltungsgeri<strong>ch</strong>t im<br />

Dienste der Umerzieher. Erstmalig Doktorgrad aus politis<strong>ch</strong>en Gründen aberk<strong>an</strong>nt”, in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart 36(3) (1988), S. 18<br />

(vho.org/D/DGG/DGG36_3_2.html); DGG, “Unglaubli<strong>ch</strong>es Urteil im Fall Dr. Stägli<strong>ch</strong>”,<br />

ebenda, 36(1) (1988), S. 7 (…/DGG36_1_1.html); DGG, “Vernunft wird Unsinn … Späte<br />

Ra<strong>ch</strong>e für den ‘Aus<strong>ch</strong>witz-Mythos’”, ebenda, 31(1) (1983), S. 19f. (…/DGG31_1.html);<br />

DGG, “Ende der Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit?”, ebenda, 29(3) (1981), S. 38<br />

(…/DGG29_3_1.html).<br />

48<br />

Vgl. die online aufgeführten Werke Burgs: www.vho.org/censor/Censor.html. Burg selbst<br />

bes<strong>ch</strong>reibt die gegen ihn dur<strong>ch</strong>geführte Zensur in seinem Bu<strong>ch</strong> Zionazi-Zensur in der<br />

BRD, Ederer, Mün<strong>ch</strong>en 1980 (www.vho.org/D/zz/index.html); dieses Bu<strong>ch</strong> unterliegt<br />

glei<strong>ch</strong>falls der Einziehung.<br />

49<br />

Erwähnt wird dagegen die Indizierung zweier dieser Zeits<strong>ch</strong>riften: Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>e<br />

Nr. 23 (“Zigeuner bewältigen eine 1/2 Million”), Ents<strong>ch</strong>eidung Nr. 4208, Bundes<strong>an</strong>zeiger<br />

204 vom 31.10.1991, und Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>e Nr. 36 (“Ein Prozeß der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

ma<strong>ch</strong>t”), Ents<strong>ch</strong>eidung Nr. 4029, Bundes<strong>an</strong>zeiger 64 vom 31.03.1990.<br />

181


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

ben wurde. 50 In Sa<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tung sto<strong>ch</strong>erte die Bundesprüfstelle<br />

bis Ende der 1990er Jahre offenbar no<strong>ch</strong> weit mehr im Nebel herum als der<br />

Autor dieses Beitrages, da es offenbar bis dahin keine Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en<br />

der Prüfstelle und dem BKA gab.<br />

Einziehungen na<strong>ch</strong> 1994<br />

Diese “mäßige” Einziehungspraxis änderte si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Inkrafttreten des<br />

geänderten § 130 StGB am 1. Dezember 1994 radikal. 51 Obwohl die Zeitsp<strong>an</strong>ne<br />

zwis<strong>ch</strong>en 1.12.1994, dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des neuen<br />

§130 StGB, und Mitte 1997, dem Erstellungsdatum der Urfassung dieses<br />

Artikels, nur 2½ Jahre beträgt, ist die Liste der in diesem Zeitraum eingezogenen<br />

Bü<strong>ch</strong>er etwa so l<strong>an</strong>g wie die der Bü<strong>ch</strong>er, die meines Wissens in<br />

den 45 Jahren des Bestehens der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d davor eingezogen<br />

wurden.<br />

Bei den jeweiligen Einziehungen h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> wohl gemerkt meistens<br />

ni<strong>ch</strong>t nur um Verfahren gegen die Bü<strong>ch</strong>er, sondern glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> um<br />

Strafverfahren gegen Autoren, Herausgeber, Verleger, Bu<strong>ch</strong>händler, ja<br />

m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal sogar gegen die Drucker und Mehrfa<strong>ch</strong>bezieher der entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Publikationen. Strafverfahren gegen die Bezieher verbotener<br />

S<strong>ch</strong>riften werden selbst d<strong>an</strong>n eingeleitet, wenn die Bü<strong>ch</strong>er zu einem Zeitpunkt<br />

bezogen wurden, als diese no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verboten waren. In der Realität<br />

h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> bei fast allen Strafverfahren um sol<strong>ch</strong>e, bei denen die Bü<strong>ch</strong>er<br />

vor ihrem Verbot bezogen wurden, da m<strong>an</strong> in der Regel na<strong>ch</strong> der Einziehung<br />

der Bü<strong>ch</strong>er diese gar ni<strong>ch</strong>t mehr beziehen k<strong>an</strong>n.<br />

Eigentli<strong>ch</strong> sollte m<strong>an</strong> meinen, daß kein Verfasser, Drucker, Groß- oder<br />

Einzelhändler oder Käufer von Mehrfa<strong>ch</strong>-Exemplaren bestraft werden dürfte,<br />

wenn er ein verbotenes Bu<strong>ch</strong> verkauft hat, bevor es verboten wurde. In<br />

Wirkli<strong>ch</strong>keit können sie jedo<strong>ch</strong> alle strafverfolgt werden – und werden es<br />

in der Regel au<strong>ch</strong> – wenn sie diese Tätigkeit entfaltet haben, bevor der betreffende<br />

Geri<strong>ch</strong>tsbes<strong>ch</strong>luß erging, dur<strong>ch</strong> den die Bes<strong>ch</strong>lagnahme erklärt<br />

wird. Das Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung argumentierte dazu, daß ein Medium, das bes<strong>ch</strong>lagnahmt<br />

wird, ni<strong>ch</strong>t erst dur<strong>ch</strong> diese geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>lagnahme-<br />

50<br />

Jürgen Graf, Aus<strong>ch</strong>witz. Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust, Neue Visionen,<br />

Würenlos 1994: eingezogen vom AG M<strong>an</strong>nheim, 41 Gs 2626/94, freigegeben dur<strong>ch</strong><br />

LG M<strong>an</strong>nheim, 5 KLs 7/95.<br />

51<br />

Offenbar hat die Erosion des Re<strong>ch</strong>tsbewußtseins in der deuts<strong>ch</strong>en Justiz au<strong>ch</strong> allgemein<br />

zur Zunahme von Zensurversu<strong>ch</strong>en geführt, wie Claus Nordbru<strong>ch</strong> aufzeigt, aaO. (Anm.<br />

1), S. 126-146.<br />

182


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

Erklärung illegal wird, sondern bereits dur<strong>ch</strong> seinen Inhalt. Folgli<strong>ch</strong> ist<br />

s<strong>ch</strong>on die Herstellung eines sol<strong>ch</strong>en Mediums eine Straftat, au<strong>ch</strong> wenn die<br />

Behörden von diesem Medium zur Zeit seiner Herstellung no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>ts<br />

wußten. Und infolgedessen unterliegen Autoren, Übersetzer, Herausgeber,<br />

Verleger, Drucker, Warenhausbesitzer, Groß- und Einzelhändler und Kunden,<br />

die mehr als ein Exemplar eines sol<strong>ch</strong>en Werkes erworben haben (was<br />

die Absi<strong>ch</strong>t der Verbreitung “beweist”), der Strafverfolgung, au<strong>ch</strong> wenn ihre<br />

H<strong>an</strong>dlung vor irgendeiner Geri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eidung erfolgte.<br />

Das Justizministerium des Bundesl<strong>an</strong>des Baden-Württemberg hat in Be<strong>an</strong>twortung<br />

einer Anfrage <strong>an</strong>gegeben, daß es im Zeitraum zwis<strong>ch</strong>en Ende<br />

1994 und Mitte 1996 allein in Baden-Württemberg zu 32 Strafermittlungsverfahren<br />

gegen Privatpersonen wegen des Mehrfa<strong>ch</strong>bezuges von Bü<strong>ch</strong>ern<br />

gekommen ist. 52 Ho<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>net auf Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ergibt dies etwa 250 bis<br />

300 sol<strong>ch</strong>er Strafverfahren.<br />

Dieser neuen Zensurwelle fielen ni<strong>ch</strong>t nur jene revisionistis<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>er<br />

zum Opfer, die unseres Wissens bisher sogar ohne Indizierung geblieben<br />

waren, wie Feuerzei<strong>ch</strong>en, 33 Die 2. babylonis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gens<strong>ch</strong>aft, 34 oder die<br />

Vorlesungen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. 53 Au<strong>ch</strong> Bü<strong>ch</strong>er rein politis<strong>ch</strong>en Inhalts,<br />

wie etwa In Sa<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d 54 oder Wolfsgesells<strong>ch</strong>aft 55 wurden verni<strong>ch</strong>tet.<br />

Beide befassen si<strong>ch</strong> auf unpolemis<strong>ch</strong>e, aber ablehnende Weise mit<br />

den Problemen der Multikultur und der vermeintli<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Unfähigkeit<br />

der deuts<strong>ch</strong>en Politiker. Da diese offen ablehnende Haltung jedo<strong>ch</strong><br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> eine Hetze gegen die Ausländer und gegen die etablierten Parteien<br />

und deren Repräsent<strong>an</strong>ten darstelle, mithin also den inneren Frieden der<br />

Republik gefährde, wurden die Bü<strong>ch</strong>er verboten.<br />

Es ist unmögli<strong>ch</strong>, in diesem Rahmen jedes eingezogene Bu<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gemessen<br />

zu würdigen. Es soll daher hier nur auf einen Fall eingeg<strong>an</strong>gen werden,<br />

nämli<strong>ch</strong> den ersten Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tungsbefehl, der na<strong>ch</strong> der Strafvers<strong>ch</strong>ärfung<br />

erging. Er wurde Ende März 1995 gegen mein Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur<br />

52<br />

L<strong>an</strong>dtag von Baden-Württemberg, 12. Wahlperiode, Drucksa<strong>ch</strong>e 12/334, Kleine Anfrage<br />

des Abg. Mi<strong>ch</strong>ael Herbri<strong>ch</strong>t REP, “Appell der 500”, Stuttgart, 27.08.1996. Stellungnahme<br />

des Justizministeriums Baden-Württemberg, Stuttgart, 23.09.1996, Az. 4104 - III/185, Dr.<br />

Ulri<strong>ch</strong> Goll; vgl. IDN, “‘Appell der 500’ vor L<strong>an</strong>dtag”, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und<br />

Gegenwart 44(4) (1996), S. 9f. (vho.org/D/DGG/ IDN44_4.html); VHO, “Zur Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d”, VffG 1(1) (1997), S. 34-37.<br />

53<br />

Ernst Gauss (=<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>), Grabert, Tübingen 1993; vgl. S<strong>ch</strong>reiben Dr. Rolf Kosiek,<br />

3.5.2000 (www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos9_d.pdf)<br />

54<br />

Carl-Friedri<strong>ch</strong> Berg, In Sa<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Hohenrain, Tübingen 1994 (AG Tübingen, 4<br />

Gs 852/95)<br />

55<br />

ders., Wolfsgesells<strong>ch</strong>aft, Hohenrain, Tübingen 1995 (AG Tübingen, 15 Js 2956/96)<br />

183


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te vollstreckt, das si<strong>ch</strong> äußerst kritis<strong>ch</strong> mit dem Holocaust befaßt.<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en haben si<strong>ch</strong> 1.000 Personen vor allem des akademis<strong>ch</strong>en<br />

Lebens in öffentli<strong>ch</strong>en Aufrufen für die Freigabe des Bu<strong>ch</strong>es ausgespro<strong>ch</strong>en,<br />

56 und au<strong>ch</strong> zwei <strong>an</strong>gesehene Historiker haben vor Geri<strong>ch</strong>t zu Protokoll<br />

gegeben, daß das Bu<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sei und somit dur<strong>ch</strong> Art. 5/3<br />

des Grundgesetzes ges<strong>ch</strong>ützt sei, in dem die Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit ohne<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkung gewährt werde. 57<br />

Daß dieses Grundgesetz ni<strong>ch</strong>t sakros<strong>an</strong>kt ist, hat inzwis<strong>ch</strong>en das badenwürttembergis<strong>ch</strong>e<br />

Justizministerium bek<strong>an</strong>nt gegeben. Na<strong>ch</strong> dessen Stellungnahme<br />

sei die Einziehung eines wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Werkes d<strong>an</strong>n erlaubt,<br />

wenn es die Grundre<strong>ch</strong>te Dritter unzulässig eins<strong>ch</strong>ränke. 52 Die si<strong>ch</strong><br />

dahinter verbergende These lautet, daß Wissens<strong>ch</strong>aftler bestimmte Thesen<br />

ni<strong>ch</strong>t aufstellen und bestimmte etablierte, ihrer Auffassung womögli<strong>ch</strong> entgegenstehende<br />

Thesen ni<strong>ch</strong>t hinterfragen oder zu widerlegen tra<strong>ch</strong>ten dürfen.<br />

Hierbei h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> g<strong>an</strong>z offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> um eine mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidrige<br />

Auffassung des Justizministeriums, denn dur<strong>ch</strong> diese Interpretation<br />

wird das Grundre<strong>ch</strong>t auf Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit, d.h. auf Freiheit der Thesenwahl<br />

und Ergebnisoffenheit der Fors<strong>ch</strong>ung (vgl. Karl R. Popper 58 ), in<br />

seinem Wesensgehalt <strong>an</strong>getastet, was au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Auffassung der Fa<strong>ch</strong>presse<br />

klar verfassungswidrig ist. 11,12,13,16<br />

Die persönli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>icksale<br />

Hinter jedem Strafverfahren wegen Druck, Veröffentli<strong>ch</strong>ung oder Verbreitung<br />

einer verbotenen S<strong>ch</strong>rift verbirgt si<strong>ch</strong> immer mindestens ein persönli<strong>ch</strong>es<br />

S<strong>ch</strong>icksal. Es ist ni<strong>ch</strong>t genau bek<strong>an</strong>nt, wie viele Mens<strong>ch</strong>en seit<br />

1994 aufgrund des unterstellten Willens zur Verbreitung von S<strong>ch</strong>riften, die<br />

später verboten wurden, bestraft wurden. Die oben gen<strong>an</strong>nte Zahl von einigen<br />

hundert eingeleiteten Strafverfahren läßt aber vermuten, daß es si<strong>ch</strong> um<br />

eine ni<strong>ch</strong>t unerhebli<strong>ch</strong>e Zahl h<strong>an</strong>delt. Laut den Beri<strong>ch</strong>ten des Bundesamtes<br />

56 “Appell der 100 · Die Meinungsfreiheit ist in Gefahr!”, Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung,<br />

17.5.1996; mit 500 Unterzei<strong>ch</strong>nern am 19.7.1996 in den Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten und der<br />

Stuttgarter Zeitung; mit jeweils 1.000 Unterzei<strong>ch</strong>ner am 13. und 18.9.1996 im Westfalen-<br />

Blatt; vgl. die Erklärungen von Dr. Rolf Kosiek, dem Initiator der Anzeigen, vom<br />

17.11.2000 und 2.5.2001 (www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos19_d.pdf).<br />

57 Guta<strong>ch</strong>ten Prof. Dr. Ernst Nolte und Dr. Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n, Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen, Az.<br />

4 Gs 173/95; letzteres abgedruckt in: VffG, 1(3) (1997), S. 205ff.<br />

58 Karl Raimund Popper, Objektive Erkenntnis, 2. Aufl., Hoffm<strong>an</strong>n & Campe, Hamburg,<br />

1984.<br />

184


für Verfassungss<strong>ch</strong>utz lag die Zahl<br />

der Strafverfahren wegen sogen<strong>an</strong>nter<br />

Propag<strong>an</strong>dadelikte, also wegen<br />

der Äußerung unerwüns<strong>ch</strong>ter Meinungen,<br />

seit dem Jahr 1997 bei jährli<strong>ch</strong><br />

etwa 10.000 (siehe die nebenstehende<br />

Tabelle).<br />

Hier sollen nur vier der herausragendsten<br />

Beispiele der letzten Jahre<br />

erläutert werden, wobei die entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Aktenzei<strong>ch</strong>en der Strafverfahren<br />

der online <strong>an</strong>geführten Einziehungsliste<br />

der entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Bü<strong>ch</strong>er zu entnehmen sind. 44<br />

Als erstes ist hier der au<strong>ch</strong> international<br />

bek<strong>an</strong>nte Fall des ehemaligen<br />

Bundesvorsitzenden der Nationaldemokratis<strong>ch</strong>en<br />

Partei, Günter Dekkert,<br />

zu nennen. Bereits im Jahre<br />

1994 war er zu einer Haftstrafe von 2<br />

Jahren verurteilt worden, weil er den<br />

englis<strong>ch</strong>en Vortrag eines US-Amerik<strong>an</strong>ers,<br />

in dem die Massenverni<strong>ch</strong>tung<br />

der Juden in Aus<strong>ch</strong>witz bestritten<br />

wurde, zustimmend übersetzt<br />

hatte. 60 Dieser Fall wurde teilweise<br />

Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d heute:<br />

105.678 Strafverfahren<br />

wegen Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

in nur zehn Jahren:<br />

Jahr Re<strong>ch</strong>ts Links Ausländer Summe<br />

1994 5.562 185 235 5.982<br />

1995 6.555 256 276 7.087<br />

1996 7.585 557 818 8.960<br />

1997 10.257 1.063 1.029 12.349<br />

1998 9.549 1.141 1.832 12.522<br />

1999 8.698 1.025 1.525 11.248<br />

2000 13.863 979 525 15.367<br />

2001 8.874 429 353 9.656<br />

2002 9.807 331 467 10.605<br />

2003 9.692 431 1.340 11.463<br />

Summe 90.395 6.397 8.886 105.678<br />

– Re<strong>ch</strong>ts: “Straftaten mit re<strong>ch</strong>tsextremem Hintergrund”,<br />

konkret “Propag<strong>an</strong>dadelikte” und<br />

“Volksverhetzung”<br />

– Links: “Straftaten mit linksextremem Hintergrund”,<br />

ledigli<strong>ch</strong> allgemein als “Andere Straftaten”<br />

– Ausländer: Straftaten von ausländis<strong>ch</strong>en Extremisten,<br />

vorwiegend Verstöße gegen das<br />

Vereinsgesetz (Kurden der PKK) 59<br />

dargestellt in dem von Günter Deckert selbst mitherausgegebenen Bu<strong>ch</strong><br />

Der Fall Günter Deckert. Dieses Bu<strong>ch</strong>, in dem Deckert seine revisionistis<strong>ch</strong>en<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten mit neuen Argumenten stützte, sowie der Vertrieb von 50<br />

Bü<strong>ch</strong>ern meines revisionistis<strong>ch</strong>en Sammelb<strong>an</strong>des Grundlagen zur Zeitge-<br />

59<br />

Bundesministerium des Inneren (Hg.), Bundesverfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t, Bundesdruckerei,<br />

Bonn 1995-2003, mit Bezug auf Angaben des Bundeskriminalamts.<br />

60<br />

Vgl. G. Herzogenrath-Amelung, aaO. (Anm. 9). Dieser US-Amerik<strong>an</strong>er, Frederick A.<br />

Leu<strong>ch</strong>ter, wurde übrigens in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verhaftet, kurz bevor er bei einem großen deuts<strong>ch</strong>en<br />

Fernsehsender auftreten sollte. Er floh in die USA, als er aus der Untersu<strong>ch</strong>ungshaft<br />

genommen wurde und seinen Prozeß in Freiheit abwarten sollte.<br />

185


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te führten zu einem erneuten Strafverfahren gegen ihn, in dem er im<br />

Frühjahr 1997 zu weiteren 20 Monaten Gefängnis verurteilt wurden. 61<br />

Das zweits<strong>ch</strong>limmste S<strong>ch</strong>icksal ereilte einen l<strong>an</strong>gjährigen Verleger aus<br />

Vlotho, den Diplom-Politologen Udo Walendy. Wegen vier Nummern seiner<br />

inzwis<strong>ch</strong>en 71 Ausgaben zählenden revisionistis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftenreihe Historis<strong>ch</strong>e<br />

Tatsa<strong>ch</strong>en (Nr. 1 (Neuauflage), 59, 60 und 64) war er bereits im<br />

Dezember 1996 letztinst<strong>an</strong>zli<strong>ch</strong> zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten<br />

verurteilt worden. Das Amtsgeri<strong>ch</strong>t Herford sattelte im Mai 1997 no<strong>ch</strong> eins<br />

drauf, als es Walendy für die Nummern 66 und 68 seiner Zeits<strong>ch</strong>rift zu weiteren<br />

14 Monaten Haft verurteilte. Insbesondere <strong>an</strong> diesem Fall erkennt<br />

m<strong>an</strong>, wie die deuts<strong>ch</strong>e Zensur seit der Neufassung der entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Strafgesetze im Spätherbst 1994 eskaliert. Hatte vor der Neufassung keine<br />

Ausgabe von Walendys Zeits<strong>ch</strong>rift strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Konsequenzen für den<br />

Autor, so führten d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s der inzwis<strong>ch</strong>en zwölf neu ers<strong>ch</strong>ienenen<br />

S<strong>ch</strong>riften zu einer Verurteilung, obwohl si<strong>ch</strong> weder Stil no<strong>ch</strong> die inhaltli<strong>ch</strong>en<br />

Aussagen geändert hatten. 62<br />

Als dritter Fall wäre hier mein eigener Fall <strong>an</strong>zuführen, der in diesem<br />

Bu<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end dargelegt wird, so daß i<strong>ch</strong> hier verzi<strong>ch</strong>te, näher darauf<br />

einzugehen.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> sei auf den Fall von H<strong>an</strong>s S<strong>ch</strong>midt hingewiesen, einem US-<br />

Amerik<strong>an</strong>er deuts<strong>ch</strong>er Abstammung. Er führt in den USA eine politis<strong>ch</strong>e<br />

Org<strong>an</strong>isation zur Vertretung der Interessen der Deuts<strong>ch</strong>-Amerik<strong>an</strong>er (wobei<br />

si<strong>ch</strong> wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> 99.9% aller Deuts<strong>ch</strong>-Amerik<strong>an</strong>er das verbieten dürften).<br />

In dieser Funktion verärgert er seit vielen Jahren viele prominente<br />

Persönli<strong>ch</strong>keiten Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds dur<strong>ch</strong> die Versendung Offener Briefe. Als er<br />

im Sommer 1995 Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d besu<strong>ch</strong>te, wurde er mehr als 5 Monate in<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungshaft gehalten, da einer dieser Briefe, in dem er die deuts<strong>ch</strong>en<br />

Eliten als “juden- und freimaurerverseu<strong>ch</strong>t” bezei<strong>ch</strong>net hatte, volksverhet-<br />

61<br />

Günther Anntohn, Henri Roques, Der Fall Günter Deckert, DAGD/Germ<strong>an</strong>ia Verlag,<br />

Weinheim 1995; LG M<strong>an</strong>nheim, (13) 5 Ns 67/96; teilweise online:<br />

www.vho.org/D/Deckert.<br />

62<br />

Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>en, Verlag für Volkstum und Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Vlotho, Nr. 1<br />

(LG Dortmund, KLs 31 Js 270/78)<br />

(www.zundelsite.org/germ<strong>an</strong>/dsmrd/dsmrdgerm<strong>an</strong>.html), 15, 23 & 24, 36, 38, 44, 52 &<br />

53, 59 & 60, 1neu & 64, 66, 67, 68. U. Walendy hat zu seinem Fall ein eigenes Heft publiziert:<br />

Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>e Nr. 69: “Ausgehebelte Grundre<strong>ch</strong>te”, Verlag für Volkstum<br />

und Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Vlotho/Weser 1996.<br />

186


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

zend sei. S<strong>ch</strong>midt war ni<strong>ch</strong>t bereit, <strong>an</strong> einer Justizfarce mitzuwirken, und<br />

kehrte bei der ersten Gelegenheit na<strong>ch</strong> Florida zurück. 63<br />

Ni<strong>ch</strong>t vergessen werden sollte außerdem der Verleger Wigbert Grabert,<br />

dessen Verlage Grabert und Hohenrain im Brennpunkt der Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tungswut<br />

des Tübinger Zensurri<strong>ch</strong>ters Stein stehen. Seit 1995 wurden meines<br />

Wissens gegen diesen Verlag a<strong>ch</strong>t Einziehungsverfahren eingeleitet,<br />

davon vier zuglei<strong>ch</strong> als Strafverfahren gegen den Verleger W. Grabert. 64 Es<br />

s<strong>ch</strong>eint fast so, als wolle die Tübinger Justiz diesem re<strong>ch</strong>ten deuts<strong>ch</strong>en Verlag<br />

den Garaus ma<strong>ch</strong>en.<br />

Nun mag m<strong>an</strong> zu den Thesen dieser Personengruppe stehen wie m<strong>an</strong><br />

will. Tatsa<strong>ch</strong>e ist, daß das Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t auf Meinungsfreiheit unteilbar<br />

sein muß, wie es s<strong>ch</strong>on Prof. R. Dworkin in der international <strong>an</strong>gesehenen<br />

Zeits<strong>ch</strong>rift Index on Censorship ausgedrückt hat. 65 Und da in keinem der<br />

hier bes<strong>ch</strong>riebenen Fälle zu Gewalt aufgerufen, Anleitungen zur Gewalt<br />

gegeben oder Gewalt verharmlost wird – sie wird hö<strong>ch</strong>stens für bestimmte<br />

ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ereignisse abgestritten oder geringer dargestellt als allgemein<br />

übli<strong>ch</strong> – ist die Härte, mit der die deuts<strong>ch</strong>e Justiz gegen diese Dissidenten<br />

vorgeht, ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>vollziehbar. Würden die hier dargestellten Fälle<br />

g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Personenkreise betreffen (Juden, Frauen, Homosexuelle, Ausländer,<br />

Linke), so ginge ein Aufs<strong>ch</strong>rei dur<strong>ch</strong> die Weltpresse <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts derartiger<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen. Da es aber nur die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> “Ri<strong>ch</strong>tigen”<br />

trifft, deckt m<strong>an</strong> den M<strong>an</strong>tel des S<strong>ch</strong>weigens darüber. Es ist aber objektiv<br />

betra<strong>ch</strong>tet kein Unters<strong>ch</strong>ied zu erkennen, ob z.B. Kommunisten und<br />

Zeugen Jehovahs wegen ihrer Meinungsäußerungen im Dritten Rei<strong>ch</strong> in<br />

Gefängnissen vers<strong>ch</strong>w<strong>an</strong>den, 66 oder ob heute Re<strong>ch</strong>te und Revisionisten in<br />

der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wegen ihrer Veröffentli<strong>ch</strong>ungen hinter<br />

Gitter vers<strong>ch</strong>winden. Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t bleibt Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t. Es gilt für<br />

Linksradikale genauso wie für Re<strong>ch</strong>tsradikale.<br />

63<br />

Au<strong>ch</strong> H<strong>an</strong>s S<strong>ch</strong>midt hat hierüber beri<strong>ch</strong>tet: Jailed in “Democratic” Germ<strong>an</strong>y. The Ordeal<br />

of <strong>an</strong> Americ<strong>an</strong> Writer, Guderi<strong>an</strong> Books, Milton (FL) 1997.<br />

64<br />

Gegen dessen Bü<strong>ch</strong>er Feuerzei<strong>ch</strong>en, Die 2. babylonis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gens<strong>ch</strong>aft und Attilas Enkel<br />

auf Davids Thron, Vorlesungen über Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te wegen Verjährung ohne, gegen<br />

Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, In Sa<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Wolfsgesells<strong>ch</strong>aft und Hellmut<br />

Diwald mit Strafverfahren.<br />

65<br />

R. Dworkin, “A new map of censorship”, in: Index on Censorship, Nr. 1/2, 1994, S. 9-15;<br />

vgl. ders., “Forked tongues, faked doctrines”, ebenda, Nr. 3, 1997, S. 148-151.<br />

66<br />

Wennglei<strong>ch</strong> argumentiert werden k<strong>an</strong>n, daß Kommunisten während des Dritten Rei<strong>ch</strong>es<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs ni<strong>ch</strong>t wegen ihres Glaubens eingesperrt wurden, sondern oft, weil m<strong>an</strong> gewalttätige<br />

revolutionäre Aktivitäten befür<strong>ch</strong>tete.<br />

187


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Tradition in Sa<strong>ch</strong>en freier Meinungsäußerung ist, wie es<br />

s<strong>ch</strong>eint, nur sehr s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> ausgebildet. Die allgemein <strong>an</strong>zutreffende deuts<strong>ch</strong>e<br />

Einstellung hinter dieser Zensur – “um zu verhindern, daß si<strong>ch</strong> ein<br />

dunkles Kapitel deuts<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te (das Dritte Rei<strong>ch</strong>) wiederholt, sind<br />

harte Maßnahmen gere<strong>ch</strong>tfertigt und nötig” – ist zwar na<strong>ch</strong>vollziehbar, aber<br />

denno<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong>, zumal dies zur paradoxen und perversen Situation führt, in<br />

der m<strong>an</strong> zur Verhinderung von Bü<strong>ch</strong>erverbrennungen und Minderheitenverfolgungen<br />

meint, Bü<strong>ch</strong>er verbrennen und Minderheiten verfolgen zu<br />

müssen. Und dies ist genau die Lage, in der si<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d heute befindet.<br />

Das einzig ri<strong>ch</strong>tige Verhalten Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts seiner Verg<strong>an</strong>genheit<br />

wäre ohne Zweifel nur die strikte und unparteiis<strong>ch</strong>e Gewährung der<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te für alle, und ni<strong>ch</strong>t, daß m<strong>an</strong> sie diesmal zur Abwe<strong>ch</strong>slung<br />

der <strong>an</strong>deren Seite verweigert. Offenbar dreht si<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, was die<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt, in einem historis<strong>ch</strong>en Teufelskreis, oder, um<br />

ein <strong>an</strong>deres Bild zu benutzen: das Pendel s<strong>ch</strong>wingt von einem Extrem zum<br />

<strong>an</strong>deren. Es wäre Zeit, daß es in der Mitte zur Ruhe kommt.<br />

Ein Blick über den Zaun<br />

Leider hat ni<strong>ch</strong>t nur in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d die Zensur gegen unerwüns<strong>ch</strong>te politis<strong>ch</strong>e<br />

und historis<strong>ch</strong>e Veröffentli<strong>ch</strong>ungen zugenommen. Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> hat bereits<br />

1991 ein Gesetz gegen den Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionismus erlassen, das seither<br />

mehrfa<strong>ch</strong> gegen revisionistis<strong>ch</strong>e Publikationen <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt wurde. 67 Die<br />

67<br />

Vgl. dazu den Beitrag von Robert Faurisson “Bil<strong>an</strong>z der Affäre Garaudy/Abbé Pierre”,<br />

VffG 1(1) (1997), S. 9-18; d<strong>an</strong>eben: VffG 1(2) (1997), S. 105; ebenda, 1(4) (1997), S. 223.<br />

Analog zur deuts<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tslage unters<strong>ch</strong>eidet m<strong>an</strong> in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> die Indizierung als<br />

Verkaufsverbot <strong>an</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e und totales Werbeverbot (“Interdiction de vente aux mineurs,<br />

d’exposition et de toute publicité”, Art. 14 des Gesetzes 49-956 vom 16.7.1949)<br />

von der völligen Einziehung einer Veröffentli<strong>ch</strong>ung (“Interdiction de circulation, de distribution<br />

et de mise en vente”, Art. 8 des Gesetzes 83-1025 vom 28.11.1983). Zu den in<br />

Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> indizierten Bü<strong>ch</strong>ern zählen (Indizierungsdatum, Titel (Autor)): 24/03/94; Georges<br />

Mont<strong>an</strong>don et l’ethnie fr<strong>an</strong>çaise; 11/05/93; La Framajuif a-t-elle tué mon père?<br />

(Raymond Genel); 02/03/92; Le M<strong>an</strong>ifeste <strong>an</strong>tijuif; 04/01/91; Tribune nationaliste;<br />

07/11/90; Le Soleil; 24/07/90; Les Fr<strong>an</strong>çais sont-ils racistes? Je dis non!; 02/07/90; Revue<br />

d’histoire révisionniste (RHR); 02/07/90; Annales d’histoire révisionniste (AHR);<br />

02/07/90; Alternative; 02/07/90; Hitler=SS; 14/06/90; Revision; 29/05/90; Les Juifs et la<br />

Guerre; 29/05/90; Notre Combat (fac-similé du n° 4, septembre 1941). Zu den eingezogenen<br />

S<strong>ch</strong>riften zählen (Einzugsdatum, Titel): 02/09/97; Le Massacre d’Oradour. Un<br />

demi-siècle de mise en scène (Vincent Reynouard); 07/04/97; Le Rapport <strong>Rudolf</strong> (<strong>Germar</strong><br />

188


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Gesetze dienen zudem offenkundig zur Bekämpfung der immer<br />

stärker werdenden re<strong>ch</strong>ten Opposition. 68 Österrei<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ärfte 1992,<br />

also zwei Jahre vor der BRD, seine <strong>an</strong>tirevisionistis<strong>ch</strong>en Gesetze. 69 Ein Jahr<br />

na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d folgte die S<strong>ch</strong>weiz mit der Inkraftsetzung des auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

gegen re<strong>ch</strong>te und revisionistis<strong>ch</strong>e Publikationen geri<strong>ch</strong>teten neuen<br />

“Anti-Rassismusgesetzes”, Art. 261 bis des S<strong>ch</strong>weizer Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es.<br />

Ein Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Mitte der 1990er Jahre auf die S<strong>ch</strong>weiz ausgeübten<br />

Druck zur Zahlung von Wiedergutma<strong>ch</strong>ungen wegen ihrer <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

Kollaboration mit dem Dritten Rei<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n nur vermutet werden. Innerhalb<br />

von nur drei Jahren wurde dur<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>lagartig einsetzenden, nie<br />

zuvor gek<strong>an</strong>nten Zensurverfahren fast die gesamte re<strong>ch</strong>te publizistis<strong>ch</strong>e<br />

Szene der S<strong>ch</strong>weiz zers<strong>ch</strong>lagen und in den Untergrund getrieben. 70 Wiederum<br />

ein Jahr später führte Sp<strong>an</strong>ien ein <strong>an</strong>aloges Gesetz ein, das bisher<br />

aber nur zögerli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gewendet wird. So wurden beispielsweise die im sp<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Exil lebenden, vom Ausl<strong>an</strong>d per Haftbefehl gesu<strong>ch</strong>ten Revisionisten<br />

oder re<strong>ch</strong>ten Persönli<strong>ch</strong>keiten bisher ni<strong>ch</strong>t ausgeliefert. 71 1997 folgte<br />

Belgien mit einem <strong>an</strong>tirevisionistis<strong>ch</strong>en Gesetz, das m<strong>an</strong> zur Zeit gegen den<br />

Verlag Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek (VHO) <strong>an</strong>zuwenden versu<strong>ch</strong>t. 72 Die Niederl<strong>an</strong>de<br />

besitzen seit jeher einen Strafparagraphen gegen Rassismus, dem<br />

Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre glei<strong>ch</strong> mehrere von V.H.O. publizierte S<strong>ch</strong>riften<br />

zum Opfer fielen. Großbrit<strong>an</strong>nien hat si<strong>ch</strong> bisher ni<strong>ch</strong>t zur Einführung eines<br />

speziellen Anti-Revisionismusgesetzes ents<strong>ch</strong>ließen können, jedo<strong>ch</strong> wurden<br />

au<strong>ch</strong> hier bereits zwei Strafverfahren u.a. wegen der Verbreitung revi-<br />

<strong>Rudolf</strong>); 19/12/94; L’Holocauste au sc<strong>an</strong>ner (Jürgen Graf); 25/02/93; L’Empire invisible<br />

(éd. Léo v<strong>an</strong> den Boss<strong>ch</strong>e); 09/02/93; L’Uomo Libero; 08/02/93; Cedade (ed. Revista Cedade<br />

Barcelone); 05/05/93; Croix de feu (ed. Léo v<strong>an</strong> den Boss<strong>ch</strong>e); 02/12/92; L’Ordre<br />

SS (Edwige Thibaut); 10/01/91; Tulle et Oradour (Otto Weidinger); 18/06/90; L’Heure<br />

décisive de la lutte entre l’Europe et le bol<strong>ch</strong>evisme (A. Rosenberg); 25/05/90; Protocoles<br />

des Sages de Sion; 23/05/90; Politique raciale; L’honneur s’appelle fidélité; 23/05/90;<br />

L’E<strong>ch</strong>elon de protection; 23/05/90; Org<strong>an</strong>isation de combat <strong>an</strong>tibol<strong>ch</strong>evique.<br />

68 Vgl. VffG 1(1) (1997), S. 46f.; ebenda, (4) (1997), S. 299; ebenda, 2(1) (1998), S. 80f.;<br />

ebenda, 2(2) (1998), S. 163.<br />

69 Zum Hintergrund vgl. Werner Radema<strong>ch</strong>er, “Der Fall Lüftl”, in: E. Gauss (Hg.), Grundlagen<br />

zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Grabert, Tübingen 1994, S. 41-60.<br />

70 Eine ausführli<strong>ch</strong>e Darstellung der bisherigen Fälle ist im Internet zu finden unter:<br />

http://www.ruf-<strong>ch</strong>.org.<br />

71 Der einzige bisher bek<strong>an</strong>nte Fall versu<strong>ch</strong>ter Zensur ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> gegen den Cedade-<br />

Anhänger Pedro Varela, vgl. VffG 1(4) (1997), S. 300; VffG 4(3&4) (2002), S. 470. Die<br />

Anklage erfolgte allerdings ni<strong>ch</strong>t aufgrund des neuen Paragraphen.<br />

72 Vgl. VffG 2(1) (1998), S. 79; VffG 5(4) (2001), S. 479, VffG 6(2) (2002), S. 237; VffG<br />

7(3&4) (2003), S. 476; vgl. www.vho.org/GB/c/SV/271104.html.<br />

189


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

sionistis<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>riften <strong>an</strong>gestrengt, 73 die jedo<strong>ch</strong> erfolglos blieben. Es ist<br />

daher mögli<strong>ch</strong>, daß si<strong>ch</strong> dort dur<strong>ch</strong> die Änderung der Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung eine<br />

Änderung der Gesetzeslage ergibt. Anders verhält es si<strong>ch</strong> mit Australien<br />

und K<strong>an</strong>ada. In beiden Ländern versu<strong>ch</strong>en gewisse Lobby-Gruppen, den<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionismus zu zensieren, wobei sie si<strong>ch</strong> neu ges<strong>ch</strong>affener<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskommissionen bedienen, um die bisher sehr zensurunwillige<br />

Justiz zu umgehen. 74<br />

Der europäis<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>erverni<strong>ch</strong>tungsindex<br />

Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß es unseres Wissens in keinem europäis<strong>ch</strong>en L<strong>an</strong>d eine<br />

offizielle Liste eingezogener S<strong>ch</strong>riften gibt, ma<strong>ch</strong>t es bezügli<strong>ch</strong> einiger<br />

Werke s<strong>ch</strong>wierig festzustellen, ob ein Einziehungsbes<strong>ch</strong>luß besteht oder<br />

ni<strong>ch</strong>t. M<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal erfährt m<strong>an</strong> nur von Bes<strong>ch</strong>lagnahmungen dur<strong>ch</strong> die<br />

Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aften im Zuge strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Ermittlungen. Wenn es d<strong>an</strong>n<br />

zur Einstellung eines Verfahrens aus <strong>an</strong>deren Gründen als der vermuteten<br />

Uns<strong>ch</strong>uld kommt (etwa re<strong>ch</strong>tskräftiger Abs<strong>ch</strong>luß des Strafverfahrens, Verjährung<br />

oder Zusammenlegung mit <strong>an</strong>deren Strafverfahren, häufig unter<br />

Zurückhaltung von Beweismitteln wie den bes<strong>ch</strong>lagnahmten Bü<strong>ch</strong>ern), besteht<br />

bisweilen Unklarheit über die Re<strong>ch</strong>tslage im Einziehungsverfahren,<br />

also bezügli<strong>ch</strong> der “Tatwaffe” Bu<strong>ch</strong> bzw. Zeits<strong>ch</strong>rift. 75<br />

Die mit den Bü<strong>ch</strong>ereinziehungen einhergehende allgemeine Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit<br />

ist natürli<strong>ch</strong> ein ständiger Unsi<strong>ch</strong>erheitsfaktor für jeden Verleger,<br />

Bu<strong>ch</strong>händler und Bu<strong>ch</strong>käufer. Es ist daher leider nur allzu verständli<strong>ch</strong>, daß<br />

ein zunehmender Trend zur vorauseilenden Selbstzensur erkennbar wird:<br />

Um dem unkalkulierbaren Risiko einer strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Verfolgung zu entgehen,<br />

packt m<strong>an</strong> daher immer seltener politis<strong>ch</strong> oder historis<strong>ch</strong> heiße Eisen<br />

<strong>an</strong>, die von der Justiz als “re<strong>ch</strong>tsstehend” definiert werden könnten.<br />

73<br />

Vgl. VffG, 1(4) (1997), S. 229; ebenda 2(1) (1998), S. 78; ebenda 2(2) (1998), S. 164;<br />

ebenda, 2(3) (1998), S. 246; vgl. David Botsford, “Meinungsäußerungsfreiheit, dissidente<br />

Historiker und Holocaust-Revisionisten”, Teile 1-4, VffG, 2(4) (1998), S. 273-283; ders.,<br />

The British State Versus Freedom of Expression, Libertari<strong>an</strong> Alli<strong>an</strong>ce, London, 1998.<br />

74<br />

Vgl. VffG 1(2) (1997), S. 127; VffG, 1(3) (1997), S. 220; VffG, 2(1) (1998), S. 79f.; VffG,<br />

2(3) (1998), S. 246; Ingrid Riml<strong>an</strong>d, aaO. (Anm. 76, 77); Paul Fromm, “Die Verfolgung<br />

der Revisionisten in K<strong>an</strong>ada”, VffG 7(2) (2003), S. 198-203.<br />

75<br />

Vgl. meine Liste online www.vho.org/censor/Censor.html. Weitere Hinweise auf etwa<br />

130 in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d eingezogene S<strong>ch</strong>riften f<strong>an</strong>den wir in der S<strong>ch</strong>rift Kritik. Stimme des<br />

Volkes, Heft Nr. 2, Kritik-Verlag, Mohrkir<strong>ch</strong> 1981, insbesondere bezügli<strong>ch</strong> seinerzeit von<br />

Ernst Zündel und Georg Dietz von Nordamerika aus vers<strong>an</strong>dter S<strong>ch</strong>riften. Au<strong>ch</strong> hier sind<br />

die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> auf Unterlagen des BKA beruhenden Angaben mitunter sehr unvollständig.<br />

190


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

Daß dies auf die Dauer katastrophale Auswirkungen auf das soziale und politis<strong>ch</strong>e<br />

Leben der betroffenen Länder haben muß, s<strong>ch</strong>eint niem<strong>an</strong>den zu interessieren.<br />

I<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> habe mir den Kampf gegen die Zensur unerwüns<strong>ch</strong>ter politis<strong>ch</strong>er<br />

und ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Literatur zum Lebensziel gema<strong>ch</strong>t. Dazu gehört<br />

ni<strong>ch</strong>t nur, die sk<strong>an</strong>dalöse Praxis deuts<strong>ch</strong>er und europäis<strong>ch</strong>er Zensur offenzulegen,<br />

sondern au<strong>ch</strong>, das S<strong>ch</strong>icksal jener Personen öffentli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

die Opfer einer Zensur wurden, sowie die der Zensur zum Opfer gefallenen<br />

Medien frei im Internet und in gedruckter und elektronis<strong>ch</strong>er Form<br />

zum Kauf <strong>an</strong>zubieten. Es ist dabei völlig unerhebli<strong>ch</strong>, ob i<strong>ch</strong> mit den in diesen<br />

Medien dargelegten Ansi<strong>ch</strong>ten übereinstimme oder ni<strong>ch</strong>t, denn hier<br />

zählt allein das Voltaire in den Mund gelegte Motto:<br />

“I<strong>ch</strong> mißbillige, was du sagst, aber i<strong>ch</strong> werde dein Re<strong>ch</strong>t, es zu sagen,<br />

bis zum Tode verteidigen.”<br />

Einzelheiten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> meiner Webseite www.vho.org entnehmen.<br />

Eine neue Front: Internetzensur<br />

Ende 1996 forderte UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali Maßnahmen<br />

auf internationaler Ebene zur Zensur fremdenfeindli<strong>ch</strong>en und rassistis<strong>ch</strong>en<br />

Materials im Internet. In einem UNO-Beri<strong>ch</strong>t über Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

erwähnte der Beri<strong>ch</strong>terstatter Maurice Glele-Ah<strong>an</strong>h<strong>an</strong>zo zudem alarmierende,<br />

neue Tendenzen, den “Nazi-Holocaust zu leugnen”, wobei er explizit<br />

auf die Webseite des deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdissidenten Ernst Zündel<br />

hinwies. 76 Seit Anf<strong>an</strong>g 1996 ist Zündels Webseite das Ziel massiver Zensurversu<strong>ch</strong>e<br />

sowohl legaler wie au<strong>ch</strong> illegaler Natur, wie m<strong>an</strong> dieser<br />

Webseite selbst entnehmen k<strong>an</strong>n. 77 Ebenfalls im Jahr 1996 einigte si<strong>ch</strong> die<br />

Europäis<strong>ch</strong>e Union, ein System der freiwilligen Internet-Zensur einzuführen,<br />

die es Internet-Benutzern ermögli<strong>ch</strong>t, Webseiten mit ihrer Auffassung<br />

na<strong>ch</strong> illegalem Inhalt den Behörden zu melden, die d<strong>an</strong>n gegen die Betreiber<br />

der Seite re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ritte einleiten können, um sie zu zwingen, illegale<br />

Inhalte entweder zu lös<strong>ch</strong>en oder unzugängli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. 78<br />

Am 20. März 1997 überreagierten die österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Behörden, als sie<br />

sämtli<strong>ch</strong>e Computer<strong>an</strong>lagen des Wiener Internet<strong>an</strong>bieters VIP bes<strong>ch</strong>lag-<br />

76<br />

www.zundelsite.org; Inter Press Service, 21.11.1996.<br />

77<br />

Vgl. au<strong>ch</strong> Ingrid Riml<strong>an</strong>d, “Revisionismus im Cyberspace”, VffG 1(2) (1997) S. 91-99;<br />

diess., “Ernst Zündel: Sein Kampf für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d”, ebd., 7(1) (2003), S. 3-15.<br />

78<br />

Index on Censorship, 6/96.<br />

191


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

nahmten, weil si<strong>ch</strong> auf einem seiner Re<strong>ch</strong>ner eine Webseite mit Kinderpornographie<br />

bef<strong>an</strong>d. Als Protest gegen diese existenzverni<strong>ch</strong>tende Maßnahme<br />

s<strong>ch</strong>alteten alle österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Internet<strong>an</strong>bieter am 25. März 1997 für zwei<br />

Stunden ihre Re<strong>ch</strong>ner ab. 79 Ebenfalls Anf<strong>an</strong>g 1997 wurde der Vorst<strong>an</strong>dsvorsitzende<br />

des Internet<strong>an</strong>bieters CompuServe in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Felix<br />

Somm, wegen Verbreitung von Kinderpornographie und ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionistis<strong>ch</strong>em<br />

Material <strong>an</strong>geklagt. Die in erster Inst<strong>an</strong>z erfolgte Verurteilung<br />

zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung wurde jedo<strong>ch</strong> in<br />

zweiter Inst<strong>an</strong>z Ende 1999 aufgehoben und dur<strong>ch</strong> einen Freispru<strong>ch</strong> ersetzt.<br />

Dieser Freispru<strong>ch</strong> erfolgte jedo<strong>ch</strong> nur, weil na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t des Geri<strong>ch</strong>ts no<strong>ch</strong><br />

keine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit best<strong>an</strong>d, den Inhalt des Internets zu filtern. 80<br />

Diese Ents<strong>ch</strong>eidung bedeutet jedo<strong>ch</strong>, daß Internet-Dienst<strong>an</strong>bieter für strafbare<br />

Inhalte haftbar gema<strong>ch</strong>t werden, die si<strong>ch</strong> auf ihren Re<strong>ch</strong>nern in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d befinden. Sie bedeutet zudem, daß die vorsätzli<strong>ch</strong>e Verbreitung<br />

illegaler Inhalte strafverfolgt wird, was zum Beispiel zur Folge hat,<br />

daß es als verboten gilt, Links zu Seiten mit strafbaren Inhalten zu setzen. 81<br />

Im Jahr 2000 wurde der Internet-Anbieter Yahoo auf Initiative jüdis<strong>ch</strong>er<br />

Org<strong>an</strong>isationen in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> verklagt, da auf seiner Internet-Auktionsseite<br />

NS-Memorabilien <strong>an</strong>geboten wurden und weil dessen Su<strong>ch</strong>motor den Zugriff<br />

auf ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionistis<strong>ch</strong>es Material erlaubte. Yahoo wurde am<br />

20.11.2000 verurteilt, keine NS-Memorabilien mehr <strong>an</strong>zubieten und seinen<br />

Su<strong>ch</strong>motor von allen Einträgen revisionistis<strong>ch</strong>er Webseiten zu säubern. 82<br />

Aufgrund dieser Bedrohung mit strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Verfolgung führten <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend<br />

alle weltweit führenden Su<strong>ch</strong>motoren klammheimli<strong>ch</strong> eine Zensur<br />

ein, indem sie bestimmte Webseiten einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr in den Su<strong>ch</strong>ergebnissen<br />

bestimmter Länder aufführen. Jeder, der zum Beispiel von einer<br />

Internet-Adresse in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d aus versu<strong>ch</strong>t, bei dem größten Su<strong>ch</strong>motor<br />

Google.de eine revisionistis<strong>ch</strong>e Webseite zu finden, wird leer ausgehen,<br />

und jeder Versu<strong>ch</strong>, beim unzensierten US-Su<strong>ch</strong>motor Google.com zu su<strong>ch</strong>en,<br />

s<strong>ch</strong>eitert ebenfalls, da Google alle Besu<strong>ch</strong>er aus Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

79<br />

Vgl. http://www.vov.de/von-uns/presse/mitteilung.phtml?id=40.<br />

80<br />

Associated Press, 17.11.1999, http://www.cyber-rights.org/isps/somm-dec.htm.<br />

81<br />

Als Beispiel vgl. http://www.heise.de/newsticker/meldung/51930: Ein Angeklagter wird<br />

verurteilt, weil er einen Link zu einer verbotenen re<strong>ch</strong>ten Webseite gesetzt hat.<br />

82<br />

http://news.excite.com/news/r/000616/08/fr<strong>an</strong>ce-usa-yahoo;<br />

www.oneworld.org/ips2/june00/00_41_003.html;<br />

www.guardi<strong>an</strong>.co.uk/freespee<strong>ch</strong>/article/0,2763,400491,00.html;<br />

www.tomwbell.com/NetLaw/Ch03/YahooComplaint.html.<br />

192


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

zw<strong>an</strong>gsweise na<strong>ch</strong> google.de umleitet. Am effektivsten ist diese Zensur in<br />

Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>. 83<br />

Kurz na<strong>ch</strong> der Niederlage in Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong> erklärte Yahoo aufgrund massiven<br />

Druckes seitens amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>-jüdis<strong>ch</strong>er Gruppen wie dem Simon-Wiesenthal-Zentrum,<br />

m<strong>an</strong> sei sogar bereit, au<strong>ch</strong> die amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Su<strong>ch</strong>motoren<br />

von Einträgen zu säubern, die von den jüdis<strong>ch</strong>en Gruppen gehaßt werden,<br />

84 jedo<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint dies bisher ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>ehen zu sein.<br />

Die bes<strong>ch</strong>ränkte Mögli<strong>ch</strong>keit, Internet-Anbieter nur für das strafverfolgen<br />

zu können, was auf ihren eigenen Re<strong>ch</strong>nern gespei<strong>ch</strong>ert ist, ließ die<br />

deuts<strong>ch</strong>en Behörden freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ruhen. In einer Präzedenzents<strong>ch</strong>eidung<br />

urteilte der Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof 1999, daß si<strong>ch</strong> jeder, der im Ausl<strong>an</strong>d Inhalte<br />

ins Internet hängt, die in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d strafbar sind, na<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t<br />

strafbar ma<strong>ch</strong>t und bei Ergreifung dur<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>en Behörden entspre<strong>ch</strong>end<br />

strafverfolgt werden muß. 85 Bei diesem Fall h<strong>an</strong>delte es si<strong>ch</strong> bezei<strong>ch</strong>nenderweise<br />

ni<strong>ch</strong>t um die Aburteilung eines Kinders<strong>ch</strong>änders, Betrügers,<br />

Terroristen oder eines sonstigen Gewaltkriminellen, sondern um den<br />

australis<strong>ch</strong>-deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdissidenten Dr. Fredrick Töben. 86<br />

Wie die Deuts<strong>ch</strong>en, so waren au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weizer seit Ende der 1990er<br />

Jahre eifrig auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> einer Mögli<strong>ch</strong>keit, unerwüns<strong>ch</strong>te Inhalte<br />

aus dem Internet herauszufiltern. So s<strong>an</strong>dte die S<strong>ch</strong>weizer Bundespolizei<br />

im Sommer 1998 ein S<strong>ch</strong>reiben <strong>an</strong> alle S<strong>ch</strong>weizer Internet-Provider, in der<br />

diese mit strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ritten bedroht wurden, falls sie den Zugriff<br />

auf eine Reihe aufgelisteter Seiten ni<strong>ch</strong>t sperrten. 87 Parallel dazu gingen sie<br />

gegen die einzige fundamental-oppositionelle Zeits<strong>ch</strong>rift der S<strong>ch</strong>weiz vor,<br />

RECHT+FREIHEIT, dessen Herausgeber Ernst Indlekofer am 19.8.1998 kurzerh<strong>an</strong>d<br />

für 13 Tage in Untersu<strong>ch</strong>ungshaft genommen wurde. 88 Hauptvorwurf<br />

war hier die übers Internet verbreitete Kritik <strong>an</strong> den jüdis<strong>ch</strong>en “Fin<strong>an</strong>-<br />

83<br />

Vgl. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, “Zensur im Internet”, VffG 6(4) (2002), S. 470-473.<br />

84<br />

New York Times, 3.1.2001.<br />

85<br />

BGH, Az. 1 StR 184/00, 12.12.2000; Tatj<strong>an</strong>a Hörnle, “Verbreitung der Aus<strong>ch</strong>witzlüge im<br />

Internet”, Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung 6 (2001), S. 305-311.<br />

86<br />

Vgl. Willibald Gründer, “Der Prozeß gegen Dr. Fredrick Toben”, VffG, 4(1) (2000), S.<br />

97-100.<br />

87<br />

S<strong>ch</strong>reiben der BuPo, Bern, 23. Juli 1998/Br; abs<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> per E-mail erhalten und wiedergegeben<br />

auf: vgl. www.vho.org/censor/CH-Bupo-Brief.html.<br />

88<br />

Ty<strong>ch</strong>o Brahe, “Polizeistaatli<strong>ch</strong>e Repression gegen Dissidenten in der S<strong>ch</strong>weiz”, VffG 2(4)<br />

(1998), S. 298f.<br />

193


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

zerpressungen” gegen die S<strong>ch</strong>weiz. 89 Offenbar haben seither tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> einige<br />

Provider den Zugriff zumindest auf einige der Seiten blockiert. 90<br />

Die deuts<strong>ch</strong>en Behörden zogen <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>einend erst vier Jahre später na<strong>ch</strong>:<br />

Aufgrund des Mediendienst-Staatsvertrages beg<strong>an</strong>n die Bezirksregierung<br />

Düsseldorf gegen Ende 2002, <strong>an</strong> alle nordrhein-westfälis<strong>ch</strong>en Internet<strong>an</strong>bieter<br />

Briefe mit der Aufgeforderung zu versenden, ihren Kunden den Zug<strong>an</strong>g<br />

zu bestimmten Webseiten unmögli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en, indem Inhalte bestimmter<br />

Internetadressen komplett blockiert werden. 91 Die Opfer dieser<br />

Zensur sind ni<strong>ch</strong>t etwa Seiten mit Kinderpornographie, sondern dur<strong>ch</strong>weg<br />

in den USA befindli<strong>ch</strong>e Seiten re<strong>ch</strong>tsradikaler bzw. nationalsozialistis<strong>ch</strong>er<br />

Gruppen.<br />

Die gespaltene Zunge<br />

1995 warb Amnesty International für die Meinungsfreiheit mit dem Bild<br />

des auf der Flu<strong>ch</strong>t vor deuts<strong>ch</strong>en Behörden befindli<strong>ch</strong>en Holocaust-<br />

Revisionisten Thies Christophersen, da au<strong>ch</strong> die Meinung der Revisionisten<br />

na<strong>ch</strong> Artikel 19 der UN-Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskonvention ges<strong>ch</strong>ützt sei. 92 Nun<br />

könnte m<strong>an</strong> meinen, Amnesty International würde Fälle verfolgter Revisionisten<br />

aufgreifen und die derart politis<strong>ch</strong> Verfolgten unterstützen. Do<strong>ch</strong><br />

weit gefehlt: Auf Anfrage einiger Revisionisten führte Amnesty International<br />

aus, daß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> dort weigere, Revisionisten zu helfen, weil si<strong>ch</strong> in<br />

den Augen von AI niem<strong>an</strong>d, der eine Ansi<strong>ch</strong>t äußert, dur<strong>ch</strong> die si<strong>ch</strong> eine<br />

Minderheit <strong>an</strong>gegriffen fühlt, auf das Re<strong>ch</strong>t auf freie Meinungsäußerung<br />

berufen k<strong>an</strong>n – zumindest sol<strong>an</strong>ge es si<strong>ch</strong> um Minderheiten h<strong>an</strong>delt, die gerade<br />

in Mode sind, insbesondere natürli<strong>ch</strong> Auserwählte Minderheiten. 93 Die<br />

Anzeige mit dem Revisionisten Thies Christophersen war also ni<strong>ch</strong>ts als<br />

ein Werbe-Gag, ni<strong>ch</strong>ts als heiße Luft.<br />

Allgemein <strong>an</strong>gewendet heißt das freili<strong>ch</strong>, daß keine Meinung mehr geäußert<br />

werden darf, da m<strong>an</strong> immer irgendwo irgend jem<strong>an</strong>den finden k<strong>an</strong>n,<br />

der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Äußerung einer bestimmten Ansi<strong>ch</strong>t oder Tatsa<strong>ch</strong>e verletzt<br />

fühlt. Wenn m<strong>an</strong> na<strong>ch</strong> K<strong>an</strong>t dieses Prinzip von Amnesty International<br />

89<br />

www.ruf-<strong>ch</strong>.org.<br />

90<br />

Persönli<strong>ch</strong>e Information zweier S<strong>ch</strong>weizer Kunden, die seither keinen Zugriff mehr auf<br />

www.vho.org bekommen können.<br />

91<br />

www.heise.de/newsticker/meldung/24721.<br />

92<br />

taz, 12.12.1995.<br />

93<br />

Vgl. meinen Beri<strong>ch</strong>t in VffG 1(4) (1997), S. 270-273.<br />

194


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

zum allgemeinen Prinzip erhöbe, säßen wir entweder alle im Gefängnis<br />

oder wären alle stumm. Das Spre<strong>ch</strong>en selbst müßte d<strong>an</strong>n verboten werden.<br />

Die Ansi<strong>ch</strong>t der Org<strong>an</strong>isation Hum<strong>an</strong> Rights Wat<strong>ch</strong> ist da wesentli<strong>ch</strong> ermutigender:<br />

94<br />

“Hum<strong>an</strong> Rights Wat<strong>ch</strong>/Helsinki weiß zu würdigen, daß die Tragödie<br />

des Holocaust der ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Kontext ist, in dem ein sol<strong>ch</strong>es Gesetz<br />

[Neufassung des deuts<strong>ch</strong>en Zensurgesetzes §130] erlassen wurde. […]<br />

Denno<strong>ch</strong> glaubt Hum<strong>an</strong> Rights Wat<strong>ch</strong>/Helsinki, daß derartige Maßnahmen<br />

die verbrieften Re<strong>ch</strong>te der freien Meinungsäußerung, der Vereinigungs-<br />

und Versammlungsfreiheit ernsthaft eins<strong>ch</strong>ränken. […] wir gründen<br />

unsere Auffassung auf die starke Verpfli<strong>ch</strong>tung gegenüber der freien<br />

Meinungsäußerung als dem Kern der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te. Wir glauben, daß<br />

die Redefreiheit und die glei<strong>ch</strong>mäßige Wahrung der Gesetze ni<strong>ch</strong>t unvereinbar<br />

sind, sondern daß sie si<strong>ch</strong> vielmehr gegenseitig bedingen.<br />

[…] Aber Verbote zu erlassen, die g<strong>an</strong>ze Parteien, Org<strong>an</strong>isationen<br />

und Denkri<strong>ch</strong>tungen betreffen, sind unweigerli<strong>ch</strong> zu grob. Sie eignen<br />

si<strong>ch</strong> zur Unterdrückung dissidenter politis<strong>ch</strong>er Bewegungen jeder Art<br />

und bewirken häufig unbere<strong>ch</strong>tigte Verbote jenseits derer, die <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

vorgesehen waren.”<br />

Hum<strong>an</strong> Rights Wat<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> leider nur auf eine Beri<strong>ch</strong>terstattungen,<br />

wobei die Org<strong>an</strong>isation aus offenbarer Fals<strong>ch</strong>information dur<strong>ch</strong> die<br />

einseitige Nutzung linker Informationsquellen den g<strong>an</strong>zen hier beh<strong>an</strong>delten<br />

Komplex der Zensur in den Zusammenh<strong>an</strong>g gewalttätigen Fremdenhasses<br />

stellt, wo er gar ni<strong>ch</strong>ts zu su<strong>ch</strong>en hat, denn in keinem der hier beh<strong>an</strong>delten<br />

Fälle von Zensur wird in irgendeiner Weise zu Gewalt oder <strong>an</strong>deren Unre<strong>ch</strong>tsh<strong>an</strong>dlungen<br />

aufgerufen oder wird Unre<strong>ch</strong>t gutgeheißen oder gere<strong>ch</strong>tfertigt.<br />

Die eigentli<strong>ch</strong> zu erwartende Entrüstung über die hier dargelegte Zensur<br />

in den nationalen wie internationalen Medien geht allerdings über ein gelegentli<strong>ch</strong>es<br />

Stirnrunzeln ni<strong>ch</strong>t hinaus. Immerhin geht es hier um Gesetze, die<br />

eine Zensur ermögli<strong>ch</strong>en und si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on morgen au<strong>ch</strong> gegen diese Medien<br />

ri<strong>ch</strong>ten können!<br />

Mitte der 1990er Jahre sah es allerdings einmal kurz so aus, als wären<br />

zumindest die USA, Hort der Redefreiheit, besorgt über die Zustände in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d. Der damalige Bundesjustizminister Dr. Eduard S<strong>ch</strong>midt-<br />

94<br />

Hum<strong>an</strong> Rights Wat<strong>ch</strong>, “Germ<strong>an</strong>y for Germ<strong>an</strong>s” – Xenophobia <strong>an</strong>d Racist Violence in<br />

Germ<strong>an</strong>y, New York, April 1995, S. 70.<br />

195


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Jortzig äußerte si<strong>ch</strong> einmal kurz darüber, was damals hinter den Kulissen<br />

vorging: 95<br />

“Unsere Si<strong>ch</strong>t von Meinungsfreiheit ist in der Tat <strong>an</strong>ders als in den<br />

USA, das wissen Sie ja au<strong>ch</strong> und haben vorhin s<strong>ch</strong>on darauf hingewiesen.<br />

Wir werden – und das finde i<strong>ch</strong> einigermaßen bedrückend – binnen<br />

kurzem von den USA wegen unserer Bestrafung der Aus<strong>ch</strong>witzlüge eine<br />

förmli<strong>ch</strong>e, hm, na, ni<strong>ch</strong>t ‘ne Anklage, eine förmli<strong>ch</strong>e Rüge über die Vereinten<br />

Nationen bekommen, weil wir auf diese Art und Weise Meinungsfreiheit<br />

eins<strong>ch</strong>ränken.”<br />

Das heißt do<strong>ch</strong> wohl ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres, als daß die Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d bei der UNO zumindest zeitweise als ein Staat registriert und<br />

im Gesprä<strong>ch</strong> war, in dem Personen <strong>an</strong>derer Meinung unterdrückt werden,<br />

in dem also Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen vorkommen. Wohl aufgrund erfolgrei<strong>ch</strong>er<br />

diplomatis<strong>ch</strong>er Intervention der Bundesregierung – Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

ist einer der Hauptzahlmeister der UNO – wurde diese formelle Rüge allerdings<br />

meines Wissens nie erteilt.<br />

Etwa einen Monat später führte der damalige Innenminister Wolfg<strong>an</strong>g<br />

S<strong>ch</strong>äuble d<strong>an</strong>n allerdings glei<strong>ch</strong> wieder die alte pervers-paradoxe Polemik<br />

ins Feld: 96<br />

“I<strong>ch</strong> will zur Strafbarkeit der Aus<strong>ch</strong>witzlüge, au<strong>ch</strong> zum Verbot nationalsozialistis<strong>ch</strong>er<br />

Symbole nur folgendes sagen: M<strong>an</strong> könnte, wenn m<strong>an</strong><br />

in einem abstrakten Raum wäre, natürli<strong>ch</strong> treffli<strong>ch</strong> darüber streiten, daß<br />

es unter juristis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten eigentli<strong>ch</strong> Unfug ist, Meinungsäußerungen<br />

zu verbieten. Trotzdem ist es ri<strong>ch</strong>tig, weil wir ja ni<strong>ch</strong>t in einem<br />

abstrakten Raum sind, sondern konktrete ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Erfahrungen<br />

hinter uns haben. I<strong>ch</strong> glaube zwar ni<strong>ch</strong>t, daß die Strafvors<strong>ch</strong>riften für die<br />

Ewigkeit sind. Aber für hier und heute ist es ri<strong>ch</strong>tig, selbst mit Gesetzen,<br />

die m<strong>an</strong> unter rein juristis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten als problematis<strong>ch</strong> empfinden<br />

k<strong>an</strong>n, zu sagen: Hier gibt es Barrieren oder S<strong>ch</strong>r<strong>an</strong>ken, und da<br />

hört au<strong>ch</strong> der Spaß auf.”<br />

Nun wissen alle Bes<strong>ch</strong>eid: Die Strafverfolgung revisionistis<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>er<br />

erfolgt ni<strong>ch</strong>t aus juristis<strong>ch</strong>en Gründen, denn die dafür ges<strong>ch</strong>affenen<br />

Gesetze zur Bestrafung unbeliebter Meinungsträger können als<br />

problematis<strong>ch</strong>er Unfug bezei<strong>ch</strong>net werden. Vielmehr müssen <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e<br />

“ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Erfahrungen” dafür herhalten, damit eine offene Debatte<br />

95<br />

Ruge. NeunzehnZehn: “Ehrens<strong>ch</strong>utz für Soldaten – Gesetz gegen die Meinungsfreiheit?”,<br />

3-SAT, 10. März 1996, 19 10 Uhr.<br />

96<br />

Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeinen Zeitung, 24.4.1996, S. 41.<br />

196


Bü<strong>ch</strong>erverbrennung heute<br />

über eben diese ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Erfahrungen verboten werden k<strong>an</strong>n. Oder<br />

<strong>an</strong>ders ausgedrückt:<br />

§ 1 Die Partei hat immer re<strong>ch</strong>t.<br />

§ 2 Sollte die Partei einmal ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t haben, tritt automatis<strong>ch</strong> § 1 in<br />

Kraft.<br />

Nun lese m<strong>an</strong> einmal die Worte, die die Ehefrau des damaligen US-Präsidenten<br />

Hillary Rogham Clinton Mitte der 1990er Jahre ausspra<strong>ch</strong>: 97<br />

“Freiheit bedeutet das Re<strong>ch</strong>t der Mens<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong> öffentli<strong>ch</strong> zu versammeln,<br />

zu org<strong>an</strong>isieren und öffentli<strong>ch</strong> zu debattieren. Dies heißt, die<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten derer zu respektieren, die von denen ihrer Regierungen abwei<strong>ch</strong>en.<br />

Dies heißt, die Mens<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t von ihren geliebten Mitmens<strong>ch</strong>en<br />

zu trennen und sie einzusperren, sie zu mißh<strong>an</strong>deln oder ihnen ihre<br />

Freiheit oder Würde deshalb abzuspre<strong>ch</strong>en, weil sie ihre Meinung und<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten friedli<strong>ch</strong> geäußert haben.”<br />

Freili<strong>ch</strong> sagte sie dies ni<strong>ch</strong>t in bezug auf Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, sondern <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong><br />

einer Rede während des Welt-Frauentages in Peking. In Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, wo<br />

die Lage so viel <strong>an</strong>ders ni<strong>ch</strong>t ist als in China, würde sie so etwas nie sagen.<br />

Die gespaltenste aller Zungen jedo<strong>ch</strong> wies der deuts<strong>ch</strong>e Bundespräsident<br />

Prof. Dr. Rom<strong>an</strong> Herzog auf, als er <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> der Verleihung des Friedenspreises<br />

des Deuts<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>h<strong>an</strong>dels <strong>an</strong> Frau Prof. S<strong>ch</strong>immel folgende Worte<br />

äußerte: 98<br />

“Wenn wir in einen Dialog mit <strong>an</strong>deren eintreten, bringen wir einige<br />

Essentiells ein, die ni<strong>ch</strong>t verh<strong>an</strong>delbar sind. Dazu gehört die Freiheit der<br />

Rede und dazu gehört vor allem, daß niem<strong>an</strong>d wegen seiner Überzeugung<br />

zu S<strong>ch</strong>aden gebra<strong>ch</strong>t werden darf. Eine l<strong>an</strong>ge, oft blutige grausame<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hat uns in Europa gelehrt, daß diese Re<strong>ch</strong>te niemals mehr<br />

zur Disposition stehen dürfen.”<br />

Sind das alles leere Worte? Oder gelten sie nur für diejenigen, die unseren<br />

Mä<strong>ch</strong>tigen na<strong>ch</strong> dem Munde reden? Dieses Kriterium der Meinungsfreiheit<br />

erfüllt jede Diktatur.<br />

97 The New York Times, 6.9.1995.<br />

98 FAZ, 16.10.1995.<br />

197


“Der geringste Bauer und Bettler ist ebensowohl ein<br />

Mens<strong>ch</strong> wie der König. Ein Justizkollegium, das<br />

Ungere<strong>ch</strong>tigkeiten ausübt, ist gefährli<strong>ch</strong>er und s<strong>ch</strong>limmer wie<br />

eine Diebesb<strong>an</strong>de. Vor der k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ützen! – Aber<br />

vor S<strong>ch</strong>elmen, die den M<strong>an</strong>tel der Justiz gebrau<strong>ch</strong>en, um ihre<br />

üblen Pressionen auszuführen, vor denen k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> kein<br />

Mens<strong>ch</strong> hüten, sie sind ärger wie die größten Spitzbuben in<br />

der Welt und meritieren eine doppelte Bestrafung.”<br />

Friedri<strong>ch</strong> der Große<br />

Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

Remers Kommentare zum <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten<br />

oder: Wie einfa<strong>ch</strong> es ist, im freiesten Staat<br />

der deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te 14 Monate unfrei zu sein<br />

Na<strong>ch</strong>folgend werden die Kommentare Generalmajor a.D. Otto Ernst<br />

Remers abgedruckt, wie er sie seiner Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens hinzufügte<br />

und wie sie im Urteil gegen mi<strong>ch</strong> auf den Seiten 109a bis 114 abgedruckt<br />

sind. 1 Am Ende der Lektüre dieses Kapitels dürfte jeder Leser selbst in der<br />

Lage sein – jenseits der Frage über guten Stil – zu beurteilen, ob diese<br />

Kommentare dazu Anlaß geben durften, mir als Guta<strong>ch</strong>ter für 14 Monate<br />

die Freiheit zu rauben, selbst wenn i<strong>ch</strong> diese Kommentare abgesegnet hätte,<br />

wie die große Staatss<strong>ch</strong>utzkammer des L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>ts Stuttgart es fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

und gegen die Beweislage feststellte.<br />

1<br />

Da kein Original der Remers<strong>ch</strong>en Kommentare vorlag und m<strong>an</strong> die vorliegenden s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten<br />

Kopien niem<strong>an</strong>dem zumuten k<strong>an</strong>n, wurde der Text abges<strong>ch</strong>rieben, wobei versu<strong>ch</strong>t<br />

wurde, Format und S<strong>ch</strong>reibweise (au<strong>ch</strong> bei Fehlern) beizubehalten, was freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

immer gel<strong>an</strong>g. Kleinere unbeabsi<strong>ch</strong>tigte Variationen in S<strong>ch</strong>reibweise und unvermeidli<strong>ch</strong>erweise<br />

im Layout sowie die Auslassung der Portraits bitte i<strong>ch</strong> daher zu ents<strong>ch</strong>uldigen.<br />

199


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Die Generalbundes<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft stellte am 19.1.1996 fest, daß i<strong>ch</strong> für<br />

ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres als für diese Kommentare 14 Monate hinter Gitter zu gehen<br />

habe. Der Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof s<strong>ch</strong>loß si<strong>ch</strong> dieser Forderung mit Bes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 7.3.1996 <strong>an</strong> (Az.: 1 StR 18/96).<br />

Jenseits dieser strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Frage sollen hier jedo<strong>ch</strong> einige inhaltli<strong>ch</strong>e<br />

Anmerkungen zu Remers Ausführungen <strong>an</strong>gebra<strong>ch</strong>t werden. In seinem auf<br />

der vorderen Ums<strong>ch</strong>lagsinnenseite abgedruckten Vorwort unter der Übers<strong>ch</strong>rift<br />

“An alle Freunde, L<strong>an</strong>dsleute…” greift er unsere führenden Politiker,<br />

Medienleute und Juristen massiv mit den Worten <strong>an</strong>, diese Lügner gehörten<br />

aus ihren Pfründenburgen verjagt. Glei<strong>ch</strong>zeitig jedo<strong>ch</strong> hat Remer<br />

diese Fassung vor allem zur Versendung <strong>an</strong> eben jene führenden Politiker,<br />

Medienleute und Juristen vorgesehen. Es war nur zu selbstverständli<strong>ch</strong>, daß<br />

die Versendung einer derart kommentierten Fassung <strong>an</strong> führende Politiker,<br />

Medienleute und Juristen – eine Investition von vielen zigtausend DM – in<br />

jeder Hinsi<strong>ch</strong>t für die Katz sein mußte.<br />

An das eigentli<strong>ch</strong>e Guta<strong>ch</strong>ten <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend fügte O.E. Remer einen fünf<br />

Seiten umfassenden Beri<strong>ch</strong>t über den Prozeß <strong>an</strong>, in dem Remer im Oktober<br />

1992 zu einer 22-monatigen Haftstrafe verurteilt worden war. Dieser Artikel<br />

war von einem engen Freund Remers verfaßt worden, der bei Remers<br />

Prozeß <strong>an</strong>wesend war. Der Beitrag faßt im Prinzip nur die Hauptereignisse<br />

während dieses Verfahrens zusammen, wie eine Bes<strong>ch</strong>reibung der vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

von den beiden Strafverteidigern eingeführten Beweismittel,<br />

deren Ablehnung dur<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>t sowie s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> die Plädoyers des<br />

Staats<strong>an</strong>walts wie au<strong>ch</strong> der beiden Verteidiger Remers. Unter <strong>an</strong>derem für<br />

dieses Verfahren war das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten <strong>an</strong>gefertigt worden. Am Ende<br />

war es im wesentli<strong>ch</strong>en dieser Prozeßberi<strong>ch</strong>t, also die s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Wiederholung<br />

der revisionistis<strong>ch</strong>en Argumente, die von Remers Anwälten während<br />

des Prozesses gegen ihn vorgebra<strong>ch</strong>ten worden waren, die dem Stuttgarter<br />

Geri<strong>ch</strong>t d<strong>an</strong>n dazu dienten, mi<strong>ch</strong> zu verurteilen.<br />

Im Verfahren gegen mi<strong>ch</strong> nahm das Stuttgarter L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Passagen dieses mit dem Titel “Justiz in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d 1992” versehenen<br />

Artikels Anstoß. Zum Beispiel wurde kritisiert, daß das Zitat des<br />

Auswärtigen Amtes unvollständig sei, wie die Auslassungszei<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>deuteten.<br />

Der Sa<strong>ch</strong>bearbeiter Dr. S<strong>ch</strong>eel habe weiter ausgeführt, daß si<strong>ch</strong> die<br />

Gaskammern tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in dem drei km weiter westli<strong>ch</strong> gelegenen Lager<br />

Birkenau befunden hätten, was im Zitat aber ausgelassen wurde. Dr. S<strong>ch</strong>eel<br />

habe also ni<strong>ch</strong>t die Existenz von Gaskammern im Lagerkomplex Aus<strong>ch</strong>witz-Birkenau<br />

generell in Abrede gestellt, wie das unvollständige Zitat<br />

suggeriere, sondern nur bezügli<strong>ch</strong> des Stammlagers Aus<strong>ch</strong>witz. Diese Fest-<br />

200


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

stellung des Geri<strong>ch</strong>ts ist ri<strong>ch</strong>tig. Dieses unvollständige, aus dem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

gerissene Zitat k<strong>an</strong>n den Leser wahrli<strong>ch</strong> irreführen, wennglei<strong>ch</strong><br />

m<strong>an</strong> dem Verfasser ni<strong>ch</strong>t vorwerfen k<strong>an</strong>n, vorsätzli<strong>ch</strong> geh<strong>an</strong>delt zu haben,<br />

denn immerhin hat er dur<strong>ch</strong> die Auslassungszei<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>gedeutet, daß dieses<br />

Zitat unvollständig ist.<br />

Worauf es bei diesem Zitat aber <strong>an</strong>kommt, ist eben ni<strong>ch</strong>t, daß das Auswärtige<br />

Amt dur<strong>ch</strong> Dr. S<strong>ch</strong>eel die Existenz der Gaskammern in Birkenau<br />

ni<strong>ch</strong>t infrage stellte, sondern daß es die Existenz einer Gaskammer im<br />

Stammlager Aus<strong>ch</strong>witz in Abrede stellte. Diese Aussage von hö<strong>ch</strong>ster politis<strong>ch</strong>er<br />

deuts<strong>ch</strong>er Stelle steht ni<strong>ch</strong>t nur vielen Zeugenaussagen entgegen,<br />

darunter so prominenten Zeugen wie Pery S. Broad oder <strong>Rudolf</strong> Höß, sondern<br />

au<strong>ch</strong> der weitläufigen Auffassung der etablierten Historikers<strong>ch</strong>aft.<br />

Wenn si<strong>ch</strong> diese Zeugen in ihren Aussagen zum Stammlager Aus<strong>ch</strong>witz<br />

getäus<strong>ch</strong>t haben – das ist die unauswei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Konsequenz der Aussage des<br />

Auswärtigen Amtes –, wie können wir d<strong>an</strong>n auss<strong>ch</strong>ließen, daß si<strong>ch</strong> <strong>an</strong>dere<br />

Zeugen zu <strong>an</strong>deren Lagern – wie etwa Birkenau – ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> getäus<strong>ch</strong>t haben?<br />

Wenn s<strong>ch</strong>on das Auswärtige Amt straffrei die Existenz einer <strong>an</strong>sonsten<br />

als bestehend <strong>an</strong>gesehenen Gaskammer in Abrede stellt, wie k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n<br />

die deuts<strong>ch</strong>e Justiz Zweifel <strong>an</strong> der Existenz von Gaskammern oder gar das<br />

Bestreiten ihrer Existenz in <strong>an</strong>deren Lagern unter Strafe stellen?<br />

Ferner kritisierte das Stuttgarter L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t, die “Gegenüberstellung<br />

von amtli<strong>ch</strong>en Aussagen über behauptete Gaskammer-Tote in Aus<strong>ch</strong>witz”<br />

wäre beleidigend und volksverhetzend. 1993 und 1994 wurden diese Zahlen<br />

dur<strong>ch</strong> den fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>en Apotheker Je<strong>an</strong>-Claude Pressac und zeitweise<br />

ho<strong>ch</strong>gelobten te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Aus<strong>ch</strong>witz-Fa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n um zwei Zahlen ergänzt:<br />

630.000 2 bzw. 470.000, 3 und im Jahr 2002 reduzierte Fritjof Meyer, leitender<br />

Redakteur des Spiegel, die Opferzahl der “Gaskammern” von Aus<strong>ch</strong>witz<br />

weiter auf 356.000. 4 Gewiß wird m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> der Ansi<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließen<br />

können, daß jede zu hohe oder zu niedrige Opferzahl auf je unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Völker und Volksgruppen beleidigend oder verhetzend wirken k<strong>an</strong>n.<br />

2<br />

J.-C. Pressac, Les crématoires d’Aus<strong>ch</strong>witz. La ma<strong>ch</strong>inerie du meurtre de masse, CNSR,<br />

Paris 1993, S. 147.<br />

3<br />

J.-C. Pressac, Die Krematorien von Aus<strong>ch</strong>witz. Die Te<strong>ch</strong>nik des Massenmordes, Piper,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 1994, S. 202.<br />

4<br />

F. Meyer, “Die Zahl der Opfer von Aus<strong>ch</strong>witz”, Osteuropa, 52(5) (2002), S. 631-641,<br />

hier S. 632 (www.vho.org/D/Beitraege/FritjofMeyerOsteuropa.html). Für einen Überblick<br />

über die Sp<strong>an</strong>nbreite und Entwicklung der behaupteten Opferzahlen von Aus<strong>ch</strong>witz siehe<br />

Robert Faurisson, “Wie viele Tote gab es im KL Aus<strong>ch</strong>witz?”, VffG, 3(3) (1999), S. 268-<br />

272.<br />

201


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t O.E. Remer bzw. dessen Freund haben diese extrem unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Zahlen in die Welt gesetzt, von denen maximal eine ri<strong>ch</strong>tig<br />

sein k<strong>an</strong>n – und alle <strong>an</strong>deren volksverhetzend sein können. Diese vom Geri<strong>ch</strong>t<br />

be<strong>an</strong>st<strong>an</strong>dete Liste besteht aus verifizierbaren Zahlen der St<strong>an</strong>dardliteratur.<br />

Wie k<strong>an</strong>n es sein, daß sol<strong>ch</strong>e Zahlen, die isoliert betra<strong>ch</strong>tet ni<strong>ch</strong>t<br />

strafbar sind, strafbar werden, wenn sie in einer Tabelle zusammengefaßt<br />

werden?<br />

Die in dieser Opferzahlen-Tabelle gema<strong>ch</strong>te Feststellung, das Urteil des<br />

Fr<strong>an</strong>kfurter Aus<strong>ch</strong>witz Prozesses habe 45.510 Gaskammertote festgestellt,<br />

hätte zumindest einer Erläuterung bedurft, denn es k<strong>an</strong>n der fals<strong>ch</strong>e Eindruck<br />

entstehen, in diesem Urteil wäre behauptet worden, ni<strong>ch</strong>t mehr als<br />

45.510 Mens<strong>ch</strong>en seien in den Gaskammern gestorben. Das Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

S<strong>ch</strong>wurgeri<strong>ch</strong>t hat 1965 vers<strong>ch</strong>iedene damalige Angehörige des Lagerpersonals<br />

u.a. wegen der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Ermordung bestimmter Mens<strong>ch</strong>enmengen<br />

dur<strong>ch</strong> Giftgas verurteilt. Insgesamt sühnte es damit 45.510 Gaskammermorde,<br />

indem es einige Angeklagte für s<strong>ch</strong>uldig bef<strong>an</strong>d, jeweils einige<br />

tausend Häftlinge mit Gas getötet zu haben. Auf die Frage, wie viele Häftlinge<br />

insgesamt dur<strong>ch</strong> Giftgas in Aus<strong>ch</strong>witz umkamen, hat das Geri<strong>ch</strong>t keine<br />

Antwort gegeben, und dies war au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t seine Aufgabe. Die Feststellung<br />

der Gesamtopferzahl ist vielmehr die Aufgabe der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft.<br />

Tatsa<strong>ch</strong>e ist also, daß die deuts<strong>ch</strong>e Justiz ni<strong>ch</strong>t mehr und ni<strong>ch</strong>t weniger<br />

als 45.510 Gaskammertote für Aus<strong>ch</strong>witz re<strong>ch</strong>tskräftig festgestellt hat und<br />

daß alles <strong>an</strong>dere eine Frage der Wissens<strong>ch</strong>aft und ni<strong>ch</strong>t der Strafjustiz ist.<br />

Es fragt si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n nur, wie m<strong>an</strong> mit Straf<strong>an</strong>drohungen und unter Anwendung<br />

der magis<strong>ch</strong>en Offenkundigkeitsformel gegen Mens<strong>ch</strong>en vorgehen<br />

k<strong>an</strong>n, die si<strong>ch</strong> auf den St<strong>an</strong>dpunkt stellen, Behauptungen von Opferzahlen<br />

in der Größenordnung vieler Hunderttausende oder gar Millionen seien völlig<br />

übertrieben. Denn geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> offenkundig k<strong>an</strong>n nur sein, was irgendw<strong>an</strong>n<br />

einmal von einem Geri<strong>ch</strong>t in einem Urteil na<strong>ch</strong> Beweiserhebung als<br />

sol<strong>ch</strong>es festgestellt worden ist. Das ist aber bezügli<strong>ch</strong> der Opferzahl der<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Gaskammern eben ni<strong>ch</strong>t der Fall, was ja au<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> bewiesen<br />

wird, daß gegen Autoren wie Pressac und Meyer, die drastis<strong>ch</strong> niedrigere<br />

Zahlen veröffentli<strong>ch</strong>en als das, was allgemein als ri<strong>ch</strong>tig <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt wird,<br />

keine Strafverfahren dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />

In der s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Urteilsbegründung führte die Strafkammer als Beweis<br />

für ihre Behauptung, im Na<strong>ch</strong>wort der Remer-Version werde gezielt der<br />

Eindruck erweckt, als werde der Holocaust von Juden zur Ausbeutung<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds genutzt, als einziges Beispiel explizit aus (Urteil, S. 235):<br />

202


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

“Dies gilt insbesondere für den Abdruck des <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Briefes eines<br />

Juden vom 2.5.1991 (S. IV des Na<strong>ch</strong>wortes, oben S. 113). Im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit der Behauptung, daß der Holocaust eine Erfindung der<br />

Juden sei, wird damit gezielt zum Haß gegen die Juden aufgesta<strong>ch</strong>elt.”<br />

Das Geri<strong>ch</strong>t bezieht si<strong>ch</strong> hier auf einen S<strong>ch</strong>aukasten des Prozeßberi<strong>ch</strong>ts<br />

im Anh<strong>an</strong>g zum Guta<strong>ch</strong>ten, wo ein Brief eines S<strong>ch</strong>reibers aus Holon, Israel,<br />

zitiert wird, in dem der S<strong>ch</strong>reiber wegen der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Vergasung seines<br />

Onkels im KL Da<strong>ch</strong>au um Ents<strong>ch</strong>ädigung na<strong>ch</strong>fragt. Nirgendwo wird behauptet,<br />

dieser Brief sei von einem Juden ges<strong>ch</strong>rieben worden, und au<strong>ch</strong><br />

sonst fehlt in diesem Artikel jeder Hinweis auf die Religionszugehörigkeit<br />

des Briefs<strong>ch</strong>reibers. Ebenso fehlt jede Anspielung darauf, “daß der Holocaust<br />

eine Erfindung der Juden sei,” g<strong>an</strong>z im Gegensatz zur Behauptung<br />

des Geri<strong>ch</strong>ts. Alles, was Remers Freund get<strong>an</strong> hatte, war, diesen Brief aus<br />

Israel einem S<strong>ch</strong>reiben der Stadt Da<strong>ch</strong>au gegenüberzustellen, in dem diese<br />

bek<strong>an</strong>nt gibt, im KL Da<strong>ch</strong>au sei es niemals zu Vergasungen gekommen.<br />

Das Geri<strong>ch</strong>t hat ni<strong>ch</strong>t geprüft, ob es diese Briefe tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gibt, mußte<br />

also na<strong>ch</strong> dem Prinzip “in dubio pro reo” davon ausgehen, daß sie existieren.<br />

In der Tat lagen die diesem S<strong>ch</strong>aukasten zugrunde liegenden Briefe<br />

damals ni<strong>ch</strong>t nur Remer, sondern vielen <strong>an</strong>deren Aktivisten in Fotokopie<br />

vor. Klar ist zudem, daß es Aussagen von Zeugen gibt, die von Massenvergasungen<br />

in Da<strong>ch</strong>au beri<strong>ch</strong>ten, aber es ist ebenso bek<strong>an</strong>nt, daß sowohl das<br />

offizielle Museum des ehemaligen Lagers Da<strong>ch</strong>au wie au<strong>ch</strong> die Stadt<br />

Da<strong>ch</strong>au wiederholt feststellten, es habe in diesem Lager nie Mens<strong>ch</strong>envergasungen<br />

gegeben. 5<br />

Diese als wahr <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Fakten wurden mit den von Remer bzw. seinem<br />

Freund publizierten bzw. zitierten Dokumenten dargelegt, was ni<strong>ch</strong>t<br />

strafbar sein k<strong>an</strong>n. In seinem Kommentar zu diesen Briefen spielt Remers<br />

Freund ledigli<strong>ch</strong> darauf <strong>an</strong>, daß fals<strong>ch</strong>e Aussagen wie die von ihm zitierte,<br />

die den Tod eines Onkels in der Da<strong>ch</strong>auer Gaskammer behauptet, als<br />

Grundlage der bundesdeuts<strong>ch</strong>en Offenkundigkeit dienen. Nirgendwo jedo<strong>ch</strong><br />

wird darauf <strong>an</strong>gespielt, irgend jem<strong>an</strong>d habe gelogen, um si<strong>ch</strong> materiell<br />

zu berei<strong>ch</strong>ern. Au<strong>ch</strong> den Beweis, der Leser müsse bei Kenntnisnahme dieses<br />

S<strong>ch</strong>aukastens den Eindruck erhalten, der Verfasser wolle den Juden eine<br />

Lüge zum Zweck der Ausbeutung Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds unterstellen, blieb das<br />

Geri<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>uldig.<br />

5<br />

Freili<strong>ch</strong> gibt es <strong>an</strong>dere, dem widerspre<strong>ch</strong>ende Quellen, vgl. Reinhold S<strong>ch</strong>wertfeger, “Gab<br />

es Gaskammern im Altrei<strong>ch</strong>?”, VffG, 5(4) (2001), S. 446-449.<br />

203


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Daß au<strong>ch</strong> Juden im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Zeit zwis<strong>ch</strong>en 1993 und<br />

1945 bisweilen Unwahrheiten beri<strong>ch</strong>ten, dürfte unbestritten sein, allein<br />

s<strong>ch</strong>on deshalb, weil ausges<strong>ch</strong>lossen werden k<strong>an</strong>n, daß alle Angehörigen einer<br />

Volks- bzw. Religionsgruppe immer die Wahrheit sagen. Besonders<br />

deutli<strong>ch</strong> wurde dies im Strafverfahren gegen John Demj<strong>an</strong>juk in Jerusalem.<br />

Das Verfahren endete mit einem Freispru<strong>ch</strong> für den Angeklagten, da au<strong>ch</strong><br />

das israelis<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>t die Augen vor der Flut gefäls<strong>ch</strong>ter Dokumente und<br />

fals<strong>ch</strong>er Zeugenaussagen ni<strong>ch</strong>t mehr vers<strong>ch</strong>ließen konnte. 6 Erfreuli<strong>ch</strong> ist<br />

hier, daß si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> jüdis<strong>ch</strong>e Persönli<strong>ch</strong>keiten eindeutig gegen die Inflation<br />

der Unwahrheiten bei diesem Verfahren gew<strong>an</strong>dt haben. 7<br />

Daß die bei diesem Prozeß aufgetretenen Zeugen bereits früher in <strong>an</strong>deren<br />

Verfahren u.a. in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ähnli<strong>ch</strong> lautende Aussagen getätigt haben,<br />

ers<strong>ch</strong>üttert ihre Glaubwürdigkeit in den Augen unserer Geri<strong>ch</strong>te freili<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t.<br />

Au<strong>ch</strong> die Anzeigenkampagne des Juden Aze Brauner und seiner Freunde<br />

am 6.5.1995 in der FAZ und der Süddeuts<strong>ch</strong>en Zeitung, in der die alten, sogar<br />

vom Jerusalemer Holocaust-Institut Yad Vashem 8 längst widerlegten<br />

Lügen von Seife aus Judenfett und Lampens<strong>ch</strong>irmen aus Mens<strong>ch</strong>enhaut<br />

aufgewärmt wurden, s<strong>ch</strong>eint unsere Juristen ni<strong>ch</strong>t darüber na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong> zu<br />

ma<strong>ch</strong>en, daß ni<strong>ch</strong>t alles, was ein Jude bezügli<strong>ch</strong> der Jahre 1933 bis 1945<br />

sagt, wahr sein muß.<br />

Selbst die jüngst wieder bestätigte Erkenntnis, daß der Jude Ilja Ehrenburg<br />

als Chefgreuelpropag<strong>an</strong>dist Stalins einer der größten Fäls<strong>ch</strong>er und<br />

Lügner au<strong>ch</strong> in Fragen der vermeintli<strong>ch</strong>en NS-Judenverni<strong>ch</strong>tung war, 9<br />

s<strong>ch</strong>eint in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d niem<strong>an</strong>den zu beeindrucken. Vielmehr s<strong>ch</strong>eint bei<br />

der bundesdeuts<strong>ch</strong>en Justiz zu gelten: ein Jude sagt immer die Wahrheit;<br />

6<br />

Vgl. hierzu den zusammenfassenden Beitrag von Arnulf Neumaier, “Der Treblinka-<br />

Holocaust”, in E. Gauss (Hg.), Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Grabert, Tübingen 1994,<br />

S. 347-374.<br />

7<br />

Vgl. das Bu<strong>ch</strong> von Demj<strong>an</strong>juks Anwalt: Yoram Sheftel, The Demj<strong>an</strong>juk Affair. The Rise<br />

<strong>an</strong>d Fall of the Show Trial, Victor Goll<strong>an</strong>cz, London 1994. Vgl. FAZ, 11.3.1995, S. 8.<br />

8<br />

Shmuel Krakowski, Ar<strong>ch</strong>ivdirektor von Yad Vashem, sowie Professor Yehuda Bauer gaben<br />

1990 endli<strong>ch</strong> zu, daß “the Nazis never made soap from hum<strong>an</strong> fat” (die Nazis ma<strong>ch</strong>ten<br />

niemals Seife aus Mens<strong>ch</strong>enfett), The Jerusalem Post International Edition, 5.5.1990;<br />

siehe M. Weber, JHR 11(2) (1991) S. 217-227<br />

(www.vho.org/GB/Journals/JHR/11/2/Weber217-227.html).<br />

9<br />

Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n, Stalins Verni<strong>ch</strong>tungskrieg, Verlag für Wehrwissens<strong>ch</strong>aften, Mün<strong>ch</strong>en<br />

1995; 7. Auflage, Herbig, Mün<strong>ch</strong>en 2001.<br />

204


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

ein Ni<strong>ch</strong>tjude hingegen, der einen Juden bezi<strong>ch</strong>tigt, die Unwahrheit zu beri<strong>ch</strong>ten<br />

oder gar zu lügen, gehört ins Gefängnis. 10<br />

Das ni<strong>ch</strong>t beg<strong>an</strong>gene Verbre<strong>ch</strong>en<br />

Im Urteil der 17. Strafkammer heißt es über Remers Vor- und Na<strong>ch</strong>worte<br />

konkret (S. 115):<br />

“Obwohl in Vor- und Na<strong>ch</strong>wort den Juden ni<strong>ch</strong>t ausdrückli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gelastet<br />

wird, sie hätten die Darstellungen über den Holocaust insbesondere<br />

um ihres politis<strong>ch</strong>en und materiellen Vorteiles willen erfunden,”<br />

– lies: obwohl das Verbre<strong>ch</strong>en, dessen i<strong>ch</strong> bezi<strong>ch</strong>tigt wurde, ni<strong>ch</strong>t beg<strong>an</strong>gen<br />

wurde …<br />

“hatte die Remer-Fassung des ‘Guta<strong>ch</strong>tens’ zur Überzeugung der<br />

Kammer den Zweck, dies zu suggerieren”<br />

– lies: Die Ri<strong>ch</strong>ter können die Ged<strong>an</strong>ken und Absi<strong>ch</strong>ten des Verfassers<br />

lesen …<br />

“und damit feindselige Emotionen gegen die Juden zu s<strong>ch</strong>üren. Dies<br />

folgt s<strong>ch</strong>on daraus, daß der Leser, die Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Behauptungen des<br />

‘Guta<strong>ch</strong>tens’ vorausgesetzt,”<br />

– das Geri<strong>ch</strong>t unternahm ni<strong>ch</strong>ts, um herauszufinden, ob mein Guta<strong>ch</strong>ten<br />

ri<strong>ch</strong>tig ist, so daß es gemäß “in dubio pro reo” in der Tat <strong>an</strong>nehmen mußte,<br />

daß dieses korrekt ist …<br />

“unter <strong>an</strong>derem auf Grund der tendenziösen Ausführungen und der<br />

Diktion zu dem S<strong>ch</strong>luß kommen mußte und sollte, daß die überlebenden<br />

Juden […] die Beri<strong>ch</strong>te über den Holocaust bewußt wahrheitswidrig gefäls<strong>ch</strong>t<br />

haben müssen.”<br />

– lies: au<strong>ch</strong> wenn das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten ri<strong>ch</strong>tig ist, muß der Herausgeber<br />

si<strong>ch</strong>erstellen, daß der Leser ni<strong>ch</strong>t “fals<strong>ch</strong>” denkt, denn sonst wird er dafür<br />

bestraft, und die Ri<strong>ch</strong>ter kennen selbstverständli<strong>ch</strong> die Auswirkung dieser<br />

Publikation auf den Leser, ohne irgendeinen Beweis dafür präsentiert zu<br />

haben.<br />

Wie m<strong>an</strong> den weiter unten abgedruckten Kommentaren Remers entnehmen<br />

k<strong>an</strong>n, wirft dieser ni<strong>ch</strong>t etwa “den Juden” vor, Holocaust-Beri<strong>ch</strong>te er-<br />

10<br />

So Helge Grabitz, NS-Prozesse – Psy<strong>ch</strong>ogramme der Beteiligten, 2. Aufl., C.F. Müller,<br />

Heidelberg 1986, S. 64-90; vgl. M<strong>an</strong>fred Köhler, “Der Wert von Aussagen und Geständnissen<br />

zum Holocaust”, in: Ernst Gauss, (Hg.), Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Ein<br />

H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> über strittige Fragen des 20. Jahrhunderts, Grabert, Tübingen 1994, S. 84f.<br />

205


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

funden zu haben, sondern er greift g<strong>an</strong>z konkret deuts<strong>ch</strong>e Politiker und<br />

Journalisten sowie die Siegermä<strong>ch</strong>te <strong>an</strong>:<br />

“G<strong>an</strong>ze Politikergenerationen beteiligten si<strong>ch</strong> seit 1945 ni<strong>ch</strong>t nur <strong>an</strong><br />

den abs<strong>ch</strong>euli<strong>ch</strong>sten Lügen gegen das deuts<strong>ch</strong>e Volk, nein, sie betätigten<br />

si<strong>ch</strong> sogar als Aktivisten im Erfinden von Lügen. Genauso verhält es si<strong>ch</strong><br />

mit den Medien. Heute setzen diese Kräfte alles dar<strong>an</strong>, die gräßli<strong>ch</strong>sten<br />

Lügen der Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit Hilfe der Strafjustiz aufre<strong>ch</strong>tzuerhalten.<br />

Denn: Die Lügen-Politiker für<strong>ch</strong>ten, ni<strong>ch</strong>t mehr gewählt und vera<strong>ch</strong>tet<br />

zu werden. Die Medienzunft für<strong>ch</strong>tet, als Lügner aus ihren Redaktionsbüros<br />

verjagt zu werden, käme die Wahrheit <strong>an</strong>s Li<strong>ch</strong>t. […]<br />

In Nürnberg wurden die Propag<strong>an</strong>da-Lügen der Sieger mit Aktenzei<strong>ch</strong>en<br />

versehen. Seitdem sind es ‘Tatsa<strong>ch</strong>en’.”<br />

Juden werden in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g mit keinem Wort erwähnt. 11<br />

Das hinderte das Geri<strong>ch</strong>t aber ni<strong>ch</strong>t dar<strong>an</strong>, in der re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Würdigung am<br />

Ende der Urteilsbegründung entgegen dem offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Wortlaut zu behaupten,<br />

diese Vorwürfe <strong>an</strong> die Siegermä<strong>ch</strong>te des Zweiten Weltkrieges so-<br />

11<br />

Hier all jene Sätze in den Kommentaren, wo das Wort Jude vorkommt:<br />

“Mit Dokument 3311-PS der polnis<strong>ch</strong>en Regierung ‘stellt das Sieger-Tribunal unter Beweis’,<br />

daß in Treblinka Hundertausende von Juden ‘verdampft’ wurden.”<br />

“Mayer postuliert in seinem Bu<strong>ch</strong>, daß der größte Teil aller Aus<strong>ch</strong>witz-Häftlinge eines<br />

natürli<strong>ch</strong>en Todes starben und daß es keinen Hitler-Befehl zur ‘Vergasung’ der Juden<br />

gab.”<br />

“Die Holocauster reden si<strong>ch</strong> bisl<strong>an</strong>g wegen der Sterbeziffer von 66.000 damit heraus,<br />

daß die alten und arbeitsunfähigen Juden <strong>an</strong> der ‘Rampe’ aussortiert und sofort ‘vergast’,<br />

also gar ni<strong>ch</strong>t erst in der Lagerregistratur aufgenommen worden seien. Die Sterbebü<strong>ch</strong>er<br />

beweisen aber das Gegenteil. Bei den meisten Todesfällen h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> um<br />

alte Mens<strong>ch</strong>en. Die meisten davon waren Juden.”<br />

“‘Das Geri<strong>ch</strong>t lehnte das Verlesen der Dokumente von Hoess’ Folterung mit dem Hinweis<br />

ab, es sei ni<strong>ch</strong>t bewiesen, daß Hoess aufgrund der Folter ein fals<strong>ch</strong>es Geständnis<br />

abgelegt hat. Do<strong>ch</strong>, das Geständnis von Hoess ist fals<strong>ch</strong>,’ donnert der ehemalige Inspekteur<br />

der Na<strong>ch</strong>tjäger und Oberst a.D. in den Geri<strong>ch</strong>tssaal. ‘Hoess gest<strong>an</strong>d nämli<strong>ch</strong> 3 Millionen<br />

Judenmorde. Aber heute besteht die Holocaustges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung darauf, daß<br />

nur 1,5 Millionen ums Leben gekommen sind,’ s<strong>ch</strong>leudert er Staats<strong>an</strong>walt und Ri<strong>ch</strong>ter<br />

zu.”<br />

“‘Aber der Angeklagte’, so der Anwalt weiter, ‘muß na<strong>ch</strong> Überzeugung des Staats<strong>an</strong>walts<br />

denno<strong>ch</strong> wissen, daß 6 Millionen Juden vergast wurden.’”<br />

“Wenn Remer re<strong>ch</strong>t behält, entfällt für die Alliierten die Re<strong>ch</strong>tfertigung im Na<strong>ch</strong>hinein,<br />

das deuts<strong>ch</strong>e Volk abges<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tet und ausgeraubt zu haben. Für die Juden entfiele, wie<br />

es Prof. Wolffsohn ausdrückt, ‘die einzig übriggebliebene Identitätsstiftung’.”<br />

“Den Alliierten wäre im Na<strong>ch</strong>hinein ihre Re<strong>ch</strong>tfertigung für ihre am deuts<strong>ch</strong>en Volk verübten<br />

Verbre<strong>ch</strong>en genommen und das Judentum verlöre mit einem S<strong>ch</strong>lag seine identitätsstiftende<br />

Grundlage.”<br />

206


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

wie <strong>an</strong> deuts<strong>ch</strong>e Politiker und Medien erfolgten tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> “aus Haß gegen<br />

die Juden” (S. 233):<br />

“Mit der Gesamtheit der Remer-Fassung des ‘Guta<strong>ch</strong>tens’ wird aus<br />

politis<strong>ch</strong>em Kalkül und aus Haß gegen die Juden gezielt die Behauptung<br />

aufgestellt, die Beri<strong>ch</strong>te über die systematis<strong>ch</strong>en Judenmorde in der Zeit<br />

des Nationalsozialismus, vor allem im Konzentrationslager Aus<strong>ch</strong>witz<br />

seien eine reine Erfindung zum Zwecke der Knebelung und Ausbeutung<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds. Damit wird unterstellt [sic! Also eben ni<strong>ch</strong>t ausgeführt!],<br />

daß die Darstellungen über den Holocaust unter <strong>an</strong>derem von der jüdis<strong>ch</strong>en<br />

Bevölkerung in und außerhalb der Bundesrepublik wahrheitswidrig<br />

um ihres politis<strong>ch</strong>en und materiellen Vorteils willen erfunden und<br />

aufre<strong>ch</strong>terhalten würden.”<br />

Und obwohl eine derartige Behauptung au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im entferntesten in<br />

besagter Drucks<strong>ch</strong>rift vorh<strong>an</strong>den ist, extrapoliert das Geri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend<br />

immer weiter:<br />

“Mit dieser fals<strong>ch</strong>en Behauptung [die gar ni<strong>ch</strong>t aufgestellt wurde!]<br />

wird die jüdis<strong>ch</strong>e Bevölkerung verleumdet und verä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t. Außerdem<br />

wird, da auf diese Weise judenfeindli<strong>ch</strong>e Emotionen in der Bevölkerung<br />

geweckt werden sollen, zum Haß gegen die jüdis<strong>ch</strong>e Bevölkerung<br />

aufgesta<strong>ch</strong>elt.”<br />

Mit dem letzten s<strong>ch</strong>on kriminell zu nennenden Kunstgriff wird am Ende<br />

aus Remers Anklage gegen deuts<strong>ch</strong>e Politiker und Medien sowie gegen die<br />

Siegermä<strong>ch</strong>te ein Angriff auf das Lebensre<strong>ch</strong>t (!!!) der Juden konstruiert:<br />

“Damit wird den Juden das Lebensre<strong>ch</strong>t als glei<strong>ch</strong>wertige Persönli<strong>ch</strong>keiten<br />

in der staatli<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aft abgespro<strong>ch</strong>en und dadur<strong>ch</strong><br />

ihre Mens<strong>ch</strong>enwürde verletzt.”<br />

Es ist allerdings atemberaubend zu sehen, auf wel<strong>ch</strong>e perverse Weise<br />

si<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>te geistig prostituieren, um Derartiges <strong>an</strong> den Haaren<br />

herbeizuziehen.<br />

Somit wurde i<strong>ch</strong>, der als Guta<strong>ch</strong>ter in Remers Strafverfahren auftrat,<br />

ni<strong>ch</strong>t nur für eine Tat bestraft, die i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beg<strong>an</strong>gen hatte, sondern für eine,<br />

die niem<strong>an</strong>d beg<strong>an</strong>gen hatte. Die Tat wurde vom Geri<strong>ch</strong>t vielmehr frei<br />

erfunden – m<strong>an</strong> ignorierte die Fakten und ph<strong>an</strong>tasierte zwis<strong>ch</strong>en den Zeilen!<br />

Beg<strong>an</strong>gene, aber unbestrafte “Verbre<strong>ch</strong>en”<br />

Aber was wäre nun, wenn Remers Freund tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>rieben hätte,<br />

daß si<strong>ch</strong> bestimmte Juden mit zweifelhaften oder fals<strong>ch</strong>en Behauptungen<br />

207


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

über jüdis<strong>ch</strong>es Leiden politis<strong>ch</strong>e und fin<strong>an</strong>zielle Vorteile zu vers<strong>ch</strong>affen<br />

versu<strong>ch</strong>en? M<strong>an</strong> mag darüber streiten, ob das wahr ist oder fals<strong>ch</strong>. Interess<strong>an</strong>t<br />

ist, daß nur sieben Jahre na<strong>ch</strong> der Veröffentli<strong>ch</strong>ung der Remer-Fassung<br />

meines Guta<strong>ch</strong>tens der amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>e Politologe Prof. Dr. Norm<strong>an</strong> Finkelstein<br />

genau diesen Punkt zum Thema eines g<strong>an</strong>zen Bu<strong>ch</strong>es ma<strong>ch</strong>te, das wenig<br />

später au<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ers<strong>ch</strong>ien und dort für Furore sorgte: Die Holocaust-Industrie.<br />

12 Freili<strong>ch</strong> zweifelt Prof. Finkelstein, der kein Historiker<br />

ist, die exterminationistis<strong>ch</strong>en Kernaussagen zum Holocaust ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>, denn<br />

seine Kenntnisse rei<strong>ch</strong>ten dazu ni<strong>ch</strong>t aus. Was er aber in seinem Bu<strong>ch</strong> heftig<br />

kritisiert, ist die Ausnutzung <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> einzigartigen jüdis<strong>ch</strong>en Leidens,<br />

das seiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Übertreibungen und Lügen verzerrt wurde,<br />

so daß bzw. damit jüdis<strong>ch</strong>e Lobbygruppen politis<strong>ch</strong>e und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Vorteile daraus ziehen können. 13 Selbstverständli<strong>ch</strong> wurde Finkelsteins<br />

Bu<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d weder zensiert no<strong>ch</strong> der Autor irgendwel<strong>ch</strong>er Verfolgung<br />

ausgesetzt, ni<strong>ch</strong>t zuletzt wohl au<strong>ch</strong> deshalb, weil er selbst Jude ist.<br />

Wenn es aber ni<strong>ch</strong>t strafbar ist festzustellen, daß Juden bezügli<strong>ch</strong> des<br />

Holocaust um fin<strong>an</strong>zieller und politis<strong>ch</strong>er Vorteile willen lügen und übertreiben,<br />

um hier Prof. Finkelstein einmal etwas freimütig zu paraphrasieren,<br />

warum ist es d<strong>an</strong>n strafbar, so etwas ni<strong>ch</strong>t zu s<strong>ch</strong>reiben, sondern den geneigten<br />

Leser nur dur<strong>ch</strong> Anführung bestimmter naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Argumente dazu zu bringen, “zwis<strong>ch</strong>en den Zeilen zu lesen”<br />

und womögli<strong>ch</strong> selbst zu derartigen S<strong>ch</strong>lußfolgerungen zu kommen?<br />

Natürli<strong>ch</strong> gibt es da einen feinen Unters<strong>ch</strong>ied: Prof. Finkelstein hat zwar<br />

ausgesagt, Juden hätten gelogen und übertrieben, jedo<strong>ch</strong> war dies ledigli<strong>ch</strong><br />

ein gradueller Lügenvorwurf, denn den “Holocaust” als sol<strong>ch</strong>en, also den<br />

gepl<strong>an</strong>ten und industriell dur<strong>ch</strong>geführten Massenmord mit der Haupttatwaffe<br />

Gaskammer, zweifelt Finkelstein ja ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>. In meinem Guta<strong>ch</strong>ten jedo<strong>ch</strong><br />

wird mit dem Bestreiten bzw. Widerlegen der Realität der Tatwaffe<br />

“Gaskammer” genau diese frevelhafte Tat beg<strong>an</strong>gen.<br />

Gehen wir aber no<strong>ch</strong> einen S<strong>ch</strong>ritt weiter. Nur zwei Jahre na<strong>ch</strong> Ers<strong>ch</strong>einen<br />

von Finkelsteins Bu<strong>ch</strong> veröffentli<strong>ch</strong>te Fritjof Meyer, einst Leitender<br />

Redakteur des linken Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenmagazins Der Spiegel, einen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Beitrag, in dem er die Opferzahl des Lagers Aus<strong>ch</strong>witz beh<strong>an</strong>delte.<br />

Er legte darin dar, in den Krematorien von Birkenau habe es nur einige<br />

mißlungene Testvergasungen gegeben, ni<strong>ch</strong>t aber einen Massenmord<br />

in der Größenordnung eines Völkermordes. 4 Mit <strong>an</strong>deren Worten: Meyer<br />

12 Piper, Mün<strong>ch</strong>en 2002.<br />

13 Vgl. meine Rezension in VffG 4(3&4) (2000), S. 435-438.<br />

208


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

legte die Haupttatorte “Krematorien” des Holocaust-Haupttatortes “Aus<strong>ch</strong>witz”<br />

still. Und au<strong>ch</strong> hier erfolgte keine strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verfolgung des<br />

Autors, denn ähnli<strong>ch</strong> wie Finkelstein bestritt au<strong>ch</strong> Meyer ni<strong>ch</strong>t den Holocaust<br />

als G<strong>an</strong>zes, sondern ledigli<strong>ch</strong> ein paar bestimmte Tatorte, und vor allem<br />

ma<strong>ch</strong>te Meyer keine Aussagen über die politis<strong>ch</strong>e und fin<strong>an</strong>zielle Ausbeutung<br />

des Themas dur<strong>ch</strong> jüdis<strong>ch</strong>e Lobbygruppen.<br />

Objektiv betra<strong>ch</strong>tet jedo<strong>ch</strong> kommt Meyers sensationelle These jener nahe,<br />

die i<strong>ch</strong> seit 1992 gema<strong>ch</strong>t habe, nämli<strong>ch</strong> daß “die bezeugten Massenvergasungen<br />

mit Blausäure in den <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en ‘Gaskammern’ in Aus<strong>ch</strong>witz<br />

ni<strong>ch</strong>t stattgefunden haben” können, um hier einmal mi<strong>ch</strong> selbst zu<br />

zitieren. 14 Meyers Artikel ist daher ni<strong>ch</strong>t weniger als eine teilweise, wenn<br />

au<strong>ch</strong> späte Rehabilitierung für mi<strong>ch</strong>, und es mag nur weniger weiterer Revisionen<br />

des offiziellen Aus<strong>ch</strong>witz-Bildes bedürfen, um jenen Punkt zu errei<strong>ch</strong>en,<br />

<strong>an</strong> dem es si<strong>ch</strong> mit dem deckt, was i<strong>ch</strong> in meinem Guta<strong>ch</strong>ten ausführte.<br />

Abs<strong>ch</strong>ließen darf i<strong>ch</strong> diese Betra<strong>ch</strong>tung mit der Anmerkung, daß inzwis<strong>ch</strong>en<br />

sogar einer der international <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntesten Historiker der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

des Dritten Rei<strong>ch</strong>es, Prof. Dr. Werner Maser, si<strong>ch</strong> Fritjof Meyer <strong>an</strong>ges<strong>ch</strong>lossen<br />

und dessen Teilrevisionen zum Holocaust no<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> weiter<br />

getrieben hat. 15<br />

Halten wir fest:<br />

– Wenn jem<strong>an</strong>d sagt, “Juden lügen und übertreiben in Sa<strong>ch</strong>en Holocaust<br />

um fin<strong>an</strong>zieller und politis<strong>ch</strong>er Vorteile willen”, so ist das in Ordnung, sol<strong>an</strong>ge<br />

m<strong>an</strong> den Massenmord selbst ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>zweifelt. M<strong>an</strong> darf also behaupten,<br />

das eine Eins tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> eine Eins ist: 1 = 1.<br />

– Wenn jem<strong>an</strong>d sagt, daß “die bezeugten Massenvergasungen mit Blausäure<br />

in den <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en ‘Gaskammern’ in Aus<strong>ch</strong>witz haben ni<strong>ch</strong>t stattgefunden”,<br />

so ist au<strong>ch</strong> das in Ordnung, sol<strong>an</strong>ge m<strong>an</strong> den Massenmord <strong>an</strong>sonsten<br />

ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>zweifelt und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t behauptet, <strong>an</strong>dersartige Behauptungen<br />

seien Lügen und Übertreibungen, die aus politis<strong>ch</strong>em und/oder fin<strong>an</strong>ziellem<br />

Kalkül gema<strong>ch</strong>t werden. M<strong>an</strong> darf also sagen, das eine Zwei eine Zwei ist: 2<br />

= 2.<br />

14<br />

S<strong>ch</strong>lußfolgerungen des <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>tens, Cromwell Press, London 1993, S. 98<br />

(vho.org/D/rga1/s<strong>ch</strong>luss.html); ebenso in der 2. Auflage, Castle Hill Publishers, Hastings<br />

2001, S. 179 (vho.org/D/rga2/8.html).<br />

15<br />

Werner Maser, Fäls<strong>ch</strong>ung, Di<strong>ch</strong>tung und Wahrheit über Hitler und Stalin, Olzog, Mün<strong>ch</strong>en<br />

2004; G. <strong>Rudolf</strong>, “Der Mut des si<strong>ch</strong>eren Ruhest<strong>an</strong>des”, VffG 8(3) (2004), S. 348-<br />

358.<br />

209


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Wenn i<strong>ch</strong> allerdings behaupte, daß “die bezeugten Massenvergasungen<br />

mit Blausäure in den <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en ‘Gaskammern’ in Aus<strong>ch</strong>witz ni<strong>ch</strong>t stattgefunden<br />

haben” und zudem <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en den Zeilen suggeriere,<br />

daß “Juden lügen und übertreiben in Sa<strong>ch</strong>en Holocaust um fin<strong>an</strong>zieller und<br />

politis<strong>ch</strong>er Vorteile willen”, also wenn i<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> suggeriere(!), Eins plus<br />

Zwei ergebe Drei: 1 + 2 = 3 – d<strong>an</strong>n gehe i<strong>ch</strong> für 14 Monate ins Gefängnis…<br />

Und eine sol<strong>ch</strong>e Beh<strong>an</strong>dlung nennt m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n “Re<strong>ch</strong>ststaatli<strong>ch</strong>keit” im<br />

modernen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.<br />

Nun zurück zum Urteil: Obwohl dies meine erste strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verurteilung<br />

war – erfolgt aufgrund einer ni<strong>ch</strong>t strafbaren Tat, die zudem von mir<br />

gar ni<strong>ch</strong>t beg<strong>an</strong>gen worden war –, wurde meine Strafe ni<strong>ch</strong>t zur Bewährung<br />

ausgesetzt, denn, so das Geri<strong>ch</strong>t in seiner Urteilsbegründung (S. 239):<br />

“Dies kam s<strong>ch</strong>on deswegen ni<strong>ch</strong>t in Betra<strong>ch</strong>t, weil dem Angeklagten,<br />

der als f<strong>an</strong>atis<strong>ch</strong>er Überzeugungstäter einzustufen ist, keine positive Sozialprognose<br />

gestellt werden k<strong>an</strong>n (§ 56 Abs. 1. StGB). Der Angeklagte<br />

hat, was seine Einstellung einmal mehr dokumentiert, während und<br />

trotz des laufenden Verfahrens weitere ‘revisionistis<strong>ch</strong>e’ S<strong>ch</strong>riften veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

bzw. vorbereitet, die na<strong>ch</strong> der glei<strong>ch</strong>en Strategie der s<strong>ch</strong>einbaren<br />

Objektivität wiederum darauf abzielen, den Holocaust zu leugnen.<br />

So ers<strong>ch</strong>ien im Herbst 1994 das Bu<strong>ch</strong> ‘Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te’<br />

und wurde das Bu<strong>ch</strong> gegen Pressac vorbereitet. Die Kammer hat deshalb<br />

keine Zweifel, daß der Angeklagte ni<strong>ch</strong>t gewillt ist, si<strong>ch</strong> im Hinblick<br />

auf die gen<strong>an</strong>nten Strafvors<strong>ch</strong>riften künftig re<strong>ch</strong>tstreu zu verhalten.”<br />

(Hervorhebungen hinzugefügt)<br />

Hier gibt das Geri<strong>ch</strong>t offen zu, daß es mi<strong>ch</strong> wegen meiner wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten zu einer Gefängnisstrafe verurteilte, die mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong><br />

zu einem unverbesserli<strong>ch</strong>en Kriminellen stempeln. Es bedarf keines weiteren<br />

Beweises, daß i<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d politis<strong>ch</strong> verfolgt werde.<br />

Zudem benutzte das Geri<strong>ch</strong>t Veröffentli<strong>ch</strong>ungen, die es am Anf<strong>an</strong>g seiner<br />

Urteilsbegründung selbst als “wissens<strong>ch</strong>aflli<strong>ch</strong>” bezei<strong>ch</strong>net hatte – siehe<br />

weiter unten – und die zum Zeitpunkt der Urteilsfällung no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> keinen<br />

Geri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eid re<strong>ch</strong>tskräftig als illegal festgestellt wurden, um damit<br />

die Verweigerung einer Bewährungsstrafe zu re<strong>ch</strong>tfertigen.<br />

Als die Ri<strong>ch</strong>ter im Juni 1995 ihr Urteil gegen mi<strong>ch</strong> verhängten, hatte i<strong>ch</strong><br />

drei Bü<strong>ch</strong>er veröffentli<strong>ch</strong>t. Über das erste, mein Guta<strong>ch</strong>ten über <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e<br />

und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Details der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz, führt<br />

das Urteil auf S. 23 aus:<br />

“Diese S<strong>ch</strong>rift, die die Grundlage aller seiner publizistis<strong>ch</strong>en Aktivitäten<br />

ist, ist im wesentli<strong>ch</strong>en in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>em Stil gehalten. Sie be-<br />

210


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit einem <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Detail (Blausäure-Problematik) und<br />

verzi<strong>ch</strong>tet auf allgemeine politis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lußfolgerungen.”<br />

Bezügli<strong>ch</strong> meiner drei Hauptwerke (Guta<strong>ch</strong>ten, Vorlesungen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />

Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te) meinte das Geri<strong>ch</strong>t:<br />

“Sie sind dur<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Habitus und die Berufung auf seine<br />

Autorität als ausgebildeter Chemiker geprägt. Tonfall und Form sind<br />

im wesentli<strong>ch</strong>en so gehalten, als seien sie auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> <strong>an</strong> der Sa<strong>ch</strong>e<br />

orientiert. Zusätzli<strong>ch</strong> sollen ausführli<strong>ch</strong>e Detailerörterungen, Tabellen<br />

und S<strong>ch</strong>aubilder sowie umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>e Literaturhinweise den Eindruck einer<br />

unbef<strong>an</strong>genen und ergebnisoffenen Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit erwecken.<br />

Dies gilt vor allem für die drei großen Veröffentli<strong>ch</strong>ungen des Angeklagten<br />

[…].” (S. 23 des Urteils)<br />

Über die Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te führt das Urteil aus, es ma<strong>ch</strong>e<br />

den “größtmögli<strong>ch</strong>en Ans<strong>ch</strong>ein von Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit” (S. 26), was später von<br />

zwei allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten deuts<strong>ch</strong>en Historikern in Guta<strong>ch</strong>ten bestätigt<br />

wurde, die zur Unterstützung meiner wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeit verfaßt<br />

worden waren. Selbstverständli<strong>ch</strong> mußte das Geri<strong>ch</strong>t das Wort “Ans<strong>ch</strong>ein”<br />

einfügen, um die Qualität meiner Arbeiten in zweifelhaftem Li<strong>ch</strong>t ers<strong>ch</strong>einen<br />

zu lassen, zumal es mi<strong>ch</strong> ja sonst unmögli<strong>ch</strong> hätte verurteilen können.<br />

Wenn m<strong>an</strong> den Haß und die Vera<strong>ch</strong>tung bedenkt, die dieses Urteil über<br />

mi<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>üttet, so k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> dieses offene, lobende Eingeständnis gar<br />

ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>ätzen. Zumal das Geri<strong>ch</strong>t also zugeben mußte, daß meine<br />

Hauptwerke formell gesehen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sind (und es ist alleine die<br />

Form, also der “Ans<strong>ch</strong>ein”, ni<strong>ch</strong>t hingegen der Inhalt, der das einzige Kriterium<br />

für die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit einer Arbeit ist!), konnte i<strong>ch</strong> überhaupt<br />

kein Verbre<strong>ch</strong>en begehen, wenn i<strong>ch</strong> diese Arbeiten veröffentli<strong>ch</strong>te, zumal<br />

das deuts<strong>ch</strong>e Grundgesetz die Freiheit von Fors<strong>ch</strong>ung und Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

uneinges<strong>ch</strong>ränkt gar<strong>an</strong>tiert (Artikel 5.3). Somit benutzte m<strong>an</strong> die Zusätze<br />

von Remers Freund, um die S<strong>ch</strong>linge um meinen Hals zu legen.<br />

Mit seinem Urteil ma<strong>ch</strong>te das Geri<strong>ch</strong>t aus dem Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdissidenten<br />

(Revisionisten) <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> einen “Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>er“.<br />

Auf den Punkt gebra<strong>ch</strong>t<br />

Es bedurfte einer Ents<strong>ch</strong>eidung der US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde bezügli<strong>ch</strong><br />

meines Asyl-Antrages, den i<strong>ch</strong> im Jahr 2000 stellte, 16 damit i<strong>ch</strong> selbst<br />

16<br />

Vgl. das entspre<strong>ch</strong>ende Kapitel in diesem Bu<strong>ch</strong>. Die gesamte Dokumentation ist online<br />

einsehbar: www.germarrudolf.com.<br />

211


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

wieder den Wald vor lauter Bäumen sehen konnte. Ein besonderes Aha-<br />

Erlebnis war in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t der Zwis<strong>ch</strong>enbes<strong>ch</strong>eid der US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde,<br />

in dem die deuts<strong>ch</strong>e Praxis der Ablehnung von Beweis<strong>an</strong>trägen<br />

wegen Offenkundigkeit als legitim abgesegnet wurde, weil es au<strong>ch</strong><br />

in den USA eine derartige Regel gebe, die die Ablehnung von Beweis<strong>an</strong>trägen<br />

wegen Offenkundigkeit erlaube. Als Beispiel führte die US-Behörde<br />

aus, au<strong>ch</strong> US-Geri<strong>ch</strong>te könnten den Antrag eines Verteidigers zur Anhörung<br />

von Zeugen wegen Offenkundigkeit ablehnen, wenn dur<strong>ch</strong> einen<br />

Sa<strong>ch</strong>verständigen bereits bewiesen worden sei, daß ein wegen Trunkenheit<br />

Angeklagter tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> betrunken war. Genau damit aber s<strong>ch</strong>oß si<strong>ch</strong> die<br />

US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde ins Knie, denn sie mußte die deuts<strong>ch</strong>en Tatsa<strong>ch</strong>en<br />

auf den Kopf stellen, um sie mit den US-Tatsa<strong>ch</strong>en verglei<strong>ch</strong>en zu<br />

können. Denn was in meinem Fall passiert war, würde si<strong>ch</strong> am Beispiel der<br />

US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde wie folgt darstellen:<br />

M<strong>an</strong> stelle si<strong>ch</strong> einen Sa<strong>ch</strong>verständigen für Blutalkohol<strong>an</strong>alysen vor. Er<br />

wird gebeten, Blutproben eines Angeklagten, der wegen Trunkenheit am<br />

Steuer vor Geri<strong>ch</strong>t steht, auf ihren Alkoholgehalt zu untersu<strong>ch</strong>en. Die Analyseergebnisse<br />

des Sa<strong>ch</strong>verständigen zeigen, daß der Angeklagte zur Tatzeit<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> betrunken war. Mit dieser Aussage widerspri<strong>ch</strong>t der Sa<strong>ch</strong>verständige<br />

allerdings den Ausführungen vieler Zeugen, die behaupten, der<br />

Angeklagte sei zur Tatzeit ni<strong>ch</strong>t betrunken gewesen. M<strong>an</strong> stelle si<strong>ch</strong> nun<br />

vor, der mit dem Fall befaßte Ri<strong>ch</strong>ter würde ents<strong>ch</strong>eiden, den Sa<strong>ch</strong>verständigen<br />

ni<strong>ch</strong>t aussagen zu lassen, weil dessen Aussage die Öffentli<strong>ch</strong>keit zu<br />

der Annahme verleiten könnte, daß die vielen Zeugen aus niederen Beweggründen<br />

gelogen haben könnten, was eine Beleidigung der Zeugen, einer<br />

Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Haß gegen sie und einer Verhetzung des Volkes<br />

glei<strong>ch</strong>käme. Als der Sa<strong>ch</strong>verständige es s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wagt, seine Ergebnisse<br />

zu veröffentli<strong>ch</strong>en, wird er mit der <strong>an</strong>geführten Argumentation selbst wegen<br />

Beleidigung, Volksverhetzung und Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Haß gegen diese<br />

Zeugen und deren Angehörige <strong>an</strong>geklagt. Er wird zu 14 Monaten Haft<br />

ohne Bewährung verurteilt.<br />

Das ist genau, was mir passiert ist. M<strong>an</strong> muß nur das Blut mit den Gaskammerwänden<br />

und den Alkohol mit den Überresten des Giftgasprodukts<br />

Zyklon B austaus<strong>ch</strong>en.<br />

Die Ablehnung sa<strong>ch</strong>verständiger Zeugen, die im Geri<strong>ch</strong>tssaal <strong>an</strong>wesend<br />

sind und si<strong>ch</strong> zum Beweisthema kompetent äußern können, ist na<strong>ch</strong> deut-<br />

212


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t zulässig. 17 Aber das genau ist, was sieben deuts<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>te<br />

zwis<strong>ch</strong>en Dezember 1991 und März 1994 mit mir als Sa<strong>ch</strong>verständigem<br />

ma<strong>ch</strong>ten. Und das war und bleibt ein offener Re<strong>ch</strong>tsbru<strong>ch</strong>.<br />

