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Unser Leben war in jener<br />
Zeit von Angst geprägt. Für<br />
meinen Mann zählte vor allem<br />
die Arbeit und er strebte immer<br />
nach mehr Anerkennung von<br />
der Gesellschaft, aber hauptsächlich<br />
von seinem Vater. In<br />
diesen Phasen ließ ich Franz<br />
keine Minute aus den Augen,<br />
aus Angst, er könnte sich etwas<br />
antun! Nachts sperrte ich sogar<br />
manchmal die Schlafzimmertüre<br />
zu. Mit meinen Nerven war<br />
ich ziemlich am Ende.<br />
Am 24. Januar 2009 geschah<br />
dann etwas sehr Schreckliches,<br />
das unser Leben veränderte. Es<br />
gab einige Schwierigkeiten im<br />
landwirtschaftlichen Betrieb,<br />
unter anderem auch einen Wasserrohrbruch.<br />
Für meinen Mann<br />
war zu dieser Zeit jedes Problem<br />
eine Katastrophe! Das Leben<br />
hier auf der Erde wurde für ihn<br />
unerträglich. Er sah keinen Sinn<br />
mehr und er hatte keine Kraft<br />
mehr. Franz hatte auch schon einige<br />
Krankenhausaufenthalte in<br />
der Psychiatrie hinter sich, die<br />
aber nur kurzfristig Linderung<br />
und Hilfe brachten. Er wollte<br />
einfach nicht mehr so weiterleben,<br />
seine seelischen Schmerzen<br />
waren zu groß und mit sei-<br />
ner letzten Kraft, während eines<br />
Spaziergangs mit seinem Hund,<br />
schrie er förmlich zu Gott um<br />
Hilfe, obwohl er vorher von Kirche<br />
und Glauben nicht mehr viel<br />
wissen wollte. Aber tief in seinem<br />
Inneren wusste er, dass es<br />
nur einen gab, der ihn hier wieder<br />
herausziehen konnte!<br />
Zum selben Zeitpunkt verspürte<br />
ich eine enorme Unruhe.<br />
Ich wusste: Mit Franz ist etwas<br />
passiert! Ich wusste, er braucht<br />
mich, sofort! Ich fühlte mich<br />
richtig gedrängt schnell zu handeln.<br />
Ich war gerade dabei einen<br />
Kuchen zu backen, als mich dieses<br />
Gefühl nahezu übermannte.<br />
Schnell griff ich zum Telefonhörer<br />
und wählte die Handynummer<br />
von Franz, aber er meldete<br />
sich nicht. Nach mehrmaligen<br />
Versuchen hatte ich dann doch<br />
Erfolg. Ich flehte ihn an mir zu<br />
verraten, wo er sich befindet,<br />
aber er meinte nur: „Mach dir keine<br />
Sorgen, mir geht es soooo gut!“<br />
Aber ich erkannte an seiner<br />
Stimme, dass das nicht wahr<br />
sein konnte! Nach mehrmaligem<br />
Betteln verriet er mir dann doch,<br />
wo er war. Ich lief zum Auto so<br />
schnell ich konnte, vergaß natürlich<br />
in der Aufregung mein Han-<br />
dy und fuhr sofort los zu einem<br />
entlegenen Waldstück. Von weitem<br />
konnte ich ihn nicht genau<br />
erkennen. Also sprang ich so<br />
schnell ich konnte aus dem Auto,<br />
schnappte mir ohne viel darüber<br />
nachzudenken das Taschenmesser,<br />
welches sich im Handschuhfach<br />
befand, und lief auf den<br />
Wald zu. Als ich näher kam, sah<br />
ich meinen geliebten Franz dort<br />
auf dem Baum hängen. Ich dachte<br />
mein Herz bleibt stehen, aber<br />
ich wusste auch, ich muss da um<br />
jeden Preis hinauf! Nebenbei<br />
war ein großer Holzstoß, auf den<br />
kletterte ich mit zittrigen Knien.<br />
Dann nahm ich mein Taschenmesser<br />
und schnitt die Hundeleine<br />
einfach durch. Niemals<br />
werde ich vergessen wie sein, so<br />
schien es mir, lebloser Körper<br />
ca. zwei Meter wie ein schwerer<br />
Sack auf die Erde hinunterfiel.<br />
Aber es gab keine Alternative!<br />
Zittrig und mit starkem<br />
Herzklopfen kletterte ich wieder<br />
hinunter und zog ihn aus<br />
dem Dickicht heraus. Sofort begann<br />
ich mit Mund-zu-Mund-<br />
Beatmung und Herzmassage.<br />
Dann wollte ich den Rettungshubschrauber<br />
rufen und merkte,<br />
dass mein Handy zu Hause<br />
44 45<br />
lag. „Was mach' ich jetzt?“ Zum<br />
nächsten Haus war es fast einen<br />
Kilometer, das nahm zu viel Zeit<br />
in Anspruch.<br />
Plötzlich, wie aus dem Nichts,<br />
kam ein rotes Auto diese eher abgelegene<br />
Straße entlang. Ich hielt<br />
das Fahrzeug an und der Lenker<br />
verständigte sofort den Hubschrauber.<br />
Dann lief ich zurück<br />
zu Franz und beatmete weiter<br />
bis der Notarzt kam. Der Hubschrauber<br />
flog meinen Mann ins<br />
AKH Linz. Aufgrund des Sauerstoffmangels<br />
im Gehirn wurde<br />
er sofort in ein künstliches Koma<br />
versetzt. Keiner konnte mir<br />
sagen, ob er wieder gesund werden<br />
und vor allem ob er Gehirnschäden<br />
davontragen würde.<br />
Nach drei von Angst begleiteten<br />
Tagen wachte er langsam wieder<br />
auf. Sofort erkannte er mich<br />
und meine älteste Tochter. Das<br />
Erste, was er sagte war: „Hab' ich<br />
das wirklich getan, nein!“ Später<br />
sagte er mir: „Es war so, als hätte<br />
das jemand mit mir gemacht,<br />
und ich selbst war nicht in der<br />
Lage mich dagegen zu wehren!“<br />
Heute weiß ich, dass es dämonische<br />
Mächte gibt. Langsam<br />
erholte sich Franz körperlich<br />
wieder, aber seine Seele war im-