Das komplette Buch (22 MB) - Volksbund Deutsche ...
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Am 10. September beschließen acht<br />
Männer in Berlin die Gründung ei -<br />
ner deutschen Kriegsgräberfürsorge. Je -<br />
der zahlt 100 Mark ein. Unter ihnen sind<br />
der Architekt Heinrich Straumer, der bereits<br />
gegen Ende des Krieges in der Gräberfürsorge<br />
tätig gewesen ist, und Siegfried<br />
Emmo Eulen, der während des Krieges<br />
nach Polen und in die Türkei entsandt<br />
war, um dort Friedhöfe zu bauen<br />
und die Kriegs gräber fürsorge zu organisieren.<br />
Dem vor bereitenden Gründungs-<br />
kongress am 26. November liegt als Arbeitsunterlage<br />
die Broschüre <strong>Deutsche</strong><br />
Kriegsgräberfürsorge vor. ❑ Am 16. Dezember<br />
wird der <strong>Volksbund</strong> <strong>Deutsche</strong><br />
Kriegsgräberfür sorge e. V. gegründet.<br />
Erster Präsident ist Oberst a. D. Joseph<br />
Koeth (bis 1923). Am 23. August hat Eu -<br />
len den Entwurf für die Statuten einer Internationalen<br />
Kriegsgräberfürsorge verfasst.<br />
Als ihr Sitz ist Genf vorgesehen, um<br />
eine enge Zusammenarbeit mit dem Völkerbund<br />
zu ermöglichen. Diese Pläne<br />
werden nicht verwirklicht. ❑ Die Reichsregierung<br />
ist weder politisch noch wirtschaftlich<br />
in der Lage, sich um die Gräber<br />
der Gefallenen jenseits der Reichsgrenzen<br />
zu kümmern. Sie müssen zunächst ihrem<br />
Schicksal überlassen blei ben. Heimkehrende<br />
Soldaten, Hinter blie bene der Opfer<br />
und andere Bürger suchen nach Wegen,<br />
um diesen von der Mehrheit als unerträglich<br />
empfundenen Zustand zu ändern. In<br />
Sorge um die Kriegsgräber im Ausland<br />
haben sich in Deutschland be reits einige<br />
Organisationen gebildet, die sich um<br />
Grabpflege und Erteilung von Auskünften<br />
an Angehörige bemühen wol len. So<br />
gibt es in Bayern seit dem 14. September<br />
den <strong>Deutsche</strong>n Kriegs gräber-Schutzbund,<br />
in Braunschweig den Verein zur Erforschung<br />
und Erhaltung <strong>Deutsche</strong>r Kriegsgräber<br />
e. V., in Salz wedel die <strong>Deutsche</strong><br />
Kriegsgräber- Interessenten-Vereinigung<br />
und in Hagen (Westfalen) den Bund Heimatdank.<br />
Der <strong>Volksbund</strong>, aus der Not geboren,<br />
nimmt seinen Anfang. Im heutigen<br />
Sprachgebrauch wür den wir ihn eine<br />
Bürger initiative nennen. ■<br />
Am 10. Januar tritt der Vertrag von<br />
Versailles in Kraft. ❑ Am 1. Februar<br />
wird Danzig von den Engländern besetzt.<br />
❑ Am 10. Februar stimmt Nord-Schleswig<br />
ab: Hadersleben, Apenrade, Tondern<br />
und die Insel Alsen fallen an Dänemark.<br />
❑ Am 13. März versuchen Reichswehr -<br />
offiziere, der Nationalist Wolfgang Kapp<br />
– ein ehemaliger politischer Beamter –<br />
und einige rechtsradikale Politiker eine<br />
„Gegenrevolution“ gegen die demokratische<br />
Republik: Kapp marschiert mit Ge -<br />
neral von Lüttwitz an der Spitze eines<br />
sogenannten Freikorps, der Brigade Ehr -<br />
hardt, in Berlin ein, um die Regierung mit<br />
Waffengewalt zu stürzen. Die Reichswehr<br />
versagt der Regierung ihre Hilfe. Der<br />
Chef der Heeresleitung, der loyale General<br />
Reinhardt, setzt sich vergeblich für<br />
den Truppeneinsatz gegen die Putschisten<br />
ein. Mit dem Ausspruch „Reichs -<br />
wehr schießt nicht auf Reichswehr“ ver -<br />
hindert der Chef des Truppenamtes, General<br />
von Seeckt, regie rungstreues Verhalten<br />
der Truppe. Dennoch bricht der<br />
Putsch nach wenigen Tagen zusammen:<br />
Die Gewerkschaften retten die Republik<br />
durch einen Generalstreik, die Beamtenschaft<br />
hilft, indem sie jede Zusammenarbeit<br />
mit den Hochverrätern verweigert.<br />
Wenig später stürzt die Regierung Bauer.<br />
Der Reichskanzler und Reichswehr minister<br />
Noske müssen gehen; General Reinhardt<br />
nimmt – angewidert von der Wei -<br />
gerung der Reichswehr, der Regierung<br />
die schuldige Hilfe zu leisten – den Abschied.<br />
Sein Nachfolger als Chef der Heeresleitung<br />
wird der für diese Illoyalität<br />
Hauptverantwortliche: General von<br />
Seeckt. Im Ruhrgebiet entsteht eine Rote<br />
Armee von ca. 50 000 Mann. Sie besetzt<br />
vom 15. März bis 10. Mai Düsseldorf,<br />
Remscheid, Duisburg und Mühlheim.<br />
Der Aufstand wird von der Reichswehr<br />
niedergeschlagen. ❑ Durch die Volksabstimmung<br />
am 11. Juli in Ost- und Westpreußen<br />
verbleiben Allenstein und Ma -<br />
rienwerder bei Deutschland. ❑ Am 16. De -<br />
zember setzen die Siegermächte die deutsche<br />
Gesamtschuld auf 269 Mil liarden<br />
Goldmark fest: Deutschland soll bis Ende<br />
1962 jährlich 6,4 Milliarden zahlen. ❑ Der<br />
Reichstag verabschiedet das erste Betriebs -<br />
rätegesetz – eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer<br />
ist noch nicht enthalten. Bei<br />
Demonstrationen dagegen gibt es in Berlin<br />
42 Tote. ❑ Es erscheinen die ersten bei -<br />
den Kriegsbücher namhafter Schrift stel ler:<br />
in Frankreich „Paroles d’un combattant“<br />
von Henri Barbusse, in Deutschland „In<br />
Stahlgewittern“ von Ernst Jünger. Von<br />
Thomas Mann erscheint das <strong>Buch</strong> „Herr<br />
und Hund,“ von Kurt Tucholsky „Träumereien<br />
an preußischen Kaminen“ – anti-<br />
nationalistische Sa tiren. Karl Binding und<br />
Alfred Hoche veröffentlichen ihr <strong>Buch</strong><br />
„Die Freigabe der Vernichtung lebens un -<br />
werten Lebens.“ ■<br />
1920<br />
Die Unruhen halten an: Kapp-Putsch<br />
in Berlin. Bewaffnete patrouillieren in<br />
den Straßen.<br />
Truppen der Alliierten besetzen<br />
während des Aufstandes am 6. April<br />
den Maingau: Frankfurt (Bild unten),<br />
Homburg, Hanau und Darmstadt.<br />
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