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Dr. Monika Emde Prof. Dr. Mintken Oldenburg 2010 P

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Autoren:<br />

Universität Kassel<br />

W i s s e n s c h a f t s t h e o r i e u n d V e r w a l t u n g s w i s s e n s c h a f t<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong><br />

<strong>Oldenburg</strong> <strong>2010</strong><br />

Projekt Verwaltungswissenschaft<br />

Kontakt:<br />

<strong>Monika</strong>.<strong>Emde</strong>@gmx.de<br />

<strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>.<strong>Mintken</strong>@t-online.de<br />

Dieses Studienheft ist ausschließlich für Lehr- und Studienzwecke bestimmt und<br />

urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das Recht der<br />

Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung und des Nachdrucks, bleiben vorbehalten,<br />

auch bei auszugsweiser Verwertung. Kein Teil dieses Studienhefts darf in irgendeiner<br />

Form (<strong>Dr</strong>uck, Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung<br />

der Autoren reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,<br />

vervielfältigt oder verbreitet werden.


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 2<br />

Projekt Verwaltungswissenschaft<br />

Ziele:<br />

Förderung der Verwaltungsforschung<br />

Förderung der Verwaltungswissenschaft<br />

Forschung und akademische Lehre zu ausgewählten Gebieten der<br />

Verwaltungswissenschaft<br />

W i s s e n s c h a f t s t h e o r i e u n d V e r w a l t u n g s w i s s e n s c h a f t<br />

Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel <strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>.<strong>Mintken</strong>@t-online.de


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 3<br />

I n h a l t<br />

Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft<br />

Seite<br />

1 Wissenschaftliche Arbeit 5<br />

1.1 Erkenntnistheoretische Grundlage 7<br />

1.2 Wissenschaftliche Teil-Bereiche 10<br />

1.3 Methodologie 12<br />

2 Methoden in der Verwaltung 15<br />

2.1 Horizontale und vertikale Differenzierungen 20<br />

2.2 Forschungsmethoden und Wissenschaftstheorie 22<br />

2.3 Forschungsmethoden in der Verwaltungswissenschaft 26<br />

3 Aktuelle Forschungsgebiete 29<br />

3.1 E-Government 32<br />

3.2 Innovationsmanagement 34<br />

3.3 Projektmanagement 36<br />

Literaturverzeichnis<br />

Anhang: Literaturhinweise<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 4<br />

Hinweis zu diesem Studienheft:<br />

In diesem Studienheft erfolgt ein Überblick zur Wissenschaftstheorie mit Bezug auf die<br />

Verwaltungswissenschaft. 1 Eine Erweiterung dieses einführenden Überblicks mit Hilfe<br />

von Artikeln aus der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ sowie die Vertiefung der<br />

Kenntnisse anhand der entsprechenden Spezialliteratur werden empfohlen. 2 Die<br />

angegebenen „Adressen“ im Internet wurden zum Beginn des WS 09 /10 geprüft.<br />

Autoren:<br />

Die Autoren <strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> und <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> sind seit mehreren Jahren in ver-<br />

schiedenen Projekten zur Kompetenzförderung tätig und beteiligen sich an Aufgaben<br />

zur Forschung und Lehre an der Universität Kassel.<br />

1<br />

2<br />

Es handelt sich überwiegend um Inhalte aus unseren vorhandenen Web-Lektionen sowie um Auszüge aus EMDE 2006, ergänzt um<br />

einige Verweise auf Artikel aus der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“.<br />

Viele Artikel aus der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ eignen sich gut, um einen ersten Überblick von dem jeweiligen Sachverhalt<br />

zu gewinnen. Wegen der eingeschränkten Nachvollziehbarkeit der Artikel eignet sich diese Quelle jedoch nicht als Beleg in<br />

wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten.<br />

Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel <strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>.<strong>Mintken</strong>@t-online.de


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 5<br />

W i s s e n s c h a f t s t h e o r i e u n d V e r w a l t u n g s w i s s e n s c h a f t<br />

1 Wissenschaftliche Arbeit<br />

Wissenschaft bezeichnet die Gesamtheit der systematisch gesammelten, gespeicherten<br />

und gelehrten Erkenntnisse über einen Gegenstandsbereich (Wissenschaftsdisziplin), die<br />

nach bestimmten Methoden gewonnen wurden und intersubjektiv überprüfbar sind. 3 Ne-<br />

ben den Formalwissenschaften (Logik und Mathematik) werden üblicherweise als Real-<br />

wissenschaften die Naturwissenschaften und die Kultur-, Geistes- bzw.<br />

Sozialwissenschaften unterschieden. Ziele der Wissenschaft, wissenschaftliche<br />

Methoden und Prinzipien sowie die Einteilung in Wissenschaftsdisziplinen sind<br />

Gegenstand der Wissenschaftstheorie, die deswegen auch als eine Metadisziplin be-<br />

zeichnet wird. 4 Mit wissenschaftlicher Arbeit soll in der Regel ein Erkenntnisfortschritt<br />

erzielt werden. 5 Die akademische Lehre ist neben der Forschung 6 Teil der wis-<br />

senschaftlichen Arbeit.<br />

So wie deskriptive, explanative und präskriptive Sätze bzw. Aussagen 7 unterschieden<br />

werden können, lassen sich analog dazu deskriptive, explanative und präskriptive Theo-<br />

rien als „Satzsysteme“ unterscheiden. 8 Als wissenschaftliche Theorien werden gedankli-<br />

che Gefüge untereinander verbundener Sätze und Aussagen über einen definierbaren<br />

Gegenstandsbereich bezeichnet. 9 Sie zeichnen sich insbesondere durch ihre logische<br />

Struktur und die dadurch implizierte Widerspruchsfreiheit aus. 10 Dieser Theoriebegriff<br />

ist hinsichtlich der Methoden zum Erkenntnisgewinn offen. 11 Der Theoriebegriff ist<br />

allerdings strittig. Das Spektrum der Begriffsverwendung reicht von „Meinung, Ansicht,<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Einen Überblick zur Wissenschaft bietet der Artikel „Wissenschaft“ bei Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Vgl. KORNMEIER 2007; einen Überblick zur Wissenschaftstheorie bietet auch der Artikel „Wissenschaftstheorie“ bei Wikipedia<br />

(www.de.wikipedia.org).<br />

Zu verschiedenen Fortschrittskonzeptionen vgl. BRÜHL 2006.<br />

Forschung ist das Bestreben, das Wissen der Menschheit über die Welt und ihre Elemente zu vergrößern.<br />

Deskriptiv … beschreibend; explanativ … erklärend; präskriptiv … vorschreibend.<br />

Zu dieser Unterscheidung vgl. BECKER 1989, S. 106 m.w.N.<br />

Der Begriff der Theorie ist insgesamt nicht eindeutig, das Spektrum der Begriffsverwendung reicht von der Theorie als einer nicht<br />

völlig unbegründeten Vermutung („Theorie“ als Synonym für „Hypothese“) bis zu einem System aus empirisch nicht bereits<br />

falsifizierten Aussagen über einen Gegenstandsbereich; vgl. auch Artikel „Theorie“ bei Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Vgl. KRIZ/LISCH 1988, S. 260.<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 6<br />

Weltbild“ bis zu der Auffassung, als Theorie dürfe nur die sinnvolle, logische Verknüp-<br />

fung empirisch nicht falsifizierter (also „angenommener“ bzw. „bestätigter“) Hypothe-<br />

sen 12 bezeichnet werden.<br />

Nach einer „mittleren Position“ verallgemeinern Theorien die Beobachtungsdaten und<br />

Gesetzmäßigkeiten eines Forschungsprozesses, überbrücken dabei Lücken und ordnen<br />

die empirischen Daten in größere Deutungs- und Erklärungszusammenhänge ein. 13<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Vgl. SEIFFERT 1992, S. 368.<br />

Eine Hypothese ist eine noch unbewiesene Aussage (Vermutung) über den wahren Wert einer Größe (DIN 13303 Teil 2).<br />

Vgl. zum Theoriebegriff auch DIEKMANN 2008.<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 7<br />

1.1 Erkenntnistheoretische Grundlage<br />

In der Erkenntnistheorie 14 ist umstritten, ob es überhaupt möglich ist, die „Welt“ mit<br />

allen ihren Einzelheiten so zu erkennen, wie sie „wirklich” ist und Informationen<br />

darüber zu „übermitteln”. Meistens wird diese Möglichkeit als erkenntnistheoretische<br />

Prämisse stillschweigend unterstellt. Dies ist die erkenntnistheoretische Position des<br />

„Realismus”.<br />

Dagegen wird in dem Konzept des „Konstruktivismus” davon ausgegangen, dass sinnli-<br />

che Wahrnehmungen ebenso wie Denken, Fühlen und Erinnern nicht die „äußere Welt”<br />

widerspiegeln („Repräsentationsmodell”), sondern zur „Konstruktion” einer subjektiven<br />

eigenen „Wirklichkeit” führen („Konstruktionsmodell”). 15<br />

Derartige Konstruktionen sind weder „wahr” noch „falsch”, sondern mehr oder weniger<br />

„viabel” 16 . Veränderungen an der vorhandenen eigenen „Wirklichkeitskonstruktion”<br />

werden dann vorgenommen, wenn hinreichend starke „Perturbationen” 17 auftreten, von<br />

denen die Viabilität der Konstrukte berührt wird. In einem solchen Fall wird die eigene<br />

Konstruktion durch „anschlussfähige” Bestandteile erweitert oder „umgebaut” („Re-<br />

framing” 18 ). An die Stelle der „objektiven Erkenntnis” tritt die „intersubjektive Ver-<br />

ständigung”. Sozial verbindlich ist die Wirklichkeitsvorstellung dann, wenn sie von den<br />

Mitgliedern der Gruppe geteilt wird.<br />

Wie die Realität „an sich” beschaffen ist, die den Anlass für die Wirklichkeitskonstruk-<br />

tion bietet, entzieht sich nach konstruktivistischer Auffassung der Erkenntnis, da alle<br />

nur ihre eigene Wirklichkeitskonstruktion kennen, in der kommunizierend und handelnd<br />

gelebt wird.<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Erkenntnistheorie: Teilgebiet der Wissenschaftstheorie; Gesamtheit von Antworten auf die Fragen, ob und wie Erkenntnis möglich<br />

ist (z.B. Positivismus, Kritischer Rationalismus, Hermeneutik), vgl. auch Artikel „Erkenntnistheorie“ bei Wikipedia<br />

