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629_TAB_KSB_SZ_2012_20_final - Klinikum Saarbrücken

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ir alle wissen, was ein Placebo-<br />

Effekt ist: Um die Wirksamkeit<br />

ines Medikamentes festzustellen,<br />

erden Vergleichsstudien durchgeührt.<br />

Eine Gruppe erhält das Medikaent<br />

mit dem echten Wirkstoff, eine<br />

weite erhält – ohne es zu wissen – Taletten<br />

ohne Wirkstoff. Bei einer hohen<br />

nzahl der Patienten, die glauben, sie<br />

ekämen ein hochwirksames neues<br />

edikament, tritt der so genannte Plaeboeffekt<br />

ein. Obwohl sie tatsächlich<br />

einen Wirkstoff bekommen haben,<br />

eigen sie eine messbare Besserung<br />

hrer Krankheitssymptome.<br />

Noch wenig erforscht<br />

Die Ursachen dafür liegen zum<br />

einen in der positiven Erwartungshaltung,<br />

zum anderen in neurobiologischen<br />

Vorgängen, die durch diese<br />

Erwartungshaltung hervorgerufen<br />

werden. Der Nocebo-Effekt funktioniert<br />

genau so, nur mit umgekehrten Vorzeichen.<br />

Hier werden durch Erwartungen<br />

negative Wirkungen hervorgerufen,<br />

ohne dass real etwas passiert ist. So<br />

nahm ein depressiver Patient während<br />

einer Studie mit Antidepressiva 26 Tabletten<br />

in Selbstmordabsicht. Obwohl<br />

die Tabletten, die er genommen hatte,<br />

nachweislich – zum Glück – Placebos<br />

waren, bewirkte die Erwartungshaltung<br />

des Patienten, dass sein Körper so<br />

reagierte, als hätte er echte Tabletten<br />

genommen. Er hatte einen so starken<br />

Blutdruckabfall, dass er eine Infusionsbehandlung<br />

bekommen musste.<br />

Der Nocebo-Effekt ist noch wenig<br />

erforscht. Man kann aber vermuten,<br />

dass dieselben Wirkmechanismen zugrunde<br />

liegen wie beim Placebo-Effekt.<br />

Der Internist und Psychosomatiker,<br />

Priv. Doz.Dr. Winfried Häuser, erklärt:<br />

„Nocebo-Effekte können durch eine<br />

Scheinbehandlung und/oder durch<br />

Suggestion negativer Erwartungen<br />

entstehen.“ Laut Häuser werden Nocebophänomene<br />

oftmals unbeabsichtigt<br />

hervorgerufen – zum Beispiel von dem<br />

Beipackzettel der Medikamente oder<br />

durch unbeabsichtigte negative Formulierungen<br />

bei der ärztlichen Aufklärung<br />

vor einer Behandlung oder Verordnung.<br />

So wurde festgestellt, dass es<br />

einen Unterschied in der Befindlichkeit<br />

der Patienten machte, ob der Arzt im<br />

Patientengespräch die positiven oder<br />

die negativen Wirkungen eines Medikamentes<br />

betonte. In einer Studie zur<br />

Untersuchung der Wirkung von Beta-<br />

Blockers bei Patienten mit koronarer<br />

Herzkrankheit erhielt eine Gruppe<br />

keine Angaben über Medikament und<br />

Nebenwirkungen, eine zweite Gruppe<br />

bekam zwar Informationen über<br />

das Medikament, nicht aber über eine<br />

mögliche Auswirkung auf eine sexuelle<br />

Störung, die dritte Gruppe erhielt Informationen<br />

zum Medikament und zu<br />

einer möglichen sexuellen Dysfunktion.<br />

Wen wundert‘s? Die dritte Gruppe<br />

klagte am meisten über sexuelle Stö-<br />

rungen, nämlich mit 32 Prozent. In der<br />

mittleren Gruppe waren es 13 Prozent,<br />

in der Gruppe der „Unwissenden“ waren<br />

es sogar nur acht Prozent.<br />

Nebenwirkungen von Medikamenten<br />

werden häufiger dann empfunden,<br />

wenn der Patient und der Behandler<br />

diese Nebenwirkungen erwarten. Nun<br />

würde niemand ernsthaft verlangen,<br />

dass Ärzte nicht mehr über die Krankheit,<br />

die ein Patient hat, oder über die<br />

Nebenwirkungen einer Behandlung<br />

aufklären sollten. Schließlich haben<br />

Ärzte eine Aufklärungspflicht. „Unter<br />

diesem Aspekt“, so Häuser, „ist es aber<br />

dringend erforderlich, dass Ärzte und<br />

Pfleger sehr bewusst und sorgsam<br />

kommunizieren – und zwar sowohl<br />

verbal als auch nonverbal. Patienten<br />

sind für negative Suggestionen, vor<br />

allem in existenziell bedrohlichen Situationen,<br />

stark empfänglich. Sie sind<br />

anfällig für Missverständnisse durch<br />

wortwörtliches Verstehen, doppeldeutige<br />

