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Band - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Diese soziale Bewegung entstand ab 2001 als Reaktion auf die Politik der bürgerlichen<br />

Regierung von Anders Fogh Rasmussen, 5 welche die öffentlichen Ausgaben<br />

beschränkt und insbesondere im Krankenhauswesen die Privatisierung beschleunigt<br />

hatte. Selbstverständlich geschah das alles im Rahmen der Politik der<br />

Liberalisierung der dänischen Wirtschaft und des Abbaus des Sozialstaats. Diese<br />

soziale Bewegung war und bleibt eine unterschwellige Strömung beim Volk, die<br />

sich auch nur langsam herausbildete. Soziale Unruhen sind somit eine recht junge<br />

Erscheinung in Dänemark, denn seit 1985 hat es keine so weit verbreitete Gewerkschafts-<br />

oder soziale Bewegung in Dänemark gegeben.<br />

Während des letzten Jahrhunderts wurde eine sehr stark zentralisierte, aber reformistische<br />

Gewerkschaftsbewegung aufgebaut, die eng mit der Sozialdemokratischen<br />

Partei verbunden war. Dies ging auf das 19. Jahrhundert zurück, als die<br />

Gewerkschaften Teil derselben sozialistischen Arbeiterbewegung waren. Seitdem<br />

der Angriff des Neoliberalismus einsetzte, wurden die Gewerkschaften allmählich<br />

untergraben. Die Mitgliederzahlen sanken, und die Position der Gewerkschaften<br />

wurde geschwächt, wenn auch die Bewegung, verglichen mit denen in den Ländern<br />

südlich von Skandinavien, immer noch recht stark blieb.<br />

Erstaunlich lange erfolgte keine gesellschaftliche Reaktion auf die neoliberale<br />

Politik der bürgerlichen Regierung. Das Unterhöhlen des Sozialstaats wurde nur<br />

langsam vorangetrieben, um Reaktionen zu vermeiden – war sich die Regierung<br />

doch voll bewusst, was für eine überwältigende Beliebtheit der Sozialstaat genießt.<br />

Gleichzeitig fror die Regierung Steuern ein und veranlasste Steuersenkungen,<br />

wodurch der Individualismus auf Kosten der Solidarität gefördert wurde. Die<br />

Jahre sozialer Untätigkeit bewirkten einen Rechtsruck in der öffentlichen Meinung,<br />

der durch immense Aufmerksamkeitslenkung von Regierung und Medien<br />

auf Problemfelder der Migration und des Islamismus besonders angestachelt<br />

wurde sowie durch die Frage, wie Terrorismus und Kriminalität am besten zu<br />

bekämpfen seien.<br />

Die Anziehungskraft der SF auf die nun öffentlich mobilisierten Arbeiter und<br />

Arbeiterinnen ist, angesichts der schlechten Leistung der Sozialdemokraten seit<br />

den 90er Jahren, keine Überraschung. Zwar sind diese Teile der Arbeiterschaft<br />

nicht dahingehend radikalisiert worden, dass sie sich noch weiter nach links bewegen<br />

würden, doch bleibt die große Frage, welche konkreten Erwartungen sie an<br />

eine neue Mitte-Links-Regierung stellen. Die Umfrageergebnisse der SF (18 bis<br />

19 Prozent im Januar 2010) lassen keinen Zweifel daran, dass es Erwartungen<br />

gibt. Bislang wurden diese Wähler nicht dadurch abgeschreckt, dass die SF in einigen<br />

Punkten ihrer früheren Politik zu Kompromissen bereit war.<br />

Bei der Ansprache an die Wählerschaft gibt es nun eine neue gegenseitige Abhängigkeit<br />

zwischen den Sozialdemokraten und der SF. Gleichzeitig mehrt diese<br />

5 Anders Fogh Rasmussen wurde im Frühjahr 2009 NATO-Generalsekretär und wurde durch Lars Løkke Rasmussen,<br />

ebenfalls von den Rechtsliberalen, ersetzt.<br />

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