629_TAB_KSB_SZ_2012_20_final - Klinikum Saarbrücken
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KLINIKINFO<br />
4<br />
„Leben soll mir gut tun“<br />
Interview mit Annette Rexrodt von Fircks<br />
Mehr als 150 Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
waren ins <strong>Klinikum</strong> <strong>Saarbrücken</strong> zu der<br />
Veranstaltung „Brustkrebs heute“ gekommen.<br />
Der Chefarzt der Frauenklinik,<br />
Dr. Abdolhamid Huschmand Nia, informierte<br />
über unterschiedliche Therapien<br />
bei Brustkrebs. Anschließend berichtete<br />
Annette Rexrodt von Fircks – sie hat als<br />
Betroffene mehrere Bücher geschrieben<br />
und eine Stiftung für krebskranke Mütter<br />
und deren Kinder gegründet – über<br />
ihre Strategien, mit der Krebserkrankung<br />
umzugehen. Wir haben Annette<br />
Rexrodt von Fircks interviewt.<br />
Sie waren selbst vor über 14 Jahren<br />
an Krebs erkrankt; nach der Therapie<br />
folgten viele Rückschläge. Sie haben gekämpft,<br />
etliche Operationen überstanden.<br />
Bis heute ist der Krebs nicht zurückgekehrt.<br />
Was ist Ihr „Rezept“?<br />
Annette Rexrodt von Fircks: Gegen<br />
Ende der ersten Therapie habe ich<br />
mein Leben schonungslos auf den<br />
Prüfstand gestellt. Ich habe mich gefragt:<br />
Bin ich zufrieden mit meinem<br />
Leben? Tun mir die Menschen gut, mit<br />
denen ich zusammen bin? Welche Ziele<br />
habe ich? Wo stehe ich? Vielleicht<br />
hat mich ja mein „altes Leben“ vor der<br />
Krankheit krank gemacht. Um diese<br />
Fragen ehrlich zu beantworten, gehörte<br />
eine große Portion Mut und Selbstakzeptanz.<br />
Unabhängig davon habe<br />
ich aber schon zu Beginn und während<br />
meiner Erkrankung Achtsamkeit und<br />
Fürsorglichkeit gegenüber mir selbst<br />
entwickelt. Auch habe ich gelernt, auf<br />
eine innere Stimme zu hören. Die beleitet<br />
mich immer noch liebevoll und<br />
ritisch. Und dann weiß ich, dass mir<br />
ewegung gut tut – und eine gesunde<br />
ie brusterhaltende Therapie des<br />
Brustkrebses gilt heute weltweit<br />
ls Standard und ist in fast 80 Prozent<br />
er Fälle möglich. Die Voraussetzunen<br />
hierfür sind, dass der Tumor ohne<br />
ückstände entfernt wurde (freie Reektionsränder)<br />
und dass nach der<br />
peration die Brust strahlentheraeutisch<br />
behandelt wird. Dabei muss<br />
er ehemalige Sitz des Tumors, das<br />
umorbett, zur Sicherheit gesondert<br />
estrahlt werden. Das Bestrahlungsebiet<br />
wird mit einem Metallklipp<br />
arkiert.<br />
Derzeit wird von dem Chefarzt der<br />
rauenklinik, Dr. Abdolhamid Huschand<br />
Nia, und dem Leitenden Arzt des<br />
nstituts für Strahlentherapie, Joachim<br />
Weis, eine Studie zur Optimierung der<br />
www.klinikum-saarbruecken.de<br />
Ernährung. Das heißt aber nicht, dass<br />
ich asketisch lebe. Leben soll mir gut<br />
tun. Ich gönne mir auch regelmäßig<br />
kleine Pausen im Laufe des Tages. Nur<br />
so kann ich den Alltag mit all seinen<br />
Anforderungen gut bewältigen.<br />
Woraus haben Sie nach der Diagnose<br />
und während der Therapie Ihre Kraft<br />
gezogen?<br />
Annette Rexrodt von Fircks: Es war<br />
der kurze Satz einer mir bekannten<br />
Psychologin. Sie sagte: „Entscheiden Sie<br />
sich für das Leben.“ Ein Allerwelts-Satz,<br />
der aber in die Stille meiner Verzweiflung<br />
treten und seinen Platz finden<br />
konnte. „Vielleicht schaffst du es ja“<br />
flüsterte mir ein Gedanke zu. Dieses<br />
„Vielleicht schaffst du es ja doch“, wollte<br />
ich häufiger hören und „stellte“ den<br />
Gedanken immer lauter, bis das Gefühl<br />
der Hoffnung aus jeder meiner Zellen<br />
echote. Ich entschied mich für das Leben,<br />
das ich so sehr liebte, und wurde<br />
aktiv.<br />
Was kann jeder, der an Krebs erkrankt,<br />
selbst gegen diese Krankheit tun?<br />
Annette Rexrodt von Fircks: Es<br />
hat viele Jahre gedauert, bis ich für<br />
mich eine ganz eigene Behandlung<br />
entwickelt habe. Zu meiner „Therapie“<br />
gehört vor allem ein Enzym-<br />
Selen-Lektin-Präparat. Das hilft mir<br />
gegen Gelenkschmerzen sowie ausgetrocknete<br />
und entzündete Schleimhäute.<br />
Aber ich bin der festen Überzeugung:<br />
Die ausschließliche Einnahme<br />
von Medikamenten reicht nicht aus,<br />
um ein körperliches und/oder seelisches<br />
Problem zu beheben. Jeder kann<br />
Bestrahlungsplanung durchgeführt.<br />
