Heimat-Rundblick 103

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Vor 100 Jahren ... <strong>Heimat</strong>rückblick: Presseberichte von Oktober bis Dezember 1912 Wie sich doch die Berichte in der Presse damals und heute unterscheiden! Auch in den Texten der letzten drei Monate des Jahres 1912 verraten Stil und Inhalte ein weiteres Mal einiges von der Einstellung der Menschen zu den Ereignissen des täglichen Lebens. Wieder einmal erfährt der heutige Leser, wie die Rolle der Tiere in der Nähe der Menschen damals eingeschätzt wurde. Emotional und engagiert belehrend nehmen Redakteure Stellung, wenn auch recht unterschiedlich in ihrer Einschätzung. So z.B. steht den bewegenden Beiträgen zu leidenden Tieren einige Tage später eine Aufforderung gegenüber, die „überproduzierten jungen Hündlein und Kätzchen“ doch zu töten, um ihnen eine „jammervolle Zukunft“ zu ersparen. Ergänzt wird dieses sogar noch durch eine entsprechende Anleitung dazu. Auf die Wiedergabe dieses Textes wird deshalb aus gutem Grund verzichtet. Über die Rolle der Mutter und Hausfrau in der Gesellschaft und die Vorbereitung heranwachsender Mädchen auf diese mag sich der heutige Leser wundern. Aber in jener Zeit, als die Frauen noch kein Wahlrecht besaßen und Studentinnen an Universitäten nur seltene Ausnahmen bildeten, kannte die Zukunft der meisten Mädchen nur ein Ziel: Hausfrau und Mutter zu werden. Der entsprechende Beitrag aus Fischerhude zu diesem Thema beinhaltet denn auch beispielhaft typische Klischees aus der Zeit vor 100 Jahren… Von Zuchttieren und Zugtieren Mittelbauer. „ Einen Verlust erlitt der Landwirt O. hierselbst, indem ihm eine tragende Stute durch Tragbeutelentzündung einging. Da das Tier jedoch bei der Stutenversicherungskasse St. Jürgen versichert war, so wird der Schaden mit drei Viertel 16 des eingeschätzten Wertes durch die Kasse entschädigt.“ Osterholz. „In diesen Tagen wurde die Körung der Ziegenböcke im Kreise Osterholz vorgenommen. Es wurde durchweg gutes Material vorgeführt, so daß von 26 vorgeführten Tieren nur 2 abgekört zu werden brauchten. Durch die Bildung von Ziegenzuchtvereinen in den letzten Jahren ist das Zuchtmaterial bedeutend verbessert. Es werden Tiere herangezogen, die als gute Futterverwerter höchste Nutzleistung bringen. Es ist zu begrüßen, daß die Zuchtvereine immer mehr auf gute Zuchtwahl halten, da hierdurch mit der Zeit mehr und mehr erstklassige Tiere gezogen werden. Den Besitzern wurden bei der Prämiierung als Anerkennung und Ermunterung des Interesses insgesamt 50 Mk. Prämien in Sätzen von 5, 3 und 2 Mk. für das Tier bewilligt.“ Landkreis. „–Wenn ein Hund in der Nacht heult, so hat das seinen Grund. Gehe hin und suche die Ursache zu ergründen – ob er friert, ob er hungrig oder durstig ist, vielleicht ist er gar fest angebunden und er hat den ganzen Tag, ohne auszulaufen, an der Kette gelegen! Wenn ein Hund bellt, so bittet er um etwas! Ach, laß ihn nicht umsonst bitten!“ Landkreis. „(Viehisch bestialisch) Oft kann man in den Zeitungen lesen, da oder dort habe einer was verbrochen und sei dabei geradezu bestialisch vorgegangen. Ähnlich hört und liest man die Ausdrücke: ,Besoffen wie ein Vieh!´ – ,Bis unter das Tier herabgesunken´. Wir müssen aber gegen diese Ausdrucksweise entschieden Einspruch erheben, denn Tiere sind besser als ihr Ruf und in den meisten Fällen jener von Menschen verübten Schandtaten gar nicht fähig. Man blicke nur hin, wie anspruchslos, bescheiden und einfach die Tiere in ihren Bedürfnissen sind, und wie sehr man ihnen Unrecht tut, wenn man von ihnen, die doch als einziges Getränk nur Wasser nehmen, die Redensart braucht ,Besoffen wie ein Vieh!