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Band - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Cornelia Hildebrandt<br />

Fragmentierung und Pluralismus von Linksparteien<br />

in Europa<br />

Einleitung<br />

Linke Parteien stellen sich wie andere Parteien auch die Aufgabe, unterschiedliche<br />

Interessen zu repräsentieren, sie als politisches Konzept oder Gesamtprogramm<br />

zu bündeln, um politische Macht zur Durchsetzung dieser Interessen und<br />

Konzepte zu kämpfen. Dabei ziehen sie auch die Möglichkeiten einer Regierungsbeteiligung<br />

in Betracht, so umstritten diese Option in linken Parteien auch<br />

ist. Sie müssen in der Lage sein, eine innere Struktur und Kultur zu entwickeln,<br />

die es ihnen erlaubt, diese Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehört, politische Führungskräfte<br />

auszubilden.<br />

Auch linke Parteien sind Räume, in denen um politische Macht gekämpft wird.<br />

Es geht dabei um strategische und programmatische Deutungshoheit, um die<br />

Durchsetzung von Politik- und Machtkonzepten. Es geht aber auch um Beschäftigungsverhältnisse<br />

und Anerkennung innerhalb wie außerhalb der Parteien. Die<br />

Verhältnisse zwischen den linken Parteien eines Parteiensystems und die Machtkonstellationen<br />

innerhalb der Parteien sind Ausdruck eines permanenten Kampfes.<br />

Innerhalb eines Parteiensystems unterscheiden sich linke Parteien erstens mit<br />

Bezug auf die Konfliktlinie zwischen sozialer Gerechtigkeit und Markfreiheit und<br />

zweitens mit Bezug auf die soziokulturelle Konfliktlinie zwischen autoritären und<br />

libertären Politikkonzepten. 1 Ergänzend hierzu sei die Haltung linker Parteien gegenüber<br />

der Europäischen Union genannt. Diese bewegt sich zwischen einer Zustimmung<br />

zur EU als Raum des politischen Handels bei gleichzeitig kritischer<br />

Haltung zu ihren dominierenden Politikansätzen und einer Ablehnung der EU als<br />

imperialer Machtblock, verbunden mit der generellen Ablehnung ihrer vorherrschenden<br />

Politiken.<br />

Zur Unterscheidung und Verortung von Parteien verschiedener Parteiensysteme<br />

2 auf europäischer Ebene dient der Begriff der »Parteienfamilie« 3 . Zu den<br />

1 Das Cleavage- oder Konfliktlinienkonzept wurde entwickelt in: Seymour M Lipset/Stein Rokkan: Cleavage<br />

Structures, Party Systems, and Voter Alignments, in: Seymour M. Lipset (Hg.): Party Systems and Voter Alignments.<br />

Cross-National Perspectives, New York 1967, S. 1-63. Zur Bedeutung der beiden genannten Konfliktlinien<br />

für das deutsche Parteiensystem vgl. Oskar Niedermayer: Die Veränderungen des deutschen Parteiensystems,<br />

in: Michael Brie/Cornelia Hildebrandt (Hg.): Parteien und Bewegungen. Die Linke im Aufbruch, Berlin<br />

2006, S. 101-110.<br />

2 Aus den zahlreichen Darstellungen von Parteiensystemen in Europa seien hier nur beispielhaft genannt: Oskar<br />

Niedermayer/Richard Stöss/Melanie Haas: Die Parteiensysteme Westeuropas, Wiesbaden 2009; Wolfgang Is-<br />

9

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