(www.de.wikipedia.org).<br />

Wesentliche Anstöße zur konstruktivistischen Erkenntnistheorie wurden von dem chilenischen Biologen Humberto MATURANA<br />

(geb. 1928) formuliert (MATURANA 1985; MATURANA / VARELA 1987), vgl. auch Artikel „Realismus“ und „Konstruktivismus“ bei<br />

Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Viabel ... praktikabel zum „Überleben”; von viable (span. bzw. franz.): lebensfähig, gangbar, durchführbar, erschlossen.<br />

Perturbation ... Störung, Verwirrung; von perturbare (lat.): gänzlich verwirren, in Unordnung bringen.<br />

Reframing ... Umgestaltung; von to frame (engl.): formulieren, aufbauen, entwerfen, ausarbeiten.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 8<br />

Gegenüberstellung von Realismus und Konstruktivismus<br />

Erkenntnistheoretische Position<br />

Aspekt Realismus Konstruktivismus<br />

Gegenstand der<br />

Erkenntnis<br />

Sein (bzw. das Seiende) Wissen<br />

Realität ist vorhanden, kann (wenn auch<br />

verzerrt) erkannt werden<br />

Wahrnehmung alle Menschen nehmen sinnlich<br />

dieselben Objekte wahr, interpre-<br />

tieren sie dann unterschiedlich<br />

(Interpretation folgt zeitlich der<br />

Wahrnehmung nach)<br />

Überprüfung Verzerrung in der Wahrnehmung<br />

der Realität kann geprüft werden;<br />

realitätsadäquate Aussagen kön-<br />

nen von inadäquaten Aussagen<br />

unterschieden werden<br />

ist vorhanden, kann aber nicht er-<br />

kannt werden; „Ersatz”: subjektab-<br />

hängige menschliche Wirklichkeits-<br />

konstruktion<br />

Wahrnehmung ist von vornherein<br />

subjektabhängige Interpretation,<br />

folglich nehmen alle verschieden<br />

wahr (weitgehend ähnliche Wahr-<br />

nehmung möglich, nicht aber identi-<br />

sche)<br />

die menschlichen Konstruktionen<br />

können nicht an der Realität über-<br />

prüft werden; (vorläufig) brauchbare,<br />

erfolgreiche Konstruktionen können<br />

von erfolglosen unterschieden wer-<br />

Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel <strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>.<strong>Mintken</strong>@t-online.de<br />

den


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 9<br />

Nach den konstruktivistischen Vorstellungen 19 werden z.B. Informationen nicht vom<br />

Sender zum Empfänger transportiert, sondern der Sender strahlt Signale ab, die Empfän-<br />

gern als Impuls zur Konstruktion von Information dienen können. Kommunikation be-<br />

deutet demnach nicht Transport von Information, sondern eröffnet ihren Teilnehmern<br />

subjektabhängige Möglichkeiten, eigene Informationen zu produzieren. Der Sender hat<br />

demzufolge nur die Chance, die Umwelt des Empfängers so zu verändern, dass dieser<br />

möglichst jene „Wirklichkeit” konstruiert, die der Sender beim Empfänger bevorzugen<br />

würde.<br />

In empirischen Wissenschaften wird von der Position des Realismus ausgegangen.<br />

Materielle Objekte, natürliche Ereignisse und Abläufe sowie soziale Phänomene und<br />

Prozesse werden als Realität angesehen. 20<br />

19<br />

20<br />

Innerhalb der Grundposition des Konstruktivismus sind unterschiedliche Richtungen vertreten, vgl. auch Artikel „Konstruktivismus“<br />

und „Radikaler Konstruktivismus“ bei Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Vgl. BRAUN 2008, S. 377.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 10<br />

1.2 Wissenschaftliche Teil-Bereiche<br />

Nach dem Wertfreiheitspostulat 21 muss in der Wissenschaft zwischen Sachaussagen und<br />

Wertungen getrennt werden, da ansonsten der unzutreffende Eindruck erweckt werden<br />

könnte, auch die persönlichen Bewertungen 22 eines Wissenschaftlers seien ein<br />

unmittelbares Ergebnis der wissenschaftlichen Tätigkeit. 23 Aus diesem Grund wird in<br />

verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen explizit zwischen<br />

der Wissenschaft im engeren Sinne zur Beschreibung, Formulierung, Erklärung<br />

und Prognose von Sachverhalten und Gesetzmäßigkeiten (deskriptive und expla-<br />

natorische Aussagen) sowie<br />

der Philosophie der entsprechenden Disziplin (präskriptive Aussagen) und<br />

den für die Praxis aufbereiteten pragmatischen Handlungsvorschlägen<br />

(„…lehre“, „Praktische …“)<br />

unterschieden. 24<br />

Wird diese Unterscheidung nicht beachtet, könnten Deskription, Analyse und Theorie-<br />

bildung als typische Teilbereiche der Wissenschaft mit Argumentationen, Glaubenssät-<br />

zen, Urteilen und Vorurteilen vermischt werden. In „Wissenschaften mit Praxisbezug“<br />

wie Medizin, Pädagogik, Betriebswirtschaft und Verwaltungswissenschaft werden prä-<br />

skriptive Aussagen andererseits als „unentbehrlich“ betrachtet und daher häufig mit<br />

deskriptiven und explanativen Aussagen verbunden. 25 Unabhängig von der Notwendig-<br />

keit präskriptiver Aussagen für den jeweiligen Praxisbereich ist aber aus<br />

wissenschaftstheoretischer Sicht eine Trennung der Aussageebenen wünschenswert.<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

Postulat (lat.) … unbedingte Forderung. Das Wertfreiheitspostulat wird z.B. von Max WEBER (1864 - 1920) und von Sir Karl<br />

POPPER (1902 - 1994) in unterschiedlichen Varianten vertreten; vgl. auch OPP 2005a, S. 222 - 231.<br />

Bewertungen sind Aussagen der Art, dass etwas der Fall sein soll oder muss bzw. nicht sein soll oder darf (präskriptive Aussagen).<br />

Eine derartige Trennung erfolgt in Forschungen nach der Lehre vom Marxismus-Leninismus oder ähnlichen Weltanschauungen<br />

nicht; mit Forderungen nach einer „Parteilichkeit zugunsten der Arbeiterklasse“ o.ä. wird explizit das Gegenteil zum Wertfreiheitspostulat<br />

propagiert.<br />

Z.B. Verwaltungswissenschaft, Philosophie der Verwaltung, Verwaltungslehre, vgl. EMDE 2006, S. 26; Die vergleichbare<br />

Unterteilung der Erziehungswissenschaft wurde von BREZINKA entwickelt, vgl. BREZINKA 1989, S. 73; eine entsprechende<br />

Einteilung der Betriebswirtschaft wurde von CHMIELEWICZ vorgeschlagen (1979, S. 9 – 15), vgl. FÜLBIER 2004.<br />

Vgl. BECKER 1989, S. 103.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 11<br />

Konstitutiv für diese Einteilung ist also die konsequente Unterscheidung von „Sein“ und<br />

„Sollen“. Der Bereich der wissenschaftlichen Aussagen wird auf deskriptive und expla-<br />

native Sätze beschränkt, während präskriptive Sätze Gegenstand der Philosophie sein<br />

können. Im Praxisbereich werden dagegen zum Zweck der Steuerung zweckmäßiger<br />

Handlungen Sätze aus beiden Satzsystemen situationsangemessen kombiniert.<br />

Zwar kann die Notwendigkeit der Festsetzung moralischer Normen (präskriptive Sätze)<br />

kaum bestritten werden, auch eine wertende Deutung der Welt und eine Aufstellung von<br />

Wertrangordnungen sowie weltanschaulich-moralischer Überzeugungen als Basis für<br />

das praktische Handeln können argumentativ gerechtfertigt werden, jedoch wird die<br />

vorgeschlagene Unterscheidung als notwendig angesehen, um die verschiedenen Pro-<br />

bleme jeweils in einem problemangemessenen Rahmen behandeln zu können. 26<br />

26<br />

Mit Bezug auf die Pädagogik vgl. BREZINKA 1989, S. 329.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 12<br />

1.3 Methodologie<br />

Forschungsprozesse können unterschiedliche Methoden umfassen, die entweder empi-<br />

risch ausgerichtet sind oder nicht.<br />

Beobachten und Beschreiben als Forschungsmethoden sind ohne Bezug zur Realität<br />

kaum vorstellbar, dagegen können Erklärungen und Beurteilungen auch aufgrund rein<br />

gedanklicher Tätigkeit entworfen werden. Beobachten und Beschreiben sind daher typi-<br />

sche empirische Tätigkeiten, Erklärungen und Beurteilungen können entweder<br />

empirisch oder auch auf rein gedanklichem Wege („theoretisch“) gewonnen werden. Ein<br />

typisches Beispiel für eine rein gedanklich-theoretische Forschung ist der Entwurf der<br />

Systemtheorie durch LUHMANN.<br />

Das empirische Vorgehen kann quantitativ oder qualitativ ausgerichtet sein. Das<br />

typische quantitative Vorgehen besteht darin, Sachverhalte zahlenmäßig zu erfassen (zu<br />

quantifizieren) und ggf. aus einer Vielzahl systematisch vorgenommener<br />

Beobachtungen signifikante 27 statistische Zusammenhänge herzuleiten, also nach einem<br />

gleichzeitigen Auftreten von Merkmalen bzw. Merkmals-Ausprägungen zu suchen, das<br />

dermaßen häufig vorkommt, dass zufällige Einflüsse unwahrscheinlich sind. Ob<br />

„Zufall“ als Erklärung ausreicht oder nicht, wird mit Hilfe von statistischen Signifi-<br />

kanztests 28 geprüft. Voraussetzung dafür ist die Umsetzung der beobachteten Sachver-<br />

halte in Zahlen („Quantifizierung“). Das Ziel besteht also darin, Regelmäßigkeiten,<br />

