KrAfT- wErKSbAu dENKT IN GENErATIoNEN Bis die Idee eines neuen Wasserkraftwerks Wirklichkeit wird, vergehen mitunter Jahrzehnte. Von den ersten Überlegungen über die Planung bis zum Baubeginn machen sich unzählige Menschen Gedanken. Nichts wird dem Zufall überlassen. 8 MAGAzIN
verborgen im Berginneren liegt in Gaschurn-Partenen eines der spektakulärsten Wasserkraftwerke Europas und zugleich das modernste Pumpspeicherkraftwerk der Welt: das Kopswerk II. Ein Projekt mit vielen Vätern. Denn bereits seit den sechziger Jahren, im Zuge des Baus von Kopswerk I, existieren Pläne für einen „Zwilling“. reif sei die Zeit für das neue Kraftwerk jedoch erst Anfang des neuen Jahrtausends geworden, berichtet Dr. Ernst Pürer, Leiter des <strong>Illwerke</strong>-Engineering, „als durch geänderte marktbedingungen, vor allem durch den Ausbau der Windkraft, die regelenergie der <strong>Illwerke</strong> auf dem europäischen Strommarkt gefragt war wie selten zuvor.“ ZUKUnfTSPLAnUnG. Bei den <strong>Illwerke</strong>n werden periodisch Überlegungen in Richtung Zukunft angestellt. Etwa im Zehn-Jahres- Rhythmus überprüfen Experten aus den Bereichen Engineering und Energiewirtschaft, ob die zum Teil weit zurückreichenden ‚Masterpläne’ noch zeitgemäß sind. Der technische Fortschritt und veränderte Bedürfnisse des Strommarktes eröffnen dabei mitunter neue Möglichkeiten für die wirtschaftliche Nutzung der Wasserkraft. Das war nicht nur beim Kopswerk II so. Auch mit dem geplanten Bauvorhaben, dem Obervermuntwerk II, reagieren die <strong>Illwerke</strong> auf die steigende Nachfrage nach ausgleichender Regelenergie. Bereits vor 20 Jahren erwog das Energieunternehmen, die Druckrohrleitung vom Silvrettaspeicher zum Obervermuntwerk durch einen unterirdischen Druckschacht zu ersetzen. Im Sinne der Optimierung wurde dann auch die Idee eines zweiten Obervermuntwerks geboren. Bis 2018 soll dieses Projekt in die Tat umgesetzt werden. Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren. Wird eine Projektidee konkret, gilt es laut Dr. Peter Mathis, der dem Bereich Recht und Materialwirtschaft bei illwerke vkw vorsteht, zuallererst zwei wesentliche Punkte zu klären: „Zum einen die Bewilligungsfähigkeit, das heißt, ob das Kraftwerksprojekt im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben des Wasserrechts und den Regelungen zum Natur- und Landschaftsschutz errichtet werden kann, zum anderen aber auch die privatrechtliche Situation.“ Das bedeutet, dass seine Mitarbeiter frühzeitig den Dialog mit den Grundeigentümern suchen, die durch den Kraftwerks- oder Leitungsbau betroffen sind. Ebenso mit touristischen Einrichtungen oder Jagd- und Fischereiberechtigten, die davon berührt werden könnten. „Beim Kopswerk II zum Beispiel“, erinnert sich Mathis, „mussten wir mit weit mehr als 100 Einzelpersonen, Betrieben, Interessengruppen und Vereinigungen ein gutes Einvernehmen finden und ihre Zustimmung zum Projekt erwirken.“ Sobald von dieser Seite grünes Licht kommt, gehen die Wasserkraftspezialisten mit ihren Planungen tiefer ins Detail. „Das Obervermuntwerk II steht gerade kurz vor Abschluss dieser Varianten- und Machbarkeitsstudien“, sagt Ernst Pürer. „Dabei haben wir unter technischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt ökologischen Aspekten untersucht, welche Eigenschaften und welche Leistung das Kraftwerk haben kann.“ Nächstes Ziel sei es, Anfang 2011 das Vorprüfungsverfahren für die Umweltverträglichkeitsprüfung einzuleiten.“ AUf HErZ UnD nIErEn. Die Umweltverträglichkeitsprüfung, kurz UVP genannt, bildet eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für die Bewilligung von Großprojekten. Wer glaubt, dass dabei ausschließlich die Ökologie im Mittelpunkt steht, irrt jedoch. Sinn und Zweck der UVP ist nicht nur, mögliche Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt von vornherein zu vermeiden oder zu verringern, sondern vor allem auch die Bürgerbeteiligung. „Neben den unmittelbar Beteiligten soll die Öffentlichkeit mit eingebunden werden und von der Bedeutung des Projekts überzeugt werden“, erklärt Peter Mathis. „Die UVP bietet damit die Chance, eine große Akzeptanz für das Projekt zu Hi-Tech im Berginneren Nach nur vierjähriger Bauzeit lieferte das Kopswerk II im Herbst 2008 erstmals mit allen drei Maschinen hochwertige Spitzen- und Regelenergie. Ein Film lässt die Entstehung des beeindruckenden <strong>Illwerke</strong>- Kraftwerks nochmals Revue passieren. Zu sehen unter: www.kopswerk2.at MAGAzIN 9