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UBS: Ein starkes Zeichen für den Heimmarkt - Publisuisse SA

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trend Connected TV und Hybrid TV<br />

➔ hat der Suchmaschinen-Konzern im Sommer<br />

des vergangenen Jahres auch noch <strong>den</strong><br />

Handy-Hersteller Motorola übernommen.<br />

<strong>Ein</strong>e Akquisition, die angesichts des hohen<br />

Wellengangs im Markt auf der Hand liegt.<br />

Geradezu enorm sind die Erwartungen an<br />

GoogleTV, das nicht mehr und nicht weniger<br />

tun soll, als <strong>den</strong> Konsumenten sicher<br />

und seinen Wünschen entsprechend durch<br />

<strong>den</strong> undurchdringlichen Dschungel von<br />

Content und Tausen<strong>den</strong> von TV-Kanälen zu<br />

führen. Kanäle, die der TV-Kunde dereinst<br />

gemäss seinen Content-Vorlieben konfektionieren<br />

kann. Gleichzeitig baut der bunte<br />

Riese sein soziales Netzwerk Google+ weiter<br />

aus – zum Leidwesen von Facebook.<br />

Social Media meets TV:<br />

Facebooks Potenzial<br />

Viel zu re<strong>den</strong> gibt derzeit auch der<br />

vorgesehene Börsengang von Facebook.<br />

Doch auch alle andern<br />

Pläne des sozialen Netzwerks<br />

sind von hohem Interesse,<br />

beispielsweise <strong>für</strong> die<br />

Broadcaster. Bereits jetzt<br />

haben unzählige Facebook-<br />

User die Angewohnheit,<br />

sich mit ihren Freun<strong>den</strong><br />

über <strong>den</strong> Beitrag auszutauschen,<br />

der gerade ausgestrahlt<br />

wird. Dieses sehr<br />

direkte und ungefilterte<br />

Feedback kann <strong>für</strong> die Sender<br />

von grossem Nutzen<br />

sein. In der Plattform, die<br />

schon jetzt auf TV-Bildschirme<br />

aufgeschaltet wer-<br />

<strong>den</strong> kann, schlummert eini-<br />

ges Potenzial: Allein die Tat-<br />

sache, dass laut Facebook<br />

stets acht Millionen Personen<br />

zur gleichen Zeit über<br />

das Netzwerk miteinander<br />

verbun<strong>den</strong> sind, lässt aufhorchen.<br />

Fakt ist, dass auch die sozialen<br />

Plattformen mit dem TV verschmelzen wer<strong>den</strong><br />

– in <strong>den</strong> U<strong>SA</strong> nennt man diese Entwicklung<br />

«social media meets TV» und das daraus<br />

resultierende Produkt «social TV».<br />

So ganz nebenbei arbeitet Facebook an einem<br />

eigenen Smartphone und sammelt daneben<br />

fleissig Datenmaterial. Facebook kann man<br />

sich dereinst durchaus auch als immensen<br />

Onlineshop – und damit als Konkurrenten<br />

von Amazon – vorstellen. Das Unternehmen<br />

selbst spricht nicht von dieser Businessstrategie,<br />

sondern stellt – getreu dem Slogan<br />

«people first, content after» – seine Mitglieder<br />

in <strong>den</strong> Vordergrund.<br />

Second Screen:<br />

Zwei auf einen Schlag<br />