Abhängigkeiten und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, um diese für „Erklärungen“<br />

nutzen zu können.<br />

Die qualitative Forschung dient nach DIN ISO 20252 dagegen der Analyse von Motiva-<br />

tionen, Denk-, Meinungs-, Einstellungs-, Bewertungs- oder Verhaltensmuster anhand<br />

von nicht strukturierten Forschungstechniken, wie z.B. Gruppendiskussionen und Tie-<br />

feninterviews. Eine Aussage über die Häufigkeit und Verteilung solcher Muster<br />

innerhalb einer vorgegebenen Grundgesamtheit ist auf der Grundlage einer qualitativen<br />

Studie nicht möglich.<br />

27<br />

28<br />

Signifikant … bedeutsam.<br />

Z.B. ² - Test.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 13<br />

Qualitative Verfahren bestehen häufig darin, einen oder wenige Fälle möglichst umfas-<br />

send zu untersuchen („Fallstudie“), um daraus Schlüsse zu ziehen, z.B. Hypothesen zu<br />

entwickeln. Das Ergebnis dieser Verfahren sind verbale Darstellungen.<br />

Im Mittelpunkt des nicht-empirischen Vorgehens steht auf der Aussagen-Ebene<br />

entweder die spekulative Argumentation 29 , die häufig aus einer Vermischung<br />

deskriptiver und präskriptiver Aussagen besteht, oder das Bemühen um „Verstehen“.<br />

Beim „Verstehen“ versucht ein Wissenschaftler, sich in die Rolle des oder der<br />

Handelnden hineinzuversetzen, um die Handlungen der fremden Personen aufgrund von<br />

persönlichen Erfahrungen und Evidenzabwägungen 30 nachvollziehen zu können. 31<br />

Die Betrachtung übergeordneter Prinzipien und Eigenschaften der verschiedenen Me-<br />

thoden ist Gegenstand der Methodologie („Lehre von den Methoden“). Typische Fragen<br />

aus der Methodologie sind z.B.<br />

Indikation 32 einzelner Methoden,<br />

Kombinationsmöglichkeit von Methoden,<br />

Fehler, Risiken und „Nebenwirkungen“ einzelner Methoden,<br />

Zuverlässigkeit einzelner Methoden,<br />

Standards des professionellen Vorgehens.<br />

BREZINKA verweist in diesem Zusammenhang auf allgemeine methodologische Nor-<br />

men, „die im großen und ganzen in allen Erfahrungswissenschaften anerkannt werden“<br />

und auf „elementare wissenschaftliche Qualitätsmaßstäbe“, die in der „analytisch-er-<br />

kenntniskritischen Philosophie“ als erkenntnisfördernd anerkannt seien. 33<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

Argumentation … schlüssige Darlegung eines Standpunktes, Begründung.<br />

Evidenz …einleuchtende Erkenntnis.<br />

Vgl. OPP 2005a, S. 66f.<br />

Indikation … hier: ähnlich wie in der Medizin „Heilanzeige“ bzw. „angezeigtes Behandlungsverfahren“, zur Problemlösung angezeigt<br />

(geeignet); „wann ist welche Methode angezeigt?“.<br />

BREZINKA 1989, S. 329; für die Betriebswirtschaft vgl. SCHANZ 1988.<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 14<br />

Zur Wiederholung:<br />

Theoriebegriff<br />

Welche Aussage(n) ist bzw. sind richtig?<br />

Die Bezeichnung „Theorie“ ist üblicherweise ein Synonym für eine zur Prüfung<br />

vorgesehene Hypothese<br />

Als wissenschaftliche Theorien werden gedankliche Gefüge untereinander verbundener<br />

Sätze und Aussagen über einen definierbaren Gegenstandsbereich<br />

bezeichnet<br />

Nach dem empirisch analytischen Wissenschaftsverständnis besteht eine Theorie<br />

aus einem System aus empirisch nicht bereits falsifizierten Aussagen über einen<br />

Gegenstandsbereich<br />

In der Wissenschaftstheorie werden alle Theorien als „Philosophie“ bezeichnet<br />

Nach dem empirisch analytischen Wissenschaftsverständnis bedürfen Theorien<br />

für ihre Gültigkeit der empirischen Verifizierung<br />

Zum Nachdenken:<br />

a)<br />

Welche Bedeutung haben die erkenntnistheoretischen<br />

Grundpositionen des Realismus und des Konstruktivismus<br />

für die Verwaltungswissenschaft?<br />

b) Wie könnte eine „Indikationsliste“ für die verschiedenen<br />

Methoden in der Verwaltungswissenschaft aussehen?<br />

c) In welcher Weise wirken quantitative und qualitative Metho-<br />

den in Ihrem Arbeitsvorhaben zusammen?<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 15<br />

2 Methoden in der Verwaltung<br />

Art und Umfang der anwendbaren Methoden könnten von der Beschaffenheit des Ge-<br />

genstandsbereiches abhängig sein, deswegen ist zunächst der Gegenstandsbereich, hier<br />

die öffentliche Verwaltung, näher zu betrachten. Nach der „Subtraktionsmethode“ 34<br />

kann die „öffentliche Verwaltung“ in erster Näherung als Staatstätigkeit bezeichnet<br />

werden, die dadurch von der übrigen Staatstätigkeit abgegrenzt wird, dass sie weder<br />

Gesetzgebung noch Rechtsprechung ist. In einem zweiten Schritt ist als Ausfluss der<br />

vertikalen Gewaltenteilung 35 noch die Regierungstätigkeit als Funktion der Staatsleitung<br />

von der Verwaltung abzugrenzen. Die Bezeichnung für den danach verbleibenden Rest,<br />

die „öffentliche Verwaltung“, darf allerdings bezüglich ihres Bestandteiles „Ver-<br />

waltung“ nicht zu eng interpretiert werden. Es handelt sich nach dieser Abgrenzung um<br />

die öffentliche Verwaltung im weiteren Sinne, also um die Gesamtheit aller Tätigkeiten,<br />

die der Staat 36 zur Erreichung seiner Zwecke unter eigener Rechtsordnung entfaltet. 37<br />

Erzeugt werden „Produkte“ 38 unterschiedlicher Art, inhaltlich kann es sich dabei um<br />

Dienstleistungen 39 im engeren Sinne oder die Erstellung bzw. Abgabe verschiedener<br />

Gütern 40 handeln. 41 Im umgangssprachlichen Sinne wird dagegen häufig unter der<br />

öffentlichen Verwaltung in einer engeren Bedeutung lediglich die allgemeine innere<br />

Verwaltung verstanden.<br />

34<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

Vgl. THIEME 1984, S. 3.<br />

Vgl. THIEME 1984, S. 69 f.<br />

Zum Staatsbegriff vgl. STERN 1980.<br />

Die Bezeichnung „Verwaltung“ im öffentlich-rechtlichen Sinne wird außer auf den Staat auch auf andere öffentlich-rechtliche<br />

Gemeinwesen (z.B. Verband) angewandt.<br />

Nach DIN EN ISO 9000 sind Produkte die Ergebnisse von Prozessen. Als Produktkategorien werden in dieser Norm<br />

Dienstleistungen, Software, Hardware und verfahrenstechnische Produkte unterschieden.<br />

Als Dienstleistungen werden in der Betriebswirtschaftslehre immaterielle Produkte bezeichnet, die daher nicht lagerfähig sind, vgl.<br />

CORSTEN 1988, S. 23.<br />

Z.B. Trinkwasser.<br />

Ungeachtet des breiten inhaltlichen Spektrums der Tätigkeit der öffentlichen Verwaltung wird aber aus volkswirtschaftlicher Sicht die<br />

gesamte Staatstätigkeit ihrem Schwerpunkt entsprechend dem tertiären Sektor, d.h. dem Dienstleistungsbereich, zugerechnet. Weitere<br />

Dienstleistungsbereiche sind z.B. Finanzdienstleistungen, Handel und Verkehr.<br />

Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel <strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>.<strong>Mintken</strong>@t-online.de


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 16<br />

Zu einer mehrdimensional angelegten Beschreibung der öffentlichen Verwaltung aus<br />

verwaltungswissenschaftlicher 42 Sicht gelangt BECKER durch Aufzählung als typisch<br />

erkannter Eigenschaften der öffentlichen Verwaltung, die von ihm aufgrund einer Isola-<br />

tion der Idee der öffentlichen Verwaltung aus der Ideengeschichte gewonnen wurden.<br />

Danach handelt es sich bei der öffentlichen Verwaltung um eine konkrete Organisation im<br />

Staat, die Staatszwecke durch fortlaufende Handlungen, insbesondere durch pro-<br />

grammierte Entscheidungen, konkretisiert, diese aber nicht selbst bindend festlegt.<br />

Sie erbringt ihre Handlungen in einem besonderen, mehr oder minder verselbständigten<br />

Organisationsteil des Staates in und durch besondere Produktionseinheiten. In Ausfüh-<br />

rung vorgegebener bindender politischer Entscheidungsprogramme, welche die Verwal-<br />

tungsentscheidungen final oder konditional programmieren, stellt sie bindende, in aller<br />

Regel speziell-konkrete Entscheidungen her. Sie stellt durch bindende politische Ent-<br />

scheidungsprogramme festgelegte Dienstleistungen und sonstige Güter konkret her und<br />

gibt diese in festgelegter Art, Güte und Umfang an die Gesellschaft oder einzelne ab. Ne-<br />

ben den primären Vollzugshandlungen führt sie sekundäre Tätigkeiten aus, insbesondere<br />

Leistungen in der Vorbereitung der Herstellung politischer Entscheidungsprogramme des<br />

Staates.<br />

Bei allen Handlungen ist sie an die Staatszwecke und die verbindlichen politischen Ent-<br />

scheidungsprogramme gebunden und muss in der Aufgabenerfüllung zusätzlich beson-<br />

dere ethisch-moralische Imperative sowie Effektivitäts- und Effizienzgebote verfolgen. 43<br />

Die öffentliche Verwaltung hat also im Vergleich zur gewerblichen Wirtschaft in unse-<br />

rer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung andere Aufgaben und Funktionen sowie dar-<br />

auf abgestimmt auch eine andere Stellung als eine gewerbliche Unternehmung. 44<br />

