Patenkindberichte 2008 von Romakindern aus Roşia/Rumänien
Patenkindberichte 2008 von Romakindern aus Roşia/Rumänien
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Sie lebt im Unterdorf mit ihrer Mutter, ihrer älteren Schwester<br />
und deren drei kleinen Kindern sowie ihrem ein Jahr älteren<br />
Bruder Claudio, der auch die Waldorfschule besucht. Juli küm-<br />
mert sich viel um ihre kleinen Nichten. Ich denke, dass sie des-<br />
halb so selten den Unterricht besucht. Ihr Vater ist Schäfer in der<br />
Umgebung <strong>von</strong> <strong>Roşia</strong> und kommt nur selten nach H<strong>aus</strong>e, doch<br />
wenn er da ist, wird er seiner Familie gegenüber handgreiflich.<br />
Die Mutter machte auf mich einen sehr freundlichen Eindruck;<br />
ich möchte aber nicht <strong>aus</strong>schließen, dass auch sie gewalttätig ih-<br />
ren Kindern gegenüber ist. Das H<strong>aus</strong>, in dem die Familie lebt, ist<br />
in einem guten Zustand, relativ sauber und aufgeräumt, wenn-<br />
gleich sehr eng.<br />
Da Juli, wie erwähnt, nur selten in die Schule geht, sei es, weil<br />
sie Baby sitten muss oder keine Lust hat, hat sie große Wissens-<br />
lücken. Ihre Hefte sind im Gegensatz zu denen Anderer fast leer,<br />
und auch im Unterricht tut sie sich schwer, mitzukommen. Sie<br />
ist zwar interessiert und bemüht, aber man merkt schnell, dass<br />
ihr die Grundlagen fehlen. Innerhalb ihrer Klasse wird Juli viel<br />
gehänselt und beschimpft, den genauen Grund dafür konnte ich<br />
nicht her<strong>aus</strong>finden. Freunde hat sie aber trotzdem, in anderen<br />
Klassen und im Unterdorf.<br />
Juli ist ein auffallend liebes Kind, das bei Hinwendung regelrecht<br />
aufblüht. Ich halte sie für einen liebenswerten und besonders<br />
zuwendungsbedürftigen Menschen, und auch wenn ich nicht<br />
glaube, dass sie den Weg <strong>aus</strong> dem Dorf schaffen wird, so wün-<br />
sche ich ihr viel Glück für ihr Leben.<br />
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