flugleiter
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Gezerre um<br />
Orlando Approach<br />
Geschichte wiederholt sich eigentlich nicht. Zumindest nicht, wenn<br />
man einen Vorgang, der sich in der Vergangenheit abgespielt hat,<br />
auf die Gegenwart zu übertragen versucht. Allerdings glaubt man<br />
hin und wieder, dass unsere Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung<br />
und Wirtschaft aus Fehlentscheidungen der Vergangenheit<br />
nichts gelernt haben und sich nun anschicken, frühere Fehlentscheidungen<br />
zu wiederholen. Ein Blick nach Florida scheint dies zu<br />
bestätigen.<br />
Ältere Kollegen mögen sich noch daran erinnern.<br />
Kaum hatte die DFS die Aufgaben der ehemaligen<br />
Flugsicherungsbehörde BFS übernommen, schickte<br />
sie sich an, den alten Laden umzukrempeln und sich<br />
auf den Weg zur besten Flugsicherung der Welt aufzumachen.<br />
Eine damals viel umstrittene Entscheidung<br />
war, die Platzkontrollstellen von ihren Anflugkontrollen<br />
zu trennen und letztere in die Center zu verlegen.<br />
Der damalige Verband Deutscher Flugleiter e.V. (VDF),<br />
der Berufsverband der Controller und Flugdatenbearbeiter<br />
und eine der Vorgängerorganisationen der GdF,<br />
wehrte sich vehement gegen diese Entscheidung. Weil<br />
nach seiner Meinung Tower und Approach zusammengehören,<br />
die gemeinsamen Erfahrungen und Kenntnisse<br />
der dort in beiden Bereichen eingesetzten Controller<br />
für eine optimale Betriebsabwicklung standen<br />
und diese Konstellation auch für die fliegende Kundschaft<br />
die beste Dienstleistung bot. Die meisten Kollegen,<br />
die noch als Tower- und Approachcontroller ihre<br />
Brötchen verdienten und die Vorteile dieses Systems<br />
kennen, werden dem wohl kaum widersprechen.<br />
Bekanntlich kam es anders. Unter anderem, weil die<br />
DFS sich verpflichtet fühlte, der Ökonomie einen höheren<br />
Stellenwert einzuräumen als dies die alte Behörde<br />
für erforderlich hielt. Letztlich schauten ja auch<br />
die Kunden aufs Geld und drängten auf eine Reduzierung<br />
der Flugsicherungsgebühren. Und last, but not<br />
least, sah sich die DFS verpflichtet, sich für den zu erwartenden<br />
Wettbewerb fit zu machen. Dass es bei diesem<br />
Wettbewerb primär um ökonomische und weniger<br />
um betriebliche und sicherheitsrelevante Fragen<br />
gehen würde – nun ja, das war zu erwarten (ein hoher<br />
Sicherheitsstandard wird ganz einfach als gegeben<br />
angenommen). So befanden sich die VDF-Vertreter in<br />
der damals eingerichteten Tower/Approach-Arbeitsgruppe<br />
von vorne herein auf der Verliererstrasse. Tem-<br />
ATC Abroad<br />
pi passati – die Trennung von Tower und Approach ist<br />
längst vollzogen. Don´t cry over spilt milk!<br />
Die Lage in den USA<br />
Bei Diskussionen in der oben erwähnten Tower/Approach-Arbeitsgruppe<br />
wurden die Vertreter des VDF<br />
und des Betriebsrates immer wieder darauf hingewiesen,<br />
dass in den USA, die ohnehin eines der besten<br />
Flugsicherungssysteme der Welt betreiben würden,<br />
diese Trennung schon längst vollzogen wäre und die<br />
TRACONs (Terminal Radar Approach Control) als eigenständige<br />
Einheiten operieren würden. Der Einwand,<br />
dass dies nicht generell den Tatsachen entspräche<br />
und in den USA sehr wohl gemeinsame Tower/<br />
Approach-Einheiten existieren würden, wurde – wenn<br />
überhaupt – nur am Rande zur Kenntnis genommen.<br />
Natürlich gab es in den USA bereits seit langem eigenständige<br />
Anflugkontrollstellen.<br />
Doch diese wurden meist dort eingerichtet, wo sich<br />
mehre kontrollierte Plätze in unmittelbarer Nähe befanden<br />
und es zur Vermeidung aufwendiger Koordinationsverfahren<br />
sinnvoll war, die Anflugkontrolle in<br />
einem TRACON zusammenzufassen. In diesem Sinn<br />
befürwortete auch der VDF, für die (damals) drei Berliner<br />
Flughäfen eine gemeinsame Anflugkontrolle einzurichten.<br />
Dazu soll in diesem Zusammenhang noch<br />
auf einen wichtigen Unterschied zwischen den USA<br />
und Deutschland hingewiesen werden. Denn während<br />
bei uns die Anflugkontrollstellen in die Bezirkskontrollen<br />
integriert (oder soll man besser sagen, dort<br />
räumlich angesiedelt) wurden, ist dies in Amerika anders.<br />
Dort operieren die TRACONs unabhängig von<br />
den jeweiligen ARTCCs (Air Route Traffic Control Center);<br />
sie befinden sich meist auf dem Gelände des jeweiligen<br />
bzw. auf einem der von ihnen bedienten Flughafen.<br />
Das hat aus Redundanzgründen bestimmte<br />
von<br />
Werner<br />
Fischbach<br />
29 der <strong>flugleiter</strong> 2009/01