03.06.2013 Aufrufe

NOVA ET VETERA - Prof. Dr. Johannes Stöhr

NOVA ET VETERA - Prof. Dr. Johannes Stöhr

NOVA ET VETERA - Prof. Dr. Johannes Stöhr

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Milde. Jeder sehe hier zu, wie er sich zu seinem Nächsten verhält; er hüte sich davor, Gottes Tempel<br />

zu verletzen, dass Gott nicht ihn selbst vernichte.<br />

Hinc iam et cum proximis caute nobis ambulandum est, ut non invicem provocemus, non contendamus,<br />

neque contristemus quemcumque proximum nostrum. Ad hoc enim ante omnia vel maxime cuique nitendum<br />

est, ut neminem duris, acerbis, asperis verbis aggrediatur, sed dulciter ac amice in spiritu lenitatis quae<br />

dicenda sunt dicat, considerans seipsum; et non offendat, nec affligat, nec perturbet proximum suum. Sed heu<br />

videas quosdam, pro levissima re plus satis horribilibus verbis, nimiaque duritia, amaritudine, indignatione,<br />

nimiumque feris gestibus uti. Sed quicumque tales sunt, noverint se a Spiritu sancto minime moveri. Nam et si<br />

qua iniuria affecti sunt, nolunt oblivisci. Probet hic unusquisque vitam suam. Alter quoque alterius onera<br />

portabit, et omnes unum corpus erunt in Christo Jesu, in vera fraterna dilectione. Qui superiores sunt, subditos<br />

suos pie instituere ac informare, et amice reprehendere debent. Hoc perfecte satis beatus pater Dominicus<br />

implevit, cuius tanta lenitas fuit, cum sancta quadam nihilominus gravitate coniuncta, ut quoscumque<br />

reprehendisset ex subditis suis, licet perversissimi forent, in melius vitam suam commutarent. Sicut ergo homo<br />

mansuetus per patientiam suam alterius duritiam emollit, et convertit in mansuetudinem, ita qui in aliquo<br />

delicto praeoccupatus est, iuxta Apostoli doctrinam, in spiritu lenitatis instrui debet, et indocti mansuetudinis<br />

exemplo sunt edocendi. Videat hic unusquisque, ut se habeat erga proximum suum, et caveat violare templum<br />

Dei, ne disperdat ipsum Deus.<br />

<strong>Johannes</strong> Tauler OP (1300-1361), Dom. 15 post trinitatis, Sermo 1 (ed. Köln 1548, repr. Hildesheim<br />

1985, 294a)<br />

130. Helfen wir der Braut Christi, der Kirche. Wir sehen sie in der Tat in einer bedrückenden<br />

Lage. Von Stürmen und Gegenwinden wird sie hin und her getrieben, vor allem aber von dem gefährlichen<br />

Sturm der Häresie und des Schismas, die beide unseren Glauben gefährden. Nie war die<br />

Kirche in solcher Bedrängnis, nie brauchte sie unsere Hilfe dringlicher als heute, da gerade diejenigen,<br />

von denen sie Unterstützung erwarten dürfte, sie bedrängen, und die ihr Licht sein sollten, sie<br />

in die Finsternis stoßen. Die Sorge um die Seelen sollte deren tägliche Speise sein; sie müssten den<br />

Gläubigen das heilige Blut Christi darreichen und ihnen das Leben der Gnade vermitteln. Diese aber<br />

jagen sie in den Tod wie Wölfe, die Schafe zerreißen. Laßt darum alles andere beiseite und kommt<br />

dem Schifflein der Kirche zu Hilfe, damit es den Hafen des Friedens in Ruhe erreichen kann. Kommt<br />

der Braut des Lammes mit all Euren Kräften zu Hilfe. Wenn wir schon verpflichtet sind, unsere Brüder<br />

in der Not zu unterstützen, so sind wir noch mehr gehalten, unserer Mutter, der Kirche, zu Hilfe<br />

zu eilen. Wahrhaftig eine beklagenswerte Zeit! Schlafen wir nicht länger, erheben wir uns aus dem<br />

Schlaf der Lässigkeit! Das ist unsere Zeit. Jetzt kann man erkennen, wer wirklich Liebhaber der<br />

Wahrheit ist und wer es nicht ist. Erhebt Euch von Anteilnahme und verpaßt die kostbare Zeit nicht.<br />

Laßt alles beiseite und kommt Eurer Mutter zu Hilfe.<br />

Caterina da Siena OP (-1380), Ep. 128: An Gabriele di Divino Piccolomini. (A. Hoffmann<br />

(Hrsg.), Ausgewählte Texte aus den Schriften einer großen Heiligen, Düsseldorf 1981, S. 145)<br />

131. Wenn Ihr mir erwidert, mein Vater, die Welt liege so sehr im argen, wie denn da noch<br />

Frieden möglich sei, dann antworte ich Euch im Namen Christi des Gekreuzigten: Ihr müßt kraft Eurer<br />

Vollmacht vor allem drei Dinge tun: Rottet im Garten der heiligen Kirche die übelriechenden<br />

Blumen aus. Sie sind voll Unrat und Begierlichkeit und vom Stolz aufgeblasen. Ich meine die schlechten<br />

Hirten und Verwalter, die diesen Garten vergiften und ihn vermodern lassen. O unser Lenker,<br />

gebraucht doch Eure Vollmacht dazu, diese Blumen auszurotten. Werft sie hinaus, laßt sie nicht<br />

mehr Verwalter sein. Haltet sie dazu an, sich selbst beherrschen zu lernen durch ein heiliges und unbescholtenes<br />

Leben. Pflanzt in diesen Garten Blumen voll Wohlgeruch; Hirten und Verwalter, die<br />

wahre Diener Christi sind, die nur Gottes Ehre und das Heil der Seelen suchen und den Armen ein<br />

Vater zu sein wissen. O weh! Mit welcher Beschämung muss man zusehen, wie jene, die ein Spiegel<br />

der freiwilligen Armut sein sollten, die demütige Lämmer sein und von den Gütern der heiligen Kirche<br />

den Armen austeilen sollten, in so maßlosem Luxus, in Würden, Pomp und Eitelkeiten der Welt<br />

leben, und zwar tausendmal mehr, als wenn sie Weltleute wären. Ja, viele Weltleute beschämen sie<br />

durch ein gutes und heiliges Leben. Aber es hat den Anschein, als ob die höchste, ewige Güte durch<br />

Gewalt zulassen wollte, was nicht aus Liebe geschieht. Sie läßt zu, dass ihrer Braut, der Kirche, Würden<br />

und Reichtümer entrissen werden, als ob sie dadurch andeuten wollte, die heilige Kirche möge<br />

zu ihrem ursprünglichen armen, bescheidenen und anspruchslosen Stand zurückkehren, in dem sie<br />

60

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!