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Schwarzbuch Leiharbeit

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„ gLeiche arbeit – gLeicheS geLd“<br />

BREITE GESELLSCHAFTLICHE UNTER STÜTZUNG –<br />

UND DIE POLITIK DENKT UM<br />

„Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“ heißt<br />

die Kampagne, mit der sich die IG Metall<br />

seit April 2008 für faire Arbeitsbedingun-<br />

gen in der <strong>Leiharbeit</strong> einsetzt. Damit ist<br />

zugleich das wichtigste Ziel formuliert,<br />

das sich die Initiatoren angesichts des<br />

zunehmenden Missbrauchs der <strong>Leiharbeit</strong><br />

setzten: die Lohndrückerei zu stoppen.<br />

Unter der Schirmherrschaft der drei früheren<br />

Bundesarbeitsminister Dr. Herbert<br />

Ehrenberg, Dr. Norbert Blüm und Walter<br />

Riester ist seither ein breites gesellschaftliches<br />

Bündnis gegen die Ausbeutung von<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />

entstanden. Mehr als 21.000 Menschen<br />

haben die Forderungen der Initiative bereits<br />

unterzeichnet.<br />

Auch Matthias Machnig (SPD), seit 2009<br />

Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technologie<br />

in Thüringen, und Karl-Josef Laumann<br />

(CDU), Bundesvorsitzender der Christlich-<br />

Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA)<br />

und Fraktionsvorsitzender im Landtag<br />

von Nordrhein-Westfalen, setzen sich für<br />

gleiches Geld bei gleicher Arbeit ein. Ein<br />

Gespräch mit den beiden Politikern über<br />

Fairness, Würde und Gerechtigkeit.<br />

Immer mehr Belegschaften spalten sich<br />

auf in Festangestellte und schlechter<br />

bezahlte <strong>Leiharbeit</strong>er. Wie sehen sie<br />

diese aktuelle Entwicklung?<br />

Laumann: Es ist erfreulich, dass die Arbeitslosenzahl<br />

deutlich gesunken ist. Eine Aufspaltung<br />

in Stamm- und Randbelegschaften<br />

ist aus Sicht der CDA nicht hinnehmbar.<br />

Arbeitnehmer und ihre Familien brauchen<br />

Sicherheit und gerechte Bezahlung.<br />

Machnig: Fakt ist, dass im Boomjahr 2011<br />

auch die <strong>Leiharbeit</strong> einen regelrechten<br />

Aufwärtstrend erlebte. 3,2 Prozent aller<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

übten einen Job in der Zeitarbeitsbranche<br />

aus, ein Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Mit 910.000 <strong>Leiharbeit</strong>nehmern im Juni<br />

2011 wurde erstmals die Marke von<br />

900.000 überschritten. Diese Entwicklung<br />

ist bedenklich. Trotz des immensen Fachkräftemangels<br />

sitzen vor allem junge Leute<br />

auf gepackten Koffern und sind ständig<br />

auf der Suche nach einer Festanstellung.<br />

Wir brauchen auf dem Arbeitsmarkt wieder<br />

mehr Recht und Ordnung.<br />

Was sind für sie die wichtigsten anfor-<br />

derungen an faire <strong>Leiharbeit</strong>?<br />

Foto: CDA<br />

Karl-Josef Laumann (CDU) ist Bundesvorsitzender der<br />

Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und<br />

Fraktionsvorsitzender im Landtag von Nordrhein-Westfalen.<br />

Laumann: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit<br />

am gleichen Ort – dann entfällt auch der<br />

Anreiz, <strong>Leiharbeit</strong>er lange in einem Unter-<br />

nehmen zu beschäftigen, um den Lohn zu<br />

drücken. Der gleiche Lohn muss nach einer<br />

angemessenen Einarbeitungszeit gezahlt<br />

werden – wobei diese kürzer als ein hal-<br />

bes Jahr sein muss! Bei der konkreten Aus-<br />

gestaltung sind die Tarifpartner gefordert.<br />

Machnig: Es ist kein Geheimnis, dass die<br />

Löhne in Zeitarbeit niedriger sind als in<br />

allen anderen Branchen – im Vergleich<br />

zur Stammbelegschaft eines Betriebes<br />

durchschnittlich 40 bis 60 Prozent. Aber<br />

nicht nur schlechte Löhne machen die<br />

Zeitarbeit zu dem, was man landläufig<br />

als prekäre Beschäftigung bezeichnet.<br />

In Krisenzeiten sind die <strong>Leiharbeit</strong>er die<br />

Ersten, die ihren Job verlieren. Die Fluktuation<br />

ist hoch. 2008 beispielsweise hatten<br />

wir einen durchschnittlichen Bestand von<br />

760.604 <strong>Leiharbeit</strong>ern in Deutschland. Allerdings<br />

standen einer rund einer Million<br />

neu begonnenen <strong>Leiharbeit</strong>sverhältnissen<br />

ebenso viele beendete gegenüber. Von<br />

den im ersten Halbjahr 2011 neu eingestellten<br />

569.000 <strong>Leiharbeit</strong>ern war nicht<br />

einmal die Hälfte länger als drei Monate<br />

beschäftigt. <strong>Leiharbeit</strong>er sollten wirklich<br />

nur die Auftragsspitzen abfedern.<br />

Foto: Bildwerkstatt Michael Voigt<br />

Matthias Machnig (SPD) ist seit 2009 Minister für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Technologie in Thüringen.

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