Der billige Vorw<strong>an</strong>d des deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ts, die im April 1993 veröffentli<strong>ch</strong>te<br />

Fassung meines Guta<strong>ch</strong>ten sei s<strong>ch</strong>on deshalb ni<strong>ch</strong>t wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>,<br />

weil es von Otto Ernst Remer und seinen Freunden dur<strong>ch</strong> ein polemis<strong>ch</strong>es<br />

Vorwort eingeleitet und dur<strong>ch</strong> einen Prozeßberi<strong>ch</strong>t abges<strong>ch</strong>lossen<br />

wurde, ist fals<strong>ch</strong>, weil mein Guta<strong>ch</strong>ten selbst dur<strong>ch</strong> diese Zusätze gar ni<strong>ch</strong>t<br />

verändert wurde, also sein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Charakter dadur<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t<br />

berührt wurde.<br />

Wenn es aber ri<strong>ch</strong>tig ist, daß die Ablehnung von Sa<strong>ch</strong>verständigen, die<br />

im Geri<strong>ch</strong>tssaal zugegen sind, selbst na<strong>ch</strong> gültigem bundesdeuts<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t<br />

ein offener Re<strong>ch</strong>tsbru<strong>ch</strong> ist, so k<strong>an</strong>n es ni<strong>ch</strong>t fals<strong>ch</strong> bzw. strafbar sein, diesen<br />

Re<strong>ch</strong>tsbru<strong>ch</strong> in einem Vorwort zu meinem Guta<strong>ch</strong>ten <strong>an</strong>zupr<strong>an</strong>gern,<br />

wie Remer es ma<strong>ch</strong>te, au<strong>ch</strong> wenn dies auf polemis<strong>ch</strong>e Weise erfolgte: 18<br />

“[…] Äußerungen, wel<strong>ch</strong>e zur Ausführung oder Verteidigung von<br />

Re<strong>ch</strong>ten oder zur Wahrnehmung bere<strong>ch</strong>tigter Interessen gema<strong>ch</strong>t werden,<br />

[…] sind nur insofern strafbar, als das Vorh<strong>an</strong>densein einer Beleidigung<br />

aus der Form der Äußerung oder aus den Umständen, unter wel<strong>ch</strong>en<br />

sie ges<strong>ch</strong>ah, hervorgeht.”<br />

Wenn das Aufzeigen offener Re<strong>ch</strong>tsbrü<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>e Justiz<br />

keine Wahrnehmung bere<strong>ch</strong>tigter Interessen ist, was ist es d<strong>an</strong>n? Und da<br />

das Geri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t behauptete, die Form von Remers Äußerungen hätten jem<strong>an</strong>den<br />

beleidigt (das Geri<strong>ch</strong>t behauptete nur, Remer habe etwas “suggerieren”<br />

wollen), hat Remer au<strong>ch</strong> keine Straftat beg<strong>an</strong>gen.<br />

So negativ si<strong>ch</strong> die Zusätze Remers und seiner Freunde auf mein Leben<br />

au<strong>ch</strong> ausgewirkt haben, so sehr muß i<strong>ch</strong> darauf bestehen, daß es ihr gutes<br />

Re<strong>ch</strong>t und sogar ihre heiligste Pfli<strong>ch</strong>t als deuts<strong>ch</strong>e Staatsbürger war, diesen<br />

Sk<strong>an</strong>dal der Re<strong>ch</strong>tsbeugung dur<strong>ch</strong> Beweismittelunterdrückung <strong>an</strong> den Tag<br />

zu bringen. Daß die gewählte Form pädagogis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sonderli<strong>ch</strong> einfühlsam<br />

und damit letztli<strong>ch</strong> wenig effektiv war, mag m<strong>an</strong> bedauern, <strong>an</strong> der inhaltli<strong>ch</strong>en<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Aussagen ändert das aber ni<strong>ch</strong>ts. Hätte i<strong>ch</strong> die<br />

restli<strong>ch</strong>en Seiten der Druckfassung zu füllen gehabt, 19 und wäre mir damals<br />

17<br />

§245 StPO; vgl. Detlef Burhoff, H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> für die strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Hauptverh<strong>an</strong>dlung, 4.<br />

Aufl., Verlag für die Re<strong>ch</strong>ts- und Anwaltspraxis, Recklinghausen 2003, 676<br />

(www.burhoff.de/haupt/inhalt/praesentes.htm).<br />

18<br />

§193 StGB: Wahrnehmung bere<strong>ch</strong>tigter Interessen.<br />

19<br />

Die später von mir autorisierte Fassung enthielt im Anh<strong>an</strong>g einen Artikel von mir unter<br />

Pseudonym, der die mittelalterli<strong>ch</strong>e Hexenverfolgung mit der neuzeitli<strong>ch</strong>en “Nazi”-bzw.<br />

213


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

der Ged<strong>an</strong>ke gekommen, die von deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten praktizierte Beweisunterdrückung<br />

darzustellen, so hätte i<strong>ch</strong> dies in sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>erem Tone get<strong>an</strong>,<br />

belegt mit Fallbeispielen und Bezügen auf Strafre<strong>ch</strong>t und herrs<strong>ch</strong>ende<br />

Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung. Ob eine sol<strong>ch</strong>e Fassung die Gnade der Herrs<strong>ch</strong>enden gefunden<br />

hätte, darf glei<strong>ch</strong>wohl bezweifelt werden, denn wie drückte es Patrick<br />

Bahners von der FAZ do<strong>ch</strong> so sensibel aus: 20<br />

“Im Gegenteil ist die formvollendete Hetze besonders perfide.”<br />

Viellei<strong>ch</strong>t hätte mir das also <strong>an</strong>statt 14 Monaten 18 Monate eingebra<strong>ch</strong>t…<br />

Do<strong>ch</strong> wie dem au<strong>ch</strong> sei. Tatsa<strong>ch</strong>e ist, daß mein Guta<strong>ch</strong>ten niemals als<br />

sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong> überführt wurde, insbesondere ni<strong>ch</strong>t von dem über mi<strong>ch</strong><br />

ri<strong>ch</strong>tenden Geri<strong>ch</strong>t – ein Antrag zur inhaltli<strong>ch</strong>en Prüfung meines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

dur<strong>ch</strong> meinen Strafverteidiger wurde vom Geri<strong>ch</strong>t abgelehnt (“wegen<br />

Offenkundigkeit des Holocausts”…). Meine Ri<strong>ch</strong>ter hätten daher na<strong>ch</strong> dem<br />

Motto “Im Zweifel für den Angeklagten” von der Ri<strong>ch</strong>tigkeit meiner Ausführungen<br />

ausgehen müssen. Davon werden sie freili<strong>ch</strong> unter Straf<strong>an</strong>drohung<br />

dur<strong>ch</strong> das “Offenkundigkeitsdogma” abgehalten. Niem<strong>an</strong>d aber darf<br />

in einem Re<strong>ch</strong>tsstaat strafverfolgt werden, weil er si<strong>ch</strong> auf ein niemals widerlegtes<br />

Guta<strong>ch</strong>ten bezieht – polemis<strong>ch</strong> oder ni<strong>ch</strong>t.<br />

All das ändert freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts dar<strong>an</strong>, daß i<strong>ch</strong> über die Hinzufügung von<br />

Remers Kommentaren ni<strong>ch</strong>t informiert wurde und dazu au<strong>ch</strong> meine Zustimmung<br />

ni<strong>ch</strong>t gegeben hätte, hätte i<strong>ch</strong> vor Drucklegung die Wahl gehabt.<br />

Rückblickend muß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> bei Remers und ihren Freunden ents<strong>ch</strong>uldigen,<br />

ihnen gegenüber ni<strong>ch</strong>t immer Verständnis aufgebra<strong>ch</strong>t zu haben.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wurde meine bürgerli<strong>ch</strong>e Existenz ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> sie ruiniert,<br />

sondern dur<strong>ch</strong> die bundesdeuts<strong>ch</strong>en Strafverfolger. Nun sitze i<strong>ch</strong> seit 1993<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr auf der Zeugenb<strong>an</strong>k, sondern wie s<strong>ch</strong>on früher Otto Ernst Remer<br />

ebenfalls auf der Anklageb<strong>an</strong>k. Es wäre fals<strong>ch</strong>, Remer und seine<br />

Freunde dafür ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Perversion des Re<strong>ch</strong>ts<br />

Würde m<strong>an</strong> die Normen verallgemeinern, die bei den seit Jahrzehnten<br />

gegen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsdissidenten dur<strong>ch</strong>geführten Strafverfahren <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt<br />

Revisionisten-Verfolgung verglei<strong>ch</strong>t, vgl. W. Krets<strong>ch</strong>mer, “Der mittelalterli<strong>ch</strong>e Hexenprozeß<br />

und seine Parallelen in unserer Zeit”, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart<br />

41(2)(1993) S. 25-28 (www.vho.org/D/DGG/Krets<strong>ch</strong>mer41_2.html).<br />

20 “Objektive Selbstzerstörung” FAZ, 15.8.1994, S. 21.<br />

214


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

werden – und nur der Staat darf si<strong>ch</strong> ein Re<strong>ch</strong>tsstaat nennen, in dem Gesetze<br />

allgemein gelten –, so hieße dies, daß jeder Sa<strong>ch</strong>verständige eingesperrt<br />

würde, sobald er irgendeinem Zeugen widerspri<strong>ch</strong>t – mit <strong>an</strong>deren Worten:<br />

so gut wie immer.<br />

Das wäre die Perversion der Justiz.<br />

Das IST die Perversion der bundesdeuts<strong>ch</strong>en Justiz.<br />

Die bundesdeuts<strong>ch</strong>e Justiz hat si<strong>ch</strong> inzwis<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> allerhö<strong>ch</strong>ste Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung<br />

gegen jeden Versu<strong>ch</strong> einer friedli<strong>ch</strong>en Änderung dieser<br />

Re<strong>ch</strong>tspraxis abges<strong>ch</strong>ottet. Eine Abhilfe auf juristis<strong>ch</strong>em Wege ist daher<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong>.<br />

Ob es einen politis<strong>ch</strong>en Weg gibt, dies zu ändern, ist zweifelhaft. Der<br />

Fall des Ri<strong>ch</strong>ters Dr. Rainer Orlet hat ja bewiesen, daß no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal<br />

Ri<strong>ch</strong>ter, die eigentli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ihre ri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e Unabhängigkeit gegen politis<strong>ch</strong>e<br />

Übergriffe ges<strong>ch</strong>ützt sein sollten, ihrer Freiheit si<strong>ch</strong>er sein können,<br />

wenn sie es au<strong>ch</strong> nur <strong>an</strong>satzweise wagen, den Revisionisten lautere Motive<br />

zu unterstellen. 21 In einer sol<strong>ch</strong>en Lage müssen Politiker, die eine Änderung<br />

der Re<strong>ch</strong>tspraxis oder gar des Re<strong>ch</strong>ts zu Gunsten der Revisionisten<br />

fordern, mit der g<strong>an</strong>zen Härte der bundesdeuts<strong>ch</strong>en Strafre<strong>ch</strong>tsverfolgung<br />

re<strong>ch</strong>nen.<br />

Damit gilt Artikel 20, Absatz 4, des Grundgesetzes für jeden Deuts<strong>ch</strong>en<br />

als heilige Pfli<strong>ch</strong>t:<br />

“Gegen jeden, der es unternimmt, diese [freiheitli<strong>ch</strong> demokratis<strong>ch</strong>e]<br />

Ordnung zu beseitigen, haben alle Deuts<strong>ch</strong>en das Re<strong>ch</strong>t zum Widerst<strong>an</strong>d,<br />

wenn <strong>an</strong>dere Abhilfe ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist.”<br />

21 Vgl. Dr. G. Herzogenrath-Amelung, VffG 6(2) (2002), S. 176-190.<br />

215


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Otto Ernst Remer, Generalmajor a.D., Winkelser Str. 11E, 8730 Bad<br />

Kissingen, Tel: 0971-63741, Fax: 69634<br />

An alle Freunde, L<strong>an</strong>dsleute und wahrheitsliebende<br />

Mens<strong>ch</strong>en: I<strong>ch</strong> h<strong>an</strong>dle in Notwehr!<br />

Am 22. Oktober 1992 verurteilte mi<strong>ch</strong> das<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>weinfurt unter dem Vorsitzenden<br />

Ri<strong>ch</strong>ter Siebenbürger zu 22 Monaten Gefängnis<br />

ohne Bewährung. Ein Strafmaß, das für<br />

mi<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>bedeutend mit einem Todesurteil<br />

ist.<br />

Der Prozeß gegen mi<strong>ch</strong> war kein Prozeß. Bei<br />

der Hauptverh<strong>an</strong>dlung h<strong>an</strong>delte es si<strong>ch</strong> um einen<br />

Stillst<strong>an</strong>d. Das Urteil beurkundete nur die<br />

Bloßstellung meiner Person. Die Zerstörung eines<br />

80 jährigen Mens<strong>ch</strong>en. Es war mir ni<strong>ch</strong>t gestattet,<br />

mi<strong>ch</strong> gegen den Vorwurf der Lüge, Hetze,<br />

Ehrabs<strong>ch</strong>neidung zu verteidigen. Das Geri<strong>ch</strong>t<br />

verweigerte mir die Mögli<strong>ch</strong>keit, mi<strong>ch</strong> im Sinne von § 186 StGB zu<br />

verteidigen und den Wahrheitsbeweis meiner Behauptungen zur Überprüfung<br />

zu stellen.<br />

Meine Verteidiger hatten den Guta<strong>ch</strong>ter <strong>Rudolf</strong> in Eigeninitiative laden<br />

lassen. Der Guta<strong>ch</strong>ter war im Geri<strong>ch</strong>tssaal <strong>an</strong>wesend, sein Guta<strong>ch</strong>ten lag<br />

bei den Akten. Der Guta<strong>ch</strong>ter durfte ni<strong>ch</strong>t aussagen, das Guta<strong>ch</strong>ten durfte<br />

ni<strong>ch</strong>t verlesen werden. Der Guta<strong>ch</strong>ter und die unwiderlegbaren naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Fakten wurden vom Vorsitzenden Ri<strong>ch</strong>ter Siebenbürger<br />

abgewehrt.<br />

Der Diplom-Chemiker <strong>Rudolf</strong> wurde seinerzeit von meinem Verteidiger,<br />

Oberst a.D. Hajo Herrm<strong>an</strong>n, beauftragt, als Guta<strong>ch</strong>ter die Zeugenaussagen<br />

über die behaupteten Vergasungsvorgänge in Aus<strong>ch</strong>witz mit Hilfe exakter<br />

Meßte<strong>ch</strong>niken na<strong>ch</strong>zuvollziehen.<br />

Für die Vergasungsbehauptungen gibt es bis heute keinen Sa<strong>ch</strong>beweis.<br />

Kein Dokument, kein Foto, keinen Befehl. Können Sie si<strong>ch</strong> vorstellen, daß<br />

m<strong>an</strong> die gesamte Bevölkerung einer Stadt wie Mün<strong>ch</strong>en ausrottet, ohne daß<br />

dabei Spuren hinterlassen werden? Alles, was uns <strong>an</strong> “Beweisen” für die<br />

behaupteten Vergasungsvorgänge zu Verfügung steht, sind absurde Zeugenaussagen.<br />

Im großen Fr<strong>an</strong>kfurter Aus<strong>ch</strong>witz-Prozeß (50/4 Ks 2/63)<br />

glaubte das Geri<strong>ch</strong>t, die Existenz von Gaskammern in Aus<strong>ch</strong>witz mit dem<br />

“Augenzeugen” Böck bewiesen zu haben. Böck will gesehen haben, wie<br />

216


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

Tausende von Juden mit Zyklon-B getötet wurden. Glei<strong>ch</strong>zeitig “hat er mit<br />

eigenen Augen gesehen”, wie das Häftlingskomm<strong>an</strong>do ohne S<strong>ch</strong>utzbekleidung<br />

inmitten dieses – no<strong>ch</strong> als “blaue” S<strong>ch</strong>waden über den Lei<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>webenden - Zyklon-B Gases gearbeitet hat, ohne irgendwel<strong>ch</strong>e gesundheitli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>äden davongetragen zu haben. Wo ist der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en<br />

der Böck’s<strong>ch</strong>en Aussage und den “Augenzeugen”, die unter Eid aussagten,<br />

besenreitende Hexen auf dem Weg zum Blocksberg gesehen zu haben?<br />

In einem gewaltigen, unwiderlegbaren naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Werk<br />

kommt der Guta<strong>ch</strong>ter zu einem ers<strong>ch</strong>ütternden Resultat. Die Gebäude in<br />

Aus<strong>ch</strong>witz, die den Touristen als ‘Gaskammern’ gezeigt werden, in denen<br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> Millionen von Juden getötet worden sein sollen, sind niemals mit<br />

tödli<strong>ch</strong> wirkenden Mengen von Zyklon-B in Berührung gekommen. Die<br />

Analysenwerte wurden von keinem geringeren Institut vorgenommen, als<br />

von dem renommierten Institut Fresenius. Namhafte Historiker teilten vertrauli<strong>ch</strong><br />

mit, daß diese Untersu<strong>ch</strong>ung die Welt verändern wird.<br />

Dieses Guta<strong>ch</strong>ten liegt seit mehr als einem Jahr dem Bundesk<strong>an</strong>zler, dem<br />

Zentralrat der Juden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, dem Generalbundes<strong>an</strong>walt, dem Justizministerium<br />

und namhaften Persönli<strong>ch</strong>keiten vor. Allesamt sind sie still<br />

geblieben wie vers<strong>ch</strong>reckte Hunde.<br />

Die Bedingung des Guta<strong>ch</strong>ters war: seine Arbeit darf nur bei den Geri<strong>ch</strong>ten<br />

vorgelegt werden. Er untersagte mir mit aller Deutli<strong>ch</strong>keit, sein Guta<strong>ch</strong>ten<br />

der Öffentli<strong>ch</strong>keit zugängli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Da aber die Lüge für uns<br />

Deuts<strong>ch</strong>e zum existenzbedrohenden Instrument geworden ist, sehe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />

außerst<strong>an</strong>de, mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> länger <strong>an</strong> diese Bedingung zu halten.<br />

I<strong>ch</strong> selbst soll wegen der Verbreitung von naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fakten<br />

im Gefängnis verrecken. Unser Volk soll mit Hilfe einer unglaubli<strong>ch</strong><br />

sat<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsverdrehung wehrlos und “erpressbar” gehalten werden,<br />

wie der Ring deuts<strong>ch</strong>er Soldatenverbände in seiner Publikation Soldat<br />

im Volk Nr. 7/8 1992 s<strong>ch</strong>reibt. In diesem Zust<strong>an</strong>d von Selbstaufgabe will<br />

m<strong>an</strong> uns letztli<strong>ch</strong> mittels einer teuflis<strong>ch</strong>en Multikultur abs<strong>ch</strong>affen. Dies<br />

zwingt mi<strong>ch</strong> zu einer Notwehrh<strong>an</strong>dlung in Form von unautorisierter Verbreitung<br />

dieses Guta<strong>ch</strong>tens über die behaupteten Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz.<br />

G<strong>an</strong>ze Politikergenerationen beteiligten si<strong>ch</strong> seit 1945 ni<strong>ch</strong>t nur <strong>an</strong> den<br />

abs<strong>ch</strong>euli<strong>ch</strong>sten Lügen gegen das deuts<strong>ch</strong>e Volk, nein, sie betätigten si<strong>ch</strong><br />

sogar als Aktivisten im Erfinden von Lügen. Genauso verhält es si<strong>ch</strong> mit<br />

den Medien. Heute setzen diese Kräfte alles dar<strong>an</strong>, die gräßli<strong>ch</strong>sten Lügen<br />

der Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit Hilfe der Strafjustiz aufre<strong>ch</strong>tzuerhalten. Denn: Die<br />

217


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Lügen-Politiker für<strong>ch</strong>ten, ni<strong>ch</strong>t mehr gewählt und vera<strong>ch</strong>tet zu werden. Die<br />

Medienzunft für<strong>ch</strong>tet, als Lügner aus ihren Redaktionsbüros verjagt zu<br />

werden, käme die Wahrheit <strong>an</strong>s Li<strong>ch</strong>t.<br />

Allesamt gehören sie vera<strong>ch</strong>tet, gemieden, abgewählt, und aus ihren<br />

Pfründenburgen verjagt, die Lügner. Für das, was sie unserem Volk <strong>an</strong>get<strong>an</strong><br />

haben. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te dazu beitragen.<br />

Dieses Guta<strong>ch</strong>ten soll au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Sie verbreitet werden. I<strong>ch</strong> selbst werde<br />

in einer ersten Aktion 1000 der wi<strong>ch</strong>tigsten Persönli<strong>ch</strong>keiten in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

damit bes<strong>ch</strong>icken. Darunter wird die Bundeswehrführung sein, Wirts<strong>ch</strong>aftsführer,<br />

Kapazitäten aus der Wissens<strong>ch</strong>aft, die Fakultäten der Chemie<br />

und der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>an</strong> unseren Universitäten, alle Bundestagsabgeordneten<br />

und die Medien.<br />

In einem zweiten und dritten Dur<strong>ch</strong>g<strong>an</strong>g werden jeweils weitere 1000<br />

Persönli<strong>ch</strong>keiten dieses naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Faktum erhalten, Es soll<br />

niem<strong>an</strong>d mehr sagen können, er habe von ni<strong>ch</strong>ts gewußt.<br />

Diese Aktionen sind sehr kostspielig. Allein das Porto kostet pro Guta<strong>ch</strong>ten<br />

4,00 Mark. I<strong>ch</strong> benötige also Ihre Unterstützung. Mit der Bestellung eines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens helfen Sie mir, dieses unwiderlegbare Werk der Naturwissens<strong>ch</strong>aft<br />

zu verbreiten. Eine zusätzli<strong>ch</strong>e Spende würde für zusätzli<strong>ch</strong>e<br />

Verbreitung sorgen.<br />

I<strong>ch</strong> zähle auf Ihre Mithilfe<br />

In Treue, Ihr Otto Ernst Remer<br />

25. Oktober 1992<br />

Als Anh<strong>an</strong>g zu dem Guta<strong>ch</strong>ten befindet si<strong>ch</strong> unter Sektion I-V der Prozeß-Beri<strong>ch</strong>t über<br />

meinen Fall in S<strong>ch</strong>weinfurt. Na<strong>ch</strong> der Lektüre dieser Beri<strong>ch</strong>terstattung wird Ihnen meine<br />

Notwehrh<strong>an</strong>dlung viellei<strong>ch</strong>t verständli<strong>ch</strong>er ers<strong>ch</strong>einen.<br />

218


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

Justiz in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d 1992:<br />

“Todesurteil für General Remer“<br />

DIESER PROZEßBERICHT VON E. HALLER IST DER REMER DEPESCHE NR. 6/1992 ENTNOMMEN<br />

Kahlenbergerdorf<br />

(Österrei<strong>ch</strong>), den 2.6.1988, Quelle:<br />

Honsik, Freispru<strong>ch</strong> für Hitler?<br />

Als röm.-kath. Priester sage<br />

i<strong>ch</strong>... Hinterfragen Sie die Existenz<br />

von Gaskammern im Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong>. Zum Re<strong>ch</strong>t des Wahrheitssu<strong>ch</strong>enden<br />

gehört es, zweifeln,<br />

fors<strong>ch</strong>en und abwägen zu<br />

dürfen. Und wo immer dieses<br />

Zweifeln und Wägen verboten<br />

wird, wo immer Mens<strong>ch</strong>en verl<strong>an</strong>gen,<br />

daß <strong>an</strong> sie geglaubt werden<br />

muß, wird ein gotteslästerli<strong>ch</strong>er<br />

Ho<strong>ch</strong>mut si<strong>ch</strong>tbar, der<br />

na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong> stimmt. Wenn nun<br />

jene, deren Thesen Sie <strong>an</strong>zweifeln,<br />

die Wahrheit auf ihrer Seite<br />

haben, werden sie alle Fragen<br />

gelassen hinnehmen und geduldig<br />

be<strong>an</strong>tworten. Und sie werden<br />

ihre Beweise und ihre Akten<br />

ni<strong>ch</strong>t länger verbergen. Wenn jene<br />

aber lügen, d<strong>an</strong>n werden sie<br />

na<strong>ch</strong> dem Ri<strong>ch</strong>ter rufen. Dar<strong>an</strong><br />

wird m<strong>an</strong> sie erkennen. Wahrheit<br />

ist stets gelassen. Lüge aber<br />

s<strong>ch</strong>reit na<strong>ch</strong> irdis<strong>ch</strong>em Geri<strong>ch</strong>t.<br />

Ho<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tungsvoll<br />

mit freundli<strong>ch</strong>en Grüßen<br />

gez: Pfarrer Viktor Robert Knirs<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>weinfurt (EH) - Die Erste Große Strafkammer am L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t<br />

S<strong>ch</strong>weinfurt unter Vorsitz von Ri<strong>ch</strong>ter Siebenbürger<br />

verurteilte am 22. Oktober 1992 General Remer wegen der<br />

Publizierung von naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Guta<strong>ch</strong>ten. Die<br />

Kernaussagen der von Remer publizierten Guta<strong>ch</strong>ten lauten:<br />

es hat in Aus<strong>ch</strong>witz keine Massentötungen mittels Zyklon-B<br />

gegeben. Wegen dieser Veröffentli<strong>ch</strong>ung, die das Geri<strong>ch</strong>t als<br />

“Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Rassenhaß” wertete, verhängte Siebenbürger<br />

eine Gefängnisstrafe von 22 Monaten ohne Bewährung<br />

über General Remer. Staats<strong>an</strong>walt Baum<strong>an</strong>n forderte<br />

gar 30 Monate Gefängnis und be<strong>an</strong>tragte die sofortige<br />

Verhaftung des 80jährigen Angeklagten no<strong>ch</strong> im Geri<strong>ch</strong>tssaal.<br />

Der Verda<strong>ch</strong>t drängte si<strong>ch</strong> den Prozeßbeoba<strong>ch</strong>tern auf,<br />

daß das Urteil bereits vor Verh<strong>an</strong>dlungsbeginn festst<strong>an</strong>d. Am<br />

20. Oktober 1992, dem Tag der Verfahrenseröffnung, meldete<br />

BAYERN 1 um 9:00 Uhr: “Diesmal wird es für Remer teuer...<br />

diesmal wird die Strafe höher ausfallen.” Woher wußten<br />

die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenma<strong>ch</strong>er von B1, daß General Remer diesmal<br />

höher verurteilt würde, als in vorausgeg<strong>an</strong>genen Verfahren?<br />

Warum war für sie ein Freispru<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t denkbar?<br />

Dieses Dokument war eines von vielen, das dem Geri<strong>ch</strong>t<br />

als Beweis<strong>an</strong>trag vorgelegt wurde. Antwort: “Abgelehnt<br />

AUSWÄRTIGES AMT<br />

214-E-Stuparek<br />

Bonn, den 8. J<strong>an</strong>. 1979<br />

wegen Offenkundigkeit.”<br />

Sehr geehrter Herr Stuparek!<br />

Bundesminister Gens<strong>ch</strong>er hat mi<strong>ch</strong> gebeten, Ihr<br />

S<strong>ch</strong>reiben vom 21. Dezember 1978 zu be<strong>an</strong>tworten.<br />

Au<strong>ch</strong> mir ist bek<strong>an</strong>nt, dass es im Lager Aus<strong>ch</strong>witz<br />

keine Gaskammern gegeben hat...<br />

Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüßen, Im Auftrag, gez: Dr.<br />

S<strong>ch</strong>eel<br />

Was hatte Remer get<strong>an</strong>? Als Herausgeber der REMER DEPESCHE publizierte<br />

der ho<strong>ch</strong>dekorierte Frontoffizier die Ergebnisse einer Reihe von<br />

naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Guta<strong>ch</strong>ten. Es h<strong>an</strong>delte si<strong>ch</strong> einmal um das Leu<strong>ch</strong>-<br />

219


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Herr Ri<strong>ch</strong>ter Siebenbürger, Herr Staats<strong>an</strong>walt Baum<strong>an</strong>n, wel<strong>ch</strong>e der<br />

na<strong>ch</strong>folgenden Zahlen sind bittes<strong>ch</strong>ön “offenkundig”. Warum haben<br />

sie dem General im Prozeß ni<strong>ch</strong>t gesagt, <strong>an</strong> wel<strong>ch</strong>e Zahl er glauben<br />

muß? Für wel<strong>ch</strong>e Zahl soll Remer jetzt im Gefängnis verrecken?<br />

Gegenüberstellung von amtli<strong>ch</strong>en Aussagen über<br />

behauptete Gaskammer-Tote in Aus<strong>ch</strong>witz:<br />

26. 7. 1990: ALLGEMEINE JÜDISCHE WOCHENZEITUNG 11. 6. 1992: ALLGEMEINE JÜDISCHE WOCHENZEITUNG<br />

4.000.000<br />

1.500.000<br />

20. 4. 1978: Fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>e Tageszeitung LE MONDE 1. 9. 1989: Fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>e Tageszeitung LE MONDE<br />

5.000.000<br />

1.472.000<br />

1945: Internationales Militärtribunal in Nürnberg 1985: Raul Hilberg: Die Verni<strong>ch</strong>tung der europäis<strong>ch</strong>en Juden<br />

4.000.000<br />

1.250.000<br />

1979: Der Papst während seines Aus<strong>ch</strong>witz-Besu<strong>ch</strong>s Juli 1990: Die linke TAZ und <strong>an</strong>dere Tageszeitungen<br />

4.000.000<br />

960.000<br />

April 1990: Oberstaats<strong>an</strong>walt Majorowsky/Wuppertal<br />

1974: G. Reitlinger: Die Endlösung<br />

4.000.000<br />

850.000<br />

1945: Fr<strong>an</strong>z. Ermittlungsstelle für Kriegsverbre<strong>ch</strong>en 1989: UdSSR gibt Totenbü<strong>ch</strong>er frei. Sämtli<strong>ch</strong>e Todesfälle<br />

8.000.000<br />

66.000<br />

1989: Eugen Kogon: Der SS-Staat<br />

1965: Aus<strong>ch</strong>witz-Urteil: 50/4 Ks 2/63. Inkl. behauptete Gastote<br />

4.500.000<br />

45.510<br />

1989: Lügengedenktafeln/Birkenau entfernt, mit der Zahl 1965: Aus<strong>ch</strong>witz-Urteil. 50/4 Ks 2/63, ohne behauptete Gastote<br />

4.000.000<br />

619<br />

ter-Guta<strong>ch</strong>ten, das der ehemalige Justizminister Engelhard als “wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Untersu<strong>ch</strong>ung” würdigte. Fred Leu<strong>ch</strong>ter ist Konstrukteur von<br />

Blausäure-Exekutionsgaskammern in den USA. Später gab der Direktor des<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Museums, Dr. F. Piper ein ähnli<strong>ch</strong>es Guta<strong>ch</strong>ten bei dem Krakauer<br />

J<strong>an</strong>-Sehn-Institut in Auftrag. Ein deuts<strong>ch</strong>es Fa<strong>ch</strong>guta<strong>ch</strong>ten in Zusammenarbeit<br />

mit dem renommierten Institut Fresenius folgte im Februar<br />

1992. Die Diskussion, die der General mit seinen Veröffentli<strong>ch</strong>ungen in<br />

G<strong>an</strong>g setzte, war sogar vom Bundespräsidenten erwüns<strong>ch</strong>t. Von Weizsäkker<br />

“wird die Diskussion [über das Leu<strong>ch</strong>ter-Guta<strong>ch</strong>ten] aufmerksam verfolgen”<br />

heißt es in einem S<strong>ch</strong>reiben des Bundespräsidialamtes vom 23. Oktober<br />

1989. Hat der Bundespräsident mit diesem S<strong>ch</strong>reiben General Remer<br />

in die Falle gelockt? Remer mußte si<strong>ch</strong> von Ex-Justizminister Engelhard<br />

und vom Bundespräsidenten ermutigt sehen, diese Fakten zu publizieren.<br />

220<br />

Gaskammern, die nie mit Gas in Berührung kamen<br />

Alle drei Guta<strong>ch</strong>ten kommen zu demselben S<strong>ch</strong>luß: Die von Zeugen behaupteten<br />

Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz und Birkenau sind niemals mit Zyklon-B<br />

in Berührung gekommen. Juristis<strong>ch</strong> ausgedrückt: Die Tatwaffe war<br />

ni<strong>ch</strong>t geladen. Zum besseren Verständnis: Kommt Blausäure (Zyklon-B)<br />

mit Beton oder Steinen in Berührung, geht sie mit den Eisenspuren im je-


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

weiligen Baumaterial eine ewigwährende Verbindung ein. Die so entstehende<br />

Verbindung ist blau (deshalb der Name Blausäure, wobei das Gas<br />

selbst farblos ist) und zeigt si<strong>ch</strong> im und auf dem begasten Gemäuer. So<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> heute in den Entwesungsgebäuden sowohl <strong>an</strong> den Innen- als au<strong>ch</strong><br />

<strong>an</strong> den Außenwänden eine kräftige Blaufärbung mit dem bloßen Auge sehen.<br />

In den behaupteten Gaskammern sind keine Farbspuren erkennbar. Die<br />

<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Analysen der Guta<strong>ch</strong>ten weisen bei den entnommenen Proben<br />

aus den Entwesungsgebäuden extrem hohe Zy<strong>an</strong>konzentrationen auf, während<br />

si<strong>ch</strong> in den Proben aus den behaupteten Gaskammern keine Rückstände<br />

finden. In keinem der zahlrei<strong>ch</strong>en NS-Prozesse wurden jemals naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Guta<strong>ch</strong>ten dieser Art erstellt. Es wurden niemals Sa<strong>ch</strong>beweise<br />

erhoben.<br />

In Nürnberg wurden die Propag<strong>an</strong>da-Lügen der Sieger<br />

mit Aktenzei<strong>ch</strong>en versehen. Seitdem sind es “Tatsa<strong>ch</strong>en”<br />

Alle Geri<strong>ch</strong>te verwehrten allen Gaskammer-Zweiflern bisl<strong>an</strong>g jede Beweisführung<br />

für ihre naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fakten. Die Geri<strong>ch</strong>te stellten<br />

si<strong>ch</strong> auf den St<strong>an</strong>dpunkt, es bedürfe keiner Beweise, da es si<strong>ch</strong> bei den<br />

“Gaskammern” um eine offenkundige “Tatsa<strong>ch</strong>e” h<strong>an</strong>dele. Offenkundig<br />

heißt, daß die Existenz der “Gaskammern” so eindeutig feststehe, wie es si<strong>ch</strong>er<br />

ist, daß der Tag 24 Stunden hat. Das Nürnberger Militärtribunal führte<br />

die sogen<strong>an</strong>nte Offenkundigkeit in die Geri<strong>ch</strong>tspraxis ein. Reine Kriegs-<br />

Greuelpropag<strong>an</strong>da aus dem II. Weltkrieg wurde in “Tatsa<strong>ch</strong>en” umgew<strong>an</strong>delt<br />

(IMT-Statuten 19 und 21), die von den Angeklagten hingenommen<br />

werden mußten. Derjenige der Verteidiger, der den Versu<strong>ch</strong> einer Gegenbeweisführung<br />

zu unternehmen geda<strong>ch</strong>te, wurde mit der Todesstrafe bedroht.<br />

So wurde das stalinistis<strong>ch</strong>e Massaker von Katyn ebenso <strong>an</strong>geklagt,<br />

wie die Lüge von der Massenvergasung im ehemaligen Konzentrationslager<br />

Da<strong>ch</strong>au (IMT Dokument 2430-PS). Mit Dokument 3311-PS der polnis<strong>ch</strong>en<br />

Regierung “stellt das Sieger-Tribunal unter Beweis”, daß in Treblinka<br />

Hunderttausende von Juden “verdampft” wurden. Wohlgemerkt: “verdampft”,<br />

ni<strong>ch</strong>t “vergast”. Heute s<strong>ch</strong>auen die Holocauster s<strong>ch</strong>amhaft na<strong>ch</strong><br />

unten, wenn sie mit diesem Wahnsinn konfrontiert werden. Im großen NS-<br />

Prozeß vor dem L<strong>an</strong>d- und Kammergeri<strong>ch</strong>t Berlin (Az: PKs 3-50) wurde<br />

festgestellt: “Im Konzentrationslager Majd<strong>an</strong>ek gab es keine Gaskammer<strong>an</strong>lagen”.<br />

Aber General Remer wurde in S<strong>ch</strong>weinfurt wegen Volksverhetzung<br />

mit Gefängnis bestraft, weil er in seinen DEPESCHEN das Geri<strong>ch</strong>tsfaktum<br />

des gaskammerfreien Majd<strong>an</strong>ek publizierte.<br />

221


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

222<br />

Zur Verni<strong>ch</strong>tung des deuts<strong>ch</strong>en Volkes bedarf es nur eines Wortes:<br />

“offenkundig”<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n im Zusammenh<strong>an</strong>g mit den behaupteten Gaskammern also keinesfalls<br />

von einer Art Offenkundigkeit spre<strong>ch</strong>en, wie sie der Tatsa<strong>ch</strong>e, daß<br />

der Tag 24 Stunden hat, zugrunde liegt. Und nur bei einer Offenkundigkeit,<br />

wie der Tag hat 24 Stunden, bedarf es keiner Beweise. In allen <strong>an</strong>deren Fällen<br />

muß Beweis erhoben werden.<br />

Remers Beweise sind neu und weit überlegen<br />

Die Verteidiger, Hajo Herrm<strong>an</strong>n und Dr. Herbert S<strong>ch</strong>aller, hatten umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>e<br />

Beweis<strong>an</strong>träge vorbereitet. Sie stimmten ihre Beweis<strong>an</strong>träge mit einer<br />

Ents<strong>ch</strong>eidung des Oberl<strong>an</strong>desgeri<strong>ch</strong>tes Düsseldorf ab. Dieses Geri<strong>ch</strong>t<br />

urteilte in einem Gaskammer-Zweifel-Prozeß, daß Beweis<strong>an</strong>träge d<strong>an</strong>n zugelassen<br />

werden müssen, wenn diese den “Beweisen” in den zurückliegenden<br />

NS-Prozessen überlegen seien. Bei neuen, überlegenen Beweis<strong>an</strong>trägen,<br />

so das Düsseldorfer Geri<strong>ch</strong>t, könne eine Offenkundigkeit ni<strong>ch</strong>t länger<br />

fortbestehen. Die Beweis<strong>an</strong>träge der Verteidigung sind neu und den aus<br />

den NS-Prozessen weit überlegen. Denn dort wurden niemals Sa<strong>ch</strong>beweise<br />

erhoben.<br />

Aus<strong>ch</strong>witz: “Verni<strong>ch</strong>tungslager” mit Bordell,<br />

Re<strong>ch</strong>tsberatung, Sauna und Fußballspielen...<br />

Vor dem Verlesen der Beweis<strong>an</strong>träge appellierte Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Herrm<strong>an</strong>n<br />

<strong>an</strong> Ri<strong>ch</strong>ter und Staats<strong>an</strong>walt: “Es muß bewiesen werden, ob es Gaskammern<br />

gab oder ni<strong>ch</strong>t, bevor aus dem si<strong>ch</strong>eren Versteck der Offenkundigkeit<br />

geurteilt wird. Das Geri<strong>ch</strong>t muß Tatsa<strong>ch</strong>en feststellen.” Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt<br />

Herrm<strong>an</strong>n stellte nun einen Beweis<strong>an</strong>trag, der in der Summe aus <strong>an</strong>tifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>er<br />

Literatur und Geri<strong>ch</strong>tsdokumenten beweist, daß Aus<strong>ch</strong>witz kein<br />

Verni<strong>ch</strong>tungslager war. Der Anwalt verlas, daß es für die Häftlinge im Lager<br />

Aus<strong>ch</strong>witz ein Bordell gab, daß wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>e Fußballspiele zwis<strong>ch</strong>en<br />

SS-Soldaten und Lagerinsassen ausgetragen wurden, daß es eine zentrale<br />

Sauna gab, daß es für die Häftlinge Beratungen in Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>gelegenheiten<br />

gab, daß es Urlaub gab, daß die Lagerverwaltung ni<strong>ch</strong>tnatürli<strong>ch</strong>e Todesfälle<br />

der zuständigen Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft mit 30 Unters<strong>ch</strong>riften melden mußte,<br />

daß es Entlassungen gab, daß kein SS-M<strong>an</strong>n einen Häftling s<strong>ch</strong>lagen durfte,<br />

daß 4800 Kr<strong>an</strong>ke unter ärztli<strong>ch</strong>er Betreuung blieben (obwohl Kr<strong>an</strong>ke na<strong>ch</strong><br />

bek<strong>an</strong>nter Version <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> sofort in den “Gaskammern” l<strong>an</strong>deten), daß


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

bei Aufgabe des Lagers die Häftlinge lieber von der SS evakuiert wurden,<br />

als daß sie auf die “Befreiung” dur<strong>ch</strong> die Sowjets warten wollten...<br />

Der Staats<strong>an</strong>walt jault auf<br />

Bei diesem Beweis<strong>an</strong>trag jaulte der Staats<strong>an</strong>walt auf: “Dieser Beweis<strong>an</strong>trag<br />

ist eine Beleidigung der Opfer,” s<strong>ch</strong>rie er mit ho<strong>ch</strong>rotem Kopf in den Geri<strong>ch</strong>tssaal.<br />

Herrm<strong>an</strong>n erwiderte: “D<strong>an</strong>n wurden ihre Opfer dur<strong>ch</strong> das Aus<strong>ch</strong>witz-Urteil<br />

von Fr<strong>an</strong>kfurt beleidigt, Herr Staats<strong>an</strong>walt. Das meiste, was<br />

i<strong>ch</strong> vorgelesen habe, sind Erkenntnisse des Geri<strong>ch</strong>ts aus dem großen Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Prozeß. Das können Sie im Urteil na<strong>ch</strong>lesen.” Daraufhin<br />

blieb der Staats<strong>an</strong>walt stumm. Interess<strong>an</strong>t, daß si<strong>ch</strong> ein Staats<strong>an</strong>walt mit einem<br />

einzigen, aber magis<strong>ch</strong>en Wort aus jegli<strong>ch</strong>er Beweisnot befreien k<strong>an</strong>n:<br />

“offenkundig”. Er kennt weder die Urteile der NS-Prozesse, no<strong>ch</strong> weiß er<br />

um historis<strong>ch</strong>e Zusammenhänge sowie über naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fakten<br />

Bes<strong>ch</strong>eid. Alles was ein Staats<strong>an</strong>walt <strong>an</strong> Fähigkeiten zu einem sol<strong>ch</strong>en Verfahren<br />

mitbringen muß, ist: Er muß den Satz “abzulehnen wegen Offenkundigkeit”<br />

ausspre<strong>ch</strong>en können.<br />

Das Geri<strong>ch</strong>t lehnte diesen Beweis<strong>an</strong>trag, d.h., g<strong>an</strong>ze Passagen aus dem Urteil<br />

des Fr<strong>an</strong>kfurter Aus<strong>ch</strong>witz-Prozesses sowie Passagen aus der Literatur<br />

von “Überlebenden”, wie L<strong>an</strong>gbein, ab. Wegen “Offenkundigkeit” natürli<strong>ch</strong>.<br />

Die englis<strong>ch</strong>e Krone: Keine Vergasungen<br />

Dr. S<strong>ch</strong>aller legte mit seinen Beweis<strong>an</strong>trägen das Bu<strong>ch</strong> des jüdis<strong>ch</strong>en Princeton<br />

Professors Arno J. Mayer vor. Mayer postuliert in seinem Bu<strong>ch</strong>, daß<br />

der größte Teil aller Aus<strong>ch</strong>witz-Häftlinge eines natürli<strong>ch</strong>en Todes starben<br />

und daß es keinen Hitler-Befehl zur “Vergasung” der Juden gab. Mayer<br />

konstatiert, daß die “Beweise” für die “Gaskammern rar und unzuverlässig”<br />

sind. Der Anwalt legt als Beweis gegen die “Offenkundigkeit von Gaskammern”<br />

das Bu<strong>ch</strong> des britis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsprofessors F. H. Hinsley bei.<br />

Hinsley ist der offizielle Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reiber der englis<strong>ch</strong>en Krone. In den<br />

königli<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>h<strong>an</strong>dlung ist sein Bu<strong>ch</strong> BRITISH INTELLIGENCE IN<br />

THE SECOND WORLD WAR zu erstehen. Eine Neuauflage erfolgte<br />

1989. Auf Seite 673 erklärt Hinsley, daß die Engländer ab 1942 die kodierten<br />

Meldungen aus den Konzentrationslagern geknackt hatten. Die Engländer<br />

f<strong>an</strong>den heraus, daß die Haupttodesursa<strong>ch</strong>e in Aus<strong>ch</strong>witz Kr<strong>an</strong>kheit war.<br />

Aber es gab au<strong>ch</strong> Ers<strong>ch</strong>ießungen und Hängen, beri<strong>ch</strong>tet Hinsley. “Es f<strong>an</strong>den<br />

si<strong>ch</strong> allerdings keine Hinweise in den ents<strong>ch</strong>lüsselten Meldungen über<br />

223


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Vergasungen”, gesteht der offizielle Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftler des englis<strong>ch</strong>en<br />

Königshauses.<br />

Au<strong>ch</strong> diese Beweis<strong>an</strong>träge be<strong>an</strong>tragte der Staats<strong>an</strong>walt wegen “Offenkundigkeit”<br />

abzulehnen. Das Geri<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>loß si<strong>ch</strong> ein weiteres Mal dem Antrag<br />

der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft <strong>an</strong>. Der Prozeß wurde <strong>an</strong> dieser Stelle unterbro<strong>ch</strong>en<br />

und am 22. Oktober 1992 fortgesetzt. Jedesmal, wenn General Remer na<strong>ch</strong><br />

einer Verh<strong>an</strong>dlungspause den Geri<strong>ch</strong>tssaal betrat, st<strong>an</strong>den alle Zuhörer ehrfur<strong>ch</strong>tsvoll<br />

auf. Viele blieben aber sitzen, wenn das Geri<strong>ch</strong>t eintrat.<br />

Ein Guta<strong>ch</strong>ter wird abgewehrt<br />

Die Verteidigung wartete mit einem präsenten Beweismittel, mit dem<br />

Sa<strong>ch</strong>verständigen Dipl. Chemiker G. <strong>Rudolf</strong> auf. Na<strong>ch</strong> der Prozeßordnung<br />

darf, selbst bei wirkli<strong>ch</strong>er “Offenkundigkeit”, das präsente Beweismittel,<br />

der präsente Sa<strong>ch</strong>verständige, ni<strong>ch</strong>t abgelehnt werden. Der Sa<strong>ch</strong>verständige<br />

saß im Geri<strong>ch</strong>tssaal. Er untersu<strong>ch</strong>te die behaupteten Gaskammern in Aus<strong>ch</strong>witz<br />

na<strong>ch</strong> <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>-physikalis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten. Er entnahm entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Mörtelproben und ließ diese dur<strong>ch</strong> das Institut Fresenius auswerten.<br />

Darüber hinaus stellte er eigene Laborversu<strong>ch</strong>e <strong>an</strong>, indem er Gemäuermaterial<br />

mit Blausäure begaste. Der Guta<strong>ch</strong>ter k<strong>an</strong>n Beweis dafür <strong>an</strong>treten,<br />

daß die behaupteten Gaskammern niemals mit Zyklon-B in Berührung<br />

gekommen sind. Ein entspre<strong>ch</strong>endes s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>es Guta<strong>ch</strong>ten des<br />

Sa<strong>ch</strong>verständigen wurde dem Geri<strong>ch</strong>t zusammen mit dem Beweis<strong>an</strong>trag<br />

übergeben. Der Guta<strong>ch</strong>ter k<strong>an</strong>n ebenfalls beweisen, daß die Häftlingskomm<strong>an</strong>dos<br />

ni<strong>ch</strong>t ohne S<strong>ch</strong>utzkleidung in den “no<strong>ch</strong> über den Lei<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>webenden<br />

blauen Dunst des Zyklon-B treten konnten”, ohne daß sie selbst getötet<br />

worden wären. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te diese wahnwitzige “Aussage vom<br />

Arbeiten inmitten von Zyklon-B-Wolken” der Kronzeuge im Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Prozeß, Ri<strong>ch</strong>ard Böck. Böck bes<strong>ch</strong>einigte dem Lagerkomm<strong>an</strong>do<br />

also Immunität gegen Zyklon-B. Denno<strong>ch</strong> glaubten die Ri<strong>ch</strong>ter im Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Prozeß die Existenz der Gaskammern in Aus<strong>ch</strong>witz mit<br />

der Aussage von Böck bewiesen zu haben. Böck sah die von ihm bezeugten<br />

“Vergasungsaktionen” in zwei Bauernhäusern, die gemäß eines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

von HANSA LUFTBILD vom Juli 1991 na<strong>ch</strong> Auswertung einer Reihe von<br />

alliierten Luftaufnahmen gar ni<strong>ch</strong>t vorh<strong>an</strong>den gewesen waren. Der Guta<strong>ch</strong>ter<br />

k<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> beweisen, daß Blausäure ein vollkommen farbloses Gift ist.<br />

Der Sa<strong>ch</strong>verständige saß im Geri<strong>ch</strong>tssaal. Er konnte für Aufklärung sorgen.<br />

Was hatte der Staats<strong>an</strong>walt dazu zu sagen?<br />

“I<strong>ch</strong> be<strong>an</strong>trage, den Sa<strong>ch</strong>verständigen abzulehnen, da die Gaskammern eine<br />

‘offenkundige’ Tatsa<strong>ch</strong>e sind,” lautete das Einmaleins des Staats<strong>an</strong>walts. Er<br />

224


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

verl<strong>an</strong>gte die Ablehnung, ohne den Sa<strong>ch</strong>verständigen gehört zu haben, ohne<br />

auf dessen fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Qualitäten eingeg<strong>an</strong>gen zu sein. Das Geri<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>loß<br />

si<strong>ch</strong> dem Antrag des Staats<strong>an</strong>walts <strong>an</strong> und lehnte den Sa<strong>ch</strong>verständigen,<br />

ohne au<strong>ch</strong> nur ein Wort von diesem gehört zu haben, als “völlig ungeeignetes<br />

Beweismittel” ab. Selbst die Verlesung des Guta<strong>ch</strong>tens wurde vom Geri<strong>ch</strong>t<br />

abgelehnt. Wegen “Offenkundigkeit” natürli<strong>ch</strong>.<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Sterbebü<strong>ch</strong>er darf niem<strong>an</strong>d einsehen<br />

Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Herrm<strong>an</strong>n überrei<strong>ch</strong>te <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend eine große Auswahl der<br />

offiziellen Sterbebü<strong>ch</strong>er von Aus<strong>ch</strong>witz. 1989 wurden diese Totenbü<strong>ch</strong>er in<br />

der Sowjetunion veröffentli<strong>ch</strong>t. Diese amtli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftstücke dokumentieren<br />

in minutiösen Aufzei<strong>ch</strong>nungen 66.000 Sterbefälle. Sämtli<strong>ch</strong>e Dokumente<br />

liegen bei dem Sonderst<strong>an</strong>desamt Arolsen unter Vers<strong>ch</strong>luß. Niem<strong>an</strong>d<br />

darf sie einsehen. Ein Zehnländer-Gremium, darunter Israel, verweigert jede<br />

Einsi<strong>ch</strong>t in diese Dokumente. Nun ist es dem Journalisten W. Kempkens<br />

gelungen, diese Dokumente in den Moskauer Ar<strong>ch</strong>iven abzuli<strong>ch</strong>ten. Ein repräsentativer<br />

Quers<strong>ch</strong>nitt wurde von Herrm<strong>an</strong>n dem Geri<strong>ch</strong>t übergeben.<br />

Die Verteidigung be<strong>an</strong>tragte, Kempkens als Zeugen zu hören. Die Holocauster<br />

reden si<strong>ch</strong> bisl<strong>an</strong>g wegen der Sterbeziffer von 66.000 damit heraus,<br />

daß die alten und arbeitsunfähigen Juden <strong>an</strong> der “Rampe” aussortiert und<br />

sofort “vergast”, also gar ni<strong>ch</strong>t erst in der Lagerregistratur aufgenommen<br />

worden seien. Die Sterbebü<strong>ch</strong>er beweisen aber das Gegenteil. Bei den meisten<br />

Todesfällen h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> um alte Mens<strong>ch</strong>en. Die meisten davon waren<br />

Juden.<br />

Der Staats<strong>an</strong>walt be<strong>an</strong>tragte, die Dokumente ni<strong>ch</strong>t als Beweismittel zuzulassen,<br />

die Gaskammern seien eine “offenkundige” Tatsa<strong>ch</strong>e. Das Geri<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>loß si<strong>ch</strong> dem Antrag der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft <strong>an</strong>.<br />

Plädoyer Staats<strong>an</strong>walt<br />

Damit war die Beweisaufnahme abges<strong>ch</strong>lossen und der Staats<strong>an</strong>walt beg<strong>an</strong>n<br />

mit seinem Plädoyer. Auf eine Beweisführung konnte er lei<strong>ch</strong>t verzi<strong>ch</strong>ten,<br />

da die “Gaskammern” für ihn eine “offenkundige” Tatsa<strong>ch</strong>e sind.<br />

Er bezei<strong>ch</strong>nete Remer als Mephisto (als Teufel), weil er alles “verneine”.<br />

Für einen “Teufel”, so glaubte er, sei eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren<br />

und se<strong>ch</strong>s Monaten das absolute Strafminimum. Er be<strong>an</strong>tragte, die Haft<br />

no<strong>ch</strong> im Geri<strong>ch</strong>tssaal zu vollstrecken.<br />

225


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Plädoyer von Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Herrm<strong>an</strong>n<br />

“Wir haben auf den vers<strong>ch</strong>iedenen Ebenen<br />

Beweis<strong>an</strong>träge eingebra<strong>ch</strong>t, aber das<br />

Geri<strong>ch</strong>t hat keine Untersu<strong>ch</strong>ungen <strong>an</strong>gestellt,<br />

ob der Angeklagte ni<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t<br />

hat,” klagte der Anwalt <strong>an</strong>. Herrm<strong>an</strong>n<br />

ging no<strong>ch</strong> einmal auf die Ablehnung des<br />

Beweis<strong>an</strong>trages im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

dem “Geständnis” des ehemaligen Lagerkomm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten<br />

von Aus<strong>ch</strong>witz, <strong>Rudolf</strong><br />

Hoess, ein. “Das Geri<strong>ch</strong>t lehnte das<br />

Verlesen der Dokumente von Hoess‘<br />

Folterung mit dem Hinweis ab, es sein<br />

ni<strong>ch</strong>t bewiesen, daß Hoess aufgrund der<br />

Folter ein fals<strong>ch</strong>es Geständnis abgelegt<br />

hat. Do<strong>ch</strong>, das Geständnis von Hoess ist<br />

fals<strong>ch</strong>,” donnert der ehemalige Inspekteur der Na<strong>ch</strong>tjäger und Oberst a.D.<br />

in den Geri<strong>ch</strong>tssaal. “Hoess gest<strong>an</strong>d nämli<strong>ch</strong> 3 Millionen Judenmorde. Aber<br />

heute besteht die Holocaustges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung darauf, daß nur 1,5 Millionen<br />

ums Leben gekommen sind,” s<strong>ch</strong>leudert er Staats<strong>an</strong>walt und Ri<strong>ch</strong>ter<br />

zu. Herrm<strong>an</strong>n verlas d<strong>an</strong>n das Protokoll über die Festnahme von Hoess.<br />

Darin ist festgehalten, daß der ehemalige Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t auf eine S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tb<strong>an</strong>k<br />

geworfen und ihm stundenl<strong>an</strong>g das Gesi<strong>ch</strong>t zertrümmert wurde. Der<br />

jüdis<strong>ch</strong>e Serge<strong>an</strong>t stieß Hoess eine Stablampe tief in den Ra<strong>ch</strong>en und s<strong>ch</strong>üttete<br />

dem gepeinigten hinterher eine g<strong>an</strong>ze Flas<strong>ch</strong>e Wiskey in den S<strong>ch</strong>lund.<br />

Außerdem wurden Hoess drei Wo<strong>ch</strong>en l<strong>an</strong>g die H<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>ellen ni<strong>ch</strong>t abgenommen.<br />

“Das wollen Sie ni<strong>ch</strong>t hören, Herr Staats<strong>an</strong>walt,” s<strong>ch</strong>allten des<br />

Verteidigers Worte. Herrm<strong>an</strong>n las d<strong>an</strong>n die relev<strong>an</strong>ten Paragraphen aus<br />

dem Überleitungsvertrag der Besatzungsmä<strong>ch</strong>te vor. In diesen Paragraphen<br />

wird Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d auferlegt, alle aus dem Verfahren des Siegertribunals in<br />

Nürnberg hervorgeg<strong>an</strong>genen ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en “Tatsa<strong>ch</strong>en” für immer <strong>an</strong>zuerkennen.<br />

Und so sagt das Geri<strong>ch</strong>t zu der 4-Millionenlüge von Aus<strong>ch</strong>witz<br />

ebenso “offenkundig” wie zu der Lüge von den Massenvergasungen in<br />

Da<strong>ch</strong>au sowie zu den “Massenverdampfungen” von Treblinka. Wahnsinn<br />

und der Unterwerfungseifer kennen kein Haltegebot.<br />

“I<strong>ch</strong> stelle fest,” so der Anwalt, “daß dem Angeklagten sein Re<strong>ch</strong>t verweigert<br />

wird. Ni<strong>ch</strong>t nur der Staats<strong>an</strong>walt ist politis<strong>ch</strong> gebunden. Es h<strong>an</strong>delt<br />

si<strong>ch</strong>, wie der Überleitungsvertrag der Sieger es verl<strong>an</strong>gt, um eine Staatsver-<br />

226<br />

Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Oberst a.D. Hajo<br />

Herrm<strong>an</strong>n


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

Stützen si<strong>ch</strong> Ri<strong>ch</strong>ter Siebenbürger und Staats<strong>an</strong>walt<br />

Baum<strong>an</strong>n auf diese Art von Zeugen, wenn sie ausrufen:<br />

“Beweis abgelehnt wegen Offenkundigkeit”?<br />

Holon, Israel 2.5-1991<br />

I<strong>ch</strong> hab in Karlsruhe B/Baden einen<br />

Onkel gehabt der fergast geworden ist<br />

in D<strong>ch</strong>au. Ob i<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>e ents<strong>ch</strong>ädigung<br />

bekomen k<strong>an</strong>??<br />

Fielen D<strong>an</strong>k foraus!<br />

Dieser Text ist die Wiedergabe eines Briefes, der in Holon/Israel am 2.5.1991 verfaßt<br />

und <strong>an</strong> einen deuts<strong>ch</strong>en Bek<strong>an</strong>nten mit der Bitte um Mithilfe bei der Be<strong>an</strong>tragung von<br />

Wiedergutma<strong>ch</strong>ung ges<strong>ch</strong>ickt wurde. Der Onkel des Briefs<strong>ch</strong>reibers wurde also in<br />

Da<strong>ch</strong>au “vergast”, wofür er “Ents<strong>ch</strong>ädigung” haben mö<strong>ch</strong>te. Für Ri<strong>ch</strong>ter Siebenbürger<br />

und Staats<strong>an</strong>walt Baum<strong>an</strong>n dürfte au<strong>ch</strong> dieser Zeuge die Grundlage für die “Offenkundigkeit”<br />

der Gaskammern sein.<br />

Dazu die Stadt Da<strong>ch</strong>au:<br />

STADT<br />

DACHAU (Wappen) Große Kreisstadt<br />

Uns. Zei<strong>ch</strong>en: 4.2/Ra/Sa 1200jähriger Künstlerort<br />

Sehr geehrter Herr Geller!<br />

Auf Ihre Anfrage teile i<strong>ch</strong> Ihnen mit, daß Vergasungen im ehemaligen<br />

Konzentrationslager Da<strong>ch</strong>au ni<strong>ch</strong>t stattgefunden haben...<br />

Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüßen - Rahm; Verwaltungsdirektor<br />

pfli<strong>ch</strong>tung, die aber in diesem Geri<strong>ch</strong>tssaal ni<strong>ch</strong>ts zu su<strong>ch</strong>en hat,” appellierte<br />

der Anwalt.<br />

D<strong>an</strong>n fuhr er fort: “I<strong>ch</strong> habe no<strong>ch</strong> nie erlebt, daß ein Publikum aufsteht,<br />

wenn ein Angeklagter den Geri<strong>ch</strong>tssaal betritt. Ja, ein Wendehals ist der<br />

General nie gewesen.” Mit den Worten: “Und das ist es do<strong>ch</strong>, was Sie ihm<br />

im Grunde vorwerfen,” setzte Herrm<strong>an</strong>n den Staats<strong>an</strong>walt ins Unre<strong>ch</strong>t.<br />

227


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Der Staats<strong>an</strong>walt lehnt das Aus<strong>ch</strong>witz-Urteil von Fr<strong>an</strong>kfurt, das auf 45.510<br />

Tote kommt, als Beweis<strong>an</strong>trag ab,” hämmert der Anwalt auf das hö<strong>ch</strong>stwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t vorh<strong>an</strong>dene Gewissen des Staats<strong>an</strong>walts ein. “Aber<br />

der Angeklagte,” so der Anwalt weiter, “muß na<strong>ch</strong> Überzeugung des<br />

Staats<strong>an</strong>walts denno<strong>ch</strong> wissen, daß 6 Millionen Juden vergast wurden.” Zur<br />

Ri<strong>ch</strong>terb<strong>an</strong>k gew<strong>an</strong>dt rief Herrm<strong>an</strong>n: “Das Geri<strong>ch</strong>t will dem Angeklagten<br />

einen Vorsatz mit der Begründung na<strong>ch</strong>weisen; ‘er weiß es’.”<br />

Die Zuhörer bemerkten, daß dieser große M<strong>an</strong>n Zeiten erlebt hatte, die<br />

no<strong>ch</strong> von Gere<strong>ch</strong>tigkeit, Anst<strong>an</strong>d, Edelmut und Aufri<strong>ch</strong>tigkeit geprägt waren.<br />

Eine Verh<strong>an</strong>dlungsführung wie diese s<strong>ch</strong>ien ihm zu s<strong>ch</strong>affen zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Herrm<strong>an</strong>n zählte no<strong>ch</strong> einmal alle abgelehnten Beweis<strong>an</strong>träge auf und<br />

fragte: “Wer in diesem Saal wurde von der Verteidigung ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end<br />

bedient?” D<strong>an</strong>n, den Staats<strong>an</strong>walt konfrontierend: “Die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

will dem Angeklagten einreden, er hätte die Überzeugung gehabt, daß das<br />

alles ni<strong>ch</strong>t stimmt, was er sagt. Herr Staats<strong>an</strong>walt, Sie sitzen do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im<br />

Hinterkopf des Angeklagten.”<br />

D<strong>an</strong>n spra<strong>ch</strong> der Anwalt das aus, was seiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> hinter<br />

der in vielen Augen sk<strong>an</strong>dalösen Prozeßführung steckt: “I<strong>ch</strong> weise darauf<br />

hin, daß über uns eine <strong>an</strong>dere Re<strong>ch</strong>tsordnung s<strong>ch</strong>webt, die Ihnen die Vorgaben<br />

gibt. I<strong>ch</strong> weiß, wenn Sie einen Freispru<strong>ch</strong> fällen, wird es ein großes<br />

Ges<strong>ch</strong>rei geben. Ni<strong>ch</strong>t nur hier. Besonders im Ausl<strong>an</strong>d. Wenn Sie si<strong>ch</strong> davor<br />

für<strong>ch</strong>ten, d<strong>an</strong>n lehnen Sie die Führung des Prozesses ab. Wie können<br />

Sie nur eine Beweisaufnahme als überflüssig bezei<strong>ch</strong>nen, wenn es wie hier,<br />

um Leben und Tod geht? M<strong>an</strong> muß si<strong>ch</strong> einmal vorstellen, daß der Chef<strong>an</strong>kläger<br />

von Nürnberg das Siegertribunal als Fortsetzung der Kriegs<strong>an</strong>strengungen<br />

gegen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d bezei<strong>ch</strong>net hat. M<strong>an</strong> konnte ein zivilisiertes<br />

Volk wie das deuts<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t so total verni<strong>ch</strong>ten und berauben, ohne gewi<strong>ch</strong>tigen<br />

Grund. M<strong>an</strong> brau<strong>ch</strong>te einen Titel. Aus<strong>ch</strong>witz war der Re<strong>ch</strong>tstitel.<br />

Wenn das Geri<strong>ch</strong>t der Meinung ist, daß die Offenkundigkeit ni<strong>ch</strong>t ewig<br />

dauert, <strong>an</strong> wel<strong>ch</strong>er Grenzlinie befinden wir uns denn jetzt? Ja, die Offenkundigkeit<br />

wird fallen. Soll der Angeklagte vorher no<strong>ch</strong> in einer Zelle verrecken?”<br />

Damit beendete Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Herrm<strong>an</strong>n sein Plädoyer.<br />

Plädoyer Dr. S<strong>ch</strong>aller<br />

“Das ist ein politis<strong>ch</strong>er Prozeß g<strong>an</strong>z besonderer Natur,” s<strong>ch</strong>leuderte der<br />

tapfere Wiener Verteidiger dem Ri<strong>ch</strong>ter und Staats<strong>an</strong>walt einleitend entgegen.<br />

“Deshalb, weil es si<strong>ch</strong> um ein gewaltfreies Meinungsdelikt h<strong>an</strong>delt.<br />

Die Verteidiger der Demokratie sitzen auf der Anklageb<strong>an</strong>k. Wenn ein demokratis<strong>ch</strong>er<br />

Staat si<strong>ch</strong> <strong>an</strong>maßt, festzustellen, was Wahrheit ist, ist das kei-<br />

228


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

ne Demokratie mehr,” warf der Anwalt<br />

dem Staats<strong>an</strong>walt und dem Geri<strong>ch</strong>t vor.<br />

Dr. S<strong>ch</strong>aller verwies darauf, daß in<br />

Fr<strong>an</strong>kfurt ein vielfa<strong>ch</strong> vorbestrafter afrik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>er<br />

Raus<strong>ch</strong>gifthändler einem jungen<br />

Deuts<strong>ch</strong>en ein 17 Zentimeter l<strong>an</strong>ges<br />

Messer in den Unterleib rammte, weil<br />

dieser kein Raus<strong>ch</strong>gift kaufen wollte. Der<br />

Anwalt zitierte die FAZ, wona<strong>ch</strong> die<br />

Ri<strong>ch</strong>terin in dieser Tat keinen Mordversu<strong>ch</strong>,<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal versu<strong>ch</strong>ten Tots<strong>ch</strong>lag<br />

sah. Sie erk<strong>an</strong>nte in dieser H<strong>an</strong>dlung<br />

ledigli<strong>ch</strong> einen Denkzettel, den der<br />

Afrik<strong>an</strong>er dem Deuts<strong>ch</strong>en verpassen<br />

wollte. Diese Art von Gere<strong>ch</strong>tigkeit im<br />

heutigen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, die Dr. S<strong>ch</strong>aller so<br />

Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Dr. Herbert S<strong>ch</strong>aller<br />

eindrucksvoll <strong>an</strong> den Pr<strong>an</strong>ger stellte, erinnerte<br />

die Zuhörer <strong>an</strong> die beiden Türken, die in Berlin einen 18jährigen<br />

Deuts<strong>ch</strong>en ersta<strong>ch</strong>en, weil dieser blonde Haare hatte. Beide Türken waren<br />

bereits wegen Tots<strong>ch</strong>lags vorbestraft. Denno<strong>ch</strong> erhielten sie eine Bewährungsstrafe.<br />

Für den 80jährigen General Remer, der naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Beiträge veröffentli<strong>ch</strong>te, fordert der Staats<strong>an</strong>walt die “Todesstrafe”. Im Sitzungssaal<br />

kursierten Zeitungsartikel von großen deuts<strong>ch</strong>en Tageszeitungen,<br />

die davon beri<strong>ch</strong>ten, daß ausländis<strong>ch</strong>e Mörder, Räuber und Tots<strong>ch</strong>läger auf<br />

freien Fuß gesetzt werden, weil aufgrund von ‘Personalm<strong>an</strong>gel’ keine<br />

re<strong>ch</strong>tzeitige Anklageerhebung erfolgen konnte. Jeder der Zuhörer war entsetzt<br />

darüber, daß es bei der Verfolgung und Anklageerhebung eines verdienten<br />

Helden wegen der Verbreitung der Wahrheit keinen Ri<strong>ch</strong>term<strong>an</strong>gel<br />

zu geben s<strong>ch</strong>eint. Dr. S<strong>ch</strong>aller weiter: “Bloße Tatsa<strong>ch</strong>enbehauptungen in<br />

einer Weise zu verfolgen wie Raubmörder verfolgt gehören, was aber heutzutage<br />

vielfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr get<strong>an</strong> wird, müssen zum Unterg<strong>an</strong>g führen.<br />

Der Staat hat dafür zu sorgen, alle Argumente zu Wort kommen zu lassen.<br />

Die Wahrheit brau<strong>ch</strong>t kein Strafre<strong>ch</strong>t, sie setzt si<strong>ch</strong> von selbst dur<strong>ch</strong>,”<br />

warf der Verteidiger dem Staats<strong>an</strong>walt vor. Der Anwalt weiter: “In den<br />

Straf<strong>an</strong>trägen des Staats<strong>an</strong>walts dr<strong>an</strong>g ein Hau<strong>ch</strong> von DDR-Geri<strong>ch</strong>tsbarkeit<br />

dur<strong>ch</strong>. 2 Jahre und 6 Monate für das Publizieren von naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Erkenntnissen? Und das für einen 80jährigen? Ja, ist das Bautzen?”<br />

klagte Dr. S<strong>ch</strong>aller <strong>an</strong>.<br />

229


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Diese Verteidigung hat eine Fülle von Beweisen und Material eingebra<strong>ch</strong>t,<br />

die die Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Behauptungen des Angeklagten beweisen.<br />

Eine Fülle von Beweisen und Guta<strong>ch</strong>ten, wie sie no<strong>ch</strong> von keinem Geri<strong>ch</strong>t<br />

der Alliierten erhoben wurde. Und da soll das Zauberwort Offenkundigkeit<br />

rei<strong>ch</strong>en?” wollte Dr. S<strong>ch</strong>aller wissen.<br />

Zum Staats<strong>an</strong>walt gew<strong>an</strong>dt fragte der Anwalt: “Stellen sie si<strong>ch</strong> vor, wir<br />

hätten in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d eine neue Regierung und diese Regierung würde die<br />

H<strong>an</strong>dlungsweise ihrer Staatsdiener im Zusammenh<strong>an</strong>g mit den Paragraphen<br />

56 und 62 bis 65 Grundgesetz dahingehend prüfen, ob sie au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>aden vom Deuts<strong>ch</strong>en Volk abwenden würden.” D<strong>an</strong>n die Zuhörer <strong>an</strong>spre<strong>ch</strong>end:<br />

“Stellen Sie si<strong>ch</strong> vor, der Staats<strong>an</strong>walt müßte si<strong>ch</strong> für seine<br />

Vorwürfe gegenüber dem General re<strong>ch</strong>tfertigen. Stellen Sie si<strong>ch</strong> vor, m<strong>an</strong><br />

würde ihn fragen, was haben Sie für Beweise für die Gaskammerbehauptungen?<br />

Er hätte ni<strong>ch</strong>ts vorzuzeigen. No<strong>ch</strong> muß si<strong>ch</strong> kein Staats<strong>an</strong>walt ver<strong>an</strong>tworten,<br />

no<strong>ch</strong> sind wir ni<strong>ch</strong>t so weit.”<br />

D<strong>an</strong>n zitierte der Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt den Oberrabbiner Imm<strong>an</strong>uel Jakobovits,<br />

der sagte: “Für den Holocaust gibt es heute einen g<strong>an</strong>zen Industriezweig<br />

mit großen Profiten für Autoren, Fors<strong>ch</strong>er, Museenpl<strong>an</strong>er und Politiker.”<br />

Dr. S<strong>ch</strong>aller rief der Ri<strong>ch</strong>terb<strong>an</strong>k zu: “Die Störung des öffentli<strong>ch</strong>en Friedens<br />

fängt dort <strong>an</strong>, wo m<strong>an</strong> von den Deuts<strong>ch</strong>en verl<strong>an</strong>gt, daß sie die Gaskammer-Morde<br />

auf si<strong>ch</strong> zu nehmen haben.<br />

Es sind s<strong>ch</strong>on abenteuerli<strong>ch</strong>e Konstruktionen, daß es Beleidigung und<br />

Volksverhetzung sein soll, wenn jem<strong>an</strong>d naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

über die Gaskammern publiziert. Was aber hat der Staats<strong>an</strong>walt den<br />

naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Beweisen des Angeklagten entgegenzusetzen? Er<br />

s<strong>ch</strong>reit, wir wollen und müssen s<strong>ch</strong>uldig bleiben. Das ist alles.<br />

Die Verteidigung hingegen hat einen Guta<strong>ch</strong>ter hier im Saal, der ein<br />

Guta<strong>ch</strong>ten erstellte, das keine Frage offen läßt. Der Guta<strong>ch</strong>ter kommt zu<br />

dem glasklaren S<strong>ch</strong>luß, daß die behaupteten Gaskammern niemals mit Zyklon-B<br />

in Berührung gekommen sind. Niemals,” s<strong>ch</strong>leudert Dr. S<strong>ch</strong>aller der<br />

Ri<strong>ch</strong>terb<strong>an</strong>k entgegen. D<strong>an</strong>n weiter: “Da sitzt der Sa<strong>ch</strong>verständige und darf<br />

kein Wort sagen. Ein Wissens<strong>ch</strong>aftler des Max Pl<strong>an</strong>ck Instituts wird abgewehrt!<br />

Und der General soll ins Gefängnis? Das wollen Sie ver<strong>an</strong>tworten?”<br />

D<strong>an</strong>n wurde der Anwalt no<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>er: “Der Angeklagte darf erwarten,<br />

daß die Geri<strong>ch</strong>te ihre Pfli<strong>ch</strong>t erfüllen. Nämli<strong>ch</strong>, au<strong>ch</strong> seine Uns<strong>ch</strong>uld zu ermitteln.<br />

Es k<strong>an</strong>n do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>gehen, dauernd vor den Alliierten einen<br />

Kotau zu ma<strong>ch</strong>en.” Bei den folgenden Worten r<strong>an</strong>g der tapfere Verteidiger<br />

mit den Tränen: “Warum muß ein Mens<strong>ch</strong> über die Klinge springen, nur<br />

damit diese Legende am Leben erhalten werden k<strong>an</strong>n? Hören Sie auf, Herr<br />

230


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

Staats<strong>an</strong>walt, si<strong>ch</strong> auf Rom<strong>an</strong>e zu stützen, die immer wieder niederges<strong>ch</strong>rieben<br />

werden. Es k<strong>an</strong>n so ni<strong>ch</strong>t weitergehen, das eigene Volk im Regen<br />

stehen zu lassen. Eröffnen Sie das Beweisverfahren no<strong>ch</strong> einmal,” damit<br />

s<strong>ch</strong>loß der Anwalt sein Plädoyer.<br />

Des Generals S<strong>ch</strong>lußwort<br />

“Vor diesem Regime-Tribunal, das mir jeden wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Beweis<br />

verwehrt hat, habe i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts zu sagen, bis auf eines: Sie,” dabei deutete<br />

General Remer auf den Staats<strong>an</strong>walt und die Ri<strong>ch</strong>ter, “werden si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

einmal für das, was Sie in diesem Prozeß get<strong>an</strong> haben, zu ver<strong>an</strong>tworten haben.”<br />

Resümee<br />

General Remer, der mit seinen naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Publikationen die<br />

Diskussion um Aus<strong>ch</strong>witz in G<strong>an</strong>g bra<strong>ch</strong>te, s<strong>ch</strong>eint für die ehemaligen Siegermä<strong>ch</strong>te<br />

gefährli<strong>ch</strong> zu sein. Wenn Remer re<strong>ch</strong>t behält, entfällt für die Alliierten<br />

die Re<strong>ch</strong>tfertigung im Na<strong>ch</strong>hinein, das deuts<strong>ch</strong>e Volk abges<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tet<br />

und ausgeraubt zu haben. Für die Juden entfiele, wie es Prof. Wolffsohn<br />

ausdrückt, “die einzig übriggebliebene Identitätsstiftung”. Dafür soll General<br />

Remer im Kerker verrecken? Dieses “Todesurteil” erinnert <strong>an</strong> <strong>an</strong>dere<br />

mysteriöse Todesfälle, wie beispielsweise <strong>an</strong> die von Fr<strong>an</strong>z Josef Strauß<br />

und seiner Frau Mari<strong>an</strong>ne. Erst starb Mari<strong>an</strong>ne Strauß aus ungeklärter Ursa<strong>ch</strong>e<br />

bei einem Verkehrsunfall. D<strong>an</strong>n vers<strong>ch</strong>ied der kerngesunde, ehemalige<br />

bayeris<strong>ch</strong>e Ministerpräsident unter merkwürdigen, medizinis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

völlig geklärten Umständen selbst.<br />

Die ALLGEM. JÜD. WO. ZTG. vom 29. Oktober 1992 erinnert <strong>an</strong> die<br />

Absi<strong>ch</strong>ten von Strauß: “Dies zeigt s<strong>ch</strong>on die Erklärung von Fr<strong>an</strong>z J. Strauß<br />

am 1. Februar 1987, wona<strong>ch</strong> die Bundesrepublik aus dem S<strong>ch</strong>atten der Nazi-Verg<strong>an</strong>genheit<br />

heraustreten und ein neues Kapitel im Bu<strong>ch</strong> der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

aufs<strong>ch</strong>lagen sollte...”<br />

Der Überleitungsvertrag der Siegermä<strong>ch</strong>te verbietet Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, “aus der<br />

Nazi-Verg<strong>an</strong>genheit herauszutreten und ein neues Kapitel im Bu<strong>ch</strong> der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

aufzus<strong>ch</strong>lagen”. Den Alliierten wäre im Na<strong>ch</strong>hinein ihre Re<strong>ch</strong>tfertigung<br />

für ihre am deuts<strong>ch</strong>en Volk verübten Verbre<strong>ch</strong>en genommen und<br />

das Judentum verlöre mit einem S<strong>ch</strong>lag seine identitätsstiftende Grundlage.<br />

Dadur<strong>ch</strong> wäre die Existenz des Staates Israel gefährdet. Gibt es Parallelen<br />

zwis<strong>ch</strong>en Remers “Todes-Urteil” und dem Tod von Mari<strong>an</strong>ne und F. J.<br />

Strauß?<br />

231


“Der Volksverhetzungsparagraph: Ein hilfloser Versu<strong>ch</strong>,<br />

den Historikerstreit mit juristis<strong>ch</strong>en Mitteln autoritativ zu<br />

ents<strong>ch</strong>eiden.”<br />

Horst Meier 1<br />

Deuts<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>tsurteil:<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Werk wird verbr<strong>an</strong>nt!<br />

Verfahren wegen Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

endet mit Bü<strong>ch</strong>erverbrennung<br />

Ab dem 7. Mai 1995 saß Ri<strong>ch</strong>ter Burkhardt Stein am Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen<br />

über Verleger, Herausgeber und Autoren des revisionistis<strong>ch</strong>en<br />

Grundlagenwerkes Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu Geri<strong>ch</strong>t (Az. 4 Gs<br />

173/95). Zuerst wurden die Verfahren gegen die Autoren aus vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Gründen abgetrennt. Sod<strong>an</strong>n mußte au<strong>ch</strong> das Verfahren gegen den Herausgeber<br />

Ernst Gauss alias <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> abgetrennt werden, da i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu<br />

Verh<strong>an</strong>dlung ers<strong>ch</strong>ienen war. Ri<strong>ch</strong>ter Stein erließ daraufhin Haftbefehl gegen<br />

mi<strong>ch</strong>. 2<br />

Im Laufe des Verfahrens warfen die Staats<strong>an</strong>wältin und der Ri<strong>ch</strong>ter dem<br />

Verleger Wigbert Grabert vor, das inkriminierte Bu<strong>ch</strong> erfülle mit einigen<br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> den Holocaust leugnenden Adjektiven wie “<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>”, “vermeintli<strong>ch</strong>”<br />

und “sogen<strong>an</strong>nt” den Tatbest<strong>an</strong>d der Volksverhetzung. 3 Der<br />

Verteidiger best<strong>an</strong>d darauf, daß beim Verlesen bestimmter Passagen des<br />

Bu<strong>ch</strong>es immer au<strong>ch</strong> der umfassende und ausführli<strong>ch</strong>e Fußnotenapparat mitverlesen<br />

würde, um die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit und Seriosität des Bu<strong>ch</strong>es<br />

hervorzuheben, da alles mit zumeist etablierten Quellen belegt sei. Der<br />

Ri<strong>ch</strong>ter <strong>an</strong>twortete darauf jedo<strong>ch</strong> nur, zur Staats<strong>an</strong>wältin Sus<strong>an</strong>ne Tes<strong>ch</strong>ner<br />

gew<strong>an</strong>dt, daß das Geri<strong>ch</strong>t in diesem Verfahren ni<strong>ch</strong>t laut denken werde. Die<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Anträge der Verteidigung auf Einholung von Sa<strong>ch</strong>guta<strong>ch</strong>ten<br />

oder Zuziehung von Akten, aus denen hervorgehe, daß die Worte “<strong>an</strong>geb-<br />

1 taz, 5.2.1996.<br />

2 Vgl. das S<strong>ch</strong>reiben meines Verteidigers Thomas Mende, 20.5.1996<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos7_d.pdf).<br />

3 Vgl. die Anklages<strong>ch</strong>rift: www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos6_d.pdf.<br />

232


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

li<strong>ch</strong>” usw. ni<strong>ch</strong>t per se einen leugnenden<br />

Inhalt haben, wurden ebenfalls<br />

abgelehnt.<br />

Ebenso abgelehnt werden zwei<br />

Anträge des Verteidigers, das Verfahren<br />

einzustellen, da es in diesem<br />

Verfahren für den Ri<strong>ch</strong>ter au<strong>ch</strong> theoretis<strong>ch</strong><br />

keine Mögli<strong>ch</strong>keit gebe, den<br />

Angeklagten freizuspre<strong>ch</strong>en, da er in<br />

einem sol<strong>ch</strong>en Falle mit gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Verfolgung oder gar strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Ahndung dur<strong>ch</strong> die Justiz<br />

re<strong>ch</strong>nen müsse, wie der Fall des<br />

Ri<strong>ch</strong>ters Orlet im Verfahren gegen<br />

Deckert bewiesen habe.<br />

Na<strong>ch</strong> einigen Verh<strong>an</strong>dlungstagen<br />

wurde der sa<strong>ch</strong>verständige Zeuge Dr.<br />

Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n zur Frage gehört, ob das Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sei. Dr. Hoffm<strong>an</strong>n, über Jahrzehnte Historiker am<br />

Militärges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsamt der Bundeswehr in Freiburg, kam in<br />

seinem Guta<strong>ch</strong>ten zu folgender Bewertung: 4<br />

Dr. Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n<br />

“[…] Die vers<strong>ch</strong>iedenen Beiträge [des Werkes Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te]<br />

sind fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t und überwiegend in einem untersu<strong>ch</strong>enden<br />

Stil ges<strong>ch</strong>rieben. Der Anmerkungsapparat läßt, was Ausführli<strong>ch</strong>keit und<br />

Vollständigkeit <strong>an</strong>geht, wenig zu wüns<strong>ch</strong>en übrig und ist für den Su<strong>ch</strong>enden<br />

überaus hilfrei<strong>ch</strong>, zumal da au<strong>ch</strong> die Gegenliteratur ohne Eins<strong>ch</strong>ränkung<br />

her<strong>an</strong>gezogen ist. […]<br />

Die einzelnen Beiträge des Sammelb<strong>an</strong>des sind folgeri<strong>ch</strong>tig und sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-darstellend<br />

aufgebaut […] Der Charakter der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

k<strong>an</strong>n diesem Sammelwerk von daher ni<strong>ch</strong>t abgespro<strong>ch</strong>en werden, zumal<br />

wenn m<strong>an</strong> zum Verglei<strong>ch</strong> m<strong>an</strong><strong>ch</strong>e Veröffentli<strong>ch</strong>ung der Gegenseite her<strong>an</strong>zieht,<br />

deren Wissens<strong>ch</strong>aftsgehalt ja au<strong>ch</strong> niemals in Zweifel gezogen<br />

wird. […]<br />

Der Gesamteindruck des von Gauss herausgegebenen Sammelwerkes<br />

ist der, daß sein Inhalt, wennglei<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> mit kritis<strong>ch</strong>em Verst<strong>an</strong>d,<br />

ebenso zur Kenntnis genommen werden muß, wie dies bei der ‘offiziellen’<br />

Literatur zum Holocaust ja unbestritten und unbehindert immer der<br />

4 Der gesamte Text des Guta<strong>ch</strong>tens wurde abgedruckt in VffG 1(3) (1997), S. 205ff.<br />

233


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Fall ist. Au<strong>ch</strong> in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t gilt eben das Audiatur et altera pars!<br />

Eine Unterdrückung dieser sorgfältig belegten Untersu<strong>ch</strong>ung aber würde<br />

einer gewaltsamen Behinderung des legitimen Strebens na<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Erkenntnis glei<strong>ch</strong>kommen. Denn der Erkenntnisst<strong>an</strong>d bleibt<br />

ja niemals unverändert. Übertreibungen und Fehler hingegen s<strong>ch</strong>leifen<br />

si<strong>ch</strong> im Verlauf einer normalen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kontroverse erfahrungsgemäß<br />

immer von selber ein. M<strong>an</strong> sollte dem souveränen, freien<br />

Fors<strong>ch</strong>er und Leser ni<strong>ch</strong>t von vornherein das Kritikvermögen abspre<strong>ch</strong>en<br />

wollen. Von der Unterdrückung mißliebiger Bü<strong>ch</strong>er bis zu ihrer<br />

Verbrennung ist es d<strong>an</strong>n nur ein kleiner S<strong>ch</strong>ritt. Und damit wären wir,<br />

wenn au<strong>ch</strong> unter <strong>an</strong>deren Vorzei<strong>ch</strong>en, wieder dort <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt, wo das<br />

g<strong>an</strong>ze Unglück begonnen hat. […]”<br />

Begriffe wie “vermeintli<strong>ch</strong>” oder “<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>” gefielen dem sa<strong>ch</strong>verständigen<br />

Zeugen zwar ni<strong>ch</strong>t, jedo<strong>ch</strong> stellten sie den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Gehalt<br />

des Bu<strong>ch</strong>es ni<strong>ch</strong>t in Frage.<br />

Die Verteidigung legt zudem ein s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>es Guta<strong>ch</strong>ten von Prof. Dr.<br />

Ernst Nolte vor, das dem Bu<strong>ch</strong> ebenfalls wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Charakter zugesteht.<br />

5<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend hält die Staats<strong>an</strong>wältin ihr Plädoyer. Die ihrer Meinung<br />

na<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>limmsten Wendungen in dem Bu<strong>ch</strong> wie “vermeintli<strong>ch</strong>e Gaskammern”,<br />

“<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Verni<strong>ch</strong>tungslager”, “Aus<strong>ch</strong>witzkeule”, “Holocaustreligion”,<br />

“identitätsstiftenden Gruppenph<strong>an</strong>tasien”, “<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>er Völkermord”,<br />

“etablierte Holocaustszene”, “ad absurdum führen” leugneten,<br />

obwohl z.T. aus etablierten Publikationen stammend, den NS-Judenmord<br />

und erfüllten somit den Tatbest<strong>an</strong>d der Volksverhetzung. Der sa<strong>ch</strong>verständige<br />

Historiker Dr. Hoffm<strong>an</strong>n sei na<strong>ch</strong> Ausführungen der Staats<strong>an</strong>wältin<br />

ni<strong>ch</strong>t kompetenter bei der Beurteilung, ob das Bu<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sei,<br />

5<br />

Unveröffentli<strong>ch</strong>t; vgl. dazu Noltes Anmerkungen in seinem Bu<strong>ch</strong> Der kausale Nexus,<br />

Herbig, Mün<strong>ch</strong>en 2002, S. 101, FN 6:<br />

“Es [das Werk] weist, wennglei<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>weg, die formalen Kennzei<strong>ch</strong>en der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

– wie Anführung der gegneris<strong>ch</strong>en Literatur und argumentative Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

damit – auf, und ist daher als ‘pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>’ bezei<strong>ch</strong>net<br />

worden. Aber ein [<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>] verfehlter Ansatz und [<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>] unzurei<strong>ch</strong>ende Argumente<br />

sind ni<strong>ch</strong>t eo ipso ‘pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>’; Wissens<strong>ch</strong>aft ist ni<strong>ch</strong>t mit Ri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

oder gar Wahrheit identis<strong>ch</strong>, sondern sie strebt in einem Prozeß na<strong>ch</strong> Ri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

bzw. Wahrheit, der die Existenz von Unri<strong>ch</strong>tigem voraussetzt.”<br />

Zu Noltes Ansi<strong>ch</strong>ten über Holocaust und Holocaust-Revisionismus vgl. meine Kritik “Im<br />

Streit mit Prof. Nolte”, in: <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen, Castle Hill Publishers, Hastings<br />

2005.<br />

234


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

als ein Jurist selbst, weshalb sein Guta<strong>ch</strong>ten zu übergehen sei. Der Verleger<br />

Grabert sei somit zu 9 Monaten Gefängnis auf Bewährung zu verurteilen.<br />

Am letzten Verh<strong>an</strong>dlungstag, Samstag (!), den 15.6.96, führte der Verteidiger<br />

in seinem Plädoyer aus, die Anwürfe der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft, wona<strong>ch</strong><br />

das Bu<strong>ch</strong> ein pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Ma<strong>ch</strong>werk übelster Sorte sei,<br />

seien “pseudojuristis<strong>ch</strong>e Tots<strong>ch</strong>lagvokabeln” ohne Inhalt und Definition.<br />

Der Verteidiger verwies auf den hohen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufw<strong>an</strong>d, der<br />

zur Erstellung des Bu<strong>ch</strong>es notwendig gewesen sei, sowie darauf, daß der<br />

sa<strong>ch</strong>verständige Zeuge dem Bu<strong>ch</strong> unums<strong>ch</strong>ränkt die Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

zugesteht. Er wies ferner darauf hin, daß der §130 Abs. 3 StGB (Volksverhetzung)<br />

d<strong>an</strong>n verfassungswidrig sei, wenn er dazu diene, erwiesen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Publikationen der Bü<strong>ch</strong>erverbrennung <strong>an</strong>heimzugeben.<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend verurteilte der Ri<strong>ch</strong>ter den Verleger Grabert zur Zahlung<br />

von DM 30.000 Strafe und bes<strong>ch</strong>loß die Einziehung und somit de facto die<br />

Verbrennung aller Exemplare des Bu<strong>ch</strong>es Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

sowie der zugehörigen Druckunterlagen. In seiner Urteilsbegründung führte<br />

er aus, daß Teile des Bu<strong>ch</strong>es zwar ni<strong>ch</strong>t der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit entbehrten,<br />

jedo<strong>ch</strong> würden Wörter wie “<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>”, “vermeintli<strong>ch</strong>”, “Br<strong>an</strong>dopfer<br />

der Juden”, “unterstellte Pl<strong>an</strong>mäßigkeit”, “furiose Ph<strong>an</strong>tasien”, obwohl zum<br />

Teil aus Zitaten etablierter Persönli<strong>ch</strong>keiten stammend, den Holocaust<br />

leugnen und deshalb den Tatbest<strong>an</strong>d der Volksverhetzung erfüllen.<br />

235


“Die Zensur ist die jüngere von zwei s<strong>ch</strong>ändli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>western. Die ältere heißt Inquisition. Die Zensur ist das<br />

lebendige Eingeständnis der Herrs<strong>ch</strong>enden, daß sie nur<br />

verdummte Sklaven treten, aber keine freien Völker regieren<br />

können.”<br />

Joh<strong>an</strong>n Nestroy (1801-1862)<br />

Mehr Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> 1996 mein Vaterl<strong>an</strong>d verlassen hatte, wurde eine g<strong>an</strong>ze Serie<br />

weiterer Strafverfahren gegen mi<strong>ch</strong> eröffnet für Veröffentli<strong>ch</strong>ungen, die<br />

i<strong>ch</strong> entweder verfaßt, herausgegeben, veröffentli<strong>ch</strong>t oder in gedruckter oder<br />

elektronis<strong>ch</strong>er (Internet) Fassung vertrieben habe bzw. vertreibe. Die na<strong>ch</strong>folgend<br />

aufgeführte Liste enthält zuvorderst Fälle, bei denen mir sol<strong>ch</strong>e<br />

Strafverfahren zur Kenntnis gel<strong>an</strong>gten. Zumal der Vertrieb von Medien, die<br />

von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt<br />

wurden, in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ebenfalls ein kriminelles Delikt ist, und da jede<br />

Bes<strong>ch</strong>lagnahmung von Medien dur<strong>ch</strong> ein deuts<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>t zuglei<strong>ch</strong> automatis<strong>ch</strong><br />

mit einer Strafverfolgung jener verbunden ist, die dieses bes<strong>ch</strong>lagnahmte<br />

Medium verfaßt, herausgegeben, veröffentli<strong>ch</strong>t, verbreitet,<br />

hergestellt, importiert, exportiert, gelagert oder sonstwie zugängli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t<br />

haben, stellt jeder der hier aufgeführten Fälle ein Verbre<strong>ch</strong>en unter<br />

den strengen deuts<strong>ch</strong>en Zensurgesetzen dar. M<strong>an</strong> wird daher davon ausgehen<br />

können, daß jeder der na<strong>ch</strong>folgend erwähnten Fälle zu Strafverfahren<br />

gegen mi<strong>ch</strong> geführt hat oder wird führen können. I<strong>ch</strong> habe zudem von mir<br />

veröffentli<strong>ch</strong>te Werke aufgeführt, bezügli<strong>ch</strong> derer mir bisher ni<strong>ch</strong>t bek<strong>an</strong>nt<br />

geworden ist, ob es zu Strafverfahren gekommen ist. Da der Inhalt dieser<br />

S<strong>ch</strong>riften aber mit jenen Medien verglei<strong>ch</strong>bar ist, aufgrund derer Strafverfahren<br />

gegen mi<strong>ch</strong> eröffnet wurden, k<strong>an</strong>n damit gere<strong>ch</strong>net werden, daß es<br />

au<strong>ch</strong> in diesen Fällen zu Eröffnung von Strafverfahren kam. 1<br />

1. 1994 bes<strong>ch</strong>lagnahmt die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Böblingen während einer<br />

Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung bei mir die na<strong>ch</strong>folgend aufgeführten S<strong>ch</strong>riften und<br />

teilt mir im Sommer 1996 mit, daß sie verni<strong>ch</strong>tet werden. Da i<strong>ch</strong> diese<br />

1<br />

Einige der hier erwähnten Einziehungs- bzw. Bes<strong>ch</strong>lagnahmungsdokumente befinden si<strong>ch</strong><br />

online: www.germarrudolf.com/persecute/docs/index.html<br />

236


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>riften na<strong>ch</strong> 1994 fortwährend weiter verbreitet habe – und zwar sowohl<br />

in gedruckter Form als au<strong>ch</strong> über das Internet – wird es wohl zu<br />

weiteren Strafverfahren in diesen Fällen gegen mi<strong>ch</strong> gekommen sein:<br />

o Rüdiger Kammerer, Armin Solms (Hg.), Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Erdruts<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Cromwell Press, London 1993<br />

(AG Böblingen, 9 Gs 521/94).<br />

o M<strong>an</strong>fred Köhler, Prof. Dr. Ernst Nolte: Au<strong>ch</strong> Holocaust-Lügen haben<br />

kurze Beine, Cromwell Press, London 1994 (AG Böblingen, 9 Gs<br />

521/94). 2<br />

o Wilhelm S<strong>ch</strong>lesiger, Der Fall <strong>Rudolf</strong>, Cromwell Press, Brighton 1994<br />

(AG Böblingen, 9 Gs 521/94). 3<br />

2. 1996 befiehlt des Amtsgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en die Einziehung und Verni<strong>ch</strong>tung<br />

der Ausgabe 6/1995 der Staatsbriefe (Castel del Monte, Mün<strong>ch</strong>en),<br />

u.a. wegen eine Beitrages von mir (Amtsgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en, 8440<br />

Ds 112 Js 10161/96). 4<br />

3. 1996 bes<strong>ch</strong>ließt das Amtsgeri<strong>ch</strong>t Berlin Tiergarten Einziehung und<br />

Verni<strong>ch</strong>tung der Ausgaben 2 und 3/1995 der Zeits<strong>ch</strong>rift Sleipnir, (Verlag<br />

der Freunde, Mün<strong>ch</strong>en), u.a. wegen eines von mir verfaßten Artikels<br />

(Amtsgeri<strong>ch</strong>t Berlin-Tiergarten, 271 Ds 155/96). 5<br />

4. Im März 1997 eröffnet Ri<strong>ch</strong>ter Dr. Payer vom Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen<br />

ein Strafverfahren gegen mi<strong>ch</strong> wegen der Verbreitung verbotener<br />

S<strong>ch</strong>riften über die Internetseite www.codoh.com (Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen,<br />

Az. 9(8) Gs 228/97).<br />

5. 1997 befiehlt das Amtsgeri<strong>ch</strong>t Weinheim die Einziehung und Verni<strong>ch</strong>tung<br />

der formell von Herbert Verbeke, de facto aber von mir herausgegebenen<br />

S<strong>ch</strong>rift <strong>Kardinalfragen</strong> zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek,<br />

Ber<strong>ch</strong>em 1996 (Amtsgeri<strong>ch</strong>t Weinheim, 18.03.1998, Az. 2 Ds<br />

11 Js 5428/97). 6<br />

2<br />

www.vho.org/D/Nolte.<br />

3<br />

vho.org/D/dfr.<br />

4<br />

“Naht ein deuts<strong>ch</strong>er Bürgerkrieg?”, Staatsbriefe 6(6) (1995), S. 6-8; vgl. den letzten Beitrag<br />

in diesem B<strong>an</strong>d. (vho.org/D/Staatsbriefe/<strong>Rudolf</strong>6_6.html).<br />

5<br />

G. <strong>Rudolf</strong> und J. Markiewicz, W. Gubala, J. Labedz, “Briefwe<strong>ch</strong>sel”, Sleipnir, 1(3)<br />

(1995) S. 29-33 (vho.org/D/Kardinal/Leu<strong>ch</strong>ter.html); G. <strong>Rudolf</strong>, “Kein Brief ins Gefängnis?”,<br />

Sleipnir 1(2) (1995), ni<strong>ch</strong>t online erhältli<strong>ch</strong>. Das Strafverfahren wurde am 21. März<br />

1996 mit Az. 81 Js 2305/95 na<strong>ch</strong> §154 StPO vorläufig eingestellt, weil die zu erwartende<br />

Strafe im Verglei<strong>ch</strong> zu der in meinem ersten Prozeß verhängten Strafe “ni<strong>ch</strong>t beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

ins Gewi<strong>ch</strong>t fallen würde”. Es ist mir ni<strong>ch</strong>t bek<strong>an</strong>nt, ob der Fall wieder aufgenommen<br />

werden könnte, da i<strong>ch</strong> flü<strong>ch</strong>tig bin.<br />

6<br />

vho.org/D/Kardinal.<br />

237


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

6. 1997 befiehlt das Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen die Einziehung und Verni<strong>ch</strong>tung<br />

des von Rüdiger Kammerer und Armin Solms herausgegebenen,<br />

aber von mir verfaßten Werkes Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Cromwell Press,<br />

London 1993 (Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen, Ref. 9(8) Gs 228/97). 7<br />

7. 1997 befiehlt das Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen die Einziehung und Verni<strong>ch</strong>tung<br />

des formell von Herbert Verbeke, de facto aber von mir herausgegebenen<br />

Bu<strong>ch</strong>es Aus<strong>ch</strong>witz: Nackte Fakten, Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek,<br />

Ber<strong>ch</strong>em 1996 (Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen, Az. 9(8) Gs 228/97). 8 Am 8.<br />

April 1999 s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wird das Bu<strong>ch</strong> von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende<br />

S<strong>ch</strong>riften auf den Index verbotener S<strong>ch</strong>riften gesetzt<br />

(Bundes<strong>an</strong>zeiger (BAnz) Nr. 81, 30.4.1999).<br />

8. Am 2. Dezember 1997 informiert die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende<br />

S<strong>ch</strong>riften den Herausgeber der Vierteljahreshefte für freie<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, formell Herbert Verbeke, de facto aber i<strong>ch</strong>, daß<br />

es die Ausgaben 1+2/1997 der Zeits<strong>ch</strong>rift auf den Index verbotener<br />

S<strong>ch</strong>riften setzen wird (BAnz. Nr. 41 vom 28.02.1998). 9<br />

9. Am 12. Mai 1998 informiert die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende<br />

S<strong>ch</strong>riften den Ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>en der Webseite www.vho.org, formell<br />

zeitweise Siegfried Verbeke, de facto aber immer und au<strong>ch</strong> formell seit<br />

Sommer i<strong>ch</strong>, daß sie die gesamte Website auf den Index verbotener<br />

S<strong>ch</strong>riften setzen wird. (Az. Nr. BPjS, Pr. 273/98 UK/S<strong>ch</strong>m). 10<br />

10. Am 25. August 1998 bena<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tigt die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Mün<strong>ch</strong>en I<br />

den Verleger der Zeits<strong>ch</strong>rift Vierteljahreshefte für freie Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung,<br />

formell Herbert Verbeke, de facto aber i<strong>ch</strong>, daß gegen ihn ein<br />

Strafverfahren wegen eines Artikels in der Nr. 1/1998 der Zeits<strong>ch</strong>rift<br />

eröffnet wurde, in dem der Grundwasserst<strong>an</strong>d im KL Aus<strong>ch</strong>witz-<br />

Birkenau beh<strong>an</strong>delt wird (Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Mün<strong>ch</strong>en I, Az. 112 Js<br />

11282/98). 11<br />

11. Am 12. J<strong>an</strong>uar 1999 bena<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tigt die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende<br />

S<strong>ch</strong>riften den Verleger der Vierteljahreshefte für freie Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung,<br />

formell Herbert Verbeke, de facto aber i<strong>ch</strong>, daß die<br />

Ausgaben 3+4 1997 auf den Index verbotener S<strong>ch</strong>riften gesetzt wurden<br />

(BAnz. Nr. 20 vom 30.01.1999). 12<br />

7 vho.org/D/rga.<br />

8 vho.org/D/<strong>an</strong>f.<br />

9 vho.org/VffG/1997/1/1_97.html und vho.org/VffG/1997/2/2_97.html.<br />

10 Vgl. au<strong>ch</strong> die Abs<strong>ch</strong>rift dieses Dokuments vho.org/censor/BPjS_vho.html.<br />

11 vho.org/VffG/1998/1/GaeRad1.html.<br />

12 vho.org/VffG/1997/3/3_97.html und vho.org/VffG/1997/4/4_97.html.<br />

238


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

12. Am 30. März 1999 befiehlt das Amtsgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en die Einziehung<br />

und Verni<strong>ch</strong>tung der Ausgabe 2/1998 der Zeits<strong>ch</strong>rift Vierteljahreshefte<br />

für freie Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, veröffentli<strong>ch</strong>t von mir, und teilt mir mit,<br />

daß gegen mi<strong>ch</strong> ein Strafverfahren eröffnet worden sei. 13 Als Grund<br />

werden zwei Artikel <strong>an</strong>geführt, in denen das KL Majd<strong>an</strong>ek 14 und die<br />

Kurzwellenentlausungs<strong>an</strong>lage in Aus<strong>ch</strong>witz 15 beh<strong>an</strong>delt werden (Amtsgeri<strong>ch</strong>t<br />

Mün<strong>ch</strong>en, 09.04.1999, Az. 812 Gs 16/98).<br />

13. Am 5. J<strong>an</strong>uar 2000 teilt die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende<br />

S<strong>ch</strong>riften mir als Verleger des Bu<strong>ch</strong>es KL Majd<strong>an</strong>ek. Eine historis<strong>ch</strong>e<br />

und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Studie mit, daß es dieses Bu<strong>ch</strong> auf den Index verbotener<br />

S<strong>ch</strong>riften gesetzt hat. (Az. 5715(V), BAnz. Nr. 20, 29.1.2000) 16<br />

14. Am 19. April 2000 zieht die Staatss<strong>ch</strong>utzpolizei Baden-Württemberg<br />

auf Befehl des Amtsgeri<strong>ch</strong>ts Tübingen das von mir unter dem Pseudonym<br />

Ernst Gauss verfaßte Bu<strong>ch</strong> Vorlesungen über Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ein<br />

und verni<strong>ch</strong>tet es (Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen, 12.04.2000, Az. 4 Gs<br />

312/2000). 17<br />

Die Verbreitung der folgenden von mir zum Kauf und/oder im Internet zum<br />

freien Herunterladen <strong>an</strong>gebotenen S<strong>ch</strong>riften ist in der BRD verboten, so<br />

daß Strafverfahren gegen mi<strong>ch</strong> wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> sind:<br />

15. Günther Anntohn, Henri Roques, Der Fall Günter Deckert,<br />

DAGD/Germ<strong>an</strong>ia Verlag, Weinheim 1995 (LG M<strong>an</strong>nheim, (13) 5 Ns<br />

67/96). 18<br />

16. Carl-Friedri<strong>ch</strong> Berg, In Sa<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Hohenrain, Tübingen<br />

1994 (AG Tübingen, 4 Gs 852/95). 19<br />

17. Carl-Friedri<strong>ch</strong> Berg, Wolfsgesells<strong>ch</strong>aft. Die demokratis<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

und ihre Feinde. Der kommende Kulturkampf, Hohenrain, Tübingen<br />

1995 (AG Tübingen, Bes<strong>ch</strong>lagnahmebes<strong>ch</strong>luß vom 16.04.1996,<br />

Az.: 4 Gs 248/96). 20<br />

18. Josef G. Burg, Das Tagebu<strong>ch</strong>, 2. Aufl., Ederer, Mün<strong>ch</strong>en 1978, Na<strong>ch</strong>-<br />

13<br />

vho.org/VffG/1998/2/2_98.html.<br />

14<br />

Dies war eine Rezension des im nä<strong>ch</strong>sten Punkt aufgeführten Bu<strong>ch</strong>es.<br />

15<br />

H<strong>an</strong>s Jürgen Nowak, “Kurzwellen-Entlausungs<strong>an</strong>lagen in Aus<strong>ch</strong>witz”, VffG 2(2) (1998),<br />

S. 87-105; online: vho.org/VffG/1998/2/Nowak2.html.<br />

16<br />

Autoren: Jürgen Graf, Carlo Mattogno, Castle Hill Publishers, Hastings 1998; online:<br />

vho.org/D/Majd<strong>an</strong>ek.<br />

17<br />

vho.org/D/vuez<br />

18<br />

vho.org/D/Deckert<br />

19<br />

vho.org/D/isd<br />

20<br />

vho.org/D/w<br />

239


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

druck: Lühe Verlag, Süderbrarup (AG Mün<strong>ch</strong>en, 115 Js 4412/87)… 21<br />

19. Josef G. Burg, Vers<strong>ch</strong>wörung des Vers<strong>ch</strong>weigens, Ederer, Mün<strong>ch</strong>en<br />

1979, Na<strong>ch</strong>druck: Lühe Verlag, Süderbrarup (AG Mün<strong>ch</strong>en, 421 Ds<br />

115 Js 4011/89). 22<br />

20. Josef G. Burg, Der jüdis<strong>ch</strong>e Ei<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n und der bundesdeuts<strong>ch</strong>e Amalek,<br />

Ederer, Mün<strong>ch</strong>en 1983, Na<strong>ch</strong>druck: Lühe Verlag, Süderbrarup (AG<br />

Mün<strong>ch</strong>en, 421 Ds 115 Js 4011/89). 23<br />

21. Josef G. Burg, Terror und Terror, 2. Auflage, Ederer, Mün<strong>ch</strong>en 1983,<br />

Na<strong>ch</strong>druck: Lühe Verlag, Süderbrarup (AG Mün<strong>ch</strong>en, 421 Ds 115 Js<br />

4011/89). 24<br />

22. Josef G. Burg, Majd<strong>an</strong>ek in alle Ewigkeit?, Ederer, Mün<strong>ch</strong>en 1979 (AG<br />

Mün<strong>ch</strong>en, 115 Js 4938/79). 25<br />

23. Josef G. Burg, ders., Sündenböcke, 3. Auflage, Ederer, Mün<strong>ch</strong>en 1980<br />

(AG Mün<strong>ch</strong>en, 115 Js 3457/83). 26<br />

24. Josef G. Burg, ders., Zionazi-Zensur in der BRD, Ederer, Mün<strong>ch</strong>en<br />

1980, jetzt Lühe-Verlag, Süderbrarup (AG Mün<strong>ch</strong>en, 421 Ds 115 Js<br />

4011/89). 27<br />

25. Gregory Douglas, Geheimakte Gestapo Müller, Druffel-Verlag, Berg a.<br />

Starnberger See 1994 (AG Starnberg, Bes<strong>ch</strong>lagnahmebes<strong>ch</strong>luß vom<br />

30.08.1996, Az. 11 Js 24942/96). 28<br />

26. Gregory Douglas, Geheimakte Gestapo Müller II, Druffel-Verlag, Berg<br />

1996 (AG Starnberg, Einziehungsbes<strong>ch</strong>luß vom 14.01.1999, 2 Ls11 Js<br />

30929/97). 29<br />

27. Rolf-Josef Eibi<strong>ch</strong>t, Hellmut Diwald, Grabert, Tübingen 1995 (AG Tübingen,<br />

Az. 4 Gs 1085/97). 30<br />

28. Jürgen Graf, Aus<strong>ch</strong>witz: Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust,<br />

Neue Visionen, S<strong>ch</strong>weiz, Würenlos/CH, (BAnz. Nr. 100,<br />

31.05.1996 bundesweit bes<strong>ch</strong>lagnahmt: AG M<strong>an</strong>nheim, 28.11.1994,<br />

Az.: 41 Gs 2626/94). 31<br />

21 vho.org/D/dtdaf<br />

22 www.vho.org/D/vdv<br />

23 www.vho.org/D/dje<br />

24 vho.org/D/tut<br />

25 vho.org/D/miae<br />

26 vho.org/D/s<br />

27 vho.org/D/zz<br />

28 vho.org/D/ggm1<br />

29 vho.org/D/ggm2<br />

30 vho.org/D/diwald<br />

31 vho.org/D/atuadh<br />

240


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

29. Jürgen Graf, Todesursa<strong>ch</strong>e Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Neue Visionen<br />

GmbH, Würenlos/CH 1995 (AG M<strong>an</strong>nheim, Bes<strong>ch</strong>lagnahmebes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 29.01.1996, Az. 41 Gs 94/96). 32<br />

30. Josef Halow, Siegerjustiz in Da<strong>ch</strong>au, Druffel, Berg am Starnberger See<br />

1994 (AG Starnberg, 11 Js 24944/96). 33<br />

31. J<strong>an</strong> v<strong>an</strong> Helsing, Geheim Gesells<strong>ch</strong>aften und ihre Ma<strong>ch</strong>t im 20. Jahrhundert,<br />

Ewertverlag, Rhede/Lathen/Playa del Ingles, Gr<strong>an</strong> C<strong>an</strong>aria<br />

1994 (AG M<strong>an</strong>nheim, Bes<strong>ch</strong>lagnahmebes<strong>ch</strong>luß vom 18.03.1996, Az.:<br />

41 Gs 241/96). 34<br />

32. J<strong>an</strong> v<strong>an</strong> Helsing, Geheim Gesells<strong>ch</strong>aften II, Ewertverlag, Rhede/Lathen/Playa<br />

del Ingles, Gr<strong>an</strong> C<strong>an</strong>aria 1995 (AG M<strong>an</strong>nheim, Bes<strong>ch</strong>lagnahmebes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 18.03.1996, Az. 41 Gs 240/96). 35<br />

33. Gerd Honsik, Freispru<strong>ch</strong> für Hitler?, Burgenländis<strong>ch</strong>e Verlagsgesells<strong>ch</strong>aft,<br />

1992 (Az. unbek<strong>an</strong>nt, aber die deuts<strong>ch</strong>en und österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Behörden sind wegen dieses Bu<strong>ch</strong>es hinter Honsik wie der Teufel hinter<br />

der armen Seele). 36<br />

34. Marcel H. Huber, Uns trifft keine S<strong>ch</strong>uld, Biograph Verlag GmbH,<br />

1997 (AG Starnberg, Einziehungsbes<strong>ch</strong>luß vom 14.01.1999, Az. 2<br />

Ls11Js 30929/97). 37<br />

35. Joa<strong>ch</strong>im Nolywaika, Die Sieger im S<strong>ch</strong>atten ihrer S<strong>ch</strong>uld, Deuts<strong>ch</strong>e<br />

Verlagsgesells<strong>ch</strong>aft (dvg), Rosenheim 1994 (AG Rosenheim, Bes<strong>ch</strong>lagnahmebes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 22.10.1996, Az.: 130 Js 531/96). 38<br />

36. Carlos W. Porter, Ni<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>uldig in Nürnberg, Nineteen Eighty Four<br />

Press, Brighton/GB (BAnz. Nr. 41 vom 28.02.1998). 39<br />

37. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, 2. Aufl., Castle Hill Publishers,<br />

Hastings 2001. 40 Im August 2002 teilte mir einer meiner Kunden mit,<br />

daß gegen ihn ein Strafverfahren eröffnet wurde wegen des Bezugs von<br />

zehn Exemplaren der Neuauflage meines Bu<strong>ch</strong>es Der Bundesverfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t<br />

2002, S. 98, s<strong>ch</strong>reibt, dieses Bu<strong>ch</strong> sei von der Bundesprüfstelle<br />

am 12.2.2002 indiziert worden. Dies bedeutet, daß die<br />

32 vho.org/store/UK/bresult.php?ID=7<br />

33 vho.org/D/sid<br />

34 vho.org/D/Geheim1/index.htm<br />

35 vho.org/D/Geheim2/<br />

36 vho.org/D/ffh<br />

37 vho.org/D/utks<br />

38 vho.org/D/dsisis<br />

39 vho.org/store/UK/bresult.php?ID=4<br />

40 vho.org/D/rga2<br />

241


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Verbreitung dieses Bu<strong>ch</strong>es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d als ein Verbre<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>gesehen<br />

wird, so daß mit Si<strong>ch</strong>erheit ebenso ein Strafverfahren gegen mi<strong>ch</strong><br />

als den Autor, Verleger und Vertreiber eröffnet wurde.<br />

38. Fr<strong>an</strong>z S<strong>ch</strong>eidl, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Verfemung Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds, B<strong>an</strong>d 2-5,<br />

Selbstverlag, Wien 1968 (Az. Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d unbek<strong>an</strong>nt; Österrei<strong>ch</strong>: StA<br />

Wien, Az. 30 Vr 5048/68; Ur 6/68). 41<br />

39. Fr<strong>an</strong>z S<strong>ch</strong>eidl, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d und die Juden, Selbstverlag, Wien o.J. (Az.<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d unbek<strong>an</strong>nt; Österrei<strong>ch</strong>: StA Wien, Az. 30 Vr 5048/68; Ur<br />

6/68). 42<br />

40. Herbert S<strong>ch</strong>weiger, Evolution und Wissen. Neuordnung der Politik,<br />

(AG Tübingen, 20.1.1998, Az. unbek<strong>an</strong>nt). 43<br />

41. Erwin Soratroi, Attilas Enkel auf Davids Thron, Grabert, Tübingen<br />

1992 (AG Tübingen, 4 Gs 445/95). 44<br />

42. Heinz Splittgerber, Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Anmerkungen, Kleine Heftreihe<br />

für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissen, Hefte 2, Verlag Der S<strong>ch</strong>lesier, Recklinghausen<br />

1996 (AG Bonn, Az. 64 Gs 1160/98). 45<br />

43. Wilhelm Stägli<strong>ch</strong>, Der Aus<strong>ch</strong>witz-Mythos. Legende oder Wirkli<strong>ch</strong>keit,<br />

Grabert Verlag, Tübingen 1978 (LG Stuttgart, Einziehungsbes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 07.05.1982 Az. KLs315/80 bestätigt: BGH vom 26.01.1983, Az.<br />

3StR414/82). 46<br />

44. Serge Thion, Politis<strong>ch</strong>e Wahrheit oder Historis<strong>ch</strong>e Wahrheit?, Verlag<br />

der Freunde, Berlin 1995 (AG Berlin, 81 Js 1683/95 KLs). 47<br />

45. B. Us<strong>ch</strong>kujnik, Paradoxie der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te – Ursprung des Holocaust,<br />

Lühe-Verlag, Süderbrarup 1986 (LG Flensburg, 2 Qs 50/96). 48<br />

46. Arthur Vogt, Der Holocaust – Legende oder Realität?, Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

zur Erfors<strong>ch</strong>ung der Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Regensdorf (LG Nürnberg<br />

Az.: 6 Ns 341 Js 31951/92). 49<br />

47. Ingrid Weckert, Feuerzei<strong>ch</strong>en. Die Rei<strong>ch</strong>skristallna<strong>ch</strong>t Drucks<strong>ch</strong>rift,<br />

Grabert Verlag, Tübingen 1981 (AG Tübingen, Einziehungsbes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 05.01.1998; Az.: 4 Ds 15 Js 16642/94). 50<br />

41<br />

vho.org/D/gdvd_2; ~_3; ~_4; ~_5<br />

42<br />

www.vho.org/D/dudj<br />

43<br />

vho.org/D/euw<br />

44<br />

vho.org/D/Attila/index.html<br />

45<br />

vho.org/D/za<br />

46<br />

vho.org/D/dam<br />

47<br />

vho.org/aaargh/deut/thion/STwahrheit1-1.html<br />

48<br />

www.vho.org/D/pdg<br />

49<br />

vho.org/D/dhlor<br />

50<br />

vho.org/D/Feuerzei<strong>ch</strong>en<br />

242


Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en<br />

48. H<strong>an</strong>s Werner Woltersdorf, Die Ideologie der neuen <strong>Weltordnung</strong>,<br />

Selbstverlag, Bad Neuenahr 1992 (StA Koblenz, 2101 Js 35821/93 - 22<br />

Ls). 51<br />

49. Steffen Werner, 2. babylonis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gens<strong>ch</strong>aft. Zum S<strong>ch</strong>icksal der<br />

Juden im Osten seit 1941/ Das S<strong>ch</strong>icksal der Juden im europäis<strong>ch</strong>en<br />

Osten, Selbstverlag, Pfullingen, 1990 (AG Tübingen, Einziehungsbes<strong>ch</strong>luß<br />

vom 24.04.1995, Az.: 12 Ds 15 Js 1608/93). 52<br />

In den folgenden Fällen ist mir ein Strafverfahren bisher ni<strong>ch</strong>t bek<strong>an</strong>nt geworden,<br />

ers<strong>ch</strong>eint aber wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>:<br />

50. J. Graf, C. Mattogno, Das Konzentrationslager Stutthof und seine<br />

Funktion in der nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Judenpolitik, Castle Hill Publishers,<br />

Hastings 1999. 53<br />

51. J. Graf, Riese auf tönernen Füßen. Raul Hilberg und sein St<strong>an</strong>dardwerk<br />

über den “Holocaust”, Castle Hill Publishers, Hastings 1999. 54<br />

52. Vierteljahreshefte für freie Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, alle Ausgaben seit<br />

3/98 (26 Ausgaben). 55<br />

53. C. Mattogno, J. Graf, Treblinka. Dur<strong>ch</strong>g<strong>an</strong>gslager oder Verni<strong>ch</strong>tungslager?,<br />

Castle Hill Publishers, Hastings 2002. 56<br />

54. C. Mattogno, Sonderbeh<strong>an</strong>dlung in Aus<strong>ch</strong>witz. Entstehung und Bedeutung<br />

eines Begriffs?, Castle Hill Publishers, Hastings 2003. 57<br />

55. D. Heddesheimer, Der Erste Holocaust, Castle Hill Publishers, Hastings<br />

2004. 58<br />

56. C. Mattogno, Belzec, Castle Hill Publishers, Hastings 2005. 59<br />

57. G. <strong>Rudolf</strong>, Vorlesungen über den Holocaust, Castle Hill Publishers,<br />

Hastings 2005. 60<br />

58. G. <strong>Rudolf</strong>, Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen, Castle Hill Publishers, Hastings 2005. 61<br />

59. Das vorliegende Werk. 62<br />

60. In folgenden Fällen von mir verfaßter bzw. verlegter englis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>iger<br />

51 www.vho.org/D/didnw<br />

52 vho.org/D/d2bg<br />

53 vho.org/D/Stutthof<br />

54 vho.org/D/Riese<br />

55 vho.org/VffG<br />

56 vho.org/D/Treblinka<br />

57 vho.org/D/sb<br />

58 vho.org/D/deh<br />

59 vho.org/D/b<br />

60 vho.org/D/vuedh<br />

61 vho.org/D/al<br />

62 vho.org/D/kadp<br />

243


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Literatur ist mir ein Strafverfahren bisher no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bek<strong>an</strong>nt geworden,<br />

ers<strong>ch</strong>eint aber mögli<strong>ch</strong>: 63 E. Gauss (Hg.), Dissecting the Holocaust. The<br />

Growing Critique of ‘Truth’ <strong>an</strong>d ‘Memory’, Theses & Dissertations<br />

Press (T&DP), 1. Aufl., Capshaw 2000/ 2. Aufl., G. <strong>Rudolf</strong> (Hg.), Chicago<br />

2004, J. Graf, Gi<strong>an</strong>t with Feet of Clay, T&DP, Capshaw 2001; G.<br />

<strong>Rudolf</strong>, The <strong>Rudolf</strong> Report, T&DP, Chicago 2003; C. Mattogno, J.<br />

Graf, Concentration Camp Majd<strong>an</strong>ek, T&DP, Chicago 2003; C. Mattogno,<br />

J. Graf, Concentration Camp Stutthof, T&DP, Chicago 2003;<br />

A.R. Butz, The Hoax of the Twentieth Century, T&DP, Chicago 2003;<br />

D. Heddesheimer, The First Holocaust, T&DP, Chicago 2003; R.H.<br />

Countess u.a. (Hg.), Exactitude, T&DP, Chicago 2004; C. Mattogno, J.<br />

Graf, Treblinka, T&DP, Chicago 2004; C. Mattogno, Belzec, T&DP,<br />

Chicago 2004; C. Mattogno, Special Treatment, T&DP, Chicago 2004;<br />

C. Mattogno, The Bunkers of Aus<strong>ch</strong>witz, T&DP, Chicago 2004; alle<br />

Ausgaben der Zeits<strong>ch</strong>rift The Revisionist. 64<br />

Und selbstverständli<strong>ch</strong> ist jede neue Ausgabe meiner beiden Zeits<strong>ch</strong>riften<br />

und jedes neue Bu<strong>ch</strong>, das i<strong>ch</strong> verlege, ein weiteres Verfahren wert, so<br />

daß die Liste wä<strong>ch</strong>st und wä<strong>ch</strong>st und wä<strong>ch</strong>st…<br />

Jeder einzelne dieser Fälle k<strong>an</strong>n in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d mit bis zu fünf Jahren<br />

Gefängnis bestraft werden. Freili<strong>ch</strong> würden einige dieser Fälle zusammengefaßt<br />

werden, aber es ist wohl unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, daß m<strong>an</strong> alles in einem<br />

großen Fall zusammenfaßte, denn d<strong>an</strong>n würde i<strong>ch</strong> ja na<strong>ch</strong> fünf Jahren<br />

s<strong>ch</strong>on wieder frei sein und endgültig unerrei<strong>ch</strong>bar ins Ausl<strong>an</strong>d vers<strong>ch</strong>winden,<br />

und alles ginge wieder von vorne los, diesmal aber ohne die leiseste<br />

Ch<strong>an</strong>ce, daß m<strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals ausgeliefert bekommt. Also wird m<strong>an</strong> alles<br />

tun, um mi<strong>ch</strong> so l<strong>an</strong>ge wie mögli<strong>ch</strong> in Isolationshaft zu halten, um mi<strong>ch</strong><br />

womögli<strong>ch</strong> psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> zu bre<strong>ch</strong>en. Würde i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> also den deuts<strong>ch</strong>en Behörden<br />

ergeben, so hätte i<strong>ch</strong> im günstigsten Fall mit fünf Jahren Gefängnis<br />

zu re<strong>ch</strong>nen, im ungünstigsten Fall aber mit weitaus mehr, viellei<strong>ch</strong>t 10 bis<br />

15 Jahre, und dies alles wegen meiner <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntermaßen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>riften und wegen meines re<strong>ch</strong>t erfolgrei<strong>ch</strong>en Kampfes gegen die<br />

totalitäre bundesdeuts<strong>ch</strong>e Zensur, der i<strong>ch</strong> meine Webseite www.vho.org<br />

gewidmet habe, wo alle S<strong>ch</strong>riften veröffentli<strong>ch</strong>t werden, die von der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Justiz verboten werden, sol<strong>an</strong>ge sie keinen pornographis<strong>ch</strong>en oder<br />

gewaltverherrli<strong>ch</strong>enden Inhalt haben. 65<br />

63<br />

Vgl. vho.org/GB/Books/HHS.html<br />

64<br />

vho.org/tr<br />

65<br />

vho.org/censor<br />

244


“Wir haben gottlob einen Re<strong>ch</strong>tsstaat. Aber leider ist er<br />

ni<strong>ch</strong>t identis<strong>ch</strong> mit dem Gebiet der Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.”<br />

Joh<strong>an</strong>nes Gross, Capital, 11/1994, S. 3<br />

In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

Die Entre<strong>ch</strong>tung unliebsamer Bürger<br />

In der Antike wie im Mittelalter verfügten viele europäis<strong>ch</strong>e Staaten über<br />

die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit, Bürgern aufgrund s<strong>ch</strong>werwiegender Verfehlungen<br />

die Bürgerre<strong>ch</strong>te zu entziehen. Mit der S<strong>ch</strong>affung säkularisierter Verfassungsstaaten<br />

vers<strong>ch</strong>w<strong>an</strong>d diese Us<strong>an</strong>ce, bis sie im Dritten Rei<strong>ch</strong> als Gesinnungsstrafre<strong>ch</strong>t<br />

wieder auftau<strong>ch</strong>te. Die Bundesrepublik baute mit ihrem<br />

Artikel 18 Grundgesetz die Mögli<strong>ch</strong>keit der weitgehenden Aberkennung<br />

von Bürgerre<strong>ch</strong>ten sogar in ihre Verfassung ein, s<strong>ch</strong>öpfte diese Vors<strong>ch</strong>rift<br />

allerdings ni<strong>ch</strong>t aus. Jo<strong>ch</strong>en Lober hat aber gezeigt, daß die glei<strong>ch</strong>en eins<strong>ch</strong>ränkenden<br />

Auswirkungen auf das Bürgerre<strong>ch</strong>t eines Staatsbürgers<br />

“dur<strong>ch</strong> unterverfassungsgesetzli<strong>ch</strong>e Regelungen abgelöst und ersetzt wurde[n]”(Staatsbriefe<br />

7/95). Lobers <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließende Frage, ob mit der Neufassung<br />

des §130 StGB quasi eine Art Bundesa<strong>ch</strong>t eingeführt wurde, soll <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

meines eigenen S<strong>ch</strong>icksals untersu<strong>ch</strong>t werden. Dabei wurde mein<br />

S<strong>ch</strong>icksal ni<strong>ch</strong>t <strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong>, sondern eher phänomenologis<strong>ch</strong> gegliedert,<br />

um das Augenmerk auf die Auswirkungen der Bundesa<strong>ch</strong>t auf einzelne<br />

Bürgerre<strong>ch</strong>te zu ri<strong>ch</strong>ten.<br />

Erster S<strong>ch</strong>ritt: Denunziation<br />

Vom 20. bis zum 22.9.1991 f<strong>an</strong>d in Nürnberg ein von der liberalen<br />

Thomas-Dehler-Stiftung ver<strong>an</strong>staltetes Seminar über den Holocaust-<br />

Revisionismus statt. Unter den etwa 40 Teilnehmern bef<strong>an</strong>d si<strong>ch</strong> neben mir<br />

Erstellt na<strong>ch</strong> Lektüre des eing<strong>an</strong>gs erwähnten Beitrages von J. Lober in Staatsbriefe 7/95;<br />

entnommen den Staatsbriefen 12/95, Verlag Castel del Monte, Postfa<strong>ch</strong> 14 06 28, 80456<br />

