Neues und Altes vom Antisemitismus in Europa. Eine Langzeitstudie ...

Rosa-Luxemburg-Stiftung –Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung - Seminarmaterialien
Diese Rechte ist nicht mehr, was sie einst war. Im professionellen Politikgeschäft der
Republik kann sie noch wenig mitmischen. Noch ist sie keine stabile Bewegung im nationalen
Maßstab – aber sie ist national attraktiv geworden und hat ganz neue Möglichkeiten. Das ist
nun ganz neu auf jede Tagesordnung zu setzen.“
Hier ist die Grauzone zwischen der so genannten „Mitte der Gesellschaft“ und dem so
genannten „rechten Rand der Gesellschaft angesprochen.
Geschichtliche Parallelen zum Ende der Weimarer Republik drängen sich auf: Kommunisten
beschimpfen Sozialdemokraten als „Sozialfaschisten“, konservative Staats- und Justizbeamte
drücken alle Augen zu, wenn es um die Bekämpfung der NSDAP geht, Carl von Ossietzkys
Mahnungen in der „Weltbühne“ an die beiden großen Arbeiterparteien, das Gemeinsame im
politischen Kampf gegen Rechts in den Vordergrund zu stellen, finden wenig Gehör.
Auch heute sollten die „natürlichen“ Wurzeln und Verbindungen rechter Auffassungen zu
anderen Grundrichtungen der Gesellschaft gründlicher untersucht werden, damit geeignete
Gegenstrategien gefunden werden können. Das Themenfeld Antisemitismus kann dabei eine
wichtige Rolle spielen.
Schließlich: Stichwort Antisemitismus und Jugendkultur.
Dies ist ein umfassendes Thema. Attraktiv gestaltete rechtsextremistisch ausgerichtete WEB-
Seiten im Internet mit oft offen antisemitischen Aussagen, Judenwitze in der Fernsehsendung
„Big Brother“ oder der Gebrauch des Wortes“ Jude“ als beliebtes Schimpfwort auf
Schulhöfen und die Texte einschlägiger Musik verweisen auf ein weites Feld für geduldige
politische Bildungsarbeit mit und unter der Jugend. Leider tragen auch mit viel Aufwand
hergestellte Film- und Fernsehdokumentationen oft nur in verzerrter Weise oder einfach zu
wenig zu mehr Wissen und Erhellung der wesentlich gesellschaftlicher Zusammenhänge und
Hintergründe des Geschehens in der Zeit von 1933 bis 1945 bei.
Beispielhaft soll wenigstens ein Bereich engagierter Jugendarbeit genannt werden:
Fußballfans gegen Antisemitismus
Das Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) hat mit Unterstützung des DGB eine
Wanderausstellung erarbeitet, die seit April 2003 in vielen Orten Deutschlands zu sehen war.
tatort stadion. Rassismus und Diskriminierung im Fußball. Im Begleitheft zur Ausstellung
wird auch auf antisemitische Sprüche eingegangen: „Schwarz-weiß-blau – Juden-HSV“.
In einem Lied der Band „KC“ heißt es:
Hoch auf dem gelben Wagen sitz ich beim Führer vorn.
Vorwärts die (Juden )traben,
lustig schmettert das MG.
Über Wiesen und Wäldern leuchtet das (Hakenkreuz).
Ich tät ja so gerne noch bleiben, aber der Führer, der ruft.“
[Die eingeklammerten Worte, die jeder Kennt, werden in Selbstzensur nur als Piep-Ton
abgespielt.]
besonders Schmähung von Vereinen, die in ihrer Geschichte tatsächlich viele jüdische
Mitglieder hatten: Tennis Borussia Berlin, Eintracht Frankfurt, Bayern München, Stuttgarter
Kicker.
Im Jugendbereich, in denen auch jüdische Fußballvereine (Makkabi) antreten, kommt es auch
zu tätlichen Angriffen auf Spieler dieser Mannschaften.
Besonders schlimme Beispiele: Verhalten von Deutschen bei Länderspielen:
4.9.1996 Polen-Deutschland in Zabrze („Wir fahren nach Polen, um Juden zu versohlen.“;
„Schindler-Juden – wir grüßen euch.“; alte Nazi-Lieder wie Horst-Wessel-Lied gesungen.)
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