Kulturwirtschaft in der Auslandsförderung von Kultur (PDF) - Unesco
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Wirtschaftswissenschaftliche E<strong>in</strong>führung zu <strong>Kultur</strong>gütern I<br />
2. Kommunikation über <strong>Kultur</strong>güter im Ausland<br />
Überlegungen aus <strong>der</strong> Theorie beschränkter Rationalität<br />
<strong>Kultur</strong> als Wirtschaftsgut wurde e<strong>in</strong>gangs als e<strong>in</strong> Klubgut bzw. öffentliches Gut<br />
vorgestellt. Diese Betrachtungen argumentieren aus Sicht <strong>der</strong> Anbieter, Verkäufer<br />
und Verwerter <strong>von</strong> <strong>Kultur</strong>angeboten – es wurde untersucht, ob <strong>der</strong> Anbieter potenzielle<br />
Nachfrager vom Konsum ausschließen kann o<strong>der</strong> ob das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Nicht-<br />
Ausschließbarkeit vom Konsum gilt. Im Kapitel 2.1. wurde dargelegt, dass <strong>Kultur</strong>güter<br />
sich auf e<strong>in</strong>er Skala zwischen Klubgut und re<strong>in</strong>em öffentlichen Gut bewegen<br />
können.<br />
In diesem Abschnitt werden <strong>Kultur</strong>güter aus Sicht des Nachfragers und des Käufers<br />
betrachtet. Der Käufer wird als Konsument verstanden, <strong>der</strong> sich – ebenso wie<br />
<strong>der</strong> Verkäufer – <strong>in</strong> bestimmten Informationssituationen bef<strong>in</strong>det, etwa <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Situation unvollständiger Information bzw. Unsicherheit.<br />
Unsicherheit ist e<strong>in</strong> Zustand, <strong>in</strong> dem Rezipienten und <strong>Kultur</strong>konsumenten nicht <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, alle möglichen Zustände <strong>der</strong> Welt vorauszusehen. Demgegenüber<br />
wird Risiko verstanden als e<strong>in</strong> Zustand, <strong>in</strong> dem man zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, e<strong>in</strong>er<br />
endlichen Zahl <strong>von</strong> möglichen Zuständen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten zuzuordnen. Im<br />
Risikofalle entscheidet man sich für e<strong>in</strong>e gewisse Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, mit <strong>der</strong> man<br />
e<strong>in</strong> künftiges Ereignis erwartet – zum Beispiel den Erfolg e<strong>in</strong>er Vernissage o<strong>der</strong> den<br />
e<strong>in</strong>er Uraufführung e<strong>in</strong>es Tanzstückes. Doch <strong>Kultur</strong> und ihr Innovationsverständnis<br />
führen nicht zum Zustand „Risiko“, son<strong>der</strong>n zum Zustand „Unsicherheit“.<br />
Wenn e<strong>in</strong> Akteur sich unter Unsicherheit entscheidet, spricht die sogenannte Neue<br />
Institutionenökonomik da<strong>von</strong>, dass er sich unter beschränkter Rationalität entscheidet.<br />
Die klassische Wirtschaftstheorie, die Neoklassik, geht noch da<strong>von</strong> aus, dass<br />
sich e<strong>in</strong> Konsument vollständig rational verhalten kann, das heißt jeden möglichen<br />
Zustand dieser Welt vorhersehen kann. Die neoklassische Wirtschaftstheorie ist<br />
daher unpassend für das Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Kultur</strong>, denn: Mo<strong>der</strong>ne <strong>Kultur</strong> will<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel das Gegenteil <strong>von</strong> vollständiger Voraussicht: Sie will Regelbrechung,<br />
Innovation und Irritation als Quelle <strong>von</strong> Kreativität und Innovation – und dies impliziert<br />
Unsicherheit.<br />
Fazit: Die Neue Institutionenökonomik entspricht daher eher als die Neoklassik<br />
dem Selbstverständnis <strong>von</strong> <strong>Kultur</strong>akteuren.