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Atempause Der Weg ist das Ziel Wir starten in ein besonderes Jahr. Das «Eidgenössische» in Luzern steht an. Die Rekordbeteiligung ist sehr erfreulich. Immer wieder hört man im Umfeld von Wettbewerben aber auch kritische Äusserungen und insbesondere nach den Anlässen ertönen da und dort frustrierte Stimmen. Es ist für mich menschlich nachvollziehbar, dass Frustrationen entstehen, wenn der Aufwand und der Ertrag in keinem Verhältnis stehen. Dies geschieht jedoch dann besonders häufig, wenn man den Ertrag des Wettbewerbes nur in der Rangliste sucht. Dies scheint mir aber der falsche Ansatz zu sein. In diesem Zusammenhang können, ja müssen wir Dirigentinnen und Dirigenten schon im Vorfeld wichtige Arbeit leisten. Ich bin der Meinung, dass jedes Konzert und jeder Wettbewerb wichtig ist. Wir müssen stets versuchen, unabhängig vom Anlass, die bestmögliche Leistung zu zeigen. Dies gilt für das Quartierständchen ebenso wie für ein Musikfest. Persönlich bin ich überzeugt, dass wir Dirigentinnen und Dirigenten unsere Musikerinnen und Musiker nebst der musikalischen Vorbereitung unbedingt auch mental trainieren müssen. Es kann doch nicht sein, dass die musikalische Qualität eines Vereines und unter Umständen die Arbeit zwischen dem Dirigenten und dem Korps oder die Befindlichkeit, der Umgang innerhalb der Musik vom Resultat eines Wettbewerbes abhängt. Wohl nicht ganz zufällig gibt es nach Musikfesten gehäuft Wechsel bei den musikalischen Leitern der Vereine. Zum Teil sind diese geplant und man erhofft sich einen schönen Abschluss der gemeinsamen Zeit im Verein. Was aber, wenn der Erfolg ausbleibt? Sicherlich trennen sich auch einige Dirigenten und Vereine aufgrund des ausgebliebenen Erfolges. Nicht so extrem wie im Sport, doch ab und zu wird die Frage nach 14 16. - 18. Juni 2006 und 23. - 25. Juni 2006 Eidgenössisches Musikfest Luzern 13. - 16. September 2006 Dirigentenwettbewerb und Seminar BDV in Baden Agenda MAESTRO Offizielles Mitteilungsorgan des Schweizer Blasmusik-Dirigentenverbandes (BDV). Erscheint vierteljährlich im UNISONO. dem Verantwortlichen für den Misserfolg gestellt und in der Regel geht dann der Trainer, da man die Mannschaft nicht entlassen kann. Ich versuche, seit ich als Dirigent arbeite, nicht den Anlass sondern den Weg ins Zentrum meiner Arbeit zu stellen. Gemeinsam streben wir, die Vereinsmitglieder, ein Ziel an. Ich erwarte, dass jeder und jede, je nach Können und den aktuellen «Rahmenbedingungen» wie Beruf und Familie, seine bestmögliche Leistung bringt. Wir müssen uns mit der Gewissheit, alles in unserer Macht Stehende getan zu haben, am «Tag X» der Aufgabe stellen. Mir ist wichtig, dass wir versuchen uns selber einzuschätzen und zu erkennen, ob wir unsere bestmögliche Leistung bringen konnten oder nicht, bevor eine Jury ihr Urteil fällt. Können wir mit unserer Leistung zufrieden sein, so ist es weniger problematisch, wenn einige Vereine halt noch besser spielen als wir. Wir dürfen uns an unserer Leistung erfreuen und arbeiten weiter, versuchen uns zu verbessern. Können wir unserer Leistung kritisch gegenüberstehen, so müssen wir weniger mit dem Schicksal, der Jury oder was auch immer hadern, wenn unsere Hoffnungen nicht erfüllt werden. Natürlich darf man enttäuscht