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Neues und Altes vom Antisemitismus in Europa. Eine Langzeitstudie ...

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Rosa-Luxemburg-Stiftung –Gesellschaftsanalyse <strong>und</strong> Politische Bildung - Sem<strong>in</strong>armaterialien<br />

München beweist, daß die Gefährlichkeit rechtsextremistischen, antisemitischen Handelns<br />

nicht unterschätzt werden darf<br />

Sechstens. In Wahlkämpfen haben Vertreter rechtsextremistischer Parteien mehrfach lauthals<br />

betont, daß sie mit ihren Forderungen auf dem Boden des Gr<strong>und</strong>gesetzes stehen. In diesem<br />

Zusammenhang wird auch der Vorwurf, Antisemiten zu se<strong>in</strong>, zurückgewiesen.<br />

E<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Programme von DVU <strong>und</strong> NPD zu den Landtagswahlen <strong>in</strong> Brandenburg bzw.<br />

Sachsen läßt neben deutlich ausgesprochener Ausländerfe<strong>in</strong>dlichkeit auch ihre unveränderten<br />

antisemitischen Auffassungen erkennen. Insbesondere nationalistisch gefärbten Losungen<br />

wie: „Arbeit zuerst für Deutsche“, „Deutsches Geld für deutsche Menschen!“ 22 oder Sätze<br />

wie: „Die NPD ist die e<strong>in</strong>zige konsequente Kraft gegen Globalismus <strong>und</strong> für volks- <strong>und</strong><br />

raumnahe Wirtschaft! Sie ist die Partei, die sich bewußt für das Existenzrecht der Völker<br />

e<strong>in</strong>setzt <strong>und</strong> gegen die Zerstörung der Volksidentitäten kämpft, die sowohl Ab- wie auch<br />

Zuwanderung gro0er Teile der Arbeitnehmerschaft automatisch mit sich br<strong>in</strong>gen. Haben Sie<br />

Mut zur Veränderung, damit es wieder besser wird!“ 23 me<strong>in</strong>en immer auch: „Die Juden“, ob<br />

mit oder ohne deutsche Staatsbürgerschaft gehören nicht zu „uns Deutschen“, werden zu „den<br />

Fremden dazugerechnet.. Das wird man selten so direkt f<strong>in</strong>den, wenn sie sich ausführlicher<br />

erklären, schon eher.<br />

Zu e<strong>in</strong>igen soziologischen Untersuchungen.<br />

Bei den immer zahlreicher werdenden soziologischen Projekten, bei denen Menschen<br />

verschiedener sozialer Gruppen <strong>und</strong> verschiedenen Alters nach ihren politischen<br />

Auffassungen gefragt werden, wird oft auch zu deren Me<strong>in</strong>ung über „die Juden“ oder die<br />

Haltung der Probanten zum <strong>Antisemitismus</strong> gefragt.<br />

Diese Studien haben folgende Gr<strong>und</strong>schwächen:<br />

1. Die meisten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e <strong>Langzeitstudie</strong>n, sondern nur Momentaufnahmen, so daß<br />

Entwicklungstrends von Standpunkten nicht erkennbar s<strong>in</strong>d.<br />

2. Alle Teams haben unterschiedliche Methodiken, so daß die Studien kaum mite<strong>in</strong>ander<br />

vergleichbar s<strong>in</strong>d.<br />

Dennoch soll auf drei Studien h<strong>in</strong>gewiesen werden.<br />

In e<strong>in</strong>er Studie e<strong>in</strong>es Teams der Universität Jena über politische Kultur im Freistaat<br />

Thür<strong>in</strong>gen, der für die Jahre 2001 bis 2003 immer die gleichen Fragen gestellt wurden, heißt<br />

es im Kapitel „Ablehnung der Demokratie: Rechtsextreme E<strong>in</strong>stellungen:<br />

„Wie im Vorjahr läßt sich für den Bereich der Ausländerfe<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong> Zuwachs feststellen.<br />

Entscheidend dafür ist die erheblich gestiegene Zustimmung zu der Aussage ‚Die Ausländer<br />

kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen.’ Die zur Zeit diskutierten massiven<br />

E<strong>in</strong>schnitte <strong>in</strong> die sozialen Sicherungssysteme bieten offenbar e<strong>in</strong>en geeigneten Nährboden<br />

für e<strong>in</strong>e sozioökonomisch motivierte Ausländerfe<strong>in</strong>dlichkeit, Daß derartigen E<strong>in</strong>stellungen<br />

das reale E<strong>in</strong>stellungsobjekt fehlt, liegt angesichts e<strong>in</strong>es Ausländeranteils von etwa 1,8<br />

Prozent <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen auf der Hand.<br />

( ...)<br />

Ke<strong>in</strong>e nennenswerten Veränderungen lassen sich bei den Aussagen zum <strong>Antisemitismus</strong> <strong>und</strong><br />

zur Verharmlosung des Nationalsozialismus feststellen. In beiden Fällen fällt die Zustimmung<br />

eher moderat aus. Dar<strong>in</strong> kommt zum Ausdruck, daß dem ‚alten Rechtsextremismus’, der sich<br />

durch die Anknüpfung an Kernelemente der NS-Ideologie auszeichnet, <strong>in</strong>nerhalb des<br />

gesamten Rechtsextremismussyndroms nur e<strong>in</strong>e begrenzte Rolle zukommt.“ 24<br />

22 Siehe: Programm der DVU zu den Landtagswahlen <strong>in</strong> Brandenburg 2004.<br />

23 Siehe: Programm der NPD zu den Landtagswahlen <strong>in</strong> Sachsen 2004.<br />

24 Siehe: Klaus Dicke / Michael Ed<strong>in</strong>ger / Andreas Hallermann / Karl Schmitt (Hrsg.): Politische Kultur im<br />

Freistaat Thür<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>stellungen zur Demokratie. Ergebnisse des Thür<strong>in</strong>gen-Monitors 2003, S. 68-69.<br />

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