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Heimat-Rundblick 103

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Die heutige Schlüsseltonne<br />

(Aufnahme aus dem Jahr 2008)<br />

Ab 1873 wurde zusätzlich zur Schlüsseltonne,<br />

etwa 100 Meter nordwestlich von<br />

ihr, noch eine Spierentonne ausgelegt.<br />

Diese weitere Tonne hatte eine Länge von<br />

13 Metern, wovon etwa 6,5 Meter aus<br />

dem Wasser ragten; ihr größter Durchmesser<br />

betrug 0,85 Meter. Sie war ebenfalls<br />

mit einem schwarzen Teeranstrich versehen<br />

und trug zudem ebenfalls einen<br />

goldfarbenen Schlüssel als Toppzeichen.<br />

Folglich wurde diese Spierentonne als<br />

„Schlüsselspiere“ bezeichnet.<br />

Zu jener Zeit hatte die Schlüsseltonne<br />

eine Gesamtlänge von 6 Metern, auf dem<br />

ein 1,4 Meter hoher ballonförmiger Aufsatz<br />

aus Rohrgeflecht befestigt war, der<br />

wiederum einen 0,87 Meter hohen goldfarbenen<br />

Schlüssel trug. Sie war mit zwei<br />

getrennten Ketten an jeweils einem Stein<br />

verankert, die Ketten waren 36 bzw. 33<br />

Meter lang und das Steingewicht betrug<br />

1.750 bzw. 1.250 Kilogramm. Bei normalen<br />

Strömungsverhältnissen wies die<br />

Tonne einen Neigungswinkel von etwa 80<br />

Dampfschiffe<br />

Von den Anfängen bis zu den<br />

Nostalgiedampfern heute<br />

In diesem Werk von Eberhard Urban<br />

werden die großartigen Dampfschiffe in<br />

ihrer ganzen Vielfalt vorgestellt. Vom<br />

ersten Dampfschiff, das den Atlantik überquerte,<br />

bis hin zu den großen Passagierdampfern,<br />

zeigt dieses Buch auf 144 Seiten<br />

alle Höhepunkte der Dampfschifffahrt.<br />

Dabei wird auch über die legendären Raddampfer,<br />

Frachtdampfer, Auswandererschiffe<br />

und die großen Dampfer der Hapag<br />

Reederei berichtet. Alle Schiffe werden mit<br />

Abbildung vorgestellt und mit wissenswerten<br />

Informationen wie Baujahr, Maschinenleistung,<br />

Werft und Verbleib beschrieben.<br />

RUNDBLICK Herbst 2012<br />

Grad auf. Die schwarz gestrichene Schlüsseltonne<br />

war mit der weißen Aufschrift<br />

„WESER“ versehen. Sie ragte etwa 5 Meter<br />

aus dem Wasser auf und war etwa vier Seemeilen<br />

weit sichtbar.<br />

Als 1874 das Feuerschiff „Weser“ ausgelegt<br />

wurde, verringerte sich zwar die<br />

Bedeutung der Schlüsseltonne, aber sie<br />

diente der Schifffahrt weiterhin als Navigationshilfe<br />

in der Außenweser. Im Jahr 1887<br />

erhielt die im Fahrwasser auf der Steuerbordseite<br />

liegende Tonne gemäß dem<br />

damals eingeführten einheitlichen Markierungssystem<br />

in deutschen Gewässern<br />

einen roten Anstrich. 1939 wurde die<br />

Schlüsseltonne zu Beginn des Zweiten<br />

Weltkriegs aus taktischen Gründen eingezogen.<br />

Nach Kriegsende wurde sie<br />

zunächst nicht wieder eingesetzt; eine<br />

neue Schlüsseltonne in moderner Stahlbauweise<br />

wurde vom inzwischen zuständigen<br />

Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven<br />

erst wieder am 1. September 1964<br />

ausgelegt. Sie erhielt einen rot-schwarzen<br />

Anstrich mit einem stehenden Doppelkreuz<br />

als damals offizielle Kennzeichnung<br />

einer Ansteuerungstonne. Das Seezeichen<br />

wurde außerdem mit einer Laterne ausgestattet,<br />

