Die Wirtschaft Nr. 43 vom 28. Oktober 2011
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WIRTSCHAFT<br />
Vorarlberg: Rückgang der Firmeninsolvenzen<br />
um 36 Prozent<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> sanken die Firmeninsolvenzen auf gesamt 147. Das entspricht einer Reduktion von<br />
fast 36 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2010, meldet der Kreditschutzverband von 1870.<br />
<strong>Die</strong> Vorarlberger Richter mussten heuer weniger<br />
oft über Konkursanträge entscheiden.<br />
VERGABE-POLITIK<br />
Vorarlberger Bundesräte: Schwellenwerte-Verordnung verlängern!<br />
Entwurf des Bundesvergabegesetzes<br />
für regionale <strong>Wirtschaft</strong> nicht akzeptabel.<br />
„<strong>Die</strong> bisherigen positiven Erfahrungen<br />
haben gezeigt, dass mit der Anhebung<br />
der Schwellenwerte ein wichtiger<br />
Impuls zur Konjunkturbelebung, der vor<br />
allem die regionale <strong>Wirtschaft</strong> angekurbelt<br />
hat, gesetzt werden konnte“ erläutert<br />
Bundesrat Magnus Brunner. „<strong>Die</strong><br />
Pläne von Bundeskanzler Faymann stoßen<br />
angesichts der aktuellen Konjunkturprognosen<br />
nicht nur in der <strong>Wirtschaft</strong> auf<br />
Unverständnis, denn gerade in derart<br />
schwierigen Zeiten wäre es umso wichtiger,<br />
konjunkturbelebende und verwaltungsvereinfachende<br />
Maßnahmen zu forcieren<br />
anstatt diese einzustellen“, so<br />
Brunner weiter. <strong>Die</strong> Vorarlberger Bundesräte<br />
haben deshalb eine parlamentari-<br />
2 DIE WIRTSCHAFT Freitag, <strong>28.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong><br />
Einen markanten Rückgang<br />
lässt sich bei den mangels<br />
Vermögen abgewiesenen<br />
Konkursanträgen feststellen. Unter<br />
anderem war eines der erklärten<br />
Ziele des Insolvenzrechtsänderungsgesetzes<br />
2010, welches seit<br />
1.7.2010 in Geltung steht, die abgewiesenen<br />
Konkursanträge zu reduzieren,<br />
betont die Leiterin der<br />
KSV-Niederlassung Vorarlberg,<br />
Mag. Sabine Welte.<br />
Ob dieser Rückgang ausschließlich<br />
auf die seit nunmehr über<br />
einem Jahr eingeführte Novelle zurückzuführen<br />
ist, kann derzeit<br />
noch nicht beurteilt werden. <strong>Die</strong><br />
Analyse des Insolvenzgeschehens<br />
in den vergangenen Jahren zeigt,<br />
dass es immer wieder zu solchen<br />
zahlenmäßigen Ausreißern kom-<br />
sche Anfrage an Bundeskanzler Werner<br />
Faymann gestellt.<br />
<strong>Die</strong> Schwellenwerteverordnung, die im<br />
Mai 2009 vor dem Hintergrund der Finanz-<br />
und <strong>Wirtschaft</strong>skrise zur raschen<br />
Realisierung investitions- und beschäftigungswirksamer<br />
Maßnahmen erlassen<br />
wurde, läuft mit Ende des Jahres <strong>2011</strong><br />
aus. Sie ermöglichte eine Direktvergabe<br />
durch Bund, Länder und Gemeinden für<br />
Aufträge im Bau-, Liefer- und <strong>Die</strong>nstleistungsbereich<br />
bis zu einem Wert von<br />
100.000 Euro.<br />
<strong>Die</strong> Regelung habe sich sehr bewährt<br />
und von der Vereinfachung der Vergabevorschriften<br />
hätten sowohl die öffentlichen<br />
Auftraggeber als auch Kleinst- und<br />
Kleinbetriebe profitiert, so Brunner. Vor<br />
dem Hintergrund der Bemühungen der<br />
men kann. Öfters spiegeln die<br />
mangels Vermögen abgewiesenen<br />
Konkursanträge das Antragsverhalten<br />
der öffentlichen Hand wider.<br />
Ob hier die Novelle tatsächlich gegriffen<br />
hat, lässt sich somit in so<br />
kurzer Zeit noch nicht genau<br />
sagen.<br />
Was sich jedoch klar herauskristallisiert,<br />
ist der Trend hin zur Fortführung<br />
der insolvent gewordenen<br />
Unternehmen. In den ersten drei<br />
Quartalen <strong>2011</strong> wurden bereits<br />
fünf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung<br />
(entspricht dem<br />
alten Ausgleichsverfahren) eröffnet<br />
und sieben Sanierungsverfahren<br />
ohne Eigenverwaltung.<br />
Als Vergleich dazu: im Jahr<br />
2010 wurde kein einziges Ausgleichsverfahren<br />
in Vorarlberg er-<br />
Bundesregierung zum Projekt Verwaltungsreform<br />
sei die Schwellenwerteverordnung<br />
sicherlich ein gelungenes Beispiel<br />
für Deregulierung, denn die Vergabe<br />
<strong>Die</strong> Bauwirtschaft hat von den bisherigen<br />
Schwellenwerten profitiert.<br />
sei nun unkompliziert und könne rasch<br />
und unbürokratisch abgewickelt werden.<br />
öffnet; im Jahr 2009 waren es zwei<br />
Ausgleichsverfahren und im Jahr<br />
2008 war es lediglich ein Ausgleichsverfahren,<br />
welches am Landesgericht<br />
Feldkirch eröffnet<br />
wurde.<br />
Ausblick für das<br />
nächste Quartal<br />
<strong>Die</strong> bisher positive Entwicklung<br />
soll nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass das kommende <strong>Wirtschaft</strong>sjahr<br />
eine große Herausforderung<br />
für die Unternehmen sein<br />
wird. Es zeichnet sich eine Stagnation<br />
des <strong>Wirtschaft</strong>swachstums<br />
ab, über den konkreten Einfluss der<br />
allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Schieflage der Finanzwelt auf die<br />
Realwirtschaft kann derzeit nur<br />
spekuliert werden.<br />
Demgegenüber sehe nun allerdings ein<br />
Entwurf des Bundeskanzleramtes zur<br />
Novellierung des Bundesvergabegesetzes<br />
neue Schwellenwerte vor, die deutlich<br />
unter dem derzeit geltenden Niveau liegen<br />
bzw. sogar noch unter jenem vor Inkrafttreten<br />
der Schwellenwerteverordnung.<br />
Danach wäre z. B. die vereinfachte<br />
Auftragsvergabe im nicht offenen Verfahren<br />
nur mehr bis zu einer Wertgrenze von<br />
60.000 Euro möglich.<br />
Nicht nur die <strong>Wirtschaft</strong> kritisiert das<br />
Vorhaben von Bundeskanzler Faymann,<br />
auch das Ergebnis einer OGM-Umfrage<br />
unter Österreichs Bürgermeistern ist eindeutig:<br />
95% sprechen sich für die Beibehaltung<br />
der vereinfachten Auftragsvergabe<br />
durch die öffentliche Hand nach dem<br />
31. Dezember <strong>2011</strong> aus.