In Anlehnung an BECKER kann die Grundfunktion in einem Modell dargestellt<br />

werden. 45<br />

Modelle können in der Wissenschaft der Repräsentation des Originals für bestimmte<br />

Operationen dienen. 46 Sie beschränken sich auf bestimmte, im Hinblick auf die Problem-<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

46<br />

Als „Verwaltungswissenschaft” (Singular!) wird eine wissenschaftliche Fachdisziplin bezeichnet, deren primäres Erkenntnisobjekt die<br />

öffentliche Verwaltung darstellt, vgl. KÖNIG 1990; REICHARD betrachtet allerdings den Integrationsstand der<br />

Verwaltungswissenschaft noch als unzureichend und geht daher weiterhin von mehreren verwaltungswissenschaftlichen<br />

Basisdisziplinen aus, die additiv als „Verwaltungswissenschaften“ (Plural!) zusammenwirken, vgl. REICHARD 2003, S. 392.<br />

Vgl. BECKER 1989, S. 96.<br />

Vgl. zusammenfassend GRIMMER 2004b, S. 11 - 14, 34 - 43.<br />

Vgl. BECKER 1989, S. 128 u. S. 918; die Darstellung orientiert sich sachlich an der Definition der Verwaltung durch BECKER sowie<br />

in der Form an dem allgemeinen Dienstleistungsmodell, vgl. EMDE 2006, S. 49, mit Bezug auf DIN EN ISO 9000.<br />

Vgl. STACHOWIAK 1992, S. 219.<br />

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stellung relevante Informationen. 47 Mit jedem Modell geht wegen der notwendigen<br />

Vereinfachungen zwar auf der einen Seite ein Informationsverlust einher, auf der<br />

anderen Seite kann aber ein prägnantes Modell die Übersichtlichkeit bei komplizierten<br />

Zusammenhängen fördern. Modelle sind daher - ähnlich wie Theorien - mit<br />

Scheinwerfern vergleichbar, 48 die bestimmte Bereiche der Realität beleuchten, andere<br />

dagegen im Dunkel belassen.<br />

Funktionsmodell der öffentlichen Verwaltung<br />

Grafik: <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong><br />

Zur Erfüllung der öffentlichen Aufgaben bieten sich mehrere Rechts- und Organisati-<br />

onsformen an. Nicht immer muss die jeweilige Gebietskörperschaft unter eigenem Na-<br />

men handeln. Denkbar ist auch die Erledigung verschiedener Aufgaben durch Regiebe-<br />

triebe, Eigenbetriebe, Zweckverbände oder privatrechtliche Gesellschaften wie die<br />

GmbH und die AG. 49 Zu unterscheiden ist ferner der Aufgabenvollzug von der Gewähr-<br />

47<br />

48<br />

49<br />

Legitimiertes Exekutivorgan<br />

Ziele,<br />

Aufträge<br />

Arbeits- u.<br />

Handlungsbed.<br />

Ressourcen<br />

Vgl. KRIZ/LISCH 1988, S. 176.<br />

Das „Scheinwerfermodell“ wurde von POPPER zur Erklärung benutzt, vgl. POPPER 1992, S. 305 f.<br />

Vgl. GRIMMER 2004a, S. 68 f. m.w.N.<br />

Kunde<br />

Personal<br />

Prozess<br />

Organisation,<br />

Methoden, Mittel<br />

Produkt<br />

Output<br />

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Outcome


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leistung für den Vollzug. Zunehmend werden Handlungsformen gewählt, bei denen<br />

zwar die Verantwortung für die Aufgabenerfüllung bei der öffentlichen Hand liegt, die<br />

Erledigung der Aufgaben aber durch Non-<strong>Prof</strong>it-Organisationen oder durch gewerbliche<br />

Unternehmen vorgenommen wird. 50 Diese reduzierte „Leistungstiefe” entspricht der<br />

„Reduzierung der Fertigungstiefe” in einem gewerblichen Produktionsbetrieb. 51<br />

Näher untersucht wird die öffentliche Verwaltung vorwiegend in der Verwaltungswis-<br />

senschaft. 52 Nach einer Definition von BECKER handelt es sich bei der Verwaltungs-<br />

wissenschaft um<br />

„die auf die öffentliche Verwaltung als Ganzes gerichtete Wissenschaft, die darin die<br />

Existenzbedingungen, die Zwecke und Funktionen der Verwaltung, die gesamte Verwal-<br />

tungsrationalität, deren Elementarfaktoren (die Menschen), Produktionsfaktoren und an-<br />

dere Faktoren im Verarbeitungsprozess und deren Beziehungen untereinander (Organi-<br />

sationsstruktur) und die Austauschbeziehungen zur Verwaltungsumwelt beschreibt, erklärt<br />

und in bestimmten Grenzen präskriptive Aussagen entwickelt und hierbei alle zu-<br />

verlässigen und gültigen Methoden wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung und -verar-<br />

beitung einsetzt“. 53<br />

Die in dieser Definition enthaltene Komponente „präskriptive Aussagen“ als Entwick-<br />

lungsziel der Verwaltungswissenschaft erscheint allerdings aus wissenschaftstheoreti-<br />

scher Sicht problematisch. Deskription, Analyse und Theoriebildung als typische Teil-<br />

bereiche der Wissenschaft könnten dabei mit Argumentationen, Glaubenssätzen, Urtei-<br />

len und Vorurteilen vermischt werden. BECKER ist sich zwar dieser Problematik be-<br />

wusst, 54 hält aber dennoch in „Wissenschaften mit Praxisbezug“ wie der Verwaltungs-<br />

wissenschaft präskriptive Aussagen für „unentbehrlich“. 55<br />

Die Problematik stellt sich in der Verwaltungswissenschaft ähnlich dar wie in anderen<br />

Disziplinen mit ausgeprägtem Praxisbezug, z.B. der Betriebswirtschaft oder der Erzie-<br />

50<br />

51<br />

52<br />

53<br />

54<br />

55<br />

Vgl. REICHARD 2003, S. 390.<br />

Vgl. HILL 1997, S. 27 ff.<br />

Bzw. in den verwaltungswissenschaftlichen Basisdisziplinen, sofern man wie z.B. REICHARD von dem additiven Konzept der<br />

Verwaltungswissenschaften ausgeht.<br />

BECKER 1989, S. 137.<br />

Vgl. BECKER 1989, S. 103 ff.<br />

BECKER 1989, S. 103.<br />

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hungswissenschaft. Daher liegt auch ein vergleichbarer Lösungsvorschlag zur Klarstel-<br />

lung nahe. Möglich wäre demnach die Einteilung der Verwaltungswissenschaft in<br />

einen Bereich der Verwaltungswissenschaft im engeren Sinne (Deskription,<br />

Analyse, Theoriebildung),<br />

in einen Bereich der Philosophie der Verwaltung (präskriptiv) und<br />

in eine Praktische Verwaltungslehre. 56<br />

Folgt man dieser Einteilung, so ist die Definition von BECKER auf die Verwal-<br />

tungswissenschaft im engeren Sinne bezogen. Problematisch ist dabei allerdings die<br />

Komponente „präskriptive Aussagen“, die nach dieser Unterteilung der Philosophie der<br />

Verwaltung zuzuordnen ist.<br />

Gegenstand der Verwaltungswissenschaft sind also die Aufgaben der Beschreibung der<br />

Verwaltungsphänomene und der mit ihnen zusammenhängenden sonstigen Ausschnitten<br />

der Wirklichkeit sowie die Erklärung der beschriebenen Phänomene.<br />

Demgegenüber soll die Philosophie der Verwaltung normative Orientierungshilfen bie-<br />

ten. Es kann sich dabei um moralische oder sittliche Normen handeln, aber auch um<br />

rechtliche, ästhetische, religiöse, wirtschaftliche, hygienische Normen usw.<br />

Schließlich wird in der Praktischen Verwaltungslehre ein normativ-deskriptiv<br />

gemischtes Satzsystem zusammengefasst, das bestimmbare Gruppen von „Verwaltern“<br />

in einer bestimmten gesellschaftlich-kulturellen Lage über ihre Aufgaben sowie über die<br />

Mittel zu deren Durchführung informieren und sie zum professionellen Handeln im<br />

Sinne der geltenden Weltanschauung und Moral inspirieren soll. Die wesentlichen<br />

Aufgaben der Praktischen Verwaltungslehre bestehen darin, dass sie eine wertende<br />

Deutung der gesellschaftlich-kulturellen Situation für „Verwalter“ bietet,<br />

Handlungsziele und Handlungsmöglichkeiten angibt, Empfehlungen für das Handeln<br />

formuliert und Berufstugenden der „Verwalter“ fördert.<br />

56<br />

Vgl. EMDE 2006, S. 26.<br />

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2.1 Horizontale und vertikale Differenzierungen<br />

Die Verwaltung und die Verwaltungswissenschaft können horizontal und vertikal nach<br />

verschiedenen Kriterien eingeteilt werden. Als Einteilungskriterien für die horizontale<br />

Unterteilung kommen z.B. die regionale, sachliche oder räumliche Zuständigkeit oder<br />

die inhaltlichen Bezüge in Betracht.<br />

Nach dem Kriterium der Zuständigkeit kann z.B. grob unterschieden werden:<br />

Nationale Verwaltung<br />

Internationale Verwaltung (z.B. EU-Verwaltung, bi- oder multinationale Verwal-<br />

tungen)<br />

Supranationale Organisationen (z.B. UNO)<br />

Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) als „verwaltungsähnliche“<br />

Organisationen<br />

Nach Inhaltsbereichen wäre eine Einteilung z.B. möglich:<br />

Verwaltungsökonomie<br />

Verwaltungsrecht<br />

Verwaltungspolitik<br />

Verwaltungssoziologie<br />

Verwaltungspädagogik<br />

Verwaltungspsychologie<br />

Sonstige Verwaltungsinhalte<br />

Neben einer derartigen horizontalen Segmentierung von Ansätzen erscheinen auch ver-<br />

schiedene vertikale Differenzierungen möglich. Zur Strukturierung wissenschaftlicher<br />