sein, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, genauso wie man sich auch über jedes gute Resultat freuen soll. Gleichzeitig ist es aber wichtig zu erkennen, dass das Konzert, der Wettbewerb ein sehr punktuelles Ereignis darstellt, – das Resultat könnte eine Woche später wieder ganz anders aussehen. Wenn wir uns diesen Umstand vor Augen halten, dann können Frustrationen vermieden werden. Die Motivation im Verein und das Verhältnis zwischen dem Dirigenten und dem Verein darf nicht durch ein einzelnes Ereignis in Frage gestellt werden. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir uns bewusst sind, dass eben der Weg das Ziel ist und nicht der Anlass selbst, dann wird jedes Konzert, jeder Wettbewerb und in diesem Jahr speziell das Eidgenössische Musikfest zu einem positiven Erlebnis. Viel Erfolg! Christian Marti www.dirigentenverband.ch Der Internetauftritt des Schweizer Blasmusik- Dirigentenverbandes (BDV) ist weiter ausgebaut worden. Insbesondere sind dort auch sämtliche Maestro-Ausgaben seit 1999 lückenlos zu finden. Aus diesem Grund ver- Chefredaktor Theo Martin Talstrasse 6 2553 Safnern BE tmartin@bielertagblatt.ch Red. Mitarbeiter Christian Marti FL-9494 Schaan René Messmer 8572 Berg TG Emil Wallimann 6373 Ennetbürgen NW Nr. 1/2006, 13. Jg. zichtet der BDV nun auf die Herausgabe des Sammelbandes. Um Ihnen die Themensuche zu erleichtern, ist unter www.dirigentenverband.ch ein erweitertes Inhaltsverzeichnis geschaffen worden. tm Mitgliedschaft Der Schweizer Blasmusik-Dirigentenverbandes (BDV) sucht laufend neue Mitglieder. Willkommen sind nicht nur aktive Dirigentinnen und Dirigenten, sondern auch Vizedirigenten, Dirigenten in Ausbildung, Musikkommissionsmitglieder und weitere Blasmusik-Begeisterte. Interessierte melden sich via Internet (www.dirigentenverband.ch) oder direkt bei Marco Barandun, Pratval, 7515 Rodels. tm Morendo Musik ist spirituell. Das Musikgeschäft ist es nicht. Vox humana Van Morrison, The Times Es gibt viele phantastische Leute, die sich langfristig engagieren. Ich denke an die vielen Musikvereine in der Schweiz. Der Churer Bischof Amédée Grab in der NZZ am Sonntag Satz Carmen-Druck AG, 6242 Wauwil Impressum Die nächste Ausgabe des MAESTRO erscheint in der Nr. 08/2006. www.dirigentenverband.ch
Die allgemeinen Juryberichte von eidgenössischen und kantonalen Musikfesten ähneln sich, kritisiert werden müssen immer die gleichen Fehler: Die Stimmung, der zu blasse Vortrag oder das zu laute Schlagzeug auf der Marschmusik zum Beispiel. Mit wenig Aufwand lassen sich diese heiklen Punkte umschiffen. Die Maestro-Redaktion hat deshalb einige erfahrene Juroren gefragt, auf was in der Festvorbereitung gut vier Monate vor dem entscheidenden Auftritt besonders zu achten ist. Marschmusik Bei der Aufstellung der einzelnen Instrumente empfiehlt es sich, vermehrt auf die Besetzung Rücksicht zu nehmen. Ein Verein mit wenig Klarinetten würde diese besser ganz vorne platzieren um einen optimalen Klangausgleich zu erhalten. Die verschiedenen Kolonnen und Glieder dürfen nicht zu nahe beieinander aufgestellt werden. Generell herrscht zwar die Meinung, dass es dadurch einfacher ist, ausgerichtet zu marschieren. Die Wirkung als Gesamtkorps geht dabei aber völlig verloren. Im Klangausgleich muss immer wieder die zu laute grosse Trommel gerügt werden. Ebenfalls wird auf der