Mün<strong>ch</strong>en, S. 10-15.<br />

245


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

au<strong>ch</strong> ein gewisser Dipl.-Phys. Herm<strong>an</strong>n Körber aus Bünde. Letzterer fiel<br />

während des Seminars öfter un<strong>an</strong>genehm auf. So meinte er bei einem Diskussionsbeitrag,<br />

daß das deuts<strong>ch</strong>e Volk in Anbetra<strong>ch</strong>t der Verbre<strong>ch</strong>en in<br />

der Zeit zwis<strong>ch</strong>en 1933 und 1945 ni<strong>ch</strong>t nur als Mördervolk, sondern vielmehr<br />

als Raubmördervolk zu bezei<strong>ch</strong>nen sei. Er vertrat d<strong>an</strong>eben die These,<br />

daß <strong>an</strong> den vielen Opfern unter Alten, Frauen und Kinder während des alliierten<br />

Luftbombardements allein die Deuts<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>uldig seien, da sie den<br />

Luftkrieg begonnen (was ni<strong>ch</strong>t stimmt) und es bewußt versäumt hätten, die<br />

Zivilbevölkerung zu evakuieren (was <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der Kinderl<strong>an</strong>dvers<strong>ch</strong>ikkung<br />

au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t stimmt). Körber bedrohte während des sonntägli<strong>ch</strong>en Mittagessens<br />

einen <strong>an</strong> seinem Tis<strong>ch</strong> sitzenden Seminarteilnehmer mit dem<br />

Tis<strong>ch</strong>messer, da dieser seine Meinung über den Holocaust ni<strong>ch</strong>t teilen wollte,<br />

und bes<strong>ch</strong>impfte s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> beim Abs<strong>ch</strong>ied der Teilnehmer am Sonntag<br />

Na<strong>ch</strong>mittag meinen Freund Winfried Zwerenz und mi<strong>ch</strong> lauthals als<br />

S<strong>ch</strong>weine, da wir es uns erlaubt hatten, aufgrund naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er<br />

Argumente von der Meinung des Herrn Körber abzuwei<strong>ch</strong>en.<br />

Am 5.11.1992 erstattete dieser Herm<strong>an</strong>n Körber beim Staats<strong>an</strong>walt<br />

Baum<strong>an</strong>n in S<strong>ch</strong>weinfurt Straf<strong>an</strong>zeige gegen mi<strong>ch</strong> wegen Anstiftung des<br />

Otto Ernst Remer zur Volksverhetzung. 1 Na<strong>ch</strong> Körbers Ansi<strong>ch</strong>t soll i<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> mein “Guta<strong>ch</strong>ten über die Bildung und Na<strong>ch</strong>weisbarkeit von Cy<strong>an</strong>idverbindungen<br />

in den ‘Gaskammern’ von Aus<strong>ch</strong>witz” Remer erst zu seiner<br />

Publikationstätigkeit in Sa<strong>ch</strong>en Holocaust in seiner Remer Depes<strong>ch</strong>e<br />

getrieben haben. 2 Daraufhin wurde von der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft S<strong>ch</strong>weinfurt<br />

gegen mi<strong>ch</strong> ein Strafermittlungsverfahren wegen Anstiftung zur Volksverhetzung<br />

u.a. eingeleitet, zu dem neben mir au<strong>ch</strong> O.E. Remer vernommen<br />

wurde. 3 Wir beide verweigerten jedo<strong>ch</strong> unabhängig vonein<strong>an</strong>der die Aussage.<br />

Am 19.4.1993 s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te Körber im Präsidialbüro in Bielefeld<br />

eine Zeugenaussage, in der er behauptete: 4<br />

“Als Diplom-Chemiker weiß <strong>Rudolf</strong> und muß er wissen, daß seine<br />

Thesen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> abwegig sind. […]<br />

Es k<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> bewiesen werden, daß das, was der <strong>Rudolf</strong> dem Remer<br />

suggeriert hat, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>windel ist.”<br />

1<br />

Ermittlungsordner 1 im Verfahren gegen <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart, Az. 17<br />

KLs 83/94, Blatt 15.<br />

2<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ien die Remer Depes<strong>ch</strong>e bereits seit dem Frühjahr 1991, als i<strong>ch</strong> meine<br />

Guta<strong>ch</strong>tertätigkeit no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t aufgenommen hatte.<br />

3<br />

Az. 8 Js 13182/92, Ermittlungsordner 1 (Anm. 1), Blatt 17ff.<br />

4<br />

Ebenda, Blatt 58.<br />

246


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

Zum Beweis seiner Behauptung, i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>windele wissentli<strong>ch</strong>, ma<strong>ch</strong>te<br />

Körber am 27.4.1992 eine weitere Aussage, worin er meine seriös vorgebra<strong>ch</strong>ten<br />

sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Argumente in einem Briefwe<strong>ch</strong>sel mit Werner Wegner<br />

ebenfalls als Anstiftung zur Volksverhetzung interpretiert und mein Bestehen<br />

auf die Überlegenheit von eindeutigen Sa<strong>ch</strong>beweisen über zweideutige<br />

Dokumentenbeweise als “unwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und unsa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Vorgehensweise”<br />

bezei<strong>ch</strong>nete. 5<br />

In einer weiteren Vernehmung am 30.4.1993 behauptete Körber wahrheitswidrig,<br />

i<strong>ch</strong> vertrete<br />

“die Leu<strong>ch</strong>ters<strong>ch</strong>e These, daß für das gesamte Lager Aus<strong>ch</strong>witz, zumindest<br />

für die Gebäude, eine Explosionsgefahr best<strong>an</strong>den hätte, sofern<br />

dort mit Zyklon B vergast worden wäre.”<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> hatte i<strong>ch</strong> festgestellt, daß bei Einsatz extrem hoher Zyklon-<br />

B-Mengen zur minuten- oder gar sekundens<strong>ch</strong>nellen Exekution, wie es die<br />

Zeugen beri<strong>ch</strong>ten, in der Nähe des Zyklon-B-Präparates mit Si<strong>ch</strong>erheitsproblemen<br />

bezügli<strong>ch</strong> explosiver Blausäuremengen zu re<strong>ch</strong>nen sei. 6 Von einer<br />

allgemeinen Explosionsgefahr habe i<strong>ch</strong> weder je gespro<strong>ch</strong>en no<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>rieben.<br />

Der rührige Zeuge Körber wurde am 26. Mai 1993 erneut vorstellig, um<br />

die in vers<strong>ch</strong>iedenen Ausgaben der Remer Depes<strong>ch</strong>e gema<strong>ch</strong>ten Angaben<br />

über das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten mir als Anstifter in die S<strong>ch</strong>uhe zu s<strong>ch</strong>ieben.<br />

Körber bezi<strong>ch</strong>tigt mi<strong>ch</strong> zudem, bei meinen, wegen der Ablehnung der Geri<strong>ch</strong>te<br />

ges<strong>ch</strong>eiterten Versu<strong>ch</strong>en, als Sa<strong>ch</strong>verständiger aufzutreten, habe es<br />

si<strong>ch</strong> “um eine Verabredung zur Fals<strong>ch</strong>aussage (ev. zum Meineid) geh<strong>an</strong>delt”.<br />

7 Am 7. Juni wiederholte er seine Ans<strong>ch</strong>uldigungen, i<strong>ch</strong> hätte Remer<br />

zu dessen Straftaten in der Remer Depes<strong>ch</strong>e <strong>an</strong>gestiftet, und bot Beweismittel<br />

<strong>an</strong>, um die drohende Einstellung des Verfahrens zu verhindern. 8<br />

Interess<strong>an</strong>t <strong>an</strong> den Angaben des Zeugen Körber ist sein völliges Vers<strong>ch</strong>weigen<br />

der Tatsa<strong>ch</strong>e, daß i<strong>ch</strong> ihm im J<strong>an</strong>uar 1993 einen ausführli<strong>ch</strong>en<br />

Brief s<strong>ch</strong>rieb, in dem i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ausführli<strong>ch</strong>er Argumente darlegte, warum<br />

i<strong>ch</strong> der Überzeugung bin, daß die S<strong>ch</strong>lußfolgerungen meines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

5<br />

Ebenda, Blatt 63<br />

6<br />

Rüdiger Kammerer, Armin Solms (Hg.), Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Cromwell Press, London<br />

1993, S. 38, 70; in 2. Auflage: G. <strong>Rudolf</strong>, Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Castle Hill Publishers,<br />

Hastings 2001, S. 12, 95, 105f.<br />

7<br />

Ermittlungsordner 1 (Anm. 1), Blatt 84f.<br />

8<br />

Ebenda, Blatt 86.<br />

247


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

ri<strong>ch</strong>tig sind. 9 Körber hat auf diese Argumente nie ge<strong>an</strong>twortet. Seine einzige<br />

Reaktion war, na<strong>ch</strong>folgend bei der Polizei fals<strong>ch</strong>e Angaben über mi<strong>ch</strong><br />

zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Dieses Ermittlungsverfahren wurde Mitte April 1993 mit einem weiteren,<br />

bei der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Stuttgart <strong>an</strong>hängigen Verfahren gegen mi<strong>ch</strong><br />

vereinigt. Letzteres wurde eröffnet aufgrund der Verbreitung einer mit<br />

Kommentaren versehenen Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens dur<strong>ch</strong> Generalmajor<br />

a.D. O.E. Remer.<br />

Am 16. April 1993 gingen die ersten Exemplare von Remers Fassung bei<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen exponierten Persönli<strong>ch</strong>keiten von Politik, Justiz und Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

ein. 10 Am glei<strong>ch</strong>en Tag erhielt der Präsident der Max-Pl<strong>an</strong>ck-<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft, Prof. Dr. H<strong>an</strong>ns F. Za<strong>ch</strong>er, vom Vorsitzenden des Direktoriums<br />

des Zentralrates der Juden, Ignatz Bubis, einen Anruf, in dem Herr<br />

Bubis Herrn Prof. Za<strong>ch</strong>er seine Besorgnis über die Wirkung des Guta<strong>ch</strong>tens<br />

des bei der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft bes<strong>ch</strong>äftigten Dipl.-Chem. <strong>Germar</strong><br />

<strong>Rudolf</strong> mitteilt. 11 Was Herr Prof. Za<strong>ch</strong>er auf diesen Anruf hin unternahm,<br />

ist unbek<strong>an</strong>nt. Jedenfalls erfolgte damals keine Initiative seitens des Präsidiums<br />

der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft, das Arbeitsverhältnis mit mir zu beenden.<br />

Glei<strong>ch</strong>wohl wurde signalisiert, daß dem Wuns<strong>ch</strong> Prof. von S<strong>ch</strong>nerings,<br />

mein Stipendium na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luß der Promotion um zwei Jahre bis 1995 zu<br />

verlängern, ni<strong>ch</strong>t entspro<strong>ch</strong>en werden könne. 12<br />

Mitte Mai 1993 bekam i<strong>ch</strong> <strong>an</strong> meinem Arbeitsplatz zwei Anrufe von<br />

Vertretern der Medien (stern, SAT 1) wegen Remers Guta<strong>ch</strong>ten-Vers<strong>an</strong>d.<br />

Bei einem dieser Anrufe war eine Kommilitonin von mir im Raume <strong>an</strong>wesend.<br />

Diese beri<strong>ch</strong>tete von dem Gesprä<strong>ch</strong> beiläufig einem <strong>an</strong>deren Kommilitonen,<br />

Jörg Sassm<strong>an</strong>nshausen, der diesen Vorg<strong>an</strong>g daraufhin dem ges<strong>ch</strong>äftsführenden<br />

Direktor des Max-Pl<strong>an</strong>ck-Instituts, Prof. Arndt Simon,<br />

meldete. Daraufhin wurde i<strong>ch</strong> gebeten, mi<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> vorheriger Aufforderung<br />

dur<strong>ch</strong> meinen Doktorvater Prof. Dr. H.G. von S<strong>ch</strong>nering am<br />

9 In den Asservaten des Verfahrens gegen <strong>Rudolf</strong> (Anm. 1), Korrespondenzordner K. Darin<br />

bed<strong>an</strong>kte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> abs<strong>ch</strong>ließend für Körbers Weihna<strong>ch</strong>tsges<strong>ch</strong>enk, d.h. für seine Straf<strong>an</strong>zeige.<br />

10 Zumindest erhielten mein Doktorvater, Prof. Dr. Dr. h.c. H.G. von S<strong>ch</strong>nering, sowie einige<br />

weitere Professoren am Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut für Festkörperfors<strong>ch</strong>ung das von Remer<br />

kommentierte Guta<strong>ch</strong>ten <strong>an</strong> diesem Tag: Urteil, Anm. 1, S. 126.<br />

11 Auf dieses Telefonat bezieht si<strong>ch</strong> ein späteres S<strong>ch</strong>reiben des Zentralrats der Juden <strong>an</strong> den<br />

Präsidenten der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft vom 22.6.1993. Faksimile publiziert am Ende<br />

dieses Beitrages, entstammend dem Akt des Arbeitsgeri<strong>ch</strong>ts Stuttgart in der Sa<strong>ch</strong>e <strong>Rudolf</strong><br />

·/· Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut für Festkörperfors<strong>ch</strong>ung, Az. 14 Ca 6663/93.<br />

12 Persönli<strong>ch</strong>e Mitteilung Prof. Dr. Dr. H.G. von S<strong>ch</strong>nering.<br />

248


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut in Stuttgart aufzuhalten, damit es zu keinen weiteren<br />

Kontakten mit Medienvertretern im Hause kommen könne. Mein Arbeitsvertrag,<br />

der mir ein Re<strong>ch</strong>t zugest<strong>an</strong>d, meinen Arbeitsplatz zu betreten, blieb<br />

davon allerdings unberührt.<br />

Neun Tage na<strong>ch</strong> der zusätzli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> erfolgten Ausspra<strong>ch</strong>e dieser<br />

Bitte betrat i<strong>ch</strong> erstmalig wieder das Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut, um einige Kopien<br />

zu ma<strong>ch</strong>en und um mit meinem Doktorvater S<strong>ch</strong>nering das Prozedere<br />

der Vervielfältigung meiner Doktorarbeit zu bespre<strong>ch</strong>en. Dabei betrat i<strong>ch</strong><br />

bewußt ni<strong>ch</strong>t meine Arbeitsräume, um ni<strong>ch</strong>t in die Verlegenheit zu kommen,<br />

wiederum mit Medien<strong>an</strong>fragen konfrontiert zu werden. I<strong>ch</strong> wurde von<br />

Mitarbeitern des Instituts im Hause gesehen, die dies umgehend dem ges<strong>ch</strong>äftsführenden<br />

Direktor meldeten.<br />

Zweiter S<strong>ch</strong>ritt: Berufli<strong>ch</strong>e Ruinierung<br />

Da i<strong>ch</strong> es unterließ, vor diesem Betreten des Instituts meinen Doktorvater<br />

S<strong>ch</strong>nering um Erlaubnis zu bitten, wurde i<strong>ch</strong> am Tag d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> aufgefordert,<br />

am folgenden Werktag die fristlose Kündigung meines Arbeitsvertrages<br />

entgegenzunehmen. 13 Primär wurde dies allerdings damit begründet,<br />

daß i<strong>ch</strong> im Zusammenh<strong>an</strong>g mit meinem Guta<strong>ch</strong>ten Briefe mit dem Briefkopf<br />

des Max-Pl<strong>an</strong>ck-Instituts verwendet hätte. So hätte i<strong>ch</strong> zu einem Zeitpunkt,<br />

als das von mir privat beauftragte Institut Fresenius bereits dabei<br />

war, meine Gemäuerproben aus Aus<strong>ch</strong>witz auf Cy<strong>an</strong>idrückstände zu untersu<strong>ch</strong>en,<br />

diesem auf einem Papier mit dem Briefkopf des Max-Pl<strong>an</strong>ck-<br />

Instituts eine Auftragsspezifizierung und detaillierte Probenbes<strong>ch</strong>reibung<br />

übergeben. Da der Mißbrau<strong>ch</strong> offizieller Briefköpfe für private Zwecke am<br />

Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut zwis<strong>ch</strong>enzeitli<strong>ch</strong> allgemein übli<strong>ch</strong> geworden war – der<br />

damals von allen Angestellten genutzte Zentralre<strong>ch</strong>ner druckte den Briefkopf<br />

automatis<strong>ch</strong> auf alle ausgedruckten Dokumente –, war dieser bereits<br />

im Monat zuvor bek<strong>an</strong>nt gewordene und diskutierte Mißbrau<strong>ch</strong> meinerseits<br />

als “kleines Dienstvergehen”, spri<strong>ch</strong> als Bagatelle <strong>an</strong>gesehen und ni<strong>ch</strong>t weiter<br />

verfolgt worden. Allerdings sei dur<strong>ch</strong> diese spezielle Briefkopfverwendung,<br />

die der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung erst dur<strong>ch</strong> neuerli<strong>ch</strong>e Pressemeldungen bek<strong>an</strong>nt<br />

geworden sei, 14 das Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut in direkten Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

13<br />

Diese Darstellung stützt si<strong>ch</strong> auf meine Gedä<strong>ch</strong>tnisprotokolle aus dieser Zeit, EDV-<br />

Ordner 2, (Anm. 1), 175-220.<br />

14<br />

Wiesbadener Kurier vom 8./9. und 13. Mai 1993.<br />

249


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

mit meinem Guta<strong>ch</strong>ten gebra<strong>ch</strong>t worden, weshalb m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n die fristlose<br />

Kündigung ausspra<strong>ch</strong>.<br />

Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts ausbleibender Antwort der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

auf das Vorspre<strong>ch</strong>en von I. Bubis (s.o.) sah si<strong>ch</strong> der Zentralrat der<br />

Juden am 22. Juni 1993 genötigt, den Präsidenten der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

darauf aufmerksam zu ma<strong>ch</strong>en, daß m<strong>an</strong> von ihm erwarte, dur<strong>ch</strong> geeignete<br />

Maßnahmen seiner Gesells<strong>ch</strong>aft die weitere Betätigung des Guta<strong>ch</strong>ters<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> zu verhindern. Der Präsident der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

meldete dem Zentralrat am 14. Juli 1993, daß mit der bereits erfolgten<br />

fristlosen Kündigung des Dienstverhältnisses die Einflußmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

der Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft auf mein Verhalten ers<strong>ch</strong>öpft seien. 11<br />

Mein si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> die fristlose Kündigung <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend Arbeitsgeri<strong>ch</strong>tsprozeß<br />

gegen das Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut drehte si<strong>ch</strong> um die Frage, ob das allgemein<br />

praktizierte und au<strong>ch</strong> im Fall <strong>Rudolf</strong> prinzipiell s<strong>ch</strong>on l<strong>an</strong>ge bek<strong>an</strong>nte<br />

kleine Dienstvergehen “private Verwendung offizieller Briefköpfe” d<strong>an</strong>n<br />

zu einem Grund einer fristlosen Kündigung werde, wenn das Aus<strong>ch</strong>witz-<br />

Thema t<strong>an</strong>giert wird. Die Arbeitsri<strong>ch</strong>terin Stolz stellte diesbezügli<strong>ch</strong> klar,<br />

daß m<strong>an</strong> einem Angestellten, der Ansi<strong>ch</strong>ten pflege wie i<strong>ch</strong>, jederzeit kündigen<br />

könne. Dies bedeutet in etwa, daß i<strong>ch</strong> und meine Gesinnungsgenossen<br />

arbeitsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vogelfrei sind. Aus Gründen der sozialen Fürsorge zeigte<br />

si<strong>ch</strong> das Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut selbst in einer sol<strong>ch</strong>en Lage bereit, mit mir eine<br />

außergeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Einigung einzugehen, na<strong>ch</strong> der die fristlose Kündigung<br />

aufgehoben und dur<strong>ch</strong> eine einvernehmli<strong>ch</strong>e Aufhebung des Arbeitsvertrages<br />

zum glei<strong>ch</strong>en Zeitpunkt und unter Auss<strong>ch</strong>luß aller Ansprü<strong>ch</strong>e ersetzt<br />

wird. 15<br />

Trotz dieser Verstimmung zwis<strong>ch</strong>en mir und meinem nun ehemaligen<br />

Arbeitgeber hielt mein Doktorvater Prof. H.G. von S<strong>ch</strong>nering weiter <strong>an</strong> mir<br />

als seinem Doktor<strong>an</strong>den fest und bes<strong>ch</strong>einigte mir im Juli 1993, die für die<br />

Ablegung des Rigorosums nötige fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e wie mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Reife zu besitzen.<br />

Daraufhin rei<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> im Juli 1993 meine Doktorarbeit mit allen notwendigen<br />

Unterlagen bei der Universität Stuttgart ein und stellte den Antrag<br />

zur Zulassung zum Rigorosum. Diese Zulassung jedo<strong>ch</strong> wurde mir bis<br />

in den Herbst 1993 ni<strong>ch</strong>t erteilt. Auf Na<strong>ch</strong>frage bei der Universität erklärte<br />

diese, daß mein Promotionsverfahren ausgesetzt worden sei, da in Anbetra<strong>ch</strong>t<br />

der Strafermittlungsverfahren gegen mi<strong>ch</strong> wie gegen O.E. Remer<br />

wegen Verbreitung der Remers<strong>ch</strong>en Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens fragli<strong>ch</strong><br />

15 Arbeitsgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart, Az. 14 Ca 6663/93.<br />

250


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

sei, ob die für die Promotion vorausgesetzte Würde des Bewerbers gegeben<br />

sei.<br />

Grundlage dieser Ents<strong>ch</strong>eidung ist ausgere<strong>ch</strong>net der §4 des 1939 von<br />

Adolf Hitler erlassenen und bis heute gültigen Gesetzes zur Führung akademis<strong>ch</strong>er<br />

Grade. D<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n ein akademis<strong>ch</strong>er Grad entzogen (bez. vorenthalten)<br />

werden, wenn m<strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>t die notwendige Würde besitzt. 16 Na<strong>ch</strong><br />

einer Ents<strong>ch</strong>eidung des Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>tshofes Baden-Württemberg<br />

k<strong>an</strong>n die Würde nur d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t gegeben sein, wenn eine re<strong>ch</strong>tskräftige<br />

Verurteilung wegen einer s<strong>ch</strong>weren Straftat vorliegt, die zu einem Eintrag<br />

ins polizeili<strong>ch</strong>e Führungszeugnis geführt hat. 17<br />

Da i<strong>ch</strong> zum Zeitpunkt meines Antrages zur Zulassung zum Rigorosum<br />

erstens ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tskräftig verurteilt und zweitens ein sol<strong>ch</strong>es Urteil meiner<br />

Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu erwarten war, strengte i<strong>ch</strong> beim Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

Stuttgart eine Untätigkeitsklage gegen die Universität Stuttgart <strong>an</strong>.<br />

Das Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>t wurde jedo<strong>ch</strong> auf Antrag der Universität Stuttgart<br />

seinerseits ni<strong>ch</strong>t tätig, da erst die Ents<strong>ch</strong>eidung im <strong>an</strong>stehenden Strafverfahren<br />

gegen mi<strong>ch</strong> abzuwarten sei, bevor eine Ents<strong>ch</strong>eidung darüber gefällt<br />

werden könne, ob i<strong>ch</strong> die Voraussetzungen zur Promotion erfülle. Kurz vor<br />

der Bestätigung des erstinst<strong>an</strong>zli<strong>ch</strong>en Urteils gegen mi<strong>ch</strong> forderte die Universität<br />

Stuttgart mi<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf, mein Promotionsgesu<strong>ch</strong> zurückzuziehen,<br />

weil es sonst mit ziemli<strong>ch</strong>er Gewißheit wegen meiner<br />

s<strong>ch</strong>werwiegenden strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Verurteilung abgelehnt werden würde.<br />

Da i<strong>ch</strong> mir die Mögli<strong>ch</strong>keit offenhalten wollte, meine Doktorarbeit im Ausl<strong>an</strong>d<br />

einzurei<strong>ch</strong>en – eine einmal abgelehnte Doktorarbeit läuft Gefahr, nirgendwo<br />

auf der Welt mehr akzeptiert zu werden –, zog i<strong>ch</strong> meinen Antrag<br />

zur Zulassung zum Rigorosum im Juni 1996 zurück. 18<br />

16<br />

Rei<strong>ch</strong>sgesetz über die Führung akademis<strong>ch</strong>er Grade, 7.6.1939 (Rei<strong>ch</strong>sgesetzblatt I, S.<br />

985) wie au<strong>ch</strong> Dur<strong>ch</strong>führungsverordnung, 21.7.1939 (Rei<strong>ch</strong>sgesetzblatt I, S. 1326).<br />

17<br />

Az. IX 1496/79, Urteil vom 18.3.1981. Damals wurde einem wegen Raus<strong>ch</strong>giftdelikten<br />

Vorbestraften trotz Eintrags in sein Führungszeugnis die notwendige Würde zuerk<strong>an</strong>nt<br />

und die Universität dazu verurteilt, ihn zum Rigorosum zuzulassen. Dieses Gesetz Hitlers<br />

ist na<strong>ch</strong> diesem Urteil au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> gültig, da es keinerlei NS-Ged<strong>an</strong>kengut enthalte<br />

und somit als legal zust<strong>an</strong>de gekommen und gültig <strong>an</strong>zusehen sei.<br />

18<br />

Az. 13 K 1329/94. Die Begründung der Universität ist online einsehbar unter<br />

www.vho.org/Authors/UniStgt.html, sowie meine Reaktion darauf:<br />

www.vho.org/Authors/<strong>Rudolf</strong>UniStgt.html; na<strong>ch</strong> Verkündung der Haftstrafe gegen mi<strong>ch</strong><br />

bemerkte mein Doktorvater übrigens, i<strong>ch</strong> müsse nun zuerst meine Strafe absitzen, bevor<br />

i<strong>ch</strong> meine Promotion vollenden könne. Prof. von S<strong>ch</strong>nering s<strong>ch</strong>ien damals also immer<br />

no<strong>ch</strong> zu seinem Doktor<strong>an</strong>den zu stehen.<br />

251


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Im Herbst 1994 erhielt i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>k glückli<strong>ch</strong>er Umstände eine Anstellung<br />

als Außendienstmitarbeiter zum Vertrieb von Korrosionss<strong>ch</strong>utzprodukten.<br />

Im Zuge der Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en der linken Journalistin F. Hundseder gegen “re<strong>ch</strong>te<br />

Unternehmer” stieß diese zufällig auf die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß i<strong>ch</strong> bei einem<br />

dieser Unternehmer <strong>an</strong>gestellt war. In ihrem Beitrag in der Mitte Mai 1995<br />

ausgestrahlten ARD-Sendung PANORAMA stellte sie diese Entdeckung als<br />

Sk<strong>an</strong>dal dar und bes<strong>ch</strong>rieb sowohl den Arbeitgeber als au<strong>ch</strong> dessen Angestellten<br />

<strong>Rudolf</strong> als s<strong>ch</strong>limmste Neonazis. Daraufhin geriet das Unternehmen,<br />

bei dem i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gestellt war, von Seiten der Kunden, Liefer<strong>an</strong>ten, Mitarbeiter<br />

und Wettbewerber dermaßen unter Druck, daß der Arbeitsvertrag<br />

mit mir im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst werden mußte, um größeren<br />

S<strong>ch</strong>aden vom Unternehmen abzuwenden. Diese mediale Denunziation<br />

führte innerhalb weniger Tage zu meiner Arbeitslosigkeit.<br />

Gebe i<strong>ch</strong> bei zukünftigen Bewerbungen meine revisionistis<strong>ch</strong>en Aktivitäten<br />

ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>, so ist das Bek<strong>an</strong>ntwerden dieses Umst<strong>an</strong>des na<strong>ch</strong> der moment<strong>an</strong>en<br />

arbeitsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Lage jederzeit ein Kündigungsgrund für meinen<br />

Arbeitgeber. Gebe i<strong>ch</strong> sie dagegen pfli<strong>ch</strong>tgemäß bei meinen Bewerbungen<br />

<strong>an</strong>, so k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> auf normalem Weg 19 in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d keine Anstellung<br />

mehr finden.<br />

Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> seit 1996 im Ausl<strong>an</strong>d erfolgrei<strong>ch</strong> meinen eigenen Verlag<br />

für dissidente Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsliteratur aufgebaut hatte, ließ si<strong>ch</strong> der seit Anf<strong>an</strong>g<br />

der 1990er Jahre als eifrigster Dissidenten-Verfolger hervorgetretene<br />

M<strong>an</strong>nheimer Staats<strong>an</strong>walt H<strong>an</strong>s Heiko Klein etwas Besonderes einfallen,<br />

um mir au<strong>ch</strong> im Ausl<strong>an</strong>d mein wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Leben so s<strong>ch</strong>wer wie mögli<strong>ch</strong><br />

zu ma<strong>ch</strong>en: Er erwirkte, daß sämtli<strong>ch</strong>e Umsätze, die i<strong>ch</strong> seit 1996<br />

dur<strong>ch</strong> den Verkauf dissidenter Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsliteratur hatte, bes<strong>ch</strong>lagnahmt<br />

wurden. Da si<strong>ch</strong> nur mein deuts<strong>ch</strong>es B<strong>an</strong>kkonto im Zugriffsberei<strong>ch</strong> der<br />

deuts<strong>ch</strong>en Justiz bef<strong>an</strong>d, wurde dieses Ende August 2004 gepfändet. Da<br />

laut Staats<strong>an</strong>walt Klein etwa 55% meines Bü<strong>ch</strong>er<strong>an</strong>gebots aus verbotenen<br />

S<strong>ch</strong>riften bestünden, seien au<strong>ch</strong> 55% aller jemals dur<strong>ch</strong> dieses Konto geflossenen<br />

Beträge <strong>an</strong> den deuts<strong>ch</strong>en Staat zu zahlen. Aus den bes<strong>ch</strong>lagnahmten<br />

Kontoauszügen mehrerer Jahre ergab dies eine Summe von<br />

213.927,63 Euro. Da si<strong>ch</strong> zum Zeitpunkt der Bes<strong>ch</strong>lagnahmung nur eine<br />

kleine Summe auf dem Konto bef<strong>an</strong>d, kam H<strong>an</strong>s Heiko Klein auf die glorrei<strong>ch</strong>e<br />

Idee, kurzerh<strong>an</strong>d das Eigentum eines Unters<strong>ch</strong>riftsbevollmä<strong>ch</strong>tigten<br />

dieses Kontos zu pfänden, der keinerlei Kenntnisse darüber hatte, was si<strong>ch</strong><br />

19 Normal heißt: Anstellungsversu<strong>ch</strong>e bei ni<strong>ch</strong>t-revisionistis<strong>ch</strong>en Arbeitgebern.<br />

252


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

auf dem Konto zutrug. 20 Zudem nahm H.H. Klein diesen Bevollmä<strong>ch</strong>tigten<br />

kurzerh<strong>an</strong>d wegen Beihilfe in Untersu<strong>ch</strong>ungshaft, aus der dieser nur na<strong>ch</strong><br />

Hinterlegung einer Kaution von 300.000 Euro entlassen wurde. 21 M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

si<strong>ch</strong> daher vorstellen, wel<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>nung i<strong>ch</strong> präsentiert bekäme, sollte i<strong>ch</strong><br />

jemals na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zurückkehren. 55% des Gesamtumsatzes aus einer<br />

seit 1996 <strong>an</strong>dauernden Ges<strong>ch</strong>äftstätigkeit, die mittlerweile einige Teilzeitkräfte<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt, gehen weit über das hinaus, was i<strong>ch</strong> jemals würde zahlen<br />

können. Der totale wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Ruin ist mir also si<strong>ch</strong>er.<br />

Dritter S<strong>ch</strong>ritt: Strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verfolgung<br />

Angeklagt wurde i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur wegen der Kommentare Remers, die mir<br />

(fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>erweise) zugere<strong>ch</strong>net wurde, sondern au<strong>ch</strong> wegen der rein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>lußfolgerungen meines Guta<strong>ch</strong>tens. 22 In der Hauptverh<strong>an</strong>dlung<br />

selbst stellte der Vorsitzende Ri<strong>ch</strong>ter Dr. Dietmar Mayer allerdings<br />

zu Beginn fest, daß die Kompetenz des Geri<strong>ch</strong>ts ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>e, um<br />

zu beurteilen, ob das Guta<strong>ch</strong>ten <strong>an</strong> si<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sei oder ni<strong>ch</strong>t. Infolgedessen<br />

wurde der Inhalt meines Guta<strong>ch</strong>tens im Verfahren selbst ni<strong>ch</strong>t<br />

beh<strong>an</strong>delt, sondern nur die Frage, ob mir die Kommentare Remers zuzure<strong>ch</strong>nen<br />

seien.<br />

In seiner Urteilsbegründung ma<strong>ch</strong>te das Geri<strong>ch</strong>t keinen Hehl daraus, daß<br />

es die revisionistis<strong>ch</strong>en Auffassungen <strong>an</strong> si<strong>ch</strong> für verwerfli<strong>ch</strong> und somit für<br />

strafvers<strong>ch</strong>ärfend hält. 23 Meine darauf folgende Verurteilung zu 14 Monaten<br />

Haft ohne Bewährung jedo<strong>ch</strong> stützte si<strong>ch</strong> auf die fals<strong>ch</strong>e These, i<strong>ch</strong> hätte<br />

die mit Kommentaren versehene Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens zumindest<br />

willentli<strong>ch</strong> mitgetragen. Da die vom Geri<strong>ch</strong>t in der 240-seitigen Urteilsbegründung<br />

mühevoll aufgebaute Indizienkette in ents<strong>ch</strong>eidenden Punkten<br />

der Beweislage zuwiderläuft, hat das Geri<strong>ch</strong>t die zentralen gegenläufigen<br />

Beweise s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t übersehen.<br />

Die im <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten selbst abgeh<strong>an</strong>delten <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en wie baute<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Probleme der Bauli<strong>ch</strong>keiten in Aus<strong>ch</strong>witz selbst wurden vom Geri<strong>ch</strong>t<br />

als “s<strong>ch</strong>wer aufklärbare Details der nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Massenverbre<strong>ch</strong>en”<br />

bezei<strong>ch</strong>net, mitni<strong>ch</strong>ten also als offenkundig geklärte. 24 Dem-<br />

20 AG M<strong>an</strong>nheim, Az. 503 Js 17319/01; vgl. www.vho.org/GB/c/GR/AS.html<br />

21 Vgl. www.vho.org/GB/c/GR/AS.html; G. <strong>Rudolf</strong>, “Der Revisionismus ist in S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />

– oder do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t?” VffG 8(3) (2004), S. 252-255.<br />

22 Anklages<strong>ch</strong>rift der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Stuttgart vom 19. April 1994, Az. 4 Js 34417/93.<br />

23 Verfahren Anm. 1, Urteil S. 239.<br />

24 Verfahren Anm. 1, Urteil S. 15.<br />

253


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

entspre<strong>ch</strong>end sollten die von mir im Juli 1993 publizierte “politikfreie”<br />

Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens 25 sowie die si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließenden fremdspra<strong>ch</strong>igen<br />

und neueren Auflagen eigentli<strong>ch</strong> frei verkäufli<strong>ch</strong> sein, worüber<br />

die deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te aber inzwis<strong>ch</strong>en zu <strong>an</strong>derer Auffassung gel<strong>an</strong>gt<br />

sind. 26<br />

Unter wel<strong>ch</strong>em Stern der im Sommer 1995 abges<strong>ch</strong>lossene Strafprozeß<br />

gegen mi<strong>ch</strong> wegen Remers Vers<strong>an</strong>daktion st<strong>an</strong>d, wird <strong>an</strong> H<strong>an</strong>d eines Dokumentes<br />

s<strong>ch</strong>lagartig erhellt: Meine Ri<strong>ch</strong>ter am L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart wollten<br />

dafür Sorge tragen, daß sie ni<strong>ch</strong>t wie die Ri<strong>ch</strong>ter des L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>ts<br />

M<strong>an</strong>nheim im Fall Deckert unter die Räder von Denunziation und Inquisition<br />

kommen. 27 Sie frugen daher vor der Eröffnung der Hauptverh<strong>an</strong>dlung<br />

gegen mi<strong>ch</strong> vorsorgli<strong>ch</strong> beim BGH bezügli<strong>ch</strong> dessen Ents<strong>ch</strong>eidung gegen<br />

Günter Deckert <strong>an</strong> und erhielten diese umgehend. 28 Da der BGH das Dekkert-Urteil<br />

sol<strong>an</strong>ge revidierte, bis eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung festst<strong>an</strong>d,<br />

mußte im Vorfeld s<strong>ch</strong>on klar sein, daß au<strong>ch</strong> in meinem Fall ni<strong>ch</strong>ts<br />

<strong>an</strong>deres als eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung das Ergebnis des Verfahrens<br />

sein konnte.<br />

Gegen mi<strong>ch</strong> liefen neben dem oben erwähnten Verfahren damals no<strong>ch</strong><br />

drei weitere Strafermittlungsverfahren. In dem ersten wurde mir fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>erweise<br />

vorgeworfen, i<strong>ch</strong> sei haupt- oder zumindest mitver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong><br />

für die Herausgabe der Zeitungen Remer Depes<strong>ch</strong>e und Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d Report.<br />

29 Das zweite befaßte si<strong>ch</strong> mit meiner Herausgebers<strong>ch</strong>aft des Werkes<br />

Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. 30 Das dritte ri<strong>ch</strong>tete si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> gegen<br />

25<br />

AaO. Anm. 6. Es wurde inzwis<strong>ch</strong>en ins Niederländis<strong>ch</strong>e, Fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>e und Englis<strong>ch</strong>e<br />

übersetzt (vgl. vho.org/GB/Books/trr).<br />

26<br />

Das Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen ordnete 1997 die Einziehung und Verni<strong>ch</strong>tung der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Erstauflage <strong>an</strong>: Rüdiger Kammerer, Armin Solms (Hg.), Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Cromwell<br />

Press, London 1993: Az. 9(8) Gs 228/97; im August 2002 s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> teilte mir ein<br />

Kunde mit, gegen ihn sei ein Strafverfahren wegen des Bezugs von zehn Exemplaren der<br />

2. Auflage von 2001 meines Guta<strong>ch</strong>tens eröffnet worden. Der Bundesverfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t<br />

2002, S. 98, s<strong>ch</strong>reibt, dieses Guta<strong>ch</strong>ten sei von der Bundesprüfstelle am 12.2.2002<br />

indiziert worden.<br />

27<br />

Vgl. dazu die Dokumentation von G. Herzogenrath-Amelung: “Guta<strong>ch</strong>ten im Asylverfahren<br />

von <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>”, VffG, 6(2) (2002), S. 176-190, hier S. 180-182.<br />

28<br />

Verfahren Anm. 1, S<strong>ch</strong>reiben der 17. Strafkammer des LG Stuttgart <strong>an</strong> den BGH vom<br />

21.4.1994. Ermittlungsordner 2, Blatt 768. Anwort des BGH vom 26.4.1994 mit Beilage:<br />

Urteil vom 15.3.1994 gg. G.A. Deckert, Az. 1 StR 179/93.<br />

29<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen, Az. 9 Gs 521/94. Im Sommer 2000 aus M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Beweisen eingestellt.<br />

30<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen, Az. 4 Gs 173/95. Ernst Gauss (Hg.) Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

Ein H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> über strittige Fragen des 20. Jahrhunderts, Grabert, Tübingen 1994.<br />

254


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

einen in der kleinen Berliner Zeits<strong>ch</strong>rift Sleipnir, Heft 3/1995, publizierten<br />

Briefwe<strong>ch</strong>sel, den i<strong>ch</strong> mit dem Krakauer Geri<strong>ch</strong>tsmedizinis<strong>ch</strong>en J<strong>an</strong>-Sehn-<br />

Institut über <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Streitfragen um die Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz<br />

geführt hatte. 31<br />

Bei sol<strong>ch</strong>er Verfolgungswut war s<strong>ch</strong>on damals damit zu re<strong>ch</strong>nen, daß<br />

dies ni<strong>ch</strong>t die letzten Maßnahmen gegen mi<strong>ch</strong> sein würden, insbesondere<br />

wenn i<strong>ch</strong> es wagen sollte, mi<strong>ch</strong> gegen Angriffe auf meine Person dur<strong>ch</strong> Publikationen<br />

zur Wehr zu setzen. Angesi<strong>ch</strong>ts der Tatsa<strong>ch</strong>e, daß es dem<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart gelungen war, mi<strong>ch</strong> trotz meiner Uns<strong>ch</strong>uld und gegen<br />

die Beweislage s<strong>ch</strong>uldig zu spre<strong>ch</strong>en, war zu befür<strong>ch</strong>ten, daß au<strong>ch</strong> in den<br />

drei damals no<strong>ch</strong> <strong>an</strong>stehenden Verfahren eine Verurteilung des uns<strong>ch</strong>uldig<br />

Verfolgten erfolgt wäre, i<strong>ch</strong> also mehrere, si<strong>ch</strong> ständig steigernde Haftstrafen<br />

abzusitzen gehabt hätte.<br />

Bei den in den Jahre 1993-1995 bei mir dur<strong>ch</strong>geführten drei Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen<br />

wurden mir jedesmal Bü<strong>ch</strong>er, Ar<strong>ch</strong>ivunterlagen, Briefwe<strong>ch</strong>sel,<br />

Datenmaterial und meine Re<strong>ch</strong>ner<strong>an</strong>lagen bes<strong>ch</strong>lagnahmt. Der S<strong>ch</strong>aden war<br />

ni<strong>ch</strong>t nur materieller Art, sondern vor allem au<strong>ch</strong> ideeller Natur dur<strong>ch</strong> den<br />

Verlust von Daten und Ar<strong>ch</strong>ivalien. Vor allem aber konnte i<strong>ch</strong> damals<br />

praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> arbeiten und mi<strong>ch</strong> vor Geri<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t mehr sa<strong>ch</strong>gemäß verteidigen, da mir ständig alle Unterlagen hierzu<br />

bes<strong>ch</strong>lagnahmt wurden. Sogar die etablierte Literatur über den Holocaust<br />

wurde konfisziert.<br />

Wel<strong>ch</strong>e psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Belastungen si<strong>ch</strong> aus den jahrel<strong>an</strong>gen strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Verfahren für einen uns<strong>ch</strong>uldig Verfolgten ergeben, k<strong>an</strong>n nur ermessen,<br />

wer dies selbst erlebt hat. Zu diesen psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Belastungen kommen<br />

no<strong>ch</strong> die Prozeßkosten, die damals kaum zu beziffern waren und si<strong>ch</strong> summaris<strong>ch</strong><br />

auf viele hunderttausend Mark belaufen dürften, so daß m<strong>an</strong> mit<br />

Fug und Re<strong>ch</strong>t hätte sagen können, daß i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luß der gegen mi<strong>ch</strong><br />

geführten Verfahren für unabsehbare Zeit fin<strong>an</strong>ziell ruiniert gewesen wäre<br />

– g<strong>an</strong>z abgesehen von der Tatsa<strong>ch</strong>e, daß i<strong>ch</strong> ohnehin auf absehbare Zeit in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d keine Ch<strong>an</strong>ce gehabt hätte, diese Lasten dur<strong>ch</strong> eine reguläre<br />

Berufstätigkeit abzutragen.<br />

31<br />

StA I am LG Berlin, Az. 81 Js 1385/95; dieses Verfahren wurde am 21.3.1996 na<strong>ch</strong> §154<br />

StPO eingestellt, da die zu erwartende Strafe gegenüber der des LG Stuttgart “ni<strong>ch</strong>t beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

ins Gewi<strong>ch</strong>t fallen würde”.<br />

255


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Vierter S<strong>ch</strong>ritt: Rufmord<br />

Am Ende des Arbeitsgeri<strong>ch</strong>tsprozesses gegen das Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut<br />

bra<strong>ch</strong>te die Deuts<strong>ch</strong>e Presseagentur eine Fals<strong>ch</strong>meldung über mein Guta<strong>ch</strong>ten,<br />

in der es unter <strong>an</strong>derem hieß: 32<br />

“Die Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft hat na<strong>ch</strong> Auskunft ihres Pressespre<strong>ch</strong>ers<br />

keinen Beweis dafür, daß die Proben [<strong>Rudolf</strong>s] wirkli<strong>ch</strong> aus Aus<strong>ch</strong>witz<br />

stammen. Sollten sie aber von dort stammen, ist es na<strong>ch</strong> Expertenmeinung<br />

alles <strong>an</strong>dere als ein Wunder, daß keine Blausäurespuren gefunden<br />

wurden, weil Cy<strong>an</strong>idverbindungen sehr s<strong>ch</strong>nell zerfallen. Im Boden<br />

ges<strong>ch</strong>ehe dies s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s bis a<strong>ch</strong>t Wo<strong>ch</strong>en; im Gestein könnten<br />

si<strong>ch</strong> die Verbindungen nur unter ‘absoluten Konservierungsbedingungen,<br />

unter völligem Auss<strong>ch</strong>luß von Luft und Bakterien’ halten.”<br />

I<strong>ch</strong> habe ni<strong>ch</strong>t nur na<strong>ch</strong>gewiesen, daß die dpa die in dieser Meldung zitierte<br />

Expertenmeinung frei erfunden hat – die Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft dist<strong>an</strong>zierte<br />

si<strong>ch</strong> von der Meldung –, sondern au<strong>ch</strong>, daß die auf dieser Ph<strong>an</strong>tommeinung<br />

aufbauende Aussage dermaßen fals<strong>ch</strong> ist, daß sie von keinem<br />

Experten der Welt getätigt werden würde. 33 Dies hindert die Medien freili<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t dar<strong>an</strong>, diese Meldung immer wieder zu verbreiten und als Beweis<br />

für die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> “offenkundige” Fals<strong>ch</strong>heit meines Guta<strong>ch</strong>tens <strong>an</strong>zuführen.<br />

34 Inzwis<strong>ch</strong>en geistert diese Meldung sogar in den Medien des Ausl<strong>an</strong>ds<br />

herum 35 und f<strong>an</strong>d ohne Quellen<strong>an</strong>gabe Eing<strong>an</strong>g in den 1995er Verfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t<br />

des Freistaates Bayern. Seither werde i<strong>ch</strong> in den Medien nur<br />

no<strong>ch</strong> als Re<strong>ch</strong>tsradikaler, 36 Re<strong>ch</strong>tsextremist, 37 Neo-/Nazi 38 und brauner<br />

Doktor<strong>an</strong>d 39 diffamiert. Mein Guta<strong>ch</strong>ten wird grundsätzli<strong>ch</strong> in Anführungszei<strong>ch</strong>en<br />

gesetzt, als Ma<strong>ch</strong>werk 40 oder s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t als “fals<strong>ch</strong>es Guta<strong>ch</strong>ten” 41<br />

32<br />

dpa-Meldung in der Tagespresse, z.B.: Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung, Stuttgarter Zeitung, Südwestpresse-Verbund<br />

(29.3.1994), taz, Fr<strong>an</strong>kfurter Runds<strong>ch</strong>au (30.3.1994).<br />

33<br />

Vgl. dazu “Fäls<strong>ch</strong>erwerkstatt dpa”, in: G. <strong>Rudolf</strong>, Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen, Castle Hill Publishers,<br />

Hastings 2005; vgl. au<strong>ch</strong> den Beitrag “Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>”<br />

in diesem B<strong>an</strong>d.<br />

34 30<br />

So die Kreiszeitung – Böblinger Bote und der SDR 3 (13 Uhr) zum Ende des Verfahrens<br />

gegen <strong>Rudolf</strong> am 23.6.1995; ebenso die Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung am 24.6.1995.<br />

35<br />

So z.B. in der Südafrik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Zeitung The Citizen, 24.6.1995, S. 8.<br />

36<br />

dpa-Meldung vom 28.3.1994, publiziert in der Tagespresse vom 29./30./31.3.1994.<br />

37<br />

Die Welt, 5.4.1995.<br />

38<br />

L<strong>an</strong>dess<strong>ch</strong>au, Südwest 3, 27.12.1994; Kreiszeitung – Böblinger Bote, 29.3.1995.<br />

39 Die Zeit, 15.4.1993, S. 44.<br />

40 Stuttgarter Zeitung, 23.11.1994<br />

41 Die Welt, 29.3.1994.<br />

256


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

bezei<strong>ch</strong>net. Unfundierte Vorwürfe der Ausländerfeindli<strong>ch</strong>keit 42 werden begleitet<br />

von der fals<strong>ch</strong>en, aber mit um so mehr Inbrunst vorgetragenen Feststellung<br />

des Ri<strong>ch</strong>ters Dr. Mayer, i<strong>ch</strong> sei von tiefem Antisemitismus geprägt.<br />

S<strong>ch</strong>on 1994 hatte i<strong>ch</strong> mit meinen Versu<strong>ch</strong>en, die ehrrührigen Angriffe<br />

gegen meine Person dur<strong>ch</strong> die Erwirkung von Gegendarstellungen abzuwehren,<br />

keinen Erfolg, was damals aber eher <strong>an</strong> fehlenden fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten lag als <strong>an</strong> Niederlagen vor Geri<strong>ch</strong>t. 43<br />

Mit wel<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen m<strong>an</strong> au<strong>ch</strong> im Ausl<strong>an</strong>d re<strong>ch</strong>nen muß, hat<br />

jüngst das S<strong>ch</strong>weizer Bundesgeri<strong>ch</strong>t geklärt. D<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> ist es erlaubt, die Holocaust-Revisionistin<br />

Mariette Pas<strong>ch</strong>oud als “braune Mariette” (d.h. als Nazi)<br />

zu bezei<strong>ch</strong>nen, denn die Forderungen der Revisionisten na<strong>ch</strong> einem einzigen<br />

Beweis für die Existenz der Nazigaskammern sei<br />

“<strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts des vorh<strong>an</strong>denen Beweismaterials derart absurd, daß<br />

si<strong>ch</strong>, au<strong>ch</strong> wenn <strong>an</strong>dere Motive theoretis<strong>ch</strong> immer denkbar sind, der<br />

S<strong>ch</strong>luß auf eine Sympathie zum nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Regime in einem<br />

Maße aufdrängt, wel<strong>ch</strong>es für das Gelingen des Wahrheitsbeweises [der<br />

Vermutung, daß die Revisionisten Nazis sind] ausrei<strong>ch</strong>t.” 44<br />

Selbst die Forderung der Revisionisten na<strong>ch</strong> dem bisher fehlenden<br />

Na<strong>ch</strong>weis der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keit der behaupteten Massenverni<strong>ch</strong>tungen<br />

konnte das Geri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t aus der Fassung bringen:<br />

“In Sa<strong>ch</strong>en MARIETTE PASCHOUD gegen DIETER STAMM verfügt<br />

das S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Bundesgeri<strong>ch</strong>t:<br />

Die Gaskammern haben existiert,<br />

folgli<strong>ch</strong> müssen sie au<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong> gewesen sein!<br />

Es ist darum absurd, Beweise zu verl<strong>an</strong>gen.” 45<br />

Die Hexerei hat existiert,<br />

folgli<strong>ch</strong> muß sie au<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong> gewesen sein!<br />

Es ist darum absurd, Beweise zu verl<strong>an</strong>gen.<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts dieser Axiomatik, die mit Logik ni<strong>ch</strong>ts mehr zu tun hat, k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> nur no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weigen. Analog dazu verhält si<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tspre-<br />

42<br />

Stuttgarter Zeitung, 27.1.1995<br />

43<br />

Eine Klage gegen die Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung wurde wegen Formfehlern abgewiesen, die<br />

Kosten von ca. DM 5.000 mußten denno<strong>ch</strong> bezahlt werden.<br />

44<br />

Urteil des S<strong>ch</strong>weizer Bundesgeri<strong>ch</strong>ts, Az. 6S.199/1994/tbr; vgl. die S<strong>ch</strong>weizer Tagespresse<br />

vom 18.5.1995. Über einen <strong>an</strong>alog verlaufenen Fall in der S<strong>ch</strong>weiz gegen die S<strong>ch</strong>weizer<br />

Sonntagszeitung beri<strong>ch</strong>teten die Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten, 24.3.1995.<br />

45<br />

Urteil wie Anm. 44, in der Sitzung des Kassationshofes vom 17.2.1995; zitiert na<strong>ch</strong><br />

Aurora Nr. 7/8, Sommer 1995, S. 6.<br />

257


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

<strong>ch</strong>ung. Da i<strong>ch</strong> nunmehr wegen einer <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Straftat verurteilt bin, bin<br />

i<strong>ch</strong> nun erst re<strong>ch</strong>t für die Medien zum Freiwild geworden.<br />

Fünfter S<strong>ch</strong>ritt: Zerstörung des privaten Umfeldes<br />

Als mi<strong>ch</strong> die ARD im Frühjahr 1994 in der Polit-Reportage Report auf<br />

übelste Weise in den S<strong>ch</strong>mutz zog, 46 dist<strong>an</strong>zierten si<strong>ch</strong> meine Eltern von<br />

mir und sagten ihre Teilnahme <strong>an</strong> meiner wenige Wo<strong>ch</strong>en d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> <strong>an</strong>stehenden<br />

Ho<strong>ch</strong>zeit ab. Mit Ausnahme meiner Ges<strong>ch</strong>wister s<strong>ch</strong>lossen si<strong>ch</strong><br />

dem alle meine Verw<strong>an</strong>dten <strong>an</strong>. 47 Meine Patent<strong>an</strong>te H<strong>an</strong>nelore Dörs<strong>ch</strong>ler<br />

dist<strong>an</strong>zierte si<strong>ch</strong> sogar ausdrückli<strong>ch</strong> von den Ansi<strong>ch</strong>ten jener Leute, mit denen<br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ihrer Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> damals umgab, wobei sie si<strong>ch</strong> offenbar auf<br />

die in der Report-Sendung erwähnten Personen bezog, ohne allerdings zu<br />

wissen, mit wel<strong>ch</strong>en Personen i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> damals tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> umgab und wel<strong>ch</strong>e<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten diese haben. 48<br />

Seit dem 2.11.1983 war i<strong>ch</strong> Mitglied der Katholis<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>en Studentenverbindung<br />

AV Tuisconia Königsberg zu Bonn. Diese Studentenverbindung<br />

ist Mitglied eines Da<strong>ch</strong>verb<strong>an</strong>des, der si<strong>ch</strong> selbst als größten<br />

Akademikerverb<strong>an</strong>d Europas bezei<strong>ch</strong>net, und der so bek<strong>an</strong>nte Persönli<strong>ch</strong>keiten<br />

wie Josef Kardinal Höffner, Joseph Kardinal Ratzinger, Friedri<strong>ch</strong><br />

Kardinal Wetter, Erzbis<strong>ch</strong>of Joh<strong>an</strong>nes Dyba, Fr<strong>an</strong>z-Josef Strauß, Philipp<br />

Jenninger, Matthias Wissm<strong>an</strong>n, Alex<strong>an</strong>der von Stahl, Herbert Hupka, Rainer<br />

Barzel, Otto von Habsburg, Friedri<strong>ch</strong> Wilhelm Fürst von Hohenzollern,<br />

Prof. Peter Berglar, Prof. Josef Stingl, Thomas Gotts<strong>ch</strong>alk usw. usf. <strong>an</strong>gehör(t)en.<br />

49<br />

Mit Bek<strong>an</strong>ntwerden meiner revisionistis<strong>ch</strong>en Tätigkeit im Frühjahr 1994<br />

übte dieser Verb<strong>an</strong>d auf meine Verbindung Druck aus, mi<strong>ch</strong> auszus<strong>ch</strong>ließen.<br />

Meine Verbindung führte daher im Frühjahr 1994 eine Sitzung vers<strong>ch</strong>iedener<br />

ihrer Mitglieder dur<strong>ch</strong>, bei der ohne mein Wissen und in meiner<br />

46 Eine detailliertere Kritik dieser Sendung befindet si<strong>ch</strong> in: W. S<strong>ch</strong>lesiger, aaO. (Anm. 11).<br />

47 Aussage der Zeugin Ursula <strong>Rudolf</strong> am 24.3.1995 im Verfahren Anm. 1. Meine Mutter erläuterte<br />

mir Ende 2002 allerdings, die Report-Sendung sei ni<strong>ch</strong>t der Anlaß für diese Familien-Sabotage<br />

gewesen, sondern irgendwel<strong>ch</strong>e politis<strong>ch</strong>en Bemerkungen, die i<strong>ch</strong> während<br />

eines gemeinsamen Abendessen in einer Pizzeria im Frühjahr 1994 gema<strong>ch</strong>t haben soll,<br />

wobei wir uns beide ni<strong>ch</strong>t dar<strong>an</strong> erinnern können, was i<strong>ch</strong> gesagt haben soll.<br />

48 Brief des Angeklagten <strong>an</strong> seine Patent<strong>an</strong>te vom 30.4.1994, eingeführt in die Hauptverh<strong>an</strong>dlung<br />

am 23.2.1995 im Verfahren Anm. 1.<br />

49 Cartellverb<strong>an</strong>d der katholis<strong>ch</strong>en deuts<strong>ch</strong>en Studentenverbindungen (CV), etwa 35.000<br />

Mitglieder.<br />

258


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

Abwesenheit über meine revisionistis<strong>ch</strong>e Tätigkeit diskutiert wurde. Dar<strong>an</strong><br />

s<strong>ch</strong>loß si<strong>ch</strong> ein Auss<strong>ch</strong>lußverfahren <strong>an</strong>, worauf i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> meiner Anhörung<br />

am 20.8.1994 im Herbst 1994 aus der Verbindung ausges<strong>ch</strong>lossen wurde.<br />

Begründet wurde dieser Auss<strong>ch</strong>luß in erster Linie wie folgt: 50<br />

“Der Holocaust und dessen Eingeständnis ist die normative Grundlage<br />

unserer Verfassung. Die Legitimität – im Sinne von Anerkennungswürdigkeit<br />

verst<strong>an</strong>den – des Grundgesetzes bezieht si<strong>ch</strong> auf das Anerkenntnis<br />

nationalsozialistis<strong>ch</strong>er Verbre<strong>ch</strong>en, denen Juden dur<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

Verni<strong>ch</strong>tung massenhaft zum Opfer gefallen sind. Dadur<strong>ch</strong>, daß<br />

Bbr. [Bundesbruder] <strong>Rudolf</strong> den Holocaust als gezielte Verni<strong>ch</strong>tung der<br />

Juden in Frage stellt, stellt er au<strong>ch</strong> den normativen Konsens, auf dem<br />

das Grundgesetz basiert, infrage.<br />

Inhalt (normativer Konsens) und Form (Institutionsgefüge) des<br />

Grundgesetzes sind untrennbar mitein<strong>an</strong>der verwoben und dürfen in ihrer<br />

Subst<strong>an</strong>z ni<strong>ch</strong>t verändert werden.<br />

Damit verletzt Bbr. <strong>Rudolf</strong> au<strong>ch</strong> unser Prinzip Patria.”<br />

Das Prinzip Patria ist eines der vier Prinzipien des CDU-nahen Da<strong>ch</strong>verb<strong>an</strong>des.<br />

51 Dieses Prinzip wird heute in erster Linie als Verfassungspatriotismus<br />

verst<strong>an</strong>den. Zu beurteilen, wie es mit der geistigen Gesundheit des<br />

Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>waltes steht, der sol<strong>ch</strong>es formulierte, bleibt dem Leser selbst überlassen.<br />

Tatsa<strong>ch</strong>e ist, daß die Ents<strong>ch</strong>eidung, mi<strong>ch</strong> hinauszuwerfen, aufgrund<br />

des vom Da<strong>ch</strong>verb<strong>an</strong>d ausgeübten Druckes ni<strong>ch</strong>t zu umgehen war, au<strong>ch</strong><br />

wenn m<strong>an</strong> offen zugab, daß ohne diesen äußeren Druck <strong>an</strong>ders ents<strong>ch</strong>ieden<br />

worden wäre. 52<br />

Se<strong>ch</strong>ster S<strong>ch</strong>ritt: Obda<strong>ch</strong>losigkeit<br />

Als meine Wohnung am 18.8.1994 zum zweiten Mal dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>t wurde,<br />

wurde i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend in der Presse als bek<strong>an</strong>nte re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Persönli<strong>ch</strong>keit<br />

bes<strong>ch</strong>rieben. Daraufhin sah si<strong>ch</strong> die Gemeinde Jettingen, in der<br />

i<strong>ch</strong> damals wohnte, offenbar genötigt, etwas zu unternehmen, um diesen<br />

unliebsamen Bürger loszuwerden. M<strong>an</strong> ma<strong>ch</strong>te in der Folge meinem Vermieter<br />

deutli<strong>ch</strong>, daß die Gemeinde es ni<strong>ch</strong>t wüns<strong>ch</strong>e, daß er <strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> eine<br />

Wohnung vermiete. Weiterhin müsse au<strong>ch</strong> der Vermieter ein Interesse dar-<br />

50<br />

Urteilsbegründung des Ehrengeri<strong>ch</strong>ts e.v. AV Tuisconia Königsberg zu Bonn vom<br />

20.8.1995, abgefaßt von RA Herbert Stomper. Meine Berufung wurde <strong>an</strong>gelehnt.<br />

51<br />

Die <strong>an</strong>deren drei lauten: religio, scientia, amicitia.<br />

52<br />

Zeugenaussage von Bundesbruder Dr. Markus Kiefer in diesem Ehrengeri<strong>ch</strong>tsverfahren.<br />

259


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

<strong>an</strong> haben, diesen Mieter loszuwerden, da er in Zukunft damit re<strong>ch</strong>nen müsse,<br />

daß z.B. sein Sohn keine Freunde mehr mit na<strong>ch</strong> Hause nehmen könne,<br />

da deren Eltern sie ni<strong>ch</strong>t in ein Haus gehen ließen, in dem Neonazis wohnen.<br />

53 Daraufhin wurde mir zu einer Zeit, als meine Frau vier Wo<strong>ch</strong>en vor<br />

der Entbindung unseres ersten Kindes st<strong>an</strong>d, die Wohnung gekündigt. 54<br />

Als die Vermieter der zwis<strong>ch</strong>enzeitli<strong>ch</strong> neu bezogenen Wohnung dur<strong>ch</strong><br />

die Medienberi<strong>ch</strong>terstattung von meiner am 23.6.1995 erfolgten Verurteilung<br />

zu 14 Monaten Haft erfuhren, ließen sie mir per Anwalt am 28. Juni<br />

1995 folgendes mitteilen: 55<br />

“Namens und im Auftrag unserer M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten kündigen wir hiermit<br />

das zwis<strong>ch</strong>en Ihnen bestehende Mietverhältnis gemäß Mietvertrag vom<br />

26.10.1994 fristlos.<br />

Unseren M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten wurde dur<strong>ch</strong> Presse, Funk und Fernsehen bek<strong>an</strong>nt,<br />

daß Sie, Herr [<strong>Rudolf</strong> 56 ], vom L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart wegen Volksverhetzung<br />

zu 14 Monaten Haft verurteilt wurden. Eine Fortsetzung des<br />

Mietverhältnisses ist unseren M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten deshalb ni<strong>ch</strong>t mehr zumutbar.<br />

I<strong>ch</strong> habe Sie aufzufordern, die Wohnung bis spätestens<br />

31. Juli 1995<br />

zu räumen und in vertragsgemäßem Zust<strong>an</strong>d <strong>an</strong> unsere M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten<br />

herauszugeben.<br />

Sollten Sie dieser Aufforderung ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>kommen, sind wir beauftragt,<br />

unverzügli<strong>ch</strong> Klage einzurei<strong>ch</strong>en.”<br />

Als i<strong>ch</strong> meine Vermieter ultimativ aufforderte, diese Kündigung zurückzunehmen,<br />

da i<strong>ch</strong> sie <strong>an</strong>sonsten verklagen würde, klagten die Vermieter auf<br />

Zw<strong>an</strong>gsräumung. Aus mehreren privaten Gründen – meine Frau erwartete<br />

damals unser zweites Baby – gab i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>, su<strong>ch</strong>te uns eine neue<br />

Bleibe und einigte mi<strong>ch</strong> mit meinen Vermietern außergeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />

53<br />

So die Aussage des damaligen Vermieters Karlheinz Bühler mir gegenüber im Spätsommer<br />

1994.<br />

54<br />

Ein Grund brau<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>gegeben werden, da in einem Zweifamilienhaus, in dem der<br />

Vermieter selbst wohnt, na<strong>ch</strong> BGB kein Grund zur Kündigung notwendig ist.<br />

55<br />

Faksimilierte Wiedergabe des Dokumentes in Sleipnir 4/95, innere Ums<strong>ch</strong>lagrückseite.<br />

56<br />

I<strong>ch</strong> nahm im Frühjahr 1994 den Na<strong>ch</strong>namen meiner Frau <strong>an</strong>, verw<strong>an</strong>dte jedo<strong>ch</strong> in der Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

stets meinem Geburtsnamen zum S<strong>ch</strong>utze meiner Familie, insbesondere nun<br />

na<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>eidung, da i<strong>ch</strong> meinen Geburtsnamen wieder <strong>an</strong>nahm. Na<strong>ch</strong>folgend habe i<strong>ch</strong><br />

daher in Zitaten den Na<strong>ch</strong>namen meiner Exfrau gestri<strong>ch</strong>en.<br />

260


Siebter S<strong>ch</strong>ritt: Sonderbeh<strong>an</strong>dlung<br />

In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

Die Bürgers<strong>ch</strong>aftsfraktion der GRÜNEN/GAL in Hamburg forderte als<br />

Anzeigeerstatter am 5.5.1995 Akteneinsi<strong>ch</strong>t in meinen Fall. Zuerst abgelehnt,<br />

s<strong>ch</strong>eint eine no<strong>ch</strong>malige Bitte um Akteneinsi<strong>ch</strong>t vom 3.7.1995 bewilligt<br />

worden zu sein, 57 obwohl diesen außenstehenden Personen ein bere<strong>ch</strong>tigtes<br />

Interesse ni<strong>ch</strong>t zugespro<strong>ch</strong>en werden k<strong>an</strong>n. Es steht zu befür<strong>ch</strong>ten,<br />

daß die Akten direkt oder indirekt in radikal-<strong>an</strong>tifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e Kreise gel<strong>an</strong>gen,<br />

wo sie insbesondere au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Daten von Zeugen, die in<br />

meinem Strafverfahren auftraten, entspre<strong>ch</strong>end ausgewertet werden dürften.<br />

Das Tüpfel<strong>ch</strong>en auf dem i stellt die Anfrage der Fakulty of Hum<strong>an</strong>ities,<br />

Project for Study of Anti-Semitism, der Universität Tel Aviv vom<br />

16.10.1994 dar, in der eine Sarah Rembiszewski um Informationen über<br />

den St<strong>an</strong>d des Verfahrens bat. 58 Der Aufmerksamkeit der Welt werden si<strong>ch</strong><br />

die Ri<strong>ch</strong>ter also dur<strong>ch</strong>aus bewußt gewesen sein. Laut Aussage meines Verteidigers<br />

bat die obige Fakultät zwis<strong>ch</strong>enzeitli<strong>ch</strong> ebenfalls um Akteneinsi<strong>ch</strong>t,<br />

die allerdings zunä<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t gewährt wurde, da na<strong>ch</strong> herrs<strong>ch</strong>endem<br />

Re<strong>ch</strong>t keiner außenstehenden Person Akteneinsi<strong>ch</strong>t gewährt wird. 59<br />

A<strong>ch</strong>ter S<strong>ch</strong>ritt: Zerstörung der Familie<br />

Na<strong>ch</strong> meiner endgültigen Verurteilung zu 14 Monaten Haft im März<br />

1996 und der Aussi<strong>ch</strong>t vieler weiterer, womögli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>werwiegenderer Verurteilungen<br />

in vielen weiteren <strong>an</strong>gestrengten Verfahren, die zusammen<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> zu einer Gesamtstrafe von bis zu vier Jahren oder mehr führen<br />

würden, ents<strong>ch</strong>loß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d mit meiner Familie zu verlassen<br />

und mi<strong>ch</strong> in Engl<strong>an</strong>d niederzulassen, wo meiner damaligen Auffassung<br />

na<strong>ch</strong> die Redefreiheit mehr als ein Lippenbekenntnis war. I<strong>ch</strong> baute mir in<br />

der Folgezeit eine Existenz in Engl<strong>an</strong>d auf. Es war jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> dort ständig<br />

damit zu re<strong>ch</strong>nen, daß Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d früher oder später meine Auslieferung<br />

be<strong>an</strong>tragen würde. Da meine Frau unter diesem Damokless<strong>ch</strong>wert ni<strong>ch</strong>t<br />

länger zu leben bereit war und ständig Heimweh na<strong>ch</strong> ihrer Familie und ihren<br />

Freunden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d hatte, verließ sie mi<strong>ch</strong> im Winter 1998/99 und<br />

57<br />

Bl. 1411 der Akten im Verfahren Anm. 1, mit dem h<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Vermerk Dr. Mayers,<br />

daß Akteneinsi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Rücksendung der Akten dur<strong>ch</strong> die Verteidiger zu gewähren<br />

sei.<br />

58<br />

Ermittlungsordner 2, Blatt 876, im Verfahren Anm. 1.<br />

59<br />

So das S<strong>ch</strong>reiben des Verteidigers Dr. G. Herzogenrath-Amelung <strong>an</strong> das LG Stuttgart<br />

vom 16.11.1995 in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g im Verfahren Anm. 1.<br />

261


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

zog zusammen mit unseren zwei Kindern zurück na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d. Kurz<br />

darauf rei<strong>ch</strong>te sie die S<strong>ch</strong>eidung ein, die im August 2000 wirksam wurde.<br />

Als im Herbst 1999 die britis<strong>ch</strong>en Medien eine Hetzkampagne gegen<br />

mi<strong>ch</strong> starteten, wurde der von meiner Frau gefür<strong>ch</strong>tete Alptraum wahr: I<strong>ch</strong><br />

wurde zum international gehetzten Freiwild von Politik, Medien und Justiz.<br />

60 I<strong>ch</strong> setzte mi<strong>ch</strong> daher Ende 1999 in die USA ab, wo i<strong>ch</strong> um politis<strong>ch</strong>es<br />

Asyl bat, ein Antrag, gegen den si<strong>ch</strong> die US-Regierung allerdings mit<br />

aller ihr zur Verfügung stehenden Ma<strong>ch</strong>t wehrt. 61<br />

60 Vgl. dazu den Beitrag “Die Rolle der Medien im Fall <strong>Rudolf</strong>” in diesem B<strong>an</strong>d.<br />

61 Vgl. dazu den Beitrag “Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl… viellei<strong>ch</strong>t im Aus-<br />

l<strong>an</strong>d” in diesem B<strong>an</strong>d.<br />

262


In der Bundesa<strong>ch</strong>t<br />

263


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

264


“Weh denen, die unheilvolle Gesetze erlassen und<br />

unerträgli<strong>ch</strong>e Vors<strong>ch</strong>riften ma<strong>ch</strong>en, um die S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en vom<br />

Geri<strong>ch</strong>t fernzuhalten und den Armen meines Volkes ihr Re<strong>ch</strong>t<br />

zu rauben, um die Witwen auszubeuten und die Waisen<br />

auszuplündern. Was wollt ihr tun, wenn die Strafe naht, wenn<br />

das Unwetter von fern heraufzieht? Zu wem wollt ihr<br />

flü<strong>ch</strong>ten, um Hilfe zu finden, wo euren Rei<strong>ch</strong>tum verstecken?<br />

Ihr werdet eu<strong>ch</strong> unter Gef<strong>an</strong>genen am Boden krümmen und<br />

werdet unter Ers<strong>ch</strong>lagenen liegen. Do<strong>ch</strong> bei all dem läßt sein<br />

Zorn ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>, seine H<strong>an</strong>d bleibt ausgestreckt.”<br />

Jesaja, 10, 1-4<br />

Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

Überall, wo die Politik und der Zeitgeist massiven Druck auf die Justiz<br />

ausüben, muß m<strong>an</strong> damit re<strong>ch</strong>nen, daß es zu vorsätzli<strong>ch</strong>en Fehlurteilen<br />

kommt. Hierzu bedarf es weder einer offenkundig unre<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en Verfassung<br />

eines Staates no<strong>ch</strong> bürgerkriegsähnli<strong>ch</strong>er Zustände. Bezügli<strong>ch</strong><br />

normaler Strafprozesse gegen Kriminelle dürfte si<strong>ch</strong> das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Verfahren<br />

zwis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ts- und Unre<strong>ch</strong>tsstaaten kaum unters<strong>ch</strong>eiden. Erst in<br />

Prozessen, in denen politis<strong>ch</strong>e Tabuthemen zum Verh<strong>an</strong>dlungsgegenst<strong>an</strong>d<br />

werden, erweist si<strong>ch</strong>, ob die Ri<strong>ch</strong>ter eines formal re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong> verfaßten<br />

Staates diese Formalien im gesamten Verfahren au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>halten können,<br />

bzw. ob sie sogar gegen ihren Willen dur<strong>ch</strong> die Strafprozeßordnung zu einem<br />

formell korrekten Verhalten gezwungen werden können. Seit einiger<br />

Zeit wird diskutiert, inwiefern die Re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>keit der Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d dur<strong>ch</strong> gewisse zeitgeistige Ers<strong>ch</strong>einungen gefährdet ist. Günter<br />

Deckerts Fall, der mit seinen politis<strong>ch</strong>en Implikationen kaum zu Widerspru<strong>ch</strong><br />

ermutigen konnte, war hierzu weniger Anlaß als der Solinger Mordprozeß,<br />

bei dem sogar das öffentli<strong>ch</strong>e Fernsehen gegen die Art der Prozeß-<br />

Erstellt na<strong>ch</strong> der Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung im Verlag der Freunde Ende November 1995, als klar<br />

war, daß die Dokumentation zu meinem Prozeß ni<strong>ch</strong>t würde ers<strong>ch</strong>einen können; entnommen<br />

den Staatsbriefen 1/1996, Verlag Castel del Monte, Postfa<strong>ch</strong> 14 06 28, 80456 Mün<strong>ch</strong>en, S.<br />

4-8.<br />

265


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

führung seine Stimme erhob. Na<strong>ch</strong>folgend soll <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eigener Erfahrungen<br />

aufgezeigt werden, daß der deuts<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsstaat in seiner Strafprozeßordnung<br />

viele Lücken aufweist, die es der Justiz insgesamt wie den Strafri<strong>ch</strong>tern<br />

im besonderen einfa<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, vorsätzli<strong>ch</strong>e Fehlurteile juristis<strong>ch</strong> un<strong>an</strong>greifbar,<br />

da s<strong>ch</strong>einbar re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong> korrekt zu fällen.<br />

Ein bestimmter Fall löste derart massive Angriffe von allen Seiten der<br />

deuts<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft aus, daß die daraus resultierenden starken politis<strong>ch</strong>en<br />

Verzerrungen des deuts<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tssystems sogar die Re<strong>ch</strong>tsexperten<br />

unruhig werden ließ. Es h<strong>an</strong>delt si<strong>ch</strong> dabei um den Fall von Günter Dekkert,<br />

dem damaligen Vorsitzenden der Nationaldemokratis<strong>ch</strong>en Partei<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds (NPD). 1991 hatte Deckert eine Vortragsver<strong>an</strong>staltung org<strong>an</strong>isiert,<br />

während der Fred A. Leu<strong>ch</strong>ter, ein U.S.-Experte für Hinri<strong>ch</strong>tungste<strong>ch</strong>niken,<br />

über seine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en und <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen zu den<br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en “Gaskammern” in Aus<strong>ch</strong>witz referierte. Deckert übersetzte<br />

diese Rede für die deuts<strong>ch</strong>en Zuhörer. Aufgrund dessen wurde er <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend<br />

strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgt und zu 12 Monaten Gefängnis auf Bewährung<br />

verurteilt. Aufgrund des si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> diese Verurteilung <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließenden Wehges<strong>ch</strong>reis<br />

in deuts<strong>ch</strong>en wie internationalen Medien sowie wegen des massiven<br />

Druckes von deuts<strong>ch</strong>en wie internationalen Politikern, wurde Deckert<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> erneut vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt – vor ein <strong>an</strong>deres Geri<strong>ch</strong>t mit <strong>an</strong>deren<br />

Ri<strong>ch</strong>tern – und zu zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Einer<br />

seiner ersten Ri<strong>ch</strong>ter, Dr. Rainer Orlet, wurde mit einer Strafverfolgung bedroht,<br />

weil die von ihm verfaßte Urteilsbegründung als zu mild und seine<br />

Charakterisierung des Angeklagten als zu positiv betra<strong>ch</strong>tet wurde, denn<br />

na<strong>ch</strong> Auffassung von Medien und Politikern grenzte es <strong>an</strong> re<strong>ch</strong>tsbre<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>e<br />

Unmoral, einen <strong>ch</strong>arakterli<strong>ch</strong> guten Mens<strong>ch</strong>en wie Günter Deckert als<br />

sol<strong>ch</strong>en zu bezei<strong>ch</strong>nen, wenn er die fals<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en bzw. ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten hat. Letztli<strong>ch</strong> wurde Dr. Orlet “nur” in den vorzeitigen Ruhest<strong>an</strong>d<br />

gezwungen. 1<br />

Deckerts Bu<strong>ch</strong> über diese Affäre 2 wurde d<strong>an</strong>n als erneuter Anlaß genommen,<br />

ihn vor Geri<strong>ch</strong>t zu zerren und zu verurteilen, zusammen mit <strong>an</strong>deren<br />

“Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en”, die er in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit beg<strong>an</strong>gen hatte, wie<br />

etwa die Abfassung ungezogener Briefe <strong>an</strong> jüdis<strong>ch</strong>e Persönli<strong>ch</strong>keiten, den<br />

Verkauf wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er, aber verbotener revisionistis<strong>ch</strong>er Literatur<br />

(meine Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te) und die Verbreitung revisionisti-<br />

1<br />

Siehe G. Herzogenrath-Amelung: “Guta<strong>ch</strong>ten im Asylverfahren von <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>”,<br />

VffG, 6(2) (2002), S. 176-190, hier S. 180-182.<br />

2<br />

Günther Anntohn, Henri Roques, Der Fall Günter Deckert, DAGD/Germ<strong>an</strong>ia Verlag,<br />

Weinheim 1995 (L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t M<strong>an</strong>nheim, Az. (13) 5 Ns 67/96) (www.vho.org/D/Deckert)<br />

266


Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

s<strong>ch</strong>er Flugblätter (die von mir verfaßt worden waren). Die gegen Deckert<br />

verhängte Gesamtstrafe belief si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf über fünf Jahre, die er<br />

voll abzusitzen hatte.<br />

Letztli<strong>ch</strong> wurde sogar sein Verteidiger Ludwig Bock strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgt<br />

mit dem Vorwurf, seinen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten zu f<strong>an</strong>atis<strong>ch</strong> verteidigt zu haben,<br />

indem er die Einführung von Beweisen auf eine Weise be<strong>an</strong>tragt habe, mit<br />

der er si<strong>ch</strong> Deckerts verbotene Ansi<strong>ch</strong>ten zu eigen gema<strong>ch</strong>t habe: Bock hatte<br />

be<strong>an</strong>tragt, Bundesk<strong>an</strong>zler und Bundespräsidenten als Zeugen für die Behauptung<br />

<strong>an</strong>treten zu lassen, daß es politis<strong>ch</strong>er Druck sei, der eine offene<br />

Diskussion des Holocaust unmögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e. Die dahinter liegende Annahme,<br />

die etablierte Ansi<strong>ch</strong>t über den Holocaust sei politis<strong>ch</strong> verzerrt,<br />

wurde dem Anwalt d<strong>an</strong>n als kriminelle H<strong>an</strong>dlung zur Last gelegt und führte<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zu seiner Verurteilung. 3<br />

In einem ähnli<strong>ch</strong>en Fall wurde der re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tete Strafverteidiger Jürgen<br />

Rieger im Jahr 2000 ebenfalls vor Geri<strong>ch</strong>t gezerrt, weil er in einem<br />

Strafverfahren gegen einen seiner M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten im Sommer 1996 be<strong>an</strong>tragt<br />

hatte, den sa<strong>ch</strong>verständigen Experten <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, also mi<strong>ch</strong>, als Zeugen<br />

für die vom Geri<strong>ch</strong>t als “Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en” eingestufte Äußerung<br />

seines M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten auftreten zu lassen, die Vergasungsbehauptungen über<br />

Aus<strong>ch</strong>witz seien unwahr. Jürgen Rieger wurde zwar in erster Inst<strong>an</strong>z vom<br />

Hamburger L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t freigespro<strong>ch</strong>en, da Rieger als Verteidiger ledigli<strong>ch</strong><br />

re<strong>ch</strong>tmäßig die bere<strong>ch</strong>tigten Interessen seines M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten vertreten habe, 4<br />

jedo<strong>ch</strong> hob der Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof dieses Urteil auf und forderte, daß jeder<br />

Verteidiger, der mit Beweis<strong>an</strong>trägen Zweifel am Holocaust zu wecken<br />

tra<strong>ch</strong>te, rücksi<strong>ch</strong>tslos strafverfolgt und abgeurteilt werden müsse. 5 Spätestens<br />

seit diesen Fällen muß es daher jedem deuts<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>ter klar sein,<br />

3<br />

Rudi Zornig, “Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt wegen Stellung von Beweis<strong>an</strong>trag verurteilt”, VffG 3(2)<br />

(1999), S. 208. Bei späteren Verteidigungsm<strong>an</strong>daten änderte Bock <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend seine<br />

Verteidigungsstrategie. Bei der Verteidigung des australis<strong>ch</strong>en Revisionisten Dr. Fredrick<br />

Töben im November 1999 s<strong>ch</strong>wieg er völlig, um weitere Strafverfolgungen zu vermeiden,<br />

wodur<strong>ch</strong> eine Verteidigung von Dr. Töben freili<strong>ch</strong> unmögli<strong>ch</strong> wurde. Dies war s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

ein Grund, warum der BGH das Urteil aufhob, Az. 1 StR 184/00, 12.12.2000; vgl.<br />

Tatj<strong>an</strong>a Hörnle, “Verbreitung der Aus<strong>ch</strong>witzlüge im Internet”, Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung 6<br />

(2001), S. 305-311.<br />

4<br />

Hamburger Morgenpost, Nov. 14, 2000; vgl. “Verteidiger Rieger siegt in Verfahren wegen<br />

‘unzulässiger Verteidigung’”, VffG 4(3&4) (2000), S. 457.<br />

5<br />

BGH, Az. 5 StR 485/01; Sigmund P. Martin, Juristis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulung, 11/2002, S. 1127f.;<br />

Neue Juristis<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>rift 2002, S. 2115, Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung 2002, S. 539;<br />

vgl. die deuts<strong>ch</strong>e Tagespresse vom 11.4.2002 (taz, Bild, Fr<strong>an</strong>kfurter Runds<strong>ch</strong>au, Stuttgarter<br />

Zeitung, Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung, alle auf Seite 2!).<br />

267


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

daß er s<strong>ch</strong>on beim Versu<strong>ch</strong>, ein mildes Urteil gegen ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Dissidenten<br />

zu verhängen, zumindest seine berufli<strong>ch</strong>e Karriere aufs Spiel setzt,<br />

und jedem Strafverteidiger muß klar sein, daß er selbst im Gefängnis zu<br />

l<strong>an</strong>den droht, sollte er versu<strong>ch</strong>en, einen ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Dissidenten effektiv<br />

zu verteidigen.<br />

Anstatt also die Unabhängigkeit der Ri<strong>ch</strong>ter gegen mediale und politis<strong>ch</strong>e<br />

Treibjagden zu s<strong>ch</strong>ützen sowie den Re<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>utz von Verteidigern, die<br />

in Vertretung ihrer M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten h<strong>an</strong>deln, zu gewähren, fallen Politik und sogar<br />

die Justiz selbst den deuts<strong>ch</strong>en Strafri<strong>ch</strong>tern und Strafverteidigern in<br />

den Rücken. M<strong>an</strong> muß derartige staatsterroristis<strong>ch</strong>e Unre<strong>ch</strong>tsmethoden gegen<br />

Ri<strong>ch</strong>ter und Strafverteidiger – von den Angeklagten gar ni<strong>ch</strong>t erst zu<br />

spre<strong>ch</strong>en – ernsthaft mit jenen verglei<strong>ch</strong>en, die im tiefsten Mittelalter bei<br />

den Hexenprozessen <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt wurden, 6 um zu erkennen, wel<strong>ch</strong>en Verrottungsgrad<br />

das deuts<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tswesen wieder einmal errei<strong>ch</strong>t hat.<br />

Na<strong>ch</strong>folgend werde i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d meiner eigenen Erfahrungen aufzeigen,<br />

daß der Re<strong>ch</strong>tsstaat in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d derart viele S<strong>ch</strong>lupflö<strong>ch</strong>er aufweist, daß<br />

es dem Re<strong>ch</strong>tssystem im allgemeinen wie den Ri<strong>ch</strong>tern im besonderen sehr<br />

lei<strong>ch</strong>t gema<strong>ch</strong>t wird, dem auf ihnen lastenden außerordentli<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en<br />

Druck na<strong>ch</strong>zugeben und willkürli<strong>ch</strong>e, unkorrigierbare Ents<strong>ch</strong>eidungen zu<br />

fällen, wobei ihnen die Tatsa<strong>ch</strong>e zugute kommt, daß alles so s<strong>ch</strong>eint, als<br />

würde es völlig korrekt na<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>t und Gesetz gema<strong>ch</strong>t.<br />

Immer wieder mußte i<strong>ch</strong> bei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>stem Publikum dasselbe ungläubige<br />

Staunen über den Zust<strong>an</strong>d unserer Strafprozeßordnung erleben,<br />

das mi<strong>ch</strong> selbst zu Beginn der gegen mi<strong>ch</strong> losgetretenen Prozeßlawine<br />

überkam. Trotz meiner m<strong>an</strong>gelhaften juristis<strong>ch</strong>en Qualifikation sehe i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong> daher genötigt, die Stimme zum Thema zu erheben, da die vielen offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

formellen Mängel unserer Justiz bisher <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>einend no<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t sa<strong>ch</strong>kundig <strong>an</strong>gespro<strong>ch</strong>en wurden.<br />

Da i<strong>ch</strong> kein Jurist bin, sondern nur dur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>merzhafte Erfahrungen autodidaktis<strong>ch</strong><br />

<strong>an</strong> das Thema her<strong>an</strong>geführt wurde, möge m<strong>an</strong> mir Formulierungss<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en<br />

na<strong>ch</strong>sehen. Wenn i<strong>ch</strong> hier au<strong>ch</strong> häufig auf mein Verfahren<br />

vor dem LG Stuttgart (Az. 17 KLs 83/94) Bezug nehme, so dienen diese<br />

6<br />

M. Bauer (Hg.), Sold<strong>an</strong> – Heppe, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Hexenprozesse, bes. B<strong>an</strong>d I, Müller,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 1912, S. 311ff.; sogar eine Offenkundigkeitsregelung, g<strong>an</strong>z so wie in Sa<strong>ch</strong>en<br />

Holocaust, gab es bei den Hexenprozessen, vgl. W. Behringer, Hexen und Hexenprozesse<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, dtv, Mün<strong>ch</strong>en 1988, S. 182; vgl. meine Ausführungen dazu unter dem<br />

Pseudonym W. Krets<strong>ch</strong>mer, “Der mittelalterli<strong>ch</strong>e Hexenprozeß und seine Parallelen in<br />

unserer Zeit”, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart 41(2)(1993) S. 25-28<br />

(www.vho.org/D/DGG/Krets<strong>ch</strong>mer41_2.html).<br />

268


Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

Beispiele do<strong>ch</strong> nur dazu, die bestehenden Probleme beispielhaft aufzuzeigen.<br />

Eine ausführli<strong>ch</strong>e Auswertung meines Verfahrens muß <strong>an</strong>deren Arbeiten<br />

vorbehalten bleiben.<br />

Keine Wortlautprotokolle<br />

Bis Ende der siebziger Jahre wurde in deuts<strong>ch</strong>en Strafprozessen ein Ergebnisprotokoll<br />

der Verh<strong>an</strong>dlung geführt, in dem etwa der Inhalt der Aussagen<br />

von Zeugen und Einlassungen des Angeklagten niedergelegt wurden.<br />

Der Inhalt dieses Protokolls war allerdings s<strong>ch</strong>on immer für eine Berufungs-<br />

oder Revisionsbegründung völlig irrelev<strong>an</strong>t. St<strong>an</strong>d zum Beispiel im<br />

Protokoll: Der Zeuge sagte A, im Urteil stellte das Geri<strong>ch</strong>t aber fest: Der<br />

Zeuge sagte B, so galt grundsätzli<strong>ch</strong> die Ausführung im Urteil als Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />

die im Protokoll dagegen ist bedeutungslos.<br />

Im Zuge einer Strafre<strong>ch</strong>tsänderung Ende der siebziger Jahre wurde daher<br />

aus prozeßökonomis<strong>ch</strong>en Gründen die Pfli<strong>ch</strong>t zur Führung von Ergebnisprotokollen<br />

außer für das Amtsgeri<strong>ch</strong>t für alle höheren Inst<strong>an</strong>zen aufgehoben.<br />

Dadur<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>eint in den Prozeßprotokollen jeweils nurmehr der<br />

Vermerk: “Der Zeuge ma<strong>ch</strong>te Angaben zur Sa<strong>ch</strong>e”, bzw.: “Der Angeklagte<br />

gab eine Erklärung ab”. Über den Inhalt ist dort ni<strong>ch</strong>ts zu finden, es läßt<br />

si<strong>ch</strong> also au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr dokumentaris<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>weisen, wenn das Geri<strong>ch</strong>t<br />

Aussagen fals<strong>ch</strong> wiedergibt. 7<br />

In <strong>an</strong>deren Staaten, etwa in K<strong>an</strong>ada oder in Österrei<strong>ch</strong>, wird dagegen<br />

wörtli<strong>ch</strong> protokolliert, wer in einer Geri<strong>ch</strong>tsverh<strong>an</strong>dlung was beri<strong>ch</strong>tet.<br />

Die Konsequenz dessen ist lei<strong>ch</strong>t auszumalen und soll hier <strong>an</strong> drei Beispielen<br />

aus meinem Verfahren kurz erläutert werden.<br />

7<br />

Es gibt allerdings die Mögli<strong>ch</strong>keit, daß die Verteidigung die Aussagen dur<strong>ch</strong> eine eigens<br />

dafür beauftragte S<strong>ch</strong>reibkraft mitstenografieren und <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend abtippen läßt. Ans<strong>ch</strong>ließend<br />

wird d<strong>an</strong>n der Antrag gestellt, diese Aussagen zu Protokoll zu nehmen. Derlei<br />

Anträge werden aber prinzipiell abgelehnt, da die Strafprozeßordnung sol<strong>ch</strong>e Nieders<strong>ch</strong>riften<br />

ni<strong>ch</strong>t vorsieht. Um dem Geri<strong>ch</strong>t die Ablehnung eines sol<strong>ch</strong>en Antrags mit der<br />

billigen Begründung zu verwehren, die Nieders<strong>ch</strong>rift sei inhaltli<strong>ch</strong> unri<strong>ch</strong>tig, sollte der<br />

Antrag zudem vor Entlassung der einzelnen Zeugen bzw. unmittelbar na<strong>ch</strong> Ende einer<br />

Einlassung des Angeklagten oder des Verteidigers erfolgen. Dadur<strong>ch</strong> können dur<strong>ch</strong> Rückfragen<br />

<strong>an</strong> die Zeugen oder den Angeklagten Zweifel des Geri<strong>ch</strong>ts zerstreut werden. Auf<br />

diese Weise würden zwar die dem – abgelehnten – Antrag beigelegten Nieders<strong>ch</strong>riften<br />

der Aussagen ins Protokoll gel<strong>an</strong>gen, sie wären jedo<strong>ch</strong> als sol<strong>ch</strong>e immer no<strong>ch</strong> irrelev<strong>an</strong>t<br />

in Berufungs- wie Revisionsverfahren. Der vom Angeklagten zu tragende Aufw<strong>an</strong>d <strong>an</strong><br />

Zeit und Geld für eine sol<strong>ch</strong>e Vorgehensweise bei einem dreißigtägigen Verfahren mit<br />

über zw<strong>an</strong>zig Zeugen dürfte jedo<strong>ch</strong> klar ma<strong>ch</strong>en, wie unsinnig dieses Szenario ist.<br />

269


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

1. In diesem Verfahren ging es darum, ob i<strong>ch</strong> bei der im April 1993 von<br />

Generalmajor O.E. Remer dur<strong>ch</strong>geführten Verbreitung einer mit politis<strong>ch</strong>en<br />

Kommentaren versehenen Version meines Guta<strong>ch</strong>tens über die Bildung<br />

und Na<strong>ch</strong>weisbarkeit von Cy<strong>an</strong>idverbindungen in den ‘Gaskammern’ von<br />

Aus<strong>ch</strong>witz beteiligt war oder ni<strong>ch</strong>t. Hierbei interessierte si<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>t<br />

u.a. für die Frage, wie O.E. Remer in den Besitz des Guta<strong>ch</strong>tens kam. I<strong>ch</strong><br />

hatte im Verfahren ausgeführt, daß O.E. Remer es hö<strong>ch</strong>stwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

von seinem Anwalt Hajo Herrm<strong>an</strong>n erhalten habe. Dem Geri<strong>ch</strong>t war sehr<br />

dar<strong>an</strong> gelegen, mi<strong>ch</strong> als Lügner zu überführen, und so versu<strong>ch</strong>ten die Ri<strong>ch</strong>ter,<br />

Hajo Herrm<strong>an</strong>n dazu zu bringen, zuzugeben, daß er kein Exemplar der<br />

fragli<strong>ch</strong>en Fassung <strong>an</strong> seinen Klienten ges<strong>an</strong>dte habe. Für seine Veröffentli<strong>ch</strong>ung<br />

hatte Remer die “zweite Fassung der dritten Auflage” meines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

verwendet, die das Geri<strong>ch</strong>t Fassung “F2” n<strong>an</strong>nte. 8 Na<strong>ch</strong> dem Prozeßberi<strong>ch</strong>t<br />

eines Beoba<strong>ch</strong>ters verlief die Vernehmung des Zeugen Herrm<strong>an</strong>n<br />

am 6.12.1994 etwa wie folgt:<br />

“Sod<strong>an</strong>n wird der Zeuge RA Hajo Herrm<strong>an</strong>n, Jahrg<strong>an</strong>g 1913, gehört.<br />

Er bestätigt, den Angeklagten im Sommer 1991 mit der Erstellung des<br />

Guta<strong>ch</strong>tens beauftragt zu haben. Der Zeuge führt aus, er habe vom Angeklagten<br />

immer alle Guta<strong>ch</strong>tenversionen erhalten und ein Exemplar<br />

davon immer <strong>an</strong> seinen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten Remer weitergeleitet. Später führt<br />

der Zeuge aus, er wisse ni<strong>ch</strong>t, ob er im November oder Dezember 1992<br />

no<strong>ch</strong> ein Guta<strong>ch</strong>ten erhalten habe. Auf Na<strong>ch</strong>frage der Ri<strong>ch</strong>ter meint er,<br />

er könne dies fast auss<strong>ch</strong>ließen und glaube au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, Remer im Revisionsverfahren<br />

no<strong>ch</strong> eine neue Guta<strong>ch</strong>tenversion zukommen gelassen zu<br />

haben. Später meint er, die im November 1992 vers<strong>an</strong>dte erste Version<br />

der 3. Auflage sei die letzte gewesen, die er erhalten habe. Auf eine<br />

Na<strong>ch</strong>frage des Angeklagten (die die Ri<strong>ch</strong>ter zuerst unterbinden wollten),<br />

ob der Zeuge die in der ersten Version der 3. Auflage vom November<br />

1992 aufgeführte Gliederung für ri<strong>ch</strong>tig halte, erinnerte si<strong>ch</strong> der Zeuge,<br />

daß er telefonis<strong>ch</strong> eine Umstellung erbeten habe. Dadur<strong>ch</strong> gel<strong>an</strong>gt der<br />

Zeuge zu der Auffassung, daß er wohl do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die zweite, auf seine<br />

Anregung hin umgestellte Version der 3. Auflage erhalten haben muß [in<br />

der Geri<strong>ch</strong>tsterminologie die Fassung F2, die Remer als Vorlage diente].<br />

Zudem könne er ni<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>ließen, daß Remer au<strong>ch</strong> im Revisionsverfahren<br />

no<strong>ch</strong> Unterlagen mit neuen Guta<strong>ch</strong>tenversionen erhalten habe. Er<br />

8<br />

Die erste Ausgabe wurden in nur 15 fotokopierten Exemplaren im J<strong>an</strong>uar 1992 vers<strong>an</strong>dt,<br />

die zweite, korrigierte im Februar 1992, die erste Fassung der dritten Auflage im November<br />

1992 sowie eine lei<strong>ch</strong>t revidierte Fassung davon (zweite Fasssung) im Dezember<br />

1992.<br />

270


Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

gibt Herrm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>, das Guta<strong>ch</strong>ten sowohl im Berufungs- als au<strong>ch</strong> im Revisionsverfahren<br />

gegen Remer eingerei<strong>ch</strong>t zu haben. Darauf führt das<br />

Geri<strong>ch</strong>t aus, in keinem der beiden Akte sei ein sol<strong>ch</strong>es Guta<strong>ch</strong>ten gefunden<br />

worden. Auf die Widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit seiner Aussagen aufmerksam<br />

gema<strong>ch</strong>t, meint der Zeuge Herrm<strong>an</strong>n, er könne si<strong>ch</strong> bei dem umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>en<br />

Material der vielen Verfahren, in denen er tätig sei, ni<strong>ch</strong>t um jedes<br />

S<strong>ch</strong>riftstück derart kümmern, daß er heute no<strong>ch</strong> in der Lage sei, si<strong>ch</strong> <strong>an</strong><br />

alles zu erinnern. Er sei im Laufe der Zeit in 12 bis 15 Verfahren tätig<br />

gewesen, in denen er das Guta<strong>ch</strong>ten brau<strong>ch</strong>te, neben all den <strong>an</strong>deren<br />

Verfahren. Für ihn, den Zeugen, sei das Guta<strong>ch</strong>ten des Angeklagten ein<br />

S<strong>ch</strong>riftstück unter unzähligen <strong>an</strong>deren gewesen, weshalb es ihm ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr mögli<strong>ch</strong> sei, si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> Einzelheiten zu erinnern.”<br />

M<strong>an</strong> erkennt daraus, daß der Zeuge Herrm<strong>an</strong>n grundlegend verwirrt war<br />

und si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr <strong>an</strong> Details erinnern konnte, w<strong>an</strong>n er wem wel<strong>ch</strong>e Fassung<br />

zuges<strong>an</strong>dt hatte. Aber zumindest erinnerte si<strong>ch</strong> Herrm<strong>an</strong>n deutli<strong>ch</strong><br />

dar<strong>an</strong>, daß er Änderungen <strong>an</strong> dem Guta<strong>ch</strong>ten erbeten hatte, so daß er logis<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>lußfolgerte, daß er die Fassung mit den erwüns<strong>ch</strong>ten Änderungen<br />

von mir bekommen hatte; immerhin war diese Fassung ausdrückli<strong>ch</strong> auf<br />

Ver<strong>an</strong>lassung des Zeugen erstellt worden. Das Geri<strong>ch</strong>t stellt die Aussagen<br />

des Zeugen auf Seite 199 des Urteils allerdings wie folgt dar: 9<br />

“Die Beweisaufnahme hat dem gegenüber ergeben, daß Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt<br />

Herrm<strong>an</strong>n wohl niemals, jedenfalls aber ni<strong>ch</strong>t im Jahre 1992 oder im ersten<br />

Quartal 1993 in den Besitz der Fassung ‘F2’ gekommen ist und daß<br />

er sie ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> Remer vers<strong>an</strong>dte. So legte der Zeuge Herrm<strong>an</strong>n in der<br />

Hauptverh<strong>an</strong>dlung die Fassung ‘F1’ als die letzte Version des ‘Guta<strong>ch</strong>tens’<br />

vor, die ihm zugeg<strong>an</strong>gen sei, wobei er ni<strong>ch</strong>t sagen konnte, w<strong>an</strong>n er<br />

in den Besitz dieser Version kam. Des weiteren gab er glaubhaft <strong>an</strong>, er<br />

habe mit Remer na<strong>ch</strong> der Hauptverh<strong>an</strong>dlung in S<strong>ch</strong>weinfurt vom<br />

22.10.1992 wegen des ‘Guta<strong>ch</strong>tens’ keinen Kontakt mehr gehabt. Er<br />

könne si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dar<strong>an</strong> erinnern, Remer im Dezember 1992 ein Exemplar<br />

des ‘Guta<strong>ch</strong>tens’ zuges<strong>an</strong>dt zu haben.”<br />

Die Differenz zwis<strong>ch</strong>en beiden Ausführungen ist offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>: Der unabhängige<br />

Beoba<strong>ch</strong>ter beri<strong>ch</strong>tet, Herrm<strong>an</strong>n habe seine <strong>an</strong>fängli<strong>ch</strong>e Aussage<br />

revidiert, na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> ihn dazu bra<strong>ch</strong>te, si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> zu erinnern, daß Herrm<strong>an</strong>n<br />

selbst die Erstellung dieser besonderen Fassung “F2” erbeten hatte,<br />

was zu der logis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lußfolgerung führt, daß er selbstverständli<strong>ch</strong> zu-<br />

9 Der gesamte Urteilstext k<strong>an</strong>n online eingesehen werden:<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos1_d.pdf<br />

271


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

mindest ein Exemplar dieser von ihm <strong>an</strong>geforderten Fassung erhielt. Aber<br />

das Geri<strong>ch</strong>t “vergaß” dieses Detail einfa<strong>ch</strong>. Aus seinen eigenen fehlerhaften<br />

Ausführungen s<strong>ch</strong>lußfolgerte das Geri<strong>ch</strong>t auf Seite 202f.:<br />

“Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß der Angeklagte bewußt eine fals<strong>ch</strong>e Version darüber<br />

verbreitete, wie es zu der Remeraktion kommen konnte, ist ein besonders<br />

deutli<strong>ch</strong>es Indiz dafür, daß er <strong>an</strong> der Remeraktion beteiligt<br />

war.”<br />

2. Das Geri<strong>ch</strong>t war sehr dar<strong>an</strong> interessiert, na<strong>ch</strong>zuweisen, daß i<strong>ch</strong> meiner<br />

S<strong>ch</strong>wester von den Kommentaren Remers beri<strong>ch</strong>tet hatte, bevor Remer seine<br />

Verbreitungsaktion des Guta<strong>ch</strong>tens <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen hatte, was nur d<strong>an</strong>n<br />

mögli<strong>ch</strong> gewesen wäre, wenn i<strong>ch</strong> über die Hinzufügung besagter Remers<strong>ch</strong>er<br />

Kommentare zumindest unterri<strong>ch</strong>tet worden wäre. Die ersten von<br />

Remer ausges<strong>an</strong>dten Exemplare meines Guta<strong>ch</strong>tens errei<strong>ch</strong>ten ihre Adressaten<br />

wenige Tage na<strong>ch</strong> Ostern 1993. Wenn i<strong>ch</strong> meiner S<strong>ch</strong>wester vor<br />

Ostern von diesen Kommentaren beri<strong>ch</strong>ten konnte, so wäre dies mein “Sargnagel”<br />

gewesen. Meine S<strong>ch</strong>wester sagte na<strong>ch</strong> dem oben erwähnten unabhängigen<br />

Prozeßberi<strong>ch</strong>t am 24.1.1995 folgendes aus:<br />

“Die S<strong>ch</strong>wester des Angeklagten führt aus, sie habe von ihrem Bruder<br />

bei einem Besu<strong>ch</strong> kurz vor Ostern 1993 (10.-12.4.1993) erfahren, Remer<br />

habe das Guta<strong>ch</strong>ten, das er von seinem Anwalt erhalten habe, mit rassistis<strong>ch</strong>-<strong>an</strong>tisemitis<strong>ch</strong>en<br />

Kommentaren versehen und gegen seinen Willen<br />

verbreitet. In dem Zusammenh<strong>an</strong>g sei au<strong>ch</strong> von einer einstweiligen Verfügung<br />

gegen Remer die Rede gewesen. Die Na<strong>ch</strong>frage, ob die Remer-<br />

Aktion von ihrem Bruder als bereits ges<strong>ch</strong>ehenes oder als drohendes Ereignis<br />

beri<strong>ch</strong>tet wurde, k<strong>an</strong>n sie m<strong>an</strong>gels Erinnerung ni<strong>ch</strong>t be<strong>an</strong>tworten.<br />

Es sei aber mögli<strong>ch</strong>, daß die Aktion damals s<strong>ch</strong>on passiert gewesen sei.<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> habe sie mit ihrem Bruder immer wieder über dieses Thema<br />

gespro<strong>ch</strong>en, wenn m<strong>an</strong> ca. alle 14 Tage mitein<strong>an</strong>der telefoniert habe.<br />

Auf intensives Na<strong>ch</strong>haken des Geri<strong>ch</strong>ts über inhaltli<strong>ch</strong>e wie <strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong>e<br />

Details der damaligen Abläufe zeigt si<strong>ch</strong> die Zeugin völlig überfordert<br />

und zusehend einges<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>tert. Auf Na<strong>ch</strong>frage ihres Bruders gibt sie<br />

<strong>an</strong>, sie könne si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr genau dar<strong>an</strong> erinnern, w<strong>an</strong>n genau sie von<br />

ihrem Bruder wel<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t zu diesem Thema erhalten habe. Sie<br />

könne nur no<strong>ch</strong> ihren Gesamteindruck s<strong>ch</strong>ildern.”<br />

Das Geri<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ildert diese Zeugenaussage wie folgt (S. 210):<br />

“Im übrigen gab die S<strong>ch</strong>wester des Angeklagten <strong>an</strong>, er habe ihr gegenüber<br />

die Absi<strong>ch</strong>t, auf die Remer-Fassung eine ‘autorisierte’ Fassung<br />

folgen zu lassen, bereits Ostern 1993 (11./12.04.1993) geäußert. Zur Begründung<br />

habe er <strong>an</strong>geführt, Remer habe das ‘Guta<strong>ch</strong>ten’ mit rassisti-<br />

272


Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

s<strong>ch</strong>en Äußerungen gespickt. Na<strong>ch</strong> eigenen Angaben will der Angeklagte<br />

aber die Remerversion erstmals am 16. April 1993 bei seinem Doktorvater<br />

S<strong>ch</strong>nering gesehen und erst hierbei Kenntnis von den Remerzusätzen<br />

erhalten haben. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß er si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on vor diesem Zeitpunkt<br />

auf ‘rassistis<strong>ch</strong>e Äußerungen’ Remers berief, ist ein weiteres Indiz dafür,<br />

daß der Angeklagte bereits vor der Remeraktion Kenntnis davon hatte.”<br />

Na<strong>ch</strong> Aussage des unabhängigen Beoba<strong>ch</strong>ters erklärte meine S<strong>ch</strong>wester<br />

allerdings, es sei mögli<strong>ch</strong>, daß die Vers<strong>an</strong>daktion s<strong>ch</strong>on zu Ostern passiert<br />

war, was offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong> ist – alle Exemplare gingen erst na<strong>ch</strong> dem<br />

15.4.1993 bei ihren Adressaten per Briefpost ein. Au<strong>ch</strong> die erwähnte einstweilige<br />

Verfügung kam erst ins Gesprä<strong>ch</strong>, na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> von meinem damaligen<br />

Arbeitgeber dazu aufgefordert worden war, also na<strong>ch</strong>dem dieser die<br />

von Remer vers<strong>an</strong>dten Guta<strong>ch</strong>ten erhalten hatte. Dies beweist, daß die Zeugin<br />

si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> die genaue Chronologie, w<strong>an</strong>n sie was von mir erfahren hatte,<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr erinnern konnte, was au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ihre Antworten sowohl auf<br />

meine Fragen als au<strong>ch</strong> auf die der Ri<strong>ch</strong>ter bestätigt wird. Sie konnte si<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t mehr dar<strong>an</strong> erinnern, w<strong>an</strong>n genau sie was von mir gehört hatte.<br />

Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß si<strong>ch</strong> die Zeugin ni<strong>ch</strong>t mehr <strong>an</strong> die Reihenfolge und<br />

Zeitpunkte der Ereignisse erinnern konnte, wurde in der Urteilsbegründung<br />

aus ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Gründen einfa<strong>ch</strong> ausgelassen. Wer von uns k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on genau auf den Tag dar<strong>an</strong> erinnern, w<strong>an</strong>n er was von einem Ges<strong>ch</strong>wister<br />

vor zwei Jahren gehört hat? Für das Geri<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> war dies ein Meilenstein<br />

auf seinem Weg zu meiner Verurteilung.<br />

3. Eine <strong>an</strong>dere Methode, mi<strong>ch</strong> als <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Lügner zu überführen, lag<br />

in dem Versu<strong>ch</strong> des Geri<strong>ch</strong>ts, meine Angaben über meine Kontakte mit<br />

dem Ehepaar Remer als Lügen bloßzulegen. Indem es versu<strong>ch</strong>te aufzuzeigen,<br />

daß i<strong>ch</strong> meine Kontakte mit Remer zu verbergen su<strong>ch</strong>te, versu<strong>ch</strong>ten sie<br />

na<strong>ch</strong>zuweisen, daß i<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ein Teil jener Vers<strong>ch</strong>wörung war, um die<br />

Wahrheit vor dem Geri<strong>ch</strong>t zu verbergen. Über die Kontakte des Angeklagten<br />

zu O.E. Remer beri<strong>ch</strong>tet der Prozeßberi<strong>ch</strong>t zum 22.11.1994 folgendes:<br />

“Dabei erwähnte er [der Angeklagte] u.a. seine bisherigen vier Begegnungen<br />

mit O.E. Remer, wobei die letzte Anf<strong>an</strong>g Mai 1993 stattf<strong>an</strong>d.<br />

Damals habe er dur<strong>ch</strong> einen Mittelsm<strong>an</strong>n eine Unterlassungserklärung<br />

mit Remer telefonis<strong>ch</strong> aush<strong>an</strong>deln lassen. Diese habe der Mittelsm<strong>an</strong>n<br />

d<strong>an</strong>n entspre<strong>ch</strong>end vorformuliert und ihm, dem Angeklagten, übergeben.<br />

Remer habe sie kurz d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> in Gegenwart des Mittelsm<strong>an</strong>nes und seiner<br />

Person unters<strong>ch</strong>rieben. Auf die Frage, warum er die Unterlassungserklärung<br />

ni<strong>ch</strong>t selbst ausgeh<strong>an</strong>delt habe, erklärt der Angeklagte, er habe<br />

273


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

keinen Kontakt zu Remer unterhalten und au<strong>ch</strong> dafür keinen herstellen<br />

wollen.”<br />

Zum 24.1.1995 liest m<strong>an</strong> dort:<br />

“Zuletzt wird eine vom Angeklagten ausgefüllte, aber ni<strong>ch</strong>t abges<strong>an</strong>dte<br />

Einladung zu einem revisionistis<strong>ch</strong>en Treffen in Roding vom Sommer<br />

1991 eingeführt, die von O.E. Remer org<strong>an</strong>isiert worden sei. Der Angeklagte<br />

gibt <strong>an</strong>, wegen der <strong>an</strong>gekündigten Teilnehmer Prof. R. Faurisson<br />

und Dr. W. Stägli<strong>ch</strong> Interesse <strong>an</strong> der Ver<strong>an</strong>staltung gehabt zu haben. Allerdings<br />

sei er ni<strong>ch</strong>t dort gewesen, wie au<strong>ch</strong> daraus hervorgehe, daß er<br />

die Einladung eben ni<strong>ch</strong>t abges<strong>ch</strong>ickt habe. Daß Remer die Ver<strong>an</strong>staltung<br />

geleitet habe, sei ihm damals ni<strong>ch</strong>t aufgefallen.<br />

Der Verteidiger gibt <strong>an</strong>, er selbst habe <strong>an</strong> diesem Treffen teilgenommen,<br />

könne si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erinnern, seinen heutigen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten dort<br />

gesehen zu haben.”<br />

Das Geri<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ildert beide Vorkommnisse, die es als Beweise der Unglaubwürdigkeit<br />

des Angeklagten interpretiert, wie folgt (S. 148ff.):<br />

“Zum einen nahm er [der Angeklagte] <strong>an</strong> der von Remer einberufenen<br />

ges<strong>ch</strong>lossenen revisionistis<strong>ch</strong>en Ver<strong>an</strong>staltung vom 29.6.1991 [in Roding]<br />

teil, bei der Remer das Grußwort spra<strong>ch</strong> (S. 49). Dies zeigt die<br />

Kopie eines bei ihm gefundenen ausgefüllten Anmeldeformulars. Der<br />

Angeklagte hat dies au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bestritten. [Eine glatte Lüge!…]<br />

Außerdem räumte er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ein, Remer am 2.5.1993 in Bad Kissingen<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Fertigung der Verpfli<strong>ch</strong>tungserklärung<br />

(S. 124) gemeinsam mit Philipp aufgesu<strong>ch</strong>t zu haben. Diesen Kontakt<br />

versu<strong>ch</strong>te der Angeklagte zunä<strong>ch</strong>st zu vers<strong>ch</strong>leiern. Bei seiner ersten<br />

Einlassung in der Hauptverh<strong>an</strong>dlung gab er über das Zust<strong>an</strong>dekommen<br />

dieser Erklärung <strong>an</strong>, er habe Remer, na<strong>ch</strong>dem dieser auf seine s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en<br />

Abmahnungen ni<strong>ch</strong>t reagiert habe, ‘über einen Mittelsm<strong>an</strong>n’ <strong>an</strong>gespro<strong>ch</strong>en.<br />

Dieser Mittelsm<strong>an</strong>n habe den Text der Erklärung mit Remer<br />

ausgeh<strong>an</strong>delt und ihm übergeben. Zur Begründung dafür, warum er einen<br />

Mittelsm<strong>an</strong>n einges<strong>ch</strong>altet habe, gab er <strong>an</strong>, er selbst habe mit Remer<br />

keinen direkten Kontakt haben wollen.<br />

Au<strong>ch</strong> sonst versu<strong>ch</strong>te der Angeklagte seine Haltung zu Remer bewußt<br />

fals<strong>ch</strong> darzustellen. Dies zeigt etwa das oben gen<strong>an</strong>nte S<strong>ch</strong>reiben des<br />

Angeklagten <strong>an</strong> Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Herrm<strong>an</strong>n vom 20.12.1992. […] Ans<strong>ch</strong>ließend<br />

s<strong>ch</strong>ildert der Angeklagte [in diesem Brief] die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> einzigen<br />

drei Begegnungen mit Remer. […]<br />

Bezei<strong>ch</strong>nend ist im übrigen, daß sein S<strong>ch</strong>reiben <strong>an</strong> Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt<br />

Herrm<strong>an</strong>n die Beziehung zu Remer dur<strong>ch</strong> Auslassen dieser beiden Er-<br />

274


Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

eignisse [Revisionistentreffen in Roding und Vermittlung der Publikation<br />

der von Remer herausgegebenen Bros<strong>ch</strong>üre Die Zeit lügt!, Verlag<br />

Remer Heipke, Bad Kissingen 1992 10 ] bewußt unvollständig s<strong>ch</strong>ildert.<br />

Die Kammer ist daher davon überzeugt, daß es ni<strong>ch</strong>t die wahren Verhältnisse<br />

und die wirkli<strong>ch</strong>e Meinung des Angeklagten über Remer widerspiegelt,<br />

sondern auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> zum Zwecke der Abspra<strong>ch</strong>e für das Ermittlungsverfahren<br />

verfaßt wurde.”<br />

Da in der Hauptverh<strong>an</strong>dlung tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> das Original der Einladung zum<br />

Revisionistentreffen in Roding eingeführt wurde, und ni<strong>ch</strong>t, wie die Kammer<br />

in der Urteilsbegründung ausführt, eine Kopie, liegt es nahe, daß i<strong>ch</strong><br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bei dem Treffen in Roding <strong>an</strong>wesend war. In einem später<br />

veröffentli<strong>ch</strong>ten Beitrag bestätigte mein Verteidiger den Beri<strong>ch</strong>t des unabhängigen<br />

Beoba<strong>ch</strong>ters und kritisierte das Geri<strong>ch</strong>t hars<strong>ch</strong> für diesen re<strong>ch</strong>t<br />

merkwürdigen Fehler. 11 Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> hatte i<strong>ch</strong> während der Hauptverh<strong>an</strong>dlung<br />

ausdrückli<strong>ch</strong> bestritten, <strong>an</strong> dieser Ver<strong>an</strong>staltung teilgenommen zu haben.<br />

Es gibt no<strong>ch</strong> <strong>an</strong>dere Hinweise darauf, daß der Beri<strong>ch</strong>t des unabhängigen<br />

Beoba<strong>ch</strong>ters bezügli<strong>ch</strong> meiner Angaben tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig ist. Zieht m<strong>an</strong><br />

zum Beispiel in Betra<strong>ch</strong>t, daß es bei der Vermittlung zur Publikation der<br />

Bros<strong>ch</strong>üre Die Zeit lügt! zu keiner Begegnung oder Korrespondenz zwis<strong>ch</strong>en<br />

Remer und mir kam (no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal das Geri<strong>ch</strong>t hat das behauptet),<br />

daß ni<strong>ch</strong>t i<strong>ch</strong> es war, der ents<strong>ch</strong>ied, Remers Name und Verlag ins Impressum<br />

der Bros<strong>ch</strong>üre zu setzen, 12 und daß i<strong>ch</strong> in meinen vom Geri<strong>ch</strong>t zitierten<br />

Briefen und Aussagen stets von tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Kontakten mit Remer<br />

10<br />

Online: www.vho.org/D/Beitraege/Zeit.html.<br />

11<br />

G. Herzogenrath-Amelung, aaO. (Anm. 1), S. 186f.<br />

12<br />

Diese Bros<strong>ch</strong>üre wurde im wesentli<strong>ch</strong>en von mir verfaßt (unter vier Pseudonymen), aber<br />

von Karl Philipp zur Veröffentli<strong>ch</strong>ung fertiggestellt, der <strong>an</strong> ihr einige Veränderungen<br />

vornahm und Remer als Herausgeber und Verleger hinzufügte, um mi<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zu<br />

s<strong>ch</strong>ützen (was au<strong>ch</strong> funktionierte). Soviel i<strong>ch</strong> weiß, war Remer bei der Herstellung dieser<br />

Bros<strong>ch</strong>üre ni<strong>ch</strong>t beteiligt gewesen, und i<strong>ch</strong> war niemals <strong>an</strong> ihrem Vertrieb beteiligt. Es<br />

gab daher keine Verbindung zwis<strong>ch</strong>en meinem Verfassen der Bros<strong>ch</strong>üre – ohne jede Intention,<br />

es für Remer zu tun – und der Tatsa<strong>ch</strong>e, daß Philipp Remers Namen auf die Bros<strong>ch</strong>üre<br />

setzte (womögli<strong>ch</strong> gar ohne Remers Wissen), na<strong>ch</strong>dem sie von mir fertiggestellt<br />

worden war. Freili<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> nie über diese Formalie bes<strong>ch</strong>wert, zumal es realistis<strong>ch</strong><br />

gesehen keinen <strong>an</strong>deren Weg gab, diese Bros<strong>ch</strong>üre s<strong>ch</strong>nell zu veröffentli<strong>ch</strong>en, als<br />

jenen, den Philipp eins<strong>ch</strong>lug – was notwendig ers<strong>ch</strong>ien, da es si<strong>ch</strong> bei der Bros<strong>ch</strong>üre um<br />

eine Reaktion auf eine Artikelserie in der Wo<strong>ch</strong>enzeitung Die Zeit h<strong>an</strong>delte. Und zumal<br />

i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t geda<strong>ch</strong>te, meine Pseudonyme zu lüften, konnte es mi<strong>ch</strong> ohnehin ni<strong>ch</strong>t jucken,<br />

wel<strong>ch</strong>er Name auf der Bros<strong>ch</strong>üre st<strong>an</strong>d. Zum Hintergrund der für diese Bros<strong>ch</strong>üre verwendeten<br />

Pseudonyme vgl. online: www.vho.org/D/Beitraege/Zeit.html.<br />

275


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

gespro<strong>ch</strong>en hatte – im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Bros<strong>ch</strong>üre Die Zeit lügt! gab<br />

es sol<strong>ch</strong>e Kontakte ni<strong>ch</strong>t – so fragt si<strong>ch</strong>, wer hier unglaubwürdig ist.<br />

Es ließen si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine große Anzahl ähnli<strong>ch</strong>er Fälle aufzeigen, in denen<br />

das Geri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>dere Angaben über die Ausführungen von mir oder der<br />

Zeugen ma<strong>ch</strong>t als der Prozeßberi<strong>ch</strong>t. Da die abwei<strong>ch</strong>enden Behauptungen<br />

des Geri<strong>ch</strong>tes immer nur zu meinem Na<strong>ch</strong>teil ausfielen, ist klar, daß es si<strong>ch</strong><br />

hierbei ni<strong>ch</strong>t um Irrtümer, sondern um absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Fehler h<strong>an</strong>delt, also um<br />

Lügen der drei Ri<strong>ch</strong>ter.<br />

Verdunkelung des Beweisziels<br />

Es s<strong>ch</strong>eint deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten mögli<strong>ch</strong> zu sein, Beweismittel, deren<br />

Beweiszweck während des Prozesses im Nebel bleibt, in der Urteilsbegründung<br />

plötzli<strong>ch</strong> als zentrale Belastungsbeweise vorzustellen, indem das Geri<strong>ch</strong>t<br />

sie in einer Art interpretiert, die während der Verh<strong>an</strong>dlung unerwähnt<br />

blieb. Damit wird es der Verteidigung unmögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, gegen zunä<strong>ch</strong>st<br />

harmlos ers<strong>ch</strong>einende Beweismittel Gegenbeweise einzuführen, da niem<strong>an</strong>d<br />

weiß, zum Beweis wel<strong>ch</strong>er Tatsa<strong>ch</strong>e das Geri<strong>ch</strong>t ein Beweisstück<br />

einführt.<br />

Wenn die Verteidigung ein Beweisstück eingeführt haben will, so muß<br />

sie den Beweiszweck immer glei<strong>ch</strong> mit <strong>an</strong>geben, damit das Geri<strong>ch</strong>t über<br />

den Beweis<strong>an</strong>trag bes<strong>ch</strong>ließen k<strong>an</strong>n. Dem Geri<strong>ch</strong>t selbst hingegen s<strong>ch</strong>eint<br />

dies ni<strong>ch</strong>t vorges<strong>ch</strong>rieben zu sein.<br />

Hierzu sei nur ein Beispiel gegeben. Das Geri<strong>ch</strong>t interpretiert bestimmte<br />

verlegeris<strong>ch</strong>e Details der von Remer verwendeten Originalversion meines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens sowie der später von mir herausgegebenen autorisierten Fassung<br />

des Guta<strong>ch</strong>tens als Beweis dafür, daß die Remer-Aktion wie die d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong><br />

folgende Herausgabe einer autorisierten Fassung eine einheitli<strong>ch</strong>e Aktion<br />

gewesen sei. Als eines der Hauptbeweise dafür führt das Geri<strong>ch</strong>t den<br />

Umst<strong>an</strong>d <strong>an</strong>, daß in der im November 1992 erstellten Guta<strong>ch</strong>tenfassung F2<br />

in der am Ende des Guta<strong>ch</strong>tens <strong>an</strong>geführten D<strong>an</strong>ksagung Prof. R. Faurisson<br />

ni<strong>ch</strong>t aufgeführt werde. Diesem werde erst in der im Juli 1993 publizierten<br />

autorisierten Fassung des Guta<strong>ch</strong>tens auf der ersten Ums<strong>ch</strong>laginnenseite<br />

ausführli<strong>ch</strong> ged<strong>an</strong>kt. Das beweise, daß bereits im November 1992 die autorisierte<br />

Fassung gepl<strong>an</strong>t worden sei (Urteil S. 93, 208ff.). Daß i<strong>ch</strong> die<br />

D<strong>an</strong>ksagung <strong>an</strong> Faurisson aus der Geri<strong>ch</strong>tsfassung F2 des Guta<strong>ch</strong>tens 1992<br />

deshalb stri<strong>ch</strong>, weil i<strong>ch</strong> als Guta<strong>ch</strong>ter meine Ablehnung wegen Bef<strong>an</strong>genheit<br />

befür<strong>ch</strong>tete, wenn die Geri<strong>ch</strong>te herausf<strong>an</strong>den, daß i<strong>ch</strong> in Kontakt und<br />

auf guten Fuße mit dem weltweit führenden Revisionisten war, und ni<strong>ch</strong>t,<br />

276


Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

weil i<strong>ch</strong> damals s<strong>ch</strong>on pl<strong>an</strong>te, Faurisson später <strong>an</strong> herausgehobener Stelle<br />

der autorisierten Fassung zu d<strong>an</strong>ken, kam den Strafri<strong>ch</strong>tern natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

in den Sinn. Die gesamte, si<strong>ch</strong> um diese D<strong>an</strong>ksagungsthese spinnende, erst<br />

im Urteil auftau<strong>ch</strong>ende Argumentation, basierend auf den vers<strong>ch</strong>iedenen als<br />

Beweisstücken eingeführten Guta<strong>ch</strong>tenversionen, wurde <strong>an</strong> keinem der 29<br />

Verh<strong>an</strong>dlungstage des Verfahrens au<strong>ch</strong> nur peripher erwähnt, so daß die<br />

Verteidigung gegen diese <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Beweise der S<strong>ch</strong>uld des Angeklagten<br />

keine Gegenbeweise vorbringen konnte.<br />

Beweiseinführung na<strong>ch</strong> Urteilsspru<strong>ch</strong><br />

Au<strong>ch</strong> vor der re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unzulässigen Methode, Beweise erst na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luß<br />

der Hauptverh<strong>an</strong>dlung einzuführen, s<strong>ch</strong>reckte das Geri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t zurück,<br />

um mi<strong>ch</strong> als unglaubwürdig ers<strong>ch</strong>einen zu lassen. Als <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

Beweis dafür, daß i<strong>ch</strong> Zeugen m<strong>an</strong>ipuliert habe, führt das Geri<strong>ch</strong>t auf Seite<br />

170f. des Urteils aus:<br />

“Des weiteren wurde, wie der Angeklagte in der Hauptverh<strong>an</strong>dlung<br />

selbst vortrug, bei einer Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung seiner Wohnräume am<br />

27.3.1995, die im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

Tübingen wegen des Bu<strong>ch</strong>es ‘Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te’<br />

stattf<strong>an</strong>d, ein weiterer Computer des Angeklagten gefunden, in dem si<strong>ch</strong><br />

ein Antwortenkatalog f<strong>an</strong>d, der eine Vernehmung des Zeugen Dill vor<br />

der Kammer betraf.”<br />

Zunä<strong>ch</strong>st ist die Darstellung des Geri<strong>ch</strong>ts irreführend, denn i<strong>ch</strong> hatte<br />

zwar vorgetragen, m<strong>an</strong> habe meinen Re<strong>ch</strong>ner bes<strong>ch</strong>lagnahmt, ni<strong>ch</strong>t aber,<br />

auf diesem habe si<strong>ch</strong> ein Antwortenkatalog befunden. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wurde<br />

dieses vom Geri<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>end titulierte Dokument in der Hauptverh<strong>an</strong>dlung<br />

zwar erwähnt, aber auf Anfrage meines Verteidigers ausdrückli<strong>ch</strong>e<br />

ni<strong>ch</strong>t als Beweisstück in die Verh<strong>an</strong>dlung eingeführt, so daß die Verteidigung<br />

si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ver<strong>an</strong>laßt sah, gegen diese Unterstellung einen Gegenbeweis<strong>an</strong>trag<br />

zu stellen, der geklärt hätte, daß es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um einen Antwortkatalog<br />

in bezug auf eine ausstehende Zeugenvernehmung h<strong>an</strong>delte,<br />

sondern um eine Aufstellung dessen, was der Zeuge Dill während seiner ersten<br />

Vernehmung ausgesagt hatte. Zudem war diese Aufstellung na<strong>ch</strong> dessen<br />

Vernehmung <strong>an</strong>gefertigt worden, konnte also gar ni<strong>ch</strong>t dazu dienen,<br />

den Zeugen zu m<strong>an</strong>ipulieren.<br />

277


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Grundlose Ablehnung von Ausl<strong>an</strong>dszeugen<br />

Mitte der a<strong>ch</strong>tziger Jahre wurde das Strafprozeßre<strong>ch</strong>t dahingehend geändert,<br />

daß Anträge zur Einvernahme von Ausl<strong>an</strong>dszeugen in ihrem Heimatl<strong>an</strong>d<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> abgelehnt werden können. Im Laufe des Verfahrens wegen<br />

Remers Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens stellte si<strong>ch</strong> heraus, daß einige ausländis<strong>ch</strong>e<br />

Revisionisten direkt oder indirekt <strong>an</strong> dieser Aktion beteiligt waren.<br />

Da diese Ausländer bei Einreise na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d mit ihrer Festnahme<br />

wegen revisionistis<strong>ch</strong>er Aktivitäten re<strong>ch</strong>nen mußten, wäre eine Einvernahme<br />

im Ausl<strong>an</strong>d notwendig gewesen. D<strong>an</strong>k der neuen Gesetzeslage war es<br />

dem Geri<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, in der Endphase des Verfahrens mehrere Anträge der<br />

Verteidigung abzulehnen, die darauf abzielten, zu zentralen Fragen Ausl<strong>an</strong>dszeugen<br />

im Ausl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>zuhören. Wel<strong>ch</strong>e Auswirkungen dies auf die<br />

Urteilsfindung haben konnte, ist offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />

Verwehrung der Berufung<br />

In Strafsa<strong>ch</strong>en, bei denen die Re<strong>ch</strong>tsordnung der Bundesrepublik außerordentli<strong>ch</strong><br />

stark gestört wurde, gibt es die Mögli<strong>ch</strong>keit, das Verfahren direkt<br />

in der zweiten Inst<strong>an</strong>z vor dem L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t zu führen. Dadur<strong>ch</strong> hat der<br />

Angeklagte nur eine Hauptverh<strong>an</strong>dlung, während der Tatsa<strong>ch</strong>en verh<strong>an</strong>delt<br />

werden. Es bleibt ihm na<strong>ch</strong>her nur no<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit, wegen Formfehlern<br />

eine Revision vor dem Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof zu be<strong>an</strong>tragen. Erfahrungsgemäß<br />

wird die Revision aber so gut wie immer abgelehnt, wenn nur die<br />

Verteidigung sie fordert.<br />

Wer aufgrund wel<strong>ch</strong>er Kriterien feststellt, w<strong>an</strong>n die Re<strong>ch</strong>tsordnung der<br />

BRD besonders stark verletzt wurde, bleibt offen. Auf jeden Fall dürfte dies<br />

für “Vergehen” zutreffen, die massiv gegen politis<strong>ch</strong>e Tabus verstoßen. In<br />

sol<strong>ch</strong>en Fällen, wo es um die g<strong>an</strong>ze Existenz des Angeklagten geht, hat er<br />

also keine Mögli<strong>ch</strong>keit, in einer zweiten Tatsa<strong>ch</strong>eninst<strong>an</strong>z no<strong>ch</strong> einmal die<br />

Beweisaufnahme zu eröffnen.<br />

Daß si<strong>ch</strong> neuerdings Bestrebungen zeigen, au<strong>ch</strong> in Verfahren wegen<br />

kleinerer Delikte vor dem Amtsgeri<strong>ch</strong>t die Berufung zu verwehren, um die<br />

Geri<strong>ch</strong>t zu entlasten, weist darauf hin, wie eng der Spielraum zunehmend<br />

für denjenigen wird, der in die Mühlen der Justiz geraten.<br />

278


Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

Willkürli<strong>ch</strong>e Beweiswürdigung<br />

Au<strong>ch</strong> wenn das Geri<strong>ch</strong>t im Laufe eines Verfahrens Beweisstücke eingeführt<br />

hat, die seine kunstvoll gebaute Indizienbrücke zum Einsturz bringen,<br />

so ist dies kein Grund, ein Urteil aufzuheben. Au<strong>ch</strong> hierzu sei ein Beispiel<br />

<strong>an</strong>geführt.<br />

In meinem Fall etwa hat das Geri<strong>ch</strong>t die These aufgestellt, i<strong>ch</strong> hätte bereits<br />

im Oktober 1992 gepl<strong>an</strong>t, in einer einheitli<strong>ch</strong>en Aktion die Remers<strong>ch</strong>e<br />

Fassung und <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend die autorisierte Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens herauszubringen<br />

(Urteil S. 207ff.).<br />

Zuglei<strong>ch</strong> hat das Geri<strong>ch</strong>t am 16.2.1995 ein S<strong>ch</strong>reiben von mir <strong>an</strong> Mark<br />

Weber vom 22.5.1993 eingeführt, aus dem zweifelsfrei hervorgeht, daß i<strong>ch</strong><br />

bis Ende Mai 1993, also einen Monat na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luß von Remers Vers<strong>an</strong>daktion,<br />

immer no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wußte, wo i<strong>ch</strong> meine autorisierte Fassung des<br />

Guta<strong>ch</strong>tens publizieren k<strong>an</strong>n, was ohne Zweifel die These des Geri<strong>ch</strong>ts widerlegt,<br />

i<strong>ch</strong> hätte die Herausgabe der autorisierten Fassung bereits im Vorfeld<br />

der Remer-Aktion <strong>an</strong>gestrebt.<br />

Ein zweites Beispiel für die au<strong>ch</strong> von Logik befreite Beweiswürdigung<br />

des Geri<strong>ch</strong>ts sei hier erläutert. In dem Urteil gesteht das Geri<strong>ch</strong>t mir zu, i<strong>ch</strong><br />

habe mit meinem Guta<strong>ch</strong>ten auf das bürgerli<strong>ch</strong>e Lager abgezielt (Urteil S.<br />

23f., 108f., 210), so daß i<strong>ch</strong> darauf gea<strong>ch</strong>tet habe, daß es in keinen unseriösen<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g gebra<strong>ch</strong>t werde (Urteil S. 17ff., 196f., 218). Dies wird<br />

dur<strong>ch</strong> die umfassende Beweislage, insbesondere dur<strong>ch</strong> die am 13.6.1995<br />

dur<strong>ch</strong> meinen Verteidiger eingeführten S<strong>ch</strong>riftstücke gestützt, wobei es si<strong>ch</strong><br />

um eine Reihe von Briefen h<strong>an</strong>delt, die i<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en 1991 <strong>an</strong>d 1993 verfaßt<br />

hatte und die alle klar darlegen, daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bereit war, irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

politis<strong>ch</strong>en oder polemis<strong>ch</strong>en Kommentare in meinem Guta<strong>ch</strong>ten oder au<strong>ch</strong><br />

nur in dessen Zusammenh<strong>an</strong>g zu dulden. Wenn m<strong>an</strong> dieser Logik folgt,<br />

d<strong>an</strong>n hätte i<strong>ch</strong> aber na<strong>ch</strong> der These des Geri<strong>ch</strong>ts allein sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-seriöse Fassungen<br />

des Guta<strong>ch</strong>tens <strong>an</strong> das Großbürgertum vers<strong>ch</strong>icken dürfen, niemals<br />

aber eine wie die Remers mit polemis<strong>ch</strong>en Kommentaren. Über diesen logis<strong>ch</strong>en<br />

Widerspru<strong>ch</strong> im Urteil k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>t nur dadur<strong>ch</strong> hinwegsetzen,<br />

daß es s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t behauptet, i<strong>ch</strong> habe mi<strong>ch</strong> eben mit den Kommentaren<br />

Remers “verre<strong>ch</strong>net” (S. 228).<br />

Belastende Entlastungsbeweise<br />

Na<strong>ch</strong>dem das Geri<strong>ch</strong>t auf diese Weise zu einem S<strong>ch</strong>uldspru<strong>ch</strong> gel<strong>an</strong>gt<br />

war, dienen ihm die Entlastungsbeweise, die i<strong>ch</strong> in das Verfahren einge-<br />

279


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

führt hatte, nur als Beweis für meine kriminelle Energie, seien do<strong>ch</strong> diese<br />

Entlastungsbeweise teilweise fingiert (Urteil S. 13, 22, 65, 118-126, 131,<br />

175, 192) und dienten nur der Täus<strong>ch</strong>ung des Geri<strong>ch</strong>tes:<br />

“Zu Lasten des Angeklagten war insbesondere die hohe kriminelle<br />

Energie zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, mit der die Tat beg<strong>an</strong>gen wurde. Der Angeklagte<br />

h<strong>an</strong>delte auf Grund einer ausgeklügelten und besonders raffinierten<br />

und verdeckt ausgeführten Strategie, die mit großem Vorbeda<strong>ch</strong>t gewählt<br />

worden war, zahlrei<strong>ch</strong>e Täus<strong>ch</strong>ungen und M<strong>an</strong>ipulationen beinhaltete<br />

und deswegen besonders s<strong>ch</strong>wer zu dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>auen war.” (Urteil<br />

S. 237)<br />

Daraus folgt:<br />

“Die Vollstreckung der Freiheitsstrafe konnte gem. § 56 StGB ni<strong>ch</strong>t<br />

zur Bewährung ausgesetzt werden.” (Urteil S. 238)<br />

Denn:<br />

“Sie [die Tat des Angeklagten] ist im Gegenteil, wie dargestellt, auf<br />

Grund der kalkuliert-raffinierten und verdeckten Art, in der sie beg<strong>an</strong>gen<br />

wurde, als besonders gravierend <strong>an</strong>zusehen.” (Urteil S. 240)<br />

S<strong>ch</strong>lußfolgerungen<br />

Wenn in der BRD ein Ri<strong>ch</strong>ter oder ein Ri<strong>ch</strong>terkollegium ein Unre<strong>ch</strong>tsurteil<br />

fällen mö<strong>ch</strong>te, so ist dies <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der strafprozessualen Gegebenheiten<br />

ohne weiteres mögli<strong>ch</strong>, sofern sie si<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er sein können, daß es keine<br />

Lobby gibt, die in der Öffentli<strong>ch</strong>keit für Gegenwehr sorgen k<strong>an</strong>n.<br />

Die Angaben von Zeugen und Angeklagten lassen si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Belieben<br />

m<strong>an</strong>ipulieren. Beweismittel lassen si<strong>ch</strong> im Urteil na<strong>ch</strong> Belieben interpretieren<br />

oder gar na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> einführen. Eingeführte Beweismittel können unauffällig<br />

überg<strong>an</strong>gen und ausländis<strong>ch</strong>e Zeugen na<strong>ch</strong> Gutdünken abgelehnt<br />

werden.<br />

Entlastungsbeweise lassen si<strong>ch</strong> als Täus<strong>ch</strong>ungsm<strong>an</strong>över des Angeklagten<br />

abtun und dienen so als Beweis für die besondere Strafwürdigkeit des Angeklagten.<br />

Eine zweite Inst<strong>an</strong>z zur Ermögli<strong>ch</strong>ung einer Korrektur dieser<br />

Maßnahmen läßt si<strong>ch</strong> bei entspre<strong>ch</strong>endem öffentli<strong>ch</strong>en Bedarf auss<strong>ch</strong>ließen,<br />

und die Beweiswürdigung des Geri<strong>ch</strong>ts ist weder <strong>an</strong> die eingeführten<br />

Beweismittel no<strong>ch</strong> <strong>an</strong> die Logik gebunden.<br />

Die Frage, wie m<strong>an</strong> sol<strong>ch</strong>en Zuständen Herr werden könnte, um zukünftigen<br />

Mißbrau<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>st einzus<strong>ch</strong>ränken, wäre von redli<strong>ch</strong>en Juristen<br />

und Politikern zu be<strong>an</strong>tworten.<br />

280


Na<strong>ch</strong>bemerkung<br />

Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

Das Geri<strong>ch</strong>t begründete seine Weigerung, die Freiheitsstrafe gegen mi<strong>ch</strong><br />

zur Bewährung auszusetzen, einerseits mit meiner <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> hohen kriminellen<br />

Energie und <strong>an</strong>dererseits mit meiner s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten “Sozialprognose”, da<br />

i<strong>ch</strong> meinen revisionistis<strong>ch</strong>en Auffassungen ni<strong>ch</strong>t nur ni<strong>ch</strong>t abges<strong>ch</strong>woren<br />

habe, sondern ihnen sogar verstärkt <strong>an</strong>hänge und sie propagiere. Beweis dafür<br />

sei das von mir unter Pseudonym herausgegebene Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur<br />

Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, das zu Beginn meines Verfahrens fris<strong>ch</strong> auf den Bu<strong>ch</strong>markt<br />

kam, sowie das auf meinem Re<strong>ch</strong>ner gefundene, fast vollendete Bu<strong>ch</strong> Aus<strong>ch</strong>witz:<br />

Nackte Fakten. 13<br />

Somit wurde mir eine Tat strafvers<strong>ch</strong>ärfend zur Last gelegt, die no<strong>ch</strong> gar<br />

ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> ein re<strong>ch</strong>tskräftiges Urteil als strafbar festgestellt worden war,<br />

sowie ein Werk, daß zur Zeit des Urteilsspru<strong>ch</strong>s no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t publiziert war,<br />

mithin also no<strong>ch</strong> gar keinen Straftatbest<strong>an</strong>d erfüllen konnte. Dies ist na<strong>ch</strong><br />

bundesdeuts<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t zulässig, weil ein Strafgeri<strong>ch</strong>t bei der Strafzumessung<br />

au<strong>ch</strong> Einstellungen des Angeklagten bei der Strafzumessung zu berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />

hat. Bei kriminellen Taten soll damit die Persönli<strong>ch</strong>keit des<br />

Täters gewürdigt werden. Wenn das Geri<strong>ch</strong>t aber politis<strong>ch</strong> unwillkommene<br />

Meinungsäußerungen als Straftat aburteilt, k<strong>an</strong>n si<strong>ch</strong> die ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsrevisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Gesinnung natürli<strong>ch</strong> nur strafvers<strong>ch</strong>ärfend auswirken. Dur<strong>ch</strong> diese<br />

Hintertür wurde das Verfahren gegen mi<strong>ch</strong> somit zu einem Gesinnungsprozeß.<br />

13 Herbert Verbeke (Hg.), Aus<strong>ch</strong>witz: Nackte Fakten. Eine Erwiderung <strong>an</strong> Je<strong>an</strong>-Claude<br />

Pressac, Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek, Postbus 60, B-2600 Ber<strong>ch</strong>em 2, 1995.<br />

281


“Zur Zeit ist es der Tugendterror der Political<br />

Correctness, der freie Rede zum halsbre<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>en Risiko<br />

ma<strong>ch</strong>t.”<br />

Martin Walser 1<br />

Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Ein Potpourri der Unwahrheiten<br />

um das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten und seinen Autor<br />

Der Gegenst<strong>an</strong>d des Eifers<br />

Als i<strong>ch</strong> die ersten Fassungen meines “Guta<strong>ch</strong>tens über die Bildung und<br />

Na<strong>ch</strong>weisbarkeit von Cy<strong>an</strong>idverbindungen in den Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz”<br />

erstmalig im Frühjahr 1992 <strong>an</strong> einen eng begrenzten Empfängerkreis<br />

in Wissens<strong>ch</strong>aft und Politik vers<strong>an</strong>dte, reagierten einige Historiker<br />

sehr interessiert, die Medien jedo<strong>ch</strong> erhielten von der Existenz des Guta<strong>ch</strong>tens<br />

keine Kenntnis. Erst als Generalmajor a.D. Otto Ernst Remer im Frühjahr<br />

1993 eine erweiterte Fassung dieses Guta<strong>ch</strong>tens mit einem Vor- und<br />

Na<strong>ch</strong>wort versah und in 1000 bis 2000 Exemplaren unter Medien, Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aften,<br />

Politiker und Wissens<strong>ch</strong>aftler verstreute, erfuhr ein gewisser<br />

Kreis des Establishments von der Existenz des <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>tens.<br />

Bis auf zwei kurze Artikel am 8./9. und 13. Mai 1993 im Wiesbadener<br />

Kurier über die Un<strong>an</strong>nehmli<strong>ch</strong>keiten, die das Guta<strong>ch</strong>ten dem von mir beauftragten,<br />

in Taunusstein bei Wiesbaden <strong>an</strong>sässigen <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Analyseninstitut<br />

Fresenius bereitete, und einer Meldung in der Märkis<strong>ch</strong>en Allgemeinen<br />

vom 14.5.95, daß Prof. L. Bisky, MdB, Anzeige erstattet habe,<br />

s<strong>ch</strong>wieg die Presse jedo<strong>ch</strong>. Erst als im Frühjahr 1994 der Arbeitsgeri<strong>ch</strong>tsprozeß<br />

zwis<strong>ch</strong>en meinem früheren Arbeitgeber, dem Stuttgarter Max-<br />

Erstmals ers<strong>ch</strong>ienen in den Staatsbriefen 2-3/1996, Verlag Castel del Monte, Postfa<strong>ch</strong> 14 06<br />

28, 80456 Mün<strong>ch</strong>en, S, 23-30. Aktualisierte Fassung.<br />

1<br />

Martin Walser, “Über freie und unfreie Rede”, Der Spiegel 45 (1994), S. 130-138, hier S.<br />

134.<br />

283


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Pl<strong>an</strong>ck-Institut für Festkörperfors<strong>ch</strong>ung, und mir stattf<strong>an</strong>d, der mit einem<br />

Verglei<strong>ch</strong> endete, bra<strong>ch</strong>te die dpa eine Meldung, die in vielen Zeitungen<br />

und sogar im Hörfunk veröffentli<strong>ch</strong>t wurde. Das wiederum war der Anlaß<br />

für die ARD-Fernsehsendung Report, gegen mi<strong>ch</strong> eine Hetzsendung in<br />

Szene zu setzen.<br />

Regelmäßig ers<strong>ch</strong>ienen jedo<strong>ch</strong> in der Lokalpresse meist sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Meldungen<br />

der Polizei, na<strong>ch</strong>dem das Staatss<strong>ch</strong>utzdezernat 2 des LKA Baden-<br />

Württemberg bei mir aus vers<strong>ch</strong>iedenen Anlässen Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen<br />

dur<strong>ch</strong>geführt hatte (30.9.1993 3 , 18.8.1994 4 und 27.3.1995 5 ). Ledigli<strong>ch</strong> die<br />

von den Zeitungen selbst gewählten S<strong>ch</strong>lagzeilen waren stellenweise unseriös,<br />

so zum Beispiel am 29.3.1995 im Böblinger Boten: “Nazi-Bu<strong>ch</strong>lager<br />

in Steinenbronn”. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> bef<strong>an</strong>d si<strong>ch</strong> in meiner Wohnung weder ein<br />

Bu<strong>ch</strong>lager, no<strong>ch</strong> gab es dort Nazis oder Nazimaterial.<br />

Das von mir autorisierte Guta<strong>ch</strong>ten wurde im Sommer 1993 unter dem<br />

Titel Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten in Großbrit<strong>an</strong>nien veröffentli<strong>ch</strong>t 6 und ers<strong>ch</strong>ien<br />

in einer zweiten, erweiterten Fassung im Frühjahr 2001. 7 Es f<strong>an</strong>d bisher in<br />

der Medienl<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>aft kein E<strong>ch</strong>o.<br />

Anläßli<strong>ch</strong> des gegen mi<strong>ch</strong> vor der 17. Staatss<strong>ch</strong>utzkammer 2 des Stuttgarter<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>ts geführten Strafverfahrens wegen des Verda<strong>ch</strong>tes auf Be-<br />

2 Für den uneingeweihten Leser mag dies neu sein, do<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gibt es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

einen den L<strong>an</strong>deskriminalämtern eingegliederten Staatss<strong>ch</strong>utz zur Verfolgung politis<strong>ch</strong><br />

motivierter Straftaten. Dieses mit Abst<strong>an</strong>d größte Dezernat der Kriminalämter ist untergliedert<br />

in Abteilungen für re<strong>ch</strong>tsextreme, linksextreme und ausländis<strong>ch</strong>-politis<strong>ch</strong>e Kriminalität.<br />

Bes<strong>ch</strong>äftigt werden in den einzelnen Abteilungen jeweils kritis<strong>ch</strong> eingestellte<br />

Beamte, also im Berei<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tsextremismus betont linke, <strong>an</strong>tifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e Personen.<br />

Au<strong>ch</strong> die bundesdeuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te verfügen über eigene Staatss<strong>ch</strong>utz-Strafkammern, die<br />

ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres ma<strong>ch</strong>en, als politis<strong>ch</strong>e Prozesse zu führen. Ihnen beigeordnet sind Staats<strong>an</strong>wälte,<br />

die si<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> um sol<strong>ch</strong>erlei politis<strong>ch</strong>e Verfahren kümmern.<br />

3 Diese Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung betraf die von Remer vertriebene kommentierte Fassung meines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens.<br />

4 Diese Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung betraf den Verda<strong>ch</strong>t meiner Beteiligung <strong>an</strong> der Herstellung und Herausgabe<br />

der Zeits<strong>ch</strong>riften Remer Depes<strong>ch</strong>e und Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d Report. Das Verfahren wurde<br />

im Sommer 2000 wegen M<strong>an</strong>gels <strong>an</strong> Beweisen eingestellt.<br />

5 Diese Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung betraf das von mir unter dem Pseudonym Ernst Gauss herausgegebene<br />

revisionistis<strong>ch</strong>e Sammelwerk Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Ein H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> über<br />

strittige Fragen des 20. Jahrhunderts, Grabert-Verlag, Tübingen 1994<br />

(www.vho.com/D/gzz).<br />

6 R. Kammerer, A. Solms (Hg.), Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, 120 S., Cromwell Press, London<br />

1993.<br />

7 G. <strong>Rudolf</strong>, Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten, Castle Hill Publishers, Hastings 2001<br />

(www.vho.org/D/rga2). Vgl. au<strong>ch</strong>: E. Gauss, Vorlesungen über Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Strittige<br />

Fragen im Kreuzverhör, Grabert-Verlag, Tübingen 1993 (www.vho.org/D/vuez).<br />

284


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

teiligung <strong>an</strong> der Herstellung und Verbreitung von Remers kommentierter<br />

Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens jedo<strong>ch</strong> zeigten die Medien ein verstärktes Interesse,<br />

allerdings ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> dem Guta<strong>ch</strong>ten oder <strong>an</strong> meiner Person, sondern<br />

ledigli<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong>, wieder einmal aus volkspädagogis<strong>ch</strong>en Gründen ein Exempel<br />

“gegen Re<strong>ch</strong>ts” zu statuieren.<br />

Hierzu bot si<strong>ch</strong> dieses Verfahren <strong>an</strong>, ging es dabei do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um inhaltli<strong>ch</strong>e<br />

Aussagen des Guta<strong>ch</strong>tens, sondern nur um die Zusätze Remers und<br />

um meine politis<strong>ch</strong>e Gesinnung. Gesinnungsprozesse aber, die eigentli<strong>ch</strong> in<br />

einem Re<strong>ch</strong>tsstaat verboten sind (vgl. Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz), bieten<br />

si<strong>ch</strong> bek<strong>an</strong>ntli<strong>ch</strong> hervorragend <strong>an</strong>, um sie in S<strong>ch</strong>auprozesse umzuw<strong>an</strong>deln,<br />

was dem Geri<strong>ch</strong>t und den Medien au<strong>ch</strong> treffli<strong>ch</strong> gel<strong>an</strong>g.<br />

Na<strong>ch</strong>folgend werden einige der Medienberi<strong>ch</strong>te, die im Zuge des öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Rummels um das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten und seinen Autor veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

wurden, einer kritis<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung bezügli<strong>ch</strong> ihres Wahrheitsgehalts oder<br />

besser ihres Unwahrheitsgehalts untersu<strong>ch</strong>t.<br />

Die Deuts<strong>ch</strong>e Presse-Agentur lügt<br />

Am 28.3.1994 gab die Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft eine Presseerklärung<br />

zum <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten über die Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz und Birkenau<br />

heraus. Sie beri<strong>ch</strong>tete darin über interne Vorgänge am Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut<br />

für Festkörperfors<strong>ch</strong>ung, meinem ehemaligen Arbeitgeber. Die Max-<br />

Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft wies abs<strong>ch</strong>ließend darauf hin, daß sie in Übereinstimmung<br />

mit den Ents<strong>ch</strong>eidungen des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>tes und des<br />

Bundesgeri<strong>ch</strong>tshofes wegen der Offenkundigkeit des Holocaust ni<strong>ch</strong>t gedenke,<br />

inhaltli<strong>ch</strong> auf die vom <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten ausgelöste Diskussion einzugehen.<br />

Die daraufhin vom dpa-Pressebüro Stuttgart herausgegebene Meldung,<br />

die am folgenden Tag in fast allen Tageszeitungen und sogar im Rundfunk<br />

veröffentli<strong>ch</strong>t wurde, enthält folgende Passage: 8<br />

“Die Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft hat na<strong>ch</strong> Auskunft ihres Pressespre<strong>ch</strong>ers<br />

keinen Beweis dafür, daß die Proben wirkli<strong>ch</strong> aus Aus<strong>ch</strong>witz<br />

stammen. Sollten sie aber von dort stammen, ist es na<strong>ch</strong> Expertenmeinung<br />

alles <strong>an</strong>dere als ein Wunder, daß keine Blausäurespuren gefunden<br />

wurden, weil Cy<strong>an</strong>idverbindungen sehr s<strong>ch</strong>nell zerfallen. Im Boden ges<strong>ch</strong>ehe<br />

dies s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s bis a<strong>ch</strong>t Wo<strong>ch</strong>en; im Gestein könnten si<strong>ch</strong><br />

8 Tagespresse, z.B.: Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung, Stuttgarter Zeitung, Südwestpresse-Verbund<br />

(29.3.1994), taz, Fr<strong>an</strong>kfurter Runds<strong>ch</strong>au (30.3.1994).<br />

285


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

die Verbindungen nur unter ‘absoluten Konservierungsbedingungen, unter<br />

völligem Auss<strong>ch</strong>luß von Luft und Bakterien’ halten.”<br />

Na<strong>ch</strong>fragen bei der dpa ergaben, daß der für diese Meldung ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>e<br />

Albert Meinecke die in dieser Meldung <strong>an</strong>gegebene, inhaltli<strong>ch</strong> völlig<br />

unhaltbare Expertenmeinung frei erfunden, also erlogen hatte. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

ist unbestritten, daß die in meinem Guta<strong>ch</strong>ten beh<strong>an</strong>delten Cy<strong>an</strong>idverbindungen<br />

(Eisenblau), die bei der Begasung von Mauerwerk mit Blausäure<br />

entstehen, extrem l<strong>an</strong>gzeitstabil sind. 9<br />

Report-Porträt: Volksverhetzung<br />

Einen der Höhepunkte der Hexenjagd gegen <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> läutete der<br />

Südwestfunk mit seiner linken Report-Sendung in der ARD vom 11.4.1994<br />

ein. In dem Beitrag von Stef<strong>an</strong> Rocker wurden von konservativ-<strong>ch</strong>ristdemokratis<strong>ch</strong>en<br />

Persönli<strong>ch</strong>keiten bis zu re<strong>ch</strong>tsradikalen Personen bzw. Darstellern<br />

alle in einen großen Topf geworfen, darunter au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong>. Dur<strong>ch</strong> diese<br />

undifferenzierte Art der Beri<strong>ch</strong>terstattung s<strong>ch</strong>afft m<strong>an</strong> in bestimmten Kreisen<br />

unserer Bevölkerung eine Pogromstimmung gegen alles, was tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

oder <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts ist. Ni<strong>ch</strong>t genug damit, blendete Report von Bildern<br />

der ausgebr<strong>an</strong>nten Lübecker Synagoge und den Worten, kaum daß<br />

Aus<strong>ch</strong>witz-Leugner wieder Konjunktur hätten, würden wieder Synagogen<br />

brennen, direkt über zu einem Bild von mir auf dem Weg zum Arbeitsgeri<strong>ch</strong>t<br />

in Stuttgart. Damit wird mir eine Art S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>täters<strong>ch</strong>aft für den<br />

Br<strong>an</strong>d<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>lag von Lübeck unterges<strong>ch</strong>oben, verstärkt dur<strong>ch</strong> die Wortwahl<br />

des Kommentators, der <strong>an</strong> dieser Stelle den bek<strong>an</strong>nten Titel Biederm<strong>an</strong>n<br />

und die Br<strong>an</strong>dstifter in den Mund nimmt. 10<br />

Wenn das ni<strong>ch</strong>t den Straftatbest<strong>an</strong>d der Verhetzung des deuts<strong>ch</strong>en Fernsehvolkes<br />

gegen mi<strong>ch</strong> erfüllt, was erfüllt ihn d<strong>an</strong>n? Daß sol<strong>ch</strong>erlei Beri<strong>ch</strong>te<br />

mit jeder Menge Bilder von Konzentrationslagern, deportierter Juden und<br />

einem Meer von Lei<strong>ch</strong>en garniert werden, um meine <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Leugnungsthesen<br />

lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en, versteht si<strong>ch</strong> wohl von selbst. So arbeitete<br />

au<strong>ch</strong> Report.<br />

Do<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>er Zus<strong>ch</strong>auer weiß s<strong>ch</strong>on, daß i<strong>ch</strong> das damals ges<strong>ch</strong>ehene<br />

m<strong>an</strong>nigfa<strong>ch</strong>e Unre<strong>ch</strong>t gar ni<strong>ch</strong>t leugne, sondern vielmehr ebenso <strong>an</strong>pr<strong>an</strong>ge-<br />

9<br />

Vgl. dazu meinen Beitrag “Fäls<strong>ch</strong>erwerkstatt dpa”, in G. <strong>Rudolf</strong>, Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen, Castle<br />

Hill Publishers, Hastings 2005.<br />

10<br />

Au<strong>ch</strong> wenn im damit <strong>an</strong>gespro<strong>ch</strong>enen Bu<strong>ch</strong> von Max Fris<strong>ch</strong> Herr Biederm<strong>an</strong>n eine g<strong>an</strong>z<br />

<strong>an</strong>dere Funktion erfüllt als die des S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>täters. Aber es kommt eben auf die Wirkung<br />

auf den Zus<strong>ch</strong>auer <strong>an</strong>.<br />

286


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

re? 11 Und wer merkt s<strong>ch</strong>on, daß die gezeigten Bilder ledigli<strong>ch</strong> beweisen,<br />

daß in den KL Abertausende <strong>an</strong> Kr<strong>an</strong>kheiten und Unterernährung gestorben<br />

sind? Wer a<strong>ch</strong>tet s<strong>ch</strong>on darauf, daß ihm das Fernsehen nie eine Filmaufnahme<br />

oder ein Bild einer funktionstü<strong>ch</strong>tigen oder in Aktion befindli<strong>ch</strong>en<br />

Gaskammer zeigt, über die allein i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>derer Auffassung bin als unsere<br />

Medien vom Stil Report? Report hat über mi<strong>ch</strong> und mein Guta<strong>ch</strong>ten eine<br />

g<strong>an</strong>ze Menge Unwahrheiten und Lügen in die Welt gesetzt. Eine davon<br />

wurde später von Fr<strong>an</strong>ziska Hundseder in ihrem Bu<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>te ma<strong>ch</strong>en Kasse<br />

aufgegriffen und wird daher im nä<strong>ch</strong>sten Abs<strong>ch</strong>nitt beh<strong>an</strong>delt. Hier soll<br />

daher eine <strong>an</strong>dere erläutert werden: 12<br />

I<strong>ch</strong> habe im Anh<strong>an</strong>g meines Guta<strong>ch</strong>tens unter der Übers<strong>ch</strong>rift D<strong>an</strong>ksagung<br />

einer Vielzahl von Personen und Institutionen ged<strong>an</strong>kt, die mir in irgendeiner<br />

Weise bei der Sammlung von Daten und Quellen, bei der Einholung<br />

und Analyse der Proben sowie für vers<strong>ch</strong>iedene Hilfestellungen bei<br />

der Erstellung meines Guta<strong>ch</strong>tens zur Seite st<strong>an</strong>den. Hierunter werden au<strong>ch</strong><br />

die Firmen DEGUSSA AG und Institut Fresenius aufgezählt, wobei die erste<br />

Firma wi<strong>ch</strong>tige Unterlagen über die Stabilität von Eisenblau zur Verfügung<br />

stellte, während die <strong>an</strong>dere den Großteil der Proben in meiner Anwesenheit<br />

und mit meiner <strong>an</strong>fängli<strong>ch</strong>en Hilfe <strong>an</strong>alysierte. Diese D<strong>an</strong>ksagung<br />

ist in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Publikationen dur<strong>ch</strong>aus übli<strong>ch</strong>, ja sie gehört zum<br />

guten Ton.<br />

Report warf mir in seinem Beitrag aber vor, i<strong>ch</strong> hätte mit der Anführung<br />

renommierter Institute und Firmen meinem Guta<strong>ch</strong>ten den S<strong>ch</strong>ein der Seriosität<br />

geben wollen. Dieser Vorwurf für si<strong>ch</strong> genommen ist <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der<br />

oben <strong>an</strong>geführten Tatsa<strong>ch</strong>en zwar “nur” böswillig und lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong>.<br />

Die si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> aber <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließende Behauptung von Report, wegen dieser<br />

Anführung renommierter Namen liege gegen mi<strong>ch</strong> eine Straf<strong>an</strong>zeige wegen<br />

Betruges vor, war frei erfunden. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ist niemals etwas von einer<br />

Straf<strong>an</strong>zeige seitens einer der indirekt bei der Guta<strong>ch</strong>tenerstellung involvierten<br />

Personen oder Institutionen bek<strong>an</strong>nt geworden. Hier hat mi<strong>ch</strong> Report<br />

s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t mittels einer unwahren Behauptung in ein s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Li<strong>ch</strong>t<br />

stellen wollen.<br />

11<br />

Vgl. E. Gauss (Hg.), Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, aaO. (Anm. 5), S. 25-27<br />

(www.vho.org/D/gzz).<br />

12<br />

Eine detailliertere Kritik dieser Sendung befindet si<strong>ch</strong> in: W. S<strong>ch</strong>lesiger, Der Fall <strong>Rudolf</strong>,<br />

Cromwell Press, Brighton 1994 (www.vho.org/D/dfr); darin bestritt i<strong>ch</strong> aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen<br />

no<strong>ch</strong>, daß si<strong>ch</strong> hinter dem Pseudonym Ernst Gauss meine Person verbarg. Dies<br />

räumte i<strong>ch</strong> erst im Verfahren vor dem LG Stuttgart ein, Az. 17 KLs 3/94.<br />

287


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Stef<strong>an</strong> Rocker war au<strong>ch</strong> beteiligt <strong>an</strong> einer Sendung der ARD-Tagesthemen<br />

vom 6. Juni 1996 über den seinerzeit vor dem Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen<br />

laufenden Bü<strong>ch</strong>erverbrennungsprozeß gegen das von mir herausgegebene<br />

Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. 13 Dieser Beitrag wurde von der taz<br />

am 10.6.1996 auf S. 14 inhaltli<strong>ch</strong> wiedergegeben. Er beginnt mit folgendem<br />

Satz:<br />

“Ein Biederm<strong>an</strong>n als Br<strong>an</strong>dstifter: Germ<strong>an</strong> [<strong>Rudolf</strong> 14 ] (31), Diplom<strong>ch</strong>emiker,<br />

wurde wegen Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Rassenhaß und der Leugnung<br />

des Holocaust vor einem Jahr vom Stuttgarter L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t zu einer<br />

14monatigen Haftstrafe verurteilt.”<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend wird mir vorgeworfen, i<strong>ch</strong> hätte ein “pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Ma<strong>ch</strong>werk” namens Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te publiziert, wodur<strong>ch</strong><br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> als “re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>er Wiederholungstäter” ausgewiesen<br />

hätte und nun, da i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ins Ausl<strong>an</strong>d abgesetzt hätte, per Haftbefehl gesu<strong>ch</strong>t<br />

würde.<br />

Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß 100 Akademiker prozeßbegleitend zum Bü<strong>ch</strong>erverbrennungsprozeß<br />

eine Anzeige in der Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeinen Zeitung ges<strong>ch</strong>altet<br />

hatten, 15 in dem sie die Zensurpraktiken und Verletzungen der<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te dur<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>te <strong>an</strong>pr<strong>an</strong>gerten, wird in dem Beitrag<br />

als “Frontal<strong>an</strong>griff auf die bundesdeuts<strong>ch</strong>e Justiz” interpretiert. Ans<strong>ch</strong>ließend<br />

öffnen die Autoren einen großen braunen Topf, in den sie alle<br />

werfen, die re<strong>ch</strong>ts der politis<strong>ch</strong>en Mitte eingeordnet werden.<br />

Die Ph<strong>an</strong>tasien der Fr<strong>an</strong>ziska H.<br />

Mitte Mai beri<strong>ch</strong>tete ARD-P<strong>an</strong>orama über einige mittelständis<strong>ch</strong>e Unternehmer,<br />

die bei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Gelegenheiten als Unterstützer re<strong>ch</strong>ter<br />

Kreise aufgefallen waren. 16 Diese Sendung war eine filmis<strong>ch</strong>e Aufbereitung<br />

des von der ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>en Redakteurin Fr<strong>an</strong>ziska Hundseder verfaßten<br />

Bu<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>te ma<strong>ch</strong>en Kasse. 17 In diesem Bu<strong>ch</strong> kommt die Autorin<br />

13<br />

Vgl. hierzu den Beitrag “Deuts<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>tsurteil: Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Werk wird<br />

verbr<strong>an</strong>nt” in diesem B<strong>an</strong>d.<br />

14<br />

Ri<strong>ch</strong>tig: <strong>Germar</strong>. Fehler im Original. I<strong>ch</strong> habe meinen damaligen Ehenamen hier dur<strong>ch</strong><br />

meinen Geburtsnamen ersetzt, um meine Ex-Frau und meine Kinder ni<strong>ch</strong>t zu belasten.<br />

15<br />

Vgl. hierzu den Beitrag “Über ri<strong>ch</strong>tige und fals<strong>ch</strong>e Erkenntnisse”, S. 69.<br />

16<br />

Vgl. Die Welt, 15.4.1995: “Unterstützen Unternehmer die re<strong>ch</strong>tsextreme Szene?”. Als<br />

Folge dieser Sendung wurde mein Arbeitgeber seitens seiner Kunden, Liefer<strong>an</strong>ten, Wettbewerber<br />

und Mitarbeiter so unter Druck gesetzt, daß er si<strong>ch</strong> gezwungen sah, den Arbeitsvertrag<br />

mit mir aufzuheben.<br />

17<br />

Knaur, Mün<strong>ch</strong>en, Mai 1995.<br />

288


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

zweimal auf mi<strong>ch</strong> bzw. auf mein Guta<strong>ch</strong>ten zu spre<strong>ch</strong>en. Beide Stellen sind<br />

voller Irrtümer und Unwahrheiten.<br />

So s<strong>ch</strong>lußfolgert Frau Hundseder zum Beispiel mit Bezug auf die oben<br />

erläuterte erfundene dpa-Pressemeldung über die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Instabilität<br />

von Cy<strong>an</strong>idverbindungen:<br />

“Na<strong>ch</strong> Expertenmeinung sei das allerdings au<strong>ch</strong> kein Wunder, weil<br />

Blausäureverbindungen sehr s<strong>ch</strong>nell zerfallen und zwar s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> ein<br />

paar Wo<strong>ch</strong>en. Später na<strong>ch</strong>weisbar sei Cy<strong>an</strong>id nur d<strong>an</strong>n, wenn Gestein<br />

unter absoluten Konservierungsbedingungen, unter völligem Auss<strong>ch</strong>luß<br />

von Luft, Feu<strong>ch</strong>tigkeit und Bakterien, aufbewahrt wird, s<strong>ch</strong>rieb die Süddeuts<strong>ch</strong>e<br />

Zeitung am 29.3. 1994. Insofern ist dieses sogen<strong>an</strong>nte Guta<strong>ch</strong>ten<br />

des Herrn <strong>Rudolf</strong> (wie au<strong>ch</strong> das ‘Guta<strong>ch</strong>ten’ des Frederick A. Leu<strong>ch</strong>ter,<br />

der ebenfalls keine Cy<strong>an</strong>id-Spuren in den Mauern von Aus<strong>ch</strong>witz I<br />

und II, Birkenau f<strong>an</strong>d) gar kein Beweis – außer für die Methoden, mit<br />

denen Re<strong>ch</strong>tsextremisten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfäls<strong>ch</strong>ung versu<strong>ch</strong>en.” (S. 208f.)<br />

Obwohl i<strong>ch</strong> sie s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> über die Fals<strong>ch</strong>heit der dpa-Meldung aufklärte,<br />

hat Frau Hundseder ihre Ansi<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t geändert. Das glei<strong>ch</strong>e gilt für einen<br />

Abs<strong>ch</strong>nitt auf Seite 212 ihres Bu<strong>ch</strong>es, wo sie behauptet, i<strong>ch</strong> hätte versu<strong>ch</strong>t,<br />

mehrere zehntausend Mark zu sammeln, um damit Kopien der Sterbebü<strong>ch</strong>er<br />

von Aus<strong>ch</strong>witz zu kaufen. Frau Hundseder erweckt den Eindruck,<br />

i<strong>ch</strong> selbst hätte versu<strong>ch</strong>t, Geld einzusammeln, was aber unwahr ist. Der von<br />

mir verfaßte Brief war bereits vom oben erwähnten Report-Journalisten<br />

verzerrt zitiert worden, der auf illegale Weise eine Kopie dieses Dokuments<br />

von der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft erhalten haben muß. Wenn m<strong>an</strong> den Brief allerdings<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g liest, wird klar, daß i<strong>ch</strong> einige Persönli<strong>ch</strong>keiten<br />

bat, diese Summe einer dritten Person zu geben, mit der i<strong>ch</strong> keine persönli<strong>ch</strong>e<br />

Verbindung hatte.<br />

Die g<strong>an</strong>z normale Vorverurteilung<br />

Als Ende November 1994 der Strafprozeß gegen mi<strong>ch</strong> vor der Staatss<strong>ch</strong>utzkammer<br />

des Stuttgarter L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>ts beg<strong>an</strong>n, gab es <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs einige<br />

wenige Pressestimmen, die si<strong>ch</strong> in erster Linie dur<strong>ch</strong> peinli<strong>ch</strong>e Unkenntnis<br />

der Materie und des eigentli<strong>ch</strong>en Verh<strong>an</strong>dlungsgegenst<strong>an</strong>des auswiesen.<br />

Ursa<strong>ch</strong>e dafür dürfte sein, daß es kein Journalist für notwendig era<strong>ch</strong>tete,<br />

einen der Prozeßbeteiligten um Informationen zu bitten. So kam es, daß<br />

immer wieder Dinge fals<strong>ch</strong> verst<strong>an</strong>den bzw. wiedergegeben wurden, ohne<br />

daß m<strong>an</strong> deshalb den Journalisten Vorsatz vorwerfen wollte, wenn, ja,<br />

289


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

wenn da ni<strong>ch</strong>t der Umst<strong>an</strong>d wäre, daß diese Mißverständnisse grundsätzli<strong>ch</strong><br />

zu meinem Na<strong>ch</strong>teil ausfielen.<br />

Parteiis<strong>ch</strong> zeigte si<strong>ch</strong> der Süddeuts<strong>ch</strong>e Rundfunk, der während des g<strong>an</strong>zen<br />

Prozesses nur über die Aussagen eines einzigen Zeugen beri<strong>ch</strong>tete,<br />

nämli<strong>ch</strong> den von der Anklage geladenen untersu<strong>ch</strong>enden Kripobeamten.<br />

Da dessen Aussagen dem SDR offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t belastend genug waren,<br />

erf<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> kurzerh<strong>an</strong>d Dinge. Die beiden einzigen, vom Kripobeamten<br />

zitierten Passagen in meiner vielhundertseitigen Korrespondenz, in denen<br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> über zwei jüdis<strong>ch</strong>e Persönli<strong>ch</strong>keiten kritis<strong>ch</strong> äußerte, nahm<br />

der SDR zum Anlaß, wahrheitswidrig auszuführen, der Kripobeamte habe<br />

den gesamten Rest der Korrespondenz des Angeklagten “als übelste Hetze<br />

und Verleumdung” bezei<strong>ch</strong>net, was ni<strong>ch</strong>t zutrifft. Au<strong>ch</strong> unterstellt der SDR<br />

dem Kripobeamten fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, er habe bei mir den Willen festgestellt, i<strong>ch</strong><br />

wolle die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds “neu s<strong>ch</strong>reiben von 1871 <strong>an</strong>, ohne Holocaust<br />

und Zweiten Weltkrieg”, was <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der Absurdität des Behaupteten<br />

am Verst<strong>an</strong>d des Journalisten zweifeln läßt. Über die vielen in<br />

den Monaten d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> vorgebra<strong>ch</strong>ten entlastenden Beweise der Verteidigung<br />

s<strong>ch</strong>wieg der SDR konsequent. 18<br />

Bis zum Ende des Verfahrens herrs<strong>ch</strong>te mit wenigen Ausnahmen<br />

S<strong>ch</strong>weigen in den Medien. Dem Verhalten der <strong>an</strong>wesenden Journalisten<br />

konnte m<strong>an</strong> entnehmen, daß sie ni<strong>ch</strong>t auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> der Wahrheit waren,<br />

sondern dem großen Zeitgeist ein Opfer darzubringen geda<strong>ch</strong>ten: Sie<br />

w<strong>an</strong>dten si<strong>ch</strong> bei ihrer Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Informationen bis auf einen Fall (ein neu<br />

im Metier befindli<strong>ch</strong>er Journalist des Südwestfunks) nur <strong>an</strong> Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

und Ri<strong>ch</strong>ter.<br />

In wel<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tung die tendenziöse Beri<strong>ch</strong>terstattung der Medien ging,<br />

zeigte zum Beispiel die Stuttgarter Zeitung (StZ) sehr deutli<strong>ch</strong>. Da die in<br />

meinem einige tausend Seiten umfassenden Briefwe<strong>ch</strong>sel bei der ersten<br />

Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung im September 1993 gefundenen Passagen <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>einend<br />

ni<strong>ch</strong>t genug “Verwerfli<strong>ch</strong>es” abwarfen, erf<strong>an</strong>d die StZ am 27.1.1995 zusätzli<strong>ch</strong><br />

“S<strong>ch</strong>riebe aus der Feder des Angeklagten mit eindeutig [...] ausländerfeindli<strong>ch</strong>em<br />

Inhalt”. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> war im gesamten Verfahren nie von Ausländerfeindli<strong>ch</strong>keit<br />

oder Rassismus die Rede gewesen, weil es hierfür wirkli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t die geringsten Anhaltspunkte gab. Am Ende eines Beitrages der<br />

L<strong>an</strong>dess<strong>ch</strong>au des Fernsehsenders Südwest 3 am 27.12.1994 mutierte i<strong>ch</strong>,<br />

der Christli<strong>ch</strong>-Konservative, d<strong>an</strong>n sogar zum Neonazi, indem das Verfah-<br />

18 Süddeuts<strong>ch</strong>er Rundfunk, in allen vier Hörfunkprogrammen am 25.11.1994 am Na<strong>ch</strong>mit-<br />

tag.<br />

290


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

ren gegen mi<strong>ch</strong> als ein weiterer Fall eines Neonazis vor dem Stuttgarter<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t bezei<strong>ch</strong>net und in Kontinuität zu dem kurz zuvor geplatzten<br />

Stuttgarter “Neonaziprozeß” gestellt wurde. 19<br />

Eine <strong>an</strong>dere häufig <strong>an</strong>zutreffende, nämli<strong>ch</strong> vorverurteilende Tendenz,<br />

ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> bemerkbar, als abs<strong>ch</strong>ließend gefragt wurde, ob es au<strong>ch</strong> hier –<br />

wie im oben erwähnten “Neonaziprozeß” – S<strong>ch</strong>wierigkeiten geben werde,<br />

mi<strong>ch</strong> der bezi<strong>ch</strong>tigten Tat zu überführen, als ob das Geri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t etwa die<br />

Aufgabe hätte, unparteiis<strong>ch</strong> die Wahrheit herauszufinden, sondern vielmehr<br />

den Angeklagten zu verurteilen, egal ob er eine strafwürdige Tat beg<strong>an</strong>gen<br />

hat oder ni<strong>ch</strong>t.<br />

Ähnli<strong>ch</strong> tendenziös beri<strong>ch</strong>tete der Böblinger Bote am 10. Mai 1995, als<br />

si<strong>ch</strong> der Prozeß seinem Ende zuneigte. Dort hieß es auf Seite 13 unter dem<br />

Titel “Urteil no<strong>ch</strong> vor Pfingsten” u.a.:<br />

“Er [der Staatss<strong>ch</strong>utzkammer-Vorsitzende] gehe jedenfalls davon aus,<br />

daß am nä<strong>ch</strong>sten Verh<strong>an</strong>dlungstermin, dem 18. Mai dieses Jahres, die<br />

Staats<strong>an</strong>wältin das Wort erhält und d<strong>an</strong>n no<strong>ch</strong> vor Pfingsten ein Urteil<br />

gegen den Chemiker gefällt werden k<strong>an</strong>n, sollte ni<strong>ch</strong>t Unvorhergesehenes<br />

eintreten!”<br />

Wie k<strong>an</strong>n es sein, daß laut dieser Pressemeldung der Vorsitzende Ri<strong>ch</strong>ter<br />

no<strong>ch</strong> vor Abs<strong>ch</strong>luß des Verfahrens (es endete erst am 23.6.1995) ausführt,<br />

das zu erwartende Urteil werde gegen mi<strong>ch</strong>, also zu meinem Na<strong>ch</strong>teil gefällt?<br />

Korrekt hätte es heißen müssen: Das Urteil wird über eine Sa<strong>ch</strong>e oder<br />

über den Angeklagten gefällt. Für den Fall, daß der ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>e Journalist<br />

den Ri<strong>ch</strong>ter ri<strong>ch</strong>tig zitierte, beweist diese Wortwahl die Bef<strong>an</strong>genheit<br />

des Vorsitzenden Ri<strong>ch</strong>ters, im <strong>an</strong>deren Falle aber die des Journalisten.<br />

Bezei<strong>ch</strong>nend au<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>es Gewi<strong>ch</strong>t die Medien den jeweiligen Plädoyers<br />

von Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft und Verteidigung beimaßen. Während die StZ<br />

am 13.6.1995 auf Seite 2 ausgiebig die Argumente der Staats<strong>an</strong>wältin in einem<br />

Dreispalter wiedergab, ers<strong>ch</strong>ien <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> des Plädoyers der Verteidigung<br />

am darauffolgenden Tag ledigli<strong>ch</strong> ein kleiner Einspalter, der zudem<br />

nur die Prozeßges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te rekapitulierte, von den Argumenten des Angeklagten<br />

jedo<strong>ch</strong> kein einziges wiedergab.<br />

Der Fairneß halber sei aber au<strong>ch</strong> erwähnt, daß die zuständige Redakteurin<br />

der Stuttgarter Zeitung, Sonnhild Maier, na<strong>ch</strong> dem Urteil am 24.6.1995<br />

no<strong>ch</strong> einige Argumente der Verteidigung na<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ob:<br />

19<br />

Das vom SDR vertriebene Video dieses Beitrages wird entspre<strong>ch</strong>end mit dem Titel “Neo-<br />

Nazi” versehen.<br />

291


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Das Geri<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>ied: Guta<strong>ch</strong>ten und Vorwort sind als ein einheitli<strong>ch</strong>es<br />

Werk und eine Art ‘Gemeins<strong>ch</strong>aftsproduktion’ von [<strong>Rudolf</strong>] und<br />

Remer <strong>an</strong>zusehen.<br />

Genau dies hatte der <strong>an</strong>geklagte Chemiker heftig bestritten. Er sei<br />

praktizierender Katholik, fühle si<strong>ch</strong> der demokratis<strong>ch</strong>en Grundordnung<br />

der Bundesrepublik verpfli<strong>ch</strong>tet und wäre nie eine Alli<strong>an</strong>z mit Remer,<br />

den er für ein ‘lebendes politis<strong>ch</strong>es Fossil’ halte, eingeg<strong>an</strong>gen: ‘I<strong>ch</strong> wäre<br />

do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so saublöd und hätte in der Endphase meiner Promotion <strong>an</strong><br />

der Verni<strong>ch</strong>tung meiner Existenz mitgewirkt’, [20] so der Chemiker, der<br />

zur fragli<strong>ch</strong>en Zeit gerade am Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut in Stuttgart <strong>an</strong> seiner<br />

Doktorarbeit bastelte und na<strong>ch</strong> dem Publikwerden seines ‘Guta<strong>ch</strong>tens’<br />

den Job verlor.”<br />

Die Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten gaben am 14.6.1995 in einen Dreispalter in<br />

erster Linie die Argumente der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft wieder. Dem wurde zwar<br />

jeweils eine <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Behauptung der Verteidigung entgegengestellt, diese<br />

werden im Artikel jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von den entspre<strong>ch</strong>enden Argumenten<br />

begleitet, die die Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Behauptungen ergeben würde. Statt dessen<br />

wurden die Angaben der Verteidigung dur<strong>ch</strong> den ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>en Redakteur<br />

Fr<strong>an</strong>k S<strong>ch</strong>waibold zum Teil sogar mittels fals<strong>ch</strong>er Gegenargumente<br />

s<strong>ch</strong>einbar konterkariert.<br />

Die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft warf mir vor, i<strong>ch</strong> hätte mi<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> meine Betätigung<br />

unter dem Pseudonym Ernst Gauss als Überzeugungstäter entlarvt<br />

und verdiente daher keine Bewährung. Der Verteidiger, w<strong>an</strong>dte zwar tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

wie im Artikel <strong>an</strong>gegeben ein, der Fall Gauss dürfe ni<strong>ch</strong>t verwendet<br />

werden. Unters<strong>ch</strong>lagen wird dem Leser aber, daß einem Angeklagten in<br />

einem Re<strong>ch</strong>tsstaat aus no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tskräftig abges<strong>ch</strong>lossenen Verfahren<br />

in der Tat keine Na<strong>ch</strong>teile entstehen dürfen. Dem Widerspru<strong>ch</strong> der Verteidigung<br />

gegen die These der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft, i<strong>ch</strong> hätte mit Remer kooperiert,<br />

setzt der ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>e Redakteur Fr<strong>an</strong>k S<strong>ch</strong>waibold die unwahre<br />

Behauptung entgegen, i<strong>ch</strong> hätte mi<strong>ch</strong> mit Remer dreimal zu Gesprä<strong>ch</strong>en getroffen.<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> trafen Remer und i<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> zufällig im Zuge meiner<br />

20<br />

Aufgrund von Remers Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens verweigert mir die Universität Stuttgart<br />

im Juli 1993, dem Zeitpunkt der Einrei<strong>ch</strong>ung meiner Doktorarbeit, die Zulassung zur<br />

Abs<strong>ch</strong>lußprüfung (Rigorosum). Na<strong>ch</strong>dem das Strafurteil gegen mi<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tswirksam geworden<br />

war, unterri<strong>ch</strong>tete mi<strong>ch</strong> die Universität Stuttgart, daß m<strong>an</strong> meine Doktorarbeit<br />

gemäß Art. 4 des Gesetzes zur Führung akademis<strong>ch</strong>er Grade (M<strong>an</strong>gel wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Würde) abzulehnen gedenke, weshalb m<strong>an</strong> mir nahelegte, meine Doktorarbeit zurückzuziehen.<br />

Vgl. dazu den S<strong>ch</strong>riftwe<strong>ch</strong>sel online: www.vho.org/Authors/UniStgt.html und<br />

www.vho.org/Authors/<strong>Rudolf</strong>UniStgt.html.<br />

292


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Tätigkeit als Guta<strong>ch</strong>ter für die Verteidigung von O.E. Remer zusammen,<br />

wobei es bei diesen Treffen zu keinen Gesprä<strong>ch</strong>en zwis<strong>ch</strong>en uns beiden<br />

kam, wie au<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>t feststellte. 21<br />

Der Behauptung der Verteidigung, i<strong>ch</strong> sei kein Neonazi, setzt der Redakteur<br />

sinn- und kontextentstellend einen Brief entgegen, in dem <strong>Rudolf</strong> “im<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Person Ignatz Bubis von der ‘Judenrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d’ spri<strong>ch</strong>t.” In jenem Brief 22 hatte i<strong>ch</strong> den im Frühjahr 1993 gema<strong>ch</strong>ten<br />

Vors<strong>ch</strong>lag kritisiert, Ignatz Bubis zum Bundespräsidenten zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Als Grund für diesen Vors<strong>ch</strong>lag konnte i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts des ni<strong>ch</strong>t vorh<strong>an</strong>denen<br />

politis<strong>ch</strong>en Renommees und der bewiesenen kriminellen Verg<strong>an</strong>genheit<br />

von Bubis ledigli<strong>ch</strong> erkennen, daß ihm als dem Vorsitzenden einer<br />

vers<strong>ch</strong>windend kleinen Minderheit in unserem Staat eine extrem übergewi<strong>ch</strong>tige<br />

Bedeutung zugemessen wird. Deshalb sei es nur <strong>an</strong>gemessen, dem<br />

Staat als Präfix jene Minderheit vor<strong>an</strong>zustellen: Judenrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.<br />

23 Diese Kritik wurde von dem jüdis<strong>ch</strong>en Zeugen Horst Lummert am<br />

9.1.1995 vor Geri<strong>ch</strong>t als vollauf bere<strong>ch</strong>tigt bestätigt. Lummert war jedo<strong>ch</strong><br />

der Meinung, m<strong>an</strong> solle bei dem Kürzel BRD bleiben: “Bubisrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d”. Völlig vers<strong>ch</strong>wiegen wurde von allen Medien, daß etwa 30<br />

Zeugen bestätigten, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> niemals <strong>an</strong>tisemitis<strong>ch</strong> geäußert habe, sondern<br />

sogar gegen entspre<strong>ch</strong>ende Auswü<strong>ch</strong>se einges<strong>ch</strong>ritten sei. Gegenläufige<br />

Aussagen gab es ni<strong>ch</strong>t. Was die Medien ebenfalls übergingen, war ein<br />

von mir vor Studenten gehaltener Vortrag, dessen eindeutig projüdis<strong>ch</strong>er<br />

Charakter vom Geri<strong>ch</strong>t am 9.5.1995 ausdrückli<strong>ch</strong> bestätigt wurde.<br />

Wo si<strong>ch</strong> unter diesen Umständen hinter meiner Bemerkung über Bubis<br />

Neonazismus verbergen soll, sollte uns Fr<strong>an</strong>k S<strong>ch</strong>waibold erklären.<br />

Exekution dur<strong>ch</strong> die Medien<br />

Na<strong>ch</strong> der Verkündung des Urteils des L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>ts Stuttgart, in der i<strong>ch</strong><br />

zu 14 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt wurde, hatten es die Medien<br />

naturgemäß einfa<strong>ch</strong>, mi<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den S<strong>ch</strong>mutz zu ziehen. Als erster<br />

w<strong>an</strong>dte si<strong>ch</strong> der Süddeuts<strong>ch</strong>e Rundfunk in seinem dritten Hörfunkprogramm<br />

<strong>an</strong> seine Hörer. Es betitelte mi<strong>ch</strong>, der Forderung des Zeitgeistes folgend, als<br />

21<br />

Vertrauli<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>reiben G. <strong>Rudolf</strong> <strong>an</strong> H. Herrm<strong>an</strong>n, 20.12.1992, EDV-Ordner 2, Blatt<br />

222, im Akt des LG Stuttgart, Az. 17 KLs 83/94, am 6.12.1994 eingeführt.<br />

22<br />

Brief <strong>an</strong> K. Philipp vom 1.3.1993, Ermittlungsordner 1, Blatt 351, im Akt des LG Stuttgart,<br />

Az. 17 KLs 83/94, am 17.12.1994 eingeführt.<br />

23<br />

Stellungnahme von G. <strong>Rudolf</strong> zum Anklagevorwurf vom Mai 1994, eingeführt im Verfahren<br />

LG Stuttgart, Az. 17 KLs 83/94, am 17.3.1995 im Selbstleseverfahren, im Akt.<br />

293


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Neonazi”, ohne si<strong>ch</strong> dabei auf Wertungen des Geri<strong>ch</strong>ts oder auf irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

<strong>an</strong>deren Beweise stützen zu können. Zudem versu<strong>ch</strong>te es, das <strong>Rudolf</strong><br />

Guta<strong>ch</strong>ten dadur<strong>ch</strong> lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en, indem es auf die vor über einem<br />

Jahr publizierte fals<strong>ch</strong>e dpa-Meldung zurückgriff. SDR 3 behauptete<br />

einfa<strong>ch</strong>, seriösen Chemikern sei bek<strong>an</strong>nt, daß Cy<strong>an</strong>idverbindungen im Gestein<br />

binnen weniger Wo<strong>ch</strong>en zerfallen. 24<br />

Die L<strong>an</strong>dess<strong>ch</strong>au des regionalen Fernsehsenders Südwest 3 beri<strong>ch</strong>tete in<br />

ähnli<strong>ch</strong>er Wertung über mi<strong>ch</strong> wie der SDR 3, steigerte die Verleumdung jedo<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong>, indem es einen Artikel der Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten entstellte.<br />

Dieser Artikel vom 14. Juni 1993 war wie folgt tituliert: “Nur ein Opfer der<br />

‘Vaterfigur des Neonazismus’?” Unter dem Wort “Neonazismus” wurde<br />

ein Bild von mir wiedergegeben. Gemeint war mit der Frage in der S<strong>ch</strong>lagzeile,<br />

ob i<strong>ch</strong> ein Opfer der Remeraktion wurde, wobei O.E. Remer als “Vaterfigur<br />

des Neonazismus” bezei<strong>ch</strong>net wurde.<br />

Der Südwestfunk knickte beim Abfilmen dieses Artikels dessen linke<br />

Hälfte um, so daß der Zus<strong>ch</strong>auer über meinem Foto ledigli<strong>ch</strong> die Worte<br />

“Vaterfigur des Neonazismus” erkennen konnte. Bei den Zus<strong>ch</strong>auern mußte<br />

so der Eindruck entstehen, als sei mit dem gnadenlosen Urteil gegen mi<strong>ch</strong><br />

geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> festgestellt worden, bei mir h<strong>an</strong>dele es si<strong>ch</strong> um die Vaterfigur<br />

des Neonazismus. K<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> Medienfäls<strong>ch</strong>ungen bösartiger vorstellen?<br />

Daß vielen Blättern, die über das Urteil beri<strong>ch</strong>teten, die Feststellungen<br />

des Geri<strong>ch</strong>tes ni<strong>ch</strong>t genügten, um mi<strong>ch</strong> fertigzuma<strong>ch</strong>en, sei <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einiger<br />

Beispiele gezeigt. So beri<strong>ch</strong>tete der Böblinger Bote am 24. Juni 1995, i<strong>ch</strong><br />

würde mi<strong>ch</strong> mit der Rassenlehre des Nationalsozialismus identifizieren.<br />

Diese frei erfundene Behauptung ist so absurd und fern jeder Realität, daß<br />

sie während des g<strong>an</strong>zen Prozesses ni<strong>ch</strong>t einmal Verh<strong>an</strong>dlungsgegenst<strong>an</strong>d<br />

war, ges<strong>ch</strong>weige denn in der mündli<strong>ch</strong>en Urteilsbegründung des Geri<strong>ch</strong>ts<br />

erwähnt wurde. Dies hinderte das Geri<strong>ch</strong>t freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, diese unfundierte<br />

Behauptung in der s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Urteilsbegründung na<strong>ch</strong>zus<strong>ch</strong>ieben. 25<br />

Fr<strong>an</strong>k S<strong>ch</strong>waibold von den Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten k<strong>an</strong>n es am glei<strong>ch</strong>en<br />

Tag trotz persönli<strong>ch</strong>er Aufforderung dur<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> erneut ni<strong>ch</strong>t unterlassen,<br />

24 30<br />

SDR 3, 23.6.1995, 13 Uhr.<br />

25<br />

Urteil LG Stuttgart, Az. 17 KLs 83/94, S. 15, 156ff. Als Beweis dafür führt das Geri<strong>ch</strong>t<br />

ein ni<strong>ch</strong>t publiziertes S<strong>ch</strong>riftstück aus meiner Feder <strong>an</strong>. Darin führte i<strong>ch</strong> aus, wie sehr die<br />

Juden für den Fall der Bestätigung revisionistis<strong>ch</strong>er Thesen kompromittiert wären. Im Akt<br />

des Verfahrens am LG Stuttgart, Az. 17 KLs 83/94, EDV-Ordner 3, eingeführt am<br />

26.1.1995. Wo in dieser im Wenn-d<strong>an</strong>n-Stil formulierten These Rassismus stecken soll,<br />

bleibt unklar.<br />

294


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

meine Kontakte zu O.E. Remer unsa<strong>ch</strong>gemäß aufzubaus<strong>ch</strong>en, indem er<br />

s<strong>ch</strong>reibt, i<strong>ch</strong> sei “na<strong>ch</strong>weisbar dreimal persönli<strong>ch</strong> mit Remer” zusammengekommen,<br />

wobei das Wort persönli<strong>ch</strong> eine Beziehung zwis<strong>ch</strong>en Remer<br />

und mir unterstellt, die damals tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> nie existent war.<br />

Die Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung tat si<strong>ch</strong> am 24.6.1995 ebenfalls besonders<br />

dur<strong>ch</strong> M<strong>an</strong>ipulationen hervor. So s<strong>ch</strong>rieb sie, i<strong>ch</strong> sei zeitweise Mitglied der<br />

re<strong>ch</strong>tsextremen Republik<strong>an</strong>er gewesen. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> war i<strong>ch</strong> aber zu einem<br />

Zeitpunkt Mitglied dieser Partei, als sie no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als re<strong>ch</strong>tsextrem <strong>an</strong>gesehen<br />

wurde und sogar <strong>an</strong>gesehene Politiker der Union mit Mitgliedern<br />

dieser Partei Kontakte pflegten. Wel<strong>ch</strong>e Bewertung diese Partei na<strong>ch</strong> meinem<br />

Austritt im Sommer 1991 dur<strong>ch</strong> Medien und Verfassungss<strong>ch</strong>ützer<br />

au<strong>ch</strong> immer erfahren haben möge, k<strong>an</strong>n wohl kein Kriterium für die Bewertung<br />

meiner politis<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten sein. Oder st<strong>an</strong>d i<strong>ch</strong> etwa wegen meiner<br />

politis<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten vor Geri<strong>ch</strong>t, die na<strong>ch</strong> Artikel 3 Absatz 3 unseres<br />

Grundgesetzes niemals Anlaß zu einer Re<strong>ch</strong>tsbena<strong>ch</strong>teiligung sein dürfen?<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ist es absurd, die nationalkonservativen Ansi<strong>ch</strong>ten der Republik<strong>an</strong>er<br />

in die Nähe der nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Gesinnung O.E. Remers bringen<br />

zu wollen, wie es wohl in der Absi<strong>ch</strong>t der SZ lag.<br />

Als einzige der großen Zeitungen bra<strong>ch</strong>te die Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung in ihrem<br />

Beitrag die auf der gefäls<strong>ch</strong>ten dpa-Meldung basierenden Mär von der<br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> längst erfolgten Widerlegung des <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>tens:<br />

“Na<strong>ch</strong> Angaben seriöser Chemiker zerfallen Blausäureverbindungen<br />

jedo<strong>ch</strong> unter dem Einfluß der Witterung innerhalb weniger Monate und<br />

sind d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t mehr na<strong>ch</strong>weisbar.”<br />

Mit dieser perpetuierten Unwahrheit dürfte jedem unbedarften Leser klar<br />

gema<strong>ch</strong>t worden sein, daß es si<strong>ch</strong> bei meinem Guta<strong>ch</strong>ten um das sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

fals<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>werk eines unseriösen Chemikers h<strong>an</strong>dele. Den glei<strong>ch</strong>en Unsinn<br />

hat übrigens au<strong>ch</strong> der Böblinger Bote zu Prozeßbeginn am 23.11.1994<br />

verbreitet:<br />

“Na<strong>ch</strong> Meinung von Experten könnten übrigens na<strong>ch</strong> über 50 Jahren<br />

keine Cy<strong>an</strong>idrückstände mehr gefunden werden, weil diese sehr s<strong>ch</strong>nell<br />

zerfallen.”<br />

Diese Medien-Fals<strong>ch</strong>meldung erhielt s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> 1998 offizielle Weihen,<br />

als si<strong>ch</strong> das Bayeris<strong>ch</strong>e Amt für Verfassungss<strong>ch</strong>utz ni<strong>ch</strong>t entblödete, in seinem<br />

Verfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t für das Jahr 1997 auf Seite 64 diesen Unsinn<br />

zu wiederholen.<br />

Logis<strong>ch</strong>, daß alle Zeitungen <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> erwiesenen Pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

meines Guta<strong>ch</strong>tens in ihren Artikeln das Wort Guta<strong>ch</strong>ten<br />

na<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit mieden oder aber in Anführungsstri<strong>ch</strong>en setzten,<br />

295


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

mitunter es z.B. als “Ma<strong>ch</strong>werk” abqualifizierten (StZ, 23.11.1994). Das<br />

Geri<strong>ch</strong>t hingegen stellte zu Beginn des Verfahrens am 23.11.1994 klar, daß<br />

es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für kompetent era<strong>ch</strong>te, darüber zu ents<strong>ch</strong>eiden, inwiefern das<br />

Guta<strong>ch</strong>ten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kriterien genüge. Um den sa<strong>ch</strong>verständigen<br />

Beweis kam es jedo<strong>ch</strong> herum, indem es mir die von Dritten verfaßten Vor-<br />

und Na<strong>ch</strong>worte der Remer-Fassung zus<strong>ch</strong>rieb und mi<strong>ch</strong> deswegen verurteilte.<br />

Zur Frage der inhaltli<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tigkeit des <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>tens hat si<strong>ch</strong><br />

jüngst der Direktor der niederländis<strong>ch</strong>en Anne-Fr<strong>an</strong>k-Stiftung, H<strong>an</strong>s Westra,<br />

geäußert. Die Anne-Fr<strong>an</strong>k-Stiftung gehört mit zu den weltweit bek<strong>an</strong>ntesten<br />

Institutionen, die si<strong>ch</strong> professionell damit bes<strong>ch</strong>äftigen, den Holocaust<br />

in all seinen Details na<strong>ch</strong>zuweisen und zu dokumentieren. H<strong>an</strong>s Westra<br />

<strong>an</strong>twortete auf die Frage eines Journalisten, ob die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Analysen<br />

des <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>tens stimmen, wie folgt: 26<br />

“Diese wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Analysen sind perfekt. Was m<strong>an</strong> aber ni<strong>ch</strong>t<br />

kontrollieren k<strong>an</strong>n, ist, wie dieser <strong>Rudolf</strong> sie ausgearbeitet hat, wie er<br />

die Muster bekommen hat.”<br />

Freili<strong>ch</strong> konnte au<strong>ch</strong> Herr Westra si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verkneifen, die E<strong>ch</strong>theit der<br />

Proben <strong>an</strong>zuzweifeln, denn ein <strong>an</strong>deres S<strong>ch</strong>lupflo<strong>ch</strong> als diesen billigen<br />

Einw<strong>an</strong>d s<strong>ch</strong>einen die etablierten Fors<strong>ch</strong>er in dem di<strong>ch</strong>t gewobenen Argumentationsgefle<strong>ch</strong>t<br />

meines Guta<strong>ch</strong>tens ni<strong>ch</strong>t zu finden.<br />

Volkspädagogis<strong>ch</strong>e Meldungen<br />

Der Tag der Verkündung des Urteilsspru<strong>ch</strong>es im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

sollte der einzige bleiben, <strong>an</strong> dem die überregionalen Medien über das Verfahren<br />

beri<strong>ch</strong>teten. Wie oben bereits <strong>an</strong>gemerkt, widmete die Süddeuts<strong>ch</strong>e<br />

Zeitung dem Urteil eine ausführli<strong>ch</strong>e Meldung.<br />

Darüber hinaus sahen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die heute-Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten des ZDF ver<strong>an</strong>laßt,<br />

am 23.6.1995 eine kurze Meldung darüber zu bringen, daß der Diplom-Chemiker<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> wegen eines Guta<strong>ch</strong>tens über die Gaskammern<br />

von Aus<strong>ch</strong>witz zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten ohne Bewährung<br />

verurteilt worden sei. Da die überregionalen Medien über diesen Fall<br />

bisher so gut wie gar ni<strong>ch</strong>t informiert hatten, wird der Fernsehzus<strong>ch</strong>auer<br />

mit dieser äußerst kurz gehaltenen Meldung kaum etwas <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen gewußt<br />

haben. Daher k<strong>an</strong>n diese Meldung nur einen Sinn gehabt haben: Jedem<br />

potentiellen Sa<strong>ch</strong>verständigen sollte bundesweit klar gema<strong>ch</strong>t werden,<br />

26 BRT 1 (belgis<strong>ch</strong>es Fernsehen), P<strong>an</strong>orama, 27.4.1995.<br />

296


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

daß derjenige, der zum Holocaust-Komplex eine Meinung vertritt, die von<br />

der offiziell erlaubten abwei<strong>ch</strong>t, und sei sie au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> so sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, seriös,<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> und mögli<strong>ch</strong>erweise gar fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> korrekt, ohne Bewährung<br />

im Gefängnis l<strong>an</strong>det.<br />

In ähnli<strong>ch</strong>en Bahnen bewegten si<strong>ch</strong> Meldungen der Lokalpresse am<br />

6.5.1996 na<strong>ch</strong> der Verwerfung der Revision dur<strong>ch</strong> den Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof.<br />

27 Darin wurde dem Leser suggeriert, i<strong>ch</strong> sei wegen meines zu einem<br />

fals<strong>ch</strong>en Ergebnis gel<strong>an</strong>genden Guta<strong>ch</strong>tens, das den Holocaust leugne, verurteilt<br />

worden. Daß das Guta<strong>ch</strong>ten gar ni<strong>ch</strong>t Verh<strong>an</strong>dlungsgegenst<strong>an</strong>d war,<br />

interessierte offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> niem<strong>an</strong>den. Und natürli<strong>ch</strong> konnte si<strong>ch</strong> der Böblinger<br />

Bote ni<strong>ch</strong>t verkneifen, erneut die dpa-Lüge auszugraben:<br />

“Entgegen seriöser wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Erkenntnisse habe der Jettinger<br />

Chemiker behauptet, daß bei der Massenverni<strong>ch</strong>tung von Mens<strong>ch</strong>en<br />

mit Blausäure unbedingt Cy<strong>an</strong>idrückstände im Mauerwerk der heute<br />

no<strong>ch</strong> stehenden Gebäude in dem Lager zu finden sein müßten, was aber<br />

ni<strong>ch</strong>t der Fall sei.”<br />

Daß meine unbarmherzig harte Verurteilung aus volkspädagogis<strong>ch</strong>en<br />

Gründen erfolgte, also zur Abs<strong>ch</strong>reckung aller Wissens<strong>ch</strong>aftler, die mit<br />

dem Ged<strong>an</strong>ken spielen, eine eventuell abwei<strong>ch</strong>ende Meinung öffentli<strong>ch</strong><br />

kundzutun (Generalprävention), meinte am 27 Juni 1996 au<strong>ch</strong> der Böblinger<br />

Bote:<br />

“Die im Juni letzten Jahres verhängten 14 Monate Freiheitsstrafe<br />

wurden aus generalpräventiven Gründen ni<strong>ch</strong>t zur Bewährung ausgesetzt.”<br />

Gehetzt im Ausl<strong>an</strong>d<br />

Im März 1996 setzte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ins Ausl<strong>an</strong>d ab. Die Presse verlor dadur<strong>ch</strong><br />

zunä<strong>ch</strong>st meine Spur und damit vorläufig au<strong>ch</strong> das Interesse. Das änderte<br />

si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> im Herbst 1999, als der britis<strong>ch</strong>e Journalist Chris Hastings (34)<br />

si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> ma<strong>ch</strong>te, mi<strong>ch</strong> in Engl<strong>an</strong>d aufzuspüren. Da i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> bei meiner<br />

Ankunft in Engl<strong>an</strong>d pfli<strong>ch</strong>tgemäß gemeldet hatte und die Melderegister in<br />

Engl<strong>an</strong>d öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong> sind, war es ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wer, herauszufinden,<br />

daß i<strong>ch</strong> offenbar im L<strong>an</strong>de war. Au<strong>ch</strong> gab i<strong>ch</strong> auf meiner Website<br />

www.vho.org freimütig meine Postfa<strong>ch</strong>adresse in Engl<strong>an</strong>d <strong>an</strong> (PO Box 118,<br />

Hastings TN34 3ZQ). Chris Hastings gel<strong>an</strong>g es, die Wohnung ausfindig zu<br />

ma<strong>ch</strong>en, in der i<strong>ch</strong> in den Jahren 1997-1999 registriert war. Er hinterließ<br />

27 Kreiszeitung Böblinger Bote und Gäubote/Südwestpresse-Verbund, 6.5.1996.<br />

297


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

dort eine Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t mit der Bitte um ein Interview. I<strong>ch</strong> gewährte ihm diesen<br />

Wuns<strong>ch</strong>, indem i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit Hastings im Londoner Bahnhof Victoria zu<br />

einem zweistündigen Gesprä<strong>ch</strong> traf. Inhalt dieses Gesprä<strong>ch</strong>es waren vor allem<br />

die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tssituation in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d und mein Verfolgungss<strong>ch</strong>icksal.<br />

Do<strong>ch</strong> wie zu befür<strong>ch</strong>ten war Hastings Interesse dar<strong>an</strong> nur vorges<strong>ch</strong>oben.<br />

In seinem Artikel im Sunday Telegraph vom 17.10.1999 kam dieses<br />

Thema nämli<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t vor. Statt dessen hieß es dort unter einer<br />

Übers<strong>ch</strong>rift, in der i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t als “Neo-Nazi” verunglimpft wurde, u.a.: 28<br />

“Er [<strong>Rudolf</strong>] bestätigt, daß er während seines Aufenthalts in Engl<strong>an</strong>d<br />

Verbindungen zu Re<strong>ch</strong>tsextremisten ges<strong>ch</strong>miedet hat, eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Mitgliedern<br />

der National Front und der British National Party. [...]<br />

‘In Engl<strong>an</strong>d arbeite i<strong>ch</strong> 24 Stunden als Holocaust-Revisionist. Meine<br />

Arbeit hat mi<strong>ch</strong> mit führenden Leuten der radikalen Re<strong>ch</strong>ten zusammengebra<strong>ch</strong>t.<br />

I<strong>ch</strong> habe während meines Aufenthalts in Engl<strong>an</strong>d mit führenden<br />

Mitgliedern der National Front und der British National Party Kontakt<br />

aufgenommen.’”<br />

Hastings hat hier Wort- und Satzfetzen aus dem Zusammenh<strong>an</strong>g gerissen<br />

und na<strong>ch</strong> Belieben zusammengefügt. Derartige Sätze habe i<strong>ch</strong> nie gesagt<br />

(bis auf jenen mit den 24 Stunden). Tatsa<strong>ch</strong>e ist, daß i<strong>ch</strong> im Frühjahr 1999<br />

mit Nick Griffin zusammentraf, um von diesem über dessen Erfahrungen<br />

mit der britis<strong>ch</strong>en Justiz zu hören. Griffin war im Jahr zuvor als Herausgeber<br />

einer kleinen re<strong>ch</strong>ten Zeits<strong>ch</strong>rift u.a. wegen revisionistis<strong>ch</strong>er Aussagen<br />

<strong>an</strong>geklagt, jedo<strong>ch</strong> freigespro<strong>ch</strong>en worden. Aufgrund meiner eigenen gefährdeten<br />

Lage und da i<strong>ch</strong> selbst in meiner Zeits<strong>ch</strong>rift Vierteljahreshefte für<br />

freie Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung ausführli<strong>ch</strong> über Zensur beri<strong>ch</strong>te, interessierte<br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> dafür naturgemäß sehr. Für die politis<strong>ch</strong>en Mitglieds<strong>ch</strong>aften und<br />

Funktionen Griffins hatte i<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st kein Interesse. Mir war vor meinem<br />

Treffen mit Griffin no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal bek<strong>an</strong>nt, daß dieser führend in der<br />

englis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tspartei British National Party tätig war, hörte von diesem<br />

d<strong>an</strong>n aber während meines Besu<strong>ch</strong>s bei ihm, daß er den Parteivorsitz <strong>an</strong>strebte,<br />

was ihm d<strong>an</strong>n später au<strong>ch</strong> gel<strong>an</strong>g. Von Hastings konkret d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> gefragt,<br />

ob i<strong>ch</strong> Kontakte zu Leuten der politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten habe, beri<strong>ch</strong>tet i<strong>ch</strong><br />

wahrheitsgemäß diesen Vorg<strong>an</strong>g, und Hastings nutzte dies dazu, dem Leser<br />

zu suggerieren, als habe i<strong>ch</strong> Verbindungen zu führenden Mitgliedern der<br />

beiden größten englis<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>tsradikalen Org<strong>an</strong>isationen ges<strong>ch</strong>miedet. Ein<br />

28<br />

Jessica Berry <strong>an</strong>d Chris Hastings, “Germ<strong>an</strong> neo-Nazi fugitive is found hiding in Britain”,<br />

The Sunday Telegraph, 17.10.1999; wiederholt am 18.10.99 im Independent. Diese und<br />

einige <strong>an</strong>dere Pressemeldungen aus jener Zeit sind im Internet einsehbar:<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs<br />

298


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Kontakt zu einem Mitglied der Nationalen Front ist meines Wissens nie zust<strong>an</strong>de<br />

gekommen.<br />

Hastings interviewte sogar meine ehemalige Vermieterin, die si<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong><br />

in folgender absurder Weise geäußert haben soll:<br />

“Sheila Ev<strong>an</strong>s, <strong>Rudolf</strong>s ehemalige Vermieterin, sagte: ‘I<strong>ch</strong> erinnere<br />

mi<strong>ch</strong>, daß er gesagt hat, er arbeite für Zeits<strong>ch</strong>riften in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d. I<strong>ch</strong><br />

war beeindruckt, wie sauber er das Haus hinterließ, als er auszog. Er<br />

nahm alles mit. I<strong>ch</strong> denke, er versu<strong>ch</strong>te, seine Spuren zu verwis<strong>ch</strong>en.’”<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sagte i<strong>ch</strong> ihr vor meinem Einzug in Pevensey Bay (Juli<br />

1996), i<strong>ch</strong> werde für eine deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige Zeits<strong>ch</strong>rift s<strong>ch</strong>reiben (VffG startete<br />

erst im Frühjahr 1997). Frau Ev<strong>an</strong>s war der s<strong>ch</strong>limmste Hausdra<strong>ch</strong>e,<br />

der mir je unter die Augen gekommen ist. Jeder Kratzer <strong>an</strong> Fußleisten, jedes<br />

biß<strong>ch</strong>en abgeplatzter Lack <strong>an</strong> Türen und Heizkörpern, jedes Lö<strong>ch</strong>lein in<br />

den Wänden mußte i<strong>ch</strong> vor meinem Auszug reparieren und neu strei<strong>ch</strong>en,<br />

damit i<strong>ch</strong> meine Kaution zurückbekommen konnte. Und daß m<strong>an</strong> beim<br />

Auszug all sein Eigentum mitnimmt, ist wohl nur normal. Ans<strong>ch</strong>einend sehen<br />

die Mens<strong>ch</strong>en überall Gespenster und weiße Mäuse, sobald ihnen die<br />

Medien irgendeine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te über ihre Na<strong>ch</strong>barn erzählen.<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend ma<strong>ch</strong>te Chris Hastings alle mögli<strong>ch</strong>en Persönli<strong>ch</strong>keiten<br />

auf meine Anwesenheit und Tätigkeit aufmerksam und sta<strong>ch</strong>elte sie zu<br />

Aussagen auf, wie etwa, daß m<strong>an</strong> nun au<strong>ch</strong> in Engl<strong>an</strong>d ein Holocaust-<br />

Leugnungs-Gesetz einführen müsse und daß alles get<strong>an</strong> werden müsse, damit<br />

i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nellstmögli<strong>ch</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ausgeliefert werde.<br />

Die Folgen ließen ni<strong>ch</strong>t l<strong>an</strong>ge auf si<strong>ch</strong> warten. Die Medien hatten eine<br />

Sensation: “Gesu<strong>ch</strong>ter deuts<strong>ch</strong>er Neonazi offenbar in Großbrit<strong>an</strong>nien”, tönt<br />

die dpa am 18.10.99 (veröffentli<strong>ch</strong>t u.a. am 18.10.99 in der Rheinpfalz);<br />

“Holocaust-Leugner im englis<strong>ch</strong>en Versteck” tönten die linken Stuttgarter<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten am 21.10.99, Seite 4. Am 31.10.99 meldet Chris Hastings<br />

frohlockend im Sunday Telegraph, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d würde nun wirkli<strong>ch</strong> meine<br />

Auslieferung fordern, und Engl<strong>an</strong>d würde dem wohl na<strong>ch</strong>kommen, da i<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t wegen Holocaust-Leugnung, sondern wegen Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Rassenhaß<br />

verurteilt worden sei, was in Engl<strong>an</strong>d ebenso strafbar sei. Am<br />

22.10.99 fiel die Lokalpresse in Hastings, meinem offiziellen Wohnsitz,<br />

ein: “Fliehender Neo-Nazi benutzt Basis in Hastings” (Hastings & St. Leonards<br />

Observer). Die englis<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>enjagd-Postille Sear<strong>ch</strong>light s<strong>ch</strong>loß<br />

si<strong>ch</strong> im Dezember der Jagd <strong>an</strong>: “Aus<strong>ch</strong>witz-Lügner versteckt si<strong>ch</strong> in Eng-<br />

299


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

l<strong>an</strong>d” (S. 13). 29 In einer weiteren Meldung vom 16.1.2000 legt Chris Hastings<br />

im Sunday Telegraph no<strong>ch</strong> einmal etwas Holz na<strong>ch</strong>:<br />

“Wegen Rassenhaß <strong>an</strong>geklagter Neo-Nazi geht auf die Flu<strong>ch</strong>t [...].<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d hat einen internationalen Haftbefehl für [<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>]<br />

erlassen, der na<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>d geflü<strong>ch</strong>tet war, um einer Haftstrafe wegen<br />

Rassenhaß zu entgehen.”<br />

Vollends zur Hysterie s<strong>ch</strong>lug die Mens<strong>ch</strong>enjagd auf mi<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n im März<br />

2000 um, eingeleitet von einem Beri<strong>ch</strong>t der BBC am 28.3.2000, der d<strong>an</strong>n<br />

tags darauf im südenglis<strong>ch</strong>en regionalen Fernsehsender ITV um 23:20 Uhr<br />

wiederholt wurde: Es wurden etwa 6 Bilder von mir gezeigt, entnommen<br />

meiner Internet-Seite, und die Zus<strong>ch</strong>auer wurden vor diesem “Nazi-<br />

Sympathis<strong>an</strong>ten” gewarnt, so als würde i<strong>ch</strong> mit Waffen herumlaufen und<br />

Mens<strong>ch</strong>en wahllos umbringen. Mike Whine vom englis<strong>ch</strong>en Zentralrat der<br />

Juden durfte si<strong>ch</strong> vor laufenden Kameras dahingehend äußern, daß es si<strong>ch</strong><br />

bei mir um eine neue Brut gefährli<strong>ch</strong>er Nazis h<strong>an</strong>dele. Die Lokalpresse tönte<br />

daraufhin: “Entkommener Neo-Nazi versteckt si<strong>ch</strong> immer no<strong>ch</strong> in Hastings<br />

[...] er wird immer no<strong>ch</strong> gejagt.” (Hastings & St. Leonards Observer,<br />

31.3.2000). Offenbar wollte m<strong>an</strong> errei<strong>ch</strong>en, daß mi<strong>ch</strong> die lokale Bevölkerung<br />

erkennt und aus Angst vor diesem “Unmens<strong>ch</strong>en” umgehend die Polizei<br />

verständigt.<br />

Am 27.5.2000 beri<strong>ch</strong>tete Günther Hörbst im Hamburger Abendblatt über<br />

den Beri<strong>ch</strong>t “Antisemitismus weltweit 1998/99” der israelis<strong>ch</strong>en Universität<br />

Tel Aviv wie folgt:<br />

“Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d sind in dem Beri<strong>ch</strong>t zwölf Seiten gewidmet. Beklagt<br />

wird die steigende Verbreitung der Holocaust-Lüge, vor allem dur<strong>ch</strong> das<br />

Internet und re<strong>ch</strong>tsextreme Gruppen. Zwar sei das deuts<strong>ch</strong>e Strafgesetzbu<strong>ch</strong><br />

eines der ‘fortges<strong>ch</strong>rittensten und effektivsten Mittel zur Bekämpfung<br />

der Holocaust-Lüge’, denno<strong>ch</strong> stelle sie ‘ein wa<strong>ch</strong>sendes Phänomen’<br />

dar. So verbreite der führende deuts<strong>ch</strong>e Holocaust-Lügner <strong>Rudolf</strong><br />

[…] seine S<strong>ch</strong>riften per Internet aus dem Ausl<strong>an</strong>d weiterhin, obwohl er<br />

re<strong>ch</strong>tskräftig verurteilt sei.”<br />

So ein Ärger aber au<strong>ch</strong>!<br />

Der einzige einigermaßen faire Artikel über mi<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ien am 7. J<strong>an</strong>uar<br />

2000 in der Los Angeles Times im Zusammenh<strong>an</strong>g mit Irvings Verleumdungsverfahren<br />

gegen Deborah Lipstadt, verfaßt von Kim Murphy. 30<br />

29 Das deuts<strong>ch</strong>e Pend<strong>an</strong>t dazu, blick na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts, zog erst im Juni 2000 mit einem Beitrag<br />

von Thomas Pfeiffer na<strong>ch</strong> – im glei<strong>ch</strong>en Ton.<br />

30 Vgl. online www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos111.pdf.<br />

300


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Als g<strong>an</strong>z besonders bösartig erwies si<strong>ch</strong> das linkextremistis<strong>ch</strong>e Blatt<br />

Blick na<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>ts, das im Jahr 2000 die Lüge verbreitete, i<strong>ch</strong> hätte dem<br />

M<strong>an</strong>nheimer Staats<strong>an</strong>walt H<strong>an</strong>s-Heiko Klein, einem der eifrigsten deuts<strong>ch</strong>en<br />

Verfolger Andersdenkender, mit Gewalt oder gar einem Mord<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>lag<br />

gedroht. 31<br />

Die Wahrheit ist, daß i<strong>ch</strong> in besagtem Artikel meiner Zeits<strong>ch</strong>rift genau<br />

das Gegenteil ges<strong>ch</strong>rieben habe, nämli<strong>ch</strong> von der Notwendigkeit der Gewaltlosigkeit<br />

selbst <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts hars<strong>ch</strong>ester Verfolgung, die damals für einen<br />

deuts<strong>ch</strong>en Professor mit dem Tode geendet hatte. I<strong>ch</strong> zitiere hier einige<br />

Auszüge: 32<br />

“Mark Weber hat wahrheitsgemäß erklärt, wenn die oft bes<strong>ch</strong>riebene<br />

‘Gefahr von Re<strong>ch</strong>ts’ in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> so groß wäre, wie von<br />

Medien und Politikern bes<strong>ch</strong>woren, d<strong>an</strong>n wäre z.B. der Revisionistenjäger<br />

H<strong>an</strong>s-Heiko Klein s<strong>ch</strong>on l<strong>an</strong>ge ni<strong>ch</strong>t mehr am Leben.<br />

[…] Übergriffe […] werden […] ni<strong>ch</strong>t nur einhellig abgelehnt, sondern<br />

sogar vehement verurteilt, dienen do<strong>ch</strong> gerade derartige Übergriffe<br />

als Vorw<strong>an</strong>d, um gegen alles, was als Revisionistis<strong>ch</strong> oder Re<strong>ch</strong>ts etikettiert<br />

wird, gnadenlos mit brutalen Unterdrückungsmaßnahmen vorzugehen.<br />

Außerdem stößt Gewalt gegen Minderheiten bei allen Mitmens<strong>ch</strong>en<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> auf Ablehnungen, so daß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> mit derartigen H<strong>an</strong>dlungen<br />

au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die letzten Sympathis<strong>an</strong>ten zu Feinden ma<strong>ch</strong>t. […]<br />

Aber Gewalt gegen die Exponenten des si<strong>ch</strong> immer totalitärer gebärdenden<br />

Verfolgerstaates ‘Bundes’-’Republik’ ‘Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d’? […] In der<br />

Tat, daß Heiko Klein no<strong>ch</strong> am Leben ist, grenzt s<strong>ch</strong>on <strong>an</strong> ein Wunder<br />

und beweist, wie harmlos die g<strong>an</strong>ze deuts<strong>ch</strong>e ‘Szene’ tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ist. Ein<br />

Befreiungskrieg ließe si<strong>ch</strong> mit derartigen Freiheitskämpfern wahrli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t gewinnen.<br />

I<strong>ch</strong> werde seit jeher aufgefordert, beim Vorgehen staatli<strong>ch</strong>er Mä<strong>ch</strong>te<br />

gegen Andersdenkende immer den vollen Namen aller Beteiligten zu<br />

nennen. M<strong>an</strong> wisse ja nie, w<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> diese Informationen einmal brau<strong>ch</strong>e.<br />

Aus glei<strong>ch</strong>em Grunde zögere i<strong>ch</strong>, genau das zu tun. Na<strong>ch</strong> all den<br />

politis<strong>ch</strong>en Prozessen und Verfolgungen brau<strong>ch</strong>t Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d nämli<strong>ch</strong> in<br />

Zukunft wirkli<strong>ch</strong> nur eines: Eine große Amnestie, eine Versöhnung mit<br />

si<strong>ch</strong> selbst, ein Ende der Selbstzerfleis<strong>ch</strong>ung und Selbsts<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung. I<strong>ch</strong><br />

halte daher absolut gar ni<strong>ch</strong>ts von irgendwel<strong>ch</strong>en Drohungen, wenn si<strong>ch</strong><br />

31<br />

Blick na<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>ts, 19/2000, 21.9.2000, S.16.<br />

32<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, “Von der Angst und wie m<strong>an</strong> sie überwindet”, VffG 4(2) (2000), S. 122-<br />

124, hier S. 124.<br />

301


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

das Blatt einmal wende, sei nun die <strong>an</strong>dere Seite dr<strong>an</strong>. Was unters<strong>ch</strong>eidet<br />

uns d<strong>an</strong>n von den <strong>an</strong>deren? Ohne mi<strong>ch</strong>!<br />

[…] Professor Pfeifenberger ist ni<strong>ch</strong>t ihr erstes Opfer, aber seine<br />

Prominenz hat bewirkt, daß m<strong>an</strong> nun die Bleistifte spitzt und <strong>an</strong>fängt,<br />

Stri<strong>ch</strong>listen zu ma<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> sehe das mit S<strong>ch</strong>recken und hoffe, mit dieser<br />

Warnung alle Seiten zur Besinnung rufen zu können.”<br />

M<strong>an</strong> sieht dar<strong>an</strong>, mit wel<strong>ch</strong>en infamen Lügen die Gegner des Revisionismus<br />

arbeiten. Sie s<strong>ch</strong>recken ni<strong>ch</strong>t davor zurück, die Tatsa<strong>ch</strong>en auf den<br />

Kopf zu stellen, die Wahrheit zur Lüge zu erklären und die Lüge zur Wahrheit.<br />

Aber was erwartet m<strong>an</strong> s<strong>ch</strong>on von den Repräsent<strong>an</strong>ten und Verteidigern<br />

eines Systems, das die größte Lüge der Mens<strong>ch</strong>heitsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zur<br />

Grundlage seiner Existenz gema<strong>ch</strong>t hat…<br />

Pressefreiheit = Pressewahrheit?<br />

Gegen einige der oben <strong>an</strong>geführten Medienmeldungen könnte m<strong>an</strong> im<br />

Normalfall in Form von Gegendarstellungen vorgehen, nämli<strong>ch</strong> dort, wo<br />

meine Person selbst <strong>an</strong>gegriffen wird. Fals<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>enbehauptungen als<br />

sol<strong>ch</strong>e, die mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als Person betreffen, etwa die gefäls<strong>ch</strong>te dpa-<br />

Meldung, sind dagegen na<strong>ch</strong> heutigem Re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>greifbar.<br />

Das L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart verurteilte mi<strong>ch</strong> zu 14 Monaten Haft ohne<br />

Bewährung mit der Begründung, i<strong>ch</strong> sei von tiefem Antisemitismus geprägt,<br />

sei in ein revisionistis<strong>ch</strong>es und re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>es Umfeld verstrickt<br />

und sei offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ein f<strong>an</strong>atis<strong>ch</strong>er Überzeugungstäter. In dem<br />

Augenblick jedo<strong>ch</strong> hat das Geri<strong>ch</strong>t den Medien einen juristis<strong>ch</strong>en Freibrief<br />

ausgestellt, mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der übelsten Weise zu verleumden und zu bes<strong>ch</strong>impfen,<br />

denn als Antisemiten und Re<strong>ch</strong>tsextremisten gebr<strong>an</strong>dmarkte<br />

Mens<strong>ch</strong>en sind in der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d de facto vogelfrei. Daß<br />

das Geri<strong>ch</strong>t mir keinen Re<strong>ch</strong>tsextremismus vorwarf, sondern “ledigli<strong>ch</strong>”<br />

meinen Umg<strong>an</strong>g mit <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Personen, war da nur<br />

no<strong>ch</strong> zweitr<strong>an</strong>gig und im Zuge der medialen Sippeninhaftierung kein<br />

Grund zur Zurückhaltung. Meine Gegendarstellungs<strong>an</strong>träge werden nunmehr<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> abgelehnt, da die in der Presse verbreiteten Wertungen<br />

meiner Person ja inzwis<strong>ch</strong>en geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bestätigt seien.<br />

In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Soll Volkes Stimme<br />

ni<strong>ch</strong>t nur bezügli<strong>ch</strong> seiner Ma<strong>ch</strong>t Gottesstimme sein, sondern wenigstens<br />

<strong>an</strong>satzweise au<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> seiner Unfehlbarkeit, so muß dafür gesorgt<br />

werden, daß das Volk umfassend und wahrheitsgemäß informiert wird. Im<br />

modernen Informationszeitalter spielen die Medien die zentrale Rolle bei<br />

302


Die Rolle der Presse im Fall <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

der Willensbildung des Volkes. Dementspre<strong>ch</strong>end müßte gar<strong>an</strong>tiert sein,<br />

daß diese Medien das Volk umfassend und wahrheitsgemäß informieren.<br />

Die bewußt fals<strong>ch</strong>e und einseitige Information der Bevölkerung hingegen<br />

muß beim Volk automatis<strong>ch</strong> zu fals<strong>ch</strong>en Vorstellungen der Realität und<br />

damit zu fals<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen führen. Die bewußte Desinformation<br />

dur<strong>ch</strong> Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenunters<strong>ch</strong>lagung oder Verbreitung von Fals<strong>ch</strong>na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten<br />

wäre mithin eines der s<strong>ch</strong>wersten politis<strong>ch</strong> motivierten Verbre<strong>ch</strong>en,<br />

das in einer Demokratie beg<strong>an</strong>gen werden könnte.<br />

Die Frage na<strong>ch</strong> den exekutiven und juristis<strong>ch</strong>en Mitteln, die die umfassende<br />

und wahrheitsgemäße Information der Bevölkerung gar<strong>an</strong>tieren<br />

könnte, ist <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der Meinungs- und Pressefreiheit si<strong>ch</strong>er bris<strong>an</strong>t. M<strong>an</strong><br />

könnte zum Beispiel <strong>an</strong>regen, daß die Medien einer demokratis<strong>ch</strong>en Kontrolle<br />

unterworfen werden in dem Sinne, daß eine politis<strong>ch</strong>e wie wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Monopolbildung wi<strong>ch</strong>tiger Medien verhindert wird. Zu denken wäre<br />

u.a. <strong>an</strong> einen ihrer Wähler- bzw. Anhängers<strong>ch</strong>aft proportionalen Zug<strong>an</strong>g<br />

politis<strong>ch</strong>er Parteien und welt<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>er Vereinigungen (z.B. Religionen)<br />

zu den ihren Aktionsradius abdeckenden Medien, und zwar ohne Rücksi<strong>ch</strong>t<br />

auf Prozentklauseln.<br />

Ferner könnte das Gegendarstellungsre<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> auf jene Fälle erweitert<br />

werden, wo ni<strong>ch</strong>t eine Person in ihrer Ehre <strong>an</strong>gegriffen wurde, sondern wo<br />

na<strong>ch</strong>gewiesen werden k<strong>an</strong>n, daß eine verbreitete Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t grob einseitig<br />

oder gar fals<strong>ch</strong> war, wo also die Wahrheitspfli<strong>ch</strong>t als sol<strong>ch</strong>e grob verletzt<br />

wurde.<br />

Die strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ahndung von Personen, denen na<strong>ch</strong>gewiesen werden<br />

k<strong>an</strong>n, daß sie bewußt fals<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>enbehauptungen aufstellten und verbreiteten,<br />

ist äußerst problematis<strong>ch</strong>, da der Na<strong>ch</strong>weis, jem<strong>an</strong>d habe bewußt<br />

fals<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten verbreitet, also gelogen, nur sehr selten erfolgen k<strong>an</strong>n.<br />

Die simple Unterstellung, der Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenverbreiter müsse die Unwahrheit<br />

seiner Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten gek<strong>an</strong>nt haben, weil alle <strong>an</strong>deren sie k<strong>an</strong>nten, rei<strong>ch</strong>t<br />

hierzu ni<strong>ch</strong>t aus. Diese Art der Argumentation ist ja gerade der Trick, mit<br />

dem m<strong>an</strong> die Revisionisten ins Gefängnis zu s<strong>ch</strong>icken pflegt: Da jeder wisse,<br />

das der Holocaust stattgefunden habe, müßten das au<strong>ch</strong> die Revisionisten<br />

wissen. Wenn sie denno<strong>ch</strong> Gegenteiliges behaupten, so nur gegen ihr<br />

Wissen, also lügend. Und wer lügt, führt Böses im S<strong>ch</strong>ilde, gehört also hinter<br />

Gitter. Das ist die Logik des Terrors.<br />

Letztli<strong>ch</strong> glaube i<strong>ch</strong>, daß wir keine Gesetze brau<strong>ch</strong>en, um Lügner zu zensieren,<br />

sondern Gesetze, die Zensoren bestrafen und Monopolisten zure<strong>ch</strong>tweisen.<br />

Das allein k<strong>an</strong>n ein Heilmittel gegen die eskalierende Zensur<br />

in der heutigen Welt sein.<br />

303


“Falls Freiheit überhaupt irgend etwas bedeutet, d<strong>an</strong>n<br />

bedeutet sie das Re<strong>ch</strong>t darauf, den Leuten das zu sagen, was<br />

sie ni<strong>ch</strong>t hören wollen”<br />

George Orwell (1903-1950)<br />

“Hier öffnen die Toten<br />

den Lebenden die Augen”<br />

Eintrag von Bundespräsident Rom<strong>an</strong> Herzog <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> des 50. Jahrestages<br />

der Befreiung des KL Aus<strong>ch</strong>witz am 27.1.1995 in Aus<strong>ch</strong>witz/Birkenau<br />

Na<strong>ch</strong>folgend sei ein Briefwe<strong>ch</strong>sel abgedruckt, den i<strong>ch</strong> mit dem damaligen<br />

Bundespräsidenten Rom<strong>an</strong> Herzog führte. Initiiert wurde er dur<strong>ch</strong> die<br />

Anfrage eines Herrn Wiesholler, der davon ausging, daß i<strong>ch</strong> wegen meines<br />

Guta<strong>ch</strong>tens verurteilt worden war. Herr Wiesholler zitierte den Bundespräsidenten<br />

mit seinen Worten <strong>an</strong>läßli<strong>ch</strong> der Verleihung des Friedenspreises<br />

des Deuts<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>h<strong>an</strong>dels <strong>an</strong> Frau Prof. S<strong>ch</strong>immel (FAZ, 16.10.1995):<br />

“Wenn wir in einen Dialog mit <strong>an</strong>deren eintreten, bringen wir einige<br />

Essentiells ein, die ni<strong>ch</strong>t verh<strong>an</strong>delbar sind. Dazu gehört die Freiheit der<br />

Rede und dazu gehört vor allem, daß niem<strong>an</strong>d wegen seiner Überzeugung<br />

zu S<strong>ch</strong>aden gebra<strong>ch</strong>t werden darf. Eine l<strong>an</strong>ge, oft blutige grausame<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hat uns in Europa gelehrt, daß diese Re<strong>ch</strong>te niemals mehr<br />

zur Disposition stehen dürfen”<br />

Herr Wiesholler führte in seinem S<strong>ch</strong>reiben <strong>an</strong> den Bundespräsident weiter<br />

aus:<br />

“Trotzdem stehen diese Re<strong>ch</strong>te in der BRD zur Disposition!<br />

H<strong>an</strong>s S<strong>ch</strong>midt, ein gebürtiger Deuts<strong>ch</strong>er und Herausgeber des ‘USA-<br />

Beri<strong>ch</strong>t’, hielt si<strong>ch</strong> mit seiner Frau in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d auf. Anf<strong>an</strong>g August<br />

wurde er vor seinem Rückflug in die USA auf dem Fr<strong>an</strong>kfurter Flughafen<br />

aufgrund einer Anzeige wegen ‘Volksverhetzung’ abgef<strong>an</strong>gen und verhaftet.<br />

Er ist heute no<strong>ch</strong> in Haft. [1]<br />

1<br />

S<strong>ch</strong>midt wurde in Erwartung seines Strafverfahrens Anf<strong>an</strong>g 1996 aus der Untersu<strong>ch</strong>ungshaft<br />

entlassen und kehrte <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend in die USA zurück. Vgl. ders., Jailed in “De-<br />

304


“Hier öffnen die Toten den Lebenden die Augen”<br />

Herr Präsident, das, was Herr S<strong>ch</strong>midt s<strong>ch</strong>reibt, steht in den USA<br />

ni<strong>ch</strong>t zur Disposition. Dort ist Presse- und Meinungsfreiheit dur<strong>ch</strong> die<br />

Verfassung ohne ‘Wenn und Aber’ gewährleistet. Dort ist m<strong>an</strong> der Ansi<strong>ch</strong>t,<br />

‘daß historis<strong>ch</strong>er Revisionismus nur mit besseren Argumenten und<br />

Beweisen, jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit Mitteln der Polizei und Justiz bekämpft werden<br />

k<strong>an</strong>n.’ (Dr. Otward Müller, US-Bürger, in einem Brief <strong>an</strong> K<strong>an</strong>zler<br />

Kohl aufgrund der Verhaftung Fred Leu<strong>ch</strong>ters [US-Amerik<strong>an</strong>er] in der<br />

BRD [1994])<br />

Nebenbei bemerkt: I<strong>ch</strong> empfinde es s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong> und entwürdigend,<br />

daß der liberale(?) Außenminister Kinkel si<strong>ch</strong> zum Büttel gewisser Kreise<br />

ma<strong>ch</strong>t und die Amerik<strong>an</strong>er auffordert, den Export von ‘re<strong>ch</strong>tsradikalen<br />

S<strong>ch</strong>riften’ zu verbieten (FAZ16.10.95).<br />

So wurde der 30jährige Chemiker <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> vom L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t<br />

Stuttgart zu 14 Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Herr<br />

<strong>Rudolf</strong> ist Vater eines einjährigen Kindes und seine Frau erwartet ein<br />

weiteres.<br />

Er hat als seinerzeitiger Mitarbeiter des Max-Pl<strong>an</strong>ck-Instituts ein<br />

Guta<strong>ch</strong>ten über die Bildung und Na<strong>ch</strong>weisbarkeit von Cy<strong>an</strong>idverbindungen<br />

in den ‘Gaskammern’ von Aus<strong>ch</strong>witz erstellt. Es h<strong>an</strong>delt si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

meiner Ansi<strong>ch</strong>t um das bisher bedeutendste Guta<strong>ch</strong>ten zu diesem Fragenkomplex.<br />

Es wäre <strong>an</strong>gebra<strong>ch</strong>t, das Guta<strong>ch</strong>ten mit Argumenten zu bekämpfen.<br />

Aber einsperren? Nie!<br />

Herr Präsident, wer der geistigen Ausein<strong>an</strong>dersetzung ni<strong>ch</strong>t gewa<strong>ch</strong>sen<br />

ist, greift zur Gewalt, und so wird hier Artikel 5,3 des GG, Freiheit<br />

der Fors<strong>ch</strong>ung (ein Grundre<strong>ch</strong>t), zur Disposition gestellt!”<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend zitiert Herr Wiesholler einige Stimmen aus S<strong>ch</strong>weden, die<br />

si<strong>ch</strong> bis heute massiv dafür einsetzen, daß au<strong>ch</strong> der Revisionismus das uneinges<strong>ch</strong>ränkte<br />

Re<strong>ch</strong>t auf Meinungs- und Pressefreiheit hat (vgl. Dagens<br />

Nyheter, 18.4.92; Svenska Dagbladet, 29.8.93).<br />

Der Bundespräsident <strong>an</strong>twortete Herrn Wiesholler inhaltli<strong>ch</strong> nur mit dem<br />

kurzen Satz, den i<strong>ch</strong> in meinem na<strong>ch</strong>folgend wiedergegebenen ersten Brief<br />

eing<strong>an</strong>gs zitiere. Die na<strong>ch</strong>folgenden Dokumente spre<strong>ch</strong>en für si<strong>ch</strong>, insbesondere<br />

die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß das Bundespräsidialamt seither s<strong>ch</strong>weigt. I<strong>ch</strong><br />

enthalte mi<strong>ch</strong> daher eines Kommentars.<br />

Es sei nur auf folgende zwei Punkte hingewiesen:<br />

mocratic” Germ<strong>an</strong>y. The Ordeal of <strong>an</strong> Americ<strong>an</strong> Writer, Guderi<strong>an</strong> Books, Milton (FL)<br />

1997.<br />

305


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Der Bundespräsident war vor seinem Amts<strong>an</strong>tritt als Professor der Jurisprudenz<br />

Präsident des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>ts und somit die hö<strong>ch</strong>ste<br />

juristis<strong>ch</strong>e Autorität in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, die über die Wahrung der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

in unserem Staat zu wa<strong>ch</strong>en hatte.<br />

Seit einiger Zeit ist der Bundespräsident der S<strong>ch</strong>irmherr der Stiftung<br />

Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die <strong>an</strong>strebt, in Berlin ein<br />

gig<strong>an</strong>tis<strong>ch</strong>es Holocaust-Denkmal zu erri<strong>ch</strong>ten.<br />

Au<strong>ch</strong> dazu bedarf es keiner Kommentare.<br />

Dipl.-Chem. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>,<br />

Herrn Bundespräsidenten<br />

Rom<strong>an</strong> Herzog<br />

Bundespräsidialamt<br />

Kaiser-Friedri<strong>ch</strong>-Str. 16<br />

53105 Bonn<br />

306<br />

G ERMAR R UDOLF<br />

D I P L O M-C H E M I K E R<br />

Ihr S<strong>ch</strong>reiben vom: 23.11.1995 Ihr Zei<strong>ch</strong>en: 111-000 10-3546/93 Datum: 4.12.1995<br />

S<strong>ch</strong>reiben des Herrn Georg Wiesholler <strong>an</strong> Sie vom 20.10.95,<br />

Ihre Antwort ob. D., ob. Z.<br />

Verehrter Herr Bundespräsident,<br />

in obigem S<strong>ch</strong>reiben <strong>an</strong> Herrn Wiesholler führen Sie aus:<br />

“So sehr au<strong>ch</strong> die Freiheit der geistigen Ausein<strong>an</strong>dersetzung zu fordern und<br />

zu bewahren ist: sie darf ni<strong>ch</strong>t als Vorw<strong>an</strong>d dafür dienen, unter dem Deckm<strong>an</strong>tel<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit die Greuel der Nazizeit zu leugnen.”<br />

Da i<strong>ch</strong> weiß, wie sehr Sie Ihre Amtspfli<strong>ch</strong>ten zeitli<strong>ch</strong> be<strong>an</strong>spru<strong>ch</strong>en, darf i<strong>ch</strong> Ihnen<br />

die Bearbeitung meines Briefes vereinfa<strong>ch</strong>en, wenn Sie dies erlauben. Na<strong>ch</strong>folgend<br />

befindet si<strong>ch</strong> eine Anzahl von Fragen, die Sie in Ihrem Antworts<strong>ch</strong>reiben<br />

sehr einfa<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> be<strong>an</strong>tworten können, indem Sie na<strong>ch</strong> Bezug auf die jeweilige<br />

Nummer meiner Frage mit einem knappen Ja oder Nein <strong>an</strong>tworten. Sollte Ihnen


“Hier öffnen die Toten den Lebenden die Augen”<br />

dies ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> sein, so bitte i<strong>ch</strong> darum, daß Sie mir d<strong>an</strong>n do<strong>ch</strong> eine ausführli<strong>ch</strong>ere<br />

Antwort zukommen lassen.<br />

1. Haben Wissens<strong>ch</strong>aftler Paradigmen und Dogmen widerspru<strong>ch</strong>slos hinzunehmen?<br />

Ja oder Nein?<br />

2. Haben Wissens<strong>ch</strong>aftler Tabus (Berührungsverbote) zu a<strong>ch</strong>ten? Ja oder Nein?<br />

3. Darf in der Wissens<strong>ch</strong>aft alles <strong>an</strong>gezweifelt werden? Ja oder Nein?<br />

4. Darf m<strong>an</strong> der Wissens<strong>ch</strong>aft ihre Ergebnisse vors<strong>ch</strong>reiben? Ja oder Nein?<br />

5. Ist der freie Disput aller unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Auffassung zu<br />

einem Thema Voraussetzung dafür, daß si<strong>ch</strong> die realitätskonformste unter ihnen<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> mit hoher Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>setzen k<strong>an</strong>n? Ja oder<br />

Nein?<br />

6. Gehört es zur Pfli<strong>ch</strong>t des Wissens<strong>ch</strong>aftlers, seine Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse in öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Foren der Kritik dur<strong>ch</strong> <strong>an</strong>dere Wissens<strong>ch</strong>aftler und dur<strong>ch</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

zu stellen? Ja oder Nein?<br />

7. Können wir in der Wissens<strong>ch</strong>aft endgültige und offenkundige Wahrheiten festlegen?<br />

Ja oder Nein?<br />

Sollten Sie auf eine oder mehrere der Fragen 1, 2, 4 oder 7 mit Ja oder auf eine<br />

oder mehrere der Fragen 3, 5 oder 6 mit Nein <strong>an</strong>tworten, so würde mi<strong>ch</strong> Ihre Begründung<br />

interessieren.<br />

Nur für den Fall, daß Sie auf die obigen Fragen 1, 2, 4 und 7 mit Nein und auf<br />

die Fragen 3, 5 und 6 mit Ja ge<strong>an</strong>twortet haben, darf i<strong>ch</strong> folgende Fragen <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließen:<br />

1. Haben Wissens<strong>ch</strong>aftler das Paradigma, der Holocaust habe dergestalt stattgefunden,<br />

wie es heute der Mehrheitsmeinung entspri<strong>ch</strong>t, widerspru<strong>ch</strong>slos hinzunehmen?<br />

Ja oder Nein?<br />

2. Haben Wissens<strong>ch</strong>aftler das Tabu (Berührungsverbot) “Holocaust-Revisionismus”<br />

zu a<strong>ch</strong>ten? Ja oder Nein?<br />

3. Darf in der Wissens<strong>ch</strong>aft <strong>an</strong>gezweifelt werden, daß die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

über den Holocaust ri<strong>ch</strong>tig ist? Ja oder Nein?<br />

4. Darf m<strong>an</strong> der Wissens<strong>ch</strong>aft vors<strong>ch</strong>reiben, sie habe zu dem Ergebnis zu kommen,<br />

der Holocaust habe wie heute gemeinhin geglaubt stattgefunden? Ja oder<br />

Nein?<br />

5. Ist der freie Disput aller unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Auffassung zum<br />

Thema Holocaust, also eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> der radikalrevisionistis<strong>ch</strong>en, Voraussetzung<br />

dafür, daß si<strong>ch</strong> die realitätskonformste unter ihnen s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> mit hoher<br />

Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>setzen k<strong>an</strong>n? Ja oder Nein?<br />

6. Gehört es zur Pfli<strong>ch</strong>t des Wissens<strong>ch</strong>aftlers, also au<strong>ch</strong> der radikalrevisionistis<strong>ch</strong>en,<br />

seine Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse in öffentli<strong>ch</strong>en Foren der Kritik dur<strong>ch</strong> <strong>an</strong>dere<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler und dur<strong>ch</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit zu stellen? Ja oder Nein?<br />

7. Können wir in der Wissens<strong>ch</strong>aft endgültige und offenkundige Wahrheiten bezügli<strong>ch</strong><br />

des Holocaust festlegen? Ja oder Nein?<br />

307


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Sollten Sie bei den ersten sieben Fragen <strong>an</strong>ders ge<strong>an</strong>twortet haben als bei den<br />

letzten sieben, so mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> Sie herzli<strong>ch</strong> bitten, dies zu erläutern.<br />

In der Hoffnung von Ihnen zu hören, verbleibe i<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tungsvoll Ihr<br />

308


Dipl.-Chem. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>,<br />

Herrn Bundespräsidenten<br />

Rom<strong>an</strong> Herzog<br />

Bundespräsidialamt<br />

Kaiser-Friedri<strong>ch</strong>-Str. 16<br />

53105 Bonn<br />

“Hier öffnen die Toten den Lebenden die Augen”<br />

G ERMAR R UDOLF<br />

D I P L O M-C H E M I K E R<br />

Ihr S<strong>ch</strong>reiben vom: 3.1.1996 Ihr Zei<strong>ch</strong>en: 111-000 10-3546/93 Datum: 9.1.1996<br />

Verehrter Herr Bundespräsident,<br />

der si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> von Ihnen ho<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>ätzte Karl R. Popper s<strong>ch</strong>reibt in seinem international<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Werk Objektive Fors<strong>ch</strong>ung (Hoffm<strong>an</strong>n und Campe, Hamburg<br />

4 1984), daß die Wahrheitsnähe wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Theorien nur dadur<strong>ch</strong> zu<br />

ermitteln ist, daß m<strong>an</strong> diese bewußt strengsten Falsifizierungsversu<strong>ch</strong>en unterzieht<br />

(S. 22, 80, 124, 148). Ferner legt er dar, daß der ents<strong>ch</strong>eidende Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en<br />

uns Mens<strong>ch</strong>en und der sonstigen Tierwelt darin liegt, daß wir unsere Theorien<br />

über diese Welt objektivieren, das heißt in s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>er Form niederlegen können.<br />

Dadur<strong>ch</strong> erst werden unsere Theorien überhaupt kritisierbar, wird ein Erkenntnisforts<strong>ch</strong>ritt<br />

errei<strong>ch</strong>t (S. 25, 71, 153, 257, 277, 360). Eine Immunisierung<br />

von Thesen gegen ihre Widerlegung hingegen ist s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> und führt zur Dogmenbildung<br />

(S. 30f.).<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts dieser allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Auffassungen zur Mögli<strong>ch</strong>keit objektiver<br />

Erkenntnis und in Anbetra<strong>ch</strong>t Ihrer Antwort vom 3. J<strong>an</strong>uar darf i<strong>ch</strong> folgendes<br />

feststellen:<br />

1. Sie wollen die in meinem S<strong>ch</strong>reiben vom 4. Dezember aufgeführten selbstverständli<strong>ch</strong>en<br />

Grundprinzipien einer freien Wissens<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t unterstützen.<br />

2. Sie sehen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in der Lage, die Grundvoraussetzungen objektiver Erkenntnis<br />

unums<strong>ch</strong>ränkt zu gewährleisten.<br />

3. Sie sind ni<strong>ch</strong>t gewillt, den Wissens<strong>ch</strong>aftlern den ihnen na<strong>ch</strong> dem Grundgesetz,<br />

Art. 5(3) zustehenden unums<strong>ch</strong>ränkten S<strong>ch</strong>utz der Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft zuzugestehen.<br />

309


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

4. Sie vermögen es ni<strong>ch</strong>t, den Mens<strong>ch</strong>en ihre von <strong>an</strong>deren Lebewesen abgehobene<br />

Würde dadur<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>ützen, indem Sie die Voraussetzung objektiver Erkenntnis<br />

uneinges<strong>ch</strong>ränkt verteidigen.<br />

5. Sie haben offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> eine verfassungswidrige Auffassung von der Pfli<strong>ch</strong>t<br />

des obersten Repräsent<strong>an</strong>ten der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

zu wahren und zu verteidigen.<br />

Sollten Sie si<strong>ch</strong> dem ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließen können, so darf i<strong>ch</strong> um eine Erklärung<br />

bitten, die zuglei<strong>ch</strong> erläutert, warum Sie meine Fragen aus dem letzten S<strong>ch</strong>reiben<br />

vom 4.12.1995 ni<strong>ch</strong>t be<strong>an</strong>tworten wollen oder können.<br />

310<br />

In der Hoffnung, von Ihnen zu hören, verbleibe i<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tungsvoll Ihr


Dipl.-Chem. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>,<br />

Herrn Bundespräsidenten<br />

Rom<strong>an</strong> Herzog<br />

Bundespräsidialamt<br />

Kaiser-Friedri<strong>ch</strong>-Str. 16<br />

53105 Bonn<br />

“Hier öffnen die Toten den Lebenden die Augen”<br />

G ERMAR R UDOLF<br />

D I P L O M-C H E M I K E R<br />

Ihr S<strong>ch</strong>reiben vom: 3.1.1996 Ihr Zei<strong>ch</strong>en: 111-000 10-3546/93 Datum: 15.2.1996<br />

Meine S<strong>ch</strong>reiben vom 4.12.1995 und 9.1.1996<br />

Verehrter Herr Bundespräsident,<br />

<strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts des Umst<strong>an</strong>des, daß Sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in der Lage sehen, auf meine<br />

drängenden Fragen in den oben gen<strong>an</strong>nten Briefen einzugehen, darf i<strong>ch</strong> <strong>an</strong> Sie die<br />

Frage ri<strong>ch</strong>ten, wie die Bürger dieses L<strong>an</strong>des einen Bundespräsidenten eins<strong>ch</strong>ätzen<br />

sollen, der ni<strong>ch</strong>t in der Lage ist oder si<strong>ch</strong> gar offen weigert, für die Einhaltung der<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te in seinem eigenen L<strong>an</strong>d einzutreten.<br />

Insbesondere wäre eine Aufklärung dur<strong>ch</strong> Sie au<strong>ch</strong> deshalb nötig, weil bei m<strong>an</strong><strong>ch</strong>en<br />

Bürgern <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts Ihres Verhaltens der Verda<strong>ch</strong>t entstehen könnte, Sie unterstützten<br />

oder deckten offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidrige Vorgehensweisen<br />

des Staates. Dies könnte bei diesen Bürgern zu der Auffassung führen, daß sie si<strong>ch</strong><br />

gemäß Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz bere<strong>ch</strong>tigt oder gar moralis<strong>ch</strong> verpfli<strong>ch</strong>tet<br />

sehen, gegen Sie Widerst<strong>an</strong>d zu leisten. Da dies kaum in Ihrem Interesse liegen<br />

k<strong>an</strong>n, darf i<strong>ch</strong> Sie no<strong>ch</strong>mals dringend bitten, die von mir aufgeworfenen Fragen zu<br />

be<strong>an</strong>tworten und ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> bloßes Ignorieren entspre<strong>ch</strong>enden Interpretationen<br />

dieses Ihres Verhaltens Vors<strong>ch</strong>ub zu leisten.<br />

Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüßen Ihr<br />

311


Eine Welt bri<strong>ch</strong>t zusammen<br />

“Gerade Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d müßte mit den Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten<br />

sehr viel vorsi<strong>ch</strong>tiger umgehen. Heute werden die<br />

Pressefreiheit und die Grundre<strong>ch</strong>te mit Füßen getreten; alles<br />

leere Hülsen, die nur dazu gut sind, <strong>an</strong>dere Leute besoffen zu<br />

quats<strong>ch</strong>en.”<br />

Klaus Löwits<strong>ch</strong>, S<strong>ch</strong>auspieler 1<br />

Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Herbst 1999. Seit etwa dreieinhalb Jahren lebe i<strong>ch</strong> nun im englis<strong>ch</strong>en<br />

Exil. Der 29. Oktober ist mein Geburtstag. Das ständig über mir s<strong>ch</strong>webende<br />

Damokless<strong>ch</strong>wert einer drohenden britis<strong>ch</strong>en Auslieferung <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

hat meine Frau zermürbt. Im J<strong>an</strong>uar 1999 ist sie daher mit unseren<br />

zwei Kindern na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zurückgekehrt, wohin i<strong>ch</strong> ihr ni<strong>ch</strong>t folgen<br />

k<strong>an</strong>n. Sie hat die ständige Angst um die Zukunft ihrer Kinder und unseren<br />

von allerlei Vorsi<strong>ch</strong>tsmaßnahmen geprägten Lebensstil ni<strong>ch</strong>t mehr ausgehalten.<br />

Sie hatte öfters Alpträume und war zunehmend nervös. Im März<br />

1999 teilte sie mir d<strong>an</strong>n mit, daß sie si<strong>ch</strong> von mir s<strong>ch</strong>eiden lassen wolle, eine<br />

für mi<strong>ch</strong> völlig unerwartete Ents<strong>ch</strong>eidung, weil wir ursprüngli<strong>ch</strong> vereinbart<br />

hatten, es in ein paar Jahren no<strong>ch</strong> einmal mitein<strong>an</strong>der zu versu<strong>ch</strong>en,<br />

wenn si<strong>ch</strong> herausgestellt hat, daß Engl<strong>an</strong>d ni<strong>ch</strong>ts gegen mi<strong>ch</strong> unternehmen<br />

würde. Somit droht mein 35. Geburtstag zuglei<strong>ch</strong> mein deprimierendster zu<br />

werden, den i<strong>ch</strong> je hatte, da i<strong>ch</strong> ihn das erste Mal seit sieben Jahren ohne<br />

meine geliebte Frau und meine süßen Kinder würde verbringen müssen.<br />

Aber Kopf ho<strong>ch</strong>, immerhin hat meine Frau mir verspro<strong>ch</strong>en, sie würde<br />

Namen von Personen und Orten wurden aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen verändert. Dieser Beitrag<br />

ers<strong>ch</strong>ien erstmals in den VffG, 4(3&4) (2000), S. 393-409, und 5(1) (2001). S. 91-99; vgl.<br />

au<strong>ch</strong> die Fortsetzung in VffG, 5(2) (2001), S. 216-221; 6(1) (2002), S. 91-98; sowie den Beri<strong>ch</strong>t<br />

zum laufenden Asylverfahren in den USA weiter hinten in diesem Bu<strong>ch</strong>.<br />

1<br />

Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung, 12.6.2001, S.16<br />

313


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

mi<strong>ch</strong> mit den Kindern zu meinem Geburtstag besu<strong>ch</strong>en. Und au<strong>ch</strong> meine<br />

Ges<strong>ch</strong>wister haben <strong>an</strong>gekündigt, eine Wo<strong>ch</strong>e darauf bei mir reinzus<strong>ch</strong>neien.<br />

G<strong>an</strong>z so s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t sieht es also gar ni<strong>ch</strong>t aus.<br />

Es ist Freitag, der 15. Oktober 1999. I<strong>ch</strong> erledige meine übli<strong>ch</strong>e Arbeit.<br />

Während der letzten Wo<strong>ch</strong>e sind einige Bestellungen eingeg<strong>an</strong>gen, die nun<br />

vers<strong>an</strong>dt werden müssen. I<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>eide mi<strong>ch</strong> daher, zu Andy Brokers<br />

Druckerei in Ashford zu fahren, die zuglei<strong>ch</strong> meinen Vers<strong>an</strong>d mit erledigt,<br />

und dort die gesammelten Briefe und Päck<strong>ch</strong>en abzugeben. Während i<strong>ch</strong><br />

meine Sa<strong>ch</strong>en ri<strong>ch</strong>te, bekomme i<strong>ch</strong> einen Telefon<strong>an</strong>ruf von Sally Broker,<br />

Andys Ehefrau. Sie drängt mi<strong>ch</strong>, die Druckerei in Ashford <strong>an</strong>zurufen. Aus<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsgründen wissen die weder, wo i<strong>ch</strong> wohne, no<strong>ch</strong> haben sie meine<br />

Telefonnummer. Wenn sie mi<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>en wollen, müssen sie immer zuerst<br />

eine dritte Person <strong>an</strong>rufen, die si<strong>ch</strong> weitab jedes öffentli<strong>ch</strong>en Rampenli<strong>ch</strong>tes<br />

und weitab der Su<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>einwerfer der Polizei befindet, oder eben Sally, die<br />

einzige, die in diesen Kreisen völlig unpolitis<strong>ch</strong> ist. Sie interessiert si<strong>ch</strong> für<br />

mein S<strong>ch</strong>icksal aus rein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gründen, weshalb i<strong>ch</strong> sie als besonders<br />

verläßli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>sehe. Si<strong>ch</strong>er ist si<strong>ch</strong>er.<br />

I<strong>ch</strong> rufe also in Ashford <strong>an</strong>. Howard geht r<strong>an</strong>, mein bester Freund, der<br />

mir hilft, wo immer er k<strong>an</strong>n. Er holt für mi<strong>ch</strong> die Post vom Postfa<strong>ch</strong> in Hastings<br />

ab, und i<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n seine Ans<strong>ch</strong>rift für meinen bürokratis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftverkehr<br />

verwenden, um für das System die Illusion aufre<strong>ch</strong>tzuerhalten, daß<br />

i<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> da wohne: B<strong>an</strong>ken, Versi<strong>ch</strong>erungen, Steuern. Howard vergißt,<br />

mi<strong>ch</strong> zu grüßen. Das ist sonst ni<strong>ch</strong>t sein Stil:<br />

“Irgendwer von den Medien ist hinter dir her. Der Kerl hat in meiner<br />

Wohnung eine Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t hinterlassen. Er muß herausgefunden haben, wo<br />

du offiziell wohnst”, teilt er mir mit.<br />

“Wie bitte?” I<strong>ch</strong> bin verständli<strong>ch</strong>erweise s<strong>ch</strong>ockiert. “Was hat er gesagt?”<br />

“Zuerst hat er eine Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t auf meinem Anrufbe<strong>an</strong>tworter hinterlassen.<br />

