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Prädikationstheorie und Widerspruchsproblem - Peter Ruben ...

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<strong>Peter</strong> <strong>Ruben</strong>: PrÄdikationstheorie <strong>und</strong> <strong>Widerspruchsproblem</strong><br />

geschlossen.“ 6 Somit gilt „ist“ als Zeichen der Relation des Begriffseinschlusses, also<br />

der Satz „S ist p“ als umgangssprachlicher Ausdruck fÅr die Relation [S] [p] (mit [S]<br />

<strong>und</strong> [p] als Begriffszeichen). Hierbei ist zu beachten, daÉ Leibniz im Unterschied zu<br />

Hobbes nicht die Termini (Namen), sondern die von ihnen dargestellten Begriffe als<br />

GegenstÇnde des Aussagens im Auge hat. Dies stimmt ersichtlich mit seiner idealisti-<br />

schen Position Åberein, gemÇÉ der ja Begriffe selbstÇndige „EntitÇten“ sind. DaÉ Leib-<br />

niz Åberdies im Unterschied zu Hobbes vielmehr die Subjekte als die Åbergreifenden<br />

Satzglieder betrachtet, berÅhrt die PrÇdikationstheorie nicht wesentlich, sondern reflek-<br />

tiert nur den Umstand, daÉ der Philosoph von der Auffassung ausgeht, den Individuen<br />

(den Subjekten im philosophischen Sinne) eine autonome Rolle zuzuschreiben.<br />

Den Bruch mit der relationalen Auffassung der Kopula „ist“ leitet I. Kant ein. Er<br />

bemerkt: „Ich habe mich niemals durch die ErklÇrung, welche die Logiker von einem<br />

Urteile Åberhaupt geben, befriedigen kÄnnen: es ist, wie sie sagen, die Vorstellung eines<br />

VerhÇltnisses zwischen zwei Begriffen. Ohne nun hier Åber das Fehlerhafte der ErklÇ-<br />

rung ... mit ihnen zu zanken, . . . merke ich nur an, daÉ, worin dieses VerhÄltnis bestehe,<br />

hier nicht bestimmt ist.<br />

Wenn ich aber die Beziehung gegebener Erkenntnisse in jedem Urteile genauer<br />

untersuche, . . ., so finde ich, daÉ ein Urteil nichts anderes sei, als die Art, gegebene<br />

Erkenntnisse zur objektiven Einheit der Apperzeption zu bringen. Darauf zielt das Ver-<br />

hÇltniswÄrtchen ist in demselben, um die objektive Einheit gegebener Vorstellungen<br />

von der subjektiven zu unterscheiden.“ 7<br />

Damit lÇuft der Standpunkt von Kant darauf hinaus, die Kopula „ist“ als das Mittei-<br />

lungszeichen fÅr den Geltungsanspruch des Satzes „S ist p“ zu betrachten. Die „objek-<br />

tive Einheit der Apperzeption“ ist die Feststellung, daÉ der als ihr Gegenstand betrach-<br />

tete Satz „S ist p“ die Eigenschaft der Wahrheit hat, d. h. ein geltender Satz ist. 8<br />

In der neueren philosophischen Logik ist der Standpunkt Kants vor allem in Gestalt<br />

der sog. konstruktiven Auffassung wirksam. So betrachten z. B. P. Lorenzen <strong>und</strong> O.<br />

Schwemmer die Kopula „ist“ als ein Zeichen zur Mitteilung Åber die AusfÅhrung einer<br />

6<br />

G. W. Leibniz: Fragmente zur Logik. Hrsg. v. F. Schmidt, Berlin 1960, S. 229.<br />

7<br />

I. Kant: Kritik der reinen Vernunft. Hrsg. v. R. Schmidt, Leipzig 1956, S. 187-189 (Ausg. B).<br />

8<br />

Was Kant damit meint, erkennt man gut, wenn man sich in der lateinischen Sprache des Satzes „magister<br />

est asinus“ <strong>und</strong> des Urteils „magister asinus est“ erinnert. Im Satz meint das „est“ – wie im Deutschen –<br />

das PrÇdikat; im Urteil meint das – nachgestellte – „est“ das, was im Deutschen nur durch „es ist der Fall,<br />

daÉ…“ ausgedrÅckt werden kann. Im Deutschen ist die Nachstellung des „est“ als Zeichen fÅr den Übergang<br />

vom Satz zum Urteil nicht vorhanden – wie in der klassischen Antike sowohl im Griechischen als<br />

auch im Lateinischen. (Anm. d. Verf. im Juni 2011.)<br />

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