die mit Propangas betrieben wurde<br />

und ein Gleichtaktfeuer ausstrahlte.<br />

2008 Solarkompaktaufsatz<br />

Seit 1978 ist die Schlüsseltonne nach dem<br />

neuen internationalen System mit einem<br />

rot-weißen Anstrich versehen. 2004 wurde<br />

die wartungsaufwendige Propangasleuchte<br />

durch eine langlebige LED-Leuchte in<br />

Leuchtdioden-Technologie ersetzt, die ihren<br />

Strom mittels Photovoltaik-Technik von<br />

einer Solarstromanlage bezieht. Im Jahr<br />

2008 erhielt die Tonne einen neuen, kubischen<br />

Solarkompaktaufsatz, der an allen vier<br />

Seiten mit der Kennzeichnung „ST“<br />

beschriftet ist. Die genaue geografische<br />

Position der Tonne ist gegenwärtig 53° 55‘<br />

58“ Nord und 7° 58‘ 30“ Ost.<br />

Eine Nachbildung einer historischen<br />

Version der Schlüsseltonne ist Bestandteil<br />

der 2002 eingeweihten Brunnenanlage<br />

„Bugwelle von Bremerhaven“, die sich in<br />

der Innenstadt von Bremerhaven befindet.<br />

Die motivreiche Brunnenanlage wurde<br />

vom Westersteder Bildhauer Norbert Marten<br />

gemeinsam mit der Westersteder Galeristin<br />

und Kunstprojektentwicklerin Christel<br />

Mandos-Feldmann konzipiert und<br />

durch Norbert Marten als Bronzeskulptur<br />

ausgeführt.<br />

Seit mehr als dreihundert Jahren dient<br />

das traditionsreiche Seezeichen in der<br />

Außenweser bereits der Schifffahrt. Als<br />

Toppzeichen trägt die Schlüsseltonne auch<br />

heute noch, nun wieder an einer Stange<br />

befestigt sowie oberhalb eines roten Ballons,<br />

einen goldfarbenen Bremer Schlüssel<br />

– als „äußerster Vorposten Bremens an der<br />

deutschen Nordseeküste“.<br />

Text: Horst Plambeck<br />

Fotos:<br />

(1) Unbekannt (Reproduktion: Edition Temmen,<br />

Bremen) / Wikimedia Commons,<br />

Gemeinfrei/PD-Art, URL: http://commons.wikimedia.org/wiki/Commons:PDART,<br />

(2) Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven<br />

/ Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0,<br />

URL: http://creativecommons.org/licenses/<br />

by-Sa/3.0/legalcode<br />

Quellenangabe:<br />

Rolf Seedorf: „Die Schlüsseltonne – ein Seezeichen<br />

der Weser und der besonderen Art“,<br />

in: „Der Ingenieur – IMSV“, Nr. 1, März<br />

2010, S. 8–12<br />

Curt W. Eichler: „Holzbootsbau“, Heel Verlag,<br />

Königswinter 2004, ISBN 3-89365-788-<br />

6, S. 41 u. 222<br />

Christina Deggim: „Aufgeblasen und Abgerannt.<br />

Seetonnen und Baken in Quellen der<br />

Bremer Handelskammer“, in: Historische<br />

Gesellschaft Bremen (Hrsg.): „Bremisches<br />

Jahrbuch“, Band 79, Bremen 2000, ISSN<br />

0341-9622, S. 73–115<br />

Mit diesem<br />

Buch ist ein interessantesNachschlagewerkentstanden,<br />

welches<br />

auch über die<br />

Schicksale bekannter<br />

Schiffe<br />

wie der „Cap<br />

Arcona“, der<br />

„Lusitania“ und<br />

der „Bremen“ berichtet. Wer mehr über<br />

die große Zeit der Dampfschiffe und die<br />

Gewinner des „Blauen Bandes“ erfahren<br />

möchte, findet mit dieser Lektüre ein Buch,<br />

das auch über heute noch existierende<br />

Dampfschiffe berichtet.<br />

Erschienen im Komet Verlag<br />

ISBN 978-3-89836-812-4<br />

Tim Wöbbeking<br />

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