Prädikationstheorie und Widerspruchsproblem - Peter Ruben ...
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<strong>Peter</strong> <strong>Ruben</strong>: PrÄdikationstheorie <strong>und</strong> <strong>Widerspruchsproblem</strong><br />
Auch mit Bezug auf die PrÇdikatkonjunktion tritt das Faktum der Trennbarkeit <strong>und</strong><br />
Untrennbarkeit auf. In „Fritz / ist SchÅler <strong>und</strong> FuÉballspieler“ ist die PrÇdikatkonjunkti-<br />
on trennbar. In „gesellschaftliche Arbeit / ist notwendige <strong>und</strong> Mehrarbeit“ ist sie viel-<br />
mehr untrennbar; ebenso in „ein Satz / ist sein Subjekt <strong>und</strong> PrÇdikat“ oder in „eine Ehe /<br />
ist sowohl die Gattin wie der Gatte“. Das philosophisch wohl berÅhmteste Beispiel einer<br />
untrennbaren PrÇdikatkonjunktion ist der bekannte Satz „die Ortsbewegung / ist das<br />
Sein <strong>und</strong> Nichtsein eines KÄrpers an einem Orte“. Im bemerkenswerten Unterschied zur<br />
Subjektkonjunktion stellen wir die Untrennbarkeit einer PrÇdikatkonjunktion nicht Åber<br />
den Sinn-, sondern Åber den Bedeutungsvergleich fest. Bedeutungen werden durch Ur-<br />
teile festgestellt, also nicht schlechthin durch SÇtze, sondern durch bewertete SÇtze. Mit<br />
der Existenz untrennbarer PrÇdikatkonjunktionen in Urteilen ist die sprachliche Er-<br />
scheinungsform des WiderspruchsphÇnomens gekoppelt. Wir mÅssen daher nun auf die<br />
Urteilsbildung eingehen. Zuvor bemerken wir noch, daÉ unsere PrÇdikationstheorie bis-<br />
her fÅr das WÄrtchen „<strong>und</strong>“ vier verschiedene operative Bedeutungen in der Satzbil-<br />
dung angezeigt hat: zwei VerknÅpfungsarten fÅr Subjekte, eine VerknÅpfungsweise fÅr<br />
PrÇdikate <strong>und</strong> eine VerknÅpfungsart fÅr SÇtze. Diese Vielheit des operativen Sinns von<br />
„<strong>und</strong>“ stellen wir fest, ehe wir auch nur ein einziges Theorem der formalen Logik kon-<br />
statiert haben. 26<br />
26 Auf den Umstand, daÉ das WÄrtchen „<strong>und</strong>“ der Umgangssprache nicht voraussetzungslos als Zeichen der<br />
logischen Urteilskonjunktion gedeutet werden kann, habe ich vor zehn Jahren aufmerksam gemacht (vgl.:<br />
<strong>Ruben</strong>, P.: Zum VerhÇltnis von Philosophie <strong>und</strong> Mathematik, Dialektik <strong>und</strong> Logik . . .: In: DZfPh,<br />
Sonderheft 1966. S. 184). Mit Bezug auf diesen Hinweis hat neuerdings U. RÄseberg die erstaunliche<br />
Entdeckung gemacht: „Der Trick, das WÄrtchen ,<strong>und</strong>‘ . . . nicht als logischen Konjunktur aufzufassen,<br />
hÇtte zur Folge, daÉ Wissenschaftler nur noch miteinander kommunizieren kÄnnten, wenn sie hinter jeder<br />
Aussage vermerkten, ob es sich um eine dialektische oder eine logische Aussage handelt. Derartige unerfreuliche<br />
Aussichten lassen hoffen, daÉ das VerhÇltnis von Logik <strong>und</strong> Dialektik so nicht gefaÉt werden<br />
kann.“ [RÄseberg, U.: Widerspiegelung objektiver Naturdialektik in mathematisierten naturwissenschaftlichen<br />
Theorien. In: DZfPh 23(1975)7, S. 941.] Ich meine, daÉ diese Entdeckung weit von jeder halbwegs<br />
verstehenden BemÅhung um die Sache entfernt ist. WeiÉ denn mein Kontrahent nicht, daÉ er in seiner<br />
Physik-Ausbildung fÅr das Zeichen + das WÄrtchen „<strong>und</strong>“ zu verwenden gelernt hat? NatÅrlich weiÉ er<br />
es; <strong>und</strong> dennoch erklÇrt er zugleich auch dies als „Trick“! Denn + bezeichnet notorisch nicht die logische<br />
Urteilskonjunktion. Was aber die Wortbildungen „logische Aussage“ <strong>und</strong> „dialektische Aussage“ mit<br />
Bezug auf die Diskussion des operativen Sinns der grammatischen Konjunktion „<strong>und</strong>“ fÅr eine Bedeutung<br />
haben, muÉ mein Opponent schon selbst erklÇren. [Zusatz des Verf. Im Juni 2011: Mein inzwischen tragisch<br />
verstorbener Kritiker hÇtte natÅrlich sein Problem gut analysieren kÄnnen, wenn er die SÇtze „1 + 1<br />
= 2“ <strong>und</strong> „1m + 1m = 2m“, die ihm natÅrlich gelÇufig waren, bezÅglich der mit „<strong>und</strong>“ bezeichneten Handlung<br />
(Operation) verglichen hÇtte: Die Addition zweier natÅrlicher Zahlen ist etwas wesentlich anderes<br />
als die Addition zweier Längen. Im letzteren Fall mÅssen wir euklidisch mit dem Winkel von 180 Grad<br />
zusammenfÅgen, was im ersteren Fall natÅrlich keine Rolle spielt.]<br />
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