Aussagen können in der vertikalen Dimension ganz allgemein verschiedene Ebenen ab-<br />

gegrenzt werden, zwischen denen hierarchische Relationen bestehen. Die unterste Ebene<br />

wird durch den Objektbereich gebildet, gefolgt von der Theorie über den Objektbereich,<br />

der Objekttheorie bzw. Objektwissenschaft, auf deren Ebene Aussagen der<br />

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objektsprachlichen Stufe getroffen werden können. Wird auf der nächsten Ebene die<br />

Objektwissenschaft als Gegenstand der Wissenschaftstheorie betrachtet, können<br />

metasprachliche Aussagen getroffen werden (metasprachliche Ebene). Weiter<br />

fortgesetzt würde die Wissenschaftstheorie als Gegenstand der nächsthöheren Ebene<br />

erscheinen (meta-metasprachliche Ebene). Eine solche Unterscheidung von<br />

Reflexionsstufen ließe sich prinzipiell noch weiterführen. 57 Diese Differenzierung<br />

könnte z.B. auf die Verwaltungswissenschaft angewandt werden.<br />

Zur Erfassung der Verwaltungspraxis bietet sich dagegen z.B. für die nationale Verwal-<br />

tung eine vertikale Unterteilung nach der regionalen Zuständigkeit an.<br />

Implizit bezieht sich die Verwaltungswissenschaft zumeist auf die gegenwärtige Ver-<br />

waltung und deren wissenschaftliche Erfassung. Bestandteile der Verwaltungswissen-<br />

schaft sind aber auch übergeordnete Verwaltungskonzeptionen, die häufig mit einem<br />

bestimmten Staats- oder Gesellschaftsverständnis verbunden sind, und die Verwaltungs-<br />

geschichte.<br />

57<br />

Vgl. CZYCHOLL 1974, S. 150 ff.; ACHTENHAGEN 1984, S. 17; KRIZ/LISCH 1988, S. 175 u. 191.<br />

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2.2 Forschungsmethoden und Wissenschaftstheorie<br />

In der Forschungsmethodik lassen sich allgemeine Regeln der wissenschaftlichen Me-<br />

thode zur strategischen Orientierung 58 und gegenstands-, problem- oder fachspezifische<br />

Forschungstechniken auf der taktischen 59 Ebene unterscheiden. 60<br />

Das Spektrum der jeweils anwendbaren Forschungsmethoden wird zum einen<br />

strategisch durch die wissenschaftstheoretische Grundposition („Ansatz“) vorbestimmt.<br />

Als derartige „Ansätze“ werden unterschieden:<br />

Kritischer Rationalismus 61<br />

philosophisch-normativer Ansatz 62<br />

Kritische Theorie 63<br />

Im Ansatz des Kritischen Rationalismus dominieren empirische Forschungsmethoden 64 ,<br />

während im philosophisch-normativen Ansatz und im Ansatz der Kritischen Theorie 65<br />

die hermeneutische Methode 66 im Vordergrund steht, wobei in der Kritischen Theorie<br />

die gesellschaftskritisch-ideologiekritische Argumentation den Schwerpunkt bildet. Die<br />

Kritische Theorie büßte allerdings in den beiden letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts<br />

an Attraktivität ein. 67<br />

58<br />

59<br />

60<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

Strategie … (gr.) genau geplantes Vorgehen, meistens mittelfristig orientierte, „übergeordnete“ Planung.<br />

Taktik … (gr.) planmäßiges Vorgehen unter geschickter Ausnutzung einer Lage.<br />

Vgl. BREZINKA 1978, S. 35 f.<br />

Der Kritische Rationalismus ist eine von Sir Karl POPPER begründete Grundrichtung der Erkenntnistheorie. Erkenntnisse und<br />

Gesetzmäßigkeiten sind demnach vorläufig, sie werden in Form von Hypothesen formuliert, die nach entsprechender Prüfung an<br />

der Wirklichkeit scheitern können (Prinzip der Falsifikation), vgl. auch Artikel „Kritischer Rationalismus“ bei Wikipedia<br />

(www.de.wikipedia.org).<br />

Im philosophisch-normativen Ansatz stehen Fragen des anzustrebenden Zustandes im Vordergrund, vgl. auch Artikel „Normativ“ bei<br />

Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

In der Kritischen Theorie werden vor allem die Geschichtlichkeit und die Totalität gesellschaftlicher Prozesse betont, vgl. auch<br />

Artikel „Kritische Theorie“ bei Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Empirische Forschungsmethoden sind insbesondere Beobachtung und Befragung, vgl. auch Artikel „Empirische Sozialforschung“<br />

bei Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Die „Kritische Theorie” wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Alternative zum hergebrachten<br />

Wissenschaftsverständnis der Geisteswissenschaften bzw. des „Kritischen Rationalismus“ vorwiegend von<br />

Gesellschaftswissenschaftlern in Frankfurt a. M. entwickelt und gepflegt („Frankfurter Schule“).<br />

Hermeneutische Verfahren betreffen die Auslegung von Texten und Situationen (Deuten, Verstehen, Interpretieren), vgl. auch<br />

Artikel „Hermeneutik“ bei Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Möglicherweise auch unter dem Eindruck der implodierenden „real existierenden sozialistischen Gesellschaftssysteme” (VR Polen,<br />

DDR, UdSSR usw.).<br />

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Zum anderen werden Entscheidungen zur Forschungsmethodik aber auch durch das zu<br />

bearbeitende Problem bzw. die zu bearbeitende Aufgabe bestimmt. 68 Dies erfordert eine<br />

genaue Problemdefinition und eine hinreichende Zielvorstellung. Das weitere taktische<br />

Vorgehen bestimmt sich insbesondere danach, ob das Ziel eher deskriptiv oder eher<br />

explanativ formuliert ist. Als Ausgangspunkt für die vorgesehenen Forschungsschritte<br />

dient das bereits vorhandene Wissen über den Gegenstandsbereich, z.B. in Form von<br />

ersten Hypothesen oder einer bereits existierenden „Theorie“. 69<br />

Nach der wissenschaftstheoretischen Position des Kritischen Rationalismus besteht eine<br />

Theorie aus der sinnvollen, logischen Verknüpfung empirisch nicht falsifizierter (also<br />

„angenommener“ bzw. „bestätigter“) Hypothesen 70 bezeichnet werden. Enthalten die<br />

Hypothesen keine räumlichen oder zeitlichen Einschränkungen, werden sie auch als Ge-<br />

setzmäßigkeit bzw. Gesetzesaussage 71 bzw. als nomologische 72 Aussage oder nomologi-<br />

sche Hypothese bezeichnet.<br />

Die Erklärung eines Sachverhalts kann auf deduktiv 73 -nomologischem Weg oder induk-<br />

tiv 74 -statistisch erfolgen. In jedem Fall muss dabei die Frage nach dem „Warum“<br />

beantwortet werden bzw. es muss eine Ursache für das beobachtbare Ereignis angege-<br />

ben werden können.<br />

In der empirischen Forschung wird das zu Erklärende als „Explanandum“ bezeichnet,<br />

zur Erklärung werden nach dem deduktiv-nomologischen Weg mindestens eine deter-<br />

ministische 75 Gesetzmäßigkeit und mindestens eine Anfangsbedingung bzw. Randbedin-<br />

gung als Explanans herangezogen. 76 Das Vorgehen ist eine logische Ableitung. 77<br />

Beispiel:<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

Vgl. FRIEDRICHS 1990, S. 13.<br />

Vgl. BRAUN 2008, S. 377.<br />

Eine Hypothese ist eine noch unbewiesene Aussage (Vermutung) über den wahren Wert einer Größe (DIN 13303 Teil 2).<br />

In den Sozialwissenschaften ist dafür auch die Kurzform „Gesetz“ üblich, jedoch kann es bei Verwendung dieser Kurzform zur<br />

Verwechslung mit juristischen Gesetzen kommen.<br />

Nomologisch … gesetzmäßig, von nomos (gr.): Gesetz.<br />

Deduktiv … vom Allgemeinen ausgehend.<br />

Induktiv … vom Einzelfall ausgehend.<br />

Deterministisch … bestimmt, zwangsläufig, ohne Ausnahme.<br />

Vgl. FRIEDRICHS 1990, S. 62 – 66.<br />

Das Vorgehen wird nach den Begründern auch als HEMPEL-OPPENHEIM-Schema (HO-Schema) bezeichnet, vgl. OPP 2005b<br />

sowie den Artikel „Deduktiv-nomologisches Modell“ in der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ (www.de.wikipedia.org).<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 24<br />

Das Neue Steuerungsmodell (NSM) der KGSt wird in den Kommunen nur<br />

zögerlich eingeführt. Wie ist das zu erklären? (Explanandum)<br />

Als Explanans sind mindestens eine Gesetzmäßigkeit und mindestens eine Anfangs-<br />

bzw. Randbedingung erforderlich. 78<br />

In diesem Fall wäre eine Gesetzmäßigkeit:<br />

Organisatorische Reformen werden nur bereitwillig umgesetzt, wenn sie von den<br />

Organisationsangehörigen akzeptiert werden.<br />

Randbedingung:<br />

Die Akzeptanz des NSM bei den Beschäftigten der Kommunen ist gering.<br />

Ergebnis nach den Regeln der Logik also:<br />

Weil die Akzeptanz des NSM gering ist, ergeben sich zwangsläufig<br />

Umsetzungsverzögerungen. 79<br />

Liegt keine deterministische Gesetzmäßigkeit vor, sondern nur eine statistische Gesetz-<br />

mäßigkeit (genauer: probabilistische 80 Gesetzmäßigkeit, z.B. „mit einer Wahrscheinlich-<br />

keit von 90 %“) vor, ist keine logische Ableitung möglich, sondern eine Bestätigung auf<br />

induktiv-statistischem Wege. Das Explanandum wird mit einem bestimmten Grad der<br />

Wahrscheinlichkeit („induktive Wahrscheinlichkeit“) durch das Explanans bestätigt<br />

