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Neues und Altes vom Antisemitismus in Europa. Eine Langzeitstudie ...

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Rosa-Luxemburg-Stiftung –Gesellschaftsanalyse <strong>und</strong> Politische Bildung - Sem<strong>in</strong>armaterialien<br />

Beispiel Nahost I: Israel<br />

(Hier soll auf 2 Phänomene e<strong>in</strong>gegangen werden:<br />

1. Die Kritik von Vertretern der Friedensbewegung <strong>in</strong> Israel an<br />

Menschenrechtsverletzungen, begangen von der Regierung Scharon an Paläst<strong>in</strong>ensern;<br />

2. auf antisemitische Ersche<strong>in</strong>ungen, die durch russische Immigranten <strong>in</strong> das Land<br />

getragen werden.<br />

Zur Friedensbewegung <strong>in</strong> Israel<br />

Zwei Namen, werden immer wieder genannt, die für viele andere stehen: Felicia Langer <strong>und</strong><br />

Moshe Zuckermann. Beide s<strong>in</strong>d Juden.<br />

Felicia Langer ist e<strong>in</strong>e der schärfsten Kritiker<strong>in</strong>nen der Menschenrechtsverletzungen der<br />

Regierung Israels gegenüber den Paläst<strong>in</strong>ensern.<br />

In ihrem jüngsten Buch: „Brandherd Nahost oder: Die geduldete Heuchelei“ äußert sie sich<br />

auch zum <strong>Antisemitismus</strong>-Vorwurf gegenüber allen, die die Nahostpolitik von Israel <strong>und</strong><br />

USA kritisieren <strong>und</strong> mit friedlichen Mitteln bekämpfen.<br />

Hier e<strong>in</strong>ige Zitate aus dem genannten Buch<br />

:<br />

„Immer wieder spricht Israel von der ‚Liquidierung militanter Paläst<strong>in</strong>enser’, <strong>und</strong> manche<br />

deutsche Zeitung gibt diesen Ausdruck ohne Anführungszeichen wieder. Die ‚Liquidierung<br />

von Menschen’ ist e<strong>in</strong> Begriff der Nationalsozialisten. Wo bleibt da die Empf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

derjenigen, die jeden Vergleich israelischer Taten mit denen der Nationalsozialisten als<br />

<strong>Antisemitismus</strong> bezeichnen? Ist e<strong>in</strong> menschenverachtender Begriff deshalb salonfähig, weil<br />

das israelische Establishment ihn gebraucht?“ ( S. 35)<br />

Dies ist sicher etwas zugespitzt formuliert. „Liquidierung“ ist ke<strong>in</strong> Wort von LTI, sondern <strong>in</strong><br />

der Gegenwart (leider) weit verbreitet<br />

„Bereits seit 1993 habe ich immer wieder feststellen müssen, daß man mit Hilfe dieses<br />

endlosen ‚Friedensprozesses’ den Konflikt nur e<strong>in</strong>zudämmen, aber nicht zu lösen versucht. Es<br />

ist e<strong>in</strong> Friedensprozeß ohne Frieden, der darauf lauert, daß die Paläst<strong>in</strong>enser am Ende<br />

kapitulieren – bislang vergeblich, <strong>und</strong> so wird es wohl auch bleiben.“ (S. 21)<br />

(bezogen auf die Politik Israels): „aber sie tragen die Schuld nicht alle<strong>in</strong>. Das Schweigen der<br />

Welt ist mitschuldig.“ (S. 45) „Die Weltgeme<strong>in</strong>schaft, e<strong>in</strong>schließlich Deutschland, ist<br />

aufgefordert, sich e<strong>in</strong>zumischen. Das Schweigen angesichts des Unrechts hat den bitteren<br />

Beigeschmack der Mittäterschaft.“ (S. 47)<br />

Der Historiker Moshe Zuckermann sprach kürzlich auf e<strong>in</strong>er <strong>Antisemitismus</strong>-Tagung <strong>in</strong><br />

Hannover über die Funktionalisierung <strong>und</strong> Ideologisierung des <strong>Antisemitismus</strong>. Durchaus mit<br />

Blick auf die allgeme<strong>in</strong>en Debatten über e<strong>in</strong>e angeblich überfällige, radikal vorzunehmende<br />

Revision der Geschichtsbilder über die jüngste Zeit <strong>und</strong> des Gedenkens daran, <strong>in</strong>sbesondere<br />

auch mit Blick auf die Art <strong>und</strong> Weise, wie der 60 Jahrestag der Befreiung <strong>vom</strong> Faschismus<br />

<strong>und</strong> des Endes des 2. Weltkrieges begangen wird, könnten Sätze von Zuckermann verstanden<br />

werden, wie zum Beispiel Die Feststellung: Je mehr sich der Holocaust <strong>vom</strong> historischen<br />

Ereignis zur Geschichte entwickele, sei darauf zu achten, daß Auschwitz „nicht endgültig zur<br />

Matrix identitätsbestimmender Bef<strong>in</strong>dlichkeiten <strong>und</strong> Staatsideologie verkommt“. 14<br />

14 Zitiert nach dem Konferenzbericht <strong>in</strong>: ND, 18.10.2004, S. 20.<br />

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