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NOVA ET VETERA - Prof. Dr. Johannes Stöhr

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so schwere Krankheit, dass er dagegen kein Heilmittel anwendet, wenn er sich zuvor nicht selber<br />

heilen wird. ...<br />

Die Finsternis hat ihn des Lichtes beraubt; er sieht die Vergehen nicht dort, wo sie sind; darum<br />

begeht er Unrecht, statt Recht zu schaffen. Infolge der Krankheit verliert er die Spannkraft des heiligen,<br />

wahren Verlangens, des Verlangens nach Gottes Ehre und dem Heil der Mitmenschen. Und die<br />

Krankheit wächst immer mehr, wenn er nicht zum Arzt, zu Christus dem Gekreuzigten, seine Zuflucht<br />

nimmt und durch den Empfang der heiligen Beichte den Schmutz ausspeit [vgl. Origenes, Hom. 2 in<br />

Ps 38 n. 66]. Tut er es, dann wird ihm Leben und Gesundheit zuteil; unterläßt er es aber, dann ist der<br />

Tod sofort sein Anteil und dann kann er als Toter den Toten nicht begraben.<br />

Caterina da Siena OP (-1380), An die Herren "Verteidiger" und an den "Volkshauptmann" der<br />

Stadt Siena; als sie in Sant' Antimo war. (Th. M. Käppeli OP(Hrsg.), Briefe der hl. Katharina von<br />

Siena, Vechta 1931, 261-264, n. 33; Gigli L'opere della serafica vergine Caterina da Siena, Siena-<br />

Lucca 1713-1721, II, n. 201; Ferretti, n. 121)<br />

133. Ihr habt die Wahrheit, die Euch stark machte, verlassen und seid zur Lüge übergegangen,<br />

die Geist und Leib schwächt, indem sie Euch der Gnade in geistlichen und zeitlichen Dingen beraubt.<br />

Was ist die Ursache davon? Das Gift der Eigenliebe, das die Welt vergiftet hat. Ihr wart Säulen,<br />

aber es hat Euch schwächer gemacht, als einen Strohhalm. Ihr seid nicht mehr wohlriechende Blumen,<br />

nein, mit Eurem üblen Geruch habt Ihr die ganze Welt erfüllt. Ihr seid nicht Lichter, die auf den<br />

Leuchter gestellt sind, um den Glauben zu verbreiten. Nein, Ihr habt dieses Licht unter dem Scheffel<br />

des Stolzes verborgen (vgl. Mt 5, 15; Mk 4, 21; Lk 11, 33). Ihr breitet den Glauben nicht aus, sondern<br />

befleckt ihn; Ihr verbreitet Finsternis um Euch und Eure Mitmenschen. Euer Amt wäre das Amt eines<br />

Engels auf Erden, denn Ihr solltet uns vor dem bösen Geist der Hölle schützen, Ihr solltet Engelsdienste<br />

leisten und die Schäflein zum Gehorsam der heiligen Kirche zurückführen. Aber Ihr habt das<br />

Amt der Teufel übernommen. Das Böse, mit dem Ihr erfüllt seid, wollt Ihr auch uns anbieten, uns<br />

vom Gehorsam des Christus auf Erden abwenden und dem Antichrist zu Vasallen machen. Er ist ein<br />

Glied des Teufels und Ihr mit ihm, solange Ihr in dieser Irrlehre verharren werdet.<br />

Caterina da Siena OP (-1380), An drei italienische Kardinäle (Th. M. Kaeppeli OP (Hrsg.),<br />

Briefe der hl. Katharina von Siena, S. 306-307, n. 36; Gigli L'opere della serafica vergine Caterina<br />

da Siena, Siena-Lucca 1713-1721, II, n. 31; Ferretti, n. 310)<br />

134. Ein gutes Gewissen bringt Freude; das schlechte Gewissen bereitet sich Qual. Mühe dich<br />

immer gut zu handeln, und du wirst in gutem Frieden bleiben. Die Schlechtigkeiten der Verderbten<br />

werden dir nicht schaden, wenn du fest bleibst auf dem geraden Weg der Gerechten. Guter Lebenswandel<br />

bringt Herzensfreude und berechtigtes Lob mit sich. Eitler Jubel verweht schnell vom<br />

Munde des Lobredners. Schmeichelndes Lob eines Törichten schadet mehr als harter Tadel eines<br />

Gerechten.<br />

Bona conscientia parit gaudium: mala conscientia generat sibi tormentum. Studeas semper bene agere, et<br />

eris in bona pace. Non te nocebunt mala pravorum, si permanseris firmus in recta via iustorum. Bona<br />

conversatio hominis fert secum laetitiam cordis, et famam iustae laudis. Vana exultatio cito perit ab ore<br />

laudantis. Plus nocet blanda laus stulti, quam dura correptio iusti.<br />

Thomas Hemerken a Kempis (1379/80-1471), Hortulus rosarum, c. 8 (ed. Freiburg 1918,<br />

14 s.)<br />

135. Sei gut zu einem Bruder, den Versuchung anficht, und bete für den Bedrängten wie für<br />

dich selbst. Dein Gut ist auch mein Gut durch die Mitfreude, und dein Leid ist mein Leid durch das<br />

Mitleiden. Weil wir alle gebrechliche Menschen sind, müssen wir aus Liebe füreinander beten. Niemand<br />

kann dem anderen seine Fehler vorwerfen und sich selber übergehen. Denn wenn jemand einen<br />

Fehlenden verächtlich ansieht, dann treibt sozusagen ein Blinder mit einem Blinden sein Spiel,<br />

ein Tauber redet böse über einen Tauben und ein Narr verlacht einen Narren. Schweig still und<br />

sprich nicht schlecht von jemandem, der dir nicht anvertraut ist, achte viel mehr auf dich und bessere,<br />

was du verkehrt gemacht hast. Wenn du recht urteilst und deinen Nächsten zu bessern vorhast,<br />

dann fange bei dir selber an. Und dann geh nicht heftig vor, sondern bescheiden und diskret. Wenn<br />

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