(z.B. 90 %). 81<br />

Erfahrungswissenschaftliche Methoden können zur Erklärung von Sachverhalten beitra-<br />

gen, indem Gesetzesaussagen formuliert werden sowie das Explanandum und die Aus-<br />

gangs- bzw. Randbedingungen erhoben werden mit dem Ziel, zutreffende Schlüsse zu<br />

ziehen. 82<br />

78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

Sowohl die Gesetzesaussage als auch die Bedingung müssen wahr sein, sozialwissenschaftliche Gesetzesaussagen beruhen aber<br />

tatsächlich häufig auf Erfahrungen, die zwar gut belegt sein mögen, aber noch ein gewisses „Restrisiko“ enthalten (streng<br />

genommen „nicht-deterministische Gesetzesaussagen“), hierdurch ist eine Fehlerquelle gegeben. Eine weitere Fehlerquelle ergibt<br />

sich daraus, dass die Randbedingungen nicht immer fehlerfrei ermittelt werden können.<br />

Die KGSt wäre also gut beraten gewesen, wenn sie sich von Anfang an um die Akzeptanz des Modells bei den Beschäftigten<br />

bemüht hätte.<br />

Probabilistisch … wahrscheinlich, glaubwürdig.<br />

Vgl. OPP 2005a, S. 52 – 59.<br />

Vgl. OPP 2005b.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 25<br />

Im Fall des nicht-empirischen Vorgehens mit dem Ziel des „Verstehens“ tritt an die<br />

Stelle des Explanandums ein „Interpretandum“. Ein derartiges „Verstehen“ hat vor<br />

allem eine heuristische 83 Funktion, es ist keine Alternative zum „Erklären“ mit empiri-<br />

schen Methoden.<br />

Häufig besteht ein Forschungsprozess aus einer Kombination von empirischen und<br />

nicht-empirischen Vorgehensweisen: Von „Theorien“ ausgehend wird ein bestimmter<br />

Ausschnitt der „Welt“ beobachtet und beschrieben, um aus diesen Ergebnissen Schlüsse<br />

für die Weiterentwicklung des Theorie-Bestandes zu ziehen.<br />

83<br />

Heuristisch … erfinderisch, das Suchen und Auffinden betreffend.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 26<br />

2.3 Forschungsmethoden in der Verwaltungswissenschaft<br />

Die hauptsächlichen empirischen Methoden in den Sozial- und Geisteswissenschaften<br />

sind:<br />

beobachten,<br />

beschreiben,<br />

erklären,<br />

beurteilen.<br />

Grundlage für die Beschreibung, Erklärung und Beurteilung sind häufig Befragungen in<br />

unterschiedlicher Form. Daneben sind in bestimmten Grenzen auch Experimente und<br />

Dokumentenanalysen möglich. Da die Verwaltungswissenschaft keine<br />

Naturwissenschaft ist, sondern zu den Sozial- bzw. Geisteswissenschaften zu zählen ist,<br />

stellen diese allgemein in den Sozial- bzw. Geisteswissenschaften üblichen Methoden<br />

auch das Methoden-Reservoir der Verwaltungswissenschaft dar. 84<br />

Derartige Methoden können zur Erklärung von Sachverhalten beitragen, indem Geset-<br />

zesaussagen formuliert werden sowie das Explanandum und die Ausgangs- bzw. Rand-<br />

bedingungen erhoben werden mit dem Ziel, zutreffende Schlüsse zu ziehen. 85<br />

Wie bei jeder empirischen Erhebung treten auch bei der Operationalisierung des Ver-<br />

waltungshandelns in verwaltungswissenschaftlichen Untersuchungen die üblichen<br />

Operationalisierungs- und Quantifizierungsprobleme sowie Qualitätsfragen auf.<br />

Nach DIN EN ISO 9000 („Qualitätsmanagementsysteme”) ist Qualität allgemein defi-<br />

niert als „Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt”. Ein Merk-<br />

mal ist eine kennzeichnende Eigenschaft (inhärent 86 oder zugeordnet, quantitativ oder<br />

qualitativ). Eine Anforderung ist definiert als „Erfordernis oder Erwartung, das oder die<br />

festgelegt, üblicherweise vorausgesetzt oder verpflichtend ist”. 87<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

Zu den Einzelheiten der Methoden vgl. z.B. DIEKMANN 2008.<br />

Vgl. OPP 2005b.<br />

Inhärent ... einer Sache innewohnend; von lat. inhaerere: an etwas haften, hängen, kleben.<br />

Begriffsbestimmungen nach DIN EN ISO 9000: 2005-12. Es handelt sich um eine europäische Norm, die den Status einer<br />

deutschen Norm erhalten hat. Die Bezeichnung DIN EN ISO gibt den internationalen Bezug wieder (EN ... Europäische Norm).<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 27<br />

Als anzustrebende Qualitätsziele in Forschungsprozessen gelten die üblichen Gütekrite-<br />

rien der Objektivität, Reliabilität und Validität, denen ein professionelles<br />

Untersuchungsverfahren so weit wie möglich entsprechen muss.<br />

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Zur Wiederholung:<br />

Grundlagen der Forschungsmethoden<br />

Welche Aussage(n) gilt / gelten mit Bezug auf die öffentliche Verwaltung?<br />

In der empirischen Verwaltungswissenschaft wird vorwiegend mit Methoden der<br />

philosophisch-normativen Forschung gearbeitet<br />

Die Philosophie der Verwaltung umfasst präskriptive Aussagen, wie z.B. Normen<br />

und Werte<br />

In der praktischen Verwaltungslehre stehen Lösungsmöglichkeiten für verwaltungsspezifische<br />

Alltagsprobleme im Vordergrund<br />

Deskriptive Aussagen sind wegen ihres niedrigen Niveaus kein Gegenstand der<br />

Verwaltungswissenschaft<br />

Analytische Aussagen sind vorwiegend Gegenstand der praktischen Verwaltungslehre<br />

Zum Nachdenken:<br />

a)<br />

Welcher Unterschied besteht zwischen dem wissenschaftli-<br />

chen „Erklären“ und dem „Verstehen“?<br />

b) Welche typischen Aussagen zur Verwaltung könnten in<br />

den Bereichen Verwaltungswissenschaft, Philosophie der<br />

Verwaltung und Verwaltungslehre formuliert werden?<br />

c) Warum überwiegen in dem Bereich „Verwaltung und Ver-<br />

waltungswissenschaft“ die Aussagen aus dem Bereich der<br />

Praktischen Verwaltungslehre?<br />

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3 Aktuelle Forschungsgebiete<br />

Forschungsgebiete zum Öffentlichen Management beziehen sich auf die öffentliche<br />

Verwaltung bzw. auf „verwaltungsähnliche“ Organisationen, die ähnliche Aufgaben<br />

wahrnehmen (NGO, NPO).<br />

Das Öffentliche Management stellt die deutsche Variante des anglo-amerikanischen<br />

Public Management (PM) bzw. New Public Management (NPM) dar. Als PM wird die<br />

spezielle auf die Public Administration („Öffentliche Verwaltung“) bezogene Manage-<br />

mentlehre bezeichnet, die sich in einigen Bereichen von der Managementlehre für die<br />

Business Administration („Unternehmensverwaltung“) unterscheidet. Der Unterschied<br />

folgt offensichtlich aus den Unterschieden zwischen „Public“ und „Business“.<br />

Das NPM wird in Anlehnung an HOOD gemeinhin durch 5 Hauptkomponenten be-<br />

schrieben:<br />

Stärkung von Marktorientierung und Wettbewerb,<br />

Übernahme von Managementmethoden des gewerblichen Sektors,<br />

ziel- und ergebnisorientierte Steuerung,<br />

dezentrale Organisationsstrukturen,<br />

Aufgabenspektrum des öffentlichen Sektors begrenzen.<br />

Wegen der Unterschiede zwischen gewerblichen Unternehmen und der öffentlichen<br />

Verwaltung bestehen auch für das Management unterschiedliche Rahmenbedingungen,<br />

die sich auf die Einzelheiten des Managements auswirken.<br />

Während bei den gewerblichen Unternehmen das Ziel der Gewinnorientierung einen ho-<br />

hen Stellenwert genießt, dominiert bei der Öffentlichen Verwaltung die Gemeinwohlori-<br />

entierung verbunden mit der Aufgabe, geltendes Recht auch gegenüber Widerstrebenden<br />

durchzusetzen. Zu den wichtigsten Unterschieden in den Rahmenbedingungen gehören<br />

die Unternehmensautonomie bzw. die politische Steuerung der Öffentlichen Verwaltung<br />

sowie die unterschiedliche Verantwortlichkeit gegenüber der Öffentlichkeit.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 30<br />

Ob eine öffentliche Verwaltung ihre Aufgaben „gut“ oder „weniger gut“ wahrnimmt<br />

lässt sich empirisch ermitteln. Im Kontext der Entwicklungshilfe werden angesichts der<br />

Probleme durch „bad government“ bzw. „bad governance“ weitere Hilfeleistungen<br />

häufig daran gekoppelt, dass im Empfängerland zuvor oder mit dieser Hilfe für „good<br />

governance“ gesorgt wird. 88 Governance bedeutet dabei das Zusammenwirken<br />

staatlicher Organe (government) mit anderen durchsetzungsfähigen Gruppen (NGO,<br />

z.B. Kirchen, aber in Entwicklungsländern auch lokale Groß-Familien, Clans usw.) zur<br />

Bearbeitung der gesellschaftlichen Probleme. 89 Die Zusammenstellung der Merkmale für<br />

„Good Governance“ in der folgenden Grafik wurde von der UNO-Organisation<br />

UNESCAP vorgenommen. 90<br />

Die Entscheidung zugunsten dieser Leitidee „Good Governance“ ist als normative Fest-<br />

legung ein Gegenstand der Philosophie der Verwaltung.<br />

88<br />

89<br />

90<br />

Vgl. den Artikel „Governance“ in der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ (www.de.wikipedia.org) sowie die Artikel „Governance“ und<br />

„Good governance“ in der englischsprachigen Ausgabe der Internet-Enzyklopädie Wikipedia (www.en.wikipedia.org).<br />

Zu weiteren Definitionen von „governance“ vgl. die Websites von UNDP (www.undp.org), der Weltbank (www.worldbank.org) und<br />

der Europäischen Union (White Paper, http://ec.europa.eu/governance), Zugriff 2009-09-30.<br />

Vgl. www.unescap.org/pdd/ (dort Suchfunktion nutzen: good governance), Zugriff 2009-09-30.<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 31<br />