´ . Hier spukt noch die alte Tierverachtung, welche durchaus die Tiere zu ganz untergeordneten Wesen erniedrigen möchte und selbst ihre Tugenden als Laster aufbürdet. Sehr oft kann man auch hören, wie die Fuhrleute von ihren Pferden in häßlichen Ausdrücken sprechen: ,Warte nur, du Aas!´ – oder ,Du verfluchter Schinder!´ Wenn die Menschheit besser werden und wenn es die Tierwelt besser haben will, so müssen vor allem solche garstigen und ganz ungerechten Ausdrücke verschwinden, welche zu roher Behandlung förmlich auffordert. Die Schimpfworte machen die Lebenslage der Tierwelt schlimmer, indem sie diese in ein falsches Licht stellen und die Meinung erwecken, daß Tiere gegenüber den Menschen ganz minderwertige Geschöpfe seien, was sie in Wirklichkeit nicht sind; wie ja oft der treue Hund und das unermüdliche Pferd seine hochmütigen Peiniger an Tugenden übertrifft.“ Scharmbeck. „Beim Auseinanderfahren eines Komposthaufens auf dem Felde fand vorige Woche ein Landwirt von der Loge ein Nest mit jungen Kreuzottern, in dem sich nicht weniger als 33 Tiere von ca. 10 – 12cm Länge befanden. Sämtliche Schlangen konnten getötet werden.“ Mädchen und der Ernst des Lebens Fischerhude. „Es gibt für junge Mädchen wohl kaum ein interessanteres Thema, als das Heiratsthema. In stillen Stunden wird es sich dabei ertappen, wie es schon vom Brautzuge, von eigenem Herd, von schaffender Gattin und Mutter träumte. Und RUNDBLICK Herbst 2012
wenn sich wohl gar schon ein holder Verehrer eingestellt hat, dann läßt sich´s ja prächtig Luftschlösser bauen. Jugend! Doch schon in solchen ersten Liebeständeleien liegt der Lebensernst. Von dem großen Werte der Ehe und der Familie für den Fortbestand unserer Nation sei ganz abgesehen. Es gilt zunächst eine glückliche Ehe selbst zu schaffen und zu erhalten. Und das ist mit Küssen und Lieben auf die Dauer nicht abgetan. Ein trautes Heim, praktische Ordnung in Kisten und Kästen, etwas Gutes und Nahrhaftes auf dem Tische, sparsames Wirtschaften mit den vorhandenen Mitteln sind die Grundbedingungen, worauf sich dauerndes Glück aufbaut. Das wissen unsere jungen Mädchen ganz gut. Es ist oft rührend zu sehen, wie sie sich bemühen, von ihrer Mutter die Küchengeheimnisse, die Geheimnisse der Hauswirtschaft zu erlauschen. Leider aber ist nicht allen dazu Gelegenheit gegeben. Manche Mutter kann bei dem großen Hauswesen mit seiner aufreibenden Tätigkeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend ihrer Tochter nicht die Zeit widmen, die sie ihr wohl widmen möchte. Da ist es denn mit Freuden zu begrüßen, daß die Achimer Kreiswanderhaushaltungsschule dem fühlbaren Bedürfnis abhelfen will, die jungen Mädchen mit den Kenntnissen auszurüsten, die jede angehende Hausfrau wissen muß. Wie überall im Leben, so geht auch hier Theorie und RUNDBLICK Herbst 2012 Praxis Hand in Hand. Daneben wird auch Wert darauf gelegt, daß die bei Mädchen so angenehm berührende Zärtlichkeit bei den einzelnen Maßnahmen zu ihrem Rechte kommt. Der Besuch der Schule wird den Mädchen aus unserer Gegend dadurch erleichtert, daß im Januar ein Vierteljahrs- Kurs beginnen soll. Eine genügende Beteiligung (mindestens 15 Mädchen) ist wohl sicher zu erwarten. Wir verweisen im Übrigen auf die Bekanntmachung im heutigen Inseratenteil.“ Diebe unterwegs! Borgfeld, 25. Okt. „In der letzten Nacht sind bei den Gastwirten Joh. Lührs und H. Kellner (Bahnhof) Einbruchsdiebstähle verübt worden. Die Diebe sind durch die Fenster, die sie von außen durch Herausnahme einer Scheibe öffneten, in die Gaststuben eingedrungen und haben die Tresenkassen geleert. Beim Gastwirt Lührs fielen ihnen etwa 8 Mk., auf dem Bahnhof etwa 30 Mk. in die Hände. Sie müssen sich ziemlich sicher gefühlt haben, denn auf dem Bahnhof haben sie sich auch Bier eingeschenkt und es ausgetrunken. Auch ein Fahrrad, welches ein junger Mann in der Nähe des Pastorenhauses am Weg hingestellt hatte, ist gestohlen worden.