Schwarzbuch Leiharbeit
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Eine IAB-Untersuchung hat die Erwerbs-<br />
verläufe von <strong>Leiharbeit</strong>skräften des Jah-<br />
res 2006 ausgewertet. Dafür wurden die<br />
vorhergehenden und die auf die <strong>Leiharbeit</strong><br />
folgenden Beschäftigungsverhältnisse ana-<br />
lysiert, in einem Gesamtzeitraum von vier<br />
Jahren. Die Ergebnisse zeigen: Nur sieben<br />
Prozent der vormals Arbeitslosen schaffen<br />
es, im Zweijahreszeitraum nach der <strong>Leiharbeit</strong><br />
überwiegend beschäftigt zu bleiben<br />
und die <strong>Leiharbeit</strong> komplett hinter sich zu<br />
lassen. 57 Prozent hingegen sind auch zwei<br />
Jahre nach der <strong>Leiharbeit</strong> arbeitslos oder<br />
weisen einen „unstetigen Erwerbsverlauf“<br />
aus. Das Fazit der Autoren fällt entsprechend<br />
nüchtern aus. Für sie ist <strong>Leiharbeit</strong><br />
„keine breite Brücke, sondern wohl eher<br />
ein schmaler Steg aus der Arbeitslosigkeit<br />
in Beschäftigung außerhalb der Branche“.<br />
Die Studien, die Klebeeffekt und Brückenfunktion<br />
untersuchen, sind immer nur<br />
Momentaufnahmen. Neben der konjunkturellen<br />
Lage beeinflussen weitere Faktoren<br />
die individuellen Übernahmechancen.<br />
Zum Beispiel die Art der Tätigkeit: Wer im<br />
Einsatzbetrieb als Hilfsarbeiter beschäftigt<br />
ist, wird seltener fest eingestellt als<br />
ein Spezialist. Oder die rechtliche Lage:<br />
Im Dezember 2011 wurde<br />
das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
um<br />
den Passus ergänzt,<br />
dass eine Überlassung<br />
immer „vorübergehend“<br />
erfolge. Allerdings hat<br />
der Gesetzgeber das<br />
nicht definiert, einschlägige Urteile von<br />
Arbeitsgerichten stehen noch aus. Die<br />
Entscheidung der Gerichte wird noch über<br />
mehrere Instanzen gehen. Mit einer endgültigen<br />
Entscheidung ist erst in mehreren<br />
Jahren zu rechnen. Viele hoffen darauf.<br />
„ Ich bin der Meinung, dass ein <strong>Leiharbeit</strong>sverhältnis<br />
spätestens nach zwölf Monaten in eine Festanstellung<br />
7 %<br />
verwandelt werden sollte, selbst wenn die zeitlich begrenzt<br />
ist. Schließlich will auch ein <strong>Leiharbeit</strong>er seine<br />
35 %<br />
Zukunft, Familie, Kinder planen, was in der <strong>Leiharbeit</strong><br />
10 %<br />
aber leider nahezu unmöglich ist.“ 25 %<br />
Literatur<br />
Florian Lehmer, Kerstin Ziegler (2010): Brü-<br />
ckenfunktion der <strong>Leiharbeit</strong>: Zumindest ein<br />
schmaler Steg, IAB-Kurzbericht Nr. 13.<br />
Andreas Crimmann, Kerstin Ziegler, Peter<br />
Ellguth, Susanne Kohaut, Florian Lehmer<br />
(2009): Forschungsbericht zum Thema<br />
„Arbeitnehmerüberlassung“, IAB (zugl.:<br />
Bundesministerium für Arbeit und Soziales:<br />
Forschungsbericht Arbeitsmarkt, Nr. 397).<br />
die Brücke auf den arbeitsmarkt ist nur ein schmaler steg: Lediglich sieben Prozent<br />
der ehemals arbeitslosen <strong>Leiharbeit</strong>skräfte finden eine dauerhafte Festanstellung<br />
Innerhalb von zwei Jahren nach der Überlassung waren <strong>Leiharbeit</strong>er überwiegend* …<br />
… außerhalb der <strong>Leiharbeit</strong> beschäftigt (keine<br />
weitere <strong>Leiharbeit</strong>sepisode zugelassen)<br />
… außerhalb der <strong>Leiharbeit</strong> beschäftigt (kurze Phasen<br />
von <strong>Leiharbeit</strong> und Arbeitslosigkeit zugelassen)<br />
… unstetige Erwerbsverläufe ohne<br />
Mindestanforderung von 365 Tagen<br />
22 %<br />
… in <strong>Leiharbeit</strong> beschäftigt<br />
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersuchte die Beschäftigungsverhältnisse<br />
von <strong>Leiharbeit</strong>skräften vor und nach ihrer Überlassung im Jahr 2006.<br />
Von den 25 Prozent der <strong>Leiharbeit</strong>skräfte, die innerhalb der vorhergehenden zwei Jahre<br />
… arbeitslos gemeldet<br />
überwiegend arbeitslos gemeldet waren, fanden in den folgenden zwei Jahren nur sieben<br />
67<br />
Prozent eine reguläre Beschäftigung außerhalb der <strong>Leiharbeit</strong>.<br />
* überwiegend = mindestens 365 Tage im Zweijahreszeitraum<br />
Quelle: Integrierte Erwerbsbiografien (IEB), Institut<br />
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)