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Die Wirtschaft Nr. 43 vom 28. Oktober 2011

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INDUSTRIE<br />

Vorarlberger Industriekonjunktur:<br />

Klare Anzeichen für Abstieg <strong>vom</strong><br />

Konjunkturgipfel 2010<br />

„<strong>Die</strong> Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage sind zwar noch auf einem hohem Niveau,<br />

allerdings bewerten die Vorarlberger Industrieunternehmen die Zukunftswerte durchaus<br />

skeptisch“, deuten IV-Geschäftsführer MMag. Mathias Burtscher und Mag. Michael Amann,<br />

Spartengeschäftsführer Industrie in der <strong>Wirtschaft</strong>skammer, die Konjunkturumfrage im dritten<br />

Quartal <strong>2011</strong>. <strong>Die</strong>s zeige sich besonders klar beim Geschäftsklimaindex, dessen Abwärtstrend<br />

seit Beginn des Jahres sich deutlich verstärkt hat.<br />

Der Vorarlberger Industrie<br />

geht es aktuell gut. Trotzdem<br />

werden deutliche Sig -<br />

nale einer Abschwächung sichtbar“,<br />

so IV-Geschäftsführer Burtscher.<br />

Der Geschäftsklimaindex,<br />

der sowohl die derzeitige als auch<br />

die zu erwartende Geschäftslage in<br />

sechs Monaten berücksichtigt,<br />

weist seit Jahresbeginn einen Abwärtstrend<br />

auf, der sich nun noch<br />

verstärkt hat. Er hat sich im dritten<br />

Quartal dieses Jahres um ganze<br />

22,5% auf einen Wert von 16,50<br />

verschlechtert.<br />

Senkung der Lohnnebenkosten<br />

„Es ist daher größte Vorsicht geboten.<br />

Um als Unternehmen nachhaltig<br />

erfolgreich zu sein, muss<br />

immer wieder der Blick in die Zukunft<br />

gerichtet und dann die richtige<br />

Entscheidung getroffen werden.<br />

Wenn nun die Unternehmen<br />

zu einem überzogenen Lohnabschluss<br />

gezwungen werden, verliert<br />

der Betrieb seinen Entscheidungsspielraum,<br />

der Rationalisierungsdruck<br />

steigt und es kommt zu<br />

negativen Auswirkungen für das<br />

Unternehmen und für die Beschäftigung.<br />

Viel wichtiger wäre eine<br />

Senkung der Lohnnebenkosten,<br />

damit dem Mitarbeiter mehr bleibt<br />

und nicht für die Unternehmen<br />

derartig große Bürden entstehen“,<br />

so der IV-Geschäftsführer.<br />

Auch die Verhandlungskultur<br />

sieht Burtscher sehr kritisch: „Bei<br />

allem Verständnis für den Wunsch<br />

nach höheren Löhnen gerade im<br />

unteren Bereich, scheint es doch<br />

sehr unverhältnismäßig und standortschädlich,<br />

wenn man zu Beginn<br />

4 DIE WIRTSCHAFT Freitag, <strong>28.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong><br />

<strong>Die</strong> aktuelle Geschäftslage zeigt sich<br />

noch positiv und wird von 59% der Unternehmen<br />

als gut und nur von 3% als<br />

schlecht bezeichnet. <strong>Die</strong> Geschäftslage in<br />

sechs Monaten wird hingegen von der<br />

Vorarlberger Industrie wesentlich skeptischer<br />

eingeschätzt: Nur 3% erwarten eine<br />

günstigere Geschäftslage im nächsten halben<br />

Jahr, 70% eine etwa gleich bleibende<br />

und 26% eine ungünstigere.<br />

Auf relativ hohem Niveau bewegen sich die<br />

derzeitigen Auftragsbestände sowie die<br />

Auslandsaufträge: Der Auftragsbestand<br />

wird von 61% als gut und nur von 5% als<br />

