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Viele Anträge auf Verleihung einer Auszeichnung aus der Zeit des Weltkrieges, die
sogenannten Belohnungsanträge, konnten nicht mehr bearbeitet werden, denn mit
dem Gesetz vom 3. April 1919 21 über die Aufhebung des Adels und der mit dem § 5
dieses Gesetzes erfolgten Aufhebung der weltlichen Ritter- und Damenorden - die
allerdings weiter getragen werden durften - hatten nicht nur die österreichischen
Verdienstorden zu bestehen aufgehört, sondern auch die sonstigen Auszeichnungen
kamen nun nicht mehr zur Verleihung.
Der Kommandant der deutsch-österreichischen Volkswehr, Feldmarschalleutnant
Adolf v. Boog (1866-1929), 22 hatte bereits am 21. Dezember 1918 beim Staatsamt
für Heerwesen die Gründung einer unter seinem Vorsitz stehenden Kommission
beantragt, die sich mit der Aufarbeitung dieser ca. 25.000 (5.000 Offz./20.000
Mannschaften) unerledigten Anträge befassen hätte sollen. In dieser Umbruchszeit
war es jedoch ausgerechnet der sozialdemokratische Staatssekretär für Heereswesen
und ehemalige k.u.k. Artillerie-Oberleutnant i. d. Res. Dr. Julius Deutsch
(1884-1968), 23 der am 9. Oktober 1919 die „Kommission zur nachträglichen
Erledigung von Belohnungsanträgen“, nach ihrem Kommandanten „Heller-
Kommission“ benannt, 24 ins Leben rief. Diese wurde im Kriegsarchiv im 7. Wiener
Gemeindebezirk, Stiftgasse 2, eingerichtet, bestand aus kriegsgedienten Offizieren,
Unteroffizieren und Mannschaftsdienstgraden, beurteilte die unerledigten
Belohnungsanträge und stellte dem Antragsteller, so sich die darin enthaltenen
Angaben als richtig erwiesen hatten, über die zuzuerkennende Auszeichnung eine
Bestätigung aus. 25 Diese Kommission bestand bis 1922 26 und „verlieh“ alle für
Verdienste im Krieg beantragten Auszeichnungen mit Ausnahme des Militär-Maria
Theresien-Ordens und der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere.
21 Vgl. StGBl. Nr. 211/1919.
22 Adolf v. Boog, 1886 aus der Techn. MilAk als Lt zur sBtDiv 4, GenStbs-Laufbahn, 1910 Obst i.G., 1914
GM, 1917 FML, 1918 Kdt 4. InfDiv, 15 11 18-01 07 19 Kdt d. deutsch-österr. Volkswehr. Vgl. Peter Broucek,
Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises v. Horstenau (Wien/Köln/Graz 1980), Bd. 1,
263, Fußnote 444, im folg. zit. als Broucek, Glaise.
23 Olt i. d. Res. Dr. Deutsch hatte im Verlaufe des letzten Kriegsjahres innerhalb der k.u.k. Armee eine geheime
Organisation sozialdemokratischer Vertrauensmänner aufgebaut und gemeinsam mit Olt i. d. Res. Dr. Otto
Bauer (1881-1938) auf den Sturz der k.u.k. Monarchie hingearbeitet. Vgl. dazu Wolfgang Doppelbauer, Zum
Elend noch die Schande. Das altösterreichische Offizierskorps am Beginn der Republik (Wien 1997), 242-280.
24 Wolfgang Heller (1870-1951), k.u.k. Infanterie- und Generalstabsoffizier, zuletzt Obst und Kdt des bosnisch-
herzegowinischen IR Nr. 2; 1918/19 ital. Kriegsgefangenschaft, 1919 Ruhestand, 09 10 19 bis 13 12 21 Vor-
sitzender der Kommission zur nachträglichen Erledigung von auf die Kriegszeit bezogenen Belohnungsanträ-
gen, 1921 GM. Vgl. Broucek, Glaise (Wien/Köln/Graz 1983), Bd. 2, 146, Fußnote 80.
25 Solche nachträglichen Zuerkennungen werden z. B. ab 1928 im Schematismus für das österreichische Bundes-
heer und die Bundesheerverwaltung nach dem jeweiligen Zeichen bzw. Abkürzungen der Dekoration durch
ein „n“ ausgewiesen. Anm. d. Verf.
26 Vgl. Wolfgang Kuderna, Die Auszeichnungs-Kommission Oberst Heller (1919-1922). In: Mitteilungen des
Österreichischen Staatsarchivs Nr. 49 (Wien 2001), 131-136.