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s.m.<br />

168<br />

Stille<br />

wohnt in<br />

blauen<br />

Räumen<br />

48<br />

Der<br />

Gläserne<br />

Tag<br />

76<br />

Konferenz<br />

der Echos<br />

164<br />

Auf<br />

dünnem<br />

Eis<br />

224<br />

Der Schein<br />

228<br />

Die böse<br />

Schlafhexe<br />

238<br />

Detail<br />

Das<br />

Morgen-<br />

gebet –<br />

The Morn-<br />

ing Prayer<br />

166<br />

Selbstporträt<br />

mit<br />

verärgerten<br />

Ballonen<br />

66<br />

And your<br />

Bones<br />

crumble like<br />

Cookies<br />

82<br />

Abschied –<br />

das Monopol<br />

der<br />

Abreise<br />

The Monopoly<br />

of<br />

Departure<br />

154<br />

Konferenz<br />

der Echos<br />

164<br />

Old<br />

Tattoos<br />

176<br />

Am Abend<br />

286<br />

Das Morgengebet – The Morning Prayer<br />

2005<br />

Die weiträumige Landschaft vergegenwärtigt eine<br />

Kluft, in der das anbrechende Tageslicht über<br />

dem nächtlichen Himmel aufdämmert und Vergangenes<br />

wie Zukünftiges verborgen zu liegen<br />

scheint. An diesem abseitigen Ort, auf einer Lichtung,<br />

ist eine männliche Gestalt in ihre eigene<br />

Dramaturgie versunken. Sie verharrt dort auf einem<br />

Ast, freudlos und erschöpft, die gefalteten<br />

Hände im Schoß. Mimik und Haltung veranschau-<br />

lichen Grübelei, die ferne Andeutung von Stadt<br />

verweist auf Isolation. Befremdend leuchtet deshalb<br />

die rote Clownsnase aus der kalten Farb-<br />

kulisse hervor, und es ist Martin Eder selbst, der<br />

zurückgenommen in der Pose eines melancho-<br />

lischen Pierrots figuriert.<br />

Nicht nur die Maskerade als Clown, auch das zwit-<br />

terhafte Vogelwesen, das sich neben ihn gesellt,<br />

entrückt die Darstellung zum Sinnbild. Denn der<br />

Kanarienvogel in schillernd gelbem Federkleid<br />

verunsichert durch seine übergroße Gestalt und<br />

mehr noch durch seine weiblich schwellenden<br />

Brüste. Diese zarte, flirrende Erscheinung steht in<br />

einem fragilen Gleichgewicht zu dem armseligen<br />

Aussehen des Artisten, dessen Formcharakter fast<br />

in Auflösung begriffen ist. Doch sie blicken gemein-<br />

sam in die gleiche Richtung, sind dem gleichen,<br />

fernen Ziel zugewandt, als wäre zumindest der<br />

Vogel im Begriff seine Rast zu unterbrechen, um<br />

zu neuen, ungewissen Zielen aufzubrechen. Und<br />

merkwürdig ist auch, dass der Clown nicht wirklich<br />

sitzen kann, da der dünne Ast, wie an unsicht-<br />

baren Fäden, frei in der Luft schwebt und sein<br />

Gewicht im Grunde nicht zu tragen vermag.<br />

Diese künstliche Welt ohne verlässlich statische<br />

Ordnung mit dem elegischen Ausdruck der<br />

Szenerie. Ihre Zentralgestalt, der Clown, ist ein<br />

wiederholtes Motiv bei Martin Eder. Doch treten<br />

Harlekine, Artisten, Pierrots bereits in den<br />

Werken von Baudelaire, Rilke, Toulouse-Lautrec<br />

oder Picasso als Akteure eines Rollenspiels auf,<br />

dessen Gegenstand stets der gleiche ist: das Selbst-<br />

verständnis des Künstlers. Wenn Martin Eder<br />

nun selbst als Darsteller (ohne strahlendes Ram-<br />

penlicht) posiert, dann aus Anlass, dem Publikum<br />

seine eigene Existenz zu reflektieren.<br />

Öl auf Leinwand<br />

240 × 180 cm<br />

Oil on canvas<br />

94 H × 70 M in<br />

The wide-open landscape brings to mind a chasm,<br />

in which the dawn light rises up over the night<br />

sky and both past and future appear to lie hidden.<br />

Here in this lonely spot, in a clearing, a male figure<br />

is sunk in his own quiet drama. He is sitting on<br />

a branch, unhappy and exhausted, hands folded in<br />

his lap. His expression and posture indicate that<br />

he is brooding on something; the distant suggestion<br />

of a town highlights his isolation. The red clown<br />

nose appears all the more out of place against this<br />

coldly coloured backdrop. And it is, in fact, Martin<br />

Eder himself who sits there reservedly in the pose<br />

of a melancholy Pierrot.<br />

The clown masquerade is not the only thing that<br />

turns this image into a symbol. A composite bird<br />

figure perched beside him – like a canary with<br />

shiny yellow feathers – unsettles the observer, due<br />

to its over-dimensioned figure and, even more<br />

so, its prominent female breasts. This fragile, whir-<br />

ring figure is placed in a delicate balance with the<br />

miserable appearance of the artist; yet, together,<br />

they look in the same direction and are turned towards<br />

the same distant goal. It is as if the bird,<br />

at least, is about to put an end to its rest and take<br />

off for new, uncertain goals. It is also strange<br />

that the clown cannot sit properly, because the thin<br />

branch – suspended in mid-air as if by invisible<br />

threads – cannot possibly hold his weight. This<br />

artificial world, without the reliable laws of physics,<br />

is well-suited to the elegiac feel of the scenery.<br />

Its central figure, the clown, is a recurring motif in<br />

Eder’s paintings. But harlequins, circus artistes,<br />

and Pierrots appeared in the works of Baudelaire,<br />

Rilke, Toulouse-Lautrec, and Picasso – as actors<br />

in a role-play whose focus is always the same:<br />

the artist’s self-image. Thus when Martin Eder<br />

himself poses as an actor (without any blazing<br />

limelight) it is an opportunity to reflect on his own<br />

existence.

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