pErspEktivEn - SRH Zentralklinikum Suhl
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<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | WissEnschaft<br />
schmErzstillEndE strahlEr<br />
radiopharMaka können krebsLeiden Lindern<br />
die nuklearmedizin hat diagnostik und therapie von<br />
stoffwechsel- und krebserkrankungen in den vergangenen<br />
Jahrzehnten wesentlich verbessert. ihre möglichkeiten<br />
beim bekämpfen von schmerzen werden aber noch zu selten<br />
genutzt, sagt dr. Wolfgang mecklenbeck, chefarzt der<br />
klinik für nuklearmedizin am srh zentralklinikum suhl.<br />
Krebs ist nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste<br />
Todesursache in Deutschland. Jeder Vierte, der im<br />
Jahr 2008 gestorben ist, erlag laut Statistischem Bundesamt<br />
einem Krebsleiden. Zu den häufigsten Krebsarten zählen<br />
Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern. „Etwa<br />
60 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs und 25 Prozent<br />
der Patienten mit Prostatakrebs entwickeln im Laufe der<br />
Krankheit Knochenmetastasen“, schätzt Mecklenbeck. Die<br />
Folge sind oft heftige Schmerzen. Sie treten auf, wenn die<br />
Metastasen die Knochenhaut reizen. Bei einzelnen lokalisierten<br />
Schmerzherden können eine örtliche externe Bestrahlung<br />
oder auch operative Maßnahmen helfen. Bei mehreren<br />
Schmerzherden muss eine systemische Behandlung erfolgen.<br />
Die meisten Patientinnen und Patienten erhalten deshalb<br />
schmerzstillende Morphine, deren Nebenwirkungen allerdings<br />
oft unangenehm sind. So leiden die Betroffenen unter<br />
Übelkeit und chronischer Verstopfung. Die Lebensqualität ist<br />
dadurch erheblich eingeschränkt.<br />
6 srh Magazin<br />
„Eine Alternative bietet die sogenannte Radionuklidtherapie,<br />
zum Beispiel mit Samarium. Das ist eine nuklearmedizinische<br />
Methode, die bislang noch zu selten genutzt wird“, meint<br />
Mecklenbeck. In der Nuklearmedizin wird eine radioaktiv<br />
markierte Substanz in den Körper geschleust – entweder in<br />
Form von Kapseln oder über Injektionen. Die radio aktiven<br />
Atome sind in Moleküle eingebaut, die aktiv am Stoffwechsel<br />
beteiligt sind. Deren Eigenschaften verändern sich dadurch in<br />
keiner Weise. So können die strahlenden Teilchen unbemerkt<br />
bis an den Zielort – in eine Zelle oder ins Zellgewebe – gelangen<br />
und beispielsweise Tumorzellen zerstören. Wie lange die<br />
Substanz im Körper bleiben soll, ist über die Wahl des Trägermoleküls<br />
steuerbar.<br />
Gezielt gegen den Tumor<br />
Bei Samarium etwa dienen Bisphosphonate als Trägermolekül.<br />
Dieses Molekül schleppt das strahlende Samarium direkt an<br />
den Wirkort, in diesem Falle in das befallene Knochengewebe.<br />
Dort bestrahlen die Samarium-Moleküle hauptsächlich den<br />
Tumor und schädigen aufgrund der geringen Reichweite das<br />
umliegende gesunde Gewebe kaum. Die Metastasen bilden<br />
sich zurück, verschwinden aber meist nicht. Durch die Rückbildung<br />
wird die Knochenhaut entlastet, die Schmerzen lassen<br />
nach oder werden phasenweise auch gar nicht mehr wahrgenommen.<br />
Die Wirkung der Samarium-Therapie kann bis zu<br />
vier Monate und länger vorhalten. Das ist wesentlich länger<br />
als bei den alternativ eingesetzten Medikamenten. „Ich kenne<br />
Pa tienten, die mit Knochenmetastasen mehrere Jahre gelebt<br />
haben. Daher ist es entscheidend, die Lebensqualität weitestgehend<br />
zu erhalten“, erklärt Mecklenbeck.<br />
Das Medikament wird in Tausendstel-Milligramm- Mengen<br />
injiziert, und der Patient kann die Klinik gleich wieder<br />
ver lassen. Unmittelbar nach der Verabreichung nehmen die<br />
Schmerzen kurzfristig zu, klingen danach aber kontinuierlich<br />
ab. Durch die Bestrahlung kann das Knochenmark kurzfristig<br />
geschädigt werden. Die Beeinträchtigung ist aber gering ausgeprägt<br />
und nach wenigen Wochen wieder verschwunden.<br />
Gründliche diagnose erforderlich<br />
Eine Anwendung der Samarium-Therapie setzt eine gründliche<br />
Diagnose voraus. Auch dabei sind die Ärzte auf<br />
Radio pharmaka angewiesen. Mithilfe markierter Polyphos-<br />
dr. Wolfgang mecklenbeck studiert ein szintigramm. die dunklen<br />
bereiche zeigen eine erhöhte aufnahme von samarium in den von<br />
metastasen betroffenen knochen an.