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Von Dr. Doris Marszk<br />
04 - <strong>explore</strong>: 1/2007<br />
ENTDECKUNG rei-no – Rhenos – Rhein: Wie die Flüsse zu ihren Namen kamen<br />
rei-no - Rhenos - Rhein:<br />
Wie die Flüsse zu ihren Namen kamen<br />
Die Namen der Flüsse sind mehr als Schall und Rauch. Sie künden von<br />
Siedlern in grauer Vorzeit und deren Sprache.<br />
Warum heißt der Rhein „Rhein“? – Weil er ein Fluss ist.<br />
Denn „Rhein“ bedeutet tatsächlich einfach nur „Fluss“<br />
oder „Strom“, allerdings in einem sehr, sehr alten<br />
Sprachzustand. Schon vor Jahrtausenden haben<br />
Menschen in der Nähe des Flusses gesiedelt. Er gab<br />
ihnen Wasser, Nahrung und Orientierung. Man konnte<br />
am Fluss oder im Fluss sein, flussaufwärts oder flussabwärts<br />
gehen. Egal, ob die Hütten abbrannten oder<br />
einstürzten, ob es Heuschreckenplagen gab oder Missernten<br />
– der Fluss blieb und würde immer bleiben.<br />
Kamen neue Siedler in die Gegend, hörten sie von den<br />
alten Anwohnern, das sei der „Rhein“. Die neuen<br />
Siedler verstanden die Sprache der Einheimischen<br />
nicht, aber sie verstanden „Rhein“ – so hieß der Fluss.<br />
Für sie war dies ein Fluss, der eben zufällig „Rhein“<br />
hieß.<br />
Die Erforschung von Namen ist eine Art<br />
Spracharchäologie<br />
Da nicht alle Regionen in Europa und der Welt gleichzeitig<br />
besiedelt wurden, sind nicht alle Flurnamen gleich alt. Es<br />
wurden natürlich auch Berge, Täler, Wälder und Schluchten<br />
benannt, aber keine Flurnamen sind so alt wie die<br />
Gewässernamen, genauer: Flussnamen; denn nichts ist in<br />
einem größeren landschaftlichen Gebiet so prominent wie<br />
ein Fluss, der dort hindurchfließt. Das ist auch heute noch<br />
so: Man bezeichnet etwa Hamburg als „Stadt an der Elbe“<br />
oder als „Elbmetropole“, aber nicht als „Stadt mit der<br />
Reeperbahn“. Und man unterscheidet gleich lautende<br />
Städtenamen durch ihre Flüsse: Frankfurt am Main und<br />
Frankfurt an der Oder.<br />
Wie die Flüsse, Seen, Berge, Täler, Wälder, Dörfer, Städte<br />
und wie auch wir zu unseren Namen gekommen sind,<br />
untersucht die Onomastik (Namensforschung), eine<br />
Teildisziplin der Linguistik. Die Namensforschung versteht<br />
sich dabei als eine Art Spracharchäologie. „Die normale<br />
Archäologie hat uns gegenüber den Vorteil, dass sie irgendwelche<br />
Gegenstände ziemlich genau datieren kann, mittels<br />
der Radiocarbondatierung, der Dendrochronologie<br />
(Datierung anhand der Baumringe) und anderen Verfahren“,<br />
erklärt Professor Dr. Jürgen Udolph, der an der Universität<br />
Leipzig die einzige Professur für Onomastik in Deutschland<br />
inne hat. „So genau können wir in der Namenforschung keinen<br />
Namen datieren. Aber wir haben den Vorteil, dass ein<br />
Name im Mund der Menschen bewahrt wird, auch wenn