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Band - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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den und sich wandelndem Wählerverhalten unterworfen ist, jedoch sind diese<br />

Schwankungen bei anderen Parteien nicht so stark ausgeprägt. Paradoxerweise verfügt<br />

die PCF trotz dieser nationalen Verluste über eine große Anzahl von Abgeordneten:<br />

Über das gesamte französische Territorium verteilt sind es etwa 11 000 – von<br />

Gemeinderatsmitgliedern über Parlamentsabgeordnete bis zu Senatoren.<br />

Die territoriale Verankerung der Kommunisten in Frankreich erlaubt es ihnen,<br />

einen gewissen politischen Einfluss zu wahren. Abgeordnete zu haben, an der<br />

Macht teilzuhaben und in institutionellen Gremien vertreten zu sein, ist für die<br />

Kommunisten seit jeher wichtiger und fester Bestandteil ihrer Strategie. Seit<br />

Gründung der PCF beschäftigt die Frage nach der Macht- und Regierungsbeteiligung<br />

die Gemüter, ähnlich wie innerhalb der sozialistischen Bewegung, die diese<br />

Frage schon seit Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Die PCF kann im Übrigen<br />

auf die Erfahrung mehrerer Regierungsbeteiligungen zwischen 1945 und 2002<br />

zurückblicken und zeichnet sich damit gegenüber den anderen westeuropäischen<br />

kommunistischen Parteien besonders aus. 1945 gewannen die Kommunisten beispielsweise<br />

die Wahlen, sie konnten 26 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen<br />

und stellten mehrere Minister; nach den Wahlen 1981 und 1997 war ihr Einfluss<br />

innerhalb der jeweiligen Regierungen begrenzter. Darüber hinaus war die PCF<br />

über ihre Delegierten und Verantwortlichen der linken Gewerkschaft CGT zeitweise<br />

sehr stark in Organisationen der Sozialversicherung und in Personalvertretungen<br />

großer staatlicher Betriebe vertreten. Die Wahlniederlage des Parteienbündnisses<br />

Vielfältige Linke (Gauche plurielle) im Jahr 2002 hat innerhalb der<br />

PCF zu erneuten Diskussionen über Regierungsbeteiligungen geführt. Der Misserfolg<br />

läutete ebenfalls das Ende des in den 90er Jahren durch den damaligen 1.<br />

Sekretär der PCF Robert Hue begonnenen Versuchs einer tiefgreifenden Umgestaltung<br />

seiner Partei ein, des Projektes »Veränderung«.<br />

Der Wunsch der PCF nach Regierungsbeteiligung und Teilhabe an lokaler und<br />

nationaler Exekutive bleibt aufgrund der Hoffnung auf »schnelle Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen der Menschen« verständlich und begründbar, jedoch bestimmten<br />

viele Fragen und Widersprüche bezüglich der Idee einer »linken Union«<br />

lange die strategischen Debatten der PCF. So mutierte die Frage nach Allianzen<br />

mit anderen Parteien oft von taktischen Gesichtspunkten zu generellen strategischen<br />

Diskussionen. Die Koalition mit der SFIO (Section française de l’Internationale<br />

ouvrière – Franzöische Sektion der Arbeiter-Internationale) und der<br />

Radikalen Partei (Parti Radical) während der Volksfront in den 30er Jahren begründete<br />

man innerhalb der Kommunistischen Bewegung mit dem Einfluss der<br />

politischen Partner innerhalb der Arbeiterklasse und der Bauernschaft. In den 60er<br />

und 70er Jahren setzte sich in Frankreich bei allen Wahlen das Mehrheitswahlrecht<br />

mit zwei Wahlgängen durch. Zu dieser Zeit wurde die verstärkte Zusammenarbeit<br />

mit den Sozialisten der PS, die sich damals im Bruch zum Kapitalismus<br />

befanden, mit dem Argument begründet, dass man erst einmal gemeinsam auf<br />

lokaler und landesweiter Ebene die bürgerliche Rechte zurückdrängen müsse.<br />

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