Patenkindberichte 2008 von Romakindern aus Roşia/Rumänien

Ana-Maria ist die Jüngere von zwei Töchtern der Familie, deren
Haus wir als erstes hergerichtet haben. Doch wirklich wahrge-
nommen habe ich sie erst, als wir zum ersten Mal in den Klassen
hospitiert haben. Sie ist dem ersten Anschein nach schüchtern,
wenn man jedoch ein bisschen mehr mit ihr zu tun hat erkennt
man, dass sie ein sehr fröhliches und vor allem intelligentes Kind
ist. Durch die Bauarbeiten am Haus ihrer Familie hat sich sehr
gezeigt, dass zwischen ihr und ihrer Familie ein sehr herzlicher
Umgang herrscht, und dass man sich auch sehr um sie und ihre
Schwester kümmert. Ihr Vater arbeitet in Sibiu als Maurer, daher
haben wir ihn nur einmal bei der Monatsfeier gesehen. Ihre Mut-
ter ist Hausfrau, und da sie sehr stark beim Haus mitgeholfen
hat, haben wir sie als hilfsbereite, liebenswürdige und nicht ar-
beitsscheue Frau kennengelernt, für die ihre Kinder das Höchste
sind und um die sie sich sehr stark kümmert. Ana-Maria, meis-
tens Ana genannt, hat den Fortschritt des Hauses sehr interes-
siert mitverfolgt und am Ende auch beim Streichen mitgeholfen,
wobei sie erst lediglich zugeschaut hat, wie ich streiche und
dann, ohne lang zu überlegen, einen Pinsel geholt und mir gehol-
fen hat. Sie hat mir dann alle fünf Minuten voller Stolz ihre ge-
malten Stellen gezeigt. Wenn es gerade nichts zu tun gab, habe
ich mich mit ihr zusammengesetzt und mit ihr sowohl deutsche
als auch rumänische Wörter in den Sand geschrieben. Als ich ihr
„zeigbare“ Dinge, wie Pulli oder Hose auf Deutsch gesagt habe,
hat sie diese Worte mit großem Eifer wiederholt und sich einge-
prägt.
In den Schulpausen zeigte sich, dass Ana bei den anderen Mäd-
chen ihres Alters einen hohen Status hat und daher auch bei
Hüpf-, Spring- und Klatschspielen den Ton angab.
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