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Band - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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eit über den Selbstzweck oder die wirtschaftliche Notwendigkeit hinaus; Arbeit<br />

soll als Schlüssel zu Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Partizipation<br />

dienen. Linke Feministinnen weisen zudem auf die Notwendigkeit hin, den Arbeitsbegriff<br />

um unbezahlte gesellschaftliche Arbeit zu erweitern. 29 Trotz eines<br />

prinzipiell positiven Arbeitsbegriffs lehnen die Parteien Gesellschaftskonzepte ab,<br />

die individuelles Bemühen zur Maxime erheben und Menschen ausschließlich<br />

nach ihrer beruflichen Leistungsfähigkeit bewerten (vgl. Sahuc, Hagemann). Entsprechend<br />

wird auch bekräftigt, dass die Trennung zwischen Erwerbstätigen und<br />

Erwerbslosen überwunden werden muss, so zum Beispiel in Form solidarischer<br />

Netzwerke, wie sie die italienische PRC fordert (vgl. Hagemann).<br />

Frieden und kollektive Sicherheit<br />

Die Debatte um Frieden und kollektive Sicherheit wird in den linken Parteien von<br />

zwei großen Themenbereichen bestimmt: der Haltung zu internationalen Konflikten<br />

und Militäreinsätzen und der Mitgliedschaft in Sicherheitsorganisationen.<br />

Die aktuellen Konflikte, die von linken Parteien thematisiert werden, sind der<br />

Krieg in Afghanistan und der Nahostkonflikt. Die Konflikte im Kaukasus spielen<br />

eine nachgeordnete Rolle in den Forderungen der Parteien so wie auch der Krieg<br />

gegen den Irak, der nach den Truppenabzügen der letzten Jahre inzwischen nur<br />

noch für die britische Linke ein zentrales Thema ist. In Bezug auf den Krieg in<br />

Afghanistan fordern viele linke Parteien, z. B. in Deutschland, den Niederlanden,<br />

Bulgarien und Schweden, mit Unterschieden im Detail einen sofortigen Abzug<br />

aller Truppen (vgl. Hildebrandt, Wirries, Müller, Steiner). Die deutliche Opposition<br />

gegen den Krieg bleibt allerdings nicht ohne Ausnahme: Die SF hat den dänischen<br />

Truppeneinsatz mitgetragen und fordert nun einen Friedensplan mit einer<br />

mittelfristigen Abzugsperspektive. Die norwegische SV hat als Regierungspartei<br />

zwar einen Teilabzug der norwegischen Truppen durchsetzen können, im Gegensatz<br />

zur deutschen Linken ist die weitere Beteiligung am Afghanistankrieg aber<br />

kein Ausschlusskriterium für eine (fortgesetzte) Mitte-Links-Koalition (vgl. Hildebrandt,<br />

Seierstad).<br />

Der Nahost-Konflikt hat in den europäischen Linksparteien traditionell einen<br />

höheren Stellenwert als in anderen politischen Parteien. Die Haltung dazu wird<br />

vor allem in der Linken und in der österreichischen KPÖ als Gradmesser linker<br />

Identität empfunden, und stark polarisierte Positionen erschweren gemeinsame<br />

Lösungsansätze. Der gewaltsame Angriff auf die Gaza-Flotte durch die israelische<br />

Armee führte im Mai 2010 erneut zu scharfen Debatten zwischen den israel-<br />

29 Vgl. Katja Kipping: Nicht auf der Höhe der Zeit. Dem Programmentwurf der LINKEN fehlt der Respekt vor der<br />

Vielfalt der linken Bewegung, in: Neues Deutschland vom 21. Juni 2010, Online-Ausgabe; Empacher: Socialism<br />

and Feminism, S. 19 f.<br />

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