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pErspEktivEn - SRH Zentralklinikum Suhl

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<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | mEnschEn<br />

dr. carsten boltze hat an der martin-luther-universität halle-<br />

Wittenberg humanmedizin studiert und darin promoviert. seine<br />

facharztausbildung zum pathologen machte er an den universitäten<br />

magdeburg und rostock. zusätzlich absolvierte er die<br />

Weiterbildung in molekularpathologie. für seine forschungen<br />

wurde er mehrfach ausgezeichnet. am 1. mai 2006 trat er als<br />

damals jüngster chefarzt die stelle am srh Wald-klinikum gera<br />

an. im mai 2009 wurde er zum landesvorsitzenden der thüringer<br />

pathologen gewählt. für 2010 ist die Ernennung zum außerplanmäßigen<br />

professor an der universität rostock bestätigt.<br />

bekomme, das mich diagnostisch weiterbringt.“ Meist bleibt<br />

der Pathologe jedoch im Hintergrund – auch wenn er sich ab<br />

und zu einen Patienten anschaut oder sich einmal pro Woche<br />

mit seinen klinischen Kollegen zur Therapiebesprechung im<br />

<strong>SRH</strong> Wald-Klinikum trifft.<br />

Seine wichtigsten Arbeitsgeräte sind daher sein Mikroskop,<br />

sein Wissen und sein Gedächtnis. „Als Pathologe muss<br />

ich mich in jedem Fachgebiet auskennen und in der Lage<br />

sein, Wissen schnell abzurufen. Immerhin gibt es unter anderem<br />

etwa 3.000 verschiedene Tumoren, jeder dritte ist bösartig.<br />

Und regelmäßig kommen neue Krankheitsbilder hinzu“,<br />

betont er. Ebenso wichtig sei aber auch, dass er seine Grenzen<br />

kenne. „Weiß ich tatsächlich einmal nicht weiter, ziehe<br />

ich zum Beispiel externe Kollegen zurate – zum Wohl der<br />

Patienten. Jeder Fehler könnte fatale Folgen für sie haben.“<br />

Obduktionen gehören längst nicht mehr zur Hauptaufgabe<br />

eines Pathologen. Ihr Anteil sank in den vergangenen 20<br />

Jahren im <strong>SRH</strong> Wald-Klinikum von etwa 1.000 auf rund 50<br />

pro Jahr. Noch in der DDR wurde jeder, der im Krankenhaus<br />

starb, obduziert. Heute müssen die Angehörigen einer Sektion<br />

zustimmen. Nur Staatsanwaltschaft oder Berufsgenossenschaften<br />

können sich darüber hinwegsetzen. „Dennoch bin<br />

ich für die meisten Leute immer noch der, der Leichen ausei-<br />

12 srh Magazin<br />

nanderschneidet“, erzählt Boltze. „Das liegt zum Teil sicherlich<br />

an TV-Serien. In den USA etwa haben Gerichtsmediziner<br />

und Pathologen die gleiche, bei uns hingegen völlig verschiedene<br />

Facharztausbildungen.“<br />

14:35 uhr – Nachdem Boltze mit den Assistenzärzten deren<br />

Befunde überprüft hat, erledigt er noch rasch die letzten<br />

Diktate. Dann wird er unterbrochen: Oberärztin Dr. med.<br />

Petra Lorenz hat einen bösartigen Tumor diagnostiziert. Da<br />

ein Krebsbefund stets von einem Kollegen bestätigt werden<br />

muss, nimmt auch Boltze das Gewebe unter die Lupe.<br />

„Dank der molekularen Pathologie sind wir heute in der<br />

Lage, den Entstehungsmechanismus und Verlauf von Krankheiten<br />

präziser zu verfolgen“, erklärt er. Mit ihren modernen<br />

Geräten können die Pathologen des <strong>SRH</strong> Wald-Klinikums<br />

manche Gene, Eiweiße oder Viren sowie die dazugehörigen<br />

Erkrankungen sogar auf molekularer Ebene nachweisen. Dazu<br />

schleusen sie spezielle Antikörper oder künstlich hergestellte<br />

Sonden, an denen ein Farbmolekül hängt, in das thermisch<br />

oder mit Enzymen vorbehandelte Gewebe ein. Finden<br />

sie unter dem Mikroskop den Farbstoff wieder, heißt das,<br />

dass Antikörper oder Sonde das passende Gen oder Eiweiß<br />

gefunden und daran angedockt haben. „Dadurch, dass wir<br />

inzwischen die Gensequenzen mancher Tumoren kennen,<br />

können wir beurteilen, wie sie ‚ticken‘. So wissen wir zum<br />

Beispiel, ob eine Chemotherapie bei einer Tumorart wirkt,<br />

können individueller therapieren – und den Patienten damit<br />

Nebenwirkungen ersparen.“<br />

dr. carsTen boLTZe<br />

„ich arbeiTe Gerne, Gerade<br />

weiL ich weiss, dass ich Menschen<br />

daMiT heLfe.“<br />

16:40 uhr – Alle Apparate sind bestückt, alle Befunde geschrieben.<br />

Boltze verlässt die Pathologie und fährt in seine<br />

private Praxis. Gemeinsam mit seiner Frau, die die Praxis managt,<br />

wird er dort noch einige Stunden arbeiten. Dass seine<br />

Arbeitstage so lang sind, stört den Arzt nicht. Natürlich sei<br />

seine Arbeit teilweise belastend. „Meine Kollegen und ich<br />

sind ja keine Roboter. Ich versuche daher, jeden Tag intensiv<br />

zu leben, mich zu Hause zu entspannen“, sagt er. „Dennoch<br />

habe ich mich bewusst für die Pathologie entschieden, weil<br />

sie alle medizinischen Disziplinen einschließt. Und ich arbeite<br />

gerne, gerade weil ich weiß, dass ich Menschen damit helfe.“<br />

GabrieLe jörG

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