Good Governance<br />

Konsens<br />

Gerechtigkeit<br />

Beteiligung Transparenz<br />

Effektivität<br />

Effizienz<br />

Grafik: <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong><br />

Unter Verwendung dieser Kriterien lassen sich mit einem Verfahren ähnlich der Nutz-<br />

wert-Analyse (NWA) eine Positionsbestimmung sowie eine Rangordnung der „Gover-<br />

nance-Qualität“ in verschiedenen Staaten vornehmen.<br />

Nachfolgend werden einige aktuelle inhaltliche oder methodische Forschungsgebiete der<br />

Verwaltungswissenschaft aufgezeigt, teils mit explizitem Bezug auf die öffentliche Ver-<br />

waltung bzw. die Regierungsfunktion (government), teils auch mit Bedeutung für<br />

andere Organisationsbereiche.<br />

Good<br />

Governance<br />

Legalität<br />

Bereitschaft<br />

Verantwortung<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 32<br />

3.1 E-Government<br />

E-Government bedeutet die Abwicklung von Geschäftsprozessen der öffentlichen Ver-<br />

waltung mit Hilfe von Informationstechnologien. 91 Dies erfordert die Überprüfung der<br />

Geschäftsprozesse, ggf. deren Neuorganisation sowie weitere organisatorische Vorkeh-<br />

rungen, um die optimale Aufgabenerledigung zu gewährleisten. Denkbar sind auch weit-<br />

reichende organisatorische Gestaltungen wie die Auslagerung von Geschäftsprozessen<br />

an Servicezentren oder neue Formen der interorganisatorischen Zusammenarbeit. 92<br />

Mit Blick auf diese neuen Gestaltungsmöglichkeiten wird das E-Government internatio-<br />

nal auch weiter gefasst als „Digital Era Governance“ (DEG) bezeichnet und als<br />

Möglichkeit betrachtet, organisatorische Fehlentwicklungen der vergangenen<br />

Entwicklungsschritte zu korrigieren. 93 Als Optimierungspotenzial werden dabei<br />

angesehen:<br />

In einigen Fällen Re-Integration von Aufgaben in die öffentliche Verwaltung<br />

Zusammenfassung von Parallel-Organisationen, die durch die<br />

Zusammenführung von Fach- und Ressourcenverantwortung entstanden sind 94<br />

Vollständige Digitalisierung<br />

Vom E-Government werden zahlreiche Vorteile für die „Kunden“, die Verwaltungsmit-<br />

arbeiter und für die Staatsfinanzen erwartet. Ob und in welchem Umfang diese Vorteile<br />

tatsächlich eintreten, ist zunächst noch offen. 95 Untersuchungsbedürftige Fragen und<br />

Probleme ergeben sich aus zahlreichen Perspektiven, z.B.:<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

Vgl. auch Artikel „E-Government“ bei Wikipedia (www.de.wikipedia.org).<br />

Vgl. auch www.digitales.oesterreich.gv.at (Zugriff 2009-05-01) sowie den Artikel „e-Government“ in der englischsprachigen Ausgabe<br />

der Internet-Enzyklopädie Wikipedia (www.en.wikipedia.org).<br />

Vgl. den Artikel „Digital era governance“ in der englischsprachigen Ausgabe der Internet-Enzyklopädie Wikipedia<br />

(www.en.wikipedia.org).<br />

Die eingetretenen Probleme waren zu erwarten, vgl. BECKER 1989, S. 925, sowie SCHNEIDER 2002, der insbesondere auf den<br />

eingetretenen Steuerungsverlust hinweist.<br />

Vgl. WINKEL 2006.<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 33<br />

Untersuchungsfragen zum E-Government<br />

Perspektive Untersuchungsproblematik (beispielhaft)<br />

Verwaltungswissenschaftlich Wirkungen auf Effektivität, Effizienz und Flexibilität<br />

der Verwaltung<br />

Wirtschaftlich Investitionsbedarf und Amortisation<br />

Politisch Umfang und Zeitplan für das E-Government<br />

Juristisch Änderungsbedarf für Vorschriften<br />

Sozial Zugang für alle<br />

Psychologisch Folgen der geänderten Kommunikationsform<br />

Pädagogisch Trainingskonzept für neue Arbeitsweisen<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 34<br />

3.2 Innovationsmanagement<br />

Nach der von der OECD 96 vorgeschlagenen Definition handelt es sich bei einer Innova-<br />

tion um die Umsetzung einer Idee in neue oder verbesserte käufliche Produkte oder<br />

Dienstleistungen, in operationelle Verfahren in Industrie oder Handel oder in eine neue<br />

Form sozialer Dienstleistung. 97<br />

Innovationen können sich auf einzelne Bereiche des Verwaltungshandelns beziehen<br />

(z.B. Neugestaltung eines Geschäftsprozesses), auf einen „Querschnittsbereich“ (z.B.<br />

Zugang zu den Verwaltungsleistungen über Internet), auf den Umbau einer gesamten<br />

Verwaltung (z.B. Einführung des NSM in einer Kommunalverwaltung) oder auf die<br />

Transformation eines Verwaltungssystems (z.B. Umwandlung der „sozialistischen“<br />

Verwaltung in eine bürgerorientierte Verwaltung). Hierzu gehören auch die Aufgaben<br />

aufgrund der zunehmenden Kooperation zwischen nationalen Verwaltungen innerhalb<br />

der Europäischen Union und der Tätigkeit deutscher „Verwaltungsmanager“ in Institu-<br />

tionen der Europäischen Gemeinschaft oder in anderen internationalen Organisationen.<br />

Innovationen in der Verwaltung haben zugleich eine gewichtige inhaltliche<br />

Komponente, aber erfordern auch methodische Konsequenzen in Form eines<br />

Innovationsmanagements.<br />

Für den Erfolg von Innovationen kommt es regelmäßig sowohl auf eine entsprechende<br />

„Durchsetzungskraft“ der Obersten Leitung als auch auf die professionelle Implemen-<br />

tierung der Neuerung an, 98 wobei ein systematisches Innovationsmanagement als förder-<br />

lich angesehen wird. 99<br />

Untersuchungsbedürftige Fragen und Probleme aus diesem Bereich sind z.B.:<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

OECD ... Organization for Economic Cooperation and Development, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung; es handelt sich um einen Zusammenschluss von Industriestaaten zur Beobachtung und Koordinierung der<br />

Wirtschaftspolitik, Sitz der OECD ist Paris.<br />

Zitiert nach Europäische Kommission: Grünbuch zur Innovation. 1995, last update 2005-11-04<br />

(http://europa.eu/documents/comm/green_papers/pdf/com95_688_de.pdf), S. 5 (Link geprüft <strong>2010</strong>-01-30).<br />

Beispiele für die Implementation verschiedener Teil-Reformen werden z.B. regelmäßig in den Zeitschriften „Verwaltung und<br />

Management“ sowie „Innovative Verwaltung“ veröffentlicht.<br />

Vgl. EMDE / MINTKEN 2006.<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 35<br />

Untersuchungsfragen zum Innovationsmanagement<br />

Perspektive Untersuchungsproblematik (beispielhaft)<br />

Verwaltungswissenschaftlich Wirkungen auf Kunden und Mitarbeiter<br />

Wirtschaftlich Wirtschaftlichkeit des Beratereinsatzes<br />

Politisch Internationale Position der deutschen Verwaltung<br />

Juristisch Entbürokratisierung<br />

Sozial Soziale Rollen im Innovationsprozess<br />

Psychologisch Förderung der Innovationsbereitschaft<br />

Pädagogisch Coaching zur Implementation<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 36<br />

3.3 Projektmanagement<br />

Neuerungen in der öffentlichen Verwaltung führen häufig dazu, dass bestimmte Projekte<br />

gegründet oder dass für bestimmte Aufgaben Teams bzw. sonstige Gruppen eingerichtet<br />

werden. Die Leitung dieser „Sondereinheiten“ erfordert neben den unverzichtbaren<br />

Fachkenntnissen vor allem Aufgeschlossenheit gegenüber Neuerungen („Innovations-<br />

bereitschaft“) und flexibles Handeln.<br />

Für professionelle Zwecke ist der Begriff „Projekt“ in Deutschland durch eine DIN-<br />

Norm definiert. Aus dieser Norm (DIN 69901-5) ergeben sich unverzichtbare Merkmale<br />

zur Kennzeichnung eines Projekts.<br />

Projekt nach DIN 69901-5:<br />

Vorhaben, das im Wesentlichen durch Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Ge-<br />

samtheit gekennzeichnet ist, wie z.B. Zielvorgabe, zeitliche, finanzielle,<br />

personelle oder andere Begrenzungen, Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben,<br />

projektspezifische Organisation<br />

Mit einem Organisations-Projekt können 3 verschiedene Effekte erzielt werden:<br />

der bearbeitete „Gegenstand“ wird verbessert,<br />

die starre Organisation gerät „in Bewegung“,<br />

die beteiligten Personen können neue Erfahrungen gewinnen.<br />

Die Projektarbeit und das Projektmanagement stellen für die öffentliche Verwaltung in<br />

erster Linie methodische Herausforderungen dar.<br />

Sofern es sich um eine „Daueraufgabe“ handelt, die in Teamarbeit erledigt werden soll,<br />

muss sichergestellt werden, dass das Team „lernfähig“ bleibt, also als „lernende Organi-<br />

sation“ tätig wird. 100<br />

Untersuchungsbedürftige Fragen und Probleme aus diesem Bereich sind z.B.:<br />

100<br />

Vgl. zu weiteren Einzelheiten des Projektmanagements MINTKEN / EMDE 2006.<br />

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 37<br />

Untersuchungsfragen zur Projektarbeit<br />

Perspektive Untersuchungsproblematik (beispielhaft)<br />

Verwaltungswissenschaftlich Steuerung bei Multiprojektarbeit<br />

Wirtschaftlich Wirtschaftlichkeit der Projekte<br />

Politisch Projektautonomie und politische Verantwortung<br />

Juristisch Projektaufträge und dienstrechtliche Vorschriften<br />

Sozial Arbeitsbedingungen der Projektmitarbeiter<br />

Psychologisch Führungstechnik für Projektleiter<br />

Pädagogisch Betriebspädagogische Vorbereitung auf Projektarbeit<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 38<br />

