Schwarzbuch Leiharbeit
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<strong>Leiharbeit</strong> heute<br />
Die letzte Wirtschaftskrise hat alle Vor-<br />
behalte gegen die <strong>Leiharbeit</strong> bestätigt.<br />
Denn es wurde einmal mehr deutlich, wie<br />
Unternehmen <strong>Leiharbeit</strong> und befristete<br />
Beschäftigungsverhältnisse nutzen, um<br />
ihre Gewinne zu maximieren. Die Kehrseite<br />
dessen: Flexibilität und Kostenreduktion<br />
auf Unternehmensseite bedeuten für die<br />
Betroffenen vor allem Ungleichheit, Unsicherheit<br />
und Niedriglöhne. Die in <strong>Leiharbeit</strong><br />
Beschäftigten bekamen die Auswirkungen<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise als erste<br />
zu spüren. Sie waren die ersten, die gehen<br />
mussten. Im Aufschwung schnellten<br />
die Beschäftigtenzahlen in der <strong>Leiharbeit</strong><br />
zwar auch als erste wieder nach oben, doch<br />
kaum einer hat die Chance auf einen sicheren,<br />
qualifizierten und tariflich entlohnten<br />
Arbeitsplatz – so bleibt der versprochene<br />
Aufstieg <strong>Leiharbeit</strong>erinnen und <strong>Leiharbeit</strong>ern<br />
selbst in Zeiten der Rekordbeschäfti-<br />
gung verwehrt. Denn die neue Dynamik des<br />
Arbeitsmarktes geht zu Lasten derjenigen,<br />
die sich oft als Arbeiter zweiter Klasse fühlen.<br />
Die Ungleichheit bleibt bestehen, der<br />
Aufschwung kommt nicht bei ihnen an.<br />
Immer mehr <strong>Leiharbeit</strong>:<br />
Entwicklung der letzten Jahre<br />
Seit den 1990er Jahren nehmen, vor allem im Aufschwung<br />
und in Phasen der konjunkturellen Konsolidierung, alle<br />
Formen der atypischen Beschäftigung in Deutschland zu.<br />
In den letzten Jahren ist die Zahl der Men-<br />
schen in <strong>Leiharbeit</strong> in Deutschland stark<br />
gestiegen. Und auch für die Zukunft wird<br />
der Branche dynamisches Wachstum vorausgesagt.<br />
Eingesetzt hat der rasante<br />
Boom mit der gesetzlichen Deregulierung<br />
der <strong>Leiharbeit</strong> 2004. Seither hat sich die<br />
Zahl der in <strong>Leiharbeit</strong> Beschäftigten nahezu<br />
verdreifacht. Im Januar 2004 gab es<br />
in Deutschland rund 326.000 <strong>Leiharbeit</strong>erinnen<br />
und <strong>Leiharbeit</strong>er. Nach jährlich<br />
zweistelligen Wachstumsraten wurde im<br />
Juli 2008 mit rund 823.000 <strong>Leiharbeit</strong>nehmern<br />
ein vorläufiger Höchststand erreicht.<br />
Doch dann machten sich die Folgen der<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise in der <strong>Leiharbeit</strong>sbranche<br />
bemerkbar. Innerhalb eines<br />
Jahres wurden nahezu 200.000 Menschen<br />
rekordbeschäftigung in der <strong>Leiharbeit</strong>: Nach der Wirtschaftskrise arbeiten erstmals<br />
mehr als 900.000 <strong>Leiharbeit</strong>skräfte in deutschland<br />
1.000.000<br />
900.000<br />
800.000<br />
700.000<br />
600.000<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
entlassen. Und das, obwohl auch für die<br />
<strong>Leiharbeit</strong> Kurzarbeit möglich gewesen<br />
wäre. Dieses Instrument wurde von den<br />
Verleihunternehmen jedoch nahezu gar<br />
nicht genutzt. Stattdessen wurden Entlassungen<br />
im großen Stil vorgenommen.<br />
Mit der Wirtschaft konsolidierte sich anschließend<br />
auch die <strong>Leiharbeit</strong>sbranche:<br />
Bereits im Juli 2010 wurden wieder rund<br />
824.000 Beschäftigte<br />
erfasst, im Juli 2011 gab<br />
es mit 910.000 Beschäftigten<br />
ein neues Rekordhoch.<br />
Seither ist diese<br />
Zahl nach den Fortschreibungen<br />
des Instituts der<br />
deutschen Wirtschaft saisonbedingt<br />
leicht zurückgegangen, lag aber auch<br />
Ende 2011 noch bei mehr als 900.000.<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
Langfristiger trend zu prekärer<br />
Beschäftigung<br />
Trotz Rekordbeschäftigung und guter Auftragslage<br />
setzen Unternehmen auf die<br />
sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnisse,<br />
statt feste und unbefristete<br />
Arbeitsplätze auszubauen. Zu den atypischen<br />
Beschäftigungsverhältnissen gehören<br />
neben der <strong>Leiharbeit</strong> auch die befristete<br />
2012<br />
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, IW-Zeitarbeitsindex<br />
Derzeit sind mehr Menschen in Deutschland in der <strong>Leiharbeit</strong><br />
beschäftigt als direkt im Automobilbau, der als<br />
Schlüsselindustrie des Landes gilt. Keine andere Branche<br />
hat von Juni 2009 bis Juni 2010 so viele sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte dazugewonnen.