Die Digital Natives und aktiven Facebooker<br />

(und nicht nur sie) sind heute durchaus in der<br />

Lage, ihre Aufmerksamkeit zur gleichen Zeit<br />

<strong>den</strong> Geschehnissen auf zwei verschie<strong>den</strong>en<br />

Bildschirmen zu schenken. Im Hauptgerät<br />

(TV-Bildschirm) wird ein Fussballspiel übertragen,<br />

und via Smartphone, Laptop oder<br />

Tablet lässt man sich bei seinen Freun<strong>den</strong><br />

über <strong>den</strong> Stürmer aus, der soeben eine<br />

100prozentige Torchance versiebt hat. «Second<br />

screen» nennt sich diese Entwicklung,<br />

hinter der viel mehr steckt als<br />

der vom Konsumenten lancierte<br />

Chat. Beispielsweise lässt sich<br />

mit Screen zwei (dem Smartphone<br />

oder Tablet) bereits<br />

wie mit einer Fernbedienung<br />

das TV-Gerät steuern.<br />

Zusatzinformatio-nen<br />

lassen sich abrufen, und in<br />

Onlineshops können Artikel<br />

gekauft wer<strong>den</strong>, die im<br />

Programm ein Thema sind.<br />

Das Second-Screen-Phänomen<br />

ist in der Schweiz und<br />

in Deutschland bereits<br />

weit verbreitet. Entsprechende<br />

Lösungen haben<br />

grosses Potenzial, wenn<br />

sie die Verknüpfung der<br />

ans Programm gekoppelten<br />

Dienste (Synchronisierung)<br />

und auch genügend<br />

Usability bieten können.<br />

Denn alles, was über die<br />

TV-Fernbedienung oder<br />

<strong>den</strong> Second Screen ausgelöst<br />

wird, ist <strong>für</strong> <strong>den</strong> Nutzer einfacher – die<br />

Gewohnheiten, die vom ausschliesslich linearen<br />

TV-Konsum herrühren, lassen sich so in<br />

die neue Welt hinüberführen.<br />

Die Interaktion zwischen Broadcaster (TV-<br />

Programm) und Zuschauer und unter <strong>den</strong> Zuschauern<br />

selbst eröffnet völlig neue (Werbe-)<br />

Strategien. Auch der Geräteherstellerbranche<br />

bieten sich dadurch neue Absatzmöglichkeiten.<br />

Die Schlacht tobt, und grundsätzlich<br />

gilt das Motto «jeder gegen je<strong>den</strong>». Doch<br />

zwei Ziele haben alle: die Kun<strong>den</strong>bindung<br />

optimieren und Kun<strong>den</strong>daten generieren.<br />

Es geht um viel, nämlich um die Kontrolle<br />

des Zugangs zu <strong>den</strong> digitalen Inhalten in der<br />

Connected-TV-Welt. Der in <strong>den</strong> U<strong>SA</strong> gängige,<br />

martialisch klingende Ausdruck «Great Tech<br />

War of 2012» mag angesichts solcher Szenarien<br />

nieman<strong>den</strong> erstaunen.<br />

Synchronisation zwischen<br />

Show und iPad<br />

Die nächsten Ziele der «Fab Four» aus dem<br />

Silicon Valley sind damit bekannt. Sie unterschei<strong>den</strong><br />

sich kaum von <strong>den</strong> Zielen anderer<br />

Branchenexponenten in <strong>den</strong> U<strong>SA</strong>. Die in Kalifornien<br />

