Nischenmärkte und Marktnischen 2011
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Stefano Perini<br />
Die Weltwirtschaft befindet<br />
sich nach der Krise mit<br />
Tiefpunkt Mitte 2009 wieder im<br />
Aufschwung. Auch in Südtirol ist<br />
der Trend deutlich zu spüren.<br />
Die Firmen sind optimistisch. Laut<br />
der Konjunkturumfragen des WI-<br />
FO, an denen sich im Februar <strong>und</strong><br />
März über 1000 Unternehmen beteiligt<br />
haben, ist in allen Sektoren<br />
eine steigende Zuversicht zu bemerken“,<br />
betont Stefano Perini, Direktor<br />
des Amtes für Wirtschaftsinformation,<br />
Statistik <strong>und</strong> Preise der<br />
Handelskammer Bozen. In<br />
acht von neun untersuchten<br />
Sektoren sind die Unternehmer<br />
trotz steigender<br />
Rohstoffpreise, schwachem<br />
Wirtschaftswachstum <strong>und</strong><br />
politischer Instabilität in<br />
Italien optimistisch. Anders<br />
zeigt sich die Position der Konsumenten.<br />
Sie üben weiterhin vorsichtige<br />
Zurückhaltung.<br />
In den verschiedenen Branchen wirkte<br />
sich die Wirtschaftskrise in unterschiedlicher<br />
Form <strong>und</strong> Stärke aus.<br />
Vor allem die Bauindustrie sowie<br />
Zulieferer der Autoindustrie haben<br />
harte Zeiten hinter sich. Doch auch<br />
p a g i n i e r u n g<br />
Ist die krise überstanden?<br />
hier zeichnet sich ein Aufwind ab. Die<br />
wenigen Unternehmen, die ihre Angestellten<br />
in die Lohnausgleichskasse<br />
schicken mussten oder auf Kurzarbeit<br />
umgestellt hatten, haben inzwischen<br />
fast vollständig wieder die Produktion<br />
aufgenommen. „Radius“ hörte sich<br />
bei einigen Südtiroler Unternehmen<br />
um <strong>und</strong> sprach über Erwartungen,<br />
Trends <strong>und</strong> dem optimistischen Blick<br />
in die Zukunft:<br />
„krise nicht wirklich gespürt“<br />
Italienweit baut das Südtiroler Unternehmen<br />
Damiani – Holz & Ko AG Holzhäuser.<br />
Durch umwelt- <strong>und</strong> energetisch<br />
bewussteres Bauen boomt diese<br />
Branche seit Jahren. „Wir haben die<br />
Krise nicht wirklich gespürt. Einziges<br />
Zeichen für uns war, dass merklich<br />
mehr Angebote angefragt wurden. Unser<br />
Nischenprodukt hat sich bewährt<br />
Walter<br />
Capovilla<br />
Markus<br />
Damiani<br />
<strong>und</strong> ist weiter im Vormarsch. Im vergangenen<br />
Jahr haben wir die Fusion<br />
gewagt. Wir sind optimistisch <strong>und</strong> erwarten<br />
ein gutes Jahr“, erklären die<br />
beiden Geschäftsführer Markus Damiani<br />
<strong>und</strong> Walter Capovilla.<br />
„Die chance zu veränderungen“<br />
Auch das auf Bad- <strong>und</strong><br />
Heiztechnik spezialisierte<br />
Unternehmen<br />
hat die Wirtschaftskrise<br />
zu spüren bekommen.<br />
„Weniger bei den<br />
Aufträgen, vielmehr Peter Mader<br />
bei der Zahlungssituation<br />
der K<strong>und</strong>en. Die<br />
Außenstände sind das größte Problem.<br />
Die Produktion muss weiterlaufen, die<br />
Spesen sind zu zahlen <strong>und</strong> kein Geld<br />
kommt herein“, betont Peter Mader<br />
von der Mader GmbH Sterzing. Im<br />
vergangenen Jahr war bei einer guten<br />
Auftragslage aber bereits wieder ein<br />
Gewinn zu verzeichnen, das Unternehmen<br />
wagte Investitionen, erweiterte<br />
