Schwarzbuch Leiharbeit
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Unter den mehr als 21.000 Menschen, die<br />
die Initiative „Gleiche Arbeit – Gleiches<br />
Geld“ unterstützen, sind auch zahlreiche<br />
bekannte Vertreterinnen und Vertreter aus<br />
Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. In<br />
kurzen Statements machen sie deutlich,<br />
warum sie sich den Forderungen der IG Me-<br />
tall anschließen.<br />
renate schmidt,<br />
Bundesfamilienministerin a. d.:<br />
„Ich unterstütze die Initiative ‚Gleiche Ar-<br />
beit – Gleiches Geld‘, weil viele Unterneh-<br />
men <strong>Leiharbeit</strong> als ‚Regelarbeitsverhältnis‘<br />
missbrauchen und Arbeitnehmer/innen in<br />
dauernder Unsicherheit und unterbezahlt<br />
arbeiten lassen. Dies war vom Gesetzge-<br />
ber so nie gewollt und dieser Ausbeutung<br />
muss ein Ende bereitet werden, denn alle<br />
Menschen brauchen ein Mindestmaß an<br />
Sicherheit.“<br />
günter Wallraff, schriftsteller:<br />
„<strong>Leiharbeit</strong>: billige und willige, schneller<br />
zu heuernde und zu feuernde Lückenbü-<br />
ßer. Das ‚Menschenmaterial‘ wird einfach<br />
zeitnah und konfliktfrei angemietet, wie ein<br />
Presslufthammer, eine Hebebühne oder ein<br />
Kleinlaster. Zeitarbeit = <strong>Leiharbeit</strong>, oder die<br />
moderne Form von Menschenhandel.“<br />
Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen<br />
Kultusgemeinde München<br />
und Oberbayern und Vizepräsidentin<br />
des Jüdischen Weltkongresses:<br />
„Ich unterstütze die Initiative ‚Gleiche Arbeit<br />
– Gleiches Geld‘, weil das deutsche<br />
Grundgesetz die Würde des Menschen als<br />
oberste Prämisse des Handelns vorgibt.<br />
Dieser Vorgabe sollte sich auch die freie<br />
Wirtschaft verpflichtet fühlen. Auch das<br />
Recht auf Gleichberechtigung ist eine essentielle<br />
Voraussetzung gesellschaftlicher<br />
und sozialer Balance.“<br />
dr. Franz segbers, theologe und<br />
Professor für sozialethik an der<br />
universität Marburg:<br />
„<strong>Leiharbeit</strong> ist eine moderne Form von<br />
Tagelöhnerei. <strong>Leiharbeit</strong>nehmer werden<br />
hin und her geschubst und wie eine Ware<br />
behandelt, die man kaufen und verkaufen<br />
kann. Doch Arbeit ist keine Ware, sie hat<br />
Würde. Zur Würde gehört ‚Gleicher Lohn für<br />
gleiche Arbeit‘. Im Artikel 23 der UN-Menschenrechtserklärung<br />
heißt es: ‚Jeder, ohne<br />
Unterschied, hat das Recht auf gleichen<br />
Lohn für gleiche Arbeit.‘ Das aber heißt:<br />
Wer <strong>Leiharbeit</strong>ern trotz gleicher Arbeit we-<br />
niger Lohn als den anderen Beschäftigten<br />
zahlt, verstößt gegen die Menschenrech-<br />
te. Die Unternehmer haben ihr unterneh-<br />
merisches Risiko auf die <strong>Leiharbeit</strong>er ab-<br />
gewälzt: Sie waren die ersten Opfer der<br />
Krise. Schlechte Arbeitsbedingungen sind<br />
aber kein Naturgesetz, sondern schlecht<br />
gemachte Arbeitsbedingungen. Leihar-<br />
beit ist politisch in Gang gesetzt worden.<br />
Deshalb ist die Politik jetzt gefordert, die<br />
Würde und den Respekt der <strong>Leiharbeit</strong> zu<br />
schützen. Jeder, der arbeitet, hat Anspruch<br />
auf gleiche Bezahlung, gleiche Rechte und<br />
gleiche soziale Sicherheit.“<br />
Prof. dr. Kerstin Jürgens, soziologin an<br />
der universität Kassel:<br />
„Ich unterstütze die Initiative der IG Me-<br />
tall, weil die Missachtung gleicher Ar-<br />
beitsleistung bei gleicher Qualifikation<br />
eine Ungerechtigkeit darstellt, die sozi-<br />
alen Polarisierungen und Konflikten in<br />
unserer Gesellschaft Vorschub leistet.“<br />
Prof. dr. Peter Bofinger, „Wirtschafts-<br />
weiser“, geschäftsführer des Volkswirt-<br />
schaftlichen Instituts der universität<br />
Würzburg:<br />
„Schon vor der Krise ist ein Großteil der<br />
Beschäftigten vom steigenden Wohlstand<br />
einfach abgekoppelt worden: Die Mittel-<br />
klasse ist geschrumpft, die Armutsquo-<br />
te gestiegen, die soziale Absicherung<br />
schwächer geworden. Das darf nach der<br />
Krise nicht so weitergehen, sonst gerät<br />
der Staat in Misskredit. Der Staat bezieht<br />
nämlich seine Legitimation daraus, dass<br />
er seinen Bürgern Wohlstand und soziale<br />
Sicherheit gewährleistet. Wir sollten mehr<br />
Staat wagen, den Markt wieder unter die<br />
Aufsicht des Staates stellen. Unsere Le-<br />
bensverhältnisse dürfen nicht in erster<br />
Linie vom Markt bestimmt werden. Not-<br />
wendig sind robuste soziale Leitplanken.<br />
Ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn<br />
muss zumindest eine existenzsichernde<br />
Entlohnung garantieren. Wer das als unzu-<br />
lässigen Eingriff in den Markt verdammt,<br />
hat nicht begriffen, was Wettbewerb be-<br />
deutet: Erfolgreich sind produktive und<br />
innovative Unternehmen. Wenn sich je-<br />
doch Unternehmen durchsetzen, weil sie<br />
die Löhne drücken, schaden sie der Volks-<br />
wirtschaft langfristig.“<br />
Im Internet<br />
Weitere Statements von Unterstützerin-<br />
nen und Unterstützern sind unter www.<br />
gleichearbeit-gleichesgeld.de zu finden.<br />
Dort sind zudem aktuelle Informationen,<br />
Fakten und Hintergrundberichte zum<br />
Thema <strong>Leiharbeit</strong> abrufbar. Und über den<br />
<strong>Leiharbeit</strong>smelder können Beschäftigte<br />
ihre persönlichen Erfahrungen schildern.<br />
Machen Sie mit! Unterstützen Sie die Initiative<br />
online!