Er will, daß du ihn zurückrufst. Aber d<strong>an</strong>n muß er si<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ieden haben,<br />

vorbeizus<strong>ch</strong>auen. Er hat eine h<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Notiz unter meine Tür ges<strong>ch</strong>oben<br />

mit dem Hinweis, daß er di<strong>ch</strong> treffen mö<strong>ch</strong>te.”<br />

“Verdammt. Wer war es denn?”<br />

“Ein gewisser Hastings.”<br />

“Hastings? In Hastings? Oder ist das sein Name?”<br />

“So heißt er.”<br />

“Komis<strong>ch</strong>. Er behauptet, daß das sein Name ist. Und für wel<strong>ch</strong>en Sender<br />

oder Zeitung arbeitet er?”<br />

314


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

“The Sunday Telegraph, sagt er. I<strong>ch</strong> habe seine Nummer. Es wäre wohl<br />

ratsam, wenn du hierher kommst, damit wir das bespre<strong>ch</strong>en können.”<br />

“Ja, in Ordnung, i<strong>ch</strong> bin s<strong>ch</strong>on auf dem Wege. Wollte sowieso kommen.<br />

Bis d<strong>an</strong>n.”<br />

“Bis d<strong>an</strong>n.”<br />

Mist. Jetzt haben sie mi<strong>ch</strong> aufgespürt. Muß eine Folge der Real History<br />

Konferenz in Cincinnati Ende September sein. Das war mein erster öffentli<strong>ch</strong>er<br />

Auftritt seit 1994, oder so, und Irving besaß die Lei<strong>ch</strong>tsinnigkeit, zu<br />

erwähnen, daß i<strong>ch</strong> in Engl<strong>an</strong>d wohne, als er mi<strong>ch</strong> dem Publikum vorstellte.<br />

Das war wohl genug für die Medien, um auf mi<strong>ch</strong> loszugehen. Wie dem<br />

au<strong>ch</strong> sei. Pack deine Sa<strong>ch</strong>en und ab na<strong>ch</strong> Ashford, so s<strong>ch</strong>nell du k<strong>an</strong>nst.<br />

I<strong>ch</strong> sammle also meine sieben Sa<strong>ch</strong>en, he<strong>ch</strong>te ins Auto und fahre den Zufahrtsweg<br />

zu meiner Siedlung hinauf, über Viehgitter und Bodenwellen mit<br />

50 Sa<strong>ch</strong>en. Die Frontstoßdämpfer sind ohnehin s<strong>ch</strong>on kaputt, ma<strong>ch</strong> dir darum<br />

also keine Sorgen. Es eilt! I<strong>ch</strong> will nur hoffen, daß si<strong>ch</strong> keine Kuh und<br />

kein S<strong>ch</strong>af hinter einem Bus<strong>ch</strong> versteckt, wo das Vieh si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n zu Tode<br />

ers<strong>ch</strong>reckt und mir auf die Kühlerhaube springt, wenn i<strong>ch</strong> vorbeibrettere.<br />

Keine Verluste, diesmal. Und weiter geht’s, von L<strong>an</strong>gley runter na<strong>ch</strong><br />

Ulcombe. Diese Straße fährt si<strong>ch</strong> wie eine A<strong>ch</strong>terbahn. Die Kinder haben<br />

das Kribbeln im Bau<strong>ch</strong> geliebt, wenn das Auto mit 100 Sa<strong>ch</strong>en über die<br />

wellige Straße s<strong>ch</strong>webt. Meine Frau hat meinen Fahrstil gehaßt. Dur<strong>ch</strong> die<br />

Kast<strong>an</strong>ienallee geht es na<strong>ch</strong> Ulcombe rein, und weiter über Grafty Green<br />

na<strong>ch</strong> Boughton, eine Straße, die so eng und kurvig ist, daß ein entgegenkommender<br />

Laster oder Bus bei einer Ges<strong>ch</strong>windigkeit von 60-80 km/h ein<br />

si<strong>ch</strong>eres Todesurteil ist. Warum ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> das? Also gut, i<strong>ch</strong> weiß, i<strong>ch</strong> liebe<br />

und kenne diese Straße wie keine zweite, aber i<strong>ch</strong> hatte s<strong>ch</strong>on ein paar<br />

Beinah-Unfälle, also warum dieses Risiko? L<strong>an</strong>gsam, M<strong>an</strong>n! Du bist immer<br />

no<strong>ch</strong> ein Vater, und Deine Kinder würden Di<strong>ch</strong> sehr vermissen! I<strong>ch</strong> beruhige<br />

mi<strong>ch</strong> und fahre l<strong>an</strong>gsamer weiter.<br />

Sobald i<strong>ch</strong> auf der A20 gen Ashford bin, verliere i<strong>ch</strong> wieder die Geduld.<br />

Hatte i<strong>ch</strong> je wel<strong>ch</strong>e? Geduld hat m<strong>an</strong> vergessen, in meine Gene einzubauen,<br />

s<strong>ch</strong>ätze i<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> bre<strong>ch</strong>e also no<strong>ch</strong> ein paar englis<strong>ch</strong>e Verkehrsregeln, aber<br />

ohne Konsequenzen, wie übli<strong>ch</strong>. Die sind hier sehr lax mit Ges<strong>ch</strong>windigkeitskontrollen.<br />

I<strong>ch</strong> mag das.<br />

35 Minuten später bin i<strong>ch</strong> im Büro der Druckerei in Ashford. Howard<br />

gibt mir die Telefonnummer von diesem Hastings und wiederholt, was dieser<br />

ihm gesagt hat.<br />

“Er hat heute morgen wieder <strong>an</strong>gerufen, und i<strong>ch</strong> habe etwa 20 Minuten<br />

mit ihm geredet”, erklärt Howard.<br />

315


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Wie l<strong>an</strong>ge hast du mit ihm geredet? Und was hast du ihm gesagt?”<br />

“Nun, wir hatten eine etwa 20-minütige nette Unterhaltung. I<strong>ch</strong> habe ihm<br />

gesagt, daß du ni<strong>ch</strong>t bei mir wohnst und daß i<strong>ch</strong> für di<strong>ch</strong> nur die Post …”<br />

“Was hast du?”<br />

“I<strong>ch</strong> habe ihm gesagt, daß du hier ni<strong>ch</strong>t…”<br />

“Wie k<strong>an</strong>nst du nur? I<strong>ch</strong> meine, I<strong>ch</strong> will ni<strong>ch</strong>t, daß du lügst, aber warum<br />

hast du ihm überhaupt irgend etwas erzählt?”<br />

“Nun, i<strong>ch</strong> habe ni<strong>ch</strong>t geda<strong>ch</strong>t, daß es so wi<strong>ch</strong>tig …”<br />

“Hör mal! Die Kerle sind do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dumm. Die können si<strong>ch</strong> denken,<br />

wenn i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bei dir wohne, daß i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n wo<strong>an</strong>ders sein muß, und d<strong>an</strong>n<br />

f<strong>an</strong>gen sie wieder <strong>an</strong> herumzus<strong>ch</strong>nüffeln!”<br />

“Hey, i<strong>ch</strong> tue das alles, weil i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> mag. I<strong>ch</strong> muß es überhaupt ni<strong>ch</strong>t<br />

tun, und diese Art Umg<strong>an</strong>gston k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on glei<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t haben!”<br />

“Ents<strong>ch</strong>uldigung. I<strong>ch</strong> bin halt aufgeregt und hab Angst.”<br />

“Ist s<strong>ch</strong>on in Ordnung. Nun, i<strong>ch</strong> habe ihm gesagt, du würdest in Tunbrigde<br />

Wells wohnen.”<br />

“In Tunbridge Wells?”<br />

“Ja.”<br />

“Warum?”<br />

“Es kam mir gerade in den Sinn.”<br />

“I<strong>ch</strong> hatte bisher einmal pro Monat meine s<strong>ch</strong>önsten Mittagessen in Tunbridge<br />

mit meinem Freund Robert. Das ist jetzt wohl au<strong>ch</strong> hin. Na ja. Hat er<br />

es wenigstens ges<strong>ch</strong>luckt?”<br />

“Ans<strong>ch</strong>einend.”<br />

“Ahh. Zumindest etwas. Und die restli<strong>ch</strong>en 18 Minuten eures Gesprä<strong>ch</strong>s?”<br />

“Das war’s so ziemli<strong>ch</strong>.”<br />

“Um Himmels Willen, bitte, Howard, das nä<strong>ch</strong>ste Mal sag bitte ni<strong>ch</strong>ts zu<br />

niem<strong>an</strong>dem. Nimm bitte nur Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten für mi<strong>ch</strong> entgegen, ja?”<br />

“In Ordnung. Wie hat er überhaupt herausgefunden, wo i<strong>ch</strong> wohne und<br />

daß das deine offizielle Adresse ist?”<br />

“I<strong>ch</strong> nehme <strong>an</strong> übers Internet. Bei der Anmeldung von Websites bei InterNic<br />

soll m<strong>an</strong> eine Straßenadresse <strong>an</strong>geben. Ziemli<strong>ch</strong> dumm von mir. I<strong>ch</strong><br />

werde das wohl jetzt ins Postfa<strong>ch</strong> umändern.”<br />

“Das wäre wirkli<strong>ch</strong> sehr nett. I<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong> keine Lust, no<strong>ch</strong> mehr derartige<br />

Besu<strong>ch</strong>er zu bekommen.”<br />

Andy kommt zu uns aus dem Druckerraum und warnt mi<strong>ch</strong>:<br />

“Hey <strong>Germar</strong>. The Sunday Telegraph ist die Wo<strong>ch</strong>enendausgabe des<br />

Daily Telegraph. I<strong>ch</strong> denke du weißt das, oder?”<br />

316


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

“Grüß di<strong>ch</strong>. Nein, aber jetzt weiß i<strong>ch</strong> es. Das ist also die berühmte Deuts<strong>ch</strong>en-Hasser-Zeitung,<br />

berü<strong>ch</strong>tigt für ihre Greuelpropag<strong>an</strong>da während beider<br />

Weltkriege, ja?”<br />

“Genau. Erwarte keine Fairneß. Du läßt di<strong>ch</strong> besser ni<strong>ch</strong>t auf die ein.”<br />

“Und, was soll i<strong>ch</strong> jetzt tun? Die sind mir auf den Fersen, ri<strong>ch</strong>tig?”<br />

“Jau.”<br />

“Er wird irgendwas über mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reiben, korrekt?”<br />

“Ja, aber glaub bloß ni<strong>ch</strong>t, daß du beeinflussen k<strong>an</strong>nst, was er s<strong>ch</strong>reiben<br />

wird!”<br />

“Nun, eines ist si<strong>ch</strong>er: I<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n es gar<strong>an</strong>tiert d<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t, wenn i<strong>ch</strong> es<br />

ni<strong>ch</strong>t versu<strong>ch</strong>e. Laß mi<strong>ch</strong> mit ihm reden, um herauszufinden, was er will.<br />

K<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> dein Telefon benutzen?”<br />

“Ja, nur zu.”<br />

I<strong>ch</strong> rufe also diesen Chris Hastings <strong>an</strong>. Er will mi<strong>ch</strong> so s<strong>ch</strong>nell wie mögli<strong>ch</strong><br />

treffen, da er seinen Artikel am kommenden Sonntag veröffentli<strong>ch</strong>en<br />

will. I<strong>ch</strong> hasse Drängler. I<strong>ch</strong> sage ihm, daß i<strong>ch</strong> ihn in zehn Minuten zurückrufen<br />

werde, und lege auf.<br />

“Und was jetzt?” frage i<strong>ch</strong> Andy.<br />

“Also, wenn du gehst, d<strong>an</strong>n sieh zu, daß er dir keinen Ärger ma<strong>ch</strong>en<br />

k<strong>an</strong>n.”<br />

“Wie l<strong>an</strong>ge fährt m<strong>an</strong> von hier mit dem Zug zum Bahnhof London-<br />

Victoria?”<br />

“Hängt davon ab, w<strong>an</strong>n der Zug abfährt.”<br />

“Können wir das herausfinden?”<br />

“Si<strong>ch</strong>er, ruf die Bahn <strong>an</strong>. Deren Nummer findest du in den Gelben Seiten.”<br />

Gesagt, get<strong>an</strong>. Es würde ca. 80 Minuten dauern.<br />

“I<strong>ch</strong> gebe ihm, sagen wir, drei Stunden von jetzt <strong>an</strong>, also um drei Uhr<br />

na<strong>ch</strong>mittags, und behaupte, daß i<strong>ch</strong> so l<strong>an</strong>ge brau<strong>ch</strong>e, um zum Treffpunkt<br />

zu gel<strong>an</strong>gen: Das lenkt seine Ged<strong>an</strong>ken in die fals<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tung. Und i<strong>ch</strong><br />

gebe ihm als Treffpunkt den fals<strong>ch</strong>en Bahnsteig. Und keine Fotos!”<br />

So wird’s abgema<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> sage ihm, daß wir uns am Bahnsteig zehn treffen,<br />

<strong>an</strong> dem i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>kommen würde. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> kommt mein Zug mehr als<br />

eine Stunde früher am Bahnsteig paar-und-zw<strong>an</strong>zig <strong>an</strong>. I<strong>ch</strong> vertreibe mir<br />

die Zeit, indem i<strong>ch</strong> ruhelos und nervös im Bahnhof auf und ab gehe. Währenddessen<br />

bemerke i<strong>ch</strong>, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t rasiert habe und meine Arbeitsklamotten<br />

<strong>an</strong>habe. Das ist ja ein s<strong>ch</strong>öner Aufzug für eine Star-<br />

Fotositzung, denke i<strong>ch</strong> mir. I<strong>ch</strong> hoffe nur, daß er meinen Wuns<strong>ch</strong> respektiert,<br />

keine Fotos zu ma<strong>ch</strong>en, obwohl i<strong>ch</strong> gestehen muß, daß i<strong>ch</strong> ihm ni<strong>ch</strong>t<br />

317


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

traue. Um drei Uhr s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> gehe i<strong>ch</strong> zum Ausg<strong>an</strong>g des Bahnsteigs 10,<br />

zu meinem Erstaunen sehe i<strong>ch</strong>, daß dort Züge von Tunbridge Wells einfahren.<br />

Das paßt ja super! Jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>derer wartet dort ebenfalls. I<strong>ch</strong> spre<strong>ch</strong>e<br />

ihn <strong>an</strong>, aber er reagiert nur sehr befremdet. Das war wohl der Fals<strong>ch</strong>e. Etwa<br />

fünf Minuten später steht er d<strong>an</strong>n vor mir. Ein kleiner Kerl, etwas untersetzt,<br />

viellei<strong>ch</strong>t in meinem Alter. Also gut, zugegeben, i<strong>ch</strong> habe wieder mal<br />

mi<strong>ch</strong> als Norm gesetzt, und das sollte i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t tun. Er ist also von normaler<br />

Statur, und i<strong>ch</strong> bin groß und s<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>k.<br />

Wir einigen uns darauf, uns im Bahnhof in eine Cafeteria zu setzen. Wir<br />

kaufen uns dort etwas zu trinken. Hastings ist ein Jahr jünger als i<strong>ch</strong>. Er<br />

sagt, er sei neu beim Telegraph und dies sei seine erste große Story. A<strong>ch</strong><br />

Herr Je! Und i<strong>ch</strong> werde sein erstes Opfer sein, denkt es in mir. Er brau<strong>ch</strong>t<br />

Erfolg. Er mö<strong>ch</strong>te seinen neuen Arbeitgeber beeindrucken. Das k<strong>an</strong>n ja heiter<br />

werden!<br />

Wir verbringen etwa dreieinhalb Stunden mitein<strong>an</strong>der. Wir spre<strong>ch</strong>en<br />

über Gott und die Welt. I<strong>ch</strong> erzähle ihm meine g<strong>an</strong>ze Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Er läßt<br />

meine Worte fließen und fragt mi<strong>ch</strong> nur hier und da ein paar einfa<strong>ch</strong>e Fragen.<br />

I<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>te ihm die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te meiner Verfolgung sowie über den<br />

zunehmenden Verfall der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d im allgemeinen.<br />

Er akzeptiert, daß i<strong>ch</strong> allerlei Einzelheiten ausbreite. Irgendwie bin i<strong>ch</strong> froh,<br />

daß mal jem<strong>an</strong>d von den Medien einfa<strong>ch</strong> nur zuhört. Was k<strong>an</strong>n s<strong>ch</strong>on passieren?<br />

Wenn er mi<strong>ch</strong> so erlebt, wie i<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> bin und wie i<strong>ch</strong> argumentiere,<br />

muß er do<strong>ch</strong> merken, daß i<strong>ch</strong> kein Neo-Nazi bin, wie mi<strong>ch</strong> die Medien<br />

immer wieder verunglimpfen. I<strong>ch</strong> hoffe wenigstens, daß er es merkt.<br />

Seltsamerweise versu<strong>ch</strong>t er no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal, irgendwel<strong>ch</strong>e Notizen zu<br />

ma<strong>ch</strong>en. Er s<strong>ch</strong>eint aber ein re<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>genehmer Kerl zu sein. Aber das ist<br />

wohl eine Grundvoraussetzung für alle Journalisten, um Erfolg zu haben.<br />

Niem<strong>an</strong>d würde einem Fiesling gegenüber offen sein.<br />

Hastings be<strong>an</strong>twortet mir au<strong>ch</strong> ein paar Fragen. Über das Internet hat er<br />

herausgefunden, daß i<strong>ch</strong> zeitweilig in Pevensey Bay als EU-Wähler registriert<br />

war. (Wenn m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t registrieren läßt, begeht m<strong>an</strong> ein Delikt,<br />

und um die Polizei fernzuhalten, ents<strong>ch</strong>loß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, das Spiel mitzuspielen,<br />

bis i<strong>ch</strong> eine <strong>an</strong>dere Lösung f<strong>an</strong>d.) Die Wähler-Daten sind öffentli<strong>ch</strong><br />

einsehbar, erklärt Hastings. Der jetzige Eigentümer des Hauses, in dem i<strong>ch</strong><br />

einst wohnte, konnte ihm aber nur den Namen des Immobilienmaklers geben,<br />

von dem er das Haus vermittelt bekam. Dieser Händler s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> gab<br />

ihm die Adresse meiner damaligen Vermieterin. Aber keiner von denen<br />

wußte, wohin i<strong>ch</strong> umgezogen war. I<strong>ch</strong> muß Hastings wiederholt darauf<br />

318


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

hinweisen, daß i<strong>ch</strong> ihm ni<strong>ch</strong>t sagen werde, wo i<strong>ch</strong> jetzt wohne. Er gibt es<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einigen Versu<strong>ch</strong>en auf.<br />

Offenbar führen keine Spuren zu meiner neuen Wohnung. Gut gema<strong>ch</strong>t,<br />

<strong>Germar</strong>! Zumindest das hat geklappt!<br />

Gegen Ende unseres Gesprä<strong>ch</strong>s ruft er seine Freundin <strong>an</strong>, die ihn am<br />

Bahnhof abholt. Wir verabs<strong>ch</strong>ieden uns, und i<strong>ch</strong> gebe vor, zum Bahnsteig<br />

zehn zu gehen. Aber bevor i<strong>ch</strong> die Ri<strong>ch</strong>tung zu meinem wirkli<strong>ch</strong>en Bahnsteig<br />

we<strong>ch</strong>sele, versi<strong>ch</strong>ere i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, daß er wirkli<strong>ch</strong> weg ist.<br />

Am Sonntag Abend bekommen i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einen Anruf von Sally. Der Telegraph-Artikel<br />

ist ers<strong>ch</strong>ienen. Sie will, daß i<strong>ch</strong> zu ihr komme. I<strong>ch</strong> springe<br />

also in meinen Wagen und fahre die 60 km zu ihrem Haus. Im Hause Broker<br />

werde i<strong>ch</strong> freundli<strong>ch</strong> empf<strong>an</strong>gen und Sally gibt mir soglei<strong>ch</strong> den Zeitungsartikel.<br />

“Andy hat versu<strong>ch</strong>t, die Zeitung vor mir zu verstecken”, sagte sie.<br />

“Das stimmt ni<strong>ch</strong>t” erwidert er.<br />

“Das stimmt ja do<strong>ch</strong>! Du hast die Zeitung mitgenommen, damit i<strong>ch</strong> sie<br />

ni<strong>ch</strong>t sehe!”<br />

“Würdet ihr mir den Gefallen erweisen und mi<strong>ch</strong> den Artikel erst mal lesen<br />

lassen, bevor ihr eu<strong>ch</strong> zu streiten <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gt?” werfe i<strong>ch</strong> ein.<br />

Das Haupt<strong>an</strong>liegen des Artikels ist offenbar, mi<strong>ch</strong> als Neo-Nazi zu verunglimpfen<br />

und Stimmen von Persönli<strong>ch</strong>keiten zu sammeln, die meine<br />

Auslieferung <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d fordern.<br />

“Zumindest hat Hastings Howards Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ges<strong>ch</strong>luckt, daß i<strong>ch</strong> in<br />

Tunbridge wohne,” merke i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>. “Und das Bild von mir ist so s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t,<br />

daß mi<strong>ch</strong> niem<strong>an</strong>d darauf erkennen k<strong>an</strong>n. Das ist au<strong>ch</strong> ein Vorteil. Irgend<br />

jem<strong>an</strong>d muß mi<strong>ch</strong> aus der Dist<strong>an</strong>z fotografiert haben, als i<strong>ch</strong> Hastings die<br />

H<strong>an</strong>d gab.”<br />

Sally hat wirkli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Laune. Sie verdä<strong>ch</strong>tigt ihren M<strong>an</strong>n, daß er<br />

wieder versu<strong>ch</strong>t hat, vor ihr zu verbergen, daß Ärger in der Luft liegt, wie<br />

er dies s<strong>ch</strong>on mehrmals zuvor versu<strong>ch</strong>t hat.<br />

“Wel<strong>ch</strong>e Art von Verbindungen hast du eigentli<strong>ch</strong> zu Re<strong>ch</strong>tsextremisten<br />

ges<strong>ch</strong>miedet?” fragt sie mi<strong>ch</strong>.<br />

“Nun, i<strong>ch</strong> war wohl Hastings gegenüber zu ehrli<strong>ch</strong>,” <strong>an</strong>tworte i<strong>ch</strong>. “Er<br />

hat mi<strong>ch</strong> gefragt, ob i<strong>ch</strong> in Engl<strong>an</strong>d Kontakt zu Personen der politis<strong>ch</strong>en<br />

Re<strong>ch</strong>ten gehabt habe.”<br />

“Und, was hast du ihm gesagt?”<br />

“Die Wahrheit. I<strong>ch</strong> meine, daß i<strong>ch</strong> David Irving getroffen habe, war<br />

ni<strong>ch</strong>t Teil meiner Antwort, da i<strong>ch</strong> ihn ni<strong>ch</strong>t als Teil einer politis<strong>ch</strong>en Bewe-<br />

319


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

gung <strong>an</strong>sehe. Irving war s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t eine Station bei meiner Übersiedlung na<strong>ch</strong><br />

Engl<strong>an</strong>d, und das habe i<strong>ch</strong> Hastings gegenüber wohl erwähnt.”<br />

Gegen Ende Mai 1996, etwa zwei Monate na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> von Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

na<strong>ch</strong> Sp<strong>an</strong>ien geflohen war, erfuhr i<strong>ch</strong>, daß die Sp<strong>an</strong>ier gerade ein <strong>an</strong>tirevisionistis<strong>ch</strong>es<br />

Gesetz erließen. I<strong>ch</strong> teilte daher meiner Frau mit, daß i<strong>ch</strong><br />

lieber mit der g<strong>an</strong>zen Familie na<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>d gehen würde, wo kein derartiges<br />

Gesetz gepl<strong>an</strong>t war. Sie war froh, dies zu hören, da keiner von uns Sp<strong>an</strong>is<strong>ch</strong><br />

spra<strong>ch</strong> und ihr Sp<strong>an</strong>ien kulturell zu fremdartig war. I<strong>ch</strong> fing also <strong>an</strong>,<br />

einen Weg zu su<strong>ch</strong>en, wie i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>d kommen könnte. David Irving,<br />

der weltberühmte britis<strong>ch</strong>e Historiker, war die einzige Person, die i<strong>ch</strong> in<br />

Engl<strong>an</strong>d zumindest flü<strong>ch</strong>tig k<strong>an</strong>nte. I<strong>ch</strong> hatte ihn 1991 in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d während<br />

einer Vortragsver<strong>an</strong>staltung getroffen. Damals hatte i<strong>ch</strong> ihm eine frühe<br />

Fassung meines Guta<strong>ch</strong>tens übergeben, weshalb i<strong>ch</strong> hoffte, daß er si<strong>ch</strong> <strong>an</strong><br />

mi<strong>ch</strong> erinnern würde. I<strong>ch</strong> rief ihn von Estepona aus <strong>an</strong>, und er war bereit,<br />

mi<strong>ch</strong> zu empf<strong>an</strong>gen. Er bes<strong>ch</strong>rieb mir, wie i<strong>ch</strong> von Heathrow zu seiner<br />

Wohnung gel<strong>an</strong>gen könne. Er hatte d<strong>an</strong>n allerdings praktis<strong>ch</strong> keine Zeit für<br />

mi<strong>ch</strong>, und i<strong>ch</strong> war am ersten Abend nur Babysitter für seine 2½-jährige<br />

To<strong>ch</strong>ter. I<strong>ch</strong> selbst überna<strong>ch</strong>tete einige Tage in einer billigen, s<strong>ch</strong>muddeligen<br />

Absteige hinter dem Bahnhof Victoria, von wo aus i<strong>ch</strong> herauszufinden<br />

versu<strong>ch</strong>te, ob i<strong>ch</strong> meine Doktorarbeit viellei<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> einer englis<strong>ch</strong>en Universität<br />

fertigstellen könnte. Später, im Herbst 1996, als i<strong>ch</strong> in Pevensey Bay<br />

wohnte, habe i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n Irving auf seine Bitte hin als Beifahrer in einem<br />

Kleinlaster während einer Bu<strong>ch</strong>auslieferungstour zu vers<strong>ch</strong>iedenen Großhändlern<br />

dur<strong>ch</strong> Südostengl<strong>an</strong>d begleitet. Während dieser Tour frug er mi<strong>ch</strong>,<br />

ob i<strong>ch</strong> als Zeuge in seinem <strong>an</strong>stehenden Prozeß gegen Deborah Lipstadt<br />

aussagen wollte, und i<strong>ch</strong> erklärte mi<strong>ch</strong> damit einverst<strong>an</strong>den. I<strong>ch</strong> habe d<strong>an</strong>n<br />

nie wieder von ihm in dieser Sa<strong>ch</strong>e gehört.<br />

“Und was ist mit der National Front und der British National Party?” 2<br />

Sally k<strong>an</strong>n all dieses re<strong>ch</strong>te Zeug ni<strong>ch</strong>t ausstehen. Sie vera<strong>ch</strong>tet es.<br />

“I<strong>ch</strong> habe Hastings gesagt, daß i<strong>ch</strong> 1998 von einem englis<strong>ch</strong>en Zensurfall<br />

gegen einen Kerl namens Nick Griffin erfahren hatte. Du kennst do<strong>ch</strong><br />

den Fall Griffin, oder?”<br />

“Nein, i<strong>ch</strong> weiß gar ni<strong>ch</strong>ts über diesen Kerl und i<strong>ch</strong> bin mir au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

si<strong>ch</strong>er, ob i<strong>ch</strong> was wissen will” beeilt si<strong>ch</strong> Sally zu bekräftigen.<br />

“Nun, Griffin hatte in seinem Magazin ‘Rune’ einen Artikel veröffentli<strong>ch</strong>t,<br />

in dem er irgendwie den Holocaust bestritten hatte, und zudem wurde<br />

er wegen Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Rassenhaß gegen S<strong>ch</strong>warze <strong>an</strong>geklagt. Da i<strong>ch</strong><br />

2 Verglei<strong>ch</strong>bar der NPD in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.<br />

320


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

sehr <strong>an</strong> der britis<strong>ch</strong>en Gesetzgebung und Re<strong>ch</strong>tspraxis hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Holocaust-Revisionismus<br />

interessiert war und wissen wollte, wel<strong>ch</strong>e Art von<br />

‘Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Rassenhaß’ als Verbre<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>gesehen wird, wollte i<strong>ch</strong><br />

mehr über diesen Fall erfahren. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> konnte mein eigenes S<strong>ch</strong>icksal<br />

davon abhängen. Und außerdem widmet si<strong>ch</strong> meine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tszeits<strong>ch</strong>rift ja<br />

selbst dem Kampf gegen Zensur. Da i<strong>ch</strong> über den Fall beri<strong>ch</strong>ten wollte,<br />

brau<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> weitere Informationen. I<strong>ch</strong> nahm also mit Griffin per Email<br />

Kontakt auf. I<strong>ch</strong> wußte damals ni<strong>ch</strong>t, ob er irgendwie politis<strong>ch</strong> tätig war.<br />

Alles, was i<strong>ch</strong> wußte, war, daß er irgendwie der BNP nahest<strong>an</strong>d. In seiner<br />

Antwort s<strong>ch</strong>rieb er, er habe von meinem Fall gehört, und er lud mi<strong>ch</strong> zu<br />

si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Wales ein. Das war im Februar 1999. Meine Familie hatte mi<strong>ch</strong><br />

gerade einen Monat zuvor verlassen, und in dieser Zeit hatte i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>e<br />

Alpträume, daß i<strong>ch</strong> meine Kinder und meine Frau verlieren würde. I<strong>ch</strong><br />

war froh, mal aus meinen vier Wänden herauszukommen und etwas Ablenkung<br />

zu finden von meiner mißli<strong>ch</strong>en Lage. I<strong>ch</strong> nahm daher diese Gelegenheit<br />

wahr, meiner Einsamkeit zu entfliehen. Die Zeit bei Griffin war wirkli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>ön. Wir spra<strong>ch</strong>en über unsere Familien und unsere persönli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>icksale, über die ethnis<strong>ch</strong>e und Spra<strong>ch</strong>ensituation in Wales, und natürli<strong>ch</strong><br />

über den Holocaust-Revisionismus und über Zensur in Engl<strong>an</strong>d. Erst<br />

bei diesem Besu<strong>ch</strong> erfuhr i<strong>ch</strong> über Griffins führende Rolle in der BNP und,<br />

daß er drauf und dr<strong>an</strong> war, den seinerzeitigen Parteivorsitzenden herauszufordern.<br />

Das war es, was i<strong>ch</strong> Hastings erzählte.”<br />

“Und die National Front?” 3 beharrt Sally.<br />

“I<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n mi<strong>ch</strong> da <strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>ts erinnern. I<strong>ch</strong> weiß no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mal, ob i<strong>ch</strong><br />

überhaupt jemals mit irgend jem<strong>an</strong>dem von der NF Kontakt hatte. Hastings<br />

muß das einfa<strong>ch</strong> hinzugefügt haben.”<br />

“I<strong>ch</strong> hätte ni<strong>ch</strong>t geda<strong>ch</strong>t, daß du so naiv bist. Warum hast du Hastings<br />

das überhaupt erzählt?” fragt Sally entrüstet.<br />

“I<strong>ch</strong> sag nur die Wahrheit! I<strong>ch</strong> f<strong>an</strong>g do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wegen so einem Typ wie<br />

Hastings plötzli<strong>ch</strong> <strong>an</strong> zu lügen!”<br />

“Es geht do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ums Lügen”, wirft Andy ein, “es geht hier um Vorsi<strong>ch</strong>t<br />

und darum zu s<strong>ch</strong>weigen, wenn es nötig ist.”<br />

“Wie au<strong>ch</strong> immer, dafür ist es jedenfalls jetzt zu spät. I<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n’s ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr rückgängig ma<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> habe dreieinhalb Stunden mit Hastings über<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, Zensur, Bü<strong>ch</strong>erverbrennung und Verfolgung geredet, und<br />

alles, was der dazu zu sagen hat, ist ‘NAZI’, und wie i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> Verbindungen<br />

zu Re<strong>ch</strong>tsextremisten ges<strong>ch</strong>miedet hätte.”<br />

3<br />

Eine no<strong>ch</strong> weiter re<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>gesiedelte Gruppierung, über die i<strong>ch</strong> herzli<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>ts weiß.<br />

321


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Sally, Andy und i<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ließen, zunä<strong>ch</strong>st einmal abzuwarten und zu<br />

beoba<strong>ch</strong>ten, was passiert. Inzwis<strong>ch</strong>en quillt meine Emailbox über vor<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten von Freunden aus aller Welt, die den Artikel des Sunday Telegraph<br />

per Email bekommen haben. David Irving wird massiv. Er droht mit<br />

Konsequenzen, falls si<strong>ch</strong> der britis<strong>ch</strong>e Staat <strong>an</strong> mir vergreifen sollte. I<strong>ch</strong><br />

weiß ni<strong>ch</strong>t, was er damit meint. Immerhin hat er keinerlei Mögli<strong>ch</strong>keiten,<br />

irgendwel<strong>ch</strong>e Konsequenzen umzusetzen. Aber zumindest zeigt er Solidarität,<br />

und dafür bin i<strong>ch</strong> ihm d<strong>an</strong>kbar. Er für<strong>ch</strong>tet womögli<strong>ch</strong>, daß er der nä<strong>ch</strong>ste<br />

sein könnte, wenn sie erst einmal <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, dissidente Historiker in Gefängnisse<br />

zu sperren.<br />

David Botsford von der Libertari<strong>an</strong> Alli<strong>an</strong>ce s<strong>ch</strong>reibt mir in einem rührigen<br />

Brief, i<strong>ch</strong> solle auf mi<strong>ch</strong> aufpassen. Er bietet mir umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />

<strong>an</strong>, sollte i<strong>ch</strong> untertau<strong>ch</strong>en müssen. Er weiß offenbar ni<strong>ch</strong>t, daß i<strong>ch</strong><br />

seit Mitte 1997 bereits untergetau<strong>ch</strong>t bin. I<strong>ch</strong> habe David Botsford nie getroffen,<br />

aber wir kamen gut mitein<strong>an</strong>der aus, als i<strong>ch</strong> mit ihm <strong>an</strong> der Übersetzung,<br />

Aktualisierung und Veröffentli<strong>ch</strong>ung seines Werkes über Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

und Zensur arbeitete. In diesem Jahr der Zusammenarbeit<br />

haben wir entdeckt, daß unsere Ansi<strong>ch</strong>ten re<strong>ch</strong>t ähnli<strong>ch</strong> sind. Es ist<br />

s<strong>ch</strong>ön zu sehen, daß mir all diese Leute ihre Hilfe <strong>an</strong>bieten.<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en posaunen die Medien in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d die vom Telegraph<br />

präsentierte heiße Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t heraus: “Neonazi”, “Rassist”, “Fas<strong>ch</strong>ist”, “Antisemit”.<br />

I<strong>ch</strong> f<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>, mi<strong>ch</strong> selbst zu hassen für dieses Ekelpaket von leibhaftigem<br />

Teufel, als den mi<strong>ch</strong> die Medien darstellen. Wie können Mens<strong>ch</strong>en<br />

nur so gemein sein und <strong>an</strong>dere dermaßen herabsetzen, ohne sie zu<br />

kennen?<br />

Meine Frau ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> Sorgen, ob es ihr überhaupt mögli<strong>ch</strong> sein wird,<br />

mi<strong>ch</strong> zu besu<strong>ch</strong>en und bei mir für ein paar Tage zu überna<strong>ch</strong>ten. Sie befür<strong>ch</strong>tet,<br />

daß i<strong>ch</strong> wieder mal Hals über Kopf abhauen muß. I<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>e sie<br />

zu beruhigen:<br />

“Keine Sorge. Hier ist alles beim alten. Ni<strong>ch</strong>ts ist passiert. Das war nur<br />

die aufgeblasene Story eines profil-neurotis<strong>ch</strong>en jungen Reporters. Er mußte<br />

seinen Arbeitgeber beeindrucken, und es ist s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> immer einfa<strong>ch</strong>,<br />

eine “Nazi-Sau” dur<strong>ch</strong>s Dorf zu treiben. Diesmal bin halt i<strong>ch</strong> die Sau, aber<br />

die Dinge werden si<strong>ch</strong> hier au<strong>ch</strong> bald wieder beruhigen.”<br />

Obwohl bereits Ende Oktober, ist das Wetter immer no<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ön.<br />

Dieser Sommer war extrem warm und trocken, und es s<strong>ch</strong>eint, als wolle er<br />

überhaupt ni<strong>ch</strong>t aufhören. Sonnens<strong>ch</strong>ein dominiert immer no<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e<br />

wie immer fast tägli<strong>ch</strong> meine 25 km Fahrradtour auf meinem geliebten<br />

Rennrad dur<strong>ch</strong> saftige Weiden voller Kühe und S<strong>ch</strong>afe, eine herrli<strong>ch</strong>e Aus-<br />

322


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

si<strong>ch</strong>t genießend. Jedesmal versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong>, meine eigene Bestzeit zu unterbieten,<br />

und i<strong>ch</strong> bin stolz, daß i<strong>ch</strong> die <strong>an</strong>fängli<strong>ch</strong>en 65 Minuten nun s<strong>ch</strong>on auf<br />

45 Minuten heruntergedrückt habe. Jedes Mal, wenn i<strong>ch</strong> diese Tour hinter<br />

mi<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t habe, fühle i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> großartig. Am Tag vor der Ankunft<br />

meiner Familie bekomme i<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> leider einen Platten, so daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr fahren k<strong>an</strong>n, bis das repariert ist. Und da i<strong>ch</strong> damit keine Zeit vers<strong>ch</strong>wenden<br />

will, sol<strong>an</strong>ge meine Familie da ist, verlege i<strong>ch</strong> alles auf die Zeit<br />

d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> wußte damals ni<strong>ch</strong>t, daß dies das letzte Mal sein würde, daß i<strong>ch</strong><br />

diese absolut f<strong>an</strong>tastis<strong>ch</strong>e Fahrradtour ma<strong>ch</strong>en k<strong>an</strong>n, und daß i<strong>ch</strong> dieses Naturerlebnis,<br />

die L<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>aft und das Körpergefühl no<strong>ch</strong> mit am meisten<br />

vermissen würde.<br />

Am Freitag jedenfalls, meinem Geburtstag, hole i<strong>ch</strong> meine Familie vom<br />

Flughafen in Heathrow ab. Die Zeit mit ihr ist wunderbar. Am Samstag besu<strong>ch</strong>en<br />

wir Hastings Castle und die S<strong>ch</strong>muggler-Höhlen. Die Kinder sind<br />

wie im Himmel und Papa au<strong>ch</strong>. Wir verbringen die Na<strong>ch</strong>t alle zusammen in<br />

meinem großen, 2,20 m l<strong>an</strong>gen und 2 m breiten Doppelbett, und keine<br />

Na<strong>ch</strong>t ist entsp<strong>an</strong>nender als diejenige, in der i<strong>ch</strong> die H<strong>an</strong>d meiner To<strong>ch</strong>ter<br />

und meines Sohnes halten k<strong>an</strong>n, während sie eins<strong>ch</strong>lafen. Oder ist es <strong>an</strong>ders<br />

herum? Wen kümmert’s…<br />

Am Sonntag Morgen erhalte i<strong>ch</strong> wieder einen Alarm-Anruf von Sally:<br />

“Sie haben wieder einen Artikel im Telegraph über di<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t. Du<br />

mußt das sehen. Es wird jetzt ernst. Komm so s<strong>ch</strong>nell wie mögli<strong>ch</strong> hierher,<br />

s<strong>ch</strong>nell!” drängt sie. Sie ma<strong>ch</strong>t mir Angst.<br />

I<strong>ch</strong> sage es meiner Frau, und sie ist entsetzt. Jetzt müssen wir s<strong>ch</strong>nell<br />

reagieren. Sie meint, i<strong>ch</strong> könne sie und die Kinder bei S<strong>ch</strong>uma<strong>ch</strong>ers abladen,<br />

einer deuts<strong>ch</strong>en Familie, Freunde von uns, die einige Kilometer entfernt<br />

in Staplehurst wohnen. I<strong>ch</strong> müßte ja ni<strong>ch</strong>t mit zu ihnen kommen. I<strong>ch</strong><br />

bin damit einverst<strong>an</strong>den. Wir packen also unsere Sa<strong>ch</strong>en, und i<strong>ch</strong> lasse sie<br />

bei S<strong>ch</strong>uma<strong>ch</strong>ers raus. D<strong>an</strong>n fahre i<strong>ch</strong> weiter zu Brokers. Die Atmosphäre<br />

im Hause Broker ist eisig. Diesmal gibt es kein herzli<strong>ch</strong>es Willkommen und<br />

keine Umarmungen wie sonst übli<strong>ch</strong>. Sie zeigen mir den Artikel. I<strong>ch</strong> f<strong>an</strong>ge<br />

<strong>an</strong> zu lesen:<br />

“Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d strebt Auslieferung <strong>Rudolf</strong>s <strong>an</strong>”<br />

I<strong>ch</strong> habe plötzli<strong>ch</strong> einen dicken Kloß im Hals.<br />

“Ein flü<strong>ch</strong>tiger Krimineller, der vom Telegraph in Engl<strong>an</strong>d aufgespürt<br />

wurde, sieht si<strong>ch</strong> nun von seiner Auslieferung bedroht.<br />

Hohe Beamte der Deuts<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft in London haben bestätigt, daß<br />

S<strong>ch</strong>ritte unternommen wurden, um <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zurückzubringen.”<br />

323


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Und so weiter, und so fort. I<strong>ch</strong> wußte seit 1997, daß die Lage kritis<strong>ch</strong> ist,<br />

zumal i<strong>ch</strong> für etwas verurteilt worden war, das – formell gesehen – au<strong>ch</strong> in<br />

Engl<strong>an</strong>d strafbar ist. Ein Anwalt hatte mir bereits 1997 mitgeteilt, daß die<br />

Dinge für mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gut aussehen. I<strong>ch</strong> hatte einfa<strong>ch</strong> gehofft, daß si<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>d<br />

mit seiner Tradition der Meinungsfreiheit und seiner <strong>an</strong>tideuts<strong>ch</strong>en Politik<br />

ni<strong>ch</strong>t deuts<strong>ch</strong>en Befehlen beugen würde. I<strong>ch</strong> lag wohl fals<strong>ch</strong>. Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds<br />

Politik ist <strong>an</strong>tideuts<strong>ch</strong>, und da ist es wohl jedem Briten eine Ehre, dies<br />

zu unterstützen.<br />

“Und nun?” frage i<strong>ch</strong> Andy.<br />

“Wir müssen jetzt vorauspl<strong>an</strong>en” sagt er.<br />

“I<strong>ch</strong> gehe davon aus, daß sie mi<strong>ch</strong> jetzt aktiv su<strong>ch</strong>en, wenn ni<strong>ch</strong>t jetzt,<br />

d<strong>an</strong>n do<strong>ch</strong> in einer Wo<strong>ch</strong>e oder so.”<br />

“Es sieht ni<strong>ch</strong>t gut aus. Zuallererst mußt du sofort aus deiner Wohnung<br />

vers<strong>ch</strong>winden. Du brau<strong>ch</strong>st zunä<strong>ch</strong>st eine Unterkunft irgendwo <strong>an</strong>ders, wo<br />

di<strong>ch</strong> niem<strong>an</strong>d kennt”, s<strong>ch</strong>lägt Andy vor.<br />

“I<strong>ch</strong> glaube ni<strong>ch</strong>t, daß sie so s<strong>ch</strong>nell reagieren. I<strong>ch</strong> lebe hier unter einer<br />

<strong>an</strong>deren Identität, und außer meiner Familie weiß niem<strong>an</strong>d, wo i<strong>ch</strong> wohne.<br />

No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal ihr. Es wird Monate dauern, bis sie herausfinden, wo<br />

und unter wel<strong>ch</strong>em Namen i<strong>ch</strong> lebe, falls es ihnen überhaupt gelingt. Immerhin<br />

habe i<strong>ch</strong> ja hier kein einziges Verbre<strong>ch</strong>en beg<strong>an</strong>gen. Die werden<br />

daher Wi<strong>ch</strong>tigeres zu tun haben, als Gespenster zu jagen.”<br />

“Und was ist, wenn si<strong>ch</strong> dein Immobilienhändler <strong>an</strong> di<strong>ch</strong> erinnert, oder<br />

wenn sie <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, Bilder von dir in den Medien zu zeigen und die Bevölkerung<br />

auffordern, di<strong>ch</strong> zu su<strong>ch</strong>en? Oder wenn sie Telefone oder deinen Internet-Server<br />

abhören? Wenn sie di<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> aufspüren wollen, d<strong>an</strong>n finden<br />

sie di<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>.” widerspri<strong>ch</strong>t Andy.<br />

“Nun mal’ ni<strong>ch</strong>t den Teufel <strong>an</strong> die W<strong>an</strong>d. So wi<strong>ch</strong>tig bin i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> wieder<br />

ni<strong>ch</strong>t”, versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> ihn zu bes<strong>ch</strong>wi<strong>ch</strong>tigen.<br />

“<strong>Germar</strong>, wir können dir aus diesem S<strong>ch</strong>lamassel heraushelfen. Aber,<br />

<strong>Germar</strong>, s<strong>ch</strong>au mir in die Augen” meint Sally. Jetzt legt sie wieder los,<br />

denk i<strong>ch</strong>.<br />

“Du weißt, daß i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> mag als Mens<strong>ch</strong>”, fährt sie fort. “Wenn i<strong>ch</strong> dir<br />

meine Hilfe <strong>an</strong>biete, d<strong>an</strong>n muß i<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er sein, daß du mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>lügst.<br />

S<strong>ch</strong>au mir in die Augen!<br />

Gut. I<strong>ch</strong> habe di<strong>ch</strong> das s<strong>ch</strong>on öfter gefragt, und i<strong>ch</strong> frage di<strong>ch</strong> wieder:<br />

Hast du je irgendwas mit Neo-Nazi-Zeug zu tun gehabt?”<br />

“I<strong>ch</strong> habe dir das do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on so oft gesagt: Nein, habe i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t”, <strong>an</strong>tworte<br />

i<strong>ch</strong>.<br />

“K<strong>an</strong>nst du bes<strong>ch</strong>wören, daß das stimmt?” hakt sie hartnäckig na<strong>ch</strong>.<br />

324


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

“Jawohl, das k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong>,” bestätige i<strong>ch</strong>, “und i<strong>ch</strong> tue es hiermit wieder. Du<br />

kennst die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te do<strong>ch</strong>. Du weißt, warum i<strong>ch</strong> den g<strong>an</strong>zen Ärger habe.<br />

Es ist wegen der Kommentare, die Wolfg<strong>an</strong>g meinem Guta<strong>ch</strong>ten hinzugefügt<br />

hat, ohne mi<strong>ch</strong> darüber zu informieren. Und no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal diese<br />

Kommentare waren irgend etwas Nazihaftes. Sie waren nur emotional, unkontrolliert<br />

und dumm. Alles Material, das i<strong>ch</strong> veröffentli<strong>ch</strong>t habe, ist strikt<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>.”<br />

“I<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n kein Deuts<strong>ch</strong> lesen, i<strong>ch</strong> muß dir daher trauen”, erwidert Sally.<br />

“I<strong>ch</strong> hasse dieses Nazis<strong>ch</strong>wein Wolfg<strong>an</strong>g. 4 Er hat dein Leben zerstört, und<br />

uns hat er au<strong>ch</strong> jede Menge Ärger eingebra<strong>ch</strong>t.”<br />

“So einfa<strong>ch</strong> ist das nun au<strong>ch</strong> wieder ni<strong>ch</strong>t”, werfe i<strong>ch</strong> ein.<br />

“Do<strong>ch</strong>, es ist so einfa<strong>ch</strong>. Jeder ma<strong>ch</strong>t Fehler, aber im Gegensatz zu dir<br />

ents<strong>ch</strong>uldigt er si<strong>ch</strong> nie. Er bes<strong>ch</strong>uldigt immer nur <strong>an</strong>dere und wird aggressiv,<br />

wenn m<strong>an</strong> ihm seine Verfehlungen, s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten M<strong>an</strong>ieren und Fehler<br />

vorhält.”<br />

“Was hat das jetzt mit unserem Problem zu tun”, versu<strong>ch</strong>t Andy zu unterbre<strong>ch</strong>en.<br />

“Sehr viel, weil Wolfg<strong>an</strong>g hier nämli<strong>ch</strong> die Ursa<strong>ch</strong>e unseres Problems<br />

ist. Hor<strong>ch</strong>, <strong>Germar</strong>! Sollte i<strong>ch</strong> jemals herausfinden, daß du mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gelogen<br />

hast, daß du tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in irgendwel<strong>ch</strong>es Nazizeug verstrickt warst, d<strong>an</strong>n<br />

werde i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zögern, alle Informationen über di<strong>ch</strong> <strong>an</strong> die Polizei weiterzugeben.<br />

Aber wenn du re<strong>ch</strong>t hast, und i<strong>ch</strong> hoffe und glaube dir, daß dem so ist,<br />

d<strong>an</strong>n verdienst du unsere Hilfe. Du weißt, daß i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> mag. Du bist ni<strong>ch</strong>t<br />

einer dieser Nazi-Bastarde, mit denen si<strong>ch</strong> Andy sonst so umgibt. I<strong>ch</strong> werde<br />

dir also helfen. I<strong>ch</strong> werde alles riskieren, um dir aus diesem S<strong>ch</strong>lamassel<br />

rauszuhelfen. I<strong>ch</strong> werde die dreckigsten Lügen erzählen, die du je gehört<br />

hast, um dir zu helfen. Sieh mir in die Augen! Wenn du mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gelogen<br />

hast, d<strong>an</strong>n kriegst du einen Riesenärger, das verspre<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> dir!”<br />

Das ist Sally live! Es hat zwei Jahre gebrau<strong>ch</strong>t, bis i<strong>ch</strong> verst<strong>an</strong>den habe,<br />

daß dieses ihr Verhalten, ihre Art ist, um Leuten ihre Zuneigung mitzuteilen.<br />

Andy ist ein äußerst duldsamer Ehem<strong>an</strong>n. Obwohl ihn seine Frau ständig<br />

bes<strong>ch</strong>impft, steht er nur d<strong>an</strong>eben und lä<strong>ch</strong>elt. I<strong>ch</strong> frage mi<strong>ch</strong>, was er in<br />

sol<strong>ch</strong>en Augenblicken wohl denkt.<br />

4<br />

I<strong>ch</strong> geben hier die Wortwahl von Sally original wieder und dist<strong>an</strong>ziere mi<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong> davon.<br />

Niem<strong>an</strong>d hat eine sol<strong>ch</strong>e Wortwahl verdient. Sie offenbart nur Sallys eigene Ungezogenheit.<br />

I<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>uldige mi<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong> bei Wolfg<strong>an</strong>g, daß i<strong>ch</strong> damals mit Sally keinen<br />

Streit <strong>an</strong>fing, um seinen Ruf zu s<strong>ch</strong>ützen. I<strong>ch</strong> hatte damals nur im Sinne, mit heiler Haut<br />

davon zu kommen.<br />

325


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Du k<strong>an</strong>nst heute Na<strong>ch</strong>t bei uns s<strong>ch</strong>lafen”, bietet Sally mir <strong>an</strong>.<br />

“In Ordnung. D<strong>an</strong>ke. Aber i<strong>ch</strong> muß zuerst zurück na<strong>ch</strong> Hause, den Rest<br />

des Tages mit meiner Familie verbringen, mit meiner Frau bespre<strong>ch</strong>en,<br />

w<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> sie morgen zum Flughafen bringe, und d<strong>an</strong>n einige wi<strong>ch</strong>tige Dokumente<br />

und meinen Computer si<strong>ch</strong>erstellen. I<strong>ch</strong> werde d<strong>an</strong>n später am<br />

Abend zu eu<strong>ch</strong> kommen. In Ordnung?”<br />

“Das geht in Ordnung. Wir warten hier auf di<strong>ch</strong>.”<br />

“Gut. D<strong>an</strong>ke. Bis d<strong>an</strong>n, ts<strong>ch</strong>üß!”<br />

“Ts<strong>ch</strong>üß”<br />

I<strong>ch</strong> gehe zu meinem Auto, setze mi<strong>ch</strong> hinters Steuer, vers<strong>ch</strong>naufe für ein<br />

paar Sekunden und versu<strong>ch</strong>e, mi<strong>ch</strong> von Sallys St<strong>an</strong>dpauke zu erholen.<br />

D<strong>an</strong>n fahre i<strong>ch</strong> zurück na<strong>ch</strong> Hause, um Was<strong>ch</strong>beutel, S<strong>ch</strong>laf<strong>an</strong>zug, S<strong>ch</strong>lafsack,<br />

meinen Re<strong>ch</strong>ner und ein paar wi<strong>ch</strong>tige Dinge einzupacken. Ans<strong>ch</strong>ließend<br />

hole i<strong>ch</strong> meine Familie bei S<strong>ch</strong>uma<strong>ch</strong>ers ab, und wir verbringen den<br />

Rest des Na<strong>ch</strong>mittages in einem Vergnügungspark für Kinder. I<strong>ch</strong> spiele<br />

mit den Kindern, und versu<strong>ch</strong>e, die Umstände meiner moment<strong>an</strong>en Existenz<br />

zu verdrängen. Im besagten Vergnügungspark treffen wir zufällig auf<br />

ein paar alte Na<strong>ch</strong>barn von unserer gemeinsamen Zeit in Cr<strong>an</strong>brook, eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

der früheren Freundin meiner To<strong>ch</strong>ter Patricia. Die Kinder haben<br />

viel Spaß mitein<strong>an</strong>der. Patricia kramt ihr nunmehr gebro<strong>ch</strong>enes Englis<strong>ch</strong><br />

aus. Vor einem Jahr no<strong>ch</strong> war sie perfekt zweispra<strong>ch</strong>ig. Kaum 10 Monate<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, und vieles ist vergessen. Stef<strong>an</strong>, mein Sohn, hat alles<br />

vergessen. Er war erst knapp drei, als ihn seine Mutter na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

bra<strong>ch</strong>te. Er versteht hier nur no<strong>ch</strong> Bahnhof. Patricia aber erinnert si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>nell wieder, eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> des netten südostenglis<strong>ch</strong>en Akzents. “Noi”<br />

sagen sie hier für No, so wie au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>waben “Noi” sagen, wenn sie<br />

Nein meinen. Meine Kinder wa<strong>ch</strong>sen nun im S<strong>ch</strong>wabenländle auf. Lustig,<br />

diese Parallele. Und bei all dem Spaß, den die Kinder haben, tun die Eltern<br />

so, als sei alles in Ordnung…<br />

Um die Abendessenszeit geht es d<strong>an</strong>n heimwärts na<strong>ch</strong> Headcorn. Unterwegs<br />

bes<strong>ch</strong>ließen wir, am morgigen Montag mit dem Zug na<strong>ch</strong> London zu<br />

fahren und den dortigen Zoo zu besu<strong>ch</strong>en, alleine s<strong>ch</strong>on, damit wir ni<strong>ch</strong>t<br />

zuhause sind und dort <strong>an</strong>getroffen werden können. I<strong>ch</strong> sag den Kindern,<br />

daß i<strong>ch</strong> heute Abend leider ni<strong>ch</strong>t bei ihnen sein k<strong>an</strong>n. Diesmal muß meine<br />

Frau ihnen das Abendessen bereiten und sie ins Bett bringen. Sie ist das<br />

zwar von Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d gewöhnt, aber sie ist denno<strong>ch</strong> etwas enttäus<strong>ch</strong>t darüber.<br />

I<strong>ch</strong> hoffe bloß, daß die Kinder ni<strong>ch</strong>t fragen, wo und warum der Papa<br />

heute Na<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t bei ihnen ist. Denn sind sie ni<strong>ch</strong>t diese tausend Kilometer<br />

gereist, um seinen Gutena<strong>ch</strong>t-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten zuzuhören und mit ihm zusam-<br />

326


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

men einzus<strong>ch</strong>lafen? Es tut weh, au<strong>ch</strong> nur dar<strong>an</strong> zu denken, meine Kinder zu<br />

enttäus<strong>ch</strong>en – und mi<strong>ch</strong> selbst, zugegebenermaßen.<br />

Sobald die Kinder die Autotür zuges<strong>ch</strong>lagen haben, fahre i<strong>ch</strong> zurück<br />

na<strong>ch</strong> Ashford. Dort <strong>an</strong>gekommen bemerke i<strong>ch</strong>, daß i<strong>ch</strong> mein Portemonnaie<br />

vergessen haben. Verflixt, das wi<strong>ch</strong>tigste von allem. Also wieder zurück.<br />

Das Wetter hat si<strong>ch</strong> nun der Stimmung <strong>an</strong>gepaßt. Es bläst ein starker<br />

Westwind. Obwohl es bereits dunkel ist, wage i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr, den normalen<br />

Weg zu meiner Wohnung zu nehmen, so nervös bin i<strong>ch</strong> inzwis<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong><br />

lasse meinen Wagen in einem Feldweg stehen, gehe zu Fuß über die Weiden<br />

und nähere mi<strong>ch</strong> meiner Parterre-Wohnung von hinten. Alles ist dunkel,<br />

alles s<strong>ch</strong>eint friedli<strong>ch</strong> zu sein. I<strong>ch</strong> klopfe <strong>an</strong>s Fenster, und na<strong>ch</strong> einigen<br />

Sekunden ma<strong>ch</strong>t meine Frau die Terrassentüre auf. I<strong>ch</strong> frage sie, wie die<br />

Kinder meine Abwesenheit aufgenommen hätten, und sie meint, alles sei in<br />

Ordnung. Sie waren zwar ni<strong>ch</strong>t allzu glückli<strong>ch</strong>, aber au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t übermäßig<br />

traurig. I<strong>ch</strong> sage ihr, daß i<strong>ch</strong> mein Portemonnaie vergessen habe. Sie la<strong>ch</strong>t.<br />

“Wenn dein Kopf ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>gewa<strong>ch</strong>sen wäre, würdest du den au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

vergessen, wie?”<br />

I<strong>ch</strong> grinse und gebe ihr einen Kuß auf die W<strong>an</strong>ge. Wir einigen uns auf<br />

eine Zeit, zu der i<strong>ch</strong> sie am nä<strong>ch</strong>sten Morgen abhole, um sie zum Flughafen<br />

zu bringen. I<strong>ch</strong> bitte sie, die Sa<strong>ch</strong>en so weit vorzubereiten, daß wir alles<br />

s<strong>ch</strong>nell in den Kofferraum werfen und sofort abfahren können. I<strong>ch</strong> würde<br />

ungern längere Zeit hier sein wollen. All diese Nervosität und Angst, die<br />

dur<strong>ch</strong> meine Instruktionen dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>eint, ma<strong>ch</strong>t sie ebenso unruhig.<br />

“Soll i<strong>ch</strong> mir ni<strong>ch</strong>t lieber ein Taxi nehmen, das uns zu einem Treffpunkt<br />

bringt, wo uns niem<strong>an</strong>d vermutet?”<br />

“I<strong>ch</strong> glaube ni<strong>ch</strong>t, daß es wirkli<strong>ch</strong> ein Risiko gibt”, versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> zu erläutern.<br />

“I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te nur das Restrisiko minimieren. Das ist alles. Ma<strong>ch</strong> dir<br />

also keine Sorgen. Das geht s<strong>ch</strong>on gut.”<br />

Wir umarmen uns ein letztes Mal.<br />

“Paß gut auf di<strong>ch</strong> auf.”<br />

Die Stimme meiner Frau ist erfüllt von Sorge.<br />

I<strong>ch</strong> verlasse die Wohnung wieder dur<strong>ch</strong> die Terrassentür und steige über<br />

den Grundstückszaun. Rrrraaaattttssscc<strong>ch</strong>hhh. Ein rostiger Nagel in einer<br />

Latte hat etwas gegen meine Hose. Gott sei D<strong>an</strong>k bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>aden<br />

auf den Stoff. S<strong>ch</strong>öne Bes<strong>ch</strong>erung! Jetzt, da i<strong>ch</strong> all meine Pfennige zusammenhalten<br />

muß, f<strong>an</strong>g i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> <strong>an</strong>, meine Kleidung zu zerfetzen.<br />

Großartig!<br />

Na<strong>ch</strong> dem Mars<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Weiden zurück zum Auto geht es d<strong>an</strong>n zurück<br />

na<strong>ch</strong> Ashford. Irgendwie bin i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t allzu glückli<strong>ch</strong> darüber, bei<br />

327


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Brokers zu überna<strong>ch</strong>ten. Würde die Polizei ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>nell herausfinden, daß<br />

Andys Druckerei eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle in meinen Ges<strong>ch</strong>äfts<strong>an</strong>gelegenheiten<br />

spielt? Wäre das also ni<strong>ch</strong>t ein Ort, wo sie zuerst na<strong>ch</strong> Informationen über<br />

meinen Aufenthaltsort su<strong>ch</strong>en würde? I<strong>ch</strong> werde den Eindruck ni<strong>ch</strong>t los,<br />

daß i<strong>ch</strong> vom Regen in die Traufe komme.<br />

I<strong>ch</strong> parke mein Auto einige Blocks abseits von Brokers Haus. Si<strong>ch</strong>er<br />

kennen sie mein Auto und mein Kennzei<strong>ch</strong>en und werden d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong> Auss<strong>ch</strong>au<br />

halten. Also ist es gut, es ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> neben Andys Haus zu parken. Den<br />

Re<strong>ch</strong>ner lasse i<strong>ch</strong> im Auto (was mi<strong>ch</strong> nervös ma<strong>ch</strong>t), und ausgerüstet mit<br />

Was<strong>ch</strong>beutel, S<strong>ch</strong>laf<strong>an</strong>zug, S<strong>ch</strong>lafsack und Papieren geht es dur<strong>ch</strong> Ashfords<br />

abendli<strong>ch</strong>e Straßen. Sally heißt mi<strong>ch</strong> im Hause Broker willkommen.<br />

Sie führt mi<strong>ch</strong> geradewegs ins Da<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>oß, wo sie ein altes ausziehbares<br />

Sofa hat. I<strong>ch</strong> hasse diese Möbelstücke. Am nä<strong>ch</strong>sten Morgen steht m<strong>an</strong><br />

meistens mit Kreuzs<strong>ch</strong>merzen davon auf. Decke und Kissen, die i<strong>ch</strong> ausgehändigt<br />

bekomme, sehen au<strong>ch</strong> erbärmli<strong>ch</strong> aus. Aber i<strong>ch</strong> bin wohl kaum in<br />

der Lage, mi<strong>ch</strong> über sol<strong>ch</strong>e Nebensä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keiten bes<strong>ch</strong>weren zu können. So<br />

ist denn au<strong>ch</strong> das erste, was i<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e, na<strong>ch</strong> guten Versteck- und Flu<strong>ch</strong>tmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

Auss<strong>ch</strong>au zu halten für den Fall, daß Polizei hier auftau<strong>ch</strong>t:<br />

Aus einem Da<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>oß-Fenster, das zum Garten hinter dem Haus hinausführt,<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> lei<strong>ch</strong>t aufs Da<strong>ch</strong> klettern und von da runter in den Garten<br />

gel<strong>an</strong>gen. I<strong>ch</strong> werde l<strong>an</strong>gsam par<strong>an</strong>oid.<br />

Die Na<strong>ch</strong>t vergeht ohne besondere Vorkommnisse, ausgenommen viellei<strong>ch</strong>t,<br />

daß i<strong>ch</strong> ziemli<strong>ch</strong> mies s<strong>ch</strong>lafe. I<strong>ch</strong> stehe daher früh am Morgen auf,<br />

no<strong>ch</strong> vor der Dämmerung. Andy ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> gerade fertig, um zur Arbeit zu<br />

gehen. Er sagt, er werde si<strong>ch</strong> heute bei vers<strong>ch</strong>iedenen Leuten erkundigen,<br />

wo i<strong>ch</strong> am besten dauerhaft und si<strong>ch</strong>er unterkommen könnte. Seiner Meinung<br />

na<strong>ch</strong> müßte i<strong>ch</strong> ab jetzt in Wohnungen leben, die mir von zuverlässigen<br />

Freunden vermietet werden, ni<strong>ch</strong>t mehr von wildfremden Mens<strong>ch</strong>en.<br />

Die Freunde könnten mir d<strong>an</strong>n helfen, eine g<strong>an</strong>z neue Identität aufzubauen.<br />

Das alleine würde gar<strong>an</strong>tieren, daß wirkli<strong>ch</strong> kein Dritter weiß, wer i<strong>ch</strong> bin<br />

und woher i<strong>ch</strong> komme. Das sind ja s<strong>ch</strong>öne Aussi<strong>ch</strong>ten, denke i<strong>ch</strong> mir. I<strong>ch</strong><br />

werde mi<strong>ch</strong> also no<strong>ch</strong> tiefer in die englis<strong>ch</strong>e Muttererde eingraben...<br />

Etwa eine Stunde später sitze i<strong>ch</strong> mit Sally beim Frühstück in der womögli<strong>ch</strong><br />

dreckigsten Kü<strong>ch</strong>e der Welt. I<strong>ch</strong> habe halt meinen deuts<strong>ch</strong>en Sauberkeits-<br />

und Ordnungssinn immer no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verloren …<br />

Etwa eine weitere Stunde später fahre i<strong>ch</strong> gen Headcorn, um meine Familie<br />

von meiner Wohnung abzuholen. Als i<strong>ch</strong> dort <strong>an</strong>komme und aus dem<br />

Auto aussteige, grüßt mi<strong>ch</strong> mein dortiger Na<strong>ch</strong>bar Andrew, der wieder mal<br />

<strong>an</strong> seinem Auto rumbastelt:<br />

328


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

“Hallo Peter, wie geht’s?” fragt er mi<strong>ch</strong>.<br />

“D<strong>an</strong>ke gut. Und dir?”<br />

“D<strong>an</strong>ke.”<br />

Er hat also den Telegraph-Artikel ni<strong>ch</strong>t gelesen, oder zumindest konnte<br />

er mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dessen ni<strong>ch</strong>t identifizieren. Mein Pseudonym ist also no<strong>ch</strong><br />

si<strong>ch</strong>er.<br />

I<strong>ch</strong> bin heute Morgen weitaus weniger nervös, und so lassen wir uns<br />

denn au<strong>ch</strong> alle Zeit der Welt, um all die Klamotten meiner Familie ins Auto<br />

zu packen. D<strong>an</strong>n geht es zum nä<strong>ch</strong>sten Bahnhof und ab na<strong>ch</strong> London. Die<br />

Kinder sind g<strong>an</strong>z aus dem Häus<strong>ch</strong>en. Zugfahren ist für sie weitaus ungewöhnli<strong>ch</strong>er<br />

als fliegen. So ändern si<strong>ch</strong> die Zeiten! In London bahnen wir<br />

uns per U-Bahn und Bus den Weg zum Zoo. Der stellt si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n allerdings<br />

als re<strong>ch</strong>t enttäus<strong>ch</strong>end heraus, was wohl au<strong>ch</strong> <strong>an</strong> der fortges<strong>ch</strong>rittenen Jahreszeit<br />

liegen mag. Viele Tiere sind einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in den Freigehegen. Aber<br />

au<strong>ch</strong> sonst s<strong>ch</strong>eint dieser Zoo für diese 10-Millionen-Stadt zu winzig zu<br />

sein. Jedenfalls meint meine Frau, die Wilhelma in Stuttgart sei wesentli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>öner. Aber zumindest die Kinder sind zufrieden. Gegen 3 Uhr na<strong>ch</strong>mittags<br />

müssen wir uns d<strong>an</strong>n zum Flughafen aufma<strong>ch</strong>en. Wir warten fast eine<br />

halbe Stunde vergebli<strong>ch</strong> auf den Bus. Um zu verhindern, daß wir zu spät<br />

kommen, ents<strong>ch</strong>ließe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, das Taxi zur nä<strong>ch</strong>sten U-Bahn-Haltestelle<br />

zu nehmen. I<strong>ch</strong> nehme Stef<strong>an</strong> auf die S<strong>ch</strong>ulter und alles mögli<strong>ch</strong>e Gepäck<br />

auf den Rücken und unter die Arme und he<strong>ch</strong>te los. Meine Frau und Patricia<br />

haben Probleme, mir zu folgen. I<strong>ch</strong> finde gew<strong>an</strong>dt meinen Weg dur<strong>ch</strong><br />

Londons etwas verwirrendes U-Bahn-System von einer Linie zur nä<strong>ch</strong>sten,<br />

treppauf, treppab, linker G<strong>an</strong>g, re<strong>ch</strong>te Röhre, Linie 1 zur Linie 14, treppauf,<br />

links herum, treppab, d<strong>an</strong>n auf die Linie 4 gewe<strong>ch</strong>selt. Alles muß s<strong>ch</strong>nell<br />

gehen, und so habe i<strong>ch</strong> die völlig irritierte und orientierungslose Familie im<br />

S<strong>ch</strong>lepptau.<br />

“Woher weißt du bloß, daß wir ri<strong>ch</strong>tig sind? Wo sind wir überhaupt? I<strong>ch</strong><br />

wäre hier völlig verloren, wenn i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t hätte” meint meine Frau.<br />

“I<strong>ch</strong> hab’ halt begriffen, wie es hier funktioniert. Vertrau einfa<strong>ch</strong> auf<br />

mi<strong>ch</strong>. Wir haben jetzt keine Zeit.”<br />

Erst in der Linie raus na<strong>ch</strong> Heathrow kommen wir zur Ruhe, und i<strong>ch</strong> erkläre<br />

ihr, wie das U-Bahn-System funktioniert und warum i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ein<br />

wenig auskenne. Erfahrung eben.<br />

Während unserer etwa 45-minütigen Fahrt raus na<strong>ch</strong> Heathrow erkläre<br />

i<strong>ch</strong> meiner Frau, daß i<strong>ch</strong> aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen lieber ni<strong>ch</strong>t mit ihr zum<br />

S<strong>ch</strong>alter gehe. I<strong>ch</strong> werde statt dessen im Hintergrund warten, während sie<br />

si<strong>ch</strong> einbu<strong>ch</strong>t.<br />

329


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“I<strong>ch</strong> verstehe”, sagt sie.<br />

“I<strong>ch</strong> glaube ni<strong>ch</strong>t, daß es wirkli<strong>ch</strong> gefährli<strong>ch</strong> werden k<strong>an</strong>n, aber es ist<br />

theoretis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, daß sie wissen, daß du hier bist und w<strong>an</strong>n du abfliegst.<br />

Sie könnten es zumindest wissen, falls sie Zugriff auf die Flugdaten haben.<br />

I<strong>ch</strong> muß di<strong>ch</strong> wohl ni<strong>ch</strong>t dar<strong>an</strong> erinnern, daß sie 1995 Günter Deckert in<br />

H<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>ellen vom Flughafen abgeführt haben, als er gerade aus dem Flugzeug<br />

ausstieg. Er kam von einem Urlaub auf den K<strong>an</strong>aris<strong>ch</strong>en Inseln zurück,<br />

und sie wußten genau, w<strong>an</strong>n er aus wel<strong>ch</strong>em Flugzeug aussteigen<br />

würde. Sie sind also absolut in der Lage, so was zu ma<strong>ch</strong>en.”<br />

Günter Deckert war in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgt worden, weil<br />

er 1991 einen “Holocaust-leugnenden” Vortrag des US-Bürgers Fred<br />

Leu<strong>ch</strong>ter übersetzt hatte, einem Experten für Hinri<strong>ch</strong>tungste<strong>ch</strong>nologien, der<br />

1989 ein Guta<strong>ch</strong>ten über die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz und<br />

Majd<strong>an</strong>ek <strong>an</strong>gefertigt hatte. Leu<strong>ch</strong>ter war in seinem Guta<strong>ch</strong>ten zu dem<br />

S<strong>ch</strong>luß gekommen, daß es sol<strong>ch</strong>e Gaskammern ni<strong>ch</strong>t gegeben habe, und<br />

diesen Beri<strong>ch</strong>t hatte er in besagtem Vortrag auf Englis<strong>ch</strong> zusammengefaßt.<br />

Deckert wurde später für seine Übersetzung zu zwei Jahren Haft verurteilt.<br />

Daß er Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d während des laufenden Verfahrens für einen Urlaub<br />

verlassen hatte, wurde von dem deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>t unglaubli<strong>ch</strong>erweise als<br />

Flu<strong>ch</strong>tversu<strong>ch</strong> interpretiert. Hätte Deckert wirkli<strong>ch</strong> fliehen wollen, wäre er<br />

wohl kaum zurückgekehrt.<br />

I<strong>ch</strong> habe ein Talent dafür, meiner Frau Angst einzujagen. I<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>te ihr<br />

meist ohne Ums<strong>ch</strong>weife über die Risiken und Gefahren dessen, was i<strong>ch</strong><br />

ma<strong>ch</strong>e. Es liegt wohl in meinen Genen. Im Lügen war i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on immer<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t. Meine Frau hat das na<strong>ch</strong> nur wenigen Monaten, die wir zusammenlebten,<br />

spitz gekriegt. Sie sieht es mir <strong>an</strong> der Nasenspitze <strong>an</strong>, wenn i<strong>ch</strong><br />

etwas zu verbergen su<strong>ch</strong>e. Jeder k<strong>an</strong>n dies na<strong>ch</strong> einer Weile. S<strong>ch</strong>on während<br />

meiner Kindheit sind die wenigen Versu<strong>ch</strong>e, zu flunkern, für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong><br />

d<strong>an</strong>eben geg<strong>an</strong>gen, und so habe i<strong>ch</strong> es mir zum Prinzip gema<strong>ch</strong>t, ni<strong>ch</strong>t zu<br />

s<strong>ch</strong>ummeln. Das geht häufig soweit, daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur ni<strong>ch</strong>t zu lügen versu<strong>ch</strong>e,<br />

sondern die Dinge demonstrative offen präsentiere. Das hat mi<strong>ch</strong> freili<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on immer wieder in große S<strong>ch</strong>wierigkeiten gestürzt, s<strong>ch</strong>on als<br />

Kleinkind, wie meine Mutter zu beri<strong>ch</strong>ten weiß. Meine Ehrli<strong>ch</strong>keit und<br />

Wahrheitsliebe, so ihre Aussage, würde mir no<strong>ch</strong> zum Verhängnis werden.<br />

Im Heathrow Flughafen halte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> im Hintergrund,<br />

während meine Frau si<strong>ch</strong> und die Kinder einbu<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> sehe die irritierten<br />

Blicke meiner Kinder, die mi<strong>ch</strong> aus den Augen verloren haben und<br />

nun die Mens<strong>ch</strong>enmenge na<strong>ch</strong> mir absu<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> hoffe, daß sie mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

sehen, denn es k<strong>an</strong>n s<strong>ch</strong>limme Auswirkungen haben, wenn sie plötzli<strong>ch</strong><br />

330


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

laut “Papa” und “<strong>Germar</strong>” rufend quer dur<strong>ch</strong> die Abfertigungshalle zu mir<br />

ger<strong>an</strong>nt kommen. Es tut weh, die Kinder so verstört zu sehen.<br />

Und d<strong>an</strong>n geht tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> etwas s<strong>ch</strong>ief. Die Dame am S<strong>ch</strong>alter nimmt<br />

die Flugkarten meiner Frau und vers<strong>ch</strong>windet damit für 5 bis 10 Minuten.<br />

I<strong>ch</strong> werde nervös. Aber s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> stellt si<strong>ch</strong> heraus, daß es nur ein Problem<br />

mit der Reservierung war. Sobald sie ihr Gepäck los ist, ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong><br />

meine Frau, die mi<strong>ch</strong> ebenfalls aus den Augen verloren hat, mit den Kindern<br />

und dem H<strong>an</strong>dgepäck auf den Weg. Sobald sie in der Mens<strong>ch</strong>enmenge<br />

vers<strong>ch</strong>wunden ist, pirs<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> r<strong>an</strong> und helfe ihr beim Tragen des Gepäcks.<br />

Wir verbringen etwa eine halbe Stunde in einem Restaur<strong>an</strong>t und gehen<br />

d<strong>an</strong>n zur Personenkontrolle.<br />

“Würdest du mir den Gefallen erweisen und ni<strong>ch</strong>t wieder zu weinen <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen,<br />

wenn wir uns verabs<strong>ch</strong>ieden?” bittet mi<strong>ch</strong> meine Frau. “Sonst sitzen<br />

wir nämli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>her alle in der Abflughalle und heulen wie die<br />

S<strong>ch</strong>loßhunde, und die Kinder haben während des g<strong>an</strong>zen Fluges eine für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e<br />

Laune.”<br />

“I<strong>ch</strong> werd’s versu<strong>ch</strong>en.” I<strong>ch</strong> nehme es mir wirkli<strong>ch</strong> vor. Aber d<strong>an</strong>n, als<br />

wir uns alle ein letztes Mal umarmen, werden meine Augen feu<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong><br />

k<strong>an</strong>n meine Tränen aber gerade no<strong>ch</strong> unterdrücken.<br />

“Ts<strong>ch</strong>üß Papa.” I<strong>ch</strong> verliere die Kontrolle, aber nur für g<strong>an</strong>z kurz. Und<br />

jetzt, da i<strong>ch</strong> diese Zeilen s<strong>ch</strong>reibe, verliere i<strong>ch</strong> sie wieder.<br />

“Ma<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell, i<strong>ch</strong> halt’s ni<strong>ch</strong>t mehr l<strong>an</strong>ge aus”, dränge i<strong>ch</strong> meine Frau.<br />

Sie versteht und passiert mit den Kindern den Metalldetektor am Flughafen,<br />

ohne si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mal umzudrehen. I<strong>ch</strong> drehe mi<strong>ch</strong> um und gehe zurück Ri<strong>ch</strong>tung<br />

Aufzug, glei<strong>ch</strong>falls ohne au<strong>ch</strong> nur einmal zurückzus<strong>ch</strong>auen.<br />

Absprungvorbereitungen<br />

Auf meinem Rückweg na<strong>ch</strong> Ashford versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong>, mi<strong>ch</strong> auf die vor mir<br />

liegenden Aufgaben zu konzentrieren. Bereits im Juni 1999, während einer<br />

Vortragsreise dur<strong>ch</strong> die Vereinigten Staaten, habe i<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keiten ausgelotet,<br />

in die USA überzusiedeln. Da i<strong>ch</strong> im Laufe des Jahres 1999 erk<strong>an</strong>nt<br />

hatte, daß der Revisionismus nur d<strong>an</strong>n Erfolg haben k<strong>an</strong>n, wenn er in der<br />

Weltspra<strong>ch</strong>e Englis<strong>ch</strong> präsentiert wird, war mein Ents<strong>ch</strong>luß gereift, dies<br />

von den USA aus zu versu<strong>ch</strong>en. Da mi<strong>ch</strong> meine Familie nun verlassen hatte,<br />

gab es ni<strong>ch</strong>ts mehr, was mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> zwingend <strong>an</strong> Engl<strong>an</strong>d b<strong>an</strong>d. Jeder<br />

Winkel, jede Straße, ja sogar jedes Ges<strong>ch</strong>äft und jeder Supermarkt dort sind<br />

<strong>an</strong>gefüllt mit s<strong>ch</strong>merzli<strong>ch</strong>en Erinnerungen <strong>an</strong> meine Familie. Zudem haben<br />

331


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

die USA diese göttli<strong>ch</strong>e Erfindung namens absolute Redefreiheit. Lag es da<br />

ni<strong>ch</strong>t nahe, den Weg ins L<strong>an</strong>d der unbegrenzten Mögli<strong>ch</strong>keiten zu su<strong>ch</strong>en?<br />

Während meiner zweiten Reise in die USA Ende September 1999 gel<strong>an</strong>g<br />

es mir d<strong>an</strong>n tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, bei einem kleinen Verlag eine Stelle als Herausgeber<br />

<strong>an</strong>geboten zu bekommen. S<strong>ch</strong>on damals st<strong>an</strong>d also fest, daß i<strong>ch</strong> in die USA<br />

gehen würde. Alles hing ledigli<strong>ch</strong> von den Einw<strong>an</strong>derungsformalitäten ab,<br />

die si<strong>ch</strong> freili<strong>ch</strong> über viele Monate oder gar Jahre hinziehen können.<br />

Jetzt aber, da in Engl<strong>an</strong>d die Hetzjagd auf mi<strong>ch</strong> begonnen hat, sieht alles<br />

<strong>an</strong>ders aus. I<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t mehr warten, bis i<strong>ch</strong> ein Arbeitsvisum oder eine<br />

Greencard ausgehändigt bekomme. I<strong>ch</strong> würde vielmehr, so bes<strong>ch</strong>lossen<br />

Andy und i<strong>ch</strong> eines Abends, einfa<strong>ch</strong> mit einem Besu<strong>ch</strong>ervisum einreisen.<br />

Alles weitere würde si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n ergeben.<br />

Kaum im Hause Broker <strong>an</strong>gekommen, teilt mir Sally mit, i<strong>ch</strong> solle umgehend<br />

na<strong>ch</strong> Ashford zur Druckerei fahren, um mit Andy alles weitere zu<br />

bespre<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> zögere keine Sekunde, drehe auf dem Absatz um und fahre<br />

na<strong>ch</strong> Ashford. Diesmal allerdings fahre i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t direkt zur Druckerei. Wer<br />

weiß, viellei<strong>ch</strong>t wartet da ja s<strong>ch</strong>on jem<strong>an</strong>d auf mi<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> parke mein Auto<br />

also auf dem Parkplatz des Tesco-Supermarktes und gehe die Hauptstraße<br />

runter, <strong>an</strong>statt in die Seitenstraße zur Druckerei einzubiegen. I<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>e,<br />

von hinten über ein paar <strong>an</strong>dere Grundstücke zur Druckerei zu kommen.<br />

I<strong>ch</strong> habe das niemals zuvor versu<strong>ch</strong>t und weiß gar ni<strong>ch</strong>t, ob es geht, aber<br />

i<strong>ch</strong> habe Glück: all die Fabriken dort haben offene Toren und Türen in den<br />

Zäunen. Si<strong>ch</strong>er ist si<strong>ch</strong>er…<br />

“Hi, <strong>Germar</strong>. Wie war’s in Heathrow?” begrüßt mi<strong>ch</strong> Andy.<br />

“Es ging so. Wir haben es kurz und s<strong>ch</strong>merzlos gema<strong>ch</strong>t, wenigstens<br />

fast.”<br />

“William hat seine Hilfe <strong>an</strong>geboten.”<br />

“Oh, ist er da?”, frage i<strong>ch</strong> Andy.<br />

“Ja, bei der Arbeit. Aber es ist zu laut im Druckraum. Laß ihn seinen Job<br />

fertigma<strong>ch</strong>en, und d<strong>an</strong>n wird er zu Dir kommen und Dir Näheres mitteilen.<br />

Am besten wäre es, mit ihm in den Dunkelraum zu gehen. Da seid ihr ungestört<br />

und es ist ein wenig si<strong>ch</strong>erer.”<br />

“D<strong>an</strong>ke. Ist Howard au<strong>ch</strong> da?”<br />

“Nein, er kommt erst morgen wieder.”<br />

William O’Neil ist Andys einziger professioneller Druckfa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n, das<br />

Juwel seiner M<strong>an</strong>ns<strong>ch</strong>aft, und der Einzige, der ni<strong>ch</strong>t irgendwie politis<strong>ch</strong> aktiv<br />

ist bzw. war. I<strong>ch</strong> frage mi<strong>ch</strong> daher, was ihn dazu bewegt haben mag, mir<br />

seine Hilfe <strong>an</strong>zubieten. Wir ma<strong>ch</strong>en es kurz. Er gibt mir seine Adresse und<br />

Telefonnummer sowie eine Wegbes<strong>ch</strong>reibung zu seinem Hause. Er meint,<br />

332


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

er sei ab etwa 18:00 Uhr abends Zuhause, weswegen i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorher dorthin<br />

kommen solle, da er dort alleine wohne. Er s<strong>ch</strong>lägt vor, daß i<strong>ch</strong> erst<br />

einmal auf unbegrenzte Zeit in dem Zimmer eines seiner Söhne wohnen<br />

k<strong>an</strong>n, der zur Zeit <strong>an</strong> der Universität ist. I<strong>ch</strong> erläutere ihm, daß i<strong>ch</strong> meine<br />

gesamte Computerausrüstung mitbringen müßte, um in den nä<strong>ch</strong>sten Tagen<br />

meinen Ges<strong>ch</strong>äften na<strong>ch</strong>gehen zu können.<br />

“Bist Du damit einverst<strong>an</strong>den?” frage i<strong>ch</strong> ihn.<br />

“Wieviel Zeug ist denn das?”, erwidert er.<br />

“Du hast wohl no<strong>ch</strong> nie einen PC gesehen, oder?” ziehe i<strong>ch</strong> ihn auf. “Es<br />

paßt alles auf einen mittelgroßen S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>. Es ma<strong>ch</strong>t also keine weiteren<br />

Umstände. I<strong>ch</strong> bräu<strong>ch</strong>te ledigli<strong>ch</strong> eine Telefonsteckdose in der Nähe<br />

oder eine entspre<strong>ch</strong>end l<strong>an</strong>ge Verlängerungss<strong>ch</strong>nur.”<br />

Er ist damit einverst<strong>an</strong>den, obwohl i<strong>ch</strong> ein paar Sorgenfalten in seinem<br />

Gesi<strong>ch</strong>t zu erkennen glaube, wohl aus der Befür<strong>ch</strong>tung, i<strong>ch</strong> könne ihm seinen<br />

Haushalt dur<strong>ch</strong>ein<strong>an</strong>derbringen.<br />

“Keine Sorge”, versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> ihn zu beruhigen. “I<strong>ch</strong> arbeite ziemli<strong>ch</strong> lautlos<br />

und ordentli<strong>ch</strong> den g<strong>an</strong>zen Tag l<strong>an</strong>g. Du wirst no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal merken,<br />

daß i<strong>ch</strong> da bin.”<br />

“Gut. Du k<strong>an</strong>nst erst einmal unbes<strong>ch</strong>ränkte Zeit bei mir wohnen, bis eine<br />

<strong>an</strong>dere Lösung zur H<strong>an</strong>d ist.”<br />

“D<strong>an</strong>ke. I<strong>ch</strong> werde wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t länger als zwei oder drei Wo<strong>ch</strong>en<br />

bleiben, bevor i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ins Ausl<strong>an</strong>d abseile.”<br />

“A<strong>ch</strong> ja, für die Wo<strong>ch</strong>enenden werden wir uns etwas <strong>an</strong>deres einfallen<br />

lassen müssen, da i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n meine Mutter bei mir habe, und i<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te<br />

ni<strong>ch</strong>t, daß sie Fragen stellt.”<br />

“Gut. Fürs nä<strong>ch</strong>ste Wo<strong>ch</strong>enende habe i<strong>ch</strong> ohnehin s<strong>ch</strong>on etwas eingepl<strong>an</strong>t<br />

gehabt.”<br />

I<strong>ch</strong> verspre<strong>ch</strong>e ihm, am frühen Abend bei ihm Zuhause zu sein. Ans<strong>ch</strong>ließend<br />

gehe i<strong>ch</strong> zurück zu meinem Auto und fahre zu meiner Mietwohnung,<br />

um all jene Sa<strong>ch</strong>en zusammenzupacken, die i<strong>ch</strong> in den nä<strong>ch</strong>sten Tagen<br />

brau<strong>ch</strong>en werde: Kleidung, Nahrungsmittel, den Papierkram, den i<strong>ch</strong><br />

für meine Arbeit brau<strong>ch</strong>e, und natürli<strong>ch</strong> meinen Re<strong>ch</strong>ner. Das alles dauert<br />

länger, als i<strong>ch</strong> eingepl<strong>an</strong>t hatte, und i<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e mi<strong>ch</strong> erst in der Dämmerung<br />

auf den Weg zu Williams Haus. Auf dem Weg dorthin verfahre i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>,<br />

aber beim zweiten Versu<strong>ch</strong> klappt es d<strong>an</strong>n, und gegen sieben Uhr abends<br />

trudle i<strong>ch</strong> bei ihm ein. William hat mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on erwartet. Er hilft mir, meine<br />

Sa<strong>ch</strong>en in das Zimmer seines Sohnes zu tragen.<br />

Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> provisoris<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet habe, gehe i<strong>ch</strong> zu William<br />

ins Wohnzimmer. Er ist sehr nett und s<strong>ch</strong>altet sogar den Fernseher aus, als<br />

333


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

i<strong>ch</strong> reinkomme. Das ist dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t normal, wenn m<strong>an</strong> englis<strong>ch</strong>e Haushalte<br />

besu<strong>ch</strong>t!<br />

“Darf i<strong>ch</strong> fragen, warum Du mir Deine Hilfe <strong>an</strong>geboten hast? I<strong>ch</strong> meine,<br />

immerhin kennst Du mi<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t, oder?” frage i<strong>ch</strong> g<strong>an</strong>z direkt.<br />

“Nun, i<strong>ch</strong> habe Di<strong>ch</strong> öfter in der Druckerei gesehen, und Du s<strong>ch</strong>einst<br />

kein übler Kerl zu sein. Außerdem glaube i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, daß Du den Ärger, den<br />

Du jetzt hast, verdient hast”, erklärt William.<br />

“Bist Du irgendwie politis<strong>ch</strong> engagiert?”, will i<strong>ch</strong> wissen, neugierig wie<br />

i<strong>ch</strong> bin.<br />

“Nein, i<strong>ch</strong> habe keinerlei politis<strong>ch</strong>e Interessen oder Vorzüge.”<br />

“Wie kommt es d<strong>an</strong>n, daß Du in Andys Druckerei arbeitest?”<br />

William erzählt mir seine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, wie er seine alte Stellung verließ,<br />

wo m<strong>an</strong> sein Fa<strong>ch</strong>wissen als professioneller Druckfa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t zu würdigen<br />

wußte, und wie er si<strong>ch</strong> für eine neue Stelle bewarb. Eine von mehreren<br />

Stellen<strong>an</strong>geboten, die er den regionalen Zeitungen entnahm, kam von<br />

Andy.<br />

“Aber Andys Druckerei ist do<strong>ch</strong> ein Dritte-Welt-Firma mit einem total<br />

veralteten Mas<strong>ch</strong>inenpark, die in Dreck und Unordnung versinkt und in der<br />

totales org<strong>an</strong>isatoris<strong>ch</strong>es Chaos herrs<strong>ch</strong>t. Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> freiwillig dort arbeiten<br />

wollen?”<br />

So hars<strong>ch</strong> dieses Urteil au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint, es stammt von Andy selbst. Er<br />

selbst meinte einmal, er benötige alle paar Jahre einen Br<strong>an</strong>d<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>lag oder<br />

eine Übers<strong>ch</strong>wemmung, damit mal wieder ein Anlaß da sei auszumisten.<br />

“Das stimmt s<strong>ch</strong>on,” erwidert William, “aber i<strong>ch</strong> bin dort der einzige<br />

Fa<strong>ch</strong>m<strong>an</strong>n, und i<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n daher meine eigenen Ideen umsetzen. I<strong>ch</strong> bin fast<br />

so etwas wie mein eigener Boß. Und was am wi<strong>ch</strong>tigsten ist: I<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n hier<br />

mein Hobby voll umsetzen, nämli<strong>ch</strong> Fis<strong>ch</strong>-Poster drucken und vermarkten.<br />

Die Süßwasser-Fis<strong>ch</strong>erei ist nämli<strong>ch</strong> mein Hobby, und Andy gibt mir freie<br />

H<strong>an</strong>d, um es umzusetzen.”<br />

Jetzt ist es <strong>an</strong> mir, meine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu erzählen, denke i<strong>ch</strong>.<br />

“Weißt Du eigentli<strong>ch</strong>, warum i<strong>ch</strong> all den Ärger habe?” frage i<strong>ch</strong> William.<br />

“Ni<strong>ch</strong>t genau, nein. I<strong>ch</strong> habe nur Bru<strong>ch</strong>stücke aufges<strong>ch</strong>nappt. Andy hat<br />

mir mal erklärt, daß Wolfg<strong>an</strong>g irgend etwas Deinem Guta<strong>ch</strong>ten hinzugefügt<br />

hat, ohne Di<strong>ch</strong> darüber zu informieren.”<br />

“Das stimmt. Jetzt, da Du mir Deine Hilfe <strong>an</strong>geboten hast, bist Du dar<strong>an</strong><br />

interessiert, mehr darüber zu hören? Du solltest immerhin wissen, warum<br />

au<strong>ch</strong> Du nun Ärger bekommen könntest, jetzt, da Du einem Kriminellen<br />

334


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

beim Untertau<strong>ch</strong>en hilfst,” erwidere i<strong>ch</strong> mit einem breiten Grinsen im Gesi<strong>ch</strong>t.<br />

Er ist in der Tat neugierig, und so verbringen wir die nä<strong>ch</strong>sten zwei<br />

Stunden damit, indem i<strong>ch</strong> ihm meine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te erzähle.<br />

“Aber warum hast Du dem Geri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t die Wahrheit gesagt? Warum<br />

hast Du ni<strong>ch</strong>t gesagt, wer es war, wenn Du do<strong>ch</strong> uns<strong>ch</strong>uldig warst?” fragt<br />

William mi<strong>ch</strong> etwas verständnislos.<br />

“Du meinst, i<strong>ch</strong> hätte den wahren ‘Täter’ verraten sollen? Es war si<strong>ch</strong>er<br />

dumm von ihm, meinem Guta<strong>ch</strong>ten diese Zusätze hinzuzufügen. Aber objektiv<br />

betra<strong>ch</strong>tet war dies ni<strong>ch</strong>ts, für das irgend jem<strong>an</strong>d eine Gefängnisstrafe<br />

verdient hätte.”<br />

“Aber letztli<strong>ch</strong> bist Du zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.”<br />

“Ja, aber i<strong>ch</strong> war eben so naiv zu glauben, daß mi<strong>ch</strong> ein deuts<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>t<br />

unmögli<strong>ch</strong> für etwas verurteilen würde, wor<strong>an</strong> i<strong>ch</strong> so offenkundig keinen<br />

Anteil hatte. I<strong>ch</strong> nehme <strong>an</strong>, daß das Geri<strong>ch</strong>t ahnte, wer der wirkli<strong>ch</strong>e<br />

‘Täter’ war, aber sie hatten keine Beweise gegen ihn. Bei meiner ersten<br />

Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung im September 1993 hat die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aften viele<br />

Indizien gefunden, die auf den ‘Täter’ hinwiesen, der damals offenbar eine<br />

zentrale, aus dem verborgenen h<strong>an</strong>delnde Rolle für den Revisionismus in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d spielte, und es war klar, daß er damals ein enger Freund von<br />

mir war.<br />

Im August 1994, parallel zum Besu<strong>ch</strong> des israelis<strong>ch</strong>en Staatspräsidenten<br />

Herzog, startete das Bundeskriminalamt d<strong>an</strong>n eine bundesweite Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungsaktion<br />

gegen diese Zentralfigur. Diese zeitli<strong>ch</strong>e Parallele war offenbar<br />

kein Zufall. M<strong>an</strong> wollte dem israelis<strong>ch</strong>en Staatspräsidenten quasi<br />

seinen Kopf präsentieren. An a<strong>ch</strong>t Stellen, bei Verw<strong>an</strong>dten und Bek<strong>an</strong>nten,<br />

wurde alles auf den Kopf gestellt, eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> meiner Wohnung. Aber<br />

glückli<strong>ch</strong>erweise wurden wir von einem Inform<strong>an</strong>ten innerhalb des BKA<br />

gewarnt, und so ging das BKA letztli<strong>ch</strong> völlig leer aus. M<strong>an</strong> sieht also, daß<br />

wir hier und da mit Helfern und Freunden im System re<strong>ch</strong>nen können.<br />

I<strong>ch</strong> nehme <strong>an</strong>, daß der S<strong>ch</strong>auprozeß gegen mi<strong>ch</strong> der letzte Versu<strong>ch</strong> war,<br />

dieser damaligen geheimnisvollen Zentralfigur des deuts<strong>ch</strong>en Revisionismus<br />

habhaft zu werden. Mit der offenen Drohung, mi<strong>ch</strong> als uns<strong>ch</strong>uldigen<br />

Familienvater zweier Kleinkinder ins Gefängnis zu s<strong>ch</strong>icken, hoffte m<strong>an</strong><br />

viellei<strong>ch</strong>t, daß entweder i<strong>ch</strong> den wahren ‘S<strong>ch</strong>uldigen’ präsentiere, oder daß<br />

dieser si<strong>ch</strong> selbst stellt. Aber au<strong>ch</strong> dieser Versu<strong>ch</strong> ist ges<strong>ch</strong>eitert.<br />

M<strong>an</strong> hätte den wahren ‘Täter’ wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> zu der Hö<strong>ch</strong>ststrafe von<br />

fünf Jahren verurteilt, denn die Verbreitung meines Guta<strong>ch</strong>tens war ja nur<br />

einer unter vielen Punkten, die m<strong>an</strong> ihm zu Last gelegt hätte. Wenn also<br />

335


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

überhaupt irgend jem<strong>an</strong>d moralis<strong>ch</strong> verpfli<strong>ch</strong>tet gewesen wäre, die Wahrheit<br />

zu sagen, so wäre es der ‘Täter’ selbst gewesen. Aber der hätte si<strong>ch</strong><br />

selbst massiv belasten müssen, und dazu k<strong>an</strong>n ihn keiner zwingen. Aber<br />

wie dem au<strong>ch</strong> sei, letztli<strong>ch</strong> ist keiner von uns ins Gefängnis geg<strong>an</strong>gen, und<br />

au<strong>ch</strong> alle <strong>an</strong>deren, die in diese Aktion verwickelt waren, sind davongekommen.<br />

Und alle veröffentli<strong>ch</strong>en und arbeiten sie ununterbro<strong>ch</strong>en und ungehindert<br />

weiter im Revisionismus. Was soll’s also?<br />

Obwohl i<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit allem übereinstimme, was mein Freund<br />

so von si<strong>ch</strong> gegeben hat – und i<strong>ch</strong> war wirkli<strong>ch</strong> aufgebra<strong>ch</strong>t über seine unsa<strong>ch</strong>gemäßen<br />

Zusätze zu meinem Guta<strong>ch</strong>ten – so würde i<strong>ch</strong> aber in Sa<strong>ch</strong>en<br />

Redefreiheit niemals jem<strong>an</strong>den verraten, so daß dieser deshalb ins Gefängnis<br />

kommt. So einfa<strong>ch</strong> ist das. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te ja au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, daß mi<strong>ch</strong> jem<strong>an</strong>d<br />

für das verrät und ausliefert, was i<strong>ch</strong> gesagt oder ges<strong>ch</strong>rieben habe.”<br />

Na<strong>ch</strong>dem wir uns ausgespro<strong>ch</strong>en haben, ist es William nun g<strong>an</strong>z offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

wesentli<strong>ch</strong> wohler zumute. I<strong>ch</strong> habe oft bemerkt, daß die Mens<strong>ch</strong>en<br />

in meiner Privatsphäre oft re<strong>ch</strong>t engagiert werden, wenn sie einmal<br />

ein wenig teilhaben dürfen <strong>an</strong> einer e<strong>ch</strong>ten Kriminalges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit einer<br />

Prise Agententätigkeit und Vers<strong>ch</strong>wörung, wie in einem sp<strong>an</strong>nenden Film<br />

eben. Es ist offenbar positiv stimulierend, einmal einen kleinen Anteil <strong>an</strong><br />

einer sol<strong>ch</strong> sp<strong>an</strong>nenden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu haben, vorausgesetzt freili<strong>ch</strong>, m<strong>an</strong><br />

bekommt dadur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t selbst zu viel Ärger…<br />

In der folgenden Zeit versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> zu org<strong>an</strong>isieren, was vor meiner Abreise<br />

no<strong>ch</strong> auf die S<strong>ch</strong>nelle org<strong>an</strong>isiert werden muß: Wi<strong>ch</strong>tige Korrespondenz,<br />

Bestellungen abarbeiten, das Bu<strong>ch</strong> Riese auf tönernen Füßen sowie<br />

die Ausgabe 4/1999 von VffG zum Drucker bringen, und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> meine<br />

zweite Identität in meiner Heimatsiedlung auflösen. Peter kam aus dem<br />

Ni<strong>ch</strong>ts und vers<strong>ch</strong>windet wieder im Ni<strong>ch</strong>ts. Howard ist mir eine große Hilfe<br />

dabei. Er mietet für mi<strong>ch</strong> einen Kleinlaster, und wir beide tr<strong>an</strong>sportieren all<br />

mein Hab und Gut na<strong>ch</strong> Ashford und lagern es vorübergehend in einem<br />

Container auf dem Grundstück von Williams Druckerei. Dort bleibt es sol<strong>an</strong>ge,<br />

bis i<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>eid gebe, wohin es vers<strong>ch</strong>ifft werden soll. Howard erklärt<br />

si<strong>ch</strong> damit einverst<strong>an</strong>den, von mir als Vers<strong>an</strong>dmens<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gestellt zu<br />

werden. Zudem erhält er Unters<strong>ch</strong>riftsbere<strong>ch</strong>tigung zu meinem englis<strong>ch</strong>en<br />

B<strong>an</strong>kkonto, so daß er bei meiner Abwesenheit alle notwendigen ges<strong>ch</strong>äftli<strong>ch</strong>en<br />

Dinge erledigen k<strong>an</strong>n. Dies wird mir erlauben, über eine unbestimmte<br />

Zeit hinweg die Illusion aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten, i<strong>ch</strong> sei na<strong>ch</strong> wie vor in Engl<strong>an</strong>d<br />

– und zwar sowohl bei den Behörden als au<strong>ch</strong> bei meinen Kunden.<br />

Das einzige wirkli<strong>ch</strong> Problem wird die Korrespondenz sein, die mir na<strong>ch</strong>ges<strong>an</strong>dt<br />

werden muß, was wohl Wo<strong>ch</strong>en in Anspru<strong>ch</strong> nehmen wird.<br />

336


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Als Howard und i<strong>ch</strong> zu meiner B<strong>an</strong>k gehen, begrüßt mi<strong>ch</strong> der B<strong>an</strong>k<strong>an</strong>gestellte<br />

freundli<strong>ch</strong>:<br />

“Guten Tag, Mr. S<strong>ch</strong>eerer! Wie können wir Ihnen heute helfen?”<br />

M<strong>an</strong> fühlt si<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> wie zu Hause, wenn einen die Leute beim Namen<br />

nennen und einen ni<strong>ch</strong>t ständig als Nazi bes<strong>ch</strong>impfen. I<strong>ch</strong> werde das vermissen.<br />

Mein kleiner Lagerraum, den i<strong>ch</strong> für Bü<strong>ch</strong>er <strong>an</strong>gemietet habe, muß<br />

glei<strong>ch</strong>falls ausgeräumt werden. I<strong>ch</strong> hoffe bloß, daß der Verwalter des Lagers<br />

ni<strong>ch</strong>ts von der Sunday Telegraph Affäre mitbekommen hat.<br />

“Wie geht’s Dir, <strong>Germar</strong>?” begrüßt er mi<strong>ch</strong> freundli<strong>ch</strong>. Das ist wie Balsam<br />

auf offene Wunden. Zumindest bin i<strong>ch</strong> für ihn no<strong>ch</strong> kein Monster. I<strong>ch</strong> stelle<br />

ihm also Howard vor als denjenigen, der meine Ges<strong>ch</strong>äfte in den nä<strong>ch</strong>sten<br />

Monaten abwickeln wird.<br />

In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit sagen meine Ges<strong>ch</strong>wister einen Besu<strong>ch</strong> ab, den sie<br />

für das Wo<strong>ch</strong>enende na<strong>ch</strong> meinem Geburtstag eingepl<strong>an</strong>t hatten. Meine<br />

Frau hat sie inzwis<strong>ch</strong>en über den S<strong>ch</strong>lamassel informiert, in dem i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />

gerade befinde. I<strong>ch</strong> bin etwas niederges<strong>ch</strong>lagen <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts dieser Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t.<br />

I<strong>ch</strong> hätte etwas Zerstreuung dur<strong>ch</strong>aus brau<strong>ch</strong>en können, aber wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

haben sie re<strong>ch</strong>t. Nun müßte i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> John absagen, der meinen<br />

Ges<strong>ch</strong>wistern seine Bed-<strong>an</strong>d-Breakfast-Zimmer in L<strong>an</strong>gley zur verfügen<br />

stellen wollte. Good old John, über 70 Jahre alt, ist in den letzten Jahren ein<br />

enger Freund von uns geworden, insbesondere meiner Frau. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te ihn<br />

ni<strong>ch</strong>t mit meinen Problemen beunruhigen. Es war für ihn s<strong>ch</strong>on hart genug,<br />

daß mi<strong>ch</strong> meine Frau mit den Kindern verlassen hat. I<strong>ch</strong> erkläre John also,<br />

daß i<strong>ch</strong> statt meiner Ges<strong>ch</strong>wister bei ihm überna<strong>ch</strong>ten werde, da meine Ges<strong>ch</strong>wister<br />

mein Doppelbett bevorzugen (was John wohl denken mag?). Auf<br />

diese Weise komme i<strong>ch</strong> am Wo<strong>ch</strong>enende aus Williams Haus heraus, und<br />

John ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> keine Sorgen…<br />

S<strong>ch</strong>lagartig fällt mir ein, daß i<strong>ch</strong> einen weiteren für das glei<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>enende<br />

<strong>an</strong>gekündigten Besu<strong>ch</strong>er völlig vergessen habe. Marc Dufour, ein<br />

fr<strong>an</strong>zösis<strong>ch</strong>er Revisionist, will mi<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>en, um mit mir die Veröffentli<strong>ch</strong>ung<br />

eines Bu<strong>ch</strong>es Die Lüge spri<strong>ch</strong>t zw<strong>an</strong>zig Spra<strong>ch</strong>en zu bespre<strong>ch</strong>en, das<br />

er während der letzten Jahre verfaßt hat. Er hat mir die Re<strong>ch</strong>te dazu <strong>an</strong>geboten.<br />

Soviel i<strong>ch</strong> weiß, hat er bereits die Fahrkarte für den K<strong>an</strong>altunnel gekauft.<br />

Er wird si<strong>ch</strong>er böse auf mi<strong>ch</strong> sein, wenn i<strong>ch</strong> ihm absage. I<strong>ch</strong> rufe ihn<br />

von einem öffentli<strong>ch</strong>en Telefon <strong>an</strong> und bei<strong>ch</strong>te ihm, daß i<strong>ch</strong> ihn unter keinen<br />

Umständen am kommenden Wo<strong>ch</strong>enende sehen k<strong>an</strong>n. Er ist einges<strong>ch</strong>nappt.<br />

Aber i<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n ihm no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal erklären, warum i<strong>ch</strong> ihn<br />

ni<strong>ch</strong>t treffen k<strong>an</strong>n, habe also keine Mögli<strong>ch</strong>keit, seinen Zorn zu besänftigen.<br />

337


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Andy und Howard verspre<strong>ch</strong>en mir, mein Hab und Gut auf den Weg zu<br />

s<strong>ch</strong>icken, sobald i<strong>ch</strong> ihnen mitgeteilt habe, wo i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> aufhalte. I<strong>ch</strong> gebe<br />

Andy einen S<strong>ch</strong>eck über 3.000 englis<strong>ch</strong>e Pfund und bitte ihn, diesen<br />

S<strong>ch</strong>eck erst einzurei<strong>ch</strong>en, na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> das L<strong>an</strong>d verlassen habe. Als Gegenleistung<br />

vereinbaren wir, daß Andy mir am Vorabend meiner Abreise<br />

3.000 britis<strong>ch</strong>e Pfund in bar übergibt. Auf diese Weise habe i<strong>ch</strong> genug Bargeld<br />

für die Reise und löse bei meiner B<strong>an</strong>k keine Alarmglocken aus. M<strong>an</strong><br />

weiß ja nie…<br />

Als nä<strong>ch</strong>stes muß i<strong>ch</strong> einen Weg finden, dieses L<strong>an</strong>d unbemerkt zu verlassen.<br />

Engl<strong>an</strong>d, i<strong>ch</strong> mag Di<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong>, und eigentli<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t<br />

gehen. Aber <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>einend magst Du mi<strong>ch</strong> überhaupt ni<strong>ch</strong>t leiden. Du<br />

s<strong>ch</strong>einst mi<strong>ch</strong> zu hassen. I<strong>ch</strong> habe verst<strong>an</strong>den, obwohl i<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er bin, daß<br />

Du Deine Ansi<strong>ch</strong>t ändertest, wenn Du mir nur zuhören würdest. I<strong>ch</strong> bekomme<br />

s<strong>ch</strong>on beim bloßen Ged<strong>an</strong>ken, Engl<strong>an</strong>d zu verlassen, Heimweh.<br />

Es ist zu gefährli<strong>ch</strong>, das L<strong>an</strong>d per Flugzeug zu verlassen. Als i<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>d<br />

im Juni 1999 für eine zweiwö<strong>ch</strong>ige Tour dur<strong>ch</strong> die USA verließ, kontrollierte<br />

ein Si<strong>ch</strong>erheitsbeamter am Flughafen Heathrow meinen Paß und<br />

stutzte:<br />

“Sind Sie deuts<strong>ch</strong>er Staats<strong>an</strong>gehöriger?” frug er mi<strong>ch</strong>.<br />

“Ja, warum?”<br />

“Warum beginnen Sie Ihre Reise d<strong>an</strong>n hier in London?”<br />

“Weil i<strong>ch</strong> hier in Engl<strong>an</strong>d wohne.”<br />

“Wo wohnen Sie denn?” hakte er na<strong>ch</strong>.<br />

“In L<strong>an</strong>gley.”<br />

“Haben Sie irgendwel<strong>ch</strong>e britis<strong>ch</strong>e Ausweispapiere?”<br />

“Ähhh – i<strong>ch</strong> habe nur meinen Sozialversi<strong>ch</strong>erungsausweis.”<br />

“Das geht in Ordnung. K<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> den sehen.”<br />

I<strong>ch</strong> gab ihm den Ausweis, und mit Paß und Ausweis versehen verließ der<br />

Beamte die S<strong>ch</strong>alterhalle dur<strong>ch</strong> eine Hintertür. Minuten vergingen. Mein<br />

Herz s<strong>ch</strong>lug merkli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neller, und i<strong>ch</strong> fing zu s<strong>ch</strong>witzen <strong>an</strong>. Dies war das<br />

erste Mal seit meiner Flu<strong>ch</strong>t aus Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, daß i<strong>ch</strong> einer Paßkontrolle<br />

unterzogen wurde. Was würde ges<strong>ch</strong>ehen? Und i<strong>ch</strong> Idiot sagte ihm au<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong> wohnte in L<strong>an</strong>gley. Mein englis<strong>ch</strong>er Sozialversi<strong>ch</strong>erungsausweis<br />

ist allerdings auf Hastings ausgestellt, auf Howards Wohnung. Oh, Junge!<br />

Das konnte Ärger geben!<br />

Der Beamte kam s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> zurück und gab mir Paß und Ausweis mit<br />

der knappen Bemerkung zurück, es sei alles in Ordnung.<br />

Wel<strong>ch</strong> eine Erlei<strong>ch</strong>terung!<br />

338


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong> diese ängstigenden Minuten erinnernd, ist mir klar, daß ein einziger<br />

Eintrag in irgendeiner Si<strong>ch</strong>erheits-Datenb<strong>an</strong>k am Flughafen dazu führen<br />

k<strong>an</strong>n, daß die g<strong>an</strong>ze Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te bei der nä<strong>ch</strong>sten Kontrolle weniger<br />

glimpfli<strong>ch</strong> ausgeht. Zudem muß i<strong>ch</strong> den britis<strong>ch</strong>en Behörden ja keine offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Spur hinterlassen, indem mein Name als Passagier eines Fluges<br />

von London in die USA feierli<strong>ch</strong> auf allerlei englis<strong>ch</strong>en Computern abgelegt<br />

wird. Es ist also ratsam, Engl<strong>an</strong>d ni<strong>ch</strong>t von einem Flughafen aus zu<br />

verlassen. Es ist aber au<strong>ch</strong> keine Alternative, den Ärmelk<strong>an</strong>al zu überqueren,<br />

denn die Paßkontrollen sind dort relative streng. Die einzige Option ist<br />

daher Irl<strong>an</strong>d. Unabhängiges Südirl<strong>an</strong>d. Es sollte kein großes Problem sein,<br />

das Iris<strong>ch</strong>e Meer mit einer Fähre zu überqueren, zumal Südirl<strong>an</strong>d im Gegensatz<br />

zu Nordirl<strong>an</strong>d ja keine Si<strong>ch</strong>erheitsprobleme hat. I<strong>ch</strong> hoffe daher,<br />

daß die Paßkontrollen auf der Fähre re<strong>ch</strong>t las<strong>ch</strong> sind. William teilt mir mit,<br />

daß es sogar Zugfahrkarten gibt, die das Fährticket glei<strong>ch</strong> mit beinhalten.<br />

Als nä<strong>ch</strong>stes fahre i<strong>ch</strong> also zum nä<strong>ch</strong>st größeren Bahnhof, um herauszufinden,<br />

was so eine Fahrkarte kostet. Es stellt si<strong>ch</strong> heraus, daß m<strong>an</strong> bei Kauf<br />

einer sol<strong>ch</strong>en Karte seinen Namen und seine Adresse <strong>an</strong>geben muß. Allerdings<br />

bedarf es keines Ausweises. I<strong>ch</strong> kaufe also eine sol<strong>ch</strong>e Fahrkarte<br />

na<strong>ch</strong> Dublin für das Wo<strong>ch</strong>enende des 13. November auf meinen “zweiten”<br />

fals<strong>ch</strong>en Namen. Das klappt ja wie am S<strong>ch</strong>nür<strong>ch</strong>en.<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> meine Mietwohnung übergabebereit, so daß<br />

Howard beim Auslaufen des Mietvertrages im J<strong>an</strong>uar 2001 nur no<strong>ch</strong> wenig<br />

Arbeit haben wird. Na<strong>ch</strong> get<strong>an</strong>er Arbeit verlasse i<strong>ch</strong> meine liebgewonnene<br />

Siedlung zum letzten Mal. Die Sonne steht tief am Horizont und s<strong>ch</strong>eint in<br />

wunderbarem Gold über die Weiden. Sogar die S<strong>ch</strong>afe sind aus purem<br />

Gold. I<strong>ch</strong> mag gar ni<strong>ch</strong>t gehen. Ist das ni<strong>ch</strong>t viellei<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong> nur ein Alptraum?<br />

K<strong>an</strong>n mi<strong>ch</strong> denn niem<strong>an</strong>d aufwecken?<br />

I<strong>ch</strong> halte <strong>an</strong>, steige aus meinem Auto aus und setze mi<strong>ch</strong> auf eine B<strong>an</strong>k,<br />

um ein letztes mal den Sonnenunterg<strong>an</strong>g daheim zu erleben. I<strong>ch</strong> werde<br />

für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>es Heimweh bekommen. S<strong>ch</strong>au es Dir genau <strong>an</strong>. Präge Dir dieses<br />

farbenprä<strong>ch</strong>tige Bild ein! Dies ist das letzte Mal, daß Du es zu Gesi<strong>ch</strong>t<br />

bekommst. Dies wird Dein Seelenfutter sein für die vielen kargen Jahre in<br />

der Fremde, die womögli<strong>ch</strong> nun vor Dir liegen…<br />

Es ist Donnerstag Abend. Mein Zug fährt am Samstag. I<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ließe<br />

mi<strong>ch</strong>, den Abend in einer mittelalterli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>enke im nä<strong>ch</strong>sten Dorf zu<br />

verbringen, meiner Lieblingsgaststätte. Während i<strong>ch</strong> <strong>an</strong> der Bar stehe und<br />

auf meine Bestellung warte, bemerke i<strong>ch</strong> ein junges Paar mit einer Dame<br />

mittleren Alters. Die beiden Damen spre<strong>ch</strong>en mit s<strong>ch</strong>werem deuts<strong>ch</strong>en<br />

Akzent mit dem jungen M<strong>an</strong>n, mitein<strong>an</strong>der jedo<strong>ch</strong> spre<strong>ch</strong>en die Damen<br />

339


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

deuts<strong>ch</strong>. Wel<strong>ch</strong> eine wunderbare Gelegenheit zu meinem Lieblingsspiel!<br />

I<strong>ch</strong> gehe auf ihren Tis<strong>ch</strong> zu, s<strong>ch</strong>on allein, um ni<strong>ch</strong>t völlig alleine zu sein.<br />

I<strong>ch</strong> f<strong>an</strong>ge eine Konversation auf Englis<strong>ch</strong> <strong>an</strong>. Der junge M<strong>an</strong>n ist offenbar<br />

Engländer, aber die beiden Damen sind Deuts<strong>ch</strong>e. Sie bemerken aber<br />

ni<strong>ch</strong>t, daß i<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>er bin. Der Engländer bemerkt zwar meinen Akzent,<br />

k<strong>an</strong>n ihn aber ni<strong>ch</strong>t einordnen, und das, obwohl er mit einer Deuts<strong>ch</strong>en<br />

verlobt ist. I<strong>ch</strong> lasse sie alle raten, was meine Mutterspra<strong>ch</strong>e ist. I<strong>ch</strong><br />

liebe dieses Spiel, denn es errät fast niem<strong>an</strong>d mehr auf Anhieb, und au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t beim zweiten oder dritten Anlauf, daß i<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>er bin. Als i<strong>ch</strong> es<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> preisgebe, sind die beiden Damen sehr überras<strong>ch</strong>t. Ob i<strong>ch</strong><br />

denn die g<strong>an</strong>ze Zeit verst<strong>an</strong>den hätte, was sie geheimnisvoll mitein<strong>an</strong>der<br />

bespro<strong>ch</strong>en hätten. Das ist ja der Spaß am G<strong>an</strong>zen! In der S<strong>ch</strong>ule habe i<strong>ch</strong><br />

Englis<strong>ch</strong> mit einer 5 abges<strong>ch</strong>lossen. Und nun erkennt m<strong>an</strong> kaum mehr<br />

meinen Akzent. Wenigstens eine kleine Genugtuung! Der Abend ist erfolgrei<strong>ch</strong><br />

in dem Sinne, daß er mi<strong>ch</strong> völlig von meinen Sorgen und Nöten<br />

ablenkt.<br />

Am nä<strong>ch</strong>sten Tag arbeite i<strong>ch</strong> die restli<strong>ch</strong>en bürokratis<strong>ch</strong>en Kleinigkeiten ab<br />

und packe meine sieben Sa<strong>ch</strong>en. Am Abend, als i<strong>ch</strong> die letzten Dinge zusammenkrame,<br />

bemerke i<strong>ch</strong>, daß mein Paß ni<strong>ch</strong>t dort ist, wo i<strong>ch</strong> glaube, ihn<br />

zuletzt hingelegt zu haben. I<strong>ch</strong> werde nervös. Wo ist mein Paß? Die Nervosität<br />

steigert si<strong>ch</strong> zusehends. I<strong>ch</strong> öffne alle Kartons und Pakete wieder, die i<strong>ch</strong><br />

gerade erst zugeklebt habe. I<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>e alles, drehe jeden Papierstapel<br />

zweimal um. Ni<strong>ch</strong>ts. Er ist vers<strong>ch</strong>wunden.<br />

Als William von der Arbeit zurückkommt, beri<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> ihm von diesem<br />

Malheur. Er ruft Andy <strong>an</strong>, um das für diesen Abend arr<strong>an</strong>gierte Treffen zur<br />

Übergabe der £3.000 zu strei<strong>ch</strong>en. Ans<strong>ch</strong>ließend dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>en wir zusammen<br />

no<strong>ch</strong> einmal all meine Unterlagen und gehen alle meine H<strong>an</strong>dlungen<br />

und Aufenthaltsorte der letzten Tage dur<strong>ch</strong>.<br />

Am Samstag Morgen, dem Tag meiner gepl<strong>an</strong>ten Abfahrt, fahre i<strong>ch</strong> zu<br />

Andys Haus und beri<strong>ch</strong>te ihm vom verlorenen Paß. Wir su<strong>ch</strong>en sein Haus<br />

ab. Viellei<strong>ch</strong>t habe i<strong>ch</strong> den Paß ja dort liegen lassen. Aber wir finden<br />

ni<strong>ch</strong>ts.<br />

I<strong>ch</strong> fahre in meine leere Mietwohnung, aber au<strong>ch</strong> dort ist ni<strong>ch</strong>ts zu finden.<br />

Habe i<strong>ch</strong> den Paß in jener stürmis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>t verloren, als i<strong>ch</strong> über die<br />

Weiden von hinten zu meiner Wohnung ging? Nein, daß k<strong>an</strong>n ni<strong>ch</strong>t sein,<br />

da i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> definitiv erinnere, ihn in Williams Wohnung abgelegt zu haben.<br />

Oder liegt er viellei<strong>ch</strong>t bei John, wo i<strong>ch</strong> am vorigen Wo<strong>ch</strong>enende<br />

überna<strong>ch</strong>tete? Aber au<strong>ch</strong> dort ist ni<strong>ch</strong>ts zu finden.<br />

340


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

Verlor i<strong>ch</strong> ihn am Donnerstag Abend in der S<strong>ch</strong>enke, als i<strong>ch</strong> meine<br />

Windjacke a<strong>ch</strong>tlos auf den Stapel mit den <strong>an</strong>deren Jacken warf? I<strong>ch</strong> rufe<br />

dort <strong>an</strong>, aber au<strong>ch</strong> dort wurde ni<strong>ch</strong>ts gefunden. Au<strong>ch</strong> alle Na<strong>ch</strong>fragen <strong>an</strong><br />

ähnli<strong>ch</strong>en Orten, wo i<strong>ch</strong> in den letzten zehn Tagen war, ergeben ni<strong>ch</strong>ts. Wo<br />

ist dieses verdammt Ding?<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Davies, der vierte M<strong>an</strong>n in Andys Druckerei, versu<strong>ch</strong>t mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong><br />

diesem Wo<strong>ch</strong>enende etwas aufzumuntern. Da i<strong>ch</strong> am Wo<strong>ch</strong>enende ja ni<strong>ch</strong>t<br />

bei William s<strong>ch</strong>lafen k<strong>an</strong>n, läßt mi<strong>ch</strong> Mi<strong>ch</strong>ael am Samstag und Sonntag bei<br />

si<strong>ch</strong> wohnen. Er nimmt mi<strong>ch</strong> zu einem ausgedehnten Spazierg<strong>an</strong>g um den<br />

Devil’s Dyke nördli<strong>ch</strong> von Brighton mit. Außerdem gehen wir zusammen<br />

Badminton spielen. Er s<strong>ch</strong>lägt mi<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> habe seit 10 Jahren ni<strong>ch</strong>t mehr gespielt,<br />

und es ist daher kein Wunder, daß i<strong>ch</strong> mit ihm ni<strong>ch</strong>t mithalten k<strong>an</strong>n.<br />

Mi<strong>ch</strong>ael meint, er trainiere insgeheim, weil ihn Andy s<strong>ch</strong>on seit einigen<br />

Monaten einlädt, seiner Badminton-Gruppe beizutreten, aber er will si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t blamieren und trainiert deswegen, um sie d<strong>an</strong>n mit einer gr<strong>an</strong>diosen<br />

Leistung zu beeindrucken. Das wird Dir zweifellos gelingen, Mi<strong>ch</strong>ael! I<strong>ch</strong><br />

hatte vor drei Jahren ni<strong>ch</strong>t die geringsten Probleme, Andy und seine Freunde<br />

zu s<strong>ch</strong>lagen, selbst in der s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Form, in der i<strong>ch</strong> damals s<strong>ch</strong>on war.<br />

Du wirst sie daher alle besiegen!<br />

Während wir weiterhin na<strong>ch</strong> meinem Paß su<strong>ch</strong>en, ents<strong>ch</strong>ließe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>,<br />

bei der deuts<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft in London einen neuen ausgestellt zu bekommen.<br />

I<strong>ch</strong> sammle daher alle notwendigen Informationen. Es stellt si<strong>ch</strong> heraus,<br />

daß m<strong>an</strong> einen provisoris<strong>ch</strong>en Paß s<strong>ch</strong>on in ein paar Tagen bekommen<br />

k<strong>an</strong>n. Die Ausstellung eines ri<strong>ch</strong>tigen Passes benötigt aber etwa 6 Wo<strong>ch</strong>en,<br />

aber er k<strong>an</strong>n als Eins<strong>ch</strong>reiben <strong>an</strong> eine Postadresse ges<strong>an</strong>dt werden. Das ist<br />

gut, denn i<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te do<strong>ch</strong> verhindern, zweimal in die Höhle des Löwen<br />

gehen zu müssen. Am Montag lasse i<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st einen Satz Paßbilder von<br />

mir ma<strong>ch</strong>en. Seit fast zwei Wo<strong>ch</strong>en habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on ni<strong>ch</strong>t mehr rasiert.<br />

Na<strong>ch</strong> über drei Jahren in Engl<strong>an</strong>d hat mein Elektrorasierer immer no<strong>ch</strong> einen<br />

deuts<strong>ch</strong>en Stecker, und mein Adapter ist gut verstaut in irgendeinem<br />

Karton. Da k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ni<strong>ch</strong>ts ma<strong>ch</strong>en. Die Paßbilder sehen d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> erwartungsgemäß<br />

s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong> aus. I<strong>ch</strong> muß aber wohl gestehen, daß sie mir irgendwie<br />

ähnli<strong>ch</strong> sehen müssen.<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend geht es per Bahn na<strong>ch</strong> London Victoria, und von dort bahne<br />

i<strong>ch</strong> mir meinen Weg dur<strong>ch</strong> Londons U-Bahn-System zur deuts<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft.<br />

I<strong>ch</strong> betrete das Gebäude mit einem ungeheuer flauen Gefühl in der<br />

Magengegend. Es ist kaum jem<strong>an</strong>d im Wartesaal, und so erhalte i<strong>ch</strong> die<br />

auszufüllenden Formulare s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> wenigen Minuten. Jetzt kommt es<br />

341


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

darauf <strong>an</strong>. I<strong>ch</strong> händige der Dame am S<strong>ch</strong>alter meine Unterlagen aus, und<br />

Sie fängt <strong>an</strong>, meine Daten in den Computer einzutippen.<br />

Mal sehen, was passiert.<br />

Sie zögert und s<strong>ch</strong>aut si<strong>ch</strong> irgend etwas näher am Bilds<strong>ch</strong>irm <strong>an</strong>. D<strong>an</strong>n<br />

legt sie meinen Antrag zur Seite und kommt zum S<strong>ch</strong>alter zurück:<br />

“Würden Sie bitte einen Augenblick l<strong>an</strong>g Platz nehmen, Herr S<strong>ch</strong>eerer?”<br />

“Warum? Stimmt was ni<strong>ch</strong>t?”<br />

“Es gibt da ein Problem. I<strong>ch</strong> muß erst meinen Chef fragen. Bitte setzen<br />

Sie si<strong>ch</strong> dort einen Moment hin”<br />

I<strong>ch</strong> rie<strong>ch</strong>e eine Falle. Die Dame steht da und wartet, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> endli<strong>ch</strong><br />

setze. Also tue i<strong>ch</strong> ihr den Gefallen und setze mi<strong>ch</strong>. Kaum daß i<strong>ch</strong> sitze,<br />

verläßt sie den S<strong>ch</strong>alterraum dur<strong>ch</strong> eine Hintertür. Und kaum daß sie<br />

den S<strong>ch</strong>alterraum verlassen hat, springe i<strong>ch</strong> auf und verlasse die Bots<strong>ch</strong>aft<br />

in zügigem S<strong>ch</strong>ritt. Du betrittst besser keinen deuts<strong>ch</strong>en Boden mehr, no<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t einmal eine deuts<strong>ch</strong>e Bots<strong>ch</strong>aft! Die haben Di<strong>ch</strong> g<strong>an</strong>z offenbar in ihrer<br />

Datenb<strong>an</strong>k entspre<strong>ch</strong>end vermerkt!<br />

Draußen <strong>an</strong>gekommen, ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> im Eils<strong>ch</strong>ritt auf den Weg zum<br />

nä<strong>ch</strong>sten U-Bahn-Eing<strong>an</strong>g. Als i<strong>ch</strong> eine Straße einen Block hinter der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Bots<strong>ch</strong>aft überqueren will, stoppt plötzli<strong>ch</strong> ein großes s<strong>ch</strong>warzes Auto<br />

vor mir und versperrt mir den Weg. Mein Herz bliebt fast stehen.<br />

“Können Sie mir sagen, wo der Hamilton Crescent ist?” fragt mi<strong>ch</strong> der<br />

Fahrer. Gott sei D<strong>an</strong>k nur eine dumme Frage! Nein, i<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>n ihm ni<strong>ch</strong>t helfen,<br />

und selbst wenn i<strong>ch</strong> es könnte, so würde i<strong>ch</strong> mir bestimmt jetzt keine Zeit<br />

für ausführli<strong>ch</strong>e Wegbes<strong>ch</strong>reibungen nehmen. No<strong>ch</strong> um zwei Ecken herum,<br />

und Londons Untergrund vers<strong>ch</strong>luckt mi<strong>ch</strong> wieder. Auf und davon.<br />