domizilierte tvplus fokussiert beispielsweise<br />

auf die Entwicklungen im Bereich<br />

Second Screen. Derzeit wird mit rund zehn<br />

grossen TV-Anstalten kooperiert, zu deren<br />

Sendungen tvplus die ergänzen<strong>den</strong> Zweitinhalte<br />

entweder selbst produziert oder von <strong>den</strong><br />

Sendern einkauft. Die entsprechen<strong>den</strong> Apps<br />

ermöglichen die direkte Synchronisation zwischen<br />

Show und iPad, so dass der Zuschauer<br />

zu jeder beliebigen Szene auch die richtigen<br />

Zusatzinformationen abrufen kann. Dass die<br />

Werbewirtschaft auch noch die Chance hat,<br />

die passende Werbung zum richtigen Zeitpunkt<br />

zu schalten (kun<strong>den</strong>individuelle Zusatzwerbung),<br />

ist ein weiterer Pluspunkt.<br />

Ziel ist es, durch diese Vermittlung von<br />

Mehrwerten das Zuschauerinteresse an TV-<br />

Die wichtigsten Fachbegriffe<br />

Hybrid TV: Der Überbegriff <strong>für</strong> das Fernsehen<br />

der Zukunft, das sämtliche technischen Möglichkeiten<br />

beinhaltet: Integration von Bild, Text,<br />

Video, Internet (inkl. Social Media) und Interaktivität.<br />

Smart TV: Analoge Bedeutung wie Hybrid TV.<br />

Wird aber von einigen TV-Herstellern <strong>für</strong> ihre<br />

eigenen Lösungen verwendet.<br />

Connected TV: In <strong>den</strong> U<strong>SA</strong> immer mehr<br />

verwendet wie Smart TV oder Hybrid TV, im<br />

deutschen Sprachraum aber der Ausdruck <strong>für</strong><br />

internetfähige TV-Geräte.<br />

HbbTV: «Hybrid broadcast broadband TV» ist<br />

ein Standard, der sich in Europa immer mehr<br />

durchsetzt und bei dem die zusätzlichen Inhalte<br />

teilweise über das lineare TV-Signal und teilweise<br />

über Internet transportiert wer<strong>den</strong>. Insbesondere<br />

in Deutschland und Frankreich haben<br />

zahlreiche Sender bereits Angebote lanciert.<br />

Grosser Vorteil des Standards: Verknüpfung von<br />

linearem Programm mit erweiterten Inhalten.<br />

Übertragungen über einen möglichst langen<br />

Zeitraum hoch zu halten, das Zuschauerverhalten<br />

zu evaluieren und neue Werbeplattformen<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Heikles Gesamtpaket<br />

Integrierte Produktionsfirmen wie Electus<br />

sind Besonderheiten im Markt. Die 2009 gegründete<br />

Firma hat zum Ziel, neue Programme<br />

und Inhalte von A bis Z zu konzipieren. Zu<br />

einem sehr frühen Zeitpunkt in diesem Prozess<br />

wer<strong>den</strong> auch potenzielle Werbekun<strong>den</strong><br />

ins Boot geholt. Was Electus damit auf <strong>den</strong><br />

Markt bringt, ist ein Inhalts-Gesamtpaket,<br />

das nicht mehr nur über die herkömmlichen<br />

Broadcaster verbreitet wer<strong>den</strong> muss, sondern<br />

auch auf digitalen Plattformen wie YouTube<br />

stattfin<strong>den</strong> kann. Als problematisch erweisen<br />

könnten sich dabei die doch sehr fliessen<strong>den</strong><br />

Grenzen zwischen reinen Inhalten und<br />

der Werbung. Das Geschäftsmodell setzt die<br />

Fernsehveranstalter unter massiven Druck.<br />

<strong>Ein</strong>en Druck, <strong>den</strong> auch die Broadcaster in Europa<br />

