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der <strong>flugleiter</strong> 2009/01<br />

34<br />

Regionalflughäfen<br />

✈ „Im Streikbüro der Braunschweiger Fluglotsen:<br />

(von rechts) Ralf Boison, Streikleiter Markus Siebers,<br />

Udo Bulgen und Manfred Scheuer“<br />

Streik sollte am Dienstag nach Ostern 1999 beginnen.<br />

Doch dazu kam es damals nicht. Am Gründonnerstag<br />

gab es nämlich plötzlich wieder Tarifverhandlungen, bei<br />

denen dann unsere Forderungen aus dem Sommer des<br />

Vorjahres im „Tarifvertrag zur Regelung des Übergangs<br />

in den Ruhestand für Angestellt im Flugverkehrskontrolldienst<br />

durch Altersteilzeit“ festgeschrieben wurden.<br />

Hier einige Eckdaten:<br />

• Eintritt in die aktive Phase der Altersteilzeit nach dem<br />

Blockmodell mit 55 Jahren<br />

• Altersteilzeitgehalt in Höhe von 88% des letzten Gehalts<br />

vor Eintritt in die Altersteilzeit<br />

• eine Gutschrift von 800 Arbeitsstunden auf ein Arbeitszeitkonto<br />

• Mit 57,5 Jahren: Eintritt in die passive Phase der Altersteilzeit<br />

• Eintritt in die Altersrente mit 60 Jahren unter Hinnahme<br />

von 18 % Rentenabschlag für den Rest des Lebens<br />

• Eine Abfindungszahlung bei Renteneintritt in Höhe<br />

von 5 Monatsgehältern sollte der Abmilderung des<br />

Rentenabschlags dienen<br />

Wie viele Lotsen letztendlich von diesem Vertrag profitiert<br />

haben, ist leider nicht dokumentiert. Allerdings<br />

wurde diese Regelung bereits Ende 2003 (ausgerechnet<br />

auf Initiative einer sozialdemokratisch geführten<br />

Bundesregierung) vom Deutschen Bundestag durch<br />

Änderung des Rentenrechts auf ziemlich subtile Weise<br />

kassiert. Einen Vertrauensschutz gab es unter bestimmten<br />

Bedingungen nur für Menschen, die vor dem<br />

01. 01. 1952 geboren worden waren.<br />

2005: Erste neue Schritte<br />

Als Reaktion der GdF auf die veränderte Situation wurde<br />

eine Arbeitsgruppe der GdF-Tarifkommission gebildet,<br />

die einen Entwurf für eine „Branchentarifvertrag<br />

Flugsicherung“ erarbeiten sollte. Diese Kommission leistete<br />

sehr effektive Arbeit und entwarf bereits im Mai<br />

2005 ein entsprechendes Tarifvertragswerk, das auch<br />

den Segen der großen Tarifkommission bekam. Als ersten<br />

Regionalflughafen forderte die GdF den Arbeitgeber<br />

des Flughafens Hahn auf, einen Tarifvertrag auf der<br />

Grundlage des Entwurfs dieses Branchentarifvertrags<br />

für seine Fluglotsen abzuschließen. Diese Aufforderung<br />

fiel zeitlich in die Schlussphase der „Prozessfeuerwerke“,<br />

die ver.di, die DFS und andere Arbeitgeber ge-<br />

gen die erst junge GdF abfeuerten. Nach anfänglichen<br />

(manchmal schon äußerst dubiosen) Rückschlägen auf<br />

den unteren Ebenen deutscher Arbeitsgerichtsbarkeit<br />

ging die GdF aus allen gerichtlichen Rangeleien als<br />

strahlender Sieger hervor, so dass auch der Arbeitgeber<br />

der Fluglotsen des Airport „Frankfurt-Hahn“ an Tarifverhandlungen<br />

mit der GdF nicht mehr vorbei konnte.<br />

2007: Erfolgreiche Verhandlungen auf dem „Hahn“<br />

Nachdem die Arbeitgeber begriffen hatten, dass die<br />

GdF die angekündigte „Tarifpolitik mit Augenmaß“ realisieren<br />

und Rücksicht auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

des jeweiligen Tarifpartners nehmen würde,<br />

kam es am 27. August 2007 zum Auftakt der Verhandlungen<br />

auf dem Hahn, die am 19. September bei FRA-<br />

PORT fortgesetzt wurden. Während bei den ersten Tarifverhandlungen<br />

der GdF mit der DFS von „Geiselnahme“<br />

die Rede war, sprach nun die Arbeitgeberseite von „Erpressung“.<br />

Doch offenbar führte der Hinweis eines Lotsen,<br />

man solle sich die Vergütung einer Lufthansa-Stewardess<br />

mit 15 Dienstjahren im Long-Range-Einsatz mal<br />

ansehen, bei der Gegenseite zu einem Umdenkprozess.<br />

So kam es total unkriminell und relativ zügig zu einem<br />

Tarifabschluss. Im Januar 2008 konnte dann der Vertrag<br />

mit einer Laufzeit von 3 Jahren unterzeichnet werden.<br />

Neben Vereinbarungen über Arbeitszeit, Pausen, Regenerationszeiten<br />

etc. gab es einen Einstieg in eine betriebliche<br />

Altersversorgung sowie eine Weiterbeschäftigungsgarantie<br />

über die besondere Altersgrenze für<br />

Fluglotsen von 57 Jahren hinaus, ohne dass die Betroffenen<br />

Lohneinbußen befürchten müssen. Eine regelrechte<br />

„Übergangsversorgung“ einzuführen, bleibt damit<br />

künftigen Tarifverhandlungen vorbehalten Statt -<br />

dessen wurde für die dortigen Kolleginnen und Kollegen<br />

eine „strukturelle“ Anhebung ihrer Vergütungen vereinbart.<br />

Mit dem Abschluss dieses Tarifvertrages war quasi<br />

der Pilotabschluss für die Lotsen der Regionalflughäfen<br />

gelungen und die Messlatte für weitere Verhandlungen<br />

geeicht!<br />

2008: number next in sequence: Braunschweig<br />

Bereits am 10. Juli 2007 wurde die „Flughafen Braunschweig-Wolfsburg<br />

GmbH“ (FBWG) von der GdF schriftlich<br />

zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Da die FBWG<br />

Mitglied im „Kommunalen Arbeitgeberverband“ (KAV)<br />

ist, musste auch der KAV-Niedersachsen einbezogen<br />

werden. Letztendlich wurde dem Geschäftsführer der<br />

FBWG ein Fachanwalt für Arbeitsrecht als Verhandlungsführer<br />

der Arbeitgeberseite an die Seite gestellt.<br />

Als virtueller „Dritter im Bunde“ saß bei den Verhandlungen,<br />

die endlich am 22. Mai 2008 in Gang kamen,<br />

der Aufsichtsrat der FBWG mit am Tisch.<br />

Deutlich war zu merken, dass der Aufsichtsrat den beiden<br />

Unterhändlern nicht gerade die sprichwörtlich „lange<br />

Leine“ gelassen hatte. Spürbar war auch der Druck,<br />

den der „ADV-Ausschuss Regionale Verkehrsflughäfen<br />

und Verkehrslandeplätze RVV“ auf den Geschäftsführer<br />

der FBWG ausgeübt hatte. Die Halter anderer deutscher<br />

RVV betrachteten Braunschweig offensichtlich als

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