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pErspEktivEn 1/2010 | mEnschEn bad WimpfEn ist EinE rEisE WErt wohLfühL-projekT für deMenZkranke und parTner familienangehörige sind mit der betreuung ihrer dementen partner oder Eltern meist überfordert. bislang werden kaum Erholungsangebote für beide, betreuende und kranke, angeboten. das srh gesundheitszentrum bad Wimpfen und die seniorendienste bad Wimpfen haben nun ein einmaliges projekt ins leben gerufen. neben einer sehenswerten altstadt hat bad Wimpfen auch im pflegebereich einiges zu bieten. 16 srh Magazin Wie unsere körperliche nimmt mit zunehmendem Alter auch unsere geistige Leistungsfähigkeit ab. Bei Menschen mit Demenz ist dieser Verfall beschleunigt. Da sich das Erkrankungsrisiko im Alter erhöht – ab dem 80. Lebensjahr ist jeder Dritte betroffen – und der Anteil älterer Mitbürger in unserer Gesellschaft stetig steigt, nimmt die Zahl der Betroffenen
kontinuierlich zu. In Deutschland leiden rund 1,2 Millionen Menschen an einer Demenz, weltweit sind es rund 35 Millionen. Das sind rund zehn Prozent mehr, als Wissenschaftler noch vor einigen Jahren prognostizierten. Hochrechnungen zufolge kommt alle sieben Sekunden ein neuer Patient hinzu. Die Begriffe Demenz und Alzheimerkrankheit sind medizinisch unterschiedlich definiert. Demenz ist der Oberbegriff für Krankheitsbilder, die mit einem Verlust des Denk-, Erinnerungs- und Orientierungsvermögens einhergehen, sodass die Betroffenen ihr Leben nicht mehr selbstständig bewältigen können. Die Alzheimerkrankheit ist die häufigste Erscheinungsform, rund 60 Prozent aller Menschen mit Demenz sind davon betroffen. „Allein im Landkreis Heilbronn leben Schätzungen von Behörden zufolge heute mehr als 4.000 Betroffene. Wir haben auf diese Entwicklung reagiert und bereits im Jahr 2006 in Bad Wimpfen ein neues Gebäude errichtet. Dort wohnen insgesamt 24 Menschen mit Demenz in zwei Wohngruppen“, berichtet Uwe Reiner, Geschäftsführer der Seniorendienste Bad Wimpfen. Die Einrichtung gilt als Vorzeigeprojekt. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen international renommierten Preis gewonnen: Die Stuttgarter Demenz Support GmbH und die ihr angegliederte Gradmann-Stiftung, die den Preis ausloben, bescheinigen dem baulichen Konzept eine vorbildliche Milieugestaltung für Menschen mit Demenz. angebote werden zu selten genutzt Solche Angebote werden von betreuenden Angehörigen noch selten genutzt. Die Mehrzahl möchte Pflege und Versorgung selbst organisieren. So werden rund 70 Prozent der Pflegebedürftigen nach wie vor zu Hause versorgt. Diese Rundumbetreuung ist für die Familienangehörigen jedoch extrem belastend. Sie sind mit zunehmenden Orientierungsschwierigkeiten des betroffenen Angehörigen konfrontiert, dessen ständiger Unruhe, seinen Ängsten und seiner Aggressivität. Meist heißt es dann: Abschied nehmen von der eigenen Lebensplanung. Als bedrückend wird auch die zunehmende soziale Isolation empfunden. Da Nachbarn und Freunde mit den demenztypischen Verhaltensweisen nur schwer umgehen können, ziehen sich die Pflegenden zusehends zurück. Nicht selten endet eine solch extreme Belastung mit Krankheit und Zusammenbruch der Betreuenden. Das weiß Gabriela Zander-Schneider, Gründerin der bundesweit tätigen Alzheimer Selbsthilfe e.V. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch mit dem Titel „Sind Sie meine Tochter? Leben mit meiner alzheimerkranken Mutter“ festgehalten. Seit mehr als zehn Jahren betreut sie ihre demenzkranke Mutter und wäre daran fast zerbrochen: „Ich war am Ende mit meinen Kräften. Holen Sie sich unbedingt Hilfe von außen“, appelliert sie an Hilfe suchende Angehörige. Doch viele wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen. Wieder andere tun sich damit extrem schwer. Sie entwickeln Schuldgefühle, wenn sie ihren Partner, den Vater oder die Mutter für längere Zeit dem Personal einer Pflegeeinrichtung überlassen. Viele schauen sich daher die Angebote erst gar nicht an. „Andererseits wollen manche auch einfach in der Nähe ihres Partners sein. Deshalb haben wir nach einer Lösung gesucht, die Partner und Patient gleichermaßen zugute kommt“, erläutert Reiner. Mit dem SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen hat er sich daher einen kompetenten Partner ins Boot geholt. Das Projekt „Reisen mit Demenz“ bietet sowohl dem Betroffenen als auch dem betreuenden Angehörigen einen erholsamen Aufenthalt im sehenswerten Bad Wimpfen. „Während der an Demenz Erkrankte stundenweise, tagsüber oder auch nachts betreut wird, können die Partner den Aufenthalt bei einer medizinisch-therapeutischen Massage oder einer Badekur im Gesundheitszentrum genießen. Wir stehen auch in engem Kontakt mit Verantwortlichen der Stadt, um bei Bedarf Ausflüge und Veranstaltungen zu vermitteln“, erklärt Gerda Maisenhälder, die am SRH Gesundheitszentrum für Marketing und Gästebetreuung zuständig ist. Ein schlechtes Gewissen muss niemand haben, denn die Gäste sind bestens versorgt. Da Menschen mit Demenz unterschiedlichste Bedürfnisse haben, genießt ein breites Angebot oberste Priorität. Dazu zählen beispielsweise gemeinsames Kochen und Backen, Basteln und andere Handarbeiten, Singen, Gesellschaftsspiele, Kegelnachmittage und vieles mehr. „Unsere Gäste sollen sich wohlfühlen. Wir sind davon überzeugt, dass die zwischenmenschliche Beziehung das beste Medikament ist für Menschen, die an Demenz erkrankt sind“, sagt Karla Frank von der Beratungsstelle der Seniorendienste. GeorG haiber ansprechpartner: Gerda Maisenhälder, srh Gesundheitszentrum bad wimpfen Telefon: (0 70 63) 52 21 07 gerda.maisenhaelder@gbw.srh.de karla frank, seniorendienste bad wimpfen Telefon: (0 70 63) 99 00 ibV@seniorendienste-badwimpfen.de internettipps: www.alzheimer-selbsthilfe.de www.deutsche-alzheimer.de www.seniorendienste-badwimpfen.de www.gesundheitszentrum-badwimpfen.de mEnschEn | pErspEktivEn 1/2010 buchtipp: Gabriela Zander-schneider: „sind sie meine tochter? Leben mit meiner alzheimerkranken Mutter“ srh Magazin 17
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