den Stammsitz <strong>und</strong> eröffnete ei-<br />
ne neue Filiale in Brixen. „Ich bin sehr<br />
optimistisch. Eine Krise ist die Chance<br />
zu Veränderungen <strong>und</strong> neuen Wegen.<br />
Erst in dieser Zeit zeigt sich die Stabilität<br />
eines Unternehmens.“<br />
„viele Projekte wurden zurückgestellt“<br />
„Die Krise ist vor allem eine Finanz<strong>und</strong><br />
Bankenkrise <strong>und</strong> diese wirkt sich<br />
auch auf unseren Sektor aus. Viele<br />
geplante Projekte wurden zurückgestellt<br />
oder liegen bis heute auf Eis. Vor<br />
allem Projekte in Osteuropa wurden<br />
gebremst <strong>und</strong> sind für uns deshalb<br />
nicht mehr interessant“, erklärt Stefano<br />
Cicalò von michaeler & partner.<br />
Jetzt mache sich bemerkbar, wo auch<br />
in Krisenzeiten kontinuierlich investiert<br />
wurde. Dies geschah vor allem<br />
in der Westhälfte Südtirols, wo besonders<br />
der deutsche Markt anzieht. In<br />
der Branche sei Optimismus<br />
zu verspüren, auch wenn in<br />
diesem Sektor der Arbeitsmarkt<br />
als für längerfristige<br />
Kompetenz <strong>und</strong> Einbindung<br />
der Mitarbeiter eine schwer<br />
zu kalkulierende Konstante<br />
Stefano Cicalò darstellt. „Es ist typisch, dass<br />
Hotellerie <strong>und</strong> Tourismus gerade<br />
in die Beratung antizyklisch<br />
investieren. Positiv wäre, wenn<br />
in der jetzigen Zeit der Neuorientierung,<br />
des Kaufkraftrückgangs <strong>und</strong><br />
geringerer Margen verstärkt Mittel<br />
in Neupositionierungen <strong>und</strong> offensive<br />
Produktentwicklungen fließen würden.<br />
Doch diese Entwicklung ist leider<br />
nicht bemerkbar“, so Stefano Cicalò.<br />
Nach wie vor sei der Gedanke von Investitionen<br />
in unserem Lande viel zu<br />
stark mit der Hardware verknüpft. Die<br />
Zeit ist mehr als reif für Investitionen<br />
in Dienstleistung <strong>und</strong> Qualität, diese<br />
könne die Tourismuszukunft unseres<br />
Landes nachhaltig aufwerten.<br />
„Wir erwarten einen stabilen Markt“<br />
Die Marken BMW <strong>und</strong> Porsche vertritt<br />
das Bozner Unternehmen Auto Ikaro.<br />
Zudem handelt es mit Gebrauchtwagen.<br />
„Natürlich haben wir auch die<br />
Krise gespürt, waren aber nicht direkt<br />
davon betroffen. Die Autobranche <strong>und</strong><br />
vor allem die Zulieferer waren in einer<br />
großen Krise, beim Verkauf war<br />
ein Rückgang bei den Kleinwagen<br />
oder der Ausstattung zu spüren“, gibt<br />
A k t u e l l<br />
Geschäftsführer Paolo<br />
Petriccione Auskunft.<br />
Im Segment der Mittel-<br />
<strong>und</strong> Oberklassewagen<br />
war kaum ein<br />
Rückgang zu verzeichnen.<br />
Die ersten Monate<br />
dieses Jahres gaben<br />
sehr optimistische Si-<br />
gnale zur Entwicklung des Marktes.<br />
„Die Verkäufe haben sich jetzt stabilisiert<br />
<strong>und</strong> auch für das kommende Jahr<br />
erwarten wir einen stabilen Markt.“<br />
„Hohes Qualitätsniveau zahlt sich aus“<br />
Weltweit verschickt die Bozner Spedition<br />
Brigl AG Waren. 80 Mitarbeiter<br />
realisieren neben einfachen Transportlösungen<br />
für Stückgut <strong>und</strong> loser<br />
Ware über Logistiklösungen auch<br />
die Organisation von Luft- <strong>und</strong> Seefracht.<br />