in absehbarer Zeit zu spüren bekommen<br />

könnten, <strong>den</strong>n Electus liebäugelt mit dem europäischen<br />

Markt.<br />

An vielen Fronten aktiv<br />

<strong>Ein</strong> anderes Unternehmen, Rovi, ist an vielen<br />

Fronten aktiv. Mit der Sammlung, der<br />

Erstellung und dem Vertrieb von Metadaten<br />

zu bestehendem Content will es die Welt<br />

der digitalen Unterhaltung aufmischen und<br />

HBBTV: Die übergeordnete Bezeichnung <strong>für</strong><br />

alle mit dem Programm verknüpften Dienste,<br />

nicht zu verwechseln mit dem technischen<br />

Standard HbbTV.<br />

Eyeball Time: Vor dem TV-Gerät verbrachte<br />

Zeit.<br />

Proprietäres System: <strong>Ein</strong>e gerätespezifische<br />

Technologie (wie beispielsweise das Betriebssystem<br />

iOS, das nur auf Apple-Geräten funktioniert).<br />

Second Screen: Die Bezeichnung da<strong>für</strong>, wenn<br />

ein Zweitgerät (Smart Phone oder Tablet Computer)<br />

parallel zum Fernsehen genutzt wird,<br />

zum Beispiel um an einem Spiel teilzunehmen,<br />

Inhalte zu kommentieren oder weiterführende<br />

Informationen abzurufen, die in Relation zum<br />

am TV gezeigten Programm stehen. Interaktion<br />

mit dem linearen Programm ist möglich.<br />

Connected TV und Hybrid TV trend<br />

steht damit am Anfang und am Ende der<br />

Wertschöpfungskette. Damit ist Rovi vielen<br />

Mitbewerbern um eine Nasenlänge voraus.<br />

Denn die Basisanforderung <strong>für</strong> das Funktionieren<br />

der zunehmend digitalen TV-Welt ist<br />

das Fin<strong>den</strong> der gewünschten Inhalte. Erst<br />

dieses Umfeld ermöglicht eine zielgruppengerechte<br />

Werbung. Und nur damit kann der<br />

massive Ressourceneinsatz <strong>für</strong> die jetzt laufen<strong>den</strong><br />

Entwicklungsarbeiten gerechtfertigt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Ein</strong> klarer Sieger im Wettbewerb um Marktanteile<br />

und Zuschauergunst ist noch nicht<br />

auszumachen. Bereits sind aber grosse Entwicklungen<br />

im Gange – die TV-Gerätehersteller<br />

etwa, die anfangs fast alle mit eigenen<br />

proprietären Systemen starteten, schwenken<br />

langsam auf gemeinsame Lösungen um. Und<br />

eines ist klar: Wem es gelingt, anhand der<br />

gewonnenen Metadaten die Bedürfnisse der<br />

Konsumentinnen und Konsumenten optimal<br />

zu interpretieren, der wird in führender<br />

Position über die Ziellinie gehen. Nicht zu<br />

Unrecht wer<strong>den</strong> diese Daten <strong>den</strong>n auch als<br />

«die geheimen Könige der neuen TV-Welt»<br />

bezeichnet.<br />

Spezielle Situation in der Schweiz<br />

Auch in der Schweiz buhlen zahlreiche Player<br />

um die Vormachtstellung in der neuen TV-<br />

Welt. Die Situation in unserem kleinräumigen<br />

Land mit seinen drei Sprachregionen<br />

unterscheidet sich aber von <strong>den</strong> U<strong>SA</strong>. Speziell<br />

Anbieter, die auf regionalisierten Content angewiesen<br />

sind, stehen hier vor einigen Problemen.<br />

France Télévision, ARD, ZDF, RTL, Sat.1/<br />

Pro7 und viele weitere Sender führen bereits<br />

HbbTV-Angebote. Die SRG versteht unter<br />

Hybrid-TV nicht Portallösungen, sondern<br />

echt mit dem Fernsehprogramm verknüpfte,<br />

ergänzende Inhalte. <strong>Ein</strong>e solche Anwendung<br />

hat – unabhängig von der verwendeten Technologie<br />

– mittel- bis langfristig nicht nur das<br />

Potenzial, <strong>den</strong> heutigen Teletext abzulösen,<br />

sondern darüber hinaus die Attraktivität des<br />

Angebots durch die Verknüpfung von «live»<br />

und «on demand» zu steigern. Die SRG hat<br />

deshalb Hybrid-TV-Projekte gestartet: Die genauen<br />

Zeitpläne wer<strong>den</strong> zur Zeit erstellt. Erste<br />

Services sind im internen Testbetrieb. Weil<br />

immer mehr Hersteller ihre Geräte mit der<br />

HbbTV ausrüsten, kommt auch diese Technologie<br />

in <strong>den</strong> SRG-Pilotprojekten zum <strong>Ein</strong>satz.<br />

Text: Martin Schneider und Stefan Senn.<br />

Illustrationen: tasty.ch.<br />

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impact 1 | März 2012<br />

impact 1 | März 2012<br />

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