“ Fischerhude. „In letzter Zeit wurde unser Ort täglich von einem Dieb heimgesucht. Bald fehlten dem einen Gänse, dem anderen Pferdegeschirre, dem dritten Wagenlaternen, dann wieder Hühner, Enten und sonstige Sachen, die sich in Ställen und Scheunen befanden. In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag ist nun der Dieb gefaßt worden. Es ist ein aus Bredenau- Fischerhude gebürtiger K., jetzt in Hemelingen wohnhaft, der erst vor kurzem aus der Haft entlassen worden ist. Weil das ,Handwerk´ ihm gefiel und auch sehr einträglich war, hat er sich für November gleich eine Monatskarte gekauft. Bei Durchsuchung eines mitgebrachten Sackes fanden die jungen Leute, die ihn wegen Verdachts festhielten, mehrere Wagenlaternen. Nun wurde dem K. eine sofortige exemplarische Strafe zuteil. Am anderen Morgen wurde er dem Achimer Gericht zugeführt.“ Kurz berichtet Wörpedorf. „Die sehr beliebten Lichtschauspiele (lebende Photographien) werden hier am Sonntag im ,Schützenhofe´ gezeigt werden. Es finden nachmittags und abends Vorstellungen statt. Die zur Vorführung kommenden Bilder sind zum Teil humorvoll, zum Teil ernster und auch belehrender Art. Der Besuch der Vorstellungen sei jedem empfohlen.“ Osterholz. „Die Hüttenwirte haben ihre Sommerwirtschaften an der Hamme fast alle verlassen. Es wird jetzt recht unfreundlich an der Hamme, da die Ländereien weit von den Fluten überschwemmt sind. Der Schiffsverkehr wird auch immer weniger und dürfte so ziemlich eingestellt werden, da die Ausfuhrartikel befördert sind. Die Wassermassen, welche mit der Flut heraufkommen, da die Hammeschleusen geöffnet sind, sind den Weiden von Vorteil.“ Osterholz-Scharmbeck. „Die Scharmbecker Gasleitung dürfte mit der Zeit auch durch Osterholz geführt werden. Bereits eine Anzahl der Osterholzer Bewohner nimmt Gas für Kochzwecke. Bei einer Anfrage in Osterholz in einigen Straßen zeigten Bewohner Interesse für Weiterlegung des Leitungsrohrs, denn Gas ist bequem und sauber für Kochzwecke. -In Osterholz wird zur Zeit ein Telegraphenkabel verlegt.“ Pennigbüttel. „Eine Seltenheit, in der die Zahl 12 auch eine Rolle spielt, hat ein hiesiger Einwohner aufzuweisen. Ihm wurde nämlich am 12.12. 12, nachts um 12 Uhr, das 12. Kind geboren, was standesamtlich beglaubigt ist. Dieser Fall wird wohl einzig dastehen und kaum vor Ablauf eines Jahrhunderts wieder vorkommen.“ Grasberg. „Unsere Schule veranstaltet am Montagabend um 5 Uhr in Gemeinschaft mit dem Männergesangverein im Kück´schen Saale eine Weihnachtsfeier. Die Kinder haben dazu, wie im Vorjahre, ein großes Weihnachtsmärchenspiel eingeübt, nämlich König Ringelhaar. Die Mitglieder des Gesamt-Schulverbandes sind zu dieser Feier herzlich eingeladen.“ Peter Richter Quelle: Zeitungsarchiv des <strong>Heimat</strong>vereins Lilienthal 17
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Seite 7 und 8: „…ein Wechsel zwischen Zufall u
Seite 9 und 10: Aussichtsturm „Weidenkorb“: „
Seite 11 und 12: Das Landhaus des Bremer Fischhändl
Seite 13 und 14: Die nicht mehr vorhandenen Gebäude
Seite 15: Inschrift am Kreisheimatmuseum. zun
Seite 19 und 20: Die wechselvolle Geschichte einer F
Seite 21 und 22: Holsten 16 ). In seinem aufs Beste
Seite 23 und 24: Kaplan Diedrich, Pfaffe des Bremer
Seite 25 und 26: und Landkreis die Angebote der Krei
Seite 27 und 28: Die heutige Schlüsseltonne (Aufnah
Seite 29 und 30: Jugendseite Landjugend Schwanewede
Seite 31: Die anonymen Gräber. Die ehemalige

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