Nr. 1 (11. Januar 2009) - Evangelisch-altreformierte Kirche in ...
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Seite 8<br />
Psalmen – neutestamentlich gesungen (3)<br />
In se<strong>in</strong>em ersten Beitrag zum Thema im Grenzboten vom 23. November<br />
2008 hat He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k den gregorianischen Psalmengesang erklärt.<br />
Man s<strong>in</strong>gt die meisten Silben auf e<strong>in</strong>er Tonhöhe, nur gegen Ende der Zeile<br />
kommen andere Noten h<strong>in</strong>zu. Jeder gregorianische Psalm endet mit dem<br />
Lobpreis des dreie<strong>in</strong>igen Gottes.<br />
Im zweiten Beitrag zeigt Baarl<strong>in</strong>k am 7. Dezember 2008 Psalmen auf,<br />
die gleichzeitig auch Advents- oder Weihnachtslieder s<strong>in</strong>d. Im Nachfolgenden<br />
geht es um Psalmen bei der Taufe. (GJB)<br />
Psalmen als Tauflieder<br />
Ohne andere auszuschließen (ich<br />
denke an Psalm 139, 7 und 8), nenne<br />
ich zwei Psalmstrophen, die sich sehr<br />
als gesungenes Bekenntnis der Geme<strong>in</strong>de<br />
zur Taufe eignen, und dann<br />
gerade zur Taufe kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der. Es<br />
s<strong>in</strong>d Psalm 103, 8 und Psalm 105, 4.<br />
Von Ewigkeit zu Ewigkeit wird währen<br />
die Huld des Herrn für alle,<br />
die ihn ehren,<br />
und se<strong>in</strong>e Gnad auf<br />
K<strong>in</strong>desk<strong>in</strong>dern ruhn.<br />
Se<strong>in</strong> ewig Heil wird über allen walten,<br />
die se<strong>in</strong>en Bund,<br />
se<strong>in</strong> göttlich Zeugnis halten<br />
und, was er will,<br />
von ganzem Herzen tun. (Ps. 103, 8)<br />
Er will stets se<strong>in</strong>es Bunds gedenken,<br />
nie wird er se<strong>in</strong>e Treue kränken.<br />
An tausend nach uns immerfort<br />
erfüllt er se<strong>in</strong> Verheißungswort.<br />
Der Bund, der Abrams Hoffnung war,<br />
steht jetzt noch da unwandelbar.<br />
(Ps. 105, 4)<br />
Gottes Zusage…<br />
Es s<strong>in</strong>d vor allem zwei Motive, die <strong>in</strong><br />
beiden Strophen mite<strong>in</strong>ander verbunden<br />
vorkommen. Erstens wird der<br />
Bund Gottes besungen, <strong>in</strong> dem er<br />
sich mit Menschen verbunden und<br />
ihnen se<strong>in</strong>e unwiderrufliche Liebe zugesagt<br />
hat. Psalm 105 betont, dass<br />
Gott zu se<strong>in</strong>em Bund steht. Wie es <strong>in</strong><br />
Psalm 33 heißt: »Er hält se<strong>in</strong> Versprechen,<br />
wird se<strong>in</strong> Wort nie brechen.«<br />
Das ist und bleibt Grundlage unseres<br />
Glaubens und unseres Vertrauens.<br />
Aber was Psalm 103 <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />
ruft, ist nicht weniger wesentlich.<br />
»Se<strong>in</strong> ewig Heil wird über allen walten.«<br />
Doch der Satz geht weiter: »die<br />
se<strong>in</strong>en Bund, se<strong>in</strong> göttlich Zeugnis<br />
halten.« Gott steht zu se<strong>in</strong>em Wort.<br />
… und unsere Antwort<br />
Zum Bund, den Gott mit uns<br />
schließt, gehört auch, dass wir zu unserem<br />
Wort stehen. Es gibt ke<strong>in</strong>en<br />
Automatismus des Heils. Auf Gottes<br />
»Ja« zu uns, muss unser »Amen« folgen.<br />
Das ist die gläubige Annahme,<br />
das Vertrauen auf Gottes Treue und<br />
das heilige Versprechen, nun unsererseits<br />
Treue mit Treue zu beantworten.<br />
Wir dürfen jeden Tag beten: »Herr,<br />
bleib’ bei uns!«, zugleich aber unsererseits<br />
antworten:<br />
»Ja, Herr, Jesu, bei dir bleib ich<br />
so <strong>in</strong> Freude wie <strong>in</strong> Leid;<br />
bei dir bleib ich, dir verschreib ich mich<br />
für Zeit und Ewigkeit.« (Ld. 406, 4a)<br />
Wer das Zweite vom Ersten trennt<br />
und nur bei Bedarf Trost sucht, aber<br />
se<strong>in</strong> eigenes Versprechen vergisst<br />
oder verdrängt, darf sich nicht wundern,<br />
dass es mit dem »Trost bei Bedarf«<br />
dann nicht weit her ist.<br />
Zweitens: Mit E<strong>in</strong>schluss<br />
auch kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der<br />
Das zweite Motiv <strong>in</strong> den oben erwähnten<br />
Psalmstrophen ist, dass Gott<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bund jeweils nach den<br />
nächsten Generationen greift. Wenn<br />
Gott mit Abraham e<strong>in</strong>en Bund<br />
schließt, dann denkt er auch an Isaak<br />
und die weiteren Nachkommen. Se<strong>in</strong>e<br />
Gnade, die wir dankbar bes<strong>in</strong>gen,<br />