Strasse generell zu laut gespielt. Versuchen sie bei der Marschmusik die gleiche differenzierte Dynamik wie im Konzertsaal zu erreichen. Basssoli müssen als Melodie gespielt werden und nicht als eine Aneinanderreihung von einzelnen Tönen! Wir dürfen stolz sein auf unser schönes Hobby und dieser Stolz darf in der Marschmusik durch eine gute Haltung und durch ein frisches Auftreten spürbar sein. Emil Wallimann, Ennetbürgen Die musikalische Aussage 1. Das Einspielen oder «Was mache ich mit DER Minute vor dem Wettbewerbsvortrag?» Diesem Faktor wird viel zu wenig Bedeutung geschenkt, da er scheinbar nicht bewertet wird. Dirigent und Orchester müssen sich bewusst sein, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits «ausgestellt» sind und die Jury sowie das Publikum bewusst oder unbewusst mithören. Oft wird ein Choral gewählt, um das Orchester vorzubereiten und einzustimmen. Das Einspielen mit einem Choral ist nur dann sinnvoll, wenn mit dem Einspielen (= Aufwärmen des Orchesters) auch der notwendige musikalische Gedanke und Respekt mitschwingt. Ein Vortrag eines Chorals sagt bereits zum voraus sehr viel – oder auch sehr wenig – über die Musikalität eines Ensembles aus! 2. Bläser und Schlagzeuger oder «DAS richtige Verhältnis!» Viele Vereine sind stark an die akustischen Gegebenheiten ihres Probelokals bzw. ihres Konzertlokals gewöhnt. Über Jahre hinweg haben sich die gemachten Erfahrungen in Maestro Nr. 1/2006 Gute Tipps fürs Eidgenössische Musikfest Diverse den Dynamikgepflogenheiten von Schlagzeug und Bläsern etabliert. Am Wettbewerb – in einer völlig neuen Konzertumgebung – wird dieser Balance zu wenig Gewicht geschenkt. Oft sind Schlaginstrumente zu stark oder auch gar nicht hörbar bzw. in den Klang mit den Bläsern integriert! 3. No Risk no Fun oder «DIE musikalische Aussage!» «Wer wagt – gewinnt!» Dieses Sprichwort ist gerade für einen Wettbewerb sehr zutreffend. Alle Orchester, die an einem Wettbewerb teilnehmen, gehören bereits zu den Gewinnern, da die Auseinandersetzung mit Selbst- und Aufgabenstück grundsätzlich alle Musiker weiterbringt – nicht nur am Wettbewerbstag. Vor lauter technischen Hürden darf ein zentraler Punkt nie vergessen werden: Die musikalische Aussage. Wie erfrischend ist es doch, Orchester und Dirigenten zu geniessen, welche die Musik interpretieren, eine Aussage machen und stimmungsvoll phrasieren. Trotz vielen teilnehmenden Korps bleiben den Experten diejenigen Orchester in Erinnerung, welche diesen Faktor – «eine musikalische Geschichte» erzählen zu können – beherrschen. Max Schenk, Bern Klangausgleich Balance «4 – 3 – 2»: Köbi Kuhn, der erfolgreiche Trainer der Schweizer Fussballmannschaft, schwört auf dieses System. Dieses Zahlenverhältnis könnte auch bei Blasorchestern zum Erfolg führen. Ist ein Verein mit 9 Klarinetten besetzt, wäre das System «4 – 3 – 2» die Basis zu einem guten Klangausgleich: 4 dritte Klarinetten – 3 zweite Klarinetten – 2 erste Klarinetten. Ist ein Verein mit 12 Klarinetten bestückt, so wären 5 dritte Klarinetten, 4 zweite Klarinetten und 3 erste Klarinetten die Voraussetzung für eine ausgewogene Klangbalance. Sehr oft trifft man bei Vereinen das umgekehrte Besetzungsverhältnis an und ein optimaler Klangausgleich ist schon auf dem Papier gescheitert. Die Voraussetzung für einen ausgewogenen Klangausgleich