Worte und negative Suggestionen.“<br />

Bewusste Kommunikation<br />

So sollte sich ein Arzt also genau<br />

überlegen, ob er zum Patienten sagt:<br />

„Wir haben nach Metastasen gesucht<br />

– der Befund war negativ.“ Das<br />

heißt nichts anderes als: wir haben keine<br />

Metastasen gefunden. Auch wenn<br />

diese Aussage von der Sache her und<br />

in der Medizinersprache korrekt – und<br />

für den Patienten sogar überaus positiv<br />

ist, kann der Arzt nicht ausschließen,<br />

dass der Satz falsch verstanden<br />

wird. Auch Aussagen wie: „Sie sind ein<br />

Risiko patient“ oder „Sie sollten über-<br />

KLINIKINFO<br />

5<br />

Nocebo – wenn negative Erwartungen krank machen<br />

rivat-Dozent Dr. Winfried Häuser, Leiender<br />

Arzt der Psychosomatik in der<br />

nneren Medizin I des <strong>Klinikum</strong>s Saarrücken,<br />

beschäftigt sich mit der Ausirkung<br />

von Erwartungshaltungen<br />

uf die Befindlchkeit von Patientinnen<br />

nd Patienten.<br />

ei Ultraschalluntersuchungen ist<br />

es wie in der Formel 1: Der Erfolg<br />

ängt vom Fahrer, respektive dem<br />

ntersucher – und vom Auto, also<br />

em Ultraschallgerät, ab. Die Klinik<br />

ür Innere Medizin I im <strong>Klinikum</strong><br />

aarbrücken verfügt seit Juli über das<br />

beste Auto im Feld“. Mit dem neuen<br />

igh-End Ultra schallgerät kann man<br />

ewebeveränderungen im Bauchaum<br />

nicht nur früher und sicherer<br />

rkennen, sondern auch mit Hilfe eies<br />

computergestützten Navigationsystems<br />

extrem präzise punktieren.<br />

ie bei der Computertomographie<br />

CT) kann man durch die Gabe eines<br />

ontrastmittels Blutgefäße und Blutersorgung<br />

darstellen und damit gutrtige<br />

von bösartigen Veränderungen<br />

esser unterscheiden. Das Kontrastittel<br />

ist auch für Patienten geeignet,<br />

ie auf Röntgen kontrastmittel allergisch<br />

reagieren oder nierenkrank sind.<br />

„Wir können mit dem neuen Gerät<br />

auch bei unklaren Gewebeveränderungen<br />

eine Diagnose stellen, die im<br />

CT oder im Kernspin nicht differenziert<br />

werden können“ erklärt Oberärztin<br />

Dr. Sibylle Lehnen. „Die computergestützte<br />

Navigation erlaubt es, kleinste<br />

Veränderungen sicher zu punktieren<br />

und die richtige Diagnose frühzeitig zu<br />

stellen.“<br />

Die Medizinische Klinik I des <strong>Klinikum</strong>s<br />

<strong>Saarbrücken</strong> ist die einzige gastroenterologische<br />

Abteilung im Saarland,<br />

die über diese neue Methode der<br />

Navigation für ultraschallgesteuerte<br />

Punktionen verfügt. Die Anschaffung<br />

erfolgte, um Patienten mit Lebererkrankungen<br />

und mit Tumoren im Bauchraum<br />

in einer Abteilung alle maßgeblichen<br />

Verfahren der Diagnostik und<br />

Therapie in bestmöglicher Qualität zur<br />

Verfügung stellen zu können.<br />

www.klinikum-saarbruecken.de<br />

PD Dr. Winfried Häuser,<br />

Leitender Arzt der Psychosomatik in der<br />

Inneren Medizin I des <strong>Klinikum</strong>s <strong>Saarbrücken</strong><br />

haupt nichts Schweres mehr tragen,<br />

sonst sind Sie am Schluss gelähmt“<br />

können nachweislich negative Erwartungen<br />

und damit eine Verschlimmerung<br />

der Krankheit bewirken.<br />

Fazit: „Worte sind das mächtigste<br />

Werkzeug, über das ein Arzt verfügt.<br />

Worte können allerdings – wie ein<br />

zweischneidiges Schwert – sowohl tief<br />

verletzen als auch heilen“ (Nobelpreisträger<br />

und Herzforscher Bernard Lown,<br />

in: „Die verlorene Kunst des Heilens“).<br />

INFO<br />

Innere Medizin I<br />

Telefon 0681/963-2531<br />

Psychosomatik<br />

Telefon 0681/963-<strong>20</strong>21<br />

Mehr Sicherheit durch hochauflösenden Ultraschall<br />

Dieses Gerät verbessert die Genauigkeit bei ultraschallgesteuerten Punktionen durch die<br />

3D-Navigation. Somit kann auch in schwierigen Situationen ein sicheres und aussagekräftiges<br />

Punktionsergebnis erzielt werden, auf unserem Foto die beiden Oberärzte Dr.Sybille Lehnen und<br />

Dr. Klaus Radecke bei einer Untersuchung

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