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Band - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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als der neuzeitliche Staat hervorging, sowie bei Perestroika und Glasnost Gorbatschows,<br />

die auch für Bulgarien den Weg zur sanften Revolution eröffneten« 19 .<br />

Diese These ist zwar historisch einseitig und deshalb falsch, außerdem ist sie<br />

ideologisch borniert. Sie wird aber dennoch im heutigen Bulgarien alltäglich in<br />

wechselnden Gewändern über die Medien dem Volk präsentiert. Und vor allem<br />

wird sie in gleicher Alltäglichkeit von einer anderen ebenso einseitigen, falschen,<br />

bornierten These flankiert: dass nämlich der Segen fürs Land allein von der EU<br />

und den USA komme und deshalb in der Westzuwendung und in der Ostabwendung<br />

die Zukunft liege. 20 Wie ahistorisch und völkerpsychologisch verdreht diese<br />

These ist, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die christlich-orthodoxe oder slawische,<br />

vor allem islamische, Kulturgeschichte dieser Region sowie deren gesellschaftliche<br />

Reflexion im Denken und Fühlen der heutigen Bulgaren.<br />

Die BL ist seit dem 28. September 2010 offizielles Mitgliedschaft der Europäischen<br />

Linkspartei. Einige Gründungsaktivisten verweisen als BL-Vorbild gern<br />

auf die Entstehung sowie die gesellschaftliche Rolle der Partei Die Linke in<br />

Deutschland. Das Vorbild spielt übrigens bis in den Namen der BL hinein, die<br />

nämlich korrekt nicht »Bulgarische Linke«, sondern dezidiert »Die Bulgarische<br />

Linke« (Bălgarskata Levica) heißt. Was den gesellschaftlichen Hintergrund angeht,<br />

so gibt es zwischen BL und Die Linke allerdings weitaus weniger Parallelen,<br />

womit sich auch vorschnelle Hoffnungen auf vergleichbare politische Erfolge<br />

verbieten sollten. 21<br />

Seit Anfang 2010 tauchen in bulgarischen Medien verstärkt Meldungen auf,<br />

wonach der gegenwärtige sozialistische Präsident Georgi Părvanov nach seiner<br />

Amtszeit 2011 ein neues Parteiprojekt plant. Părvanov steht derzeit stark unter<br />

Druck der GERB-Regierung, die jüngst gar den Prozess eines Abwahlverfahrens<br />

gegen ihn im Parlament in Gang setzen wollte, dabei allerdings am 31. März 2010<br />

an der nötigen Zweidrittelmehrheit scheiterte. Ob solche Parteigründungsgerüchte<br />

überhaupt einen echten Kern haben und ob es sich da um ein linkes Projekt handeln<br />

würde, ist momentan schwer einzuschätzen. 22<br />

19 Vortrag an der Bulgarischen Botschaft in Berlin, Oktober 2009, zitiert nach dem bulgarischen Manuskript.<br />

20 Die Voraussetzungen von Die Linke und BL sind völlig anders. In Bulgarien handelt es sich bei der BL um eine<br />

Absplitterung der Nachfolgepartei der KP aus VRB-Zeiten, und zwar (ziemlich wahrscheinlich) mit nur wenig<br />

Geld, ohne Medien, ohne nennenswerte politische Mandate, mit noch dürftigen Strukturen. Es ist also eine Neugründung<br />

von null an. Bei der deutschen Die Linke handelte es sich 2007 um die Fusion der im Osten Deutschlands<br />

längst parlamentarisch und gesellschaftlich verwurzelten Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS),<br />

die direkt die reformierte SED aus DDR-Zeiten war, sowie des im Westen Deutschlands entstandenen breiten linken<br />

Bündnisses »Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative« (WASG).<br />

21 Von BSP-Aktivisten werden solche Gerüchte immer wieder dementiert (unter anderem Europaabgeordnete Ilijana<br />

Jotova, in »Duma« vom 29. März 2010). Wobei Jotova allerdings auch einräumt, dass »Părvanov die einzige<br />

Alternative zur derzeitigen Regierung« sei – was eine künftige nochmalige Kandidatur von Ex-Premier und<br />

Noch-Parteichef Stanisˇev wohl ausschließen würde. Es wird indes auch gemutmaßt, dass Părvanov auf eine Partei<br />

in der Art von Einiges Russland, also eher eine zentristische Partei mit dem Hauptziel der Machtsicherung zusteuert.<br />

22 Siehe www.cafebabel.de/article, Januar 2010.<br />

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