Alexander in Babylon - Igelity
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Regung des Innern beseelt, bl<strong>in</strong>zelten sie bald matt vor sich<br />
h<strong>in</strong>, bald h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong> den Himmel. Die Nacht war kühl und<br />
wurde kalt, das Getöse des Lagers verrauschte. Mit jeder<br />
neuen Nachtwache trat e<strong>in</strong> anderer <strong>in</strong> die Mitte des Raums.<br />
Der Palmstab wurde gerichtet, die Wasseruhr lief ihren Gang.<br />
Wolken zogen über den Himmel wie lange schwarze Män-<br />
tel. Der Königsstern lohte dunkelrot wie e<strong>in</strong> Blutstropfen.<br />
Aber noch andre D<strong>in</strong>ge als das Werden und Ine<strong>in</strong>an-<br />
dergreifen der kle<strong>in</strong>en Menschenschicksale wußten die<br />
Chaldäer vom Firmament zu lesen. Sie ahnten glühende<br />
Welten dort oben, sie ahnten im zwiegespaltenen Bogen<br />
der Milchstraße, dem Abbild von Euphrat und Tigris, mehr<br />
als den blassen Nebelstreif, den das Auge sah. Sie verfolg-<br />
ten Bewegung um Bewegung, und das Tote ward lebendig,<br />
das Kle<strong>in</strong>e ungeheuer. In mancher Nacht konnten sie die<br />
drückende Fessel des Irdischen abstreifen, ohne die Erde<br />
zu verlassen, die Maske des Aberglaubens fortwerfen, und<br />
ihr Herz, erfüllt von der Weltenstille des Sternenraumes,<br />
fürchtete nicht mehr die niedern Dämonen, denen sie zu<br />
<strong>Babylon</strong> willig dienten.<br />
Am Morgen gaben sie <strong>Alexander</strong>s Boten die Auskunft,<br />
er möge nicht <strong>in</strong> <strong>Babylon</strong> e<strong>in</strong>ziehen, zum wenigsten möge<br />
er warten, bis der Monat Ululu vorüber sei. Wolle er aber<br />
dennoch den Gestirnen Trotz bieten, so möge er beim E<strong>in</strong>zug<br />
gegen Morgen schauen, durch das Tor des Westens gehen<br />
und im Haus des glänzenden Berges beten, im Tempel<br />
der Gött<strong>in</strong> Gula.