Herausforderungen einer alternden Gesellschaft – Was kann ... - VfA
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Die gesundheitlichen <strong>Herausforderungen</strong> <strong>einer</strong> <strong>alternden</strong> <strong>Gesellschaft</strong> zu bewältigen<br />
heißt, die jeweils vorhandenen Potenziale der alt werdenden Frauen und Männer zu un-<br />
terstützen und nicht, dem zum Scheitern verurteilten Versuch, einen Zustand X bis zum<br />
Lebensende erhalten zu wollen, hinterherzujagen. In den <strong>Gesellschaft</strong>en des langen Le-<br />
bens <strong>kann</strong> Gesundheit nicht als Abwesenheit von Kranksein bestimmt werden. Der Maß-<br />
stab für Gesundheit im Alter ist der Erhalt von Lebensqualität.<br />
Die gewonnenen Lebensjahre müssen nicht Jahre in Krankheit sein. Wenn alte Frauen<br />
und Männer immer jünger zu werden scheinen <strong>–</strong> so ist dies tatsächlich so: Ein heute<br />
Siebzigjähriger ist in vieler Hinsicht so wie ein Fünfundsechzigjähriger der Generation<br />
davor.<br />
Es häufen sich die Befunde, denen zufolge das handicapfreie Alter stärker als die ge-<br />
sundheitlich eingeschränkte Lebensphase wächst. So zeigen Kohortendaten des Mikro-<br />
zensus, dass der Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung sich verbesserte. Der<br />
Anteil der gesunden Jahre zwischen dem 59. und 77. Altersjahr lag bei den 1907 gebo-<br />
renen noch bei 72%, beim Jahrgang 1913 bereits bei 74% und beim Jahrgang 1919 dann<br />
bei 77%.<br />
Das 80. Lebensjahr ist gleichsam die Wetterscheide für Gesundheit und Krankheit im<br />
Alter! Es steigen zum Beispiel die Prävalenzraten für die mittelschweren und schweren<br />
Demenzen von 6% bei den 75- bis 79-Jährigen auf 24% bei den 85- bis 89-Jährigen. Die<br />
Zahl der Pflegebedürftigen erhöht sich im Vergleich der unter und über 80-Jährigen von<br />
3,5% auf 28%.<br />
So wie es Belege für die Verbesserung des Gesundheitsstatus der älteren und alten Be-<br />
völkerung gibt, bestehen auch Anhaltspunkte für eine insgesamt expandierende Morbidi-<br />
tät. Die allgemeine Lebenszeitverlängerung erhöht die Möglichkeit der Manifestation ei-<br />
ner vormals latenten chronischen Krankheit und lässt degenerative Prozesse an Bedeu-<br />
tung gewinnen. Chronische Erkrankungen sind heute weltweit die Hauptursache für Be-<br />
hinderung, Pflegebedürftigkeit und Tod. 59% aller Todesfälle pro Jahr werden durch<br />
chronische Krankheiten verursacht.<br />
Krankheiten im Alter sind meist chronische Krankheiten. Sie haben folgende Charakteris-<br />
tika: komplexer Sachverhalt der Entstehung und des Verlaufs, kontinuierlich oder perio-<br />
disch auftretende Symptomatik, irreversible Veränderungen, d.h. fortschreitender Verlauf;<br />
Einschränkung der autonomen individuellen Lebensführung, anhaltender Bedarf an ziel-<br />
gerichteter Unterstützung, Hilfe und Pflege. Damit stellen chronische Krankheiten eine<br />
besonders große Herausforderung für die Suche nach therapeutischer Erleichterung dar,<br />
die unter anderem die Vermeidung schwerster Verläufe oder die Schmerzbekämpfung<br />
zum Ziel hat.<br />
Ein weiteres Merkmal chronischer Erkrankungen im Alter ist die starke Diskrepanz zwi-<br />
schen objektiver Diagnose und subjektivem Beschwerdegrad. Während unter den objek-<br />
tiven Diagnosen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ihre Risikofaktoren im Vorder-<br />
grund stehen, sind unter den Ursachen schwerer subjektiver Beeinträchtigungen Erkran-<br />
kungen des Bewegungsapparates am häufigsten.<br />
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