ist die Besetzung des jeweiligen Vereins. Ist das Klangverhältnis in jedem Register ausgeglichen, achte man darauf, dass die Ausgeglichenheit auch zwischen Holz, Blech und Perkussion stimmt. Die Anzahl Sopran-, Alt-, Tenor- und Bassstimmen sollten gleichmässig vertreten sein, so wie die Stimmen in einer originalen Brass-Band-Besetzung besetzt sind. Sind diese Kriterien erfüllt, ist die Basis zu einem guten Klangausgleich gegeben. Spielt aber ein Verein in Brass-Band-Besetzung die Baritonstimmen mit Euphonien und verdoppelt die Anzahl der Spieler (anstatt 2 Bariton und 2 Euphonium), so kann die Balance dadurch gekippt werden, weil die Tenorlage übervertreten ist. In der Harmoniemusik ist der Holzsatz oft untervertreten und dadurch im Tutti zu leise. Spielen im Sopran 8 Klarinetten «gegen» 12 - 14 Spieler im kleinen Blech, sind die Holzbläser im Tutti kaum hörbar. Dem Schlagzeugregister müsste man in vielen Fällen ein bisschen «Dampf» wegnehmen. Das Perkussionsregister kann sehr viel zur guten Balance beisteuern. Die kleine und grosse Trommel sowie die Becken und manchmal sogar der Triangel können durch zu lautes Spielen das Klangbild erheblich stören. Mit geeigneter Schlägelwahl und orchestertauglichen Instrumenten könnte viel Schaden behoben werden. Triangel, in der Dimension eines Pannendreieckes, gespielt mit einem Schlegelstab von 0.6 mm Durchmesser lassen dem Spieler wenig Chancen, sich in ein erträgliches Hörbild einzufügen. Kleine Trommeln, die krachen und serbeln und dadurch andere Mitspieler zu lauterem Spielen anregen, sollten von einem Fachgeschäft überprüft werden. Sind nun bei dem einen oder anderen Verein die klanglichen Voraussetzungen für eine optimale Balance noch nicht vorhanden, so kann bei raschem Handeln eine Verbesserung angestrebt werden. Also nichts wie «4 – 3 – 2 – 1» los! Eduard Zurwerra, Brig Die entscheidenden Fragen Habe ich die Detailarbeit auch bei den Begleitstimmen gemacht? Natürlich auch für die Märsche, die man für die Marschmusikdemonstration angemeldet hat. Habe ich das gesamte Schlaginstrumentarium auch wirklich als Musikinstrumente und nicht nur als Rhythmus- und Krachelemente eingesetzt? Dieser Faktor verlangt von jedem Dirigenten ein speziell grosses Wissen. Er muss sich überlegen: Wie kann man mit speziellen Schlägern und Spieltechniken verschiedenste Klänge erreichen. Es gibt bestimmt an jeder Musikschule einen Schlagzeuglehrer, der einem diese Informationen weitergeben wird. Habe ich die Dynamik letztlich mit fast diktatorischer Manier durchgesetzt? Anders geht es selten... Habe ich alle rhythmischen Elemente, auch die durchwegs unregelmässig gespielten Triolen, so perfekt wie möglich geprobt? Habe ich alle Tempoangaben, somit auch den musikalischen Ausdruck sowie die zum Teil vorgegebene Interpretation, so Partiturgerecht wie möglich umgesetzt? Habe ich meine drei Aushilfen in den Klang meines Blasorchester integriert, oder sind sie fälschlicherweise Solisten? Nur so macht es Sinn, dass Aushilfen gerechtfertigt sind. Es ist bestimmt eine falsche Meinung und auch unfair gegenüber den Vereinen, die ein kleineres Budget haben, dass man 10, 15 oder noch mehr Aushilfen engagiert, um so an einem grossen Musikfest eventuell gewinnen zu können. Beat Blättler, Sachseln 15
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