An der Studie können Brustkrebspatientinnen<br />
teilnehmen, die brusterhaltend<br />
therapiert werden.<br />
Zum Hintergrund: Bei der bisherigen<br />
Markierung kann der Metallklipp,<br />
der das Tumorbett markiert, um mehrere<br />
Zentimeter wandern, weil das<br />
umliegende Gewebe sich nach einer<br />
Operation verändert. Daher muss das<br />
Bestrahlungsvolumen so großzügig<br />
gewählt werden, dass dieser Wanderung<br />
Rechnung getragen wird. Chefarzt<br />
Huschmand Nia hat sich überlegt:<br />
„Um die Bestrahlung im Tumorbett<br />
gezielter durchzuführen und ein kleineres<br />
Volumen bestrahlen zu können,<br />
brauchen wir eine sichere Markierung,<br />
Unter dem Titel „Dem Krebs davonleben – was sie selbst tun können“ referierte Annette Rexrodt<br />
von Fircks im Casino des <strong>Klinikum</strong>s. Hier im Gespräch mit Dr. Abdolhamid Huschmand Nia,<br />
Chefarzt der Frauenklinik<br />
und sollte für sein Wohlergehen Sorge<br />
tragen, damit Lebensqualität und Lebensfreude<br />
gestärkt werden. Denn das<br />
sind die wahren Katalysatoren für unsere<br />
Gesundheit.<br />
Welche Rolle spielen die Angehörigen,<br />
Freunde, Kinder?<br />
Annette Rexrodt von Fircks: Es ist die<br />
Gewissheit, zu wissen, dass man nicht<br />
alleine ist. Meine Kinder waren für<br />
mich der Antrieb, den Lebensmut nicht<br />
zu verlieren. Die Familie war für mich<br />
da, hat vor allem ganz praktisch bei der<br />
Kinderversorgung geholfen. Aber nicht<br />
zu vergessen: Es sind die Menschen, die<br />
mich lieb haben, die mich tragen. Vor<br />
allem meine Freundin hat mir viel zugehört<br />
und oft auch mit mir geweint.<br />
Brustkrebs trifft oft auch junge Frauen<br />
mit Kindern. Was raten Sie den Frauen,<br />
wie sie mit den Kindern über die Diagnose<br />
reden sollen?<br />
Annette Rexrodt von Fircks: Eine<br />
Krebsdiagnose ist für die ganze Familie<br />
ein Schock. Kinder spüren meist<br />
sehr genau, dass etwas nicht stimmt,<br />
dass sich die Eltern plötzlich anders<br />
die im Tumorbett nicht wandert. Dadurch<br />
wird die Bestrahlung noch schonender<br />
für die betroffenen Frauen.“<br />
Die Lösung liegt in einem Metallklipp,<br />
der in einem kleinen Netzgewebe<br />
mit selbstauflösenden Fäden im<br />
Tumorbett verankert wird. Das umliegende<br />
Gewebe wächst in das Netzgewebe<br />
hinein und verhindert dadurch<br />
die Wanderung des Klipps. Dr. Huschmand:<br />
„Solche Netze werden seit vielen<br />
Jahren bei der kosmetischen Operation<br />
der Brust eingesetzt und gelten<br />
als sichere und zugelassene Produkte.“<br />
Wichtig erscheint Dr. Huschmand<br />
Nia: „Die Studie wird anonym durchgeführt.<br />
Für die Patientinnen bedeutet<br />
die freiwillige Teilnahme an dieser<br />
verhalten als sonst. Wenn die Eltern<br />
jetzt nicht die Ursache für die Situation<br />
erklären, bleibt ein Gefühl tiefer<br />
Verunsicherung und Irritation. Gerade<br />
kleine Kinder entwickeln oft diffuse<br />
Phantasien: Mami geht es schlecht,<br />
weil ich ungezogen war - irrationale<br />
Schuldgefühle, Ängste, Depressionen<br />
bei den Kindern sind eine häufige Folge.<br />
Deshalb sollten Eltern versuchen,<br />
die Krankheit kindgerecht zu erklären<br />
und dabei Worte wählen, die dem Alter<br />
angemessen sind.<br />
Welche Rolle spielen die Ärzte und<br />
Therapeuten bei einer Brustkrebserkrankung?<br />
Annette Rexrodt von Fircks: Sie sind<br />
unsere Helfer, die uns Patienten Mut<br />
und wieder Geborgenheit im Leben<br />
geben. Es ist wichtig, dass sie sich für<br />
uns einsetzen und sich um uns sorgen.<br />
Wir als Patienten vertrauen dem Arzt.<br />
Und deshalb sollten Ärzte auch unbedingt<br />
um die Macht ihres gesprochenen<br />
Wortes wissen. Häufig kleben wir<br />
an ihren Lippen. Wie schon Johann<br />
Wolfgang von Goethe sagte, verwundet<br />
das Wort leichter, als es heilt.<br />
Brustkrebs-Studie zu verbesserter „Tumorbett-Markierung“<br />
Studie keine zusätzlichen Belastungen<br />
oder Nachteile. Das entnommene Gewebe<br />
bleibt vollständig für die Untersuchung<br />
durch die Pathologen erhalten.<br />
Weder wird die Operationszeit<br />
verlängert noch müssen zusätz liche<br />
Röntgenaufnahmen für die Studie<br />
durchgeführt werden.“<br />
INFO<br />
Klinik für Frauenheilkunde<br />
und Geburtshilfe<br />
Telefon 0681/963-2231<br />
Brustkrebs-Hotline:<br />
Telefon 0681/963-33 333