+ Rz heft 21
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Zeitgeschichte<br />
„Sport und Pädagogik gingen damals eine<br />
besondere Symbiose ein“<br />
Die JupidentPfadigruppe war zeitweise die größte<br />
Pfadfindergruppe in Österreich.<br />
Franz Lümbacher war jahrzehntelang im<br />
Jupident tätig. Zuerst in der Sport und<br />
Freizeittherapie, schließlich als Direktor,<br />
der mit seinem Netzwerk, seiner Strategie,<br />
Führungskompetenz, viel Herz und Hirn<br />
und ebensoviel Hartnä ckigkeit den Erfolg<br />
der Stiftung mitbe stimmte. Anlässlich des<br />
Schwerpunktes dieses Heftes Rückschau<br />
& Wan del – führten wir ein spannendes<br />
Ge spräch mit ihm. Eigentlich wollte er<br />
wie be reits in der Vergangenheit im Hinter<br />
grund bleiben. Als Schlüsselfigur der<br />
jün geren Geschichte der Stiftung kam er<br />
schließ lich nicht umhin, uns dennoch ein<br />
interes santes Gespräch zu gewähren.<br />
Jupidu: Herr Lümbacher, sie waren<br />
lange Jahre im Jupident tätig und<br />
er leb ten noch die Betreuung der<br />
Schwes tern und trugen den großen<br />
Jupidu Seite 6<br />
Wan del in der Betreuung und Pä dagogik<br />
mit. Wie gestaltete sich dies<br />
damals?<br />
F.L.: Man muss sich vorstellen, dass die<br />
Kin der in den sechziger Jahren nicht hinaus<br />
kon nten. Die Schwestern be tre u ten<br />
die Kleinen aufs Beste, aber sport liche<br />
Ak tivitäten fanden nur sehr ein ge schränkt<br />
statt. Als auch das Land Vo rarl berg darauf<br />
drängte, das Jupident „zu öf fnen“,<br />
wur de ich Ende der sechziger Jah re<br />
für sportliche Aktivitäten ins Haus geholt.<br />
Ich organisierte zahlreiche Ju gendpro<br />
gram me für die Stiftung und folg te<br />
dem Motto: Bewegung ist heilsam und<br />
un terstützend. Außerdem öffnete sich<br />
durch verschiedenste Aktivitäten un se re<br />
Einrichtung auch der Schlinser Dorf gemein<br />
schaft – und umgekehrt.<br />
Franz Lümbacher<br />
– langgedienter<br />
Jupidentmitarbeiter<br />
und Direktor.<br />
Jupidu: Was für ein Angebot entstand<br />
schließlich?<br />
F.L.: Im Laufe der Jahre entstand eine Vielzahl:<br />
Das ging von der Modellbaugruppe<br />
ü ber den Briefmarkenclub, vom Foto club<br />
zur Ski und Langlaufgruppe, es wur den<br />
Fuß ball teams gebildet und Tisch ten nis meister<br />
schaf ten durchgeführt, Tur ner grup pen<br />
ins Leben gerufen und vieles mehr. Die<br />
Schlin ser Kinder und Jugendlichen wurden<br />
schritt weise eingebunden – es entstanden<br />
je nach Aktivität auch gemischte Gruppen,<br />
die sich gegenseitig befruchteten.<br />
Jupidu: Legendär so heißt<br />
es, war auch die Gründung der<br />
Pfadfindergruppe?<br />
F.L.: Ja, wobei diese anfangs nur den Burschen<br />
offenstand. Man kann sich vorstellen,<br />
dass unter der Obhut der Schwestern<br />
strenge Geschlechtertrennung herrschte.<br />
Ich kann mich noch erinnern, dass ich ei ne<br />
Schwester – u.a. zur musikalischen Un terhaltung<br />
der Gruppe – auf ein Sommerlager<br />
als Betreuerin mitnehmen wollte. Der Orden<br />
hat ihr allerdings das Tragen von Knicker<br />
bockern für die Bergwanderungen nicht<br />
genehmigt...<br />
Jupidu: Meines Wissens gab es noch<br />
weitere aufsehenerregende Aktionen?<br />
F.L.: Ja, die Fahrradfahrt mit Kindern, die<br />
vom Bodensee zum Neusiedlersee ging. Wir<br />
haben viele Monate vorher in Sechser gruppen<br />
trainiert und führten die se Fahrt dann<br />
sogar mit einem spas tisch be hin derten<br />
Kind durch. Oder wir or ga ni sier ten ein Lager<br />
in Toulon und Marseille– die Welt wur de auf<br />
einmal sehr groß für die Kin der. Be kannt ist<br />
auch noch der 10.000 Me ter Nacht lauf.<br />
Jupidu: War damals bereits eine<br />
entsprechende Ausrüstung für die<br />
Kinder verfügbar?