Zur Wiederholung:<br />

Aktuelle Forschungsgebiete<br />

Welche Aussage(n) gilt / gelten mit Bezug auf die öffentliche Verwaltung?<br />

„Good Governance“ mag erstrebenswert sein, lässt sich aber empirisch nicht<br />

erfassen<br />

„Digital Era Governance“ stellt ein Verwaltungskonzept dar, das auf E-Government<br />

beruht, aber noch konkretisierungsbedürftig erscheint<br />

In wissenschaftlicher Hinsicht handelt es sich bei E-Government um ein technologisches<br />

Problem aus dem Bereich der Informatik<br />

Das Innovationsmanagement umfasst im Wesentlichen wertende Aussagen und<br />

ist deshalb kein Gegenstand der Verwaltungswissenschaft<br />

Projektarbeit in der Verwaltung stellt eine Mode dar, deren wissenschaftliche<br />

Untersuchung sich kaum lohnen dürfte<br />

Zum Nachdenken:<br />

a)<br />

Welche Bedeutung könnte das Konzept der „Good Gover-<br />

nance“ für die Entwicklung der EU erlangen?<br />

b) Warum wird die öffentliche Verwaltung als tendenziell<br />

„innovationsresistent“ angesehen?<br />

c) Welche verwaltungspraktischen Fragen stellen sich im<br />

Zusammenhang mit der Projektarbeit in der Verwaltung?<br />

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<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 39<br />

Literaturverzeichnis<br />

ACHTENHAGEN, Frank: Didaktik des Wirtschaftslehreunterrichts. Opladen 1984<br />

BECKER, Bernd: Öffentliche Verwaltung. Percha 1989<br />

BRAUN, Norman: Theorie in der Soziologie. In: Soziale Welt 59 (2008) 4, S. 373 - 395<br />

BREZINKA, Wolfgang: Aufklärung über Erziehungstheorien. München, Basel 1989<br />

BREZINKA, Wolfgang: Metatheorie der Erziehung. 4. Aufl. München, Basel 1978<br />

BRÜHL, Rolf: Fortschrittskonzeptionen in der Wissenschaftstheorie. In: Wirtschaftswissenschaftliches<br />

Studium 35 (2006) 11, S. 594 – 599<br />

CHMIELEWICZ, Klaus: Forschungskonzeptionen der Wirtschaftswissenschaft. 2. Aufl. Stuttgart 1979<br />

CORSTEN, Hans: Betriebswirtschaftslehre der Dienstleistungsunternehmen. München, Wien 1988<br />

CZYCHOLL, Reinhard: Wirtschaftsdidaktik. Trier 1974<br />

DIEKMANN, Andreas: Empirische Sozialforschung. 19. Aufl. Reinbek 2008<br />

EMDE, <strong>Monika</strong>: Organisationslernen als Option für die Bürokratie. 2. Aufl. Münster 2006 (=Moderne<br />

Verwaltungsentwicklung, Band 3)<br />

EMDE, <strong>Monika</strong>; MINTKEN, Karl-Heinz: Organisationsentwicklung und Innovation. In: GONSCHOR-<br />

REK, Ulrich; HOFFMEISTER, Wolfgang (Hrsg.): Ganzheitliches Management. Lernbausteinsystem zum<br />

Selbststudium, Band 8: Strukturierungs- und Informationsprozesse. Berlin 2006 (Berliner Wissenschafts-<br />

Verlag), S. 205 – 233<br />

FRIEDRICHS, Jürgen: Methoden empirischer Sozialforschung. 14. Aufl. Opladen 1990<br />

FÜLBIER, Uwe: Wissenschaftstheorie und Betriebswirtschaftslehre. In: Wirtschaftswissenschaftliches<br />

Studium 33 (2004) 5, S. 266 – 271<br />

GRIMMER, Klaus (2004a): Verwaltungsmodernisierung und kommunale Organisationsmodelle. In:<br />

Verwaltung und Management 10 (2004) 2, S. 68 - 72<br />

GRIMMER, Klaus (2004b): Öffentliche Verwaltung in Deutschland. Wiesbaden 2004<br />

HILL, Hermann: Kompetenzentwicklung in der öffentlichen Verwaltung - Modelle der Reorganisation.<br />

Berlin 1997 (= Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-Entwicklungs-Management (Hrsg.): QUEM-Report,<br />

Heft 48)<br />

KÖNIG, Klaus: Zum Standort der Verwaltungswissenschaft. In: Die Öffentliche Verwaltung 43 (1990) 8,<br />

S. 305 - 310<br />

KORNMEIER, Martin: Wozu dient die Wissenschaftstheorie? In WISU 36 (2007) 10, S. 1250 -1252<br />

KRIZ, Jürgen; LISCH, Ralf: Methoden-Lexikon für Mediziner, Psychologen, Soziologen. München,<br />

Weinheim 1988<br />

MATURANA, Humberto: Erkennen. Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit. 2. Aufl.<br />

Braunschweig, Wiesbaden 1985<br />

MATURANA, Humberto; VARELA, Francisco: Der Baum der Erkenntnis. Bern, München, Wien 1987<br />

MINTKEN, Karl-Heinz; EMDE, <strong>Monika</strong>: Projektmanagement. In: GONSCHORREK, Ulrich; HOFF-<br />

MEISTER, Wolfgang (Hrsg.): Ganzheitliches Management. Band 5, Arbeits- und Personalprozesse.<br />

Berlin 2006, S. 87 - 145<br />

OPP, Karl-Dieter (2005a): Methodologie der Sozialwissenschaften. 6. Aufl. Wiesbaden 2005<br />

OPP, Karl-Dieter (2005b): Der Beitrag der Sozialwissenschaften zur Lösung praktischer Probleme. In:<br />

Soziologie 34 (2005) 2, S. 131 – 152<br />

Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel <strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>.<strong>Mintken</strong>@t-online.de


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 40<br />

POPPER, Karl: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band II: Falsche Propheten, Hegel, Marx und<br />

die Folgen. 7. Aufl. Tübingen 1992<br />

REICHARD, Christoph: Zum Stand der öffentlichen Betriebswirtschaftslehre. In: Die Verwaltung 36<br />

(2003), S. 389 – 407<br />

SCHANZ, Günther: Methodologie für Betriebswirte. 2. Aufl. Stuttgart 1988<br />

SCHNEIDER, Karsten: Arbeitspolitik im „Konzern Stadt“. Baden-Baden 2002 (zugleich Dissertation an<br />

der Universität Kassel)<br />

SEIFFERT; Helmut: Theorie. In: SEIFFERT; Helmut; RADNITZKY, Gerard (Hrsg.): Handlexikon der<br />

Wissenschaftstheorie. Taschenbuchausgabe. München 1992 (= Nachdruck der Originalausgabe von<br />

1989), S. 368 – 369<br />

STACHOWIAK, Herbert: Modell. In: SEIFFERT; Helmut; RADNITZKY, Gerard (Hrsg.): Handlexikon<br />

der Wissenschaftstheorie. Taschenbuchausgabe. München 1992 (= Nachdruck der Originalausgabe von<br />

1989), S. 219 - 222<br />

STERN, Klaus: Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland. Band II. München 1980<br />

THIEME, Werner: Verwaltungslehre. 4. Aufl. Köln u.a.O. 1984<br />

WNKEL, Olaf: E-Government in Deutschland. In: Verwaltung und Management 12 (2006) 5, S. 269 -<br />

278<br />

Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel <strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>.<strong>Mintken</strong>@t-online.de


<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Mintken</strong> WS 09/10<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Emde</strong> Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 41<br />

Anhang<br />

Literaturhinweise<br />

Management:<br />

MALIK, Fredmund: Führen, Leisten, Leben. 17. Aufl. Frankfurt 2006<br />

Der Autor ist <strong>Prof</strong>essor und Consultant. Er führt Lehrveranstaltungen an verschiedenen Universitäten in<br />

der Schweiz (z.B. St. Gallen) und in Österreich durch. Das Buch enthält 4 Hauptteile: <strong>Prof</strong>essionalität,<br />

Die Grundsätze wirksamer Führung, Aufgaben wirksamer Führung, Werkzeuge wirksamer Führung.<br />

GONSCHORREK, Ulrich; HOFFMEISTER, Wolfgang (Hrsg.): Ganzheitliches Management.<br />

Lernbausteinsystem zum Selbststudium. Berlin (Berliner Wissenschafts-Verlag)<br />

Bislang erschienen:<br />

Band 1: Ganzheitliches Management. Berlin 2004 (ISBN 3-8305-0866-2)<br />

Band 3: Rechnungslegungs- und Finanzprozesse. Berlin 2006 (ISBN 3-8305-1179-5)<br />

Band 4: Leistungserstellungs- und Finanzierungsprozesse. Berlin 2006 (ISBN 3-8305-1180-9)<br />

Band 5: Arbeits- und Personalprozesse. Berlin 2006 (ISBN 3-8305-1155-8)<br />

Band 6: Markt- und Kundenprozesse. Berlin 2006 (ISBN 3-8305-1156-6)<br />

Band 7: Planungs- und Entscheidungsprozesse. Berlin 2007 (ISBN 3-8305-1181-6)<br />

Band 8: Strukturierungs- und Informationsprozesse. Berlin 2006 (ISBN 3-8305-1182-5)<br />

Wissenschaftliches Arbeiten:<br />

DIN (Hrsg.): Präsentationstechnik für Dissertationen und wissenschaftliche Arbeiten. 2. Aufl.<br />

Berlin, Wien, Zürich 2000<br />

Enthält u.a. Normen zur Gestaltung von Veröffentlichungen.<br />

THEISEN, Manuel: Wissenschaftliches Arbeiten. 14. Aufl. München 2008<br />

Zuverlässige Antworten auf die meisten Grundfragen des wissenschaftlichen Arbeitens.<br />

Empirische Sozialforschung und Statistik:<br />

DIEKMANN, Andreas: Empirische Sozialforschung. 19. Aufl. Reinbek 2008<br />

Praxisnahe Einführung in die Methodik der empirischen Sozialforschung: Grundlagen, Untersuchungsplanung,<br />

Datenerhebung, Datenauswertung.<br />

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