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Band - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Flügel entwickelt. Sie geriert sich als energische Bewahrerin der wohlfahrts- und<br />

sozialstaatlichen Errungenschaften Schwedens und steht inhaltlich dort, wofür die<br />

schwedische Sozialdemokratie früher stand: für einen Wohlfahrtsstaat, eine keynesianistische<br />

Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik und den Ausbau des öffentlichen<br />

Sektors.<br />

Die Abkehr der Vänsterpartiet vom Kommunismus begann nach dem Ende der<br />

Sowjetunion, 1993 wurde dieser Wandel im Parteiprogramm verankert. Unter der<br />

damaligen Parteivorsitzenden Gudrun Schyman (1993 – 2003), bis heute eine der<br />

populärsten Politikerinnen Schwedens, wurde auf dem Parteikongress 1996 zusätzlich<br />

zum Sozialismus feministische Politik als Grundlage der Linkspartei festgelegt.<br />

Schyman selbst gehörte ursprünglich einer dogmatischeren kommunistischen<br />

Strömung an, doch unter ihrem Parteivorsitz öffnete sich die Linkspartei in<br />

Richtung Neuer Sozialer Bewegungen. Nach ihrer Abwahl als Vorsitzende gründete<br />

Schyman die Partei Feministische Initiative, eine schwedische Besonderheit<br />

im europäischen Parteienspektrum. Infolge ihrer neuen Parteilinie erreichte die<br />

Linkspartei 1998 mit zwölf Prozent ihren historischen Höchststand bei Wahlen.<br />

Der damalige Wahlerfolg ist zudem der Enttäuschung der linken Wählerinnen und<br />

Wähler über die Sozialdemokratische Partei und der klar ablehnenden Position<br />

der Vänsterpartiet zum EU-Beitritt 1995 geschuldet.<br />

2004 wurde der nunmehrige Parteivorsitzende Lars Ohly gewählt. Wie Schyman<br />

gehörte auch Ohly dem linken, traditionelleren Flügel der Partei an, und er<br />

rief starke Proteste hervor, als er sich nach seiner Wahl als Kommunist bezeichnete.<br />

Als Gegenströmung bildete sich innerhalb der Partei die liberale Gruppe<br />

Linker Scheideweg (Vägval Vänster), die sich für eine breitere Plattform und eine<br />

rotgrüne Diskussion einsetzte. Eine Spaltung konnte jedoch vermieden werden,<br />

und der sich selbst als unabhängig erklärende Verein ruht seit 2009 (Fria Tidningen<br />

2009).<br />

Bei den Parlamentswahlen 2006 erfolgte für die Linkspartei ein Einbruch (von<br />

12,7 auf 5,7 Prozent). Sie konnte in ihrer Position als Unterstützerin der sozialdemokratischen<br />

Minderheitsregierung keine glaubhafte Alternative mehr darstellen.<br />

Das Wahlergebnis der Linkspartei belegte damit die These, dass europäische linke<br />

Parteien, die seit den 90er Jahren in Regierungen mit sozialdemokratischen Parteien<br />

eingetreten sind oder diese unterstützt haben, immer verloren haben (vgl.<br />

March 2008, 13). Dies vor allem, nachdem Sparmaßnahmen der sozialdemokratischen<br />

Regierung, unterstützt von der Linkspartei, seit den 90er Jahren die Kluft<br />

zwischen Arm und Reich vergrößerten und Sozialabbau nach sich zogen. Stattdessen<br />

gelang es bei der letzten Wahl der größten rechten Partei (Moderaterna),<br />

sich als »die besseren Sozialdemokraten« darzustellen: Vor dem Hintergrund der<br />

von der Sozialdemokratischen Partei eingeleiteten Kürzungen wohlfahrtsstaatlicher<br />

Leistungen und Privatisierungen konnte sie mit einer klassisch sozialdemokratischen<br />

Rhetorik und dem Wahlkampfthema Arbeit (vgl. Nilsson 2010) das<br />

Ende der sozialdemokratischen Hegemonie besiegeln. Dies folgt dem Trend »weg<br />

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