schlecht bezeichnet. <strong>Die</strong> Auslandsaufträge<br />

werden von 61% als gut und nur von 4%<br />

als schlecht bewertet. Der Saldo aus „gut“<br />

und „schlecht“ hat sich allerdings bei den<br />

Auftragsbeständen gegenüber dem letzten<br />

Quartal von 79 auf 56%, bei den Auslandsaufträgen<br />

von 79 auf 57%, reduziert.<br />

Positiv, allerdings mit absteigender Tendenz,<br />

fällt auch die Beurteilung der derzeitigen<br />

Ertragssituation aus: 42% der Be-<br />

triebe sprechen von einer aktuell guten,<br />

42% von einer durchschnittlichen und 16%<br />

von einer schlechten Ertragssituation (Verschlechterung<br />

des Saldowertes von +55%<br />

auf +27% gegenüber dem Vorquartal). <strong>Die</strong><br />

Ertragssituation in einem halben Jahr wird<br />

von 91% der Betriebe als etwa gleich bleibend<br />

und von nur 3% als besser erwartet.<br />

Erfreulich bleibt, dass ein Drittel der befragten<br />

Unternehmen in den nächsten drei Monaten<br />

ihren Beschäftigtenstand ausbauen<br />

wollen (34%). <strong>Die</strong> aktuellen Entwicklungen<br />

lassen erahnen, dass sie vor allem<br />

nach Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt suchen.<br />

Allerdings gehen auch bereits 12%<br />

von geringeren Mitarbeiterzahlen in drei<br />

Monaten aus (im Vorquartal waren es noch<br />

3%).<br />

Quer durch die Branchen wird mit leicht fallenden<br />

Verkaufspreisen in drei Monaten<br />

im Vergleich zum letzten Quartal gerechnet:<br />

30% glauben dennoch, dass sie steigen<br />

werden, 9% rechnen damit, dass sie<br />

schlechtere Verkaufspreise erzielen werden.<br />

der Verhandlungen mutwillig<br />

Streiks <strong>vom</strong> Zaun bricht. Vorarlberg<br />

wurde zwar bei den Streiks relativ<br />

verschont, aber am Ende schlagen<br />

sich die Auswirkungen auf Bundesebene<br />

bei KV-Verhandlungen<br />

auch voll auf Vorarlberg durch und<br />

hier gilt es sich dagegen zu wehren.“<br />

<strong>Die</strong> Politik hat einen Auftrag<br />

Um die negative Tendenz wieder<br />

umzukehren, müssen sich<br />

nicht nur die Industriebetriebe anstrengen,<br />

sondern vor allem muss<br />

auch die Politik ihren Beitrag leis -<br />

ten und die Rahmenbedingungen<br />

entsprechend gestalten. „Der Auftrag<br />

an die Bundespolitik – und an<br />

die Landespolitik sich gegenüber<br />

dem Bund dafür einzusetzen – ist<br />

klar: Durch das Verschieben oder<br />

Unterlassen der notwendigen Reformen<br />

oder durch das Erfinden<br />

neuer Einnahmequellen wird der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>s- und Arbeitsstandort<br />

Österreich zunehmend gefährdet.<br />

Was spricht beispielsweise dagegen,<br />

dass sich die Entscheidungsträger<br />

auf eine Bildungsreform mit<br />

mehr Schulautonomie, einem einheitlichen<br />

Lehrerdienstrecht, mehr<br />

Spielraum für Ganztagesbetreuung,<br />

einem Ausbau der Frühförderung<br />

und einer effizienten Schulverwaltung<br />

einigen?“, fragt Burtscher.<br />

An der Konjunkturumfrage der Sparte<br />

Industrie der <strong>Wirtschaft</strong>skammer Vorarlberg<br />

und der Industriellenvereinigung<br />

Vorarlberg haben sich 45 Unternehmen<br />

mit insgesamt 20.926 Beschäftigten<br />

beteiligt.

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