„ Gleiches Geld für <strong>Leiharbeit</strong>er oder sogar mehr als für die Stammangestellten! Denn ein <strong>Leiharbeit</strong>er ist manchmal wochenlang unterwegs, weg von seiner Familie – und das sollte man gut bezahlen.“ auSbLick
102 waS biSher paSSiert iSt: erfoLge der ig metaLL Bessere Arbeitsbedingungen, transparen- te Übernahmeregelungen und eine gerech- te Entlohnung von <strong>Leiharbeit</strong>ern – das sind Inhalte der Besservereinbarungen, die die IG Metall in den vergangenen Jahren in mehr als 1.200 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie durchgesetzt hat. Wich- tigstes Ziel ist es, Equal Pay – also die gleiche Bezahlung von <strong>Leiharbeit</strong>ern und Festangestellten auf betrieblicher Ebe- ne – herzustellen. Audi ist einer der be- kanntesten Arbeitgeber, der bereits 2009 eine Besservereinbarung unterzeichnet hat. <strong>Leiharbeit</strong>skräfte werden dort seither auf Basis des IG Metall-Tarifs bezahlt. Das schützt die Stammbelegschaft vor Lohn- drückerei und sichert den <strong>Leiharbeit</strong>neh- mern ein Gehalt, von dem sie leben kön- nen. Auch in der Krise konnte die IG Metall bei Audi etwas zum Positiven bewegen: Abgemeldete <strong>Leiharbeit</strong>er wurden über eine Transfergesellschaft aufgefangen und weiterqualifiziert. In der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen konnte die IG Metall 2010 die gleiche Bezahlung für <strong>Leiharbeit</strong>- nehmer sogar im Tarifvertrag verankern. Diese Erfolge spiegeln sich in der Akzep- tanz und dem Vertrauen, die Beschäftigte in <strong>Leiharbeit</strong> der IG Metall entgegenbrin- gen: Zwischen 2007 und 2011 haben sich mehr als 40.000 <strong>Leiharbeit</strong>nehmer der IG Metall angeschlossen. Ein Leuchtturm am Bodensee Einen von vielen Leuchttürmen in Sachen Equal Pay stellt der Haustarifvertrag dar, auf den sich IG Metall, Betriebsrat und Geschäftsführung des bekannten Antriebs- und Fahrwerktechnikherstellers ZF in Friedrichshafen im November 2011 geeinigt haben. Wichtigster Punkt darin: Ob ausgeliehen oder fest beschäftig – bei der Bezahlung macht das nun keinen Unterschied mehr. Wie die Festangestellten müssen die <strong>Leiharbeit</strong>erinnen und <strong>Leiharbeit</strong>er künftig von der ersten Stunde an nach demselben Flächentarifvertrag bezahlt werden. IG Metall und Betriebsrat konnten bei ZF weitere Forderungen durchsetzen: Höchstgrenzen – zeitlich und anteilsmäßig – für den Einsatz von <strong>Leiharbeit</strong>ern, ein erweitertes Mitbestimmungsrecht über das Betriebsverfassungsgesetz hinaus sowie ein Informationsrecht bei der Vergabe von Werkverträgen. Der Betriebsrat kann dadurch überprüfen, ob hinter Werkver- trägen möglicherweise verdeckte Leihar- beit steckt. Bei gewerblich Beschäftigten in <strong>Leiharbeit</strong> sieht der Tarifvertrag eine Höchsteinsatzdauer von sechs Monaten vor, bei Ingenieuren, Technikern sowie IT-Spezialisten eine von 24 Monaten. Im Gegenzug erklärten sich die Arbeitnehmer bereit, ein höheres Maß an „interner Flexi- bilität“ zu ermöglichen. Damit profitieren beide Seiten von der Vereinbarung. gleiches geld und Übernahme bei Curamik Electronics Gleiches Geld für vergleichbare Arbeit, und das ab dem ersten Einsatztag, sieht auch der Tarifvertrag vor, den die IG Metall 2009 mit dem fränkischen Automobilzulie- ferer Curamik Electronics vereinbart hat. Hier waren die Übernahmeregelungen ein zusätzliches wichtiges Anliegen für die Beschäftigten. Sie konnten durchsetzen, dass <strong>Leiharbeit</strong>erinnen und <strong>Leiharbeit</strong>er nun nach zwölf Wochen Einsatzzeit ein Arbeitsplatzangebot bekommen müssen. Auch bei Bosch und sechs weiteren Firmen in Eisenach konnte die IG Metall bessere Bedingungen für <strong>Leiharbeit</strong>er aushandeln. Im Mittelpunkt hier: die unfairen Entgelte. Seit Anfang 2011 verdienen die <strong>Leiharbeit</strong>- nehmer nun fast doppelt so viel wie zuvor. Damit ist die „Eisenacher Lösung“ ein Zwi- schenschritt in Richtung Equal Pay – auch wenn die IG Metall erstmal nur von einer „Notlösung“ spricht. Die Besserverein- barung sieht vor, dass <strong>Leiharbeit</strong>er statt 6,41 Euro pro Stunde nun 11,71 Euro er- halten, den gleichen Grundlohn wie die Stammbeschäftigten. Das wirkt sich auf der Lohnabrechnung doppelt aus, denn auch Spät-, Nacht- und Wochenendzu- schläge werden nun auf Grundlage des höheren Entgelts berechnet. Neu ist auch die Lohnfortzahlung bei Krankheit und Ur- laub. Zudem soll der Anteil der <strong>Leiharbeit</strong> reduziert werden. In Eisenach lag die Leih- arbeitsquote bei den sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten laut Hans-Böckler- Stiftung 2009 bei über acht Prozent und war damit mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. alternative: gründung eines fairen Verleihbetriebs Einen ganz anderen Weg zur Durchsetzung des Equal-Pay-Grundsatzes ist die IG Me- tall hingegen in Siegen gegangen. Anfang 2009 gründete man gemeinsam mit Ver- tretern des Kreises Siegen-Wittgenstein und dem Verband der Siegerländer Me- tallindustriellen e. V. die <strong>Leiharbeit</strong>sfirma QuatroTransFair GmbH, deren Beschäftigte grundsätzlich den im Entleihbetrieb gülti- gen Tarif erhalten. Die Kunden von QuatroTransFair zahlen die gleichen Preise wie bei vergleichba- ren Verleihfirmen, bei den Kolleginnen und Kollegen kommt aber mehr an, erklärt die IG Metall Siegen das alternative Ge- schäftsmodell. Dies ist möglich, weil die Gesellschafter der GmbH keine Gewinner- wartung haben. Die Beispiele machen deutlich, dass sich auf lokaler und betrieblicher Ebene bereits