„Wir haben die<br />
Krise 2008/09 sehr<br />
gespürt. Es war ein<br />
starker Rückgang der<br />
Warentransporte zu<br />
verzeichnen. Wir haben<br />
uns bemüht, die<br />
Andreas Goggi<br />
Kostenpunkte zu analysieren<br />
<strong>und</strong> Rationalisierungsmaßnahmen<br />
einzuleiten,<br />
allerdings nicht beim Personal. Nur<br />
für kurze Zeit mussten wir den Arbeitsausgleich<br />
in Anspruch nehmen“,<br />
berichtet Geschäftsführer Andreas<br />
Goggi. Vor allem der positiven Einstellung<br />
<strong>und</strong> Bereitschaft der Mitarbeiter<br />
sei es zu verdanken, dass das Unternehmen<br />
motiviert in die Zukunft blicken<br />
kann. 2010 verlief für das Unternehmen<br />
sehr gut. Die Aussichten für<br />
dieses Jahr sind zurückhaltend, es ist<br />
ein Jahr des Übergangs, weil sich viele<br />
Unternehmer erst jetzt von der Krise<br />
erholt haben. Für den Transportsektor<br />
sind die hohen Treibstoffkosten<br />
dramatisch <strong>und</strong> wirken sich negativ<br />
auf die Rentabilität aus. „Dennoch,<br />
wir sind optimistisch. Wir arbeiten auf<br />
hohem Qualitätsniveau <strong>und</strong> dies zahlt<br />
sich mittel- <strong>und</strong> langfristig aus.“<br />
„Noch nicht ganz von der krise erholt“<br />
„Die Wirtschaftskrise war sicher ein<br />
globales Ereignis. Hauptsächlich war<br />
die Baubranche davon betroffen, wobei<br />
wir als Einrichter in Folge ebenfalls<br />
betroffen waren“, betont Hansjörg<br />
Kager. Beim Girlaner Unternehmen<br />
Dyco wurden <strong>und</strong><br />
werden deshalb einige Umstrukturierungenvorgenommen,<br />
um sich der Marktsituation<br />
besser anzupassen.<br />
„Trotz Wirtschaftskrise konn- Hansjörg Kager<br />
ten wir unser Geschäftsjahr<br />
2010 befriedigend abschließen.<br />
Die Ziele waren höher gesteckt,<br />
aber der Markt hat sich noch nicht<br />
ganz erholt <strong>und</strong> es ist schwerer geworden,<br />
Aufträge einzuholen. Zusätzlich<br />
wird mehr Know-how <strong>und</strong> Professionalität<br />
verlangt. Immer mehr Bürokratie<br />
erschwert zusätzlich das Arbeiten.<br />
Neue Investitionen sind momentan<br />
nicht geplant, da sich unser Betrieb<br />
erst vollständig von der Krise erholen<br />
muss.“<br />
„k<strong>und</strong>enportfoglio auf verschiedenen<br />
branchen erweitern“<br />
Unser Unternehmen hat die<br />
Krise sehr stark gespürt. Wir<br />
versuchen, dem entgegen zu<br />
wirken, indem wir unsere<br />
Prozesse laufend verbessern<br />
<strong>und</strong> unser K<strong>und</strong>enportfolio<br />
auf verschiedenen Branchen<br />
Josef<br />
erweitern. Das letzte Ge- Unterholzner<br />
schäftsjahr lief sehr gut, wir<br />
konnten etwa das Niveau von 2008 erreichten,<br />
<strong>und</strong> das, obwohl die Kosten<br />
bzw. der Preisdruck nach dem Krisenjahr<br />
2009 extrem angestiegen sind, berichtet<br />
Josef Unterholzner vom Meraner<br />
Unternehmen Autotest. In diesem<br />
Jahr sind bereits weitere Zuwächse zu<br />
verzeichnen. Deshalb sieht das Unternehmen<br />
optimistisch in die Zukunft.<br />
Größere Investitionen sind im Ausland<br />
geplant, für die Südtiroler Wirtschaft,<br />
doch leider nicht in Südtirol.<br />
22 05/<strong>2011</strong><br />
05/<strong>2011</strong> 23<br />
Paolo<br />
Petriccione