Arten- und Biotopschutz - Nationalpark Bayerischer Wald
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Der filigrane Tannenstachelbart entwickelt sich häufig an toten Tannenstämmen<br />
(Foto: Joachim Hußlein)<br />
Pilze spielen für die Menschen im Inneren Bayerischen<br />
<strong>Wald</strong> traditionell eine wichtige Rolle. Waren sie früher nicht<br />
nur eine wichtige Bereicherung der Speisekarte, sondern auch<br />
einträgliches Handelsgut, so bedeutet das Sammeln von Speisepilzen<br />
heute noch zumindest eine beliebte Freizeitbeschäftigung.<br />
Eine umfangreiche Studie Anfang der 80er Jahre erbrachte<br />
eine durchschnittliche jährliche Sammelmenge von r<strong>und</strong> 90<br />
Tonnen Pilze pro Jahr allein für das Rachel-Lusen-Gebiet.<br />
Die Fruchtkörper von holzzersetzenden Pilzen wie dem<br />
Z<strong>und</strong>erschwamm, die bevorzugt in sehr naturnahen <strong>Wald</strong>teilen<br />
mit alten absterbenden <strong>und</strong> toten Stämmen anzutreffen sind,<br />
werden zusätzlich gerne als Dekorationselemente gesammelt.<br />
Trotz der vielfältigen Erkenntnisse <strong>und</strong> dem bislang zusammengetragenen<br />
Wissen bleiben bei der Pilzflora des <strong>Nationalpark</strong>s<br />
noch größere Wissenslücken bestehen (z. B. bzgl. der<br />
Auswirkungen der Sammeltätigkeit auf das Vorkommen <strong>und</strong><br />
die Bestandssicherung von Speisepilzen oder auch bzgl. der<br />
<strong>Arten</strong>inventarisierung v. a. im Erweiterungsgebiet <strong>und</strong><br />
Bestandsentwicklung (Monitoring seltener <strong>Arten</strong>)).<br />
Die Erforschung der im Zuge der Klimaänderung zu erwartenden<br />
Auswirkungen auf die Pilzflora des <strong>Nationalpark</strong>s<br />
erfolgt im Rahmen des Langzeitmonitoringprojekts „BIO<br />
KLIM“, das im Bereich von vier Höhentranssekten im <strong>Nationalpark</strong><br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> die Verschiebung der Areale von<br />
Tier-, Pflanzen- <strong>und</strong> Pilzarten im Zuge der Klimaänderung<br />
untersucht.<br />
Die Zitronengelbe Tramete - weltweit eine Rarität,<br />
in den Totholzflächen eine gewöhnliche Pilzart<br />
(Foto: Heinrich Holzer)<br />
ARTEN- UND BIOTOPSCHUTZ 47<br />
Ein weiterer Schwerpunkt im Rahmen des BIOKLIM-Projektes<br />
ist die Erforschung der Reaktion totholzgeb<strong>und</strong>ener<br />
Lebensgemeinschaften auf die Ressourcenanreicherung durch<br />
den Prozessschutz.<br />
Für sehr seltene <strong>Arten</strong>, die z. T. deutschlandweit nur im<br />
<strong>Nationalpark</strong> vorkommen, werden in den nächsten Jahren Forschungen<br />
zur Autökologie begonnen. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Seltenheit<br />
ist über diese Pilzarten bislang kaum etwas bekannt (Lebensweise,<br />
Überlebensbedingungen etc.).<br />
Maßnahmen: Auch für den Schutz der Pilze ist die Sicherstellung<br />
einer möglichst ungestörten Entwicklung der Lebensgemeinschaften<br />
auf möglichst großer Fläche von zentraler Bedeutung.<br />
Besonders die xylobionten <strong>Arten</strong> profitieren davon.<br />
Zusätzlich ist aber auch die Sicherung der gebietstypischen<br />
Pflanzenarten als unverzichtbare Mykorhizza-Partner von Pilzen<br />
wichtig.<br />
Darüber hinaus soll auch die Einhaltung der Sammeltätigkeit<br />
im Rahmen der geltenden Rechtsbestimmungen, insbesondere<br />
der NP-VO, durch die <strong>Nationalpark</strong>wacht konsequent<br />
überwacht werden. In diesem Zusammenhang ist v. a. die Aufklärung<br />
von Besuchern <strong>und</strong> lokaler Bevölkerung über die vielfältige<br />
<strong>und</strong> bedeutungsvolle Rolle der Pilze im Ökosystem<br />
<strong>Wald</strong>, insbesondere ihren Gefährdungs- <strong>und</strong> Schutzstatus, im<br />
Rahmen der Bildungs- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren.