pErspEktivEn - SRH Zentralklinikum Suhl
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PeRSPektIven 1/2010 | eInblIck <strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl<br />
Dem tAbu eIn enDe beReIten<br />
An diesem urodynamischen messplatz wird der blasendruck gemessen.<br />
bei der Diagnose Harninkontinenz arbeiten viele Fachbereiche<br />
am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> eng zusammen. mit individuellen<br />
behandlungskonzepten möchte das team eine erfolgreiche<br />
therapie bei beckenboden, blasen und kontinenzproblemen<br />
erzielen – und so vielen Patientinnen helfen.<br />
Der unfreiwillige Urinabgang – auch bekannt als Harninkontinenz<br />
– ist ein verbreitetes Leiden bei Frauen in Deutschland.<br />
Schätzungsweise jede dritte Frau im Wartezimmer einer gynäkologischen<br />
Praxis ist davon betroffen. In Deutschland werden<br />
inzwischen mehr Inkontinenzvorlagen produziert als Windeln<br />
für Kinder. Und mit dem steigenden Durchschnittsalter der<br />
Bevölkerung werden immer mehr Frauen dieses Problem<br />
kennenlernen. Die physische und psychische Lebensqualität<br />
wird erheblich eingeschränkt und kann ein Grund für Depressionen,<br />
soziale Isolation und Partnerschaftsprobleme sein.<br />
ein gesellschaftliches Problem<br />
Dr. med. Thomas Hagemeier, Facharzt für Frauenheilkunde<br />
und Geburtsmedizin im Medizinischen Versorgungszentrum<br />
<strong>Suhl</strong> (MVZ) und Leiter der Abteilung für Kontinenz und Beckenbodenchirurgie,<br />
möchte für mehr Aufklärung unter den<br />
Betroffenen sorgen. Denn die Bedeutung der Harninkontinenz<br />
als gesellschaftliches Problem ist noch nicht im vollen<br />
Umfang anerkannt. Das liegt zum einen am Schamgefühl der<br />
Patientinnen, zum anderen an der nicht immer ausreichenden<br />
fachlichen Vorbereitung des behandelnden Arztes.<br />
In den letzten Jahren sei jedoch eine Tendenz zu erkennen,<br />
dass die Problematik mehr in das öffentliche Bewusstsein<br />
Iv <strong>SRH</strong> Magazin<br />
HaRninkontinenZ bei fRauen<br />
tritt, sagt Hagemeier, insbesondere auch, weil viele Frauen zunehmend<br />
ein bewusstes, eigenes Körperbild entwickelten und<br />
eine Inkontinenz nicht mehr einfach als gegeben hinnähmen.<br />
Die häufigsten Formen der Harninkontinzenz sind die<br />
Belastungs- und Dranginkontinenz. Erstere ist charakterisiert<br />
durch unwillkürlichen Urinverlust bei körperlicher Anstrengung<br />
ohne Harndrang. Bei der zweiten Art hingegen ist der<br />
Urinverlust mit einem plötzlichen Harndrangempfinden kombiniert.<br />
Verschiedene Ursachen können eine Inkontinenz<br />
auslösen. Dazu gehören beispielsweise zunehmendes Alter,<br />
Schwangerschaften, Veränderungen des Gewebes in der<br />
Menopause, Übergewicht, Asthma bronchiale, Störungen der<br />
Blase nach Operationen, neurologische Erkrankungen, aber<br />
auch Krankheiten wie Diabetes, die zu einer Veränderung der<br />
Gefäßversorgung der Blase führen können, sowie psychosomatische<br />
Faktoren.<br />
fachübergreifende therapie ist nötig<br />
Basisuntersuchungen zur Diagnose der Harninkontinenz können<br />
von jedem Hausarzt, Internisten und Gynäkologen durchgeführt<br />
werden. Dazu zählen gynäkologisch-neurologische<br />
Untersuchungen, Urinuntersuchungen, spezielle Tests unter<br />
Berücksichtigung der gesundheitlichen Vorgeschichte der<br />
Patientin. Eine erweiterte Diagnostik wird nötig, wenn mit<br />
diesen Methoden keine zufriedenstellende Therapie erfolgen<br />
kann. Dann können urodynamische Untersuchungen (Blasendruckmessung),<br />
Perinealsonographie und Zystoskopie zum<br />
Einsatz kommen. Dranginkontinenz wird mit konservativen<br />
und medikamentösen Maßnahmen therapiert. Die Regulierung<br />
der Flüssigkeitsaufnahme und das Blasentraining sind<br />
nur zwei Möglichkeiten zur Behandlung. Konservative Methoden<br />
wie Gewichtsreduktion, Physiotherapie (Beckenbodenübungen),<br />
Einsatz von Pessaren und Tampons stehen bei der<br />
Belastungsinkontinenz im Regelfall vor der operativen Therapie.<br />
Jedoch muss dies grundsätzlich mit den Wünschen der<br />
Patientin abgestimmt werden. Neue Band-Techniken mit hoher<br />
Erfolgsrate wurden am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> etabliert.<br />
Dr. Hagemeier operierte schon erfolgreich Patientinnen<br />
im Alter von 81 beziehungsweise 86 Jahren. Mit der Operation<br />
ging für beide ein langer Leidensweg zu Ende. Seit diesem<br />
Jahr besteht zudem die Möglichkeit, Harninkontinenz mit Botoxinjektionen<br />
behandeln zu lassen.<br />
Durch die demographische Veränderung unserer Gesellschaft<br />
werden alle Bereiche der Medizin zunehmend mit dem<br />
Problem Harninkontinenz konfrontiert werden. Eine erfolgreiche<br />
Behandlung der Patientinnen kann jedoch nur interdisziplinär<br />
erfolgen. In Zentren wie dem Beckenbodenzentrum<br />
am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> trägt die Zusammenarbeit zwischen<br />
Gynäkologen, Urologen, Chirurgen, Internisten bereits<br />
Früchte. Doch auch Kooperationen mit den Fach- und Hausärzten<br />
helfen, Harninkontinenz effektiv und individualisiert<br />
im Interesse der Frauen zu behandeln.