Sobald i<strong>ch</strong> zurück bin, gehe i<strong>ch</strong> zur nä<strong>ch</strong>sten öffentli<strong>ch</strong>en Telefonzelle<br />

und rufe die deuts<strong>ch</strong>e Bots<strong>ch</strong>aft <strong>an</strong>. M<strong>an</strong> verbindet mi<strong>ch</strong> mit der Dame, die<br />

mi<strong>ch</strong> zuvor bedient hat. I<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>uldige mi<strong>ch</strong> dafür, daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t warten<br />

konnte, und frage sie, ob sie inzwis<strong>ch</strong>en herausgefunden hat, wo das Problem<br />

liegt.<br />

“Es liegt ein Paßverweigerungsgrund gegen Sie vor” erklärt sie.<br />

Mi<strong>ch</strong> unwissend stellend, frage i<strong>ch</strong>: “Was heißt das denn?”<br />

“Das heißt, daß wir ihnen keinen neuen Paß ausstellen dürfen.”<br />

“Und warum ni<strong>ch</strong>t, wenn i<strong>ch</strong> fragen darf?”<br />

“Das k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> Ihnen leider ni<strong>ch</strong>t sagen. Unser Datensatz enthält keine Informationen<br />

über den Grund.”<br />

Sie ist womögli<strong>ch</strong> sogar aufri<strong>ch</strong>tig und sie weiß wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, was gegen<br />

mi<strong>ch</strong> vorliegt. Nun, i<strong>ch</strong> selbst weiß es natürli<strong>ch</strong>, aber i<strong>ch</strong> verkneife es<br />

342


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

mir, ihr irgend etwas zu erzählen. I<strong>ch</strong> lege also auf, trotte etwas deprimiert<br />

zu meinem Auto zurück und fahre zurück zu Williams Haus.<br />

Was könnte i<strong>ch</strong> sonst no<strong>ch</strong> unternehmen? Viellei<strong>ch</strong>t muß i<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>d ja<br />

gar ni<strong>ch</strong>t verlassen? Viellei<strong>ch</strong>t können mi<strong>ch</strong> die britis<strong>ch</strong>en Behörden aus juristis<strong>ch</strong>en<br />

Gründen gar ni<strong>ch</strong>t ausliefern? Wie wäre es also, wenn i<strong>ch</strong> zur<br />

Abwe<strong>ch</strong>slung mal juristis<strong>ch</strong>en Rat einhole? S<strong>ch</strong>on in den Anf<strong>an</strong>gszeit meines<br />

Aufenthalts in Engl<strong>an</strong>d habe i<strong>ch</strong> Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen,<br />

der in derartigen Fällen Erfahrung hat. Er kennt meinen Fall und hat<br />

womögli<strong>ch</strong> sogar in den Medien verfolgt, was gegen mi<strong>ch</strong> im G<strong>an</strong>ge ist.<br />

I<strong>ch</strong> fahre also zurück in die Großstadt zu einem öffentli<strong>ch</strong>en Telefon und<br />

rufe ihn <strong>an</strong>. Wie si<strong>ch</strong> herausstellt, hat er die Medienkampagne gegen mi<strong>ch</strong><br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> verfolgt und ist voll im Bild, was si<strong>ch</strong> ereignet.<br />

“Was meinen Sie also, was hö<strong>ch</strong>stwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> passieren wird, wenn<br />

m<strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> findet?” frage i<strong>ch</strong> ihn.<br />

“Die europäis<strong>ch</strong>en Auslieferungsgesetze haben si<strong>ch</strong> in den letzten Jahren<br />

massiv geändert. Soweit i<strong>ch</strong> es verst<strong>an</strong>den habe, wurden Sie in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

für ein Vergehen verurteilt, das formell gesehen au<strong>ch</strong> hier in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

ein Vergehen darstellt mit einer ähnli<strong>ch</strong>en Straf<strong>an</strong>drohung. Unter diesen<br />

Umständen werden EU-Bürger sofort ausgeliefert, und zwar ohne das<br />

Re<strong>ch</strong>t auf eine juristis<strong>ch</strong>e Anhörung.”<br />

“Aber das Vergehen, das i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> beg<strong>an</strong>gen habe, würde in Engl<strong>an</strong>d<br />

do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal zu einem Ermittlungsverfahren führen, von einer<br />

Verurteilung g<strong>an</strong>z zu s<strong>ch</strong>weigen” erwidere i<strong>ch</strong>.<br />

“Das ist si<strong>ch</strong>er ri<strong>ch</strong>tig, aber Sie werden keinen einzigen englis<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>ter<br />

dazu bringen, si<strong>ch</strong> Ihren Fall <strong>an</strong>zuhören. Ihr Fall wird auf einer reinen<br />

Verwaltungsebene beh<strong>an</strong>delt werden. Die Justiz spielt darin gar keine Rolle.<br />

I<strong>ch</strong> sehe es daher als 99,9% si<strong>ch</strong>er <strong>an</strong>, daß Ihnen niem<strong>an</strong>d bei dem zuhören<br />

wird, was Sie zu sagen haben. Sie haben einfa<strong>ch</strong> kein Re<strong>ch</strong>t auf eine juristis<strong>ch</strong>e<br />

Anhörung.”<br />

“Es gibt also keinerlei Hoffnung?”<br />

“Leider nein.”<br />

“D<strong>an</strong>ke s<strong>ch</strong>ön für diesen Rat.”<br />

Ist dies das Ende vom Lied?<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en su<strong>ch</strong>en alle fieberhaft na<strong>ch</strong> meinem Paß, aber ohne Ergebnis.<br />

William fragt sogar bei den örtli<strong>ch</strong>en Polizeidienststellen <strong>an</strong>, ob dort irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

deuts<strong>ch</strong>en Ausweispapiere gefunden wurden. Aber au<strong>ch</strong> dort<br />

ist das Ergebnis glei<strong>ch</strong> Null. Es hätte mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zu Tode ers<strong>ch</strong>rocken, sollte<br />

die Antwort der Polizei positiv gewesen sein. Das hätte immerhin die perfekte<br />

Falle sein können.<br />

343


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Nun heißt es also umpl<strong>an</strong>en. Ohne Paß k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in die Staaten reisen,<br />

aber der mir verbliebene Personalausweis gibt mir wenigstens no<strong>ch</strong><br />

Reisefreiheit innerhalb Europas. I<strong>ch</strong> bitte Howard daher, meine abgelaufene<br />

Fahrkarte na<strong>ch</strong> Dublin in nä<strong>ch</strong>ster Zeit zurückzugeben und zu versu<strong>ch</strong>en,<br />

sie wenigstens teilweise erstattet zu bekommen. Zudem gebe i<strong>ch</strong><br />

meinen englis<strong>ch</strong>en Freunden nun meine geänderten Pläne bek<strong>an</strong>nt: I<strong>ch</strong><br />

werde das L<strong>an</strong>d in Ri<strong>ch</strong>tung Südirl<strong>an</strong>d verlassen und mi<strong>ch</strong> dort für die<br />

nä<strong>ch</strong>sten Jahre unter einer neuen Identität verstecken. Ein Freund von mir<br />

wohnt dort und erklärt si<strong>ch</strong> spont<strong>an</strong> bereit, mi<strong>ch</strong> unterzubringen und beim<br />

Aufbau einer neuen Identität zu helfen.<br />

Aufgrund der dur<strong>ch</strong> diesen Aufst<strong>an</strong>d hervorgerufenen Verzögerung<br />

komme i<strong>ch</strong> immerhin no<strong>ch</strong> in die Lage, die Druckfahnen des Bu<strong>ch</strong>es Riese<br />

auf tönernen Füßen, die am Mittwo<strong>ch</strong> vom Drucker kommen, Korrekturlesen<br />

zu können. Was für ein Glück im Unglück: Die Seitenzahlen im Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

sind völlig dur<strong>ch</strong>ein<strong>an</strong>dergewürfelt. Was für ein Desaster<br />

wäre das gewesen, hätte i<strong>ch</strong> es ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> in letzter Stunde korrigieren<br />

können…<br />

Am Donnerstag erledige i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n die letzte Korrespondenz und f<strong>an</strong>ge<br />

wieder einmal <strong>an</strong>, alles einzupacken, diesmal für eine Reise mit meinem<br />

kleinen Renault Clio auf einer <strong>an</strong>deren Fähre über das Iris<strong>ch</strong>e Meer. Andy<br />

bekommt Bes<strong>ch</strong>eid, daß i<strong>ch</strong> ihn am Freitag Abend treffen mö<strong>ch</strong>te, um die<br />

3.000 Pfund zu erhalten. Und während i<strong>ch</strong> so meine sieben Sa<strong>ch</strong>en packe,<br />

klappe i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einen kleinen Karton auf, den i<strong>ch</strong> mir für jene Sa<strong>ch</strong>en zurückgelegt<br />

habe, die in letzter Sekunde einzupacken sind. Die in den letzten<br />

Tagen bearbeiteten Briefe und Dokumente werde i<strong>ch</strong> in diesem Karton ablegen.<br />

I<strong>ch</strong> traue meinen Augen ni<strong>ch</strong>t: In diesem Karton liegt mein Paß obenauf<br />

und grinst mir fre<strong>ch</strong> ins Gesi<strong>ch</strong>t! Halleluja! Aber d<strong>an</strong>n greife i<strong>ch</strong> mir <strong>an</strong> den<br />

Kopf. Warum habe i<strong>ch</strong> nie in diesem Karton na<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>aut? Und wieso zum<br />

Teufel habe i<strong>ch</strong> meinen Paß in diesen Karton gelegt, der do<strong>ch</strong> dazu bestimmt<br />

ist, mit all meinem <strong>an</strong>deren Hab und Gut im Fra<strong>ch</strong>tcontainer auf die<br />

Überführung zu warten? Meinen Paß muß i<strong>ch</strong> aber do<strong>ch</strong> immer bei mir haben.<br />

<strong>Germar</strong>, Du bist ein selten dämli<strong>ch</strong>es Riesenrindvieh! Meine Unfähigkeit<br />

zu su<strong>ch</strong>en war ja s<strong>ch</strong>on immer legendär.<br />

Als William na<strong>ch</strong> Hause kommt, beri<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> ihm sofort die frohe Bots<strong>ch</strong>aft,<br />

ermahne ihn aber zuglei<strong>ch</strong>, es niem<strong>an</strong>dem zu sagen. Denn falls es<br />

irgendwo im System ein Leck gibt, so wird die in den letzten zehn Tagen<br />

verbreitete Desinformation Gold wert sein.<br />

344


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

“Das ist genial! Hast Du das von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> so gepl<strong>an</strong>t? War das alles<br />

eine Show, was Du hier abgezogen hast?” fragt er mi<strong>ch</strong> völlig überwältigt.<br />

“Nein, nein, das war leider alles e<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> war wirkli<strong>ch</strong> am Ende mit<br />

meinen Nerven. I<strong>ch</strong> weiß wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, warum i<strong>ch</strong> meinen Paß zu den Bürosa<strong>ch</strong>en<br />

gepackt habe. Aber wie dem au<strong>ch</strong> sei. Das g<strong>an</strong>ze Theater kommt<br />

uns jetzt sehr gelegen, denn jetzt glaubt jeder, daß i<strong>ch</strong> meinen Paß verloren<br />

habe. I<strong>ch</strong> habe das sogar David Irving per Email mitgeteilt. I<strong>ch</strong> bin mir<br />

ziemli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er, daß si<strong>ch</strong> diese s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t mittlerweile weiter verbreitet<br />

hat. Und sogar die deuts<strong>ch</strong>en Behörden glauben nun, daß i<strong>ch</strong> in Engl<strong>an</strong>d<br />

in einer Falle sitze. Laß sie das ruhig alle weiter glauben!”<br />

“Das ist perfekt!” meint William.<br />

Ins L<strong>an</strong>d der unbegrenzten Unmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

Am Tag darauf besorge i<strong>ch</strong> mir ein zweites Mal ein Zugticket na<strong>ch</strong> Dublin.<br />

Diesmal hält mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts mehr auf! (Hoffentli<strong>ch</strong>…)<br />

Gegen 8 Uhr abends treffe i<strong>ch</strong> Andy vor einem italienis<strong>ch</strong>en Restaur<strong>an</strong>t.<br />

Er überrei<strong>ch</strong>t mir das Geld und lädt mi<strong>ch</strong> zu einem letzten Abendessen in<br />

Engl<strong>an</strong>d ein. Fast drei Stunden l<strong>an</strong>g sitzen wir zusammen und plaudern<br />

über alles Mögli<strong>ch</strong>e, und natürli<strong>ch</strong> über meine Pläne, eine neue Existenz in<br />

Irl<strong>an</strong>d aufzubauen. Er muß ja au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wissen, daß i<strong>ch</strong> meinen Paß wieder<br />

gefunden habe. Also lasse i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ihn in seinem Glauben.<br />

Was wäre i<strong>ch</strong> ohne sol<strong>ch</strong>e Freunde?<br />

Mein Zug fährt am frühen Samstag Morgen ab, dem 20. November 1999.<br />

No<strong>ch</strong> vor der Morgendämmerung verlasse i<strong>ch</strong> Williams Haus. I<strong>ch</strong> wähle<br />

einen Umweg und fahre die Straßen meiner Heimat ab. Ein letztes Mal<br />

werfe i<strong>ch</strong> einen Blick auf die l<strong>an</strong>gsam in der Dämmerung erwa<strong>ch</strong>ende Natur.<br />

I<strong>ch</strong> parke mein Auto in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Howard hat<br />

verspro<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong> des Autos <strong>an</strong>zunehmen und es dem örtli<strong>ch</strong>en Renault-<br />

Händler zu verkaufen. Mit sieben Jahren, 130.000 km und dem Lenkrad auf<br />

der fals<strong>ch</strong>en Seite wird er dafür wohl kein Geld bekommen.<br />

Meine Zugreise zum Fährhafen in Pembroke über London ist absolut<br />

entsp<strong>an</strong>nend, vergli<strong>ch</strong>en mit den letzten drei Wo<strong>ch</strong>en. Im Fährhafen muß<br />

i<strong>ch</strong> mein Reisegepäck, das aus nur einer Reisetas<strong>ch</strong>e besteht, einem Hafenarbeiter<br />

übergeben und in einen Bus einsteigen. Das ma<strong>ch</strong>t mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on etwas<br />

nervös. Ma<strong>ch</strong>t keine Fehler, Jungs! Diese Tas<strong>ch</strong>e ist alles, was i<strong>ch</strong> besitze!<br />

I<strong>ch</strong> hoffe zudem, daß i<strong>ch</strong> im ri<strong>ch</strong>tigen Bus sitze, der in die ri<strong>ch</strong>tige<br />

Fähre einfährt.<br />

345


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Im Innern der Fähre sagt m<strong>an</strong> uns d<strong>an</strong>n, daß wir uns um unser Gepäck<br />

ni<strong>ch</strong>t zu kümmern brau<strong>ch</strong>en, da es im Gepäckabteil des Busses bleibt. Wir<br />

würden es na<strong>ch</strong> der Ankunft in Dublin ausgehändigt bekommen. Wie<br />

kommt es bloß, daß mi<strong>ch</strong> das alles nervös ma<strong>ch</strong>t?<br />

So selbstverständli<strong>ch</strong> es au<strong>ch</strong> ist, daß es beim Verlassen Großbrit<strong>an</strong>niens<br />

keine Ausweiskontrollen gibt, es beruhigt mi<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> ungemein, keine englis<strong>ch</strong>en<br />

Uniformierten zu sehen. Die Reise verläuft ruhig, ja geradezu<br />

l<strong>an</strong>gweilig. Aber wer wollte si<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>weren. Ein kurzer Flirt mit einer der<br />

jungen Damen im Delikatessenladen ist das aufregendste, was diese Fähre<br />

zu bieten hat. Die Filme im Kino interessieren mi<strong>ch</strong> überhaupt ni<strong>ch</strong>t, und<br />

zum S<strong>ch</strong>lafen bin i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t müde genug. So vertreibe i<strong>ch</strong> mir halt die<br />

Zeit damit, endlos in die Iris<strong>ch</strong>e See zu starren und meine Ged<strong>an</strong>ken treiben<br />

zu lassen: Zuerst die ents<strong>ch</strong>windende heimatli<strong>ch</strong>e britis<strong>ch</strong>e Küste, und<br />

d<strong>an</strong>n, na<strong>ch</strong> etwa zwei Stunden, die si<strong>ch</strong> nähernde iris<strong>ch</strong>e Küste.<br />

Bei der Ankunft in Irl<strong>an</strong>d verhält es si<strong>ch</strong> freili<strong>ch</strong> etwas <strong>an</strong>ders in Sa<strong>ch</strong>en<br />

Ausweiskontrolle, aber mehr als ein flü<strong>ch</strong>tiger Blick in meinen Paß erfolgt<br />

au<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t. Keine Sc<strong>an</strong>ner oder Computer weit und breit in Si<strong>ch</strong>t. Das<br />

ist eben der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en einem Flughafen und einem Fährhafen.<br />

I<strong>ch</strong> mag das!<br />

“Wo kommen Sie her?” fragt mi<strong>ch</strong> einer der iris<strong>ch</strong>en Beamten. Er erwis<strong>ch</strong>t<br />

mi<strong>ch</strong> auf dem fals<strong>ch</strong>en Bein.<br />

“Aus Engl<strong>an</strong>d, natürli<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> meine, die g<strong>an</strong>ze Fähre kommt do<strong>ch</strong> aus<br />

Engl<strong>an</strong>d, oder?”<br />

Was für eine blöde Frage war denn das? Viellei<strong>ch</strong>t wollte er ja wissen,<br />

wo i<strong>ch</strong> wohne, aber meine Antwort auf diese Frage hätte genauso gelautet.<br />

Wie dem au<strong>ch</strong> sei, den Beamten kümmert es ni<strong>ch</strong>t, und er läßt mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>st<strong>an</strong>dslos<br />

passieren. Es dauert ein paar Minuten, bis i<strong>ch</strong> mein Gepäck ausgehändigt<br />

bekomme, und einige weitere, bis i<strong>ch</strong> herausgefunden habe, wo<br />

denn ein Bus na<strong>ch</strong> Dublin abfährt. Wie si<strong>ch</strong> herausstellt, ist der Fährhafen<br />

re<strong>ch</strong>t weit südli<strong>ch</strong> von Dublin gelegen, der Flughafen aber liegt nördli<strong>ch</strong><br />

der Stadt. I<strong>ch</strong> muß folgli<strong>ch</strong> in der Stadtmitte umsteigen. Als i<strong>ch</strong> endli<strong>ch</strong> im<br />

Flughafen <strong>an</strong>komme, ist es s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> 18:00 Uhr, und keine der Fluggesells<strong>ch</strong>aften,<br />

die Flüge in die Staaten <strong>an</strong>bieten, hat mehr offen. Eine Putzfrau<br />

sagt mir, i<strong>ch</strong> müsse am nä<strong>ch</strong>sten Morgen wiederkommen, so gegen 8<br />

Uhr. I<strong>ch</strong> bin enttäus<strong>ch</strong>t. Eigentli<strong>ch</strong> wollte i<strong>ch</strong> so s<strong>ch</strong>nell wie mögli<strong>ch</strong> aus<br />

Europa vers<strong>ch</strong>winden. Aber da ja niem<strong>an</strong>d weiß, daß i<strong>ch</strong> hier bin, ist es eigentli<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> egal.<br />

I<strong>ch</strong> frage einen Taxifahrer na<strong>ch</strong> einer günstigen Überna<strong>ch</strong>tungsmögli<strong>ch</strong>keit,<br />

und der nimmt die Gelegenheit beim S<strong>ch</strong>opfe, um mi<strong>ch</strong> zurück zur In-<br />

346


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

nenstadt zu fahren, wo seiner Erfahrung na<strong>ch</strong> die billigsten Unterkünfte zu<br />

finden sind. Während der halbstündigen Fahrt entwickelt si<strong>ch</strong> ein nettes<br />

Gesprä<strong>ch</strong> über die Engländer, die Iren und die Deuts<strong>ch</strong>en und deren Beziehungen<br />

zuein<strong>an</strong>der.<br />

Es stellt si<strong>ch</strong> heraus, daß der Taxifahrer mi<strong>ch</strong> bei einer Art Jugendherberge<br />

abgeliefert hat. Dort muß i<strong>ch</strong> meinen Ausweis als Si<strong>ch</strong>erheit hinterlegen,<br />

und der Angestellte <strong>an</strong> der Rezeption trägt alle mögli<strong>ch</strong>en persönli<strong>ch</strong>en<br />

Daten in seinen Computer ein. Muß das sein, das hier wieder mal alle mögli<strong>ch</strong>en<br />

Spuren gelegt werden? Nun ja, es ist wohl unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, daß<br />

diese billige Absteige einen direkten heißen Draht na<strong>ch</strong> London oder gar<br />

Berlin hat, also was soll’s.<br />

Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> ein wenig von meiner Futterration zu mir genommen habe,<br />

ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> einen Bummel dur<strong>ch</strong> Dublins Innenstadt. Da wir uns s<strong>ch</strong>on auf<br />

Weihna<strong>ch</strong>ten zu bewegen, erstrahlt die Stadt im au<strong>ch</strong> hier übli<strong>ch</strong>en Weihna<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>muck.<br />

Allerdings bin i<strong>ch</strong> etwas enttäus<strong>ch</strong>t über diese Stadt. I<strong>ch</strong><br />

hatte sie mir etwas fußgänger- und touristenfreundli<strong>ch</strong>er vorgestellt. Aber<br />

zumal i<strong>ch</strong> hier ja ni<strong>ch</strong>t bleiben will, k<strong>an</strong>n’s mir au<strong>ch</strong> egal sein…<br />

Ges<strong>ch</strong>lafen wird in einem großen S<strong>ch</strong>lafraum mit zehn <strong>an</strong>deren Kerlen<br />

zusammen. Um 5:30 ist für mi<strong>ch</strong> die Na<strong>ch</strong>t allerdings s<strong>ch</strong>on zu Ende. Na<strong>ch</strong><br />

einer warmen Dus<strong>ch</strong>e und einem hastigen Frühstück geht es d<strong>an</strong>n per Taxi<br />

zurück zum Flughafen. I<strong>ch</strong> bin allerdings zu früh und muß etwa eine Stunde<br />

warten, bevor die S<strong>ch</strong>alter der Fluggesells<strong>ch</strong>aften aufma<strong>ch</strong>en. Es ist gar<br />

ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong>, <strong>an</strong> diesem Sonntag für den glei<strong>ch</strong>en Tag ein Flugticket in<br />

die Staaten zu bekommen, aber na<strong>ch</strong> ein biß<strong>ch</strong>en hin und her, und um 1.000<br />

iris<strong>ch</strong>e Pfund ärmer, gelingt es s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>. Flugziel: Huntsville, Alabama,<br />

via New York. Geradewegs zu Robert Countess. Er hat mi<strong>ch</strong> für seinen<br />

Verlag <strong>an</strong>geheuert, und nun wird er mit der Tatsa<strong>ch</strong>e leben müssen, daß i<strong>ch</strong><br />

frühzeitig und völlig un<strong>an</strong>gemeldet bei ihm hereins<strong>ch</strong>neie.<br />

Allerdings geht es zunä<strong>ch</strong>st auf einen Umweg. Der Flug geht über Sh<strong>an</strong>non<br />

in Südwest-Irl<strong>an</strong>d. Dort müssen alle Passagiere, die weiter na<strong>ch</strong> New<br />

York fliegen, das Flugzeug verlassen und dur<strong>ch</strong> die Einw<strong>an</strong>derungskontrolle<br />

der US-Behörden gehen. Es ist mir neu, daß die US-Behörden diese<br />

Formalitäten bereits auf ausländis<strong>ch</strong>em Boden erledigen, aber mir soll das<br />

re<strong>ch</strong>t sein. Viellei<strong>ch</strong>t ist dies sogar ein großer Vorteil für mi<strong>ch</strong>. Denn für<br />

den Fall der Fälle, daß m<strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> abweisen sollte, str<strong>an</strong>de i<strong>ch</strong> g<strong>an</strong>z einfa<strong>ch</strong><br />

in Irl<strong>an</strong>d. Das wäre ohnehin das L<strong>an</strong>d meiner zweiten Wahl gewesen. Würde<br />

i<strong>ch</strong> in den USA abgewiesen werden, würde m<strong>an</strong> mi<strong>ch</strong> womögli<strong>ch</strong> sogar<br />

verhaften und in einen Flieger na<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>d oder Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zurücksen-<br />

347


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

den und die dortigen Behörden au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einweihen. Von daher k<strong>an</strong>n mir<br />

eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts Besseres passieren.<br />

Als EU-Staatsbürger muß m<strong>an</strong> für Urlaubs- und Ges<strong>ch</strong>äftsreisen in die<br />

USA Gott sei D<strong>an</strong>k kein Visum haben, sondern vor der Paßkontrolle nur<br />

ein kleines grünes Formular ausfüllen und Fragen des Stils “Waren Sie<br />

Mitglied in einer Nazi-Org<strong>an</strong>isation” oder “Sind Sie zu zwei Gefängnisstrafen<br />

von zusammen mehr als zwei Jahren Haft verurteilt worden” be<strong>an</strong>tworten<br />

(knapp drunter, Leute!).<br />

Freili<strong>ch</strong> weiß i<strong>ch</strong>, daß dieser sogen<strong>an</strong>nte Visa-Waiver kein Weg ist, um<br />

in die Staaten einzuw<strong>an</strong>dern oder au<strong>ch</strong> nur, um dort temporär zu arbeiten.<br />

Mit Robert Countess hatte i<strong>ch</strong> diesbezügli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on einen heftigen Streit.<br />

S<strong>ch</strong>on Anf<strong>an</strong>g Oktober hatte dieser eine Einw<strong>an</strong>derungs<strong>an</strong>wältin ausfindig<br />

gema<strong>ch</strong>t, die si<strong>ch</strong> um meine Einreise kümmern sollte. Und diese Dame habe,<br />

so Countess, steif und fest behauptet, i<strong>ch</strong> könne mit einem Visa-Waiver<br />

kommen und mein Status könne d<strong>an</strong>n hier <strong>an</strong>gepaßt werden. I<strong>ch</strong> habe ihm<br />

kein Wort geglaubt, denn auf dem Visa-Waiver steht explizit, daß diese<br />

zeitli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkte Aufenthaltserlaubnis ni<strong>ch</strong>t zur Aufnahme irgendwel<strong>ch</strong>er<br />

Erwerbstätigkeiten bere<strong>ch</strong>tigt und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in eine <strong>an</strong>dere umgeändert<br />

werden k<strong>an</strong>n. Aber Dr. Countess best<strong>an</strong>d darauf, daß eine sol<strong>ch</strong>e Anpassung<br />

mögli<strong>ch</strong> sei, da dies zweimal von besagter Anwältin bestätigt worden<br />

sei. Aber wie dem au<strong>ch</strong> sei, i<strong>ch</strong> habe nun keine Wahl mehr, und wenn<br />

si<strong>ch</strong> später herausstellen sollte, daß mein Aufenthaltsstatus ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>gepaßt<br />

werden k<strong>an</strong>n, so werden wir eben eine <strong>an</strong>dere Lösung finden müssen.<br />

Der US-Grenzbeamte sieht mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong> und fragt mi<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> meinem Flugticket.<br />

“Sie haben ja nur einen Hinflug. Mit einem einfa<strong>ch</strong>en Flug können wir<br />

Ihnen die Einreise ni<strong>ch</strong>t genehmigen. Sie müssen s<strong>ch</strong>on ein Rückflugticket<br />

vorzeigen.”<br />

S<strong>ch</strong>…e. Was soll i<strong>ch</strong> denn darauf <strong>an</strong>tworten?<br />

“Ja, aber i<strong>ch</strong> weiß no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, w<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> zurückkehren werde. Deshalb<br />

habe i<strong>ch</strong> erst einmal nur einen einfa<strong>ch</strong>en Flug gebu<strong>ch</strong>t.” Erkläre i<strong>ch</strong> ihm.<br />

“Was ist denn der Zweck Ihrer Reise?” fragt er.<br />

“I<strong>ch</strong> bin dabei, mit meinem Verlag in den US-Markt zu exp<strong>an</strong>dieren, und<br />

will deshalb so eine Art Zweigstelle in den USA eröffnen. Das brau<strong>ch</strong>t einige<br />

Zeit, und i<strong>ch</strong> werde eine Menge herumreisen.”<br />

Er mustert mi<strong>ch</strong> von oben bis unten, s<strong>ch</strong>aut si<strong>ch</strong> mein unrasiertes Gesi<strong>ch</strong>t<br />

<strong>an</strong> und meine lässige Reisekleidung und s<strong>ch</strong>eint mir ni<strong>ch</strong>t so re<strong>ch</strong>t zu glauben.<br />

Nun ja, zugegebenermaßen, i<strong>ch</strong> sehe ni<strong>ch</strong>t gerade wie ein Ges<strong>ch</strong>äftsm<strong>an</strong>n<br />

aus, der sein Unternehmen auf Weltmaßstab exp<strong>an</strong>dierten will. Aber<br />

348


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

das ist ja genau das, was i<strong>ch</strong> vorhabe und weshalb i<strong>ch</strong> mit Robert Countess<br />

dieses Ges<strong>ch</strong>äftsabkommen ges<strong>ch</strong>lossen habe. Und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> will i<strong>ch</strong><br />

wirkli<strong>ch</strong> irgendw<strong>an</strong>n zurück na<strong>ch</strong> Engl<strong>an</strong>ds Sonnens<strong>ch</strong>einküste, wenn m<strong>an</strong><br />

mi<strong>ch</strong> nur läßt…<br />

Der Grenzbeamte murmelt etwas vor si<strong>ch</strong> hin, ma<strong>ch</strong>t seinen Stempel in<br />

meinen Paß, und meint beiläufig: “Das nä<strong>ch</strong>ste Mal besorgen Sie si<strong>ch</strong> besser<br />

ein Rückflugticket.”<br />

Nun, i<strong>ch</strong> mag Rückflugtickets, aber die haben für mi<strong>ch</strong> den Haken, daß<br />

sie eben ni<strong>ch</strong>t funktionieren. Es wären für mi<strong>ch</strong> leider Tickets ohne Wiederkehr…<br />

Und das war’s. Hurra! I<strong>ch</strong> bin dur<strong>ch</strong>!<br />

Der Flug na<strong>ch</strong> New York ist so l<strong>an</strong>gweilig wie alle Flüge, und in New<br />

York muß i<strong>ch</strong> mehrere Stunden auf meinen Ans<strong>ch</strong>lußflug na<strong>ch</strong> Huntsville<br />

warten. Dort komme i<strong>ch</strong> gegen 9 Uhr abends <strong>an</strong>. Bob Countess ist zu dieser<br />

für ihn fortges<strong>ch</strong>rittenen Zeit bestimmt s<strong>ch</strong>on im Bett, und so versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />

erst gar ni<strong>ch</strong>t, ihn <strong>an</strong>zurufen. Statt dessen rufe i<strong>ch</strong> Jack Stevens <strong>an</strong>, einen<br />

Freund von Bob, den i<strong>ch</strong> bei meinen letzten zwei Kurzbesu<strong>ch</strong>en im Juni<br />

und September kurz besu<strong>ch</strong>t habe. Er und seine Frau Suz<strong>an</strong> sind um diese<br />

Zeit bestimmt no<strong>ch</strong> auf. Allerdings geht keiner <strong>an</strong>s Telefon. Erst beim dritten<br />

Anlauf klappt es d<strong>an</strong>n.<br />

“Hallo?”<br />

“Hi Jack, i<strong>ch</strong> bin’s <strong>Germar</strong>”<br />

“Oh! Wie geht’s Dir denn?”<br />

“D<strong>an</strong>ke, gut. Hor<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong> bin hier in Huntsville am Flughafen.”<br />

“Oh, wirkli<strong>ch</strong>? Du hast es also ges<strong>ch</strong>afft, aus dem belagerten Europa<br />

herauszukommen, wie? I<strong>ch</strong> wußte gar ni<strong>ch</strong>t, daß Du kommen würdest!”<br />

“Ja, i<strong>ch</strong> bin raus. Und daß es keiner weiß, ist ja genau der Sinn des g<strong>an</strong>zen<br />

Spiels. Ob i<strong>ch</strong> wohl heute Na<strong>ch</strong>t bei Dir überna<strong>ch</strong>ten darf?”<br />

“Klar. Mein Haus soll au<strong>ch</strong> Dein Haus sein. Weiß Bob, daß Du hier<br />

bist?”<br />

“Nein. Keiner weiß es. Du bist der erste, dem i<strong>ch</strong> es sage. Weißt Du, i<strong>ch</strong><br />

wollte Bob so spät ni<strong>ch</strong>t mehr belästigen, weil er bestimmt s<strong>ch</strong>on s<strong>ch</strong>läft.<br />

Deswegen habe i<strong>ch</strong> sofort Di<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gerufen. Kommst Du mi<strong>ch</strong> abholen, bitte?”<br />

“Das geht s<strong>ch</strong>on in Ordnung. Du bist hier wirkli<strong>ch</strong> willkommen. Du<br />

k<strong>an</strong>nst sogar länger bei uns bleiben, wenn Du willst. I<strong>ch</strong> werde in etwa einer<br />

halben Stunde am Flughafen sein.”<br />

“D<strong>an</strong>ke. Und sag bitte no<strong>ch</strong> niem<strong>an</strong>dem etwas, ja?”<br />

“Klar. Bis glei<strong>ch</strong>.”<br />

349


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Bis glei<strong>ch</strong>.”<br />

Na<strong>ch</strong> einer halben Stunde ist Jack d<strong>an</strong>n tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> da, und wir fahren zu<br />

seinem Haus. Suz<strong>an</strong> heißt mi<strong>ch</strong> auf ihre herzli<strong>ch</strong>e Weise willkommen, so<br />

daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> wie daheim fühle. I<strong>ch</strong> habe die Stevens’ erst zweimal<br />

relativ kurz gesehen, aber das hat ausgerei<strong>ch</strong>t, um daraus eine wahre und<br />

zuverlässige Freunds<strong>ch</strong>aft werden zu lassen. S<strong>ch</strong>ön zu wissen, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />

auf sie verlassen k<strong>an</strong>n.<br />

Am nä<strong>ch</strong>sten Morgen ruft Jack Bob <strong>an</strong> und teilt ihm mit, daß hier eine<br />

große Überras<strong>ch</strong>ung auf ihn warte, weshalb er do<strong>ch</strong> bitte so s<strong>ch</strong>nell wie<br />

mögli<strong>ch</strong> vorbeikommen möge. Er sagt Bob ni<strong>ch</strong>t, was es ist, das er hier abholen<br />

soll, obwohl Bob ihn re<strong>ch</strong>t massiv bedrängt.<br />

Einige Stunden später ers<strong>ch</strong>eint Bob d<strong>an</strong>n in seinem neuen VW Käfer<br />

und die Überras<strong>ch</strong>ung steht ihm wahrli<strong>ch</strong> ins Gesi<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>rieben, als er<br />

mi<strong>ch</strong> erblickt. Auf unserm Weg zu seinem Haus erzähle i<strong>ch</strong> ihm d<strong>an</strong>n von<br />

meiner Odyssee. Bei ihm <strong>an</strong>gekommen, frage i<strong>ch</strong> ihn soglei<strong>ch</strong>, ob i<strong>ch</strong><br />

Catherine Link in Cincinnati <strong>an</strong>rufen darf, die i<strong>ch</strong> im September bei Irvings<br />

Real History Konferenz kennenlernte. Freili<strong>ch</strong> darf i<strong>ch</strong>, sagt er. I<strong>ch</strong> bräu<strong>ch</strong>te<br />

ni<strong>ch</strong>t einmal zu fragen.<br />

Catherine fällt aus allen Wolken, als i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> bei ihr melde. S<strong>ch</strong>nell vereinbaren<br />

wir, daß i<strong>ch</strong> sie am nä<strong>ch</strong>sten Wo<strong>ch</strong>enende besu<strong>ch</strong>en komme, wenn<br />

ihre Kinder bei ihrem Vater zu Besu<strong>ch</strong> sind und sie sturmfreie Bude hat. Ans<strong>ch</strong>ließend<br />

<strong>an</strong> dieses Gesprä<strong>ch</strong> erklärt mir Bob, daß er si<strong>ch</strong> von dieser Anwältin<br />

getrennt habe, da sie offenbar inkompetent gewesen sei. Er habe jetzt eine<br />

Adresse eines Einw<strong>an</strong>derungs<strong>an</strong>walts in Birmingham, ein Orientale, der ihm<br />

sehr bew<strong>an</strong>dert und engagiert ers<strong>ch</strong>eint. Wir bes<strong>ch</strong>ließen, ihn <strong>an</strong>zurufen und<br />

für die kommende Wo<strong>ch</strong>e einen Besu<strong>ch</strong>stermin bei ihm auszuma<strong>ch</strong>en.<br />

Am Samstag Morgen fliege i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n na<strong>ch</strong> Cincinnati, und Catherine holt<br />

mi<strong>ch</strong> am Flughafen ab. Sie lädt mi<strong>ch</strong> zu einem Mittagessen bei LaRosa’s<br />

Pizzeria ein. I<strong>ch</strong> nehme die Gelegenheit wahr und frage sie, ob sie viellei<strong>ch</strong>t<br />

dar<strong>an</strong> interessiert sei, bei dem Verlag, den i<strong>ch</strong> nun zusammen mit<br />

Bob Countess aufbauen will, als Sekretärin <strong>an</strong>gestellt zu werden. Sie ist geradezu<br />

enthusiastis<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts dieser Gelegenheit und sagt sofort zu.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Essen mö<strong>ch</strong>te mir Catherine d<strong>an</strong>n ihr Haus zeigen, daß sie gerade<br />

zum Verkauf <strong>an</strong>geboten hat. Wir steigen also wieder in ihr Auto und<br />

fahren ein paar Kilometer weiter. Während wir uns ihrem Haus nähern, reduziert<br />

sie das Tempo und wird zusehends nervös.<br />

“Oh mein Gott, da sind je überall Polizisten.”<br />

“Fünf Streifenwagen.” zähle i<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>wind.<br />

350


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

“Du mußt wissen, daß i<strong>ch</strong> Ärger mit meinem Sohn Paul habe. Er ma<strong>ch</strong>t<br />

gerade eine Zw<strong>an</strong>gstherapie wegen S<strong>ch</strong>izophrenie mit und ist gestern aus<br />

dem Kr<strong>an</strong>kenhaus geflohen, wo er auf Anordnung der Polizei eigentli<strong>ch</strong><br />

hätte bleiben sollen”, erklärt Catherine.<br />

“Demna<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>t die Polizei na<strong>ch</strong> ihm?” frage i<strong>ch</strong>.<br />

“I<strong>ch</strong> bin mir fast si<strong>ch</strong>er. Sieh nur, das ist mein Haus. Sie haben mein<br />

Haus umstellt!”<br />

Catherine fährt g<strong>an</strong>z l<strong>an</strong>gsam am Haus vorbei. Plötzli<strong>ch</strong> wird einer der<br />

Polizisten argwöhnis<strong>ch</strong> ob des l<strong>an</strong>gsam vorbeifahrenden Autos und kommt<br />

daher auf unser Auto zu. In Sekunden sind wir von etwa zehn Polizisten<br />

umgeben, einige von ihnen zielen mit ihren Pistolen auf uns.<br />

“Oh mein Gott, die zielen auf Di<strong>ch</strong>!” s<strong>ch</strong>reit Catherine auf.<br />

“Hände ho<strong>ch</strong>!”, s<strong>ch</strong>reit einer der Polizisten, aber irgendwie k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

glauben, daß die mi<strong>ch</strong> meinen. Das k<strong>an</strong>n ja gar ni<strong>ch</strong>t sein. Warum sollten sie?<br />

I<strong>ch</strong> öffne also die Tür, um zu fragen, was eigentli<strong>ch</strong> los ist, aber das war ein<br />

verhängnisvoller Fehler. Die Polizisten sind extrem nervös und ho<strong>ch</strong>erregt.<br />

Sie interpretieren dies offenbar als Bedrohung. Einer der Polizisten hält mir<br />

seine Pistole ins Gesi<strong>ch</strong>t. Ein <strong>an</strong>derer zerrt mi<strong>ch</strong> aus dem Auto und drückt<br />

mi<strong>ch</strong> bäu<strong>ch</strong>lings auf den Rasen. Ein dritter legt mir H<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>ellen <strong>an</strong>. Rats<strong>ch</strong>-<br />

Rats<strong>ch</strong>. Das war’s…<br />

Alle sind für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong> aufgeregt, vor allem Catherine, die die Polizisten<br />

verzweifelt davon zu überzeugen versu<strong>ch</strong>t, daß i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t der bin, für den sie<br />

mi<strong>ch</strong> halten.<br />

“Das ist ni<strong>ch</strong>t mein Sohn. Ihr habt den Fals<strong>ch</strong>en. Bitte laßt ihn gehen!”<br />

Sie ist völlig außer si<strong>ch</strong>.<br />

“Wer sind Sie denn?” wird sie gefragt. Sie reißen mi<strong>ch</strong> vom Rasen ho<strong>ch</strong>.<br />

Catherine weist si<strong>ch</strong> mit ihrem Führers<strong>ch</strong>ein aus und erklärt, daß der, den<br />

sie wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>en, ihr Sohn Paul Link sei.<br />

“Aber das ist ni<strong>ch</strong>t mein Sohn. Das ist nur ein Besu<strong>ch</strong>er, ein Freund, der<br />

mi<strong>ch</strong> hier in den Staaten besu<strong>ch</strong>t!”<br />

“Ma’am, regen sie si<strong>ch</strong> bloß ni<strong>ch</strong>t so auf! Bleiben sie dort bei ihrem<br />

Fahrzeug stehen und warten Sie, bis wir ihn identifiziert haben. Wenn Sie<br />

re<strong>ch</strong>t haben, d<strong>an</strong>n gibt es gar keinen Grund, aufgeregt zu sein.”<br />

I<strong>ch</strong> zittere am g<strong>an</strong>zen Leib. Inzwis<strong>ch</strong>en glotzt die g<strong>an</strong>ze Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft.<br />

I<strong>ch</strong> sage den Polizisten, daß si<strong>ch</strong> mein Paß in der Innentas<strong>ch</strong>e meiner Jacke<br />

auf dem Rücksitz von Catherines Auto befindet. Ein Beamter holt die Jacke<br />

aus dem Auto, entnimmt ihr den Paß, und geht damit zu einem der Streifenwagen,<br />

offenbar, um meine Daten in eine Su<strong>ch</strong>b<strong>an</strong>k einzugeben. Ein <strong>an</strong>derer<br />

Beamter spri<strong>ch</strong>t per Funk mit irgend jem<strong>an</strong>dem, um genauere Infor-<br />

351


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

mationen über die Person zu erhalten, die gesu<strong>ch</strong>t wird. Ihm wird mitgeteilt,<br />

daß Paul Link viele Tätowierungen am Arm hat. Flugs krempelt m<strong>an</strong><br />

mir meine Ärmel ho<strong>ch</strong> und stellt fest, daß i<strong>ch</strong> keine einzige Tätowierung<br />

habe.<br />

“Das ist ni<strong>ch</strong>t unser M<strong>an</strong>n. Wir haben den Fals<strong>ch</strong>en. Das ist er ni<strong>ch</strong>t.”<br />

sagte einer der Polizisten.<br />

Der Polizist, der meinen Paß kontrolliert hat, steigt <strong>an</strong>nähernd zeitglei<strong>ch</strong><br />

aus seinem Wagen aus.<br />

“Ni<strong>ch</strong>ts. Der Junge ist sauber.”<br />

Die Beamten nehmen mir die H<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>ellen ab, geben mir meinen Paß<br />

zurück und ents<strong>ch</strong>uldigen si<strong>ch</strong> bei mir.<br />

“Nun, wenn m<strong>an</strong> all die übli<strong>ch</strong>en Vorurteile über dieses L<strong>an</strong>d hat, so ist<br />

das hier ja wohl so ziemli<strong>ch</strong> genau das, was m<strong>an</strong> erwartet, oder? Es war<br />

zumindest ein aufregendes Abenteuer.” <strong>an</strong>tworte i<strong>ch</strong> ihnen mit einem breiten<br />

Grinsen im Gesi<strong>ch</strong>t.<br />

“Oh mein Gott! Da s<strong>ch</strong>affst Du es mit A<strong>ch</strong> und Kra<strong>ch</strong>, aus dem belagerten<br />

Europa herauszukommen, und i<strong>ch</strong> verpfus<strong>ch</strong>e hier beinahe alles. Es tut<br />

mir so leid!” ents<strong>ch</strong>uldigt si<strong>ch</strong> Catherine <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend.<br />

Willkommen in Amerika!<br />

Die Jagd ist eröffnet<br />

Mein Umzug auf Umwegen, Haken s<strong>ch</strong>lagend wie ein Hase, der einen<br />

Fu<strong>ch</strong>s ablenken muß, dauerte einige Zeit. Kaum, daß i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> aus dem<br />

Staub gema<strong>ch</strong>t habe, tau<strong>ch</strong>en d<strong>an</strong>n Ende November tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zwei Herren<br />

in Hastings bei der Adresse auf, <strong>an</strong> der i<strong>ch</strong> seit 1997 vorgebe zu wohnen.<br />

Sie su<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> mir, sagen sie meinem Freund Howard, der ihnen aber nur<br />

beri<strong>ch</strong>ten k<strong>an</strong>n, daß er ni<strong>ch</strong>t weiß, wo i<strong>ch</strong> bin (was glückli<strong>ch</strong>erweise die<br />

Wahrheit ist), und daß er si<strong>ch</strong> nur um meine Post kümmert. Daß die zwei<br />

Herren si<strong>ch</strong> damit zufrieden geben, ist etwas seltsam. Aber womögli<strong>ch</strong> wissen<br />

sie selbst, daß sie dort keine weiteren Informationen erwarten können.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> ja na<strong>ch</strong> britis<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t kein Verbre<strong>ch</strong>en beg<strong>an</strong>gen,<br />

und so können sie rein gar ni<strong>ch</strong>ts dagegen unternehmen, daß i<strong>ch</strong> aus dem<br />

Untergrund heraus meine völlig legalen Ges<strong>ch</strong>äfte mit Hilfe meiner Freunde<br />

weiterführe.<br />

Die Dinge gestalten si<strong>ch</strong> <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs freili<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wierig. Unser neues Postzustellsystem<br />

ist aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen re<strong>ch</strong>t kompliziert, und es dauert Wo<strong>ch</strong>en,<br />

bis i<strong>ch</strong> meine Post bekomme. Es kommt somit zu einigen P<strong>an</strong>nen,<br />

352


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

über die si<strong>ch</strong> einige meiner Kunden endlos aufregen. A<strong>ch</strong>, wenn die nur<br />

wüßten, unter wel<strong>ch</strong>en Bedingungen i<strong>ch</strong> arbeiten muß!<br />

In all dem Tumult versu<strong>ch</strong>t mi<strong>ch</strong> David Irving zu errei<strong>ch</strong>en. Er will, daß<br />

i<strong>ch</strong> die gegen ihn eingerei<strong>ch</strong>ten Guta<strong>ch</strong>ten von Deborah Lipstadts Experten<br />

meinerseits beguta<strong>ch</strong>te. Aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen habe i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> all meine<br />

englis<strong>ch</strong>en Internetkonten kündigen müssen, und es hat einige Zeit gedauert,<br />

bis i<strong>ch</strong> einen Weg gefunden habe, wie m<strong>an</strong> einen fin<strong>an</strong>zierbaren Internetzug<strong>an</strong>g<br />

erhalten k<strong>an</strong>n, den die Behörden in Engl<strong>an</strong>d ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong> zu<br />

meiner Telefondose zurückverfolgen können. So kommt es, daß i<strong>ch</strong> Irving<br />

meine Kommentare erst kurz vor dem Kreuzverhör des wi<strong>ch</strong>tigsten Zeugen,<br />

Prof. v<strong>an</strong> Pelt, zukommen lassen k<strong>an</strong>n. Irvings Prozeß hat darunter wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

sehr gelitten. Viele Freunde stellen daher die Vermutung <strong>an</strong>, daß<br />

m<strong>an</strong> gegen mi<strong>ch</strong> absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> eine Hexenjagd losgetreten hat, um es David<br />

Irving unmögli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong> vernünftig zu verteidigen. Viellei<strong>ch</strong>t ist<br />

da etwas Wahres dr<strong>an</strong>, denn no<strong>ch</strong> am 7. J<strong>an</strong>uar äußert Kim Murphy in einem<br />

re<strong>ch</strong>t fairen Artikel in der Los Angeles Times die Ansi<strong>ch</strong>t, 5 i<strong>ch</strong> könnte<br />

dur<strong>ch</strong>aus für Irving als Experte auftreten. Der Ged<strong>an</strong>ke allein k<strong>an</strong>n bei bestimmten<br />

Gruppen viellei<strong>ch</strong>t tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> P<strong>an</strong>ik ausgelöst haben. Aber wer<br />

weiß s<strong>ch</strong>on, daß Irving dies nie wirkli<strong>ch</strong> beabsi<strong>ch</strong>tigt hat...<br />

Am 16. J<strong>an</strong>uar d<strong>an</strong>n, pünktli<strong>ch</strong> zu Irvings Prozeßbeginn, posaunt Chris<br />

Hastings seinen Triumph im Telegraph heraus, frei na<strong>ch</strong> dem Motto: ‘Hurra,<br />

i<strong>ch</strong> habe das Nazi-S<strong>ch</strong>wein erledigt! I<strong>ch</strong> bin ein glorrei<strong>ch</strong>er Dra<strong>ch</strong>entöter,<br />

ein heldenhafter Großinquisitor, i<strong>ch</strong> habe einen uns<strong>ch</strong>uldigen, ma<strong>ch</strong>tlosen<br />

jungen M<strong>an</strong>n zur Strecke gebra<strong>ch</strong>t!’ No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t g<strong>an</strong>z, Herr Hastings,<br />

denn ein erlassener Haftbefehl, über den er si<strong>ch</strong> so freut, ist ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong>zusetzen<br />

mit dessen Umsetzung! Aber die Spra<strong>ch</strong>e wird nun sehr deutli<strong>ch</strong>:<br />

“Die Polizei hier hat si<strong>ch</strong> der Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>an</strong>ges<strong>ch</strong>lossen”<br />

Mens<strong>ch</strong>enjagd auf Dissidenten im “freien Westen”.<br />

Ein Beri<strong>ch</strong>t der BBC vom 28.3.2000 läutet d<strong>an</strong>n die Mens<strong>ch</strong>enjagd auf<br />

mi<strong>ch</strong> ein. Er wird am Tag darauf im südenglis<strong>ch</strong>en Regionalfernsehen ITV<br />

wiederholt und zeigt einige aus dem Internet stammende Bilder von mir. 6<br />

Zuglei<strong>ch</strong> wurden die Zus<strong>ch</strong>auer eindringli<strong>ch</strong> vor diesem “Nazi-<br />

Sympathis<strong>an</strong>ten” gewarnt, so als wäre i<strong>ch</strong> ein gefährli<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>werverbre<strong>ch</strong>er.<br />

Mike Whine (englis<strong>ch</strong>er Zentralrat der Juden) spri<strong>ch</strong>t von einer neuen<br />

Brut gefährli<strong>ch</strong>er Nazis.<br />

5 www.latimes.com/news/nation/updates/lat_libel000107.htm<br />

6 www.vho.org/Authors/<strong>Germar</strong>_<strong>Rudolf</strong>.html.<br />

353


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Um das g<strong>an</strong>ze Ausmaß dieser Hexenjagd erfassen zu können, muß m<strong>an</strong><br />

wissen, was der englis<strong>ch</strong>e Fernsehzus<strong>ch</strong>auer unter einer “gefährli<strong>ch</strong>en Brut<br />

neuer Neo-Nazis” wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> versteht: Im Jahr 1999 wurden in London<br />

zwei s<strong>ch</strong>were Bombenattentate gegen Farbige und Homosexuelle verübt,<br />

denen viele Mens<strong>ch</strong>en zum Opfer fielen. Die Presse ma<strong>ch</strong>te dafür – wie<br />

immer vors<strong>ch</strong>nell – “gefährli<strong>ch</strong>e Neo-Nazis” ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong>. No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

einmal ein Jahr später beri<strong>ch</strong>tet die BBC über mi<strong>ch</strong> als eine “neue Brut gefährli<strong>ch</strong>er<br />

Neo-Nazis”. Der Sender zeigt viele Bilder von mir, stellt mi<strong>ch</strong><br />

als Kriminellen vor, der si<strong>ch</strong> immer no<strong>ch</strong> in der Gegend von Hastings verstecke,<br />

und die Bevölkerung solle wa<strong>ch</strong>sam sein. Was muß der Normalbürger<br />

also denken, was für ein Mens<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> bin? Ein massenmordender, bis <strong>an</strong><br />

die Zähne bewaffneter gemeingefährli<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>werstverbre<strong>ch</strong>er?<br />

Die Lokalpresse in Hastings, der Hastings & St. Leonards Observer,<br />

konnte si<strong>ch</strong> kurz darauf, am 31. März, natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr zurückhalten:<br />

“Entkommener Neo-Nazi versteckt si<strong>ch</strong> immer no<strong>ch</strong> in Hastings [...] er<br />

wird immer no<strong>ch</strong> gejagt.”<br />

Offenbar will m<strong>an</strong> errei<strong>ch</strong>en, daß die lokale Bevölkerung mi<strong>ch</strong> erkennt<br />

und aus Angst vor diesem “Unmens<strong>ch</strong>en” umgehend die Polizei verständigt.<br />

Do<strong>ch</strong> wen juckt es wirkli<strong>ch</strong>? Nun, das britis<strong>ch</strong>e Unterhaus sah si<strong>ch</strong> am<br />

22. Mai ver<strong>an</strong>laßt, meinen Fall zu erwähnen. Das umtriebige Labour-Parlamentsmitglied<br />

Andrew Dismore hatte den Innenminister während einer Sitzung<br />

zur Verbre<strong>ch</strong>ensvorbeugung [sic!] aufgefordert, zu meinem Fall Stellung<br />

zu nehmen. Die Antwort des Innenministeriums war zwar ni<strong>ch</strong>t umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong>:<br />

7<br />

“Die Regierung weiß um die Beri<strong>ch</strong>te von bestimmter Seite, daß Herr<br />

<strong>Rudolf</strong> im Vereinigten Königrei<strong>ch</strong> sein mag. Die Polizei ist über die Angaben<br />

zu Herrn <strong>Rudolf</strong> unterri<strong>ch</strong>tet worden.”<br />

Sie enthüllt aber do<strong>ch</strong>, daß m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> für den Fall g<strong>an</strong>z oben interessiert<br />

und davon ausgeht, daß die Polizei den Fall lösen wird – mit H<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>ellen,<br />

womit au<strong>ch</strong> sonst…<br />

Das Stephen Roth Institut der Universität Tel Aviv fertigt jedes Jahr einen<br />

Beri<strong>ch</strong>t über den Antisemitismus in der Welt <strong>an</strong>. Aufgrund typis<strong>ch</strong> jüdis<strong>ch</strong>em<br />

Verfolgungswahn wird dort der Revisionismus ebenfalls aufgeführt.<br />

In der Rubrik für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d geht es unter “Revisionismus” im<br />

7<br />

www.parliament.the-stationery-office.co.uk/pa/cm199900/cmh<strong>an</strong>srd/cm000522/text/<br />

00522w13.htm#00522w13.html_sbhd1<br />

354


Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong><br />

neuesten Beri<strong>ch</strong>t von 1999/2000 nur um eine Person: <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>. 8 Hatte<br />

die Stiftung Vrij Historis<strong>ch</strong> Onderzoek in den Jahren bis 1999 wenigstens<br />

no<strong>ch</strong> die Ehre, als zweites gen<strong>an</strong>nt zu werden, so konzentriert si<strong>ch</strong><br />

seit neuestem alles nur no<strong>ch</strong> auf mi<strong>ch</strong>. 9 Der Bundesverfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t<br />

des Jahres 2003 meint d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> lakonis<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong> sei inzwis<strong>ch</strong>en weltweit<br />

der einzige Revisionist, der no<strong>ch</strong> im erwähnenswerten Ausmaße produktiv<br />

sei: 10<br />

“Ledigli<strong>ch</strong> […] <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> setzte seine Aktivitäten im bisherigen<br />

Maße fort.”<br />

Viel Feind, viel Ehr.<br />

8<br />

www.tau.ac.il/Anti-Semitism/asw99-2000/germ<strong>an</strong>y.htm<br />

9<br />

Vgl. den Beri<strong>ch</strong>t von Günther Hörbst, Hamburger Abendblatt, 27.5.2000.<br />

10<br />

Bundesminister des Innern, Verfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t 2003, Pressefassung, Berlin 2004,<br />

S. 100.<br />

355


“Es gibt tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>e Verfolgung in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d,<br />

sogar ernsthafte Verletzungen gegen das Prinzip der Freiheit<br />

der Wissens<strong>ch</strong>aft. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>s Antrag auf politis<strong>ch</strong>es Asyl<br />

s<strong>ch</strong>eint in meinen Augen wohl fundiert zu sein.”<br />

Prof. Dr. Ernst Nolte, 16.11.2000 1<br />

Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…<br />

…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

Zwis<strong>ch</strong>en Verzweiflung, Chuzpe und Übermut<br />

Seit Jahren behauptet des U.S.-Außenministerium in seinem Beri<strong>ch</strong>t über<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen in <strong>an</strong>deren Ländern der Welt, es gebe keine<br />

Beri<strong>ch</strong>te über politis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gene in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d. 2 Hier nun meine kurze<br />

Liste jener Personen, die i<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> kenne und die in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in<br />

den letzten Jahren aus politis<strong>ch</strong>en Gründen inhaftiert waren, weil sie auf<br />

friedli<strong>ch</strong>e Weise friedli<strong>ch</strong>e Ansi<strong>ch</strong>ten äußerten, wegen denen m<strong>an</strong> in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ins Gefängnis gesteckt wird: Fredrick Toben, 3 Udo Walendy, 4<br />

H<strong>an</strong>s S<strong>ch</strong>midt, 5 Fred Leu<strong>ch</strong>ter, 6 Günter Deckert, 7 H<strong>an</strong>s-Jürgen Witzs<strong>ch</strong>, 8<br />

Ernst-Günther Kögel, 9 Erhard Kemper. 10<br />

Aktualisierter Auszug aus dem Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aftsberi<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> meine Kunden und Unterstützer<br />

vom 27.8.2003, vgl. www.vho.org/Authors/Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft270803.html.<br />

1<br />

Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos32.pdf<br />

2<br />

Vgl. www.state.gov/g/drl/rls/hrrpt/.<br />

3<br />

Vgl. Willibald Gründer, “Der Prozeß gegen Dr. Fredrick Toben”, VffG, 4(1) (2000), S.<br />

97-100.<br />

4<br />

Vgl. Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>e Nr. 69, “Ausgehebelte Grundre<strong>ch</strong>te”, Verlag für Volkstum und<br />

Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Vlotho/Weser 1996.<br />

5<br />

Vgl. H<strong>an</strong>s S<strong>ch</strong>midt, Jailed in “Democratic” Germ<strong>an</strong>y. The Ordeal of <strong>an</strong> Americ<strong>an</strong> Writer,<br />

Guderi<strong>an</strong> Books, Milton (FL) 1997.<br />

6<br />

Rhein-Neckar-Zeitung (Regional – M<strong>an</strong>nheim), 7.12.2001 (www.juzm<strong>an</strong>nheim.de/Ar<strong>ch</strong>iv/kesselre<strong>ch</strong>tes1.htm).<br />

357


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Warum vers<strong>ch</strong>weigen die USA diese politis<strong>ch</strong>en Gef<strong>an</strong>genen? Warum<br />

vers<strong>ch</strong>weigen Amnesty International und all die <strong>an</strong>deren Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsorg<strong>an</strong>isationen<br />

die vielen politis<strong>ch</strong>en Gef<strong>an</strong>genen in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d?<br />

Sieht m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> die Quellen <strong>an</strong>, auf denen z.B. Hum<strong>an</strong> Rights Wat<strong>ch</strong> und<br />

AI ihre Beri<strong>ch</strong>te aufbauen, so erkennt m<strong>an</strong> s<strong>ch</strong>nell, daß diese si<strong>ch</strong> vornehmli<strong>ch</strong><br />

auf linksradikale deuts<strong>ch</strong>e Veröffentli<strong>ch</strong>ungen stützen, also auf jene<br />

Org<strong>an</strong>e, die den Verfolgern als Spra<strong>ch</strong>rohr dienen. Was erwartet m<strong>an</strong> also?<br />

Und was erwartet m<strong>an</strong> von einer Superma<strong>ch</strong>t, die zwei Weltkriege geführt<br />

hat, um Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zu dem zu zwingen, was es heute ma<strong>ch</strong>t: deuts<strong>ch</strong>e<br />

Patrioten na<strong>ch</strong> Stri<strong>ch</strong> und Faden zu verfolgen 11 und alles zu unternehmen,<br />

um im Ausl<strong>an</strong>d die Verbreitung revisionistis<strong>ch</strong>er Ansi<strong>ch</strong>ten zu unterbinden:<br />

da setzt das FBI das deuts<strong>ch</strong>e BKA unter Druck, gegen jederm<strong>an</strong>n<br />

Strafprozesse <strong>an</strong>zustrengen, der revisionistis<strong>ch</strong>es Material besitzt; 12 da wird<br />

der Lib<strong>an</strong>on diplomatis<strong>ch</strong> gezwungen, eine revisionistis<strong>ch</strong>e Konferenz zu<br />

verbieten; 13 und da werden arabis<strong>ch</strong>e Medien mit aller diplomatis<strong>ch</strong>en<br />

Ma<strong>ch</strong>t dazu gebra<strong>ch</strong>t, Herausgeber zu feuern, die den Abdruck revisionistis<strong>ch</strong>er<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten erlauben. 14<br />

Wie s<strong>ch</strong>lau ist es daher für einen Deuts<strong>ch</strong>en, in diesem L<strong>an</strong>d politis<strong>ch</strong>es<br />

Asyl vor bundesdeuts<strong>ch</strong>er Verfolgung zu be<strong>an</strong>tragen? Die Frage stellte si<strong>ch</strong><br />

mir im Oktober 2000 ni<strong>ch</strong>t mehr, denn i<strong>ch</strong> war damals aufgrund eines Anwaltfehlers<br />

in Mexiko gestr<strong>an</strong>det und somit in eine Sackgasse geraten, 15 aus<br />

der i<strong>ch</strong> nur einen Ausweg sah: politis<strong>ch</strong>es Asyl in den USA.<br />

Am 19. Oktober 2000 stellte i<strong>ch</strong> daher in den USA einen Antrag auf politis<strong>ch</strong>es<br />

Asyl. 16 Neben den in diesem Bu<strong>ch</strong> bereits <strong>an</strong>derweitig <strong>an</strong>geführten<br />

Beweisen für diese Verfolgung gel<strong>an</strong>g es mir zudem, Erklärungen ver-<br />

7<br />

Günter Anntohn, Henri Roques, Der Fall Günter Deckert, DAGD/Germ<strong>an</strong>ia Verlag,<br />

Weinheim 1995.<br />

8<br />

Joh<strong>an</strong>nes Heyne, “Der Fall H<strong>an</strong>s-Jürgen Witzs<strong>ch</strong>”, VffG 7(2) (2003), S. 212-222.<br />

9<br />

VffG 4(2) (2000), S. 238; Kögel wurde jüngst erneut zu einer Haftstrafe von 15 Monaten<br />

verurteilt, die er im Nov. 2004 <strong>an</strong>treten mußte, vgl. VffG 8(4) (2004).<br />

10<br />

Vgl. VffG 2(1) (1998), S. 81; VffG 3(1) (1999), S. 116.<br />

11<br />

Vgl. Rolf-Josef Eibi<strong>ch</strong>t (Hg.), Unterdrückung und Verfolgung deuts<strong>ch</strong>er Patrioten, Hutten,<br />

Viöl 1997.<br />

12<br />

Office of Special Investigations, Department of Justice, Field Report Subject: BKA<br />

REP5033 93/Revisionistic Propag<strong>an</strong>da Continues, 9.10.1992.<br />

13<br />

Vgl. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, “Von Beirut na<strong>ch</strong> Amm<strong>an</strong>”, VffG, 5(2) (2001), S. 122; Robert Faurisson,<br />

“Beirut: Die unmögli<strong>ch</strong>e revisionistis<strong>ch</strong>e Konferenz”, ebenda, S. 123; Ibrahim Alloush,<br />

“Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eines Forums, das ni<strong>ch</strong>t stattfinden sollte”, ebenda, S. 124-136.<br />

14<br />

Vgl. VffG 8(3) (2004), S. 366.<br />

15<br />

Vgl. G. <strong>Rudolf</strong>, “Jagd auf <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, Teil 3”, VffG, 5(2) (2001), S. 216-221.<br />

16<br />

Vgl. den Antrag online: www.germarrudolf.com/persecute/docs/Application.pdf<br />

358


Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

s<strong>ch</strong>iedener Akademiker zu bekommen über die Verfolgung Andersdenkender<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d im allgemeinen wie au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> meiner Person. I<strong>ch</strong><br />

darf einige Auszüge daraus zitieren: 17<br />

“M<strong>an</strong> sollte si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> erinnern, daß der sogen<strong>an</strong>nte Radikalenerlaß<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d während der siebziger und a<strong>ch</strong>tziger Jahre in Kraft war,<br />

der jene vom Öffentli<strong>ch</strong>en Dienst auss<strong>ch</strong>loß, die im kommunistis<strong>ch</strong>en<br />

oder linksradikalen Sinne tätig gewesen waren. Es ist wohl bek<strong>an</strong>nt, daß<br />

si<strong>ch</strong> die Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d damals in einer harten Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit dem kommunistis<strong>ch</strong>en Regime der Deuts<strong>ch</strong>en Demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Republik bef<strong>an</strong>d. Denno<strong>ch</strong> wurde dieser Erlaß von einem großen<br />

Teil der intellektuellen Öffentli<strong>ch</strong>keit massiv und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong><br />

<strong>an</strong>gegriffen. Es galt als ‘offenkundig’, daß dieser Erlaß ‘politis<strong>ch</strong>e Verfolgung’<br />

darstellte. Wenn dieser Erlaß, der den Zug<strong>an</strong>g zu gewissen berufli<strong>ch</strong>en<br />

Stellungen verwehrte, ‘politis<strong>ch</strong>e Verfolgung’ darstellte, so erfüllt<br />

ein Gesetz, das jeden mit einer außergewöhnli<strong>ch</strong> harten Strafe von<br />

bis zu fünf Jahren bedroht, der öffentli<strong>ch</strong> bestimmte Urteile oder Meinungen<br />

vertritt, dieses Kriterium um so mehr. So weit i<strong>ch</strong> informiert bin,<br />

ist die Anzahl der daraus resultierenden Strafverfahren und Gefängnisstrafen,<br />

die in die Tausende geht, wesentli<strong>ch</strong> höher als die Anzahl jener<br />

Personen, die in der Verg<strong>an</strong>genheit aufgrund des ‘Radikalenerlasses’<br />

vom Öffentli<strong>ch</strong>en Dienst ausges<strong>ch</strong>lossen wurden.<br />

Es muß eingest<strong>an</strong>den werden, daß dieses Gesetz ‘wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Fors<strong>ch</strong>ung’ <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> von einer Strafverfolgung ausnimmt und daher die<br />

‘Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft’ ni<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>ränkt. ‘Wahrheit’ ist allerdings<br />

ni<strong>ch</strong>t das Kriterium von Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit. Wenn unkorrekte oder<br />

halb korrekte Aussagen wie au<strong>ch</strong> ungenügende Argumente ni<strong>ch</strong>t erlaubt<br />

wären, gäbe es kein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Leben mehr. Das Kriterium muß<br />

daher die Einhaltung bestimmter methodis<strong>ch</strong>er Maximen sein, wie z.B.<br />

das Zitieren und emotionslose Diskutieren gegenläufiger Ansi<strong>ch</strong>ten.<br />

Herr <strong>Rudolf</strong> hat ein Bu<strong>ch</strong> herausgegeben, das vor einigen Jahren unter<br />

dem Titel ‘Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te’ veröffentli<strong>ch</strong>t wurde und<br />

jüngst in den USA unter dem Titel ‘Dissecting the Holocaust’ ers<strong>ch</strong>ien.<br />

Dieses Bu<strong>ch</strong> wurde in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verboten und eingezogen, obwohl es<br />

die formalen Kriterien der Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit erfüllte. Wenn ein sol<strong>ch</strong>es<br />

Verbot in den USA aufgrund der dortigen Verfassung überhaupt<br />

ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> wäre, d<strong>an</strong>n würde dieses deuts<strong>ch</strong>e Verbot ni<strong>ch</strong>t nur eine<br />

17 Für weitere ähnli<strong>ch</strong>e Stellungnahmen und <strong>an</strong>dere Beweise vgl.<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs/<br />

359


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

360<br />

politis<strong>ch</strong>e sondern zudem eine <strong>an</strong>ti-wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Verfolgung belegen.<br />

Diese Frage k<strong>an</strong>n nur in den USA be<strong>an</strong>twortet werden. So s<strong>ch</strong>wer es<br />

für mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ist, so fühle i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> gezwungen, den folgenden Satz<br />

als meine Meinung auszudrücken: Es gibt tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>e Verfolgung<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, sogar ernsthafte Verletzungen gegen das Prinzip<br />

der Freiheit der Wissens<strong>ch</strong>aft. <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>s Antrag auf politis<strong>ch</strong>es<br />

Asyl s<strong>ch</strong>eint in meinen Augen wohl fundiert zu sein.”<br />

Prof. Dr. Ernst Nolte, Historiker, 16.11.2000 18<br />

“In der BR Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d unterliegt vieles dessen, was über den Zweiten<br />

Weltkrieg selbst, sein Vorspiel seit Versailles und sein Na<strong>ch</strong>spiel ges<strong>ch</strong>rieben<br />

wurde, der Zensur, Unterdrückung und Einziehung, wenn es<br />

ni<strong>ch</strong>t mit der ‘politis<strong>ch</strong> korrekten’ Fassung übereinstimmt. Verleger<br />

werden mit hohen Geldstrafen belegt, Autoren verhaftet. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n diese<br />

Werke nur im Ausl<strong>an</strong>d lesen, insbesondere in den USA. Es wird gesagt,<br />

daß die heutige Bundesrepublik mehr politis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gene hat als es je<br />

in der Deuts<strong>ch</strong>en Demokratis<strong>ch</strong>en Republik gab.<br />

Diese Dinge werden der Öffentli<strong>ch</strong>keit vorenthalten. […]<br />

Wegen sol<strong>ch</strong>er [Zensur-] Maßnahmen, wie dem Gesetz gegen Holocaust-Leugner<br />

oder dem früheren gegen Radikale, wurde die BRD in den<br />

USA sogar von Leuten s<strong>ch</strong>arf kritisiert, die die jeweiligen Meinungen<br />

wie au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> für fals<strong>ch</strong> halten. Ein Beispiel von vielen: die deuts<strong>ch</strong>stämmige<br />

Ehefrau des vormaligen Senators Bradley, Ernestine S<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>t, sieht<br />

diese Maßnahmen in der Tradition der ominösen Nazi-Diktatur und dessen<br />

autoritären Vorg<strong>an</strong>gerregimen (The L<strong>an</strong>guage of Silence. West<br />

Germ<strong>an</strong> Literature <strong>an</strong>d the Holocaust, Routledge 1999). Das sehe au<strong>ch</strong><br />

i<strong>ch</strong> und viele <strong>an</strong>dere so…<br />

Im Spätsommer 2000 bra<strong>ch</strong> eine weitere Hexenjagd gegen sogen<strong>an</strong>nte<br />

Extremisten aus, diesmal auf der Re<strong>ch</strong>ten. Obwohl Ausländer und unter<br />

ihnen au<strong>ch</strong> Juden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wesentli<strong>ch</strong> weniger <strong>an</strong>gegriffen wurden<br />

als in <strong>an</strong>deren westli<strong>ch</strong>en Ländern und obwohl ni<strong>ch</strong>t bewiesen ist,<br />

daß diese Fälle dur<strong>ch</strong> eine Nazi-Ideologie motiviert wurden, tendieren<br />

die moment<strong>an</strong>e linke Regierung und ihre Meinungsma<strong>ch</strong>er dahin, jeden<br />

zu ihrer Re<strong>ch</strong>ten als Extremisten darzustellen, dem Neonazismus nahestehend<br />

und zur Gewalt<strong>an</strong>wendung bereit – als ob es nie eine ‘linke’<br />

Gewalt gegeben hätte und als ob der Trend na<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>ts ni<strong>ch</strong>t in hohem<br />

18 www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos32.pdf


Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

Grade eine natürli<strong>ch</strong>e Reaktion gegen die dominierende Linke wäre.<br />

Wiederum werden starke Anstrengungen gema<strong>ch</strong>t, re<strong>ch</strong>te Gruppen zu<br />

verbieten und eine Strafverfolgung dur<strong>ch</strong> die Justiz zu ermögli<strong>ch</strong>en. Die<br />

Redefreiheit und die Freiheit zur Meinungsäußerung haben offenbar<br />

keine si<strong>ch</strong>ere Stellung in der BR Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.<br />

Was Herrn <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> betrifft, so respektiere i<strong>ch</strong> ihn als einen jener<br />

seltenen Art unabhängiger Denker, ho<strong>ch</strong> motiviert dur<strong>ch</strong> die ethnis<strong>ch</strong>e<br />

Säuberung von über 15 Millionen Deuts<strong>ch</strong>en aus den östli<strong>ch</strong>en<br />

Ländern na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg; als einen M<strong>an</strong>n der Wissens<strong>ch</strong>aft,<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Prinzipien, intellektueller Ehrli<strong>ch</strong>keit, als fähiger Verleger<br />

und S<strong>ch</strong>riftsteller; ein aufri<strong>ch</strong>tiger Idealist; kurz, ein Vorbild, von<br />

dem wir viel mehr in einer Demokratie benötigen. Meiner Meinung na<strong>ch</strong><br />

fügt si<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, seinem Volk und seiner Demokratie dur<strong>ch</strong> seine<br />

Strafverfolgung einen großen S<strong>ch</strong>aden zu.”<br />

Prof. Dr. Wolfg<strong>an</strong>g Wittkowski, Germ<strong>an</strong>ist, 19.11.2000 19<br />

“Der Revisionismus <strong>an</strong> si<strong>ch</strong> (d.h. die kritis<strong>ch</strong>e Neubewertung früherer<br />

Fors<strong>ch</strong>ung) ist freili<strong>ch</strong> eine dur<strong>ch</strong>aus normale Eigens<strong>ch</strong>aft ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Fors<strong>ch</strong>ung (wie er es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für jede wirkli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung sein<br />

sollte), und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sogar sagen, daß er eine Voraussetzung jedes signifik<strong>an</strong>ten<br />

Forts<strong>ch</strong>rittes der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft ist, insbesondere<br />

beim Studium traumatis<strong>ch</strong>er bewaffneter Konflikte wie die zwei Weltkriege<br />

während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieser Prozeß<br />

wurde allerdings aus politis<strong>ch</strong>en Gründen drastis<strong>ch</strong> verzögert bzw. behindert,<br />

sofern es den Zweiten Weltkrieg betrifft, was si<strong>ch</strong> in der abstoßenden<br />

Verfolgung von Revisionisten des Zweiten Weltkrieges in vielen<br />

westli<strong>ch</strong>en Ländern während der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ausdrückt.<br />

Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> eine beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Anzahl von Jahren die englis<strong>ch</strong>- und<br />

deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Literatur des Holocaust-Revisionismus<br />

kritis<strong>ch</strong> las, ni<strong>ch</strong>t zuletzt die beiden führenden Zeits<strong>ch</strong>riften<br />

auf diesem Gebiet, d.h., The Journal of Historical Review und Vierteljahreshefte<br />

für freie Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> ehrli<strong>ch</strong> bestätigen,<br />

daß die Revisionisten gute Gründe haben und daß sie es si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> verdienen,<br />

ernst genommen und in die laufende wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Debatte<br />

einges<strong>ch</strong>lossen zu werden, von der sie bisher ausges<strong>ch</strong>lossen wurden<br />

19 www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos31.pdf<br />

361


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

362<br />

(ein Auss<strong>ch</strong>luß, der meiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> eine S<strong>ch</strong><strong>an</strong>de für die Universitäten<br />

und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Anstalten ist). […]<br />

Die juristis<strong>ch</strong>e Verfolgung von Holocaust-Revisionisten insbesondere<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Österrei<strong>ch</strong>, Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>, der S<strong>ch</strong>weiz und Polen hat bereits<br />

eine beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Menge <strong>an</strong> Literatur auf dem Felde der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

erzeugt. Während der letzten drei Jahrzehnte wurde eine<br />

alarmierend große Zahl mutiger Fors<strong>ch</strong>er und Wissens<strong>ch</strong>aftler wegen<br />

ihrer Häresie entweder zu ruinösen Geldstrafen oder zu strengen und<br />

l<strong>an</strong>gen Gefängnisstrafen verurteilt. […]<br />

Die unauswei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e traurige Tatsa<strong>ch</strong>e ist, daß si<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d immer<br />

mehr von den grundlegenden Prinzipien eines westli<strong>ch</strong>en demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Re<strong>ch</strong>tsstaates entfernt hat. Bürger werden wegen ihrer <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

oder tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en oder wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Meinungen<br />

willkürli<strong>ch</strong> verhaftet und strafverfolgt. Eine ni<strong>ch</strong>t unerhebli<strong>ch</strong>e Anzahl<br />

Deuts<strong>ch</strong>er ist ins Exil geg<strong>an</strong>gen, um einer Bestrafung zu entfliehen. Die<br />

Zensur hält die Nation in ihren eisernen Klauen. Es gibt einen ers<strong>ch</strong>rekkend<br />

l<strong>an</strong>gen deuts<strong>ch</strong>en ‘Index’ eingezogener und verbotener Literatur.<br />

Da die Medien ni<strong>ch</strong>t in der Lage und <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>einend au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t willens<br />

sind, ihre normalen und grundlegenden Pfli<strong>ch</strong>ten in einer demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft zu erfüllen, gibt es keine Mögli<strong>ch</strong>keit, eine öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Meinung gegen diese <strong>an</strong>dauernde Verletzung der Gere<strong>ch</strong>tigkeit zu bilden.<br />

In jenen wenigen Fällen, wo die Öffentli<strong>ch</strong>keit informiert wird, sieht<br />

diese si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal bemüßigt, überhaupt zu reagieren, da die<br />

Opfer dur<strong>ch</strong> die <strong>an</strong>dauernde Propag<strong>an</strong>da als ‘Nazis’ oder ‘Hasser’ dämonisiert<br />

wurden (was sie freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sind).<br />

Es ist daher wi<strong>ch</strong>tig, daß jenen wenigen mutigen Wissens<strong>ch</strong>aftlern und<br />

S<strong>ch</strong>riftstellern, die gegen diese Unterdrückung und Verfolgung auftreten,<br />

<strong>an</strong>ständig geholfen wird, wenn sie si<strong>ch</strong> in ihrem lobenswerten Kampf für<br />

Freiheit, Wahrheit, und wahrhaftige demokratis<strong>ch</strong>e Werte mit der Bitte<br />

um Hilfe <strong>an</strong> die Außenwelt ri<strong>ch</strong>ten. Der junge <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> ist einer<br />

davon, und zwar einer der vorzügli<strong>ch</strong>sten. Er hat si<strong>ch</strong> <strong>an</strong> die Vereinigten<br />

Staaten mit ihrem berühmten Ersten Verfassungszusatz gew<strong>an</strong>dt, um in<br />

die Lage versetzt zu werden, sein friedli<strong>ch</strong>es Leben der Fors<strong>ch</strong>ung, der<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft und der Veröffentli<strong>ch</strong>ung dringender ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Bel<strong>an</strong>ge<br />

ohne Belästigung und Zensur dur<strong>ch</strong> intoler<strong>an</strong>te Regierungen fortsetzen<br />

zu können. Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> mehr als zehn Jahre l<strong>an</strong>g seine S<strong>ch</strong>riften<br />

und Veröffentli<strong>ch</strong>ungen sorgfältig studiert habe, k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> aussagen, daß<br />

er ni<strong>ch</strong>t nur ein verläßli<strong>ch</strong>er und ausgewogener Wissens<strong>ch</strong>aftler ist mit<br />

einem wahren Eifer für die Wahrheit, sondern zudem ein M<strong>an</strong>n von Ehre


Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

und Integrität und mit einem Charakter, der ihn zum Stolz jener Nation<br />

werden lassen wird, die er nun vertrauensvoll um S<strong>ch</strong>utz gebeten hat.”<br />

Prof. Dr. Gör<strong>an</strong> Englund, Jurist, 21.11.2000 20<br />

Vor der US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde<br />

Am 29. November 2000 findet mein erstes Interview mit einem Beamten<br />

der U.S.-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde statt. Mit einem flauen Gefühl im Magen<br />

sitzen mein Anwalt Andrew Allen und i<strong>ch</strong> im Vorzimmer der Asylabteilung,<br />

umringt von allerlei exotis<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en, die offenbar ein ähnli<strong>ch</strong>es<br />

Ansinnen haben wie i<strong>ch</strong>.<br />

Na<strong>ch</strong> etwa einer Stunde werden wir hereingebeten. Ein Herr – s<strong>ch</strong>ätzungsweise<br />

in den Endfünfzigern – weist uns <strong>an</strong>, der Asylsu<strong>ch</strong>ende möge<br />

si<strong>ch</strong> in den linken, der Anwalt in den re<strong>ch</strong>ten Stuhl setzen. Da Andrew Allen<br />

eine etwas s<strong>ch</strong>äbig auss<strong>ch</strong>auende Lederjacke, eine etwas abgenutzte<br />

graue Hose und einen Zweitagesbart hat, i<strong>ch</strong> aber fris<strong>ch</strong> rasiert, mit weißer<br />

Hose und grünem Seidenjackett auftau<strong>ch</strong>e, will uns der Beamte partout<br />

ni<strong>ch</strong>t so sitzen haben, wie wir es seinen Anweisungen folgend taten. Es bedarf<br />

einiger erklärender Worte, um ihm klarzuma<strong>ch</strong>en, daß – entgegen seiner<br />

Vermutung – i<strong>ch</strong> der Asylsu<strong>ch</strong>ende bin und Andrew der Anwalt. Das<br />

ist ni<strong>ch</strong>t die einzige Irritation, die wir dem armen Beamten verursa<strong>ch</strong>en,<br />

wie si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> zeigen wird.<br />

“Haben Sie ein Visum für die USA” fragt mi<strong>ch</strong> der Beamte.<br />

“Nein” <strong>an</strong>tworte i<strong>ch</strong> korrekt, zumal ein Visa-Waiver ja kein Visum ist.<br />

“Ja, sind ihre Papiere <strong>an</strong> der Grenze ni<strong>ch</strong>t kontrolliert worden?” fragt er<br />

irritiert.<br />

“Kontrolliert konnte m<strong>an</strong> das ni<strong>ch</strong>t nennen.”<br />

“Wie sind sie denn d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> der Grenze <strong>an</strong> den Grenzbeamten vorbeigekommen?”<br />

fragt er mi<strong>ch</strong> unwirs<strong>ch</strong>.<br />

“I<strong>ch</strong> habe dem Beamten <strong>an</strong> der Grenze meinen Paß und meinen Visa-<br />

Waiver unter die Nase gehalten, und der hat mi<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>gewunken, ohne<br />

si<strong>ch</strong> meine Papiere au<strong>ch</strong> nur näher <strong>an</strong>zusehen.”<br />

Jetzt ist er etwas ungehalten, aber wer ungenaue Fragen stellt, muß si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t wundern, wenn er unerwartete Antworten erhält.<br />

“Geben Sie mir mal diesen Visa-Waiver” fordert er mi<strong>ch</strong> auf. “Aber dieser<br />

Waiver ist do<strong>ch</strong> vom August, ni<strong>ch</strong>t vom Oktober” äußert er irritiert.<br />

20 www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos33.pdf<br />

363


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

“Freili<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong> habe im August einen Visa-Waiver bekommen, und da mir<br />

von US-Grenzbeamten gesagt wurde, i<strong>ch</strong> sollte einen Waiver nur d<strong>an</strong>n zurückgeben,<br />

wenn er entweder abgelaufen sei oder i<strong>ch</strong> die USA dauerhaft<br />

verlasse, wollte i<strong>ch</strong> diesen bis zu seinem Verfallsdatum behalten.”<br />

Nun springt der Beamte mit meinem Visa-Waiver in der H<strong>an</strong>d auf, rennt<br />

aus seinem Büro und läßt uns beide für fünf oder zehn Minuten alleine dort<br />

sitzen. Andrew Allen notiert si<strong>ch</strong> inzwis<strong>ch</strong>en den Namen des Beamten, der<br />

aufgrund seines unwirs<strong>ch</strong>en Verhalten keinen sonderli<strong>ch</strong> guten Eindruck<br />

ma<strong>ch</strong>t.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> kommt er zurück, gibt mir den Waiver zurück und meint, es<br />

sei alles in Ordnung damit. Do<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n kommt es knüppeldick:<br />

“I<strong>ch</strong> habe mi<strong>ch</strong> zur Vorbereitung des heutigen Interviews im Internet<br />

umgesehen und habe herausgefunden, daß die Revisionisten do<strong>ch</strong> wohl alle<br />

Nazis sind, oder?” fragt er mi<strong>ch</strong>.<br />

Na, das fängt ja fein <strong>an</strong>! I<strong>ch</strong> widerspre<strong>ch</strong>e und f<strong>an</strong>ge den übli<strong>ch</strong>en Vortrag<br />

<strong>an</strong> über die politis<strong>ch</strong>e Herkunft und Überzeugung der wi<strong>ch</strong>tigsten Revisionisten,<br />

vom Kommunisten/Sozialisten und Ex-KZ-Häftling Paul Rassinier<br />

über Faurisson, Butz, Ginsburg, und all die <strong>an</strong>deren.<br />

“Aber Nazis sind au<strong>ch</strong> darunter” hakt er na<strong>ch</strong>.<br />

“Ja, die au<strong>ch</strong>” erwidere i<strong>ch</strong>.<br />

“Nun erklären Sie mir mal, warum Sie um politis<strong>ch</strong>es Asyl bitten” lautet<br />

seine nä<strong>ch</strong>ste Frage. Und als i<strong>ch</strong> zu einem l<strong>an</strong>gatmigen Vortrag <strong>an</strong>setze, unterbri<strong>ch</strong>t<br />

er mi<strong>ch</strong> und meint s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t:<br />

“Na do<strong>ch</strong> wohl, weil sie keine Lust haben, ins Gefängnis zu gehen,<br />

oder?”<br />

“Ri<strong>ch</strong>tig” meine i<strong>ch</strong>. Das hört si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on besser <strong>an</strong>, denke i<strong>ch</strong> mir. Ans<strong>ch</strong>ließend<br />

will er wissen, zu wel<strong>ch</strong>en Ergebnissen i<strong>ch</strong> bei meinen Fors<strong>ch</strong>ungen<br />

zum Holocaust gekommen sei, zu wel<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lußfolgerungen<br />

mein Guta<strong>ch</strong>ten komme, und auf wel<strong>ch</strong>e Beweise i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> dabei stütze.<br />

Was haben denn meine Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse, der Inhalt meines Guta<strong>ch</strong>tens<br />

und die Vielzahl der Beweise mit meinem Asyl<strong>an</strong>trag zu tun, frage i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong>. Nur widerwillig f<strong>an</strong>ge i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>, ihm die Ausg<strong>an</strong>gslage und d<strong>an</strong>n meinen<br />

Erkenntnisweg sowie die wi<strong>ch</strong>tigsten Ergebnisse zu erläutern. Das<br />

Thema ist freili<strong>ch</strong> sehr komplex und ni<strong>ch</strong>t immer einfa<strong>ch</strong> zu erklären, und<br />

so verliere i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in Details, und er verliert na<strong>ch</strong> einer Weile die Geduld.<br />

Erst später merke i<strong>ch</strong>, daß er wohl irgend etwas erwartet hat, was auf eine<br />

politis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lußfolgerung hinausläuft, aber wohl ni<strong>ch</strong>t einen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Vortrag über <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e und ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Details.<br />

364


Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

Dieses Aha-Erlebnis muß ihn d<strong>an</strong>n wohl bekehrt haben. Nun läuft das<br />

Interview wie am S<strong>ch</strong>nür<strong>ch</strong>en. Er fragt eine Frage na<strong>ch</strong> der <strong>an</strong>deren, und<br />

wenn meine Antwort zu kompliziert ist, unterbri<strong>ch</strong>t er mi<strong>ch</strong> und bringt es<br />

derart auf den Punkt, das es im Sinne einer Anerkennung des Antrages am<br />

besten klingt.<br />

Bei der Bespre<strong>ch</strong>ung der <strong>an</strong>deren gegen mi<strong>ch</strong> laufenden Strafverfahren<br />

kommt au<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zur Spra<strong>ch</strong>e, und<br />

stolz k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> ihm ein Exemplar der englis<strong>ch</strong>en Ausgabe zeigen. Er ist<br />

überras<strong>ch</strong>t über die Größe des Bu<strong>ch</strong>es, daß es nun au<strong>ch</strong> in den USA veröffentli<strong>ch</strong>t<br />

worden ist, und es bedarf einiger Mühe, ihm zu erläutern, was<br />

denn ein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Sammelwerk ist. Andrew und i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>auen uns<br />

einige Male erstaunt <strong>an</strong>, ni<strong>ch</strong>t nur, weil wir merken, daß der Beamte zunehmend<br />

freundli<strong>ch</strong> gesonnen ist, sondern au<strong>ch</strong>, weil offenbar wird, daß<br />

sein Bildungsgrad re<strong>ch</strong>t niedrig ist (i<strong>ch</strong> muß ihm ab und zu ein paar englis<strong>ch</strong>e<br />

Vokabeln erklären, die i<strong>ch</strong> benutze) und daß er es wohl no<strong>ch</strong> nie mit<br />

einem intellektuellen Asylbewerber zu tun hatte.<br />

“Sie sind im November 1999 zum ersten Mal in die USA gekommen.<br />

Warum haben Sie eigentli<strong>ch</strong> erst jetzt einen Asyl-Antrag gestellt?” fragt er<br />

mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend.<br />

“Ehrli<strong>ch</strong> gesagt, es hat meinem Anwalt einige Mühe gekostet, mi<strong>ch</strong> dazu<br />

zu überreden den Antrag überhaupt zu stellen. Na<strong>ch</strong> all meinen Erfahrungen<br />

mit den Behörden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d traue i<strong>ch</strong> nämli<strong>ch</strong> keiner Behörde<br />

mehr über den Weg.”<br />

Das s<strong>ch</strong>eint ihn zufriedenzustellen, und sod<strong>an</strong>n kommt er zum letzten<br />

Thema:<br />

“Was wollen Sie und Ihre Mitstreiter eigentli<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>en? Was ist ihr<br />

Ziel? Über was spre<strong>ch</strong>en Sie, wenn sie si<strong>ch</strong> bei Konferenzen oder derglei<strong>ch</strong>en<br />

treffen?”<br />

Zuerst ist mir ni<strong>ch</strong>t g<strong>an</strong>z klar, was er meint. Aber es stellt si<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n heraus,<br />

daß er vermutet, die Revisionisten würden während ihrer Treffen über<br />

irgendwel<strong>ch</strong>e politis<strong>ch</strong>en Fernziele diskutieren und diesbezügli<strong>ch</strong> irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

Pläne s<strong>ch</strong>mieden. I<strong>ch</strong> erläutere ihm also, daß die revisionistis<strong>ch</strong>en<br />

Konferenzen si<strong>ch</strong> im Prinzip ni<strong>ch</strong>t von <strong>an</strong>deren wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Konferenzen<br />

unters<strong>ch</strong>eiden. Dort werden Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse präsentiert und<br />

diskutiert, aber abgesehen von mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fragen wie Zensur,<br />

Political Correctness und politis<strong>ch</strong>er Verfolgung wird über Politis<strong>ch</strong>es dort<br />

ni<strong>ch</strong>t gespro<strong>ch</strong>en, allerhö<strong>ch</strong>stens im privaten Kreis und je na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>mack<br />

des Einzelnen. Es kostet etwas Mühe, den Beamten davon zu überzeugen,<br />

daß die Revisionisten keine politis<strong>ch</strong>e Vers<strong>ch</strong>wörergruppe gegen irgendei-<br />

365


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

ne ethnis<strong>ch</strong>e oder religiöse Gruppe oder gegen bestimmte Staaten sind,<br />

sondern daß ihr Interesse der mögli<strong>ch</strong>st exakten Annäherung <strong>an</strong> die ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Wahrheit gilt. Aber na<strong>ch</strong> einigen Erläuterungen und Beispielen,<br />

wie denn sol<strong>ch</strong>e revisionistis<strong>ch</strong>en Treffen und Konferenzen ablaufen,<br />

s<strong>ch</strong>eint ihm ein Li<strong>ch</strong>t aufzugehen, und gegen Ende des Interviews s<strong>ch</strong>reibt<br />

er h<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> eine Liste von Fragen und Antworten auf, die deutli<strong>ch</strong><br />

zeigt, daß bei ihm nun der Gros<strong>ch</strong>en gefallen ist:<br />

Revisionisten sind keine Nazis,<br />

sondern verfolgte dissidente Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

Na also, wer hätte das am Anf<strong>an</strong>g dieses Interviews geda<strong>ch</strong>t! Aus den<br />

sonst übli<strong>ch</strong>en 20 Minuten, die für ein derartiges Interview <strong>an</strong>gesetzt sind,<br />

sind bei mir 3½ Stunden geworden, und i<strong>ch</strong> hoffe, daß die Zeit gut investiert<br />

ist.<br />

Am Ende darf i<strong>ch</strong> mit meiner Unters<strong>ch</strong>rift zur Kenntnis nehmen, daß mit<br />

einer umgehenden Ents<strong>ch</strong>eidung in diesem Fall ni<strong>ch</strong>t zu re<strong>ch</strong>nen ist und<br />

daß i<strong>ch</strong> den Bes<strong>ch</strong>eid postalis<strong>ch</strong> zuges<strong>an</strong>dt bekomme.<br />

Gegen Ende Dezember 2000 ruft mi<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n mein Anwalt Andrew Allen<br />

<strong>an</strong>:<br />

“I<strong>ch</strong> habe gerade einen seltsamen Anruf des Beamten bekommen, der<br />

Di<strong>ch</strong> interviewt hat. Er war sehr nett. Er meinte, daß er Deinen Fall leider<br />

ni<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eiden könne, da dies jenseits seiner Kompetenz läge. Aber er<br />

habe festgehalten, daß Du wohl tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong> verfolgt seiest.”<br />

Diese Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t ist nun mehr als irritierend, und da au<strong>ch</strong> Andrew Allen<br />

kein Spezialist im Asylre<strong>ch</strong>t ist, bleibt uns zunä<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>ts Anderes übrig,<br />

als auf den s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>eid der Einw<strong>an</strong>derungsbehörde zu warten.<br />

Dieser kommt erst Anf<strong>an</strong>g J<strong>an</strong>uar 2001 bei mir <strong>an</strong>, und die Ents<strong>ch</strong>eidung ist<br />

sowohl entmutigend als au<strong>ch</strong> ermunternd. Zwar sind in dem Bes<strong>ch</strong>eid zwei<br />

Käst<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>gekreuzt, deren Text sinngemäß aussagt, i<strong>ch</strong> habe ni<strong>ch</strong>t vermo<strong>ch</strong>t<br />

zu beweisen, daß i<strong>ch</strong> in der Verg<strong>an</strong>genheit verfolgt worden sei, no<strong>ch</strong><br />

daß i<strong>ch</strong> eine zukünftige Verfolgung zu befür<strong>ch</strong>ten habe, jedo<strong>ch</strong> hat der nette<br />

Beamte diesem Forms<strong>ch</strong>reiben einen dem völlig widerspre<strong>ch</strong>enden mas<strong>ch</strong>inens<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en<br />

Zusatztext hinzugefügt: 21<br />

“Es wurde allerdings festgestellt, daß Sie eine glaubwürdige Befür<strong>ch</strong>tung<br />

haben, verfolgt zu sein, und zwar in dem Sinne, daß der S<strong>ch</strong>aden,<br />

der Ihnen in der Verg<strong>an</strong>genheit zugefügt wurde, und der S<strong>ch</strong>aden, den<br />

Sie für Ihre Zukunft befür<strong>ch</strong>ten, als Verfolgung na<strong>ch</strong> einem der fünf<br />

Gründe <strong>an</strong>gesehen werden k<strong>an</strong>n, die in den Statuten vorgesehen sind.<br />

21 Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/RulingINS2001.pdf<br />

366


Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

Aus den obigen Gründen basierend wurde Ihr Fall einem Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter<br />

vorgelegt. Dies ist keine Ablehnung ihres Asyl<strong>an</strong>trages.<br />

Sie können vor dem Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter erneut um Asyl bitten, und Ihr<br />

Fall wird dort erneut erwogen werden […].”<br />

Eine erneute Rückspra<strong>ch</strong>e mit dem Beamten klärt unsere Verwirrung<br />

auf: Da Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d vom US-Außenministerium ni<strong>ch</strong>t als Verfolgerstaat<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt ist, k<strong>an</strong>n ein einfa<strong>ch</strong>er Sa<strong>ch</strong>bearbeiter in der US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde<br />

ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>derweitig befinden. Er hat s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t die Kompetenz,<br />

einen deuts<strong>ch</strong>en Staatsbürger als Asyl<strong>an</strong>ten <strong>an</strong>zuerkennen, sondern muß<br />

den Fall <strong>an</strong> ein Geri<strong>ch</strong>t der US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde abgeben. Dieses<br />

Geri<strong>ch</strong>t wird d<strong>an</strong>n den Fall erneut beh<strong>an</strong>deln und bewerten.<br />

Mit <strong>an</strong>deren Worten: Wollte mi<strong>ch</strong> der Sa<strong>ch</strong>bearbeiter ablehnen, so hätte<br />

er es get<strong>an</strong>, und wäre i<strong>ch</strong> kein Deuts<strong>ch</strong>er, sondern Chinese oder Kub<strong>an</strong>er,<br />

so hätte mi<strong>ch</strong> der Beamte als Asyl<strong>an</strong>t <strong>an</strong>genommen. Da er das ni<strong>ch</strong>t durfte,<br />

s<strong>ch</strong>rieb er den bestmögli<strong>ch</strong>en Zusatztext unter den Bes<strong>ch</strong>eid und verwies<br />

den Fall <strong>an</strong> ein Einw<strong>an</strong>derungsgeri<strong>ch</strong>t.<br />

Im Frühjahr 2001 kommt es d<strong>an</strong>n zu einer ersten Anhörung vor einem<br />

Einw<strong>an</strong>derungs-Ri<strong>ch</strong>ter, bei dem mein neuer Anwalt Scott Oswald und i<strong>ch</strong><br />

meinen Asyl<strong>an</strong>trag erneut vorlegen. Ans<strong>ch</strong>ließend erläutert die Anklage<br />

(die U.S.-Regierung) ihren Antrag, mi<strong>ch</strong> wegen Übers<strong>ch</strong>reitung meiner<br />

Aufenthaltserlaubnis zw<strong>an</strong>gsweise zu deportiert. Der Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter<br />

setzt sod<strong>an</strong>n den Termin für die inhaltli<strong>ch</strong>e Anhörung für den 24. September<br />

2001 fest.<br />

Nun heißt es also, si<strong>ch</strong> auf ein längeres Warten einzuri<strong>ch</strong>ten und den Fall<br />

für das Einw<strong>an</strong>derungsgeri<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong> professionell vorzubereiten: Experten<br />

über den Verfall der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, die si<strong>ch</strong> trauen,<br />

vor einem US-Geri<strong>ch</strong>t ein Guta<strong>ch</strong>ten abzugeben, müssen gefunden werden,<br />

und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wartet eine Unzahl von Beweisdokumenten darauf, gesi<strong>ch</strong>tet,<br />

eingeordnet, übersetzt und dem Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt erklärt zu werden.<br />

Bis zum September haben wir 111 Dokumente plus Übersetzungen mit<br />

insgesamt über 1500 Seiten bei Geri<strong>ch</strong>t eingerei<strong>ch</strong>t. 22 Als sa<strong>ch</strong>verständige<br />

Zeugen für mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tswidrige Verfolgung in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d im allgemeinen<br />

konnte i<strong>ch</strong> Dr. Claus Nordbru<strong>ch</strong> aus Südafrika gewinnen, 23 und als<br />

Re<strong>ch</strong>tsexperten mit besonderer Berücksi<strong>ch</strong>tigung meines Falles erklärte<br />

si<strong>ch</strong> Dr. Günther Herzogenrath-Amelung bereit, eine Expertise abzulie-<br />

22<br />

Tausend D<strong>an</strong>k meinem Freund und Helfer James Damon, ohne dessen Übersetzungskünste<br />

dies unmögli<strong>ch</strong> gewesen wäre.<br />

23<br />

Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos79.pdf; abgedruckt in VffG 6(2)<br />

(2002), S. 190-209.<br />

367


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

fern. 24 Beide Experten kommen kurz vor dem Termin <strong>an</strong>gereist, um ihre<br />

Guta<strong>ch</strong>ten dur<strong>ch</strong> ihre mündli<strong>ch</strong>en Aussagen vor Geri<strong>ch</strong>t zu ergänzen und zu<br />

unterstrei<strong>ch</strong>en.<br />

Und d<strong>an</strong>n kommt der große Tag – mit Hindernissen. Der 11. September<br />

mit den Angriffen auf das Pentagon und das World Trade Center haben<br />

dermaßen erhöhte Si<strong>ch</strong>erheitsmaßnahmen zur Folge, daß es dem Ri<strong>ch</strong>ter<br />

seiner Aussage zufolge ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> war, re<strong>ch</strong>tzeitig im Geri<strong>ch</strong>t zu ers<strong>ch</strong>einen.<br />

So beginnt die Verh<strong>an</strong>dlung mit fast zwei Stunden Verspätung,<br />

und zwar zunä<strong>ch</strong>st nur damit, daß der Ri<strong>ch</strong>ter die Zusammenfassung des<br />

Falles liest, die ihm mein Anwalt hatte zukommen lassen.<br />

Na<strong>ch</strong> einleitender Stellungnahme und Verteidigung sowie einigen Formalien<br />

werden als nä<strong>ch</strong>stes die beiden Experten vernommen, deren Englis<strong>ch</strong>kenntnisse<br />

vom Geri<strong>ch</strong>t als ausrei<strong>ch</strong>end gewertet werden, um auf einen<br />

Dolmets<strong>ch</strong>er zu verzi<strong>ch</strong>ten, was si<strong>ch</strong> allerdings des öfteren als na<strong>ch</strong>teilig<br />

herausstellt, da beide Experten ni<strong>ch</strong>t die nötige Gew<strong>an</strong>dtheit im Englis<strong>ch</strong>en<br />

besitzen, um ihre Kenntnisse im vollen Umf<strong>an</strong>g und mit glei<strong>ch</strong>er spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er<br />

Eleg<strong>an</strong>z und Überzeugungskraft darzulegen, wie sie dies in ihre Mutterspra<strong>ch</strong>e<br />

vermo<strong>ch</strong>t hätten.<br />

Während des Kreuzverhörs der beiden Zeugen stellt si<strong>ch</strong> heraus, daß die<br />

U.S.-Regierung und <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>einend au<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>t der Ansi<strong>ch</strong>t sind, daß es<br />

voll in Ordnung sei, wenn deuts<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>te es Angeklagten verwehren,<br />

Tatsa<strong>ch</strong>enbehauptungen unter Beweis zu stellen, wegen derer sie vor Geri<strong>ch</strong>t<br />

stehen und die in den Augen des Geri<strong>ch</strong>ts unstrittig fals<strong>ch</strong> sind. Au<strong>ch</strong><br />

sei ni<strong>ch</strong>ts gegen die bestehenden Gesetze und Praktiken in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d einzuwenden,<br />

da Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d eine Demokratie sei und das Volk Parteien wählen<br />

könne, die diese Gesetze und Praktiken ändern können, und da die Gesetze<br />

und Praktiken von den hö<strong>ch</strong>sten deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten, die in der Welt<br />

hö<strong>ch</strong>stes Ansehen genießen, abgesegnet worden seien. Oh, S<strong>an</strong>cta Simplicitas!<br />

Als i<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n selbst in den Zeugenst<strong>an</strong>d trete, ist es bereits na<strong>ch</strong> vier Uhr<br />

na<strong>ch</strong>mittags, und na<strong>ch</strong> kurzer Beratung bes<strong>ch</strong>ließt das Geri<strong>ch</strong>t daher, den<br />

Fall zu vertagen und einen zweiten Termin für den 18. März 2002 <strong>an</strong>zusetzen.<br />

Da bis zu diesem Termin keine neuen S<strong>ch</strong>riftsätze mehr vorzubereiten<br />

oder Beweismittel einzurei<strong>ch</strong>en sind, sehe i<strong>ch</strong> diesem Termin wesentli<strong>ch</strong><br />

gelassener entgegen als dem ersten. 25<br />

24<br />

Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos93_e.pdf; abgedruckt in VffG 6(2)<br />

(2002), S. 176-190.<br />

25<br />

Das Verh<strong>an</strong>dlungsprotokoll ist einsehbar unter<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs/Hearing.pdf.<br />

368


Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

Während dieses zweiten Termins be<strong>an</strong>tragt der Vertreter der U.S.-Regierung,<br />

meinen Fall vorzeitig und ohne weitere Verh<strong>an</strong>dlung abzulehnen. In<br />

den Augen der US-Regierung sei i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t politis<strong>ch</strong> verfolgt, sondern ledigli<strong>ch</strong><br />

ein Krimineller auf der Flu<strong>ch</strong>t vor gere<strong>ch</strong>ter Bestrafung. Mit meinen<br />

S<strong>ch</strong>riften zum Holocaust würde i<strong>ch</strong> die Juden mental foltern, weshalb i<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t als Verfolgter, sondern als Verfolger einzustufen sei. Er stellt meine<br />

S<strong>ch</strong>riften mit Propag<strong>an</strong>daartikeln glei<strong>ch</strong>, die während der Zeit des Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong>es in den A<strong>ch</strong>senländern veröffentli<strong>ch</strong>t wurden und in denen zur Verfolgung<br />

der Juden aufgerufen wurde.<br />

Na<strong>ch</strong> einer entspre<strong>ch</strong>enden Stellungnahme meines Anwalts dagegen ents<strong>ch</strong>eidet<br />

der mit dem Fall beauftragte Ri<strong>ch</strong>ter aber, meinen Fall ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on<br />

vorzeitig abzus<strong>ch</strong>ließen. Na<strong>ch</strong> einigem prozeßte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Ger<strong>an</strong>gel mit<br />

meinem Anwalt verkündet die U.S.-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>, sie<br />

wolle ihre Ents<strong>ch</strong>eidung Ende Juni 2002 mitteilen, jedo<strong>ch</strong> stellte si<strong>ch</strong> heraus,<br />

daß der mit meinem Fall beauftragte Staats<strong>an</strong>walt, der zuglei<strong>ch</strong> Reserveoffizier<br />

ist, wegen des Krieges in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> eingezogen wird, wodur<strong>ch</strong><br />

eine Ents<strong>ch</strong>eidung um über ein Jahr hinausges<strong>ch</strong>oben wird. Verkündet wird<br />

die Ents<strong>ch</strong>eidung daher erst im Juni 2003. 26 Zusammengefaßt sieht sie etwa<br />

so aus:<br />

1. Mein Asyl<strong>an</strong>trag wird abgelehnt.<br />

2. Mein Antrag wird als völlig unbegründet bzw. betrügeris<strong>ch</strong> eingestuft<br />

(“frivolous”).<br />

3. I<strong>ch</strong> werde unfreiwillig (d.h. in H<strong>an</strong>ds<strong>ch</strong>ellen) aus den USA deportiert.<br />

4. Mir wird auf Lebenszeit die Einreise in die USA verweigert.<br />

5. Mir wird keine weitere Mögli<strong>ch</strong>keit zugest<strong>an</strong>den, legal in den USA zu<br />

verbleiben (wie etwa dur<strong>ch</strong> Heirat einer US-Bürgerin).<br />

Der Vorwurf, einen betrügeris<strong>ch</strong>en Antrag gestellt zu haben, ist der folgens<strong>ch</strong>werste,<br />

der einem Einw<strong>an</strong>derer gema<strong>ch</strong>t werden k<strong>an</strong>n, und daher ist<br />

die gegen mi<strong>ch</strong> verhängte Strafe ebenfalls die härteste, die der US-<br />

Einw<strong>an</strong>derungsbehörde zur Verfügung steht.<br />

In der Urteilsbegründung führt die US-Behörde sinngemäß aus, daß i<strong>ch</strong><br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d re<strong>ch</strong>tmäßig strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verurteilt worden sei und demgemäß<br />

kein politis<strong>ch</strong> Verfolgter sei, sondern ledigli<strong>ch</strong> ein strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Verfolgter,<br />

weshalb i<strong>ch</strong> ein einfa<strong>ch</strong>er Krimineller sei, der der Gere<strong>ch</strong>tigkeit<br />

dur<strong>ch</strong> Flu<strong>ch</strong>t zu entkommen tra<strong>ch</strong>te. Zwar habe i<strong>ch</strong> in den S<strong>ch</strong>riften, wegen<br />

der i<strong>ch</strong> verfolgt werde, ni<strong>ch</strong>ts ges<strong>ch</strong>rieben, was na<strong>ch</strong> US-Re<strong>ch</strong>t strafbar ist,<br />

und i<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in irgendeiner Weise zur Verfolgung einer Min-<br />

26 Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/RulingINS2003.pdf.<br />

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<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

derheit (der Juden) aufgerufen oder gar eine Minderheit als sol<strong>ch</strong>e verfolgt<br />

(soviel zum Unsinn der Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft). Jedo<strong>ch</strong> sei maßgebli<strong>ch</strong>, daß<br />

das deuts<strong>ch</strong>e Zensurre<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>es weit über das US-Zensurre<strong>ch</strong>t hinausgehe,<br />

eine politis<strong>ch</strong>e Notwendigkeit sei, um zu verhindern, daß Juden in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wieder der Verä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>ung ausgesetzt und somit Ziel von<br />

Verfolgung würden. Au<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>e Offenkundigkeitsregelung sei kein<br />

Bru<strong>ch</strong> des Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts, da es au<strong>ch</strong> in den USA eine Offenkundigkeit<br />

gebe, etwa wenn ein wegen Trunkenheit am Steuer Angeklagter, der dur<strong>ch</strong><br />

Bluttest des Alkoholmißbrau<strong>ch</strong>s überführt wurde, fordere, Zeugen dafür<br />

aufbringen zu dürfen, daß er keinen Alkohol getrunken habe.<br />

Die gegen diese Ents<strong>ch</strong>eidung eingelegte Berufung vor dem Berufungskomitee<br />

der US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde wird Anf<strong>an</strong>g November 2004 “ohne<br />

Wertung” abgelehnt. 27<br />

Nun mag si<strong>ch</strong> das alles re<strong>ch</strong>t negativ <strong>an</strong>hören. Tatsa<strong>ch</strong>e ist aber, daß sowohl<br />

der mit dem Fall befaßte Staats<strong>an</strong>walt als au<strong>ch</strong> der Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter<br />

Angestellte des US-Justizministeriums sind (bzw. seit 2003 des neuen<br />

Ministeriums für Heimats<strong>ch</strong>utz). Als sol<strong>ch</strong>e sind sie Befehlsempfänger<br />

des Weißen Hauses und können daher gar keine Ents<strong>ch</strong>eidung fällen, die<br />

offizieller US-Außenpolitik widerspri<strong>ch</strong>t. Nur ein nominell unabhängiges<br />

US-Bundesgeri<strong>ch</strong>t k<strong>an</strong>n eine <strong>an</strong>dere Ents<strong>ch</strong>eidung fällen.<br />

Eine wirkli<strong>ch</strong> relev<strong>an</strong>te Ents<strong>ch</strong>eidung wird daher von dem US-Bundesgeri<strong>ch</strong>t<br />

zu erwarten sein, bei dem wir Ende November 2004 Berufung eingelegt<br />

haben. Der Vertreter der US-Regierung hat bereits während der Anhörung<br />

<strong>an</strong>gekündigt, daß er dur<strong>ch</strong> alle Inst<strong>an</strong>zen klagen wird, sollte eine<br />

davon ni<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eiden, mi<strong>ch</strong> ohne Alternative deportieren zu lassen. Mein<br />

Fall wird daher also in einigen Jahren vor dem US-Verfassungsgeri<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>ieden<br />

werden.<br />

Eine Wertung der Ents<strong>ch</strong>eidung<br />

Nun no<strong>ch</strong> ein paar Worte zum Urteil und zur Urteilsbegründung der US-<br />

Einw<strong>an</strong>derungsbehörde. Na<strong>ch</strong> US-Re<strong>ch</strong>t gilt ein Asyl<strong>an</strong>trag d<strong>an</strong>n als völlig<br />

unbegründet und/oder betrügeris<strong>ch</strong> (“frivolous”), wenn entweder keine<br />

Beweise für eine politis<strong>ch</strong>e Verfolgung vorgelegt wurden oder wenn dem<br />

Antragsteller während des Anhörungsverfahrens na<strong>ch</strong>gewiesen wurde, daß<br />

er den Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter belog oder versu<strong>ch</strong>te, die Einw<strong>an</strong>derungsbehörde<br />

dur<strong>ch</strong> gefäls<strong>ch</strong>te oder m<strong>an</strong>ipulierte Beweismittel zu täus<strong>ch</strong>en. Da ein<br />

27 Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/BIAaffirmation.pdf.<br />

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Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

sol<strong>ch</strong>es Vergehen mit der härtesten Bestrafung einhergeht, die der US-<br />

Einw<strong>an</strong>derungsbehörde zur Verfügung steht, haben US-Bundesgeri<strong>ch</strong>te<br />

hohe Anforderungen gestellt, die erfüllt sein müssen, bevor die Einw<strong>an</strong>derungsbehörde<br />

einen Antrag als betrügeris<strong>ch</strong> bezei<strong>ch</strong>nen k<strong>an</strong>n. Der Na<strong>ch</strong>weis<br />

gilt demna<strong>ch</strong> nur als erbra<strong>ch</strong>t, wenn dem Antragsteller die entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Vorwürfe während der Anhörung dargelegt wurden, wenn er die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit zur Verteidigung hatte, wenn es ihm aber ni<strong>ch</strong>t gel<strong>an</strong>g, die<br />

Vorwürfe zu entkräften.<br />

I<strong>ch</strong> habe in meinem Fall etwa 1500 Seiten <strong>an</strong> Dokumenten vorgelegt, die<br />

meine politis<strong>ch</strong>e Verfolgung beweisen. Na<strong>ch</strong> Aussage des Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ters<br />

selbst h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> dabei um einen ernsthaften Fall, der äußerst<br />

umf<strong>an</strong>grei<strong>ch</strong> belegt ist, und zwar sowohl in die Tiefe als au<strong>ch</strong> in die Breite<br />

des Themas. 28 Somit k<strong>an</strong>n mein Antrag unmögli<strong>ch</strong> völlig unbegründet sein.<br />

Das wurde in der Urteilsbegründung au<strong>ch</strong> nirgends behauptet.<br />

Sod<strong>an</strong>n wurde der Vorwurf, i<strong>ch</strong> hätte den Ri<strong>ch</strong>ter belogen oder Beweismittel<br />

gefäls<strong>ch</strong>t bzw. m<strong>an</strong>ipuliert, mit keinem einzigen Wort während der<br />

Anhörung erwähnt, und i<strong>ch</strong> erhielt somit au<strong>ch</strong> keine Gelegenheit, mi<strong>ch</strong> gegen<br />

derartige Vorwürfe zu verteidigen. Au<strong>ch</strong> in seinem Urteil hat das Geri<strong>ch</strong>t<br />

mit keiner Silbe dargelegt, wel<strong>ch</strong>es der eingeführten Beweismittel gefäls<strong>ch</strong>t<br />

oder m<strong>an</strong>ipuliert worden sei und wel<strong>ch</strong>e meiner bei der Anhörung<br />

gema<strong>ch</strong>ten Angaben wissentli<strong>ch</strong> unwahr seien.<br />

Als Beweis für meine <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> betrügeris<strong>ch</strong>e Absi<strong>ch</strong>t verwies das behördeninterne<br />

Geri<strong>ch</strong>t erstens auf die Urteilsbegründung meines deuts<strong>ch</strong>en<br />

Strafverfahrens, 29 in dem ein privater Brief zitiert wird, den i<strong>ch</strong> im Frühjahr<br />

1994 <strong>an</strong> meine Patent<strong>an</strong>te H<strong>an</strong>nelore Patt ges<strong>ch</strong>rieben hatte. Darin hatte i<strong>ch</strong><br />

geleugnet, das Pseudonym Ernst Gauss verwendet zu haben, wohingegen<br />

i<strong>ch</strong> ein Jahr später während meines deuts<strong>ch</strong>en Strafverfahrens zugab, mit<br />

Ernst Gauss identis<strong>ch</strong> zu sein. Die Tatsa<strong>ch</strong>e also, daß i<strong>ch</strong> 1994 meine Patent<strong>an</strong>te<br />

<strong>an</strong>log, um mein Pseudonym zu s<strong>ch</strong>ützen (das war no<strong>ch</strong> vor der<br />

Veröffentli<strong>ch</strong>ung des Bu<strong>ch</strong>es Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, zu einem<br />

Zeitpunkt also, als es wegen der befür<strong>ch</strong>teten – und d<strong>an</strong>n wenig später tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

erfolgten – Verfolgungsmaßnahmen der BRD gute Gründe gab,<br />

mein Pseudonym ni<strong>ch</strong>t zu lüften), diente dem Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter dazu,<br />

mir betrügeris<strong>ch</strong>e Absi<strong>ch</strong>ten gegenüber den US-Behörden zu unterstellen,<br />

und das, obwohl i<strong>ch</strong> vor dem deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>t wie au<strong>ch</strong> vor dem US-Ein-<br />

28 Vgl. Wortlautprotokoll, S. 18, 22, 25, 29, 149, 163, 208f., 222, 312<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/Hearing.pdf).<br />

29 Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos1_d.pdf.<br />

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<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

w<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> die Wahrheit über “Ernst Gauss” gesagt<br />

hatte. Wenn jeder, der in seinem Leben einmal einen Verw<strong>an</strong>dten <strong>an</strong>log,<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> als betrügeris<strong>ch</strong> eingestuft und als Asyl<strong>an</strong>t abgelehnt würde,<br />

d<strong>an</strong>n gäbe es auf der g<strong>an</strong>zen Welt keinen einzigen erfolgrei<strong>ch</strong>en Asyl<strong>an</strong>trag.<br />

Selbstverständli<strong>ch</strong> ist dies ni<strong>ch</strong>t das Kriterium, na<strong>ch</strong> dem eine sol<strong>ch</strong>e<br />

Einstufung erfolgt. Die US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde muß mir na<strong>ch</strong>weisen,<br />

daß i<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>te, die US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde zu betrügen, ni<strong>ch</strong>t irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

Freunde oder Verw<strong>an</strong>dte zehn Jahre früher oder ein ausländis<strong>ch</strong>es<br />

Geri<strong>ch</strong>t.<br />

Genau das versu<strong>ch</strong>te das Einw<strong>an</strong>derungsgeri<strong>ch</strong>t mit seinem zweiten<br />

“Beweis” zu errei<strong>ch</strong>en. Es argumentierte, i<strong>ch</strong> hätte versu<strong>ch</strong>t, die Wahrheit<br />

vor dem US-Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter auf ähnli<strong>ch</strong>e Weise zu verbergen wie<br />

s<strong>ch</strong>on 1995 bei meinem deuts<strong>ch</strong>en Strafverfahren. So hätte i<strong>ch</strong> in meinem<br />

Asyl<strong>an</strong>trag 30 ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>gegeben, daß i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> meiner Flu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Sp<strong>an</strong>ien<br />

zeitweilig bei Generalmajor Remer gewohnt hätte. Als Residenz hätte i<strong>ch</strong><br />

auf meinem Asyl<strong>an</strong>trag ledigli<strong>ch</strong> “mit vers<strong>ch</strong>iedenen Freunden und in Ferienwohnungen”<br />

<strong>an</strong>gegeben. Daß i<strong>ch</strong> bei Remer gewohnt hätte, würde si<strong>ch</strong><br />

aber aus einem britis<strong>ch</strong>en Zeitungsartikel ergeben, den i<strong>ch</strong> selbst als Beweis<br />

für meine Verfolgung vorgelegt hatte. 31 Der vom Ri<strong>ch</strong>ter zitierte Artikel<br />

spri<strong>ch</strong>t aber nur davon, daß i<strong>ch</strong> bei Remer blieb (“stayed”). Dies ist bereits<br />

eine Verzerrung der Wahrheit dur<strong>ch</strong> einen Journalisten, der ledigli<strong>ch</strong> ein<br />

Interesse dar<strong>an</strong> hatte, Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en mir und <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Nazis<br />

herzustellen. Wie l<strong>an</strong>ge und warum i<strong>ch</strong> bei Remers war, darüber gibt der<br />

Artikel keine Auskunft. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> hatte i<strong>ch</strong> nie bei Generalmajor Remer<br />

gewohnt. Seine Wohnung diente bei meiner Ankunft in Sp<strong>an</strong>ien ledigli<strong>ch</strong><br />

als Treffpunkt mit Freunden, die mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>s<strong>ch</strong>ließend zeitweilig 80 km westli<strong>ch</strong><br />

von Remers Residenz in einer Ferienwohnung und in ihren eigenen<br />

Wohnungen unterbra<strong>ch</strong>ten. 32 Das Formular für den Asyl<strong>an</strong>trag spri<strong>ch</strong>t aber<br />

ausdrückli<strong>ch</strong> von “residences”, also von dauerhaften Wohnungen. Ein Auf-<br />

30<br />

Vgl. www.germarrudolf.com/persecute/docs/Application.pdf<br />

31<br />

Jessica Berry <strong>an</strong>d Chris Hastings, “Germ<strong>an</strong> neo-Nazi fugitive is found hiding in Britain”,<br />

The Sunday Telegraph, 17.10.1999; vgl.<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos100.pdf.<br />

32<br />

Aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen k<strong>an</strong>nte i<strong>ch</strong> weder die Identität no<strong>ch</strong> die Adresse dieser Freunde,<br />

als i<strong>ch</strong> in Sp<strong>an</strong>ien <strong>an</strong>kam. Der Treffpunkt Remer wurde gewählt, da dies der einzige Ort<br />

in der Region war, den i<strong>ch</strong> k<strong>an</strong>nte. Im J<strong>an</strong>uar 1995 war nämli<strong>ch</strong> das gesamte Geri<strong>ch</strong>t<br />

(Ri<strong>ch</strong>ter, Staats<strong>an</strong>walt, Verteidiger, Angeklagter, also i<strong>ch</strong>) während des Strafverfahrens<br />

gegen mi<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Sp<strong>an</strong>ien gereist, um Remer zu verhören.<br />

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Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

enthalt, der während einer Dur<strong>ch</strong>reise nur einige Stunden dauerte, fällt eindeutig<br />

ni<strong>ch</strong>t darunter.<br />

Während der Anhörung zu meinem Asyl<strong>an</strong>trag wurde mein Aufenthalt in<br />

Sp<strong>an</strong>ien von keinem der Beteiligten au<strong>ch</strong> nur mit einer Silbe erwähnt. I<strong>ch</strong><br />

hatte daher keine Ch<strong>an</strong>ce, diese erst im Urteil auftau<strong>ch</strong>ende fals<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>uldigung<br />

zu entkräften. Diese Hinterhältigkeit glei<strong>ch</strong>t der des deuts<strong>ch</strong>en<br />

Geri<strong>ch</strong>ts, das 1995 auf ähnli<strong>ch</strong> verlogene Weise zu beweisen versu<strong>ch</strong>te, i<strong>ch</strong><br />

hätte mein Verhältnis mit Remer vertus<strong>ch</strong>en wollen. 33<br />

Was der Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ter in meinem Fall also ma<strong>ch</strong>te, war, mi<strong>ch</strong><br />

für ein Vergehen zu verurteilen (Betrugsversu<strong>ch</strong> gegenüber der Einw<strong>an</strong>derungsbehörde),<br />

das mir während der g<strong>an</strong>zen Verh<strong>an</strong>dlung ni<strong>ch</strong>t vorgeworfen<br />

worden war und für das er au<strong>ch</strong> keine Beweise hat.<br />

Dieses Vorgehen wäre verglei<strong>ch</strong>bar einem Fall, bei dem ein Dieb wegen<br />

Diebstahls vor Geri<strong>ch</strong>t steht, er d<strong>an</strong>n aber im Urteil plötzli<strong>ch</strong> wegen Mordes<br />

verurteilt wird, ohne daß im Urteil au<strong>ch</strong> nur behauptet wird, es gebe irgendwel<strong>ch</strong>e<br />

Beweise dafür, daß überhaupt ein Mord beg<strong>an</strong>gen wurde.<br />

Die Begründung des Einw<strong>an</strong>derungsri<strong>ch</strong>ters in der Asylsa<strong>ch</strong>e selbst sind<br />

ähnli<strong>ch</strong> haarsträubend und würden auf den Punkt gebra<strong>ch</strong>t etwa so lauten:<br />

a) Weil Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in der Verg<strong>an</strong>genheit Minderheiten verfolgt, Dissidenten<br />

eingesperrt und Bü<strong>ch</strong>er verbr<strong>an</strong>nt hat, ist Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d heute verpfli<strong>ch</strong>tet,<br />

Minderheiten zu verfolgen, Dissidenten einzusperren und Bü<strong>ch</strong>er<br />

zu verbrennen!<br />

b) Das Beispiel von der Trunkenheit am Steuer stellt die Tatsa<strong>ch</strong>en meines<br />

Falles auf den Kopf. Anders herum wird ein S<strong>ch</strong>uh daraus, um bei diesem<br />

Beispiel zu bleiben:<br />

Hundert Zeugen behaupten, daß ein wegen Trunkenheit am Steuer Angeklagter<br />

zur Tatzeit jede Menge Alkohol getrunken hat. Ein Sa<strong>ch</strong>verständiger,<br />

der das Blut des Angeklagten <strong>an</strong>alysiert hat, kommt zu dem Befund,<br />

daß der Angeklagte zur Tatzeit ni<strong>ch</strong>t alkoholisiert war. Weil diese Feststellung<br />

die 100 Zeugen beleidigen und der Verä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

preisgeben könnte, wird der Sa<strong>ch</strong>verständige dar<strong>an</strong> gehindert,<br />

sein Guta<strong>ch</strong>ten vorzulegen. Der Sa<strong>ch</strong>verständige wird zudem selbst wegen<br />

Volksverhetzung und Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Haß gegen die 100 Zeugen <strong>an</strong>geklagt.<br />

Es wird ihm verweigert, sein eigenes Guta<strong>ch</strong>ten als Beweis für die<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeit seiner Behauptung einzuführen, weil die Unwahrheit seiner Behauptung<br />

dur<strong>ch</strong> die 100 Zeugen offenkundig sei und deshalb ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

des Beweises bedürfe. Der Sa<strong>ch</strong>verständige wird zu einer Gefängnisstrafe<br />

33 Vgl. dazu den Beitrag “Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat” in diesem B<strong>an</strong>d.<br />

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<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

verurteilt. Zudem wird der Strafverteidiger des <strong>an</strong>geklagten Sa<strong>ch</strong>verständigen,<br />

der es gewagt hat, das Guta<strong>ch</strong>ten des <strong>an</strong>geklagten Sa<strong>ch</strong>verständigen<br />

als Beweis einzuführen, ebenfalls wegen Volksverhetzung und Aufsta<strong>ch</strong>elung<br />

zum Haß gegen die 100 Zeugen <strong>an</strong>geklagt und verurteilt.<br />

Die US-Einw<strong>an</strong>derungsbehörde ents<strong>ch</strong>eidet, daß dies alles in Ordnung<br />

sei, da es au<strong>ch</strong> in den USA eine Offenkundigkeit gebe, etwa wenn ein wegen<br />

Trunkenheit am Steuer Angeklagter, der dur<strong>ch</strong> Bluttest des Alkoholmißbrau<strong>ch</strong>s<br />

überführt wurde, fordere, 100 Zeugen für die Tatsa<strong>ch</strong>e aufbringen<br />

zu dürfen, daß er keinen Alkohol getrunken habe. Diese 100 Zeugen<br />

werden d<strong>an</strong>n wegen Offenkundigkeit des Gegenteils der Beweisbehauptung<br />

abgelehnt.<br />

Aus irgendeinem unerfindli<strong>ch</strong>en Grunde meint der Beamte der US-<br />

Einw<strong>an</strong>derungsbehörde, das Verhalten der deuts<strong>ch</strong>en und der US-Justiz sei<br />

das glei<strong>ch</strong>e.<br />

Da wird der Wahnsinn zur Methode.<br />

Es hätte Auswirkungen auf das gesamte US-Re<strong>ch</strong>tssystem, wenn dieses<br />

