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Neues und Altes vom Antisemitismus in Europa. Eine Langzeitstudie ...

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Rosa-Luxemburg-Stiftung –Gesellschaftsanalyse <strong>und</strong> Politische Bildung - Sem<strong>in</strong>armaterialien<br />

<strong>Antisemitismus</strong> <strong>in</strong> Israel<br />

In der Zeitung „Aufbau“ waren kürzlich mehrere Beiträge zu e<strong>in</strong>em brisanten Thema zu<br />

lesen: Aus Rußland e<strong>in</strong>gewanderte angebliche oder wirkliche Juden betätigen sich <strong>in</strong> Israel als<br />

Antisemiten. Daniel N. Sauerstrom schätzt, daß von den ca. 1 Million „Russen“ <strong>in</strong> Israel bei<br />

ca. 300 000 jeglicher jüdische H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> fehlt. Die „Russen“ machen bereits e<strong>in</strong> Fünftel der<br />

Gesamtbevölkerung Israels aus. Damit bilden sie für alle Parteien des Landes e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Wählerpotential. Unter den „Russen“ gibt es viele Rechtsextremisten, auch Sk<strong>in</strong>heads <strong>und</strong><br />

Nationalisten verschiedener Art. Die Website der „Weißen Union Israels“, die es seit 2003<br />

gibt, wird von 2 Jugendlichen betrieben, gegen die jetzt wegen antisemitischer Hetze<br />

eventuell gerichtlich vorgegangen werden soll: „Auf den Websites der Neonazis posieren auf<br />

e<strong>in</strong>em Foto, neben der zerrissenen israelischen Flagge, bewaffnete Sk<strong>in</strong>heads mit Hitlergruß<br />

vor e<strong>in</strong>em Militärlager. Antisemitische <strong>und</strong> antiarabische sowie gegen Arbeitsmigranten<br />

gerichtete Texte füllten die Seiten. Die offiziellen Stellen <strong>und</strong> die Medien <strong>in</strong> Israel meiden<br />

dieses Thema, weil sie befürchten, neue E<strong>in</strong>wanderungswillige zu verschrecken. Der aus<br />

Moldawien e<strong>in</strong>gewanderte Zalman Gilich<strong>in</strong>sky hat <strong>in</strong> Gegenwehr zu diesem neuen Trend <strong>in</strong><br />

Tel Aviv das „Israeli Information and Assistance Center for the Victims of Anti-Semitism“<br />

gegründet. Politiker, die er auf das Problem aufmerksam machte, reagierten fast gar nicht <strong>und</strong><br />

wenn doch, dann beschwichtigend. 15<br />

Beispiel Nahost II: <strong>Antisemitismus</strong> von Islamisten<br />

Für den verbreiteten <strong>Antisemitismus</strong>, namentlich <strong>in</strong> Medien arabischer Länder, gibt es<br />

zahllose Beispiele. Demokratische Kräfte <strong>in</strong> arabischen Ländern s<strong>in</strong>d sich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, daß<br />

dies den an sich schon so schwierigen Friedensprozeß im Nahen Osten zusätzlich stark<br />

belastet.<br />

Im Zusammenhang mit dem terroristischen Anschlag <strong>vom</strong> 11. September <strong>und</strong> der weltweiten<br />

Verfolgung <strong>und</strong> Verurteilung der Attentäter, ihrer H<strong>in</strong>termänner <strong>und</strong> Geldgeber, verschärfte<br />

sich auch die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem <strong>Antisemitismus</strong>.<br />

Dabei hat die kontrovers geführte Debatte darüber wohl gerade erst richtig begonnen, ob der<br />

Islam an sich <strong>und</strong> generell immer antisemitisch ist oder von Juden wie Nicht-Juden lediglich<br />

der reaktionäre islamistische Extremismus 16 , der sich auch, aber nicht nur, namentlich gegen<br />

Juden als Personen, gegen Synagogen <strong>und</strong> andere E<strong>in</strong>richtungen von jüdischen Geme<strong>in</strong>den<br />

richtet, wirksam bekämpft werden kann.<br />

In diesem Zusammenhang ist es eher e<strong>in</strong> Armutszeugnis staatspolitischen Handelns, wenn<br />

kürzlich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Nazi-Demonstration durch e<strong>in</strong>en vor allem von Ausländern<br />

muslimischen Glaubens bewohnten Stadtteil nur deshalb verboten wurde, weil die<br />

Anmeldenden r nicht zielgerichtet gegen das Wirken von Islamisten protestieren wollten,<br />

sondern gegen Anhänger des Islam schlechth<strong>in</strong> demonstrieren wollten.<br />

„Neuer“ <strong>Antisemitismus</strong> <strong>in</strong> Deutschland heute<br />

<strong>Antisemitismus</strong> <strong>in</strong> der „Mitte der Gesellschaft“<br />

Die oft wiederholte Formel, <strong>Antisemitismus</strong> käme (wie auch andere reaktionäre<br />

Auffassungen) immer mehr aus der „Mitte der Gesellschaft“, ist für sich gesehen nur e<strong>in</strong>e<br />

15 Daniel N. Sauerstrom: From Russia with Hate. <strong>Antisemitismus</strong> <strong>in</strong> Israel – e<strong>in</strong> Phänomen, das es nicht geben<br />

darf. In: Aufbau, 18.3.2004. Diese Zeitung ersche<strong>in</strong>t künftig nur noch im Internet: www.aufbauonl<strong>in</strong>e.com.<br />

16 Zum islamistischen <strong>Antisemitismus</strong> siehe: Klaus Dicke / Michael Ed<strong>in</strong>ger / Andreas Hallermann / Karl<br />

Schmitt (Hrsg.): Politische Kultur im Freistaat Thür<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>stellungen zur Demokratie. Ergebnisse des<br />

Thür<strong>in</strong>gen-Monitors 2003, S. 33-39.<br />

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