ruht auch auf den K<strong>in</strong>dern, sagt Psalm<br />
103. Und Psalm 105 bezeugt: »An tausend<br />
nach uns immerfort erfüllt er<br />
se<strong>in</strong> Verheißungswort.« Darauf durften<br />
gläubige Menschen <strong>in</strong> Israel vertrauen;<br />
und sie durften daraufh<strong>in</strong> ihre<br />
Psalmen dichten und s<strong>in</strong>gen.<br />
Beides gilt auch<br />
im Neuen Testament<br />
Diese Struktur des Gnadenbundes hat<br />
nicht mit dem Alten Testament aufgehört.<br />
In völliger Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
mit dem Zeugnis des Alten Testaments<br />
und se<strong>in</strong>er Glaubenslieder verkündigt<br />
Petrus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Pf<strong>in</strong>gstpredigt<br />
<strong>in</strong> Jerusalem: »Denn euch und<br />
euren K<strong>in</strong>dern gilt diese Verheißung.«<br />
(Apg. 2, 39) Das ist ke<strong>in</strong> Heilsautomatismus,<br />
den man als Kopfkissen nutzen<br />
kann, um darauf <strong>in</strong> Schlaf zu fallen.<br />
Der Satz fängt mit e<strong>in</strong>em »denn«<br />
an. Wir müssen also auf die vorangehenden<br />
Sätze achten. Da steht der<br />
Aufruf zum Glauben an den gekreuzigten<br />
und auferstandenen Herrn, zur<br />
Umkehr und zur Taufe. Aber jeder,<br />
der sich zu Jesus Christus als se<strong>in</strong>en<br />
Heiland und Herrn bekennt, darf wissen,<br />
dass Gott nach wie vor die K<strong>in</strong>der<br />
ausdrücklich <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Heilsversprechen<br />
e<strong>in</strong>schließt. Nur von der Struktur<br />
des Bundes Gottes her haben wir<br />
die Freimütigkeit, so über die uns von<br />
Gott geschenkten K<strong>in</strong>der zu sprechen,<br />
wie Gottes Wort es im Alten<br />
und Neuen Testament tut. Gottes Ja<br />
zu uns folgt nicht auf unser Ja zu<br />
ihm. Umgekehrt erzeugt se<strong>in</strong> Ja <strong>in</strong><br />
uns die Antwort des Glaubens. E<strong>in</strong>en<br />
kräftigeren Grund für unseren Glauben<br />
kann es gar nicht geben als diesen.<br />
Wir s<strong>in</strong>gen doch mit Psalm 139,<br />
8: »Ja Herr, noch ungeboren war ich<br />
de<strong>in</strong>en Augen offenbar.«<br />
Das Siegel der Beschneidung<br />
Schauen wir noch e<strong>in</strong>mal auf den<br />
Bunde Gottes mit Abraham zurück.<br />
Unmittelbar damit verbunden war<br />
das Gebot der Beschneidung. Das<br />
Wegnehmen von e<strong>in</strong>em Teil der Vorhaut<br />
vom Glied e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Jungen<br />
mag <strong>in</strong> der Antike unter vielen Völkern<br />
vorgenommen se<strong>in</strong>, um Entzündungen<br />
vorzubeugen, also aus hygienischen<br />
Gründen. Gott hat es <strong>in</strong> Israel<br />
als Zeichen der Heiligung, man<br />
könnte sagen als Zeichen der heiligen<br />
Hygiene übernommen und für die<br />
kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der vorgeschrieben.<br />
Es ist der Apostel Paulus, der<br />
wiederholt darauf zurückgreift. Abraham<br />
empf<strong>in</strong>g die Beschneidung »als<br />
Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens«<br />
(Röm. 4, 11), und zu der Geme<strong>in</strong>de<br />
von Philippi (3, 3) sagt er:<br />
»Wir s<strong>in</strong>d die Beschneidung.« Den<br />
Kolossern schreibt er, sie hätten die<br />
Beschneidung ohne Hände erhalten<br />
(2, 11). In beiden Fällen wird dieses<br />
Wortspiel verbunden mit ihrem Leben<br />
aus dem Glauben. Paulus hat<br />
sich nicht gescheut, das alttestamentliche<br />
»Sakrament« für Erwachsene<br />
und ihre K<strong>in</strong>der für die christliche<br />
Geme<strong>in</strong>de zu übernehmen. Für Paulus<br />
gilt, dass bereits die kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der<br />
gläubiger Menschen zusammen<br />
mit ihren Eltern oder ihrem gläubigen<br />
Elternteil heilig genannt werden<br />
können (1. Kor. 7, 14).<br />
Wenn wir dies alles bedenken, wird<br />
uns deutlich, dass wir Verse aus den<br />
Psalmen getrost (und das heißt auch:<br />
getröstet) bei der Taufe kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der<br />
s<strong>in</strong>gen dürfen. Wenn wir nur nicht<br />
vergessen, dass wir bei der Taufe von<br />
Gott <strong>in</strong> die Pflicht genommen werden<br />
und dass wir dies auch durch unser<br />
»Ja« vor der Geme<strong>in</strong>de bejaht haben.<br />
He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k, Nordhorn