Urteil bis in die hö<strong>ch</strong>ste Inst<strong>an</strong>z aufre<strong>ch</strong>terhalten würde.<br />

1. Das Urteil unterminiert eines der wi<strong>ch</strong>tigsten Prinzipien eines jeden<br />

Re<strong>ch</strong>tsstaates, nämli<strong>ch</strong> daß niem<strong>an</strong>d für etwas verurteilt werden darf,<br />

dessen er ni<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>uldigt war und wogegen er keine Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

hatte, si<strong>ch</strong> zu verteidigen.<br />

2. Ein weiteres re<strong>ch</strong>tstaatli<strong>ch</strong>es Prinzip wird ebenso grob verletzt, nämli<strong>ch</strong><br />

daß niem<strong>an</strong>d wegen eines Vergehens verurteilt werden darf, für<br />

dessen Begehung es keinerlei Beweise gibt.<br />

3. Würde ein US-Bundesgeri<strong>ch</strong>t dieses Urteil der US-Bundesbehörde absegnen,<br />

so wären ni<strong>ch</strong>t nur die wi<strong>ch</strong>tigsten re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en Prinzipien<br />

des US-Ausländerre<strong>ch</strong>ts völlig zerstört, sondern es würde zudem ein<br />

Präzedenzfall ges<strong>ch</strong>affen, der in Zukunft die willkürli<strong>ch</strong>e Eins<strong>ch</strong>ränkung<br />

der Wissens<strong>ch</strong>afts- und Meinungsfreiheit in den USA erlaubt.<br />

Jede Unterdrückungsmaßnahme <strong>an</strong>derer Nationen könnte d<strong>an</strong>n mit<br />

den besonderen historis<strong>ch</strong>en oder <strong>an</strong>dersartigen Umständen eines<br />

L<strong>an</strong>des gere<strong>ch</strong>tfertigt werden, weshalb das Asylre<strong>ch</strong>t der USA ni<strong>ch</strong>t<br />

nur juristis<strong>ch</strong>, sondern au<strong>ch</strong> inhaltli<strong>ch</strong> zur Farce würde. Dies würde<br />

zwar vorerst nur für das Einw<strong>an</strong>derungsre<strong>ch</strong>t gelten, jedo<strong>ch</strong> hätte eine<br />

Ents<strong>ch</strong>eidung des US-Verfassungsgeri<strong>ch</strong>ts, das sol<strong>ch</strong>en juristis<strong>ch</strong>en<br />

Unfug absegnen würde, wohl au<strong>ch</strong> Auswirkungen auf das innerstaatli<strong>ch</strong>e<br />

Re<strong>ch</strong>tsverständnis, wenn es um die Akzept<strong>an</strong>z von Zensur gegen<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Dissidenten geht, die irgendeiner mä<strong>ch</strong>tigen Lobby<br />

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Politis<strong>ch</strong> verfolgte Deuts<strong>ch</strong>e genießen Asyl…viellei<strong>ch</strong>t im Ausl<strong>an</strong>d<br />

ein Dorn im Auge sind. Denn wenn m<strong>an</strong> ausländis<strong>ch</strong>e Zensurmaßnahme<br />

juristis<strong>ch</strong> “re<strong>ch</strong>tfertigen” k<strong>an</strong>n, d<strong>an</strong>n ja si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Einführung<br />

ähnli<strong>ch</strong>er Maßnahmen Zuhause.<br />

Es k<strong>an</strong>n daher sein, daß si<strong>ch</strong> der Fall <strong>Rudolf</strong> zum Troj<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Pferd für<br />

die Meinungsfreiheit in den USA entwickelt, mittels dessen jene Kräfte, die<br />

den “Meinungsfreiheit-Absolutismus” in den Staaten einges<strong>ch</strong>ränkt sehen<br />

mö<strong>ch</strong>ten, es s<strong>ch</strong>affen, diese wi<strong>ch</strong>tigste Freiheit S<strong>ch</strong>ritt für S<strong>ch</strong>ritt zu unterhöhlen,<br />

und zwar beginnend <strong>an</strong> der Front des Holocaust-Revisionismus.<br />

Ende des 18. Jahrhunderts si<strong>ch</strong>erte General Friedri<strong>ch</strong> Wilhelm von Steuben<br />

den Amerik<strong>an</strong>ern ihre Freiheit, indem er erfolgrei<strong>ch</strong> jene Truppen org<strong>an</strong>isierte<br />

und trainierte, die die englis<strong>ch</strong>en Kolonialtruppen im Unabhängigkeitskrieg<br />

besiegten. Es sieht nun so aus, als würden die H<strong>an</strong>dlungen eines<br />

<strong>an</strong>deren Deuts<strong>ch</strong>en als Anlaß genommen, diese gewonnene Freiheit zu<br />

zerstören.<br />

Wenn es mir ni<strong>ch</strong>t gelingt, auf diesem Wege eine Aufenthaltserlaubnis in<br />

den USA zu erl<strong>an</strong>gen, so mag dieses Bu<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus eines meiner letzten<br />

Lebenszei<strong>ch</strong>en sein, das i<strong>ch</strong> vor meinem l<strong>an</strong>gjährigen Haft<strong>an</strong>tritt werde als<br />

freier M<strong>an</strong>n von mir geben können.<br />

Drücken Sie mir die Daumen, daß Freiheit und Gere<strong>ch</strong>tigkeit obsiegen!<br />

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“Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo m<strong>an</strong> Bü<strong>ch</strong>er<br />

verbrennt, verbrennt m<strong>an</strong> am Ende au<strong>ch</strong> Mens<strong>ch</strong>en.”<br />

Heinri<strong>ch</strong> Heine, 1820<br />

Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

Die Zerstörung von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten<br />

unter dem Einfluß von Kriegspropag<strong>an</strong>da<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d denkt ein erhebli<strong>ch</strong>er Teil der Bevölkerung, das Singen<br />

der eigenen Nationalhymne sei verboten?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d können Liederma<strong>ch</strong>er ins Gefängnis geworfen werden,<br />

weil sie friedli<strong>ch</strong>e Lieder singen?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird eine Mutter von fünf Kindern bestraft, weil sie<br />

eine CD mit friedli<strong>ch</strong>er Musik verkauft hat?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d würde ein Pastor mit dem Vorwurf, er sei ein Extremist,<br />

aus seiner Gemeinde geworfen, weil er die Nationalflagge in seiner<br />

Kir<strong>ch</strong>e aufhängt?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird ein Bürger von seinen Na<strong>ch</strong>barn bes<strong>ch</strong>impft, ein<br />

Extremist zu sein, weil er seine Nationalflagge im Garten hißt?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d würde ein Lehrer seine Anstellung mit dem Vorwurf<br />

verlieren, er sei ein Extremist, weil er vors<strong>ch</strong>lägt, daß alle S<strong>ch</strong>üler am<br />

Morgen zuerst die Nationalhymne singen sollen?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird das Zeigen von historis<strong>ch</strong> unbelasteten ehemaligen<br />

L<strong>an</strong>desflaggen für eine “Bedrohung des öffentli<strong>ch</strong>en Friedens” gehalten<br />

und deshalb verboten?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d können Mens<strong>ch</strong>en mit Bußgeldern bestraft werden,<br />

weil sie einen Arm gehoben haben, um jem<strong>an</strong>den zu grüßen?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d können Mens<strong>ch</strong>en bestraft werden, weil sie originalgetreue<br />

Modelle historis<strong>ch</strong>er Waffen sammeln und ausstellen?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n jem<strong>an</strong>d zu Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt<br />

werden, weil er Symbole und Zei<strong>ch</strong>en gezeigt hat, die in vielen Kulturen<br />

s<strong>ch</strong>on seit Jahrhunderten, gar Jahrtausenden und bis heute Verwendung<br />

finden?<br />

377


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird ein Universitätsprofessor verfolgt und mit einer<br />

Gefängnisstrafe bedroht, weil er seine Zweifel <strong>an</strong> bestimmten historis<strong>ch</strong>en<br />

Ereignissen in einer auf Lateinis<strong>ch</strong> verfaßten Fußnote in einem<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Sammelb<strong>an</strong>d dargelegt hat?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird einem Ri<strong>ch</strong>ter, der ein gut belegtes, wenn au<strong>ch</strong><br />

sehr kontroverses Bu<strong>ch</strong> zu ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Themen verfaßt hat, dieses<br />

Bu<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>lagnahmt und verbr<strong>an</strong>nt, sein Doktortitel deshalb aberk<strong>an</strong>nt<br />

und seine Pension gestri<strong>ch</strong>en?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d droht einem ho<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesehenen Historiker politis<strong>ch</strong>e<br />

Verfolgung, weil er ein gut fundiertes Bu<strong>ch</strong> zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te seines L<strong>an</strong>des<br />

verfaßt hat, dessen Ergebnisse aber den Behörden ni<strong>ch</strong>t gefallen?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird ein Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tslehrer ins Gefängnis gesteckt, weil<br />

er in einem privaten Brief <strong>an</strong> eine Person des öffentli<strong>ch</strong>en Lebens ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

abwei<strong>ch</strong>ende Ansi<strong>ch</strong>ten geäußert hat?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d verliert ein Professor seinen Lehrstuhl, wird bedroht,<br />

verfolgt und in den Selbstmord getrieben, nur weil er den Internationalismus<br />

kritisiert hat?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird ein Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ts-Dissident mehr als zwei Jahre ins<br />

Gefängnis gesteckt, nur weil er friedli<strong>ch</strong>es, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> verfaßtes<br />

ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Material veröffentli<strong>ch</strong>t hat?<br />

– Wel<strong>ch</strong>es L<strong>an</strong>d verunglimpft und demütigt seine Kriegsveter<strong>an</strong>en dermaßen,<br />

daß si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> einer von ihnen aus Protest gegen diese über<br />

seine Generation verbreitete “Niagaraflut der Lügen” öffentli<strong>ch</strong> selbst<br />

verbrennt?<br />

– Wel<strong>ch</strong>es L<strong>an</strong>d untersagt das Gedenken <strong>an</strong> dieses Selbstopfer und verbietet<br />

die Veröffentli<strong>ch</strong>ung des letzten Aufrufs dieses alten M<strong>an</strong>nes?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d können gut belegte, mit zahlrei<strong>ch</strong>en Fußnoten versehene<br />

Bü<strong>ch</strong>er über Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Politik, ges<strong>ch</strong>rieben von Akademikern<br />

mit soliden Referenzen, von den Behörden bes<strong>ch</strong>lagnahmt und verbr<strong>an</strong>nt<br />

werden?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d können Autoren, Redakteure, Verleger, Drucker,<br />

Großhändler, Einzelhändler, Importeure, Exporteure, Lagerhauseigentümer<br />

und Kunden, die mehr als zwei Exemplare eines bestimmten Mediums<br />

kaufen, verfolgt werden wegen der Herstellung, Lagerung, Ein- und<br />

Ausfuhr sowie des Vertriebes von politis<strong>ch</strong>er und historis<strong>ch</strong>er Literatur,<br />

die vom St<strong>an</strong>dardbild abwei<strong>ch</strong>t?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d wird vor den Bürgern geheimgehalten, wel<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riften<br />

verboten sind, so daß sie gar ni<strong>ch</strong>t wissen können, ob sie si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

die Verbreitung einer bestimmten S<strong>ch</strong>rift strafbar ma<strong>ch</strong>en oder ni<strong>ch</strong>t?<br />

378


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d werden Ri<strong>ch</strong>ter mit Strafverfolgung bedroht, weil sie<br />

politis<strong>ch</strong>e und historis<strong>ch</strong>e Abwei<strong>ch</strong>ler ni<strong>ch</strong>t streng genug bestraft haben?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d ist das Einbringen entlastender Beweise vor Geri<strong>ch</strong>t in<br />

Sonderfällen verboten?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d werden Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>wälte strafverfolgt, falls sie in Sonderfällen<br />

versu<strong>ch</strong>en, zugunsten ihrer M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten entlastende Beweise<br />

vorzubringen?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d werden in Strafverfahren keine Wortlautprotokolle <strong>an</strong>gefertigt?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d gibt es besondere Einri<strong>ch</strong>tungen für politis<strong>ch</strong>e Geri<strong>ch</strong>tsverfahren?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d gibt es einen großen Spionageapparat, um oppositionelle<br />

Gruppierungen auszus<strong>ch</strong>nüffeln?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n den Mitgliedern oppositioneller Vereinigungen,<br />

die als verfassungskonform gelten, denno<strong>ch</strong> ein Teil ihrer Bürgerre<strong>ch</strong>te<br />

vorenthalten werden?<br />

– Wel<strong>ch</strong>es L<strong>an</strong>d wird Experten zufolge bald ein totalitärer Herrs<strong>ch</strong>aftsstaat<br />

sein, wenn si<strong>ch</strong> die Dinge so weiterentwickeln?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d geben sogar die Massenmedien zu, daß si<strong>ch</strong> das L<strong>an</strong>d<br />

bei der Verfolgung politis<strong>ch</strong>er Dissidenten im Zust<strong>an</strong>d einer Hysterie befindet?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d verl<strong>an</strong>gt das Staatsoberhaupt von Kindern, ihre Eltern<br />

auszuspionieren und umgekehrt, um si<strong>ch</strong>erzustellen, daß sie keine politis<strong>ch</strong><br />

unliebsamen Ansi<strong>ch</strong>ten pflegen?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d erklären die Behörden und die Öffentli<strong>ch</strong>keit offen allem<br />

den Kampf, was politis<strong>ch</strong> auf dem re<strong>ch</strong>ten Flügel steht?<br />

– In wel<strong>ch</strong>em L<strong>an</strong>d bestimmen die Behörden, daß die Hälfte des Volkes<br />

für das Hegen bestimmter politis<strong>ch</strong>er Ansi<strong>ch</strong>ten geä<strong>ch</strong>tet werden darf?<br />

– Wel<strong>ch</strong>es L<strong>an</strong>d ist stolz darauf, jedes Jahr gegen mehr als 10.000 Personen<br />

Strafverfahren wegen friedli<strong>ch</strong>er “Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en” eingeleitet<br />

zu haben?<br />

– Wel<strong>ch</strong>es L<strong>an</strong>d übt na<strong>ch</strong> China die zweitstrengste Zensur der Welt aus?<br />

Wel<strong>ch</strong>es L<strong>an</strong>d könnte das sein?<br />

Die ri<strong>ch</strong>tige Antwort lautet:<br />

Die Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

Sind Sie überras<strong>ch</strong>t? Falls ja, lesen Sie bitte weiter!<br />

379


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Singen verboten!<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Nationalhymne wurde 1848 von August Heinri<strong>ch</strong> Hoffm<strong>an</strong>n<br />

von Fallersleben ges<strong>ch</strong>rieben und wird na<strong>ch</strong> der Melodie der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Kaiserhymne (1797) von Joseph Haydn gesungen. Im Gegensatz<br />

zu vielen <strong>an</strong>deren Nationalhymnen bes<strong>ch</strong>reibt das Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>dlied weder<br />

militaristis<strong>ch</strong>e, no<strong>ch</strong> imperialistis<strong>ch</strong>e oder gewalttätige Inhalte, sondern<br />

bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> auf die Bes<strong>ch</strong>reibung Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds, der Deuts<strong>ch</strong>en und ihrer<br />

Ideale. Dur<strong>ch</strong> eine Fehlinterpretation eines Teils der ersten Strophe gel<strong>an</strong>g<br />

es <strong>an</strong>ti-deuts<strong>ch</strong>en Kräften jedo<strong>ch</strong>, der Hymne ein s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Ansehen<br />

zu verleihen. Die erste Strophe lautet:<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, über alles, über alles in der Welt,<br />

Wenn es stets zum S<strong>ch</strong>utz und Trutze brüderli<strong>ch</strong> zusammenhält.<br />

Von der Maas bis <strong>an</strong> die Memel, von der Ets<strong>ch</strong> bis <strong>an</strong> den Belt,<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d über alles, über alles in der Welt.<br />

Diese Strophe ist offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> defensiv (S<strong>ch</strong>utz und Trutze), k<strong>an</strong>n dur<strong>ch</strong><br />

Weglassen der zweiten Zeile aber dahin fehlgedeutet werden, daß sie deuts<strong>ch</strong>e<br />

Überlegenheit ausdrücke, was dem tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Inhalt entgegensteht.<br />

Die dritte Zeile spri<strong>ch</strong>t die Gewässer <strong>an</strong> (Maas, Memel, Ets<strong>ch</strong> und Belt), die<br />

1848, als das Lied ges<strong>ch</strong>rieben wurde, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die geographis<strong>ch</strong>en, politis<strong>ch</strong>en<br />

und/oder Volkstumsgrenzen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds bezei<strong>ch</strong>neten. Daß sie es<br />

heute ni<strong>ch</strong>t mehr sind, ist das Ergebnis von zwei verlorenen Kriegen, na<strong>ch</strong><br />

denen die Siegermä<strong>ch</strong>te große Teile deuts<strong>ch</strong>en Gebietes erobert und <strong>an</strong>nektiert<br />

haben, wobei Millionen Deuts<strong>ch</strong>e vertrieben und getötet wurden.<br />

Heutzutage wird das Singen dieser Strophe oft mit Gebiets<strong>an</strong>sprü<strong>ch</strong>en gegen<br />

die Na<strong>ch</strong>barn Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds glei<strong>ch</strong>gesetzt, aber genau genommen ma<strong>ch</strong>t<br />

ni<strong>ch</strong>t die deuts<strong>ch</strong>e Seite territoriale Ansprü<strong>ch</strong>e geltend, sondern Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds<br />

Na<strong>ch</strong>barn haben es seit 1918 fertig gebra<strong>ch</strong>t, ihre <strong>an</strong>maßenden Forderungen<br />

mit brutaler Gewalt dur<strong>ch</strong>zusetzen. Das Singen dieser Strophe bedeutet<br />

also keine aggressiven deuts<strong>ch</strong>en Gebiets<strong>an</strong>sprü<strong>ch</strong>e, sondern erinnert<br />

ledigli<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong>, wel<strong>ch</strong> große völkerre<strong>ch</strong>tswidrige Verluste <strong>an</strong> L<strong>an</strong>d und<br />

Mens<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d seit Beginn des 20. Jahrhunderts erleiden mußte.<br />

Die zweite und dritte Strophe der deuts<strong>ch</strong>en Nationalhymne sind g<strong>an</strong>z<br />

unverfängli<strong>ch</strong>, die zweite bes<strong>ch</strong>reibt, worauf die Deuts<strong>ch</strong>en stolz sind<br />

(deuts<strong>ch</strong>e Frauen, deuts<strong>ch</strong>e Treue, deuts<strong>ch</strong>er Wein und deuts<strong>ch</strong>er S<strong>an</strong>g) und<br />

die dritte Strophe ist ein Appell <strong>an</strong> Einigkeit, Gere<strong>ch</strong>tigkeit und Freiheit,<br />

drei Ideale, die im politis<strong>ch</strong> zersplitterten und oftmals despotis<strong>ch</strong> regierten<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d von 1848 ni<strong>ch</strong>t verwirkli<strong>ch</strong>t waren.<br />

380


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

Die beiden ersten Strophen dieser Hymne werden nie bei offiziellen Anlässen<br />

gesungen, der erste Vers aus Fur<strong>ch</strong>t vor diplomatis<strong>ch</strong>en Verwicklungen<br />

mit den Na<strong>ch</strong>barn Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds und Problemen mit den Medien, der<br />

zweite Vers wegen seines Stiles, der vielen peinli<strong>ch</strong> vorkommt. Aber selbst<br />

das Singen der dritten Strophe oder einfa<strong>ch</strong> das Spielen der Melodie der<br />

deuts<strong>ch</strong>en Nationalhymne ist in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d alles <strong>an</strong>dere als alltägli<strong>ch</strong> und<br />

bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> im Grunde genommen auf internationale Begebenheiten in<br />

Sport und Politik, etwa wenn die deuts<strong>ch</strong>e Fußball-Nationalm<strong>an</strong>ns<strong>ch</strong>aft gegen<br />

eine <strong>an</strong>dere M<strong>an</strong>ns<strong>ch</strong>aft spielt, oder wenn ein hoher ausländis<strong>ch</strong>er<br />

Staatsgast mit der Hymne seines L<strong>an</strong>des begrüßt wird, auf die d<strong>an</strong>n die<br />

deuts<strong>ch</strong>e Hymne folgt. Ansonsten gilt in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d das Singen der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Nationalhymne als etwas, das nur Dummköpfe oder Neonazis’ tun,<br />

wie 2001 eine englis<strong>ch</strong>e Zeitung g<strong>an</strong>z ri<strong>ch</strong>tig beoba<strong>ch</strong>tet hat. 1 Na<strong>ch</strong> 1980<br />

gab es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d no<strong>ch</strong> ein paar Radiosender, die um Mitterna<strong>ch</strong>t bisweilen<br />

die Melodie der Nationalhymne spielten, und m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal drehte i<strong>ch</strong><br />

die Lautstärke meines Radioapparats g<strong>an</strong>z auf und stellte ihn direkt <strong>an</strong> mein<br />

geöffnetes Fenster, damit es alle Na<strong>ch</strong>barn und alle Studenten in meinem<br />

Wohnheim hören konnten. Wenn jem<strong>an</strong>d laut die Nationalhymne abspielen<br />

läßt, so daß es alle Na<strong>ch</strong>barn hören können – und diese Na<strong>ch</strong>barn gar Studenten<br />

sind – wird das in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d als ziemli<strong>ch</strong>e Provokation aufgefaßt.<br />

Die meisten Leute glauben wirkli<strong>ch</strong>, daß jem<strong>an</strong>d, der das tut, entweder verrückt<br />

oder ein “Nazi” sein muß. Infolgedessen wurde eine Vortrags<strong>an</strong>kündigung<br />

von mir (zum Thema Abtreibung), die i<strong>ch</strong> in dieser Zeit aufhängte,<br />

s<strong>ch</strong>on am nä<strong>ch</strong>sten Tag mit einem Hakenkreuz verunziert.<br />

Um das Ausmaß der deuts<strong>ch</strong>en Selbsterniedrigung zu verstehen, mußte<br />

i<strong>ch</strong> in die USA kommen. I<strong>ch</strong> erlebte – mit großer Überras<strong>ch</strong>ung und einem<br />

etwas peinli<strong>ch</strong>en Gefühl –, wie dort die g<strong>an</strong>ze S<strong>ch</strong>ule den Morgen beginnt:<br />

dur<strong>ch</strong> gemeinsames Singen der Nationalhymne, die über Lautspre<strong>ch</strong>er ertönt.<br />

Wenn irgendein Lehrer oder Rektor so etwas in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d au<strong>ch</strong> nur<br />

vors<strong>ch</strong>lagen würde, wäre er wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> auf der Stelle seine Stellung<br />

los, weil er als Re<strong>ch</strong>tsextremist <strong>an</strong>gesehen würde. Ni<strong>ch</strong>t einmal i<strong>ch</strong>, der i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong> als Patriot <strong>an</strong>sehe, hätte mir vorstellen können, daß Tag für Tag alle<br />

S<strong>ch</strong>üler morgens die Nationalhymne singen sollten. Das ers<strong>ch</strong>eint mir extrem.<br />

Aber in den USA wird dies als vollkommen normal <strong>an</strong>gesehen.<br />

Wegen der künstli<strong>ch</strong>en Kontroverse über die erste Strophe der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Nationalhymne verbreiten in- und ausländis<strong>ch</strong>e Medien Gerü<strong>ch</strong>te und<br />

Fals<strong>ch</strong>meldungen, daß es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> verboten sei, die erste<br />

1 The Independent, 21. März 2001, S. 5.<br />

381


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Strophe zu singen. Obwohl dies ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig ist, wird es von vielen Deuts<strong>ch</strong>en<br />

heutzutage geglaubt. 2<br />

Was soll m<strong>an</strong> von einem L<strong>an</strong>d halten, wo ein erhebli<strong>ch</strong>er Prozentsatz der<br />

Bevölkerung meint, es sei verboten, die Nationalhymne zu singen? Was<br />

soll m<strong>an</strong> von einem Volk halten, das es in Ordnung findet, daß die Nationalhymne<br />

(<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>) verboten ist? Und was soll m<strong>an</strong> von einem L<strong>an</strong>d halten,<br />

in dem ein beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Teil der Bevölkerung keinen Anstoß dar<strong>an</strong><br />

nimmt, daß Lieder überhaupt verboten werden können?<br />

Leider sind die Zustände in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d so s<strong>ch</strong>limm – und sogar no<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>limmer. Als ob das selbstverständli<strong>ch</strong> wäre, sind in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d viele<br />

Lieder verboten, die meisten davon, weil sie einen militäris<strong>ch</strong>en Beiges<strong>ch</strong>mack<br />

haben, <strong>an</strong>dere einfa<strong>ch</strong> deshalb, weil sie während des Dritten Rei<strong>ch</strong>es<br />

gesungen wurden, und wieder <strong>an</strong>dere, weil zu re<strong>ch</strong>t oder unre<strong>ch</strong>t behauptet<br />

wird, daß sie bei bestimmten Gruppen Unbehagen hervorrufen. I<strong>ch</strong><br />

mö<strong>ch</strong>te zum Beispiel den Fall Fr<strong>an</strong>k Rennicke <strong>an</strong>führen, einen deuts<strong>ch</strong>en<br />

Liederma<strong>ch</strong>er, der patriotis<strong>ch</strong>e und nationale Lieder komponiert und singt.<br />

Rennicke ist so alt wie i<strong>ch</strong> (1964 geboren). Er lebt in einer süddeuts<strong>ch</strong>en<br />

Kleinstadt, nur ein paar Kilometer von dort entfernt, wo i<strong>ch</strong> einmal lebte.<br />

I<strong>ch</strong> hatte Gelegenheit, ihn kennenzulernen, und wir wurden Freunde, au<strong>ch</strong><br />

wenn seine Musik ni<strong>ch</strong>t immer meinem Stil entspri<strong>ch</strong>t und i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit allen<br />

seinen politis<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten übereinstimme.<br />

1986 komponierte Fr<strong>an</strong>k ein Lied, in dem er das s<strong>ch</strong>limme Los der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Heimatvertriebenen bes<strong>ch</strong>rieb, die im Krieg ihr Heim und ihre Habe<br />

verloren haben und von denen viele ums Leben gekommen waren. Im<br />

zweiten Teil des Liedes zieht Fr<strong>an</strong>k eine Parallele zum heutigen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d,<br />

wo die Deuts<strong>ch</strong>en seiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> wiederum eine Art Vertreibung<br />

erleben, diesmal dur<strong>ch</strong> massive Einw<strong>an</strong>derung von Fremden. Na<strong>ch</strong> Rennikkes<br />

Ansi<strong>ch</strong>t wird diese Masseneinw<strong>an</strong>derung Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d dur<strong>ch</strong> die Besatzer<br />

(Amerik<strong>an</strong>er und Russen) aufgezwungen. Das Lied endet mit folgenden<br />

zwei Zeilen:<br />

2<br />

Am deutli<strong>ch</strong>sten die Studentenausgabe von Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds größtem Politmagazin, Der<br />

Spiegel, siehe http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,125322,00.html#v. Wenn<br />

m<strong>an</strong> diesbezügli<strong>ch</strong> im Internet su<strong>ch</strong>t, bemerken deuts<strong>ch</strong>e Webseiten, die das Thema diskutieren,<br />

ausdrückli<strong>ch</strong>, daß es ni<strong>ch</strong>t verboten ist, eine Feststellung, die für die Besu<strong>ch</strong>er<br />

notwendig ist, siehe, z.B., http://www.deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>dlied.de/; http://www.fr<strong>an</strong>kfurterverbindungen.de/studentenlieder/liedderdeuts<strong>ch</strong>en.html;http://www.deuts<strong>ch</strong>es<strong>ch</strong>utzgebiete.de/deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>dlied.htm;<br />

englis<strong>ch</strong>e Medien beri<strong>ch</strong>ten oftmals fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, daß<br />

die Hymne verboten sei, siehe z.B., das britis<strong>ch</strong>e Sear<strong>ch</strong>light<br />

(http://www.sear<strong>ch</strong>lightmagazine.com/stories/DefendingWehrma<strong>ch</strong>t.htm)<br />

382


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

“Amis, Russen, Fremdvölker raus -<br />

endli<strong>ch</strong> wieder Herr im eigenen Haus”<br />

Vor allem wegen dieser zwei Zeilen wurde die Verbreitung des Liedes<br />

1996 in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verboten. Infolgedessen s<strong>ch</strong>rieb Fr<strong>an</strong>k das Lied um<br />

und ließ diese zwei Zeilen einfa<strong>ch</strong> weg. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te hier ni<strong>ch</strong>t das g<strong>an</strong>ze<br />

Lied wiedergeben, aber diese zwei Zeilen sind wirkli<strong>ch</strong> die einzigen, in die<br />

etwas hineingelesen werden k<strong>an</strong>n, so daß Fremde si<strong>ch</strong> dar<strong>an</strong> stören könnten.<br />

Der Rest des Liedes ist viel milder. Obwohl no<strong>ch</strong> Mißfallen über die<br />

Anwesenheit der Fremden und was sie hier ma<strong>ch</strong>en zum Ausdruck kommt,<br />

wird ni<strong>ch</strong>t gefordert, daß sie weg sollten.<br />

Weil Fr<strong>an</strong>k dieses verstümmelte Lied weiterhin verbreitete, wurde er Anf<strong>an</strong>g<br />

2003 zu 17 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Fr<strong>an</strong>k ist<br />

Vater von 5 Kindern und ni<strong>ch</strong>t vorbestraft. Seine Frau, die für s<strong>ch</strong>uldig befunden<br />

wurde, eine telefonis<strong>ch</strong>e Bestellung für eine CD entgegengenommen<br />

zu haben, auf der si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> jenes Lied bef<strong>an</strong>d, wurde zu fünf Monaten<br />

Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Und das ist nur ein Fall von vielen,<br />

einer, der mi<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> berührte.<br />

Was ist das also für ein L<strong>an</strong>d, dessen Liederma<strong>ch</strong>er wegen unliebsamer<br />

Lieder mit Gefängnis bedroht werden, und wo eine Mutter mit Gefängnis<br />

bedroht wird, nur weil sie eine (!) Bestellung für eine Musik-CD entgegennahm?<br />

3<br />

Verbotene Fahnen und Symbole<br />

Jahrhundertel<strong>an</strong>g hatte Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d keine Flagge, jedenfalls keine, die<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntermaßen die gesamte Nation repräsentierte, denn Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

war in l<strong>an</strong>gen Perioden seiner Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in viele Fürstentümer aufgespalten.<br />

Die erste Fahne, die in den Augen vieler Deuts<strong>ch</strong>er die gesamte Nation<br />

repräsentierte, war die mit den Farben einer Burs<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft, deren Angehörige<br />

si<strong>ch</strong> 1813 im Kampf gegen Napoleon als Freiwillige gemeldet hatten:<br />

S<strong>ch</strong>warz, Rot, Gold. Da es aber keinen allumfassenden deuts<strong>ch</strong>en Nationalstaat<br />

gab, der dem Volkswillen Re<strong>ch</strong>nung trug, war diese Fahne kein staatli<strong>ch</strong>es<br />

Symbol. Erst na<strong>ch</strong> dem 1. Weltkrieg, na<strong>ch</strong> dem Zusammenbru<strong>ch</strong> des<br />

deuts<strong>ch</strong>en Kaiserrei<strong>ch</strong>s, wurde diese Fahne Staatssymbol, aber sie wurde zu<br />

3<br />

Zu F. Rennickes Fall siehe Geri<strong>ch</strong>tsprotokoll von 18. Sept. - 15. Okt. 2002, L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t<br />

Stuttgart, Az.. Ns 6 Js 88181/98; siehe die Bes<strong>ch</strong>reibung bei Joh<strong>an</strong>nes Heyne, “Patriotenverfolgung:<br />

Der Fall Ute und Fr<strong>an</strong>k Rennicke”, VffG 7(1) (2003), S. 81-93; vgl. au<strong>ch</strong><br />

Rennickes Website http://go.to/Rennicke.<br />

383


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

diesem Zeitpunkt von einem beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Teil der Bevölkerung ni<strong>ch</strong>t akzeptiert.<br />

Für viele Deuts<strong>ch</strong>e symbolisierte die Rei<strong>ch</strong>skriegsflagge ein ruhmrei<strong>ch</strong>eres<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d. Diese Flagge war im Zweiten Deuts<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>,<br />

dem Kaiserrei<strong>ch</strong>, als Symbol der Kaiserli<strong>ch</strong>en Kriegsmarine eingeführt<br />

worden. Da das Kaiserrei<strong>ch</strong> eine Konföderation war, in der alle Mitgliedstaaten,<br />

Königrei<strong>ch</strong>e und Fürstentümer ihre eigenen Symbole, Flaggen,<br />

Wimpel, unabhängige Polizeikräfte und Armeen hatten, war die Rei<strong>ch</strong>skriegsflagge<br />

ein Symbol, das Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d als G<strong>an</strong>zes repräsentierte, und<br />

sie wurde von vielen Mens<strong>ch</strong>en als sol<strong>ch</strong>es <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Daher ist diese Flagge<br />

au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> ein eindrucksvolles Symbol deuts<strong>ch</strong>en Ruhmes.<br />

Die erste gesamtdeuts<strong>ch</strong>e Fahne, die von der großen Mehrheit der Deuts<strong>ch</strong>en<br />

akzeptiert wurde, war – leider – die Hakenkreuzflagge, die zwis<strong>ch</strong>en<br />

1933 und 1945 in Gebrau<strong>ch</strong> war. Na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg wurde wieder<br />

die s<strong>ch</strong>warz-rot-goldene Flagge eingeführt. Österrei<strong>ch</strong> wurde von den<br />

Siegermä<strong>ch</strong>ten gezwungen, si<strong>ch</strong> vom deuts<strong>ch</strong>en Mutterl<strong>an</strong>d abzusondern<br />

und unabhängig zu bleiben und erhielt eine eigene Flagge.<br />

Für die Deuts<strong>ch</strong>en ist ni<strong>ch</strong>t nur das Singen der Nationalhymne problematis<strong>ch</strong>,<br />

sondern au<strong>ch</strong> das Zeigen der Nationalflagge. Diese deuts<strong>ch</strong>e Besonderheit<br />

wurde mir erstmals klar, als i<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz Sommerferien verbra<strong>ch</strong>te.<br />

Mit unserer Mutter besu<strong>ch</strong>ten wir Kinder eine s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e katholis<strong>ch</strong>e<br />

Kir<strong>ch</strong>e. Die Decke dieser Kir<strong>ch</strong>e zeigte eine Szene aus dem Neuen<br />

Testament, wie Jesus in seiner Glorie aus dem Grab aufersteht – mit einer<br />

S<strong>ch</strong>weizer Fahne in Händen. Es ist mir unverständli<strong>ch</strong>, warum Jesus<br />

überhaupt eine Fahne in der H<strong>an</strong>d halten sollte, und erst re<strong>ch</strong>t eine S<strong>ch</strong>weizer<br />

Fahne, da es dieses L<strong>an</strong>d vor 2000 Jahren überhaupt no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gab. I<strong>ch</strong><br />

sah dies als eine Art fehl<strong>an</strong>gebra<strong>ch</strong>ten Patriotismus <strong>an</strong>.<br />

Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> eine Zeitl<strong>an</strong>g in den USA gelebt habe, wurde mir<br />

klar, daß es au<strong>ch</strong> in diesem L<strong>an</strong>d überhaupt ni<strong>ch</strong>t ungewöhnli<strong>ch</strong> ist, die Nationalflagge<br />

in der Kir<strong>ch</strong>e zu präsentieren. Dagegen nehme i<strong>ch</strong> <strong>an</strong>, daß jeder<br />

Pastor oder Pfarrer, der die Aufstellung der deuts<strong>ch</strong>en Nationalflagge in<br />

einer deuts<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e vors<strong>ch</strong>lagen würde, als Re<strong>ch</strong>tsextremer gebr<strong>an</strong>dmarkt<br />

und, wenn er auf seinem Vorhaben beharren würde, aus seiner Gemeinde<br />

verjagt würde.<br />

Ähnli<strong>ch</strong>es würde mit einem deuts<strong>ch</strong>en Bürgermeister ges<strong>ch</strong>ehen, wenn er<br />

<strong>an</strong>regen würde, die g<strong>an</strong>ze Stadt mit der Nationalflagge zu s<strong>ch</strong>mücken (wie<br />

es in den USA g<strong>an</strong>z übli<strong>ch</strong> ist, insbesondere seit dem 9.11.2001). Er<br />

bräu<strong>ch</strong>te einen starken Patriotismus, der aber ni<strong>ch</strong>t nur seiner K<strong>an</strong>didatur<br />

hinderli<strong>ch</strong> wäre, sondern au<strong>ch</strong> seiner Wahl in das Amt. Würde sein Patriotismus<br />

erst während seiner Amtszeit enthüllt, d<strong>an</strong>n würden die Medien ei-<br />

384


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

nen derartigen Re<strong>ch</strong>tsradikalen-Sk<strong>an</strong>dal daraus ma<strong>ch</strong>en, daß dieser Bürgermeister<br />

si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> zurücktreten müßte.<br />

Eine ebenso unliebsame Erfahrung k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ma<strong>ch</strong>en, wenn m<strong>an</strong> die<br />

deuts<strong>ch</strong>e Flagge ohne besonderen Anlaß in seinem Vorgarten hissen will.<br />

Au<strong>ch</strong> das würde von der Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft als Anzei<strong>ch</strong>en für Re<strong>ch</strong>tsextremismus<br />

gewertet und würde zu sozialer Ausgrenzung führen, was re<strong>ch</strong>t unbehagli<strong>ch</strong><br />

werden k<strong>an</strong>n. Wie kürzli<strong>ch</strong> The Independent g<strong>an</strong>z ri<strong>ch</strong>tig feststellte,<br />

hält m<strong>an</strong> das Hissen der deuts<strong>ch</strong>en Nationalflagge wie au<strong>ch</strong> das Singen der<br />

Nationalhymne für etwas, das nur “S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>sinnige und Neonazis” tun. 1<br />

Als Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in den Jahren na<strong>ch</strong> der Wiedervereinigung von einer<br />

Welle des Patriotismus erfaßt wurde, erfreute si<strong>ch</strong> die Rei<strong>ch</strong>skriegsflagge<br />

aus der Kaiserzeit wa<strong>ch</strong>sender Beliebtheit. Als Reaktion hierauf erklärten<br />

die Behörden das öffentli<strong>ch</strong>e Zeigen dieser Flagge zur Straftat. 4 So einfa<strong>ch</strong><br />

ist es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, das Zeigen unverfängli<strong>ch</strong>er Symbole zu verbieten –<br />

es genügt, daß einige Politiker und die Massenmedien sie ni<strong>ch</strong>t mögen.<br />

Es brau<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t extra gesagt zu werden, daß es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ausdrückli<strong>ch</strong><br />

verboten ist, irgendeine Fahne des Dritten Rei<strong>ch</strong>es zu zeigen, und<br />

daß mit s<strong>ch</strong>weren Gefängnisstrafen belegt wird, wer dagegen verstößt.<br />

Ebenso ist es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verboten, irgendwel<strong>ch</strong>e Symbole zu zeigen,<br />

die während des Dritten Rei<strong>ch</strong>es benutzt wurden. Das gilt ni<strong>ch</strong>t nur für das<br />

Hakenkreuz und die SS-Runen, sondern au<strong>ch</strong> für viele <strong>an</strong>dere Runensymbole<br />

und Insignien, die Symbolen oder Zei<strong>ch</strong>en aus der Zeit des Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong>es glei<strong>ch</strong>en oder au<strong>ch</strong> nur ähneln. M<strong>an</strong><strong>ch</strong>e dieser Symbole sind bei<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Kulturen in der g<strong>an</strong>zen Welt seit Jahrhunderten oder gar<br />

Jahrtausenden in Gebrau<strong>ch</strong>. Zeigt m<strong>an</strong> sie jedo<strong>ch</strong> im heutigen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d,<br />

bekommt m<strong>an</strong> eine Geld- oder sogar eine Gefängnisstrafe. 5 Im Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong> gab es keinerlei derartigen Verbote – m<strong>an</strong> konnte jede Fahne oder<br />

jedes Symbol zeigen, g<strong>an</strong>z glei<strong>ch</strong> aus wel<strong>ch</strong>er Zeit der deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

Nehmen wir <strong>an</strong>, jem<strong>an</strong>d sammelt Modellflugzeuge oder Modelle von<br />

S<strong>ch</strong>iffen oder P<strong>an</strong>zern – ein re<strong>ch</strong>t verbreitetes Hobby. Was soll m<strong>an</strong> mit<br />

den deuts<strong>ch</strong>en Modellen aus dem Zweiten Weltkrieg ma<strong>ch</strong>en, die alle Hoheits-Insignien<br />

trugen? Sol<strong>ch</strong>e Modelle mit den historis<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tigen, poli-<br />

4<br />

Die Bestimmungen hierüber sind von L<strong>an</strong>d zu L<strong>an</strong>d unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>, siehe einen Artikel<br />

in der Zeits<strong>ch</strong>rift des deuts<strong>ch</strong>en Bundestags, Aus Politik und Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te Nr. 39 / 22.<br />

September 2000; www.das-parlament.de/2000/39/Thema/2000_39_095_3076.html<br />

5<br />

Siehe hierzu z.B. die kostenlose Bros<strong>ch</strong>üre Re<strong>ch</strong>t gegen Re<strong>ch</strong>ts, die von allen deuts<strong>ch</strong>en<br />

Behörden verteilt wird (www.re<strong>ch</strong>t-gegen-re<strong>ch</strong>ts.de/;<br />

www.hamburg.de/Behoerden/L<strong>an</strong>deszentrale/ar<strong>ch</strong>iv/pdf/re<strong>ch</strong>t_gegen_re<strong>ch</strong>ts.pdf).<br />

385


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

tis<strong>ch</strong> aber unerwüns<strong>ch</strong>ten Hoheitszei<strong>ch</strong>en in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zu zeigen, ist eine<br />

Straftat. Au<strong>ch</strong> wenn Sie sol<strong>ch</strong>e Stücke nur in Ihrer privaten Sammlung haben,<br />

könnte, wenn Sie Pe<strong>ch</strong> haben, ein Na<strong>ch</strong>bar, dem sie davon erzählen, so<br />

gemein sein, Sie bei den Behörden <strong>an</strong>zuzeigen, was zu einer Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung,<br />

der Bes<strong>ch</strong>lagnahme der fragli<strong>ch</strong>en Gegenstände und einer Strafverfolgung<br />

wegen Verwendung verfassungsfeindli<strong>ch</strong>er Symbole führen könnte.<br />

Au<strong>ch</strong> das ist eine extreme Überreaktion, die au<strong>ch</strong> im Dritten Rei<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

ihresglei<strong>ch</strong>en hatte.<br />

Ein weiterer Punkt ist der sog. Deuts<strong>ch</strong>e Gruß (Erheben des gestreckten<br />

re<strong>ch</strong>ten Armes – ursprüngli<strong>ch</strong> eine römis<strong>ch</strong>e Tradition, wie so m<strong>an</strong><strong>ch</strong>es,<br />

was Hitler in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d einführte). Er ist in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verboten und<br />

k<strong>an</strong>n mit Geldstrafen oder Gefängnis bestraft werden. M<strong>an</strong> bedenke jedo<strong>ch</strong><br />

folgendes:<br />

Zwei Bek<strong>an</strong>nte von mir, die bestimmt keine Nationalsozialisten sind und<br />

si<strong>ch</strong> nie einfallen ließen, diesen Gruß zu verwenden, besu<strong>ch</strong>ten regelmäßig<br />

die etwa 30 Verh<strong>an</strong>dlungstage des gegen mi<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesetzten Strafverfahrens<br />

wegen meines Guta<strong>ch</strong>tens. 6 Die örtli<strong>ch</strong>e Jüdis<strong>ch</strong>e Gemeinde ents<strong>an</strong>dte einen<br />

Vertreter zu diesem Verfahren (wie es übli<strong>ch</strong>erweise bei sol<strong>ch</strong>en Prozessen<br />

ges<strong>ch</strong>ieht). Als meine Bek<strong>an</strong>nten si<strong>ch</strong> dem Geri<strong>ch</strong>tssaal näherten,<br />

sahen sie einen <strong>an</strong>deren Bek<strong>an</strong>nten, der vor dem Geri<strong>ch</strong>tssaal bereits darauf<br />

wartete, als Zus<strong>ch</strong>auer hineingelassen zu werden. Meine Bek<strong>an</strong>nten ma<strong>ch</strong>ten<br />

ihren Bek<strong>an</strong>nten auf si<strong>ch</strong> aufmerksam, indem sie kurz den Arm hoben<br />

und ihm zuwinkten. Der Vertreter der Jüdis<strong>ch</strong>en Gemeinde erstattete Anzeige<br />

gegen beide, weil sie den Deuts<strong>ch</strong>en Gruß verwendet hätten. Sie wurden<br />

beide <strong>an</strong>geklagt. Der ältere meiner beiden Bek<strong>an</strong>nten konnte beweisen,<br />

daß er a) keine nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten hatte, weil er si<strong>ch</strong> geweigert<br />

hatte, im Krieg Mitglied der NSDAP zu werden, und b) daß sein re<strong>ch</strong>ter<br />

Arm behindert war, weshalb er einen Gruß mit gestrecktem re<strong>ch</strong>ten Arm<br />

überhaupt ni<strong>ch</strong>t ausführen konnte. Infolgedessen wurde er freigespro<strong>ch</strong>en.<br />

Der jüngere der beiden konnte ni<strong>ch</strong>t beweisen, daß er keine nationalsozialistis<strong>ch</strong>en<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten hatte, denn er wurde ja erst na<strong>ch</strong> dem Krieg geboren<br />

und hatte daher keine Mögli<strong>ch</strong>keit gehabt, si<strong>ch</strong> während des Krieges einem<br />

Beitritt in die NSDAP zu widersetzen. Er konnte au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beweisen, daß<br />

er seinen re<strong>ch</strong>ten Arm ni<strong>ch</strong>t ho<strong>ch</strong>halten konnte, denn er war gesund. Folgli<strong>ch</strong><br />

wurde er verurteilt und mußte eine erhebli<strong>ch</strong>e Geldstrafe bezahlen.<br />

Viele Deuts<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong>fährt es wie ein Pawlows<strong>ch</strong>er Reflex, als ob sie einen<br />

Stroms<strong>ch</strong>lag erhalten hätten, wenn sie jem<strong>an</strong>den den re<strong>ch</strong>ten Arm zum<br />

6 Vgl. den Beitrag “Webfehler im Re<strong>ch</strong>tsstaat” in diesem B<strong>an</strong>d.<br />

386


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

Gruß erheben sehen, und sei es au<strong>ch</strong> nur zum Winken – denn das ist für sie<br />

eine ers<strong>ch</strong>reckende Geste.<br />

Ja, wir Deuts<strong>ch</strong>e sind par<strong>an</strong>oid, wir wurden dur<strong>ch</strong> unsere Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

par<strong>an</strong>oid gema<strong>ch</strong>t. Aber das ist erst der Anf<strong>an</strong>g.<br />

Dieses Bu<strong>ch</strong> muß brennen…<br />

1979 veröffentli<strong>ch</strong>te der deuts<strong>ch</strong>e Historiker Prof. Dr. Hellmut Diwald<br />

ein Bu<strong>ch</strong> mit dem s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ten Titel Deuts<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Es beh<strong>an</strong>delte<br />

2000 Jahre Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, und eine <strong>an</strong>gemessene Anzahl Seiten beh<strong>an</strong>delte<br />

das Dritte Rei<strong>ch</strong>. Als Diwald die Konzentrationslager und den Holocaust<br />

abh<strong>an</strong>delte, beendete er diesen Abs<strong>ch</strong>nitt mit folgenden Bemerkungen: 7<br />

“Was si<strong>ch</strong> [unter dem Titel ‘Endlösung”] in den folgenden Jahren<br />

[na<strong>ch</strong> 1940] tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> abgespielt hat, ist trotz aller Literatur in zentralen<br />

Fragen no<strong>ch</strong> immer ungeklärt. Aus<strong>ch</strong>witz ist das deuts<strong>ch</strong>e Stigma<br />

dieses Jahrhunderts. Es ist ein Symbol des Entsetzens, do<strong>ch</strong> es ist au<strong>ch</strong><br />

symbolis<strong>ch</strong> für die sowohl tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>zuweisende als au<strong>ch</strong> gegen<br />

besseres Wissen absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> hineingedeutete Glei<strong>ch</strong>setzung vom Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong> und Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d.”<br />

Dies rei<strong>ch</strong>te aus, um einen Sturm der Entrüstung zu entfa<strong>ch</strong>en – sowohl<br />

in den Medien wie au<strong>ch</strong> in der akademis<strong>ch</strong>en Welt. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> änderte<br />

Diwalds Verleger diese Bemerkung in der zweiten Auflage – ohne den Verfasser<br />

zu fragen – dergestalt, daß S<strong>ch</strong>recken und Empörung über die unvorstellbaren<br />

Greuel während des Holocausts ausgedrückt wurden, eine emotionale<br />

Äußerung, auf die m<strong>an</strong> zwar re<strong>ch</strong>t häufig stößt, die aber weder wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

ist, no<strong>ch</strong> irgendwel<strong>ch</strong>e wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Probleme in bezug<br />

auf dieses ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ereignis löst. 8<br />

Na<strong>ch</strong>dem Prof. Diwald 1993 gestorben war, stellten mehrere hervorragende<br />

deuts<strong>ch</strong>e Wissens<strong>ch</strong>aftler ihm zu Ehren eine Fests<strong>ch</strong>rift zusammen. 9<br />

Einer der mitwirkenden Verfasser war Dr. Robert Hepp, Professor für Soziologie<br />

in Osnabrück. In seinem Beitrag gab er einen Teil der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

7<br />

H. Diwald, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Deuts<strong>ch</strong>en, Propyläen, Berlin 1978, S. 165.<br />

8<br />

Ebenda, 2. Aufl., 1978 (tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gedruckt 1979): “das in einem g<strong>an</strong>z präzisen Sinn<br />

‘Unvorstellbare’”, “Reue bis zur erklärten Unfähigkeit”, “abgründige S<strong>ch</strong>am”, “Ohnma<strong>ch</strong>t<br />

der Empfindung”, “ni<strong>ch</strong>t mit dem vorh<strong>an</strong>denen Vokabular zu fassen”, “mit Worten<br />

ni<strong>ch</strong>t wiederzugeben”, “völliges Verstummen.”<br />

9<br />

R.J. Eibi<strong>ch</strong>t (Hg.), Hellmut Diwald, Hohenrain, Tübingen 1994.<br />

387


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

dieses “Diwald-Sk<strong>an</strong>dals” wieder. Dabei erwähnte er in einer Fußnote – i<strong>ch</strong><br />

gebe sie hier nur gekürzt wieder: 10<br />

“Sunt apud nos cogitationes liberae in foro interno, constrictae tamen<br />

in foro publico. […] Ego quidem illud iudaeorum gentis excidium,<br />

ratione institutum et in ‘castris extinctionis’ gaso pernicioso methodice<br />

peractum, veram fabulam esse nego. […] Qu<strong>an</strong>doquidem vulgus vult<br />

decipi decipiatur!”<br />

Kurz: Prof. Hepp erklärt, daß in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d jederm<strong>an</strong>n bestraft wird,<br />

der öffentli<strong>ch</strong> bestimmte abwei<strong>ch</strong>ende Ansi<strong>ch</strong>ten ausdrückt. Wenn m<strong>an</strong><br />

denno<strong>ch</strong> etwas sagen will, weil es die Wahrheit gebietet, muß m<strong>an</strong> bestimmte<br />

Methoden verwenden. Aus diesem Grund ist diese Fußnote auf Latein.<br />

D<strong>an</strong>n bestreitet Prof. Hepp, daß die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Gaskammern wahr<br />

sei, die während des Genozids <strong>an</strong> den Juden in sogen<strong>an</strong>nten Verni<strong>ch</strong>tungslagern<br />

verwendet worden sein sollen. Er sagt, daß er dur<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

revisionistis<strong>ch</strong>e Argumente überzeugt worden sei.<br />

Wegen dieser Fußnote in lateinis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e wurde Prof. Hepp wegen<br />

“Volksverhetzung” und “Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Haß” strafverfolgt. Da bereits<br />

Verjährung eingetreten war, konnte er ni<strong>ch</strong>t verurteilt werden, aber die<br />

Fests<strong>ch</strong>rift wurde eingezogen 11 und unter Polizeiüberwa<strong>ch</strong>ung in Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen<br />

verbr<strong>an</strong>nt. 12 Wie eine lateinis<strong>ch</strong>e Fußnote irgend jem<strong>an</strong>den<br />

zu Haß aufhetzen k<strong>an</strong>n – von “Massen” g<strong>an</strong>z zu s<strong>ch</strong>weigen – ist ein<br />

Rätsel. Und was ist das für ein politis<strong>ch</strong>es System, das einen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Gedenk-Sammelb<strong>an</strong>d verbrennt, der zu Ehren eines der größten<br />

Na<strong>ch</strong>kriegs-Historiker der Nation verfaßt wurde?<br />

Ein Einzelfall? Mitni<strong>ch</strong>ten. Sol<strong>ch</strong>e Fällen sind im “demokratis<strong>ch</strong>en”<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d geradezu die Regel. Die erste und spektakulärste Verbrennung<br />

eines ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>es, das voller Quellenhinweise<br />

war, erfolgte na<strong>ch</strong> 1980 dur<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>en Behörden. Das Bu<strong>ch</strong>, das der<br />

Verbrennung zum Opfer fiel, war von einem pensionierten Ri<strong>ch</strong>ter ges<strong>ch</strong>rieben<br />

worden: Dr. Wilhelm Stägli<strong>ch</strong>. Er untersu<strong>ch</strong>te darin die histori-<br />

10<br />

Ebd., Endnote 74, S. 147. Dieser Artikel ist online verfügbar unter<br />

www.vho.org/D/diwald/hepp. html.<br />

11<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen, Az. 4 Gs 1085/97.<br />

12<br />

Abendzeitung (Mün<strong>ch</strong>en), 7./8. März 1998: “Die übrigen Exemplare werden gelegentli<strong>ch</strong><br />

in Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen verbr<strong>an</strong>nt”<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos58_d.pdf); Zur Zeit (Wien), Nr. 9/1998<br />

(27. Febr.): “vor 65 Jahren ges<strong>ch</strong>ah dies no<strong>ch</strong> öffentli<strong>ch</strong>, heute wird dies im Stillen in<br />

Müllverbrennungs<strong>an</strong>lagen bewerkstelligt.”<br />

(www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos59_d.pdf)<br />

388


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

s<strong>ch</strong>en und juristis<strong>ch</strong>en Grundlagen mehrerer Prozesse gegen Angeklagte,<br />

denen Verbre<strong>ch</strong>en im Konzentrationslager Aus<strong>ch</strong>witz vorgeworfen wurden.<br />

13 Da der Verfasser offen zeigte, daß er mit der “offiziellen” Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsversion<br />

ni<strong>ch</strong>t übereinstimmte und zu “fals<strong>ch</strong>en” S<strong>ch</strong>lußfolgerungen<br />

kam, wurde das Bu<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>lagnahmt und verni<strong>ch</strong>tet. Ni<strong>ch</strong>t genug damit,<br />

Stägli<strong>ch</strong> wurde seine Pension gekürzt, und die Universität Göttingen, <strong>an</strong> der<br />

Stägli<strong>ch</strong> 1951 seinen Doktorgrad erworben hatte, entzog ihm den Titel. 14<br />

Dies ges<strong>ch</strong>ah unter Bezugnahme auf ein Gesetz, das 1939 von Adolf Hitler<br />

erlassen worden war. 15 Das Gesetz besagt, daß ein akademis<strong>ch</strong>er Grad zurückgehalten<br />

oder widerrufen werden k<strong>an</strong>n, wenn si<strong>ch</strong> der Inhaber des Titels<br />

als “akademis<strong>ch</strong> unwürdig” erweist. Na<strong>ch</strong> heutiger Re<strong>ch</strong>tsauffassung<br />

wird eine sol<strong>ch</strong>e Unwürdigkeit <strong>an</strong>genommen, wenn die akademis<strong>ch</strong>en<br />

Kenntnisse dazu benutzt wurden, um eine Straftat zu begehen, die zu einer<br />

Gefängnisstrafe von mehr als einem Jahr führt. 16 Obwohl Dr. Stägli<strong>ch</strong><br />

überhaupt ni<strong>ch</strong>t verurteilt wurde – er konnte ni<strong>ch</strong>t strafverfolgt werden,<br />

weil die Verjährungsfrist abgelaufen war – ents<strong>ch</strong>ied das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

denno<strong>ch</strong>, daß die Universität Göttingen völlig re<strong>ch</strong>tens geh<strong>an</strong>delt<br />

habe. 17<br />

13<br />

Wilhelm Stägli<strong>ch</strong>, Der Aus<strong>ch</strong>witz Mythos, Grabert-Verlag, Tübingen 1979;<br />

14<br />

Vgl. Wigbert Grabert (Hg.), Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbetra<strong>ch</strong>tung als Wagnis, Grabert, Tübingen 1984;<br />

siehe au<strong>ch</strong> DGG, “Bundesverwaltungsgeri<strong>ch</strong>t im Dienste der Umerzieher. Erstmalig Doktorgrad<br />

aus politis<strong>ch</strong>en Gründen aberk<strong>an</strong>nt”, in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart<br />

36(3) (1988), S. 18 (vho.org/D/DGG/DGG36_3_2.html); DGG, “Unglaubli<strong>ch</strong>es Urteil<br />

im Fall Dr. Stägli<strong>ch</strong>”, ebd., 36(1) (1988), S. 7 (…/DGG36_1_1.html); DGG, “Vernunft<br />

wird Unsinn … Späte Ra<strong>ch</strong>e für den ‘Aus<strong>ch</strong>witz-Mythos’”, ebd., 31(1) (1983), S.<br />

19f. (…/DGG31_1.html); DGG, “Ende der Wissens<strong>ch</strong>aftsfreiheit?”, ebd., 29(3) (1981), S.<br />

38 (…/DGG29_3_1.html).<br />

15<br />

Rei<strong>ch</strong>sgesetz über die Führung akademis<strong>ch</strong>er Grade, 7. Juni 1939 (Rei<strong>ch</strong>sgesetzblatt I, S.<br />

985) wie au<strong>ch</strong> Dur<strong>ch</strong>führungsverordnung, 21. Juli 1939 (Rei<strong>ch</strong>sgesetzblatt I, S. 1326).<br />

16<br />

Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>t Baden-Württemberg, Az. IX 1496/79, Ents<strong>ch</strong>eidung vom 18. März<br />

1981. Zur damaligen Zeit wurde einer Person, die wegen Drogenh<strong>an</strong>del zu fünf Jahren<br />

Gefängnis verurteilt worden und deswegen vorbestraft war, die erforderli<strong>ch</strong>e ethis<strong>ch</strong>e<br />

Reife zugespro<strong>ch</strong>en und die Universität wurde verurteilt, sie zum Rigorosum zuzulassen.<br />

Bei dieser Ents<strong>ch</strong>eidung wurde davon ausgeg<strong>an</strong>gen, daß dieses Hitlergesetz no<strong>ch</strong> immer<br />

wirksam ist, weil es keine nationalsozialistis<strong>ch</strong>e Denkweise enthalte und deshalb als gesetzli<strong>ch</strong><br />

erlassen zu betra<strong>ch</strong>ten sei.<br />

17<br />

Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t, Az. 1 BvR 408f./83. Einen ähnli<strong>ch</strong>en Fall gab es 1996, als einem<br />

K<strong>an</strong>didaten der Doktor-Titel von der Universität Stuttgart vorenthalten wurde, nur<br />

weil er seine akademis<strong>ch</strong>en Qualifikationen zur Vorbereitung eines <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Guta<strong>ch</strong>tens verwendet hatte, das zu den “fals<strong>ch</strong>en” S<strong>ch</strong>lußfolgerungen zum glei<strong>ch</strong>en<br />

Tabuthema gel<strong>an</strong>gt war. Das Opfer ist der Verfasser dieses Bu<strong>ch</strong>es. In Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong><br />

gab es einen ähnli<strong>ch</strong>en Vorfall gegen den Historiker Henry Roques (Doktor-Titel wurde<br />

389


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Die bisl<strong>an</strong>g brutalste Reaktion der deuts<strong>ch</strong>en Behörden wurde ohne<br />

Zweifel dur<strong>ch</strong> ein Sammelwerk ausgelöst, das von 15 Wissens<strong>ch</strong>aftlern aus<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Ländern verfaßt worden war. Das Bu<strong>ch</strong> <strong>an</strong>alysierte strittige<br />

Fragen des Holocaust und kam zu einigen kontroversen S<strong>ch</strong>lußfolgerungen.<br />

18 Obwohl zwei au<strong>ch</strong> vom deuts<strong>ch</strong>en Establishment ho<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gesehene<br />

Historiker öffentli<strong>ch</strong> und vor Geri<strong>ch</strong>t bezeugten, daß dieses Bu<strong>ch</strong> ein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Werk sei, dem der S<strong>ch</strong>utz der grundgesetzli<strong>ch</strong> gar<strong>an</strong>tierten<br />

Freiheit von Fors<strong>ch</strong>ung und Lehre zuzubilligen sei, 19 wurde das Bu<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong><br />

bes<strong>ch</strong>lagnahmt und verbr<strong>an</strong>nt, 20 es wurden Strafverfahren gegen die<br />

Verfasser, den Herausgeber, den Verleger, den Drucker, sowie gegen<br />

Großhändler und Weiterverkäufer 21 eingeleitet. Die Behörden bes<strong>ch</strong>lagnahmten<br />

die Kundenliste für dieses Bu<strong>ch</strong> und führten d<strong>an</strong>n in g<strong>an</strong>z<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d über 100 Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong> – bei allen Kunden, die<br />

mehr als zwei Exemplare besagten Bu<strong>ch</strong>es gekauft hatten. Ihnen wurde die<br />

“gesetzwidrige” Absi<strong>ch</strong>t unterstellt, das Werk weiterzuverbreiten. 22 Alle<br />

aufgefundenen Bü<strong>ch</strong>er wurden bes<strong>ch</strong>lagnahmt und verbr<strong>an</strong>nt. Aus Protest<br />

gegen diese Raserei veröffentli<strong>ch</strong>ten etwa 1000 deuts<strong>ch</strong>e Akademiker in<br />

vom Erziehungsministerium widerrufen; André Chelain, La thèse de N<strong>an</strong>tes et l’affaire<br />

Roques, Polémiques, Paris 1988).<br />

18<br />

Ernst Gauss (Hg.), Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Ein H<strong>an</strong>dbu<strong>ch</strong> über strittige Fragen<br />

des 20. Jahrhunderts, Grabert, Tübingen 1994.<br />

19<br />

Dr. Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>d Prof. Dr. Ernst Nolte. Dr. Hoffm<strong>an</strong>ns guta<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e Stellungnahme<br />

wurde veröffentli<strong>ch</strong>t: VffG 1(3) (1997), S. 205ff. Prof. Noltes guta<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e Stellungnahme<br />

wurde ni<strong>ch</strong>t veröffentli<strong>ch</strong>t. Sie ist Teil der Geri<strong>ch</strong>tsakten des Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen,<br />

Az. 4 Gs 173/95. Vgl. seine Aussage zugunsten meines Antrags auf Asyl in den<br />

USA, www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos32.pdf.<br />

20<br />

So die private Mitteilung von Wigbert Grabert, Verleger des besagten Bu<strong>ch</strong>es. Grabert<br />

zufolge sagte ihm einer der <strong>an</strong> dieser Bes<strong>ch</strong>lagnahme beteiligten Polizeibeamten, daß die<br />

Bü<strong>ch</strong>er unter Polizeiaufsi<strong>ch</strong>t in einer Müllverbrennungs<strong>an</strong>lage verni<strong>ch</strong>tet würden. Vgl.<br />

Anm. 12.<br />

21<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen, Az. 4 Gs 173/95; und private Mitteilung von Verleger W. Grabert,<br />

der mir sagte, daß das Ermittlungsverfahren gegen den Drucker des Bu<strong>ch</strong>es s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

eingestellt wurde, weil er öffentli<strong>ch</strong> erklärte, daß er ni<strong>ch</strong>ts vom Inhalt des Bu<strong>ch</strong>es gewußt<br />

habe und daß er entsetzt gewesen sei, als er davon gehört habe, was eine glatte Lüge war,<br />

da er vom Verleger, Wigbert Grabert, vor Vertragsabs<strong>ch</strong>luß ausdrückli<strong>ch</strong> über den Inhalt<br />

aufgeklärt worden war.<br />

22<br />

Private Mitteilung von W. Grabert, dessen Kundenliste bes<strong>ch</strong>lagnahmt wurde und der<br />

darauf über hundert Anrufe und Briefe von Kunden erhielt, die si<strong>ch</strong> bitter über diese massive<br />

Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen beklagten.<br />

390


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Zeitungen 23 einen “Appell der 1000 · die Meinungsfreiheit<br />

ist in Gefahr!” – jedo<strong>ch</strong> vergebli<strong>ch</strong>. 24<br />

Bei einem weiteren Fall entging ein bek<strong>an</strong>nter deuts<strong>ch</strong>er Historiker nur<br />

knapp einer Strafverfolgung wegen seiner historis<strong>ch</strong> korrekten, aber politis<strong>ch</strong><br />

“unkorrekten” Befunde. Dr. Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n war jahrzehntel<strong>an</strong>g<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler in leitender Stellung am Militärges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsamt<br />

der Bundeswehr, einem regierungsamtli<strong>ch</strong>en Institut. Sein Spezialgebiet<br />

war Rußl<strong>an</strong>d, und zwar speziell der deuts<strong>ch</strong>-russis<strong>ch</strong>e Krieg<br />

1941-1945. Kurz vor seiner Pensionierung veröffentli<strong>ch</strong>te er ein sorgsam<br />

re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>iertes <strong>an</strong>d gut mit Dokumenten belegtes Bu<strong>ch</strong> darüber, wie Stalin<br />

diesen Krieg vorbereitete und dur<strong>ch</strong>führte. Hoffm<strong>an</strong>n zeigte auf, daß Stalin<br />

bereits 1939 pl<strong>an</strong>te, das g<strong>an</strong>ze europäis<strong>ch</strong>e Festl<strong>an</strong>d zu überrennen und zu<br />

erobern, wel<strong>ch</strong> äußerst brutale Methoden er <strong>an</strong>w<strong>an</strong>dte, um seine Soldaten<br />

zu zwingen, in einem Krieg zu kämpfen, den sie ni<strong>ch</strong>t wollten, wie er eine<br />

S<strong>ch</strong>reckensherrs<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t nur über sein eigenes Volk, sondern au<strong>ch</strong> über<br />

alle Völker entfaltete, die er während der Jahre 1943-1945 (zurück-)eroberte.<br />

Was aber viele linksgeri<strong>ch</strong>tete Politiker und Medienvertreter am<br />

meisten in Rage bra<strong>ch</strong>te, war die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß Hoffm<strong>an</strong>n einige Fälle der<br />

sowjetis<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>tideuts<strong>ch</strong>en Greuelpropag<strong>an</strong>da als das aufdeckte, was sie<br />

waren: unwahre oder übertriebene Kriegspropag<strong>an</strong>da. Da Hoffm<strong>an</strong>n in diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g au<strong>ch</strong> bestimmte Aspekte des “Holocaust” berührte und<br />

den Propag<strong>an</strong>da-Ursprung und die Unwahrheit bestimmter Punkte na<strong>ch</strong>wies<br />

– wie etwa die heute generell als weit übertrieben <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Opferzahl<br />

des Lagers Aus<strong>ch</strong>witz –, erhoben si<strong>ch</strong> Stimmen, die eine Strafverfolgung<br />

Hoffm<strong>an</strong>ns und die Bes<strong>ch</strong>lagnahme seines Bu<strong>ch</strong>es forderten. Nur weil<br />

der Ri<strong>ch</strong>ter, dem die Ents<strong>ch</strong>eidung oblag, ob ein Strafverfahren dur<strong>ch</strong>ge-<br />

23<br />

Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 1996, S. 12 (100 Unterzei<strong>ch</strong>ner); Stuttgarter<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten, 19. Juli 1996, S. 6, Stuttgarter Zeitung, 19. Juli 1996, S. 7 (beide 500 Unterzei<strong>ch</strong>ner);<br />

Westfalen-Blatt, 13. Sept. 1996 (1000 Unterzei<strong>ch</strong>ner); dieser Aufruf war dur<strong>ch</strong><br />

die gen<strong>an</strong>nte Bü<strong>ch</strong>erverbrennung ausgelöst worden, obwohl dies ni<strong>ch</strong>t ausdrückli<strong>ch</strong> erklärt<br />

war, siehe private Mitteilung des Initiators dieser Anzeigen, Dr. R. Kosiek, <strong>an</strong> mi<strong>ch</strong><br />

17. Nov. 2000, und 2.Mai 2001; www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos19_d.pdf<br />

24<br />

Im deuts<strong>ch</strong>en Öffentli<strong>ch</strong>en Fernsehen wurde dieser Appell einfa<strong>ch</strong> als re<strong>ch</strong>textremistis<strong>ch</strong>e<br />

Propag<strong>an</strong>dakampagne abgefertigt, siehe ARD-Tagesthemen, 5. Juni 1996; ähnli<strong>ch</strong> die Reaktion<br />

des Baden-Württembergis<strong>ch</strong>en Parlaments, als es von der Aktion erfuhr, vgl.<br />

L<strong>an</strong>dtag von Baden-Württemberg, 12. Sitzung, Drucksa<strong>ch</strong>e 12/334, Parlamentaris<strong>ch</strong>e Anfrage<br />

von Abg. Mi<strong>ch</strong>ael Herbri<strong>ch</strong>t (REP), betreffend den Appell der 500 Akademiker die<br />

gegen Bü<strong>ch</strong>erverbrennung dur<strong>ch</strong> die Behörden protestieren (“Appell der 500”, Stuttgarter<br />

Zeitung, 27. Aug. 1996, siehe Anm. 23). Stellungnahme des Baden-Württembergis<strong>ch</strong>en<br />

Justizministeriums, Stuttgart, 23. Sept. 1996, Az. 4104 - III/185, Dr. Ulri<strong>ch</strong> Goll.<br />

391


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

führt werden sollte oder ni<strong>ch</strong>t, ein persönli<strong>ch</strong>er Freund von Dr. Hoffm<strong>an</strong>n<br />

war, blieb dieser unges<strong>ch</strong>oren. 25 Hoffm<strong>an</strong>n wurde jedo<strong>ch</strong> gewarnt, daß eine<br />

Strafverfolgung ni<strong>ch</strong>t mehr umg<strong>an</strong>gen werden könne, sofern er nur ein<br />

Wort in seinem Bu<strong>ch</strong> ändere, weil damit die Verjährung aufgehoben würde.<br />

26<br />

Die traurige Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te dieses Zensurversu<strong>ch</strong>s wird in der englis<strong>ch</strong>en<br />

Ausgabe seines Bu<strong>ch</strong>es bes<strong>ch</strong>rieben, die i<strong>ch</strong> 2001 herausgegeben habe. Ein<br />

längeres, deutli<strong>ch</strong>eres und mutigeres Vorwort, das die Bes<strong>ch</strong>ränkungen der<br />

Meinungsfreiheit <strong>an</strong>griff, war ursprüngli<strong>ch</strong> von Prof. Topits<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>rieben<br />

worden, einem österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Historiker, der selbst über den deuts<strong>ch</strong>russis<strong>ch</strong>en<br />

Krieg publiziert hatte. Angesi<strong>ch</strong>ts der ausufernden Verfolgungswelle<br />

gegen Historiker (siehe nä<strong>ch</strong>ster Abs<strong>ch</strong>nitt) bekam Prof. Topits<strong>ch</strong><br />

aber Angst, so daß er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> nur ein g<strong>an</strong>z kurzes Vorwort autorisierte.<br />

27<br />

…wie au<strong>ch</strong> dieser M<strong>an</strong>n!<br />

Prof. Werner Pfeifenberger lehrte einst Politologie <strong>an</strong> der Universität<br />

Münster. D<strong>an</strong>n beging er das Verbre<strong>ch</strong>en, den deuts<strong>ch</strong>en Kommunisten<br />

Kurt Tu<strong>ch</strong>olsky aus dem Zusammenh<strong>an</strong>g gerissen zu zitieren. Tu<strong>ch</strong>olsky<br />

s<strong>ch</strong>rieb einmal in bezug auf das deuts<strong>ch</strong>e Bürgertum: 28<br />

“Möge das Gas in die Spielstuben eurer Kinder s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en. Mögen sie<br />

l<strong>an</strong>gsam umsinken, die Püpp<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>e der Frau des Kir<strong>ch</strong>enrats<br />

und des Chefredakteurs und der Mutter des Bildhauers und der S<strong>ch</strong>wester<br />

des B<strong>an</strong>kiers, daß sie einen bittern qualvollen Tod finden, alle zusammen.”<br />

So dramatis<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> das <strong>an</strong>hört, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> kritisiert Tu<strong>ch</strong>olskys in diesem<br />

Beitrag den Krieg und alle, die ihn unterstützen. Was er wüns<strong>ch</strong>te, war, daß<br />

das deuts<strong>ch</strong>e Bürgertum den Krieg am eigenen Leibe zuhause in den Städten<br />

erleben müsse (via Giftgas<strong>an</strong>griff), um endli<strong>ch</strong> zur Vernunft zu gel<strong>an</strong>gen<br />

und dem Ruf des Vaterl<strong>an</strong>des zur Kriegführung ni<strong>ch</strong>t weiter zu folgen:<br />

25<br />

Siehe Hoffm<strong>an</strong>ns aktualisiertes Vorwort hierzu in J. Hoffm<strong>an</strong>n, Stalin’s War of Extermination<br />

1941-1945, Theses <strong>an</strong>d Dissertations Press, Capshaw, AL 2001;<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos90.pdf<br />

26<br />

Persönl. Mitteilung von Dr. J. Hoffm<strong>an</strong>n.<br />

27<br />

Persönl. Mitteilung von Prof. Dr. E. Topits<strong>ch</strong>; vgl.<br />

www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos40_d.pdf<br />

28<br />

Kurt Tu<strong>ch</strong>olsky, Gesammelte Werke, Bd. 5, rororo, Reinbek b. Hamburg 1975, S. 266;<br />

vgl. www.miscelle.de/ar<strong>ch</strong>iv/t/tu<strong>ch</strong>olsky/dfelder_text.html<br />

392


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

“Wer aber sein Vaterl<strong>an</strong>d im Sti<strong>ch</strong> läßt in dieser Stunde, der sei gesegnet.”<br />

Prof. Pfeifenberger hatte dieses und <strong>an</strong>dere Zitate in einem Artikel verwendet,<br />

in dem er Nationalismus und Internationalismus vergli<strong>ch</strong>. Deshalb<br />

wurde er massiv als Re<strong>ch</strong>ter <strong>an</strong>gegriffen.<br />

Zuerst verlor Prof. Pfeifenberger vorübergehend seine Stellung <strong>an</strong> der<br />

Universität Münster. Er klagte gegen diese Entlassung und gew<strong>an</strong>n. Aber in<br />

einem späteren Verfahren unterlag er und wurde daraufhin seines Lehrstuhls<br />

enthoben und <strong>an</strong> die Universität Bielefeld versetzt, wo seine Lehr-<br />

und Fors<strong>ch</strong>ungsre<strong>ch</strong>te stark einges<strong>ch</strong>ränkt wurden. Als nä<strong>ch</strong>stes forderte<br />

eine gewisse Lobby in Politik und Medien, ihn au<strong>ch</strong> aus dieser Stellung zu<br />

entlassen und wegen seiner Artikel strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zu verfolgen. Na<strong>ch</strong> Jahren<br />

voller S<strong>ch</strong>ik<strong>an</strong>en dur<strong>ch</strong> Kollegen und Studenten und na<strong>ch</strong>dem er seine Stellung<br />

verloren hatte, wurde er tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>an</strong>geklagt – wegen kritis<strong>ch</strong>er<br />

Kommentare über internationalistis<strong>ch</strong>e Kommunisten. Am 13. Mai 2000<br />

beging Prof. Pfeifenberger Selbstmord, na<strong>ch</strong>dem er erfahren hatte, daß gegen<br />

ihn ein Strafverfahren eingeleitet worden sei, bei dem ihm bis zu 10<br />

Jahre Gefängnis drohten. 29<br />

Dieser Selbstmord war tragis<strong>ch</strong> und dur<strong>ch</strong>fuhr konservative und patriotis<strong>ch</strong>e<br />

Akademiker wie eine S<strong>ch</strong>ockwelle. Prof. Pfeifenberger galt als Patriot<br />

und Konservativer und hatte viele glei<strong>ch</strong>gesinnte Freunde in der Akademikerwelt<br />

und in der Politik. I<strong>ch</strong> kenne selbst eine g<strong>an</strong>ze Reihe dieser Akademiker.<br />

Aus ihren Äußerungen und Mitteilungen hörte i<strong>ch</strong> die Angst heraus<br />

vor einer mögli<strong>ch</strong>en Verfolgung gegen alles, was in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d und<br />

Österrei<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tet, konservativ und patriotis<strong>ch</strong> ist. Diese p<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Angst hat mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ockiert und ers<strong>ch</strong>reckt.<br />

Seit Mitte der 90er Jahre wird in g<strong>an</strong>z Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d eine Ausstellung gezeigt,<br />

die von kommunistis<strong>ch</strong>en Propag<strong>an</strong>disten org<strong>an</strong>isiert wurde. Mit öffentli<strong>ch</strong>er<br />

Billigung und Unterstützung wird dabei die Deuts<strong>ch</strong>e Wehrma<strong>ch</strong>t<br />

im Zweiten Weltkrieg einseitig und negativ dargestellt, als ob sie eine Org<strong>an</strong>isation<br />

von Massenmördern und Verbre<strong>ch</strong>ern gewesen wäre. 30 Die mei-<br />

29<br />

Siehe hierzu Otto Scrinzi, “Mens<strong>ch</strong>enjagd bis in den Tod”, Aula, 6/2000; und Rudi Zornig,<br />

“Zum Gedenken <strong>an</strong> Werner Pfeifenberger”, VffG 4(2) (2000), S. 127-130.<br />

30<br />

Hamburger Institut für Sozialfors<strong>ch</strong>ung (Hg.), Verni<strong>ch</strong>tungskrieg. Verbre<strong>ch</strong>en der Wehrma<strong>ch</strong>t<br />

1941 bis 1944, Hamburg 1996:. Bezügli<strong>ch</strong> Kritik dieser Ausstellung siehe z.B. Rüdiger<br />

Proske, Wider den Mißbrau<strong>ch</strong> der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te deuts<strong>ch</strong>er Soldaten zu politis<strong>ch</strong>en<br />

Zwecken, Von Hase & Köhler, Mainz 1996; ders., Vom Mars<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Institutionen<br />

zum Krieg gegen die Wehrma<strong>ch</strong>t, ebd., 1997; Joa<strong>ch</strong>im F. Weber (Hg.), Armee im Kreuzfeuer,<br />

Universitas, Mün<strong>ch</strong>en 1997; Walter Post, Die verleumdete Armee, Pour le Mérite,<br />

393


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

sten Deuts<strong>ch</strong>en, die damals am Krieg teilgenommen haben, fühlen si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong><br />

natürli<strong>ch</strong> verunglimpft, aber niem<strong>an</strong>d hört mehr auf diese Generation.<br />

Die Propag<strong>an</strong>da-Kriegführung gegen die Wehrma<strong>ch</strong>t im besonderen und<br />

gegen die deuts<strong>ch</strong>e Nation g<strong>an</strong>z allgemein entartete derart, daß m<strong>an</strong><strong>ch</strong>e ältere<br />

Leute zutiefst empört waren und sind. Aber gegen diese Lügen <strong>an</strong>zugehen,<br />

ist fast unmögli<strong>ch</strong>, weil jede Abwei<strong>ch</strong>ung vom offiziellen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbild<br />

zu Ausgrenzung und im Extremfall sogar zu Strafverfolgung<br />

führen k<strong>an</strong>n.<br />

Reinhold Elstner, ein deuts<strong>ch</strong>er Kriegsveter<strong>an</strong>, hatte jahrel<strong>an</strong>g gelitten<br />

unter der, wie er es n<strong>an</strong>nte, “Niagara-Flut von Lügen” und Verdrehungen,<br />

mit der er und seine Generation überges<strong>ch</strong>üttet worden war. 1995 s<strong>ch</strong>rieb er<br />

einen flammenden Appell <strong>an</strong> das deuts<strong>ch</strong>e Volk, diese Lügen und Verdrehungen<br />

zu beenden. Er begab si<strong>ch</strong> zur Mün<strong>ch</strong>ner Feldherrnhalle, übergoß<br />

si<strong>ch</strong> mit Benzin und zündete si<strong>ch</strong> selbst <strong>an</strong>. Er starb kurz darauf. 31<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n dieses Selbstopfer als töri<strong>ch</strong>t <strong>an</strong>sehen, aber no<strong>ch</strong> töri<strong>ch</strong>ter war<br />

die Reaktion der Behörden hierauf: sie bes<strong>ch</strong>lagnahmten Elstners letzten<br />

Appell und untersagten dessen Veröffentli<strong>ch</strong>ung. Sie verboten au<strong>ch</strong> jegli<strong>ch</strong>e<br />

Gedenkversammlungen für ihn <strong>an</strong> der Feldherrnhalle, und sie entfernten<br />

und verni<strong>ch</strong>teten alle Kränze oder Blumen, die dort zum Gedä<strong>ch</strong>tnis <strong>an</strong><br />

Reinhold Elstner niedergelegt wurden.<br />

Das ist verglei<strong>ch</strong>bar mit der Reaktion der kommunistis<strong>ch</strong>en Behörden in<br />

der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei, als si<strong>ch</strong> 1969 der Prager Student J<strong>an</strong> Pala<strong>ch</strong> aus Protest<br />

gegen die russis<strong>ch</strong>e Unterdrückung des “Prager Frühlings” selbst ver-<br />

Selent 1999; Klaus Sojka (Hg.), Die Wahrheit über die Wehrma<strong>ch</strong>t. Reemtsmas Fäls<strong>ch</strong>ungen<br />

widerlegt, FZ-Verlag, Mün<strong>ch</strong>en 1998; Fr<strong>an</strong>z W. Seidler, Verbre<strong>ch</strong>en <strong>an</strong> der<br />

Wehrma<strong>ch</strong>t, Pour le Mérite, Selent 1998; Focus, No. 16 & 17/1997, 6/1998; Bogd<strong>an</strong> Musial,<br />

“Bilder einer Ausstellung. Kritis<strong>ch</strong>e Anmerkungen zur W<strong>an</strong>derausstellung ‘Verni<strong>ch</strong>tungskrieg.<br />

Verbre<strong>ch</strong>en der Wehrma<strong>ch</strong>t 1941-1944’”, Vierteljahrshefte für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />

47(4) (1999), S. 563-591; vgl. Bogd<strong>an</strong> Musial, “‘Konterrevolutionäre Elemente sind zu<br />

ers<strong>ch</strong>ießen’”, Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung, 30. Okt. 1999, S. 11; Krisztián Ungváry,<br />

“E<strong>ch</strong>te Bilder – problematis<strong>ch</strong>e Aussagen”, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in Wissens<strong>ch</strong>aft und Unterri<strong>ch</strong>t,<br />

50(10), (1999), S. 584-595; vgl. Krisztián Ungváry, “Reemtsmas Legenden”, Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

Allgemeine Zeitung, 5. Nov. 1999, S. 41; Dieter S<strong>ch</strong>midt-Neuhaus, “Die Tarnopol-<br />

Stellw<strong>an</strong>d der W<strong>an</strong>derausstellung ‘Verni<strong>ch</strong>tungskrieg – Verbre<strong>ch</strong>en der Wehrma<strong>ch</strong>t 1941<br />

bis 1944’”, ebd., S. 596-603; Klaus Hildebr<strong>an</strong>dt, H<strong>an</strong>s-Peter S<strong>ch</strong>warz, Lothar Gall, Zitat<br />

in “Kritiker fordern endgültige S<strong>ch</strong>ließung”, Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung, 6. Nov.<br />

1999, S. 4; Ralf Georg Reuth, “Endgültiges Aus für Reemtsma-S<strong>ch</strong>au?”, Welt am Sonntag,<br />

7. Nov. 1999, S. 14.<br />

31<br />

Vgl. Reinhold Elstner, “Zum Gedenken <strong>an</strong> Reinhold Elstner”. VffG, 4(2) (2000), S. 131f.;<br />

vgl. Mark Weber, “A Germ<strong>an</strong> takes his life to protest defamation <strong>an</strong>d historical lies”,<br />

Journal of Historical Review, 15(5) (1995) S. 19.<br />

394


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

br<strong>an</strong>nte. Genau wie Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d jegli<strong>ch</strong>es Gedenken <strong>an</strong> Reinhold Elstner<br />

unterdrückt, ma<strong>ch</strong>te es au<strong>ch</strong> die kommunistis<strong>ch</strong>e Obrigkeit in der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei<br />

bis 1989, als ihr System s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> zusammenbra<strong>ch</strong>.<br />

Zensur – so weit das Auge rei<strong>ch</strong>t<br />

1994 wurde i<strong>ch</strong> vom Arbeitskreis für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eingeladen, einen<br />

Vortrag über ein historis<strong>ch</strong>es Fors<strong>ch</strong>ungsthema zu halten, das i<strong>ch</strong> 1991 untersu<strong>ch</strong>t<br />

hatte und das 1993 veröffentli<strong>ch</strong>t worden war. Der Vorsitzende des<br />

Arbeitskreises war der Fürther Gymnasiallehrer H<strong>an</strong>s-Jürgen Witzs<strong>ch</strong>.<br />

Na<strong>ch</strong> meinem Vortrag verlieh mir der Verein einen Preis für meine Fors<strong>ch</strong>ung,<br />

der mit einer kleinen Gratifikation verbunden war. In späteren Jahren<br />

blieb i<strong>ch</strong> mit Herrn Witzs<strong>ch</strong> in Verbindung und erfuhr mehr über seine<br />

Aktivitäten und seine laufenden Fors<strong>ch</strong>ungsprojekte, die si<strong>ch</strong> auf den<br />

Nürnberger Prozeß und <strong>an</strong>dere Na<strong>ch</strong>kriegsprozesse konzentrierten. Na<strong>ch</strong>dem<br />

Herr Witzs<strong>ch</strong> eine riesige Menge Originaldokumente <strong>an</strong>alysiert hatte,<br />

die in mehreren Nürnberger Ar<strong>ch</strong>iven aufbewahrt werden, kam er in bezug<br />

auf m<strong>an</strong><strong>ch</strong>e dieser Prozesse zu wohlbegründeten S<strong>ch</strong>lußfolgerungen, die<br />

mit der “offiziellen” Ansi<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t übereinstimmten. Selbstverständli<strong>ch</strong> gibt<br />

es in einer Demokratie keine “offiziellen” Auffassungen über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />

da die Wissens<strong>ch</strong>aft ein Berei<strong>ch</strong> ist, in dem keine Autorität bestimmte<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse oder Meinungen zu irgendeinem Thema vors<strong>ch</strong>reiben<br />

k<strong>an</strong>n. Aber in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d liegen die Dinge etwas <strong>an</strong>ders, sobald Themen<br />

berührt werden, die das Ansehen oder die selbstproklamierte moralis<strong>ch</strong>e<br />

Überlegenheit und die Existenzbere<strong>ch</strong>tigung gewisser Lobbygruppen<br />

<strong>an</strong>kratzen könnten, die si<strong>ch</strong> vor allem dadur<strong>ch</strong> definieren, daß sie gegen alles<br />

waren, was tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> oder <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> in den Jahren zwis<strong>ch</strong>en 1933 und<br />

1945 ges<strong>ch</strong>ah. Jeder, der es wagt, das S<strong>ch</strong>warz-Weiß-Bild dieser Periode<br />

der deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu revidieren, bekommt daher s<strong>ch</strong>nell den Eifer<br />

dieser Lobbygruppen zu spüren, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus linksgeri<strong>ch</strong>teten wie<br />

au<strong>ch</strong> zionistis<strong>ch</strong>en, jüdis<strong>ch</strong>en oder philosemitis<strong>ch</strong>en Personen bestehen.<br />

Und da fast alle einflußrei<strong>ch</strong>en Sozialgruppen in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zuglei<strong>ch</strong><br />

linksgeri<strong>ch</strong>tet, zionistis<strong>ch</strong> und philosemitis<strong>ch</strong> sind, entfa<strong>ch</strong>t ein jeder, der es<br />

wagt, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Dritten Rei<strong>ch</strong>es aus einem “politis<strong>ch</strong> unkorrekten”<br />

Blickwinkel <strong>an</strong>zugehen, unvermeidbar einen Sturm von Beleidigungen,<br />

Ans<strong>ch</strong>uldigungen, Ausgrenzung, Verfolgung und womögli<strong>ch</strong> gar Strafverfolgung.<br />

Genau so erging es au<strong>ch</strong> Herrn Witzs<strong>ch</strong>. Als ehrli<strong>ch</strong>er Fors<strong>ch</strong>er und Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

fühlte er si<strong>ch</strong> verpfli<strong>ch</strong>tet, die Ergebnisse seiner Fors<strong>ch</strong>ung zu<br />

395


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

veröffentli<strong>ch</strong>en, trotz der Tatsa<strong>ch</strong>e, daß sie der Obrigkeit ni<strong>ch</strong>t gefallen<br />

würden. So bewies er z.B. detailliert, daß die meisten Ausländer, die während<br />

des Krieges in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d arbeiteten, ni<strong>ch</strong>t Zw<strong>an</strong>gsarbeiter oder gar<br />

Sklavenarbeiter waren, wie es uns die ständige Medienpropag<strong>an</strong>da glauben<br />

ma<strong>ch</strong>en will, sondern daß sie Lohn und Sozialleistungen, Ferien sowie <strong>an</strong>ständige<br />

Wohnungen erhielten und daß sie sogar ihre eigenen sozialen Aktivitäten<br />

hatten sowie Zug<strong>an</strong>g zu Medien in ihrer Mutterspra<strong>ch</strong>e. Die Arbeits-<br />

und Lebensverhältnisse dieser Ausländer im Dritten Rei<strong>ch</strong> waren<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> weit besser als die in ihren Herkunftsländern, wo es in den<br />

meisten Fällen kaum Sozialleistungen gab. 32<br />

In einem <strong>an</strong>deren Werk <strong>an</strong>alysierte Witzs<strong>ch</strong> einen der Na<strong>ch</strong>kriegsprozesse,<br />

nämli<strong>ch</strong> des Verfahrens gegen Oswald Pohl, den Leiter der Wirts<strong>ch</strong>aftsabteilung<br />

des Konzentrationslagersystems des Dritten Rei<strong>ch</strong>es. Witzs<strong>ch</strong><br />

wies na<strong>ch</strong>, daß die Verfahrensweise der alliierten Siegermä<strong>ch</strong>te vor Geri<strong>ch</strong>t<br />

re<strong>ch</strong>tswidrig war und daß das gegen Pohl gefällte Urteil <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der Beweislage<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> und historis<strong>ch</strong> unhaltbar war.<br />

Als Ergebnis dieser Arbeiten wurde Herr Witzs<strong>ch</strong> zuerst als Gymnasiallehrer<br />

suspendiert, und das L<strong>an</strong>d Bayern versu<strong>ch</strong>te, ihn für immer aus seiner<br />

Stellung zu entfernen und seine Pension zu kürzen.<br />

Ende der 90er Jahre s<strong>ch</strong>rieb Herr Witzs<strong>ch</strong> einen privaten Brief <strong>an</strong> den jüdis<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsprofessor Mi<strong>ch</strong>ael Wolffsohn <strong>an</strong> der Bundeswehr-<br />

Universität in Mün<strong>ch</strong>en und bat ihn, zu intervenieren und die <strong>an</strong>dauernde<br />

historis<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong>e Greuelpropag<strong>an</strong>da gegen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zu stoppen.<br />

Witzs<strong>ch</strong> war der Auffassung, daß diese Propag<strong>an</strong>da ni<strong>ch</strong>t nur das deuts<strong>ch</strong>e<br />

Volk s<strong>ch</strong>ädige, sondern l<strong>an</strong>gfristig au<strong>ch</strong> die Jüdis<strong>ch</strong>e Gemeinde in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

belaste. Denn sie gehöre zu jenen Gruppen, die diese Propag<strong>an</strong>da sehr<br />

intensiv betrieben, was si<strong>ch</strong> rä<strong>ch</strong>en könnte, wenn früher oder später die Unri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

des von ihr und den Medien verbreiteten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes herauskäme.<br />

Als Reaktion auf diesen privaten Brief erstattete Professor<br />

Wolffsohn eine Straf<strong>an</strong>zeige gegen Witzs<strong>ch</strong> wegen Aufsta<strong>ch</strong>elung zum<br />

Haß. Anf<strong>an</strong>g 2003 wurde Witzs<strong>ch</strong> wegen dieses privaten Briefes zu drei<br />

Monaten Gefängnis verurteilt. Na<strong>ch</strong> seiner Verurteilung verlor Witzs<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> seine Stellung als Lehrer und seine Pension wurde beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gekürzt.<br />

33 Als Witzs<strong>ch</strong> aus dem Gefängnis entlassen wurde, war er ein kr<strong>an</strong>ker<br />

M<strong>an</strong>n und starb kurz darauf.<br />

32<br />

Vgl. H<strong>an</strong>s-Jürgen Witzs<strong>ch</strong>, “Fremdarbeiter im Dritten Rei<strong>ch</strong>”, VffG, (4) (1999), S. 363-<br />

372.<br />

33<br />

Vgl. Joh<strong>an</strong>nes Heyne, “Der Fall H<strong>an</strong>s-Jürgen Witzs<strong>ch</strong>”, VffG 7(2) (2003), S. 212-222.<br />

396


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

Ein weiterer typis<strong>ch</strong>er Fall ist der des Politologen Udo Walendy. Dieser<br />

gab eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsserie mit dem Titel Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>en heraus, die<br />

si<strong>ch</strong> mit der Zeit der zwei Weltkriege befaßte. Walendy k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> als Alten<br />

Preußen <strong>ch</strong>arakterisieren, steif, beharrli<strong>ch</strong>, m<strong>an</strong><strong>ch</strong>mal arrog<strong>an</strong>t und ni<strong>ch</strong>t<br />

sehr diplomatis<strong>ch</strong>. Er ist außerdem ein treuer deuts<strong>ch</strong>er Nationalist, was ihn<br />

zur Ziels<strong>ch</strong>eibe gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Verfolgung ma<strong>ch</strong>te.<br />

Viele der historis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riften Walendys, die re<strong>ch</strong>te Ansi<strong>ch</strong>ten über die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Dritten Rei<strong>ch</strong>es wiedergeben, wurden auf den “Index” gesetzt,<br />

eine Liste jugendgefährdender Medien. Veröffentli<strong>ch</strong>ungen, die in<br />

diesem Index aufgeführt werden, dürfen ni<strong>ch</strong>t mehr öffentli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>geboten<br />

und verkauft werden. Sie existieren daher nur no<strong>ch</strong> als Untergrund-<br />

Literatur.<br />

Geradezu tragikomis<strong>ch</strong> war der Versu<strong>ch</strong> der deuts<strong>ch</strong>en Behörden, Walendys<br />

Bu<strong>ch</strong> Wahrheit für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d 34 zu verbieten. Walendy widerlegt<br />

darin die Behauptung, daß Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d allein oder hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für den<br />

Ausbru<strong>ch</strong> des Zweiten Weltkrieges ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong> sei. Walendy verklagte<br />

die deuts<strong>ch</strong>e Regierung wiederholt wegen deren Indizierung seines Bu<strong>ch</strong>es.<br />

Walendy gew<strong>an</strong>n jeden Prozeß, aber na<strong>ch</strong>dem die Bundesregierung gezwungen<br />

war, das Bu<strong>ch</strong> freizugeben, setzte sie das Bu<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> am nä<strong>ch</strong>sten<br />

Tag wieder auf den Index, mit einer nur wenig geänderten Begründung.<br />

Walendy klagte wieder, gew<strong>an</strong>n wieder, und der Fall entwickelte<br />

si<strong>ch</strong> zu einer S<strong>ch</strong>mierenkomödie. Die deuts<strong>ch</strong>en Behörden waren dumm<br />

genug, in einem ihrer S<strong>ch</strong>riftsätze festzustellen, daß Walendys Bu<strong>ch</strong> gut<br />

fundiert war, und daß seine These, Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d sei ni<strong>ch</strong>t am Ausbru<strong>ch</strong> des<br />

Zweiten Weltkrieges s<strong>ch</strong>uld, ni<strong>ch</strong>t widerlegt werden könne. Das war aber<br />

in den Augen der Bundesregierung um so mehr ein Grund, um das Bu<strong>ch</strong> zu<br />

verbieten, da junge Leute, wenn sie auf eine sol<strong>ch</strong>e These stoßen, automatis<strong>ch</strong><br />

geistig verwirrt werden müßten, na<strong>ch</strong>dem sie jahrzehntel<strong>an</strong>g in allen<br />

Medien und den S<strong>ch</strong>ulen die gegenteilige Behauptung von der Alleinkriegss<strong>ch</strong>uld<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds gehört hatten. Mit <strong>an</strong>deren Worten: die Bundesregierung<br />

gab zu, daß Walendys Bu<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig war, daß alle<br />

von der Regierung genehmigten S<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>er eine Sammlung von Lügen<br />

sind. Daß Kinder, wenn sie über die betrügeris<strong>ch</strong>e H<strong>an</strong>dlungsweise ihrer<br />

Regierung erfahren, darüber empört reagieren könnten, war den bundesdeuts<strong>ch</strong>en<br />

Behörden Grund genug, um Walendy zu zensieren, <strong>an</strong>statt die<br />

S<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>er zu beri<strong>ch</strong>tigen. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wurde das fast 30 Jahre l<strong>an</strong>g auf-<br />

34<br />

Wahrheit für Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Verlag für Volkstum und Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Vlotho<br />

1964.<br />

397


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

re<strong>ch</strong>terhaltene Verbot von Walendys Bu<strong>ch</strong> vom Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

aufgehoben. Der Kern des Urteils besagt, daß die Bundesregierung alle<br />

S<strong>ch</strong>üler belügt und si<strong>ch</strong> in hö<strong>ch</strong>stem Maße mit illegaler Zensur abgibt. 35<br />

Natürli<strong>ch</strong> durfte Walendy ni<strong>ch</strong>t ungestraft mit einem sol<strong>ch</strong>en Sieg davonkommen.<br />

Also klagten die deuts<strong>ch</strong>en Behörden Walendy wegen mehrerer<br />

Ausgaben seiner Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsserie Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>, in der er<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Aspekte der nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Judenpolitik kritis<strong>ch</strong> <strong>an</strong>alysiert<br />

hatte, vor allem in bezug auf den sogen<strong>an</strong>nten Holocaust. Da Walendy<br />

Meinungen vertrat, die von denen abwei<strong>ch</strong>en, die in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

dur<strong>ch</strong> strenge Strafgesetze vorges<strong>ch</strong>rieben werden, wurde er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> für<br />

s<strong>ch</strong>uldig befunden, Volksverhetzung usw. beg<strong>an</strong>gen zu haben, und er wurde<br />

zu 29 Monaten Gefängnis verurteilt. 36<br />

Die immer raffinierter und umfassender werdenden “re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en” Grundlagen<br />

der deuts<strong>ch</strong>en Zensur habe i<strong>ch</strong> in dem Beitrag “Bü<strong>ch</strong>erverbrennung<br />

heute” in diesem B<strong>an</strong>d erläutert, auf den hier verwiesen sei.<br />

Bespitzelung, Laus<strong>ch</strong><strong>an</strong>griff und Ged<strong>an</strong>ken-Kontrolle<br />

Eine der Voraussetzungen der Westalliierten zur Gründung der Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d war die S<strong>ch</strong>affung einer “Zentralstelle für Verfassungss<strong>ch</strong>utz”,<br />

ein Begriff, der bewußt gewählt wurde, um der Bevölkerung<br />

ni<strong>ch</strong>t den Eindruck zu vermitteln, sie werde vom Staat bes<strong>ch</strong>nüffelt, obwohl<br />

genau das die Aufgabe dieses Amtes war, und als sol<strong>ch</strong>es war es einfa<strong>ch</strong><br />

eine Art Na<strong>ch</strong>folger der berü<strong>ch</strong>tigten Gestapo, der Geheimen Staatspolizei<br />

des Dritten Rei<strong>ch</strong>es. Aus diesem Amt entwickelte si<strong>ch</strong> später das dem<br />

Innenministerium unterstehende Bundesamt für Verfassungss<strong>ch</strong>utz sowie<br />

35<br />

Die viellei<strong>ch</strong>t beste Bes<strong>ch</strong>reibung des Falles ist Dr. C. Nordbru<strong>ch</strong>, “Geistesfreiheit in der<br />

Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d”, VffG 6(2) (2002), S. 190-209; bezügl. der Geri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eidung<br />

siehe Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t, Az. 1 BvR 434/87; Wiederindizierung dur<strong>ch</strong><br />

die BPjM; JMS-Report, Februar 1/1995, S. 52-54; neues Urteil des Oberverwaltungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

Az. 17 K 9534/94.<br />

36<br />

Die folgenden Ausgaben der Reihe Historis<strong>ch</strong>e Tatsa<strong>ch</strong>en (Verlag für Volkstum und<br />

Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, Vlotho) wurden bes<strong>ch</strong>lagnahmt und führten zu Walendys Haftstrafe:<br />

Nr. 1 (LG Dortmund, KLs 31 Js 270/78), 15 (BVerfG, 2 BvR 1645/84), 23 u. 24<br />

(Az. derzeit ni<strong>ch</strong>t bek<strong>an</strong>nt), 36 (BVerfG, BvR 824/90), 38 (OLG Hamm, 3 Ws 82/91), 44<br />

(LG Bielefeld 4 KLs W 3/96), 52 u. 53 (LG Bielefeld, Qs 563/94), 59 u. 60 (BGH 4 StR<br />

518/96), 1neu u. 64 (BGH 4 StR 524/96), 66 (AG Bielefeld, 9 Gs 1279/96), 67 (AG Bielefeld,<br />

9 Gs 1325/96), 68 (LG Bielefeld, 4 KLs W 5/96 IV); vgl.<br />

www.vho.org/News/D/News4_97.html#u; www.vho.org/News/D/News3_99.html#16;<br />

www.vho.org/News/D/News1_00.html#22<br />

398


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

die se<strong>ch</strong>zehn, den jeweiligen Innenministerien der Bundesländer unterstehenden<br />

L<strong>an</strong>desämter für Verfassungss<strong>ch</strong>utz.<br />

Claus Nordbru<strong>ch</strong> hat die sk<strong>an</strong>dalöse Ausweitung der Kompetenz dieses<br />

innerstaatli<strong>ch</strong>en, gegen die eigene Bevölkerung geri<strong>ch</strong>teten staatli<strong>ch</strong>en Geheimdienstes<br />

ausführli<strong>ch</strong> dargelegt. 37<br />

Obwohl diese Stelle keinerlei polizeili<strong>ch</strong>e oder re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Befugnisse besitzt,<br />

hat sie do<strong>ch</strong> große Ma<strong>ch</strong>t, denn wenn heute eine Org<strong>an</strong>isation oder<br />

Person in einem Verfassungss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>t erwähnt wird, so ist dies etwa<br />

glei<strong>ch</strong>bedeutend mit einem gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Todesurteil: M<strong>an</strong> wird wie<br />

ein Aussätziger ausgestoßen und gemieden, bis hin zu Kündigungen von<br />

Arbeitsverträgen und der Unmögli<strong>ch</strong>keit, derartige Kündigungen vor einem<br />

Arbeitsgeri<strong>ch</strong>t erfolgrei<strong>ch</strong> <strong>an</strong>zufe<strong>ch</strong>ten.<br />

Ein ents<strong>ch</strong>eidender S<strong>ch</strong>ritt zur Aushöhlung der im bundesdeuts<strong>ch</strong>en<br />

Grundgesetz gar<strong>an</strong>tierten Grundre<strong>ch</strong>te war die Einführung der Notst<strong>an</strong>dsgesetze<br />

Ende der 1960er Jahre. War es bis dahin unmögli<strong>ch</strong>, die Grundre<strong>ch</strong>te<br />

einzus<strong>ch</strong>ränken, so wurde dies nun dur<strong>ch</strong> Gesetze erlaubt. Die Debatte<br />

um die Notst<strong>an</strong>dsgesetze war es au<strong>ch</strong>, die der Studentenrevolte Ende<br />

der 60er Jahre besonderen Auftrieb gab, befür<strong>ch</strong>teten die Studenten do<strong>ch</strong><br />

zu re<strong>ch</strong>t, daß damit der Willkür die Tore geöffnet wurden, wenn m<strong>an</strong> au<strong>ch</strong><br />

irrtümli<strong>ch</strong> meinte, diese Willkür würde wieder eine “fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e” sein. Als<br />

die Notst<strong>an</strong>dsgesetze s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> unter der Großen Koalition verabs<strong>ch</strong>iedet<br />

wurden, bildete si<strong>ch</strong> die außerparlamentaris<strong>ch</strong>e Opposition, die der Ma<strong>ch</strong>t<strong>an</strong>maßung<br />

dur<strong>ch</strong> die etablierten Parteien den Kampf auf der Straße <strong>an</strong>sagte.<br />

Aus dieser APO wiederum bildete si<strong>ch</strong> die terroristis<strong>ch</strong>e Bewegung der<br />

siebziger Jahre, die ihrerseits dem deuts<strong>ch</strong>en Staat Anlaß gab, entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Gesetze zur weitergehenden Bes<strong>ch</strong>ränkung der Grundre<strong>ch</strong>te zu verabs<strong>ch</strong>ieden.<br />

So wurde seinerzeit zum Beispiel die Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung von Wohnungen<br />

und das Abhören von Telefonen sowie die Postkontrolle au<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n<br />

erlaubt, wenn kein ri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>luß dazu vorlag, vorausgesetzt, es<br />

war “Gefahr im Verzug”.<br />

Mit der Ausweitung der org<strong>an</strong>isierten Kriminalität in den a<strong>ch</strong>tziger Jahren<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wurden diese Grundre<strong>ch</strong>te auf Unverletzli<strong>ch</strong>keit der Wohnung<br />

und des Brief- und Telekommunikationsgeheimnisses weiter aufgewei<strong>ch</strong>t,<br />

diesmal dur<strong>ch</strong> den pik<strong>an</strong>ten Zusatz, daß derartige Maßnahmen au<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n ohne<br />

ri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>luß zulässig seien, wenn es ledigli<strong>ch</strong> einen “Verda<strong>ch</strong>t<br />

auf Gefahr im Verzuge” gebe. Das nennt m<strong>an</strong> gemeinhin Salami-Taktik!<br />

37 Der Verfassungss<strong>ch</strong>utz, Hohenrain, Tübingen 1999.<br />

399


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Daß die Bekämpfung der org<strong>an</strong>isierten Kriminalität ni<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> unzulängli<strong>ch</strong>en<br />

Gesetzen lag und liegt, sondern <strong>an</strong> der m<strong>an</strong>gelhaften Ausrüstung und<br />

Unterstützung der Polizei sowie am m<strong>an</strong>gelhaften Willen der Politik (die<br />

womögli<strong>ch</strong> partiell selbst in die org<strong>an</strong>isierte Kriminalität verstrickt ist),<br />

s<strong>ch</strong>eint dabei niem<strong>an</strong>den zu interessieren. 38<br />

Die Zeit um 1980 war zudem au<strong>ch</strong> die erste Ho<strong>ch</strong>zeit des Holocaust-<br />

Revisionismus. 39 Der Staat be<strong>an</strong>twortete diese Herausforderung mit einer<br />

Vereinfa<strong>ch</strong>ung der Strafverfolgung derartiger Thesen, indem er diese Delikte<br />

zu Offizialdelikten erhob, die keiner Straf<strong>an</strong>zeigen dur<strong>ch</strong> Juden bedürfen<br />

(die sogen<strong>an</strong>nten Lex Engelhard oder Lex Stägli<strong>ch</strong>).<br />

Anläßli<strong>ch</strong> der deuts<strong>ch</strong>en Wiedervereinigung 1989/1990 kam es in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zu einem mä<strong>ch</strong>tigen Auftrieb patriotis<strong>ch</strong>er Org<strong>an</strong>isationen.<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wurde von internationalen Mä<strong>ch</strong>tegruppen massiv unter Druck<br />

gesetzt, diese Bewegung zu unterdrücken, wobei einige ausländerfeindli<strong>ch</strong>e<br />

Übergriffe, die teilweise inszeniert worden sein dürften, propag<strong>an</strong>distis<strong>ch</strong><br />

massiv ausges<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tet wurden, um ein “braunes Gespenst” <strong>an</strong> die W<strong>an</strong>d<br />

zu malen. Als Folge dessen kam es am 1.12.1994 zu einer Strafre<strong>ch</strong>tsänderung<br />

bisher unbek<strong>an</strong>nten Ausmaßes, mit dem die Meinungsfreiheit in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d bezügli<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>er gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Tabus (Ausländer, Multikultur,<br />

Juden, Holocaust, Drittes Rei<strong>ch</strong>) weitgehend abges<strong>ch</strong>afft wurde<br />

(§130neu, sogen<strong>an</strong>nte Lex Deckert).<br />

Der bisher letzte S<strong>ch</strong>ritt zur totalen Überwa<strong>ch</strong>ung erfolgte Ende der 90er<br />

Jahre mit der Einführung des sogen<strong>an</strong>nten “großen Laus<strong>ch</strong><strong>an</strong>griffes”, der<br />

die Überwa<strong>ch</strong>ung von Wohnungen mit Mikrophonen und Kameras legalisierte.<br />

40 Zeitglei<strong>ch</strong> ist die deuts<strong>ch</strong>e Justiz dazu übergeg<strong>an</strong>gen, eigene wie<br />

fremde Staatsbürger für im Internet verbreitete Dokumente strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zu<br />

verfolgen. 41<br />

Im heutigen Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d wird folgendes als gesetzwidrig beh<strong>an</strong>delt:<br />

38<br />

Vgl. dazu zuletzt Dagobert Lindlau, Der Mob, Heyne, Mün<strong>ch</strong>en 1998.<br />

39<br />

Vgl. Arthur R. Butz, Der Jahrhundertbetrug (1976), R. Faurisson, Mémoir en Défense<br />

(1980), W. Stägli<strong>ch</strong>, Der Aus<strong>ch</strong>witz-Mythos (1979), Walter S<strong>an</strong>ning, Die Auflösung<br />

(1980/1983), Henri Roques, Die Geständnisse des Kurt Gerstein (1985).<br />

40<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en hat das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t den “Großen Laus<strong>ch</strong><strong>an</strong>griff” für legal, seine<br />

Umsetzung aber als teilweise verfassungswidrig eingestuft, Fin<strong>an</strong>cial Times · Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d,<br />

3.3.2004; http://www.ftd.de/pw/de/1077951802967.html?nv=cpm<br />

41<br />

Beispielhaft dafür die Ents<strong>ch</strong>eidung des Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof im Fall Fredrick Töben für<br />

dessen australis<strong>ch</strong>e revisionistis<strong>ch</strong>e Webseite, wona<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> jeder strafbar ma<strong>ch</strong>t, der im<br />

Internet Dinge veröffentli<strong>ch</strong>t, die gegen deuts<strong>ch</strong>e Gesetze verstoßen, unabhängig davon,<br />

wo er lebt: BGH, Az: 1 StR 184/00 vom 12.12.2000; Tatj<strong>an</strong>a Hörnle, “Verbreitung der<br />

Aus<strong>ch</strong>witzlüge im Internet”, Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung 6 (2001), S. 305-311.<br />

400


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

– Alles, was als Gefährdung des “öffentli<strong>ch</strong>en Friedens” ausgelegt werden<br />

könnte, k<strong>an</strong>n na<strong>ch</strong> Ermessen eines Staats<strong>an</strong>walts oder Ri<strong>ch</strong>ters verboten<br />

werden.<br />

– Alle Symbole, Gesten, Lieder, Sprü<strong>ch</strong>e, Verse, die im entferntesten <strong>an</strong><br />

irgend etwas erinnern, was im Dritten Rei<strong>ch</strong> verwendet wurde, sind verboten.<br />

– Kritik gegen die multikulturelle Gesells<strong>ch</strong>aft und eine Immigrationspolitik<br />

k<strong>an</strong>n als Straftatbest<strong>an</strong>d gewertet werden. (Straf<strong>an</strong>drohung bis zu fünf<br />

Jahre Haft)<br />

– Die Hinterfragung tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er oder vermeintli<strong>ch</strong>er NS-Verbre<strong>ch</strong>en ist<br />

verboten. (Straf<strong>an</strong>drohung bis zu fünf Jahre Haft)<br />

– Jeder kritis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>er bezügli<strong>ch</strong> des Dritten Rei<strong>ch</strong>es steht<br />

unter perm<strong>an</strong>enter massiver Verfolgungsdrohung. (Straf<strong>an</strong>drohung bis zu<br />

fünf Jahre Haft)<br />

– Die auf Länderebene geltenden Verjährungsbestimmungen für Pressedelikte,<br />

zuvor bei 6 Monaten liegend, wurden massiv auf 5 bis 10 Jahre <strong>an</strong>gehoben.<br />

– Kritik <strong>an</strong> etablierten Parteien, Staatsorg<strong>an</strong>en und Repräsent<strong>an</strong>ten k<strong>an</strong>n<br />

als ein Vergehen geahndet werden. (Verunglimpfung des Staates und<br />

seiner Symbole bzw. von Verfassungsorg<strong>an</strong>en)<br />

– Als Ergebnis dessen wurden seit 1994 einige zig Bu<strong>ch</strong>titel verboten und<br />

als Folge dessen viele Tausende Exemplare dieser Titel verbr<strong>an</strong>nt, Zehntausende<br />

deuts<strong>ch</strong>er Staatsbürger wegen Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

verfolgt, Hunderte als politis<strong>ch</strong>e Gef<strong>an</strong>gene in Gefängnisse geworfen,<br />

viele politis<strong>ch</strong>e Oppositionsparteien und <strong>an</strong>dere Org<strong>an</strong>isationen verboten.<br />

Andere Parteien und Gruppierungen werden in der Ausübung ihrer<br />

grundgesetzli<strong>ch</strong> verbürgten Grundre<strong>ch</strong>te massiv beeinträ<strong>ch</strong>tigt und<br />

ihre Mitglieder einer ungeheuren gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und bisweilen strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Verfolgung ausgesetzt, insbesondere wenn sie gegen die<br />

oben <strong>an</strong>geführten Zustände opponieren. Die Ausbildung einer parlamentaris<strong>ch</strong>en<br />

oder außerparlamentaris<strong>ch</strong>en Opposition gegen diese Mißstände<br />

ist somit legal unmögli<strong>ch</strong> geworden.<br />

– Kritisiert m<strong>an</strong> diese Mißstände, so k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> wiederum wegen Verunglimpfung<br />

des Staates, seiner Repräsent<strong>an</strong>ten und Symbole strafbar<br />

ma<strong>ch</strong>en. Damit hat der Staat si<strong>ch</strong> hermetis<strong>ch</strong> gegen jede Kritik und Veränderung<br />

abges<strong>ch</strong>ottet.<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts sol<strong>ch</strong>er Zustände überras<strong>ch</strong>t es ni<strong>ch</strong>t, daß Politologen, Soziologen<br />

und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftler es ni<strong>ch</strong>t mehr wagen, die Dinge beim<br />

Namen zu nennen. Sie für<strong>ch</strong>ten, wegen mehr oder weniger trivialer Bekun-<br />

401


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

dungen einer politis<strong>ch</strong>en Meinung vor die deuts<strong>ch</strong>e “Staatss<strong>ch</strong>utzpolizei”<br />

und ihre Geri<strong>ch</strong>te, die “Staatss<strong>ch</strong>utzkammern” gezerrt und zu s<strong>ch</strong>weren<br />

Strafen verurteilt zu werden. Der Fall Pfeifenberger wird au<strong>ch</strong> dem letzten<br />

aufmüpfigen deuts<strong>ch</strong>en Professor gezeigt haben, wohin die Reise geht.<br />

In all den Jahren, die i<strong>ch</strong> mit vers<strong>ch</strong>iedenen Persönli<strong>ch</strong>keiten des deuts<strong>ch</strong>en<br />

Geisteslebens zusammenkam, habe i<strong>ch</strong> immer Formulierungen gehört<br />

wie “Die Freiheit ist in Gefahr”, “Sind Ged<strong>an</strong>ken no<strong>ch</strong> frei?”, Aussagen,<br />

die <strong>an</strong> Undeutli<strong>ch</strong>keit ni<strong>ch</strong>t zu übertreffen sind. Alle stimmen darin<br />

überein, daß die Freiheit ni<strong>ch</strong>t in Gefahr ist, nein, es gibt sie ni<strong>ch</strong>t mehr,<br />

und es ist keine Frage, ob die Ged<strong>an</strong>ken no<strong>ch</strong> frei sind, denn bei dem Klima<br />

der Angst und des allgegenwärtigen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, medialen und staatli<strong>ch</strong>en<br />

Terrors trauen si<strong>ch</strong> viele sogar ni<strong>ch</strong>t mehr, frei zu denken (“So etwas<br />

darfst Du no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal denken!”). Alle haben sie Angst, die Wahrheit<br />

über die Zustände in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d auszudrücken, denn d<strong>an</strong>n könnten sie ja<br />

Ärger bekommen ...<br />

Prof. Gottfried Dietze, Emeritus der Johns Hopkin University, reagierte<br />

auf meine Bitte, vom Ausl<strong>an</strong>d aus und von der un<strong>an</strong>greifbaren Position des<br />

Ruheständlers do<strong>ch</strong> das Wort zu ergreifen, ebenso enttäus<strong>ch</strong>end: Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

werde in der Welt s<strong>ch</strong>on derart in den S<strong>ch</strong>mutz gezogen, daß er dies ni<strong>ch</strong>t<br />

no<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>limmern wolle, daß er seinerseits Negatives über sein<br />

Vaterl<strong>an</strong>d beitrage. Wahrli<strong>ch</strong> heldenhafte und Einsi<strong>ch</strong>t bezeugende Töne! 42<br />

Der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en der damaligen kommunistis<strong>ch</strong>en DDR und<br />

dem heutigen vereinten Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d liegt darin, daß das heutige Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

die Deuts<strong>ch</strong>en fett und damit politis<strong>ch</strong> impotent ma<strong>ch</strong>t und ihnen zudem<br />

keine Flu<strong>ch</strong>tmögli<strong>ch</strong>keit mehr bietet, indem sie das gesamte deuts<strong>ch</strong>e<br />

Territorium einnimmt und Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Na<strong>ch</strong>barn drängt, na<strong>ch</strong> ihrem<br />

Wuns<strong>ch</strong> zu h<strong>an</strong>deln (vor allem: Dissidenten auszuliefern) – folgli<strong>ch</strong> brau<strong>ch</strong>t<br />

sie <strong>an</strong> den deuts<strong>ch</strong>en Grenzen keine Mauer und Selbsts<strong>ch</strong>uß<strong>an</strong>lagen mehr.<br />

1994 forderte der damalige Bundespräsidenten Ri<strong>ch</strong>ard von Weizsäcker<br />

öffentli<strong>ch</strong> Kinder auf, ihre Eltern auszuspionieren (und umgekehrt), um sie<br />

<strong>an</strong>zus<strong>ch</strong>wärzen, falls sie re<strong>ch</strong>te Ansi<strong>ch</strong>ten haben sollten. Es gibt in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d sogar eine Telefonnummer, wo Deuts<strong>ch</strong>e ihre Mitbürger denunzieren<br />

können, falls sie unliebsame re<strong>ch</strong>te Ansi<strong>ch</strong>ten haben: 01805-<br />

234566. Nur totalitäre Staaten können so tief sinken.<br />

Am 19.1.1993 hielt E. Mußm<strong>an</strong>n, Professor für Polizeire<strong>ch</strong>t <strong>an</strong> der<br />

Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für öffentli<strong>ch</strong>e Verwaltung in Ludwigsburg, bei der katho-<br />

42 Vgl. seinen Artikel “Ein S<strong>ch</strong>ritt zurück in polizeistaatli<strong>ch</strong>e Intoler<strong>an</strong>z”, VffG 2(3) (1998),<br />

S. 219ff.<br />

402


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

lis<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>en Studentenverbindung Nordgau Prag zu Stuttgart einen<br />

Vortrag zum Thema “Die Polizei im W<strong>an</strong>del der Zeit”. Er kritisierte darin<br />

die forts<strong>ch</strong>reitende Unterhöhlung der Grundre<strong>ch</strong>te und die immer weitergehenden<br />

Ma<strong>ch</strong>tbefugnisse des Polizeiapparates. Falls dieser Entwicklung<br />

ni<strong>ch</strong>t Einhalt geboten werde, so sagte er voraus, d<strong>an</strong>n wolle er in vierzig<br />

Jahren in diesem L<strong>an</strong>d ni<strong>ch</strong>t mehr leben. D<strong>an</strong>n hätte m<strong>an</strong> es nämli<strong>ch</strong> mit einem<br />

Polizeistaat Orwells<strong>ch</strong>er Prägung zu tun. Prof. Mußm<strong>an</strong>n irrte si<strong>ch</strong> –<br />

diese Entwicklung dauerte nur 10 Jahre.<br />

Die Anführer der Studentenrevolte von 1968 sind heute die politis<strong>ch</strong>en<br />

Führer Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds – fast alle sind radikale Sozialisten, Kommunisten,<br />

Marxisten, Spartakisten, oder gar ehemalige Unterstützer der Roten-Armee-<br />

Terroristen wie Trittin (Umweltminister), Bundesk<strong>an</strong>zler S<strong>ch</strong>röder, Außenminister<br />

Fis<strong>ch</strong>er, Innenminister S<strong>ch</strong>ily – und die Verfolgung, die sie gegen<br />

das eigene Volk in G<strong>an</strong>g setzen bzw. halten, hat in der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Na<strong>ch</strong>kriegsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t ihresglei<strong>ch</strong>en. Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ist in Wirkli<strong>ch</strong>keit<br />

zu einem linksextremen Staat geworden, der immer mehr dem ehemaligen<br />

kommunistis<strong>ch</strong>en Regime der DDR glei<strong>ch</strong>t.<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts dieses Klimas sollte si<strong>ch</strong> jeder, der si<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d aufhält,<br />

darüber im klaren sein, daß es s<strong>ch</strong>on eine Freifahrkarte zum nä<strong>ch</strong>sten<br />

Gefängnis sein k<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> vor den fals<strong>ch</strong>en Zuhörern die fals<strong>ch</strong>en<br />

Witze erzählt – und sei es au<strong>ch</strong> nur, daß im Restaur<strong>an</strong>t jem<strong>an</strong>d am Nebentis<strong>ch</strong><br />

Anstoß dar<strong>an</strong> nimmt –, denn Witze über bestimmte Minderheiten (Juden,<br />

Türken, Homosexuelle, Zigeuner…) können als “Aufsta<strong>ch</strong>elung zum<br />

Rassenhaß” gewertet werden. M<strong>an</strong> muß also mit dem, was m<strong>an</strong> sagt, auf<br />

der Hut sein!<br />

Gesetzgebung außer R<strong>an</strong>d und B<strong>an</strong>d<br />

Es gibt einen Paragraphen in der deuts<strong>ch</strong>en Strafprozeßordnung, der es<br />

den Ri<strong>ch</strong>tern erlaubt, eine Beweisführung mittels Dokumenten oder Zeugen<br />

abzulehnen: wenn das Beweisthema von der Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung als “offenkundig”<br />

<strong>an</strong>gesehen wird. Diese Bestimmung soll verhindern, daß die Verteidigung<br />

eine Strategie der Prozeßvers<strong>ch</strong>leppung verwendet oder den Prozeß<br />

für die Behörden aufwendig ma<strong>ch</strong>t. 43<br />

Es gibt jedo<strong>ch</strong> einen Themenberei<strong>ch</strong>, bei dem die deuts<strong>ch</strong>e Justiz diese<br />

Bestimmung zwecks Beweismittelunterdrückung mißbrau<strong>ch</strong>t, nämli<strong>ch</strong> in<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g mit ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Ereignissen aus der Zeit des Dritten<br />

43 §244 Abs. 3 StPO.<br />

403


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Rei<strong>ch</strong>es, bei Kritik der jüdis<strong>ch</strong>en Religion oder bei Kritik der “Multikultur”<br />

oder von Masseneinw<strong>an</strong>derung. Wenn jem<strong>an</strong>d öffentli<strong>ch</strong> eine Überzeugung<br />

äußert, die ni<strong>ch</strong>t im Einkl<strong>an</strong>g mit der offiziell verordneten Wahrheit steht,<br />

k<strong>an</strong>n er si<strong>ch</strong> vor dem Ri<strong>ch</strong>ter wiederfinden, ohne daß es ihm erlaubt wird,<br />

Beweise zur Untermauerung seiner Ansi<strong>ch</strong>ten vorzulegen. Der Grund dafür<br />

liegt darin, daß gemäß der heutigen Re<strong>ch</strong>tspraxis in der BRD gewisse<br />

Aspekte in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Dritten Rei<strong>ch</strong>es als erwiesene Tatsa<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>gesehen<br />

werden und es als Straftat <strong>an</strong>gesehen wird, Opfer des Dritten Rei<strong>ch</strong>es<br />

zu kritisieren – Juden, Fremde, oder überhaupt Minderheiten g<strong>an</strong>z allgemein<br />

–, wobei es g<strong>an</strong>z unerhebli<strong>ch</strong> ist, ob die Kritik gere<strong>ch</strong>tfertigt ist<br />

oder ni<strong>ch</strong>t. Bei Kritik <strong>an</strong> sol<strong>ch</strong>en Gruppierungen gilt die Wahrheit ni<strong>ch</strong>t als<br />

Verteidigung. Es kommt nur darauf <strong>an</strong>, wel<strong>ch</strong>e Folgen si<strong>ch</strong> aus dieser abwei<strong>ch</strong>enden<br />

Meinung ergeben könnten, wenn eine Mehrheit in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

diese Ansi<strong>ch</strong>t teilen würde. Daher haben Angeklagte, die sol<strong>ch</strong> abwei<strong>ch</strong>ende<br />

Überzeugungen haben, kein Re<strong>ch</strong>t, ihre Auffassung zu beweisen. Der<br />

Staats<strong>an</strong>walt brau<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t zu beweisen, daß er re<strong>ch</strong>t hat, da die Ri<strong>ch</strong>ter für<br />

“offenkundig” erklären, daß der Staats<strong>an</strong>walt immer re<strong>ch</strong>t hat, und der Angeklagte<br />

hat keinen Anspru<strong>ch</strong> darauf, seinen St<strong>an</strong>dpunkt zu beweisen, weil<br />

die Ri<strong>ch</strong>ter für “offenkundig” erklären, daß der Angeklagte immer unre<strong>ch</strong>t<br />

hat. 44 Wenn m<strong>an</strong> als Angeklagter trotzdem seinen St<strong>an</strong>dpunkt zu beweisen<br />

versu<strong>ch</strong>t, führt dies nur zu härterer Bestrafung, weil dies <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> beweise,<br />

daß der Angeklagte “uneinsi<strong>ch</strong>tig” oder “unbelehrbar” ist, da er ja sein Ged<strong>an</strong>ken-Verbre<strong>ch</strong>en<br />

vor Geri<strong>ch</strong>t wiederholt, <strong>an</strong>statt si<strong>ch</strong> zu fügen.<br />

Es ist ents<strong>ch</strong>ieden worden, daß in Strafverfahren über ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Themen (vor allem zum sogen<strong>an</strong>nten Holocaust) von der “Offenkundigkeit”<br />

abgeg<strong>an</strong>gen werden k<strong>an</strong>n, wenn es neuartige Beweise gibt, die den<br />

bisher in deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>tsverfahren vorgelegten überlegen sind, oder<br />

wenn es eine merkli<strong>ch</strong>e öffentli<strong>ch</strong>e Debatte gibt. 45 Aber alle Bemühungen<br />

von Anwälten, neue und überlegene Beweismittel einzuführen oder darzulegen,<br />

daß es eine merkli<strong>ch</strong>e öffentli<strong>ch</strong>e Debatte gibt, wurden zurückgewiesen<br />

wegen – jetzt raten Sie mal – “Offenkundigkeit”, daß der Angeklagte<br />

unre<strong>ch</strong>t hat. Das ist eine Pervertierung re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>er Prinzipien. Wenn<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsexperten, Naturwissens<strong>ch</strong>aftler oder Te<strong>ch</strong>niker eine Beweisführung<br />

vorbereitet hatten, die allen früher vorgelegten Beweisen überlegen war,<br />

wurden und werden sie immer zurückgewiesen – wegen “Offenkundigkeit”,<br />

44 Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t, Urteil vom 15. März 1994, Az.. 1 StR 179/93.<br />

45 Vgl. Oberl<strong>an</strong>desgeri<strong>ch</strong>t Düsseldorf, Az. 2 Ss 155/91 – 52/91 III; Bundesverfassungsge-<br />

ri<strong>ch</strong>t, Az. 2 BrR 367/92.<br />

404


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

daß sie unre<strong>ch</strong>t haben – und d<strong>an</strong>n wurden au<strong>ch</strong> sie verfolgt und verurteilt, ohne<br />

eine Mögli<strong>ch</strong>keit zu haben, ihr eigenes Beweismaterial vorzulegen – wegen<br />

“Offenkundigkeit, daß sie unre<strong>ch</strong>t haben”, 46 und weil ihre Ansi<strong>ch</strong>ten <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong><br />

historis<strong>ch</strong>e Zeugen verunglimpfen, die <strong>an</strong>deres behaupteten.<br />

Um die Perversion dieses Zust<strong>an</strong>des zu verstehen, soll hier ein einfa<strong>ch</strong>er,<br />

alltägli<strong>ch</strong>er Geri<strong>ch</strong>tsfall als Beispiel dienen: Hundert Zeugen behaupten,<br />

daß ein wegen Trunkenheit am Steuer Angeklagter zur Tatzeit jede Menge<br />

Alkohol getrunken hat. Ein Sa<strong>ch</strong>verständiger, der das Blut des Angeklagten<br />

<strong>an</strong>alysiert hat, kommt zu dem Befund, daß der Angeklagte zur Tatzeit ni<strong>ch</strong>t<br />

alkoholisiert war. Jedes normale Geri<strong>ch</strong>t würde nun die hundert Zeugen ablehnen<br />

oder deren Aussagen zumindest für ni<strong>ch</strong>t überzeugend erklären, da<br />

m<strong>an</strong> Sa<strong>ch</strong>beweise ni<strong>ch</strong>t mit Zeugenaussagen widerlegen k<strong>an</strong>n.<br />

Anders aber in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in Fällen, wo es um <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e oder tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />

Verbre<strong>ch</strong>en während des Dritten Rei<strong>ch</strong>es geht: Weil die Feststellungen<br />

des Sa<strong>ch</strong>verständigen den hundert Zeugen widerspre<strong>ch</strong>en, seien diese<br />

dadur<strong>ch</strong> indirekt der Lüge bezi<strong>ch</strong>tigt, was sie beleidige und vor der Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

verä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e. Daher wird der Sa<strong>ch</strong>verständige dar<strong>an</strong> gehindert,<br />

sein Guta<strong>ch</strong>ten vorzulegen. Der Sa<strong>ch</strong>verständige wird zudem selbst<br />

wegen Volksverhetzung und Aufsta<strong>ch</strong>elung zum Haß gegen die hundert<br />

Zeugen <strong>an</strong>geklagt. Es wird ihm verweigert, sein eigenes Guta<strong>ch</strong>ten als Beweis<br />

für die Ri<strong>ch</strong>tigkeit seiner Behauptung einzuführen, weil die Unwahrheit<br />

seiner Behauptung dur<strong>ch</strong> die hundert Zeugen offenkundig sei und deshalb<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr des Beweises bedürfe. Der Sa<strong>ch</strong>verständige wird zu einer<br />

Gefängnisstrafe verurteilt.<br />

Personen des öffentli<strong>ch</strong>en Lebens, die es wagen, eine “merkli<strong>ch</strong>e öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Debatte” in G<strong>an</strong>g zu setzen, werden ebenfalls strafverfolgt, ohne ein<br />

Ch<strong>an</strong>ce zu haben, ihre eigenen öffentli<strong>ch</strong>en Aktivitäten als “merkli<strong>ch</strong>en öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Widerspru<strong>ch</strong>” darzustellen, da es “offenkundig ist, daß sie unre<strong>ch</strong>t<br />

haben.”<br />

Das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t hat sogar erst vor kurzen ents<strong>ch</strong>ieden, daß<br />

au<strong>ch</strong> jeder Anwalt der Verteidigung, der es wagt, eine Beweisführung <strong>an</strong>zubieten<br />

oder zu fordern, mit der die offiziell verordnete Wahrheit über das<br />

Dritte Rei<strong>ch</strong> <strong>an</strong>gezweifelt wird, wegen “Volksverhetzung” oder “Aufsta<strong>ch</strong>elung<br />

zu Rassenhaß” strafverfolgt und verurteilt werden müsse, weil er<br />

d<strong>an</strong>n mit dem Angeklagten abwei<strong>ch</strong>ende Ansi<strong>ch</strong>ten gemeinsam hat und<br />

46<br />

BGH, Az. 1 StR 193/93 (Antrag auf Prüfung, ob das <strong>an</strong>gebotene Beweismittel früheren<br />

Beweismitteln, die wegen “Offenkundigkeit” verworfen wurden, überlegen ist; BGH, Az.<br />

1 StR 18/96 (meine Verurteilung als sa<strong>ch</strong>verständiger Zeuge wegen meines Guta<strong>ch</strong>tens zu<br />

14 Monaten Gefängnis).<br />

405


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

verbreitet. 47 Das ist genau die Entspre<strong>ch</strong>ung zu den mittelalterli<strong>ch</strong>en Hexenprozessen,<br />

wo Anwälte, die zu beweisen versu<strong>ch</strong>ten, daß es keinen Teufel<br />

und keine Hexerei gibt, selbst wegen Zusammenarbeit mit dem Teufel<br />

und mit Hexen verfolgt wurden.<br />

Um dem allen die Krone aufzusetzen, wurde 1994 dem Ri<strong>ch</strong>ter Rainer<br />

Orlet Strafverfolgung <strong>an</strong>gedroht – um dies zu vermeiden, mußte er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

in den Ruhest<strong>an</strong>d gehen –, weil er na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t der Medien und vieler<br />

Politiker einen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ts-Dissidenten und Führer einer nationalen Oppositionspartei<br />

ni<strong>ch</strong>t hart genug bestraft und sogar Verständnis für den sympathis<strong>ch</strong>en,<br />

bis dahin ni<strong>ch</strong>t vorbestraften Angeklagten und seine Motive gezeigt<br />

hatte. Alles, was der re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tete Angeklagte get<strong>an</strong> hatte, war, die<br />

Rede eines Amerik<strong>an</strong>ers zu übersetzen, der abwei<strong>ch</strong>ende Ansi<strong>ch</strong>ten zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

des Dritten Rei<strong>ch</strong>es äußerte, und zwar g<strong>an</strong>z friedfertig. Dieser Fall<br />

ma<strong>ch</strong>te allen Ri<strong>ch</strong>tern in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d klar, daß sie besser dar<strong>an</strong> tun, nationale<br />

Dissidenten gnadenlos zu bestrafen, weil sie <strong>an</strong>derenfalls riskieren,<br />

si<strong>ch</strong> selbst einer Verfolgung auszusetzen. 48<br />

Au<strong>ch</strong> der org<strong>an</strong>isatoris<strong>ch</strong>e Rahmen des deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>tssystems weist<br />

Mängel auf. Wie i<strong>ch</strong> selbst erlebt habe, während i<strong>ch</strong> als Guta<strong>ch</strong>ter <strong>an</strong> mehreren<br />

Geri<strong>ch</strong>tsprozessen mitwirkte, geben deuts<strong>ch</strong>e Staats<strong>an</strong>wälte wie au<strong>ch</strong><br />

Ri<strong>ch</strong>ter in Bespre<strong>ch</strong>ungen mit den Verteidigern offen zu, daß Prozesse gegen<br />

politis<strong>ch</strong>e und ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Dissidenten politis<strong>ch</strong>e Verfahren sind,<br />

deren Ausg<strong>an</strong>g von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> dur<strong>ch</strong> Weisungen von oben feststeht. Beispielsweise<br />

unterlief einem Staats<strong>an</strong>walt beim L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Bielefeld bei einer<br />

Bespre<strong>ch</strong>ung mit dem Anwalt H. Herrm<strong>an</strong>n in einer Verh<strong>an</strong>dlungsunterbre<strong>ch</strong>ung<br />

folgender Lapsus: 49<br />

“Herr Verteidiger, m<strong>an</strong> merkt, daß Sie si<strong>ch</strong> außerordentli<strong>ch</strong> gut auf dieses<br />

Verfahren vorbereitet haben. Mit Ihrem Sa<strong>ch</strong>verst<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n i<strong>ch</strong> absolut<br />

ni<strong>ch</strong>t mithalten. Aber i<strong>ch</strong> bin hier ja nur zur Vertretung des Kollegen eingesprungen,<br />

der normalerweise die politis<strong>ch</strong>en Fälle bearbeitet.”<br />

Das war beileibe kein Sonderfall. So äußerte si<strong>ch</strong> ein Ri<strong>ch</strong>ter gegenüber<br />

dem Mün<strong>ch</strong>ner Anwalt Klaus Göbel, der Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre oft revisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Angeklagte vertrat, während der Beweisaufnahme re<strong>ch</strong>t offen:<br />

47<br />

Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof, BGH, Az. 5 StR 485/01; vgl. Sigmund P. Martin, Juristis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulung,<br />

11/2002, S. 1127f.; Neue Juristis<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>rift 2002, S. 2115, Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung<br />

2002, S. 539.<br />

48<br />

Näheres siehe G. Herzogenrath-Amelung, VffG 6(2) (2002), S. 176-190.<br />

49<br />

RA Hajo Herm<strong>an</strong>n im Gesprä<strong>ch</strong>e mit dem Staats<strong>an</strong>walt am L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Bielefeld während<br />

eines Strafverfahren gegen Udo Walendy, Februar 1992, bei dem der Verfasser als<br />

Guta<strong>ch</strong>ter geladen war und folgli<strong>ch</strong> das Gesprä<strong>ch</strong> mit <strong>an</strong>hörte.<br />

406


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

“Sie glauben do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t etwa, daß m<strong>an</strong> Ihre Beweis<strong>an</strong>träge zuläßt.<br />

Sie müssen do<strong>ch</strong> wissen, daß es eine politis<strong>ch</strong>e Vorgabe gibt. Diese Vorgabe<br />

verl<strong>an</strong>gt, daß alleine s<strong>ch</strong>on jene, die <strong>an</strong> den Gaskammern nur zweifeln,<br />

vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt werden und abgeurteilt werden müssen. Sie<br />

werden nie damit dur<strong>ch</strong>kommen”<br />

Re<strong>ch</strong>ts<strong>an</strong>walt Göbel teilte mir dies am 22. Juli 1992 mit, während des<br />

Ermittlungsverfahrens zu einem Prozeß, bei dem i<strong>ch</strong> als Guta<strong>ch</strong>ter geladen<br />

werden sollte. Er wollte mir damit klarma<strong>ch</strong>en, daß unsere Taktik, die “Offenkundigkeit”<br />

mittels “überlegener, neuartiger Beweise” zu ers<strong>ch</strong>üttern,<br />

ni<strong>ch</strong>t funktionierte. Von deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten wird gefordert, daß sie in sol<strong>ch</strong>en<br />

Verfahren alles ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> entlastende Beweismaterial unterdrükken<br />

und Guta<strong>ch</strong>ter abweisen, ohne ihnen Gehör zu s<strong>ch</strong>enken.<br />

Ende 1992 erfuhr i<strong>ch</strong> zufällig von der Existenz eines “Dezernats Staatss<strong>ch</strong>utz”<br />

im L<strong>an</strong>deskriminalamtes Baden-Württemberg. I<strong>ch</strong> war so verblüfft<br />

über diese Bezei<strong>ch</strong>nung, die ein offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>es Programm enthielt,<br />

daß i<strong>ch</strong> weiterfors<strong>ch</strong>te. Es stellte si<strong>ch</strong> heraus, daß es wirkli<strong>ch</strong> bei den<br />

L<strong>an</strong>deskriminalämtern ein sol<strong>ch</strong>es Dezernat Staatss<strong>ch</strong>utz gibt, dessen Aufgabe<br />

es ist, Straftaten zu verfolgen, die den Best<strong>an</strong>d der BRD oder “Grundprinzipien<br />

der Freiheit und der Demokratie” gefährden könnten. Offenbar<br />

stellen abwei<strong>ch</strong>ende politis<strong>ch</strong>e oder ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ansi<strong>ch</strong>ten in den Augen<br />

der Kriminalpolizei eine sol<strong>ch</strong>e Gefahr dar. Das Dezernat Staatss<strong>ch</strong>utz ist<br />

in drei Berei<strong>ch</strong>e gegliedert: Re<strong>ch</strong>tsextremismus, Linksextremismus und Politis<strong>ch</strong>er<br />

Extremismus dur<strong>ch</strong> Ausländer. 48<br />

M<strong>an</strong> darf <strong>an</strong>nehmen, daß die Beamten in diesen Abteilungen in der betreffenden<br />

Ideologie ges<strong>ch</strong>ult werden, damit sie die Vari<strong>an</strong>ten des “Extremismus”<br />

erkennen und bekämpfen können und ihnen ni<strong>ch</strong>t zum Opfer fallen.<br />

Ein Gesprä<strong>ch</strong> mit einem dieser Beamten zeigte mir deutli<strong>ch</strong>, wie gründli<strong>ch</strong><br />

diese S<strong>ch</strong>ulung war. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n diesen Leute si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t Unwissenheit<br />

vorwerfen, und vor allem ni<strong>ch</strong>t M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> ideologis<strong>ch</strong>em Feingefühl!<br />

Im Herbst 1994 erfuhr i<strong>ch</strong>, daß sogar die deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te eigene politis<strong>ch</strong>e<br />

Abteilungen haben, die ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>deres tun, als Straftaten mit politis<strong>ch</strong>em<br />

Hintergrund zu verfolgen, oder Straftaten, die in ni<strong>ch</strong>ts <strong>an</strong>derem bestehen als<br />

in der Äußerung “illegaler” abwei<strong>ch</strong>ender politis<strong>ch</strong>er oder ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Auffassungen. Sie werden als “Staatss<strong>ch</strong>utz-Kammern” bezei<strong>ch</strong>net. 48<br />

All dies wird in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ni<strong>ch</strong>t direkt geheimgehalten, aber der<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsbürger hat keine Ahnung davon, wie tief das Prinzip einer politis<strong>ch</strong>en<br />

Geri<strong>ch</strong>tsbarkeit im deuts<strong>ch</strong>en Justizwesen verwurzelt ist, so daß es<br />

sogar die org<strong>an</strong>isatoris<strong>ch</strong>en Strukturen dur<strong>ch</strong>dringt. Die Öffentli<strong>ch</strong>keit hat<br />

hiervon keine Kenntnis, weil diese Gegebenheiten in den Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten<br />

407


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

überhaupt ni<strong>ch</strong>t beh<strong>an</strong>delt werden. Niem<strong>an</strong>d fragt, ob es in einem Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

so etwas wie eine Staatss<strong>ch</strong>utz-Abteilung oder spezielle Staatss<strong>ch</strong>utz-<br />

Kammern gibt und geben sollte, oder ob es politis<strong>ch</strong>e Verfahren in einem<br />

System geben darf, das <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> eine liberale Demokratie ist.<br />

Die Sa<strong>ch</strong>e wird no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>limmer dur<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>e Strafprozeßordnung,<br />

die, mildest gesagt, ebenfalls m<strong>an</strong>gelhaft ist. Jeder Fernseh-Zus<strong>ch</strong>auer<br />

kennt die Prozeßregeln, wie sie in den meisten Ländern übli<strong>ch</strong> sind. Während<br />

ein Verfahren abläuft, sitzen die Geri<strong>ch</strong>tssekretäre und stenographieren<br />

oder tippen fleißig, um die amtli<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>tsprotokolle <strong>an</strong>zufertigen.<br />

So wird jedenfalls in den USA, in Engl<strong>an</strong>d, Österrei<strong>ch</strong>, und sogar bei deuts<strong>ch</strong>en<br />

Zivilprozessen verfahren.<br />

Aber ni<strong>ch</strong>t in deuts<strong>ch</strong>en Strafverfahren! Hier werden keine Aufzei<strong>ch</strong>nungen<br />

<strong>an</strong>gefertigt! Das ist äußerst bedenkli<strong>ch</strong>, weil m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong> später ni<strong>ch</strong>t darauf<br />

beziehen k<strong>an</strong>n, was der Ri<strong>ch</strong>ter, der Staats<strong>an</strong>walt, der Angeklagte, der<br />

Verteidiger oder Zeugen gesagt haben. 48 Das öffnet Irrtümern und sogar<br />

Lügen seitens der Ri<strong>ch</strong>ter Tür und Tor. Natürli<strong>ch</strong> gibt es überhaupt keine<br />

Ents<strong>ch</strong>uldigung dafür, daß die deuts<strong>ch</strong>en Strafgeri<strong>ch</strong>te keine Geri<strong>ch</strong>tsprotokolle<br />

<strong>an</strong>fertigen, vor allem <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts des heutigen St<strong>an</strong>ds der Te<strong>ch</strong>nik<br />

(diese Arbeit k<strong>an</strong>n heute vollautomatis<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Stimmerkennung erfolgen).<br />

Das Fehlen sol<strong>ch</strong>er Aufzei<strong>ch</strong>nungen lädt zu allem mögli<strong>ch</strong>en Mißbrau<strong>ch</strong><br />

ein, den m<strong>an</strong>, wie i<strong>ch</strong> hinzufügen mö<strong>ch</strong>te, besonders in den hier erörterten<br />

politis<strong>ch</strong>en Prozessen findet. Do<strong>ch</strong> selbst wenn m<strong>an</strong> keinen bösen Willen<br />

unterstellen will, so dürfte klar sein, daß si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der beste Ri<strong>ch</strong>ter ni<strong>ch</strong>t<br />

<strong>an</strong> alles erinnern k<strong>an</strong>n, was während eines Verfahrens gesagt wurde.<br />

Wie alles <strong>an</strong>fing<br />

Die Lawine der Verfolgung ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gegen alles, was<br />

si<strong>ch</strong> auf der re<strong>ch</strong>ten Seite des politis<strong>ch</strong>en Spektrums befindet. Um dies zu<br />

verstehen, muß m<strong>an</strong> die Entstehungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d betra<strong>ch</strong>ten. Na<strong>ch</strong> der Eroberung Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds betrieben die<br />

Alliierten eine rigorose Politik, um deuts<strong>ch</strong>en Nationalismus, Militarismus<br />

und Nationalstolz auszurotten und zu verni<strong>ch</strong>ten. 50 Um dies zu errei<strong>ch</strong>en,<br />

führten sie eine Reihe von Maßnahmen dur<strong>ch</strong>:<br />

50<br />

Vgl. von S<strong>ch</strong>renck-Notzing, Charakterwäs<strong>ch</strong>e. Die Politik der amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Umerziehung<br />

in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, Stocker, Graz 2004; G. Fr<strong>an</strong>z-Willing, Umerziehung, Nation Europa,<br />

Coburg 1991.<br />

408


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

a) Alle Medien benötigten eine Lizenz. Dadur<strong>ch</strong> wurde gar<strong>an</strong>tiert, daß<br />

si<strong>ch</strong> während der ersten zehn Jahre na<strong>ch</strong> dem Krieg fast nur linksgeri<strong>ch</strong>tete<br />

Medien etablieren konnten. Diese Medien dominieren immer no<strong>ch</strong> den<br />

deuts<strong>ch</strong>en Medienmarkt. Im Grunde genommen gibt es keine re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>teten<br />

patriotis<strong>ch</strong>en Medien in nennenswertem Umf<strong>an</strong>g.<br />

b) Viele deuts<strong>ch</strong>e Akademiker der Gesells<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften, die als<br />

re<strong>ch</strong>ts eingestuft wurden, verloren ihre Stellung und wurden dur<strong>ch</strong> linksgeri<strong>ch</strong>tete<br />

ersetzt. Die wi<strong>ch</strong>tigsten Positionen in den Geisteswissens<strong>ch</strong>aften <strong>an</strong><br />

den wi<strong>ch</strong>tigsten deuts<strong>ch</strong>en Universitäten wurden mit ausgespro<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>tideuts<strong>ch</strong>en<br />

Linksradikalen und Marxisten besetzt, z.B. den Anhängern der<br />

sogen<strong>an</strong>nten Fr<strong>an</strong>kfurter S<strong>ch</strong>ule.<br />

c) Seit der Gründung der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d werden nationale<br />

oder re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tete Parteien von den Behörden bespitzelt, unterwühlt und<br />

na<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bena<strong>ch</strong>teiligt. Unter sol<strong>ch</strong>en Umständen hatten<br />

nationale Parteien als Außenseiter kaum je eine Ch<strong>an</strong>ce – und wenn do<strong>ch</strong>,<br />

wurden sie einfa<strong>ch</strong> verboten: Die Sozialistis<strong>ch</strong>e Rei<strong>ch</strong>spartei, die 1951 große<br />

Wahlerfolg hatte, wurde daraufhin auf Initiative der Alliierten vom<br />

Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t verboten.<br />

d) Ein Umerziehungsprogramm wurde eingeführt, das die deuts<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

zu einem S<strong>ch</strong>reckenskabinett ma<strong>ch</strong>te, um so den deuts<strong>ch</strong>en Stolz<br />

und das Selbstvertrauen zu bre<strong>ch</strong>en.<br />

Na<strong>ch</strong> etwa 60 Jahren zeigt si<strong>ch</strong> der g<strong>an</strong>ze Erfolg des alliierten Na<strong>ch</strong>kriegs-Umerziehungsprogramms.<br />

Die deuts<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft wird heute von<br />

Personen geführt, die voll Vera<strong>ch</strong>tung für alles Patriotis<strong>ch</strong>e, Re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tete,<br />

Konservative sind, und die die deuts<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> unter<br />

der Perspektive der (oftmals übertriebenen und verzerrten) Ereignisse<br />

im Dritten Rei<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>ten. Um no<strong>ch</strong>mals den Independent zu zitieren:<br />

Deuts<strong>ch</strong>e, die es wagen zu erklären, daß sie stolz sind, ein Bürger ihres<br />

L<strong>an</strong>des zu sein, werden in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d als Neonazis und Skinheads bezei<strong>ch</strong>net,<br />

selbst wenn sie Politiker des Establishments sind. Zum Verglei<strong>ch</strong>:<br />

Ein Amerik<strong>an</strong>er, der sagen würde, daß er ni<strong>ch</strong>t auf sein L<strong>an</strong>d stolz ist,<br />

könnte in den USA nie in ein Amt gewählt werden. In Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verhält<br />

es si<strong>ch</strong> umgekehrt: Jem<strong>an</strong>d, der erklären würde, stolz auf sein L<strong>an</strong>d zu sein,<br />

würde ni<strong>ch</strong>t in irgendein Amt gewählt.<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en ist das Wort “re<strong>ch</strong>ts” in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zum Synonym für das<br />

Böse geworden. Praktis<strong>ch</strong> jeder – politis<strong>ch</strong>e Parteien, die Kir<strong>ch</strong>en, Wirts<strong>ch</strong>aftsverbände,<br />

soziale Verbände, die Medien und die Gewerks<strong>ch</strong>aften –<br />

s<strong>ch</strong>ließen si<strong>ch</strong> dem “Kampf gegen re<strong>ch</strong>ts” <strong>an</strong>. M<strong>an</strong> bea<strong>ch</strong>te: es h<strong>an</strong>delt si<strong>ch</strong><br />

dabei ni<strong>ch</strong>t um einen Kampf gegen Radikalismus, Extremismus, Fas<strong>ch</strong>is-<br />

409


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

mus oder “Neonazismus”, sondern gegen alles, was als “re<strong>ch</strong>ts” <strong>an</strong>gesehen<br />

wird. Regierungsämter verbreiten S<strong>ch</strong>riften mit dem Titel “Re<strong>ch</strong>t gegen<br />

Re<strong>ch</strong>ts”, 51 die aufzeigen, wie ein jeder gegen alles <strong>an</strong>gehen k<strong>an</strong>n, was als<br />

politis<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts eingeordnet wird. Die Lage wurde geradezu hysteris<strong>ch</strong>, so<br />

daß Der Spiegel Ende 2000 g<strong>an</strong>z ri<strong>ch</strong>tig seine Titelseite der Hysterie gegen<br />

re<strong>ch</strong>ts widmete, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine Medien-Par<strong>an</strong>oia verursa<strong>ch</strong>t<br />

worden war, die fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>erweise (!) eine re<strong>ch</strong>te Vers<strong>ch</strong>wörung hinter allen<br />

Verbre<strong>ch</strong>en argwöhnte, die si<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d in diesem Jahr zugetragen<br />

hatten. 52 Diese Hysterie ging sogar so weit, daß Politiker, Gewerks<strong>ch</strong>aften<br />

und Wirts<strong>ch</strong>aftsverbände forderten, ein generelles Berufsverbot gegen<br />

“Re<strong>ch</strong>te” zu erlassen, also all jene in Arbeitslosigkeit und Armut zu stürzen,<br />

die “re<strong>ch</strong>te”, “re<strong>ch</strong>tsradikale” oder “re<strong>ch</strong>tsextreme” Ansi<strong>ch</strong>ten hätten. 53<br />

Diese rücksi<strong>ch</strong>tslose Ausgrenzungspolitik gegen alles Re<strong>ch</strong>te erhielt im<br />

Jahr 2001 offizielle Weihen, als ein deuts<strong>ch</strong>er Staats<strong>an</strong>walt die Straf<strong>an</strong>zeige<br />

eines konservativen Aktivisten zurückwies, der von den Medien als “Nazi”<br />

bezei<strong>ch</strong>net worden war. Als Begründung für die Abweisung der Anzeige<br />

erklärte der Staats<strong>an</strong>walt, die deuts<strong>ch</strong>e Öffentli<strong>ch</strong>keit betra<strong>ch</strong>te jeden auf<br />

der politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten als “Nazi”, ob es si<strong>ch</strong> nun um Konservative, Patrioten,<br />

Re<strong>ch</strong>te, Radikale, Extremisten, Fas<strong>ch</strong>isten oder Nationalsozialisten<br />

h<strong>an</strong>dele. Da der Ausdruck “Nazi” ein Sammelbegriff für alles Re<strong>ch</strong>te wurde,<br />

könne niem<strong>an</strong>d dur<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Bezei<strong>ch</strong>nung beleidigt werden, sofern<br />

er tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zu irgendeiner Gruppierung gehöre, die in irgend einer Beziehung<br />

re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tet sei. Das bedeutet, daß jeder, der politis<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts<br />

steht, dur<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e Behörden als “Nazi” bes<strong>ch</strong>mipft. 54<br />

Als Folge dieses Haßklimas gegen alles Patriotis<strong>ch</strong>e versu<strong>ch</strong>t jeder, der<br />

si<strong>ch</strong> auf der re<strong>ch</strong>ten Seite des politis<strong>ch</strong>en Spektrums sieht, si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell ein<br />

biß<strong>ch</strong>en weiter na<strong>ch</strong> links zu orientieren, um ni<strong>ch</strong>t als “re<strong>ch</strong>ts” d.h. böse bezei<strong>ch</strong>net<br />

zu werden. Natürli<strong>ch</strong> bleibt d<strong>an</strong>n jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>deres am re<strong>ch</strong>ten R<strong>an</strong>d<br />

des Spektrums, der si<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> links bewegt. Infolgedessen<br />

hat si<strong>ch</strong> in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d das gesamte politis<strong>ch</strong>e Spektrum in den letzten vier<br />

51 Siehe Anm. 5. Obwohl die meisten der verbotenen Insignien, Lieder usw. zu re<strong>ch</strong>t als<br />

“Nazi-”, bezei<strong>ch</strong>net werden können, wird die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß “re<strong>ch</strong>ts” und “Nazi-” in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zu Synonymen geworden sind, wieder dur<strong>ch</strong> den Titel und die allgemeine<br />

Wortwahl in dieser Bros<strong>ch</strong>üre unterstri<strong>ch</strong>en, wie dies bei Medien dur<strong>ch</strong> die Behörden<br />

verbreitet ist.<br />

52 Der Spiegel, 4.12.2000, Titel (www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos57_d.pdf).<br />

53 “Re<strong>ch</strong>tsradikale sollen ihre Arbeit verlieren”, Berliner Zeitung, 3.8.2000; vgl. G. <strong>Rudolf</strong>,<br />

“Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, ein G<strong>an</strong>zjahres-Alptraum”, VffG 4(3&4) (2000), S. 245-248.<br />

54 Vgl. die Wiedergabe am Ende dieses Beitrages.<br />

410


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

Jahrzehnten na<strong>ch</strong> links bewegt. Die heutige deuts<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft k<strong>an</strong>n mit<br />

einem Flugzeug vergli<strong>ch</strong>en werden, das keinen re<strong>ch</strong>ten Flügel hat. Folgli<strong>ch</strong><br />

können Irrtümer und Fehlkonzepte auf der linken Seite ni<strong>ch</strong>t korrigiert werden.<br />

Eine sol<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft wird über kurz oder l<strong>an</strong>g zusammenbre<strong>ch</strong>en.<br />

Die meisten Mens<strong>ch</strong>en sind heutzutage geneigt, die Unterdrückung von<br />

“Neonazis” zu unterstützen, die in den Medien als intoler<strong>an</strong>t, rassistis<strong>ch</strong>,<br />

<strong>an</strong>tisemitis<strong>ch</strong>, brutal und verabs<strong>ch</strong>euungswürdig bes<strong>ch</strong>rieben werden. M<strong>an</strong><br />

sollte si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> vor Augen halten: wer eifrig zustimmt, daß “Nazis” verfolgt<br />

werden sollen – einzig aufgrund ihrer abwei<strong>ch</strong>enden politis<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

–, der darf si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beklagen, wenn er si<strong>ch</strong> morgen selbst als “Nazi”<br />

verleumdet und verfolgt sieht, etwa weil ihn ein Na<strong>ch</strong>bar wegen Hissens<br />

der Nationalflagge oder Singens der Nationalhymne denunziert hat.<br />

Denn genau das ges<strong>ch</strong>ieht in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d: Wer normale patriotis<strong>ch</strong>e Gefühle<br />

äußert, wie es in den USA g<strong>an</strong>z übli<strong>ch</strong> und vollkommen normal ist,<br />

wird in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d als “Nazi” <strong>an</strong>gesehen – so weit ist hier das politis<strong>ch</strong>e<br />

Spektrum na<strong>ch</strong> links vers<strong>ch</strong>oben worden.<br />

Jederm<strong>an</strong>n hat die Pfli<strong>ch</strong>t, gegen die Verfolgung Andersdenkender zu<br />

protestieren. Das gilt ni<strong>ch</strong>t nur, wenn die Verfolgung dur<strong>ch</strong> eine Diktatur<br />

praktiziert wird, sondern au<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>n, wenn ein Staat so h<strong>an</strong>delt, der si<strong>ch</strong><br />

selbst als re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>e Demokratie bezei<strong>ch</strong>net!<br />

Um ein weiteres Beispiel des geistigen Klimas in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zu geben,<br />

mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te erzählen, die i<strong>ch</strong> aufgrund von wahren Begebenheiten<br />

verfaßt habe, von denen i<strong>ch</strong> 1989 erfuhr. Bei einem Kurs für<br />

Wirts<strong>ch</strong>afts-M<strong>an</strong>agement hielt i<strong>ch</strong> 1994 einen spont<strong>an</strong>en Vortrag. I<strong>ch</strong> ging<br />

zum Tagesli<strong>ch</strong>tprojektor und beg<strong>an</strong>n:<br />

“I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te Ihnen das Ergebnis einer bemerkenswerten Umfrage vorstellen,<br />

die vor ein paar Jahren dur<strong>ch</strong>geführt wurde. Bei dieser Umfrage<br />

sollten 1000 repräsentativ ausgewählte Deuts<strong>ch</strong>e die Frage be<strong>an</strong>tworten,<br />

wer am deuts<strong>ch</strong>-ungaris<strong>ch</strong>en Krieg von 1880 s<strong>ch</strong>uld war. Die Ergebnisse<br />

der Umfrage waren wie folgt:<br />

Mit Farbstiften malte i<strong>ch</strong> die Säulen für jede Antwort auf:<br />

“83 % der Deuts<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>tworteten, daß Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d <strong>an</strong> diesem Krieg<br />

s<strong>ch</strong>uld war;<br />

7 % der Deuts<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>tworteten, daß Ungarn <strong>an</strong> diesem Krieg s<strong>ch</strong>uld<br />

war.<br />

10 % hatten <strong>an</strong>dere Antworten.”<br />

Zu Zuhörer laus<strong>ch</strong>ten still, als i<strong>ch</strong> fortfuhr:<br />

“Jetzt kommt die Pointe: Es gab nie einen deuts<strong>ch</strong>-ungaris<strong>ch</strong>en Krieg.<br />

In der Tat wußten dies die meisten der 10% unter der Rubrik ‘<strong>an</strong>dere<br />

411


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Antworten’. Was sagt uns dieser Vorfall, abgesehen davon, daß es mit<br />

den Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tskenntnissen ni<strong>ch</strong>t allzu weit her ist? Nun, er besagt, daß<br />

die Deuts<strong>ch</strong>en in ihrer großen Mehrheit dazu neigen, si<strong>ch</strong> selbst au<strong>ch</strong><br />

d<strong>an</strong>n die S<strong>ch</strong>uld <strong>an</strong> Verbre<strong>ch</strong>en zuzus<strong>ch</strong>reiben, wenn diese Verbre<strong>ch</strong>en<br />

überhaupt nie beg<strong>an</strong>gen wurden.”<br />

Jetzt hätte m<strong>an</strong> eine Nadel auf den Boden fallen hören können. I<strong>ch</strong> fuhr<br />

fort:<br />

“Das ist besonders interess<strong>an</strong>t, wenn m<strong>an</strong> es mit Umfragen bei <strong>an</strong>deren<br />

Nationen verglei<strong>ch</strong>t. Wenn die S<strong>ch</strong>uldfrage über irgendeinen ähnli<strong>ch</strong><br />

erfundenen Krieg beispielsweise in Großbrit<strong>an</strong>nien oder den USA gestellt<br />

wird, sieht das Ergebnis in der Regel umgekehrt aus: die meisten<br />

Mens<strong>ch</strong>en bes<strong>ch</strong>uldigen ni<strong>ch</strong>t die eigene Nation, sondern die <strong>an</strong>dere für<br />

einen derartigen Krieg, der ihnen ni<strong>ch</strong>t im Gedä<strong>ch</strong>tnis ist.<br />

I<strong>ch</strong> denke, daß uns dies ver<strong>an</strong>lassen sollte, uns über den psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en<br />

Zust<strong>an</strong>d des deuts<strong>ch</strong>en Volkes Ged<strong>an</strong>ken zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

I<strong>ch</strong> d<strong>an</strong>ke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.”<br />

Diese s<strong>ch</strong>ockierende Enthüllung verblüffte natürli<strong>ch</strong> selbst die linksgeri<strong>ch</strong>teten<br />

Studenten dieses Kurses.<br />

Verfolgung dur<strong>ch</strong> die Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

Erst kürzli<strong>ch</strong> führten die k<strong>an</strong>adis<strong>ch</strong>en Medien Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d als ein L<strong>an</strong>d<br />

auf, dessen Gesetzgebung gegen “Haßverbre<strong>ch</strong>en” zu den weltweit s<strong>ch</strong>ärfsten<br />

gehöre. 55 Diese Wortwahl ist unglückli<strong>ch</strong>, denn das, worum es in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d geht, hat ni<strong>ch</strong>ts mit dem zu tun, was in K<strong>an</strong>ada oder den USA<br />

als “Haßverbre<strong>ch</strong>en” bezei<strong>ch</strong>net wird. In Nordamerika ist ein Haßverbre<strong>ch</strong>en<br />

normalerweise eine Straftat wie Diebstahl, Raub, Vergewaltigung,<br />

Mord, Überfall usw., wobei das leitende Tatmotiv Haß gegen eine Mens<strong>ch</strong>engruppe<br />

ist, der das Opfer <strong>an</strong>gehört. Gefühle als sol<strong>ch</strong>e, seien es Haß<br />

oder Liebe, sind weder in den USA no<strong>ch</strong> in K<strong>an</strong>ada ein Verbre<strong>ch</strong>en. Gefühle<br />

oder Meinungen auszudrücken, ist dort keine Straftat. Das ist in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

<strong>an</strong>ders. Wenn m<strong>an</strong> Haß, Vera<strong>ch</strong>tung, Ekel oder <strong>an</strong>dere abwertende Gefühle<br />

gegenüber jem<strong>an</strong>dem oder einer bestimmten Gruppe ausdrückt, k<strong>an</strong>n<br />

das bereits eine Straftat darstellen. Es gibt natürli<strong>ch</strong> eine große Ausnahme:<br />

Es ist jedem erlaubt, unbegrenzten Haß, abgrundtiefe Vera<strong>ch</strong>tung oder totalen<br />

Ekel gegenüber Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, dem deuts<strong>ch</strong>en Volk und seiner Kultur<br />

auszudrücken. Das ist keine Straftat. Sobald diese Gefühle bzw. Wertungen<br />

55 Toronto Globe <strong>an</strong>d Mail, 14.2.2003; Boston Globe, 21.2. 2003.<br />

412


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

jedo<strong>ch</strong> gegen jede beliebige <strong>an</strong>dere Gruppe erfolgt, stellen sie sehr wohl ein<br />

Verbre<strong>ch</strong>en dar. Und es kommt no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>limmer: Au<strong>ch</strong> Gefühle der Liebe,<br />

Zuneigung und des Altruismus können ein Verbre<strong>ch</strong>en darstellen, nämli<strong>ch</strong><br />

wenn jem<strong>an</strong>d, beseelt von der Liebe zum deuts<strong>ch</strong>en Volk, zur deuts<strong>ch</strong>en<br />

Nation, zur deuts<strong>ch</strong>en Kultur, seine Auffassung äußert, k<strong>an</strong>n dies als Herabwürdigung<br />

<strong>an</strong>derer Nationen, Völker oder Kulturen <strong>an</strong>gesehen werden,<br />

und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n mit dem Gesetz in Konflikt geraten.<br />

Sogar in Fällen, wo gar keine Gefühle zum Ausdruck kommen, sondern<br />

einfa<strong>ch</strong> nur gefühlsfrei Tatsa<strong>ch</strong>en und Ansi<strong>ch</strong>ten geäußert werden, k<strong>an</strong>n in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d ein “Haßverbre<strong>ch</strong>en” beg<strong>an</strong>gen werden, wenn es irgendeiner<br />

definierbaren einflußrei<strong>ch</strong>en Gruppe mißfällt, daß diese Tatsa<strong>ch</strong>en und<br />

Meinungen geäußert werden. Wenn m<strong>an</strong> z.B. abwei<strong>ch</strong>ende Auffassungen<br />

zu bestimmten ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fragen <strong>an</strong>führt, geht dies natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit<br />

gefühlsbelasteten Erklärungen über eine bestimmte Gruppe einher. Aber<br />

sol<strong>ch</strong>e abwei<strong>ch</strong>enden Meinungen sind sehr oft linken oder jüdis<strong>ch</strong>en Gruppen<br />

zuwider, daher klassifizieren diese sie als “Haßverbre<strong>ch</strong>en” – <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>,<br />

weil sie zu Haß gegen diese Gruppen aufsta<strong>ch</strong>eln, in Wirkli<strong>ch</strong>keit<br />

aber, weil diese Gruppen sol<strong>ch</strong>e Meinungen hassen.<br />

Es wäre daher sinnvoll, wenn m<strong>an</strong> sol<strong>ch</strong>e “Verbre<strong>ch</strong>en” ni<strong>ch</strong>t als “Haßverbre<strong>ch</strong>en”<br />

bezei<strong>ch</strong>nen würde, weil sie keine Verbre<strong>ch</strong>en im eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Sinne darstellen, sondern Orwell’s<strong>ch</strong>e “Ged<strong>an</strong>kenverbre<strong>ch</strong>en”, oder, wie<br />

die deuts<strong>ch</strong>en Behörden sie nennen, “Propag<strong>an</strong>da-Delikte”.<br />

Fassen wir die Situation zusammen: Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d und seine politis<strong>ch</strong>en<br />

Führer sind von einem Extrem ins <strong>an</strong>dere gefallen, von extremem Nationalismus<br />

zu extremem Selbsthaß und zu Selbstzerstörung, von der brutalen<br />

Unterdrückung <strong>an</strong>tipatriotis<strong>ch</strong>er Kräfte zur brutalen Unterdrückung patriotis<strong>ch</strong>er<br />

Kräfte. Das Pendel s<strong>ch</strong>wingt jetzt zum <strong>an</strong>deren Extrem, aber hoffentli<strong>ch</strong><br />

bleibt es dort ni<strong>ch</strong>t stehen, was letztli<strong>ch</strong> eine Zerstörung Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds,<br />

seines Volkes und seiner Kultur, also einen Volks-Selbstmord zur<br />

Folge hätte.<br />

Das völlige S<strong>ch</strong>weigen der Medien und der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts-Org<strong>an</strong>isationen<br />

Aber warum hören wir ni<strong>ch</strong>ts darüber in unseren Medien? Müßte m<strong>an</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t erwarten, daß zumindest ein paar Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts-Org<strong>an</strong>isationen ihre<br />

Stimme erheben?<br />

413


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Der Grund für dieses völlige S<strong>ch</strong>weigen ist g<strong>an</strong>z einfa<strong>ch</strong>: Würden Sie es<br />

wagen, Mens<strong>ch</strong>en in S<strong>ch</strong>utz zu nehmen, die von den Behörden und den<br />

Medien als “Neonazis” vers<strong>ch</strong>rien werden?<br />

Der Vorsitzende der Internationalen Gesells<strong>ch</strong>aft für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

(IGFM) spra<strong>ch</strong> dies g<strong>an</strong>z deutli<strong>ch</strong> aus, als <strong>an</strong> ihn her<strong>an</strong>getreten wurde, um<br />

den Opfern der heutigen Verfolgung in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d zu helfen. Obwohl die<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts-Org<strong>an</strong>isation von dem Unre<strong>ch</strong>t weiß, das so vielen Fors<strong>ch</strong>ern<br />

und Verlegern <strong>an</strong>get<strong>an</strong> wurde, ents<strong>ch</strong>ied m<strong>an</strong> si<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t zu helfen. 56<br />

“I<strong>ch</strong> glaube, daß die IGFM ni<strong>ch</strong>t die Kraft hat, ein Verfahren ohne<br />

S<strong>ch</strong>aden für den Gesamtverein dur<strong>ch</strong>zustehen.”<br />

Der Hintergrund ist, daß diese Gesells<strong>ch</strong>aft massiver Kritik seitens der<br />

Medien und linksgeri<strong>ch</strong>teter Org<strong>an</strong>isationen ausgesetzt wurde, und zwar<br />

wegen ihrer St<strong>an</strong>dhaftigkeit gegenüber dem Kommunismus und wegen ihrer<br />

Hilfe für Volksdeuts<strong>ch</strong>e, die wegen ihrer Abstammung in osteuropäis<strong>ch</strong>en<br />

Ländern (vor allem Polen und der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei) Verfolgung<br />

ausgesetzt waren. Personen zu helfen, die wegen ihrer re<strong>ch</strong>ten Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

bezi<strong>ch</strong>tigt werden, “politis<strong>ch</strong> unkorrekt” zu sein, könnte eine Verfolgungswelle<br />

gegen die Gesells<strong>ch</strong>aft selbst auslösen, die sie glaubt, ni<strong>ch</strong>t überstehen<br />

zu können.<br />

Vor 400 Jahren wagte es niem<strong>an</strong>d, diejenigen zu verteidigen, die von der<br />

Obrigkeit als Hexen ausgema<strong>ch</strong>t worden waren. In der Sowjetunion konnte<br />

es fatal sein, wenn jem<strong>an</strong>d als Kapitalist bezei<strong>ch</strong>net wurde. Im nationalsozialistis<strong>ch</strong>en<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d nahm m<strong>an</strong> einen Juden oder Kommunisten besser<br />

ni<strong>ch</strong>t in S<strong>ch</strong>utz. Die Etiketten, die diktatoris<strong>ch</strong>e Systeme den Mens<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>heften,<br />

die ausgegrenzt werden sollen, we<strong>ch</strong>seln. Aber weder die Verfolgungsmethoden<br />

ändern si<strong>ch</strong>, no<strong>ch</strong> die Glei<strong>ch</strong>gültigkeit oder gar der aktive<br />

Beifall der Öffentli<strong>ch</strong>keit.<br />

Was würden Sie sagen, wenn Sie morgen als “Neonazi” bezei<strong>ch</strong>net würden,<br />

weil Sie es gewagt haben, Ihre Nationalhymne öffentli<strong>ch</strong> zu singen?<br />

Denken Sie zweimal na<strong>ch</strong>, wenn Sie das nä<strong>ch</strong>ste Mal hören, daß jem<strong>an</strong>d als<br />

“Neonazi” bezei<strong>ch</strong>net wird – viellei<strong>ch</strong>t h<strong>an</strong>delt es si<strong>ch</strong> nur um einen Patrioten.<br />

56<br />

Brief von Karl Hafen, Präsident der Internationale Gesells<strong>ch</strong>aft für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, <strong>an</strong><br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>, 30.10.1996 (www.germarrudolf.com/persecute/docs/ListPos21_d.pdf).<br />

414


Wo liegt Absurdist<strong>an</strong>?<br />

415


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

416


“Wer di<strong>ch</strong> dazu bringt, Absurditäten zu glauben,<br />

bringt di<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> dazu, Grausamkeiten zu begehen.”<br />

Voltaire, In Decisions<br />

Naht ein deuts<strong>ch</strong>er Bürgerkrieg?<br />

Die Entre<strong>ch</strong>tung der Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Am Ende des 20. und Anf<strong>an</strong>g des 21. Jahrhunderts wurde immer deutli<strong>ch</strong>er,<br />

daß das Ende der bewaffneten Ausein<strong>an</strong>dersetzungen am 9.5.1945<br />

ni<strong>ch</strong>t das Ende des Zweiten Weltkrieges war. Seither wird mit zunehmendem<br />

Maße mit den viel s<strong>ch</strong>ärferen Waffen der politis<strong>ch</strong>en Propag<strong>an</strong>da und<br />

Desinformation ges<strong>ch</strong>ossen. Am Anf<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>den die alliierten Siegertribunale,<br />

denen der Chef<strong>an</strong>kläger Jackson hö<strong>ch</strong>stpersönli<strong>ch</strong> den Zweck zuwies,<br />

die Fortsetzung des Krieges mit <strong>an</strong>deren Mitteln zu sein. 1 S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> folgte<br />

die Umerziehung, die uns im troj<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>en Pferd von Demokratie und Aufklärung<br />

Traditions-, Kultur- und Werteverni<strong>ch</strong>tung bra<strong>ch</strong>te. 2 Ihr erklärtes<br />

Ziel war die Zerstörung der deuts<strong>ch</strong>en Eigenart, sei es ethnis<strong>ch</strong> oder kulturell.<br />

Ihre Mittel waren die Installation linksideologis<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ulter Alliierter<br />

oder williger deuts<strong>ch</strong>er Lakaien vor allem in den Medien und Universitäten.<br />

Wi<strong>ch</strong>tigstes Mittel zur Errei<strong>ch</strong>ung ihrer Ziele war und ist die sogen<strong>an</strong>nte<br />

Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung, 3 das heißt, die bewußte Fäls<strong>ch</strong>ung, Fals<strong>ch</strong>interpretation,<br />

Verzerrung und einseitige Darstellung der deuts<strong>ch</strong>en Ge-<br />

Erstmals veröffentli<strong>ch</strong>t in Staatsbriefe 6(6) (1995), S. 6-8. Lei<strong>ch</strong>t revidierte Fassung.<br />

1<br />

IMT, Bd. 19, S. 398f. R.H. Jackson, 3. Anklagerede vom 26.7.1946 vor dem Internationalen<br />

Militärgeri<strong>ch</strong>tshof in Nürnberg, in: ders., Staat und Moral, Nymphenburger Verlagsh<strong>an</strong>dlung,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 1946, S. 107.<br />

2<br />

Vgl. C. von S<strong>ch</strong>renck-Notzing, Charakterwäs<strong>ch</strong>e, Seewald, Stuttgart 1965 (erweiterte<br />

Neuauflage: Stocker, Graz 2004); G. Fr<strong>an</strong>z-Willing, Umerziehung, Nation Europa, Coburg<br />

1991.<br />

3<br />

Vgl. G. Fr<strong>an</strong>z-Willing, Verg<strong>an</strong>genheitsbewältigung, Nation Europa, Coburg 1992.<br />

417


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und somit die Verni<strong>ch</strong>tung der Fru<strong>ch</strong>tbarkeit des Wurzelgrundes<br />

jeder deuts<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en, kulturellen und ethnis<strong>ch</strong>en Identität.<br />

Wel<strong>ch</strong>er außergewöhnli<strong>ch</strong>en Lage si<strong>ch</strong> das deuts<strong>ch</strong>e Volk heute ausgesetzt<br />

sieht, mag eine Gegenüberstellung deutli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en. Amerik<strong>an</strong>er und<br />

Vietnamesen forderten 1995 vor deuts<strong>ch</strong>en Kameras bezügli<strong>ch</strong> gewisser<br />

dunkler Punkte ihrer gemeinsamen Verg<strong>an</strong>genheit, m<strong>an</strong> müsse einen<br />

S<strong>ch</strong>lußstri<strong>ch</strong> ziehen und endli<strong>ch</strong> das unermeßli<strong>ch</strong>e Leid vergessen können,<br />

um eine gemeinsame friedli<strong>ch</strong>e Zukunft gestalten zu können. Aus dem<br />

Munde jüdis<strong>ch</strong>er wie ni<strong>ch</strong>tjüdis<strong>ch</strong>er, deuts<strong>ch</strong>er wie ni<strong>ch</strong>tdeuts<strong>ch</strong>er Politiker<br />

und Medienleute hört m<strong>an</strong> dagegen, daß unter den tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en oder nur<br />

vermeintli<strong>ch</strong>en wunden Punkten deuts<strong>ch</strong>er Verg<strong>an</strong>genheit niemals ein<br />

S<strong>ch</strong>lußstri<strong>ch</strong> gezogen werden dürfe, daß m<strong>an</strong> niemals vergessen dürfe, daß<br />

die Erinnerung der einzige Weg zum Heil sei, daß es keine Vergebung und<br />

keine Versöhnung geben könne.<br />

Der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en den Völkermordverbre<strong>ch</strong>en <strong>an</strong>derer Nationen<br />

und dem im deuts<strong>ch</strong>en Namen <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> beg<strong>an</strong>genen Völkermord des Dritten<br />

Rei<strong>ch</strong>es <strong>an</strong> den Juden, der eine sol<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Beh<strong>an</strong>dlung der<br />

“Tätervölker” ermögli<strong>ch</strong>t, liegt in der <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Einzigartigkeit dessen,<br />

was mit dem Namen Aus<strong>ch</strong>witz verbunden wird. Diese <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Einzigartigkeit<br />

ist, wie allgemein bek<strong>an</strong>nt, dur<strong>ch</strong> eine juristis<strong>ch</strong>e Offenkundigkeitsformel<br />

vor jeder populären und au<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Widerlegung ges<strong>ch</strong>ützt.<br />

Dieser allumfassende juristis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>utz wird unter dem Vorw<strong>an</strong>d<br />

gewährt, der populäre oder wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Angriff auf das Holocaust-<br />

Dogma komme einem Angriff auf die Würde der jüdis<strong>ch</strong>en Mitmens<strong>ch</strong>en<br />

glei<strong>ch</strong>, den es um jeden Preis abzuwehren gelte. Was Justiz, offiziöse Medien<br />

und Volksvertreter jedo<strong>ch</strong> vergessen, ist der Umst<strong>an</strong>d, daß der deuts<strong>ch</strong>e<br />

Staat gemäß Art. 3 GG (Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlungsgrundsatz vor dem Gesetz)<br />

verpfli<strong>ch</strong>tet ist, au<strong>ch</strong> die Würde jedes ni<strong>ch</strong>tjüdis<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>en zu s<strong>ch</strong>ützen<br />

(Art. 1 GG). Was tut er für den S<strong>ch</strong>utz der Würde des (Holocaustrevisionistis<strong>ch</strong>en)<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftlers, der als “Pseudowissens<strong>ch</strong>aftler” oder<br />

gar “Neonazi” diffamiert wird? Was tut er zum S<strong>ch</strong>utze der Würde des verurteilten<br />

SS-M<strong>an</strong>nes, dessen Tat womögli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t stattf<strong>an</strong>d? Was tut er zum<br />

S<strong>ch</strong>utz der Würde der SS-Mitglieder und Waffen-SS-Soldaten, denen vorgeworfen<br />

wird, sie seien Mitglieder einer verbre<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>en Org<strong>an</strong>isation<br />

gewesen? Was tut er zum S<strong>ch</strong>utz der Würde der Wehrma<strong>ch</strong>tssoldaten, denen<br />

vorgeworfen wird, sie hätten mit ihrem H<strong>an</strong>deln das Morden überhaupt<br />

erst ermögli<strong>ch</strong>t und verlängert? Was tut er zum S<strong>ch</strong>utz der Würde aller<br />

Deuts<strong>ch</strong>en, denen auf ewig vorgeworfen wird, sie seinen Mitglieder eines<br />

Tätervolkes? Unser freiheitli<strong>ch</strong>ster Staat deuts<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te tut ni<strong>ch</strong>t nur<br />

418


Naht ein deuts<strong>ch</strong>er Bürgerkrieg?<br />

ni<strong>ch</strong>ts zum S<strong>ch</strong>utz der Würde dieser Mens<strong>ch</strong>en, nein, er unterbindet sogar<br />

mit bra<strong>ch</strong>ialer Gewalt alles, was eventuell diesem S<strong>ch</strong>utz dienen könnte. In<br />

der Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d gibt es also für das gesamte ni<strong>ch</strong>tjüdis<strong>ch</strong>e<br />

Staatsvolk keinen S<strong>ch</strong>utz der Mens<strong>ch</strong>enwürde (Art. 1 GG), keine Glei<strong>ch</strong>beh<strong>an</strong>dlung<br />

vor dem Gesetz (Art. 3 GG), kein Re<strong>ch</strong>t auf das freie Bekenntnis<br />

zu einer Welt<strong>an</strong>s<strong>ch</strong>auung (Art. 4 GG, die revisionistis<strong>ch</strong>e ist z.B. eine naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e,<br />

und dafür werden die Revisionisten verfolgt),<br />

kein Re<strong>ch</strong>t auf freie Meinungsäußerung, kein Re<strong>ch</strong>t auf Freiheit von<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft, Fors<strong>ch</strong>ung und Lehre.<br />

Die vermeintli<strong>ch</strong>e besondere deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>uld bzw. Ver<strong>an</strong>twortung, die<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> auf alle der “Tätergeneration” folgenden Generationen überträgt<br />

(Erbs<strong>ch</strong>uld), führt dazu, daß wir <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong> kein Re<strong>ch</strong>t auf einen ungezwungen<br />

Umg<strong>an</strong>g mit unserer Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te haben, kein Re<strong>ch</strong>t auf einen natürli<strong>ch</strong>en<br />

Patriotismus, kein Re<strong>ch</strong>t auf unsere völkerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>e gegenüber<br />

<strong>an</strong>deren Völkern, kein Re<strong>ch</strong>t auf eine Selbstbestimmung über die<br />

ethnis<strong>ch</strong>e Zusammensetzung unseres eigenen Volkes, kein Re<strong>ch</strong>t auf eine<br />

uneinges<strong>ch</strong>ränkte politis<strong>ch</strong>e Selbstbestimmung des deuts<strong>ch</strong>en Volkes, kein<br />

Re<strong>ch</strong>t auf einen Nationalstaat, kein Re<strong>ch</strong>t auf Autarkiebestrebungen, kein<br />

Re<strong>ch</strong>t auf die uneinges<strong>ch</strong>ränkte Selbstbestimmung über der Verwendung<br />

unserer Steuergelder usw. usf.<br />

Und die deuts<strong>ch</strong>e “S<strong>ch</strong>uld” hat ebenso zur Folge, daß Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d immer<br />

no<strong>ch</strong> keinen Friedensvertrag hat; daß das Besatzungsstatut dur<strong>ch</strong> den<br />

2+4-Vertrag in Bundesre<strong>ch</strong>t übernommen und damit verewigt wurde; 4 daß<br />

die grausame Siegerwillkür darüber hinaus sogar im Grundgesetz dur<strong>ch</strong> Artikel<br />

139 verewigt und über alles Bundesre<strong>ch</strong>t gesetzt wird; daß Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

auf internationaler Ebene immer no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Feindstaatenklauseln<br />

vogelfrei ist, si<strong>ch</strong> also auf kein Völkerre<strong>ch</strong>t berufen k<strong>an</strong>n; 5 daß das deuts<strong>ch</strong>e<br />

Volk selbst na<strong>ch</strong> der kleinen Wiedervereinigung von 1990 no<strong>ch</strong> immer<br />

keine Verfassung bes<strong>ch</strong>ließen durfte, die das von den alliierten Siegermä<strong>ch</strong>ten<br />

den Deuts<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> dem Krieg auferlegte Grundgesetz ersetzt.<br />

4<br />

Bundesgesetzblatt 1990, Teil II, S. 138ff.<br />

5<br />

Vgl. M. H. Forbes, Feindstaatenklauseln, Viermä<strong>ch</strong>tever<strong>an</strong>twortung und Deuts<strong>ch</strong>e Frage,<br />

Nomos Verlagsgesells<strong>ch</strong>aft, Baden-Baden 1983; vgl. K.-H. Seifert, D. Hömig (Hg.),<br />

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d, 2. Aufl., Nomos Verlagsgesells<strong>ch</strong>aft<br />

Baden-Baden 1985, S. 603f.<br />

419


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Der von außen induzierte Völkerselbstmord des deuts<strong>ch</strong>en<br />

Volkes<br />

Szenenwe<strong>ch</strong>sel. Im Fernsehen wird ein Krimi gezeigt, bei dem es um einen<br />

Selbstmord einer rei<strong>ch</strong>en Witwe geht. Im Laufe der Ermittlungen stellt<br />

si<strong>ch</strong> heraus, daß der S<strong>ch</strong>wiegersohn mit Hilfe seiner Frau die alte Dame<br />

dur<strong>ch</strong> fortwährenden Psy<strong>ch</strong>oterror dermaßen in Depressionen und Angstzustände<br />

versetzte, daß diese s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Selbstmord beging.<br />

Motiv: Millionenerbe.<br />

Ermittlungssa<strong>ch</strong>e: Mord, unverjährbar.<br />

Darf es au<strong>ch</strong> ein wenig <strong>an</strong>ders sein? Die Alliierten und ihre deuts<strong>ch</strong>en<br />

wie internationalen Helfershelfer, stürzen das deuts<strong>ch</strong>e Volk dur<strong>ch</strong> eine<br />

fortwährende Greuelpropag<strong>an</strong>da, dur<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsverfäls<strong>ch</strong>ung und fals<strong>ch</strong>e,<br />

aber glaubwürdig gema<strong>ch</strong>te ungeheuerli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>uldvorwürfe in tiefe<br />

Selbstzweifel, ja in einen kaum mehr na<strong>ch</strong>vollziehbaren Selbsthaß. Das<br />

deuts<strong>ch</strong>e Volk wird dadur<strong>ch</strong> ver<strong>an</strong>laßt, ni<strong>ch</strong>t nur seine historis<strong>ch</strong>e und kulturelle<br />

Identität preiszugeben, sondern au<strong>ch</strong> der Verni<strong>ch</strong>tung seiner ethnis<strong>ch</strong>en<br />

Existenz (Geburtenrückg<strong>an</strong>g, Einw<strong>an</strong>derung, Multikultur), seiner politis<strong>ch</strong>en<br />

Unabhängigkeit (Europa, One-World) und seiner fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Selbstbestimmung (Wiedergutma<strong>ch</strong>ung, Europa, Hilfen für Rußl<strong>an</strong>d, Polen,<br />

Dritte Welt...) zuzustimmen oder do<strong>ch</strong> zumindest ni<strong>ch</strong>t entgegenzutreten.<br />

Motiv: “Rassen”-Haß und Neid.<br />

Ermittlungssa<strong>ch</strong>e: Völkermord, unverjährbar.<br />

Die Einforderung der Mens<strong>ch</strong>en- und Völkerre<strong>ch</strong>te für<br />

Deuts<strong>ch</strong>e<br />

Da es na<strong>ch</strong> abendländis<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>tsverständnis weder eine Sippenhaft,<br />

eine Kollektivs<strong>ch</strong>uld no<strong>ch</strong> eine Erbs<strong>ch</strong>uld gibt, ist der Tatbest<strong>an</strong>d Völkermord<br />

am deuts<strong>ch</strong>en Volk gegeben, und zwar unabhängig von der Frage, ob<br />

die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über den Holocaust, den zentralen Hebel für Psy<strong>ch</strong>oterror<br />

gegen das deuts<strong>ch</strong>e Volk, ri<strong>ch</strong>tig ist oder ni<strong>ch</strong>t.<br />

Die Rückgewinnung der Mens<strong>ch</strong>en- und Völkerre<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> für Deuts<strong>ch</strong>e<br />

ist die primäre Aufgabe jedes Deuts<strong>ch</strong>en in der heutigen Zeit. Der Holocaust-Revisionismus<br />

ist hierfür das optimale und s<strong>ch</strong>nellwirkende, wenn<br />

au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t das unabdingbare Werkzeug. Denkbar wäre au<strong>ch</strong> die Argumentation,<br />

daß selbst bei einer unterstellten Wahrheit der Holocaust-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung<br />

keine Entre<strong>ch</strong>tung der Deuts<strong>ch</strong>en erfolgen dürfe. Die<br />

420


Naht ein deuts<strong>ch</strong>er Bürgerkrieg?<br />

Einsi<strong>ch</strong>t dessen wird aber erst d<strong>an</strong>n allgemein um si<strong>ch</strong> greifen, wenn das<br />

Holocaust-Business abgeflaut ist. Ob es d<strong>an</strong>n allerdings no<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>e in<br />

des Wortes ursprüngli<strong>ch</strong>er Bedeutung gibt, für die es si<strong>ch</strong> lohnt, ihre Re<strong>ch</strong>te<br />

zu erkämpfen, ist fragli<strong>ch</strong>.<br />

Die Polarisierung des deuts<strong>ch</strong>en Volkes<br />

Na<strong>ch</strong> dem derzeitigen Fors<strong>ch</strong>ungsst<strong>an</strong>d, der si<strong>ch</strong> in den letzten zehn Jahren<br />

dur<strong>ch</strong> neue Ar<strong>ch</strong>ivfunde weiter gefestigt hat, ist festzustellen, daß si<strong>ch</strong><br />

das heute no<strong>ch</strong> per Strafgesetz vorges<strong>ch</strong>riebene Bild des Holocaust als<br />

grundfals<strong>ch</strong> erwiesen hat. Trotz aller staatli<strong>ch</strong>en Repressionen wird es ni<strong>ch</strong>t<br />

mögli<strong>ch</strong> sein, diese Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t den breiten Volksmassen auf die Dauer vorzuenthalten.<br />

Es wird d<strong>an</strong>n au<strong>ch</strong> keiner großen äußeren Anstöße bedürfen,<br />

um den ungeheuerli<strong>ch</strong>en Betrug am deuts<strong>ch</strong>en Volk zu erkennen, dem jahrzehntel<strong>an</strong>g<br />

Mens<strong>ch</strong>en- und Völkerre<strong>ch</strong>te entzogen worden sind. Die si<strong>ch</strong><br />

hinter sol<strong>ch</strong>en Umwälzungen <strong>an</strong>stauenden Emotionen können kaum unters<strong>ch</strong>ätzt<br />

werden. Dem ni<strong>ch</strong>trevisionistis<strong>ch</strong>en Gegenüber droht bei einer Konfrontation<br />

jede mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Regung aberk<strong>an</strong>nt zu werden, unterstellt m<strong>an</strong><br />

ihm do<strong>ch</strong>, er wolle nur das deuts<strong>ch</strong>e Volk ausrotten. Daß die exterminationistis<strong>ch</strong><br />

orientierten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsmoralisten oft ehrli<strong>ch</strong>e, wenn au<strong>ch</strong> deplazierte<br />

Angst-, S<strong>ch</strong>uld- und Demutsgefühle haben, wird d<strong>an</strong>n lei<strong>ch</strong>t übersehen.<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite ist der Holocaust heute s<strong>ch</strong>on zu einer Art Religion<br />

entartet, der si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> eine große Anzahl ni<strong>ch</strong>tjüdis<strong>ch</strong>er Deuts<strong>ch</strong>er zugehörig<br />

fühlt. Diese Mens<strong>ch</strong>en werden kaum dur<strong>ch</strong> Argumente zu überzeugen<br />

sein. Das Bild vom leibhaftigen Teufel Hitler und der Hölle des Nationalsozialismus<br />

ist bei diesen Holocaust-F<strong>an</strong>atikern so tief im Unterbewußtsein<br />

ver<strong>an</strong>kert, daß sie si<strong>ch</strong> jeder rationalen Argumentation entziehen werden.<br />

Ihre Gegner werden sie in ihren Wahnängsten als Gehilfen des Teufels<br />

sehen, die die NS-Hölle wieder auf Erden erri<strong>ch</strong>ten wollen.<br />

Der aufziehende Bürgerkrieg<br />

Zudem gilt es zu bea<strong>ch</strong>ten, daß eine in die Masse gehende Diskussion<br />

der Erkenntnisse des Holocaust-Revisionismus mit einer Verfla<strong>ch</strong>ung der<br />

Argumente einhergehen wird, die zwar <strong>an</strong> Ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>keit gewinnen, aber<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig <strong>an</strong> intellektueller Überzeugungskraft verlieren werden. Die Zeit<br />

der Propag<strong>an</strong>disten und Volksverhetzer auf Seiten der Revisionisten wird<br />

421


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

erst <strong>an</strong>bre<strong>ch</strong>en, wenn die Diskussion in die Breite geht (und ni<strong>ch</strong>t, wie uns<br />

Politik und Medien einreden wollen, s<strong>ch</strong>on heute). Im Gegensatz dazu rühren<br />

die Exterminationisten s<strong>ch</strong>on seit 50 Jahren ihre Propag<strong>an</strong>da- und<br />

Volksverhetzungstrommeln gegen das deuts<strong>ch</strong>e Volk, was ja zur Zeit<br />

ni<strong>ch</strong>t strafbar ist, da die Deuts<strong>ch</strong>en im wesentli<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>tlos sind, wie bereits<br />

gezeigt wurde.<br />

Letztli<strong>ch</strong> werden si<strong>ch</strong> also zwei Parteien gegenüberstehen, die beide in<br />

erster Linie von Emotionen getragen sein werden. Da genügt ein Funke, um<br />

das Pulverfaß zur Explosion zu bringen.<br />

Die mögli<strong>ch</strong>e Abwendung des Bürgerkrieges<br />

Niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n einen Bürgerkrieg wollen. Er ließe si<strong>ch</strong> meines Era<strong>ch</strong>tens<br />

nur dur<strong>ch</strong> eine Säkularisierung der Holocaust-Gret<strong>ch</strong>enfrage verhindern,<br />

das heißt, daß jeder glauben darf, was er will, und daß si<strong>ch</strong> der Staat ni<strong>ch</strong>t<br />

einmis<strong>ch</strong>t. Konkret hieße dies, daß ab einem mögli<strong>ch</strong>st frühen Zeitpunkt<br />

nur sol<strong>ch</strong>e Personen strafverfolgt werden, die exterminationistis<strong>ch</strong>e oder<br />

revisionistis<strong>ch</strong>e Position benutzen, um damit öffentli<strong>ch</strong> die Eins<strong>ch</strong>ränkung<br />

der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te Dritter zu fordern oder gutzuheißen. Dieser Tatbest<strong>an</strong>d<br />

muß aber konkret erfüllt sein und ni<strong>ch</strong>t etwa zwis<strong>ch</strong>en die Zeilen hineininterpretiert<br />

werden, wie die Justiz dies zur Zeit ma<strong>ch</strong>t. Das heißt g<strong>an</strong>z konkret,<br />

daß ni<strong>ch</strong>t eine bestimmte Ansi<strong>ch</strong>t verboten wird, sondern ledigli<strong>ch</strong> der<br />

Aufruf, die Re<strong>ch</strong>tfertigung und insbesondere die Umsetzung von Entre<strong>ch</strong>tung,<br />

Verfolgung, Zensur und Strafverfolgung Andersdenkender. Ni<strong>ch</strong>t<br />

Andersdenkende werden verfolgt, sondern die Verfolger Andersdenkender.<br />

Es werden keine Dissidenten zensiert, sondern Zensoren bestraft. Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d<br />

brau<strong>ch</strong>t keine Zensurgesetze, sondern Gesetze gegen Zensur und Zensoren.<br />

422


Personenverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Eingetragen wurden Medien, Geri<strong>ch</strong>te, Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aften sowie juristis<strong>ch</strong>e<br />

und natürli<strong>ch</strong>e Personen, die im Fließtext erwähnt werden (Fußnoten<br />

ni<strong>ch</strong>t einges<strong>ch</strong>lossen).<br />

— A —<br />

Abbé Pierre: 127, 128<br />

Allgemeine Jüdis<strong>ch</strong>e<br />

Wo<strong>ch</strong>enzeitung: 220,<br />

231<br />

Alpha Analytic<br />

Laboratories, Ashl<strong>an</strong>d,<br />

MA: 163<br />

Amnesty International: 176,<br />

194, 358<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Berlin: 242<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Berlin<br />

Tiergarten: 237<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Böblingen:<br />

237, 238<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Bonn: 242<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t M<strong>an</strong>nheim:<br />

240, 241<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Mün<strong>ch</strong>en: 237,<br />

239, 240<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Rosenheim:<br />

241<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Starnberg: 240,<br />

241<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Tübingen: 52,<br />

53, 111, 232, 239, 240,<br />

242, 243, 288<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Weinheim: 237<br />

Andres, Bernhard: 22<br />

Anne-Fr<strong>an</strong>k-Stiftung: 296<br />

Anntohn, Günther: siehe<br />

Günter Deckert<br />

Arbeitsgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart:<br />

250, 283, 286<br />

ARD-P<strong>an</strong>orama: 252, 288<br />

ARD-Report: 258, 284, 286,<br />

287, 289<br />

ARD-Tagesthemen: 143,<br />

288<br />

Aretz, Emil: 148<br />

Arp, Halton: 145, 150, 165<br />

Auerba<strong>ch</strong>, Hellmuth: 83, 96,<br />

107, 112<br />

Auswärtiges Amt: 219<br />

AV Tuisconia Königsberg<br />

zu Bonn: 16, 258<br />

— B —<br />

Bahners, Patrick: 53, 54, 55,<br />

136, 214<br />

Bailer, Josef: 108, 162, 163<br />

Bailer-Gal<strong>an</strong>da, Brigitte: 94<br />

Bardè<strong>ch</strong>e, Maurice: 149<br />

Bartling, Dieter: 47<br />

Barzel, Rainer: 258<br />

Bauer, Jehuda: 90, 91, 96,<br />

112<br />

Baum<strong>an</strong>n, Staats<strong>an</strong>walt:<br />

219, 220, 227, 246<br />

BBC: 300, 353, 354<br />

Benz, Wolfg<strong>an</strong>g: 87, 88, 94,<br />

96, 98, 107, 112<br />

Berg, Carl-Friedri<strong>ch</strong>: 239<br />

Berglar, Peter: 258<br />

Berlusconi, Sylvio: 126<br />

Berm<strong>an</strong>t, Chaim: 125<br />

Bisky, Lothar, MdB: 283<br />

Blick na<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>ts: 301<br />

Blüm, Norbert: 23<br />

Böblinger Bote: 284, 291,<br />

294, 295, 297<br />

Bock, Ludwig: 267<br />

Böck, Ri<strong>ch</strong>ard: 216, 224<br />

Bradley, Bill: 360<br />

Br<strong>an</strong>do, Marlon: 128<br />

Brauner, Aze: 204<br />

Bre<strong>ch</strong>t, Berthold: 135<br />

Broad, Pery S.: 201<br />

Broszat, Martin: 110, 130<br />

Bubis, Ignatz: 248, 250, 293<br />

Bundesgeri<strong>ch</strong>tshof: 40, 51,<br />

66, 193, 200, 242, 254,<br />

267, 278, 285, 297<br />

Bundesjustizministerium:<br />

217<br />

Bundeskriminalamt: 177,<br />

178, 182, 335, 358<br />

Bundeskriminalblatt: 178<br />

Bundesprüfstelle für<br />

jugendgefährdende<br />

Medien: 144, 172, 173,<br />

174, 175, 176, 177, 181,<br />

182, 236, 238, 239, 241<br />

Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t:<br />

54, 55, 56, 57, 58, 63,<br />

64, 77, 100, 101, 118,<br />

168, 169, 170, 175, 285,<br />

306, 389, 398, 405, 409<br />

Burg, Josef G.: 239, 240<br />

423


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Butz, Arthur R.: 156, 244,<br />

364<br />

— C —<br />

Capital: 245<br />

CDU: 22, 23, 24, 47, 101,<br />

259<br />

Chevallaz, Georges André:<br />

128<br />

Christophersen, Thies: 176,<br />

194<br />

Clinton, Hillary Rogham:<br />

197<br />

Cole, David: 91, 92<br />

Countess, Robert H.: 244,<br />

347, 348, 349, 350<br />

CSU: 15, 19, 47<br />

— D —<br />

Dagens Nyheter: 305<br />

Daily Telegraph: 316<br />

Damokles: 116, 261, 313<br />

Darwin, Charles: 72<br />

De<strong>an</strong>a, Fr<strong>an</strong>co: 121<br />

Deckert, Günter: 54, 89,<br />

131, 132, 170, 185, 233,<br />

239, 254, 265, 266, 267,<br />

330, 357, 400<br />

Degler, Carl: 99<br />

DEGUSSA AG: 287<br />

Demj<strong>an</strong>juk, John: 204<br />

Der Spiegel: 113, 117, 201,<br />

208, 410<br />

Deuts<strong>ch</strong>e Presseagentur:<br />

256, 284, 285, 286, 289,<br />

294, 295, 297, 299, 302<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d Report: 254<br />

Die Grünen: 23, 47, 261<br />

Die Republik<strong>an</strong>er: 19, 20,<br />

21, 22, 23, 24, 25, 26,<br />

31, 295<br />

Die Welt: 94<br />

Die Zeit: 94, 104<br />

Dietze, Gottfried: 402<br />

Dill, H<strong>an</strong>s Joa<strong>ch</strong>im: 277<br />

Dismore, Andrew: 354<br />

Diwald, Hellmut: 112, 113,<br />

115, 387, 388<br />

Dörs<strong>ch</strong>ler, H<strong>an</strong>nelore: 258<br />

424<br />

Douglas, Gregory: 240<br />

Dürrenmatt, Friedri<strong>ch</strong>: 130<br />

Dyba, Erzbis<strong>ch</strong>of Joh<strong>an</strong>nes:<br />

258<br />

— E —<br />

EG: 180<br />

Ehrenburg, Ilja: 204<br />

Eibi<strong>ch</strong>t, Rolf-Josef: 240<br />

Einstein, Albert: 71<br />

Elstner, Reinhold: 394, 395<br />

Engelhard, H<strong>an</strong>s A., Alt-<br />

Justizminister: 17, 130,<br />

220, 400<br />

Englund, Gör<strong>an</strong>: 363<br />

Europäis<strong>ch</strong>er Geri<strong>ch</strong>tshof:<br />

129<br />

Eylm<strong>an</strong>n, Horst, MdB: 101<br />

— F —<br />

Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für<br />

öffentli<strong>ch</strong>e Verwaltung,<br />

Ludwigsburg: 402<br />

Faurisson, Robert: 79, 80,<br />

150, 274, 276, 277, 364<br />

FDP: 23, 24, 25, 47<br />

Federal Bureau of<br />

Investigation: 358<br />

Filbinger, H<strong>an</strong>s: 26<br />

Finkelstein, Norm<strong>an</strong>: 153,<br />

208, 209<br />

Fis<strong>ch</strong>er, Jos<strong>ch</strong>ka: 403<br />

Fleißner, Herbert: 41<br />

Fleming, Gerald: 108<br />

Focus: 94, 101<br />

Fr<strong>an</strong>k, Anne: 89<br />

Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine<br />

Zeitung: 53, 54, 94, 122,<br />

127, 128, 129, 136, 204,<br />

214, 229, 288, 304, 305<br />

Freisler, Rol<strong>an</strong>d: 115<br />

Friedm<strong>an</strong>n, Bernhard: 23<br />

Fuhr, Eckhard: 62<br />

— G —<br />

Garaudy, Roger: 127, 128<br />

Gauss, Ernst: 107, 143, 232,<br />

233, 239, 244, 292, 371,<br />

372<br />

Gayssot, Je<strong>an</strong>-Claude: 129<br />

Gedenkstätte Da<strong>ch</strong>au: 203<br />

Geißler, Heiner: 23<br />

Geller: 227<br />

Generalstaats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

Stuttgart: 52<br />

Gens<strong>ch</strong>er, H<strong>an</strong>s Dietri<strong>ch</strong>:<br />

219<br />

Gerstein, Kurt: 149<br />

Göbel, Klaus: 38, 406, 407<br />

Gotts<strong>ch</strong>alk, Thomas: 258<br />

Grabert, Wigbert: 187, 232,<br />

235<br />

Grabert-Verlag: 55, 187<br />

Graf, Jürgen: 125, 149, 181,<br />

240, 241, 243, 244<br />

Graul, Herm<strong>an</strong>n: 130<br />

Green, Ri<strong>ch</strong>ard J.: 164, 165<br />

Green, Simon: 125<br />

Gross, Joh<strong>an</strong>nes: 245<br />

Grouès, Henri: 127<br />

— H —<br />

Habsburg, Otto von: 258<br />

Haller, E.: 219<br />

Halow, Josef: 241<br />

Hamburger Abendblatt: 300<br />

H<strong>an</strong>im<strong>an</strong>n, Joseph: 129<br />

H<strong>an</strong>sa Luftbild: 224<br />

Hastings & St. Leonards<br />

Observer: 299, 300, 354<br />

Haverbeck, Werner Georg:<br />

112<br />

Haydn, Joseph: 380<br />

Hebrew-Universität,<br />

Jerusalem: 90<br />

Heddesheimer, Don: 243,<br />

244<br />

Heine, Heinri<strong>ch</strong>: 377<br />

Helsing, J<strong>an</strong> v<strong>an</strong>: 241<br />

Hepp, Robert: 11, 12, 112,<br />

113, 115, 178, 387, 388<br />

Herrm<strong>an</strong>n, Hajo: 31, 39, 43,<br />

216, 222, 223, 225, 226,<br />

227, 228, 270, 271, 274,<br />

406<br />

Herzog, Rom<strong>an</strong>: 304, 306,<br />

309, 311


Herzogenrath-Amelung,<br />

Günther: 83, 274, 292,<br />

367<br />

Heuke, Klaus-Dietmar: 130<br />

Hilberg, Raul: 97, 156, 157,<br />

159, 220, 243<br />

Hinsley, F. H.: 223<br />

Hitler, Adolf: 18, 20, 22, 30,<br />

35, 42, 80, 110, 114, 115,<br />

116, 123, 130, 142, 219,<br />

223, 241, 251, 386, 389,<br />

421<br />

Höfer, Werner: 26<br />

Hoffm<strong>an</strong>n von Fallersleben,<br />

Heinri<strong>ch</strong>: 380<br />

Hoffm<strong>an</strong>n, Joa<strong>ch</strong>im: 98,<br />

115, 116, 119, 120, 121,<br />

233, 234, 391, 392<br />

Höffner, Josef Kardinal: 258<br />

Hohenzollern, Friedri<strong>ch</strong><br />

Wilhelm Fürst von: 258<br />

Hohenzollern, König<br />

Friedri<strong>ch</strong> II, der Große:<br />

199<br />

Hohm<strong>an</strong>n, Martin: 9<br />

Honsik, Gerd: 84, 85, 219,<br />

241<br />

Höß, <strong>Rudolf</strong>: 201, 226<br />

Huber, Marcel H.: 241<br />

Hum<strong>an</strong> Rights Wat<strong>ch</strong>: 195,<br />

358<br />

Hundseder, Fr<strong>an</strong>ziska: 252,<br />

287, 288, 289<br />

Hupka, Herbert: 258<br />

— I —<br />

Institut Fresenius: 44, 217,<br />

220, 224, 249, 283, 287<br />

Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te:<br />

31, 41, 82, 83, 84, 87,<br />

96, 107, 130<br />

Intermediair: 124<br />

Internationale Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te: 414<br />

Irving, David: 300, 315,<br />

319, 320, 322, 345, 350,<br />

353<br />

ITV: 300, 353<br />

— J —<br />

Jäckel, Eberhard: 89, 90, 91,<br />

96, 98, 107, 112<br />

Jackson, Robert H.: 417<br />

Jags<strong>ch</strong>itz, Gerhard: 84, 85,<br />

86, 96, 107, 108, 112<br />

J<strong>an</strong>-Sehn Institut, Krakau:<br />

155, 220, 255<br />

Jenninger, Philipp: 26, 258<br />

Jennings: 71<br />

Jesaja: 265<br />

Jesse, Eckhard: 174, 177<br />

Jewish Chronicle: 125<br />

Johns Hopkin University:<br />

402<br />

Jokobovits, Imm<strong>an</strong>uel: 230<br />

Journal de Genève: 128<br />

Junge Freiheit: 27, 31, 94,<br />

97<br />

Junge Union: 15, 21, 23<br />

Justizministerium Baden-<br />

Württemberg: 55<br />

— K —<br />

Kammerer, Rüdiger: 237,<br />

238<br />

katholis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e: 16, 126,<br />

128, 167, 384<br />

KDStV Nordgau Prag,<br />

Stuttgart: 403<br />

Kemper, Erhard: 357<br />

Kempkens, Wolfg<strong>an</strong>g: 225<br />

Klein, H<strong>an</strong>s Heiko: 252,<br />

253, 301<br />

Knirs<strong>ch</strong>, Viktor Robert: 219<br />

Knütter, H<strong>an</strong>s-Helmuth: 96<br />

Kögel, Ernst-Günther: 357<br />

Kogon, Eugen: 30, 80, 151,<br />

220<br />

Kohl, Helmut: 23, 305<br />

Köhler, M<strong>an</strong>fred: 133, 237<br />

Kopelew, Lew: 115<br />

Körber, Herm<strong>an</strong>n: 246, 247,<br />

248<br />

Korzec, Mi<strong>ch</strong>el: 124<br />

— L —<br />

La Lente di Marx: 125<br />

Personenverzei<strong>ch</strong>nis<br />

L<strong>an</strong>d- und Kammergeri<strong>ch</strong>t<br />

Berlin: 221<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Bielefeld: 406<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Flensburg: 242<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Hamburg: 267<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t M<strong>an</strong>nheim: 239<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Nürnberg: 39,<br />

242<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>weinfurt:<br />

45, 216, 219<br />

L<strong>an</strong>dgeri<strong>ch</strong>t Stuttgart: 24,<br />

51, 144, 199, 201, 242,<br />

254, 255, 260, 268, 284,<br />

288, 289, 291, 293, 302,<br />

305<br />

L<strong>an</strong>gbein, Herm<strong>an</strong>n: 80,<br />

223<br />

L<strong>an</strong>zm<strong>an</strong>n, Claude: 95, 96<br />

Le Figaro: 128, 129<br />

Le Monde: 79, 220<br />

Lee Moller: 148<br />

Les Temps Modernes: 95,<br />

96<br />

Leu<strong>ch</strong>ter, Fred A.: 27, 28,<br />

30, 31, 154, 155, 161,<br />

162, 163, 164, 220, 247,<br />

266, 289, 305, 330, 357<br />

Li<strong>ch</strong>tenberg, Georg<br />

Christoph: 167<br />

Lipstadt, Deborah E.: 92,<br />

99, 300, 320, 353<br />

Lober, Jo<strong>ch</strong>en: 245<br />

Los Angeles Times: 300,<br />

353<br />

Löwits<strong>ch</strong>, Klaus: 313<br />

Lüftl, Walter: 86<br />

Lummert, Horst: 91, 293<br />

— M —<br />

Magenheimer, Heinz: 97<br />

Maier, Sonnhild: 291<br />

Major, John: 124<br />

Majorowsky,<br />

Oberstaats<strong>an</strong>walt: 220<br />

Markiewicz, J<strong>an</strong>: 160, 161,<br />

162<br />

Märkis<strong>ch</strong>en Allgemeinen:<br />

283<br />

425


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Maser, Werner: 113, 116,<br />

123, 124, 209<br />

Mattogno, Carlo: 121, 149,<br />

243, 244<br />

Max-Pl<strong>an</strong>ck-Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />

Mün<strong>ch</strong>en: 50, 248, 250,<br />

256, 285<br />

Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut für<br />

Astrophysik, Gar<strong>ch</strong>ing:<br />

145<br />

Max-Pl<strong>an</strong>ck-Institut für<br />

Festkörperfors<strong>ch</strong>ung,<br />

Stuttgart: 35, 46, 48, 50,<br />

113, 230, 248, 249, 250,<br />

256, 284, 285, 292, 305<br />

Mayer, Arno J.: 116, 223<br />

Mayer, Dietmar: 253, 257<br />

Meier, Christi<strong>an</strong>: 62<br />

Meier, Horst: 232<br />

Meinecke, Albert: 286<br />

Metterni<strong>ch</strong>, Klemens Lother<br />

Wenzel von: 167<br />

Meyer, Fritjof: 113, 117,<br />

201, 202, 208<br />

Militärges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsamt: 115,<br />

119, 233, 391<br />

Mohler, Armin: 26<br />

Mohr, H<strong>an</strong>s: 61, 111<br />

Müller, Otward: 305<br />

Murphy, Kim: 300, 353<br />

— N —<br />

Nagl, Walter: 61, 81, 96<br />

Napoleon: 383<br />

Nationalzeitung: 89<br />

NATO: 180<br />

Nestroy, Joh<strong>an</strong>n: 236<br />

Neugebauer, Wolfg<strong>an</strong>g: 94<br />

Ney, Joh<strong>an</strong>nes Peter: 122<br />

Nolte, Ernst: 79, 82, 93, 94,<br />

97, 98, 101, 110, 112,<br />

115, 127, 237, 357, 360<br />

Nolywaika, Joa<strong>ch</strong>im: 241<br />

Nordbru<strong>ch</strong>, Claus: 367, 399<br />

NPD: 19, 20, 21, 266<br />

NSDAP: 386<br />

426<br />

— O —<br />

Oberl<strong>an</strong>desgeri<strong>ch</strong>t Celle: 86<br />

Oberl<strong>an</strong>desgeri<strong>ch</strong>t<br />

Düsseldorf: 222<br />

ÖDP: 24<br />

Orlet, Rainer: 215, 233, 266,<br />

406<br />

Orwell, George: 16, 304<br />

Oswald, Scott: 367<br />

— P —<br />

Pala<strong>ch</strong>, J<strong>an</strong>: 394<br />

Papst Joh<strong>an</strong>nes Paul II.: 220<br />

Pas<strong>ch</strong>oud, Mariette: 257<br />

Pawlow, Iw<strong>an</strong> Petrowits<strong>ch</strong>:<br />

135, 139, 386<br />

Payer, Ri<strong>ch</strong>ter Dr.: 237<br />

Pelt, Robert J<strong>an</strong> v<strong>an</strong>: 160,<br />

353<br />

Pfeifenberger, Werner: 302,<br />

392, 393, 402<br />

Piper, Fr<strong>an</strong>ciszek: 153, 220<br />

Plack, Arno: 110, 114, 115<br />

Pl<strong>an</strong>ck, Max: 143<br />

Plato: 69<br />

Pohl, Oswald: 396<br />

Popper, Karl Raimund: 69,<br />

70, 71, 72, 73, 76, 96,<br />

309<br />

Porter, Carlos W.: 241<br />

Pressac, Je<strong>an</strong>-Claude: 83,<br />

84, 94, 95, 107, 108, 116,<br />

122, 160, 161, 201, 202,<br />

210<br />

— R —<br />

Radema<strong>ch</strong>er, Werner: 86<br />

Rahm, Stadt Da<strong>ch</strong>au: 227<br />

Rassinier, Paul: 25, 148,<br />

149, 364<br />

Ratzinger, Joseph Kardinal:<br />

258<br />

Redeker, Robert: 95<br />

Reitlinger, Gerald: 156, 220<br />

Rembiszewski, Sarah: 261<br />

Remer Depes<strong>ch</strong>e: 219, 221,<br />

246, 247, 254<br />

Remer, Anneliese: 35, 46,<br />

273<br />

Remer, Otto Ernst: 31, 35,<br />

36, 41, 43, 44, 45, 46,<br />

47, 48, 51, 52, 199, 200,<br />

202, 203, 205, 207, 208,<br />

211, 216, 218, 219, 220,<br />

221, 222, 224, 225, 229,<br />

231, 246, 247, 248, 250,<br />

253, 254, 270, 271, 272,<br />

273, 274, 275, 276, 278,<br />

279, 283, 285, 292, 293,<br />

294, 295, 296, 372, 373<br />

Rennicke, Fr<strong>an</strong>k: 382, 383<br />

Rheinpfalz: 299<br />

Rieger, Jürgen: 267<br />

Rocker, Stef<strong>an</strong>: 143, 286,<br />

288<br />

Roques, Henri: 149, 239<br />

Roth, James: 163, 164<br />

Rückerl, Adalbert: 80<br />

Rudas, Steph<strong>an</strong>: 7<br />

<strong>Rudolf</strong>, <strong>Germar</strong>: 13, 35,<br />

162, 165, 211, 216, 224,<br />

232, 237, 241, 243, 244,<br />

246, 248, 250, 252, 256,<br />

259, 260, 267, 283, 286,<br />

288, 289, 292, 293, 296,<br />

298, 299, 300, 305, 306,<br />

309, 311, 313, 323, 353,<br />

354, 355, 357, 359, 360,<br />

361, 362, 375<br />

— S —<br />

S<strong>an</strong>ning, Walter N.: 87<br />

Sassm<strong>an</strong>nshausen, Jörg: 248<br />

SAT 1: 248<br />

S<strong>ch</strong>aller, Herbert: 42, 43,<br />

222, 223, 228, 229, 230<br />

S<strong>ch</strong>äuble, Wolfg<strong>an</strong>g: 196<br />

S<strong>ch</strong>eel, Dr., Auswärtiges<br />

Amt: 200, 219<br />

S<strong>ch</strong>effler, Wolfg<strong>an</strong>g: 86, 87,<br />

96, 107, 112<br />

S<strong>ch</strong>eidl, Fr<strong>an</strong>z: 242<br />

S<strong>ch</strong>ily, Otto: 403<br />

S<strong>ch</strong>immel, Annemarie: 197,<br />

304<br />

S<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>t, Ernestine: 360<br />

S<strong>ch</strong>lee, Emil: 112<br />

S<strong>ch</strong>lesiger, Wilhelm: 237


S<strong>ch</strong>lesis<strong>ch</strong>en Jugend: 19<br />

S<strong>ch</strong>midt, H<strong>an</strong>s: 186, 187,<br />

304, 305, 357<br />

S<strong>ch</strong>midt-Jortzig, Eduard:<br />

196<br />

S<strong>ch</strong>nering, H<strong>an</strong>s Georg von:<br />

42, 47, 48, 248, 249, 250,<br />

273<br />

S<strong>ch</strong>röder, Gerhard: 403<br />

S<strong>ch</strong>waibold, Fr<strong>an</strong>k: 292,<br />

293, 294<br />

S<strong>ch</strong>weiger, Herbert: 242<br />

Sear<strong>ch</strong>light: 299<br />

Siebenbürger, Ri<strong>ch</strong>ter: 216,<br />

219, 220, 227<br />

Simon, Arndt: 35, 48, 49,<br />

50, 248<br />

Skeptic Society: 148<br />

Sleipnir: 237, 255<br />

Soldat im Volk: 217<br />

Solms, Armin: 237, 238<br />

Soratroi, Erwin: 242<br />

Sozialistis<strong>ch</strong>e Rei<strong>ch</strong>spartei:<br />

409<br />

SPD: 23, 24, 47<br />

Spee, Friedri<strong>ch</strong> Graf: 117<br />

Splittgerber, Heinz: 242<br />

SS: 56, 67, 68, 102, 222,<br />

223, 385, 418<br />

Staatli<strong>ch</strong>es Museum<br />

Aus<strong>ch</strong>witz: 153, 161,<br />

220<br />

Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

Böblingen: 236<br />

Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Koblenz:<br />

243<br />

Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

S<strong>ch</strong>weinfurt: 224, 225,<br />

228<br />

Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft<br />

Tübingen: 52, 121, 122,<br />

143, 235<br />

Staats<strong>an</strong>walts<strong>ch</strong>aft Wien:<br />

242<br />

Staatsbriefe: 237, 245<br />

Stägli<strong>ch</strong>, Wilhelm: 30, 87,<br />

242, 274, 388, 389, 400<br />

Stahl, Alex<strong>an</strong>der von: 258<br />

Stalin, Josef: 90, 204<br />

Stamm, Dieter: 257<br />

Stein, Burkhardt: 232<br />

Steinba<strong>ch</strong>, Peter: 62, 98, 99,<br />

107, 112<br />

stern: 248<br />

Steuben, Friedri<strong>ch</strong> Wilhelm<br />

von: 375<br />

Stingl, Josef: 258<br />

Stockhammer, Peter: 39<br />

Stolz, Arbeitsri<strong>ch</strong>terin: 250<br />

Strauß, Fr<strong>an</strong>z-Josef: 15, 19,<br />

231, 258<br />

Strauß, Mari<strong>an</strong>ne: 231<br />

Stuparek: 219<br />

Stuttgarter Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten: 94,<br />

292, 294, 299<br />

Stuttgarter Zeitung: 290,<br />

291, 296<br />

Süddeuts<strong>ch</strong>e Zeitung: 94,<br />

204, 289, 295, 296<br />

Süddeuts<strong>ch</strong>er Rundfunk:<br />

290, 293, 294<br />

Südwestfunk: 290, 294<br />

Sunday Telegraph: 298,<br />

299, 300, 315, 316, 318,<br />

319, 322, 323, 329, 337,<br />

353<br />

Süßmuth, Rita: 23<br />

Svenska Dagbladet: 305<br />

— T —<br />

tageszeitung: 94, 288<br />

Terré, Fr<strong>an</strong>çois: 129<br />

Tes<strong>ch</strong>ner, Sus<strong>an</strong>ne: 232<br />

The Independent: 385, 409<br />

Theresa, Mutter: 127<br />

Thion, Serge: 242<br />

Thomas-Dehler-Stiftung:<br />

86, 245<br />

Tiedem<strong>an</strong>n, Herbert: 121<br />

Toben, Fredrick: 193, 357<br />

Topits<strong>ch</strong>, Ernst: 392<br />

Trittin, Jürgen: 403<br />

Tu<strong>ch</strong>olsky, Kurt: 392<br />

— U —<br />

Ullstein-L<strong>an</strong>gen Müller: 41<br />

Universität Bielefeld: 393<br />

Personenverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Universität der Bundeswehr,<br />

Mün<strong>ch</strong>en: 396<br />

Universität Göttingen: 389<br />

Universität Köln: 44<br />

Universität Münster: 392,<br />

393<br />

Universität Stuttgart: 250,<br />

251<br />

Universität Tel Aviv: 261,<br />

300, 354<br />

Us<strong>ch</strong>kujnik, B.: 242<br />

— V —<br />

Verbeke, Herbert: 237, 238<br />

Verbeke, Siegfried: 238<br />

Verein Deuts<strong>ch</strong>er<br />

Studenten, VDSt: 20<br />

Verfassungss<strong>ch</strong>utz: 144,<br />

172, 174, 185, 241, 256,<br />

295, 355, 398, 399<br />

Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>t Köln:<br />

175<br />

Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

Stuttgart: 251<br />

Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>tshof<br />

Baden-Württemberg: 251<br />

Vidal-Naquet, Pierre: 129<br />

Vierteljahreshefte für freie<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung: 13,<br />

238, 239, 243, 298, 299,<br />

336, 361<br />

Vogt, Arthur: 39, 242<br />

Voltaire: 110, 417<br />

von Hase & Köhler: 41<br />

— W —<br />

Waffen-SS: 56, 68, 83, 418<br />

Wahl, Max: 38, 40<br />

Walendy, Udo: 186, 357,<br />

397, 398<br />

Walser, Martin: 283<br />

Weber, Mark: 279, 301<br />

Weckert, Ingrid: 122, 242<br />

Wegner, Werner: 86, 87,<br />

108, 247<br />

Wehrma<strong>ch</strong>t: 35, 56, 67, 68,<br />

120, 393, 394, 418<br />

Weizsäcker, Ri<strong>ch</strong>ard von:<br />

220, 402<br />

427


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Wellers, Georges: 108<br />

Welt am Sonntag: 94<br />

Weltwo<strong>ch</strong>e: 100<br />

Werner, Steffen: 243<br />

Westdeuts<strong>ch</strong>er Rundfunk:<br />

44<br />

Westra, H<strong>an</strong>s: 296<br />

Wetter, Friedri<strong>ch</strong> Kardinal:<br />

258<br />

Wiesbadener Kurier: 283<br />

Wiesel, Elie: 159<br />

Wiesholler, Georg: 304,<br />

305, 306<br />

428<br />

Wissm<strong>an</strong>n, Matthias: 258<br />

Wittkowski, Wolfg<strong>an</strong>g: 361<br />

Witzs<strong>ch</strong>, H<strong>an</strong>s-Jürgen: 357,<br />

395, 396<br />

Wolffsohn, Mi<strong>ch</strong>ael: 231,<br />

396<br />

Woltersdorf, H<strong>an</strong>s Werner:<br />

243<br />

— Z —<br />

Za<strong>ch</strong>er, H<strong>an</strong>ns F.: 248<br />

ZDF-heute: 296<br />

Zentralrat der Juden in<br />

Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d: 217, 248,<br />

250<br />

Zentralrat der Juden in<br />

Engl<strong>an</strong>d: 300, 353<br />

Zentralrat der Juden in<br />

Fr<strong>an</strong>krei<strong>ch</strong>: 128<br />

Zitelm<strong>an</strong>n, Rainer: 75, 76,<br />

77<br />

Zündel, Ernst: 30, 42, 163<br />

Zwerenz, Winfried: 246


<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>: Vorlesungen über den Holocaust. Strittige Fragen im Kreuzverhör<br />

Seit 1992 hält <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> Vorlesungen zum Holocaust. Dies ist eine literaris<strong>ch</strong>e<br />

Ausarbeitung dieser Vorlesungen, <strong>an</strong>gerei<strong>ch</strong>ert mit den neuesten Erkenntnissen zu einem<br />

Thema, das die Regierungen per Strafre<strong>ch</strong>t regulieren. Das Bu<strong>ch</strong>es ist ein Dialog zwis<strong>ch</strong>en<br />

dem Referenten, der die wi<strong>ch</strong>tigsten Erkenntnissen darlegt, und den Reaktionen aus dem<br />

Publikum mit kritis<strong>ch</strong>en Einwänden und Gegenargumente. Die übli<strong>ch</strong>en moralis<strong>ch</strong>en, politis<strong>ch</strong>en,<br />

und s<strong>ch</strong>einwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Argumente gegen den Revisionismus werden alle<br />

<strong>an</strong>geführt und gekonnt widerlegt. Dieses Bu<strong>ch</strong> ist daher ein Kompendium von Antworten<br />

auf die wi<strong>ch</strong>tigsten Fragen zum Holocaust. Mit über tausend Quellenverweisen ist dieses<br />

lei<strong>ch</strong>t verständli<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong> die beste Einführung in dieses br<strong>an</strong>dheiße Tabuthema sowohl für<br />

den interessierten Laien wie au<strong>ch</strong> für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsliebhaber.<br />

576 S., A5 pb., s/w ill., Bibl., Index: €30.-*<br />

<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>: Aus<strong>ch</strong>witz-Lügen. Legenden, Lügen, Vorurteile<br />

“Das Institut für Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hat den Leu<strong>ch</strong>ter-Beri<strong>ch</strong>t widerlegt” – das ist eine Lüge.<br />

“J.-C. Pressac und W. Wegner haben die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Argumente der Revisionisten widerlegt”<br />

– weder Pressac no<strong>ch</strong> Wegner argumentierten je te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>. “Die Deuts<strong>ch</strong>e Presse-Agentur hat<br />

eine Expertenmeinung publiziert, die die Untersu<strong>ch</strong>ungen G. <strong>Rudolf</strong>s als unhaltbar entlarvt”<br />

– die dpa hat diese Meldung erfunden. “Die Chemiker Dr. Green und Dr. Bailer haben die<br />

<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Argumente der Revisionisten widerlegt” – Dr. Bailer und Green sind unehrli<strong>ch</strong>e<br />

Stümper. “J<strong>an</strong> Markiewicz wies na<strong>ch</strong>, daß Zyklon B in den Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz<br />

eingesetzt wurde” – Markiewicz hat seine Ergebnisse gefäls<strong>ch</strong>t. “Prof. v<strong>an</strong> Pelt bewies die<br />

Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz” – er wiederholte alle Fehler und Lügen seiner Vorgänger.<br />

Diese und <strong>an</strong>dere Unwahrheiten werden in diesem Bu<strong>ch</strong> aufgegriffen und als das entlarvt, was sie sind:<br />

politis<strong>ch</strong>e Lügen, die ges<strong>ch</strong>affen wurden, um dissidente Historiker zu verteufeln und das g<strong>an</strong>ze deuts<strong>ch</strong>e Volk<br />

in bedingungsloser Holocaust-Kne<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>aft zu halten.<br />

384 S., A5 pb., s/w ill., Index: €25.-*<br />

Ernst Gauss (Hg.): Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

“Es gibt zur Zeit kein <strong>an</strong>deres Bu<strong>ch</strong>, das dem Leser ein derart breit gefä<strong>ch</strong>ertes Wissen<br />

[…] zu [diesem] ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Thema vermittelt […].” —Prof. Dr. Arthur R. Butz, USA<br />

“M<strong>an</strong><strong>ch</strong>es in den vers<strong>ch</strong>iedenen Einzelbeiträgen wirkt dur<strong>ch</strong>aus überzeugend.”<br />

—Historiker Dr. Joa<strong>ch</strong>im Hoffm<strong>an</strong>n<br />

Grundlagen zur Zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist der Sammelb<strong>an</strong>d, der der Holocaust-Orthodoxie<br />

einen S<strong>ch</strong>lag versetzte, von dem sie si<strong>ch</strong> nie mehr erholte. Grundlagen enthält die Beiträge<br />

von über einem Dutzend Fors<strong>ch</strong>ern, die die herkömmli<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über die<br />

“Gaskammern,” die “6 Millionen,” die Na<strong>ch</strong>kriegstribunale und die <strong>an</strong>deren Bausteine<br />

der Verni<strong>ch</strong>tungslegende sorgfältig, präzise und methodis<strong>ch</strong> einer verni<strong>ch</strong>tenden Analyse unterziehen. Mit<br />

seinen zahlrei<strong>ch</strong>en Grafi ken, Diagrammen und Abbildungen unterstrei<strong>ch</strong>en die wohlfundierten Beiträge ihre<br />

revisionistis<strong>ch</strong>en Argumente gegen den Holocaust-Mythos. Dies ist das Bu<strong>ch</strong>, das jeder gelesen haben muß,<br />

der zum Holocaust Kritis<strong>ch</strong>es lesen will.<br />

415 S. gb., A4, teilw. farbig ill., Index, €35.-*<br />

Best.-Nr. 43: <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong>: Das <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten über die Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz<br />

Der US-Hinri<strong>ch</strong>tungsexperte Fred Leu<strong>ch</strong>ter verfaßte 1988 in aller Eile ein Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>ten<br />

über die Gaskammern von Aus<strong>ch</strong>witz. Fazit: “Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> unmögli<strong>ch</strong>.” Dadur<strong>ch</strong> zutiefst<br />

verunsi<strong>ch</strong>ert ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> 1991 der damals am Max-Pl<strong>an</strong>k-Institut für Festkörperfors<strong>ch</strong>ung<br />

in Stuttgart promovierende deuts<strong>ch</strong>e Diplom-Chemiker <strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> in seiner Freizeit<br />

dar<strong>an</strong>, in einer tiefgehenden Studie zu prüfen, ob Leu<strong>ch</strong>ter re<strong>ch</strong>t hat oder ni<strong>ch</strong>t. Dies ist eine<br />

erweiterte und aktualisierte Neuausgabe der Ergebnisse von <strong>Rudolf</strong>s <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

und ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen, die Leu<strong>ch</strong>ters Untersu<strong>ch</strong>ungen auf si<strong>ch</strong>ere<br />

Grundlagen stellen und im vollen Umf<strong>an</strong>g bestätigen: Die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Gaskammern von<br />

Aus<strong>ch</strong>witz können ni<strong>ch</strong>t wie bezeugt existiert haben.<br />

“Diese wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Analysen sind perfekt.” H. Westra, Anne-Fr<strong>an</strong>k-Foundation<br />

“diese[r] Beri<strong>ch</strong>t […] muß als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> <strong>an</strong>nehmbar bezei<strong>ch</strong>net werden.” —Prof.<br />

Dr. Henri Ramuz, Geri<strong>ch</strong>tsguta<strong>ch</strong>ten zum <strong>Rudolf</strong> Guta<strong>ch</strong>ten<br />

240 S. gebunden, A5, teilw. farbig ill., €20.-*<br />

Bestellungen: Tel.: USA: +1-773-7691121; Fax: D: +49-711-5089053; GB: +44-8701-387263; USA: +1-413-7785749<br />

Post: Castle Hill Publishers: GB: PO Box 118, Hastings, TN34 3ZQ; USA: PO Box 257768, Chicago, IL 60625; online: www.vho.org/store


Jürgen Graf: Riese auf tönernen Füßen. Raul Hilberg und sein Werk über den „Holocaust“<br />

Diese hervorragende kurze Studie ist eine gnadenlose Demolierung der zentralen<br />

Behauptungen der Holocaust-These dur<strong>ch</strong> eine kritis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung von Raul Hilbergs<br />

k<strong>an</strong>onis<strong>ch</strong>em Werk Die Verni<strong>ch</strong>tung der europäis<strong>ch</strong>en Juden. Graf konzentriert si<strong>ch</strong> auf<br />

jene Seiten in Die Verni<strong>ch</strong>tung, die direkt vom Pl<strong>an</strong>, Programm, von den Methoden und den<br />

numeris<strong>ch</strong>en Resultaten des <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en NS-Massenmords <strong>an</strong> den Juden h<strong>an</strong>deln. Graf legt<br />

die S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en und Absurditäten von Hilbergs besten “Beweisen” für ein Verni<strong>ch</strong>tungsprogramm,<br />

für Gaskammern und für die behaupteten 6 Mio. Opfer s<strong>ch</strong>onungslos offen.<br />

Auf umwerfend lustige Art verni<strong>ch</strong>tet dieses Bu<strong>ch</strong> Hilbergs jämmerli<strong>ch</strong>en Versu<strong>ch</strong>,<br />

Massenvergasungen und -kremierungen in Aus<strong>ch</strong>witz und Treblinka zu beweisen. Seine<br />

fokussierte Kürze ma<strong>ch</strong>t das Bu<strong>ch</strong> zu einer exzellenten Einführung in den Revisionismus.<br />

160 S. pb, A5, ill., Bibl., Index, €10.-*<br />

J. Graf, C. Mattogno: Das KL Stutthof und seine Funktion in der NS-Judenpolitik<br />

Das Konzentrationslager Stutt hof (Westpreußen) ist von westli<strong>ch</strong>en Historikern niemals<br />

untersu<strong>ch</strong>t worden. Bisher gab es nur polnis<strong>ch</strong>-kommunistis<strong>ch</strong>e Werke, die mit Vorsi<strong>ch</strong>t zu<br />

genießen sind. Dieser Literatur zufolge war Stutthof ein “Hilfsverni<strong>ch</strong>tungslager.”<br />

Graf und Mattogno haben diese These untersu<strong>ch</strong>t, indem sie polnis<strong>ch</strong>e Literatur sowie<br />

Dokumente aus russis<strong>ch</strong>en, polnis<strong>ch</strong>en und holländis<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>iven <strong>an</strong>alysierten, wobei<br />

sie den Deportationen na<strong>ch</strong> Stutthof im Jahre 1944 besondere Bea<strong>ch</strong>tung s<strong>ch</strong>enkten. Die<br />

Autoren beweisen, daß Stutthof kein “Hilfs-” oder <strong>an</strong>derweitiges Verni<strong>ch</strong>tungslager war.<br />

Der als Gaskammer bezei<strong>ch</strong>nete Raum war ledigli<strong>ch</strong> eine Entlausungskammer. KL Stutthof<br />

wirft au<strong>ch</strong> Li<strong>ch</strong>t auf das S<strong>ch</strong>icksal von Gef<strong>an</strong>genen, die na<strong>ch</strong> Aus<strong>ch</strong>witz deportiert, dort<br />

aber nie registriert wurden. Dies ist ein Meilenstein der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung, den kein<br />

ernsthafter Historiker ignorieren k<strong>an</strong>n.<br />

144 S. pb, A5, z.T. farbig ill., Bibl., Index, €10.-*<br />

Jürgen Graf, Carlo Mattogno: KL Majd<strong>an</strong>ek. Eine historis<strong>ch</strong>e und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Studie<br />

Im in Zentralpolen gelegenen KL Lublin-Majd<strong>an</strong>ek sollen im 2. Weltkrieg je na<strong>ch</strong> Quelle<br />

zwis<strong>ch</strong>en 50.000 und über 1. Mio. Mens<strong>ch</strong>en umgekommen sein. Vor Ers<strong>ch</strong>einen dieses<br />

Bu<strong>ch</strong>es gab es über Majd<strong>an</strong>ek nur ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Werke, die unter dem polnis<strong>ch</strong>-kommunistis<strong>ch</strong>e<br />

Regime verfaßt worden waren. Diese klaffende Fors<strong>ch</strong>ungslücke wurde von<br />

Graf und Mattogno ges<strong>ch</strong>lossen. Basierend auf ers<strong>ch</strong>öpfender Analyse von Primärquellen<br />

und materiellen Spuren des vormaligen Lagers versetzt dieses Bu<strong>ch</strong> der Lüge von Mens<strong>ch</strong>envergasungen<br />

in Majd<strong>an</strong>ek den Todesstoß. Die Autoren kommen zu eindeutigen und<br />

s<strong>ch</strong>onungslosen S<strong>ch</strong>lußfolgerungen zur wirkli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Bedeutung des Lagers,<br />

die die offi zielle These zerstören, ohne die vielen Mißh<strong>an</strong>dlungen zu ents<strong>ch</strong>uldigen, die von<br />

Majd<strong>an</strong>eks SS-Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zugelassen wurden. Graf und Mattogno s<strong>ch</strong>ufen<br />

damit erneut eine sorgfältig re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>iertes, methodis<strong>ch</strong>es Werk, das einen hohen St<strong>an</strong>dard setzt.<br />

325 S. pb, A5, z.T. farbig ill., Bibl., Index, €25.-*<br />

D. Heddesheimer: Der Erste Holocaust. Jüdis<strong>ch</strong>e Spendenkampagnen mit Holocaust-Behauptungen<br />

im 1. Weltkrieg und d<strong>an</strong>a<strong>ch</strong>.<br />

Se<strong>ch</strong>s Millionen Juden von Holocaust bedroht: Dies behaupteten Medien wie die New<br />

York Times – aber s<strong>ch</strong>on 1919! Don Heddesheimers fundiertes Bu<strong>ch</strong> Der Erste Holocaust<br />

dokumentiert die Propag<strong>an</strong>da na<strong>ch</strong> dem Ersten Weltkrieg, die behauptete, das osteuropäis<strong>ch</strong>e<br />

Judentum befände si<strong>ch</strong> am R<strong>an</strong>de der Verni<strong>ch</strong>tung, wobei die mystis<strong>ch</strong>e 6-Mio.-Zahl immer<br />

wieder auftau<strong>ch</strong>te. Diese Propag<strong>an</strong>da wurde benutzt, um für Minderheitenre<strong>ch</strong>te für Juden<br />

in Osteuropa zu werben. Jüdis<strong>ch</strong>e Spendenkampagnen in Amerika bra<strong>ch</strong>ten riesige Summen<br />

unter der Prämisse ein, damit hungernde Juden zu ernähren. Sie wurden jedo<strong>ch</strong> statt dessen<br />

für zionistis<strong>ch</strong>e und kommunistis<strong>ch</strong>e “konstruktive Unternehmen” verwendet.<br />

Der Erste Holocaust ist eine wertvolle Studie der Aktionen amerik<strong>an</strong>is<strong>ch</strong>-jüdis<strong>ch</strong>er<br />

Institutionen <strong>an</strong> einer s<strong>ch</strong>icksalhaften Weggabelung der europäis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, eine<br />

eins<strong>ch</strong>neidende Untersu<strong>ch</strong>ung der s<strong>ch</strong>lau ausgeheckten Kampagne von Greuel- und Verni<strong>ch</strong>tungspropag<strong>an</strong>da<br />

zwei Jahrzehnte vor dem <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Holocaust des Zweiten Weltkrieges – und eine<br />

unverzi<strong>ch</strong>tbare Berei<strong>ch</strong>erung für die Bü<strong>ch</strong>erei jedes Revisionisten.<br />

174 S., A5 pb., ill., Bibl., Index: €10.-<br />

Bestellungen: Tel.: USA: +1-773-7691121; Fax: D: +49-711-5089053; GB: +44-8701-387263; USA: +1-413-7785749<br />

Post: Castle Hill Publishers: GB: PO Box 118, Hastings, TN34 3ZQ; USA: PO Box 257768, Chicago, IL 60625; online: www.vho.org/store


Arthur R. Butz: Der Jahrhundertbetrug<br />

Mit dem ersten Ers<strong>ch</strong>einen von Der Jahrhundertbetrug 1976 wurde der Holocaust-<br />

Revisionismus zu einer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Disziplin. Nur wenige Historiker wären auf<br />

die Idee gekommen, Butz’ brill<strong>an</strong>ten Fors<strong>ch</strong>ungs<strong>an</strong>satz zu wählen: Er konzentriert si<strong>ch</strong> auf<br />

Informationen, die den Alliierten seit l<strong>an</strong>gem über Aus<strong>ch</strong>witz, einem strategis<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigen<br />

St<strong>an</strong>dort der Petro<strong>ch</strong>emie, bek<strong>an</strong>nt waren. Jene Stellen im Jahrundertbetrug, die si<strong>ch</strong> mit dem<br />

Wissen der Alliierten über Aus<strong>ch</strong>witz während des Krieges befassen, haben den orthodoxen<br />

Experten seither arges Kopfzerbre<strong>ch</strong>en bereitet, da sie vergebli<strong>ch</strong> zu erklären versu<strong>ch</strong>ten,<br />

wie derart gig<strong>an</strong>tis<strong>ch</strong>e Massenmorde unbemerkt bleiben konnten. Der Jahrhundertbetrug<br />

bleibt im Zentrum der revisionistis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ung. Er ist sogar in jenen Abs<strong>ch</strong>nitten no<strong>ch</strong><br />

wertvoll, wo neuere Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse zu tieferen Erkenntnissen gel<strong>an</strong>gten. Dies ist ein<br />

Bu<strong>ch</strong>, das ernsthafte Holocaust-Interessierte immer wieder gründli<strong>ch</strong> lesen müssen.<br />

496 S. pb, A5, ill., Bibl., €25.-*<br />

Carlo Mattogno, Jürgen Graf: Treblinka. Verni<strong>ch</strong>tungslager oder Dur<strong>ch</strong>g<strong>an</strong>gslager?<br />

In dem in Ostpolen gelegenen Lager Treblinka sollen zwis<strong>ch</strong>en 1942 und 1943 zwis<strong>ch</strong>en<br />

700.000 und 3 Mio. Mens<strong>ch</strong>en umgebra<strong>ch</strong>t worden sein. Als Mordwaffen werden<br />

behauptet: mobile oder stationäre Gaskammern; verzögernd oder sofort wirkendes Giftgas;<br />

ungelös<strong>ch</strong>ter Kalk; heißer Dampf; elektris<strong>ch</strong>er Strom; Dieselabgase… Die Lei<strong>ch</strong>name der<br />

Opfer sollen auf S<strong>ch</strong>eiterhaufen von der Höhe mehrstöckiger Häuser fast ohne Brennstoff<br />

spurlos verbr<strong>an</strong>nt worden sein. Mattogno und Graf <strong>an</strong>alysieren dieses offi zielle Treblinka-<br />

Bild bezügli<strong>ch</strong> seiner Entstehung, Logik und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Ma<strong>ch</strong>barkeit und weisen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

vieler Dokumente na<strong>ch</strong>, was Treblinka wirkli<strong>ch</strong> war: ein Dur<strong>ch</strong>g<strong>an</strong>gslager.<br />

Selbst alten Revisionismus-Hasen wird vieles in diesem Bu<strong>ch</strong> neu sein, und Grafs <strong>an</strong>regender<br />

S<strong>ch</strong>reibstil gar<strong>an</strong>tiert Lesevergnügen. Aufmunternd sind die originellen Zeugenaussagen<br />

sowie die von Graf und Mattogno gekonnt entlarvten Absurditäten der etablierten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung.<br />

432 S. pb, A5, ill., Bibl., Index, €25.-*<br />

Carlo Mattogno: Beec in Propag<strong>an</strong>da, Zeugenaussagen, ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>er Fors<strong>ch</strong>ung und<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

Zeugen beri<strong>ch</strong>ten, 600.000, wenn ni<strong>ch</strong>t gar bis zu 3 Mio. Juden seien im Lager Beec in<br />

Ostpolen zwis<strong>ch</strong>en Nov. 1941 und Dez. 1942 ermordet worden. Behauptet werden vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Mordmethoden: Dieselgaskammern; ungelös<strong>ch</strong>ter Kalk; Starkstrom; Vakuumkammern.<br />

Die Lei<strong>ch</strong>en seien s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf riesigen S<strong>ch</strong>eiterhaufen spurlos verbr<strong>an</strong>nt worden.<br />

Für jeden, der mit dem Fall Treblinka vertraut ist, klingt dies sehr vertraut. Der Autor<br />

hat si<strong>ch</strong> daher für diese Studie auf Aspekte bes<strong>ch</strong>ränkt, die im Verglei<strong>ch</strong> zu Treblinka neu<br />

sind, verweist sonst aber auf sein Treblinka-Bu<strong>ch</strong> (vgl. Best. Nr. 41, vgl. S. 2). Es wird die<br />

Entstehung des offi ziellen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbildes des Lagers erläutert und einer tiefgehenden<br />

Kritik unterzogen. Im Gegensatz zu Treblinka kam es in Beec Ende der 1990er Jahre zu<br />

ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen, deren Ergebnisse hier dargelegt und <strong>an</strong>alysiert werden.<br />

Diese Resultate widerlegen zusammen mit den absurden Zeugenbehauptungen die These<br />

von einem Verni<strong>ch</strong>tungslager.<br />

ers<strong>ch</strong>eint im Winter 2004/2005, ca. 150 S., A5 pb., ill., Bibl., Index: €12.-*<br />

Carlo Mattogno: Sonderbeh<strong>an</strong>dlung in Aus<strong>ch</strong>witz. Entstehung und Bedeutung eines Begriffs<br />

Begriffe wie “Sonderbeh<strong>an</strong>dlung”, “Sonderaktion” u.a. sollen Tarnwörter für die Tötung<br />

von Häftlingen gewesen sein, wenn sie in deuts<strong>ch</strong>en Dokumenten aus der Kriegszeit auftau<strong>ch</strong>ten.<br />

Aber au<strong>ch</strong> wenn der Begriff “Sonderbeh<strong>an</strong>dlung” in einigen Dokumenten tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

Hinri<strong>ch</strong>tung bedeutete, so war dies denno<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t immer der Fall. Mit diesem Bu<strong>ch</strong> legt<br />

Carlo Mattogno die bisher ausführli<strong>ch</strong>ste Abh<strong>an</strong>dlung zu diesem textli<strong>ch</strong>en Problem vor.<br />

Indem er viele zumeist bisher unbek<strong>an</strong>nte Dokumente über Aus<strong>ch</strong>witz untersu<strong>ch</strong>t, weist<br />

Mattogno na<strong>ch</strong>, daß Begriffe, die mit “Sonder-” <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, zwar vielerlei Bedeutung hatten,<br />

die jedo<strong>ch</strong> in Bezug auf Aus<strong>ch</strong>witz in keinen einzigen Fall etwas mit Tötungen zu tun hatten.<br />

Diese wi<strong>ch</strong>tige Studie beweist, daß die übli<strong>ch</strong>e Praxis der Entzifferung einer <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en<br />

Tarnspra<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> die Zuweisung krimineller Inhalte für harmlose Worte – eine S<strong>ch</strong>lüsselkomponente<br />

der etablierten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung – völlig unhaltbar ist.<br />

160 S., A5 pb., s/w ill., Bibl., Index: €15.-*<br />

Bestellungen: Tel.: USA: +1-773-7691121; Fax: D: +49-711-5089053; GB: +44-8701-387263; USA: +1-413-7785749<br />

Post: Castle Hill Publishers: GB: PO Box 118, Hastings, TN34 3ZQ; USA: PO Box 257768, Chicago, IL 60625; online: www.vho.org/store


Walter N. S<strong>an</strong>ning: Die Aufl ösung des osteuropäis<strong>ch</strong>en Judentums<br />

Wo sind die Juden Osteuropas geblieben? Wie viele Juden wurden Opfer der nationalsozialistis<strong>ch</strong>en<br />

Judenverfolgung? Walter N. S<strong>an</strong>ning stützt si<strong>ch</strong> auf die Ergebnisse von<br />

Volkszählungen und <strong>an</strong>deren Beri<strong>ch</strong>te, die er fast auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> alliierten und jüdis<strong>ch</strong>en<br />

Quellen entnommen hat. In seiner Gesamtbil<strong>an</strong>z kommt er <strong>an</strong>nähernd auf 750.000 jüdis<strong>ch</strong>e<br />

Vers<strong>ch</strong>ollene während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Dieses Bu<strong>ch</strong> war eine revisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Herausforderung, auf die die etablierte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung bis heute nur eine Antwort<br />

hat: tots<strong>ch</strong>weigen. Au<strong>ch</strong> das einzige Werk der Gegenseite zur Frage der Opferzahlen der<br />

Juden während des Zweiten Weltkriegs (Wolfg<strong>an</strong>g Benz (Hg.), Dimension des Völkermords,<br />

Oldenbourg, Mün<strong>ch</strong>en 1991) vers<strong>ch</strong>weigt die Argumente dieses Klassikers und umgeht die<br />

darin aufgezeigten Argumente. Dieses Bu<strong>ch</strong> ist womögli<strong>ch</strong> eines der wi<strong>ch</strong>tigsten jemals<br />

verfaßten revisionistis<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>er überhaupt.<br />

320 S. pb, A5, Bibl., Index, €20.-<br />

Wilhelm Stägli<strong>ch</strong>: Der Aus<strong>ch</strong>witz-Mythos. Legende oder Wirkli<strong>ch</strong>keit?<br />

Der promovierte Jurist Wilhelm Stägli<strong>ch</strong> hat als erster und bisher einziger sa<strong>ch</strong>verständiger<br />

Fors<strong>ch</strong>er die Nürnberger Tribunale und den Fr<strong>an</strong>kfurter Aus<strong>ch</strong>witz-Prozeß einer kritis<strong>ch</strong>juristis<strong>ch</strong>en<br />

Analyse unterzogen. Seine Ergebnisse vers<strong>ch</strong>lagen dem Leser ein ums <strong>an</strong>dere<br />

Mal den Atem <strong>an</strong>gesi<strong>ch</strong>ts der unvorstellbar sk<strong>an</strong>dalösen Art, mit der die alliierte Siegerjustiz<br />

und die bundesdeuts<strong>ch</strong>en Strafbehörden das Re<strong>ch</strong>t beugten und bra<strong>ch</strong>en, um zu politis<strong>ch</strong><br />

vorgegebenen Ergebnissen zu kommen. Dies ist wahrli<strong>ch</strong> ein Augenöffner für all jene,<br />

die meinen, der Holocaust sei do<strong>ch</strong> in etli<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>tstaatli<strong>ch</strong>en Strafverfahren hieb- und<br />

sti<strong>ch</strong>fest na<strong>ch</strong>gewiesen worden. Da das Bu<strong>ch</strong> einen ungeheuren Erfolg hatte und ni<strong>ch</strong>t zu<br />

entkräften war, wurde es in Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>d verboten und verbr<strong>an</strong>nt. Der Deuts<strong>ch</strong>e Bundestag<br />

vers<strong>ch</strong>ärfte aufgrund der dur<strong>ch</strong> dieses Bu<strong>ch</strong> ausgelösten Diskussion 1985 die Strafgesetze<br />

(Lex Stägli<strong>ch</strong>). Na<strong>ch</strong>druck der Erstaufl age von 1979.<br />

498 S. pb, A5, Bibl., Index, €24.-*<br />

Jürgen Graf: Aus<strong>ch</strong>witz. Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust<br />

50 Jahre hat es gedauert, bis das erste wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> kritis<strong>ch</strong>e Kompendium von<br />

Zeugenaussagen über die <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Judenverni<strong>ch</strong>tung im Konzentrationslager Aus<strong>ch</strong>witz<br />

ers<strong>ch</strong>ien. Für das vorliegenden Werk hat Jürgen Graf die Aussagen so berühmter Zeugen<br />

<strong>an</strong>alysiert wie: <strong>Rudolf</strong> Vrba, Jerzy Tabeau, Claude Vaill<strong>an</strong>t-Couturier, <strong>Rudolf</strong> Höß, Salmen<br />

Lewenthal, Alter Feinsilber, Szlama Dragon, Henryk Tauber, Mi<strong>ch</strong>al Kula, Filip Müller,<br />

Maurice Benroubi, Fr<strong>an</strong>ke Griks<strong>ch</strong>, Pery Broad, Joh<strong>an</strong>n Paul Kremer, André Letti<strong>ch</strong>, Charles<br />

S. Bendel, Miklos Nyiszli, Olga Lengyel, Ri<strong>ch</strong>ard Böck, Elie Wiesel... Graf gibt die<br />

für seine Analyse auss<strong>ch</strong>laggebenden Passagen dieser Aussagen wieder, die si<strong>ch</strong> auf die<br />

<strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>e Massenverni<strong>ch</strong>tung in Aus<strong>ch</strong>witz beziehen, und unterzieht sie einer fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>ten<br />

kritis<strong>ch</strong>en Analyse. Das Ergebnis ist ers<strong>ch</strong>ütternd: Keine der Aussagen k<strong>an</strong>n bezügli<strong>ch</strong><br />

der darin enthaltenen Gaskammer-Behauptungen als glaubhaft eingestuft werden. Do<strong>ch</strong><br />

urteilen Sie selbst.<br />

280 S. pb, A5, Bibl., Index, €20.-*<br />

In Bearbeitung:<br />

Carlo Mattogno, Die Zentralbauleitung von Aus<strong>ch</strong>witz (ca. 200 S.)<br />

Basierend auf Dokumenten aus Moskauer Ar<strong>ch</strong>iven bes<strong>ch</strong>reibt diese Studie die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Org<strong>an</strong>isation,<br />

Aufgaben und Verfahrensweisen der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Aus<strong>ch</strong>witz. Sie vermittelt ein<br />

tiefgehendes Verständnis dieses Büros, das für Pl<strong>an</strong>ung und Bau des Lagers Aus<strong>ch</strong>witz ver<strong>an</strong>twortli<strong>ch</strong> war.<br />

Carlo Mattogno, Die Bunker von Aus<strong>ch</strong>witz. Greuelpropag<strong>an</strong>da versus Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te (ca. 260 S.)<br />

Die sogen<strong>an</strong>nten “Bunker” sollen die ersten Gaskammern in Aus<strong>ch</strong>witz gewesen sein, die speziell für diese<br />

Aufgabe erri<strong>ch</strong>tet wurden. Anh<strong>an</strong>d der Lagerakten wird gezeigt, daß diese “Bunker” niemals existierten, wie<br />

die Gerü<strong>ch</strong>te um sie entst<strong>an</strong>den und wie dies von Historikern zu “Wirkli<strong>ch</strong>keit” umgew<strong>an</strong>delt wurde.<br />

Carlo Mattogno, Aus<strong>ch</strong>witz: Die erste Vergasung. Gerü<strong>ch</strong>t und Wirkli<strong>ch</strong>keit (ca. 180 S.)<br />

Die erste Vergasung in Aus<strong>ch</strong>witz soll 1941 stattgefunden haben. Die Beri<strong>ch</strong>te davon sind der Prototyp für<br />

alle späteren Beri<strong>ch</strong>te. Diese Studie untersu<strong>ch</strong>t die Quellen dieses <strong>an</strong>gebli<strong>ch</strong>en Ereignisses und zeigt, daß sie<br />

si<strong>ch</strong> völlig widerspre<strong>ch</strong>en. Dokumente versetzen der Mär von der ersten Vergasung den Todesstoß.<br />

Bestellungen: Tel.: USA: +1-773-7691121; Fax: D: +49-711-5089053; GB: +44-8701-387263; USA: +1-413-7785749<br />

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